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28. September 2017 – Ausgabe 40

 

Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Chapeau! an den oder die Ideenkopf/köpfe, welche das neue Titelbild der Ausgabe 40/2017 kreiert haben. Das Wahlergebnis konnte nicht passender dargestellt werden. Diese Variante des Fluches der Karibik spricht an, macht sofort Lust zum Weiterlesen und Denken. Vielen Dank! einfach genial! – Petra Baier


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Ich schreibe ja nie Leserbriefe, aber zu diesem grandiosen Titelbild muss man euch wirklich gratulieren! – Adriane Gunzer


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

Zu Ihrem Titel „Fluch der Karibik“ möchte ich Ihnen ganz herzlich gratulieren. – genial auf dem Punkt! Das hat mich bewogen die Zeit wieder regelmäßig zu lesen. Danke, …. – Thomas Harms


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Volltreffer ! Kompliment! Wolfgang Walczynski


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

Es war ein in vieler Hinsicht seltsamer Wahlabend. Denn nachdem das eingetreten war wovor man uns permanent gewarnt hatte wurde uns jene überraschende Erkenntnis nun als Neuigkeit verkauft. Die Angst vor der AFD ging um oder besser gesagt die Angst vor dem Volke, welches ganz nebenbei gesagt nur zu knapp 13 Prozent die AFD gewählt hatte. In meinem Wohnviertel hatte das Schreckgespenst der Politik seltsamer Weise nur knapp sieben Prozent erreichte. Enorm vergleicht man die Anzahl der Flüchtlingsheime hier mit jenen in den nobleren Nachbarvierteln – da kennt man den Begriff Flüchtlingsunterkunft dank Jamaika Koalition im Rathaus nicht. Man ist Gutmensch aber bitte nicht in der eigenen Nachbarschaft. Politiker der etablierten Parteien haben sich hier auch nicht sehen lassen. Wozu auch.

Dank der Schröderschen Agenda hat man vor gut Zwanzig Jahren mit einem Teil der Bevölkerung abgeschlossen und ein großer Teil der Bevölkerung hat nun mit der Sozialdemokratie abgeschlossen. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie der Schatten Geschäftsführer einer dubiosen Firma zu Beginn der Zweitausender uns Mitarbeiter tagtäglich mit der Drohung begrüßte „Hartz 4 wartet auf euch“! Die Demokratie in Deutschland scheitert letztendlich an der täglichen Wahrnehmung vieler Menschen bezüglich der Seriosität der Politik als auch der selbsternannten Eliten. Da kostet eine Busfahrt von fünf Minuten vom Kölner Westen ins benachbarte Frechen 3,80 €, aber die Grünen fordern den Umstieg in den ÖVP, welcher in Köln mehr schlecht als recht funktioniert. Dank Jamaika. Da wird man selbst Opfer eines Taschendiebstahls in nahe gelegenen Einkaufscenter, aber das ist alltäglich. Fahrräder werden am helllichten Tag geklaut. Alles ganz normal. Bekannte aus den besseren Wohnvierteln berichten grinsend von einer permanenten Polizeipräsenz. Spaziert man an den Flüchtlingsunterkünften vorbei und lauscht dem Betreuungspersonal als auch den Betreuten so stellt sich oft die Frage wer von wem Deutsch lernen könnte und warum man die Geflüchteten nicht von „adäquaten “ auch deutschen Personal betreuen lässt als Zeichen einer gewünschten Integration abseits des neoliberalen Gedankens „Hier sind die Billigjobber der Zukunft“! Wenn wohl knapp achtjährige weibliche Flüchtlingskinder ohne Kopftuch in besten Deutsch sich einem Aufpasser mit fragwürdigen Deutschkenntnissen bezüglich ihres fehlenden Kopfschmucks rechtfertigen sollen bleibt nur ein Schmunzeln ob dieser Politik.

Jamaika wird die Reichen reichen machen und die Kluft noch mehr wachsen lassen. Wir werden das rheinische Braunkohlerevier schließen und stattdessen Billig Kohle aus der Türkei und China importieren oder gar aus Australien. Da opfert man das Great Barriere Riff für die Kohle. Die Grünen sind sozusagen der Ablassbrief für eine fragwürdige Gesinnung. Das passt auch gut in die Gesinnung von FDP Chef Lindner welcher mit dem Begriff sozial so seine Probleme hat. Die AFD und ihre Protagonisten sind mir gänzlich unsympathisch und Deutschtümelei ist mir ähnlich unangenehm wie jenes Grüne selbsternannte Gutmenschentum. Dazwischen sollte aber Platz für eine Politik sein welche sich nicht einer ZweiDrittel Gesellschaft verschreibt. Mit Wehmut erinnere ich mich daran wie ich als Kind den Wehnerschen Auftritten im Bundestag lauschte. Hätte die AFD Fraktion sich den Auslassungen eines Herbert Wehner ausgesetzt. Wahrscheinlich schon, aber nicht ohne Magengrummeln. – Elmar Schwarz


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Lange nicht mehr so gelacht. Das ist einfach genial! Glückwunsch an den  Ideenliferanten und auch an die Technik ! – Gisela Claus


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Ich habe einen Vorschlag für den Tag der ZEIT am 7.Oktober: Können Sie die Titelgrafik nicht allen Teilnehmern als Extradruck überreichen? Smeteks Werk ist einfach Klasse! – Helmut P. Hagge


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Die Piraten, das war einmal. Jetzt kommen die Korsaren – eine schöne Viererbande! Mutti mit der Augenklappe, also blind auf dem linken Auge,  Horsti mit dem rechten Haken, Chris nach dem erfolgreichen Kapern in Farbe und Cem mit Jakob auf der Schulter – sehr gelungen! Ob der Kanonendonner verhallt, sich der Wahlschlachtenlärm verzieht, der Himmel aufklart? Oder ob sich die zum Erfolg Verdammten, Karibik-Verfluchten verirren, monatelang ohne Kompass herumirren und irgendwann vor Madagaskar liegen? – Dr. Klaus Cordes


Leserbrief zu „Das Letzte“ von Finis

Käthe Kollwitz´ 150. Geburtstag nutzt Ihr Autor, um trotz aller Ironie deutlich die herausragende Bedeutung dieser Künstlerin für unsere Gegenwart zu leugnen und Kollwitz´ Kunst in der verstaubten Vergangenheit floskelhaft („Krieg und Kind“) anzusiedeln. Diese Kolumne wird Käthe Kollwitz nicht gerecht, haben wir doch in Ratzeburg mehrfach erleben dürfen, welche Aktualität ihre Kunstwerke besitzen: Allein Kollwitz´ „Klage“ konnten die Jugendlichen unseres Schulprojekts „Go Young“ im Rahmen einer Barlach-Kollwitz-Ausstellung in zahlreichen Tageszeitungen variiert wiederentdecken; die Theodizeefrage, also weshalb ein liebender Gott uns leiden lasse, sowie alle tagespolitischen Ereignisse von Krieg bis hin zur Flüchtlingsnot finden sich in Kollwitz´ Kunst wieder. Jede Tages- und Wochenzeitung, so ein Schüler der Lauenburgischen Gelehrtenschule, könnte mit einem Werk Kollwitz´ als Titelbild aufmachen. – Felix Evers


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

In Ihrem Artikel stehen m.E. viele richtige Erkenntnisse und Einschätzungen aber auch sie sind von diesem journalistischen „Zenit-Bazillus“ befallen worden, der allenthalben in den Medien z.Zt. Hochkonjunktur hat. Ich frage sie allen Ernstes: Hat Frau Merkel als Bundeskanzlerin je einmal sich im Zenit ihres Wirkens sonnen dürfen? Und falls sie einmal wirklich diesen sog. Zenit erreicht hatte, da wurde sie zur gleichen Zeit niedergeschrieben, so dass dieser Zenit gar nicht sichtbar wurde. Ihr politisches Handeln und ihre Machtpolitik ist gar nicht darauf ausgelegt irgendwann einmal den Zenit erklimmen zu wollen. Und falls Sie mit Zenit ein gutes Wahlergebnis gleichsetzen – das ist doch ein bisschen dünn!

Ich bin sogar der Meinung, dass dieses Ergebnis für die CDU – gerade vor dem Hintergrund weltpolitischer Verwerfungen (Syrienkrieg und Flüchtlingsproblem, die Euro/Griechenlandkrise, Russlandkrise) und nicht zu vergessen die vierte Kanzlerschaft, die per se eine Wechselstimmung impliziert – gerade wegen Frau Merkel so gut geworden ist. Ja, sie lesen richtig: so gut! Umfragen haben ergeben: ein Drittel der Deutschen ist fremdenfeindlich, wenn nicht sogar rassistisch eingestellt. Die haben endlich ihr zuhause bei der AfD gefunden. Vielleicht ist es gar nicht schlecht, dass dies endlich auch parlamentarisch dokumentiert wird und damit problematisiert werden kann. Falls der Eindruck entstanden ist, mit meiner Verteidigungsrede Frau Merkel über den grünen Klee loben zu wollen: ganz und gar nicht!

Mich stört eben hauptsächlich die etwas dümmliche, weil extrem vereinfachende Aussage, und zudem eine Aussage, die sie zum hauptsächlichen Sündenbock stempelt: sie hätte ihren Zenit überschritten! Als Frau Merkel 2015 die Grenze für die Flüchtlinge geöffnet hatte, wurde sie bestimmt von Ihnen hochgeschrieben – man konnte schon damals ahnen, dass sie damit Probleme bekommen könnte. Die Probleme sind da, komplexer Natur und sie betreiben Kanzlerin-Bashing mit der ultimativen Argumentationskeule, sie hätte den richtigen Zeitpunkt zurückzutreten verpasst! – Constantin Ungureanu


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Die AfD macht all das, was Sie und die Politiker verboten haben. Die öffentlich-rechtlichen Wahrheitsanstalten mit Ihrer Moralkeule und die schlauen Printmedien haben die AfD hervorgebracht und stark gemacht. Und das wird so bleiben, solange Sie solche Artikel schreiben. Ihr neues Rezept im Umgang mit der AfD ist nicht zu genießen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

In einem Punkt stimme ich mit Ihnen überein: Pedantisch kurzgemähte Rasen in unsere Städten sind nicht mehr zeitgemäß. Ab diesem Punkt sind unsere Meinungen jedoch Lichtjahre voneinander entfernt. Warum diese Grünflächen nicht dafür nutzen, den paar Vögeln und Insekten, denen wir noch nicht mit Pestiziden und durch Habitatraub auf die Pelle gerückt sind, ein Eckchen in der Stadt zugestehen und den Rasen, die Hecke, die Wildblumen frei wachsen lassen und nicht jedes wenige Tage alte Gänseblümchen wieder ummähen? Wie können Sie stattdessen Nachrichten über Biodiversitätsverlust so hartnäckig ignorieren und für das Zuspachteln der wenigen Grünflächen plädieren, die es in unseren Großstädten gibt?

„Diese Leere, wie eine Wüste“, dachte die Amsel beim Anblick des betonierten Marktplatzes und zog sich wieder in ihre Hecke zurück. Wenn Sie mal für einen Moment Ihren anthropozentrischen Tunnelblick verlassen könnten, würde Sie sehen, wie schön und bunt der Horizont hinter jenen Betonmauern und jenseits der Ozeane aus Asphalt sein kann, die Sie so vehement verteidigen. Und sie würden verstehen, warum man jedes bisschen grün in unseren Städten wertschätzen sollte. – Anna Walentowitz


Leserbrief zu „Kippt der NC?” von Astrid Herbold

Warum nicht einen Blick in das benachbarte Ausland werfen? 1.  Österreich: Alle Bewerber für Medizin werden am gleichen Tag in den für das Fach relevanten Fächern geprüft und die besten (derzeit 10%) erhalten einen Platz. 2. Frankreich (u. franz. Schweiz): Alle Bewerber werden zugelassen und nach einem Jahr dürfen nur die besten weiter studieren. – Dr. Gerhard Schaden


Leserbrief zu „Hier spricht das »Mischvolk«“ von Yassin Musharbash

Danke für deinen Artikel. Ich selbst bin Deutsche, obwohl ich mich lieber als Hamburgerin bezeichne, und mein Mann ist Ghanaer. Wir haben uns in Ghana kennengelernt. Ich kenne also tatsächlich sein Land und seine Familie. Um mich das erste Mal in Hamburg besuchen zu dürfen, um mein Land und meine Familie kennen zu lernen, gab es monatelange Visumsarbeit für uns beide. Es schien unmöglich. Nachdem wir geheiratet haben (weil es sonst keine reale Möglichkeit für uns gab zusammen zu sein, außer ein Kind zu zeugen) hat uns der Visumsantrag auf Familienzusammenführung sieben unwissende Monate gekostet. Plötzlich von einem Tag auf den anderen bekam er sein Visum und konnte kommen.

Ich fragte mich viel in den ersten drei Jahren unserer Beziehung, ob mein Land, Deutschland, es mir wirklich so schwer macht? Ob mein Land mir wirklich mit allen Mitteln probiert klar zu machen, dass ich mich nicht in den Mann verlieben darf, in den ich mich nun mal verliebt hatte? Ich weiß, dass viele binationale Paare an Visumsprozessen zerbrechen, und das ist pure Absicht von Deutschland. Noch mehr gilt meine Empathie und meine Fassungslosigkeit jedoch Flüchtlingen. Menschen, die ihr fundamentales Menschenrecht wahrnehmen, und denen dies schwer bis unmöglich gemacht wird. Mein Mann und ich wollten bloß zusammen sein. Klar würde ich romantisch sagen, dass ich ohne ihn nicht hätte leben können. Aber das ist nichts und auch garnichts im Vergleich zu der Situation von Flüchtlingen. Habt ihr euch mal gefragt, warum es so viele Flüchtlinge gibt und ob der Grund dessen irgendetwas mit Deutschland zu tun hat? Hätten die Leute das im Hinterkopf, so würde ganz anders über Flüchtlinge, Fremde und Andere gesprochen werden. Auf der anderen Seit gibt es Menschen, die viel weniger „deutsch“ aussehen als du, vielleicht aber viel „deutscher“ sind. Man sollte da immer vorsichtig sein mit zu schneller Einordnung in eine Schublade.

Nun erwarten wir unser erstes Kind. Unser Kind wird auch zum „Mischvolk“ zählen. Es wird wunderschöne braune Haut haben (andere rennen dafür ins Solarium um sich grillen zu lassen). Ich bekomme ein Kind in meinem Land und frage mich, was mein Land meinem Kind für Probleme bereiten wird, nur weil es offensichtlich anders aussieht.

Nebenbei ist mein Mann auch Moslem. Das heißt, dass er den Islam praktiziert. Ich selbst glaube an nichts, wie so viele in meinem Alter. Leider wird in den Medien zu oft Islam mit Islamismus verwechselt. Vor dem Islam muss niemand Angst haben. Das ist zwar anders, aber nicht böse, liebe Leute. Alle Menschen, die an den Islam glauben, als Islamisten zu bezeichnen, das ist gefährlich. Die in Deutschland lebenden Moslems haben nicht die Absicht, das Land zu übernehmen. Auch davor muss niemand Angst haben. Vielleicht täte es der Mehrheit gut, Moslems kennen zu lernen, anstatt nur von außen mit dem Finger zu zeigen und aus Unwissenheit heraus große Aussagen zu formulieren.

So, wie es peinlich war, mit anzusehen was in den USA bei der letzten Wahl passiert ist, so ist es nun peinlich, das Wahlergebnis in Deutschland zu betrachten. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Das Titelfoto ist herrlich. Genial! Sagt mehr als alle Worte. Der nach dem Wahldebakel zerzauste, freistaatlich-bayerische Obergrenzen-Wächter Seehofer, die nach verheerenden Verlusten gebeutelte wir-schaffen-das-Kanzlerin Merkel, der wiedererstarkte ein-FDP-Mann-Heros Lindner und der nach-allen-Seiten-sich-neigende Özdemir zusammen in einem Boot? – das kann nicht Volkes Wille sein, der einer bürgerlich-liberalen Mitte, den bürgerlich-konservativen und rechtskonservativen Parteien zu einer satten Mehrheit von 420 Sitzen im Bundestag verholfen hat. 289 Sitze bleiben den Sozialen, Sozialisten und Grünen noch übrig.

Ausgerechnet die kleinste Partei mit gerade mal 67 Abgeordneten und ihrem Wahlziel, dem guten, alten Benzinauto ein jähes Ende zu bereiten, soll jetzt das Zünglein an der Waage sein? Na denn! Eine Koalition aus CDU/CSU, AfD und FDP käme dem Wählervotum am nächsten und würde auch rechtspopulistische Strömungen zu zähmen verstehen. Da bedürfte es dann auch keines alternden ´Dompteurs´ auf dem künftigen Sessel des Bundestagspräsidenten. Aber die wie Phönix aus der Asche und demokratisch gewählt in den Bundestag ziehenden Alternativen werden jetzt ja genauso dämonisiert, wie es einstmals den Grünen und später den Linken widerfuhr. „Niemals!“ käme eine Koalition der Bürgerlichen mit den grünen Chaoten oder den PDS-Nachfolgern in Frage.

Ich höre es noch in den Ohren schallen. Selten so gelacht. So viel Heuchelei und Realitätsverlust via erneuter Machtspielchen und Umgehen des Wählerwillens, dazu Bejubeln der eigenen Untergangsszenarien durch die ´großen Volksparteien´, war nie zuvor. Auf, gen „Jamaika“! – und mit wehenden Fahnen und Jubelgeschrei hineingestürmt in den politischen Hurrikan, der am schwarz-gelb-grün erleuchteten Horizont schon aufzieht! Die nächste Wahl kommt bestimmt. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „Noch eine Alternative?“ von Mariam Lau

Lassen wir den Kyffhäuser in Thüringen. Die Sachsen haben schon das Völkerschlachtdenkmal Eine Überführung des Kyffhäusers nach Sachsen würde der der Sage nach schlafende Barbarossa nicht überstehen. Er würde sich wohl wegen des AFD-Wahlergebnisses in Sachsen vor Gram in die Elbe stürzen. – Dietmar Seela


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Mit großem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen und kann Ihnen nur vollinhaltlich zustimmen. Ich bin keine ehemalige DDR-Bürgerin, trotzdem kann ich Ihren Gedanken nur zustimmen. Ich war schon bei dem Mauerfall bzw. kurz danach nicht mehr damit einverstanden, wie von unserer Westseite verfahren worden ist. Ein Glück, dass Sie dies nochmals in Erinnerung brachten. Hoffentlich haben das viele gelesen. – Undine Mix-Falter


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Begriffsverwirrung

Nachdem Sie voller List zunächst die Nachteile Grün-loser Städte vor dem Ersten Weltkrieg aufzählen und dann die Fortschritte des modernen Städtebaus, nehmen Sie dem Leser die Argumente aus der Hand. Da ja alles objektiv gesagt ist, können Sie nun mit übertriebenen Vokabeln („enthemmtes Grün“, „nackter Rasen“, „Grün getünchte Wüstenei“) über „Abstands-“ und „Fahrbahnbegleitgrün“ herfallen. (Auf letzterem allerdings werden sich die von Ihnen geforderten Wohnungen nicht bauen lassen.)

Was Sie stört, ist aber gar nicht die Farbe Grün, sondern die leere, ungestaltete Fläche. Das verraten Sie uns ziemlich spät in der fünften, der letzten Spalte Ihres Artikels. Was Sie mögen, sind zu Recht kleinteilige, vermittelnde Übergänge zwischen Horizontale und Vertikale. Das hat etwas mit Raumbildung zu tun; und genau das liefern eben auch Parks, geplante Grünanlagen mit Blumenbeeten, Büschen und Bäumen auf Grasflächen. Blickbarrieren und Durchblicke wechseln sich ab mit weiten Perspektiven. Ob grün oder steinern macht keinen Unterschied: Gassen, Höfe, Straßen, Plätze, hohe und niedrige Häuser geben ein abwechslungsreiches Bild wie die Parkanlage. Dabei kommt es allerdings auf das Maß der Durchmischung an: Zu viel Abwechslung führt zu Chaos, zu wenig zu Monotonie. Nach der Lehre des Semiotikers Max Bense stellt sich ästhetisches Empfinden bei einer ausgewogenen Mischung aus Ordnung und Unordnung ein.

Die von Ihnen dem Anschein nach mit Hass verfolgten Grünflächen sind übrigens nicht nur willkommener optischer Ausgleich für das im städtischen Raum sonst überwiegende Ziegelrot und wirken mäßigend auf das städtische Mikroklima, sondern binden auch Feinstaub. – Dr. Dietrich W. Schmidt


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Was für ein herrliches Bild! Ich habe herzhaft gelacht, als ich die ZEIT  aus dem Briefkasten holte, und bin lachend in’s Haus gelaufen, um meiner  Frau das Bild von den vier Piraten zu zeigen. So tolle Typen, die sich  da zusammengestellt haben.  Was die wohl ausbaldowert haben? Man kann gespannt sein.  Danke für diesen Gag, liebe ZEIT! – Rainald Ammon


Leserbrief zu „Gerädert, apathisch, erschöpft” von Nina Pauer

Der Moment der Wahrheit erschöpft sich nicht in der Erschöpfung von Wählern und Volksvertretern nach einem am Ende dann doch erschöpfenden Wahlkampf. Der Moment der Wahrheit besteht darin, dass es aus dem Wahlergebnis heraus eine unübersichtliche Gemengelage von Wahrheiten gibt, die ihren Weg in die Wirklichkeit nur durch erschöpfende und aufopferungsvolle Wandlungen finden: durch Häutungen, Entfaltungen, Verpuppungen, Entlausungen, Verkapselungen, Entblödungen, Entzauberungen und Entkopplungen. Selten haben die Wähler im Zuge ihres Votums so viel Einfluss auf die Ausrichtung und Sortierung der Macht in den Parteien, im Parlament und in der Bundesregierung ausgeübt wie jetzt. Die politischen Institutionen beginnen zu verstehen und verwandeln sich in Stätten, wo dem Wählerwillen Opfer dargebracht werden:

So opfert die SPD selbstreinigend ihre Regierungsbeteiligungsoption für die Sicherung der Demokratie in Deutschland und wird als Opposition der Regierung den Rücken freihalten, indem sie im Parlament – ab und an vom künftigen Bundestagspräsidenten zur Mäßigung ermahnt – laut und stolz und manchmal auch klug die Drecksarbeit erledigt. Wieder opfert sie sich in bewährt dienender Arbeitsteilung für andere auf und gewinnt dabei erfolgreich abtrünnige Wähler für die traditionellen Parteien zurück, einmal mehr auch für die CDU.

Die CDU opfert für die scheinbar selbstgenügsame Übernahme der Regierungsverantwortung weiter scheibchenweise ihr Selbstverständnis als Sammelbecken konservativer Gesinnungen. Vom Volk entkoppelt wird sie sich in der vollen Konzentration auf eine optimierte Machtausübung weiter aufopfern: für Deutschland und die wachsende Verantwortung von Deutschland in Europa und in der Welt. Einzig die Schwesterpartei hindert – machtvoll verbissen in sich selbst verstrickt – das Optimum tatsächlich erreichen zu können.

Die CSU ist selbstverliebt immer hart an der Obergrenze, sich selbst und jeden Hauch von Glaubwürdigkeit zu opfern, um für den eignen maximalen Machterhalt möglichst keine Opfer für Deutschland bringen zu müssen. Sie krankt schlimm an der Macht, da der Weg der Heilung durch einen Machtwechsel ihr verstellt ist. Die Zauberformel „Wir haben verstanden“ bewirkt nichts, wenn die Hauptakteure für jeden durchschaubar zeigen, dass sie eben nichts verstehen. Wenn nicht die Macht, so könnte die CSU wenigstens die stumpf gewordene Spitze opfern.

