Blaise Compaoré kam in Burkina Faso vor 27 Jahren mit der Hilfe Frankreichs durch einen Putsch an die Macht. Vergangene Woche stürzte das Volk Compaoré. Er konnte sich gerade noch rechtzeitig ins benachbarte Ausland absetzen. Französische Soldaten ermöglichten ihm die Flucht.
Frankreich hat in Westafrika häufig die Finger im Spiel, in Burkina Faso wie in allen anderen ehemaligen Kolonien. Dabei übt sich die französische Regierung seit geraumer Zeit in rhetorischem Rückzug. Da ist von viel Gleichberechtigung die Rede, von Partnerschaft und davon, dass Afrikaner ihre Probleme selber lösen müssten. Frankreich könne nur helfen, wenn es gewünscht wird. Mehr wolle man nicht.
In der Praxis spiegelt sich dieser Rückzug nicht wieder. Frankreich ist in der Region militärisch so aktiv wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die französische Armee hatte vor der Unabhängigkeit seiner Kolonien rund 30.000 Soldaten auf dem Kontinent, 1980 waren es 15.000 und im Jahr 2012 nur mehr 5.000. Heute aber sind es wieder 9.000. Französische Truppen sind im Tschad stationiert, in Niger, Mali, Burkina Faso, Senegal, Gabun, der Zentralafrikanischen Republik und Djbouti.
Meist sind es kleine, hochspezialisierte und mobile Einheiten. Sie sind auf einer ganzen Reihe von Militärbasen verteilt, die in der Regel ebenfalls sehr klein und unauffällig sind. Diskretion lautet die oberste Devise: Frankreich will sich als zurückhaltender Partner präsentieren und auf keinen Fall den Eindruck erwecken, es handle nach altem kolonialen Muster.
Die wachsende militärische Präsenz in Afrika wird mit dem Kampf gegen Terror und Organisierte Kriminalität gerechtfertigt. In Mali intervenierte die französische Armee 2013 ausdrücklich auf Wunsch der Regierung. Islamisten hatten damals den Norden des Landes unter Ihre Kontrolle gebracht, die Spaltung des Landes war eine reale Gefahr. Die französische Armee agiert in Mali zudem unter dem Schirm und in Kooperation mit den UN. Auch wenn es in der Bevölkerung Malis ein gewisses Misstrauen gegenüber den ehemaligen Kolonialherren geben mag, so war die Intervention 2013 doch willkommen. Das Vertrauen in die eigene, die malische Armee und ihre Fähigkeiten zum Schutz vor den Islamisten war nämlich äußerst gering.
Neu dabei ist: Frankreich kooperiert in Afrika zunehmend mit den USA und mit Großbritannien. Frankreich regelt „seine“ Angelegenheiten in Westafrika eigentlich lieber selber. Doch dafür ist es mittlerweile zu schwach und die Herausforderungen sind auch andere geworden.
Die USA haben nur in Djibouti eine dauerhafte Militärpräsenz. Doch US-Soldaten sind durch verschiedene Einsätze auf dem Kontinent verteilt. Sie betreiben Ausbildungsmissionen für Armeen afrikanischer Staaten, sie unternehmen Kommandoaktionen (wie jüngst in Somalia) und unterhalten Drohnenstützpunkte. Nach Angaben des Afrikakommandos des Pentagon (AFRICOM) sind rund 5.000 US-Soldaten in Afrika aktiv – die 3.000 Soldaten, die derzeit in Liberia gegen die Ebola-Epidemie eingesetzt sind, nicht mitgerechnet.
Angesichts der Zahlen ist es wohl übertrieben, von einer Militarisierung des Kontinents zu sprechen. Trotzdem: Die alte Kolonialmacht Frankreich ist in Westafrika – in neuen Konstellationen – noch immer eine bestimmende Kraft. Auch dank seiner militärischen Fähigkeiten und der Entschlossenheit, sie einzusetzen.