Auf der einen Seite operieren die Handlanger unlauterer Journalisten und Publizisten. Privatdetektive, Hacker, Informanten, Whistleblower. Sie besorgen mit allen erdenklichen Mitteln alle erdenklichen Informationen über alle erdenklichen Zielpersonen. Auf der anderen Seite stehen die publizistischen Organe, die aus diesen Informationen ihre Geschichten schaffen. Leakingportale, Zeitungen, Fernsehsender.
Mit dem kaum nennenwerten Unterschied, dass es auf der einen Seite um die tödlichen Kollateralschäden fragwürdiger Geo-Politik geht. Der schmutzige Alltag des Krieges, der alltägliche Wirtschaftsprotektionismus einer Weltmacht, die geheimdienstliche Erforschung neutraler Organisationen wie der UNO. Auf der anderen Seite dagegen geht es um den täglichen Schmierstoff der Boulevardpresse. Abgründe von individuellen Verbrechen, private Geheimnisse etc. pp.
Kaum nennenswert findet diesen Unterschied Bret Stephens in seinem Artikel: „News of the World vs. WikiLeaks – Only one placed at risk ‚the lives of countless innocent individuals.‘ Der Artikel erschien heute in der Online-Ausgabe des Wall Street Journal.
Ein mehr als fragwürdiger Artikel. Im Konkreten. Im Allgemeinen sieht das jedoch schon ganz anders aus. Denn im Grunde ist das richtig beschriebene Dilemma von News of the World vs. WikiLeaks eine der großen Herausforderung der Publizistik. Schon immer gewesen. Aber durch Technisierung und Digitalisierung unserer Kommunikation dramatisch verschärft. Wer soll entscheiden wann was öffentlich wird? Wann ist etwas von öffentlichem Interesse? Und was ist eigentlich dieses öffentliche Interesse? Eine Frage, die uns noch Jahre lang begleiten wird.