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14. Juli 2016 – Ausgabe 30

 

Ich verstehe nicht, was an einem kämpferischen Einsatz für Gleichberechtigung radikal sein soll. Sicher, einzelne Biographien wurden dadurch geschädigt. Wenn man aber bedenkt, wie viele Biographien durch Diskriminierung und Ungleichheit in der Gesellschaft beschädigt wurden, muss man das verkraften. Sie zeigen das im Artikel selbst, wenn sich Studierende gegen eine Statue zu Ehren des Kolonialisten Cecil Rhodes einsetzen, und dann Stifter ihre finanzielle Macht einsetzen, um gegen sie anzugehen.
Ich wünsche mir in der Zeit eine stärkere Repräsentanz der Gruppe der Diskriminierten – nachdem in früheren Ausgaben Autoren wie Josef Joffe und ein anonymer Autor (ich nehme an ein Mann) schon die Bewegung lächerlich machen wollten, haben Sie nun mit Professor Haidt wieder einen Kritiker zu Wort kommen lassen. In „Die Neuen Radikalen“ berichten die Autor*innen zwar auch über Protestierenden, es fehlt aber ein Artikel von ihnen. – Moritz Botts


Der Erfolg gibt, Falter hin, Falter her, dem portugiesischen Fußball und seinem König recht. So simpel ist das. Daher sollte weit weniger die Seleção das Objekt der Kritik(er) sein, sondern vielmehr diejenigen, die es trotz angeblich modernster Fußball-Qualitäten nicht geschafft haben, eine vermeintlich antiquiert (re)agierende, mittelmäßige Mannschaft an die Wand zu spielen, zumindest aber das entscheidende Tor mehr zu schießen. Und Tore, zumal so selten gefallen, sind, – nebst Selfmade-Allrounder CR7 selbstverständlich -, das Salz auch im häufig dargebotenen EM-Einheitsbrei gewesen.
Dass Portugal bei dieser Endrunde überdies das nötige Quantum Glück hatte, ist unbestreitbar und bekanntermaßen kein Zufall.
Gab doch der große Cristiano Ronaldo den Seinen höchstselbst von der Coaching Zone aus mit auf den finalen Weg: „Fortes fortuna adiuvat.“ – Matthias Bartsch


Damit zu argumentieren, dass Felix Mendelssohn-Bartholdy bei der Wiederaufführung von Bachs Matthäuspassion 1829 vieles gestrichen habe, die „Wutchöre der Juden“ aber nicht, taugt nicht als Argument: Felix Mendelssohn wurde zwar in eine jüdische Familie geboren, aber wie alle seine Geschwister christlich erzogen und protestantisch getauft. Seine Eltern konvertieren 1822 zum Christentum, drei Jahre später wurde Felix Mendelssohn-Bartholdy konfirmiert. Die Wiederaufführung der Passion setzte er 1829 also als protestantischer Christ durch. – Jutta Hartmann


Es tut einem gut , wenn man solche Zeilen ließt, die Sie niedergeschrieben haben. Ein einigermaßen intelligenter Mensch muß sich ja fragen dürfen, was sind das für Menschen, die uns mit Nachrichten versorgen.? Ich habe nur eine Erklärung dafür:
Nach dem „Marsch durch die Institutionen“, an gesellschaftlichen Schaltstellen in Politik und im besonderen in den Medien haben nach dem Epochenbruch der 68er Jahre Menschen Platz genommen, die eine Weltsicht vertreten, die eigentlich lebensfremd ist. Der Brexit hat das mal wieder ganz deutlich gezeigt. Selbst ein demokratisches Verfahren wird angegriffen, obwohl es nicht demokratischer hätte sein können, wenn der Souverän gewählt hat.
Damit zeigt sich besonders deutlich, was die Medienmenschen vom Volk halten. Nämlich gar nichts! Für mich war der Brexit ein Segen für ganz Europa. Es soll doch keiner ernsthaft glauben, das bei einen anderem Ergebnis, die Verantwortlichen in Brüssel und Straßburg jemals ihren Hintern bewegt hätten. Insofern können wir alle froh sein, daß es so gekommen ist. Wahr ist auch; die EU ist ein Saftladen, die vorwiegend von Deutschland dominiert wurde und wird. Der einzige Staat, der von der Einheitswährung profitiert hat, ist unser Land. Für die anderen Staaten war es der Niedergang.
Als Banker, der sein halbes Leben mit Devisen und sonstigen Wertpapieren zu tun hatte, weiß wovon er redet. Und noch ein Wort zu unserer Kanzlerin: Diese Frau ist völlig überfordert. Das ist alles keine souveräne Staatsführung. Sie hätte sich lieber als Nachfolgerin von Margot Käßmann bewerben sollen, dann hätte Sie uns viel Leid erspart. Das Sie nie von den Medien infrage gestellt wurde und die Wirtschaft zu ihr hält, ist sie unantastbar geworden. Das ist das eigentliche Übel. – Gunter Knauer


Ich bin Deutscher – also Europäer – was uns allen von der Politik zugemutet und förmlich aufgezwungen wird ist „bemerkenswert“.
Nach Irrland, Griechenland, Spanien, Portugal – kommt nun auch Italien. Die deutsche Finanzkrise führte zu der Aussage Frau Merkels: Die Chefs der deutschen Banken sollen sich mit einem Jahresgehalt von € 500.000,00 zufrieden geben. Für jemanden der Milliarden verzockt und keinerlei Risiko trägt – nicht schlecht!
Die deutschen Bank-Chefs verdienen ( ? ) jährlich trotzdem Millionen und betrügen straflos weiter. Die Chefs der italienischen Banken machen es nicht anders. Die küngeln da wie hier. Die EU hat inzwischen angeblich gelernt – wenn die Politik, hier wie da, sie nicht eines Besseren belehrt. Ist doch viel eleganter noch einmal die EU-Bürger zahlen zu lassen! Wo die Eliten sich an keine Regeln halten – wen wundert es dann noch, wenn Europa zum Bananen- Europa mutiert? Konsequentes Handeln ist angesagt – in allen Feldern der Politik und der Wirtschaft. – Manfred Kühling


Ich dachte, das Maxim – man höre der Name – Biller nach dem Interview mit Adam Sobocynski in der Zeit Nr. 11/2016 über sein Buch „Biografie“ und der Kritik der immanenten Beschreibungen von Aggregationszustaenden von Penissen, Wirkung von Peitschenhieben, uvm. in seiner, wie in einem Leserbrief zur Buchbesprechung zutreffend beschrieben, arroganten bis feindseligen Art, mit persönlichen Herabwürdigungen nicht mehr steigerungsfähig ist. Doch dies hat er nun in seinem Beitrag über die „Neue Linke“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wenn er über Sahra Wagenknecht schreibt, dass “ deren Talkshow – Dauerabo, möglicherweise auch damit zu tun hat, dass Talkshow – Redaktionen am liebsten dressierte Papageien einladen und keine denkenden Menschen“. Lässt sich Herr Biller nicht auch gern in die Talkshow “ Literarisches Quartett “ einladen, um sich treu zu bleiben? Wie heißt es im oa. Leserbrief: “ Herr Biller braucht psychotherapeutische Hilfe. Er ist mit sich nicht im Lot“. Dem ist nichts hinzu zu fügen. – Jürgen Niebuhr


Sie titeln diese Woche mit der „ansteckende[n] Wut“ (in Bezug auf Amerika), und viele Ihrer Leserinnen und Leser haben wie viele Ihrer Redakteurinnen und Redakteure in den letzten Monaten bestürzt über Verschärfungen des Tons in der öffentlichen Debatte, in den Netz-Foren und in den politischen Auseinandersetzungen berichtet. Hier sind gerade Standards, Grenzen und Hemmschwellen in Bewegung geraten, und dies macht vielen Menschen Bedenken. Ich glaube für viele Ihrer Leserinnen und Leser zu sprechen, wenn ich vermute und vielleicht sogar erwarte, dass die Verantwortung der Presse hier entscheidend ist, hier haben Sie Vorbildfunktion, Möglichkeiten und Zugänge, die besonders wertvoll und bedeutsam sind. Einige Medien haben sich hier klar positioniert, einige fördern die Verschärfung der Tonlage, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ich würde mir aber wünschen und vielleicht sogar erwarten, dass die ZEIT hier eine mäßigende Rolle spielte. Bei allem Verständnis für Polemik und Polarisierung: Wenn die besonneren Stimmen in der Gegenwartspublizistik (wie Ihre frühere Autorin Carolin Emcke) schon eine „links-terroristische“ Kolumne zugeschrieben wird, wenn die Kritik an Hass und Gewalt selbst schon unter Verdacht steht, sind doch Maßstäbe auf eine Weise verrutscht, die jeden weiteren Zug in der Debatte und Diskussion erschwert, die an der unpassendsten Stelle personalisiert und gerade nicht versachlicht und die — entscheiden Sie selbst — wohl auch die basalen Gebote der journalistischen Fairness und des Respekts vor Personen verletzt. Das könnte man wollen, und mit solchen Wirkungen könnte man spielen wollen, gerade zur Zeit. Sie sollten es nicht tun. – Martin Saar


Maxim Biller schildert im ersten Teil des Artikels durchaus eindrucksvoll, welche Traumata zu diesem eigentümlich polemischen Text führten. Differenzierung kennt er nicht; alles wird zusammengerührt, so mancher diffamiert, sogar Geschichte verfälscht: Wo ist der Beleg für einen massenhaften Zustrom aus der KPD zur NSDAP? Und was er den Linken vorwirft, praktiziert er selbst: Er allein weiß alles besser. Man muss nicht alles gut finden, was die Linke so treibt. Aber was bleibt denn, wenn CDU/CSU, SPD und GRÜNE kaum noch unterscheidbar sind? Soll als Alternative dann nur noch die AfD sichtbar sein? Darf wirklich niemand linke Utopien in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen? Ich finde ehrliche und gründliche Auseinandersetzung mit der Linken wesentlich interessanter als diese aus sehr persönlicher Sicht geschriebene (und aus dieser Sicht vielleicht auch gerechtfertigte) Rundum-Diffamierung (die eher wie eine therapeutische Aufbereitung der Probleme des Autors wirkt). „Die Zeit“ zeigt immer wieder, dass das geht (z.B. Katja Kipping im Gspräch mit dem Bischof – letzte Ausgabe) – und das steht ihr besser. – Dr. Georg Biegholdt


Was spricht dagegen, dass der Bürger mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Politi erhält – nicht nur einmal je Legislaturperiode. Im Gegensatz zu sogenannten Experten, Unternehmensverbänden, Gewerkschaften, Lobbyisten und vielen anderen Interessenvertretern hat der gemeine Bürger nur über entsprechende Initiativen die Möglichkeit, einzelne Themen, die nicht direkt zur Wahl stehen, zu beeinflussen. Die Lobbyisten agieren in der Regel mit viel Geld und beeindrucken durch Experten. Aber garantieren Experten vernünftige Entscheidungen? Zu jedem Thema lassen sich Experten finden, die gegensätzlicher Meinung sind. Selber bin ich Mitglied in einer Bürgerinitiative gegen die Feste Beltquerung. Sieht man dort hinter die Kulissen wie Entscheidungen manipuliert und beeinflusst werden und mit wie wenig Hintergrundwissen einige Politiker agieren, kann ich nur sagen, dass es hoffentlich bald mehr Möglichkeiten der direkten Demokratie gibt. Ich glaube nicht, dass die Politiker weniger empfänglich für Plattitüden sind als die Bürger. – Stephan Pries


Christian Lindner spricht mir aus der Seele, wenn er die Mischung aus überbordender Bürokratie und mangelnder Innovations-bereitschaft anprangert. In meiner Heimatstadt Dortmund ist es inzwischen soweit, dass die Bürgerdienste vor dem – selbst erzeugten – Ansturm kapitulieren und die ersten Bürger vor Behördengängen bereits vor dem Amt campieren, um Überhaupt eine Chance zu haben mit einem Mitarbeiter sprechen zu können. Der Stand der Technik gäbe es längst her, die allermeisten Angelegenheiten vom Sofa aus zu erledigen. Selbst die Steuererklärung, die wie Lindner völlig richtig ausführt immer noch ein mehrjähriges Studium des Steuerrechts erfordert, lässt sich immerhin online einreichen. – Andreas Zabel


Es ist sehr ehrenwert, wie Sie sich in Ihrem Artikel selbst in der Vorurteilsfalle ertappen. Das ist gut gemeint, schützt aber nicht vor Kritik im Detail. So versuchen Sie dem Publikum nahezubringen, was Frau Gören da so angestellt habe, komme „dem biblischen Gebot, einem Angreifer auch die andere Wange hinzuhalten, ziemlich nahe.“ Diese Aussage verwundert: Dabei sind Sie doch eigentlich über das Geschehen, soweit es bekannt ist, informiert. Frau Gören hat ja keineswegs den Tätern „die andere Wange hingehalten“ (was hätte das konkret bedeutet?), sondern hat deren Täterschaft geleugnet und andere beschuldigt. Damit hat sie die Täter geschützt und den Verdacht potenziell auf Unschuldige gelenkt, weil nicht sein durfte, was Görens Weltbild widersprach. Christlich ist das nicht. Wenn das Bedürfnis, die Bibel zu bemühen, schon so mächtig ist, dann hätte hier die Geschichte vom barmherzigen Samariter eher gepasst: Hier haben wir es tatsächlich mit dem Gegensatz von Ideologie und Feindbild einerseits, der Wirklichkeit andererseits zu tun.

