Was wären viele Geschichten ohne die passenden Bilder? Für die kleinen Bilderbuchleser ist der Bildanteil auf einer Buchseite oft viel größer als der Text, aber auch viele Jugend- und Erwachsenenbücher erhalten mit den passenden Bildern erst die richtige Wirkung. KinderZEIT sprach mit Verena Körting, die für den Oetinger Verlag die Neuauflage von Kirsten Boies Buch „Der durch den Spiegel kommt“ illustrierte.
Das Titelbild des Buches zeigt einen Spiegel, in dem eine dörfliche Landschaft mit einer Pferdekoppel und einem Brand abgebildet sind. Hinter dem Spiegel ist eine moderne Stadt mit Straßen und einem Hochhaus zu erkennen. Wie ist es zu diesem Titelbild gekommen?
„Das Cover, wie wir in der Fachsprache den Titel eines Buches oder auch einer Zeitschrift nennen, dauert für uns Zeichner am längsten. Erst wenn ich das ganze Buch gelesen habe, kann ich meine Ideen zu der Geschichte versuchen in einem Bild festzuhalten. Mit dem Verlag, von dem ich den Auftrag bekommen habe, bespreche ich dann erste Gedanken. Danach arbeite ich an dem Titelbild und stimme letzte Details mit dem Verlag ab. Wichtig ist immer, dass das Bild zum Titel und Inhalt des Buches passt und Lust auf das Lesen der gesamten Geschichte macht. Es ist nur gut, wenn es Kinder oder Ihre Eltern dazu anregt das Buch zu kaufen und dann so bald wie möglich zu lesen.“
Im Inneren des Buches finden sich über den einzelnen Kapiteln kleine Zeichnungen, unter anderem mit einem Kaninchen, einem Vogel, einem Spiegel oder auch einer Mundharmonika. Was sollen diese kleinen Zeichnungen ausdrücken?
„Diese kleinen Bilder nennt man Vignetten, die auf die einzelnen Kapitel des Buches einstimmen sollen und sich im Verlauf des Buches wiederholen. Die einzelnen Bilder haben direkt mit der Geschichte zu tun. Das Mädchen Anna in der Geschichte findet einen seltsamen Spiegel, der sie in eine andere Welt entführt. Aus dieser zauberhaften Welt kommt das sprechende Kaninchen, auf dem Anna reiten kann und das sie aus ihrem Wohnblock in das andere Land begleitet. Die Mundharmonika ist das Instrument, das Annas neuer Freund Rajún in diesem anderen Land spielt.“
Warum sind Sie Illustratorin für Kinderbücher geworden?
„Als Kind war ich das, was man eine richtige Leseratte nennt, ich habe gelesen, gelesen und gelesen. Dazwischen habe ich viel gemalt und gezeichnet. Diese Begeisterung hat mich bis heute nicht losgelassen.“
Zu welchem Buch würden Sie besonders gerne die Zeichnungen machen?
„Wenn man als Illustrator anfängt zu arbeiten, muss man eine Mappe haben, die man bei den Verlagen vorzeigen kann, um Aufträge zu bekommen. Für meine Mappe habe ich einige Zeichnungen zu „Krabat“ gemacht. Diese Geschichte finde ich noch immer so spannend, dass ich mir wünsche, diesem Buch eines Tages ein neues Gewand geben zu dürfen.“
Die Geschichte von dem eher durchschnittlichen, ganz normalen Mädchen Anna, das von ihrer Mutter zum Einkaufen geschickt wird und auf diesem Weg erst auf ein sprechendes Kaninchen trifft und später einen Zauberspiegel findet, ist eine wunderbar fantastische Geschichte für Leser ab neun Jahren. Im „Land auf der anderen Seite“ muss sie gegen Evil, den Fürchterlichen, kämpfen, obwohl sie in ihrem bisherigen Leben so gar kein Held war.
Die Geschichte „Der durch den Spiegel kommt“ stammt von Kirsten Boie, einer der bekanntesten Kinderbuchautorinnen Deutschland, die bisher über 100 Bücher für Kinder und Jugendliche geschrieben hat. Besonders bekannt sind ihre Bücher über den kleinen Ritter Trenk, Seeräuber Moses und die Kinder aus dem Möwenweg.