Auf dem Mittelmeer sind 400 Migranten verschwunden, vermutlich sind sie ertrunken. Wieder stellt sich angesichts dieser schrecklichen Nachricht die Frage: Wie kann man derlei Tragödien verhindern?
Zunächst: Es gibt eine ganze Reihe von Ursachen, warum derzeit so viele Menschen nach Europa kommen wollen. Sie lassen sich grob zusammenfassen: Da sind die Kriege im Nahen Osten (Syrien, Irak), da ist die Flucht vor der Diktatur, beispielsweise Eritrea, da sind zerfallene Staaten wie Libyen, da ist das ungehindert blühende Geschäft der Menschenhändler, da ist das allzu große Gefälle zwischen Arm und Reich.
An diesen Ursachen muss man ansetzen. Es ließe sich durchaus einiges tun:
Europa muss noch mehr Flüchtlinge aus dem Nahen Osten aufnehmen, und zwar direkt aus den riesigen Flüchtlingslagern des Nahen Ostens. Jeder Mensch, der die Möglichkeit hat, in den Lagern selbst einen Weg nach Europa zu finden, wird ihn nicht mehr auf dem gefährlichen Weg über das Meer suchen.
Die Europäische Union muss das zerfallene Libyen als europäisches Problem begreifen und eine Strategie entwickeln, welche die Stabilisierung und die Wiederherstellung staatlicher Autorität in diesem Land ins Zentrum rückt. Das ist eine vordringliche Aufgabe. Libyen ist nämlich zum Paradies der Menschenhändler geworden – zudem breitet sich dort der „Islamische Staat“ aus.
Die Tatsache, dass Menschenhändler beste Geschäfte machen, wird in der Öffentlichkeit oft als eine Art Naturereignis betrachtet: schlimm aber unvermeidbar. Dabei kann man Menschenhändlern das Handwerk legen. Dazu gehört, dass die Polizei und die zuständigen Behörden mit entsprechenden materiellen und juristischen Mitteln ausgestattet werden. Bis heute fehlen in vielen Fällen die Voraussetzungen für grenzübergreifende Kooperation zwischen Polizeibehörden. Die aber bräuchte es dringend, denn Menschenhändler sind global aktiv.
Schließlich muss die EU eine Handelspolitik betreiben, die afrikanische Märkte nicht kaputtmacht, sondern ihnen hilft, sich zu entwickeln.
Auch wenn das alles passieren würde, darf man sich keinen Illusionen hingeben. Nichts davon wird schnell wirken. Wir werden weiter Nachrichten von Hunderten Ertrunkenen hören – und sie werden oft nur als kleine Meldungen in den Medien auftauchen.