Zwischendurch sieht es in Ihrem Artikel allerdings auch mal so aus, als meinten Sie mit der christlichen Tat den Brief an den unbeteiligten Flüchtling. Da wird’s dann vollständig konfus: Soll man den Unbeteiligten denn als  „Angreifer“ in Ihrer Bibelbildsprache verstehen? In was für ein Vorurteil sacken Sie denn da, kaum genesen, wieder ab? Und was den „schweren inneren Konflikt“ angeht: Wer sich seine Welt mit Ideologiewänden vollstellt, dem tut es ganz gut, wenn er sich daran mal  blaue Flecken holt. Aber meistens sind ja andere die Leidtragenden.

Es hilft nichts: Frau Gören eignet sich als Zeugin für das Feindesliebe-Gebot so wenig wie der Fall Lohfink – da hatte die ZEIT ganz recht – als Modellfall des neuen Sexualstrafrechts. – Helmut Jüngling


Oh , ein Vernichtungsfeldzug ! Unzählige Hingemähte einer gewissen linken Generation, von der sieben (!) Köpfte am Rande der Walstatt aufgespießt sind. Rache, legitimiert durch ein stalinistisches Familientrauma ? Für mich mit früherer (aber auch nicht zu früher) Geburt Begnadeten ist dieser immerhin ganzseitige Beitrag die Hasspredigt eines (zu) Spät-Geborenen, eines tragischen Helden, dessen Klarsicht sich dem öffentlichen Diskus einfach nicht recht mitteilen will. Den Autor mit Kurt Tucholsky zu vergleichen (zu entschuldigen), dürfte allerdings zu viel der Ehre sein. Nähe stünden da Matthias Walden, H.M. Broder und Michel Friedman etwa. Hinter deren plastifizierenden Moralien, Wundertüten und rhetorischen Selbstverliebtheiten
findet sich auch meistens „kein Standpunkt“, wie die 68er gesagt hätten, aber ebenso so viele Widersprüche wie bei den Linken.
Allerdings lässt sich der Beitrag auch als Klage eines Propagandisten lesen darüber, dass das Amerika der Teaparty, der Bushs und Trumps und das Israel eines Nitanjahu die europäische Linke immer noch nicht davon überzeugt haben, wo Gut und Böse zu Hause sind. – DIE ZEIT als Klagemauer hat was ! – Wolf Schroedax


Schon wieder die Banken retten? Unter dieser fragenden Überschrift veröffentlich DIE ZEIT je eine Pro- und Contra-Meinung. Allerdings habe ich beim Autor des Pro-Beitrages Zweifel, ob er seine Meinung auf einer konkreten Berechnung entwickelt hat oder ob nicht auch er eine vorgefasste Position dazu einfach zu begründen versucht. So stehen in dem Text einige unbewiesene Behauptungen, auf denen sich seine Argumentation aufbaut.
Zum Beispiel heißt es, die Regel, dass nie wieder Steuerzahler für Eskapaden der Banker geradestehen müssen, sei ein Problem! Sie sei ökonomisch falsch und politisch töricht. Wieso eigentlich? Die Erklärung dafür findet sich nirgendwo in seinem Text. Dann kommt ein Rechenbeispiel: Die Sanierung der italienischen Banken würde 28 Milliarden Euro kosten, das seien gerade einmal 1,7 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. Wenn es sich um so geringe Beträge handelt, wieso dann die ganze Aufregung? Und außerdem, führt der Autor Mark Schieritz weiter aus, ließe sich am Beispiel der USA nachweisen, dass man durch den Ankauf von Bankenanteilen durch den Staat, später, wenn sich die Lage beruhigt hat, diese sogar mit Gewinn wieder verkaufen kann. Das sieht ja so aus, als müsste sich der Staat regelrecht freuen, Banken retten zu dürfen. Jede Bankenkrise wird so zum Gewinn für den Staat. Ich fürchte, diese Logik lässt sich schwer vermitteln. Nun hält er sogar die Abwicklung der Banken nicht nur wirtschaftlich für nachteilig, nein, sie sei sogar hochriskant. Und dann kommen eine Reihe als Argumente getarnte Behauptungen: Panik in den Finanzmärkten bräche aus, weniger Kredite würden vergeben, der Staat nähme weniger Steuern ein und, natürlich, die Firmen würden Stellen streichen. Wer das will, der spielt mit dem Feuer, heißt es. Für keine dieser apokalyptischen Aussichten gibt es eine nachvollziehbare Begründung. Schließlich würde die Weigerung, die Banken mit Steuergeld zu retten, die europakritische Bewegung „Fünf Sterne“ an die Macht führen. Ein Resultat, neben dem der Brexit ein Spaziergang gewesen wäre und die Griechenlandkrise eine Aufwärmübung. Keine einzige Zahl, die das irgendwie belegen könnte ist im Text zu finden. Keine konsequente gedankliche Entwicklung, die diese Schlüsse unwiderlegbar machen würde. Die Bankenrettung hätte ihren schlechten Ruf, weil sie als alternativlos galt. Doch sie hätte eine Alternative, nämlich den Abgrund. Was ja heißen soll, sie ist doch alternativlos. Und was der Abgrund ist, bleibt auch unbeschrieben. Abgrund ist ja nur ein auf angstmachende Emotion ausgelegtes Wort. Wenn man den Abgrund beschreiben würde, wäre er ja auch vermeidbar. Aber das ist eine Spezialität des Meinungs-Journalismus – immer eine Konklusion zu finden, die gar nichts sagt. So bewegt sich ein Kommentar in Richtung Hetze.
Ich finde, dieser Beitrag ist einfach unter dem Niveau Ihrer Zeitung. – Thomas Kaubisch


Wenn die Regel „ökonomisch falsch“ oder „politisch töricht“ sein soll, wie Herr Schieritz meint, dann muss eben die Regel geändert werden. Gerade die häufigen Regelbrüche (wie auch die mangelnde Sanktionierung von Verstößen gegen Defizitgrenzen) macht die Einhaltung des Rechts so beliebig, so dass Bürger den Glauben an Spielregeln verlieren und letztlich zu Wutbürgern werden können (siehe auch Ihr Artikel auf Seite 3). – Hans Hardenberg


Was war denn das?! Eineinhalb Seiten in die Zeit für jemanden, der ganz offensichtlich in der Aufarbeitung seiner Adoleszenz mit der „neuen“ Linken den Schuldigen für alle Übel der Welt erkannt zu haben glaubt, und außer Plattitüden, Verallgemeinerungen und persönlichen Verunglimpfungen argumentativ nichts zu bieten hat, als schlussendlich die Selbstoffenbarung mit der Aussage: „offenbar fällt es Menschen in komplizierten Zeiten besonders leicht, sich das komplizierte ganz einfach vorzustellen“. Das war zu einfach, Herr Biller. – Dr. Mathias Hein


Bedauerlicherweise fehlt in diesem Artikel eine Anleitung, woran man bei einem Thema, von dem man selbst nichts versteht, die eher ahnungslosen „Experten“ erkennt. Verhältnismäßig einfach ist es, wenn in einem Artikel steht „Experten meinen …“ ohne auch nur einen namentlich zu nennen. Dann ist das vermutlich ein pluralis majestatis für den „Journalisten“, der den Quatsch verbrochen hat. Eine zweite Möglichkeit ist, wenn Name und Beruf des „Experten“ angegeben werden und dieser z. B. als Arzt zu Fragen der Kernenergie zitiert wird oder als Hausmeister zu Fragen der Makroökonomie, zu erkennen, daß da nur eine ziemlich unmaßgebliche Meinung und kein Wissen dahinter steht. In allen anderen Fällen ist es ziemlich problematisch. Es ist aber sehr erfreulich, daß Sie diesen Punkt einmal klar angesprochen haben. – Fritz Kronberg


Ihrer Situationsbeschreibung zur Lage innerhalb der Deutschen Islam-Konferenz DIK kann man nur zustimmen. Weil die vier Islamverbände nur 20% der hier lebenden Muslime vertreten, ist deren wirkliche Bedeutung zu relativieren. Immerhin verfügen die Verbände über die argumentative Lufthoheit, die den Eindruck erweckt, als würden sie für alle Muslime sprechen. Die Widersprüchlichkeit, in der die Muslime in Deutschland ihrer Religiosität nachgehen, kommt m. E. zu kurz und erfordert einige ergänzende Betrachtungen: Nirgendwo finde ich die knallharte Feststellung, dass eine 100%ige Ausübung des streng muslimischen Glaubens unter Berufung auf unsere Religionsfreiheit per se nicht möglich ist, weil unser Grundgesetz und unsere Verfassung den äußeren säkularen Rechtsrahmen bildet, der von keiner Religion dieser Welt überschritten werden darf. Er regelt u. a. die Unabhängigkeit von Legislative, Judikative und Exekutive. Es dürfte bekannt sein, dass für einen tief gläubigen Moslem auch das religiöse Recht, die Scharia, ebenso zu seinem Glauben gehört, wie die religiös begründete Lebensweise, die wir mit dem negativ besetzten Schlagwort „Patriarchat“ bezeichnen. Theoretisch müsste aus unserer Sicht ein solcher „fundamentalistischer“ Islam besser als „Glaubenssystem“ bezeichnet werden, denn sein Anspruch sprengt unseren Begriff von Religionsfreiheit gewaltig. Er stellt mit diesem Glaubenssystem die freiheitlich-demokratische Grundordnung infrage, würde es gesamthaft in das viel zu enge Verständnis hiesiger Religionsfreiheit hineingepresst werden.
Sieht man von den kämpferischen Dschihadisten und Konvertiten einmal ab, müssten eigentlich unter den ca. 4 Mio. Muslimen wegen Beschneidung ihrer Religionsfreiheit heftigste religiöse Unruhen ausgebrochen sein. Aber offenbar hat sich schon längst ein gewisser Euro-Islam unter Anerkennung unseres Rechtsrahmens etabliert, und die meisten Muslime haben sich mehr oder weniger integrierend der europäischen Lebensweise angepasst. Dagegen steht allerdings die kürzlich vorgenommene Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung unter Muslimen, wonach für diese zu 60% eher das islamische Recht bindend ist, als unser säkularer Rechtsrahmen. Trotzdem dürfte den Verbänden an der abdriftenden Religionsentwicklung nicht gelegen sein. Daher reagieren sie auf die Forderung der Bundesrepublik nach aktiv-progressiver Gestaltung des Islam im Rahmen einer säkularen Leitplanke vom beleidigten Opfer bis hin zu aggressivsten Unterstellungen. Dabei könnten sie von der Ahmadiyya Muslim Jamaat Deutschland lernen, die seit 1920 existiert und 2013 den begehrten Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) und somit Kirchenstatus erhielt. Allerdings wurde die Bewegung aus sunnitischer Sicht sogleich als häretisch bezeichnet. Jetzt stehen sich die Islam-Verbände selbst im Wege. – Hans-Ulrich Jüttner


Maxim Biller hat starke Vorbehalte gegenüber zahlreichen Einzelpersonen und Gruppen. Ihn stören die Augenbrauen von Sarah Wagenknecht und vieles mehr. Er wirkt mental verdüstert, was natürlich unser Mitleid verdient. Nur, warum sollte dieser Beitrag lesenswert sein? – Manfred Lütkepohl


Sie ironisieren die Tragik von Mario Götze, der zugegebenermaßen nach seinem Siegtor gegen Argentinien vor zwei Jahren nicht viel Gescheites mehr zustande gebracht hat. Man kann diesen „Abstieg“ aber auch so sehen, dass er der perfiden Einkaufspolitik von Bayern München (BM) zum Opfer gefallen ist; diese besteht nämlich darin, erfolgsgarantierende Spieler der Hauptgegner in der Bundesliga, derzeit solcher von Borussia Dortmund, zunächst wegzuwerben und zu -kaufen und sie dann aufs Abstellgleis zu stellen, um sie dort fußballerisch „verhungern“ zu lassen. Je jünger solche Spieler sind, umso schwerer können sie den hohen Summen, die BM verspricht und zahlt, charakterlich widerstehen; das ist menschlich durchaus verständlich. – Volker Morstadt


Dass sich Herr Schieritz für eine amoralische Handlungsweise bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen ausspricht, zeigt den Grad seiner Entfremdung von all dem an, was menschlichen Geist ausmacht. Diese leider übliche kapitalistische Auffassung der Zweck heilige die Mittel ist als kurzfristige Nutzen-denke die Ursache fast aller Weltprobleme, sie macht den Menschen zum Spielball seiner eigenen Unfähigkeit. Wie schon Adorno feststellte „ Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. – Wolfgang Clausmeyer


