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KrimiZeit für Kinder: Wo sind die Hunderln?

 

Die Zeichnung ist von Ulf K. für die KinderZEIT/ www.ulf-k.blogspot.com

Pauli und Rosi decken eine Erpressung auf, nebenbei wird viel gefuttert. Eine spannende Erzählung im typischen Nöstlinger-Ton

Von Wolfgang Lechneron

Pudding-Pauli heißt nur so. Seine wahren Stärken nämlich sind Erdäpfel-Blinis, Saltimbocca, Gulasch mit Spätzle und Palatschinken mit Himbeermarmelade. Und seine detektivische Spürnase sowie seine Freundschaft mit Rosi. Pauli Pistulka lebt in Wien, ist elf Jahre und neun Monate alt, also so gut wie zwölf, und mit der Rosi hat er ein sehr, sehr praktisches Übereinkommen: Während sie sich nach der Schule um seine Mathe-Hausaufgaben kümmert, kocht er ein Mittagessen und versorgt die Rosi auch mit Pausenbroten.

Mit Pausenbroten? Ach was! Mit »Forellentörtchen« zum Beispiel: runden Pumpernickelscheiben, gefüllt mit halbfettem Topfen (Quark), geriebenem Kren (Meerrettich) und zerzupftem geräuchertem Forellenfilet. Und wenn er nicht gerade grantig (schlecht gelaunt) ist oder gar ang’rührt (beleidigt), weil sie auch seine Forellentörtchen vertilgt hat, dann nennt der Pauli die Rosi gern »Süße«. Die wiederum flucht nicht, sondern sagt »Grundgütiger!«, wenn dem Pauli, was selten vorkommt, die Zwiebelringerl in der Pfanne verbrennen.

Sonst aber geht es ganz wirklichkeitsnah zu, schließlich steht Christine Nöstlinger für die »realistische Kinder- und Jugendliteratur«: Paulis Eltern sind geschieden, was ihm doppeltes Taschengeld beschert; in der Kleingartensiedlung Seelenfrieden zoffen sich die Nachbarn, und ein unterprivilegierter Exmitschüler von Rosi und Pauli heißt Kevin. Kevin Schistal. Die Hundsviecher schließlich, die sich die einsamen älteren Leute im Stadtviertel halten, sind entweder verfettet, asthmatisch, neurotisch, verblödet – oder alles zugleich.

Der Kriminalist in Pudding-Pauli erwacht, als immer öfter Hunderln verschwinden. Jetzt ist Paulis Spürnase gefragt, wohingegen sich Rosi lieber auf den »gütigen Kommissar Zufall« verlässt. Während Pauli Tag um Tag den Mittagstisch für Rosi deckt, enthüllt er Schritt um Schritt einen Erpressungsfall, in den – eh klar! – der Schistal Kevin verwickelt ist, der sich zum Handlanger eines Gymnasiasten gemacht hat, den (»realistische Kinder- und Jugendliteratur«!) seine Eltern Franz-Ferdinand rufen und seine Mitschüler »Stinker«.

Der Dramaturgie zuliebe muss ein schwer erkälteter, fiebernder Pauli im vorletzten Kapitel beinahe in einer einsamen Gartenlaube verdursten. Und für die Geschlechtergerechtigkeit darf ihn Rosi gemeinsam mit ihrer wiedergefundenen Exbusenfreundin Emily (in die sich auch der Pauli ein bisschen verliebt hat) im letzten Kapitel dann retten.

Sehr witzig und routiniert erzählt die Nöstlinger das alles, gibt den Kapiteln inhaltsbeschreibende Untertitel mit, die den Leser geradezu hineinziehen in immer noch ein paar Seiten des Buchs. Auch wer sich bisher nicht so sehr fürs Kochen interessiert hat und kochende Jungs für eher sonderbar hielt, der wird die Absätze nicht überspringen, in denen Pauli Palatschinken »schupft« oder Gemüse »auf kleine Würferln« schneidet. Und er wird gar nicht merken, dass er ganz nebenbei so manches über Küche und Küchentricks lernt. Etwa dass man Schnitzel in Ermangelung eines Fleischklopfers auch mit dem Boden einer Stielkasserolle plattieren kann. Und weil Christine Nöstlinger neben gut hundert Kinderbüchern auch ein paar Kochbücher geschrieben hat, besitzt Pudding-Pauli einen Anhang mit allen Rezepten des Buchs: Für diejenigen Leser, die vor lauter Krimi-Spannung doch nicht mitbekommen haben, wie das mit dem Gulasch genau ging.

Sogar das Nachschlagen in einem Glossar kann man mit diesem Buch lernen: Wem sich nicht aus dem Kontext erschließt, was die »Bim« (Straßenbahn) ist und was ein »Bartwisch« (Handfeger), der findet die Lösung auf den letzten Seiten. Freilich: Gelernte Österreicher und andere Nöstlinger-Fans wissen das längst. Sie werden sich umso mehr freuen, wenn sie auch in dieser Geschichte den typischen Nöstlinger-Ton wiederfinden, der ihnen seit dem Gurkenkönig und Dschi-Dschei-Dschunior so vertraut ist, dieses ein bisschen Altkluge, immer ein wenig Überdreht-Elaborierte.

Ganz wunderbar zum Beispiel ist die Stelle im letzten Kapitel, in der die Mutter den geretteten, abper immer noch fiebernden Pauli umsorgt: »Und die Pauli-Mama brachte dem Pauli die Ingwer-Zitronen-Limo und ein Fieberzäpfchen. Den Trank nahm der Pauli dankend an, das Fieberzäpfchen lehnte er dankend ab. ›Wenn du es nicht selber machst‹, sagte seine Mama, ›dann muss ich mich leider an dir vergreifen!‹ Sie sagte es so entschieden, dass der Pauli nicht mehr widersprach und ihr seufzend zu Willen war. Einer, der später mal Kriminalkommissar werden will, darf schließlich vor nichts zurückschrecken!«

Der spannende Krimi „Pudding Pauli deckt auf“ von Christine Nöstlinger ist der vierte Band der 15-teiligen neuen Krimiedition für Kinder von der ZEIT. Hier erfährst Du mehr darüber.