Die FDP opfert freimütig das übergroße Gewand der selbstgefälligen Überlegenheit und baut im engen Maßanzug im Rahmen der letztendlich dann doch angestrebten Regierungsbeteiligung einen flexiblen Brückenkopf in die eigene Zukunft, die nach dem Ende der jetzt zu bildenden Koalition mit einem mächtigen Thesenpapier erst richtig beginnen wird.

Die Grünen opfern letzte Ausläufer ihrer selbstgerechten linken Protesttradition, um sich selbstlos und im Namen des Weltklimas anstelle der CDU an Themen abzuarbeiten, mit denen die CDU keinen Blumentopf gewinnen kann. Sie springen – zumindest ein Stück weit – in den Abgrund und opfern sich dafür, die CDU im unaufhaltsamen gesellschaftlichen Klimawandel vor einem weiteren Abschmelzen ihrer Wählerschaft zu schützen.

Die Linke opfert selbstredend ihre Oppositionsführerschaft im Bundestag und gibt die wachstumsfördernde Wirkung dieser Rolle mit einem weinenden linken Auge an die konkurrierende SPD ab und macht sich mit dem rechten Auge auf die Suche nach blinden Flecken.

Die AFD pflegt selbstdemontierend ihre Protestrolle, und opfert medienwirksam auf der Parlamentsbühne vor dem Hintergrund selbst gebastelter teutonischer Kulissen kalt kalkulierend ihre heiß gemachten Wähler als Statisten in einer drittklassigen Wiederaufführung eines scheinoppositionellen Machtergreifungsschauspiels. Die Fernsehmoderatoren assistieren dabei noch häufiger im Namen ethischer und journalistischer Grundsätze, um den AFD-Vertretern noch mehr Raum für Richtigstellungen missverstandener Äußerungen und für aufwertende Inszenierungen als sich kümmernde Volks-Vertreter zu geben.

Na dann, nimm uns mit Kanzlerin auf die letzte Reise. – Reinhard Koine


Leserbrief zu „Noch eine Alternative?“ von Mariam Lau

Es gibt keinen sächsischen Kyffhäuser. Der Kyffhäuser ist ein Höhenzug zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Dort steht das Kyffäuser Denkmal (auf Thüringischem Gebiet) in dem, gerne solcher Art Treffen abgehalten werden. Mann oder Frau muss ja nicht gleich merken, wie weit der oder die Verfasser vom Osten entfernt sind. – Andreas Treydte


Leserbrief zu „Putins Freunde Unter Sich“ Von Alice Bota und Maxim Kireev

Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis Herr Schröder auch den Rostnef-Chef Setschin einen lupenreinen Demokraten nennt. Und eine Frage der Zeit dürfte auch sein, wann die Wähler auch und besonders in Erinnerung an den „Genossen der Bosse“ Schröder die SPD in die Bedeutungslosigkeit wählen. – Lutz Landorff


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

Während alle Welt noch darüber spekuliert, ob eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und den Grünen zustande kommt oder doch die Große Koalition trotz des verständlichen ablehnenden Votums der SPD fortgesetzt werden muss, geht die Diskussion über den neuen, viel zu großen und viel zu teuren Bundestag völlig unter. Denn sechs Fraktionen mit 709 Abgeordneten ( 631 bisher) kosten den Steuerzahler 50 Millionen Euro mehr. Die Normalgröße von 598 Sitzen wird also aufgrund des geltenden Systems mit Überhang- und Ausgleichsmandaten bei Weitem überschritten.

Der bisherige Parlamentspräsident Norbert Lammert hatte diese skandalöse Entwicklung vorhergesehen, ist aber mit seinem Vorschlag einer Wahlrechtsreform mit einer Höchstsitzzahl von 630 Parlamentariern bei seinen Kollegen gescheitert. Nach der letzten Wahlrechtsreform im Jahr 2011 hatten Wahlrechtsexperten schon 2012 eine grundlegende Reform des Bundeswahlrechts angemahnt, aber die Parteien haben nur von einer Reform geredet, aber keine eigenen Ideen entwickelt, um mehr Effizienz, straffere Arbeitsabläufe, erhöhten Einfluss des einzelnen Abgeordneten und weniger Aufblähung der Verwaltung zu erreichen. Angesichts des riesigen Schuldenbergs von über zwei Billionen Euro ist die Kostenexplosion beim Deutschen Bundestag unverantwortlich und erfordert dringlich vom Parlament die Durchsetzung einer grundlegenden Reform, die die Wahlrechtsreform von 2011 ersetzt.

Wenn man bedenkt, dass die USA mit mehr als viermal so vielen Einwohnern wie die Bundesrepublik Deutschland mit 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses vertreten werden, sind die 709 Abgeordneten im neuen Bundestag ein Skandal im Hinblick auf den sorgsamen Umgang mit Steuergeldern und die jetzt schon astronomische Staatsverschuldung. Dies bekräftigt den Vorwurf, dass unsere parlamentarische Demokratie immer mehr zu einer Beute des Parteienstaates verkommt. – Hans-Henning Koch


Leserbrief zu „Ohne roten Faden” von Marc Brost et al.

Gleich 4 Autoren haben Sie eingesetzt um sich mit der neuen politischen Situation auseinanderzusetzen. Richtig so! Denn die, die jetzt regieren sollen, weil die SPD jetzt schnullert, sind Parteien, die so diametral in ihrer politischen Auffassung auseinander liegen, da reichen Kompromisse nicht mehr aus. Eine fast unlösbare Aufgabe. Der Selbsterhaltungstrieb der Politiker um an die Macht zu kommen ist aber so groß, daß wahrscheinlich irgendwie eine Lösung gefunden wird. Auch wenn es zum Nachteil der Bürger ist. Die Frage stellt sich allerdings für mich nicht, ob sie das schaffen oder nicht. An der Substanz unseres politischen Modells wird sich kaum was ändern. Egal wer regiert – bis auf die AfD.  Die SPD hat sich in den Jahren halbiert. Und in den anderen europäischen Ländern sieht es nicht viel anders aus. Frau Nahles wird gegen Windmühlen kämpfen müssen. Ihre Nominierung war ohnehin der zweite große Fehler der SPD. Der Sozialdemokratie sind die Wähler abhanden gekommen.

Die Arbeiterklasse gehört der Vergangenheit an. Die Latte liegt einfach zu hoch, um an dem politischen Modell festzuhalten. Die Zeit spricht nur für die AfD. Wer sich zuerst traut oder aus der Deckung kommt, mit Ihr eine Verlobung einzugehen wird am Ende der Gewinner sein. Bayern hat ein wenig anklingen lassen, daß sie, nicht wie im Rest von Deutschland, nicht alles falsch ist was die Partei fordert. Ein bisschen ist zu wenig. Die hätten in Bayern mit der AfD zusammengehen müssen.  Scheißdrauf auf das Geschrei der Medien. Die Bürger sind da klüger. Die haben längst erkannt, was für Leute da am Werk sind.  Es gibt nur noch ganz wenige unter den Journalisten, denen man über den Weg trauen kann. Ihr Blatt gehört, mit wenigen Abstrichen, zu den vernünftigeren Printmedien. Nein, die SPD wie wir sie kennen, ist tot.  Das wird einige Leser schmerzen. Sie werden aber unterm Strich belohnt. Die AA-Gesellschaft (Arme und Alte) dürfen von den Konservativen nicht vernachlässigt werden. Das wäre die Voraussetzung. Das lässt sich durch eine bessere Bildung minimieren, wie alle Parteien es heute auch wünschen. Die SPD wollte sonst immer das Gegenteil.  Dann wird Europa nicht vor die Hunde gehen. Wenn das nicht verstanden wird, wird Europa zwar nicht untergehen, aber chaotische Zustände wird der Bürger dann in Kauf nehmen müssen. Daraus kann sich dann alles mögliche entwickeln…… – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Ich habe den Beitrag zweimal gelesen und bin immer noch unsicher, ob es nur eine Provokation oder doch eine Glosse sein soll. Grünflächen als „nur Wüste, nur Leere“ zu bezeichnen und sie der Nachverdichtung zu opfern, halten wir für grundfalsch. Ja, die Dichte der Bebauung und des Verkehrs, die hohe Anzahl von Aktivitäten auf knapper Fläche und dementsprechend hoher Verbrauch von Ressourcen charakterisiert unsere Städte. Eine Folge ist, dass Städte, was Temperaturen, Wind und Wassermanagement betrifft, von klimatischen Extremen geprägt sind. Dazu kommen weitere Belastungsfaktoren wie Feinstaub und Lärm. Die Grüne Infrastruktur trägt wesentlich zur Abpufferung dieser Belastungen und somit zu Klimaanpassung und aktivem Gesundheitsschutz bei. Das im Mai d.J. vom BMUB herausgegebene „Weißbuch Stadtgrün“ betont genau diese Aspekte und mehr: Was wir brauchen ist eine integrierte Städteplanung und -entwicklung, in der Grünflächen nicht nur hübsches Beiwerk sind, sondern essenzieller Bestandteil lebenswerter Städte. – Peter Menke


Leserbrief zu „Ich ist ein anderer“ von Christoph Drösser

Vielen Dank für Ihren sehr guten Artikel. Keine Software vermag die Komplexität der menschlichen Psyche exakt zu vermessen. Denn die Null-Eins-Logik der Computer reduziert den Menschen auf ein Abstraktum. Ein einzelner Mensch in einer jeweils konkreten Situation wird von Algorithmen nur über den groben Kamm einer Mehrheit geschert – also eingeordnet in standardisierte Verhaltensmuster – und so der Blick aufs je Einzelne versäumt. Psychotests stellen zumeist durchschaubare Fragen.

Nicht nur Personalabteilungen treffen dadurch Fehlentscheidungen. Auch Strafverfolgungsbehörden sowie unsere Sicherheitsdienste machen mittels Psychometrie völlig harmlose Bürger unversehens zu Verdächtigen. Um den Verdacht zu überprüfen müssen sie dann unnötig Zeit, Personal und andere Mittel der Recherche aufwenden – und verbrauchen hierfür unsere Steuergelder.

Digitale Psycho-Profile werden niemals die Vorteile des persönlichen Gesprächs aufwiegen. Und der beste Persönlichkeitstest ist nach wie vor eine gediegene Psychoanalyse, erarbeitet von Analytiker und Klient gemeinsam. Nur im Gespräch können wir den schönen Titel, den Christoph Drösser für seinen sehr guten Artikel gewählt hat, zur Geltung bringen: „Ich ist ein anderer“ – im Original „Le je, c’est un autre“ (sic: je, nicht moi), ein Zitat aus dem Aufsatz „Das Spiegelstadium als Bildner der Ich-Funktion“ des Psychoanalytikers Jacque Lacan. Nach ihm sollten wir uns bei jeder Beurteilung einer Person wirklich richten. – Burkhard Schwarzkopf


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

In Köln lebend bin ich immer noch dankbar für die anerkannten Stadtplaner, die seinerzeit an Erholungsräume für die Bevölkerung dachten, den inneren und äußeren Grüngürtel schufen, Straßenzüge zu Alleen gestalteten. Mit Respekt beobachte ich die kontinuierlichen saisonalen Arbeiten des Grünflächenamtes und der täglichen Müllabfuhr, die gegen die Wegwerfgesellschaft unermüdlich ihren Dienst tut. Die Unarten der Menschen bleiben auch dann, wenn sich Ihre Vorstellungen verwirklichen ließen. Das Glück, im Frühjahr das Blattgrün sprießen, im Sommer die Grünflächen mit Menschen wandernd, joggend, bevölkert zu sehen, im Herbst das wunderbar gefärbte Laub und im Winter vielleicht auch schneebedeckte Äste, Tau und Rauhreif auf den Gräsern: nein, das alles scheint für sie nicht zu existieren. Wir Menschen sind und bleiben aber ein Teil der Natur und sie soll uns auch weiterhin umgeben, nicht vertrieben werden. – H. Schwarz


Leserbrief zu „Dieser Mann hatte einen Plan für Europa. Dann kam Christian Lindner“ von Georg Blume et al.

Danke für diesen Artikel. Er rückt ein paar Sachen zu Recht. Es ist sehr ärgerlich, dass so viele Politiker (FDP, CSU, AFD) Formulierungen kommentieren und kritisieren, die Herr Macron noch nicht mal gebracht hat: Eurobonds, Transferunion, Umverteilung usw. Die Art und Weise wie es geschieht, ist voll Arroganz. Herr Lindner: „Der deutsche Steuerzahler bezahlt nicht für die Sanierung des französischen Haushalts“ (o.ä), Herr Kubicki: “Wenn ich französischer Staatspräsident wäre, möchte ich auch, dass die Deutschen bezahlen“ Wir sind im Bereich von „Fake News“. Es wäre wünschenswert, dass seriöse Zeitungen (wie „Die Zeit“) endlich aufzeigen, dass der „deutsche Steuerzahler“ (ich gehöre als in Deutschland lebender Franzose dazu) nicht weniger und nicht mehr als andere Bürger für Europa bezahlt. Im Gegenteil profitiert Deutschland als Ganzes am meisten von Europa (mit Dänemark)

Die deutsche Politik sollte die Nerven von Herrn Macron nicht zu sehr strapazieren. Ich verfolge seine Karriere seit langer Zeit. Er hat einige Sachen durchgezogen, zieht z.Zeit andere durch. Wenn er merkt, dass es in Deutschland nur eine Antwort auf Vorschläge gibt: „NON“, wird er sicher andere Wege suchen. So stark ist Deutschland wiederum nicht, um allein zu bestehen: ich könnte eine lange Liste von Unzulänglichkeiten aufstellen. Wirtschaftsmacht ist nicht alles. – Robert Camboni


Leserbrief zu „Hebamme per Skype” von Silke Weber

Auch ich war vor vielen Jahren begeistert, als mich eine junge Mutter per Skype von ihrem Wohnsitz, den kanarischen Inseln, wegen diverser Probleme kontaktierte. Ich hatte sie Wochen zuvor hier in Deutschland bei ihrer geplanten Hausgeburt als Hebamme begleitet. Diese Form der Beratung stieß und stößt allerdings sehr schnell an ihre Grenzen. Ich kann nicht fühlen, tasten, riechen, ja ich sehe auch anders, die Farben des Laptops oder Smartphones verfremden die eigentliche Sache. Kurzum: Babys, Bäuche und Brüste entsprechen zweidimensional nicht immer der Realität und damit fehlt dem ansonsten sehr informativen Artikel über eine an sich gute Idee eine wichtige Sache. Wie sieht die juristische Seite bei dieser globalen Internetbegleitung aus?

Gibt es überhaupt eine Beratung in diese Richtung und auch über die Höhe der Haftpflichtversicherung? Entspricht diese dem deutschen Standard einer Haftungssumme von 6-10 Millionen Euro? Wie verantwortet es die Hebamme, wenn sie aufgrund der oben angeführten Verfremdungen Dinge anders sieht und damit einschätzt? Und wie berät sie, wenn sie die örtlichen Netzwerke in den extrem unterschiedlichen Ländern gar nicht kennt? Diese Beratung verläuft deshalb zwangsläufig viel oberflächlicher und ist dafür sehr teuer. Die Spanierin buchte nach unserem Skype-Date ein Flugzeug, ließ sich mehrere Tage von mir wie nach ihrer Hausgeburt aufsuchend begleiten und stillte danach noch über zwei Jahre. – Martina Eirich


Leserbrief zu „Der ganz Nahe Osten“ von Anne Hähnig

Mit großem Interesse und Zustimmung habe ich Ihren Beitrag ‘ Der ganz Nahe Osten’ gelesen. Im gesamten Bundestagswahlkampf gab es keinerlei Erwähnung der Situation im Osten unseres Landes. Bis heute – 27 Jahre nach der Wende- sind dort z.B. die Löhne um 25% niedriger als im Westen und vieles mehr. Politisch ein Riesenskandal!! Keiner sollte sich wundern, dass die AfD in Sachsen stärkste Partei geworden ist. – Christof Müller – Wirth


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

Alle Gewalt geht vom Volke aus. Alle Staatsgewalt. Sie wird unmittelbar ausgeübt in Wahlen. Aber musste das Volk gleich so gewalttätig werden? Musste es ausgerechnet denen, die nicht damit umgehen können, den Blauen, so viel von seiner Gewalt übertragen? Im Osten Deutschlands, dem DIE ZEIT einen Rechtsruck bescheinigt, wird die Demokratie gerade von einer Cyanokratie abgelöst, von der Herrschaft der Blauen. Da ist es gut, dass wir sie erkennen und uns mit ihnen auseinandersetzen können. Im Landtag von Sachsen-Anhalt wird das schon geübt, wenn auch noch sehr zurückhaltend. Im Deutschen Bundestag werden die Regierungsfraktionen und die demokratischen Oppositionsfraktionen besonders aufmerksam sein, wie Claudia Roth empfiehlt. Dann gibt es auch keinen Grund zur Cyanophobie, einer Angst vor den Blauen. – Wolfgang Stein


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ich finde es höchst befremdlich, dass Thomas Oberender tatsächlich meint, Kindergarten und Hortbetreuung sowie der Haushaltstag in der DDR seien in irgendeiner Weise lobenswert gewesen, statt in ihnen nur die perfide, sogar noch über den Haushalt hinaus gehende Versklavung der sozialistischen Frauen zu sehen, deren Karrieren aber dann fast niemals über eine mittlere Ebene hinausgingen (außer vielleicht mit Vitamin B, siehe Margot Honecker). Mithin waren diese „Errungenschaften“ doch auch nur zur Betonierung männlicher Macht gedacht. – Maj Kuchenbecker


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ihr Artikel ist zu einseitig. Sammy Molcho würde ergänzen, wenn sich nur einer bewegt, kommt Garnichts zu Stande. Mein Jahrgang ist 1934 und ich habe mit Kriegsende Mai 1945 nicht nur meine Identität und die Familiengeschichte ( 300 Jahre Ostpreußen )verloren, sondern einfach den Neubeginn umgesetzt. Meinem Vater ( Dozent u. Landesbeamter) wurde einfach erklärt, 10 Jahre Kriegsdienst seien keine Voraussetzung für die weitere Beschäftigung ( Beamter ) im Lehrstuhl!!!!. Folglich hat er sich anders orientiert. Auch die Wessies haben einen Anspruch wahr genommen zu werden mit ihrem Fleiß und ihrem Willen zur Einigkeit des Landes. Was tragen die Ostdeutschen dazu bei, damit wir eine große glückliche Familie werden? Die “Vertriebenen“ nach 1945 haben sich eingegliedert und mitgeholfen beim Aufbau. Sie haben sich nicht hingestellt und gefordert ( Faktor 1,2 etc.). Also wo bleibt der Unschuld andere Seite? Womit arbeiten die Ostdeutschen den Zusammenschluss auf ? – Dr. Klaus Kern


Leserbrief zu „Der ganz Nahe Osten“ von Anne Hähnig

Ein Beitrag von Autoren, die den Osten ganz gut analysiert haben. Ich bin selbst Sachse, lebe aber schon über 50 Jahre im Westen. Meine Familie hatte schon frühzeitig erkannt, daß unter dem Kommunismus kein vernünftiges Leben möglich sein wird. Gedanklich habe ich mich bis heute von Sachsen nie abgewendet. Mit alten Schulfreunden bin ich bis heute in Kontakt. Durch einen längeren Aufenthalt im Ausland wurde der Kontakt von mir etwas vernachlässigt. Selbst im zerstörten Dresden und der kärglichen Ernährung hatte ich eine schöne Kindheit. Das vergisst man nicht. Ostdeutschland ist vom Westen nie richtig anerkannt worden. Das hinterlässt Narben. Die Arroganz kannte keine Grenzen. Auch heute ist es nicht viel anders. Warum das so ist, kann ich auch nur Vermutungen anstellen. Für den Westen waren die Ostdeutschen alles Stasispitzel. Die Leistungssportler besonders. Die Waren für den Westen alles Spitzel. Abgesehen von den weit besseren Leistungen. Was meinen Sie, was im Osten los war als die DDR-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1974 die BRD geschlagen hat. Es war eine Freude die unbeschreiblich für den Osten war. Und das alles unter Helmut Schön der selbst ein Sachse war.

Auch die Wiedervereinigung hat unter den Bürgen im Osten Wunden hinterlassen. Den ganzen Stasileuten wurde kein Haar gekrümmt. Die wurden sogar integriert und brauchten nur die Uniform wechseln. In Stendal regiert ein ehemaliger Stasioffizier als Oberbürgermeister, der für die Grenze Berlin-Nord verantwortlich war und einige Tote auf den Gewissen hat. Das habe ich bei der Regierung angemahnt. Herr Kauder schrieb mir damals: Der Mann ist demokratisch gewählt worden. Punkt. Das war sehr leichtsinnig. Er weiß nicht was ich weiß. Es haben seinerzeit nur 30% der Bevölkerung von Stendal gewählt. Und das waren fast alles Wähler die für die Stasi gearbeitet haben. Es war unter eingeweihten DDR-Bürgern bekannt, das die Einwohner Stendals voll von Stasileuten war. Darüber gab es in Ihrer Zeitung vor einiger Zeit auch einen Beitrag. Man muß auch wissen, die Stasileute waren verantwortlich für unermessliches Leid vieler DDR-Bürger. Auch das ist den westlichen Politikern aber auch Medien und den meisten Bürgern überhaupt nicht bewusst. Das alles zusammengenommen mag das Verhalten im Westen zumindest teilweise erklären. Es war schlicht und einfach gesagt, eine ganz andere Welt. Die haben meilenweit vom Westen Weg Leben müssen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Ich will zurück nach Deutschland«“ von Wolfgang Bauer und Andy Spyra

Ich habe viel Verständnis für journalistische Freiheiten, aber hier gehen Sie klar den falschen Weg. IS, alle, Frauen Männer Kinder, sind mörder und Schlächter der übelsten Sorte. Wollen Sie diese hier haben? Ich nicht. Ihre Überschrift ist geradezu eine Einladung. Sie zitieren offensichtliche Lügen ( wir haben nichts Böses getan), schweigen aber zu den Gräueltaten des IS. Erinnern Sie sich an unsere eigene, deutsche Geschichte. Damals hatten die mörder auch alle nichts getan oder waren nicht verantwortlich. In diesem Fall hätten Sie auf Ihren Dolmetscher hören sollen. – Andreas Görner


Leserbrief zu „Der ganz Nahe Osten“ von Anne Hähnig

Die Frage warum die Ostdeutschen immer noch renitent gegenüber dem Westen seien ist tatsächlich falsch gestellt: sie sind es gar nicht- und Sie können es auch nicht sein, denn es gibt die „Ostdeutschen“ als einheitliche Bevölkerungsgruppe seit Jahren gar nicht mehr. Und schon gar nicht wählt „Ostelbien“ seit Generationen anders. Beispielsweise wurden in Hessen mehr Kreuze bei den nazis gesetzt als im vermeintlich immer schon anderes tickenden Sachsen. In meinem Leipzig war das Wahlergebnis auch jetzt durchaus vergleichbar mit anderen deutschen Städten. Aber in dieser Pauschalisierung der „Ostdeutschen“ mit einer immer noch vorherrschenden westlichen „Draufsicht“ der Bundespolitiker und auch der Medien liegt eine Ursache der Befindlichkeiten meiner Landsleute.