Ein hervorragender Beitrag zur Bildungsforschung ! M.Biller beweist auf eindrückliche Weise, daß es offensichtlich einem (!) unfähigen Lehrer aus der 68-er Generation gelungen ist, daß einer seiner Schüler dann doch in der „ZEIT“ publizieren darf. Und das, obwohl (oder weil) er weder richtig denken, plausibel formulieren und zivilisiert über seine Mitmenschen (C.Ehmke) urteilen kann.
Man möge ihm das 2 Seiten weiter besprochene Buch über Sokrates zu lesen geben. Vielleicht denkt er dann einmal darüber nach, was es bedeutet, aus Hass heraus zu schreiben. – Lutz Keil


Ihre eloquenten Ausführungen zu obigem Thema verdienen in jeden Fall eine Erwiderung.  Wozu, wenn nicht als Konsequenz aus der Griechenlandkrise hat sich die EU für den Fall einer erneuten Bankenrettung jetzt selber ein eindeutiges Regelwerk gegeben, nach dem in einem solchen Fall zunächst Gläubiger, Aktionäre, die Bankenindustrie und erst danach der Heimatstatt der gestrauchelten Bank zur Kasse gebeten werden können ?!.
In Zeiten wie den augenblicklichen, in denen die EU dramatisch um Akzeptanz und Glaubwürdigkeit ringt, dürfte es daher von zentraler Bedeutung sein, dass dieses Regelwerk dann auch – so schmerzlich es dann  möglicherweise im Einzelfall auch sein dürfte –  eingehalten und und umgesetzt wird. Die Überlebenschancen  einzelner Politiker sollte dabei allenfalls nur eine nachgeordnete Rolle spielen.
Zugleich würde die EU damit auch der europäischen Bankenindustrie zeigen, dass sie es mit ihrem eigenen Regelwerk ernst meint und dieses nicht sofort beim ersten erneuten Hüsteln einer Bank eilfertig aussetzt und erneut Steuermilliarden  bereit stellt, um das Mißmanagement in dieser Branche auzugleichen. Nach dem Motto „wäret der Anfängen“ ist hier daher leider Konsequenz von der Politik gefordert. Ein erneutes „Beide Augen zu drücken“ würde vermutllich genau das Gegenteil bewirken, und den Hasardeuren in den Banken das Gefühl vermitteln, dass sie im Zweifel doch wieder mit „Staatsknete“ gerettet werden. – Christian Puttkammer


Politische Auseinandersetzungen können nur politisch geführt werden und das bedeutet, dass die Sichtweisen oder sogar Argumente der zur Kritik Stehenden ebenfalls argumentativ kritisiert werden. Jetzt lesen wir in der ZEIT eine Art von Sudel- und Pöbelattacke gegenüber einigen Linken, die den Autor dieser Posse ganz offensichtlich mächtig nerven. Im Kern wirft er ihnen einen mehr oder minder autoritären Erziehersozialismus vor. Der Vorwurf kann in Einzelfällen sogar berechtigt sein, aber diese Auseinandersetzung findet in der Sache nicht statt, weil der Autor – den ich nicht kenne – ad personam geht und die zu Kritisierenden persönlich mit Schmutz bewirft. Eine intellektuelle Auseinandersetzung mit der modernen Fassung des traditionellen Erziehersozialismus sieht anders aus. Lässt die ZEIT jetzt ihren journalistischen Nachwuchs ohne jede Qualitätsnorm einfach drauflos schwafeln? Die ZEITgibt sich doch sonst intellektuell anspruchsvoll. – Michael Wendl


Die Verwerfungen der amerikanischen Gesellschaftsschichten sind sicher auch darauf zurückzuführen, dass der mit dem Slogan „Gods own country“ verbundene Anspruch schon wegen der damit verbundenen Abgrenzung gegenüber anderen zumindest langfristig nicht haltbar ist und folglich Leerstellen hinterlässt. Wie also damit umgehen? Wut ist jedenfalls ein Ausdruck von Frustration darüber, dass die alltägliche Wirklichkeit nicht mit dem idealisierten Gedankenkonstrukt, das man sich zur Selbstbestätigung zurechtgelegt hat, übereinstimmt. Wut stellt also ein Reaktionsmuster auf Ignoranz dar. Aus der folgt Arroganz, und die schafft sich ihr Ventil in verschiedenen Ausformungen von Gewalt, die wiederum mit der selbst induzierten Wut versucht wird zu rechtfertigen: ein Teufelskreis in Gods own country. Die Welt sollte sich davon nicht anstecken lassen. – Christoph Müller-Luckwald


16 katholische Kirchen samt zugehöriger Dörfer wurden schon dem Braunkohlenbergbau geopfert, weitere sieben sollen folgen – zum Schaden des Weltklimas und zum Wohle der RWE- Aktionäre. Wo bleibt der massive Protest der katholischen deutschen Bischofskonferenz? Haben die 27 geistlichen Herren Angst vor den beiden weltlichen Damen Kraft und Merkel? – Dr. Peter Dodel


Das Wichtigste vorweg: Der Staat sind wir! Wir gestalten unser Gemeinwesen. Wir, unsere Väter und Großväter (für die political correctness: hier sind natürlich auch unsere Mütter und Großmütter gemeint) haben in den letzten Jahrzehnten eine pluralistisch-demokratische Gesellschaft aufgebaut, die überaus attraktiv für Menschen aus aller Herrn Länder zu sein scheint.
Und Sie propagieren, in bester populistischer Manier a la D. Trump, den „Staat“ als Feindbild, der für eine angeblich tägliche Misere des unbescholtenen Bürgers verantwortlich sei? Ich weiß ja nicht, wie oft Sie online-Bestellungen tätigen und damit zum täglichen LKW-Aufkommen auf den Straßen und Lieferverkehr in den Städten beitragen? Ich weiß aber, das alte Neoliberale-Credo der FDP vom „schlanken Staat“ und „der Markt wirds schon (irgendwie) richten“, hat erheblich zum massiven Personalabbau und Stillegung vordergründig unrentabler Strecken bei der Bahn beigetragen.
Und auch noch die „Erfolgsstory“ der Überlandbusse ausgelöst. Konsequenz: Überfüllte Züge, Verspätungen, noch mehr Verkehr auf den Straßen, etc. Nun soll also am Ausbau des Internets unser Gemeinwesen genesen? Da verspüre ich doch deutliche Zweifel, ob die Renaissance der FDP mit diesem einfachen politischen Programm Erfolg haben wird. – Dr. med. Th. Lukowski


In hervorragende Weise sind Sie ihrer Funktion als Lobbyist nachgekommen (Beirat/Mitglied u.a. bei der Goldmann Sachs Foundation, dem International Institute for Strategic Studies und der Münchner Sicherheitskonferenz). Wie bedenklich hat doch Russland in den letzten Jahren aufgerüstet! In deulich vereinfachender Weise belegen sie dies durch ihre Zahlen und Fakten. Ein paar Anmerkungen zur Validität ihrer Beispiele. Es ist ein cleverer Schachzug die Zahl der „deutschen/gesamtdeutschen“ Soldaten für Anfang der 90-ziger Jahre (585.000) einfach über die Addition der Mannschaftsstärke der Bundeswehr (1985 477.000) und der Mannschaftsstärke der Nationalen Volksarme (1989 84.000) zu ermitteln. Die folgende Reduzierung der Mannschaftsstärke der gesamtdeutschen Truppe ist dann, unabhängig von realen Gründen, natürlich dramatisch und bedenklich. Mit gleicher, manipulativer Absicht nutzen sie die Angaben zu den Anteilen der Rüstungsausgaben an der Wirtschaftsleistung zum Beleg ihrer Position. Ein Militärbudget Russlands mit einem Anteil von 5,5 % der Wirtschaftsleistung ist natürlich sehr viel bedrohlicher als die Reduzierung des Rüstungsanteils der USA an deren Wirtschaftsleistung um die Hälfte (von ca. 6 auf ca. 3 %). Real betrachtet ergibt das derzeit Rüstungsausgaben für die USA von ca. 510 Milliarden $ (entsprechend 3 % eines GDP von ca. 17.000 Milliarden $) und Rüstungsausgaben von ca. 82 bis 132 Milliarden $ von Russland (entsprechend 5,5 % des GDP je nach Quelle zwischen ca. 1500 bis 2400 Milliarden $). Diese Betrachtung ergäbe dann möglicherweise ein anderes Bild. Gerade in einer Zeit in der vereinfachende populistische Meinungen das Bild in der Öffentlichkeit zunehmend prägen (AfD, Trump, LePen) wäre eine differenzierte Diskussion anzustreben. Ihr Beitrag zu der relevanten Frage der militärischen Stärke Russlands ist unter diesem Aspekt eher vernachlässigbar. – Dr. Gerhard Volland


Es tut mir leid, dass Sie so miserable Lehrer hatten und sich in Folge mit den undemokratischen, dogmatischen und verbohrten Studenten der 68 iger Jahre herum schlagen. Seit damals hat sich die Welt wahrlich rapide verändert und vieles davon, was uns heute bestimmt, war nicht vorstellbar. Ob sie besser oder schlechter wurde möchte ich nicht feststellen, aber dass diese kleinen Splittergruppen sie nicht mitbestimmt haben, schon. Daher frage ich Sie, wie kommen Sie zu ihren zynischen, bissigen, abwertenden und wenig differenzierten Rundumschlägen? Sie verfallen im Text ähnlichen Denkmustern und verbalen Mechanismen, die Sie kritisieren und geißeln. Ist es die Enttäuschung über die überschätze Wirkungslosigkeit oder wollen sie einfach dazu gehören? Sie haben jedenfalls sehr viel Platz bekommen für Ihren Ärger! Zu den „wahrhaften Bürgern“, wie sie in der exzellenten Buchbesprechung über Hanna Arendt von Michael Hampe auf Seite 43 beschrieben werden, zähle ich sie jedenfalls (noch) nicht! – Margot Scher


Herr Lindner hat sich ja einen tollen Vergleich einfallen lassen:
ESTLAND. Es sollte auch einem Vorstzenden der FDP einleuchten, dass man ca. 1,3 Millionen Einwohner relativ leicht mit Internet usw. versorgen kann. Außerdem ist Estland nicht unbedingt als wirtschaftlich herausragendes Land bekannt. Damit will ich keinesfalls die dortige Bevölkerung erniedrigen, sondern auf die Unsinnigkeit des gewählten Vergleichs hinweisen. Den „Zeitdiebstahl“ durch den Staat vermag ich nicht nachzuvollziehen, hat doch heutzutage nahezu jeder ein Smartphone in der Tasche, mit dem sich auch in einem Warteraum allerhand sinnvolles anstellen lässt. Tatsächlich geht es Herrn Lindner wohl darum, mal wieder gegen Umverteilung zu wettern, wobei sich der erfolgreiche Großgründer daran erinnern sollte, wer denn den größten Teil der von ihm verursachten Verluste getragen hat. Es war ja wohl die KfW, und deren Geld stammt aus der Umverteilung. Ebenso könnte Herr Lindner nicht über ein ansehnliches Einkommen verfügen, gäbe es keine Umverteilung. Fazit: Er nervt! – Karl Heinz Noack


Was hat Sie bewogen, solch eine niveaulose Abrechnung gegenüber den “ Mitte-Links- Deutschen“ abzudrucken? Man manchen Stellen habe ich den Eindruck gewonnen, Herr Biller hat jegliche politische Orientierung und Haftung verloren. Völlig durchgeknallte, wohl witzig gemeinte zynische Wortkombinationen ( “ liberal-terroristische(!!)- Das Wort zum Wochenende-Kolumme“ von C.Ehmcke, J.Augstein als „antiaufklärischer Geist des Mitte-links-Denkens, Verteidiger von Mindestlohn, Hamas und Putin“) sind nichts anderes als wirklich bösartige Diffamierungen.
Und es ist unerträglich, dass jede nun wirklich berechtigte Kritik an der israelischen Politik unter Netanjahu immer sofort als “ Antisemitismus“ gebrandtmarkt wird ( Untertitel des Artikels “ Israel wird den Antisemiten preisgegeben“). Seine Aussagen über den sogenannten “ Historikerstreit“ in den 80 er Jahren ( Nolte-Kontroverse) sind nachweislich falsch, aber sie zeigen seine fast schon krankhafte Besessenheit gegenüber allem, was sich irgendwie „links“ versteht. War das wirklich nötig, liebe “ Zeit-Redaktion“ ?
Ich halte übrigens die Positionen von Herrn Zizek, die von Herrn Varousfakis und die von Frau Wagenknecht ebenfalls für unhaltbar, aber ich setze sie nicht mit einem “ Erschießungskommando des neuen NKWD“ gleich. – Friedhelm Horn


Was tut man nach der Lektüre von Maxim Billers Artikel ‚Die >neue< Linke‘? Man blättert um und liest die Buchrezension von Michael Hampe zu den politischen Essays von Hannah Arendt. Und man liest Sätze wie diese: „Und nur da wird eine wertvolle Meinung in diesem Reflexionsprozess ans Licht befördert, wo eine Person dazu in der Lage ist, wahrhaftig und ehrlich mit sich zurate zu gehen.“ Und es gilt in einer Suchbewegung „das für alle Richtige in einem wahrhaftigen Reflexionsprozess ans Licht zu bringen.“ – Das sind Aussagen, die als Kontraindikation sehr gut taugen. – Dieter Rogge


