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02. Juni 2016 – Ausgabe 24

 

Danke für die interessante Diskussion zum Grundeinkommen. Ich finde, die ausufernde Diskussion hat jedoch simple volks-wirtschaftliche Regeln aus dem Blick verloren.
1. Wo geht das Geld hin? Die Grundeinkommler geben es aus. Nachfrage steigt. Preise steigen. Inflation. Ergebnis: Grundeinkommler haben nominal nicht mehr als vorher. Die Grundeinkommler legen es an. Zinsen steigen. Inflation. Ergebnis: Grundeinkommler haben nominal nicht mehr als vorher.
2. Wo kommt das Geld her? Vom Staat. Investitionen in Rente, Gesundheit, Soziales, Bildung, Infrastruktur gehen zurück oder werden privatisiert. Grundeinkommler müssen mehr Geld dafür ausgeben. Ergebnis: Grundeinkommler haben nominal nicht mehr als vorher. Von Reichen. De facto eine Umverteilung. Sozialismus. Ergebnis: Siehe sozialistische Vorbilder in der Geschichte (?). Für mich hat die Idee des Grundeinkommens etwas von der kindlichen und wohl auch kindischen Hoffnung, man müsste einfach mehr Geld drucken und allen ginge es besser. Sich so ausführlich damit zu beschäftigen, befreit davon, nach machbaren Lösungen zu suchen, Armut, Ungleichheit und soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen. Was mehr als schade ist. – Stephan Müller


Nachdem der Nachhaltigkeitsbegriff in den 1980er Jahren auf internationaler Staaten-Ebene propagiert wurde und nun zunehmend in der Wirtschaft aufgegriffen wird (und auch muss!), verstehe ich nicht, warum Wirtschaftsethik kein Pflichtfach an deutschen Hochschulen ist. Dies würde die grundlegende Einstellung von karriereorientierten Mitarbeitern in Wirtschaftsunternehmen zumindest ansatzweise auf nachhaltiges Wirtschaften lenken. – Pia Stelz


Genau dafür brauchen wir den Journalismus als Korrektiv, der Artikel wie diesen hervorbringt. Wo oft Politik und Wirtschaft unter einer Decke stecken – und das obwohl auch dort ein Ungleichgewicht herrscht: Die „da oben“ in den Chefetagen geben sich als Reinkarnationen der Feudalherren des Mittelalters, die Politik, abgespeist mit einem Handgeld und oft gelockt mit der Hoffnung zum Ende der Amtszeit in ebendiese Riege aufzustreben, schaut zu. – Olav Mehnen


Danke für die differenzierte und in vielen Aspekten erhellende Analyse einer, wie ich finde, erschreckenden und bedrückenden politischen Entwicklung. Bedrückend ist beispielsweise die Leichtigkeit und Schnelligkeit, mit der im EU-Mitglied Polen demokratische Institutionen infrage gestellt und de facto „abgeschafft“ werden oder die Tatsache, dass ein Mr. Trump, der selbst von so konservativen Denkern wie Robert Kagan als Faschist gesehen wird, ein solches Maß an Zustimmung in der amerikanischen Bevölkerung erhält. Dennoch sollten wir meines Erachtens gerade jetzt nicht (nur) in der Analyse, dem „Verstehen“ dieser erschreckenden Entwicklung verharren. Auch Ihre „Lösung“, die Ermutigung zu interner Kritik als Basis der Weiterentwicklung unserer Demokratie ist richtig, greift aber noch zu kurz. Ich glaube, dass es höchste Zeit ist, die objektiven Errungenschaften des demokratischen Systems gerade in Deutschland offensiv zu „feiern“ und mutig zu vertreten, gerade auch in dem intellektuellen, offenen, liberalen Milieu, das traditionell eher kritisch und distanziert Stellung bezieht. Das ist in der Tat nicht immer einfach, wie ich aus Gesprächen in meinem privaten und professionellen Umfeld weiß. – Thomas Unruh


Niemand wird Ihrer Gewissensethik widersprechen. Jeder wird ertrunkene Flüchtlinge im Mittelmeer bedauern. Weshalb schreiben Sie darüber? Schreiben Sie auch darüber, dass die Welt rund ist? Daran zweifelt auch niemand.
Aber wer Verantwortungsethik zu tragen hat wie die Leiter von  Gemeinden, die Flüchtlinge unterbringen sollen, wird die Sache  anders beurteilen. Der barmherzige Samariter (Lukas 10) half einem Opfer eines Überfalles. Vielleicht hätte er auch zwei oder drei Opfer versorgt. Bei zehn  wäre er sicher überfordert gewesen. .Der Oxford-Professor  Paul Collier hat in seinem Buch „Exodus“  schreibt, gäbe es keine Behinderungen, würde ca. eine Viertelmilliarde Menschen aus Schwarzafrika in die westliche Welt strömen, jeder einzelne mit einer gut nachfühlbaren Begründung.  Dies wären die besser Ausgebildeten, also die, die dort Staats-aufbauend und – tragend wirken könnten. Würde man sie aufnehmen, würden die „Fluchtursachen“ (die jeder bekämpfen möchte) nie beseitigt, die „Lücke“ von einer  Vietelmilliarde wäre durch Geburtenüberschuss schnell gefüllt. Die Lösung? Ich weiß keine, und die von Collier vorgeschlagene (zurückschicken, nur Einzelne passieren lassen, ausbilden und zurücksenden) kommt sicher  nicht ohne Gewalt (im Zweifel Schusswaffen) aus, was keiner, auch Collier nicht, so sagen mag. Haben Sie eine Idee, wie man nicht funktionierende Staatsgebilde (failed states) zu funktionierenden machen kann? Dann schreiben Sie darüber! Und Sie würden als begeisterten Leser beglücken. – Dietrich Höffler


Den Beitrag „Wir hier oben“ habe ich mit großem Interesse gelesen. Was ich als Normalbürger bisher nur ahnen und vermuten konnte, wird in dem Beitrag deutlich. Die Egozentrik und Egomanie vieler Führungskräfte in den Vorständen und Aufsichträten größerer Kapitalgesellschaften sind grenzenlos und auch verantwortungslos. Daran können Vollversammlungen, Betriebsräte und auch die Politik offensichtlich wenig ändern. VW ist da vielleicht ein nützliches Beispiel und eine eindrucksvolle Offenbarung der Zustände. Das Bild über dem Text mit einem Ausblick aus einem Pinkulatorium der Commerzbank über die Frankfurter Innenstadt erinnert mich an einen Witz, den ich vor langer Zeit irgendwo aufgeschnappt habe: In der Toilette einer Chefetage stehen der Vorstandsvorsitzende und ein allzu dreister Lehrling nebeneinander im besagten Pinkulatorium. Sagt der Lehrling: „Sehen Sie Herr Direktor, die ist die einzige Stelle im Hause, wo wir uns das gleiche herausnehmen können“. Sagt der Direktor: „Aber auch hier, mein Sohn, ziehst Du den Kürzeren!“ – Martin Steckel


Vier Urinale der Edelklasse, die mit einer gewissen Grandezza in feinster Umgebung friedvolle Ruhe ausstrahlen. Eigentlich wollte ich bis zu meinem Ableben nie mehr einen Leserbrief schreiben. Aber angesichts eines solchen Bildes kann selbst ein rechtschaffender Christenmensch das Wasser nicht mehr halten: Da thronen also vier blütenweiße Notdurftschüsseln im Commerzbank-Tower hoch über Frankfurt. Hier können gehobene Bankleute beim Wasserabschlagen mühelos durch riesige Fenster von sehr weit oben nach sehr weit unten schauen. Dabei können sie sich dem wohligen Gefühl hingeben, die kleinen Leute (Sparer, Anleger) anonym nass machen zu können. Je voller die Blase, umso nachhaltiger das Ergebnis. Bei oberflächlicher Betrachtung des großartigen Fotos entgeht einem leicht eine recht pikante Kleinigkeit: Die beiden äußeren Urinale sind deutlich größer als die beiden dazwischen liegenden. Schwer zu verstehen. Beim Reinigungsdienst der Bank konnte ich Folgendes erfahren: In die großen Becken dürfen nur Mitglieder der Chefetage machen, ab 3,5 Mille Bonus. In die beiden kleineren Schüsseln strullt das mittlere und untere Management. Die Letztgenannten kämen mit den kleineren Gefäßen gut zurecht, weil sie von der Pike auf gelernt hätten, zielgerecht zu arbeiten. Bei seinen Kollegen in Wolfsburg oder Stuttgart gäbe es auch solche Toilettenanlagen. – Willi Oberholz


Was eigentlich soll dieser Artikel? Der Schreiber outet sich ja nicht gerade mit fundierter technischer Argumentation. Und was Marketing bedeutet, hat er sicher nicht verstanden (Ein Grundkurs in BWL ist zu empfehlen). Ist es tatsächlich 2 Seiten in der Zeit wert, wenn ein amerikanischer Anwalt Geld von Daimler möchte? Wen verklagen die Rechtsanwälte in USA denn nicht? Ich sehe den Artikel als Versuch zur Skandalisierung von Daimler aufgehängt am Thema Marketing. Der Journalist ereifert sich …r. Der Sache dienlich (i.e. Umweltschutz, Ökologie etc.) ist das sicher nicht.
Noch eine Anmerkung: Ich bin seit Jahrzehnten Zeitabonnent. Aber solche Artikel machen schon nachdenklich. Skandalisierung ist eigentlich ein Merkmal der Springerpresse etc. – Günter Kaiser


Solch eine gestrige Debatte hätte ich ja nun in der ZEIT nicht erwartet. Als seinerzeit das Binnen-I auftrat, hatte sich ein Germanistik-Professor über die „Verhunzung“ der deutschen Sprache aufgeregt, aber das liegt ja inzwischen über 30 Jahre zurück. Und auch die deutsche Sprache hat sich weiterentwickelt. Da kann ich nicht verstehen, wie Herr Kerstan weiterhin lediglich den Begriff Studenten in der ZEIT lesen möchte, als wenn er noch nie etwas von geschlechtergerechtem Sprachgebrauch gehört hätte. In dem Artikel auf Seite 61 „Buch vorm Kopf“ kommt daher „Studierende“ nur ein einziges Mal vor, sind alle anderen „Studierenden“ der Redigatur zum Opfer gefallen ? – Helga Schneider-Ludorff


Als langjähriger Leser der Zeit und gleichzeitig österreichischer Staatsbürger lese ich natürlich den Österreichteil um andere Meinungen zur österreichischen Politik und deren Entwicklungen zu erhalten als die der österreichischen Medien. Nachdem ich den Kommentar von Herrn Joachim Riedl mit der Überschrift – Schatten über Österreich – gelesen hatte war ich entsetzt über den Hass gegen Österreich , der zwischen den Zeilen des Textes nur so herausquoll. Sein Schlußsatz  Zitat: Mögen anderswo Flüchtlingsheime brennen, offen antisemitische Parteien ihre Miliz aufmaschieren lassen oder hakenkreuzgeschmückte Skins ganze Landstriche terrorisieren – gewiss, alles sehr besorgniserregend- , das Herz der Finsternis pocht in Österreich und zwar eindeutig nicht im Dreivierteltakt. Zitat Ende
Ja, alles was die Neonazis in Deutschland anrichten ( NPD, AfD s.o. ) oder inzwischen in vielen Ländern – alles nicht so besorgniserregend ! Nun möchte ich aber noch erwähnen, dass ich dreiviertel meines Arbeitslebens in anderen europäischen Ländern gearbeitet habe und noch nie die von Herrn Riedl angesprochene Freiheitliche Partei gewählt habe, auch nicht Herrn Hofer, auch wenn Herr Riedel dies offensichtlich pauschal  allen Österreichern unterstellt. Man kann mich also nicht dem finsteren Herz von Österreich zurechnen. Ich wehre mich also zurecht über so pauschale Unterstellungen und Verdächtigungen. Ich hätte der Zeitredaktion tatsächlich ein besseres und differenzierteres Urteilungsvermögen unterstellt. Vielleicht sollte Herr Riedel ein wenig die Geschichte des Nationalsozialismus studieren, die ja nicht erst 1920 begonnen hat, sondern seine Wurzeln im 19. Jahrhundert entwickelt hat und zwar nicht nur in Österreich sondern sehr erfolgreich im damaligen Deutschen Reich und in vielen anderen Ländern. Wo konnte Hitler seine Wahnsinnsphlosophie der Überlegenen Rasse  entwickeln ? Wohl in Deutschland und sonst in keinem anderen Land. Erst mit dieser Machtbasis überrollte er die Nachbarn und konnte seine Ziele umsetzen. Ich nehme die Mittäter aus den anderen Ländern nicht in Schutz, vor allem nicht die  aus Österreich. Nun noch ein Kommentar zur Aufarbeitung der Nazivergangenheit in Deutschland und in Österreich. Wie Herr Riedel zurecht bemerkte, hatte Deutschland Anfang der 70-iger Jahre begonnen sich mit der Nazivergangenheit auseinanderzusetzen und ich habe Willi Brandt bewundert wie er in Warschau öffentlich sich zu der Schuld bekannte. Es hätte auch einem österreichischen Bundeskanzler gut gestanden Ähnliches zu tun . Aber auch in Deutschland hat man mehr als dreißig Jahre gebraucht um die Schuld öffentlich einzugestehen.
Die freiheitliche Partei in seinen verschiedenen Variationen hatte in den Jahren bis in die Neunziger Jahre zwischen  5-10% der Wählerstimmen und das waren nicht alle Nazis wie Herr Riedel behauptet. Danach entwickelte sich eine Protestwählerschaft gegen die Große Koalition  die leider nur die Freiheitliche Partei als Alternative angeboten bekam. Daher der große Zulauf. Herr Riedel macht daraus ein Naziösterreich unter Verwendung aller Klischees die es diesbezüglich gibt.
Ich bin der festen Überzeugung, daß es in Österreich  prozentual nicht mehr Nazis gibt als in Deutschland. – Dr. Maximilian Dielacher


Selbstverständlich: Studenten, wenn es männliche Wesen sind, Studierende, wenn es um Männer und Frau geht – tja, und auch noch Studentinnen, wenn es um Frauen geht; das wären nur zwei Geschlechter, und ich nehme an, daß ich Sie und Anna-Lena Scholz in männlich oder weiblich einsortieren darf; wenn nicht, tut es mir leid. – Sie beißen sich machohaft fest und wollen nur die männliche Form auch für Frauen benutzen, obwohl das von den Buchstaben und der Logik her nicht begründet ist. – Sie glauben wirklich, daß ein Student (der = männlich) Ihnen applaudieren würde, wenn Sie ihm gegenüber behaupteten, die Hälfte von ihm sei weiblich – und eine Studentin, die Hälfte von ihr sei männlich? – Die Sprache entwickelt sich; jetzt dringt langsam in die Köpfe (von Männern), daß auch Frauen unter den Studierenden sind, und nun soll es – weil schon immer so – bei der männlichen Form bleiben? Wie rückständig ist das denn? – Im übrigen müßte es längst „das Mensch“ heißen (der Mann, die Frau, das Kind) analog zu „das Rind“ (der Bulle, die Kuh, das Kalb); aber auch hier ist es nur der männliche Teil, der Mensch sein darf (bis auf wenige Gegenden in Deutschland). – Es ist viel zu tun; packen Sie es an? – Hanna Leinemann


Evelyn Finger fordert, anstelle des bekenntnisorientierten Unterrichts die Schülerinnen und Schüler „gemeinsam über Religion zu unterrichten“, und zwar „religionskritisch“. Dann würden „alle gemeinsam Toleranz“ lernen. Die Kirchen hätten das bislang nicht gewollt. Finger übersieht, dass sich die Konfessionalität des Religionsunterrichtes aus dem besonders geschützten Artikel 7 des Grundgesetzes ergibt. Ob ein rein religionskundlicher Unterricht wirklich geeignet ist, Toleranz zu lernen, kann man bezweifeln. Bereits 1995 gab die Jüdische Gemeinde im Land Brandenburg in ihrer Stellungnahme zu dem Modellversuch eines religionskundlichen Unterrichts in Brandenburg (LER) zu bedenken, dass ein solcher Unterricht „weder ein Wissen über die Besonderheit oder Allgemeinheit irgendeiner Religion vermittelt noch einen Vergleich mit anderen Religionen oder Wertsystemen ermöglicht, denn vergleichen und beurteilen kann man nur begriffene Gegenstände“; „die Viefalt an sich“ werde „zum einzigen der Toleranz genügenden Inhalt der Religion.“ Religionskunde führe, so hieß es in der Stellungnahme weiter, allenfalls zu einer „überheblichen Toleranz gegenüber jeder inhaltlichen Besonderheit“, die „alles andere als angenehm“ sei. – Prof. Dr. Thomas Martin Schneider


Ich habe Ihren Artikel „Wem gehört das Konservative“ zweimal gelesen. Einmal als ganz gewöhnlicher ZEIT-Abonnent und bedanke mich bei Ihnen für die lupenreine Introspektion des neuen rechtspopulistischen Milieus. Und dann noch ein zweites Mal aus der von mir konstruktiv eingenommenen Position desjenigen, um den es hier geht. Und da fällt mir ein, dass es, und das auch historisch gesehen, mir schwer fällt, an die umfassende Wirkung Ihrer analytischen Argumentation zu glauben oder zumindest deswegen zu hoffen. (Allein die obligaten Hinweise im Fall Gauland/Boateng auf deutsche Mutter, geboren in Deutschland und Zugehörigkeit zu christlicher Glaubensgemeinschaft bleiben doch eher Zeugnis einer defensiv-ohnmächtigen Verzweiflung.) Mir scheint eine bestimmte Tragik darin zu liegen, dass von Kurt Tucholsky bis August Thalheimer, von Thomas Mann bis Walter Benjamin und John Heartfield (diese Liste ließe sich beliebig erweitern) viele Intellektuelle die richtigen und sogar überzeugenden Standpunkte mittels der Feder verbreiteten, die andere Seite jedoch verfügte über eine wirkmächtige Keule. Bisweilen frage ich mich, ob die Schwäche des Arguments ein ihm per se innewohnendes Moment ist oder ob es doch Teil eines bestimmten, eben schwachen, Arguments ist – ich weiß es nicht. Dennoch bedanke ich mich nicht nur für Ihren Artikel, bin darüber hinaus auch froh, dass er in großer Auflage seine Leser finden wird. Beruhigen tut er mich nicht. Aber vielleicht ist auch das gerade und vorerst gut so. – Dieter Rogge


In einem Bericht über falsches Lehren sollten die zu Grunde gelegten Fakten stimmen. Juristen mussten und müssen keine Paragraphen auswendig lernen. Schon in den Sechziger Jahren wurde mindestens in Baden-Württemberg von ihnen erwartet, dass sie in Hausarbeiten und Klausuren die jeweils herrschende, die Minder- und ggf. eine vermittelnde Meinung darstellten, sich kritisch mit diesen Alternativen auseinandersetzten und sich mit ausführlicher Begründung für ihre so eigenständig erarbeitete Lösung entschieden. Bewertet wurde auch deren Praxistauglichkeit. Ziel dieser Ausbildung war die Gewinnung methodischer Sicherheit und Argumentationsfähigkeit. Das Auswendiglernen von Paragraphen wird weder gefordert, noch würde dies den Anforderungen eines Jurastudiums auch nur im Entferntesten genügen. Verbesserungsnotwendigkeiten sehe ich in der Lehre primär in den Bereichen Prozesstaktik, fachbezogene Rhetorik und Menschenführung. – Dr. jur. Peter Jens Hauer


Obgleich ich’s als Abonnent der Zeit besser wissen müsste, mal wieder nicht die erste Seite überblättert. Da verkündet Schieritz den Tod des Neoliberalismus, verordnet gleichzeitig dem ewigen Sitzenbleiber Frankreich Reformen und auch in den USA geht der Rückzug des Staates nur „allmählich“ zu weit. Nein, die Ideologie ist natürlich nicht gestorben, nur ‚das Dogma wird verabschiedet‘. Russlandkenner fühlen sich da an die Rhetorik des Tauwetters erinnert. Nun denn: Zima, ukhodi! (Winter, gehe!). – Matthias Meindl


Wieder einmal lese ich einen unsauber recherchierten  Artikel gelesen.  Im ersten Drittel der ersten Spalte schreiben Sie dass eine Mercedes C220 CDI Bluetec die achtfache Menge  NOx des EU6 Grenzwertes( 80 mg/km) auf der Straße in die Luft bläst.  Der folgende Satz suggeriert, dass dieser Wert um den Faktor 65 höher ist als in USA (sie meinten Kalifornien vermutlich  CARB-Wert 70mg/mi) . Wenn man diesen Wert  umrechnet entspricht dies ca. 43 mg/km. Nun sind 8 x  80mg =640 mg . Wenn man dies durch 43 mg/km teilt ergibt sich ein Faktor von ca. 15 und nicht wie im ihrem Artikel von 65. Haben Sie in der Redaktion nicht einen Naturwissenschaftler, der diese peinlichen Fehler korrigiert bevor der Artikel veröffentlich wird.  Ich vermute mal, dass vielmehr mit dem Artikel die Fa. Daimler in Verruf bringen wollten, obwohl diese Firma Vorreiter beim Thema Diesel ist und dies auch bei der neuesten Generation von Dieselmotoren bei der E-Klasse bewiesen hat. Im Übrigen sollte Sie Betrug und Auslegung der gesetzlichen Testkonditionen, welche als Grundlage der z.Z. gültigen Tests (NEFZ) dienen auseinander halten, sonst stehen alle Hersteller von Dieselautos am Pranger, auch die welche keine „Schummelsoftware“ verwendet haben. Tests im Labor und auf der Straße divergieren immer, weil die Testzenarien zwar versuchen alle Fahrbedingung möglichst praxisnah nachzubilden, was aber beim NEFZ nicht gelungen ist. Dies hat der Gesetzgeber erkannt wenn auch etwas spät und bessert nach. Mein Wunsch für die Zukunft mehr seriös und weniger tendenziös objektiv ermittelte Artikel. – Bernd Braun


