Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Kritik an türkischen Medien – von Milli Görüs

 

In der Monatszeitschrift der IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüs) – siehe Seite 36 ff. – übt Ekrem Senol heftige Kritik an der Berichterstattung der türkischen Medien über den Brand von Ludwigshafen:
Die türkischen Medien, so Senol „mutmaßten über die Ursachen wie ein Wahrsager auf dem Jahrmarkt“. Er spricht von einer „Kampagne“, die mit den Aussagen der beiden Mädchen, sie hätten einen Mann gesehen, der den Brand gelegt habe, begann: „Türkische Nachrichtensendungen zeigten Bilder vom Brand in endlosen Wiederholungsschleifen. Auch Geschmackloses flimmerte ab und zu über die Bildschirme. So wurde beispielsweise mitten auf die deutsche Flagge das Hakenkreuz platziert oder der Moderator sprach über ‚die Deutschen‘, wenn er die möglichen Täter meinte.“
Senol vergleicht die Berichterstattung der türkischen Medien mit den Berichten „über Zwangsehen und Ehrenmorde“ in deutschen Blättern, die „genauso falsch, unsachlich, übertrieben und vorurteilsbehaftet“ gewesen sei. Darüber habe man sich „zu Recht“ erregt. Jetzt müsse man sich über die türkischen Medien aufregen. Denn: Selbst wenn es einen fremdenfeindlichen Hintergrund gegeben hätte – den die Staatsanwaltschaft doch nahezu ausschließe – wären es nicht „die Deutschen“ gewesen.

Ich finde das einen erstaunlichen und wohltuenden Ton in der Debatte. Nur bin ich nicht einverstanden mit der Gleichsetzung der Zwangsehen- und Ehrenmord-Thematik mit dem Fall Ludwigshafen.
Das Thema läßt sich so leicht nicht erledigen. Es ist auch nicht von Außen auf die Türken projiziert worden, sondern von türkischen Feministinnen aufgebracht worden.
Aber trotzdem: Es ist gut, wenn eine solche Debatte über die türkischen Medien unter Deutschtürken beginnt. Wer hätte gedacht, daß ausgerechnet Milli Görüs vorangeht?