Eine nahezu vollstaendige Erfassung der als eingetragene Vereine organisierten Moscheevereine ist problemlos möglich. Sie ist jedoch eine Fleissarbeit, die zudem das Wohlwollen der Amtsgerichte voraussetzt: Mit ein wenig religions- oder islamwissenschaftlicher Expertise sind in einem ersten Schritt überregionale organisierte Moscheevereine von lokalen zu unterscheiden. Für die überregionalen Moscheevereine erhält man die vollständigen Listen meistens auf deren Webseiten, sonst von deren Zentralen.
Die lokal organisierten Moscheevereine sind bei den örtlichen Amtsgerichten registriert. Man benötigt nun den Zugang zum „Vereinsnamen-Register“. Diesen Zugang kann der/die Amtsgerichtsdirektor/in gewähren. Dann beginnt die Fleißarbeit: Das Vereinsnamensregister ist von Hand zu sichten, dabei die Namen von Vereinen, die auf einen Moscheeverein hinweisen könnten, zu notieren.
Kennt man den Namen eines Vereins, hat man das Recht, dessen Satzung einzusehen. So der Verein religiöse Zwecke nicht verdunkelt (warum sollte er?), geht aus der Satzung der Zweck als Moscheeverein hervor. Dieses Verfahren habe ich bereits in 2003/2004 für eine Studie der kirchlichen Erwachsenenbildung im Regierungsbezirk Koblenz angewendet – also immerhin für knapp das halbe Bundesland Rheinland-Pfalz. Ein Empfehlungsschreiben aus dem Mainzer Innenministerium öffnete bei den Amtsgerichtsdirektionen die Türen, mir die „Vereinsnamen-Register“ zur Verfügung zu stellen. Insgesamt habe ich dabei die Namen von – geschätzt – 40.000 Vereinen (damals noch überwiegend auf Karteikarten!) gesichtet. Dabei konnte ich 111 Moschee- und muslimische Kulturvereine im Regierungsbezirk Koblenz ausfindig machen, die in 2003/2004 an den zehn Vereinsregistern im Regierungsbezirk gemeldet waren.
Die Sichtung der Satzungen zeigt dann auch die festgeschriebene Abhängigkeit zahlreicher deutscher Moscheevereine von Organisationen im jeweiligen Herkunftsland der Migranten. So sah die älteste der drei gesichteten Mustersatzungen der türkisch orientierten DITIB vor, dass vom Ortsverein betriebene Moscheegebäude dem Landesverband zu überschreiben seien. Auch ist ein Vermittlungsauschuss für Konflikte zwischen Ortsverein und Landesverband festgeschrieben. Dieser Vermittlungsausschuss ist satzungsgemäß so besetzt, dass der Landesverband bei Bedarf immer über eine Stimmenmehrheit verfügen kann. – Dies muss so nicht tatsächlich gelebt werden, gibt aber der türkischen „Mutterorgansation“ große Macht.
Die Recherche in einem Regierungsbezirk kostete mich samt Dokumentation ca. drei Monate Arbeit. Mit einer entsprechenden Anweisung aus dem Berliner Innenministerium an die Länder sollte auf dem beschriebenen Wege innerhalb von drei Monaten auch eine bundesweite Erfassung möglich sein. Nicht zur Kontrolle – nur als Datengrundlage der Regierungstätigkeit. – Ralf Müller


Ich halte mich gerade in Oesterreich auf und lese wieder einen Beitrag, der mir Nahe geht. Der Kernsatz von Herrn di Fabio:
„Es gibt keine freie Gesellschaft, keine Demokratie ohne starken Rechtsstaat!“ Der ist aber in grossen Teilen schon nicht mehr vorhanden. Und das schon seit Jahrzehnten. Herr di Fabio wirft dann immer wieder hinterher: aber bitte keine Grabsänge.
Doch, sonst ändert sich doch nichts. Wenn mir schon ein Polizeipräsident schreibt: wir leben in einer Demokratie, die eine härtere Gangart nicht zulässt – sinngemäß – ich kann das gern Ihren Autoren Heinrich Wefing zuschicken, dann sollte Herr di Fabio nicht so tun als wenn das alles nicht alarmerregend ist. Das ist ja nicht alles neu. Das ist schon seit Jahrzehnten zu beklagen. Irgendwann sollten die Mühlen schneller mahlen.
Die Verantwortlichen müssen zunächst mal von der Politik ins Visier genommen werden. Mir scheint nämlich, daß die ihren Beruf falsch verstanden haben. – Gunter Knauer


Eine Frage bezüglich der Argumentation, im Falle der Nicht-Rettung der Banken reagierten die Finanzmärkte auf eine Weise, die letztlich die Bürger in Form von steigender Armut und Arbeitslosigkeit träfe, was wiederum das politische System in Form einer zunehmenden Anzahl verarmter arbeitsloser Wutbürger gefärde: Soll eine derart präsentierte Kausalkette die Bürger und Politiker warnen – oder erpressen? – Florian Hofmann


Wir schätzen die ZEIT wegen der oft kritischen Analysen und unterschiedlichen Positionen, die zu Wort kommen. Ein derartig pauschal diffamierendes Pamphlet passt u.E. aber besser in die Boulevardpresse. Vielleicht empfehlen Sie Herrn Biller, sich einmal ernsthaft Gedanken zu machen über die ideologische Bedingtheit seiner Vorurteile und Aversionen. – Claudia und Karl-Heinz Denecke


Joseph Fischer nutzt jede noch so alberne Gelegenheit uns zu erzählen, wie gut Deutschland durch „seine Westbindung“ geworden ist. Kulinarisch zumindest möchte man ihm da aber entschieden widersprechen. Die Erlösung vom ewigen Einerlei der deutschen Kartoffelküche ist für den normalen deutschen Esser nicht durch die oft überkandidelten französischen Geschmacksverirrungen a la Siebeck & Co sondern durch die Vielfalt der mediterranen Küche zu Stande gebracht worden: durch handfeste, mit neuen Zutaten und Gewürzen für jeden nachvollziehbare Speisen, die einen nicht stundenlang in der Küche festnageln und ausserdem den angenehmen Nebeneffekt haben, dass man zu angemessenen Preisen satt davon werden kann. – Josef Riga


Der Beitrag von v. Kittlitz passt so typisch in die ZEIT. Einerseits tändelt er tadelnd mit der Experten-Schwemme, andererseits hält er den „wirklichen“ Experten für notwendiger denn je, weil die Welt verstörend komplex geworden ist, weil die Zeiten kompliziert sind und weil Wahrheiten nur selten einfach daher kommen.
Dazu zwei Anmerkungen: Erstens: Die von Menschen bewohnte Welt war immer verstörend komplex. Wie kommt v. Kittlitz auf die Idee, früher, ja was ist „früher“, sei alles irgendwie einfacher gewesen? Es ist eine bloße Zweckbehauptung, die das „richtige“ Expertentum rechtfertigen soll.
Zweitens: Es ist ein fundamentaler Irrtum, dass ein Experte mit seinem Fachwissen eine „Wahrheit“ finden und vermitteln könne. Er sich mit der „Wahrheit“ ins Recht setzen will, ist stets der Hybris seiner eigenen Meinung erlegen.“Wahrheit ist eine schmutzige Menschenfalle“, analysiert Bazon Brook völlig zu Recht. Wer mit „Wahrheiten“ daher kommt, will herrschen, mehr nicht.. Des Bürgers Krone ist der Zweifel. Und um das Bild ZEIT-gemäß abzurunden, wird in dem Beitrag der Experte gegen die Populisten in Stellung gebracht, namentlich Petry und Le Pen. V. Kittlitz erklärt beide für ignorant, für doof also, wie alle diese vereinfachenden Populisten. Dabei erkennt er nicht, dass es schlau ist, sich doof zu stellen. Jeder, der Stimmen gewinnen will, kommt mit einfachen „Wahrheiten“ daher: „Die Rente ist sicher“, „Das schaffen wir“, „Das Wir bestimmt“, „Weiter so“, „Die Sonne schickt keine Rechnung“… aus Platzgründen sei hier abgebrochen. Jede Stimmenmaximierung erfordert einfache Wahrheiten, Parolen, Slogans. Daran halten sich alle, um populär zu sein; links bis rechts beherrscht der blanke Populismus die politische Szene, lediglich differenziert nach korrektem und inkorrektem Absender. – Lutz Bauermeister


Da haben Sie ja schon eine maßlose, gewollte Provokation losgetreten – oder sollte es gar eine Satire sein? Es macht schon Spaß, den langen Text voll Assoziationen, Wortkombinationen und –ungeheuern zu lesen resp. zu enträtseln. Ihre Jugenderinnerungen kann ich nachvollziehen, weil so viele Freunde und Bekannte aus Ungarn, der Tschechien oder der DDR ebenso eine politisch radikal-konservative Einstellung mitbrachten und behalten haben.
Einspruch aber erfordert Ihre Analyse der Gegenwart und ihrer ‘linken’ Protagonisten: Die Gesellschaft der BRD hat außer dem ersten ‘Willkommen’ doch noch gar keine  Idee davon, welche Mühen der Ebenen auf sie zukommen. Man kann froh sein über die Jungen, die noch durch Kindergarten und Schule geprägt werden, aber von den Arbeitssuchenden stehen die meisten verwirrt vor der Aufgabe in einer sprachlich-anspruchsvollen, komplexen Gesellschaft ihren Platz zu finden. Dabei hilft Ihre Einstellung mit  polemischen Verweise, künstlichen Beispiele und ‘Mitte-links’ Schuldzuweisungen nicht im Geringsten. Wir müssen Ihr intellektuelles Feuerwerk und unsere rationale Intelligenz nutzen, um den Einfluss der radikalen und nationalistischen Emotionen nach Möglichkeit zu begrenzen. Ihr uralt Komplex  ‘Mitte-links’ müssen Sie dabei auf den gedanklichen Müllhaufen werfen. – Detlef Geisendörfer


Ein Rundumschlag. Weniger wäre mehr gewesen. Wer die Augenbrauen Sahra Wagenknechts auf jene von Leonid Breschnew zurückführt, dem ist seinerseits schwerlich zuzutrauen, die Gegenwart niemals mit der Vergangenheit zu verwechseln. – Dr. Andreas Schäfer


Zwischen gut gemeint und gut gemacht liegen manchmal Welten – oder ein Richterspruch. Sigmar Gabriels Agieren, ganz gleich, ob als SPD-Chef, Vize-Kanzler oder als Bundeswirtschaftsminister, hat bereits in den letzten Monaten mitunter glückliches Geschick und politischen Instinkt vermissen lassen.
Die richterlich verordnete Aussetzung seiner Ministererlaubnis zur Edeka-Kaiser’s Tengelmann-Fusion erinnert nun beinahe schon an Murphys Gesetz: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ Und das gilt in diesem Fall mitnichten nur für den Minister, sondern, viel schlimmer, für viele tausend Arbeitsplätze.
Gabriels Solonummer bewirkt somit in eskalierter Weise das, was er er zu verhindern suchte. – Ira Bartsch


Auch dieses Plädoyer Ihres Finanzexperten Mark Schieritz
zur erneuten Rettung der verantwortuglos agierenden italienischen
Banken mit unseren Steuergeldern ist, wie die Mehrzahl seiner Beiträge ,nur von einer Ideologie getragen: NEOLIBERALISMUS:
ER KANN UND WILL AUS DER VERGANGENHEIT NICHTS LERNEN. Er könnte dies z.B. in den Erkenntissen von Colin Crouch,. der auch von Ihrer Zeitschrift als „Einer der scharf-sinnigsten Kritiker des Neoliberalismus“ bezeichnet wird. – Hans-Sieghard Runkel