Ihren Kernaussagen stimme ich voll zu. Sie sprechen in diesem Artikel hoch erfolgsrelevante Aspekte an. Leider ist der Text getränkt mit Selbstgefälligkeit und schwächt damit die Botschaften. Da hilft es auch nicht, eine eigene (natürlich nur temporäre) Schwäche zuzugeben. – Heiko Friedrichs


Eigentlich schreibe ich der ZEIT nur, wenn ich etwas ausgezeichnet finde. Oder was ansatzweise fundiertes zum Thema zu ergänzen habe. Kleingeistige Dummheit zum Ärgern finde ich in meinem Lieblingsblatt ja auch nicht.
Jetzt aber: Was für ein traumatisches Erlebnis hat Jessen in einem Kleingarten oder mit Kleingärtnern erleiden müssen, dass er so dünkelhaft polemisieren muss? Oder war das jetzt nur ahnungslose Garstigkeit, so aus dem Bauch raus? Man weiß es nicht.
Herr Jessen, jetzt bitte mal RECHERCHIERT, Donnerwetter!
Gucken Sie sich eine Hamburg-Karte an und sehen mal genau hin, wo die Kleingärten sind. Das „grüne Argument“ läßt sich eben nicht leicht zurückweisen. Lesen Sie ein bisschen was über „grüne Lunge“ und „grüne Ringe“ und vielleicht auch über „Heimatgefühle“, (die etwas anderes sind, als „Heimattümelei“). Recherchieren Sie die Zahl der Kleingärten (ja, wahrhaftig: es sind Grünflächen), die in den letzten Jahrzehnten dem Wohnungsbau gewichen sind. Sehen Sie sich die vermeidlichen Ausgleichsflächen an, die dafür am Rand der Stadt geschaffen wurden, oder auch nicht. Und dann zum Schluss fix ein paar Vorurteile überprüft, über Gartenfreunde und deren Einstellung zum „bösen Muselmann“. Wie das gehen soll, so eine aufwendige Recherche? Pläne in der Behörde einsehen, den „Gartenfreund“ lesen,  oder mit jemandem sprechen, der sich auskennt, ganz nach Belieben. Herrjeh, von meiner ZEIT verlange ich etwas anderes, als unrecherchierte, abfällige Polemik. Und jawohl: Laubenpieperin in 4. Generation bin ich auch. Eine relativ gut informierte sogar. – Sylvia Heinlein


Wo lebt dieser Mann? Obwohl es längst die Spatzen von allen Dächern pfeifen, dass die sogenannte Mietpreisbremse ein Flop ist, hält er sie für eine „große Leistung“ und ist „stolz auf unser Regierungshandeln“. Er, der Wahlverlierer schlechthin, der von Gerhard Schröder den Ministerpräsiden-posten erbte und es noch nicht einmal schaffte, aus dieser Position heraus, den bis dahin notorischen Wahlverlierer Wulff zu schlagen, sieht „beste Chancen bei der Bundestagswahl ein richtig gutes Ergebnis zu erreichen“.
Dieser Parteivorsitzende, den inzwischen viele als Totengräber der ältesten demokratischen Partei Deutschlands ansehen, entblödet sich nicht zu behaupten, die Union habe „sich praktisch der SPD ergeben“. Mehr Beispiele eines ignoranten Realitätsverlustes bei Herrn Gabriel, gepaart mit einer dickfälligen Bräsigkeit, bedarf es nicht, um das Schlimmste für die SPD zu befürchten. Das ganze Interview atmet den Geruch der Fäulnis, der auch trotz albernen Pfeifens im Wald, offenbar vergeblich auf eine frische Brise hofft. Die Interviewer weisen zu Recht darauf hin, dass das zwar „alles groß und grundsätzlich“ klingt und fragen, ob die Partei nicht einen Neustart brauche, den Gabriel natürlich überhaupt nicht vonnöten hält. Die Chancen eines Neustarts hat Gabriel in der Vergangenheit immer wieder verpasst. Längst hätte er die Koalition mit der Union beenden müssen, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass die SPD mit der Politik der Kanzlerin Merkel nicht mehr einverstanden ist. Leider wäre aber auch dieser Schritt wenig glaubwürdig, da sich die Union ja der SPD ergeben hat und inzwischen sozialdemokratische Politik betreibt. Ave SPD, Morituri te salutant! – H.-Jürgen Borchelt


Ich kann Frau Fingers Position nicht vertreten. Religion hat es an sich, „konfessorisch“ zu sein. Konfessioneller Religionsunterricht konfrontiert Lehrer und Schüler in anderer Weise mit einer spezifischen, auf das Ganze hin angelegten Wirklichkeitsdeutung. In keinem anderen Unterricht ist die Lehrkraft in dieser Weise gefordert, „Farbe zu bekennen“. Die entscheidende Frage ist, ob konfessioneller Religionsunterricht andere „Konfessionen“ toleriert und mit ihnen auf dem Boden des Grundgesetzes in den Dialog tritt, nicht ob er konfessionell ist oder nicht. Eine zugleich konfessionell gebundene und tolerante Lehrkraft kann Schülern vermitteln, dass Wahrheit immer nur kontextuell auszusagen ist. Eine paritätisch „religionskritische“, vermeintlich neutral informierende Darstellung ist möglich, kann letztlich aber nicht konkret über Religion sprechen. Gerade islamischer Religionsunterricht wird noch auf Jahrzehnte konfessorisch und nicht historisch-kritisch fundiert oder rein informativ sein. Toleranter, konfessionell erteilter Religionsunterricht ist das beste Gegenüber für den Dialog. Für die Schule einfacher zu organisierender und für alle verpflichtender Religionskundeunterricht droht, das Wesen von Religion zu verfehlen. Schulen, die sich auf konfessionellen Religionsunterricht einlassen, bringen eine Dimension in ihren Schulalltag hinein, die sie ohne diesen Unterricht nicht hätten, eine Dimension der Hoffnung, die Schule, Kollegium und Schülern zu Gute kommt. – Uta Feddersen


Die Qualitätszeitung DIE ZEIT verzichtet auf eigene Recherche und folgt dem Narrativ der amerikanischen Medien, die Hillary Clinton mit großen Wahlkampfspenden unterstützen und ihre „Krönung“ seit Monaten medial vorbereiten bzw. aggressiv durchsetzen. Da wird das Bild des destruktiven, egomanen Bernie Sanders gezeichnet, der die allein legitime Kandidatin in ihrem heroischen Kampf gegen Donald Trump schädigt. Frau Clinton befindet sich aber nicht im Hauptwahlkampf gegen Donald Trump, sondern im Vorwahlkampf gegen Bernie Sanders. Und der hat es geschaft, eine Volksbewegung gegen soziale Ungleichheit, Rassismus und Umweltzerstörung auf die Beine zu stellen, die allerdings das Establisment innerhalb der Demokratischen Partei, die großen Konzerne und den militärisch-industriellen Komplex in Angst und Schrecken versetzt. Und der Parteivorstand der Demokraten um die frühere Clinton-Wahlkämpferin Debbi Wasserman Schultz bekämpft Sanders glänzende Kampagne und ihre Zehntausende von Teilnehmern (in Kalifornien eine Viertelmillion)  mit den Mitteln der Republikaner: Wahlunterdrückung und Wahlfälschung. Fehlerhaft arbeitende Wahlmaschinen in Chicago, Schließung von Wahllokalen in Rhode Island durch eine Clinton-Vertraute, Abweisung von 120.000 Wählern in Sanders Heimartort Brooklyn. New York und jetzt die gesetzwidrige Ausgabe von wertlosen „vorläufigen Wahlscheinen“ (die nicht gezählt werden) an Unabhängige in Kalifornien, die mehrheitlich Sanders wählen. Die Liste ließe sich endlos verlängern, auch um Nevada, wo Sanders-Anhänger keineswegs „einen Parteitag gewaltsam gestürmt“ haben. Dort wurde lediglich mit lauten Buh-Rufen gegen die Manipulation von Anstimmungen protestiert (auch Clinton-Anhänger protestierten). Sanders‘ Anwälte versuchen nun in mühevoller Kleinarbeit, die Serie der Fälschungen und Verstößen aufzuarbeiten. Kein Wunder, dass Clinton zu Mitteln der Republikaner greift, sie ist nämlich eine von ihnen. Als Schülerin und persönliche Freundin ihres Mentors Henry Kissinger, eng verbunden mit der Waffenindustrie  und großen Pharmakonzernen konnte sie den Großspendern von Jeb Bush versprechen: „Ich vertete Ihre Werte.“ Clinton ist als demokratische Bewerberin so unglaublich schwach, weil sie gar keine Demokratin ist.  Wenn sie stolpert, dann vor allem über ihre eigenen Skandale, die keine Randerscheinungen sind, sondern zum Kern ihrer Politik gehören. Der „leidige E-Mail-Server“, den Clinton ohne Wissen Obamas privat installieren ließ, diente dazu zu vertuschen, dass die Außenministerin Clinton die privaten Geschäfte der dubiosen „Clinton Foundation“ mit ihren Amtsgeschäften vermischte. Ihre politischen Partner sind eben nicht Greenpeace oder die schwarze Bürgerrechtsbewegung – wie bei Sanders – sondern Staaten wie Saudi Arabien, Katar und ein zwielichtiger ukrainischer Milliardär. Ein Großspender der Clinton-Stiftung, ein kanadisches Uran-Unternehmen, wurde dank Clintons Hilfe auf dem amerikanischen Uranmarkt zugelassen, bevor es von Russland übernommen wurde: Jetzt hat RusslandZUgriff auf die amerikanische Atonindustrie. Clinton hat durch ihre unethische Vermischung von persönlichem Profit und öffentlichem Amt amerikanischen Interessen massiv geschadet und die Sicherheit auch der Verbündeten gefährdet. Das ist der Hintergrund der „leidigen“ E-Mail-Affäre. Die „Clinton  Foundation“ wird übrigens auch vom FBI als kriminelles Geldwäscheunternehmen verfolgt.  Bitte, Frau Kohlenberg, do your own research, wie Clinton peinlicherweise  einer jungen Greenpeache-Aktivistin riet. Schreiben Sie nicht die Berichte derjenigen ab, die von Clinton-Anhängern ihr Geld beziehen. – Dr. Ansgar Cordie


Endlich ein Autor, der das eigentliche Dilemma erkannt hat. Note 1+! Der eine Satz: „Wir haben die Sache mit der Demokratie und dem Liberalismus zu weit getrieben“, ist das Kernproblem der demokratischen Parteien – besonders in Deutschland. Diese Arroganz hat unseren Staat politisch instabil gemacht. Die Einheitswährung ist dafür ein Paradebeispiel – wie Ihr Autor richtig schreibt. Wer nicht folgsam war, dem wurde stehenden Fußes der Arsch versohlt. Das hatte schon krankhafte Züge. Eine Ministerpräsidentin versagt einer demokratischen Partei den Zutritt zu einer gemeinsamen Öffentlichen Diskussion via Fernsehen. Schlimmer geht’s nimmer. – Gunter Knauer


In dem Artikel wird eine zentrale Frage gestellt, die eine so große Tragweite besitzt, dass sie eigentlich eine breite gesellschaftliche Debatte wert wäre: Warum sollen Kinder heute nur etwas über jene Religion lernen, in die sie zufällig hineingeboren wurden? Und was lernen die Atheistenkinder?
Sicherlich würde aus dem bekenntnisorientierten Unterricht der Einwand kommen, dass das Thema Weltreligionen auch hier ausführlich im Lehrplan steht. Aber der Vorschlag, der von Frau Finger gemacht wird, nämlich Schüler nicht nach ihrer Religionszugehörigkeit auseinander zu dividieren, sondern sie gemeinsam über Religion zu unterrichten, sollte ernsthaft in den Mittelpunkt der Überlegungen gestellt werden!
Denn wie in liberalen Gesellschaften im 21. Jahrhundert die Thematik der Transzendenz und der Frage nach dem guten Leben in der Schule vermittelt wird, sagt auch etwas darüber aus, ob das Bekenntnis zur Toleranz ernsthaft umgesetzt wird. Wie sollen SchülerInnen denn selbst erleben dürfen, dass Religion nicht das Trennende betont – und damit den Beginn aller Konflikte – , sondern das gemeinsame Streben nach Humanität in den Mittelpunkt stellt, wenn die Schülerinnen nur in diesem Unterrichtsfach aus ihrer Klassengemeinschaft gelöst werden und in evangelische oder katholische Christen, in Ungläubige, Andersgläubige und Muslime aufgeteilt werden. Und zum Schluss eine gute Nachricht: Die Herder-Schule Pielenhofen (eine Privatschule in Bayern im Landkreis Regensburg) verwirklicht diese innovative Idee seit ihrer Gründung im Jahr 2007: Hier werden alle Kinder – evangelische oder katholische Christen, und auch die wenigen muslimischen Kinder und die Atheisten – gemeinsam im Fach Religionskunde/ Lebenskunde/ Werteerziehung unterrichtet. Wie das möglich ist? Den Eltern wird bei der Aufnahme das Konzept des Unterrichts vorgestellt, dass nämlich die Werte der Humanität unter den Vorzeichen der Toleranz, der Menschenliebe und der Liebe zur Schöpfung in diesem Unterricht im Mittelpunkt stehen, und sie entscheiden sich dann zwischen einem bekenntnisorientierten oder dem gemeinsamen Unterricht. Bisher hat sich noch kein Elternteil für den bekenntnisorientierten Unterricht entschieden. – Dr. Regine Köhler


Sie haben klug und differenziert über das derzeitige deutsch-türkische Verhältnis und seine erwartbare Belastung durch die Völkermord-Resolution des Deutschen Bundestages geschrieben.
Was mich aufrichtig erschüttert: daß Sie Völkermord in Anführungszeichen setzen und hinzufügen „armenischen Angaben zufolge“. So als stünden die Tatsachen zur Debatte. Wären Sie jemals auf den Gedanken gekommen, zu schreiben, „jüdischen Angaben zufolge habe es einen ‚Völkermord‘ an den Juden gegeben“? Lassen Sie das traumatisierte, in alle Winde verstreute armenische Volk für einen Moment außer Acht. Deutsche Diplomaten in der Türkei haben den Völkermord in allen Einzelheiten bezeugt.  Der ehemalige kaiserlich-deutsche Konsul in Aleppo, Walter Rößler, schrieb 1921: „Als der Verschickungskommissar aus Konstantinopel ankam und ich im ersten Augenblick glaubte, es handelte sich um das Bestreben, die Versorgung der Verschickten mit Lebensmitteln zu organisieren, überhaupt für sie ein wenig zu sorgen, und mich mit der Bitte an den Verschickungskommissar wandte, einige Armenier, die in deutschen Diensten gestanden hatten, freizugeben, schlug er dieses in der schroffsten Weise ab und sagte mir in einem unsagbar hochmütigen Tone, den ich nie vergessen werde: ‚Vous ne comprenez pas ce que nous voulons. Nous voulons une Arménie sans Arméniens’.“ „Wer erlebt hat, wie die Ereignisse drei Jahre lang unausgesetzt sich langsam abgespielt haben, hat nicht anders als den Eindruck der planmäßigen Vernichtung haben können. Die Ausrottung war m. E. die drei Jahre hindurch bewußt verfolgte Politik der Regierung.“
Was auch immer die Entscheidungen heutiger deutscher Politiker bestimmen mag – unbestreitbare, ungeheuerliche historische Tatsachen als bloße Ansichtssache darzustellen, ist unredlich und unehrenhaft. Bitte überdenken Sie Ihre Haltung. – Kai Seyffarth


Die Vorwahlen in den USA auf einen persönlichen Konkurrenzkampf zwischen einem starrsinnigen 74-jährigen B. Sanders und einer die „Politik des Machbaren“ verfolgenden H.Clinton zu reduzieren, geht auf der äußersten Schicht der Obefläche an der amerikanischen Realität vorbei. Es gibt noch Politiker, die für Inhalte kämpfen, Frau Kohlenberg, und die geben dann tatsächlich nicht auf, wenn eingeplante Superdelegierte den Erhalt des status quo sichern sollen. Sicher sind Ihnen die desaströsen sozialen Verhältnisse in den USA bekannt.Die dürften nicht bedeutungslos in der derartigen Situation sein, in der ein Ungetüm wie Trump Wählermassen um sich schart und eine 74-jähriger , statt sich zur Ruhe setzen zu können, in einen Wahlkampf um die Präsidentschaft eintritt. Alles was Bernie Sanders fordert -und was Sie „linke Programmatik“ nennen- ist eine soziale Absicherung, die wir in Deutschland in den 70erJahren noch hatten. Dazu kommt, was aufmerksame Demokraten international mit Besorgnis sehen: Die Warnung vor CETA, einem „Vertrag“, der den global agierenden Konzernen  die uneingeschränkte Macht übergeben und politische Organe zu Marionetten degradieren soll.
Schade, ein derart oberflächlicher Beitrag zu den Wahlen in den USA in der Zeit, und zwar in der, die den Verfall der Demokratie beklagt…… – Petra Wendel


Leider bleibt der Artikel von Evelyn Finger deutlich hinter dem Niveau der Zeit in Sachen Religion und Kirche zurück. Das Engagement der EKD für islamischen Religionsunterricht ist nicht neu, wie der Artikel suggeriert, sondern wird von der EKD und den einzelnen Kirchen schon länger so artikuliert. Der Ausdruck „zufällig in eine Religion hineingeboren“ ist schlichte Polemik und wird der Tatsache nicht gerecht, dass Menschen in einen Lebens- und Sinnzusammenhang familiär und gesellschaftlich hineinwachsen. Wir lehnen ja auch den Deutschunterricht nicht ab, weil wir zufällig in den deutschen Sprachraum hineingeboren werden. Will die Autorin wirklich einen statlichen Religionsunterricht, in dem der Staat zum Schiedsrichter in Sachen Religion wird? Das Grundgesetzt hat nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus mit guten Gründen den Zugriff des Staates auf die Werteerziehung der Schulen reglementiert und eine Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure wie der Religionsgemeinschaften vorgesehen.
Sich auf Christopher Hitchens und pädagigische Fehlentwicklungen der Nachkriegszeit (die genau so für andere Fächer gelten) als Referenz für aktuelle religionspädagogische Debatten zu beziehen, zeigt, wie wenig informiert dieser Artikel argumentiert. Er bleibt deutlich hinter dem Stand der Debatte zurück. Die beantwortet nämlich die Chancen eines Unterrichts über Religion sehr kritisch. Man stelle sich vor, im Sportunterricht würde nur über Fußball gesprochen, statt Fußball zu spielen, im Musikunterricht nur über Musik reflektiert, statt zu singen. Wenn dann von Evelyn Finger einseitig ein religionskritischer Unterricht gefordert wird (analog Musikunterricht als bloße Kritik des Musizierens?), dann wird deutlich, dass das pädagogisch nicht tragfähig ist. Ein Religionsunterricht, der nur auf die Verhinderung von etwas aus ist, wird Muslime zu Recht nicht überzeugen. Vielmehr sollten Kompetenzen zu einer kontextgemässen islamischen Religiosität eingeübt werden. Gerade eine zeitgemässe Pädagogik will doch nicht nur über etwas reden, sondern den Kompetenzerwerb fördern, also die Fähigkeit selber reflektiert religös tätig zu werden. Das lässt sich aber nicht im distanzierten Vogelflug über alle Religionen hinweg bewerkstelligen, sondern nur, indem man sich auf eine konkrete Religion einlässt – und dabei dann auch kritisch reflektiert. Die EKD hat mit ihre Denkschrift „Identität und Verständigung“ bereits vor über 20 Jahren gezeigt, wie gerade das Einüben des Eigenen die Kompetenzen bereitstellt, die den Dialog mit Anderen ermöglicht. – Detlef Lienau


Die SPD hatte schon immer Schwierigkeiten, die Marktwirtschaft zu verstehen. Ihr Umfragetief liegt auch daran, dass sie insbesondere durch Befürwortung von ungebremster Zuwanderung den sogenannten Kleinen Leuten es immer schwerer macht, am Wohlstand in Deutschland teilzunehmen. Die meist gering ausgebildeten Zuwanderer stehen in Konkurrenz am Arbeitsmarkt und drücken die Löhne, analoges gilt am Wohnungsmarkt.
Mindestlohn und Mietpreisbremse kurieren nur an Symptomen. Die Soziale Marktwirtschaft hilft gröbste Ungerechtigkeiten auszugleichen, kann aber auch nicht die ganze Welt retten. Auch wenn es immer wiederholt wird, die Marktwirtschaft oder der Kapitalismus waren nicht schuld an der Finanz- und Euro-Krise, selbst wenn es signifikante Fehlentwicklungen gab. Wesentlicher Auslöser der Finanzkrise war Bill Clinton, der in der Zeit der Euphorie des Internets jedem Amerikaner zum eigenen Häuschen verhelfen wollte und die halbstaatlichen Banken Fanny Mae und Freddy Mac dazu anwies dies zu finanzieren. Die Banken bündelten diese sogenannten sub-prime (Ramsch) Kredite zu Paketen und verteilten sie in der Welt mit den bekannten Folgen. Die Euro-Finanzkrise entstand ebenfalls, weil ehrgeizige Politiker in die Geschichtsbücher eingehen wollten und gegen jeden wirtschaftlichen Sachverstand eine Einheitswährung über sehr ungleiche Volkswirtschaften stülpten. Der Kleine Mann weiß sehr wohl, dass die Soziale Marktwirtschaft ihm Wohlstand bringt. Er braucht sich nur in der Welt umzusehen um schnell festzustellen, dass überall wo Sozialismus oder gar Kommunismus herrschen, die Leute arm sind und in Unfreiheit leben. – Lothar Helwig


