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Kongos Hilfe für Haiti

 

Ruanda hat 100.000 Dollar versprochen, Liberia 50.000 Dollar. Südafrika hat Rettungsteams geschickt, nigerianische Polizisten helfen bei den Bergungsarbeiten. Afrikas Länder fühlen sich nach dem Erdbeben zur Hilfe für Haiti verpflichtet. Der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade bietet Haitianern gar an, sich im Senegal niederzulassen – also „zurückzukehren“ auf den Kontinent, auf dem ihre Vorfahren einst als Sklaven verschleppt wurden.

Vor ein paar Tagen hat auch die kongolesische Regierung beschlossen,  den Vereinten Nationen 2.5 Millionen Dollar für Nothilfe und Wiederaufbau des karibischen Kleinstaates zur Verfügung zu stellen. Selbstbewusst erklärte Informationsminister Lambert Mende der BBC, der Kongo sei nicht bankrott, und die eigenen Probleme „sollten uns nicht daran hindern, einem Bruderstaat zu helfen.“

Auf den Straßen Kinshasas, in den Kneipen und auf den Märkten wird diese Großzügigkeit mit jenem sarkastischen Pragmatismus kommentiert, für den man die Kinois, die Einwohner der Hauptstadt, einfach lieben muss. Wo dieses Geld denn herkomme, fragen viele. Aus dem Topf für Gehälter der Beamten, die schon ewig nicht mehr bezahlt worden sind?

Die BBC zitiert den kongolesischen Politologen Ntanda Nkere, der das Hilfsversprechen für eine diplomatische Nebelkerze hält: „Unsere Regierung will einfach wie jede andere auf der Welt erscheinen.“ Was sie in Anbetracht des desolaten Zustandes ihres Haushaltes und diverser humanitärer Krisen natürlich nicht ist. Nkere arbeitet an der Universität von Kinshasa. Dass er in den vergangenen Jahren regelmäßig sein Gehalt bezogen hat, darf man bezweifeln.

Sei’s drum: Der Kongo wollte endlich einmal als Helfer auftreten, nicht als Hilfsempfänger. Gut so. Daran knüpfen wir jetzt die gewagte, fantastische Hoffnung, dass Herr Lambert Mende demnächst – sagen wir: in drei bis fünf Jahren – eine erfolgreiche Armeereform verkündet und den UN kongolesische Blauhelme anbietet. Und der Politologe Nkere bis dahin ein regelmäßiges Gehalt bezieht.