Wir sind nicht isoliert! Das ist die Botschaft, die das iranische Regime auf dem Gipfel der Blockfreien Staaten vermitteln wollte. Der Gipfel fand in Teheran statt. Der Iran übernahm von Ägypten für drei Jahre den Vorsitz über diese 118 Staaten umfassende Organisation. Es war eine gute Gelegenheit, sich der Welt zu präsentieren. Doch das ist gründlich schief gelaufen, nicht nur wegen des Auftritts von Ägyptens Präsident Mursi.
Der Spielverderber ist die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) mit Sitz in Wien. Sie veröffentlichte just während des Gipfels einen Bericht, wonach der Iran weitere Gaszentrifugen zur Anreicherung von Uran gebaut habe. Und plötzlich redet alles nur mehr von der nuklearen Gefahr, die von Teheran ausgeht. Der Iran befand sich im Handumdrehen genau dort, wo ihn seine Gegner haben wollen: In der Ecke des isolierten Pariahs.
Warum hat die IAEA ihren Bericht gerade jetzt veröffentlicht? Das iranische Regime gibt darauf eine eindeutige Antwort: Die IAEA sei keine unabhängige Institution und sie habe die Namen von Wissenschaftlern, die am iranischen Atomprogramm arbeiten, an westliche Geheimdienste weitergeben. Eine ganze Reihe dieser Experten sind inzwischen Attentaten zum Opfer gefallen. In Teheran behauptet man da einen Zusammenhang. Man muss diese Auffassung des Regimes nicht teilen, doch es besteht kein Zweifel daran, dass der Krieg gegen Teheran schon seit einiger Zeit geführt wird. Die Attentate sind ein Teil davon, die Attacke mit dem Computervirus Stuxnet ebenfalls, auch die harten Sanktionen der USA und Europas sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Das alles geschieht angeblich, um zu verhindern, dass der Iran die Atombombe baut.
Aber es sind Zweifel angebracht, dass dies das primäre Ziel dieser Politik ist. Alle Experten sind sich einig, dass kein einziges Mittel, welches eingesetzt wird, den Iran auf lange Sicht davon abhalten könnte, ein Bombe zu bauen. Selbst ein Krieg brächte nur eine Verzögerung. Wenn Teheran will, dann wird es die Bombe bauen. Ja, selbst wenn morgen die Opposition an die Macht käme, ist es nicht ausgemacht, dass der Iran von seinem nuklearen Weg ablassen wird. Auch die Führer der Grünen Bewegung haben nie ausdrücklich auf das Recht verzichten wollen, Uran anzureichern. Dieses Recht steht dem Iran zu. Allerdings nur dann, wenn Uran für zivile Zwecke angereichert wird und nicht für den Bau einer Bombe.
Das Regime in Teheran sieht sich zu Recht in einem Abwehrkampf, bei dem es um seine Existenz geht. Die Herrscher wissen auch, dass sie eine Bombe politisch zwar völlig ins Abseits stellen würde, sie aber militärisch unangreifbar macht. Durch eine Bombe wären sie immun. Obwohl die Mullahs gerne als Verrückte dargestellt werden, sind sie es keineswegs. Sie verhalten sich rational. Deswegen spielen sie mit der Möglichkeit, eine Bombe zu bauen – doch sie lassen die Welt darüber im Ungewissen, ob sie sich dazu entschieden haben. Es ist nicht einmal sicher, ob die Führung beschlossen hat, eine Bombe herzustellen.
Im jüngsten IAEA-Bericht steht, dass der Iran mehr Gaszentrifugen gebaut hat, als bis dahin angenommen wurde. Doch diese „neuen“ Zentrifugen arbeiten noch nicht. Teheran will damit sagen: Wir könnten, wenn wir wollen. Und es hängt von eurer Politik ab, ob wir diesen Weg beschreiten. Was aber bezweckt das Regime damit? Vor allem eines: auf Dauer zu überleben. Wenn möglich ohne Bombe, wenn nötig mit.