Der Osten und speziell Sachsen ist aber kein Kind mehr, dem man alles erklären muss. Vielleicht ist es eher ein aufbegehrender Jugendlicher, der den Mund manchmal etwas zu weit und im falschen Ton aufmacht und es satt hat wie ein Kind behandelt zu werden. Die demokratische Meinungsäusserung ist aus meiner Sicht vorbildlich lediglich die unpassende Form und der unerträgliche Inhalt, vorgegeben durch die role Models der Populisten ist kritikwürdig. Allerdings sollte man vor der eigentliche Aussage des Wahlergebnisses berechtigte Sorge haben: Eine Mehrheit hat z.B. in Bayern ihre Stimme bei einer rechten (AFD) oder zumindest stockkonservativen Obergrenzenpartei (CSU) nach dem Motto “ das Boot ist voll“ abgegeben. Übrigens haben mehr deutlich mehr Bayern AFD gewählt als Sachsen in absoluten Zahlen. Die Gefahr lauert also an ganz anderen Stellen als vermutet, jedenfalls nicht im „ganz nahen Osten“ – Tom Schöpe


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Was für eine grässliche Idee, die letzten grünen Nischen in den Städten auch noch zuzupflastern. Eine Stadt ohne grüne Ecken finde ich unerträglich, selbst wenn der Rasen noch so klein ist. Zugegeben: Viele Grünflächen sind langweilig – aber das gilt schließlich auch für die meisten Häuser und Straßen. Keiner würde sie deswegen abreißen. Die meisten Menschen haben ein Bedürfnis nach einem Zipfel Natur. Warum sonst ziehen Menschen, die es sich leisten können, in die grüneren Viertel? In dem Park hinter meinem Büro spielen regelmäßig Kinder auf der glatten, mit einem Aufsitzrasenmäher geschorenen Fläche. Hundebesitzer treffen sich dort, um zu sehen, wie ihr Liebling die vereinzelten Bäume anpinkelt. Jugendliche sitzen dort auf Bänken und nicht etwa auf dem Marktplatz neben dem Park oder auf Stufen vor den Häusern. Die Grünfläche ist neutrales Terrain, wo einen kein Hausbewohner verscheucht. Die Grünfläche gehört keinem und allen.

Der Rasen ist ein Ort, der nichts von einem will. Der einen nicht dazu auffordert, etwas zu kaufen. Der nicht verlangt, dass man über etwas nachdenkt. Der nicht verlangt, dass man am urbanen Treiben teilnimmt, sondern eine kleine Auszeit bietet. Der keine Reklame trägt. Der keine kitschigen Gardinen zur Schau stellt und wo kein Essensgeruch aus den gekippten Fenstern quillt. Der Park trägt kein Preisschild und keine Graffiti. Keine Frage, Parks kann man schöner gestalten. Aber bitte nicht mit Beton. Denn Parks zu bebauen würde das Problem des knappen Wohnraums nicht lösen. Schon bald wären auch diese Wohnungen vergeben – Und sicherlich wären sie nicht preiswert. – Nina Haupt


Leserbrief zu „Die ganze Stadt ist ein Theater“ von Peter Kümmel

Mir scheint, dass ein großer Teil der Öffentlichkeit und insbesondere der Medien die Besetzung der Volksbühne mit klammheimlicher Schadenfreude, wenn nicht sogar unverhohlener Sympathie verfolgt und kommentiert hat. Liegen denn hier nicht ganz eindeutige Rechtsbrüche und Straftatbestände vor – vom Hausfriedensbruch bis zur Nötigung, vermutlich auch Sachbeschädigung und Diebstahl? Der Kultursenator setzte sich dem Verdacht aus, dass er von illegal Handelnden seinpolitisch bisher nicht durchsetzbaresZiel – das Scheitern von Dercon – erzwingen lassen wollte. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Danke für die Skizze eines „zeitgemäßen Patriotismus“, „jenseits von Heldentum und Märtyrertum“. Aber „Schuld, Buße und Läuterung“ sowie „siebzig Jahre, in denen man zu einem etwas besseren Selbst gelangte“, verbergen doch den Blick gegenüber einer Tradition, die zu verleugnen mit zu dem fanatischen, selbstüberzogenen, isolierenden, fremdenfeindlichen Nationalismus geführt hat. Diese Tradition mit „GG, Wurst und Goethe“ in die „Leitkultur“-Ecke abzustellen, greift doch zu kurz. Unsere deutsche kulturelle Tradition und Identität ist bis zur nationalen Einigelung immer zugleich eine europäische gewesen, offen für „Weltliteratur“ und Humanität (Goethe). Sie hat seit Beginn der Neuzeit in der Auseinandersetzung mit dem mittelalterlichen Christentum durch Humanismus (Renaissance als Rückbesinnung auf die antike Kultur), Aufklärung und Klassik den Blick geöffnet für Selbstbestimmung, Menschenrechte und Humanität.

Wir sollten Namen wie Erasmus von Rotterdam, Kant, Lessing, Schiller, Goethe oder Beethoven nicht als als irgendeine Sorte von provinzieller Bedeutung „verwursten“. Sie haben durch ihre Beiträge zur Weltkultur den Blick über Länder und ihre Grenzen geöffnet: „Diesen Kuss der ganzen Welt!“, bei Goethe mit seinem späten „West-östlichen Diwan“ und den Romantikern noch weiter durch das Interesse für das scheinbar orientalisch Fremde – mit Nachwirkungen bis in die Moderne (z.B. Hermann Hesse). Wenn ich im Deutschunterricht zum Thema „Aufklärung“ kam, sah ich große Augen meiner türkischen Schüler. Da war etwas, was sie auch über ihre ideologisch-religiösen Grenzen hinausführte. An diesen Traditionen sollten wir gegenüber innerdeutschen Engköpfen und fremdenfeindlicher Abkapselung festhalten und sie als wertvolles Gut der Weltoffenheit weitergeben. Diese Kultur war nie durch nationalstaatliche Grenzen eingeengt und überwand kleinstaatliche Grenzen wie die „Weimarer Klassik“. Wien (also Österreich) war das Zentrum der musikalischen Klassik.

Zur deutschsprachigen Literatur gehören Österreich ebenso wie die Schweiz: Franz Grillparzer, Nikolaus Lenau, Adalbert Stifter, Georg Trakl, Robert Musil, Ingeborg Bachmann – Gottfried Keller, C.F. Meyer. Während der Nazizeit lebte diese Kultur im Exil und sprach zu uns und der Welt aus dem Ausland: Bertolt Brecht, Hilde Domin, Ernst Bloch, Thomas Mann, Klaus Mann, Heinrich Mann, Stefan Zweig, Franz Werfel, Anna Seghers u.a. Diese Kultur ist immer noch lebendig, aber dennoch bedroht. Sie kommt in den täglichen Nachrichten nicht vor und geht als „Bildungsgut“ zunehmend verloren. (In pädagogischen Diskursen geht es schon lange nicht mehr um „Bildung“.) Das wird sich als Identitätsverlust rächen im bloßen Warenaustausch des globalen Marktes und durch orientierungslose politische Hasardeure. – Theo Zindler


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ich staune, und da ich mich vor langer Zeit entschlossen habe, mich über die deutsch-deutschen Verhältnisse, wenn irgend möglich, zu amüsieren, komme ich aus dem Amüsement kaum noch raus. Beinah 30 Jahre nach der sogenannten Wende schafft es also ein Text mit der unglaublichen Überschrift „Die Mauer ist nicht gefallen“ in die ZEIT. Ist denn der Christoph Dieckmann nicht mehr in der Redaktion? Er und noch ein paar Millionen Ostdeutsche hätten Ihnen doch diese, im Beitrag sehr richtig benannten Tatsachen und noch einige weitere, schon in den frühen 90ern mitteilen können. Der Eine oder Andere hat dies ganz sicher – mehr oder weniger vergeblich – auch versucht. Offensichtlich wollte in den MSM schon seinerzeit niemand lesen und zuhören. „innerdeutscher Kolonialismus“ – eine ungeheuerliche Vokabel. Aber eben weitgehend richtig. Und dass diese Vokabel ihre Berechtigung hat, ist eine Schande für dieses Land und seine sogenannte politische Klasse, die ja doch wohl für die Verhältnisse wesentlich und übrigens hochbezahlt Verantwortung trägt.

So ärgerlich (und möglicherweise in Zukunft sogar gefährlich) dieses Wahlergebnis sein mag, wenn JETZT die politischen, demokratischen Kräfte nicht aufwachen, dann wohl nie mehr. Bis zur nächsten ganz großen Katastrophe, die ja, auch angesichts vieler anderer Entwicklungen, durchaus nicht mehr unvorstellbar ist. Michael Haneke hat es Ihnen ja mitgeteilt: „Also was die Medien anrichten, gerade auf politischem Gebiet – da kann einem schlecht werden.“ Und er meint ganz gewiss nicht nur die österreichischen Medien. Der Begriff Lügenpresse ist schwer kritisiert worden, ohne dass die Angesprochenen ihn jemals auch nur ansatzweise hinterfragt hätten, warum der in die Welt gekommen war. Dabei war der ein früher hilfloser und natürlich sachlich nicht 100ig richtiger Hinweis auf die Probleme. Sie hätten den verstehen können und MÜSSEN. Die Tomaten auf die Kanzlerin und die Eier auf Kohl waren weitere eigentlich unübersehbare (hilflose) Zeichen. Die Erwiderung der Kanzlerin, wer schreit, will/kann nicht argumentieren, war die reine Demagogie. Als wenn die Kanzlerin sich jemals von nicht ausgesuchten Menschen sprechen ließe.

Gar mit denen diskutieren würde. Der Eierwurf zu Halle fand übrigens am 10. Mai 1991(!!!). NEUNZEHNHUNDERTEINUNDNEUNZIG! Auch auf den wurde mit den üblichen falschen und auch noch langweiligen Empörungsritualen reagiert. Es waren eben, da waren sich die unabhängigen Medien flächendeckend einig, die üblichen Krawallmacher. Aber die waren es ganz gewiss nicht. Aber ich bin nicht der Mann Ihnen das ausführlich zu erklären. Fragen Sie Dieckmann, Osang, Ensikat, Wolfram… Ist Dieckman eigentlich immer noch der „Ossi vom Dienst in der Zeit? „Die Mauer ist nicht gefallen“ – Dann MUSS die bange Frage folgen: Haben wir dann etwa keine Deutsche Einheit, die wir doch immer an diesem lustigen und völlig falschen Datum 3.10. feiern? Die haben wir, schauen Sie sich die Grundbücher, die Firmeneigentümer, die Chefsessel, die politischen und sonstigen Entscheider etc. an, natürlich nicht. Aber bis dieser Satz in den MSM erscheint, werde ich wohl verstorben sein. Fassen Sie Mut zu einem weiteren, völlig korrekten Satz: ES WAR NICHT ALLES SCHLECHT IN DER EHEMALIGEN BRD.

Das wäre auch so ein Anfangssatz, der vielleicht doch noch zu später Verständigung führen könnte. Ich allerdings befürchte, dass es längst zu spät ist. Die Verhältnisse wurden von Westdeutschen wesentlich im Alleingang gestaltet. Die Ergebnisse können von jedermann betrachtet werden. Ich lese nun schon wieder: Die ostdeutschen Männer seien das Problem. Na dann, kann ich da nur sagen. So wird es garantiert nicht zur Verstänidung kommen. Oder gar zu einer wirklich gemeinsam zu feiernden Deutschen Einheit ohne alle Anführungszeichen. Und nur noch am Rande:10% Stimmenverlust waren für manchen schon mal ein Rücktrittsgrund. Die Zahl könnte ja auch mal hinterfragt werden. Warum wird sie das nicht? Man macht sich halt immer auch unfreiwillig so seine Gedanken. – Gerhard Mühlhausen


Leserbrief zu „Kippt der NC?” von Astrid Herbold

Ihren Artikel „Kippt der NC?“ habe ich mit Spannung gelesen, legt er doch den Finger auf eine offene Wunde. Vieles wurde schon geschrieben und versucht – doch sie will einfach nicht heilen. Leider empfiehlt auch Ihr Artikel (wieder) nicht die richtige Therapie, unter anderem deshalb, weil er meiner Meinung nach entscheidende Symptome unbeachtet lässt. Richtig ist, dass die Abiturnote überhaupt nicht widerspiegelt, ob aus dem Einser-Abiturienten später einmal ein guter Arzt wird. Einfach die Zahl der Studienplätze im Fach Medizin zu erhöhen, löst das Problem aber nicht. Viele der angehenden Mediziner drängen in die zum Teil schon überversorgten Ballungsräume (weil dort zu leben hip ist) oder wollen in die Forschung (bzw. Pharmaindustrie). Ländliche Regionen bleiben unterversorgt. Vielleicht sollte man schon während des Studiums unterscheiden, ob man künftig in der Forschung oder in der Praxis tätig werden will. Völlig unberücksichtigt lassen Sie, dass die Abiturnote in Deutschland bei (mindestens) 16 unterschiedlichen Bildungsphilosophien gar keinen wirklichen Vergleich mehr möglich macht.

Die vielleicht für die 1960er Jahre zutreffende Warnung „vor dem NC-Irrsinn“ müsste man heute allerdings umformulieren in eine Warnung „vor dem Studier-Irrsinn“. Der (durch die Politik beförderte) Ansturm auf die Universitäten ignoriert völlig die weltweit beispiellose hohe Qualität der dualen Berufsausbildung im deutschsprachigen Raum. Hier ist dringend ein Umdenken notwendig. Und dass im Fach Psychologie die Zahl der Studienplätze nicht ausreicht, liegt doch vor allem darin, dass dieses aus den unterschiedlichsten Gründen gerade in Mode ist. Wenn Sie schreiben, dass „die Universitäten nicht willkürlich eine Notengrenze festlegen können“, nähren Sie mit Ihrem Artikel das häufig anzutreffende falsche Verständnis des Begriffes „Numerus clausus“. Niemand legt einen NC fest, um eine Hürde zu schaffen! So eine begriffliche Unsauberkeit darf in einem gut recherchierten Artikel in der ZEIT einfach nicht auftreten! – Uwe Loitsch


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Ihr Satz „Die AfD ist der erste relevante Gegner der (…) deutschen Leitkultur“ ist nicht nur klug (im Sinne von clever), sondern auch klug (im Sinne von richtig). Respekt! – Dr. Matthias Wilke


Leserbrief zu “Mit Stundenplan und Spucktuch“ von Friederike Lübke

Es liegt mir fern, die Mühe der heutigen Frauen beim Studium und der Mutterrolle zu unterschätzen, aber Sie tun in Ihrem Artikel so, als ob das nur für heutige Jugend gilt. Als ich 1969 meine Tochter bekam, war ich im vorletzten Semester meines Studiums, musste Oberseminare besuchen und Semesterarbeiten schreiben- ohne Elterngeld plus, sondern nur mit bescheidenen Stipendien- von meinem Mann und mir-700 DM monatlich, wovon dann 200 DM für die Betreuung des Kindes gingen, 300 DM für die Wohnung. Wir könnten nur dadurch überleben , dass wir uns das Mensaessen teilten. Und ich war nicht die Einzige in jener Zeit, die das Studium und das Familienleben in Einklang bringen musste. – Katharina Göggel


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ihr Artikel trifft genau ins Schwarze. Als ehemalige DDR-Bürgerin, seit 1990 in den alten Bundesländern lebend, bin ich aus eigenem Erleben entsetzt, wie einseitig der überwiegende Teil der Bürger der alten Bundesländer über das Leben in der ehemaligen DDR und über die Bewältigung der Nachwendezeit informiert ist. So baut man Mauern und Grenzen auf. Auch ich könnte da Geschichten erzählen. Die um ihre Identität gebrachten Ostdeutschen suchen sich natürlich ein Ventil für ihren Frust.

Der Ausgang der letzten Bundestagswahl sollte Anlaß für Medien und Politik sein, die Zeit vor und nach der Wende in den neuen Bundesländern aus der Sicht der betroffenen DDR-Bürger zu sehen, zu akzeptieren und an die Öffentlichkeit zu bringen. Wenn dieses Thema offen und sensibel genug bearbeitet wird, könnte das zu einem besseren Verständnis zwischen Ost und West beitragen. Es besteht natürlich auch Erklärungsbedarf, warum seitens der Politik und der Medien die positiven Seiten der DDR-Vergangenheit unter den Teppich gekehrt worden sind. Ich hoffe auch, daß die Redaktion der Zeit ihren Teil dazu beiträgt. Ein Schritt ist ja mit diesem Artikel schon getan worden. – Gabriele Fuisting


Leserbrief zu „Alkohol“ von Jörg Burger im ZEIT Magazin

Mit Interesse las ich den Artikel über Alkohol. Was ich allerdings nicht verstehe ist, dass es keine Rolle zu spielen scheint, ob der Wein biologisch angebaut wurde oder nicht. Vielleicht haben die negativen Folgen nicht nur mit dem Alkohol zu tun, sondern auch mit den vielfältigen Chemikalien, die wir im Glas haben, ohne es uns bewusst machen zu wollen. In manchen Veröffentlichungen werden inzwischen endlich Empfehlungen für Nahrungsmittel wie Äpfel oder Grapefruits mit dem Zusatz versehen „Bio-Apfel“, „Bio-Grapefruit.“ An welchen Krankheiten leiden eigentlich die Winzer? Womöglich werden diese auch nur dem Alkoholkonsum zugeschrieben und nicht dem regelmäßigen Umgang mit Glyphosat und Co. Die Zeitbombe tickt, und wir leisten uns immer noch den Luxus, nicht über sie zu reden geschweige denn, sie zu entschärfen und unseren vielbeschworenen „Grips“ dazu zu verwenden, uns nicht über unsere eigenen, gut gemeinten und sich zunächst auszahlenden Vergiftungsmethoden langfristig auszurotten. – Bettina Oehmen


Leserbrief zu „Ganz schön riskant“ von Peter Dittmar

Mein Verständnis der modernen Kunst war bislang schon angespannt genug, aber was ich nun in der durchaus sehr interessanten Rubrik im Wirtschaftsteil lesen konnte, hat es endgültig auf Null reduziert. Auf den Punkt gebracht: wenn man früher wissen wollte, was „pervers“ bedeutet, hat man sich in der Psychiatrie erkundigt oder nach obskuren Pornoseiten im Darknet gesucht – heute liest man den Kunstmarkt in der ZEIT.

Verdienen tun an dem ganzen Rummel anscheinend nur Auktionshäuser und – eingeschränkter ? – Galeristen sowie ggf. ein paar Künstler, die aus irgendwelchen Gründen von den Verkäufern protegiert werden und das Glück haben, noch zu leben. Zu vermuten ist, dass der Kreis der „bedeutenden Künstler“ künstlich klein gehalten wird, um den Markt durch Verknappung auf einem hohen Preisniveau zu halten. Beruhigend ist, dass vorzugsweise Reiche bis sehr Reiche nach Strich und Faden ausgenommen werden, beunruhigend wiederum, dass auch Steuergelder in nicht zu knappem Ausmaß verbraten werden, was dann doch wieder die breite Masse trifft.

Bevor sie diese Zuschrift müde lächelnd droppen: Ich fände es sehr interessant und aufschlußreich, wenn es auch einmal ein Stimmungsbild der Leserschaft zu diesem Thema geben würde, vielleicht sogar in der Rubrik selbst. Aufgrund vieler Gespräche im Bekanntenkreis kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass das allgemeine Verständnis für den modernen Kunstbetrieb sehr groß ist, und dass Ihre Rubrik wie bei mir eher das Gegenteil erreicht hat, sollte sie darauf angelegt sein, mehr Verständnis zu wecken. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Wie Sie wurde ich 1966 geboren. In Ihrem Artikel stieß mir die folgende rhetorische Frage auf: „Bin ich in der DDR also in so etwas wie dem „Dritten Reich“ aufgewachsen?“ In den Jahren 1985-1990 studierte ich als Bürger der Volksrepublik Polen in Dresden und war so ein Beobachter des Systems. Die Erfahrungen meiner Familie als Volksdeutsche mit dem Dritten Reich waren Ausgangspunkt für meinen Vergleich mit dem System in der DDR. Meines Erachtens war das in der DDR herrschende System in konzeptioneller Hinsicht eine Fortsetzung des Dritten Reiches (vgl. Jugendorganisationen wie HJ / FDJ, organisierte Ferienaufenthalte, ein auf eine dominierende Parteiausgerichtetes System: NSDAP / SED, Terrorapparat: Gestapo / Stasi, politische Gefängnisse, fortwährend andauernde Indoktrinierung durch die Ideologie; ein Auto für alle: „Volkswagen“ / Trabant). Lediglich die Ideologie des Nationalen Sozialismus wurde durch die kommunistische marxistisch-leninistische Ideologie ersetzt. Vielleicht hätte sich das Reiche Reich, hätte es länger gewährt, so entwickelt, wie wir die DDR erlebt haben? Ja, Sie sind in „so etwas wie dem „Dritten Reich“ aufgewachsen“. – Dr. Jerzy Wachowiak


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Die Erfahrungen, die ich durch meine Arbeit als Psychotherapeut mit den sog. „Brüdern und Schwestern“ der ehemaligen DDR gemacht habe, bestätigen Thomas Oberender. Das „Begrüßungsgeld“ war das Ticket an der Kasse zum westlichen „Vergnügungspark“ mit der Auflage, den Entwertungsschein der eigenen Lebensgeschichte zu unterschreiben. The winner takes it all! – Wilfried Vendel


Leserbrief zu „Alles hört auf Andrea“ von Peter Dausend

Und Andrea ist links (?) und die Linke der SPD ist traumatisiert wegen der Agenda 2010 (so auch Herr Norbert Bolz in der Phönixrunde). Sie hält die Agenda – Politik für falsch bzw nicht sozialdemokratisch – genau wie die LINKE, also die Partei, die sich wegen der Agenda gebildet hat. Die Agenda spaltet aber auch, weil eine Menge SPDler sie für richtig halten (Seeheimer Kreis , Dohnani usw) genau wie die CDU und die FDP. Also ist die einzige Wahrheit die die Verhältnisse über die SPD sagen, dass sie obsolet ist ( Die Linken zur LINKEN und der Rest verteilt sich auf CDU, von Frau Merkel solialdemokratisiert, und FDP).

Herr Dohnani hat übrigens bei Frau Maischberger gesagt, dass die Globalisierung das wichtigste Thema überhaupt ist und wenn ich es richtrig verstanden habe, dass er deswegen CDU gewählt hat (?). Damit verweist er auf die Agenda, denn sie wurde geschaffen um global wettbewerbsfähig zu sein; und weiter: dass die nicht diskutiert wurde (weder die Globalisierung noch die Agenda). – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Wieso kommen die Überlegungen, was nun „mit dem Osten los ist“ erst jetzt? Der Artikel z.B., hätte vor ca. 1 Jahr zum 3. Oktober sehr passend stattfinden müssen und sollen – es hätte eine Diskussion angeregt. Jetzt, nach dieser Wahl, mit d e n Erkenntnissen heraus zu rücken ist fast fatal. Die anderen Betrachtungen sind natürlich erst NACH einem Ereignis möglich – das weiß ich auch, dennoch: Diskussionen sind nun mal vorher nötig anzustoßen, Da ist auf breiter Medien-Front nix passiert außer Gejammer über die AfD und Meldungen über jeden Pub der dort gelassen wird/wurde. Ich bin auch traurig über das Ergebnis, aber ich hatte es noch schlimmer erwartet. Jetzt muß ich wieder vier Jahre, wahrscheinlich extraordinär-turbulente, ver-warten. – Susanne Hüttner


Leserbrief zu „Dieser Mann hatte einen Plan für Europa. Dann kam Christian Lindner“ von Georg Blume et al.