In einem Punkt machen Sie es sich – so glaube ich – zu einfach, wenn die Betonung ihres Schwerpunktthemas in wirtschaftlichen Überlegungen liegt. Unser Rechtssystem erlaubt zum ersten keine Altersdiskriminierung, d.h. unabhängig vom Alter muss dem Patienten die jeweilig notwendige medizinische Behandlung zukommen, die nach neuestem wissenschaftlichen Standard geboten ist, der heutzutage in den Leitlinien festgelegt wird. Geprägt hat mich hier das Schicksal eines Assistenzarztes eines Krankenhauses, an dem ich in meiner Studentenzeit ein Praktikum durchführte. Dieser Assistenzarzt hatte aufgrund der Gesamt-gesundheitlichen Situation im Nachtdienst eine hochbetagte Patientin nicht mehr reanimiert; er wurde angezeigt und auch verurteilt mit der Begründung zum 1. das er solch eine Unterlassung nicht selbst als Arzt entscheiden dürfe und er es auch hätte durchführen müssen, wenn die Patientin nur eine Überlebensperspektive von wenigen Stunden nach solch einer Reanimation gehabt hätte. In unserem Rechtssystem liegt also die Verantwortung für oder gegen eine medizinische Behandlung ausschließlich bei den Patienten. Insofern – wie Sie richtig schreiben – war der junge Chirurg in seinem Operationsangebot richtig unterwegs, genauso wie es dann im Ermessen des Patienten lag, diesen Eingriff für sich abzulehnen. Man kann nicht beides in idealer Weise verlangen; die volle souveräne Selbstverantwortung des Patienten, für die Politik in den letzen Jahrzehnten sehr viel getan hat; aber in den entscheidenden Momenten die Verantwortung dann doch an den Arzt abgeben. Geradezu einen Paradefall zu dieser Thematik habe ich neulich erlebt. Eine 90-jährige Patientin im Pflegeheim, überwiegend bettlägrig und dement, war 4 Wo. zuvor gestürzt und hatte sich einen Schenkelhalsbruch zugezogen. Dieser wurde im Krankenhaus aufgrund des Allgemeinzustandes der Pat. nicht operiert, da sich außerdem die vorher schon bestehende Bettlägrigkeit auch durch einer Operation nicht wesentlich verbessert hätte. allerdings verschlechterte sich der Allgemeinzustand infolge einer möglichen Blutarmut, die sich vermutlich nach dem Sturz entwickelt hatte, dass sich jetzt ein langsam fortschreitendes Schockgeschehen entwickelte mit beginnendem Nierenversagen. Mündlich lag die Willensäußerung des betreuenden Verwandten vor, keine Krankenhauseinweisung mehr vorzunehmen. Eine Patientenverfügung lag beim betreuendem Verwandten in seinem Büro. Die Patientin reagierte auf die Schilderungen ihres Gesundheitszustandes nicht einheitlich auch in der einfachstmöglichen Erläuterung. Wenn es jetzt durch die unterlassene Hilfeleistung zu einem Versterben der Pat. gekommen wäre, hätte es sich um eine unnatürliche Todesursache gehandelt, Polizei und Staatsanwaltschaft hätten die Umstände ermitteln müssen, und dann eine saubere Erklärung für ein Nichthandeln im Sinne der Rettung verlangt. Welches Risiko kann ich dann als Arzt eingehen, mich in solch einem Fall gegebenfalls einem richterlichen Urteil auszusetzen, das im Falle einer Verurteilung (unterlassene Hilfeleistung mit Todesfolge) funktionell das Ende meiner ärztlichen Tätigkeit bedeutet hätte. Es gibt ja auch eine Verantwortung in meinem Leben, eine Praxis mit Angestellten, eine Familie, der Schuldendienst von Investitionskrediten.
„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ funktioniert nicht. Unsere Gesellschaft mit der Politik, die sie gewählt hat, haben sich für die volle Selbstverantwortung und Souveränität entschieden; dann muss auch jeder mit sich oder auch zusammen mit der Familie diese Entscheidungen treffen. Unsere Pflicht als Ärzte endet bei der Beratung. In der Value-basierten Medizin müsste die Gesellschaft zunächst wieder einen Teil dieser gesundheitlichen Selbstverantwortung und Souveränität abgeben. Das muss man den Menschen dann auch sagen. – Michael Parbs-Dalitz


„Schwarze gegen Weiße, Arbeitslose gegen Gutsituierte, Frauen gegen Männer“ – schon klar, dass damit die Wut der Benachteiligten gemeint ist. Doch das über ein Land zu titeln, das auf dem Fundament der Versklavung von Afrikanern errichtet wurde, dessen Geschichte vom frühen 17. Jahrhundert bis heute eine Geschichte des gewaltsamen und institutionellen Kampfes Weißer gegen Schwarze ist und in dem die Morde an Afroamerikanern und die schwarze Wut genau deshalb immer wiederkehren, weil es diese Geschichte nie aufgearbeitet hat – das ist schon sehr befremdlich. Als würde die Sache erst dann zum Titelthema, wenn eines der Opfer zum Täter wird. Als ginge es nicht um die Forderung auf körperliche Unversehrtheit von amerikanischen Bürgern, sondern um eine Untergrundarmee. Ähnlich verhält es mit den beiden anderen Begriffspaaren. Egal, wie man radikale Campus-Politik beurteilen mag, sind es doch immer noch die Frauen, die Opfer von Vergewaltigungen werden, nicht umgekehrt. Ist niemandem aufgefallen, dass das bestenfalls ungeschickt klingt? – Karsten Kredel


Wenn man – wie hier – Militärausgaben in Prozent der Wirtschaftsleistung angibt, wird das wahre Stärkeverhältnis verschleiert. 2015 betrugen die Rüstungsausgaben der Nato- Mitglieder ca. 940 Milliarden US-Dollar (davon allein USA 696), die Russlands im selben Jahr etwa 90 Mlliarden US-Dollar. Auch die Graphik in Zeit Nr. 28, Seite 38 verdeutlicht klar die gegenwärtigen Kräfteverhältnisse. – Klaus Grupe


Ihr Autor Maxim Biller, der mir leider nicht so bekannt ist – eine unverzeihliche Bildungslücke -, frage ich mich doch, in welches politische Lager er einzuschätzen ist. Steht er in der Mitte der Parteienlandschaft mit Tendenz links oder rechts oder lässt er nur seine Vernunft sprechen.? Letzteres wäre mir sehr sympathisch.
Ein völlig unparteiischer Zeitgenosse. Wenn das so ist, dann wäre er für mich ein Sonderling, der besonderen Güte. – Gunter Knauer


Es ist bestimmt alles richtig was Sie schreiben. Interessant finde ich, das es heute Sinn macht an diese Gegebenheiten zu erinnern.
A.) wenn etwas passiert,sind häufig viele Personen betroffen. Das bringt die Massengesellschaft auf engstem Raume mit sich. Und die Möglichkeiten der Technik. In ein Flugzeug gehen nun mal viele Personen hinein.
B.) Unsere Großeltern und die damaligen Eliten sind ahnungslos schlafwandelnd im 1. Weltkrieg gelandet. ( Christopher Clark). Unsere Eltern sind ohnmächtig ( sie lebten in einer Diktatur) Zeugen geworden, wie Europa im 2.Weltkrieg gelandet ist.
Und wir? Wir werden es gewahr, das schwerwiegende Ereignisse in immer kürzeren Abständen die Menschheit bewegen. Wollen wir hoffen, das dies kein böses Ohmen ist. Und ein dickes Ende absehbar wäre. Dann würden uns Ihre Überlegungen zwar beruhigen, aber nicht langfristig helfen. – Reiner Püschel


Oh ja, der Zeitgeist kann einem manchmal schon auf die Nerven gehen, zuweilen aber auch der ZEIT-Geist, der einer hohlen Polemik wie der von Maxim Biller so viel Platz einräumt. Ach, dieser Biller: ewig unverstanden, ewig unterschätzt, dabei ist er doch von Kindheit an der Einzige, der durchblickt, der Einzige, der die Gefährlichkeit der Welt erlebt und die Brüchigkeit der Zivilisation durchschaut hat. Zugegeben: Auch mir, obwohl fünf Jahre älter und somit der geschmähten Nach-68er-Generation angehörend, sind die K-Gruppen an der Uni und mancherlei anderes zeittypisches Gehabe seinerzeit gehörig auf die Nerven gefallen. Dito der flache Hedonismus der Generation Pop. Auch ist wahr, dass sich beim Marsch durch die Institutionen vieles abgeschliffen hat, die Unduldsamkeit in Form erbarmungsloser politischer Korrektheit z. B. jedoch geblieben ist. Mit seinem polemischen Rasenmäher stutzt und staucht Maxim Biller allerdings so ziemlich alles und jeden, der/die/das ihm auf die Nerven geht und je gegangen ist, auf sein eigenes Reflexionsniveau zusammen: Zizek und Sahra, Varoufakis und Jakob Augstein Auch Ernst Jünger – wo kommt der plötzlich her? – kriegt sein Fett weg (ich fürchte, er hat den „Kriegsfetischisten und Menschenverächter“ immer noch nicht gelesen, sonst würde er ihn nicht derartig plump auf Journalistenweise auf zwei Schlagwörter herunterbrechen) Dasselbe dürfte für den „ADHS-Philosophen“ Zizek gelten, von dem Biller vor allem zu berichten weiß, dass er mal mit einem Model verheiratet war. Spricht da und dort vielleicht der Neid? Aber der Leser sollte nicht undankbar sein: immerhin erfahren wir vom Tausendsassa Biller auch, dass man Spaghetti nicht mit Löffel und Gabel isst (vielleicht besser mit Messer und Gabel?) – Dr. Maximilian Rankl


Ich habe den Beitrag von Maxim Biller aufmerksam gelesen und am Ende überlegt, was Biller eigentlich sagen will. Ich habe verstanden, dass er eine unglückliche Kindheit und Jugend hatte, dass er noch immer ein schwere Links-Phobie hat, aber seine Botschaft, seine Vorstellung einer erstrebenswerten Gesellschaft habe ich nicht wirklich gefunden. Und sollte ein, noch dazu so langer Beitrag in der ZEIT nicht über die bloß sprachliche Erbauung hinausgehen (denn sprachlich ist der Text auf hohem Niveau). Es kann natürlich auch sein, dass ich philosophisch, politologisch – und sonst irgendwie -isch – nicht hinreichend (aus)gebildet bin, um die Nachricht herauszulesen. Aber dann, liebe Zeit-Redaktion, geht es tausenden anderen Lesern vermutlich ebenso. Was will uns der Mann eigentlich sagen? – Lettau Günther


Bedurfte es eines Gallensteines eines 90 Jährigen, dass sein mächtiger Sohn Josef Hecken, Vorsitzender des G-BA, -„umzudenken gedenkt!“ Glaube ist halt der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist! Noch immer bindet der stetig improvisierte Reparaturbetrieb von begangenen Unzulänglichkeiten das Gegenwärtige an die Ohnmacht der Zukunft.
Angesichts eines jahrzehntelangen Leidensweges als Mediziner stellt man sich im Ruhestand die Gewissensfrage: Wie lang war der Weg vom Verrat eigener Grundwerte hin zur Selbstaufgabe? 1067 Seiten ( Viele Hasen sind des Jägers Tod) weisen Tote, Krüppel, Unheilbare aus. Und selbst meine Gattin traf der Chirurgenpfusch mit Folgen zur Dauerberentung, wobei man mich mit einer dubiosen Diagnose versuchte, mundtot zu machen. Und liest man den Artikel, betrifft es heute die Mehrzahl der Kollegen, die nicht einmal aufgrund der Häufung sich durchsetzen können, was uns als damalige Minderheit schon gar nicht gelang.
Früher war die Zukunft viel schöner, (Karl Valentin) als die Kliniken noch kommunaler oder kirchlicher Führung unterlagen oder der zuständige Chefarzt nicht dem Verwaltungschef Rapport leisten musste, es noch keine Budgetierung, keine Fallpauschale mit schamloser Optimierung gab. Über eine Haltung des Protestierens verweise ich auf Uwe Johnson und die aufgeführten Leute.
„Man muss schon unabhängig vom Einkommen der Menschen in bestimmten Lebenssituationen eine optimale Versorgung ermöglichen!“ Diesen Satz des Herrn Josef Hecken versuche ich in Einklang zu bringen mit dem unerlaubten Hirnstunt eines hochgestellten Bundespolitikers und Juristen, der sich entschädigen ließ, statt als Politiker zum Schutze der Bevölkerung dieses an den Pranger zu stellen. oder der geplanten digitalen Vernetzung der Patienten mangels Hausärzten in Mecklenburg-Vorpommern. Letzteres vollends im Widerspruch zu den geplanten Maßnahmen des Herrn Hecken steht und nur der bevorstehenden Wahlkampagne dient. Somit höre ich die Botschaft wohl, allein mir fehlt der Glaube. Selbst einen „Hecken-Schützen“ nimmt die Lobby aufs Korn. – Dr. med. Heinrich Hermreck


Mit großem Befremden habe ich als langjährige Leserin dieses von der Redaktion der ZEIT offensichtlich unredigierte Pamphlet zur Kenntnis genommen. Der Verfasser hat jedoch sein Ziel verfehlt, die „neue“ Linke zu diskreditieren, denn seine Argumentation scheint weder logisch noch stimmig. Darüber hinaus diffamiert er mehrere Persönlichkeiten, u.a. Carolin Emcke, Nils Minkmar et alia, deren Werk bzw. Artikel er nicht genau genug gelesen hat, sonst könnte er nicht so viele infame und sachlich falsche Anschuldigen erheben (die ein Gericht sicher verurteilen würde). Ein überheblicher, eitler und keineswegs kluger Rundumschlag. Armer Maxim Biller. Arme ZEIT, die dies druckt. – Dr. Michi Strausfeld


Die Demokratie ist ja gerade dabei sich selbst umzubringen.
Erstaunlich dabei ist, daß die Politiker, Redakteure und sonstige „Gutmenschen“ die Verursacher sind. Wir Deutschen wollen die moralisch Besten auf der Welt sein. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn es nicht täglich das Gegenteil dessen hervorriefe, was man eigentlich erreichen wollte. Das zeugt von wenig oder gar keinem Menschenverstand. In den elektronischen und schreibenden Medien sitzen sie zuhauf. – Gunter Knauer


Ich frage mich, was Sie motiviert hat, einen 2seitigen (!), derart polemischen, größtenteils auf Beleidigungen und einseitig biografischen Perspektiven des Autors basierenden Artikel zu drucken, der an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ist ? – Kitty Voigt


