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Gecko (Vor-)lesegeschichte: Emma, Abdullah und der echte Schatz

 

Gecko ist ein tolles Magazin für Kinder. Seit vielen Jahren lest Ihr hier bei der KinderZEIT immer eine ausgewählte Geschichte aus dem Heft. Und nun gibt es etwas zu feiern: Gecko ist 5 Jahre alt geworden! 93 Geschichten sind in diesen 5 Jahren veröffentlicht worden. Und alle Gecko-Ausgaben zusammen wiegen 6,2 Kilogramm! Damit Ihr das Jubiläum mitfeiern könnt, verlosen die Macher von Gecko für alle Leser der KinderZEIT, die dieses Jahr auch 5 Jahre alt werden, ein Schnupperabo. Was Ihr (oder Eure Eltern) machen müsst, um zu gewinnen: Einfach eine Mail an info@gecko-kinderzeitschrift.de schicken. Und hier kommt die neue Geschichte:

Emma, Abdullah und der echte Schatz

Emma sitzt auf der Treppe vorm Haus. Endlich kommt Abdullah. Die ganze lange Straße rennt er. »Hallo«, japst Abdullah. Sein Gesicht ist ziemlich rot vom Rennen. »Hallo«, sagt Emma. Fast dachte sie, Abdullah kommt heute nicht. »Was machsten du?«, fragt er. »Ich warte auf meinen Freund«, sagt Emma und dann muss sie aufpassen, dass das Lachen nicht aus ihr herausplatzt. Denn Abdullah sieht plötzlich aus wie ein Luftballon, dem die Luft entweicht. »Ach so«, sagt er und guckt auf seine Füße. »Dein Freund geht bestimmt in deine Klasse, oder?« »Nee«, sagt Emma und guckt ernst. »Ich glaube, der geht in die Erste oder so.« »Aha«, sagt Abdullah. »Und was wollt ihr machen?« Er schaut die Straße hinauf, die er gerade so schnell gerannt ist. »Weiß noch nicht.« Emma zuckt die Schultern. »Aber der hat immer ganz gute Ideen«, sagt sie und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht.
»Fußball gegen den Pfosten da drüben schießen zum Beispiel. Der kann sogar Gummitwist!« Abdullah guckt Emma an und seine Augen leuchten: »Du meinst mich, oder? Du wartest auf mich?« »Klar«, sagt Emma, »war doch verabredet.«

Dann kramt Abdullah in seiner Hosentasche. »Hab ich gefunden«, sagt er und hält Emma einen Zettel entgegen. »Ist ’ne Schatzkarte, glaube ich.« Emma legt den Zettel neben sich und streicht die Hosentaschen-Knitterfalten glatt. Abdullah kniet sich auf die unterste Treppenstufe. Es ist ein abgerissenes kariertes Blatt und jemand hat darauf mit Kugelschreiber geschrieben und gemalt. Wörter in krakeliger Schreibschrift. Dazu Nikolaus-Häuser und Striche, Kringel und Sterne, nachgezogene Kästchen mit und ohne Punkte darin. Oben drüber steht mit rotem Buntstift SCHAZKATE. »Lag im Gebüsch, bei uns vor der Tür«, sagt Abdullah und schaukelt auf seinen Knien hin und her. »Ich glaube, da ist der Schatz.« Er zeigt auf den größten Stern zwischen zwei Nikolaus-Häusern. Emma überlegt. Schließlich zeigt sie auf die Reihe Nikolaus-Häuser auf dem Zettel. »Wenn das die Häuser hier in der Straße sind, und die Kästchen Garagen …« Emma und Abdullah gucken die Straße entlang und zurück auf den Zettel. »Dann ist es ja total einfach, oder?« »Stimmt!«, sagt Abdullah. »Dann liegt der Schatz zwischen dem Haus mit der grünen Tür und dem kleinen daneben.« Er stopft die Schatzkarte zurück in seine Hosentasche. »Komm!«