Die Sache mit Lindner-Bambi – tja, der hätte eben auch gerne in „so jungen Jahren“ eine solche Position wie Macron. Da ist auch Neid im Spiel, das sollte man nicht unterschätzen, es geht im Leben (auch u. gerade im politischen) eben immer auch um Emotionen u. Gefühle, auch wenn sie „immer cool“ weg gesteckt werden, wer mit wem „kann“ und wer nicht. Da haben wir ja alle schon einige unzeitgemäße Entscheidungen erlebt, NUR weil Mann sich nicht mag. (Später sitzen dann alle „Ehemaligen“ bei Markus Lanz und schwafeln darüber was das „alles mit Ihnen gemacht hat“.) Nunja. – Susanne Hüttner


Leserbrief zu „Ich war noch niemals in … Budapest“ von Agnes Fazekas

Ja, in Budapest gibt es viel zu entdecken und in dem Artikel von Agnes Fazekas geht es hauptsächlich um die „subversive Fröhlichkeit“ – aber dann doch nicht nur. Die Autorin erwähnt auch den jüdischen Anteil am Budapester Leben. Und hier habe ich einen Hinweis auf das vermisst, das ich in Budapest entdeckt habe: nämlich das Denkmal für Raoul Wallenberg, den schwedischen Diplomaten, dem es 1944 gelang mehrere tausend Juden zu retten und dann unter bisher ungeklärten Umständen in sowjetischer Haft zugrunde gerichtet wurde. Das Denkmal, von Varga Imre 1987 gestaltet, steht im 2. Bezirk, ist beeindruckend in seiner Form und sollte auf jeden Fall bei einem Budapest-Besuch angeschaut werden. Schade, dass es in dem Artikel nicht erwähnt wurde!! – Ilse Onnasch


Leserbrief zu „Hebamme per Skype” von Silke Weber

Die Geburt eines Kindes gehört in Frauenhände. Der Kampf durch den Geburtskanal bis zum Erblicken des Licht des Lebens ist ein anstrengender, natürlicher und wunderbarer Prozess. Und dass dies liebevoll, vertrauensvoll und fachgerecht geschehen kann, braucht es die Hebammen. Die verantwortungsvolle, kompetente Arbeit von Hebammen, die ein Kind zusammen mit der Mutter auf dem Weg in das Leben begleiten, ist etwas sehr Wertvolles. Eine Regierung in Bund, Land und Stadt müsste eigentlich wissen und auch Verantwortung dafür tragen, dass Kinder das Wichtigste sind, was wir haben. Und sie sollte dafür Sorge tragen, dass unsere Kinder in ein menschenwürdiges Leben hineinwachsen dürfen. Und dazu gehört auch der Beruf „Hebamme“, und dieser Beruf muss ordentlich bezahlt werden, und den Frauen die Bedingungen für ihre Arbeit so verbindlich wie möglich gemacht werden.

Das muss eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn ich bedenke, wie viele sehr gut bezahlte Berufe es gibt, wo es um Vernichtung und Zerstörung in unserer Welt geht, um Vernichtung von Menschenleben, um Vernichtung von Kinderleben z.B. in Afrika, um Zerstörung der Umwelt, um Vernichtung von Werten in unserem Leben, um Zerstörung von Menschenwürde – und mit all dem wird eine dicke Kohle verdient. Und dazu brauchen unsere Machtstrukturen Menschen, die funktionieren, die müssen sich für dumm verkaufen lassen, sie müssen glauben, dass man es gut mit ihnen meint, und dann müssen sie auch den Mund halten. Und in einer solchen Welt will mann sich nicht nur die Hebammen sparen. Der Beruf „Mutter“ und die Arbeiten darum herum, sind die wertvollsten Berufe in unserer Gesellschaft, und sie werden um so wertvoller, je skrupelloser und menschenverachtender unsere Gesellschaft sich aufspielt. – Heidi Malzacher


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Bravo! Endlich hat es mal jemand in einer weitverbreiteten Zeitung thematisiert, für uns alle nachzulesen: Dass einer der Hauptgründe für den besorgniserregenden Ausgang der Bundestagswahl 2017 der war, dass sich die westdeutsche Politik die Revolution der DDR-Bewohner als Verdienstmedaille ans eigene Revers geheftet hat. Und dass seitdem der Schock des politischen Systemwechsels nur noch als Randnotiz vorkommt, der Lächerlichmachung in TV-Kabarettshows preisgegeben, und ostdeutsche Lebensgeschichte und -geschichten nicht als Bereicherung gesehen werden, sondern als Belastung. Ich weiß, wovon ich spreche: Meine Partnerin stammt aus der ehemaligen DDR und lebt seit ihrem Umzug nach Westdeutschland in einer Art ständigem Weder-Noch, ist stolz darauf, wenn man ihr ihre Herkunft nicht anhört und enttäuscht, dass uns hier im Westen das abhanden gekommen ist, was für sie – abseits des fürchterlichen systemimmanenten Irrsinns – das Leben in ihrer Heimat ausgemacht hat: Menschlicher, direkter, ungeschminkter Umgang miteinander. – Jörg Walesch


Leserbrief zu „Fahrplan für eine Seereise“ von Daniel Cohn-Bendit und Claus Leggewie

Frage an Herrn Cohn-Bendit: Koennen Sie nicht Ihren Freund Verhofstadt animieren, auf seine deutschen liberalen Parteifreunde einzuwirken, dass die sich nicht gegen Macron und gegen Europa stellen? Sonst fuerchte ich, dass wir bei der naechsten Praesidentschaftswahl in Frankreich doch Marine Le Pen bekommen. – Hermann Weigmann


Leserbrief zu „Dieser Mann hatte einen Plan für Europa. Dann kam Christian Lindner“ von Georg Blume et al.

Im Bauerntheater ist „Der reiche Onkel aus Amerika“ eine feste Größe. Die immer wieder gleiche Handlung lebt davon, dass der Protagonist sich beim näherem Kennenlernen als arm entpuppt. In Europa ist das nicht viel anders. Man hat den deutschen Steuerzahler und Sparer als „reichen Onkel der Alten Welt“ für sich entdeckt. Doch wie sieht es in Wirklichkeit aus? Da lohnt ein Blick auf die wirtschaftliche Situation unserer direkten Nachbarn: In Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, der Schweiz und Österreich wird pro Arbeitsstunde mehr bezahlt als bei uns. Nur in unseren beiden vom Sozialismus geschädigten östlichen Nachbarländern liegen die Stundenlöhne niedriger. Ganz ähnlich wie bei den Stundenlöhnen sieht es bei den Privatvermögen aus. Selbst in den „Krisenstaaten“ sind die Vermögen erstaunlich hoch. Auch wenn wir keinen Grund zur Klage haben: die wirtschaftliche Stellung Deutschlands in Europa resultiert eher auf der Größe des Landes, als auf seinem Reichtum.

Besonders interessant ist der Blick zu unseren französischen Nachbarn: Die Stundenlöhne in Frankreich liegen höher als bei uns, auch die Privatvermögen sind größer. So konnte Hollande seinen Landsleuten versprechen, dass er die Rente mit 60 einführen wird, Macron, etwas weniger großzügig, spricht sich für die Rente mit 62 aus. Mit einer Wochenarbeitszeit von mehr als 35 Stunden tun sich einflussreiche Kreise des Landes schwer. Selbstverständlich steht es jeder Nation in Europa frei, derartige Fragen nach eigenem Ermessen zu regeln. Wer aber Solidarität innerhalb Europas einfordern möchte, tut gut daran, die primären Wohlstandsindikatoren – Vermögen und kurze Arbeitszeiten – in den Vordergrund seiner Betrachtung zu rücken. Jahreseinkommen und Lebenseinkommen sind nur sekundäre Wohlstandsindikatoren und als Bemessungsgrundlage für Umverteilungsprozesse höchst ungeeignet.

Um es mit Martin Schulz zu sagen: Was sich die „hart arbeitenden Menschen“ nach dem 62. Lebensjahr und durch Mehrarbeit über die Woche erarbeitet haben, steht ihnen persönlich zu. Es ist nicht der „Knochenleim“, mit dem man Europa zusammenkleistern kann. – Claus-Werner Brill


Leserbrief zu „Ohne roten Faden” von Marc Brost et al.

Wenn die konservativen Wähler aus Protest gegen die CDU die AFD gewählt haben, weil Ihnen konservative Politik fehlte, was immer sie sich darunter in der globalisierten Wirtschaftswelt darunter vorstellen, wird diesen Jamaika nie Konservativ genug sein. Die Wähler werden so nicht von der AFD zurück geholt. Müsste es nicht R2G2 geben, um diesen Wählern zu sagen: „Wählt Ihr eine rassistische Partei bekommt Ihr linke Politik. Wollt ihr mehr konservatives müsst ihr nicht rassistische Parteien wählen, z.B. CDU/CSU“? – Gunnar Bewig


Leserbrief zu „Knausgård für die Jüngsten“ von Nina Pauer

Sie haben ja vollkommen recht: Conni-Machwerke sind langweilig, konformistisch, intellektuell von vorgestern. Aber wie begründen Sie das pauschale Urteil der Überschrift, „moderne Kinderliteratur (sei)so öde wie der Alltag“? Was für ein Unsinn. Kennen Sie nicht die großartigen, spannenden, anregenden Bücher von Rotraut Susanne Berner (Karlchen), Andreas H. Schmachtl (Tilda Apfelkern, Juli Löwenzahn) oder Tanya Stewner (Liliane Susewind)? Um nur einige Autor*innen und Titel aus der gegenwärtigen Kinderliteratur zu nennen, die keineswegs ein Nischendasein fristen, sondern ihre begeisterten Leser*innen finden.Vorausgesetzt, Sie sind selbst auf diese Alternativen neugierig – wäre es danicht sinnvoller, den eigenen Kindern und dem ZEIT-Publikum die Lust an solchen Büchern zu vermitteln, als ewig über Conni zu lamentieren? Seit ein paar Jahren haben meine Frau und ich die Freude, diese literarischen Wunderwerke mit meinen Töchtern (4 und 6) täglich zu erkunden. Seit wir Juli Löwenzahn und Liliane Suwewind kennengelernt haben, war von Conni nie wieder die Rede. Lesen Sie das mal mit Ihren Kleinen: Der Alltag wird dann ganz bestimmt auch nicht öde. Ganz abgesehen davon, dass auch Pippi Langstrumpf und all die anderen „Kindheitshelden der Eltern“ natürlich „moderne Kinderliteratur“ sind. – David Wachter


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Dankeschön für Ihren Artikel über die städtischen Grünflächen. Ich stimme Ihnen vollkommen zu, die öden grünen Rasenflächen aus den Innenstädten neben die Autobahnen zu verbannen. Genauso die undefinierten öffentlichen Grünflächen mit Bank, Abfalleimer und vor sich hinvegetierendem Strauch. Als die Fläche mit Bank einst angelegt wurde, hatte der Planer sicher ein Bild vor Augen, wie diese Situation sich im Lauf der Jahre entwickeln sollte. Der einzelne Blütenstrauch und die um ihn herum gepflanzten Blütenstauden hätten sich in ihrer Pracht entfalten sollen. Ihre Blüten und Früchte hätten die Schmetterlinge, Bienen und Vögel anlocken sollen, um dem auf der Bank sitzenden Bürger die Vielfalt der Stadtnatur bewusst zu machen. Ihn vielleicht zu einem netten Plausch mit seinem Nachbarn verleiten sollen. Leider kam es nicht dazu, da sich niemand um die Vollendung der gewünschten Situation gekümmert hat. Der Strauch wurde sich selbst überlassen, vertrocknete zur Hälfte und wurde von der Acker-Winde als Rankgerüst genutzt.

Die Blütenstauden wurden vom Rasen verdrängt und der wurde zum Lieblingsplatz der anwohnenden Hunde. Zum ersten hinter die Bank geworfenen Kaffeebecher gesellte sich schnell die leere Zigarettenschachtel und das Bild entspricht nun dem, das wir aus vielen Städten kennen. Irgendwann kam der städtische Grünflächentrupp und verwies mit Maschinengewalt die Acker-Winde in ihre Schranken, verlieh dem Blütenstrauch einen kantigen Heckenschnitt und dem Rasen eine Pflegemahd. Wie sollten es die Bauhofgärtner auch besser wissen. Der Planer hatte ihnen nie gesagt, wie die Fläche denn zukünftig aussehen soll. Vielleicht wollten sie es auch nicht wissen. Die Lösung dieser Situation könnte vieles ändern. Herr Erenz, ich verstehe Ihren Frust über die grüne Wüste, aber die Lösung dazu darf nicht sein, alle verbliebenen Grünflächen in den Städten abzuschaffen. Wir befinden uns mitten im Klimawandel und dem größten Artensterben, das die Erde jemals erlebt hat. Das sommerliche Stadtklima wird für die Bürger immer anstrengender, die Hitzetage häufen sich, genauso wie die schlaflosen, schweißgebadeten Nächte. Die bedrohten Tierarten finden außerhalb der Städte aufgrund der perfekt organisierten Landwirtschaft, die kein Kräutlein stehen lassen will, immer weniger Lebensraum. Bekanntermaßen kann das Stadtgrün dabei helfen, den Klimawandel in den Städten erträglicher zu machen.

Stadtbäume sind die grünen Klimaanlagen der Stadt und der Raum um den Baum herum kann vom eingeweihten Stadtgärtner zum Eldorado der Biodiversität gestaltet werden. Große gesunde Bäume beschatten den Straßenbelag und die Häuserfassaden. Der Baum bewahrt den Stein davor sich aufzuheizen und Wärme zu speichern, die ansonsten in der Nacht in unsere Schlafzimmer wandert. Auch schwächt der Baum den Sturm, der gern an unseren Dachziegeln nagt und vieles mehr bringt er dem Stadtbürger, wenn er gesund wachsen darf. Der Bürger möchte auf einer Bank unter einem prächtigen Stadtbaum sitzen, der ihm Schatten spendet und durch seine Verdunstungskälte Kühlung verschafft. Um den Baum herum gedeihen vielfarbige nektarreiche Blütenstauden, auf denen sich die Insekten und Bienen tummeln und die Natur erlebbar macht. Der Stadtbürger verteidigt nicht die verwahrloste grüne Leere, sondern sehnt sich nach ästhetischem, ökologisch wertvollem Stadtgrün, in dem er sich aufhalten mag. Ihr dreistufiger Hauseingang gehört in die Stadt, aber das kleine bunte Staudenbeet neben der Treppe macht das Bild erst harmonisch. Das möchte der Bürger verteidigen, denn in einer solchen idyllischen Stadt möchte er leben. – Mario Dietrich


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Das Piraten-Titelbild ist das gelungenste Titelbild der ZEIT seit Jahren! Die Jungs unter Käpten Angelo sind lebensecht getroffen und das dramatische Szenario könnte direkt aus Hollywood sein. Großes Kompliment an den Grafiker/Designer. Angesichts dieses Motivs möchte man am liebsten gleich ins Kino, sich einen Piratenfilm reinziehen. Aber wir werden demnächst wohl genug Reality-Kinohaben. – Peter Eich


Leserbrief zu “Mit Stundenplan und Spucktuch“ von Friederike Lübke

Bitte hört auf, mit solchen Artikeln wie diesen die Mär „Ist Frau nur gut organisiert, dann schafft sie auch Kind und Karriere“ weiter zu füttern. Dies ist nämlich blanker Hohn und hat nichts mit „Organisation“ zu tun. Die Haushaltsabläufe u.ä. kann ich zeitsparend optimieren, aber ein Kind braucht langfristige und fürsorgliche Betreuung und die lässt sich nicht einfach mal schnell organisieren. Entweder übernimmt diese Betreuung während der Lernzeit der andere Elternteil (und bringt das Baby idealerweise sogar 4-5 Mal zum Stillen wie hier im Artikel) oder die Großeltern oder die Kita oder der Babysitter übernehmen das. Und hier liegt nämlich der Knackpunkt: Den Elternteil oder die Großeltern, die die Kinderbetreuung übernehmen wollen und können, kann ich nicht organisieren, die muss ich glücklicherweise HABEN und den Babysitter muss ich bezahlen KÖNNEN. Was es hier zu ORGANISIEREN gäbe, und zwar von unserer Regierung (!), wären Kita-Plätze sowie eine familienfreundliche Gesellschafts- und Firmenpolitik, die es ermöglicht, dass sich beide Elternteile gleichwertig an der Kinderbetreuung und -erziehung beteiligen können, ohne dass sie auf Hartz IV-Niveau absinken oder Burn Out bekommen. Nur so können Kind und Karriere /Studium „organisiert“ werden. – Susanne Lindenau


Leserbrief zu „Was heißt hier Gelb?“ von Uwe Jean Heuser

Warum habe ich das Gefühl, daß sich liberale Politik nur für Wohlhabende lohnt? Wenn ich mir das Ergebnis der FDP im Wahlkreis 167 (da wohnen anscheinend viele Wohlhabende) anschaue, z.B. Königstein/Kronberg FDP 25,7% (SPD 12,5%), dann frage ich mich, für wen macht die FDP Politik? Da gibt es den Anspruch der FDP zu besserer Bildungspolitik (durch verstärkte Digitalisierung), aber ich höre nichts darüber, daß die FDP die gläserne Decke für sozial Schwache in der Bildung einreißen will. Wäre das nicht „liberal“, wenn alle die gleiche Chance bekommen und dadurch eigenverantwortlich das Beste aus ihrem Leben machen könnten? Aber warum geht es dann nur um Digitalisierung und nicht um gleiche Bildungschancen? Ich warte nur auf einen Skandal – vergleichbar zur „Hotelsteuer“ – in den nächsten 4 Jahren… – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Ist das noch Kunst oder schon AfD?“ von Moritz von Uslar

Danke für die aussagekräftige Beurteilung es bescheidenen Buches von Oskar Roehler. Als Leser kann ich nur folgendes feststellen. Warum sollte ich mir diese Geschmacklosigkeiten, die auch noch unter „Literatur“ eingestuft werden, überhaupt zumuten. Der Titel des Buches ist wohl auf den sexistischen Mainstream ausgerichtet wie schon so viele zuvor. Danke für die Aufklärung und damit ist auch gut. Der Autor Oskar Roehler kann sich ja jetzt die „Kaputtheit mit „Hummerfressen“ ausgleichen. Sind doch bezaubernde Bilder vom Künstler. – Gerd Hummert


Leserbrief zu „Gefühlte Wirklichkeit” von Martin Schröder

Macht mir doch bitte das Zeitlesen nicht so schwer. Da beschreibt Casper Shaller das schwere Leben der Absolventen und zwei Ausgabe später geht es doch den Meisten erstaunlich blendend. Nun gibt es sicherlich unterschiedliche Bewertungen, aber in dieser krassen Form lässt mich das sehr unbefriedigt zurück. Mir wäre manchmal lieber, die Zeit würde selbst recherchieren und eine sachgerechte Schilderung bieten. Die von Shaller war es offenbar nicht. – Hans Ulrich Hoppe


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Der Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Mein großer Dank und meine Hochachtung ihm und der Zeit, die diesen Artikel gedruckt hat. Erstmals lese ich den Begriff des innerdeutschen Kolonialismus. Wie mutig, diese Wahrheit auszusprechen. Treffend auch das Bild: Betreuung und Bildung der kleinen Kinder, heute nur ein simpler Flickenteppich und die Asbestgebäude Westberlins stehen noch immer fest auf ihren Fundamenten. Es ermutigt mich auch, auf meine selbstverlegte Autobiographie hinzuweisen, in der ich authentisch und plastisch die Berliner Geschichte aus meiner persönlichen Sicht erzähle, seit den Kriegswirren bis in die jüngste Vergangenheit.  „Ja. Aber… Eine Berliner Ärztin erzählt “ (Auch als E-Book). Das Buch ergänzt die Sicht auf die Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können. – Dr. Annebärbel Jungbluth


Leserbrief zur Graphik „Schläue beflügelt“ von Jelka Lerche und Miray Caliskan

Schön, dass Sie den zwar mitunter als dreist beschriebenen („Hans Huckebein“), aber, wie auch ich finde, durchaus liebenswerten Raben und Krähen eine informative Grafikseite widmen. Dass diese „gemeinsam die Familie der Rabenvögel Europas bilden“ ist jedoch eine erstaunliche Fehlinformation. Wozu gehören dann wohl die hierzulande verbreitet anzutreffenden Elstern und Eichelhäher? Da muss dann der irritierte Leser wohl selbst die Hausaufgaben der Redaktion machen und recherchieren, dass Raben und Krähen lediglich eine GATTUNG (Corvus) einer GRUPPE (Raben, Krähen, Eichelhäher und Nussknacker) der FAMILIE der Rabenvögel (Corvidae, mit 120 lebenden Arten in 25 Gattungen) darstellen. Zur selben GRUPPE gehört die nah verwandte GATTUNG Garrulus, zu der u. a. die Arten Elstern und Eichelhäher zählen. So kann man bei aller Schläue und Liebenswürdigkeit leicht einen besten Ruf verlieren. – Hans-Jürgen Tlusty


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

In der aktuellen Ausgabe der Zeit finden sich gleich mehrere Artikel, die sich mit dem Wahlerfolg der AfD befassen, und die sich um einen nachsichtig wohlwollenden Blick auf den Anteil, den die Wähler/innen in der ehemaligen DDR daran hatten, bemühen. Mich verstören alle diese Artikel ein wenig, und so möchte ich auf einen davon antworten, bzw. die eine oder andere Gegenfrage stellen. Herr Oberender vertritt einen ausgesprochen persönlichen und dabei auch vorwurfsvollen Standpunkt bezüglich dieser Thematik. Er macht allein den Westen verantwortlich. In der Summe erklärt er die Wiedervereinigung zu einem Anschluss („…, wurde aus dem Aufbruch ein Anschluss.“). Abgesehen davon, dass der Begriff ‚Anschluss‘ historisch schon belegt ist und damit hervorragend ins Schema mancher Rechter ‚Angriff ist die beste Verteidigung‘ passt, habe ich das damals deutlich anders erlebt. Ich war mit einer Vielzahl ‚deutscher‘ Staaten aufgewachsen. Neben der DDR und der BRD gab – und gibt – es ja auch noch Österreich, Luxemburg, Liechtenstein. Dem Adjektiv ‚deutsch‘ hatte ich konsequenterweise auch keine große Bedeutung beigemessen. Doch ich habe mich riesig über den Aufbruch in Ost- und Mitteleuropa gefreut, mich für die Menschen dort und die Möglichkeiten, die sich daraus für sie ergeben.

Einer Wiedervereinigung von etwas, das ich nur ‚unvereinigt‘ kannte, stand ich dennoch zumindest ambivalent gegenüber. Meine Begeisterung gar für irgendwelche ‚Anschlüsse‘ hielt sich demzufolge durchaus in Grenzen. Aber wenn ich mich erinnere, dann waren da Plakate ‚Wenn die D-Mark nicht zu uns kommt, dann kommen wir zur D-Mark!‘, da war eine Volkskammerwahl, bei der diejenigen gewannen, die nichts sehnlicher wünschten als eben diese Volkskammer im Zuge einer Wiedervereinigung aufzulösen. Der Westen Deutschlands hatte übrigens im fraglichen Zeitraum keine Wahl. Da war eine Kohl-Genscher-Regierung, die – zu meiner großen Erleichterung – ihren Zenit überschritten zu haben schien, die dann aber in den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen im Osten einen Wahnsinnserfolg einfahren konnte und im Westen reanimiert wurde.

Ich habe mich damals der Mehrheit und in mein Schicksal gefügt, habe – nicht immer gern, aber doch in der Überzeugung etwas Vernünftiges zu tun – meinen ‚Soli‘ bezahlt. Und heute nun darf ich zusehen, wie dieses Land, das ja auch mein Land ist, von einer Minderheit in eine Richtung gedrängt wird, in die ich nicht will, weil, so wird mir erklärt, ich die Menschen im Osten nicht doll genug lieb gehabt habe. „Warum bekommen die [Flüchtlinge] Geld und Wohnungen und wir nicht?“? Zwei Billionen Euro (i.e. 2.000 Mrd. €!) sind nicht nichts, Herr Oberender! Nein, ich verlange keine Dankbarkeit. Hilfe für die, die sie benötigen, sollte selbstverständlich sein. Aber ich verlange eben das, dass Hilfe für die, die sie benötigen selbstverständlich ist, gerade auch von Menschen, die selbst Hilfe erhalten haben.

