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Mandela ist tot, der ANC lebt – mehr schlecht als recht

 

Nelson Mandela ist tot. Das ist ein großer Verlust  für Südafrika und für die Welt. Doch am härtesten trifft es den ANC, Mandelas Partei. In diesen Tagen der Trauer bleibt das im Hintergrund.

Was ist der ANC ohne Mandela?

Das ist für die Zukunft Südafrikas eine entscheidende Frage. Denn der ANC ist so etwas wie die Staatspartei des Landes. Seit dem Ende der Apartheid im Jahr 1994 dominiert sie das Land nach belieben. Mandela war ihre unantastbare Vaterfigur. Seine Strahlkraft war so groß, dass man insbesondere im Ausland den Eindruck gewann, Mandela und der ANC seien ein und dasselbe. Er war die Partei, die Partei war er.

Was genau der ANC aber war, das interessierte weniger. Doch nun wird der Blick nicht mehr verstellt werden von der Lichtgestalt Mandela. Bald wird der ANC in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Spätesten anlässlich der Wahlen im April 2014.

Also, was ist das für ein Partei?

Sie versucht bis heute von ihrem Ruf als Antiapartheids-Bewegung zu profitieren. Tatsächlich ist der ANC die älteste nationale Befreiungsbewegung Afrikas und sie war am Ende sehr erfolgreich.

Die Politiker des ANC pflegen immer noch die Rhetorik von Befreiungskämpfern. Doch die Apartheid ging 1994 zu Ende. Der ANC ist seit bald  zwanzig Jahren an der Macht. Eine Regierungspartei, die spricht wie eine Befreiungsbewegung, klingt hohl und unangebracht.

Der Verweis des ANC auf seine historischen Verdienste allein wird nicht mehr ausreichen, um dauerhaft eine Mehrheit zu gewinnen. 2014 werden zum ersten Mal die sogenannten born frees wählen können. Das sind Männer und Frauen, die nach 1994 geboren worden sind. Sie sind weniger an der glorreichen Geschichte des ANC interessiert, sondern daran, ob die Partei in der Lage ist, ihnen eine Perspektive zu geben. Und die ökonomische Performance des ANC ist alles andere als gut.

Der ANC ist eine zerstrittene Partei, in der sich unterschiedliche Fraktionen bis aufs Messer bekämpfen. Die politische Kultur der alten Parteigarde  ist immer noch geprägt von ihrer Untergrundarbeit während der Apartheid: Sie ist konspirativ, populistisch und manipulativ.

Der jetzige Präsident Südafrikas Jacob Zuma etwa hat sich 2007 in einem gnadenlosen Machtkampf gegen seinen Amtsvorgänger Tabo Mbeki durchgesetzt. Zuma war während der Apartheid verantwortlich für den internen Geheimdienst der Partei. Er weiß, wie man Gegner loswerden kann. 2012 schloss Zuma seinen politischen Weggefährten Julius Malema aus der Partei aus. Malema war Vorsitzender der mächtigen Jugendorganisation des ANC. Er war für Zumas Aufstieg zum Staatspräsidenten entscheidend. Malema hat inzwischen eine eigene Partei gegründet, mit der er dem ANC Konkurrenz machen will.

Der ANC symbolisiert nicht mehr das große Versprechen, das er einmal war – er hat es vielleicht nie getan. All das wird nun klarer zum Vorschein treten, da Mandela tot ist. Das wird schmerzvoll sein. Es sind die Schmerzen der Normalität.