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Das Wirken der Vernunft ist keine Utopie

 

Woche für Woche ertrinken wir in einer Flut schlechter Nachrichten. Viele Menschen wenden sich von der Welt ab. Sie ertragen ihre Hässlichkeit nicht mehr. Sie fürchten sich vor ihren Gefahren. Medien tragen das Ihre dazu bei, das düstere Bild ins Unerträgliche zu steigern und das Gefährliche noch gefährlicher erscheinen zu lassen. Alles wird immerzu schlimmer. Das ist das Lebensgefühl, das sich breit macht.

Deswegen sollen an dieser Stellen gleich drei gute, relevante Nachrichten der vergangene Tage vermeldet werden.

Die Schweizer haben mit großer Mehrheit eine Initiative der Schweizer Volkspartei abgelehnt, wonach Ausländer auch bei Bagatelldelikten ausgewiesen werden sollten; die Iraner haben sehr zahlreich an den Parlamentswahlen teilgenommen und den Reformern den Rücken gestärkt; in Syrien ist die erste Waffenruhe seit in fünf Jahren eingetreten. Zugegeben, sie ist sehr wackelig, aber vielleicht ist es der Beginn des Endes der Schlächterei.

Es gibt einen inneren Zusammenhang zwischen den drei Ereignissen. Die Vernunft hat sich durchgesetzt.

Kaum aber ist dieser Satz hingeschrieben, zerbröselt einem regelrecht zwischen den Fingern. Nicht weil er falsch wäre, sondern weil er staubtrocken ist.  Machen wir uns nichts vor. Wir können uns eine Welt ohne blutiges Drama nicht mehr recht vorstellen. Es ist, als sei sie von unserem Horizont verschwunden. Für das Gute fehlt uns die Vorstellungskraft.

Das hat seine guten Gründe. Die Utopien des zwanzigsten Jahrhunderts haben sich als Illusionen erwiesen. Wer sich heute noch eine ganz andere Welt entwerfen möchte, steht im Ruf, ein gefährlicher Naivling zu sein – ganz zu Recht. Die Welt neu erfinden zu wollen, das geht allzu oft mit Gewalt einher.

Aber wir sind schon so weit, dass wir das Wirken Vernunft für eine Utopie halten. Wir wollen ihr nicht mehr glauben, weil wir aller Illusionen beraubt sind. Deswegen geht es unter, wenn mal etwas Vernünftiges passiert, wie gerade eben in der Schweiz, im Iran und Syrien.