„Mit dem Verschwinden der Grenze bezog sich das wiedervereinigte Deutschland plötzlich auf Europa.“? Plötzlich?`Die Montanunion bestand seit 1952, die EWG seit 1957! „Deutschland hat sich Europa geschenkt“? Kaum ein Staat profitierte und profitiert so von der EU (und vom Euro!) wie Deutschland und damit eben auch die ehemalige DDR – die fünf ’neuen‘ Bundesländer erhalten nach wie vor Mittel aus der EU-Regionalförderung. Für mich als (zugegeben blöden, egoistischen) Wessi war die Entwicklung zur Europäischen Union (incl. Währungsunion) damals nur folgerichtig und überfällig. Geradeso wie mir heute Macrons Überlegungen zu Europa zwingend und – ja! – alternativlos erscheinen. Und was wäre denn da die Alternative gewesen? Ein sich in Selbstmitleid suhlendes, chauvinistisches Großdeutschland – ungefähr so, wie es die AfD heute fordert? Selbst wenn man außer Acht lässt, dass so ein Deutschland in der Mitte Europas eine veritable Bedrohung für alle seine Nachbarn wäre, denke oder besser: hoffe ich, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung das nicht wollen würde. Würde ich heute gezwungen zwischen deutscher Staatsbürgerschaft und europäischer Unionsbürgerschaft zu wählen – ich müsste nicht einmal überlegen. Es stimmt schon, „heute sagt niemand mehr: Wir sind ein Volk.“ (Von jüngstem exzessiven Gebrauch des Wortes ‚Volk‘ einmal abgesehen.)

Könnte das eventuell daran liegen, dass diese Floskel historisch vor allem von kriegsbenebelten Kaisern und total benebelten Führern gebraucht wurde? Könnte es vielleicht sogar sein, dass wir gar nicht ein Volk sind, sondern eine bunte Ansammlung von Menschen und Gruppen von Menschen mit unterschiedlichen Interessen, unterschiedlichen Biografien, unterschiedlichen Identitäten, unterschiedlichen Zielen? Wir sprechen ja nicht einmal alle dieselbe Sprache! Neben (Hoch-) Deutsch wird in Deutschland Platt (-deutsch), Sorbisch, Friesisch, Romanes, Dänisch/Südjütisch, Niederrheinisch-Limburgisch gesprochen. In Schleswig-Holstein ist Deutsch als Umgangssprache nicht wesentlich älter als Gelaterien und Döner-Buden. Sie mögen mir verzeihen, Herr Oberender, dass ich in der Vielfalt, in der Multikultur den Charme unseres Landes sehe, nicht in einer deutsch-tümelnden Uniformität, und dass ich mich insofern mit Händen und Füßen dagegen wehren werde, irgendwohin ‚zurückgeholt‘ zu werden, wo ich nie war, wo ich nicht sein möchte und wohin ich niemals wollte. Sie haben recht, dass Integration wichtig ist, und vor allem auch, dass Integration bedeutet aus Verschiedenem eine neue Form von Einheit zu schaffen. Und ja, ein unterstützendes Kinderbetreuungssystem, wie in der DDR, ist überfällig.

Aber schon bei der Vorstellung eines ‚Haushaltstages für Frauen‘ stellten sich mir die Nackenhaare auf. Gerade hinsichtlich dieser Betreuung sind wir aber auch, so will es mir scheinen, auf dem Weg. Leider nun dauern manche Dinge in ‚diesem, unserem Lande‘ einfach etwas länger. Seit mit dem SSW erstmalig eine demokratische Partei vor der Atomenergie warnte, sind über 50 Jahre ins Land gegangen und wir haben den Ausstieg immer noch nicht abgeschlossen. Klar, auch mir fehlt es ab und an an der Geduld – z.B. wenn wir uns, wie jetzt, anschicken, die Erde im Rahmen einer Klimakatastrophe zu zerstören. Aber, dass die AfD „ihre Stimmen überwiegend jenen verdankt, die nicht das Programm der AfD unterstützen, sondern der Rache an den ‚Etablierten‘ Ausdruck verleihen“ wollten, akzeptiere ich so nicht. Wer eine Partei wählt, nimmt deren Inhalte zumindest billigend in Kauf! Und: Hätte eine ‚Protestpartei‘, die die Abschaffung aller Autos fordert, dieselben Chancen auf 25% gehabt, wie eine Partei, die ihre Bereitschaft geäußert, auf Kinder zu schießen? Warum also wählt jemand, der sich an den ‚Etablierten‘ rächen will, ausgerechnet eine Partei, die auf die Schwächsten in der Gesellschaft einprügeln will?

Ich sehe darin einen Rückzug in eine Opferhaltung: >Weil ich doch ein armes Opfer bin, bin ich nicht verantwortlich für mein Tun.< Sie sprechen in dem Zusammenhang von „Dekolonialisierung“. Wenden wir doch mal gemeinsam den Blick von Ost nach Nord: So wie Mecklenburg-Vorpommern vom Wirtschaftswunderland Obersachsen abgehängt wurde, so sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen die ‚Left-Behinds‘ im Vergleich zu Bayern*. Als Altenpfleger verdiene ich in Schleswig-Holstein weniger als in irgendeinem anderen Bundesland (die NeBuLä) eingeschlossen. Die Bahn verbuddelt zur Zeit Milliarden in Stuttgart, ziert sich aber en même temps außerordentlich bezüglich einer besseren Anbindung Skandinaviens. Sogar im Wetterbericht wird Norddeutschland diskriminiert. Richtig gutes Wetter ist nur, wenn im Süden und in der Mitte die Sonne scheint, derweil es im Norden friert, stürmt und schüttet. Die meisten der oben genannten autochthonen Minderheitensprachen werden in Norddeutschland gesprochen und fast alle davon sind in ihrer Existenz bedroht.

Wenn nun aber die Regierung Mecklenburg-Vorpommerns ‚Niederdeutsch‘ zu einem ordentlichen Schulfach machen will, dann wird das als ‚Plattinum‘ lächerlich gemacht. Und das geht nicht nur den ‚Nord-Ossis‘ so, die Küstenkoalition in Schleswig-Holstein hatte mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen. Sollten nun vielleicht wir nach Dekolonialisierung rufen, sollten wir bockig werden und eine Protestpartei wählen, die dann vielleicht zur Abwechslung das Erschießen aller Hunde fordert? *So wie Sachsen die Ost-Hochburg der AfD ist, ist dies Bayern im Westen. Umgekehrt steht Schleswig-Holstein dieser Partei im Westen am ablehnensten gegenüber, so wie Mecklenburg-Vorpommern im Osten. Bei Betrachtung dieses Nord-Süd-Gegensatzes stellt sich mir die Frage, ob es nicht – statt des angenommenen Sozialneids – vielmehr asozialer Geiz war, der die Wahlentscheidung für die AfD beeinflusst hat. >Gib mir alles, was du hast, aber wage es ja nicht von mir zu verlangen etwas abzugeben! – Hermann Thomsen


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Eingangs meines Leserbriefes möchte ich würdigen, dass Sie sich eines stadtplanerisch zentralen und brandaktuellen Themas unserer Zeit annehmen: Den Zielkonflikten in der urbanen Flächennutzung. Über die Form und die Schlussfolgerungen lässt sich wie bei jedem Thema trefflich streiten, daher möchte ich auf Ihr Statement reagieren. Zugebenermaßen ist mir gerade fast mein Abendessen im Halse stecken geblieben, als ich Ihren Artikel las. Mein letzter Rettungsanker bei meiner Verwunderung, ob dies wirklich Ihr Ernst sein kann, war die Vermutung, dass es sich hier um eine gezielte Provokation handeln könnte. Nun ich springe darauf an, da sich nicht alle meine Zweifel über die Motive Ihrer Argumentation ausräumen lassen. Die Daseinsberechtigung von Grünflächen an Ihr ästhetisches Empfinden zu koppeln, empfinde ich als äußerst wagemutig. Wie begründen Sie Ihre These? Sollen dann auch alle Häuser abgerissen werden, die Sie als hässlich ansehen? Welche Kriterien ziehen Sie für Ihre Wertung heran? Wo ziehen Sie die Grenze?

Selbstverständlich sind in der Stadtplanung der vergangenen Dekaden auch Fehlentscheidungen getroffen worden, deren gebaute Folgen wir jeden Tag er-leben. Viele Grün- und Freiflächen werden den funktionalen und gestalterischen Anforderungen nicht gerecht, was auch an der schlechten Finanzausstattung der kommunalen Grünflächenämter liegt (und Entscheidungsträgern, die den Wert von Grünflächen ebenso verkennen wie Sie). Die Stadt- und Landschaftsplanung auf die Zielstellung Ihres kitschigen Schönheitsbegriffs zu reduzieren, finde ich der Komplexität dieser Fragestellung in keiner Weise angemessen. “So einfach geht Stadt” eben nicht! Grünflächen bedienen nicht nur ästhetische Funktionen, sondern tragen wesentlich zu gesunden Lebensverhältnissen in der Stadt bei. Einige Schlagworte in diesem Zusammenhang: Ökosystemdienstleistungen, Klimafolgenanpassung, Gesundheit, Baukultur. Wer einmal im Sommer in Berlins Innenstadt war, kennt den Unterschied zwischen grünen und grauen Flächen nur zu gut. Zahlreiche Gutachten belegen den hohen Stellenwert des urbanen Grüns für den Lebensraum Stadt. Dies zu verkennen, grenzt an Realitätsverlust. Die eigene Polemik dadurch zu verstärken, indem Sie sich auch noch auf Doktoranden*innen als Stellvertreter*innen der Planungswissenschaften lustig machen, werte ich als Armutszeugnis und einer Veröffentlichung in der ZEIT unwürdig.

Vielmehr muss es darum gehen, die von Ihnen (berechtigt) kritisierte Grünflächen-Qualität zu steigern und die Stadtstruktur fit zu machen für die Folgen der globalen Megatrends. Hier sind konstruktive Ideen gefragt, an denen derzeit intensiv geforscht bzw. über welche politisch debattiert wird. Die Bundesinitiative “Grün in der Stadt” wirkt dabei besonders katalysierend. Die kommunalen Planungsämter stehen bei diesem Thema vor großen Herausforderungen, auf die es leider keine so einfachen Antworten gibt, wie Sie es hier versuchen darzustellen. Wenn Sie an einer fachlich fundierten Auseinandersetzung zu diesem Thema interessiert sind, bin ich dazu gern bereit. Denn Ihr Artikel offenbar letztlich, woran es allenthalben krankt: sachgerechte Information, Bewusstsein und Veränderungsbereitschaft zugunsten einer GUTEN Stadtplanung, die klimagerecht, gesund, gestalterisch qualitativ und somit letztlich nachhaltig ist. Im Übrigen habe ich zu diesem Thema vor kurzem eine wissenschaftliche Arbeit verfasst. Titel: Doppelte Innenentwicklung – ein integrierter Planungsansatz zur Stärkung grüner Infrastruktur im urbanen Raum. Ich habe also aufgepasst! – Ute Franke


Leserbrief zu „Einstieg in den Ausstieg“ von Christiane Grefe

Die Lektüre der Zeit genieße ich normalerweise wegen der umfassenden und ausgewogenen Darstellung komplexer Sachverhalte. Umso mehr fällt dieser unsachliche und ideologisch eingefärbte Beitrag von Frau Grefe auf, der ironischerweise in der Rubrik „Wissen“ erschienen ist. Man kann als Leitmedium nicht beklagen, dass Fehlinformationen auf breitere Bevölkerungsschichten an Einfluss gewinnen und dann deren Effekt auf selbige loben. Zunächst einmal sollte die in Frankreich generell zu beobachtende Abkehr von faktenbasierter Risikobewertung und deren Ersatz durch Ideologie keinesfalls ein Vorbild für Europa sein, sondern Anlass zur Sorge bieten. Fest steht, dass das als unabhängige Behörde von denen Grünen gegründete und von der Industrie finanziell unabhängige BfR sachlich und unideologisch auf Basis aller verfügbaren Studien festgestellt hat, dass bei sachgemäßer Verwendung keine Krebsgefahr besteht. Dem Institut vorzuwerfen die Industrie dürfe mitreden weil die Mehrzahl der Studien für die Zulassung (zu recht) von der Industrie bezahlt/durchgeführt werden mussten ist lächerlich, so lange die Studien methodisch sauber und reproduzierbar sind. Bedenklich hingegen ist die Nähe des Bundesumweltministeriums zu Umweltorganisationen, denen häufig eher die schnelle Schlagzeile und Verbreitung der eigenen Ideologie wichtig ist als die Suche nach wirklich nachhaltigen Lösungen.

Die Grünen, deren Ideologie Sie hier zitieren, haben sich von sachlicher Agrarpolitik längst verabschiedet. Der dosierte Einsatz moderner, streng geprüfter und biologisch abbaubarer Spritzmittel ist deutlich nachhaltiger als das Ausbringen von chemisch zufällig natürlich vorkommenden Schwermetallsalzen als Fungiziden (klar, ohne Chemie), die nachweislich die Biodiversität im Boden schädigen. Und das obwohl es bewährte, vollständig abbaubare Alternativen gibt, die jahrelang erlaubt waren. Bei so viel Dogma und Ideologie statt nüchterner Betrachtung von Nachhaltigkeit verschwinden die sinnvollen Ansätze wie z.B. Einhaltung von Fruchtfolgen fast im Hintergrund. Warum sollten, im Falle der von Ihnen in Betracht gezogenen Unbedenklichkeit, nicht ausgeräumte Bedenken von 1.3 Millionen Laien irgendeine Relevanz haben? Deren Meinung wurde durch Parteien und NGO‘s mittels Agitation durch Fake News gebildet (z.B. grüne Studie zu: (Kein) Glyphosat in Muttermilch).

Wer am lautesten schreit hat meist nicht recht. Oder würden Sie auch befürworten das Grundgesetz abzuschaffen, wenn Extremisten in Deutschland 200000 Unterstützer dafür finden und es der Politik und Wissenschaft nicht gelungen ist deren „Zweifel auszuräumen“. Dass Glyphosat Gift für den Artenschutz sei ist eine willkürliche Behauptung. Wie in einem lehrreichen Zeit-Interview mit Hanno Schäfer festgestellt, ist der beste Artenschutz eine möglichst intensive (und Bodenqualität erhaltende) Landwirtschaft auf einer möglichst geringen Fläche. Um Ihre Behauptung umzudrehen: Wenn Glyphosat also eine effiziente Landwirtschaft unterstützt und dafür mehr Fläche brach liegen kann, leistet es einen Beitrag zur Biodiversität, denn eine Toxizität gegenüber Insekten ist meines Wissens bei normaler Anwedung nicht bekannt. Falls man die Aussage nur auf das Feld bezieht, auf dem man Glyphosat anwendet, wäre der Effekt äquivalent zu einer Entfernung des Unkrautes mit der Hacke. – Dr. Immanuel Willerich


Leserbrief zu „Ohne roten Faden” von Marc Brost et al.

Im letzten Absatz wurde das Hauptproblem der Grünen genannt: Die Gefahr, zwischen den Mühlsteinen von CSU und FDP zerrieben zu werden. Aber falls sie geschickt verhandeln, ihre wichtigsten Anliegen nicht verraten und es erreichen, für das Scheitern der Koalitionsverhandlungen den Vorsitzenden der CSU verantwortlich zu machen, wird sie das nicht „kaputt machen“, wie die Autoren eine Befürchtung aus der Partei zitieren. Wenn die Anführer der Grünen eine konstruktive Politik beabsichtigen, sollten sie Frau Merkel vorschlagen, von Fall zu Fall eine Minderheitsregierung zu unterstützen. Was in Dänemark, Norwegen und Schweden schon häufig funktioniert hat, sollte auch in Deutschland möglich sein. – Armin Steinmüller


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Vielen Dank Herrn Oberender für seine „Nachfragen zum Tag der Deutschen Einheit“. Die aufmerksame Lektüre seiner Analyse des Dialogs und des Zusammenlebens zwischen den Deutschen zwischen Rhein und Oder in den vergangenen 27 Jahren möchte ich besonders all Jenen (auch Politikern) empfehlen, die die auch in meinen Augen beschämende hohe Zustimmung für die AfD bei den Bundestagswahlen in den neuen Bundesländern hauptsächlich einer ungerechtfertigten Verlierer- und Jammermentalität der Ostdeutschen zuschreiben.  Eine solche Haltung bedient nur sattsam bekannte Ressentiments und ist in keiner Weise geeignet, einem unserem Land dienenden Zusammenleben aller Deutschen gleich welcher Herkunft gedeihen zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft ein Gefühl des Glücks und das Bereichernde des Zusammenlebens unseres Volkes ohne Mauer den Tag der Deutschen Einheit prägen möge, und das nicht erst nach weiteren 27 Jahren. – Hannelore Steer


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Das ist doch Kokolores! Ich fasse es nicht: „Grünflächen sind Wüste“? – Beton  (mit beschmierten Wänden), das ist  W ü s t e  und beleidigt unsere Augen in der Stadt. Aber Grünflächen? Sie beruhigen, lassen Wasser durch, Kleinviecher finden Unterschlupf, wenn nicht zu stark rasiert wird. Zugegeben, Bäume sind noch besser und „gestaltete“ Flächen wären ein großer Gewinn. Aber vielleicht sind die Grünflächenämter-Fuzzies  nur zu fantasielos?

Aber es gibt Lichtblicke an den Straßenrändern, zumindest in Hannover: die Narzissen und Tulpen im Frühjahr, hier und da Klatschmohn im Sommer, das ist doch ein Anfang! Und: Was halten Sie (und die Zeit-Leser) vom Guerilla-Gardening? Das ist doch die richtige Strategie um der Ödnis von Rasenflächen zu begegnen –  zur Freude der Spaziergänger. – Ilse Kämmer


Leserbrief zu „Blick ins Herz der Finsternis“ von Urs Willmann

Auf Seite 41 ist euch bei der Beschriftung der Grafik ein Fehler unterlaufen. Die mit „Erdkruste“ bezeichnete Zone ist Teil des Erdmantels. Die Erdkruste ist nur der etwas dunkler gezeichnete dünne Strich ganz außen mit tatsächlicher Dicke von 5 bis 70 km. Dabei ist er im Verhältnis noch viel zu dick eingezeichnet. 70 km wären im Verhältnis der Zeichnung nur 0,4 mm, die durchschnittliche Dicke von 35 km wären etwa 0,2 mm. Die Welt, die wir als gewaltige Gebirge und festen Grund und Boden wahrnehmen ist wissenschaftlich betrachtet eine sehr, sehr dünne Eierschale und sollte in einem Artikel über Erdbeben auch so dargestellt werden. – Hannes Eichinger


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Diesem Aufsatz ist nichts hinzuzufügen, denn er trifft den Nagel auf den Kopf. Endlich Offenheit in der Debatte und das richtige Gespür für die echten Fragen. Bravo ! – Wolfgang Schuckmann


Leserbrief zu „Ich ist ein anderer“ von Christoph Drösser

Natürlich sollte der Vergleich eines standardisierten Persönlichkeitsfragebogens – in Ihren Worten: „Psychotest“ – mit anderen, sog. externen Kriterien korrelieren. Leider erwähnen Sie den Test nicht, den der Kollege Kosinski ins Netz gestellt hat: Sie schreiben lediglich, dass es sich um „100 Fragen“ handelt. Unterstellt, dieser Fragebogen ist gemäß wissenschaftlicher Kriterien entwickelt (wie z.B. die Testverfahren des Hogrefe Verlags, Göttingen), da auf der Website der Universität Cambridge veröffentlicht, können Sie von einem seriösen Verfahren ausgehen. Dass andere – hier: BigData – Verfahren zutreffende Vorhersagen zu bestimmten Verhaltensweisen machen, ist ein Beleg für die Wahrheit der großen Zahl, nämlich der Statistik. Ob Sie aber im Vergleich von standardisiertem Test und einem Big-Data-Algorithmus dieselben Eigenschaften vergleichen, konnte ich aus Ihrer Reportage nicht entnehmen.

Die Validität von „Like“-Symbolen auf einer Website (hier: Facebook) bezüglich den von Ihnen zitierten Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen wird von Ihnen nicht aufgezeigt: Die Gültigkeit des Kriteriums „Like“ mit z.B. Offenheit oder Verträglichkeit. Wieso sollte, wie Sie weiter schreiben, „mit jedem „Like“… die Aussage präziser“ werden? Welche Untersuchungen wurden durchgeführt, um die sinnhafte Korrelation der Testfragen mit „Likes“ zu überprüfen? Korrelieren können Sie alles mit allem – solange Sie keine inhaltliche Plausibilität zwischen den korrelierten Kriterien finden, kann das Resultat sinnfrei sein. Eine Korrelation ist lediglich ein statistischer Zusammenhang, oder eine Wahrscheinlichkeitsverteilung – zunächst einmal von Häufigkeiten, oder eben: Zahlen. Keine statistische Zahl kennt die Inhalte, die sie ins Verhältnis setzt. Die kann nur der Wissenschaftler belegen. Dieser Beleg wird leider nicht erkennbar. – Michael Berger


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Nicht alles, was grün ist, ist schön, da stimme ich Ihnen zu. Sie vergessen in Ihrem Engagement für die Vollbebauung aber zwei ganz wichtige Funktionen der ungeliebten Grünflächen: die Geruchs- und Schallisolierung, speziell im Sommer, wenn viele Fenster und Balkontüren offen sind. Nein, ich möchte nicht jeden Streit, jeden Liebesakt, jeden Kinderlärm in der Nachbarschaft akustisch miterleben müssen, nicht jeden Furz, jeden Rülpser, jeden Hustenanfall, nicht jede Klospülung, incl. der Geräusche, die ihr vorausgehen, ich möchte gelegentlich in Ruhe mein eigenes Musikprogramm hören, statt mit einer musik- und TV-basierten Kakophonie von draußen überzogen zu werden; und unbedingt mitriechen zu müssen, was meine Nachbarn sich einverleiben, vom Gestank der von Ihnen romantisierten Pissecke ganz zu schweigen, war auch nie mein Ziel. Dies sollten Sie bei Ihrem radikalen Stadtkonzept vielleicht mitbedenken: Menschen leben friedlicher zusammen, wenn ein bisschen Platz zwischen Ihnen ist. – Dr. Sabrina Hausdörfer


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

Aber endlich wird wieder gestritten… Angela Merkel hat in den vergangenen Jahren bewirkt, dass durch eine Polarisierung in „die Guten“  und „die Bösen“ ein Keil bis in die Familien und Freunde der deutschen Bevölkerung getrieben wurde, der das Land spaltet. Da dies das Ende einer„Streitkulturbedeutet, begrüße ich es sehr, dass mit der ZEIT-Ausgabe N° 40 „Endlich wird wieder gestritten…“ eine Wende zum Positiven, einer differenzierten und streitbaren Sichtweise der Lage, deutlich wird. Denn dann besteht Hoffnung, dass Heraklits Ausspruch im Sinne von „Der Streit ist der Vater aller Dinge“ wieder als Weisheit und nicht als Dummheit der Bösen verstanden wird.  Ich erlaube mir einen Hinweis im Anhang beizufügen. Für die großen Herausforderungen des gesellschaftlichen  Wandels bieten Eckert & Gonzalez (2017) ein Denk- und Strategiemodell an, das der Frage nachgeht: Warum wir in komplexen Systemen – also allen gesellschaftspolitischen – unter großem Aufwand das Gegenteil von dem erreichen, was wir als Ziel definiert haben. – Prof. Dr. Ines Heindl


Leserbrief zu „Über echte und falsche Ansichten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Herr Martenstein berichtet über den merkwürdigen Umgang mit seinen Auffassungen durch die Heinrich-Böll-Stiftung oder das ND und fühlt sich dabei an die DDR erinnert. Zurecht, muss ich sagen. Leider ist das in der heutigen Zeit kein Einzelfall, sondern weit verbreitet. Diesen „Diskussionsstil“ bemerke ich häufig bei den Grünen und den Linken. Aber auch die anderen etablierten Parteien sind nicht frei davon. Schlimmer noch, diese Art der Auseinandersetzung begegnet mir oft in den Medien, es ließen sich weitere Bereiche nennen. Gerade bei Diskussionen zur Flüchtlingskrise (aber nicht nur dort) konnte (und kann) man den DDR-Stil ausgiebig bewundern.

