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Rivva ist dann mal weg …

 

„Sabbatical. Brauche Abstand, vl. am 3.3. zurück. –Frank“.

Der kleine Aggregationsdienst Rivva stellt vorläufig seinen Betrieb ein. Eine dürre Nachricht von Rivva-Entwickler Frank Westphal, doch jammerschade für die deutsche Blog- und Newssphäre. Zeigt Rivva doch, wer wen aktuell verlinkt und damit das Nachrichtengeschehen in der deutschen Blogosphäre.

Seit Jahren entwickelte Westphal den Dienst verlässlich weiter. Eines seiner neuere Features ist noch online: Social Rivva, das Nachrichten entsprechend dem Twitter-Account aggregiert. Es wurde schon früher von Lorenz Lorenz-Meyer angemerkt, dass Westphal mit Rivva einen „phantastischen Dienst“ aufgebaut hat. Und entsprechend „krass und unverständlich“ ist es auch, dass bislang kein Verlag oder Internetdiensteanbieter in das Projekt eingestiegen ist. Welche Möglichkeiten gäbe es hier, interessante Einbindungen für Websites zu entwickeln!

Müßig ist eigentlich der Hinweis auf die USA. Dort konnte beispielsweise der journalistische Bookmarkdienst Publish2 bereits mit einem relativ simplen Startausgabe 2,75 Mio. US-Dollar Startkapital einwerben. Dabei ist er technisch viel simpler gestrickt, da er keinen Algorithmus verwendet und damit nicht automatisch Nachrichten aggregiert, sondern lediglich einbettbare RSS-Streams einzelner Journalisten und Redaktionen erzeugt.

Im deutschsprachigen Raum hat sich im Aggregationsbereich auch nicht viel getan in den letzten Jahren. Das Schweizer Projekt Facts.ch, das Nachrichten aus Blogs und Zeitungen händisch aggregiert, ist jedoch immer noch hartnäckig am Ball. Die Macher hatten das Projekt einfach auf eigene Faust weiter betrieben, als sich der Tamedia-Verlag von ihm verabschiedete.

Das Burda-Projekt Nachrichten.de ist eine schöne Alternative zu Google News, hat jedoch in der Blogosphäre meinem Eindruck nach bis heute nicht Fuß fassen können – oder wollen.

Ein kleines, interessantes Projekt ist der vor wenigen Tagen gestartete Commentarist. Das Team aggregiert teils automatisch, teils händisch aus 16 deutschen Medien die Kommentare und Leitartikel. Das ist zumindest die Zielvorstellung. Etliche Beiträge finden sich auch darunter, die der klassischen Berichterstattung zuzuordnen sind. Schade, dass auch hier nur die klassischen Medien, nicht jedoch die meinungsstarken Blogs berücksichtigt werden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Nachtrag wenige Stunden später:

Verlage haben die Commentarist-Betreiber gezwungen, den Dienst abzuschalten, berichtet Meedia. Sie selbst schreiben auf ihrer Website: „Zwei deutsche Verlage haben mit massiven rechtlichen Schritten gedroht. So massiv, dass wir uns gezwungen sehen, Commentarist in seiner jetzigen Form vom Netz zu nehmen. Wir halten weiter an der Idee einer Meinungsplattform fest und wir werden unsere Zelte wieder aufschlagen.“ Anders als bei Nachrichten.de oder Rivva.de wurde wohl keine Genehmigung für die Feed-Auswertung eingeholt. Schade.