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Der Vater der Wimmelbücher feiert Geburtstag

 

© Volker Derlath

Die bunten, übervollen Bilder von Ali Mitgutsch, auf denen es immer wieder Neues zu entdecken gibt, sind seit 30 Jahren aus Kinderzimmern nicht mehr wegzudenken. Gibt es überhaupt ein Kind, das nicht mindestens eines seiner Bücher als Kleinkind immer wieder durchgeblättert hat?

„Rundherum in meiner Stadt“ war das erste Wimmelbuch. 1968 wurde es zum ersten Mal gedruckt. Und seitdem immer wieder. Über 1,3 Millionen Exemplare des großen Bilderbuches mit Szenen aus dem Stadtleben wurden mittlerweile verkauft. Und bis heute sind die Zeichnungen nicht verändert oder der Zeit angepasst worden. Die Autos sehen echt altmodisch aus, und vielen von Euch müssen die Eltern beim Betrachten der Bilder erklären, dass Telefone früher eine Schnur und eine Wählscheibe hatten.

Doch auch die kleinen Kinder von heute stören solche aus der Mode gekommenen Bilder nicht. Obwohl auf einem Mitgutsch-Bild keiner ein Handy hat. Und natürlich keine Inline-Skater. Es gibt aber Rollschuhe. Und Fahrräder, Schlitten, Schlittschuhe, Pferde, Trecker, Busse und Bahnen. Alles, was in Bewegung ist und das Leben bunt macht.

Das Tolle an den Bildern – und damit den Wimmelbüchern – ist die Fülle der einzelnen Ereignisse auf nur einer Seite. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, und wer genau hinsieht, merkt, dass der Zeichner bei seiner Arbeit manchmal ganz laut gelacht haben muss – wenn er wieder einen Scherz in eines der Bilder eingebaut hat. Den Jungen, der auf das knutschende Paar von oben herab Wasser tröpfeln lässt. Der Hund, der heimlich in der Ecke sein Bein hebt. Oder der saubere Stadtmensch, der auf dem Bauernhof auf einem Kuhladen ausrutscht.

Heute feiert Ali Mitgutsch seinen 75. Geburtstag. Er lebt in München und macht längst ganz andere Sachen als bunte Wimmelbücher. Abwechselnd wohnt er auf einem uralten Vierseithof in Niederbayern (in dem bestimmt auch die Gesundbeterin aus seinem Bauernhof-Buch zusammen mit der kranken Ziege ein passendes Plätzchen finden würde) oder in einer verwinkelten Altbauwohnung im Münchner Stadtteil Schwabing. Hier entwickelt er Objektkästen, in denen er alltägliche Dinge, die ihr erstes Leben als Nutzgegenstand längst beendet haben, in neue Bilder zusammensetzt. Das ist dann auch so eine Art Wimmelbild, nur für Erwachsene.