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»Man muss tapfer sein«

Altbundeskanzler Helmut Schmidt im Interview

Ein Gespräch mit Helmut Schmidt: Über Kindheit vor 90 Jahren – und die Frage, was ein Bundeskanzler können muss

KinderZEIT: Sie wurden am 23. Dezember 1918 geboren, da war gerade ein schrecklicher Krieg, der Erste Weltkrieg, zu Ende gegangen. Und als Sie 20 Jahre alt waren, zettelte Deutschland den Zweiten Weltkrieg an, der Millionen von Menschen in Europa das Leben kostete. Wie war es, in dieser Zeit zwischen den Kriegen aufzuwachsen?

Helmut Schmidt: In meiner eigenen Familie mussten wir keine Not leiden, aber in der Familie meiner Frau, die ich seit der Grundschulzeit kenne, habe ich erlebt, was Armut heißt: Der Vater war Elektriker auf einer Werft gewesen, wollte unbedingt arbeiten, blieb aber sechs Jahre lang arbeitslos. Die sechsköpfige Familie lebte in einer kleinen Zweizimmerwohnung. Das Klo war auf der halben Treppe, der einzige Wasserhahn befand sich in der Küche, die Kinder wurden auf dem Küchentisch geboren. Weiter„»Man muss tapfer sein«“