Typisch ist zunächst, das eine Argumentation ersetzt wird durch das Zuordnen der nicht goutierten Meinung zu einem unakzeptablen „Ismus“: Zu DDR-Zeiten war das – neben dem im Artikel erwähnten Trotzkismus – der Revisionismus. An ihre Stelle sind jetzt Rassismus, Sexismus u.s.w. getreten. Beide Diskussionsstrategien verwenden auch gern das Wort Hetze. „Hetze gegen die Sowjetunion“ hatte so manchem DDR-Bürger Gefängnis eingebracht, vor allem in der Anfangszeit. Auf der anderen Seite werden positive Begriffe okkupiert. In der DDR war das z.B. der Frieden, jetzt sind es u.a. Toleranz und Weltoffenheit. Vertrat man damals eine unbotmäßige Auffassung, so wurde man gefragt: „Du bist wohl nicht für den Frieden?“  Heute führen kritischen Äußerungen zu Migrations-Themen schnell zu dem Vorwurf, für Toleranz und Weltoffenheit generell nicht viel übrig zu haben.

Typisch für beide Diskussions-Stile ist auch der Umgang mit Vorkommnissen, die nicht ins Konzept passen, aber nicht mehr verschwiegen werden können: Sie sind grundsätzlich als Einzelfall zu betrachten. Daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen, ist verboten. Dieses Vergehen heißt heute Pauschalisierung, wie man damals sagte, weiß ich nicht mehr. Übrigens ist die Pauschalisierung heute nicht grundsätzlich verboten. So ist sie z.B. bei Ostdeutschen, Lehrern oder Polizisten erlaubt.

Aber zurück zum Thema: Erwähnt werden muss, dass beide Strategien sogar gleiche Redewendungen nutzen. Zum Beispiel, wenn bestimmte Dinge unerwähnt bleiben sollten, wurde zu DDR-Zeiten gesagt: „Das spielt dem Klassenfeind in die Hände“. Heute sagt man das – bei gleichem Verwendungszweck – praktisch genauso. Statt auf den „Klassenfeind“ wird jetzt lediglich auf die „Rechten“ verwiesen. Genug der Beispiele. Wohin ein derartiger Umgang mit Fakten und Meinungen, die man nicht hören möchte, führt, ist am Beispiel der DDR gut zu erkennen: Zum klanglosen Untergang. Und, um im Jargon zu bleiben: Dieser DDR-Diskussionsstil spielt der AfD in die Hände – vor allem im Osten Deutschlands. – Siegfried Vieth


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Der sehr gute Artikel erinnerte mich an ein Buch, welches ich 1995 als Vorbereitung für eine rd. 5 jährige berufliche Tätigkeit in Sachsen-Anhalt mit großem Interesse gelesen habe und nun anlässlich der verschiedenen (leider häufig sehr eindimensionalen) Deutungsversuche für das Wahlergebnis nochmals zur Hand genommen habe. In seinem bereits 1990/1992 veröffentlichen Buch „Der Gefühlsstau“ beschreibt der Hallenser Psychologe Hans-Joachim Maaz ein einfühlsames Bild der Gesellschaft im Osten. Gleichzeitig stellte er schon damals die richtigen Fragen . Ich zitiere: Wo sind die ehrlichen Politiker des Westens, die uns(die Bürger Ostdeutschlands)warnen und informieren

über die Fehlentwicklungen und Nöte ihres eigenen Systems, und die uns nicht mehr nur selbstgefällig ihre“Überlegenheit“anbieten? Wo sind die ernsthaften Überlegungen, was sich auch in der Bundesrepublik verändern müßte, damit ein gemeinsames Deutschland für Europa eine Chance und nicht eine neue Gefahr wird? Zu glauben, daß wir in der der DDR nur so werden müßten , wie der große und reiche Bruder und dann wäre auch für uns alles gut, ist so kurzsichtig wie verlogen.(Zitat ende) Über 20 Jahre nach dem ersten Lesen dieses Buches verneige ich mich nochmals vor Hans-Joachim Maaz, hat er doch bereits damals nicht nur ein Psychogramm der DDR erstellt, sondern vor allem auch die verschiedenen Folgewirkungen aufgezeigt, wenn die vielen (insbesondere auch emotionalen) Probleme und Defizite nicht aufgearbeitet/verarbeitet werden. – Eckhard Bannas


Leserbrief zu „Über echte und falsche Ansichten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre Kolumne hat mich wirklich getroffen. Man weiß das ja alles, aber dass auch seriöse Kreise da mitmachen, hatte ich nicht gedacht. Es ist alles so konkret, lassen Sie sich nicht einschüchtern, ich lese ihre Kolumne sehr gerne, Sie finden immer so interessante Themen, ich kann mich sehr oft anschließen. – Marianne Boberg


Leserbrief zur Graphik „Schläue beflügelt“ von Jelka Lerche und Miray Caliskan

Vielen Dank für die bisherigen Folgen der ZEIT Infografik. Für mich ist die Printausgabe der ZEIT immer noch das #1 Qualitätsmedium in Deutschland. Heute aber möchte ich Ihnen schreiben, weil mir die Fehler in der Infografik einfach zu grob und zu viel waren – ich bin zwar Ornithologe, aber diese Fehler sind so eklatant und ich bin sicher, dass die Fakten auf den angegebenen Internetseiten von NABU und LBV dort korrekt sind. 1.Rabenvögel Europas. Dass hier die seltenen Alpendohlen (immerhin deutscher Brutvogel) und die Alpenkrähe nicht auftauchen, ist ggf.  noch akzeptabel (obwohl beide überwiegend schwarz gefärbt sind und damit voll ins Bild passend). 2. Dass allerdings die Elster fehlt (!) ist ein sehr bedauerlicher Fehler, zumal auch Elstern über hohe kognitive Leistungen verfügen, wie z.B. die Selbsterkennung im Spiegeltest. 3. Es fehlen ebenfalls die beiden Häherarten, zumindest der Eichelhäher ist so häufig, dass er gut in die Aufzählung gepasst hätte. Außerdem wurden die soziale Kognition und das Futterverstecken besonders an Häherarten untersucht (in den USA, übrings auch von Emery, den Sie in diesem Zusammenhang zitieren). 4. Sie beschreiben eine Aaskrähe und eine Nebelkrähe. Dies ist in der vorliegenden Art vollkommen falsch. Es gibt eine Aaskrähe als Superspezies, die in zwei Formen aufgeteilt ist, die sich gerade im Endstadium der Artbildung befinden: die Rabenkrähe und die Nebelkrähe. So wäre es richtig benannt. Man hätte also entweder Raben- und Nebelkrähe darstellen können oder eben nur die Aaskrähe (dann allerdings die Nebelkrähe weglassen). 5. Rabenkrähe und Nebelkrähe sind auch fast gleich groß, sodass die Größendifferenz von 5 cm vollkommen unzutreffend ist, zumal ja die Nebelkrähe (wie auch die Rabenkrähe) als eine Aaskrähe beschrieben werden könnten. – Christoph Randler


 

Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Großartiges Titelbild „Fluch der Karibik“. Gibt es das zum Kauf? Ich sähe es gerne in meinem Büro. – Dr. Peter Woeste


Leserbrief zu „Ohne roten Faden” von Marc Brost et al.

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Nun hat man „die mächtigste Frau der Welt“ auf ihre tatsächliche Höhe gekürzt und alle sind erstaunt. Frau Merkel bleibt gelassen: die CDU hat die meisten Stimmen. Aber natürlich kann man nicht allein regieren (Gott sei Dank), aber auch nicht ohne sie.  Die etablierten Parteien, die uns jahrzehntelang Offenheit – Toleranz – Multikulturalismus ins Poesiealbum druckten, dürfen jetzt mit Respekt ihre bunte Patchwork-Koalition bilden und uns beweisen, wie integrationswillig und -fähig sie sind. Die hohe Staatskunst erfordert, nicht nur den eigenen Willen, sondern auch den Wählerwillen zu würdigen: Wähler, deren gelebte Wirklichkeit seit langem der schwierige Umgang mit gebrochenen beruflichen  und privaten Biographien bedeutet und die einen legitimen Anspruch auf geordnete und rechtssichere  Gesellschaftsbedingungen einfordern können. Ich hoffe, sie schaffen das!, damit man nicht am Ende nach einem visionären Heilsbringer von außerhalb  Ausschau hält. – Rena Bzoch


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Sich in dem Land, in dem man lebt, beheimatet zu fühlen – ist wohl mit das Schönste, denn es bedeutet, angekommen zu sein, sich angenommen und akzeptiert zu fühlen. Wenn das nicht mehr gegeben ist, verlassen Menschen das Land, ob real oder emotional. Und das geschieht auch hier, nicht nur in Syrien oder in Afrika. Mathias Döpfner hat in seiner Rede zum ‚Journalismus als Werkzeug der Freiheit‘ auch nicht „pompös“ nur über den Islamismus gesprochen, Herr Ulrich, wie Sie es darstellen, sondern er hat festgestellt, dass auch intolerante Minderheiten einer Demokratie gefährlich werden können – und dies von links, von rechts und von islamistischer Seite. Und damit hat er Recht, denn genau das haben wir doch in den letzten Jahren erlebt. Sich jetzt nur auf eine Seite – auf rechts – zu fokussieren, wie Ihr Beitrag es impliziert, ist viel zu einfach gedacht und wird der AfD im Zweifel mehr nutzen als schaden. Intoleranz darf nicht akzeptiert werden, egal von welcher Seite. Wenn eine Pseudo-Political-Correctness Demokratie beschädigt, dann spätestens wird es Zeit, den Mund aufzumachen und die Gegner der Demokratie offen anzugehen. Dazu gehört sicher auch die ‚gauländische‘ AfD, aber nicht nur. – Lisa Werle


Leserbrief zum Titelthema „Fluch der Karibik“

„Was mich betrifft, ich hab´ die Faxn satt“ (sang Reinhard Mey). Unser Fluch ist nicht die Karibik, sondern unsere Ellbogen-Gesellschaft mit ihren Nebenkriegs-Schauplätzen!  Wenn „Jamaika“ und erneute GroKo nicht klappen (sollten), gibt es noch eine (ganz) andere Option, Neuwahlen – und damit eine Minderheitsregierung (die AFD würde noch stärker) – zu verhindern: 52 %!  Auf den ersten Blick leuchtet es sicher nicht ein, den Wahlverlierer SPD mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Wahlverlierer ist aber auch die Union (die CDU hat allerdings6,3 % mehr Stimmen als die SPD erhalten).  Diese Regierungsbildung ist für Martin Schulz sicher keine Belohnung. Aber eine lohnende Aufgabe wäre es schon, mit 3 Wahl-Gewinnern zu koalieren. Alle könnten ihre Schwerpunkte vertreten und sich für die nächste Wahl in Stellung bringen. Auch um die Opposition müsste man sich wohl keine größeren Sorgen machen. Neuwahlen zum jetzigen Zeitpunkt wären jedenfalls das größere Übel! Damit appelliere ich an Rot/Gelb/Rot/Grün, sich ihrer oft gerühmten Verantwortung zu stellen!

Auch wenn nicht alles in den Programmen dieser Parteien für mich wünschenswert ist, findeich alles Wünschenswerte darin (ohne Anspruch auf Vollständigkeit und in bedeutungsloser Reihenfolge):  – Abschaffung des Kooperationsverbots  (bei namentlicher Abstimmungkönnte die dafür erforderliche 2/3-Mehrheit erreicht werden) – Korrekturen der Agenda 2010 -Weitere Erhöhung des Mindestlohns – Ein Energiekonzept, das diesen Namen verdient – Eine große Bildungsoffensive -Ein Einwanderungsgesetz (und dessen konsequente Umsetzung!) – Verantwortbare Wohnungs-Politik – Zukunftsweisende Steuer-Politik (dazu gehört auch eine höhere Erbschaftssteuer!) – Sicherung der Renten (auch der Betriebsrenten) – Gerechte(ere) Finanzierung der Gesundheitsversorgung  (z. B. Verdoppelung der Beitragsbemessungsgrenzen!)  Dasbedingungslose(?) Grundeinkommen ist ein Fall fürdie vollendete Solidar-Gemeinschaft. Wäre- frei nach E. Kästner – die noch unvollendete kein Ziel? (auch für die FDP?) – Helmut Lenhart


Leserbrief zu „Über echte und falsche Ansichten“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich folge Ihnen dabei, die beschriebenen Verunglimpfungen zu kritisieren, ja empfinde sie als unangemessen, stillos, Menschen verachtend, selten dämlich. Solange ich mich (unter meinem Klarnamen) mit Kommentaren im Netz „tummelte“, schlugen auch mir – aus dem Hinterhalt der Anonymität – ähnliche Reaktionen wie Ihnen entgegen. Irgendwann habe ich mich entschieden, dem nicht mehr auszusetzen.

In Ihrem Fall machen Sie pauschal und undifferenziert „Die Linken“ verantwortlich. DIE Linken – eine Abstraktion, ähnlich wie DIE Frauen oder DIE Männer. Es gibt sie nicht, sondern nur Personen. Dadurch geht für mich manches der in Ihren Sätzen enthaltenen Qualität verloren. Ihr „blinder Fleck“? Wie sagte einmal ein begnadeter Karikaturist: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche!“ – Wolfgang Leiberg


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

„Grau“ sind unsere deutschen Nachkriegsstädte ohnehin schon genug. Noch mehr grau in grau macht das Leben in der Stadt noch trostloser. Wer traditionsreiche Stadtparks wie den Londoner Hyde Park zu überbauen vorschlägt, haut in die Kerbe eines Le Corbusier, der die europäischen Altstädte komplett abzureißen gefordert hatte. Um darauf seine Visionen für Trabantenstädte zu errichten. Die Stadt aus der Retorte schuf dann auch die beklagten „Grünflächen“ zwischen den Häuserblöcken und Hochhäusern. Stadt sind Häuser, Straßen, Gassen, Alleen, Plätze, Parks und: Wasser und Landschaft. Eine Stadt wie Hamburg ist ohne Wasser nicht vorstellbar. Das wird viel zu wenig genutzt.

Stattdessen wird noch immer die Le-Corbusier-Vision der funktionalen, autogerechten und durchgrünten Satellitenstadt favorisiert, wenn es jetzt darum geht, Pläne für einen neuen Stadtteil Grasbrook zu entwerfen, die bedeuten: nur wieder neue Grünflächen und Leere zwischen öden Baublöcken, Klötzen und Hochhäusern. Stadt ist Wasser,nicht mehr mit dem Auto, mit dem eigenen Boot fährt der Bewohner durch die neuen Elbgrachten, Landschaftskanäle und über die Elbe in die Innenstadt. Venedig-Flair mit Brücken und Bootsanlegestellen inspiriert zum reizvollsten Wohnen am Wasser. Stadt ist Landschaft: der westliche Teil der nach meinem Plan von der Halbinsel zur Insel verwandelten, neuen Stadt am Wasser bleibt der Natur, und damit der Klimaverbesserung und Regenerierung der Fauna und Flora, vorbehalten. Nicht im ´Grau´ einer wie spektakulär visualisierten, neuen und gigantomanischen Trabantenstadt, sondern im Ziegelrot der neuen Häuser am Wasser, dem Blau der Elbgrachten und Grün der neuen Elbauen- und strände – so entwerfe ich die Stadt der Zukunft.

Eben nicht „groß denken“ – weil damit nur wieder ´großer´ Schaden angerichtet wird – sondern an die Natur und die Menschen, ihre wahren Sehnsüchte und Träume von einem liebenswerten und naturnahen Leben in der Stadt, denken. Und eben nicht „aufs Land fahren“ und „sich in all den herrlichen Landschaften zwischen Rügen und dem Allgäu vergnügen“. Weil dann wieder nur Millionen Menschen wie gehabt aus den Trabantenstädten und Wohnsiedlungen fliehen und diese Landschaften mit Infrastruktureinrichtungen und Emmissionen belasten. Zuhause bleiben, in den eigenen vier Wänden, der Wohnung direkt am Wasser, den Strand vor der Tür und eine neue, ´herrliche Landschaft´ ganz in der Nähe. Das ist meine Vision. Aber wen interessiert die schon in dieser Bau-Welt des Strebens nach Ruhm, Profit und Gewinn? – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Selten eine so unaufgeregte Stellungnahme gelesen. Die von Ihnen vorgenommene Bewertung der Gesamtlage ist exakt, weil der Westen in der Übergangsphase die Befindlichkeiten der Ostdeutschen total an die Wand gefahren hat. Diese gesellschaftliche Missachtung kommt im Rundumschlag nach Jahren zum Vorschein. Ihre Analyse finde ich z.Zt. als die beste in Bezug auf die Befindlichkeiten. Wenn die Politiker glauben, immer dann sich vor dem Wähler sehen Lassen zu müssen, wenn die Stimme gefragt ist, stimmt etwas nicht im Gefüge der demokratischen Ordnung. Auch sind Rundumschläge und das Abstellen in bestimmte Schubläden keine lebhafte Auseinandersetzung mit dem Wähler. Wir sind des öfteren im Osten unterwegs gewesen. Was hier geschaffen wurde, ist vorbildlich, im Sehbereich. Daher ist Ihre Feststellung „die mit dieser partiellen Geschichtsblindheit im Westen und der Entwertung kompletter Lebenswelten im Osten“ eine ganz wichtige Ausgangslage zum Erstarken einer noch nicht einzuschätzenden Partei. Jedoch, Extreme gab es immer schon und eine lebendige Demokratie wird damit umzugehen wissen. Danke für Ihren Nachdenkenswerten Beitrag. – Gerd Hummert


Leserbrief zu „Was heißt hier Gelb?“ von Uwe Jean Heuser

Chapeau – ich hätte es nicht besser formulieren können! Die FDP postulierte im Wahlkampf nicht nur an den falschen Orten ihre Forderung nach einem ungezügelten Markt (Mietwesen, Energie), sie hört auch weg – da wo sie ihre Lauscher spitzen müsste: Beim einfachen Volk, auf dessen Ver-Dienste Stabilität, Wohlstand und Arbeitsfrieden gründen. – Karin Unkrig


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Der Artikel stellt die beste und überraschendste These zur Lage der „Ostländer“ auf, die ich bisher gelesen habe. Er stellt – so will mir scheinen- die bisherige West-Ost-Diskussion („Keine Demokratie-Erfahrung im Osten“; „keine Dankbarkeit“) vom Kopf auf die Füße: Die DDR-Bürger hätten die Wende mit revolutionärem Elan und unter hoher Gefahr selbst herbeigeführt und niemand honoriere das. So entsteht logischerweise eine Art von „ostdeutscher Bitternis“ aufgrund der „partiellen Geschichtsblindheit“ im Westen sowie ein „Gefühl von Verlust und Entwertung der eigenen Lebensgeschichte“.

Man kann sich nur wünschen, dass diese umfassende Analyse dazu führt, dass der nachwachsenden Generation der geglückte Umsturz als Leistung nahegebracht wird und die Männer und Frauen, die an vorderster Front Verantwortung übernahmen, gewürdigt werden, zum Beispiel dadurch, dass man Straßen nach ihnen benennt. In Tschechien wird die „Wende“ bis heute „samtene Revolution“ genannt. Das Wort „Revolution“ fehlt bei uns völlig. – Dr. Karin Michaelis-Jähnke


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Es ist schwierig, in einem kurzen Leserbrief zu den Aufzeichnungen von Herrn Dr. Thomas Oberender Stellung zu nehmen, weil er, um seinen „Nachfragen“ Gewicht zu geben, über das eigentliche Ost-West-Problem, wenn auch immer nur andeutungsweise, hinausgeht. Z.B. Frauenvollbeschäftigung, Europa, Dinslaken, Grundgesetz. Um die für mich wichtigen Punkte herauszugreifen: Demokratie muss tatsächlich gelernt werden, das haben auch die Westdeutschen nach dem Krieg lernen müssen. In den Ostblockländern ist dieses „Umschulen“ bis heute nicht gelungen.

Weil man sich „abgehängt“ und „übersehen“ fühlt, weil man ihnen „Stolz und Biografie“ genommen hat, wählen die Ostdeutschen die AfD, die durch Herrn Gauland verspricht, Heimat und Identität „zurückzuerobern“, sonst aber außer Opposition nichts Konstruktives zu bieten hat. Man weiß mit Demokratie nichts anzufangen, nutzt sie aber um ungehindert Politiker bei Wahlveranstaltungen niederzubrüllen. Mutti Merkel hat Flüchtlingskinder aufgenommen, die ostdeutschen Kinder aber übersehen, schreibt der Autor. Frau Merkel hat Menschen in größter Not aus Kriegsgebieten Asyl gegeben, die jedoch nur zu einem kleinen Teil in den neuen Bundesländern Aufnahme fanden.

Haben die Ostdeutschen vergessen, dass es selbstverständlich war, sie aufzunehmen, als sie vor der Wende die DDR verließen? Man fürchtet sich im Osten, übrigens auch im Westen, vor fremden Religionen, ist aber aus der eigenen Kirche ausgetreten, als man ihren Schutz nicht mehr brauchte. Die überwiegend allgemein geübte Kritik des Verfassers wird schließlich persönlich, wenn es um die Abqualifizierung seiner Abiturnote geht. Diese Erfahrung als Ostdeutsche teile ich mit ihm (Nichtanerkennung des Staatsexamens), kann aber trotzdem seine Ansichten nicht teilen. – Marianne Foersch


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Die „üblichen Bannsprüche“ und „nach Kräften ignorieren“ werden gegen die AfD nicht helfen. Dem ist zuzustimmern. Man muss endlich die inhaltliche Auseinandersetzung annehmen und in der Sache argumentieren. Festzustellen, die AfD lehne „den bisherigen Grundkonsens des Landes“ ab, ohne diesen Grundkonsens zu beschreiben und zu benennen, wodurch die AfD diesen ablehnt, ist allerdings auch kein Argumentieren. In Anlehnung an das Christentum als Inhalt eines neuen Patriotismus ewige Schuld und Buße vorzuschlagen, wird kaum mehrheitsfähig sein, insb. wenn man es so ehrlich und deutlich ausspricht. Außerdem wäre Deutschland damit mal wieder einzigartig auf der Welt. Darunter geht es ja offensichtlich nicht. Rolf Peter Sieferle und sein „Mythos Auschwitz“ lassen grüßen.

