Die Nato hat Montenegro die Mitgliedschaft angeboten. Russland ist darüber sehr erbost und hat Konsequenzen angedroht. Man kann lange darüber streiten, ob die Nato angesichts des ohnehin gestörten Verhältnisses zu Russland klug gehandelt hat. Das ist allerdings eine müßige Debatte.
Wichtiger ist etwas anderes: Die Einladung der Nato hilft Milo Ðukanović, dem Herrscher Montenegros. Das ist eindeutig eine schlechte Nachricht. Es ist nämlich höchste Zeit, dass Ðukanović von der politischen Bühne abtritt. 25 Jahre ist er schon an der Macht. Montenegro ist heute praktisch im Besitz der Familie Ðukanović. Wer gegen die Familie aufbegehrt, lebt gefährlich. Ganz egal, ob es Journalisten sind, die die korrupten Machenschaften des Herrschers untersuchen, oder Demonstranten, die aus Protest gegen die schlechten Lebensbedingungen und mangelnden politischen Freiheiten auf die Straße gegen – sie werden bestraft und eingeschüchtert.
Ðukanović ist schädlich, in erster Linie für die 600.000 Montenegriner.
Aber, man will es gar nicht glauben, das mafiöse Familienunternehmen Ðukanović namens Montenegro ist ein Beitrittskandidat der EU. Die Aussichten auf den Beitritt sind recht gut. Dabei ist die Natur des Regimes bekannt. Doch die EU schaut weg.
Warum?
Weil man in Brüssel um die Stabilität fürchtet, wenn Ðukanović geht. Die EU will auf dem Balkan vor allem Ruhe haben, deswegen toleriert sie in der Region eine ganze Reihe zweifelhafter Regierungen.
Ðukanović freilich ist das Gegenteil von Stabilität. Je länger er bleibt, desto instabiler wird die Lage in Montenegro.
Montenegro soll eine Zukunft in der EU haben, auch in der Nato, aber es muss ein Montenegro ohne Ðukanović sein. Die Sache ist ganz einfach: Ein Familienunternehmen darf nicht Mitglied der EU werden, schon gar nicht ein korruptes.