Abdullah rennt los und Emma trabt hinterher. Zwischen den zwei Häusern bleiben sie stehen. »Was genau ist eigentlich ein echter Schatz?«, fragt Abdullah. »Ein echter S c h a h a t z?« Emma zieht das Wort lang. »Also, ein echter Schatz ist nicht unbedingt groß, aber er glitzert auf jeden Fall. Er macht glücklich. Und man kann ihn teilen!« »Aha«, sagt Abdullah. Dann gucken sie beide nach unten. Abdullah streift mit seinem Fuß durch das hohe Gras am Rand des Bürgersteigs. Plötzlich glitzert etwas. »Da!«, rufen sie gleichzeitig. Emma hebt es auf. Es ist ein Schlüssel mit einem Anhänger. Abdullah reißt seine Augen auf. »Ist das jetzt der Schatz?« »Ja«, sagt Emma, »glaub schon. Aber einen Schlüssel muss man abgeben. Den hat jemand verloren.« Gemeinsam betrachten sie den Anhänger. Es ist ein durchsichtiges Plastikplättchen, in das ein Foto hineingeschoben ist. Auf dem Foto ist ein schwarzer Katzenkopf mit einem weißen Fleck auf der Stirn. »Guck mal! Ist ja verrückt«, sagt Emma und zeigt auf das kleine Haus, »die wohnt da!«

Tatsächlich liegt auf der Fußmatte vor der Tür eine schwarze Katze mit einem weißen Fleck auf der Stirn. »Und kann nicht rein.« Abdullah schüttelt den Kopf. »Die Katze hat ihren Hausschlüssel verloren!« Natürlich hat nicht die Katze den Schlüssel verloren, das hat Emma sich schon gedacht. Nein, die Frau aus dem kleinen Haus hat ihn verloren. Sie freut sich sehr, als Emma und Abdullah klingeln und ihr den Schlüssel bringen. Es ist der Schlüssel vom Schuppen hinterm Haus. Dort steht ihr Fahrrad drin. Und das Katzenfutter. Als Finderlohn gibt sie den beiden ein Zwei-Euro-Stück. »Und wie teilen wir das jetzt?«, fragt Abdullah.

In diesem Moment bimmelt es, dass einem die Ohren abfallen. Emma und Abdullah gucken sich an und rennen los. Der Eiswagen hält in der Mitte der Straße. »Dafür möchten wir Eis«, japst Emma und hält das Zwei-Euro-Stück hoch. »Ich nehme Erdbeer«, sagt Abdullah und strahlt. »Wir haben nämlich heute schon einen Schatz gefunden, mit einer echten Schatzkarte.« Er holt die Schatzkarte aus seiner Hosentasche und schiebt sie mit den Fingerspitzen auf den Tresen. »Che bellezza!«, sagt der Eisverkäufer und zwinkert. »Eine echte Schatzkarte!« Er zeigt auf die krakelige Schrift. »Ich glaube, das bedeutet: zwei Kugeln Glitzer-Crisp umsonst!« Abdullahs Mund steht offen.

»Ich nehme auch Erdbeer«, sagt Emma. »Und das Glitzer-Dings, bitte.« Dann knufft sie Abdullah in die Seite und zeigt auf die Tür vom Eiswagen: Estella steht dort und ein riesiger Stern ist darüber gemalt.

Autorin Kathi Roman wollte Bühnenbildnerin oder Journalistin werden oder Kinderbücher schreiben. Seltsamerweise wurde sie Landwirtin. Zu schreiben begann sie aber doch. Bislang entstanden ein Kinderbuch und viele Geschichten. Kathi Roman lebt im Norden von Hannover und hat drei Kinder.

Antje Drescher wurde 1972 in Rostock geboren, studierte an der FH Hamburg Illustration und arbeitet seit 1999 für verschiedene Verlage im Kinder- und Jugendbuchbereich.

Diese Geschichte und andere tolle Erzählungen und einen lustigen Comic kannst Du im neuen „Gecko“ nachlesen. Dazu noch viele andere tolle Geschichten, eine Bastelanleitung für eine Flaschen-Sanduhr und eine wunderbare Quatschseite voller blödsinniger, unglaublich wunderbarer Wörter.

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Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!