Einen Teil ihres Artikels konnte ich leider nicht verstehen wegen der vielen mir unbekannten „-ismen“. Hab´ihn aber trotzdem tapfer bis zu Ende gelesen. Das ihre Familie von den Stalinisten drangsaliert wurde, tut mir Leid.
Was mir auffällt: Wir haben damals ´No Fun` von den Stooges oder auch ´I wanna Holiday in the new Bergen-Belson` gehört und uns irgendwo auf freien Wiesen oder Bachufern getroffen um kodeinhaltigen Hustensaft mit Jägermeister zu mischen und uns damit ins Off zu ballern. Politische Diskussionen waren Randerscheinungen. Wir sind Norddeutsche und wir sind inzwischen Ingenieure und Pädagoginnen, einer ist sogar Manager geworden und lebt jetzt in München. Und übrigens meine Kollegen aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt erzählen ganz ähnliche Geschichten aus ihrer Jugend. Ich vermute, unser Wahlspektrum reicht von Sarah Wagenknecht bis Frau Merkel, aber das kümmert hier keinen wirklich. Was mich an ihrem Artikel stört: Unsere Solzialisation erwähnen Sie mit keinem Wort, aber wir sind gar nicht so wenige. Was spielt es im Übrigen für eine Rolle, dass Herr Zizek mal mit ´nem Model verheiratet war. Eine Frau mit erotischer Ausstrahlung ist doch was Tolles. Was das mit seinem Links-sein zu tun hat, versteh´ ich nicht. Auch ist Frau Wagenknecht die Vorsitzende einer demokratisch gewählten Partei, die übrigens bundesweit kandidiert und als solche natürlich in Talkshows wichtig. Bitte bendenken Sie, dass die CSU ja nur von einer Minderheit wählbar ist, genau wie ja auch nicht jeder von uns die CDU wählen kann. Warum haben Sie also so eine Heidenangst vor dem Pluralismus. Liegt es u.U. an der Münchener Nische, die einfach ganz anders ist als der Norden? Und der geht inzwischen übrigens bis an die polnische Grenze. – Dr. Ralf Seyfried


Leider bin ich Ihnen intellektuell nicht gewachsen, jedoch mit Freude und Genuss, habe ich Ihren Artikel gelesen.
Es tat mir in der Seele gut und wenn ich dürfte, würde ich gerne beim Grill im Royal, dabei sein, wobei ein Apero im Hotzenwald genüsslicher wäre. – Karola Kauffmann


Der Satz „Sein Blut komme über uns und unsre Kinder“ stammt doch gar nicht von Luther (wie der Subtitel „nur weil er Luther vertonte“ suggeriert), sondern vom Evangelisten Matthäus (in Luthers Übersetzung) und ist Teil des Textes, der eben zu einer Matthäuspassion (sei sie nun von Bach, Schütz, Telemann oder wem immer) gehört. Luthers judenfeindliche Schriften von 1543/44 hat Bach jedenfalls nicht vertont, falls er überhaupt einer der wenigen war, die sie damals gelesen haben. Was Bach vertont hat, war Luthers „Kinderlied von den beiden Erzfeinden Christi“: „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort und steur des Papst und Türken Mord“ (d.h. wehre die Anschläge der Kurie und des Islams ab); insofern könnte man Bach eher vorwerfen, er habe papst- und islamfeindliche Texte Luthers vertont und die Papst- und Islamfeinschaft seiner Zeit bedient. Was nun aber Bachs Passionen und die Texte der Chöräle und Arien betrifft, die in ihnen die Geschichte kommentieren, so stehen sie in der Kontinuität einer anderen Luther-Schrift, nämlich der Schrift von 1519 über die Betrachtung des Leidens Christi: Passionsfrömmigkeit bedeute gerade nicht, sich über Judas und die Juden zu empören, sondern zu bedenken, daß Christus für die Sünden aller Sünder gestorben sei, also nicht die Juden schuld seien, sondern man selbst. „Ich bins, ich sollte büßen“, „Ach meine Sünden haben dich geschlagen“, „Ich, mein Herr Jesu, habe das verschuldet“ usw. wird in den Passionen geradezu gebetsmühlenartig wiederholt, ebenso wie in den klassischen evangelischen Passionsliedern (z.B. Evangelisches Gesangbuch 76,1; 80,3; 81,3; 84,2–4; 85,4; 87,2; 88,3; 89,2). – Dr. Simon Gerber


Nun ja. Er ist in Prag geboren, seine jüdische Familie musste aus Stalins / Breschnews Machtbereich (und dem des NKWD) emigrieren – das kann schon zu einer Weltsicht führen, die der eines in der West-BRD geborenen Nachkriegskindes nicht vergleichbar ist. Aber das Recht, Mitmenschen in Deutschland
ebenso wie ehemalige griechische Finanzminister oder US-amerikanische Präsidentschaftskandidaten als kindlich und/oder jugendlich (nicht erwachsen) hinzustellen, kann daraus nicht abgeleitet werden: „Kommunismus … war vor allem aber die Superpower-Ideologie, die sie fürs Erwachsenwerden brauchten“, und, was Biller „an den Ur-68ern und ihren Siebziger-Jahre-Lehrlingen aber wirklich hasste“(!): „… ihre offenbar fast schon genetisch bedingte (! – wiefern ist dieser Jude selbst vom Antisemitismus?) Unfähigkeit, ein Argument zu analysieren und dann selbst ein Gegenargument zu entwickeln“. Womit der Kern der Biller’schen „Kritik“ an der „»neuen« Linken“, wie er sie nennt, benannt ist: Er fordert Argumente in und mit einem Text, der vor Argumentationslosigkeit nur so trieft und Lügen mit unhaltbaren Vorwürfen vermischt: Wann hat Jakob Augstein bitte die Hamas verteidigt? -, und mit Putin darf man den Dialog nicht abreißen lassen, hat er gesagt – verteidigt er damit Putin? Und, für Mindestlohn ist Frau Merkel auch. Gehört sie deswegen nun zur
„»neuen« Linken“? Biller vermischt in seiner „Argumentation“ Dinge, die nicht zusammengehören, und leitet daraus ab, „wie wenig die ahnungslose, naive, bisher von jeder Katastrophe verschonte und darum“ (darum! – welch eine Konklusion!) „nach echten Katastrophen und nach ewiger Jugend gierende Westjugend und ich miteinander gemeinsam hatten“ … Wir ‚Ur-68er‘ werden eben nicht erwachsen, wollen es auch gar nicht: „… wer möchte da noch in politischen Fragen so kalt und klug sein wie die großen, toten Greise Helmut Schmidt, Konrad Adenauer oder Ben Gurion?“ Klugheit ist also gefordert, meint der im zarten Alter von 10 Jahren aus der damaligen Tschechoslowakei nach Westdeutschland immigrierte Maxim Biller. So klug etwa wie Konrad Adenau. Er, der die Westverträge mit den drei Westalliierten erst einmal unterschrieb, um dann anschließend den Deutschen Bundestag zu fragen, ob er das denn auch gedurft hätte … ich denk‘ mal, auf solche Vorbilder in Sachen Demokratie kann Deutschland gut verzichten. Was Herr Biller gar nicht kann: Sich selbstkritisch an die eigene Nase fassen, und: Zuhören. Was mancher dieser „»neuen« Linken“ sagt, z.B. Sarah Wagenknecht im Bundestag über CETA und TTIP, oder Jakob Augstein in seinen Streitgesprächen mit Blome, zeugt davon, dass hier durchaus Leute ihren Kopf zum Denken benutzt haben, und nicht ausschließlich dazu, damit durch die Wand zu gehen. Die Krone setzt Biller seiner „Kritik“ auf – und das Wort Kritik muss in Anführungsstrichen stehen, weil die Argumente, die Fakten auch hier fehlen –, indem er unterschiedslos allen, die er zu der „»neuen« Linken“ zählt, unterstellt, sie wünschten sich „das «Unvorstellbare»“ zurück – gemeint ist der Holocaust. Entschuldigung, es ist kein guter Stil, aber mir fällt dazu nur ein, was mir schon nach Sylvester zu den Vorgängen vor dem Kölner Hauptbahnhof eingefallen ist: Arschlöcher gibt’s überall! – auch unter den Deutschen (und auch unter den deutschen Intellektuellen). – Wolf Auffermann


Im Feuilleton der Zeit vom 14.07. erschien ein Artikel von Maxim Biller: „Die neue Linke“. Ich verstehe einfach nicht, wie in der von mir sehr geschätzten Zeit ein so abscheulicher Artikel Platz finden konnte, und das auch noch auf zwei Seiten an prominenter Stelle.
Es ist ein völlig undifferenzierte und pauschalisierender Hassgesang auf eine Reihe von sehr verschiedenen Menschen, darunter starre Ideologen neben sehr sehr klugen und nachdenklichen Menschen aus Vergangenheit und Gegenwart. Sie haben nur eines gemeinsam, dass sie nicht die Meinung des Autors teilen, dass sie (fast alle) sehr nachdenklich, besonnen und besorgt sind und sich ihre Meinungsbildung nicht leicht machen; die meisten der von Maxim Biller in Bausch und bogen Verdammten pflegen die Meinung anderer zu achten. Von Autoren, die in der Zeit veröffentlichen, erwarte ich mehr Respekt für Menschen anderer Denkweise und für konkurrierende politische Meinungen. Ich wünsche mir, dass so ein Artikel Ihnen nicht wieder passiert. – Ingrid Rumpf


Sorry, aber bei diesem Artikel habe ich den Eindruck, da erbricht Maxim Biller verbal all das, was er in seinem bisherigen Leben nicht überdenkend verdauen konnte. Ich würde ihm deshalb die Lektüre von Hannah Arendts Essay über Sokrates empfehlen, das zwei Seiten weiter in Ihrer ZEIT- Ausgabe rezensiert ist. Sokrates ist nicht nur Geburtshelfer für neue Ideen, sondern auch Arzt für chronische geistige Verdauungsbeschwerden. Er stellt seinem Gegenüber zuerst Fragen, um dessen Standpunkt zu verstehen, auch wenn dieser keineswegs mit dem eigenen übereinstimmen muss. So kann er dann auch besser seine eigene Meinung auf eine Art formulieren, dass der andere ihn eher versteht und beide Seiten einen Schritt vorwärts kommen. Dies erscheint mir viel sinnvoller und fruchtbarer als wie Maxim Biller nach allen Seiten verächtliche Pauschalurteile und Beleidigungen auszuteilen. – Walter Stahel


Nun geht es also wieder um, das Gespenst wenn nicht in Europa dann in Deutschland, zumindest nach der Lesart von Maxim Biller, ja was denn, das Gespenst des Kommunismus? Man könnte darüber hinweglesen, zumal der Autor Maxim Biller heißt und als Urhesse, der ich bin, das Zitat eines Kabarettisten, mit dem inzwischen auf Grußkarten erhältlichen Satz reagieren:“ Bevor isch misch uffreesch, isses mir egal“ schulterzuckend zur Tagesordnung übergehen. Und es bleibt zu hoffen, dass die von ihm so unqualifiziert Angegriffenen ähnlich reagieren, falls sie überhaupt das Geschriebene zur Kenntnis nehmen. M. Biller will provozieren, nun, das gelingt ihm offensichtlich und vermutlich erwartet er sehnsüchtig entsprechende Empörungsreaktionen. Wer aber aus einer anderen Perspektive genauer hin schaut, liest die Angst eines in der Kindheit traumatisierten Menschen, dem es nicht gelungen ist, sein Trauma zu verarbeiten und sich damit zu versöhnen, das kann man sicher außer zu einem Therapeuten zu gehen auch als Literat, aber es gelingt M. Biller nicht, es bleibt der ewig wiederkehrende Aufschrei einer verwundeten Seele, und damit ist der Artikel ein geradezu erstaunliches Psychogramm, von der ersten bis zur letzten Zeile. Der Psychoanalytiker Heinz Kohut würde das einen sekundären Narzismus nennen, bei dem Erwachsene zwar große Anpassungsleistungen zu Stande bringen können, (man kann sogar Romane schreiben und Zeitungsartikel, warum nicht) , sie behalten aber eine lebenslange Furcht vor neuen Erlebnissen der Ohnmacht und Beschämung und eine nicht zu stillende Hoffnung auf die als Kind erträumte Größe. Um auf diesen Sockel zu steigen, muss man andere, die „Neue Linke“, die in der eigenen Fantasie auf diesen Sockeln stehen, herunterstoßen. „Si tacuisses…“ schrieb einmal ein Lateinlehrer an den Rand meiner dürftigen Übersetzungsleistung in einer Lateinarbeit. Hättest du geschwiegen, wärst du ein Philosoph (hier Max Biller; ein ernstzunehmender Literat) geworden!
Wer nicht wahrhaben will, dass in unserer Gesellschaft einiges schief läuft, und das sehen so dankenswerter Weise viele in der ZEIT-Redaktion, der verschließt die Augen und möchte weiter, wie der Autor, nachts um drei mit einem Taxi vom Park-Café in München nach Hause gefahren werden, um dann gepeinigt von seinen Ängsten einschlafen zu können. In einer Stadt in der durch Gentrifizierung, (so erlebt im eigenen familiären Umfeld) die Hälfte der eher bescheidenen Rente für das Wohnen hinweg gerafft wird. Biller möchte in seiner ästhetischen Wohlfühlwelt nicht gestört werden, jede kleine Störung macht ihm Angst. Wie wohlfeil, Altachtundsechziger oder die Gespenster derselben wieder auferstehen zu lassen, all das hat aber mit unserer harten Realität nichts zu tun. Hat Biller außer einem Zeitschriftartikel jemals ein Buch von Zisak gelesen? Ich vermute eher nicht. Hat er nicht wahrgenommen dass Sarah Wagenknecht sich für eine Begrenzung der Einwanderung ausgesprochen hat und damit viel Prügel von ihren Parteigenossen erhalten hat? Sicher nicht. Oder dass es Sanders gelungen ist oder hoffentlich gelingen wird, einige Vorschläge zur Durchsetzung von etwas mehr sozialer Gerechtigkeit in das Parteiprogramm der Demokraten festzuschreiben, auch das hat er sicher nicht wahrgenommen. Politik ist das Bohren harter Bretter, auch journalistische seriöse Arbeit, das polemische Spielen mit Sprache hilft in diesem Diskurs nicht weiter. Wenigstens das Standartwerk von John Rawls, „Eine Theorie der soziale Gerechtigkeit“ sollte er gelesen haben, hat er das? Nun, vielleicht, das würde ich ihm zutrauen, würde er auch ihn zu dervon ihm wiedererweckten „Neuen Linken“ zählen. Und wahrscheinlich würde er auch die tapfere Gebäudereinigerin und Gewerkschafterin Susanne Neumann, die ihrem Parteivorsitzendenden Gabriel in Zusammenhang von sozialer Gerechtigkeit öffentlichkeitswirksam die Leviten gelesen hat, auch zur „Neuen Linke“ zählen, zuzutrauen wäre auch das ihm. Ach Maxim Biller, warum wurde er ins Literarische Quartett des ZDF berufen, sicher in der Hoffnung, ähnlich wortgewandt, durchaus provozierend, aber auch witzig und sprachgewandt treffend zu formulieren wie weiland Marcel Reich Ranicky und Hellmut Karasek. Glatte Fehlbesetzung, die Einschaltquoten werden das Ihrige dazu sagen. Aber, wie gesagt: Bevor isch misch uffreesch….. – Helmut Raschke


