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Armes Pakistan

 

Versetzen Sie sich mal in die Perspektive eines Pakistaners. Da lesen Sie – dank der Enthüllungen von Wikileaks -, dass der saudische König Abdullah den pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari eine „verfaulte“ Persönlichkeit nennt. Derselbe Abdullah, der keine Gelegenheit ausließ, Zardari bei öffentlichen Auftritten zu herzen und zu loben. Nun ja, könnte man sagen, so ist es nun einmal, in der Politik, wie im Leben. Was wir präsentiert bekommen, sagt nichts über die wahren Verhältnisse aus.

Doch hier liegen die Sache etwas anders. Denn Saudi-Arabien und Pakistan sind enge Verbündete, seit Jahrzehnten. Milliarden sind aus Riad nach Pakistan geflossen, zuerst um den Kampf der afghanischen Mudschaheddin gegen die sowjetischen Besatzer zu unterstützen, dann auch um die Taliban aufzupäppeln, die in Afghanistan Stabilität herstellen sollten. Auch haben die Saudis mit Blick auf den Gegner Iran immer wieder mal Interesse daran gezeigt, die Atommacht Pakistan als Instrument zur Eindämmung Irans in Spiel zu bringen. Mit anderen Worten: Zwischen Pakistan und den Saudis gibt es einen strategische Partnerschaft, die für beide von großer Bedeutung ist.

Dabei ist diese Partnerschaft für die Pakistaner wichtiger als für Saudis, denn sie haben in der Welt nicht sehr viele Freunde. Die wenigen Verbündeten, die sie haben, sind es meist nur aus Zwang. Die USA zum Beispiel. Nur weil die Amerikaner sich vor einem Zerfall der Atommacht Pakistan fürchten, nur weil sie verstehen, dass sie ohne Pakistan Afghanistan nicht befrieden können, nur deswegen halten sie den Pakistanern die Stange. Doch sie vertrauen ihnen nicht. Auch das ist aus den Enthüllungen von Wikilieaks hervorgegangen.

2009 haben die Amerikaner versucht, das angereicherte Uran aus Pakistan herauszuschaffen. Die Lage schien ihnen zu instabil. Die Furcht, dass dieses Material, oder sogar Atomwaffen, in die Hände von Extremisten geraten könnte, war zu groß. Die Pakistaner wehrten sich mit Erfolg. Das Argument der pakistanischen Regierung: „Wenn herauskommt, dass Ihr unser Uran außer Landes schafft, dann wird uns das die Öffentlichkeit nicht verzeihen!“ Das ist wohl ein richtiges Argument. Denn Pakistans Nuklearprogramm ist eine Frage des Nationalstolzes. Es ist das Symbol der wehrhaften Unabhängigkeit. Wer sich daran vergreift, der vergreift sich im pakistanischen Verständnis an dem einem zentralen Bestandteil der Nation.

Was für ein Gefühl mag man angesichts dieser Nachrichtenlage als Pakistaner haben? Wohl ein Gefühl der Einsamkeit, der Isolation und der Bedrohung.