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Film: Zauberei auf dem Fußballplatz

 

© Filmszene

Unser Film der Woche: Jimmy ist nur Ersatzspieler seiner Mannschaft – bis er uralte und sehr besondere Schuhe bekommt

Von Henning Sußebach

Manchmal will einfach gar nichts klappen. So ist das auch bei Jimmy Grimble. Jimmy ist 15 Jahre alt, hat Segelohren und steckt in den Wirren der Pubertät. Er liegt oft auf seinem Bett und grübelt. Er hat Angst, auf die Ritzen im Bürgersteig zu treten. Und er ist auch noch der Kleinste in seiner Klasse. Die anderen Jungen rauchen schon und küssen Mädchen – und wenn sie nicht rauchen oder küssen, verprügeln sie Jimmy.
Doch das ist längst nicht alles: Es ist nicht schön, wo Jimmy wohnt. Das Wetter ist schlecht. Und seine Mutter hat wenig Zeit für ihn, weil sie sich lieber um ihre wechselnden Freunde als um ihren Sohn kümmert. Aus traurigen, fast ein wenig erschrockenen Augen schaut Jimmy ins Leben – und den Mädchen hinterher.
Es gibt einen klugen Satz, den ein Fußballspieler einmal zu so viel Mist gesagt hat: „Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“

Ein erfolgreicher Fußballspieler sein … das ist Jimmys großer Traum. Immer trägt er seinen Lederball mit sich herum; er gehört zu ihm wie ein Körperteil. Und Jimmy spielt gar nicht schlecht. Er kann dribbeln und schießen wie ein Weltmeister – aber nur, wenn keiner zuguckt, verborgen auf dem Hinterhof. Wenn nur die stummen Mülltonnen seine Gegner sind.
In der Schulmannschaft ist Jimmy bloß Ersatzspieler. Da sind die Sitten roh, die Sprache rau. Jimmy sammelt keinen Ruhm dort, sondern nur blaue Flecken. Nie bekommt er einen Ball ab, und wenn doch, tritt er vor Aufregung daneben. So kommt es, dass Jimmy bald selber glaubt, was alle sagen: „Ich bin eine Null.“
Das alles ist sehr traurig. Und niemand merkt, wie Jimmy leidet und dass er langsam den Mut verliert. Nicht einmal seine Mutter. Nur einer alten Nachbarin fällt auf, wie unglücklich der Junge ist. Jimmy hat zunächst Angst vor der Frau, weil sie mit ihrer runzeligen Haut und ihren langen grauen Haaren aussieht wie eine Hexe. Doch dann schenkt sie dem Jungen ein Paar alter Fußballschuhe. Ganz verstaubt. Ganz zerknautscht. Und ganz vielleicht verzaubert.
Als Jimmy beim nächsten Spiel der Schulmannschaft zur Halbzeit eingewechselt wird (natürlich nur, weil sich der beste Mann verletzt hat), rollt schon ein Angriff auf ihn zu. So viele große Gegenspieler, stark und schnell. Wie eine Armee stürmen sie heran, vorneweg der Ball. Jimmy schließt vor Angst die Augen und tritt zu. Der Ball fliegt hoch und höher und weit und weiter … bis ins Tor. Zufall oder Zauberei?

Weil Jimmy an sich selbst nun einmal nicht glaubt, glaubt er eben an seine Schuhe: Nur wenn er sie an den Füßen hat, kann er auf dem Fußballplatz Tore schießen – denkt er. Die Schuhe tragen ihn von Spiel zu Spiel. Sie tragen seine Mannschaft immer weiter im Turnier um den begehrten Schulpokal. Und sie tragen Jimmy durchs Leben, vor allem das.
Aber eines Tages sind die Schuhe weg.
Was tun? Soll Jimmy wieder den Mut verlieren? Oder sich weiter auf die Fußballfelder wagen, mit ganz normalen Schuhen? Da sind plötzlich so viele Menschen, die ihn spielen sehen wollen. Sogar Mädchen. Sogar seine Mutter. Es ist fast wie in einem echten Stadion. Als würden echte Fans von echten Tribünen rufen: „Es gibt nur einen Jimmy Grimble!“
So heißt ja auch der Film. Es ist ein Film über Selbstvertrauen. Über Ängste, wie sie jeder von uns kennt. Und über Zuversicht, die eine Menge Kraft verleihen kann.
In diesem Gefühlswirrwarr sucht auch Jimmy seinen Weg. Er grübelt, wie es seine Art ist. Er hat Angst, nicht gut genug zu sein. Aber er fragt sich auch: Könnte das wirklich sein – dass man erst kein Pech mehr hat, und dann kommt auch noch Glück dazu? Und das, weil man nicht mehr auf das Schlechte wartet, sondern an das Gute glaubt?
Jimmy tritt noch einmal an.

Coverabbildung

Es gibt nur einen
Jimmy Grimble
Großbritannien /
Frankreich, 2000
102 Minuten
empfohlen ab
10 Jahren