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Obama – befreundet mit einem Terroristen?

 

Sarah Palin hat am Wochenende einen Vorgeschmack auf die härteren Tage gegeben, die im amerikanischen Wahlkampf bevorstehen – zumal seit das republikanische Ticket in den Umfragen weiter zurückfällt.

Sie warf Barack Obama vor,  er pflege „kumpelhafte Beziehungen zu Terroristen“ (palling around with terrorists).

Der Vorwurf geht zurück auf eine Geschichte der New York Times, in der Obamas Beziehung zu Bill Ayers rekonstruiert wird, einem der Gründer der marxistisch-terroristischen „Weatherman“-Gruppe. Ich muss hier die von der Times referierten Fakten nicht rekapitulieren. Nur soviel:

„Mr. Obama, 47, has played down his contacts with Mr. Ayers, 63. But the two men do not appear to have been close. Nor has Mr. Obama ever expressed sympathy for the radical views and actions of Mr. Ayers, whom he has called “somebody who engaged in detestable acts 40 years ago, when I was 8.”

Ich kann in Obamas Kontakten zu Ayers wenig Problematisches finden. Allerdings stehe ich ziemlich fassungslos vor der Tatsache, dass ein politischer Irrer wie Ayers es in Chicago zum „Distinguished Professor“ für Erziehungswissenschaften (!) gebracht hat. Wäre es angesichts seiner radikalen Opposition gegen das „Schweinesystem“ anno ’68ff. nicht angemessen gewesen, eine gewisse Schamdistanz zu eben jenem System zu halten, statt dann mirnichtsdirnichts ins Establishment aufzusteigen? Ekelhaft, sowas.

Und hier liegt auch ein Problem für den demokratischen Kandidaten: Von solchen Kreisen sollte man aus Gründen politischer Hygiene grundsätzlich Distanz halten. Wer einst im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte für Terror als politisches Mittel gestanden hat und bis heute ein ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt hat, gehört in die politische Isolation.

Obama hat sich allerdings in deutlichen Worten von den „widerwärtigen Akten“ distanziert, für die Ayers gestanden hat. Und es gibt keine Indizien, dass er je für den Radikalismus des „Weather Ungergrounds“ irgendwelche Sympathien gehabt hat (die ja ohnehin retrospektiv gewesen wären, des Alters wegen). Die Times zitiert in dem Artikel Obamas Kompagnon bei der Harvard Law Review, einen späteren Bush-Mitarbeiter: Obama war ein pramatischer Linker, der den Radikalen eher ein Dorn im Auge war.

Die McCain-Palin-Kampagne braucht dringend Stoff, um die Basis zu begeistern, die wegen der schlechten Wirtschaftslage von der Fahne geht.

Es wird deutlich, dass die Dame hier in die Offensive geht, nicht der alte Soldat. Dem Ehrenmann McCain selber liegt dergleichen nämlich überhaupt nicht.

McCain ist ein Mann, der zuviel erlebt hat, um sich auf die Fiesigkeiten eines solchen Wahlkampfs einzulassen. (Jedenfalls bisher.)

John McCain hatte übrigens selbst einen radikalen Freund: David Ifshin, einen der Studentenführer, die seinerzeit gegen den Vietnamkrieg demonstriert haben. Ifshin kam nach Nordvietnam, als McCain dort einsaß, um Amerikas Krieg öffentlich zu denunzieren. Solche Reisen nach Hanoi wurden damals als Hochverrat angesehen. Doch McCain hat Ishin später eine rührende Rede gewidmet, in der er versuchte, die Wunden zu heilen, die der Vietnam-Krieg gerissen hatte. Am 16. Mai 2007 sprach McCain vor Studenten der Columbia Universität über David Ifshin:

„I had a friend once, who, a long time ago, in the passions and resentments of a tumultuous era in our history, I might have considered my enemy,“ Mr. McCain said. „He had come once to the capitol of the country that held me prisoner, that deprived me and my dearest friends of our most basic rights, and that murdered some of us. He came to that place to denounce our country’s involvement in the war that had led us there. His speech was broadcast into our cells. I thought it a grievous wrong and I still do.“

„When he returned to his country he became prominent in Democratic Party politics,“ the senator said. „He still criticized his government when he thought it wrong, but he never again lost sight of all that unites us. We met some years later. He approached me and asked to apologize for the mistake he believed he had made as a young man. Many years had passed since then, and I bore little animosity for anyone because of what they had done or not done during the Vietnam War. It was an easy thing to accept such a generous act, and we moved beyond our old grievance,“ Mr. McCain said.

„We worked together in an organization dedicated to promoting human rights in the country where he and I had once come for different reasons. I came to admire him for his generosity, his passion for his ideals, for the largeness of his heart, and I realized he had not been my enemy, but my countryman . . . my countryman …and later my friend. His friendship honored me. We disagreed over much. Our politics were often opposed, and we argued those disagreements. But we worked together for our shared ideals,“ the senator said.

Große Sätze. McCain hat Ifhsin geschätzt, weil jener  eine radikale Revision seines Denkens vorgenommen hatte (anders als Ayers).

Unwahrscheinlich, daß wir diesen McCain, der im politischen Gegner den respeltablen Menschen sieht, in der nächsten Zeit hören werden.

Er wird vielleicht schweigen und Sarah Palin das Feld überlassen.

Sie hat offenbar weniger Skrupel als er, persönlich zu werden.