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Leakingportale und Tennischläger

 

Der britische Historiker Timothy Garton Ash ist ein Mann der klaren Worte. Jetzt hat er sich in einem lesenwerten Kommentar im Guardian zum Thema Leakingportale geäußert. Der Titel verspricht nicht zu viel:

WikiLeaks has altered the leaking game for good. Secrets must be fewer, but better kept – For whistleblowers, government and press, the age of digileaks cries out for new rules on what to hide – and reveal

Da geht es um die richtige Hardware für Leakingportale, den Start von OpenLeaks und vieles mehr. Vor allem aber analysiert Garton Ash die Gegenwart mit dem Blick des Zeitgeschichtlers. Er nimmt die langfristigen Wirkungen, kurzfristiger Veränderungen in den Blick, identifiziert die Schlüsselprobleme und zieht die nahe liegenden Konsequenzen. Die sind zwar schon länger offensichtlich, lesen sich als kompakter Überblick jedoch äußerst unterhaltsam und sind vor allem allen dringend zu empfehlen, die mit Systemen wie WikiLeaks oder OpenLeaks in Beziehung stehen – ob freiwillig oder unfreiwillig.

Oder um es noch unmissverständlicher zu formulieren: Regierungen, Zeitungen und NGOs! Timothy Garton Ash liefert Euch hier die Guidelines für das Leben im Leakingzeitalter. Und diese Guidelines sind glasklar: Regierungen, schützt weniger Daten, schützt nur noch die wirklich schützenwerten Daten, aber schützt sie besser und Leakingportale beziehungsweise Zeitungen und NGOs, seid transparent, was Eure Strategien und Kriterien angeht, die ihr anlegt, wenn ihr Leaks benutzt, aber erklärt vor allem besser, warum ihr an manchen Punkten intransparent sein müsst, um beispielsweise Eure Quellen zu schützen.

Am Ende des Kommentars folgt dann noch eine Generalbewertung des Leakingzeitalters und da kommen auch endlich die versprochenen Tennisschläger ins Spiel:

Digileaks change democracy as graphite rackets changed tennis. Whether they make it better or worse will depend on the rules, the umpires and the players.