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Gecko (Vor-)lesegeschichte: Warum werden Fingernägel schmutzig?

 

Gecko ist ein tolles Magazin für Kinder. Ohne nervige Werbung, dafür mit schönen Kurzgeschichten, tollen Zeichnungen und lustigen Wortspielen. Fast wie ein Bilderbuch, nur, dass Gecko auch Mitmachseiten hat. Hier, bei der KinderZEIT im Internet, haben wir eine Geschichte aus dem neuen Gecko für Euch zum Selberlesen oder Vorlesen-lassen. Darin wird eine sehr wichtige Frage geklärt: Woher kommt der Dreck unter den Fingernägeln?

Warum werden Fingernägel schmutzig?

Fanny und Klee sind Geschwister. Klee ist vier und Fanny sieben. Fanny ist drei Köpfe größer als Klee und hat doppelt so große Ohren. Nachts trägt sie ein knielanges geringeltes Nachthemd und Turnschuhe, weil sie damit besser traumwandeln kann – wie sie sagt. Klee sitzt gerade in seinem Bett und betrachtet seine Fingernägel. Komisch, erst gestern hat ihm Papa mit einer Nagelfeile den Schmutz unter den Fingernägeln weggemacht und jetzt ist er schon wieder da! »Du Fanny« fragt er schließlich, »warum werden die Fingernägel eigentlich schmutzig?«

Fanny denkt nach. Wenn ihr jetzt keine Antwort einfällt, wird Klee sie noch stundenlang nerven. Also dreht sie sich auf den Rücken, wickelt eine Haarsträhne um den Finger, zieht ein bisschen daran und fängt an zu erzählen: »Wie wir alle wissen, stammt der Mensch ja vom Maulwurf ab.

Das heißt: Vor vielen, vielen Jahren gab es noch keine Menschen, sondern nur Maulwürfe und die lebten unter der Erde. Dort gruben sie mit ihren großen, schaufelförmigen Händen unermüdlich Gänge und Vorratskammern. Natürlich hatten sie ständig schmutzige Krallen und kein Maulwurf hätte jemals daran gedacht, diesen Schmutz zu entfernen.

Denn damals galt unter den Maulwürfen der Spruch: Je schmutziger die Krallen, desto fleißiger der Maulwurf. Sie waren fürchterliche Arbeitstiere. Wer etwas gelten wollte, wühlte und grub wie verrückt in der Erde herum.

Die Maulwürfe sprachen auch über nichts anderes als ihre Arbeit. Wie schwer sie war und welche Baumwurzeln ihnen heute wieder den Weg versperrt hatten. Undsoweiterundsofort.

Nur ein Maulwurf arbeitete nicht gern. Er lag am liebsten auf einem Maulwurfshügel und hörte den Vögeln zu. Er fand es schön, wenn die Sonne sein dunkles Fell wärmte, und er roch auch das Gras und die Blumen so gern. Sehen konnte er die Welt dort oben allerdings nicht, denn Maulwürfe sind fast blind.

Wenn er dann doch wieder unter die Erde kroch, sahen die anderen Maulwürfe verächtlich auf seine fast sauberen Nägel und nannten ihn einen Faulpelz und eine Schande für die ganze Maulwurfswelt. Der Maulwurf fühlte sich daher sehr allein, aber das war nur ein Grund mehr für ihn, wieder auf seinen Maulwurfshügel zu klettern. Denn der Gesang der Vögel tröstete ihn. Manchmal sang er auch leise mit: ›La la laaaa, la la laaaa.‹

Eines Tages, als er wieder so in der Sonne lag und sang, hörte er in der Ferne noch jemanden singen. Es war ganz bestimmt kein Vogel und auch kein anderes Tier, das er kannte. Es hörte sich an wie – wie – wie er selbst! Ganz eindeutig! Da sang ein anderer Maulwurf, nur ein bisschen höher als er!

Der Maulwurf schnupperte und tatsächlich, er roch auch einen anderen Maulwurf. Ganz aufgewühlt stieg der Maulwurf von seinem Hügel und tapste über die Wiese. Er war noch nie überirdisch gegangen! Tatsächlich kam er dem Gesang des Maulwurfs immer näher und näher und plötzlich – ›Aua!‹, sagte eine andere Maulwurfstimme. Der Maulwurf war mit seiner spitzen Nase direkt in den anderen hineingelaufen.

›Der andere‹ war aber eine Maulwürfin! Sie hieß Rosa und hatte nahezu saubere Fingernägel! Natürlich verliebten sich die beiden sofort ineinander und beschlossen, von nun an nur noch über
der Erde zu leben. Sie bekamen viele Kinder und jedes sah ein bisschen weniger aus wie ein Maulwurf und ein bisschen mehr wie ein Mensch.

Heute haben die meisten Menschen vergessen, dass sie vom Maulwurf abstammen. Nur der Schmutz unter den Fingernägeln erinnert sie manchmal noch daran. Und jetzt: Gute Nacht!« Mit diesen Worten dreht sich Fanny auf den Bauch und schläft zufrieden grunzend ein.

Autorin Silke Wolfrum hat Germanistik und Romanistik in Bamberg, München und Paris studiert. Mit viel Spaß denkt sie sich seit vielen Jahren Beiträge und Kindergeschichten für die Sendungen »Radio Mikro« und »Do Re Mikro« im Bayerischen Rundfunk aus. Die Geschichten von Fanny und Klee gibt es bei Beltz & Gelberg jetzt auch als Buch.

Illustratorin Mascha Greune, geboren in München, studierte in Augsburg Kommunikationsdesign. Seit 1990 arbeitet sie als selbständige Grafikerin und Illustratorin und hat seither viele Bücher für Kinder und Erwachsene illustriert. Sie lebt mit ihrer Familie in Vaterstetten bei München.

Diese Geschichte und andere tolle Erzählungen kannst Du im neuen „Gecko“ nachlesen. Besonders gut hat uns von der KinderZEIT übrigens im Li-la-bor das Regenwurm-Kino gefallen.

Exklusiv für die Leser der KinderZEIT:

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Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!