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Es muss nicht immer Krieg sein

 

Die USA sind immer noch eine Supermacht mit Führungswillen. Das beweist US–Präsident Barack Obama angesichts der Ebolaepidemie in Westafrika. Er warnt schon seit Wochen eindringlich vor einer sich anbahnenden Katastrophe, er stellt Personal und Ressourcen zur Verfügung, um die Epidemie in den Griff zu bekommen. Kein anderer Staat tut derzeit so viel wie die USA. Die Welt kann von Glück reden, dass es dieses Amerika gibt.

Und was ist mit der europäischen Führungsmacht, was ist mit Deutschland?

Hochrangige Regierungsmitglieder schwadronieren seit geraumer Zeit von der „außenpolitische Verantwortung“, die Deutschland übernehmen müsse. Deutschland soll runter von den Zuschauerrängen und mitten hinein in das weltpolitische Getümmel. Die Waffenlieferungen an die bedrängten Kurden des Iraks sind das bisher konkreteste Zeichen der neuen Politik. Aber diese Lieferungen sind das Produkt eines wilden Aktionismus, nicht einer durchdachten außenpolitischen Strategie für den Nahen Osten.

Diese Rolle würde zu Deutschland passen

Deutschland hätte jetzt die Gelegenheit, eine gewichtige Rolle in einer Krise von weltpolitischer Bedeutung zu spielen. Es könnte die Führung im Kampf gegen die Ebolaepidemie übernehmen. Dafür gibt es hierzulande die Ressourcen. Diese Rolle würde zu Deutschland passen, das sich aus guten Gründen immer noch schwer tut mit dem Krieg.

Auf der weltpolitischen Bühne gibt es jedenfalls noch genügend Raum für nicht-kriegerische bedeutende Initiativen. Das gerät leider in Vergessenheit, weil wir von so vielen Konflikten umgeben sind. Doch der Spielraum ist da. Deutschland müsste ihn nutzen.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat großspurig vom „Nachbarkontinent“ Afrika gesprochen. Der Anlass war die Eroberung des Nordens Malis durch Islamisten. Dies wurde offenbar in Berlin als existenzielle Bedrohung wahrgenommen. Jedenfalls suggerierte das die Wortwahl von der Leyens.

Aber was sind ein paar tausend Islamisten im unwirtlichen Norden Malis schon gegen die Ebolaepidemie in Westafrika?

Französische Soldaten beendeten jedenfalls den Siegeszug der Islamisten binnen weniger Tage.

Deutschland müsste sich jetzt an die Spitze der Front stellen, gemeinsam mit Frankreich — und es ginge nicht um Krieg, sondern um etwas derzeit viel Bedrohlicheres: um die Eindämmung einer Krankheit, die Hunderttausende bedroht.