Wie wir im ZEIT-Wappen unseren Namensgeber fanden
Seit der ersten Ausgabe der ZEIT, die am 21. Februar 1946 erschien, zieren zwei Löwen den Titelkopf dieser Zeitung. Woche für Woche stehen die Raubkatzen an der gleichen Stelle herum und haben nichts weiter zu tun, als mit ihren Pfoten das Bremer Stadtwappen zu stützen. Die Verwicklungen, die dazu führten, dass sie bis heute nicht das Hamburger Wappen festhalten, waren vermutlich das Spannendste, was die Löwen bisher erlebt hatten.
Der Hamburger Senat hatte 1946 nämlich heftig protestiert, als sich die junge, noch völlig unbekannte Hamburger ZEIT selbstbewusst mit dem Emblem der Hansestadt schmückte (welches ein Stadttor mit geschlossenen Türflügeln zeigt). Der Künstler Alfred Mahlau versuchte den Konflikt zu lösen, indem er das Wappen in abgewandelter Form zeichnete: Von Ausgabe 13 an war das Stadttor dort mehrere Wochen lang mit geöffneten Türflügeln zu sehen. Man kann sich ausmalen, dass den wichtigen Leuten im Hamburger Rathaus eine derartige Manipulation erst recht nicht passte. Aus der Not heraus – und ein bisschen vielleicht auch aus Vergeltungswünschen – wandte sich die Redaktion an eine Konkurrenz-Stadt: Der damalige Bürgermeister von Bremen, Wilhelm Kaisen, erlaubte ihr gern, das Bremer Stadtwappen mit dem Schlüssel zu benutzen.
Seit jenen Tagen hat sich nichts Aufregendes mehr im Leben der ZEIT- Löwen ereignet. Die beiden Tierchen erregten deshalb das Mitleid der Entwicklungsredaktion: Vielleicht könnte man ja zumindest einen von beiden adoptieren? Schließlich war noch kein Heftname gefunden – und außerdem wünschten wir uns ein Maskottchen, das durch das Heft wandert und unsere Arbeit kommentiert. Damit war beschlossen: Löwe Leo bekommt einen neuen Job! Und das Magazin seinen Namen. Der Illustrator Jon Frickey verpasste Leo noch eine neue Frisur, und alle waren froh. Alle, bis auf den verbliebenen Löwen. Der ist natürlich gar nicht begeistert, dass er weiterhin das olle Wappen stützen soll – jetzt auch noch ganz alleine!