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Der Gewinner Iran

 

Der Freiheitskampf des ägyptischen Volkes hat viele Gewinner. Doch unter ihnen befindet sich paradoxerweise ein Feind der Freiheit: Die Islamische Republik Iran. Das ist vielleicht schwer zu ertragen, doch es ist nicht von der Hand zu weisen. Der ägyptische „Pharao“ Hosni Mubarak stand 30 Jahre lang in fester Gegnerschaft zum Iran und diente damit westlichen Interessen. Das entschuldigt seine Schandtaten nicht, ebenso wenig rechtfertig es die Toleranz des Westens gegenüber der Unterdrückung des ägyptischen  Volkes.

Doch Mubarak war ein zentraler Baustein in der Abwehrfront gegen die Islamisten aus Teheran. Wer immer in Ägypten nach ihm an die Macht kommt, wird in jedem Fall religiöser sein als es der Pharao je war – und israelfeindlicher. Beides liegt im Interesse des Regimes in Teheran. Beides spielt Männern wie dem iranischen Präsidenten Machmud Achmadineschad in die Hände.

Der Westen will Iran isolieren. Es gelingt ihm tatsächlich, mehr oder weniger wirksame Sanktionsbeschlüsse im UN–Sicherheitsrat gegen Iran durchzudrücken, doch ein Blick auf die regionale Landkarte zeigt, dass Iran viel Freunde hat. Irak, Syrien, Katar, Libanon und die Türkei pflegen beste Beziehungen mit Teheran. In Zukunft vielleicht auch Ägypten. Eine Isolation Irans sieht anders aus.

Freilich, es könnte sein, dass der Funke der arabischen Revolution auch in den Iran überspringt. Vielleicht raffen sich die Menschen auf und trotzen erfolgreich der ausgeklügelten Unterdrückungsmaschinerie. Sie haben es im Sommer 2009 mit Demonstrationen versucht. Doch diese sind hart niedergeschlagen worden. Nein, eine Freiheitsrevolution in Iran ist bisher – und die Betonung liegt auf bisher – ein frommer Wunsch. Vorerst wird man sich also mit dem Machtzuwachs Irans abfinden müssen.

Das hat erhebliche Konsequenzen für den Versuch, die nukleare Bewaffnung Irans zu verhindern. Wie soll ein durch die Wechselfälle der jüngeren Geschichte gestärkter Iran daran gehindert werden, seinen eigenen Weg zu gehen? Warum sollte er die Sanktionen des Westens fürchten, wenn er doch so viel alte neue Freunde in der Nachbarschaft hat?

In der Frage der atomaren Bewaffnung könnte die neue Macht Irans durchaus eine positive Konsequenz haben. Es könnte sein, dass dieser Iran die Bombe gar nicht will, weil er sich auch ohne sie stark genug fühlt.