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Was man über Beppe Grillo wissen sollte

 

Beppe Grillo wird gern ein Komiker genannt. Doch das war er einmal. Jetzt ist er Politiker. Einen Komiker muss man nicht nach seiner Weltanschauung fragen, einen Politiker schon.

Wie also sieht das Weltbild des Beppe Grillo aus? Wohin will er Italien führen? Was sind seine Ideen? Wie setzt er sie um?

Im Jahr 2011 veröffentlichte Grillo zusammen mit Gianroberto Casaleggio ein Buch. Es ist 150 Seiten stark und so etwas wie die weltanschauliche Grundlage der Grillini. Es ist ihre Bibel. Das Buch trägt den martialischen Titel: „Wir sind im Krieg — für eine neue Politik“.

Darin heißt es: „Es handelt sich um einen totalen Krieg, der jeden Aspekt unseres Lebens betrifft und alle ökonomischen und sozialen Strukturen infrage stellt, die seit Jahrhunderten als gegeben hingenommen werden.“

Der Agent dieses radikalen Wandels ist das Internet. Er werde das Neue erzwingen — doch das Alte werde nicht ohne Widerstand weichen. Das Internet ist für Grillo-Casaleggio geradezu ein revolutionäres Subjekt. Es erscheint nicht als Technik, sondern als ein Demiurg, der eine neue Welt gebären wird. „In diesem Krieg wird das Alte sterben, doch es wird nicht vergehen, ohne sich vorher mit allen Mitteln verteidigt zu haben. (…) Der Krieg wird lange dauern. In Italien kontrollieren die Parteien die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Information, den Handel, das Transportwesen, die Gesetze und ihre Umsetzung. Um sich zu schützen, haben sie einen Haufen Gesetze gegen das Netz erlassen. Sie glauben, sie seien unverwundbar, aber die Bürger werden Dank des Netzes in die Paläste der Macht eindringen.“

Es gibt bei Grillo-Casaleggio nur das „Alte“ und das „Neue“, das „Die“ und das „Uns“. Grillo spricht auch gerne von den „Hurensöhnen“. Es ist ein manichäisches Weltbild, das keine Differenzierungen zulässt. Was die Zukunft betrifft, gibt es nur eine Alternative: Mitmachen oder untergehen. „Sozialismus oder der Tod“ wird hier zu „Das Netz oder der Tod“. Es ist beides totalitär.

Grillo und Casaleggio behaupten auch, dass durch das Netz jeder Mensch endlich gleich viel wert sei. „Alle Menschen sind gleich“ – das hat zwar schon Thomas Jefferson bei der Unabhängigkeitserklärung der USA verkündet, doch bei Grillo-Casaleggio hat es eine andere Bedeutung: Jeder kann alles machen, es gibt keine Hierarchien mehr.

Dazu schreiben die beiden: „Wenn jeder gleich viel wert ist, hat es keinen Sinn mehr, von politischen Führern zu sprechen. Dann ist das ein Widerspruch in sich. Die Herren der Vorsehung gehören einer infantilen Vorstellung der Politik an. Wer sich heute als leader bezeichnet, den müsste man zwangsbehandeln.“

Grillo bezeichnet sich denn auch gerne als der Sprecher des Movimento 5 Stelle (M5S). In der Praxis aber sind er und sein Partner Casaleggio die unumstrittenen Anführer. Sie greifen von ganz oben nach ganz unten durch. Das haben verschiedene Grillini schon zu spüren bekommen. Einige sind ausgeschlossen worden, weil sie eigenständige Wege gehen wollten, Interviews und Gespräche müssen vom Chef genehmigt werden. Grillo – der sich auch gegen das Urheberrecht wendet — hat den Namen und das Symbol des M5S patentieren lassen. Jeder, der es verwenden will, braucht seine Erlaubnis. Und nach den Regionalwahlen in Sizilien im Jahr 2012, bei denen M5S zur stärksten Partei wurde, sagte er: „Wir werden über das, was wir nun anpacken, gemeinsam reden, ich aber muss der Chef der Bewegung sein.“

25 Prozent der Italiener haben sich für die Bewegung dieses Mannes entschieden.