Nach der Lektüre des Artikels habe ich mich gefragt, warum die ZEIT Maxim Biller die Gelegenheit zu einem solchen Shitstorm gegeben hat. Er entspricht nicht dem Niveau, das ich von der ZEIT erwarte. – Bernd Schuppener


Die „68-iger“ haben sich nicht blamiert, diese Bewegung war für die BRD einfach notwendig, und sie hat die politische Entwicklung auch bereichert, Das zunächst einmal zum Untertitel dieses Artikels. Was dann kommt, ist streckenweise einfach nur peinlich. Da nimmt sich der Autor ein paar politische Köpfe vor und haut sie einfach in die Pfanne, gut geschrieben, aber völlig undifferenziert und voller Hass. Was interessiert uns eigentlich sein unsypathischer Sozialkunde-lehrer? Der „Radikalenerlass“ bleibt ein politischer Missgriff, den Willy Brandt mitzuverantworten hat. Was interessiert uns, wie oft Sahra Wagenknecht in Talkshows auftaucht? Auch das Bild von den „Leonid- Breschnew-Gedenkaugenbrauen“ ist mehr als peinlich! Was interessiert uns der Gesprächston des Jakob Augstein (im politischen Zusammenhang)? Im übrigen ist er kein Antisemit, auch durch häufige Wiederholung wird die Behauptung, er sei Anitsemit, nicht wahrer. Wie gesagt, der Artikel ist nicht schlecht geschrieben, aber er enthält keine Zeile Analyse. Eine wenig Platz wäre auf diesen Seiten dafür schon gewesen. Aber der Autor Autor lässt nur seine ganz persönlichen politischen Blähungen ab. Das ist zu wenig! Im übrigen besteht die neue politische Linke in Europa und in Deutschland nicht nur aus den Köpfen, die hier abgebildet sind.
Diesen Artikel hat die politische Linke nicht verdient. – Erwin Fortelka


Das Essay von Maxim Biller fordert zum Widerspruch heraus. Die generelle Tendenz dieses Essays scheint darin zu liegen, alles, was links ist oder was dem Autor links erscheint, verdammen zu wollen.Angesichts der derzeitigen politischen Lage, von Wiederherstellung von Stalinismus-Leninismus oder vom neobolschewistischen Grauen zu sprechen, erscheint doch mit der Realität in diesem Land in keinem Zusammenhang zu stehen. Man hat den Eindruck, dass der Autor weltfremd ist und weniger das Land, in dem er lebt. Der Autor arbeitet sich an der68er Bewegung ab, wobei es sicher zur Zeit verdienstvoller wäre, dies an den rechten Bewegungen wie AfD oder Pegida zu tun. Ob hier vielleicht ein Trauma verarbeitet werden soll? Auf dem Hintergrund, aus einem ehemals kommunistischen Land zu kommen und mit den dort gemachten Erfahrungen, könnte dies in gewisser Weise verständlich sein . Ich möchte mir aber nicht von Herrn Biller einreden lassen müssen, wir lebten in Deutschland kurz vor einer kommunistischen Machtübernahme. Man kann über die 68er Bewegung sicher sehr unterschiedlicher Meinung sein und Fehlentwicklungen hat es, wie bei jeder Bewegung gegeben. Aber ein Verdienst dieser Bewegung bleibt: die Demokratie in Deutschland ist dadurch erwacht und das hat Herr Biller in den 60ziger Jahren in der Tschechoslowakei vielleicht gar nicht so richtig mitgekriegt. Insgesamt finde ich, dass dieser Artikel die politische Diskussion in keiner Weise fördert. – Karl-Hermann Windisch


Sie schreiben: Der Arzt ist ein Begleiter, der zuhört, gründlich informiert und nach Lösungen sucht – am besten gemeinsam mit dem Patienten. Das ist der Gesundheitshimmel, der immer seltener vor kommt. Die häßliche Realität ist, das der Arzt ca. 25€ pro Patient und Quartal bekommt. Das führte dann dazu, daß ein Arzt, der so handelt, wie Sie es beschrieben haben, Sozialempfänger wird.
Und so ist die allgemeine Tendenz zum renditeorientierten, medizinischen Serviceunternehmen. Schnell rein, schnell raus. Beruhigend ist, daß ein toter Patient als Renditebringer ausfällt.
Ich war der achte im Wartezimmer und nach 30 Minuten dran! Da bleibt das Vertrauen auf der Strecke und die Gesundheit auch.
Wenn das zum Normalfall wird, dann muß das ganze Gesundheits-system zum Arzt. Aber nur zu so einem, wie Sie ihn beschrieben haben, sollte dann er noch praktizieren!Die Realität ist, daß das alles schon längst bekannt ist. Nur die Widerstände sind größer, als die Kraft des Politikers etwas zu ändern. Ein Grexit muß her!!! – Klaus Riediger


Ich finde es ja nett, dass du einem armen Menschen wie Maxim Biller die Möglichkeit des therapeutischen Schreibens bietest, aber muss es gleich über zwei Seiten sein? Man hätte sein übliches Gemische von politischen Inhalten mit allzumenschlichen Unzulänglichkeiten doch auch in einem Einspalter, evtl. auch in einem Einzeiler unterbringen können: „Wer gegen den westlichen Kapitalismus ist, ist für die Wiedereinführung der stalinistischen Diktatur!“ Auf viel mehr als diesen Satz dampft der Inhalt eben nicht zusammen. Und, Herr Biller, jetzt mal nur aus künstlerischer Sicht: wäre eine Therapie nicht mal langsam angebracht und sinnvoll? Ich meine, es ist schon ermüdend zu sehen, wie jemand biografisch bedingt stets nur das immergleiche Lamento hervorbringt, dem jeder Funke kluger politischer Analyse vollkommen abgeht? – Achim Hauck


Danke. Danke, danke für diesen Text. Nicht nur inhaltlich griffig stimmig die oberflächliche Doppelmoral dieser „Linken“ wiedergebend sondern zudem auch wunderbare Sprache. – Christian Czaak


In Ihrer Ausgabe Nr.30 wird mit dem Artikel von Maxim Biller über Die „neue“ Linke wie in Zeiten des Kalten Krieges ein schreckliches Phantom aufgeblasen, wo wir doch heute ganz andere reale gesellschaftliche Bedrohungen haben (Legida, AfD, die Identischen usw.), die eindeutig aus dem rechten Spektrum kommen. Der ganze
Beitrag besteht eigentlich nur aus krudem biografisch unterfütterten Geschwätz. Für eine Auseinandersetzung fehlt jede Argumention. Anstelle von Belegen für die Gefahrausmalerei, die von den sog.neuen Linken ausgeht, gibt es nur üble Beschimpfungen. So wird Zizek abgekanzelt, weil er sowie nur „in bester jesuitisch-marxistischer Manier“ schreibt und der SPIEGEL- Redaktion wird dehalb gedroht „wenn das Erschießungskommando des neuen NKWD kommt, werden Sie sich dann auch noch selbst Ihre Augenbinde umlegen?“. Jakob Augsteins Popularität wird auf seine „judeophoben Kolumnen“ zurückgeführt. Am schlimmsten trifft es Sarah Wagenknecht, „die Linke mit den Leonid-Breshnew-
Gedenkaugenbrauen“. Schließlich ist sie nur deshalb so oft im Fernsehen zu sehen, weil „Talkshow-Redaktionen am liebsten dressierte Papageien einladen und keine denkenden Menschen“.
Wenn das der Stil ist, der in einer sich eigentlich liberal gebenden ZEIT gepflegt wird, möchte ich meine Freundschaft zu Ihnen aufkündigen. Bitte teilen Sie Ihrer Abo-Abteilung mit, die mir freundlich zugedachten weiteren Ausgaben einzusparen und die Zustellung an meine Adresse einzustellen. – Karl-Heinz Röhr


Seit mehr als 50 Jahren lese ich die ZEIT – meist mit Gewinn. Umso mehr macht es mich fassungslos, dass Sie einem Artikel wie dem von Maxim Biller, Die ’neue‘ Linke, derart viel Raum widmen. Es handelt sich um eine hasserfüllte Schmähschrift, an diesem Urteil ändert auch nichts, dass sie glänzend formuliert ist. Im Gegenteil, es macht die Sache schlimmer, denn der Autor ist beileibe kein Dummkopf, sondern weiss sehr gut, was er schreibt. Ich frage mich, ob sich Herr Biller schon mal warm läuft, um demnächst als Propagandaminister im Stile eines Josef Goebbels in den Dienst der ersten AfD-Regierung einzusteigen. Wenn er der Meinung ist, bei den Rechten besser aufgehoben zu sein als bei den Linken – mag es gerade für ihn allerdings ein böses Erwachen geben! – Dr. Wolfgang E. Fischer


Wir verdanken Billers Antipathie gegen seinen offenbar pädagogisch unterbelichteten kommunistischen Sozialkundelehrer von vor über 40 Jahren nun einen zweiseitigen Selbst-bedienungsladen mit wortgewaltigen polemischen Versatzstücken gegen alles und jedes, das er für „links“ hält. Eine inhalts- und alternativlose Phrasendreschmaschine ad usum des Freundes-kreises von AfD und Co. Acht Spalten lang Warten auf ein lesenswertes Argument – vergeblich. Besoffen vom eigenen Furor schießt Biller in seinen ganz eigenen Misthaufen unausgegorener linker Ideen (die es natürlich auch gibt), und die daneben abgebildeten Groß-Linken suggerieren, der Herr hätte tatsächlich sie getroffen. Weit gefehlt. – Michael Praschma


