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#BringBackOurGirls. War da was?

 

Als am 15. April 2014 Kämpfer der Terrororganisation Boko Haram 276 Schuldmädchen aus der Stadt Chibok im Norden Nigerias entführten, bildete sich eine Protestbewegung unter dem Namen #BringBackOurGirls. Hunderte Frauen marschierten in der nigerianischen Hauptstadt Abuja vor das Parlamentsgebäude, um gegen die Untätigkeit der Regierung zu demonstrieren. Viel internationale Prominenz schloss sich dieser Bewegung an. Auch die Frau des amerikanischen Präsidenten Barack Obama, Michelle, ließ sich mit #BringBackOurGirls-Slogan ablichten. Es half nichts.

Bis heute sind noch immer mindestens 219 Mädchen in der Gewalt der Entführer.

Als Boko Haram vergangene Woche mehr als hundert Mädchen entführte, da war diese Nachricht nicht mehr als ein paar Zeilen in der internationalen Presse wert.

#BringBackOurGirls. War da was?

Boko Haram entführt, mordet und bombt ungestraft weiter.

In den Nachbarstaaten Nigerias kommt es inzwischen zu Gefechten mit der Terrormiliz. Armee-Einheiten Kameruns haben vor wenigen Tagen nach eigenen Angaben 100 Boko-Haram-Kämpfer getötet. Es gab bereits Zusammenstöße in Niger, und es wird befürchtet, dass auch der Tschad in den Konflikt mit hineingezogen wird. Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian drängt die Staaten der Region schon seit Längerem zu einer engeren Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror. Im Mai dieses Jahres beschlossen die Präsidenten fünf afrikanischer Staaten bei einem eigens einberufenen Gipfel eine engere Zusammenarbeit. Auch das war eine Reaktion auf die Entführung der 276 Mädchen aus Chibok. Geschehen ist so gut wie nichts. Le Drian fand deshalb vor wenigen Tagen bei einem Sicherheitsgipfel in Dakar kritische Worte: „Es ist klar, dass die Afrikaner ihre Sicherheit selbst in die Hand nehmen müssen. Aber dort, wo es nötig ist, geschieht es nicht!“

Es gibt inzwischen also kaum Kooperation zwischen den betroffenen afrikanischen Staaten. Offenbar misstrauen die einzelnen Regierungen einander.

Und Nigeria selbst – das den Kampf eigentlich anführen müsste – bekommt aller Ankündigungen und Versprechen zum Trotz die Lage nicht unter Kontrolle.

Verantwortlich dafür ist eine Mischung aus Desinteresse, Korruption und Unfähigkeit.

Die politische Elite des Landes konzentriert sich derzeit auf den 15. Februar. An diesem Tag wählt Nigeria eine neuen Präsidenten. Der Wahlkampf vertieft die Gräben zwischen den Parteien. Dabei bräuchte es gegen den Terror eine geschlossene Front.

Die eigene Unfähigkeit kaschiert die Regierung mit Härte. Vergangene Woche wurden 53 nigerianische Soldaten wegen Desertion zum Tode verurteilt. Sie waren angeblich vor Boko Haram davongelaufen. Dabei sind Nigerias Soldaten im Kampf gegen die Terroristen meist auf verlorenem Posten, weil sie viel schlechter bewaffnet sind. Sie fühlen sich von der Regierung und der Armeespitze im Stich gelassen.

Zu all der politischen Unsicherheit kommen wirtschaftliche Schwierigkeiten hinzu. Nigeria leidet wegen des niedrigen Ölpreises unter Geldknappheit. Das Land ist der größte Erdölexporteur Afrikas, 70 Prozent seines Einkommens bezieht der nigerianische Staat aus Ölexporten. Die Regierung musste ihr schon eingeplantes Budget für das kommende Jahr kürzen.

Das alles öffnet Spielräume für Boko Haram. Und was die Terroristen wollen, haben sie immer wieder gesagt: ein Kalifat in Nigeria.