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Vorsicht, Generäle

 

Die ägyptische Revolution ist herzergreifend. Die Sehnsucht nach Freiheit der Ägypter hat sich gegen den Autokraten Hosni Mubarak durchgesetzt, der sich bis zum letzten Augenblick gegen seinen Sturz wehrte. In Kairo herrscht  Feststimmung. Die Europäer sollten mitfeiern, denn es ist eine wunderbare Nachricht, dass das Volk sich gegen seinen Herrscher im Namen der Freiheit durchgesetzt hat. Und sie sollten die Ägypter nach Kräften unterstützen.

Die ägyptische Armee hat eine entscheidende Rolle beim Sturz Mubaraks gespielt. Es waren die Generäle, die Mubarak am Ende zum Aufgeben gedrängt haben, es waren die Generäle und die vielen einfachen Soldaten auf den Straßen Kairos, die ein Blutvergießen verhindert haben. Dafür gebührt ihnen Lob.

Doch sollte man sich bei aller Freude jetzt dringend Gedanken über die Motive der Armee machen. Was hat sie eigentlich getan? Sie hat einen der ihren, den ehemaligen  General Mubarak, in die Wüste geschickt, weil er in den Augen des Volkes nicht mehr tragbar war. Ob die Armee damit auch die weiteren Forderungen des ägyptischen Volkes nach Demokratie und Freiheit erfüllen wird,  ist sehr fraglich. Mubarak war der Repräsentant eines Systems, in dessen Zentrum die Armee steht. Sie ist das Rückgrat des Landes, politisch, militärisch und wirtschaftlich. Im Moment erscheint die Armee wie die Retterin der Nation, eine Rolle, in der sie sich gefällt. Sie steht ihr in diesen Tagen auch zu. Doch sie ist auch eine mächtige Partei, eine Interessengemeinschaft, die ihre Pfründe verteidigen wird.

Ägyptens Armee ist vergleichbar mit der Pakistans. Auch in Ägypten ist sie ein Staat im Staat. Die pakistanische Armee hat die Demokratie in Pakistan nach Kräften unterminiert. Auch diese Armee hat immer wieder Krisen durchlebt. Auch sie musste immer wieder mal vor ihrem Volk zurückweichen. Zuletzt musste sie sich 2008 von ihrem Präsidenten Pervez Musharraf trennen, der, wie Mubarak, eine General war, weil das pakistanische Volk sich nach Freiheit und Demokratie sehnte. Doch nicht einmal zwei Jahre später bestimmen die pakistanischen Generäle de facto wieder die Politik des Landes. Der demokratisch gewählte Präsident ist nicht viel mehr als Staffage.

Dasselbe Schicksal könnte nun Ägypten erwarten. Eine wunderbare Revolution, ein Moment der Freiheit,  dann die Restauration. Damit dies nicht geschieht, möchte man den Ägyptern, die ihre Soldaten zu Recht umarmen,  trotzdem zurufen: „Vorsicht, Generäle!“