Ihren Artikel „Buch vorm Kopf“ aus der Zeit Nr. 24 vom 2. Juni habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Sie schreiben über das falsche Lernen und Lehren an Universitäten, damit thematisieren Sie ein großes Problem in unserem Bildungssystem. Studenten prügeln sich vor ihren Klausuren die kontextfreien Fakten in den Kopf, weil die Multiple-Choice-Klausuren das von Ihnen verlangen. Nach zwei Semestern haben sie fast alles wieder vergessen. Ob diese Art zu lernen irgendjemandem nützt, das fragt sich offenbar niemand, zumindest nicht an der Universität.
„Du hast Internationale Beziehungen studiert? Wow, Interessant – Fand ich auch, ja. Leider habe ich alles wieder vergessen“ Dieses Zitat, mit dem Sie Ihren Artikel beginnen, spricht mir aus der Seele. Ich studiere Politik und Gesellschaft – also auch Internationale Beziehungen – an der Uni Bonn. Multiple-Choice ist auch hier an der Tagesordnung, Transferleistungen sind Mangelware.
Es wundert mich kein Stück, dass die Unternehmen immer unzufriedener mit den Fähigkeiten der Bachelor-Absolventen werden, da es ihnen an methodischen Kompetenzen fehlt. Das ist nämlich genau der springende Punkt. In den Internationalen Beziehungen, um bei diesem Beispiel zu bleiben, macht es keinen Sinn, Fakten über die Ukraine-Krise oder den Islamischen Staat auswendig zu lernen, ohne sich damit auseinanderzusetzen, wie man diese Phänomene wissenschaftlich erklärt, die Theorien der Internationalen Beziehungen darauf anwendet, um über diesen Weg zu einem abstrakteren Verständnis über die Struktur politischer Krisen und schwacher Staatlichkeit oder der Logik des Terrorismus zu gelangen. Ukraine-Krise oder Islamischer Staat können an dieser Stelle nur das Mittel zum Zweck sein, das Mittel ist die Empirie, der Zweck ist der Erwerb einer methodisch analytische Kompetenz, die unabhängig von der Empirie existieren muss, damit ich auch in der Lage bin, sie auf andere Fälle anzuwenden. Ich studiere mittlerweile im vierten Semester und stehe kurz davor, mein Studium abzubrechen, obwohl meine Noten gut sind. Doch wie Sie selbst sagen, das sagt über meine tatsächliche Kompetenz nicht viel aus. Ich weiß, dass ich mit diesem Bachelor nicht viel anfangen kann, sollte ich ihn je fertig machen.
Sie schreiben: „Es läuft längst nicht alles so gut, wie die Hochschulen es behaupten“. Da haben Sie recht. Ich gehe noch weiter und behaupte: Es läuft eine ganze Menge schief an unseren Hochschulen. Da wächst eine ganze Generation Bachelor-Absolventen heran, die das Denken verlernt. Und die Hochschulen helfen kräftig mit! – Noah Schwarz


Zur „Diskussion“, ob es nun Studenten oder Studierende heißen sollte, möchte ich anmerken, dass es einen Bedeutungsunterschied zwischen Status = Student und Handelndem = Studierender gibt. Als ich noch Studentin der Germanistik war, habe ich in der Mensa gegessen und in einer Studenten-WG geschlafen; studierend war ich im Seminar, in der Bibliothek oder in einer Vorlesung. Aber für den ermäßigten Preis der Mensa brauchte ich meinen Studentenausweis… – Meike Uhde


So sehr ich die Zeit als normale Leserin schätze, so sehr ärgere ich mich immer wieder über Berichterstattungen über uns Ärzte.
Bevor sie ihre Polemik loslassen, Herr Albrecht, arbeiten Sie doch mal so wie wir Klinikärzte bis Anfang der Nuller-Jahre. Einen ganzen Tag, eine ganze Nacht und dann noch mal  den Vormittag, oft nur mit 3 × 30 Minuten Schlaf in einem Nachtdienst. Ohne vorgeschriebene Pausenzeiten wie jeder Lastwagenfahrer.
Nicht o. k., sich dagegen zu wehren? Auch der EBM steht Ihnen für eine Recherche zum Thema Honorar für Hausärzte zur Verfügung, dazu gibt es genügend Evidenz über die tatsächliche Arbeitszeit von Allgemeinmedizinern und hausärztlichen Internisten : Und jetzt wiederholen Sie, dass es uns nicht mehr interessiert, wie es um unsere Patienten steht, sondern uns nur um mehr Geld für niedergelassene Mediziner geht! Ihr Artikel ist eine bodenlose Frechheit, die einem wirklich nur an einem wohltemperierten Schreibtisch einfallen kann. – Dr.med. Agnes Maria Bitterlich


Herzlichen Dank für den diesmaligen Titelbeitrag über den Machtmissbrauch in der deutschen (Automobil-) Industrie. Zwei Gedanken / Ergänzungen möchte ich mit Ihnen teilen:
1) wir brauchen große Egos an der Spitze und nicht nur in Unternehmen, sondern auch in der Politik -doch dies im Sinne von inspirierten, idealistischen, kreativen, mutigen Vordenkern, die ihre Position nützen, für eine Sache aktiv zu werden -und nicht diese für ihre eigenen, persönlichen Interessen diese ausnützen. Das ist der eigentliche Kern des Übels, dass solche Führungspersönlichkeiten rar geworden sind.
2) wir ALLE, und damit meine ich jeden einzelnen, kann dazu beitragen, die bestehenden Machtverhältnisse zu verändern, ja es muss sich sogar jeder einzelne verantwortlich fühlen, etwas zur Veränderung beizutragen. Denn nur dann kann Veränderung stattfinden! Man muss das Leid nicht akzeptieren, man muss sich nicht unterdrücken lassen. Es ist vielleicht der unbequemere Weg, aktiv zu werden, seine Position zu finden und dazu zu stehen mit allen Konsequenzen. Leider wird einem früh der Glaube und das Vertrauen genommen, dass man „da unten“ etwas ändern kann-auch weil das die genannten Narzissten an der Macht nicht wollen, dies bedeutet eine viel zu große Gefahr ohne Kontrolle. Eine Manipulation, die der leider oft bequeme Konsument und Arbeitnehmer allzu leicht hinnimmt…
Ich habe die Hoffnung, dass Artikel wie diese vielleicht Anregung zur Eigenverantwortung geben! – Clara Radunsky


Die Pendlerpauschale ist im § 8 Absatz 1 Nr. 4 Einkommensteuergesetz gesetzlich geregelt. Dort heißt es: „Aufwendungen des Arbeitnehmers für die Wege zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte im Sinne des Absatzes 4. Zur Abgeltung dieser Aufwendungen ist für jeden Arbeitstag, an dem der Arbeitnehmer die erste Tätigkeitsstätte aufsucht eine Entfernungspauschale für jeden vollen Kilometer der Entfernung zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte von 0,30 Euro anzusetzen, höchstens jedoch 4 500 Euro im Kalenderjahr (…).
Diese Regelung gilt grundsätzlich unabhängig davon, welcher Verkehrsmittel  sich Arbeitnehmer hierfür bedienen. Die Abschaffung der Pendlerpauschale hätte demnach auch keine Verringerung des  Gebrauchs von Personenkraftwagen zur Folge.
Weiterhin behauptet Herr Knie, dass es heutzutage möglich ist, Musik und Videoclips in der S-Bahn zu hören und anzusehen. Soweit richtig. Nur versuchen Sie mal zu entspannen, wenn Sie sich im morgendlichen Berufspendlerstrom in Berlin der öffentlichen Verkehrsmittel bedienen. Selbst wenn es Ihnen gelingen sollte, einen Sitzplatz zu bekommen, ist auf es jeden Fall nicht zu vergleichen mit dem privaten Raum am Abend. – Stefan Bross


 

Im Interesse Sigmar Gabriels und auch der SPD sollte es vielmehr sein, daß die „Erfolge“ die er in seinem Interview benennt (Mietpreisbremse) doch nicht allzu sehr ins Bewußtsein der Wähler eindringt, damit die SPD auch 2017 gewählt wird. Überhaupt wäre es vielleicht gut, wenn Gabriel ab und zu Nachrichten aufnehmen würde – immerhin wurde die Mietpreisbremse etliche Zeit lang von etlichen Medien als unwirksam disqualifiziert. Welche Erfolge hat die SPD sonst noch vorzuweisen, auf die sie stolz sein kann? Etwa den Ausbau des Niedriglohnsektors? Mit stolzen Grüßen von einem ehemaligen SPD-Wähler und getreu dem Motto: Wir stehen zwar am Abgrund, aber stolz – nächstes Jahr sind wir einen Schritt weiter! – Marcus Boshkow


Ihr Autor hat eine falsche Vorstellung vom regieren. Die fachliche Tiefe spielt in der Politik des Regierenden kaum eine Rolle. Das sollte er doch wissen. Es ist natürlich nicht verkehrt, wenn der Regierende damit ausgestattet ist. Frau Merkel fehlt auch die Tiefe des Fachwissens. Helmut Schmidt hat auf diese Frage lapidar mit nein geantwortet. Ich habe eher den Verdacht, wie das in Deutschland so üblich ist, er mag Herrn Trump nicht, weil er für die Intellektuellen ein Aussenseiter und noch dazu ein Prolet ist. Ich gebe zu, das ist gewöhnungsbedürftig. An meiner Schreibweise werden sie  erkennen , daß ich auch nicht zu den Intellektuellen gehöre (Studium abbrechen müssen). Ich darf aber sagen, daß ich welterfahren und mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet bin. Eine bestimmte Intelligenz spreche ich mir auch zu. Und im Alter kommt Weisheit dazu. Die Krux der Amerikaner liegt an dem Gegner. Die Dame taugt schlicht und einfach nichts. Nach meinem Wissensstand hat sie zu viele Leichen im Keller. Ihre Paraderolle ist das heucheln – darin ist sie unschlagbar. Ich habe amerikanische Freunde befragt. Die halten Trump für einen Aufschneider. aber trotzdem würden sie ihn wählen. Sie werden das natürlich nicht verstehen wollen., was die Frage Der Mann wird für Europa durchaus eine riskante Politik durchziehen. Der wird nämlich Europa in Haft nehmen wollen in der Frage des Terrorismus. So wie Europa sich verhält ist das weder Fisch noch Fleisch. Bei der IS hilft keine Diplomatie. Diese politische Linie ist ausgeschlossen. Es geht nur militärisch zu lösen und das massiv. Genau so wird es bei Trump laufen. Der wird das auch mit Russland klären. Der macht diesen Zinnober der Europäer nicht mit. Dafür ist Trump der richtige Mann. Der hat mit Putin keine Berührungsängste. Tatsache ist: Wir werden sonst ein Leben lang mit dem Terror leben müssen und das wäre kein Leben. Das müsste auch der dümmste Politiker begreifen. Die dummen und unverschämten Sprüche der hiesigen Politiker zeigt mir deren Hilflosigkeit, wenn sie nichts weiter zu sagen haben als: wir müssen uns darauf einstellen. Solche Aussagen zeigen mir einen verdorbenen Charakter. Und die Journalisten haben dazu auch nicht viel zu sagen – ich habe jedenfalls nichts gehört bis auf die üblichen populistischen Sprüche. Ich traue Trump zu, daß er das auch im Alleingang durchzieht. Vorher hat er sich mit Putin geeinigt. Er geht für seine Soldaten kein großes Risiko ein. Der wird das ähnlich wie mit dem Irak machen. Das war nach 64 Tagen beendet. Ich fürchte nur, daß das alles nur ein frommer Wunsch bleibt, denn Trump wird die Wahl nicht gewinnen. – Gunter Knauer


Dass Totgeglaubte oft lange leben ist eine Binsenweisheit. Zu glauben, dass die mangels angemessener rechtlicher Normierungen entfesselten Kapitalströme nicht weiterhin rücksichtlos dorthin ziehen und auf Profite gieren, wo sie eben heute, morgen oder übermorgen maximal zu erwarten sind, wäre naiv. Sie werden sich weiterhin wenig um Fairness, humane Arbeitsbedingungen und ähnliches scheren, auch wenn der IWF die neoliberale Ideologie „hochoffiziell zu Grabe getragen“ hat. Dass den nun auch in Europa an Zahl zunehmenden Autokraten ebenso alle Mittel zur Finanzierung ihrer Regime recht sind, kann erwartet werden.
Was also könnte dieser Akt des IWF tatsächlich bewirken? Mittelfristig in Demokratien vielleicht jenen Politker/innen den Rücken stärken, die der neoliberalen Ideologie schon seither kritisch gegenüberstehen, denen aber der Mut oder die Mehrheit fehlt, um Märkten andere Regeln zu setzen. Langfristig könnte er dazu beitragen Zivilgesellschaften dahingehend zu transformieren und zu ermutigen, dass sie irgendwann mehrheitlich Politiker*innen Mandate erteilen, bei denen wirklich Menschenwürde, ökologische Verantwortung, gute Arbeitsbedingungen und Fairness in Märkten ganz oben auf der Werteskala stehen. Dies wäre wegbereitend für neue, menschengerechtere Ökonomien nach der von Ulrich Bach auf den Punkt gebrachten Forderung: „Jeder Einzelne zählt – Punkt.“ – Wolfgang Sartorius


Wenn der Student gerade seine Küche aufräumt, studiert er gerade nicht, ist also in dem Moment kein Studierender. Wenn ich meine Zeitung Studiere bin ich noch lange kein Student, aber ein Studierender. – Ernst von Ledebur


In den meisten Abschnitten Ihres Artikels sprechen Sie mir voll aus dem Herzen! Dass der Vorschlag von Herrn Bedford-Strohm eine gute Idee sei, kann ich allerdings nicht teilen. Er widerspricht der guten (seit vielen Jahren bereits bekannten) Idee, Religionsunterricht an den Schulen durch Ethik und Philosophie zu ersetzen und zementiert weiter die Verknüpfung von Staat und Kirche sowie die Diskriminierung von Atheisten(kindern) insbesondere in ländlichen Schulen. Wer sich in seine eigene Religion vertiefen will, soll dies in seiner Kirche, Moschee oder Synagoge tun, das sei ihm unbenommen. Das weltanschauliche tolerante Fundament sollte jedoch unbenommen die Schule durch Ethikunterricht für alle legen. – Roland Fischer


Es gibt wohl kaum einen Rechtsbereich, über den auch unter Juristen soviel Un-,Halb- und Unwissen im Umlauf ist wie das Urheberecht. Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Es sichert den geistigen Eigentümern allumfassende Rechte an Ihrer Schöpfung und zwar in materieller und ideeller Hinsicht. Will sagen: Wer dieses Eigentum für eigene Zwecke „ausleihen“ möchte, hat zu fragen und zu bezahlen! Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie lang und bedeutend das musikalische Zitat ist. Samples sind ja auch nur dann kompositorisch von Wert, wenn sie von den Musikkonsumenten im Anschluss als cool gewertet werden.
Herr Pelham sieht das ganz sicher genauso. Man stelle sich vor, Samples seiner Kompositionen wären auf einmal erkennbarer Teil von Neo-Nazi-Songs….Wie wäre wohl seine juristische Reaktion und die der Richter? – Jürgen Eidt


Dieser Artikel hat mich elektrisiert. Während der Schulzeit, weniger während des Studiums, aber in meiner gesamten beruflichen Karriere immer das gleiche Spiel: Seilschaften, Vorteilsnahme, Intransparenz, Konformismus. Ich habe oft Leute an mir vorbeiziehen sehen, die nicht halb so gut, aber mit der „richtigen“ Einstellung arbeiteten, während ich mich mit subtiler oder offener Kritik auseinandersetzte, da auch ich kein „Überflieger“ bin. Exzellent, mit welcher Klarsicht der Autor Mittel nennt, wie es auch anders ginge, wenn man es nur wollte: Beim Nachwuchs auch Charakter beachten durch Dokumentation von „Beinahe-Kollisionen“, Nominierungsausschüsse durch Hauptversammlung wählen lassen, Vielfalt fördern, und vor allem: keine schnelllebigen Fehlanreize setzen, sondern Boni für langfristige Erfolge. Ein Topmanager solchen Formats wie Sattelberger, das ist beeindruckend! Und leider viel zu selten. – Christian Schulz


Ganz am Ende des Textes von Evelyn Finger stehen die Sätze, die endlich einmal in die öffentliche Diskussion gehörten: Ein Plädoyer gegen einen bekennenden und für einen bildenden Religionsunterricht. Und sogar die Atheisten werden erwähnt, was sonst ja nicht geschieht, und vor allem die Option, dies mit Ethik und Philosophie zu verknüpfen. Bereiche also, in denen der Mensch seit jeher versucht, sich die Welt zu erklären und nicht zuletzt aus diesen Erklärungsversuchen Handlungsrichtlinien zu entwickeln. Ein solcher Unterricht würde die verschiedenen Spielarten des Glaubens ‑ und auch des Unglaubens – als Varianten einer freien Willensentscheidung vorführen und das leider auch im Christentum verwurzelte Es gibt nur einen Gott endlich obsolet machen. Zudem würde Weltwissen vermittelt, Religion als Teil der Menschheitsgeschichte gezeigt, die vielfältigen Aufnahmen in Architektur, Bildender Kunst, Musik und Literatur erkennbarer gemacht – und nicht zuletzt auch einfache Verhaltensregeln nahegebracht werden: Hier nimmt man die Kopfbedeckung als Zeichen der Achtung ab, dort setzt man sie unbedingt auf, andernorts wiederum bleiben die Schuhe vor der Tür, wem darf man was als Mahlzeit vorsetzen und so weiter … Besonders beunruhigend ist die gegenwärtige Anbiederung der Christen an den Islam, und das meint nicht nur die Überlegungen zur Einführung eines flächendeckenden Islamunterrichts. Max Frischs Biedermann und die Brandstifter lesen sich da plötzlich ganz anders. Unter anderem heißt es in Politikerstatements, man müsse den (islamischen!) Migranten begreifbar machen, dass Andersgläubige keine Ungläubigen seien. Eine solche Haltung aber grenzt die Ungläubigen von vornherein als minderwertig aus. Ausgerechnet dem mit dem Büchnerpreis ausgezeichneten Schriftsteller Martin Mosebach beispielsweise ist gegenüber dem Atheisten ein Muslim „auf jeden Fall näher. Selbstverständlich.“ Für ihn (und andere) bringt Verbindung zu Gott „die Fähigkeit, Mensch zu sein, erst zur Vollendung […] Diejenigen, die religiös unmusikalisch sind […], sind in ihrer Vollausbildung als Menschen beeinträchtigt.“ Der Atheist als Untermensch. Und was ist mit den Religionen anderer Einwanderer, mit Buddhismus zum Beispiel oder Hinduismus? Offenbar vernachlässigbar, denn von dort kommen keine aggressiven Forderungen, auch scheint die Migration zu funktionieren, der Anteil der Kinder, die es aufs Gymnasium schaffen, ist inzwischen sogar höher als der deutscher Herkunft. Keine Aggro-Raps, keine Hassprediger. Eines der zentralen ethischen Argumente der Religionsverteidiger ist, dass ein auf sich gestellter Mensch sich nicht mehr gegenüber einer höheren Instanz verantwortlich fühle und damit unmoralischem Handeln Tür und Tor geöffnet würde. Angst vor Autorität und Bestrafung oder Hoffen auf Belohnung als pädagogisches Prinzip aber ist Erziehung zur Unmündigkeit. Das Göttliche Auge als Big Brother, eine technisierte Version führte uns zuletzt Dave Eggers Circle vor: eine scheinbar freiwillige Unterwerfung unter totale Überwachung als Hölle auf Erden. Und nicht zuletzt zeigen Geschichte und Gegenwart, dass Religion keineswegs eine Garantie dafür ist, nicht menschenverachtend zu handeln. Auch sind atheistisch grundierte  Verbrechen im Verhältnis zu religiös legitimierten deutlich weniger. Traten solche Fälle ein (Sowjetunion, China), so wurde Atheismus als staatliche Doktrin, als Ideologie verwendet – wie Staatsreligionen ja oft genug auch. Diktaturen und Religionsverwaltungen ähneln sich denn auch strukturell in einem verblüffenden Maß: Hierarchien von alten Männern, die Richtung und Zukunft weisen, Konvertiten als besondere Eiferer, Dissidenten, die besonders hasserfüllt verfolgt werden, Dogmen, die klare Antworten und Ausgrenzungen bereithalten, die Devotionalienkultur, die Rituale. Dennoch schaut der Atheist neidvoll auf die Gläubigen: Er kann nicht darauf hoffen, dass es nach dem Irdischen irgendwie weitergeht, keine Instanz, zu der er flehen kann. Aber Fressen und Gefressenwerden als oberstes Naturgesetz ‑ „Alle Straßen münden in schwarze Verwesung“ heißt es bei Georg Trakl  ‑ ist dem Atheisten nun einmal keine überzeugende Schöpfungsidee, da ist alle Theodizee vergeblich. Auch bleibt die Frage, wo denn (dieser oder jener) allmächtige Gott in der älteren Menschheitsgeschichte war, sind doch die Religionsstifter nicht älter als zweieinhalb Jahrtausende.
Und so bleibt dem Atheisten nur, im Irdischen das Bestmögliche zu realisieren, und das zu tun, was auch Gläubige tun sollten: Sich seinem Nächsten zuwenden. Welche Möglichkeiten ethischen Handelns es gibt und nicht zuletzt, wie (bzw. ob) die Sinnfrage der menschlichen Existenz beantwortet werden kann – darauf haben die Menschen viele Antworten gegeben. Eine eigene kann man nur dann finden, wenn man ein möglichst breites Spektrum kennt. Und die Kenntnis davon, dass es vielfältige Alternativen gibt und nicht die richtige Antwort nur eine individuelle und keine allgemeingültige sein kann, ist wiederum Voraussetzung für ein tolerantes und friedliches Miteinander. Und genau darum sollten Bekenntnisfächer (auch die atheistische DDR hatte ein solches und das ist in schlechtester Erinnerung: Staatsbürgerkunde) abgeschafft und nicht noch mehr installiert werden. Ein nachvollziehbares Argument, das gegen einen fächerübergreifenden, verbindlichen Unterricht in Philosophie, Ethik und Religion als schulische Wissensvermittlung spräche, ist mir jedenfalls noch nicht begegnet. – Jürgen Krätzer