Es gibt wohl Themen, die sind von solch eminenter Bedeutung für nicht wenige Wähler, dass alleine die Positionierungen der Parteien dazu ihre Wahlentscheidung bestimmen. Dazu gehören Islam und Islamismus. Sie täten also gut daran, sich dem zu stellen und nicht gleich abweichende Einschätzungen wie die von Herrn Döpfner abzuwerten. Unser Grundgesetz lässt sehr viel an politischen Meinungen zu. Die Grenze wird erst überschritten, wenn zur Erreichung der eigenen politischen Ziele Gewaltanwendung als legitim angesehen wird oder wenn Menschenrechte infrage gestellt werden. Genau dies wäre nachzuweisen. Bei abweichenden Meinungen zu argumentieren und die Diskussion auf Augenhöhe zu führenund die inhaltliche Auseinandersetzung nicht durch Ausgrenzungsversuche und Abwertung der sie vortragenden Person zu umgehen, das ist die Herausforderung für die nähere Zukunft, auch für die ZEIT. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Der ganz Nahe Osten“ von Anne Hähnig

Ihr großer Artikel geht bei mir als Bürger des Nahen Ostens ganz gut durch – ein akzeptabler Versuch einer Bestandsaufnahme. Dennoch stieß bei mir sofort Kritik und Abwehr auf bei dem Halbsatz: „- der Osten wählt verstärkt AfD, in Sachsen sogar mehrheitlich.“ Können Sie bitte den Ball flach halten? Die AfD ist „nur“, und auch das in einzelnen Kreisen knapp, stärkste Partei geworden. Sie hat nicht die Mehrheit. Ich finde diesen Unterschied wesentlich und er hilft Panikargumentationen zu vermeiden. – Mathias Kleinschmidt


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ihr Artikel hat mir gefallen. Ich bin Wessi, 30 Jahre älter als Sie und erinnere mich an eine Unterhaltung mit einem Kollegen, als Kohl der DDR die Dmark anbot. Mir war klar, daß bei einer Übernahme der DM fast alle eigenständigen Entwicklungen der damaligen DDR-Wirtschaft scheitern würden, was danach mit zu der von Ihnen monierten Entwicklung beigetragen hat. Nun hat unsere Demokratie dazu beigetragen, daß sich bei den Wahlen Menschen bemerkbar gemacht haben, die mit dem Merkelschen Populismus nicht einverstanden sind. Insofern ist das auch ein Zeichen für die Funktionsfähigkeit des Systems.

Mir hat ein Halbsatz in Ihrem Artikel gefallen, in dem Sie vom Kolonialismus des Liberalen sprechen. Dieser scheint mir nicht nur für Deutschland zu gelten, sondern auch für die Entwicklung in Europa. Die unbedachte Einführung des Euro für Länder, die dafür nicht reif waren, hat dazu geführt, daß diese sich ebenfalls „kolonialisiert“ fühlen. Der Effekt ist wohl derselbe wie in der „kolonialisierten“ DDR: Ressentiments und Unfrieden.

Dabei gibt es positive Effekte des Liberalismus, die wir nicht missen möchten. Ich habe diese bei meinen 3 Jahren Postdoc-Zeit in Paris und Ithaca, USA, kennen gelernt. Die Zeit hat mich auch gelehrt, daß es Unterschiede in den verschiedenen Ländern gibt, die ich liebenswert fand und auf die ich und die Länder selbst nicht verzichten möchte. Deswegen sollte man versuchen, neben den liberalen auch konservativen Werten – jenseits der parteipolitischen Bedeutung des Ausdrucks – einen Raum zu geben, damit eine „Kolonialisierung“ von Staaten/Regionen vermieden wird, was dem Frieden inner- und zwischenstaatlich förderlich wäre. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ihnen ist ein überzeugender Artikel mit einer sehr schlüssigen Argumentation gelungen. Mir war von Kindheit an bewusst, dass die Generation meiner Eltern seit der Wende unter dem fehlenden Respekt ihrer „westdeutschen Brüder und Schwestern“ gelitten hat und wohl noch lange leiden wird. Ihr Artikel ordnet dieses Gefühl aber in einen größeren Kontext ein und hilft damit uns Nachgeborenen, die ganze Problematik besser zu verstehen. Natürlich war auch ich schon des Öfteren über die Ignoranz der Westdeutschen gegenüber dem Erfahrungsschatz der ehemaligen DDR-Bürger verwundert: Warum hat man zum Beispiel, als G9 ziemlich überstürzt und ohne viel Phantasie im Westen eingeführt wurde, nicht mal die gefragt, die sich damit auskennen, nämlich die Ostdeutschen?

Nach der Lektüre Ihres Artikels verwandelt sich diese Verwunderung in Wut und Traurigkeit. Es sind in den Jahrzehnten seit der Wende einmalige Chancen für die Gestaltung unserer Gegenwart und Zukunft verspielt worden. Mittlerweile dürfte auch der Letzte verstanden haben, dass eine rein auf Profit und grenzenloses Wachstum ausgerichtete Wirtschaft sowohl die Gesellschaft als auch den Planeten zerstört. Hätte man nach der Wende ein bisschen länger über den „dritten Weg“ nachgedacht, würde die Politik dieser Tatsache heute vielleicht nicht so hilflos gegenüberstehen, wären vielleicht die getroffenen Entscheidungen nicht so alternativlos. Und die „Alternative“ im Osten nicht so stark. – Christiane Plociennik


Leserbrief zu „Dann lieber grau“ von Benedikt Erenz

Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber den Artikel fand ich einfach ganz ganz schlimm. Sie sollten sich mit Biodiversität befassen und für die Ihnen trostlos erscheinenden rasengeprägten trostlosen Grünanlagen mit geringer Größe mehr Biodiversität und Ideen fordern, nicht das Überbauen mit noch mehr Beton. Davon haben wir in den Städten leider schon genug.

P.S. Es gibt tatsächlich Leute, die mal auf Rasen liegend sich sonnen wollen…die auf Rasen sitzend grillen wollen…Federball spielen wollen…Feste feiern wollen…usw. – Johanna Baer


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Es ist zweifellos eine bittere Niederlage für alle demokratischen Parteien und DemokratInnen, dass die hässliche Politfarbe braun zum ersten Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder in den deutschen Reichstag einziehen wird; erschreckend für alle, die die Augen vor den dunkelsten Stunden deutscher Geschichte nicht fahrlässig verschließen wollen. Aber es es ist auch eine Bewährungsprobe, in der die Chance liegt, zumindest den Wählern, die „nur“ aus Protest für die AfD gestimmt haben, eines möglichst nachhaltig zu verdeutlichen: Im Hohen Haus wird nicht gejagt, sondern mit Argumenten um einen klugerweise breiten Konsens gerungen. Allein mit niederen Parolen und verbalen Tabubrüchen wird sich auch zukünftig kein Staat, mithin kein authentischer und gesunder Patriotismus machen lassen. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Mit großem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Sprache verrät so viel; daher ist der Titel „Die Mauer ist nicht gefallen“ hervorragend gewählt! Sie ist ja eben nicht gefallen wie ein Naturereignis genau so wenig wie der zweite Weltkrieg ausgebrochen ist wie ein Vulkan!  Meine Zustimmung zu der dargestellten Problemanalyse wuchs bis zum vorletzten Absatz! Dort schreibt der Autor leider:  „Was hätte es wohl bedeutet, wenn man nach der Wende die Abiturnoten der Westdeutschen mit dem Faktor 1,2 multipliziert und damit abgewertet hätte, wie mir das Anfang der Neunziger passiert ist, weil im Osten das Leistungsniveau angeblich niedriger war?“ Die hier behauptete Kausalität für dieses Verfahren ist schlicht falsch, da die Ursache in der unterschiedlichen Skalenbreite der Schulnoten in der DDR (1 – 5) und in der Bundesrepublik (1 – 6) zu suchen ist!

Die Abiturnoten der Westdeutschen hätte man bei einer Angleichung an das DDR-Notensystem eben mit 0,833.. multiplizieren müssen um eine rein formale rechnerische Vergleichbarkeit zu erreichen.  Ich kann fast nicht glauben, daß dem Autor dieser Sachverhalt unbekannt ist; das ist umso ärgerlicher weil dies wohl bei den meisten Lesern so sein dürfte, die nicht – so wie ich – auf beiden Seiten zur Schule gegangen sind. – Kurt Rosenkranz


Leserbrief zu „Einstieg in den Ausstieg“ von Christiane Grefe

Das BfR hat nie gesagt, dass die IARC mit ihrer Einstufung von Glyphosat als „potenziell krebserregend“ falsch liegt, denn IARC verfüttert Chemikalien (und Lebensmittel) in steigenden Dosen so lange, bis ein Effekt sichtbar ist und nimmt dann die Klassifizierung vor. Das BfR hat alle Studien begutachtet, die zu Glyphosat veröffentlicht wurden und hat daraus den Schluss gezogen, dass die Substanz bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nicht gesundheitsschädlich ist. Jetzt muss die Politik also entscheiden, ob sie ihre eigene wissenschaftliche Institution, das BfR, desavouiert und einer lauten NGO recht gibt.

Anstatt zu sagen, dass aus der wissenschaftlichen Sicht Glyphosat unbedenklich ist, wenn man es richtig anwendet, aber dass aus politischen Gründen anders entschieden wird, entscheidet sie erstmal gar nicht, sondern hofft, dass andere für sie entscheiden. Das Muster ist bekannt. Wahrscheinlich wird wieder einmal eine Substanz, die man kennt und die beherrschbar ist, durch eine unbekannte ersetzt und das Spiel beginnt von neuem. Übrigens hat die IARC auch rotes Fleisch als carcinogen klassifiziert, aber darüber redet keiner mehr. Wahrscheinlich, weil niemand sich das Steak vermiesen lassen will. – Bernd Sumfleth


Leserbrief zu „»Wir sind emotional blind«“ von Katja Nicodemus

Wenn M. Haneke seiner Zuschauerschaft immer düsterer, aber immer glaubhafter ihre existentielle Befindlichkeit vor Augen führt, ist er so etwas wie der Hohepriester nicht nur einer eingeschworenen Cineasten-Gemeinde, sondern er steht da für eine wirklich große Prophetie. Dabei tendiert gar nicht jedes Sendungsbewusstsein in Richtung Metaphysik, aber eigentlich immer geht es mit partieller Realitätsverweigerung einher. Wenn Herr Haneke sich die Mühe machte, einmal mit offenen Augen durch die Wiener Bezirke 10 bis 17 zu schlendern, wäre er ganz gewiss einer nicht mehr ganz so subjektiven, sondern einer ganz anderen, ganz brutal sozialen Befindlichkeit ansichtig geworden. Es ist nicht zuletzt diese abgehobene, verblendete Haltung der meinungsführenden Peers von heute, die den sog. „Rechtsextremen“ ihre Anhängerschaft zutreibt. – Alfred Franz


Leserbrief zu „Gefühlte Wirklichkeit” von Martin Schröder

Wenn die Fakten von Martin Schröder die Wahrheit sind über die Situation der jungen Deutschen, wie konnten die anekdotischen Einhörner von Caspar Shaller dann durch die Qualitätskontrolle mit einem Faktencheck der Redaktion durchschlüpfen? Diese Einhörner von Caspar Shaller sind also Faked News über die jungen Deutschen und die ZEIT hat ein Dossier über die Situation der 30-jährigen jungen Deutschen auf dieser anekdotischen Datenbasis zugelassen? Schon peinlich wie die Einhörner da durch die Redaktion galoppieren, oder? – Jörg Stolzenburg


Leserbrief zu „Kippt der NC?” von Astrid Herbold

Es ist wirklich unbefriedigend, wenn so viele junge Menschen nicht das studieren können, was sie wollen. Liegt es aber wirklich nur am NC? Wird das Abitur wirklich durch den NC abgewertet? Oder liegt es nicht daran, dass nun mehr als die Hälfte eines Jahrgangs diesen Abschluss schaffen? Aus meiner Sicht ist das Abitur entwertet worden – eben durch die vielen Menschen, die nun zwar den Zugang zur Hochschule auf dem Papier nachweisen können, dann aber schon bei der ersten Prüfung aufgeben müssen. Ein Studium soll nur vom Können abhängen – eben deshalb wäre die Stärkung des Abiturs wichtig. Und begabte Schüler und deren Familien sollten mehr Unterstützung bekommen. – Ulrich Fürst


Leserbrief zu „Auf dem Kriegspfad” von Josef Joffe

Trügt mich mein Gedächtnis? War Herr Joffe nicht ein Gegner des Atomabkommens mit dem Iran? War er nicht auch ein Befürworter des „Krieges gegen den Terror“ in Afghanistan und des völkerrechtswidrigen Einmarsches der US-Truppen im Irak? Man muss halt flexibel sein, wenn man seinen Ruf als Experte für politische und militärische Strategie nicht verlieren will. Herr Netanjahu wird traurig sein, einen engen Verbündeten verübergehend verloren zu haben. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Dass die Mauer nicht gefallen ist, sondern von innen überwunden und abgetragen wurde, ist mir deutlich geworden, als ich in der Leipziger Bahnhofsbuchhandlung Ludwig das Buch „Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution“ entdeckte. Der Autor Peter Wensierski hat darin den jungen Leuten ein Denkmal gesetzt, die in den offiziellen Verlautbarungen zur „Wende“ nicht vorkommen, in Wirklichkeit aber Keimzelle all dessen waren, was wir der Einfachheit halber ein paar Politikern zuschreiben oder selbstgefällig als zwangsläufige Folge der Überlegenheit des westlichen Systems verbuchen. Thomas Oberenders Diagnose, dass es sich im Übergang zur heutigen Bundesrepublik um eine „innerdeutsche Kolonialisierung“ und die Entwertung kompletter Lebenswelten gehandelt habe, stimme ich zu. Ich befasse mich seit Jahren mit den Herausforderungen, die in Unternehmen entstehen, wenn sie sich strategisch und kulturell neu orientieren.

Ich habe gelernt, dass bei den von Veränderungsprozessen betroffenen Menschen nichts so nachhaltig negative Auswirkungen auf die Bereitschaft hat, neue Wege mitzugehen, wie die Entwertung vergangener Leistungen. Leistungen, die in Jahrzehnten erbracht wurden, als Irrweg abzuqualifizieren, heisst schlicht: das Leben und die Arbeit von Menschen nachträglich zu zerstören. Sie werden dadurch ihrer Identität beraubt. Genau das ist den Menschen der ehemaligen DDR passiert. Sich deshalb mit dem Alten nicht mehr, mit dem Neuen noch nicht identifizieren zu können, lässt viele mental in einem „leeren Raum“ zurück, der sich mancherorts physisch in der Entvölkerung und dem infrastrukturellen Niedergang ganzer Landstriche widerspiegelt. Der leer innere Raum schmerzt und wird gefüllt, mit allem was geeignet erscheint und verfügbar ist. Vor allem populistische Ideologien taugen dazu, den Schmerz der Leere zu betäuben und eine Ersatzidentität zu schaffen. Sie sind wie Psychopharmaka: leicht zu konsumieren, von betäubender, aber nicht nachhaltiger  Wirkung. Man braucht immer mehr davon. Die radikalen Parteien finden Zustimmung, so lange sie die Droge liefern und in der Dosis nachlegen können. Das weiss die AfD und auch deshalb freut sie sich auf die Oppositionsrolle im Bundestag.

Um Identitätskrisen zu überwinden, muss man sich, meiner Erfahrung nach, seiner Vergangenheit und Gegenwart zugleich stellen und dabei jede Einseitigkeit vermeiden. Gefragt ist die paradoxe Fähigkeit, eine Distanz zu schaffen, die Nähe erlaubt, eine innere Unvoreingenommenheit, die es möglich macht, genau hinzuschauen. Man könnte das einen bilanzierenden Blick nennen: Verteufelung und Überhöhung sind gleichermaßen ungeeignet. Es gab gute und schlechte Seiten. Punkt. Beide müssen klar benannt werden, denn aus beiden lässt sich für die Zukunft lernen. Thomas Oberender erwähnt, dass seine Abiturnoten im Zuge der Wende abgewertet wurden und schreibt den beeindruckenden Satz: „Dies ist eine Kleinigkeit, das Leben ging lächelnd darüber hinweg, aber ich kann es nicht vergessen.“ Ein echter, bilanzierender Dialog zur „Kolonialisierung“ Ostdeutschlands würde viele Erinnerungen dieser Art wecken. Wir brauchen sie dringend. – Michael Karl Heidemann


Leserbrief zu „Hier spricht das »Mischvolk«“ von Yassin Musharbash

Der Artikel enthält meiner Meinung nach einen zentrale Punkt der auch in Ihrer Zeitung viel zu wenig Beachtung und Raum erhält: Politik ist kein Selbstzweck sondern ein Instrument zur Schaffung eines Gemeinwohls. Ich halte es für grundfalsch, dass Politiker ihre Programme und Wahlversprechen nach dem vermeintlichen Wählerwillen ausrichten. Und dies wird ja sogar ganz offen auch so kommuniziert. Im Gegenteil ist es, wie Herr Musharbash ausführt, die Aufgabe der Politiker Ideen und Lösungen zu entwickeln. Die in diesem Prozess gewonnenen Überzeugungen müssen dann mit Haltung vertreten werden, unabhängig davon wie viele Wähler diesen folgen. Die insbesondere durch die CSU betriebene Anbiederung an den Wähler verstärkt nur den Vertrauensverlust in die etablierten Parteien. Und ist dies nicht gerade ein wesentlicher Grund für den Erfolg der AfD? – Kai Harenberg


Leserbrief zu „Alles hört auf Andrea“ von Peter Dausend

Ein Glück, dass die SPD Martin Schulz so früh zum Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten gekürt hat. So konnte bis zur Bundestagswahl die Welle der Begeisterung abebben und Schulz auf dem Boden der Tatsachen landen. Nach den Umfragen haben die Wähler gemerkt, dass er zum Kanzler nicht das notwendige Format hat. Da halfen auch die harten Sprüche und direkten Angriffe auf die Kanzlerin  im Wahlkampf nicht. Auch in der Elefantenrunde am Abend nach der Wahl war er noch im Wahlkampfmodus. Inzwischen ist er auch in der Meinung seiner Partei weit von den 100% entfernt. Klaus von Dohnanyi empfahl in der Maischberger- Sendung den Rücktritt. So wichtig ist das richtige Timing. Wir hatten Glück. – Werner Wittig


Leserbrief zu “Aufräumen im Miststall der Demokratie“ von Thomas Assheuer

Die Art, wie die ZEIT Zitate verfälscht („Wer kein ‚Volksgenosse‘ ist, wird ’nach Anatolien entsorgt'“), – gegen die sich Gauland übrigens nach den Grundsätzen des Böll-Urteils des BVerfG wehren könnte (BVerfGE  54,208) -, kennzeichnet den Umgang mit der AfD und bestätigt die Skepsis  hinsichtlich neutraler journalistischer Arbeit bei „anschwellendem  martialischen Tremolo“  (Assheuer) der ZEIT. – Rolf Platho


Leserbrief zu “Aufräumen im Miststall der Demokratie“ von Thomas Assheuer

Sie schreiben tiefschürfend wie immer, danke! Nur: In der rechten Sp., Abs. 6 schienen Sie zwei antike Helden und deren Taten zu vermischen:  Sie schreiben: „Im Augiasstall der Demokratie geht Gauland voran, er ist  der … Odysseus, der das linksgrün versiffte Ithaka … befreit …“  Nach „Augiasstall“ erwartet man jedoch, dass Sie Herakles nennen; der hatte nämlich den Augiasstall auszumisten, während Odysseus sein  Eigentum unter Vernichtung seiner Feinde wieder in Besitz nahm. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Als ich die Überschrift Ihres Artikels las, hatte ich die Hoffnung, dass von ihnen Hinweise gegeben würden, wie wohl die Vereinigung verbessert würden könnte. Das Fazit Ihres Artikels kann man leider schon im Untertitel lesen: „Den Ostdeutschen wurden ihre Identität und ihre Lebensgeschichte geraubt“, und am Ende: die Westdeutschen sind nicht in der Lage bzw. willens dieses zu sehen und müssten schleunigst anfangen, den Ossis zuzuhören. Wichtig ist, einander zuzuhören. Wichtig ist, die Ereignisse von 1989 und 1990 möglichst genau zu beschreiben und nicht heute fast unisono in den neuen Ländern zu sagen: „So wollten wir das nicht!“. Ja, wie wollten Sie es dann? Die ersten Demonstranten wollten auf ihr Recht auf Ausreise aufmerksam machen. Die Bürgerrechtler wollten für die DDR einen demokratischen Umbau erreichen. Im Laufe dieser wunderbaren Bewegung wurden von der DDR Regierung Modrow die Stichworte „Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion“ zum Thema gemacht.

Danach veränderten sich die plakatierten Ziele der Demonstrationen: „Reisefreiheit „wurde verstärkt gefordert, „Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zur D-Mark“! D.h. das Ziel der Mehrheit der Menschen in der DDR war nicht mehr der Umbau der DDR, sondern die Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik. Sie bemängeln, dass Ihre Schulleistungen mit dem Faktor 1,2 multipliziert wurden, da das Niveau in der DDR angeblich niedriger war. Ich war Leiter einer Schule in Westdeutschland. Bei den Schülern, die in den Zeiten des Umbruchs zu uns kamen, musste ich feststellen, dass die Zensuren tatsächlich nicht unserem Standard entsprachen. Sie waren nach unserer Einschätzung geschönt! Ich hatte Anfang der neunziger Jahre, in denen ich in einem ostdeutschen Kultusministerium arbeitete, die Gelegenheit, Lehrer auf diese Problematik anzusprechen. Die Antwort dieser Lehrer auf meine diesbezüglichen Fragen hat mich erschüttert: „Zum Tag des Lehrers wurden die Prämien an die Lehrer verteilt, die besondere Leistungen erbracht hatten. Wie sollte man diese Leistungen messen? Die Leistungen wurden gemessen an den Zeugnisnoten der Schüler“. Zum Schluß Ihres Artikels stellen Sie die Frage, ob nicht bei einer Wiedervereinigung das Grundgesetz durch eine neue Verfassung ersetzt werden sollte. Das Grundgesetz sieht diese Möglichkeit vor, es sieht auch die Möglichkeit des Beitritts zum Geltungsbereichs des Grundgesetzes vor. Die demokratische gewählte Volkskammer hat sich 1990 für den Beitritt entschieden. – Bernd Vogel


Leserbrief zum Titelbild „Fluch der Karibik“

Die köstliche Kollage erinnert an das jamaikanische Piratenschicksal von Port Royal. Freilich sagt die Überlieferung nicht, dass dort der Hut von Horatio Nelson alias Seehofer seetüchtig unterwegs war. Auch ist nicht belegt, dass Freibeuter etwas mit Freien Demokraten zu tun haben und dass der Rote Korsar mit Vornamen Cem hieß und einen Papagei auf der Schulter trug. Bleibt noch die historische Frage nach der Piratin Bonny. Jawohl, diese Dame führte einst ein Schwert in der Hand. Allerdings hatte sie zwei sehr weitsichtige Augen. Hätte sie je als Tarnung eine Augenklappe getragen, wäre ihr gleichwohl das Entern jedweder Schaluppe gelungen. – Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Als alter Wessi, der sehr früh viel Kontakt mit Ossis hatte, bin ich überrascht, wie Sie als erfolgreicher Ossi immer noch die alten Vorurteile pflegen, wir Wessis seien die Sieger und die Ossis die Verlierer. Wir Wessis hätten den Ossis Stolz und Biografie genommen. Wer sorgt denn per Soli dafür, dass es den Ossis an nichts mangelt? Haben die heutigen Ossi-Rentner nennenswerte Beiträge in die Rentenkassen eingezahlt, aus denen sie heute Rente beziehen? Worauf sollen denn die Ossis stolz sein? Auf den früheren Gestank in ihren Städten? Dass sie Kinder gezeugt haben? Auf die Verwaltung des Mangels? Und die Biografie? Was soll das sein? Da hatten sie jetzt 30 Jahre Zeit, selbst daran zu basteln. War vorher nicht möglich. Wer das in den letzten 30 Jahren nicht gemacht, hat dies aus freien Stücken nicht gemacht. Keiner hat ihnen was weggenommen. Sie verurteilen die „Jammerossis.“ Dabei sind Sie selber einer. Viele Ossis kommen mir vor wie verzogene und verwöhnte Muttersöhnchen. Nur dass es nicht die leibliche Mutter ist, die verwöhnt, sondern die Staatliche Fürsorge. Sollen sie es genießen, aber nicht jammern. Sie dürfen sogar meckern, schimpfen, etc. Deswegen nimmt ihnen keiner die Unterstützung. Aber bitte nicht jammern.

