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Begegnung bei einer Islam-Konferenz

 

Ich bin in keiner Position, die Tagung des Wissenschaftsrats über „Islamische Theologie in Deutschland“ zu bewerten – weil ich selbst daran als Moderator teilgenommen habe. Nur eine Anmerkung für die (Islam)Kritiker, die dort auftauchten.

Ein Herr von „Pax Europa“ machte zum Beispiel seine Aufwartung. Mina Ahadi von den Ex-Muslimen hielt eine etwa 10minütige Rede – nach Absprache mit den Veranstaltern. Es wurde wieder einmal vor der Islamisierung gewarnt. Auch einige Grüne haben sich (ziemlich ahnungslos) in dieser Richtung geäußert. Natürlich ohne einen einzigen Beitrag zur Kenntnis zu nehmen oder sich ernsthaft mit dem Paper des Wissenschaftstrats auseinanderzusetzen.

Ich hatte viele interessante Begegnungen – zum Beispiel mit der Rektorin der Hebrew University in Jerusalem, Professorin Sarah Stroumsa. Sie ist Arabistin (und Judaistin) und Expertin für die „Freidenker des mittelalterlichen Islams“. Frau Stroumsa hatte vieles Kritische zu den Plänen des Wissenschaftsrats zu sagen. Sie ist eine große Bewunderin der deutschen Orientalistik und Islamwissenschaft und möchte nicht, dass akademische Freiheit durch eine Theologisierung dieser Fächer eingeschränkt wird.  (Warum dies nicht zu befürchten ist, werde ich ein andermal darlegen.)

Aber: In der Pause sagte sie mir, eine Konferenz wie diese, mit vielen muslimischen Teilnehmern, sei für sie eine großartige Gelegenheit zum Austausch, wie sie in Israel einfach nicht möglich sei. Sie könne eben auch nicht zum Beispiel nach Indonesien reisen, ja unterdessen nicht einmal mehr nach Marokko oder in  die Türkei, um sich mit muslimischen Kollegen auszutauschen. So etwas geht nur in Europa, wie etwa bei dieser Tagung des Wissenschaftsrats. Frau Stroumsa konnte in Köln Amin Abdullah hören, den Rektor der staatlich-islamischen Universität von Yogyakarta, Indonesien – einen Vertreter des sufistischen Islams, der für eine radikale Vieldeutigkeit der islamischen Tradition streitet, und gegen die Fundamentalisten, die auch in Indonesien (Aceh) Fuß gefasst haben.

Unsere selbst ernannten „Islamkritiker“ kriegen so etwas gar nicht mehr mit. Es interessiert sie auch gar nicht. Sie wissen doch schon alles über „den Islam“, „die Muslime“ und „die Islamisierung“. Sie geben mit dieser stolzen Borniertheit den Begriff der Kritik  der Lächerlichkeit preis.