„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Diese Weisheit hat Rupert Neudeck offenkundig verinnerlicht wie kaum ein Zweiter. Neudecks ganzes Leben war, dank Mut und Entschlossenheit zu mehr Zivilcourage, mitunter auch zivilem Ungehorsam, ein klares Plädoyer für Humanität und die tatsächliche Umsetzung der Menschenrechte. Wie außerordentlich schwierig sich diese gestalten lässt, haben wir besonders in den letzten Monate beobachten müssen. Humanität, so scheint es, ist wohl immer Sisyphusarbeit, weil es zwar viele Menschen, aber relativ wenig humane Gesinnung und Kräfte gibt. Umso mehr war Rupert Neudeck ein Moralist und beherzter Kämpfer im beste Sinne. – Ira Bartsch


Ich stimme Thomas Kerstan zu. Mir ist die zwanghafte Abkehr vom sprachlich korrekten Studenten hin zum schwülstig klingenden Studierenden auch schon lange ein Dorn im Auge. Ich empfinde es als eine unnötige Vergewaltigung der Sprache, die sich meines Wissens in keiner anderen Sprachregion etabliert hat. Ein englischer student fühlt sich genauso wenig diskriminiert, wie ein friend, ohne dass man dabei immer die zwei (oder gibt es noch mehr?) möglichen Geschlechter betonen muss. Im Deutschen haben wir ja noch andere aus dem Partizip Präsens des ursprünglich lateinischen Grundwortes abgeleitete Formen, bei denen keiner auf die Idee käme, sie aufgrund von Gendergerechtigkeit zu ändern. Referenten, Patienten, Klienten, Kontrahenten. Wobei Letztere solche sind, die mit-ziehenden (von con-trahere), also keine Gegenspieler sind, wie so häufig fälschlicherweise geglaubt. Also, liebe Doktoranden (und Doktorandinnen), auch ihr müsst Euch nicht unbedingt zu Promovierenden verhundsen lassen, um dem Gendergerechtigkeitswahn gerecht zu werden. – Peter Breuninger


An Jochen Bittner’s sonst gut gelungenem Artikel in der Zeit Nr. 24: ‚Demokratie- läuft ihre Zeit ab?‘ fehlt mir ein Hinweis auf die offensichtliche Nebenrolle des Parlaments bei Fragen wie die Entscheidung zur Aufnahme von weit über 1 Million Flüchtlingen, die unsere Gesellschaftskultur langfristig tiefgreifend verändern werden. Der Sozialphilosoph Hans Joas weist dazu in seinem Gespräch mit der Philosophin Susan Neiman (ebenfalls in der Zeit Nr. 24) auf  die unzureichende Repräsentation der Gegenargumente im Parlament hin. Er wäre als Anhänger der repräsentativen Demokratie selbst dann beunruhigt, wenn er diese Entscheidung für richtig gehalten hätte. Der Grund für diese Entwicklung ist wohl darin zu suchen, dass die über die Landesliste in den Bundestag gekommenen Abgeordneten (meistens Berufspolitiker) von den Partei- und Regierungsspitzen über die Frage der Chancen auf einen guten Listenplatz bei der nächsten Bundestagswahl leicht zu disziplinieren und damit zu entmündigen sind. Pofalla’s Wutausbruch bei der ersten Griechenlandkrise gegenüber dem Abgeordneten Bosbach: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen“ dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Abhelfen könnte man der Entmündigung von Abgeordneten nur durch eine Direktwahl wie sie Großbritannien praktiziert oder durch geheime Abstimmung im Deutschen Bundestag bei allen Fragen, die über dieTagespolitik hinausgehen. – Dr. Eberhard Westheide


Das Thema ist brisant, wie man sieht. Es wäre interessant dieses zu beleuchten und zu hören, was Linke dazu sagen. Leider passiert in dem Gespräch gar nichts. Man erfährt, dass auch Linke gerne Grenzkontrollen hätten und die Asylkriterien viel strenger gefasst werden müssen. Auch muss das untere Drittel der Gesellschaft halt mit den Zugereisten (Flüchtlingen) um Arbeitsplätze und Sozialhilfe konkurrieren und in der Nachbarschaft möchte man eigentlich weiter seine vertrauten Leute sehen. Nach Goodhart müssen Linke eben das Denken und Fühlen des kleinen Manns berücksichtigen.  So ist Demokratie! Das ist eben so, in Deutschland und Great Britten. Da kann man nur sagen: wie kann man so armselig denken und argumentieren. Aber man weiß: die Linken waren in Europa schon schwach und sind jetzt bei den Flüchtlingsströmen nach Europa, noch schwächer geworden. Warum wohl? Vielleicht weil sie anhaltend schweigen. Dabei waren Linke mal stark: in einer widersprüchlichen Welt Wege der Emanzipation aufzuzeigen. Die Schwäche der Linken zeigt sich bei Goodhart mehr als deutlich. Wieso sagt ein Vertreter (oder Erklärer) der Linken nur das, was der übliche konservative Mainstream hergibt? Bei so einem Interview erwartet man schon Gedanken dazu wie ein linkes europäisches Profil aussehen könnte? Bei den Linken spielten bisher politische Themen die entscheidende Rolle. So wäre das Flüchtlingsthema doch gerade ein Paradebeispiel dafür, bei dem die Linke ihre Stärke ausspielen könnte:  Gestaltung der Globalisierung, Zähmung des Kapitalismus. Die Widersprüche zwischen Kapital, Staat und Bevölkerung sind doch deutlich genug und sie sind noch verwoben mit dem Widerspruch zwischen dem Anspruchs auf Freiheit (auf Bildung, auf Religionsfreiheit) und der Praxis der häufig konservativ geprägten Religionsausübung (eine vom Patriachat geprägte Kultur gibt sich als religiös begründet aus), alles das historisch und national recht unterschiedlich geprägt.  Auch von Chancen durch neue Kulturen hört man nichts. Wo ist hier der Geist der Aufklärung geblieben. Sind die Linken nicht mal fähig eine gewiss komplexe Lage klar analytisch zu durchdenken? Alles vergessen? Ist links jetzt schon tot? Wenn man das Interview liest, hat man diesen Eindruck.
Auch Ihre manchmal bohrenden Fragen haben das leider nicht geändert. – Hans Lazarus


Deutschland hat diese Problematik – gesinnungsethisch – zunächst tiefgründiger als andere EU-Mitglieder erörtert. Kanzlerin Angela Merkel ist aber vor der praktischen Realpolitik eingeknickt. Sie gibt es nur nicht zu. Jetzt haben CDU und CSU ein  Zwischen-  Parteien – Schlamassel über die zukünftige Strategie. ^^Die Entwicklung der bisherigen Weltgeschichte hat zur Bildung von Staaten geführt, die ihre  eigenen Angelegenheiten zunächst in sich selbst regeln wollen. Das schließt Zusammenarbeit der Staaten  überhaupt nicht aus. Es gibt aber kein allgemeines Weltbürger-Niederlassungsrecht. Es war der Fehler der Physikerin Angela Merkel, diese simple Faktizität leugnen zu wollen und zu sagen, man könne heute keine Grenzen mehr schützen. Österreich und Mazedonien haben aber dem großen Deutschland vorgemacht, daß dies sehr wohl geht . ^^ Die Unaufrichtigkeit der Union unter Merkel ist, einerseits offene Grenzen für Migranten gefordert zu haben, andererseits aber kein Einwanderungsgesetz zu wollen. Dieses ist extrem inkonsequent. Leider hat auch die SPD in der Flüchtlingsfrage  überhaupt keine gute Figur abgegeben, weil sie sich – historisch – als die Interessenvertreterin der zu kurz gekommenen Menschen sieht. Die BRD kann aber nicht das Auffangbecken für gescheiterte Nationen und Volkswirtschaften sein, auch nicht die Gesamt-EU.^^ Es ist erforderlich, daß das Entwicklungshilfeministerium in Berlin in seiner Funktion drastisch aufgewertet wird. Dort müssen Weichen – nicht nur finanziell – gestellt werden, damit Menschen aus gescheiterten Volkswirtschaften und Staaten den Mut aufbringen, ihre Verhältnisse selbst vor Ort  in Ordnung zu bringen. – Sigurd Schmidt


Stramme Konservative aus CDU und CSU haben Jahre lang gesagt, sie könnten mit dem Begriff „Neoliberalismus“ nichts anfangen. Dies sei ein Un-Begriff. Die offizielle Distanzierung des IWF von diesem Begriff zeigt aber, daß sich dahinter sehr wohl eine klare Position verbirgt : das Wort heißt nämlich  : hemmungslose De-Regulierung der Märkte oder  eben Marktradikalisierung.
Neoliberalismus ist in der Tat eine Unterabteilung der Marktwirtschaft, gewissermaßen Adam Smith einseitig aufgewärmt.  Denn Adam Smith hatte sehr wohl noch den Wertekanon einer bürgerlichen Gesellschaft als Korrektiv des puren Marktes vor Augen ( „Theory of Moral Sentiments“) . Der gute alte Leibniz kann leider mit seiner „prästabilisierten Harmonie“ heute in Sachen Wirtschaft und Gesellschaft nicht mehr bemüht werden. Es bedarf heute  eher des sogenannten „fine tuning“. Warum haben wir dafür kein deutsches Wort ?? – Sigurd Schmidt 


Der sehr persönliche und, soweit ich weiß, in seiner Deutlichkeit einmalige Artikel von Herrn Sattelberger hat mir gut gefallen. Nur, was VW betrifft, fehlt mir etwas. Herr Sattelberger schreibt: „Es ist mehr als naheliegend, daß auch oberste Führungsränge in all die Lügen- und Schweigegebilde des Abgasbetrugs eingeweiht waren. Sie waren entweder einverstanden oder hatten nicht die Traute, dem um sich greifenden Übel entgegenzutreten.“ Und die Mitarbeitervertretungsseite? Jeder mit ein bißchen Industriekenntnis weiß, daß Betriebsräte eine eigene Organisation in der Organisation sind, mit eigenen Kommunikationskanälen und allem Drum und Dran. Es ist also höchst unwahrscheinlich, daß der Betriebsrat von den Vorgängen um die Abgasmanipulation nichts wußte. Bei VW ist der Betriebsrat mächtiger als irgendwo, was also hätte ein Herr Osterloh zu befürchten gehabt, wenn er sich quergestellt hätte? Oder welche Vorteile hatte er davon, genau das nicht zu tun? Nicht nur in dem Artikel von Herrn Sattelberger, auch in anderen Medien wird der Betriebsrat von VW, was seine Mitverantwortung in der Abgasaffäre betrifft, merkwürdigerweise mit Samthandschuhen angefaßt. – Gerd Landshut


Das  Interview der ZEIT mit Sigmar Gabriel  zum Zustand der SPD ist brilliant. Gabriel wirkt als ::    sehr die Dinge durchschauender , hervorragender, Analytiker der deutschen politischen Szene. Im Grunde zieht er die Schlußfolgerung, daß die Individualisierung der (Spät-) Bürgerlichkeit dazu führt, daß weite Kreise der Wahlbevölkerung kein Vertrauen mehr in staatliches Handeln zur Beförderung des Allgemeinwohls haben.  Die bundesdeutsche Gesellschaft des Jahres 2016 ist eine EGO-Gesellschaft. Diese Selbstempfindung paßt nicht mit dem Parteiprofil der SPD zusammen. – Sigurd Schmidt


Ja, Frau Neiman hat Recht, Deutschland ist ein reiches Land. Wir können uns alles leisten. Die Kosten von einer Million Migranten tragen, fünfzigtausend Lehrer und Polizisten einstellen, marode Straßen und Schulen reparieren, arbeitsfähige Menschen nach 40 Arbeitsjahren in Rente schicken, die Energiewende durchziehen, Kultur fördern und…. Aber leider nicht alles gleichzeitig. Die Politik muss Prioritäten setzen und den Bürgern erklären, warum das eine oder andere jetzt nicht geschafft werden kann. Und es gibt keine Garantie dafür, dass der Reichtum für immer anhält. Deutschland war schon einmal der kranke Mann Europas.
Die wichtigste Frage aber ist, wie unser Land in zehn, zwanzig Jahren aussehen soll. Welche Veränderungen wollen wir hinnehmen? Wollen wir alle gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Probleme aus Afghanistan, Syrien, dem Libyen und dem Jemen importieren, wie bereits mit dem Kurten- und den Armenienkonflikt geschehen? Wollen wir die Segregation entlang von Nationen und Religionen hinnehmen, wie bereits in Berlin und anderen Städten zu beobachten? Was bedeutet die Flucht der Ärzte, Bautechniker und anderer Intelligenz für die Herkunftsländer?
Es ist Aufgabe der Politik, die langfristigen, unumkehrbaren Konsequenzen ihres Handelns für uns und die Herkunftsländer zu erklären, deren absehbare Folgen aufzuzeigen und darüber einen Konsens mit den Bürgern zu schaffen Die Zahnpasta geht nicht mehr zurück in die Tube. Unser heutiges Handeln wird Auswirkungen auf unsere Kinder und Kindeskinder haben. – Horst Meder


Suppenkaspartherapie? Was für ein Suppenkaspartheater!
Wieviel einfacher und wirkungsvoller wäre es, mehr Gelassenheit zu entwickeln? In einer meiner zahlreichen Elternkurse war unter den vielen (besorgten) deutschen Müttern einst auch ein marokkanischer Vater, der die häufig geschilderten ‚Essprobleme‘ der Kinder nicht verstand. Kinder, die nicht essen wollen, sind ihm in seinem Heimatland nie begegnet. Die Erwachsenen lassen sich gemeinsam zum Essen nieder, viele Schüsseln und Teller enthalten Schmackhaftes und Nahrhaftes, alle essen mit Appetit – und keiner schaut auf die Kinder. Niemand will ein Kind überreden, ihm etwas anpreisen, es locken oder verführen, es mit Strategien 1-4 zum Essen anhalten oder mit niedlichen Ketchuptupfen überlisten.
Die Kinder sind einfach dabei, sie tun, was die Erwachsenen tun. Die Erwachsenen geben den Rahmen vor und innerhalb dieses Rahmens bewegen sich die Kinder frei und selbstbestimmt. Und essen mit Genuss und Freude. – Brigitte Hannig


Danke für den sehr poetischen Artikel. Er beweist, dass komplexer Inhalt wortgewand und schön, aber prägnant und doch einfach dargestellt werden kann. Ich brauchte zwar Google um Thymos aufzuklären aber das war es mir wert.
„Die“ Wintermärkte gibt es glaube ich nicht. Es gibt einen Wintermarkt der immer wieder Stein des Anstoßes ist. München Flughafen. Als er eingeführt wurde hieß er Weihnachtsmarkt bis die Betreiber mit Recht den Namen änderten. Der Markt dauert den ganzen Winter und ist ein touristisches Vergnügen, daß nichts mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun hat. – Ingo Nagel


So treffsicher die Analyse „Wir da oben“ von Thomas Sattelberger, so entlarvend war das Foto zu der Analyse. Da meint man immer, dass „die da oben“ in der Chefetage die Weitsicht nutzen, um mit Weitblick die Geschicke von Unternehmens und Wirtschaftswelt zu lenken. Sicher müssen sie dabei zwischendurch auch mal dahin, wohin früher selbst Könige zu Fuß gingen. Aber dass sie, wie hier, dabei lustvoll am Abgrund stehen und bildhaft auf die Konkurrenz bzw. die Welt schiffen können, die nicht mal baulich an sie heran reicht, entbehrte bisher zumindest meiner Vorstellungskraft. Bleibt so ein aussichtsreicher Architektengag wirklich folgenlos für die Mentalität der Vorstandspinkler? Zünden die sich dabei nicht vielleicht doch mit brennendem 500er in der freien Hand noch eine gute Zigarre an? Die Boni gäben das doch her. Oder ist dieses Pissoir nur Symbol für die völlige Abgehobenheit einer ganzen Kaste? Bliebe noch die Frauenquote: Gibt es wenigstens auch Damensitze mit dieser phantastischen Aussicht? – Hans-Christian Täubrich


In Ihrem Artikel „Wem gehört das Konservative?“ beschreiben Sie eigentlich ganz gut, dass Dilemma der „Alt-Konservativen“. Das Phänomen AFD wird von Ihnen aber glaube ich noch zu kurz interpretiert. Ich denke, dass eigentliche Problem ist die hohe Geschwindigkeit mit der unterschiedliche Religionen, Lebensweisen, Weltanschauungen und andere Zugehörigkeitsgefühle zusammengekippt werden. Zum einen fehlt die Zeit für einen Vertrauensaufbau, zum anderen gibt es auch echte Gegensätze, die nur sehr schwer in einer Gesellschaft ausgleichbar sind. Dass natürlich nicht alle, aber doch viele der „Neuen“ wirklich, echt und tatsächlich einfach anders leben wollen, als der ohnehin schon schwierige Kompromiss in einer großen und bunten Gesellschaft wie der unseren, wird denke ich ignoriert.
Es geht um „echte Gegensätze“, die man nicht einfach komplett ausblenden kann, und um Vertrauen, dass wachsen muss. Das braucht Zeit und Gemeinsamkeiten. Gegensätze zur deutschen Gesellschaft (was immer das ist) gibt es bei Ihnen ziemlich sicher nicht. Aber Vertrauen: Ich denke Sie kämpfen innerlich manchmal auch damit, ob Sie als „nicht ganz Weißer“ morgen noch wirklich von allen in dieser Gesellschaft akzeptiert werden. Das ist normal und richtig (weil nicht selbstverständlich). Aber anderen geht es natürlich genauso. Vertrauensverlust geht über viele Kanäle, Verhaltensweisen, Eigenschaften. Davon können ALLE Menschen in diesem Land betroffen sein – das ist kein Exklusivmerkmal von Menschen mit Migrationshintergrund sondern ein menschliches Merkmal. Es ist daher glaube ich allen gedient, wenn alle das Vertrauen haben, dass man etwas Tempo aus der „Veränderung“ herausnimmt. Ich glaube, dass dieser Wunsch den meisten Menschen gemeinsam ist, vollkommen unabhängig von ihrer Hautfarbe oder ihrem Migrationshintgergrund. – Markus Michaelis


Bei der Grafik „Nationalmannschaft“ wird u.a. der Marktwert der Fußballspieler aufgeführt. Ein „Marktwert“ wird eigentlich beispielsweise einer Immobilie oder einem Picassobild zugeordnet. Dass jetzt Menschen auch so taxiert werden, finde ich obszön und menschenverachtend. Übrigens: Die Spiele um die deutsche Fußballmeisterschaft könnte man sich eigentlich sparen. Gewinnen wird doch nur die reichste Mannschaft, die sich die besten Spieler auf dem „Markt“ zusammenkaufen kann. – Dr. Peter Dodel


Die Angst, die Jungclaussen den Briten wegen eines möglichen Brexit attestiert, schwebt nicht nur über England, sondern ganz Europa. Nicht zu Unrecht, immerhin ist die EU trotz neuerlicher Zugeständnisse die Verlassene. Nicht auszuschließen auch, dass weitere Länder den Versuch wagen. Natürlich verursacht jede Scheidung Angst –  erfordert aber von beiden Seiten Mut, zumal vom Verlassenden. Und in der Tat ist es doch recht mutig, gegen alle ökonomische Prognose den Brexit zu betreiben. Aber ein Ende mit Schrecken ist bekanntlich besser als ein Schrecken ohne Ende. Begreifen wir den Brexit doch als Test, mit gegenseitigem Respekt, selbstbewusstem Mut auf beiden Seiten und ohne wehmütige Halbheiten in den Auflösungsverträgen. Denn in der Politik muss nichts endgültig sein. Sollte es England tatsächlich alleine besser gehen – auch wenn Schottland sich mit all seinem Öl unter den neuen Bedingungen nun für Europa und gegen England entscheidet –, dann hat die EU wohl wirklich ein Strukturproblem, über das sie gründlich nachzudenken hat. Sollte es den Briten aber schlechter gehen und sie sich nach fünf oder zehn Jahren anders entscheiden, ist es ein Leistungsnachweis des Gemeinsamen Europa, und sie sollten mit Freude und ohne Häme von der EU wieder aufgenommen werden. Dann allerdings ohne alle Sonderrechte. – Reinhard Matz


