Ein Gespräch zwischen einem Mann, der zum ersten Mal in Banja Luka war, der Hauptstadt der serbischen Teilrepublik von Bosnien, und einer Frau, die schon öfters dort war. Stattgefunden in Sarajevo, auf der Terrasse eines Cafés in der Fußgängerzone. Es ist früher Abend eines sehr heißen Tages, Straße und Häuser strahlen die Hitze ab. Der Kellner bringt eisgekühlte Limonade. Die Eiswürfel klirren. Eine frische Brise weht um die Ecke. Er ist Fremder, sie ist Bosnierin.
„Und? Wie war’s in Banja Luka?“
„Am meisten hatte mich der riesiger Glaspalast beeindruckt, fast so groß wie das Gebäude der UN in New York!“
„Ach ja, der Präsident braucht viel Platz!“
„Dabei, wenn ich es richtig sehe, wohnen in der Republika Srpska nicht mal 1,3 Millionen Menschen!“
Schweigen. Die Fußgängerzone beginnt sich langsam zu füllen.
„Ist dir was an den Frauen aufgefallen?“
„Du meinst so allgemein?“
„Du hast doch sicher auch dort in der Fußgängerzone einen Kaffee getrunken?“
„Ja, habe ich!“
„Und hast die Frauen betrachtet.“
„Habe ich.“
„Und?“
„Naja, sie betonen ihre Formen stark!“
„Betonen?!“
„Es ist auffällig, dass fast alle von ihnen ihre Formen deutlich zeigen?“
„Du meinst ihren Busen und ihren Hintern?“
„Ja, so kann man das auch nennen …“
„Findest du hier in Sarajevo kleiden sich die Frauen auch so?“
„Ein bisschen schon, aber hier ist es etwas durch die Religion, wie soll ich sagen, abgemildert.“
„Und was sagt dir das?“
„Wie meinst du?“
„Was sagt das über die Gesellschaft in der Republika Srpska aus?“
„Gute Frage!“
„Genau, bring doch das nächste Mal bitte eine Antwort, wenn du nach Banja Luka fährst. Das würde uns helfen, unsere serbischen Brüder zu verstehen!“
Eine Anmerkung ist noch zu machen. In Sarajevo wird viel über die Leute in Banja Luka behauptet und in Banja Luka viel über die Leute in Sarajevo. Zum Beispiel sagt man in Sarajevo, dass in Banja Luka auf sieben Frauen ein Mann käme, viel zu wenige Männer also dort lebten. In Banja Luka hingegen sagt man, das Verhältnis betrage 6:1.
Wenn die beiden bosnischen Volksgruppen sonst auch in vielem weit auseinanderliegen: In Bezug auf das Zahlenverhältnis zwischen den Geschlechtern sind sie sich ziemlich nahe beieinander.