Es mag sein, dass (auch) Hannah Ahrendt im Laufe ihres Lebens zu neuen Ein- und Ansichten gelangte, die gegenüber ihren eigenen früheren in diametralen Widerspruch stehen.
So schreibt Michael Hampe ihr ein (1954) von Sokrates abgeleitetes Verständnis von Öffentlichkeit und Reflexion zu: „Schon eine einzelne reflektierende Person, die sich fragt, wie ihr die Welt eigentlich erscheint, realisiert in sich eine Vielfalt. Wenn sie sich ehrlich selbst fragt, was sie meint, dann muss sie ein Selbstgespräch führen, indem sie sich aufspaltet. Das kommt nur zustande, wenn sie sich eingesteht, dass sie noch nicht weiß, was sie meint, dass das noch zu klären ist. Und nur da wird eine wertvolle Meinung in einem Reflexionsprozess ans Licht befördert, wo eine Person dazu in der Lage ist, wahrhaftig oder ehrlich mit sich zurate zu gehen…“
Nur vier Jahre später äußerte sich Hannah Arendt selbst dazu sehr entschieden ganz anders, nämlich genau gegenteilig in einer Würdigung von Karl Jaspers: „(Die Person) ist sehr schwer zu fassen und gleicht vielleicht noch am ehesten jenem griechischen daimon, jenem Schutzgeist, der jeden Menschen durch sein Leben begleitet, ihm aber immer nur über die Schultern guckt, so dass er von allen, die einem Menschen begegnen, eher gekannt werden kann als von ihm selbst. Es ist der tiefe, über alles … hinweggreifende Sinn des Öffentlichen, dass dieser daimon, der gar nichts Dämonisches an sich hat, also dies Personenhafte an einem Menschen, nur da erscheinen kann, wo es einen öffentlichen Raum gibt. Dies ist ein geistiger Raum und in ihm erscheint, was die Römer humanitas nannten und worunter sie etwas höchst Menschliches verstanden, weil es gültig war, ohne objektiv zu sein. (…) Gewonnen wird die Humanität nie in der Einsamkeit und nie dadurch, dass einer sein Werk der Öffentlichkeit übergibt. Nur wer sein Leben und seine Person mit in das ‘Wagnis der Öffentlichkeit’ nimmt, kann sie erreichen, wobei er riskieren muss, etwas zu zeigen, was nicht ‘subjektiv’ und eben darum für ihn weder erkennbar noch verfügbar ist. Dadurch wird ‘das Wagnis der Öffentlichkeit’, in dem die humanitas gewonnen wird, ein Geschenk an die Menschheit.“
Das war grundsätzlich auch die Ansicht von Karl Jaspers selbst, deren überkommene (mir unerträgliche) religiös-ideologische Grundtendenz ich dem heutigen (dazu im Widerspruch stehenden) empirisch-naturwissenschaftlichen Erkenntnisstand anzupassen mir erlaubt habe (Änderungen nicht kursiv)[2]:
Grenzenlose Kommunikationsbereitschaft ist eine Folge des Wissens, der Entschluss zu einem Weg im Menschsein. Der Kommunikationsgedanke ist nicht Utopie, sondern intellektuelle Einsicht auf der Grundlage von Wirklichkeitserfahrung.
Es ist für jeden die Frage, ob er darauf vertraut – nicht glaubt, wie an ein irreales Jenseits – sondern vertraut auf die Wirklichkeit eines ganz Gegenwärtigen: auf die Möglichkeit in uns Menschen, wirklich miteinander zu leben, miteinander zu reden, durch dieses Miteinander die Wahrheit zu finden und erst auf diesem Wege eigentlich selbst zu werden. Ich halte es für nicht sehr wahrhaftig und höchst problematisch, (u. a.) über DIE ZEIT massenwirksam, mit der Autorität eines Philosophieprofessors und dem Anspruch eines allgemeingültigen Leitsatzes („So philosophiert man gegen die Krise der Demokratie“) eine Ansicht von Hannah Arendt zu propagieren, die sie selbst schon kurz darauf entschieden revidiert hat. Da kann ich nur dem letzten Absatz und insbesondere den letzten Sätzen von Michael Hampe zustimmen: „Vielleicht erringt er die Mehrheit für sich. Doch welch einen Zweck kann das haben, wenn trotzdem alle ins Unglück stürzen?“ – Hans-Jürgen Tlusty


Als erfahrener Seesegler (in den 70ern noch mit Sextant navigiert) habe ich Zweifel daran, dass die Wikinger die Sonnensteine wirklich nutzbringend eingesetzt haben. Sie werden vielmehr per „Breitensegeln“ ihr Ziel gefunden haben, so wie die Navigatoren noch Jahrhunderte danach. Da reicht in der Regel der Blick auf den Polarstern und/oder auf die Sonne zur Zeit der Mittagskulmination. Für die Zeiten dazwischen und bei schlechter Sicht wird das Gefühl für Wind und Wellen besser entwickelt gewesen sein als das Zeitgefühl, was das Kurshalten erleichtert. Ich vermute zudem, dass den Wikingern die Zeitzonen unbekannt waren, dass es also zuhause etwa 3 Stunden später war als in Grönland. Diese Tatsache dürfte den Experten mit dem tollen Zeitgefühl und dem Blick auf den Sonnenstein doch einige Probleme bereitet haben. – Dietrich Enss


Der Artikel beschreibt die Fronten, die sich seit einiger Zeit in vielen Lebensbereichen auftun: Schwarz gegen Weiß, Frau gegen Mann, Tradition gegen Moderne, rechts gegen links, Unterschicht gegen Oberschicht etc. Bei allem Verständnis für die Belange sowohl des Einzelnen, der Minderheiten aber auch der Mehrheiten sehe ich auf dem Schlachtfeld der Konfrontation keinerlei Möglichkeit der Annäherung oder der Kompromisse. Wie soll man auch in der Vergangenheit begangenes Unrecht wiedergutmachen? Verbindliche Gesten, Entschuldigungen befrieden vielleicht eine Seite, wecken aber auf der anderen Seite Unmut. Ein gangbarer Weg wäre die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, nämlich dass wir alle Menschen sind und auf Gedeih und Verderb auf diesem kleinen blauen Planeten Erde doch alle in einem Boot sitzen. Ist der Mensch denn wirklich selbstsüchtig und aggressiv oder eben doch friedliebend und auf Zusammenarbeit bedacht?
In einer Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit heißt es: „Da die Notwendigkeit des Friedens immer dringender wird, verlangt dieser seiner Verwirklichung im Wege stehende, grundlegende Widerspruch eine Überprüfung der Prämissen, auf denen nach allgemeiner Ansicht das historische Dilemma der Menschheit beruht. Bei sachlicher Prüfung erweist es sich, dass jene Haltung keineswegs des Menschen wahres Wesen ausdrückt, sondern ein Zerrbild des menschlichen Geistes darstellt. Hiervon überzeugt, werden alle Menschen in der Lage sein, konstruktive gesellschaftliche Kräfte in Bewegung zu setzen, stehen diese doch im Einklang mit der menschlichen Natur und fördern Eintracht und Zusammenarbeit statt Krieg und Konflikt.“
Die Aussage Bahá’u’lláhs: „Betrachte den Menschen als ein Bergwerk reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schätze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag…“ hat in den letzten drei Jahrzehnten zu einer fortlaufenden Entwicklung von Studienmaterialen beigetragen, die bei der Weltausstellung in Hannover im Jahre 2000 als beste Lernmaterialien weltweit ausgezeichnet wurden und mittlerweile global Anwendung finden. Jedem steht die Möglichkeit offen, Einblick in dieses neue Menschenbild zu erhalten, darüber nachzudenken und gemeinsam zu konstruktiven Lösungen beizutragen. Der Weg ist vorgezeichnet – wir müssen ihn nur gehen! – Marion Claus


Mit Befremden habe ich den Artikel von Khuê Pham „Die Linke Thatcher“ in der ZEIT gelesen. Es wird ein positives Bild von Theresa May gezeichnet, vornehmlich auf der Basis ihrer Antrittsrede, wie es scheint. Von einer Zuwendung zu den Verlierern der Globalisierung ist im Artikel die Rede, davon, dass sie eine „Hinwendung zum kleinen Mann“ vollzogen habe. Bei allem gebührenden Respekt muss ich Ihnen mitteilen, dass der Artikel schrecklich schlecht recherchiert worden ist. Es drängt sich die Frage auf, ob den Redakteuren und Autoren der Zeit die Fähigkeit zum kritischen Denken abhanden gekommen ist. Ist das gegenprüfen von angeblichen Fakten neuerdings zu kompliziert für die ZEIT? Eine Antrittsrede eines hochrangigen Politikers ist, ganz klassisch, ein Stück Rhetorik – mit vielen vagen Formulierungen und für gewöhnlich vielen Ausstiegsklauseln und Hintertüren. Das war schon in der Antike so, und ist auch so im Falle May. Ihre Aussage etwa, „We will do everything we can to give you more control over your lives.“ ist ein Paradestück hierfür. „Everything we can“, das ist ein Zwischen-den-Zeilen-Eingeständnis, dass sie selbst nicht davon ausgeht, dass ihre Regierung auch nur ansatzweise etwas ändern könne. Vom Wollen ganz zu schweigen. Dass die ZEIT einer solch plumpen Satzkonstruktion auf den Leim geht – beschämend. Damit aber nicht genug. Ein kurzer Blick zum britischen Independent offenbart, wie wenig Glaubwürdig May hinsichtlich ihrer „Mitleidstour“ ist. Dort wurde ihr Abstimmungsverhalten im Parlament genauer untersucht – mit interessanten Ergebnissen. Auch ihrer Redaktion sollte es doch möglich sein, die internationale Presse querzulesen, dort Fakten und Informationen zu sammeln und zu prüfen.
In Kürze, was der ZEIT anscheinend nicht bekannt ist: Am 4. April 2013 hatte May gegen eine Verpflichtung des Staates, mehr Menschen in ein Arbeitsverhältnis zu bringen, sowie gegen eine obligatorische Arbeitsplatzgarantie gestimmt. Gleichzeitig stimmte sie gegen Bankreformen, die aufgrund der Wirtschaftskrise gefordert wurden. Sie stimmte konstant für eine Erhöhung der Umsatzsteuer, gleichzeitig gegen eine Eindämmung der horrend steigenden Energiekosten auf Kosten der Bürger. Sie stimmte 2013 gegen den Bau von 100.000 bezahlbaren Wohnungen für sozial schwache Familien, 2011 zudem gegen die Schaffung von Jobs für junge Menschen mittels eines über Banken-Boni finanzierten Fonds. Im April 2016 stimmte sie gegen Vorschläge zur Reduktion der Steuerflucht und Steuerfreiheit. Ein krasser Gegensatz zu dem Inhalt ihrer Antrittsrede und dem in der ZEIT gezeichneten Bild der Frau.
All dieses sollte gerade der ZEIT eigentlich bekannt sein und bei der Verfassung eines Artikels über die neue Premierministerin Berücksichtigung finden. Das ist ausgeblieben und lässt einmal mehr Fragen zur journalistischen Qualität und Sorgfaltspflicht beim Recherhieren aufkommen. – Fabian Schindler


Beeindruckender Artikel, den ich in jedem Punkt unterstreiche. So ist das da! Denn ich stamme aus dem Ort Pattern, der im Tagebau Inden verschwand. Die politische Einheitsfront mit Landespolitik NRW, RWE und Gewerkschaften hat auch meine Kindheit und Jugend im Kraftwerk Weisweiler verfeuert. Besondere Wendehälse: Die Grünen, seit sie mit der SPD Regierungssitze teilen. Erbärmlich auch die Kollaborateure des Bistums Aachen. Arm in Arm mit der Heuschreckenherde von Antiquitäten- und Devotionalienhändlern. Kohle durch Braunkohle hatte seit Jahrzehnten Vorrang bis auch die skrupellosesten Mitesser am Tisch der Kohlemafia zugeben mussten, dass das „Restrisiko“ der dreckiges Braunkohle fürs Klima Folgen hat. Bei den AKW´s gibt es ja noch die Hoffnung, dass dieses nicht eintrifft. Klar, alles in dieser Wirtschaftsordnung legal und gerichtlich erlaubt. Was, Heimatverlust gebe es auch anderswo? Ein aus Schlesien Vertriebener kann seine Kindheit wenigstens noch besuchen, ich nicht. – Wolfgang Frings


Die Frage, die Harro Albrecht in seinem Aufsatz stellt, beantworten wir vom Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin vollkommen anders. Patientinnen und Patienten benötigen und haben einen Anspruch auf eine Versorgung gemäß evidenzbasierter Medizin (EbM). EbM im ursprünglichen Verständnis ist die Hinwendung zum individuellen Patienten mit Respekt vor dessen Präferenzen, Werten und individuellen Zielen, mit Respekt vor den Informationsbedürfnissen des Betroffenen, bei gleichzeitiger Reflexion des derzeitig besten wissenschaftlichen Beweises aus aussagkräftigen Studien und Einsatz der klinischen Erfahrung des Behandlers. Die EbM stellt eben genau die von Albrecht aufgeworfene Frage nach der Sinnbehaftung einer Behandlung in Anbetracht der individuellen Situation eines Patienten. Leitlinien informieren den Therapeuten und den Patienten. Sie sind jedoch nicht als Richtlinien zu interpretieren, die befolgt werden müssen, schon gar nicht, um die Erlöse zu steigern. Im Gegenteil: Es ist die ausdrückliche Aufgabe des Arztes bzw. Behandlers zu prüfen, ob die Empfehlungen aus den Leitlinien auf den jeweiligen Patienten angewendet werden können oder sollten. Dies erfolgt unter Beurteilung aller Gesundheitsprobleme und Behandlungsbedarfe, der sozialen Situation und der Prognose eines Patienten. Dem G-BA-Vorsitzenden Joseph Hecken, dessen Vaters Krankengeschichte den ZEIT Beitrag inspiriert, ist zu wünschen, dass er seinen Einfluss konstruktiv geltend macht, der fehlgeleiteten, instrumentalisierenden und gewinnmaximierenden Nutzung der EbM entgegenzuwirken. Keinesfalls vermischt werden dürfen jedoch Entscheidungen auf der Systemebene, wie der G-BA sie für die gesetzliche Krankenversicherung trifft, und Entscheidungen, die im individuellen Patienten-Arzt-Verhältnis getroffen werden. Bedauerlicherweise tut dies der Beitrag Harro Albrechts. – Prof. Dr. phil. Gabriele Meyer & Prof. Dr. med. Ingrid Mühlhauser