Na, wenn dies Thema nicht Populismus von übelster Art ist! Zuerst habe ich nochmal nachgeschaut, ob denn der 1. April ist, wenn sich sogar die ZEIT in einem Artikel damit beschäftigt.
Was passieren würde bei einem bedingungslosen Grundeinkommen in Höhe oder über einem Arbeitseinkommen ist doch vollkommen klar. Bald würde niemand mehr Autos reparieren, Brötchen backen, Hotelbetten machen, Haare schneiden, Kinder betreuen, Bedürftige pflegen, Regale einräumen usw. Was für eine arrogante Vorstellung, die meisten Berufe würden zur Selbstverwirklichung betrieben (lol)!
In der Folge würde alles teurer werden und eine starke Inflation würde das „Grundeinkommen“ hinwegfegen – und das warˋs dann damit. – Martin vom Brocke


Ich danke Anna-Lena Scholz für ihre guten Hinweise und Argumente. Thomas Kerstans männliche Argumentation zeigt auf, dass es schon wieder schlecht steht um die geschlechtergerechte Sprache. Inzwischen ist es ja schon wieder so weit, dass eine Schulklasse mit 19 Mädchen und zwei  Jungen fotografiert wird und im Zeitungsartikel von 21 Schülern gesprochen wird. An einer Kieler Realschule haben sich vor 25 Jahren die SchülerInnen in der SV ein neues Statut gegeben, in dem ausschließlich von SchülerInnen die Rede war und alle Ämter mit Mädchen und Jungen doppelt besetzt werden sollten. Was war das für ein Kampf mit einigen Deutschlehrerinnen (!) und -lehrern um das große I im Wort. Als Lehrer war ich später stolz, dass meine Schulabgängerinnen und -abgänger durchgängig immer beide Geschlechter benannten oder wie Herbert Wehner seinerzeit mal die weibliche, mal die männliche Form benutzten. Die Bibel in geschlechtergerechter Sprache war ein Meilenstein für mich als Christ. Und heute? ich stutze noch bei jedem Text, in dem Frauen „immer mitgemeint“ sind, aber es gibt selten andere – von aktuellen Gendervorstellungen ganz abgesehen. Die genannte Bibel benutzen nur wenige Pastorinnen oder Pastoren. Aber an der Leif Erikkson Gemeinschaftsschule in Kiel-Mettenhof gibt es in der SV tatsächlich noch SchülerInnen. – Werner Praus-Zacharias


..endlich! Nach 70 Jahren ZEIT ein Artikel zum Thema Geschlechtergerechtigkeit, der nicht nur vor sich hinfühlt, nicht nur die eigene Wahrnehmung oder Situation verallgemeinert, sondern sich in einem Dialog zweier Geschlechter über Argumente austauscht und dabei frech und frisch daherkommt. Und – Sensation, Trommelwirbel: Es durfte sogar ein Ergebnis aus der Forschung eingebracht werden. Bitte stellen Sie Anna-Lena als Redakteurin ein, für die ZEIT-Berichterstattung kann das nur förderlich sein.
@ Thomas Kerstan: Ich kann mich an einen Artikel der ZEIT erinnern, in der das mangelnde Vokabular für Patchworkfamilien beklagt wurde, die Redakteure schlugen als neuen Begriff unter anderem „Quasi-Eltern“ vor – von der ZEIT als Hüterin der schönen Sprache? Ich bitte Sie! Ist es nicht ohnehin ausgesprochen widersprüchlich, sich über eine „Sprachpolizei“ zu mokieren, während man sich selbst als eine geriert?
Wie der Deutsche Sprachrat, der sich mit der Wahl des schönsten deutschen Wortes beschäftigt hat, festgehalten hat: „Mit den Wörtern ist es wie mit allen bemerkenswerten Dingen. Die Schönheit eines Wortes liegt vor allem im Auge des Betrachters“. Ob nun eine das Wort Studierende oder einer das Wort Student schöner findet, zu den Highlights der deutschen Sprache, welche die Sehnsucht, den Weltschmerz, den Kindergarten, den Augenblick, das Verweilen und das Fernweh oder Ausdrücke wie Kokolores, Kauderwelsch und Krimskrams kennt, gehören sie wohl beide nicht.
Die Aussage eines Journalisten, es gäbe Wichtigeres als den richtigen sprachlichen Ausdruck, führt sich selbst ad absurdum (nicht zuletzt dadurch, dass derselbe Journalist ein einzelnes Wort vehement verteidigt). Wer die vielfältigen Jas und Neins in dieser Aussage, wer die durch Sprache geprägte Realität nicht versteht, sollte sich mit etwas anderem als der Sprache und dem Schreiben beschäftigen (und: nein, dazu zähle ich Sie nicht, ich halte nur Ihr Argument für nicht ausreichend durchdacht).
Das Argument, an den Unis seien doch bereits 50% Studentinnen, was wollt Ihr denn noch?, enthält zugleich die Aussage: Es fehlt ein angemessenes Vokabular, um den neuen Verhältnissen gerecht zu werden, ähnlich wie bei den Patchworkfamilien – oder können Sie sich noch vorstellen, von „Kanzler Merkel“ zu sprechen?
Es genügt übrigens ein Blick ins Parteiprogramm der AfD, um zu wissen, dass bereits Erreichtes wieder unter Beschuss geraten kann (ja, hier ist sie, die für den Geschlechterdiskurs eingeforderte Kriegsmetapher, die AfD pflegt in ihrem Sprachgebrauch nicht zimperlich zu sein, sie mag das nicht speziell auf die Gender-Frage anwenden, aber mit dem Schießen war da doch was?). Ganz unabhängig davon, ob Frauen in der Bundeswehr sind oder nicht, ist bei Kriegsmetaphern immer äußerste Vorsicht anzuraten.
Ich schlage vor, den Blick auf die Sprache zu weiten und sich über die Dimension politischer Korrektheit hinaus mit ihr zu befassen, ohne den bisherigen Kenntnisstand – z.B. zur Gendergerechtigkeit – hinter sich zu lassen. Für technologische Innovationen bürgern sich recht schnell neue Begriffe ein (z.B. Smartphone oder „HD-TV“ – für eine Abstimmung, wer den Begriff HD-TV wohl schöner oder weniger schön findet als das Wort „Studierende“, bin ich offen). Gesellschaftlichen Veränderungen hinkt die Entwicklung der Sprache dagegen hinterher – womöglich auch, weil diese Begriffe sich nicht teuer verkaufen lassen?
Ideen für eine angemessene Sprache, die sich der Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft öffnet, sind gefragt. Wer hindert die Frauen und Männer des Wortes in der ZEIT, sich bei einer der viel beschworenen Wein- und Whiskey-Runden schön Passendes und passend Schönes auszudenken? Die besten Worte für die neue Gesellschaft und ihre Freiheitsgewinne sind womöglich noch gar nicht gefunden – warum darin nicht eine Herausforderung sehen? Vielleicht geht es ja besser aus als bei den Quasi-Eltern. Falls nein: Fragen Sie Ihre Leserinnen und Leser, starten Sie einen Wettbewerb der klugen Köpfe – warum nicht zur Abwechslung einmal mit Kreativität und Witz an die Sache herangehen? – Nicola Fuchs


Die ausführliche Analyse unserer Demokratie-Defizite durch Jochen Bittner bedarf einer Ergänzung. Denn das gestörte Machtgefüge zwischen unserer Wirtschaftsordnung und Demokratie, also die gegenseitige Kontrolle und der Ausgleich der Machteinflüsse, wird bei ihm durch das Auseinanderfallen von Wohlstand und Demokratie nur knapp angedeutet. Der frühere verräterische Satz der Bundeskanzlerin von der „marktkonformen Demokratie“ hat zu einer beklagenswerten Spaltung unserer Gesellschaft und daraus resultierend zu einem immer stärker werdenden Vertrauensverlust in unsere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung geführt.
Der stetig wachsende Einfluss großer wirtschaftlicher Interessenverbände auf die staatliche Ordnung hat ebenso zu dieser negativen Entwicklung beigetragen wie das Brüsseler Paradies der Lobbyisten der Großindustrie. Bittner hat recht in seiner Schlussfolgerung, dass die Demokratie vom Zweifel lebt. „Zu wenige Zweifel in ihr führen deshalb dazu, dass zu viele Zweifel an ihr wachsen.“ In unserem politischen System müssen nicht alle Verheißungen erfüllt werden, es muss vor allem gerechter zugehen! – Hans-Henning Koch


Wie gesagt, ein großartiger Artikel. Nur ein Stichwort fehlt: Gerechtigkeit. Vor allem hier hat die Demokratie an Wertschätzung gewaltig eingebüßt. Warum? Das zeigt das Interview mit Herrn Gabriel, wenn man eine Seite zurückblättert. Außer Allgemeinplätzen hat Herr Gabriel nichts zu bieten. Die Bürger erwarten greifbare und im Alltag wirksame Vorschläge zu mehr Gerechtigkeit in der Demokratie. Bei solchen utopischen Vorschlägen wie das „bedingungslose Grundeinkommen“ von Frau Kipping wendet sich der einigermaßen nüchtern denkende Mensch erst recht ab.
Der normale Bürger, der Ihren Artikel gelesen hat, begibt sich im Denken sofort zwei Etagen tiefer und fragt sich z.B.:
1. Warum ist die Abgeltungssteuer nicht schon längst abgeschafft? Sie war eine „Errungenschaft“ der Sozialdemokratie zum Nutzen der Wohlhabenden und zum Schaden der kleinen Sparer.
2. Bei den Renten sollte eine Grundrente eingeführt werden. Was sollen prozentuale Rentenerhöhungen? Sie bringen niedrigen Renten wenig und hohen Renten oft Einkünfte, die sie gar nicht brauchen (das menschliche Grundverhalten mal weggelassen).
Ich wollte mit den beiden Beispielen lediglich demonstrieren, dass es relativ einfach sein kann, mit einer funktionierenden Politik die Demokratie wieder zu stärken. Den Glauben daran haben viele verloren. Vielleicht helfen solche Artikel wie der Ihre, Herr Bittner. Nochmals danke. – Dr. Frank Heinze


Wenn mir Leute sagen, ich solle von „Studierenden“, von „Teilnehmenden“ und „Mitarbeitenden“ schreiben, dann nützt es nichts, wenn ich auf den richtigen Gebrauch des Partizips Präsenz poche. Es nützt auch nichts, wenn ich sage, dass die Studentinnen und Studenten sich selbst nicht „Studierende“ nennen. (Leider sind nie Studenten in ausreichender Zahl zur Hand, wenn man sie braucht). Auf den Hinweis, dass niemand von den „40 in Mexiko ermordeten Studierenden“ spricht, bekomme ich nur ein gequältes Lächeln. Aber es nützt etwas, wenn ich sagen kann: In guten Zeitungen wie der Zeit kommen „Studierende“ nicht vor. In „Zeit Campus“ gibt es von der ersten bis zur letzten Zeile keine „Studierenden“. Deshalb: Liebe Redigierende, bleibt stark! Wir brauchen euch! – Andreas Hüser


Einen Kuß in die Seele, lieber Jens Jessen, für Ihre Nashorn-Klage! Mir ist es im März im Wiener Zoo ähnlich wie Ihnen gegangen – nur daß unsere Urfreunde dort etwas mehr Platz haben als in Frankfurt. Habe ihnen zum Erstaunen der übrigen Besucher laut einen kräftigen Fluch gegen TCM zukommen lassen, damit sie wissen, daß es noch Menschen gibt, die um ihre noch lebenden Verwandten zittern. – Christa Hoffmann


Der Wirtschaftsteil der Zeit 24/2016 beschäftigt sich – wieder einmal – mit den aufgedeckten Manipulationen bei den Dieselabgasen. Leider wird dabei nicht auf die ausgereifte und von einigen Herstellern schon seit vielen Jahren lieferbare Alternative eingegangen. Ich denke hier nicht an den Elektroantrieb, denn solange ein großer Teil unseres Stroms noch aus Kohle- und Atomkraftwerken stammt, handelt es sich hier nur um eine Emissionsverlagerung; und in die ökologische Gesamtbilanz muss auch der Energieaufwand für die Gewinnung der Batterierohstoffe einbezogen werden!
Derzeit sind vielmehr Erdgasmotoren die sinnvollste Auto-antriebsart und ich frage mich, warum die Autoindustrie und die Energiekonzerne diese bewährte Technologie nicht bewerben, ebenso wenig wie die Politik. Gerade Herr Gabriel als ehemaliger Umweltminister sollte in seiner derzeitigen Funktion diese Technologie propagieren; nebenbei nähme sich die SPD damit auch endlich wieder ein Zukunftsthemas an! Erdgasmotoren haben im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftstoffen einen ca. 25 % geringeren Kohlendioxidausstoß und – derzeitige Schwerpunktdiskussion! – emittieren ca. 95 % weniger Stickoxide und Rußpartikel. Es ist auch keine Abhängigkeit vom natürlichem Erdgas festgeschrieben, denn Erdgasmotoren verbrennen ebenso biogen erzeugtes oder mit überschüssigem Windstrom gewonnenes Methan. Damit treten auch keine neuen Belastungen in anderen Regionen auf. Und – angenehm für den Verbraucher – auch die Betriebskosten gegenüber Benzin und Diesel sinken! – Karl Bröckl


Da scheint mir der liebe Bedford-Strohm etwas zu kurz gesprungen zu sein, da er offensichtlich auf das wenig sinnvolle Privileg des bekenntnisorientierten Religionsunterricht in der staatlichen Schule nicht vezichten will. Dem letzten Absatz des Artikels muss ich mit 40jähriger Unterrichtspraxis im ev. Religions- und religionskundlichen Unterricht in der hessischen Sekundarstufe 1 im Großraum Frankfurt aus vollem Herzen zustimmen. Integration kann nur gelingen, wenn alle Heranwachsende über die religiösen Grundlagen der anderen informiert werden in einem für alle verpflichtenden gemeinsamen Unterricht. – Ortwin Schmidt


Der Streit um ein generisch neutrales, allumfassendes Wort wird dem Sachverhalt „Studium“ nicht gerecht. Das Ergebnis eines intensiven Studiums ist m.E. wichtig, ganz gleich, ob es von einer Studentin oder einem Studenten erbracht wird. Hätten wir „Studierende“, die Studentinnen und Studenten der unmittelbaren Nachkriegszeit, um Worte gefeilscht, statt intensiv zu studieren, uns theoretisches Wissen und fachliches Können anzueignen, ich wage mir nicht auszumalen, welchen Rang die Bundesrepublik Deutschland heute gesellschaftlich und ökonomisch in der Welt einnehmen würde. – Dr. Johannes Kreßner


Eine sinnlose Diskussion. Die/der Studierende sitzt im Hörsaal und studiert, die Studentin/der Student kann auch in der Kneipe sitzen – dann ist sie/er allerdings kein Studierender! So einfach und eindeutig ist die deutsche Sprache. – Hubert Schröder


Das lustig-ernste Streitgespräch zwischen Anna-Lena Scholz und Thomas Kerstan habe ich mit Vergnügen gelesen; die Streitfrage beschäftigt mich schon lange.
Meiner Meinung nach macht das krampfhafte Bemühen um Gendergerechtigkeit unsere Sprache nicht schöner und das Lesen bestimmter Fachbücher nicht leichter, im Gegenteil. Das würde dann beispielsweise so aussehen: „Der Lehrer oder die Lehrerin muss darauf achten, dass der Schüler oder die Schülerin sich angesprochen fühlt…“ (holprig), oder nicht viel besser: „Die Lehrenden müssen darauf achten, dass alle Lernenden sich angesprochen fühlen…“ (unpersönlich). Mein Kompromissvorschlag: „Ein Lehrer muss darauf achten, dass sich alle, jeder Schüler und jede Schülerin, angesprochen fühlen…“ In diesem Fall wird nur differenziert, wenn wirklich „jeder“ und „jede“ als besonders wichtig hervorgehoben werden sollen.
Wenn ich für mein eigenes Fachbuch „Vom Nutzen der grauen Theorie“ einen gendergerechten Untertitel gewählt hätte, würde er folgendermaßen lauten;“Pädagogik und Psychologie für Referendarinnen und Referendare und Lehreranwärterinnen und Lehreranwärter an beruflichen Schulen und Institutionen der Weiterbildung“ . Das wäre wohl ein ziemliches Monstrum an Untertitel geworden. Deshalb habe ich auf die Gendergerechtigkeit verzichtet.
Warum halten wir es nicht so, wie in der ehemaligen DDR: Dort sagten die Frauen mit berechtigtem Stolz „Ich bin Ingenieur“ oder „Arzt“. In England und den USA ist es bekanntlich ähnlich:“ I`m a teacher“ (früher „teacheress“) oder“I´m a singer“ (früher „songstress“). – Dr. Karin Michaelis-Jähnke


Was ist, wenn wir ein bedingungsloses Grundeinkommen haben? Wie werden dann die Wahlen ausfallen? Kann es dann noch eine Partei geben, die eine Erhöhung des Grundeinkommens ablehnt? Natürlich nicht, also wird der Finanzminister zahlen müssen. Gegen die dann nötige Erhöhung der Steuern wird es Widerstände geben. Also müssen Schulden gemacht werden, die unsere Kinder und Enkel begleichen müssen. Können verantwortlich denkende Wähler das im Ernst wünschen? – Wilfried Meyer


Es ist sehr zu begrüßen, dass Sie den Artikel “ Vereint im Mimimi“ in der Nr. 24 geschrieben haben und „Die Zeit“ ihn auch veröffentlicht hat. Denn es ist gut, festzustellen, dass auch viele Muslime kritisch sind und es wagen, dies öffentlich zu zeigen.
Nur so kann man einer Pauschalverurteilung der Muslime, die in Deutschland sehr verbreitet ist, entgegen wirken und es könnte dann das öffentlich erklärte Ziel der Türkei ( Erdogan ) – „Die Islamisierung Mitteleuropas“ – und der anderen islamistischen Staaten verhindert werden. Die Verbände blockieren eine effektive Integration liberaler Muslime. – Hubert Ludorf


Herzlichen Dank für Ihren Artikel „Demokratie – Läuft ihre Zeit ab?“ vom 2. Juni 2016. Ich schätze Sie sehr als vorausschauender Analytiker von gesellschaftlichen und politischen Prozessen und lese gerne Ihre Beiträge. Dieses Mal unterliegen Sie m.E. jedoch einer Fehlbewertung, bzw. tangieren nur den Kern des Problems. Richtigerweise befindet sich die Demokratie in einer Umbruchphase und durchlebt momentan eine Krise. Auch Ihrer Analyse mit der Auflistung der drei Problemstellen der Demokratie (1. Demokratie und Wohlstand fallen auseinander; 2. Repräsentation löst sich von Überzeugungskraft; 3. Regieren heißt nicht mehr über alles zu entscheiden) stimme ich zu. Jedoch ziehen Sie die falsche Schlussfolgerung, weil Sie den Schwerpunkt der Problems zwar ansprechen: „Unter diesen Bürgern geht die Frage um, wen ihre vermeintlichen Repräsentanten eigentlich repräsentieren. Die Wähler? Oder sich selbst, eine selbstverliebte Elite, die ihre linksliberale Heilslehre erst erfüllt sieht, wenn auch der letzte Provinzbewohner Conchita Wurst für die großartigste Hervorbringung europäischer Kultur hält?“ – ihn jedoch nicht weiterverfolgen. Aber warum nicht? Die Entfremdung der Politiker von den Bürgen ist die Hauptursache für den derzeitigen „Durchhänger“ der Demokratie.
Der häufig zitierte Satz: „Erst die Menschen, dann das Land, dann die Partei, dann ich“ gilt leider allzu häufig nicht. Die angebliche Krise ist keine Krise der Demokratie – die Demokratie ist so lebendig wie noch nie: die steigende Wahlbeteiligung während den letzten Landtagswahlen, die Beteiligung an den direkten Volksabstimmungen in Berlin zum Tempelhofer Feld und in Stuttgart zum Bahnhof zeigen dies in Deutschland nur zu gut – sondern eine Krise der politischen Klasse. Es wäre ein Irrglauben, dass die Demokratie die einzige Staatsform wäre – in der Menschen, sollten sie mal an die Macht gekommen sein, diese freiwillig wieder aufgeben. Dieser natürlich Machtinstinkt führt natürlich auch in einer Demokratie zu einer „herrschenden Klasse“, die durch gegenseitige Seilschaften versucht ihre Position zu sichern. Dabei werden die Wähler längst nur als „Prozentzahl“ wahrgenommen um den demokratisch legitimierten Posten zu sichern – viel wichtiger ist aber „der Rückenwind und die Unterstützung vom Parteitag“. Eine krasse Fehleinschätzung! Die Trumps und Le Pens dieser Welt sind von den politischen Klassen der westlichen Demokratien selbst gezüchtete Profiteure dieser Entwicklung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Nicht umsonst sind die selbstbewussten Joachim Gauck und Winfried Kretschmann die beliebtesten Politiker in der Bundesrepublik. Was zählt ist nicht die Mehrheit auf dem Parteitag – sondern das, was das Volk will! Herr Kretschmann akzeptiert die Volksabstimmungen über Stuttgart 21 – gegen den Willen der Grünen Partei in BW. Herr Müller aus Berlin widersetzt sich der Volksabstimmung über das Tempelhofer Feld – legitimiert durch seine SPD. Das manchem Politiker diese fehlerhafte Kausalkette selbst nicht auffällt, kann eigentlich nur peinlich sein, wäre es nicht so tragisch! Nur wie das ändern, wenn die Parteien gleichzeitig das Problem aber auch die Lösungen sind? Ein unüberwindbarer Zirkelschluss? Dies, und nur dies, ist der Kern der derzeitigen Krise: „Hier steh ich und kann nicht anders! Parteitag helfe mir, Armen!“ Nur sehen dies die Politiker und die Parteien natürlich nicht! Wieso auch? Schuld ist immer der andere! Doch muss man darauf aufmerksam machen…am ehesten von den einstmals „klassischen Autoritäten“, zu denen Sie, lieber Herr Bittner, auch „akademische Experten, Journalisten“ zählen. Aber was tun, wenn die das Problem auch nicht erkennen? Die Demokratie ist alternativlos. Dann vielleicht doch eher: „Mehr Kretschmann braucht das Land!“ Auf geht’s! – Maximilian Würz


