Die USA haben 3.000 Soldaten nach Liberia geschickt, um die Ebola-Epidemie einzudämmen. Es ist die größte militärische Mission der USA auf dem Kontinent seit 1992/93. Damals landeten amerikanische Truppen in Somalia. Sie waren Teil der UN–Operation „Restore Hope“, die das Ziel hatte, den von Hungersnot und Bürgerkrieg heimgesuchten Somaliern zu helfen. Die Sache ging böse aus.
18 US–Soldaten starben bei Kämpfen gegen somalische Kriegsherren in den Straßen von Mogadischu. Die toten Soldaten wurden von einer jubelnden Menge durch die Straßen der Stadt geschleift. Für die USA war es eine traumatische Erfahrung. Der damalige Präsident Bill Clinton zog die Truppen aus Somalia schnell zurück. Interventionen betrachtete er danach mit größter Skepsis. Das hatte weitreichende Folgen.
Als sich 1994 in Ruanda der Völkermord ereignete, schauten die USA (und nicht nur sie) tatenlos zu – auch aus Angst vor einem zweiten Mogadischu. Und Osama bin Laden verwies in seinen Reden immer wieder auf den überstürzten Rückzug der US-Armee aus Somalia, um seine Anhänger von der Schwäche der USA zu überzeugen.
Ist es denkbar, dass die US-Soldaten in Liberia in eine vergleichbare Situation kommen? Ja und Nein.
Die Liberianer erhoffen sich viel von der Hilfe der USA, auch weil die eigene Regierung im Kampf gegen Ebola versagt hat. Die Erwartungen sind hoch, und die Soldaten sind willkommen.
Doch dann gibt es diese andere Geschichte. Im benachbarten Guinea sind vor wenigen Tagen acht Hilfskräfte ermordet worden, die in ein Dorf gefahren waren, um die Menschen über Ebola aufzuklären. Ein Journalist, der das Team begleitet hatte und fliehen konnte, berichtete, dass die Helfer von einer Menschenmenge zunächst mit Steinen beworfen und dann mit Macheten und Knüppeln erschlagen wurde. Es ist nicht klar, weshalb es zu den Morden kam, aber offenbar glaubten die Leute, dass die Fremden in Schutzanzügen gekommen waren, um die Menschen zu infizieren.
Mangelnde Aufklärung und fehlendes Vertrauen in die Behörden — das ergab den tödlichen Mix. Den gibt es auch in Liberia. Und beigemischt werden nun Soldaten aus einem fremden Land. Ohnehin genießen Uniformierte in dem bis vor wenigen Jahren von einem Bürgerkrieg erschütterten Land einen zweifelhaften Ruf.
Bei aller Freude über ihr Kommen, die Amerikaner werden sich mit großer Umsicht bewegen müssen. Das gilt auch für die 500 Bundeswehrsoldaten, die in die von Ebola betroffenen Gebiete entsendet werden.
Auch wenn es nicht wahrscheinlich sein mag – die Regierungen, die ihre Soldaten jetzt nach Westafrika schicken, müssen sich auch diese Frage stellen: Was würden wir tun, wenn ein Dutzend unserer Soldaten erschlagen würde?