Der neue Präsident Nigerias heißt Muhammadu Buhari. Er ist ein Muslim aus dem Norden, ein ehemaliger General, der das Land als Militärherrscher zwischen 1984 und 1985 führte. Er hat den Ruf, ein harter Mann zu sein, mit viel Sympathie für die Armen, bei denen er populär ist.
Damit sind schon viele Gründe genannt, warum ihn eine Mehrheit der Nigerianer gewählt hat. Sie trauen Buhari zu, dass er die Terrorgruppe Boko Haram besiegen kann. Und sie glauben, dass der 72-Jährige viel mehr Verständnis für die armen Massen im muslimischen Norden des Landes aufbringen wird als der bis dato amtierende Präsident Goodluck Jonathan, ein Christ aus dem Nigerdelta.
Es wird sich herausstellen, ob Buhari diese Erwartungen erfüllen kann. Es wird in den nächsten Monaten jedenfalls nicht an schlechten Nachrichten fehlen. Der Kampf gegen Boko Haram wird noch vielen Menschen das Leben kosten und Nigeria wird nicht über Nacht zu einem effizienten, korruptionsfreien Staat werden. Es ist sogar möglich, dass der Wahlsieg Buharis das Land noch tiefer spaltet.
Darum ist es gut, einen Moment innezuhalten, um zu betrachten, was soeben geschehen ist. Millionen Nigerianer haben gewählt, trotz Gewalt und Terror. Das ist ein Zeichen von demokratischer Vitalität – diese gute Nachricht sollte man im Gedächtnis behalten. Denn es wird im Zusammenhang mit Nigeria schnell wieder von Terror die Rede sein, von Korruption und Ineffizienz. Der mit über 180 Millionen Menschen bevölkerungsreichste Staat Afrikas ist für all das berüchtigt.
Nigeria? Mein Gott, was solle man da schon erwarten!
Das ist sehr häufig die innere Haltung, mit der dieses Land betrachtet wird. Dabei bleibt oft völlig unberücksichtigt, welche immensen Herausforderungen ein Staat wie Nigeria zu bewältigen hat.
Wie zum Beispiel organisiert man das Zusammenleben zwischen den großen christlichen und muslimischen Glaubensgemeinschaften? Wie hält man ein Land zusammen, das in einen armen Norden und einen eher wohlhabenderen Süden gespalten ist? Wie verteilt man das viele Geld, das vor allem aus den sprudelnden Ölquellen im Süden kommt auf eine faire Weise? Wie verwurzelt man die Demokratie in einem Land, das erst 1999 eine langjährige Militärdiktatur abgeschüttelt hat?
Bei all diesen Fragen geht es fast immer ums Ganze: um den Erhalt des Staates Nigeria. Das ist der Kontext, in dem man die Wahlen sehen sollte.
Aber es gibt vieles Positive festzuhalten. Die heiß umkämpften Wahlen scheinen halbwegs fair verlaufen zu sein. Die Nigerianer konnten zum ersten Mal zwischen zwei Kandidaten wählen, die beide Aussicht auf den Wahlsieg hatten. Auch das ist ein gutes Zeichen, denn der Wettbewerb zwischen klar erkennbaren Figuren stärkt die Demokratie. Der amtierende Präsident und sein Herausforderer unterscheiden sich programmatisch vielleicht nicht so sehr. Doch sie standen beide für Dinge, die in wenigen Sätzen beschrieben und daher auf Anhieb verstanden werden können.
Da dies alles gesagt ist, kann man auch wieder zu den schlechten Nachrichten übergehen. Es wird an ihnen nicht fehlen, aber sie werden vielleicht etwas von ihrer Schärfe verloren haben.