Der geflügelte Halbsatz der heutigen Studenten – und nicht nur die, zeichnet die Schüler heutzutage besonders aus. Was kann man daraus schließen? Ich traue mir nicht….. – Gunter Knauer


Wieder einmal reizt mich Ihre Berichterstattung zu einer Leseräußerung (oder Leserinnenäußerung? Oder Lesendenäußerung?) In Ausgabe 24 dokumentieren Sie den Disput von zwei Journalisten (-Innen) über die Frage, ob es nun Studenten oder Studierende heißen soll. Die Wandlung der Studenten zu Studierenden ist mir selbst bereits öfter sauer aufgestoßen. Ich bin durchaus aufgeschlossen gegenüber Genderfragen und finde auch die Verwendung geschlechtergerechter Sprache sinnvoll – allerdings nur dann, wenn die Regeln der Grammatik dabei beachtet werden.
Die Begriffe Student und Studentin beschreiben nach meiner Auffassung etwas anderes als der Begriff Studierende. Während der Student auch gerade Rad fahren oder ein Brötchen essen kann, weil er nicht in allen Lebenslagen studiert, beschreibt der Studierende nach meinem Verständnis eine Situation, in der der Student tatsächlich gerade studiert. Und das tut er ja nicht immer. Begriffe wie Studierendenwohnheim sind also nach meinem Dafürhalten einfach nicht richtig. Nicht ohne Grund sprechen wir vermutlich auch nicht vom Backenden statt vom Bäcker und vom Sozialarbeitenden statt vom Sozialarbeiter. Wie man z. B. den Arzt gendergerecht ausdrückt, fiele mir dabei gar nicht ein.
Der Arztende? Genergerechte Sprache muss doch Regelungen finden, die allgemeingültig sind und nicht nur hier und da passen!
Die Lösung, von Studenten und Studentinnen zu sprechen, ist aus meiner Sicht nicht die schlechteste.
Und wer sich mit dem Studentenwohnheim schwer tut, könnte in der Tat ein Studentinnenwohnheim daraus machen. Dann müssten einmal die Männer damit zurecht kommen, dass sie nur mitgedacht werden. Was den ProfX betrifft, gruselt es mich. Warum muss die gesellschaftliche Akzeptanz von Genderthemen durch derartige Wortungeschöpfe erschwert werden? Sprache muss auch sprechbar bleiben. Der oder die ProfX ist es für mich nicht. Das Wort ist eine ZungenbrecherIn. Man (oder Frau oder X) mag sich etwas Aussprechbares ausdenken. Wie wäre es mit einer Art Neutrum: Professorum? Übrig bleibt dann noch die Anrede. Herr oder Frau ProfX ist quatsch, da kann man sich das gendergerechte X auch sparen. Wie also spricht man die Andersgeschlechtlichen an?
Von Anna-Lena Scholz würde ich mir ein paar verwertbare, grammatikalisch korrekte und im Alltag praktikable Vorschläge wünschen, mit denen ich mich als Frau nicht lächerlich machen. – Erika S. Becker


Anna-Lena Scholz wirkt in ihrer Radikalität noch ein wenig unentschlossen, wenn man sie mit Gsielinde Geisiemeisie der Missfits und der von ihr geschaffenen Feminispräch vergleicht. Schon die Verwendung männlicher Artikel disqualifiziert sie: „der Einfluss“. Als Kompromiss schlage ich vor, anstelle künstlicher Sprachverunstalter wie x, I und * nur noch die neutralen Artikel das und ein zu verwenden und Substantive beim ersten geschlechts-spezifischen Zeichen enden zu lassen: das Profess, das Stud, das Wasserkoch, das Kolleg, das Firm. – Bernd Lange


Wir an diesem Thema nur schwach Interessierten und Interessiertinnen, wir davon vielmehr Genervten und Genervtinnen hören zum Beispiel Gregor Gysi durchaus gern zu. Doch kaum hat er wieder sein Bürgerinnen und Bürger vorgebracht, muss ich leider den Ton abschalten. Diese krampfigen Vollständigkeits-Mühen sind fast so penetrant wie eine gewisse schwäbische Müsli-Werbung im Radio oder das Duzen im schwedischen Möbelhaus. Gut, dass wenigstens nicht auch noch das große ehemalige Binnen-I zu hören ist. – Angelika Boese


Meiner Meinung nach greift Ihre Argumentation zum Problem des Glaubwürdigkeitsverlusts der Demokratie zu kurz. Ihr erstes Argument ist, dass die Demokratie den Wohlstand nicht mehr sichern könne, weshalb sich die Angst vor möglichen Verzichten breit mache. Hier werden Äpfel und Birnen zusammengeworfen: die Demokratie ist ein politisches System, das keineswegs die Aufgabe hat, den Wohlstand zu sichern, allerdings das Allgemeinwohl gegen Einzelinteressen durchzusetzen. Wohlstand hingegen ist eine ökonomische Kategorie. Die eigentliche Ursache für den Glaubwürdigkeitsverlust in dieser Frage liegt eher darin, dass wegen der wirtschaftspolitischen Deregulierung seit Jahrzehnten die Gewinne der Banken und Unternehmen, die Boni der Manager, die Einkommen und Vermögen der oberen 10% der Bevölkerung rasant steigen, während die Bezahlung der unteren Einkommensgruppen und ihr Vermögen sinkt und die strukturelle Arbeitslosigkeit und die Beschäftigung in prekären Arbeitsverhältnissen (man kann dazu auch Ausbeutung sagen) ebenso rasant zunehmen. Obwohl viele große Unternehmen offen gegen Gesetze verstoßen (zum Schaden der Umwelt und der Allgemeinheit) – z.B. Kraftwerksbetreiber, Autoindustrie -, gelingt es der Politik nicht, Recht und Gesetz oder auch nur das Wohl der Allgemeinheit gegen die Interessen der Wirtschaft durchzusetzen (weil beides in frühliberaler Manier miteinander identifiziert wird). Wenn ich seit langem erlebe, dass die Politik immer dann zurückweicht, wenn es um die Interessen der Wirtschaft geht, entsteht doch zwangsläufig der Eindruck, dass die Demokratie nur eine Fassade ist für die Durchsetzung egoistischen Gewinnstrebens, erst recht, wenn sie die Einhaltung von Recht und Gesetz durch die Industrie gezielt sabotiert, wie das Herr Dobrindt gegenüber der Automobilindustrie praktiziert. Die Demokratie hat dafür zu sorgen, dass Recht und Gesetz für alle gleichermaßen gelten. Das kann oder will sie bei uns nicht, deshalb muss sich niemand über einen Glaubwürdigkeitsverlust wundern.
Ebenso natürlich ist es, wenn unter den heute obwaltenden Umständen Verlustängste entstehen. Ein großer Teil der Bundesbürger (Arbeitslose, Minijobber, Alleinerziehende, Zeit- und Leiharbeiter, besonders mit Zeiten ohne Beschäftigung oder Teilzeitkräfte) kann sich heute schon ausrechnen, dass er nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben auf Hartz IV angewiesen sein wird. Da gibt es nichts mehr, auf das man im Ernstfall noch würde verzichten können. Für diesen großen Teil der Bevölkerung geht es nicht um etwas mehr oder weniger Luxus, sondern um die nackte Existenz. Da sind Ängste schon verständlich.
Es ist also zu kurz gesprungen, den Glaubwürdigkeitsverlust der Demokratie ohne die Wirtschafts- und Sozialpolitik der letzten drei Jahrzehnte zu diskutieren, weil genau hier die Ursachen liegen. Deshalb wird auch die SPD nicht aus dem Umfragetief herauskommen, denn sie hat die Anfänge der Deregulierung von Arbeitsmarkt und anderen Marktsegmenten, der Einkommensumverteilung durch Steuerverzicht seitens der Regierung Kohl nicht rückgängig gemacht, sondern auf die Spitze getrieben (Wenn Schröder Sozialdemokrat war, war Bismarck Kommunist!).
Ihr zweites Argument, dass das Repräsentativsystem seine Überzeugungskraft eingebüßt hat, ist dieselbe Feststellung wie oben, nur in andern (hier tatsächlich politischen) Begriffen,  und bedarf daher keiner zusätzlichen Kommentierung.
Ihr drittes Argument ist das der EU-Gegner: Verlust von Souveränität und Autonomie. Das ist wohl tatsächlich so. Hier stimme ich Ihrer Argumentation zu, dass dies zu einer ständig größer werdenden Offenheit der Politik gegenüber den Menschen/Bürgern in der Kommunikation politischer Fragen und Probleme führen müsste. Wenn dagegen immer mehr zu Mitteln der Geheimdiplomatie gegriffen wird und man sich im Ernstfall locker über den erklärten Willen der Bevölkerungsmehrheit hinwegsetzt, muss ein Vertrauensverlust der Übergangenen nicht verwundern.
Was folgt aus alledem? Die Glaubwürdigkeit des Systems kann sicher nicht dadurch wiederhergestellt werden, dass man die Ursachen für ihren Verlust mit Stillschweigen übergeht und eine Scheindiskussion an der Oberfläche führt. Dann werden sich nämlich die Menschen weiterhin nicht ernstgenommen fühlen und sich in trügerischer Hoffnung der AfD zuwenden. – Otto Gertzen 


Nicht alle Autorinnen und Autoren, die deutsch schreiben, scheinen sich der Tatsache bewusst zu sein, dass im Deutschen das grammatische Geschlecht der Wörter dem natürlichen Geschlecht der damit Bezeichneten häufig nicht entspricht. Worte wie Autoren, Leser und Wähler – auch Studenten, die Beispiele ließen sich beliebig vermehren – sagen über das Geschlecht der Gemeinten nichts aus, auch wenn die jeweiligen Singularformen grammatisch männlich sind. Will man besonders auf Frauen hinweisen, stellt das Deutsche die Endung –in zur Verfügung, wie bekannt: „Leserinnen“. Das Verfahren, mit einem großen I in der weiblichen Endung, etwa „LeserInnen“, Frauen einzubeziehen, soll zwar auf den weiblichen Anteil einer möglichen Leserschaft hinweisen, trägt aber keineswegs zur Klärung bei. Erhard Eppler hat darauf hingewiesen, dass die Gleichberechtigung der Geschlechter damit auch deshalb nicht erreicht werde, weil sich diese Neuerung gar nicht sprechen, sondern nur schreiben ließe. Schon Aristoteles habe gefordert, „alles Geschriebene müsse sich leicht vorlesen und vortragen lassen“. Epplers Vermutung, dass sich diese Mode deshalb nicht lange halten werde, hat sich leider noch nicht bestätigt. Das große I lässt sich auch gar nicht konsequent durchhalten. Ein renommierter Verlag schreibt: „Als HerausgeberIn oder AutorIn eines Buches …erhalten Sie Autorenrabatt“. Warum nicht AutorInnenrabatt? – Die Mehrzahl der Wähler ist Bildzeitungsleser. Sollte man schreiben: „Die meisten Wählerinnen und Wähler sind Leserinnen und Leser der Bildzeitung“? Die Amerikaner…, die Sozialdemokraten…, die Politiker… – müssen da wirklich immer die weiblichen Mitglieder der Gruppen mit benannt werden? Ein normales Sprachempfinden erfordert das nicht. Auch die Männer werden in manchen Fällen sprachlich vernachlässigt: „200 Personen kamen ums Leben“, nur Frauen, weil es „die Person“ heißt? Unsere Sprache verfügt über genügend Flexibilität. Die Politiker sprechen schon lange von Wählerinnen und Wählern.  Der Historikerverband heißt seit einigen Jahren „Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands“, umgangssprachlich wird man ihn weiter Historikerverband nennen. Wortungetüme wie HistorikerInnenverband oder WählerInnenverzeichnisse  leisten keinen Beitrag zur Emanzipation. Es ist auch sprachlich noch immer Usus, von Damenmeisterschaften und Nationalmannschaften (von Frauen oder Männern) zu sprechen und zu schreiben. Gern schreiben auch Autorinnen, vor allem in den Sozial- und Erziehungswissenschaften und den „gender studies“, anstelle von „man“ „man/frau“. Hier ist nun wirklich Unkenntnis am Werk. „Man“ hat mit dem Wort Mann nichts, aber auch gar nichts zu tun; zufällig klingt es nur so; „man“ entspricht dem englischen Pronomen „one“ und dem französischen „on“. Der Gipfel der Emanzipationssprache findet sich in einer Studie mit der Aussage, eine Autorin habe etwas „meisterinnenhaft“ geschildert. Ist eine solche Passage nicht eine sexistische Vergewaltigung der deutschen Sprache? Die sicher zu wünschende Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der Geschlechter lässt sich mit solchen Manipulationen der deutschen Hochsprache nicht fördern. Man stelle sich vor, die gesamte Presse, die Literatur, gar die Poesie übernähme diese Mode oder die dann „KultusministerInnenkonferenz“ schriebe sie vor… – Dieter Schmidt-Sinns


Auch ich denke, die AFDler sind ‚angstgetriebene Jammerlappen‘. Gerade deshalb muss man diese Menschen ernst nehmen, denn Angst ist ein ziemlich energiereicher Motor, der besser nicht anspringt und in Richtung Abgrund fährt, weshalb diese Ängste bewältigt werden müssen. Die sind ja nunmal da. Wie kann man also den Ängsten begegnen?
Andererseits ist an der Ideologie, dass letztlich das Völkische zählen wird und nicht die Passinhaberschaft, ja etwas dran. Und zwar genau dann, wenn es uns nicht mehr gut geht, also in der Krise. Ich finde nicht, dass das von den Rechten schlecht beschrieben ist, nur ziehen sie die falschen Schlüsse daraus. Denn es ist doch immer so, dass der Mensch in der Krise leicht unter seine errungene Menschlichkeit zurückfällt ins Barbarische, Tierische, wo nur noch das Recht des Stärkeren gilt (‚Lord of the Flies‘). Wer das jetzt schon herbeisehnt, hat keine anderen Mittel ausgebildet, sich in der Welt zu behaupten, als genau dieses Recht des Stärkeren. Die Sehnsucht nach Gewalt in den rechten Milieus finde ich also nicht überrraschend. Dem muss man begegnen, indem man im Menschen die geeigneten Mittel eben ausbildet, bzw. dem Menschen die Möglichkeit eröffnet, diese Mittel, sich positiv in die Welt zu stellen und sich dort wohlfühlend zu behaupten, selber aus freien Stücken auszubilden.
In vielen Analysen wird davon gesprochen, dass den Menschen die Welt zu kompliziert geworden ist, weswegen die Globalisierung abgelehnt und sich aufs Nationale zurückgezogen wird. Wir brauchen Politiker und andere öffentliche Personen, die uns die Welt erklären und diese lebbar, handhabbar machen. Die ‚Zeit‘ ist da ja wunderbar, aber wer liest die denn? Doch die, die eh diese Ängste nicht so haben. Öffentliche Personen müssen diese Rolle übernehmen. Das ist vielleicht eines der problematischsten Züge an Merkels Kanzlerschaft: Sie spricht nicht…. Das wäre eine Antwort auf die Ängste der Menschen.
Eine andere ist die Erziehung. Die Schule erzieht nicht gut genug, nämlich das Gefühlsleben. Zwischen Kopf (Denken) und Hand (Wille) vermittelt das Herz (Fühlen), wie es wunderbar in Fritz Langs ‚Metropolis‘ vor hundert Jahren gezeigt wurde. In dem abgedruckten Leserbrief zum Artikel im Zeitmagazin ‚Die Kraft der Gedanken‘ schreibt Herr Peter Bergholz, dass die neue Gehirnforschung zeigt, dass das Denken wesentlich vom ‚emotionalen Gehirn‘ gesteuert wird. Ich habe das nicht verifiziert, aber es deckt sich mit meinen Gedanken. Denn die Schule fördert nur die Intellektualität des Menschen, tut aber fast nichts für die emotionale Bildung. Das ist ja auch schwieriger, wir neigen dazu, dies eben wiederum intellektuell zu bedenken und intellektuelle Lösungen (vielleicht mal ein Gesprächskreis?) zu finden. Gefühle werden durch Kunst geformt, entwickelt. Kunst (Malerei, Bildhauerei, Musik, Tanz, Theater) kommt in der Schule nur am Rande vor. Im Abitur nicht relevant. Gesellschaftlich als Luxus verbrämt. Ist ja auch nicht wirtschaftlich verwertbar. Denkt man allerdings nur und stimmt auch nicht. Denn die mehr unterschwelligen, schwierig messbaren positiven Folgen einer künstlerischen Tätigkeit/Ausbildung sind ja geradezu existenziell wichtig für eine Vermenschlichung der Wirtschaft/Welt im Sinne der Brüderlichkeit/Menschlichkeit/Christlichkeit. Kunst wird immer noch, und für mein Gefühl zunehmend statt abnehmend, stiefmütterlich behandelt. Schauen Sie sich einmal unvoreingenommen das Konzept der Waldorfschule an und lösen dieses von den natürlicherweise auch nur und immer wieder fehlerhaften Lehrern und auch von seinem Begründer Rudolf Steiner … : Da hat Kunst einen völlig anderen Stellenwert. Und wenn man dann die älteren Schüler Vorträge über ihre Jahresarbeit oder ihr Praktikum o.ä. halten hört, dann erlebt man, was diese künstlerische Ausbildung aus den Menschen gemacht hat. Da stehen anfassbare Menschen auf der Bühne, die genauso individuell und eigen sind, wie alle anderen auch, die aber ihre Persönlichkeit nicht verstecken müssen, sondern (mehr oder weniger) frei dastehen. Das ist unmittelbar erlebbar.
Das künstlerische Tätigsein in der Kindheit und Jugend könnte der entscheidende Faktor werden, wenn man die langfristige Zukunft der Menschlichkeit des Menschen erhalten und entwickeln will. Denn die Menschlichkeit muss ja immer wieder neu errungen werden, sie kommt nicht von allein. Das Böse geht den Menschen von sich aus an, das Böse darf das auch, denn es will den unfreien Menschen. Die guten Kräfte wollen aber die Liebe in Freiheit, weswegen sie der Mensch selbsttätig ergreifen und ausbilden und sich immer wieder erringen muss. Das Herz als Mittler zwischen Kopf und Hand kommt eben leider nicht von allein. Von allein kommen Gewaltfantasien, die einen ermächtigen, also die Macht über das Leben in die Hand geben. Das ist nicht das, was der Christus angelegt hat. Ist schwierig. Aber lohnt, daran zu arbeiten. – Peter Goden


Der Autor wiederholt alte Vorwürfe, die durch die ständige Wiederholung nicht richtiger werden und verkennt, dass bereits gute Fortschritte gemacht wurden. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Lehre an den Universitäten sehr gewandelt und modernere Methoden haben häufig den Frontalunterricht ersetzt. Mehr ist natürlich immer möglich, aber so lange das Hauptproblem bestehen bleibt – die absolut mangelhafte Ausstattung der Unis mit Stellen und Mitteln – kann das nur schleppend voran gehen. Die Alternative zu den viel kritisierten Multiple-Choice Prüfungen für große Gruppen ist es ja, irgendwo zwei freie Wochen zu finden, um 150 oder mehr frei formulierte Aufsätze zu lesen und zu bewerten. Ohne zusätzliches Personals ist das vollkommen illusorisch. – Geoffrey A. Manley


Das Bild auf der Wirtschaftsseite der Zeit No 24 (Pinkelbecken der da oben) illustriert sehr präzise mein Empfinden nach dem Lesen des Artikels ihres Shitstorm-Experten Jens Jessen: Man fühlt sich als Zeit lesender Kleingärtner angepisst.
Gauland machte es vor, Jessen folgt: Man fabuliert sich so von ungefähr in die Befindlichkeit von Menschen, denen man anscheinend noch nie begegnet ist, von denen man /Jessen sich soweit entfernt fühlt wie Gauland dem Botaeng und glaubt fest an seinen politischen Auftrag. Dabei darf dann auch (guts-) herrlich schwadroniert werden: „ Wer für ein bisschen Glück nicht mehr als einen Kleingarten erobern konnte…..“ Ja ein bisschen Krieg muss schon sein bei der Kleingarteneroberung: Jessen legt schon mal die Frontlinien fest. Auf der einen Seite die von Zwergen beherrschten Looser und auf der anderen Seite..? Der von Zwergen und guten Geistern unbeherrschte Herr Jessen.
Wenn es so ein Stück blasiert arrogantes und ignorantes Wortgegeifere in die ZEIT schafft, wird es Zeit das Abo zu kündigen.
Dem Herrn und sicher nicht Kleingärtner Jessen lege ich nahe, mal spaßeshalber über die Dialektik von Kleingarten und Großstadt nachzudenken, aber v.a. empfehle ich ihm mal Georg Simmel zu lesen, der da meinte: „Es gibt vielleicht keine seelische Erscheinung, die so unbedingt der Großstadt vorbehalten ist, wie die Blasiertheit….. das Wesen der Blasiertheit ist die Abstumpfung gegen die Unterschiede der Dinge, nicht in dem Sinne, dass sie nicht wahrgenommen würden(…), sondern so, dass die Bedeutung und der Wert der Unterschiede der Dinge und damit der Dinge selbst als nichtig empfunden wird.“ (Literaturhinweis bei mir).
Oder etwas volkstümlicher: „Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten.“ – Rupert Schoch


