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Interview mit drei neuen Teilnehmerinnen aus der Islamkonferenz

 

Zusammen mit meinem Kollegen Martin Spiewak habe ich drei neue Teilnehmerinnen der Deutschen Islamkonferenz interviewt. Die Islamkonferenz wird am kommenden Montag in die zweite Runde gehen.
Hier ein Auszug (das ganze Gespräch heute im Feuilleton der gedruckten Ausgabe):

ZEIT: Sind Muslime schnell beleidigt?
Hamideh Mohagheghi: Ja!
Sineb El Masrar: (nickt) Manchmal ja.
Armina Omerika: Wir Muslime glauben uns immer rechtfertigen zu müssen. Doch statt berechtigte Kritik zu diskutieren oder auch mit inhaltlichen Debatten auf unberechtigte Kritiken zu antworten, wird sie oft pauschal abgewehrt mit dem Argument, das habe alles nichts mit dem Islam zu tun. Egal, ob es sich um Gewalt handelt oder um Zwangsheiraten. Gleichzeitig idealisiert man die eigene Re­li­gion und verklärt die Geschichte. Da heißt es dann: Wie harmonisch lebten doch damals alle Religionen in Andalusien unter muslimischer Herrschaft zusammen. Oder man beschwört die islamische Wissenschaft des Mittelalters. Dabei sollte man sich fragen, warum die islamischen Länder heute wissenschaftlich keine Rolle spielen.
Mohagheghi: Uns fehlt eine Debattenkultur …
Omerika: … auch ein bisschen mehr Humor und Selbstironie würden uns gut tun.
Mohagheghi: Stimmt. Aber wo sollen die Muslime das alles gelernt haben? Die meisten Migranten hier sind gutherzige und gläubige Menschen, aber über ihren Glauben haben sie nie viel nachgedacht. Plötzlich müssen sie sich zu politischer Gewalt äußern oder theologische Fragen beantworten. Da muss man sich nicht wundern, dass da oft haarsträubende Antworten kommen.
Omerika: Ich bemerke auch eine große Angst vor der Vielfalt. Dabei machen die verschiedenen nationalen, kulturellen und konfessionellen Strömungen den Islam gerade aus, auch in Deutschland.