Nachdem „meine“ ZEIT in den letzten Ausgaben den unsäglichen AfD-Chargen kaum zu ertragenen Raum einräumte, war es eine Wohltat, sich die Worte von Ijoma Mangold genüßlich auf der Zunge zergehen zu lassen. Und ich danke herzlich für das mir geschenkte befreiende Lachen bei „Die AfDler sind, trotz Gaulands Tweedjackett, keine Herrenreiter, sonst angstgetriebene Jammerlappen.“. Ausnahmsweise mal ganz salopp: yeah! So isses!
Danke, Ijoma Mangold. – Anke Grünbeck


Der Leiter des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel in Berlin, Herr Andreas Knie, beklagt zu Recht die Probleme des wachsenden Automobilbestandes und das Anwachsen der Verkehrsströme vom Land in die Stadt mit all seinen Folgen (Parkraumverknappung etc.).
Jedoch sollte er, wie alle anderen, etwas mehr Geduld haben und auf die aktuellen Entwicklungen achten, die sich derzeit ergeben.
Gemeint ist hier die Entwicklung des selbstfahrenden Fahrzeugs, an dessen Marktreife alle Interesse haben, nur nicht die Automobilindustrie.
Wenn es denn eines Tages so weit sein wird, dass die Fahrzeuge eigenständig den Straßenverkehr bewerkstelligen, dann könnten sich allerhand Szenarien ergeben. Dann braucht niemand mehr ein eigenes Auto, ich kann es telefonisch ordern und zum Ziel fahren lassen. Dort wird es nicht parken, sondern zu seinem nächsten Einsatz starten. Zurück verfahre ich genauso, ich brauche kein Auto und werde doch vor der Haustür abgesetzt. Taxis haben ausgedient, ebenso Busse und Stadtbahnen.
Auch ohne Führerschein bin ich dann mobil. Auf dem Weg zur Arbeit sammelt „mein“ Fahrzeug selbständig Kollegen ein oder Mitschüler meiner Kinder (ich müsste von Enkelkindern reden). Ich bin individuell unterwegs, auch ohne eigenes Fahrzeug. Es werden dann weniger PKW gebraucht, also auch weniger Parkraum. Dies könnte auch auf längerer Strecke funktionieren … wenn die Autoindustrie nicht um ihren Absatz bangen würde.
Hier werden verschiedene Dinge kombinierbar – Carsharing ebenso wie Elektromobilität. Individualität in der Fahrzeitbestimmung („spontan“ anfallende Fahrten ohne lange Wartezeiten) und Besinnung während der Fahrt statt Stress. Platz (Sitzplatz) im Fahrzeug mit nicht-selber-fahren-müssen. Es fallen einem sicher noch mehr Vorteile ein.
Auch auf die Staus hätte dies Einfluss: Die elektronisch ausgestatten Fahrzeuge würden die Verkehrsdichte über Vernetzung ideal berechnen können und Strecken auswählen bzw. die Fahrweise anpassen. Es gebe aber auch Nachteile: Viele Arbeitsplätze von heute würden wegfallen. Das hatten wir schon einmal: Als die Heizer auf den Lokomotiven wegfielen… Hier noch weiter zu denken bleibt jedem selbst überlassen. Aber ich denke, zukünftige Entwicklungen können auch vorteilhaft zur Lösung heutiger Probleme dienen. Wir müssen nur weiter denken. – Klaus Brinkmann


Ein junger Mensch ist einerseits (unterschiedlich) neugierig, andererseits auch bestrebt, mit minimalem Aufwand ein gegebenes Ziel wie bspw. Abitur zu erreichen.
Wenn sich auswen¬dig lernen und Kochrezepte ohne tieferes Verständnis anwenden für das Erlangen des Abi¬turs als erfolgreich heraus stellen, ist das angestrebte Universitäts¬studium leider schon fast kaputt. Offensichtlich hat ihr Autor nur diesen letzten Typ – vermutlich hingen solche gerade auf dem Campus herum – befragt. Wer als Studierende[r] seine Neugierde für die inhaltlichen Fragen und Themen aufgibt oder sie auch „vorgebetet“ haben will, sollte die Uni verlassen. Wer in der VWL „rechnen“ muss, hat die falsche Uni gewählt. Vermutlich ist jedoch ein Mi¬ni¬¬mum an analytischen Grundkenntnissen über Analysis oder Mathematische Statistik gemeint, auch wenn das nicht „Rechnen“ ist!
Die Unis täten nach dieser Logik gut daran, allen Abiturienten, die mit dem dünnsten Brett bohren ihr Abitur geschafft haben, Grundlagenkurse in höherer Mathematik, Geschichte und Politik anzubieten und sie erst dann nach zwei Jahren zum Uni-Studium mit Abi+ zuzulassen. Dann könnte man auch Theoriegeschichte von Smith, Ricardo, Marx (der leider sein „Trans¬ for¬¬ mationsproblem“ mangels mathematischer Fähigkeiten fehlerhaft „lösen musste“) über die Neo¬klas¬¬siker bis Max Weber und den heutigen Strömungen behandeln. Sonst scheitert auch dieses ehrenwerte Unterfangen an fehlenden Geschichtskenntnissen oder politischem und mathe¬matischen Unverstand. – Wolfgang Ströbele leider ist dieser Artikel die traurige Wahrheit unserer derzeitigen Studiums-Realität. Nur die Aussage zu den Juristen stimmt so nicht. Paragrafenkenntnis ist zwar nötig, aber es kommt darauf an, sie sinnvoll auf den jeweiligen Lebenssachverhalt anzuwenden. Wenn Jurastudenten scheitern, dann daran, dass sie dies nicht können. Und was Noten anbetrifft: Zumindest in Bayern bedeutet eine 3 vor dem Komma eine überdurchschnittliche Note. – Dr. W. Rossmanith


Der Patient/die Patientin vereinbart bei dem Sekretär/der Sekretärin einen Termin mit dem Arzt/derÄrztin. Er/sie bringt eine Überweisung von einem niedergelassenen Kollegen/einer niedergelassenen Kollegin mit und wird von den Ärzten/Ärztinnen, den Krankenschwestern/Krankenpflegern, Physiotherapeuten/Physiotherapeutinnen und überhaupt allen Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen der Klinik bestens betreut.
Der Gesetzgeber/die Gesetzgeberin sieht für den stationären Aufenthalt versicherter Patienten/Patientinnen einen Eigenanteil von 10 Euro vor. Bei Fragen wende man sich an den Arzt/Ärztin-Helfer/die Arzt/Ärztin-Helferin… herrlich/dämlich, oder? – Margot Neuser


Ein ganz wunderbarer Artikel „Wir hier oben“! Selbst wenn nur die Hälfte der Aussagen zur Unternehmenskultur stimmen sollten, ist dieser offensichtlich kompetente und mutige Artikel ein absolut nötiger Aufruf zu mehr Moral in unserer Gesellschaft im Allgemeinen und mehr Wirtschafts-Ethik im Besonderen, und damit letztlich auch zu mehr langfristiger Effizienz. Das geht leider in die Hirne vieler Führungskräfte nicht hinein, weil sie von Egoismen besetzt sind. Der kleine Angestellte empört sich dann zwar über das Verhalten der Chefs bei der Boni-Akzeptanz, zeigt aber als Angehöriger eines renommierten Weltkonzerns seine stolzgeschwellte Brust, wenn er abends durch das Werkstor hinausgeht. Das Prekäre daran ist, dass die Politiker diese Art der Betriebsführung mit dem Argument unterstützen, der deutschen Wirtschaft und internationalen Wettbewerbsfähigkeit zu dienen. Wir Bürger würden aufschreien, wenn das nicht so wäre. Und nun kommen Sie . . . – Dr. Martin Grau


Das Fazit dieses Artikels lautet :“Immerhin zeigt die Selbstkritik des IWF, dass das System lernfähig ist“. Seit wann bedeutet Lernfähigkeit, am ENDE einer Einbahnstraße zu bemerken, dass es hier nicht weiter geht? – Wolfgang Burkhardt


Zu dem Streit „Es heißt Stu /-denten /-dierende“ möchte ich einen Aspekt aus der Vorgenderzeit beitragen: An der Staatsbauschule Coburg (1948-51, Höhere Technische Lehranstalt, später FH) durften wir uns amtlich nur als Studierende bezeichnen, nicht als Studenten; dieser „Titel“ blieb ausschließlich den Studierenden an Unis vorbehalten. Damit wurde der feine Unterschied zwischen künftigen Akademikern und Nichtakademikern hergestellt. Genderfragen waren dagegen unbekannt, aber mir ist in meiner ganzen Berufslaufbahn als Straßen- und Brückenbauingenieur übrigens auch nur eine einzige Ingenieurin dieser Fachrichtung begegnet. – Heinz Neubauer


Studenten sind nicht den ganzen Tag Studierende, sondern oft auch Essende, Schlafende, Liebende, Reisende, Faulenzende etc Nur während des Studierens, ist der Student ein Studierender… – Elisabeth Mayer


Der Briefwechsel zwischen Ihnen und Anna-Lena Scholz hat mich höchst amüsiert. Ich stehe voll auf Ihrer Seite, obwohl ich weiblich bin und berechtigte feministische Forderungen sofort unterschreiben würde und schon unterschrieben habe. Aber ich bin auch Germanistin und leide sehr unter der uneleganten, hässlichen, „geschlechtergerechten“ Sprache unserer Zeit. Frau Scholz möchte mehr Kreativität und spricht dann von „emanzipatorischen Freiheitsgewinnen“, „Profx“, „Professor- innen“, „Student*innen“ usw. Sie „will“ das durchsetzen. Da habe ich eine andere Vorstellung von Kreativität. Ich bewahre eine alte Büchertüte von Gallimard mit dem Aufdruck „La Pléiade ou la volupté de lire“ seit Jahren auf, weil Lesen so genussvoll, so sinnlich sein kann, aber nicht, wenn die Bücher in holperiger, „geschlechtergerechter“ Sprache geschrieben sind. Übrigens ist mir aufgefallen, dass der männliche Teil dieses Briefwechsels (also Sie) bei jedem Brief gelassener und entspannter wird, der weibliche hingegen verbitterter, fanatischer, ja fast verbiestert. Woran das nur liegt? „It’s ideology, stupid!“
Gut, Herr Kerstan, dass Sie die Waffen strecken! Der Klügere gibt nicht unbedingt nach, beendet aber einen „unproduktiven“ Streit. – Dr. Irmgard Hammers


Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel „Buch vorm Kopf“ vom 2. Juni 2016 gelesen. Die dort beschriebenen Probleme in der Hochschullehre betreffen auch die Universitätsmedizin. Wir Medizinstudierende haben öfter ein „Buch vorm Kopf“ als ein „Stethoskop im Ohr“ – auch im „klinischen“ Abschnitt des Studiums.  Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, dass durch die gängigen Multiple-Choice Tests und „Fragen zum Vorlesungsskript“, das Wesentliche gar nicht erfasst wird, nämlich die Handlungskompetenzen – ebenso wenig das Reflexionsvermögen. Ihrer Aussage „Wir lernen falsch an den Universitäten“ möchte ich aber entgegnen – vielmehr müsste es heißen: “ Wir prüfen falsch an den Universitäten“.  Die Fakultäten, aber natürlich auch die entsprechenden Landesregierungen, von deren Finanzierung die Universitäten und Hochschulen abhängig sind, legen guten, und ja, auch aufwendigeren Prüfungsformaten kaum Wert bei. Die Folge ist, dass sich die meisten frisch gebackenen Assistenzärztinnen und -ärzte nicht ausreichend vorbereitet auf den Arbeitsalltag fühlen – und das ist kein „subjektives“ Problem, sondern eines, was auch unsere Patientinnen und Patienten betrifft. Wir Medizinstudierende wollen richtig gute Ärzte werden. Damit wir das aber in einem richtig guten Studium auch werden können, dafür braucht es die richtigen politischen Weichenstellungen. Dass Reformen notwendig sind, haben die Demonstrationen von Tausenden Medizinstudierenden im Mai hervorgehoben. Bundesweit haben sich die medizinischen Fachschaften gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) für eine sinnvolle Weiterentwicklung des Studiums eingesetzt. Zu den Kernforderungen der Studierenden zählt auch mehr Praxisnähe im Studium. Die Digitalisierung der Lehre bietet sicherlich viele Chancen. Durch Simulationen kann die Herangehensweise an Patienten in der Rettungsstelle zum Beispiel erprobt werden. Oder die Erkennung von pathologischen Herzgeräuschen kann auf dem Smartphone geübt werden. Ihren Vorschlag mit Praxissimulationen Operationen am digitalen Herzen zu üben, finde ich aber wenig hilfreich. Herzoperationen gehören in die Weiterbildung zum Facharzt, nicht ins Studium. So sehr wir uns mehr Praxisbezug im Studium wünschen, so wenig wollen wir Medizinstudierende, dass unser Studium überfrachtet wird mit zu speziellen Lehrinhalten. – Malte Schmieding


Vielen Dank für Ihren sehr informativen Artikel über die Ertrinkenden im Mittelmeer.
Sie erklären die Situation sehr gut, nur ein Satz hat mich stutzig gemacht. Sie schreiben „Die Unfälle geschehen, weil die europäische Politik so ist, wie sie ist“. Was meinen Sie damit genau? Im Artikel erwähnen Sie, dass das Schleusergeschäft in Libyen brutaler wird als Folge der EU-Maßnahmen gegen Schleuserbanden. Wollen Sie darauf hinaus oder geht es um mehr als das? Ist es die mangelhafte Unterstützung der libyschen Küstenwache oder dass zu wenige Rettungsschiffe im Einsatz sind? Geht es um die europäische Flüchtlingspolitik und die Möglichkeit, um Asyl ansuchen zu können? Ich würde mich freuen, wenn Sie dies näher erörtern – der Satz für sich kann leicht missverstanden werden und sagt nicht, wie Europa es besser machen könnte. – Vanessa Swoboda


Gerne denke ich an meine gute Zeit als Diplomand und Doktorand an der Universität Ulm vor 30 Jahren im Arbeitskreis von Professor Seliger zurück. Das Chemielabor und den Laboralltag durfte ich mit einem von mir hochgeschätzten Kollegen teilen. Er war Vietnamese und boat people. Bei der Nachricht über den Tod von Rupert Neudeck kam mir sofort folgender Gedanke; wird Hao, allein oder mit seiner Familie, unter den Trauergästen sein? Ohne den Verstorbenen hätte ich jedenfalls meinen guten Kommilitonen nie kennengelernt. Danke Rupert Neudeck! – Dr. Ernst Göldner


Jochen Bittner beschreibt zutreffend die fehlerhaften Erwartungen vieler Bürger an unsere Demokratie: die Garantie von Wohlstand und Sicherheit. Bei seinen Schlussfolgerungen fehlt jedoch der Hinweis, dass Demokratie eine Regierungsform ist, die auf der Mitwirkung ihrer Bürger beruht und dass dies in einer Massendemokratie heißt: Mitarbeit in einer Partei bei der politischen Meinungs- und Willensbildung sowie bei der Auswahl des politischen Personals. Denn leider verweigern sich die Bürger diesem Engagement. Nur noch ca. 2% der Wahlberechtigten sind Mitglieder einer politischen Partei mit weiter sinkender Tendenz. Es liegt daher auch an den so politikverdrossenen Bürgern selbst, wenn „in der Politik“ die falschen Leute falsche Entscheidungen treffen. Wenn 46% der Deutschen meinen, sie könnten es besser, warum versuchen sie es dann nicht einmal? – Dr. Wolf-Dieter Hauenschild


Mit besonderem Genuß inhalierte ich diesen Dialog in Ihrer Ausgabe Nr. 24. Allerdings lag meine Sympathie einseitig auf der Seite der Studenten, denn mich nerven Texte, in denen sorgsam bis auf’s Äußerste geschlechtergerechte und politisch korrekte Formulierungen ausgekostet werden, außerordentlich. Ich schalte dabei ab und nehme die so mißgestalteten und aufgeblähten Aussagen nur noch oberflächlich wahr, ebenso wie bei vielen sprachvermurksenden neuen Rechtschreibregeln.
Das krampfhafte Bemühen um die – meiner Meinung und auch der vieler Angehörigen des anderen Geschlechts nach überflüssige – sprachliche „Entprivilegierung“ des Maskulinums wirkt oft albern und mitunter dümmlich. Das hat die geschätzte Damenwelt weiß Gott nicht nötig.
Als völlig absurd erscheint das Leipziger Innen-Modell. Haben sich die Begriffe doch in der Regel im Maskulinum entwickelt, ohne dieses explizit hervorheben zu wollen, und es wird vom Normalmenschen als neutral empfunden. Im Leipziger Fall ist das jetztnicht mehr so. Schlimmer wird es aber noch, wenn auch diejenigen in die Betrachtung einbezogen werden sollen, deren Geschlechtlichkeit unklar ist. Allerdings wundert mich, daß man nicht schon längst an unsere generelle Gattungsbezeichnung „Mensch“ herangegangen ist, die ja – wie auch in anderen Sprachen – im Maskulinum steht. Warum sagt man nicht z.B. „Die Veranstaltung wurde von soundsovielen Menschinnen und Menschen besucht“? In diesem Zusammenhang sei de Vorschlag gemacht, anstatt dem in den Medien überwiegend angewandten Begriff „Mensch“ auf die „Person“ zurückzugreifen.
Aber es gibt noch weitere Steigerungen. Habe ich doch schon besonders tierliebende Damen von Kätzinnen sprechen hören, was ein Bayer mit „pelzeter Pelz“ kommentieren würde. Und gar hatte eine Gleichstellungsbeauftragte bereits in den neunziger Jahren ihrem automatischen Anrufbeantworter ein „-in“ angehängt und dies beharrlich trotz Gegenvorstellungen beibehalten: „Hier spricht die automatische Anrufbeantworterin des ………….“ tönte es aus der Hörermuschel, wenn das Büro nicht besetzt war. – Klaus Kunkel


Ausgerechnet Conchita Wurst, dieser Ausbund an Toleranz und Verständigung wurde ohne Vorausscheidung zum musikalischen Vertreter Österreichs von der Obrigkeit bestimmt!!
Demokratie zulassen und wagen heißt für mich, eben möglichst keine Wichtigtuerei, keine Effekthascherei, keine Manipulation, keine Bluffs mehr. Abgesehen davon, soll man Politik nicht mit Demokratie verwechseln. Ich sag immer, wenn die Prozedur einer Entscheidungsfindung als fair und gerecht erkannt und empfunden wird, dann wird das Ergebnis, wie immer es aussieht auch als fair und gerecht empfunden werden. Und überhaupt soll Europa kein Staat, sondern ein kultureller Zustand sein, oder? – Ricci Bock


Evtl. ist es gar nicht so schlecht, sollte der Brexit wirklich erfolgen. Die Arroganz und Selbstverliebt sowie die ständigen britischen Extrawürste nerven nur noch. Nur sollte dann auch die EU mit aller Schärfe reagieren und eine Visa-Pflicht für die Engländer einführen. Auch die Angst der EU-Gegner im Vereinigten Königreich vor „offenen Grenzen“ ist mehr als albern, gelten für dieses Land doch mehr Ausnahmen als für Partner der EU die Nichtmitgliedsstaaten sind. Meine Frau z.B. kann als Nicht-EU-Bürgerin Visa frei mit ihren Aufenthaltstitel und Pass in der gesamten EU, sowie Staaten wie der Schweiz, Norwegen etc. reisen. Nur für eine kurze eintägige Shoppingtour mit der Fähre nach Dover braucht sie ein Visum. Mehr Abschottung innerhalb einer Staatengemeinschaft geht ja wohl nicht und das wird keinem EU-Staat sonst erlaubt. Von daher sollen sie gehen und wenn sie dann bald wieder klopfen werden, haben die anderen EU-Staaten hoffentlich den A…. in der Hose, die Briten mit Queen und ihrem Finanzmarkt nur dann wieder aufzunehmen, wenn sie nicht ständig so rotzfreche Sonderregeln fordern! – Markus Meister Westring


Kompliment zur Titelgeschichte in der Zeit. Lesenswert wie so viele Ihrer Beiträge über die Entartung des Menschen, wenn er in die Chefetage vorrückt oder auf dem Weg dorthin ist. Jean de La Bruyere beschrieb Ähnliches im 18. Jahrhundert in seinen Charakterstudien (Die Charaktere oder die Sitten des Jahrhunderts). Die Personen mögen sich geändet haben – ihre Charaktere sind die gleichen geblieben. Und hier noch zwei kritische Anmerkungen zu Ihren Ausführungen:
1. Was ist mit jenen, die nur ihre Ehrlichkeit und Courage sowie ihre Widerstandsfähigkeit gegen Konformismus haben und nicht wie Sie durch sechsstellige Vorstandsbezüge wirtschaftlich abgesichert sind, die selbst dann noch ausbezahlt werden, wenn der Vertrag vorzeitig aufgelöst wird? Kann man von den Tugenden des Lebens auch noch gut leben?
2. Wären die Ausführungen in der Zeit auch gedruckt worden, wenn der Autor jemand gewesen wäre, dessen Name und Funktionen nicht so klangvoll klingen wie bei Ihnen? Der Beitrag also nur nach seinem Erkenntniswert und nicht nach seinem vermeintlichen Marktwert beurteilt worden wäre? Vielleicht wagen Sie einmal einen solchen Versuch. Es ist sehr aufschlussreich, was in solchen Fällen passiert – und fügt sich nahtlos in Ihre Sicht der Dinge ein. – Peter Kerz


Ich gendere nicht und ich trinke kein alkoholfreies Bier. Wenn Sie alkoholfreies Bier mögen, können Sie (vor meinen) Augen soviel davon trinken, wie Sie mögen. Nur bitte erzählen Sie nicht dauernd, warum Sie es tun und verlangen Sie von mir nicht, es ebenfalls zu tun. Da es sich bei diesen Themen um Geschmacksfragen handelt, kann man entweder ewig drüber streiten oder es einfach sein lassen. Am interessantesten fände ich es, wenn Sie als Zeitung nicht sagen würden „Es heißt …“, sondern wenn Sie den Text so abdruckten, wie ihn der Autor geschrieben hat. Diesem würde ich ausdrücklich erlauben, so zu schreiben, wie er es für angemessen hält. Auf diese Weise bekäme ich als Leser einen kleinen Einblick in die Heterogenität der Zeitung, die mich viel stärker interessiert, als eine allgemeine Haltung der ganzen Redaktion. Ich bin nicht senil und brauche keine pädagogische Begleitung. – Franz Beslmeisl


Jedes Kindergartenkind, jedes Schulkind erfährt, dass Begriffe aus dem Bereich der Fäkalien und Ähnlichem  nicht zum allgemeinen Umgangsdeutsch gehören. Leider kommen derartige Begriffe in Ihren Artikeln immer häufiger vor, nun sogar als Überschrift. Eine derartige „reißerische“ Anmache hat die Zeit als Zeitung für eine kritische Leserschaft nicht nötig. Ich würde mir wünschen, dass die Zeit in Zukunft zu den Zeitungen gehört, in der derartige Begriffe nicht vorkommen. Glauben Sie mir, das wäre ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem man auf Dauer Anerkennung gewinnt. – Hannelore Sánchez Penzo


Der Streit um ein generisch neutrales, allumfassendes Wort, wird dem Sachverhalt „Studium“ nicht gerecht. Das Ergebnis eines intensiven Studiums ist wichtig, ganz gleich ob es von einer Studentin oder einem Studenten erbracht wird. Hätten wir „Studierende“, die Studentinnen und Studenten der unmittelbaren Nachkriegszeit, so um Worte gefeilscht, statt intensiv zu studieren, uns theoretisches Wissen und fachliches Können anzueignen, ich wage mir nicht auszumalen,welchen Rang die Bundesrepublik Deutschland heute gesellschaftlich und ökonomisch in der Welt einnehmen würde. – Johannes Kressner


…und schon wieder ein Artikel zum ärgern. Wieso kommt eigentlich niemand aus einer Redaktion, die notorisch jedem Konzern und jedem Staat, insbesondere dem amerikanischen alles  Schlechte dieser Erde zutraut, nicht auf die Idee, daß die besonders scharfe Gesetzgebung in Bezug auf Stickoxyde in Autoabgasen in den USA einfach nur ein nicht tarifäres Handelshemmnis insbesondere gegen deutsche Autos sein könnte und demzufolge die ach so böse Rollenstandregelung schlichte Notwehr ist? Wieso kommt auch Herr Taatje nicht auf den Einfall, daß dieser Herr Berman lediglich ein geldgieriger Winkeladvokat sein könnte, der seine Chance wittert, ans große Geld zu kommen? Allein schon die hanebüchene Behauptung, daß in den USA die Reklame nur wahrheitsgemäße Aussagen beinhalten soll, ist schon angesichts der völlig verlogenen Wahlreklame die dort gemacht wird bestenfalls ein schlechter Witz.
Warum überprüft eigentlich keiner die Behauptung von der angeblichen Giftigkeit der Stickoxyde auf ihren Wahrheitsgehalt? Zum Vergleich: Blausäure gehört zu den giftigsten Substanzen, die wir kennen. In Bittermandeln ist Blausäure enthalten. Bittermandeln werden in Marzipan verarbeitet. Nach der Logik der Stickoxyde-Ankläger müßte Marzipan sofort verboten werden. Schließlich ist es nicht lebensnotwendig. Vielleicht kann man sich an dieser Stelle an die schon Paracelsus bekannte Wahrheit: „alles ist Gift; es kommt nur auf die Dosis an“ erinnern. Kochsalz, das niemand für giftig halten würde ist tödlich, wenn man im Laufe eines Tages zehn Eßlöffel davon zu sich nimmt. Das ist der Wert für Erwachsene. Den für Kinder kenne ich nicht, aber die halbe Dosis anzunehmen ist zumindest plausibel. Daß ein Kind durchaus auf die Idee kommen könnte, so viel Salz im Laufe eines Tages zu sich zu  nehmen, ist auch nicht abwegig. Also Kochsalz verbieten! Dummerweise ist kein Salz genauso tödlich. Kennt eigentlich irgendjemand von diesen Schreihälsen, die gegen die Dieseltechnik wettern, die Wirkungen der Stickoxyde auf Mensch und Tier hinreichend genau um sich so weit aus dem Fenster lehnen zu können? Und letztens: wenn Amerikaner sich über ihre Konkurrenten aufregen, falls sie einen  —  wenn auch noch so dürftigen  — Grund dafür finden, ist nachvollziehbar. Daß Deutsche meinen, das noch übertreffen zu müssen ohne mehr als die völlig willkürliche Festlegung von Grenzwerten als Handhabe zu besitzen, ist ärmlich. – Fritz Kronberg 


Am Ende der ersten Spalte des Interviews wird die Äußerung von Donald Trump „Wir holen uns zurück, was die anderen uns gestohlen haben“ eingeführt mit der Frage „Warum kommt Donald Trumps alttestamentarischer Furor so gut bei vielen Amerikanern an?“ Ich frage dagegen: Was soll die zitierte Äußerung von Trump mit einem „alttestamentarischen Furor“ zu tun haben? – Ist es nicht so, dass das Alte Testament eine vielstimmige Sammlung der heiligen Schriften Israels ist, entstanden in einem viele Jahrhunderte dauernden Prozess und prall gefüllt mit Gesetzestexten, Mythen, Geschichtserzählungen, Liebesliedern, Gebeten usw., Texte voll von Härte und auch Brutalität, aber auch von Zärtlichkeit, Fürsorge, Verzweiflung und Freude, eben voll von allem, was menschliches Leben ausmacht? Diese Sammlung heiliger Schriften wurde dann von der Kirche beibehalten und ergänzt durch die Bücher des Neuen Testaments. Und damit die Botschaft des NTs immer größer und heller wurde, haben die Christen das Alte Testament kleiner und dunkler geredet, oft unter böswilliger Uminterpretation des ursprünglichen Zusammenhangs und der ursprünglichen Intention (vgl. „Auge um Auge, Zahn um Zahn“). Mühsam versuchen sich die Kirchen nun seit etwa fünfzig Jahren zu lösen aus den unsinnigen Gegenüberstellungen „Gott der Rache vs. Gott der Liebe“, „Gesetz vs. Evangelium“, „Vergeltung vs. Vergebung“ – leider auch mit schlimmen Rückfällen in ihre so einfache Identitätsfindung auf Kosten des Alten Testaments und damit natürlich auch der Juden. Dass aber nun der „alttestamentarische Furor“ mit all seinen antijüdischen Assoziationen in dem völlig säkularisierten Zusammenhang eines Interviews in der „Zeit“ wieder ausgegraben und wie selbstverständlich weiter verbreitet wird, das überrascht und ärgert mich sehr. Deshalb bitte ich Herrn Peter Kümmel herzlich und dringend darum, seine Sprache besser zu kontrollieren. – Hans-Ulrich Kley


Ihre Betrachtungen, in denen jeweils ein Redaktionsmitglied für und eines gegen eine bestimmte Frage Stellung bezieht, fesseln mich immer wieder – so auch die zum „bedingungslosen Grundeinkommen“, gegen das sich ja inzwischen die Schweizer mit erdrückender Mehrheit entschieden haben. Das immer wieder dagegen vorgebrachte Argument, dass sich dann noch mehr Menschen in der „sozialen Hängematte“ gemütlich einrichten würden, trifft sicherlich auf diejenigen, die es mehr oder weniger notgedrungen bereits getan haben, oft zu. Doch die psychologischen Beratungen zeigen auch, dass noch mehr Menschen darunter leiden, keine sinnvollen Aufgaben erfüllen zu können und zum Nichtstun verurteilt zu sein – wie wir es ja auch bei den zu uns geflüchteten Syrern und Irakern erleben, die keine Leistungen ohne Gegenleistung in Anspruch nehmen wollen.
Ein klassisches Gegenbeispiel begegnete mir im Mai 1996 bei einem Besuch des Scheibenberges im Erzgebirge. Wikipedia half meinem Gedächtnis unter „Scheibenberg – der Berg“ wieder auf die Sprünge: dort baute, arbeitslos geworden, Ottomar Zahm durch ein „schwer zugängliches Basalt-Blockfeld“ 1931 – 32 einen Fußweg mit über 300 Stufen als direkten Zugang vom Ort auf den Berg als völlig freiwillige Gegenleistung dafür, dass ihn die Arbeitslosenversicherung vor dem (Ver)Hungern bewahrte. – Walter Emmrich


Studenten und Studentinnen sind mehr als „nur“ Studierende.  Sie sind auch „Studierende“, natürlich; aber sie sind ebenso in Gremien „Diskutierende“, sich sozial „Engagierende“, im Uni-Chor „Singende“, „Liebende“, „Hassende“, sich „Versöhnende“ und vieles mehr.  Der Begriff „Studierende“ verengt das Studentensein auf das Lernen, das Abarbeiten von Modulen und das Bestehen von Klausuren.  Dass sich im Studium neben dem Lernen auch die Persönlichkeit weiterentwickeln soll, geht im Begriff der Studierenden verloren.  Die große Herausforderung für die Universitäten besteht aber gerade darin, ihren Studentinnen und Studenten die Möglichkeit zu eröffnen, mehr zu sein als ‚nur‘ Studierende.  Die sprachliche Reduzierung auf den Begriff der „Studierenden“ im universitären Alltag weist allerdings darauf hin, dass sich viele Universitäten um diesen Aspekt der Ausbildung nicht mehr kümmern (können).  Damit geht vieles von dem verloren, was Studium und Universität ausmacht. – Jürgen Westermann


Dieser besonnene Sunnit ist endlich eine Hoffnung auf Frieden. Macht es ihm leicht. Hat er die Akzeptanz der Saudis? Wo ist der entsprechende schiitischer Vordenker? Wer bittet diese Reformatoren an einen Tisch damit sie der Welt den echten Islam über alle Kanäle vorstellen. Und so den fanatisch blutrünstigen Interpretation jede Legitimation nehmen. Ja, Saudis und Perser müssen endlich miteinander reden. – Frank Schwarze


Als langjährige Beamtin in einer Bundesbehörde habe ich sehr ähnliche Erfahrungen gemacht (glücklicherweise habe ich inzwischen etwas Besseres gefunden): Je überzeugter die Spitze von ihren Vorstellungen war, desto perfekter wurden die unteren Chefs darin, Potemkinsche Dörfer zu bauen, die diese Vorstellungen zu bestätigen schienen – was dann von allen Seiten als „Erfolg“ verkauft wurde. Dies führte bei einem Großteil der „Belegschaft“ zur inneren Kündigung.
Nach Alfred Adler (Begründer der Individualpsychologie) ist es das Bestreben eines jeden Menschen, sich zugehörig und als Teil eines gemeinsamen Ganzen zu fühlen und die eigene Wirkmächtigkeit in der Gemeinschaft zu fühlen. Darum ist das Erleben der Unmöglichkeit, die eigenen Kreativität in die Arbeitswelt einzubringen – die „Entfremdung von der Arbeit“ (Hannah Arendt) –  so fatal für eine Gesellschaft. Wir könnten heute könnte die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen in großen Teilen der Bevölkerung auch als Ergebnis  dieser „Produktionsverhältnisse“ lesen. Sie zitierten eine Studie von Roland Berger über „Akademiker im Chefsessel“ von 2012. Ganz ähnliche Ergebnisse zeigen die SINUS  Studien zu gesellschaftlichen Entwicklungen. – Dr.med.Heusgen-Schloter


Ich möchte Ihnen ein kurzes Feedback zu einem Ihrer letzten Artikel – „Was tun wenn’s brennt“ – geben. Da ich seit über 15 Jahren im Bereich HIV-Prävention und Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen arbeite, habe ich mich zuerst sehr über den Artikel gefreut und ihn teilweise auch recht amüsiert gelesen. Was mich aber geärgert hat und mich auch etwas sorgt, ist die Tatsache, dass Sie die Notwendigkeit solcher Kampagnen, das heißt die steigenden Zahlen sexuell übertragbarer Infektionen, überhaupt nicht erwähnen; im Gegenteil, sie bagatellisieren dies und ziehen das ganze Thema sehr ins Lächerliche. Natürlich kann man von der genannten Kampagne halten was man will, auch die vorangegangenen Kampagnen waren selbst in Fachkreisen umstritten. Trotzdem sind sie mehr als notwendig, wenn Sie auf die aktuellen Infektionszahlen sehen. Es wäre nicht nur schön sondern auch wichtig, dass Sie diesen Punkt nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen. Es ist schwer genug die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren oder auch – das andere Extrem – sie zu befähigen überhaupt über dieses Thema sprechen zu können oder sich Hilfe zu suchen. Ihr süffisanter Ton macht das diesen Menschen bestimmt nicht leichter.
Ich lese sonst sehr gerne Ihre Artikel, aber diesmal sind Sie etwas übers Ziel hinaus geschossen finde ich, schade. Vielleicht können Sie meine Sicht ja ein wenig nachvollziehen. – Elke Leineweber


In obigem Leitartikel-Duo wurde von K. Rudzio gesagt, „wahrscheinlich“ sei das Grundeinkommen nicht finanzierbar. Dies lässt sich aber nachrechnen, natürlich nicht genau, aber doch überschlagsmäßig. Dazu habe ich Zahlen aus dem Internet zusammengetragen, die in der untenstehenden Tabelle auftauchen. Das schwierige sind die vielen Nullen, da die Zahlen so groß sind.
Fangen wir an: die von der Partei „Die Linke“ in die Diskussion gebrachte Grundrente gibt einen Anhalt für die Höhe des monatlichen Grundeinkommens, hier 1050 €. Die nächsten drei Zeilen geben den Jahresbetrag an, dann das, was das für 81,2 Mio Einwohner (denn das Grundeinkommen soll ja vom Baby bis zum Greis bezahlt werden) als Gesamtbetrag herauskommt, nämlich 1,023 Billionen Euro. Die Höhe der Staatskosten (das ist ja nicht nur der Bundeshaushalt, sondern sind auch die Haushalte der Länder und Kommunen) wird mit 1,299 Billionen Euro angeben. Nun könnte man argumentieren, dies falle zum größten Teil weg, da ja keine Transferzahlungen (Kindergeld, Arbeitslosengeld, Blindengeld,….) mehr erfolgen, aber die politische Realität wird anders aussehen: die Besitzstände werden verteidigt werden und außerdem möchten die Politiker ja auch aktiv etwas verteilen können, so dass Betrag wohl bleiben wird.  Nun komm die Zeile „Bruttosozialprodukt (BSP)“, die also alles bezahlt, und mehr gibt es nicht: hier ist von den Reichen und anderen nichts mehr wegzunehmen, das BSP ist die Summe aller erzeugten Güter, Waren, Dienstleistungen: sie beträgt 2,915 Billionen Euro. Der Restbetrag beläuft sich auf 592,9 Milliarden Euro. Dividiert man diese Zahl durch die Anzahl der Erwerbstätigen, käme pro Monat als Einkommen über das Grundeinkommen hinaus ein Betrag von 1138 Euro heraus, auf das Jahr gerechnet also 13656 Euro. Halten Sie dies für angemessen? Nichts arbeiten: 12600 Euro, arbeiten 26256 Euro (also Grundeinkommen plus Arbeitseinkommen)? Ich jedenfalls würde für diesen Betrag nicht weiterhin 50-60 h pro Woche arbeiten, Verantwortung für meinen  Betrieb und die Mitarbeiter übernehmen. Ich bin überzeugt davon, dass dies auch andere nicht mehr tun werden, so dass das BSP hier deutlich sinken wird.  Ich weiß natürlich auch, dass Politik nicht mit Excel-Tabellen gemacht werden kann, aber vielleicht sollte sie zumindest nicht ohne sie gemacht werden.

 Monatliches Grundeinkommen (in Diskussion)                        1.050
 somit auf das Jahr gerechnet                      12.600
Bevölkerungszahl 2014                81.200.000
Kosten für Grundeinkommen      1.023.120.000.000
Höhe Staatsausgaben 2014      1.299.630.000.000
Bruttosozialprodukt (BSP) 2014      2.915.650.000.000
BSP-(Kosten Grunde.+Staatsausgaben)         592.900.000.000
Anzahl Erwerbstätige 2014                43.400.000
Monatliches Einkommen über Grundeinkommen hinaus                        1.138

Prof. Dr. med. P. Janknecht


Die abgebildete Diskussion zwischen Frau Anna-Lena Scholz und Herrn Thomas Kerstan entspricht ziemlich genau den Argumenten, die man immer wieder hört, wenn es um Gender und die Sprache geht. Ich als Frau (57, Akademikerin, 3 erwachsene Kinder) finde es mittlerweile putzig, wenn sich erwachsene Männer in Gefahr sehen, ausgelöscht zu werden, wenn Texte im generischen Femininum formuliert werden. Da  bezeichnen sie eine solche Änderung bereitwillig als “krampfhaftes Ummodeln” – und stellen ohne langes Abwägen die “Schönheit der Sprache” über die Interessen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung. Es gibt junge Männer (ca. 40, promoviert, kinderlos, ausdauersportlich), die sich, obwohl in der Führungsriege fast unter sich, diskriminiert fühlen, wenn nicht für sie wie für Frauen- und Senioren/Behinderten eigene Parkplätze ausgewiesen werden. Leider sitzen sie, wie Herr Thomas Kerstan an Positionen, wo sie einfach so nicht nur wesentliche Weichen nicht stellen sondern  sogar Texte ändern, die Weichen stellen könnten. Also – ich finde es immerhin begrüßenswert, dass die ZEIT beide Argumentationsstränge abbildet. Und ich finde es wunderbar und ermutigend, dass Frauen wie Anna-Lena Scholz das ihre tun, um die Dinge nicht zu belassen wie sie sind. Eine auch nur zeitlich befristete generische Feminisierung aller Satzungen und Tagesordnungen von HVen u.a. , sagen wir für 5 Jahre – würde wahrscheinlich mehr zur Gleichberechtigung beitragen als die Frauenquote für Aufsichtsräte.  Vielleicht würden sogar die Vorstände der großen Automobilkonzerne davon profitieren und zugänglicher für den einen oder anderen Rat…. – Karen Lill


Der Artikel auf S. 50 „Zwei Götter sind einer zuviel“ bringt mich dazu, einen Leserbrief zu schreiben. Schon alleine der Vorschlag des Ratsvorsitzenden der ev. Kirche Deutschlands (EKD) zum „Flächendeckenden Islamunterricht“ hat mich sehr beschäftigt, da es meiner Meinung nach einen anderen Weg geben sollte, nämlich Pflichtunterricht in Ethik für alle Kinder / Jugendlichen deutschlandweit. Ein flächendeckender Islamunterricht, so wertvoll und nutzbringend er gewiss für islamische Kinder und Jugendliche sein mag, ließe vermutlich den Ethikunterricht sterben. Der Ethikunterricht ist zumindest in Bayern verpflichtend für alle Schüler, die nicht den katholischen oder evangelischen Unterricht besuchen. Nur eine allgemeine Werteerziehung auf der Basis demokratischer und humanistischer Kenntnisse kann alle Kinder zu sozialem und demokratischen Denken und Handeln erziehen. Was geschieht mit den anderen Religionsgruppen, mit den anderen Kindern ohne jegliche Religionszugehörigkeit, wenn sich keine Gruppen mehr für Ethikunterricht bilden lassen, da die islamischen Schüler eigenen Unterricht bekämen? Auch für die christlich getauften Kidner wäre es sehr gewinnbringend. würden sie mit den nichtchristlichen Mitschülern gemeinsam diesen Werteunterricht bekommen, vor allem in der Grundschule, die ja die Basis legt. Soziales Lernen muss vorgelebt werden in der Gemeinschaft, kann nicht gelingen in der Aufsplitterung von Lerngruppen.
Ich bin Lehrerin an einer niederbayrischen Grundschule mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund sowie nicht getauften Kindern; in der bayrischen Provinz, in einer Kleinstadt. Ich unterrichte seit Jahrzehnten Ethik mit sehr heterogenen Gruppen. Des weiteren war ich in der Lehrplankommission für Ethik in den Jahren 1997 bis 2000. In meinen Gruppen befinden sich Kinder der unterschiedlichsten Religionen wie auch deutschstämmige Kinder, die bewusst von ihren Eltern nicht christlich erzogen werden. Gerade diese Heterogenität erfordert intensive Werteerziehung. Das ist wahrlich nicht immer einfach. In meinem Unterricht erfahren die Kinder sehr wohl Grundlegendens zu den großen Religionen. Den Schlussgedanke in dem Artikel von Evelyn Finger, dass es höchste Zeit wäre, dass der bekenntnisorientierte Unterricht wegfiele (was die beiden großen Kirchen nicht wollen), und dafür die Schüler gemeinsam unterrichtet würden, kann ich nur unterstreichen. Im Fach Ethik findet das statt. Anscheinend ist in anderen Bundesländern das Fach Ethik kein Pflichtfach, vor allem nicht in der Grundschule. Wenigstens gibt es das in Bayern ab der 1. Klasse, wenn auch nur für die Kinder, die nicht den christlichen Bekenntnisunterricht besuchen. Toleranz würde sich aber sehr viel leichter und nachhaltiger erlernen lassen, gäbe es diesen Unterricht für alle. – Ulrike Löw