Und wenn Sie bemängeln, dass es in Berlin kein Archiv der friedlichen Revolution, keine Bibliothek der 89er Ideen, etc. gibt, dann kümmern Sie sich darum. Und warten nicht, bis irgendein Senator meint, er habe da eine gute Idee. Bei Ihren Kontakten werden Sie auch genug Sponsoren finden, die das bezahlen. Warten Sie nicht auf den Staat, bis der was macht und bezahlt. Es reicht, wenn er Sie bezahlt. Und einen Kolonialismus des Liberalen in der innerdeutschen Geschichte festzustellen, wie krank ist das denn? Und: Wer nimmt einen Boris Buden ernst? Sie doch wohl hoffentlich nicht. Lieber Herr Oberender, nichts ist perfekt, auch das jetzige Deutschland nicht. Aber: wenn ich was ändern will, habe ich hier die Möglichkeit es zu tun. Ob es gesellschaftlich ist oder privat. Ich muss nicht damit rechnen, deswegen ins Gefängnis zu kommen. Aber ich muss damit rechnen, zu scheitern. Das nennt man Freiheit. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Wie die einst beseelten Dissidenten der DDR zu „Jammerossis“ werden konnten, führt der geschichtsverklärende Jammerton des Artikels beispielhaft vor. Der Autor bemüht das bekannte ostalgische Narrativ: Die arglosen Revolutionäre, die sich gerade wohlgemut einer Diktatur entledigt hatten, wurden vom arglistigen Westdeutschen entmündigt und ihrer ganzen Identität beraubt. Und da die westdeutsche Umschulung auch nicht ins Paradies auf Erden geführt hat, wird es heute doch wohl erlaubt sein, sagen zu dürfen, dass nicht alles schlecht war – das Schulsystem, Gesundheitswesen, Vollbeschäftigung. Auf einen solchen Standpunkt stellt sich aber nur der Geschichtsblinde: Was ist mit der tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise der DDR, was mit der ideologischen Indoktrination im Bildungswesen, was mit den tausenden Flüchtlingen und dem deutlichen Ruf nach Wiedervereinigung? Und weder Frauenbild noch Vollbeschäftigung zeigen sich bei genauerer Betrachtung so, wie der Autor es vorgibt.

Ohne Zweifel sollten auch Vorzüge des DDR-Systems diskutiert werden. Ob sie aber erstrebenswert sind, muss im Lichte der politischen Strukturen und Intentionen, die sie entstehen lassen haben, betrachtet werden. Alles andere ist tröstliche Retrospektion. Wir sollten uns aber gerade heute den Glauben an unsere Republik bewahren, statt die Privilegien einer mit Recht zerfallenen Diktatur hochzuhalten. – Felix Apel


Leserbrief zu „Was heißt hier Gelb?“ von Uwe Jean Heuser

Herrn Heuser stimme ich zu, dass es gut ist, dass die FDP wieder im Bundestag vertreten ist. In vielen Politikfeldern ist der Leistungsgedanke und der Wettbewerb verloren gegangen. Die Vorschläge der FDP zur Energiewende sieht Herr Heuser allerdings sehr kritisch. Dem möchte ich widersprechen. Die Energiewende ist sozial ungerecht. Diejenigen, die ein Stück Land besitzen oder ein Haus, auf dem dann eine Windkraftanlage bzw. eine Photovoltananlage ist, verdienen auf Kosten derer, die beides nicht besitzen z.B. bei Windkraftanlagen 30000 Euro im Jahr (in 20 Jahren 600000 Euro). Auch die oft genannten Alleinerziehenden, Rentner und die Menschen, die kein Geld übrig haben, um sich an Bürgergesell- schaften zu beteiligen, bezahlen den teuren Strom. Ihnen wird inzwischen zu Tausenden der Strom abgestell, weil er für sie der Strom unbezahlbar geworden ist. Ökonomisch gesehen ist das EEG ein Subventionsmonstrum mit inzwischen mehr als 5000 verschiedenen Einspeisevergütungen, d.h. in der Regel mit für 20 Jahre garantieten Abnahmepreisen.

Das reine Subventionsvolumen beläuft sich inzwischen auf 25 Milliarden Euro im Jahr, also 300 Euro je Bürger im Jahr. Hinzu kommen weitere Kosten z.B. für den Netzausbau oder Offschorhaftungsumlagen. Besonders durch den massiven Ausbau der Windenergie werden goße ökologische Schäden verursacht. Ohne Rücksicht auf Natur und Menschen werden auch in Landschafts- und Naturschutzgebieten, in alten Buchenmischwäldern oder an Seen WKAs geplant und gebaut.  Die massiven Gesundheitsschäden bei Menschen, hervorgerufen durch zu viele und zu nah an Wohngebieten errichteten WKAs, werden von der Politik totgeschwiegen. Da möchte ich doch aus dem Wahlprogramm unseres FDP Bundestagsabgeordneten zitieren: „Wir werden das Weltklima mit noch so vielen hunderten von Milliarden an EEG-Umlagen nicht retten. Vernünftiger wären Investitionen in Stromnetze und Forschung und Entwicklung, damit unser Erfinder- und Entwicklungsgeist preisgünstige und umweltschonende Technologien für die ganze Welt bereitstellen kann.“ Mein Fazit: Es ist gut und wichtig, dass die Handschrift der FDP in der Politik wieder sichtbar wird. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu “Aufräumen im Miststall der Demokratie“ von Thomas Assheuer

Geht es vielleicht auch etwas kleiner. Ihr Autor suhlt sich in seinem aufgedonnerte Vokabular ohne wirklich den Zustand in Deutschland und Europa zu beschreiben. Hetze gegen Muslime, Ausländer, afrikanische Horden überfallen Europa, mordende Soldaten, autoritäres Präsidialregime, die ganze Palette eines Demagogen. Ich bin ein Mann aus der Mittelschicht und lebe auch in einem Staat in dem eine Parlamentarische Republik mit autoritären Zügen zu Hause ist. Dort lebe ich freier als in Deutschland, der Wohlstand ist höher und die Kriminalität tendiert gen Null. Zigarette auf die Straße werden wird mit circa 500,-€ bestraft. Ouintessetz: keine beschmierten Wände, saubere Umgebung. Das würde im Westen keinem einfallen. Nichts anderes ist auch Ungarn und Polen – auch die Türkei. Von kaukasischen Staaten ganz zu schweigen.  Wenn das Wort „Autorität“ fällt, dann geht es bei den Intellektuellen zur Sache. Wie kindisch. Sorry, ich fahre fort: Der Präsident der Freien Universität, Dieter Lenzen hat in einem Gastkommentar des Handelsblattes geschrieben: „Weil die Durchsetzung von Leistungsstandards als ein besonderes Beispiel für autoritäres Unterrichten gehalten wurde, diskriminierte man die Prinzipien der Leistung, der Anstrengung oder gar den Wettbewerb.“

Ich selbst hatte 3 Söhne und kann Ihnen ein Lied davon singen, wie man die Schüler hat verblöden lassen. Alles andere roch nach Nazizeit  – jedenfalls ist es so in NRW. Das kann man alles auf die Politik übertragen. Wer Autorität verlangt hat in Deutschland per es schlechte Karten. Ich habe letztlich nicht die AfD gewählt, obwohl ich nah dran war. Nicht wegen ihres politischen Programms.Die sollten sich erst einmal personell sortieren. Alles andere hindert nur ihre politische Arbeit. Ich bin aber davon überzeugt, daß diese Partei den richtigen Weg finden wird. Die Medien werden weiter aus allen Röhren versuchen die AfD zu diskriminieren. Das kann auch hilfreich für die Partei sein. Die AfD wird in einigen Bundesländern in die Verantwortung kommen, das ist viel produktiver als im Bund. Denn die wirkliche Politik wird in den Provinzen gelebt. Dort ist zunächst der richtige Platz für diese Partei. Sie sollten sich von politisch tätigen Kollegen mehr fernhalten. Für sie ist es nur dann demokratisch. wenn es in ihre Gesinnung passt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Gefühlte Wirklichkeit” von Martin Schröder

In Ihrem Artikel kommt zum Ausdruck, dass Caspar Shaller keine typischen Absolventen in seinem Artikel beschrieben hat. Als Beleg dafür dienen Zahlen vom SOEP, eine Langzeitwiederholungsbefragung des DIW in Berlin. Ich meine, bei einer Befragung kommt neben objektiven Befunden wie z.B. Gehalt immer die selbst gefühlte Wirklichkeit ins Spiel. Ob die Überschrift vom Autor des Artikels ist, weiß ich nicht. Das er aber oft auch gefühlte Wirklichkeiten als Beleg für seine Argumente heranzieht, ist seinen eigenen Aussagen zu entnehmen. „Ihre erste Stelle finden sie …. nach drei bis vier Monaten. Weil viele ihren ersten Job schon im Studium finden, … haben (sie) in ihrem Leben im Schnitt nur sieben Wochen Arbeitslosigkeit erlebt.“ Nun sind drei bis vier Monate 12 bis 16 Wochen, mindestens gibt es also solche und solche Absolventen. Der Hinweis, das 1987 ihre (vermutlich ebenfalls akademisch gebildeten Eltern) 17 Wochen arbeitslos waren, hilft niemandem. Heute geht es Deutschland so gut wie nie (kann man jeden Tag lesen) und wir haben quasi Vollbeschäftigung.

„Tatsächlich arbeiten derzeit zwei Drittel aller 30-jährigen mit Hochschulabschluß in Vollzeit…“ Und das restliche Drittel? Und zwei Sätze weiter: „Deswegen haben heute 87,6 Prozent aller …. einen befristeten Vertrag.“ Ob aus diesem ein unbefristeter Vertrag wird, steht in den Sternen. Eine Lebensplanung ist damit schwierig. Aber sie arbeiten Vollzeit und Ihre Gehälter sind 14% höher als vor dreißig Jahren. „Das scheint nicht viel…“ Stimmt. Man könnte auch sagen, 30 Jahre Stillstand. Und jetzt kommt endgültig die gefühlte Wirklichkeit: „Die allermeisten Uni-Absolventen werden also nicht ausgebeutet, sondern sind zufrieden mit ihrer beruflichen Situation.“ Was ist Ausbeutung? Wenn man zufrieden ist, kann man gar nicht ausgebeutet werden? Ach nein, im letzten Satz heißt es: „Sie gehören auch nicht zu einer ausgebeuteten Masse, die die … Revolution ausrufen könnte.“ Ganz nebenbei, die Masse hat noch nicht viele Revolutionen ausgerufen. Wohlstand ist immer relativ, daher ist es kein Widerspruch, wenn viele Absolventen zufrieden sind, denn es könnte ihnen ja noch viel schlechter gehen. Vielleicht aber auch besser. Und zum Schluss, es gibt also „untypischste“ Arbeitsmarktbedingungen. Warum in einem der reichsten Länder der Erde? Weshalb lassen Politik und Gewerkschaften solche Bedingungen zu? – Reinhard Granitzki


Leserbrief zu „Noch eine Alternative?“ von Mariam Lau

Im Artikel schreibt Ihre Korrespondentin Miriam Lau vom „sächsischen Kyffhäuser“. Weil Sachsen schön zu AfD passt oder weil kein Atlas in der Nähe war? Der Kyffhäuser liegt in Thüringen, an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Ich hoffe, andere Fakten des Artikels sind besser recherchiert… – Markus Menzel


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

1.Der Osten war falsch und schlecht (darum haben ihn die Menschen dort abgeschafft). 2. Der Westen war undist richtig und gut. Kein Mensch der diese Erkenntnisse so total verinnerlicht hat wie Mutti. Wie toll muss ein Systhem sein, in dem ein naives Mädchen in 10 Jahren Bundeskanzlerin werden kann? Und wie doof müssen all die Anderen sein, die es nicht einmal zum Millionär gebracht haben? „Its the economy stupid“. Wir leben im Kapitalismus und Mensch ist wer Kapital hat; und wer gedacht hat Herr Quandt sucht sich einen netten Ossi dem er die Hälfte seines Kapitals schenkt der spinnt. – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Wie wahr dieser Beitrag. Ihr Autor erklärt dem Westen wie Arrogant er sich gegenüber den ostdeutschen Bürgern Verhalten hat. Als Sachse fühle ich mich bestätigt, wie oberflächlich mit den Ostdeutschen umgegangen wurde. Ich bin zwar mit meinen Eltern früh in den Westen geflüchtet. Mein Abitur müsste ich durch die Flucht abbrechen. Später stellte sich heraus, das ich, bis auf Englisch, den Schülern in allen Fächern weit voraus war. Ich hätte glatt eine Klasse wenn nicht gar zwei Klassen überspringen können. Leistung war schon damals nicht unbedingt gefragt. Der Epochenbruch kam zwar später, aber schon im Vorfeld der 68er Generation gab es schon Tendenzen, die erahnen liessen, wo die Reise hingeht. Ich habe natürlich noch einige Freunde in Dresden, die mir gesagt haben: Der Westen hat uns nie richtig als gleiche Bürger gesehen. Vielleicht hing das mit den vielen Stasi-Leuten zusammen. Mir wurde später zugetragen: in jedem zweiten Mehrfamilienhaus wohnte auch ein Stasimann oder Familie. Vielleicht hat Ihr Autor eine andere Erklärung. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wie stoppt man Fake-News“ von Ulrich Schnabel

Es braucht keine gesondert vermittelte „Nachrichtenkompetenz“, weder an Schule noch im Lehramtsstudium. Es braucht eine Verstärkung vertiefter analytischer Textarbeit (hier gilt der erweiterte Textbegriff, also „Text“ auch im Sinne anderer Medien), welche lehrt, Absichten und Strategien von Verfassern zu durchleuchten und möglicherweise zu entlarven. – Carolin Schmidt


Leserbrief zu „»Ich will zurück nach Deutschland«“ von Wolfgang Bauer und Andy Spyra

Vielen Dank für die immer wieder interessanten und fundierten Artikel in der Zeit. Ich hatte schon oft Lust mal einen Leserbrief zu schreiben, weil ich die tiefgründigen Artikel wirklich gern lese und ich somit für die Arbeit danken wollte. Aber bisher hatte ich es nie gemacht… Doch heute las ich einen Artikel, der etwas thematisiert, was für unsere jetzige Situation mit dem Wahlergebnis besonders brisant ist. Kurz zu mir: ich bin 35, aus Meißen und somit umringt von AfD-Wählern. Es bricht mir das Herz, zu sehen, wie erfolgreiche Menschen der bürgerlichen Mitte und gehobenen Mitte stolz zugeben die AfD aus Protest gewählt zu haben. Verstehen kann ich das mit keiner Wimper, denn waren sie es, die bisher immer stolz die CDU wählten, weil es ihnen dann finanziell besser geht. Und dann kamen die Flüchtlinge…

Die Angst entsteht, dass die ihnen plötzlich alles wegnehmen. Verschwörungstheorien kommen hervorragend an, entlassen sie einen doch aus der Verantwortung, dass die Gesellschaft selbst schuld ist an den Zuständen in der Gesellschaft, ob durch Wahlentscheidungen oder mangelndes Engagement. Und ich stehe als Gutmensch da, weil ich kein Problem damit habe, Menschen in Not zu helfen. Die Nationalität ist dabei für mich unerheblich. Ich habe auch schon Deutschen am unteren Ende geholfen… Mit der Feststellung, dass es da nicht viel zu helfen gibt, da es ihnen gut genug geht und nur ein erhöhter Reichtum willkommenes Hilfsmittel ist. Was Flüchtlinge stattdessen durchgemacht haben, passt in kaum einen Horizont unserer Bürger, weil wir derartiges lange nicht erleben mussten.

Obwohl man an den älteren (Kriegs-)Generationen sieht, dass auch solche Erfahrungen nicht vor unrechtem Denken schützen. Was ist nur schief gelaufen, dass der Mensch (im erhöhtem Maße der „Ossi“) in seinem Wohlstand keine Akzeptanz für wahre Not hat? Warum sind die Herzen so abgestumpft? Zumal niemand irgendwas von seinem Reichtum abgeben muss!? Und nur weil die Flüchtlinge da sind, gibt die CDU nicht mehr Geld für Bildung aus. Wer sowas denkt, hat die Politik nicht verstanden. Von daher ist es vielleicht gut, dass es genug Fehlgeleitete gab, die sich dazu hinreißen ließen eine Protest Partei zu wählen, denn ändern muss sich etwas an der Politik, die den inneren Zusammenhalt im Land vernachlässigt, weil es ihr wichtiger ist in der Welt draußen stark zu sein.

Der Protest Wunsch sollte unbedingt ankommen, aber schlimm ist, dass all diese Wähler im tiefen Inneren, nicht aus innenpolitischen Gründen diese Entscheidung trafen, sondern weil sie einfach keine Ausländer hier haben wollen, also fremdenfeindlich motiviert. Die anderen Gründe der Unzufriedenheit sind vorgeschoben, damit sie sich nicht so rechts fühlen, denn bisher hat es kaum einen CDU-Wähler ausreichend interessiert, ob genug Geld für Bildung etc.ausgegeben wird. Aber nun sind das zwei Fliegen mit einer Klatsche, Fremdenfeindlichkeit wird salonfähig, weil es angeblich unsere Probleme löst. Es macht mir Angst, dass wieder eine bestimmte Gruppe stigmatisiert wird. So rückschrittig kann man nur am Gipfel des Berges denken. Wie kann man nur vermitteln, dass miteinander effektiver ist als gegeneinander. Tausende Jahre Geschichte reichen da offenbar nicht!?

Naja, bezüglich des eigentlichen Artikels der jungen Frau, die den islamischen Staat ja so toll findet, aber doch lieber wieder in deutscher Sicherheit wäre, obwohl wir ja alle minderwertige Menschen sind.  Menschen anderer Religionen und Nationen zu integrieren ist bereits ein bekanntes Problem in Deutschland. Einerseits weil es Deutschland in der Vergangenheit nicht ernst nahm und andererseits weil mancher Deutsche nicht bereit dazu ist. Wie soll das dann mit einer Islamistin funktionieren, die ja noch nicht einmal integrationswillig ist? Die das Land verlassen hatte, um gegen die Ungläubigkeit in den Kampf zu ziehen. Und dann will sie zurück in eines der unreligiösesten Länder, weil es da zufällig sicher ist!? Mir fehlen die Worte! Muss wieder erst etwas passieren, damit man sieht, dass solche Biografien ihren Grund haben und somit auch das Undenkbare passiert, dass auch mal eine Frau Amok läuft?  Eine Frau, die offen zum radikalen Islamismus steht! Dann ist es kein Wunder, dass noch mehr AfD-Wähler geboren werden, wenn dieses Szenario wahr wird. Man muss es mit der Menschenliebe nicht übertreiben, Prävention sollte in Deutschland definitiv größer geschrieben werden, statt immer nur tätig zu werden wenn es zu spät ist. Ursachen bekämpfen, nicht immer nur Notpflaster verteilen und Bonbons. – Nicole Böer


Leserbrief zu “Aufräumen im Miststall der Demokratie“ von Thomas Assheuer

In der Ausgabe haben Sie und Ihr Kollege Herr Ulrich ausgiebig über die AfD „geschimpft“. Ebenso zum Beispiel in der Talkrunde der Spitzenpolitiker nach der Wahl, wurde mehr als 20 Minuten nur über die AfD geredet. Das ist Ihr gutes Recht und Ihre Kommentare über die AfD kann ich nur unterstreichen. Aber diese Partei haben über 1 Million Menschen gewählt (Ich übrigens nicht!). Es geht um diese Wähler, von denen nur ein kleiner Anteil rechtsradikal oder fremdenfeindlich ist- Sie und auch die etablierten Politiker haben nicht verstanden, oder wollen es nicht verstehen, was in unserem Lande schlecht läuft. Die Parole „Es geht uns gut, weiter so“ ist nicht zu rechtfertigen!  Dass es den meisten Menschen in Deutschland gut geht, besser als in vielen anderen Ländern ist unbestritten.

Dies ist aber nur unserer Wirtschaft zu verdanken, die Rahmenbedingungen dazu wurden aber schon lange von der Schröder/Fischer Regierung geschaffen. Die letzten 12 Jahre Merkel-Regierung sind verlorene Jahre in denen keine Massnahmen für die Zukunft ergriffen wurden. Besonders Herr Ulrich und Sie, für mich die „Merkel-Versteher“ haben nach meiner Meinung bei Ihren Artikeln die rosa Merkel Brille auf. Warum? Die Regierung Merkel hat das Land in den letzten Jahren gut verwaltet und im Ukraine-Konflkt eine gute Entscheidung getroffen.  Viele Probleme wurden (auf Sicht fahren Merkel-Device) einfach vor sich hergeschoben. 1. Energiewende stark begonnen, begünstigt durch Atomunfall in Japan, stark nachgelassen, Kohleausstieg?, Dieselskandal? 2. Anstieg der befristeten Arbeitsverhältnisse 3. Kinderarmut 4. Probleme Alleinerziehender, besonders von Frauen 5. Altersarmut 6. Flüchtlingspolitik: kein Fortschritt bei der Abstimmung mit den europäischen Partnern, Familiennachzug ungeklärt, Abschiebung von mehreren Hunderttausenden, welche kein Bleiberecht haben  Alle vorigen Punkte und noch mehr harren seit mehreren Jahren wenigstens der Inangriffnahme und jetzt sagen die verantwortlichen Politiker, „da müssen wir daran arbeiten“. Da frage ich mich, was haben Sie denn die letzten 12 Jahre getan?

Für mich sind die letzten 12 Jahre Merkel-Regierung eine verlorene Zeit in der notwendige Massnahmen für die Zukunft nicht ergriffen wurden, keine Zukunftsideen entwickelt wurden.   Das Erstarken der AfD haben ausschließlich die Regierungsparteien zu verantworten und statt über die AfD zu lamentieren, sollten Sie lieber Ihre Selbstzufriedenheit erkennen und Sie Herr Assheuer sollten neben Ihrer berechtigten Kritik an der AfD lieber Ihre Schreibkraft für die Ursachen Bekämpfung einsetzen. – Klaus Hurlebaus


Leserbrief zu „Hier spricht das »Mischvolk«“ von Yassin Musharbash

Ihre emotionale Reaktion ist verständlich, aber einmal sind Sie ja durch Abstammung bereits halber Deutscher, und–das ist der wichtigere Punkt -zeigt Ihre berufliche Tätigkeit, daß Sie nicht zu den Bevölkerungsteilen gehören, die manchen Deutschen Sorgen machen. Zudem wissen Sie selber, wie Sie schreiben, daß Sie an Ihrer Anerkennung in unserem Land nicht Zweifel haben müssen. Auf Ihre Frage, welches Anliegen Wähler gehabt haben, ihr Kreuz bei der Afd zu machen, finden Sie die Antwort in der Zeit in einer der letzten Ausgaben. Dort steht, daß, wer Merkel nicht will, nur die Wahl hat, Linke oder AfD zu wählen, und gegen Merkel als Bundeskanzlerin gibt es mehr als einen Grund.

Ansonsten wissen Sie, daß in der Demokratie Meinungsfreiheit eine zwingende Resource ist. Dies hat dazu geführt, daß die konträren Themen Flüchtlinge und Einwanderer Themen im Parlament werden, wohin sie gehören, und nicht mehr nur in dumpfen Kanälen und im Wahlkampf behandelt werden. Insofern hat das System bereits zu einem Teil seine Funktionsfähigkeit bewiesen. Ich bin zuversichtlich, daß im Parlament klarere und gegensätzlichere Diskussionen anstelle der klebrigen Argumentation von Merkel zu besseren Lösungen und mehr sozialem Frieden führen werden. Mein Wunsch: Bleiben Sie so, wie ich Sie aus Ihren interessanten Beiträgen kenne. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Gefühlte Wirklichkeit” von Martin Schröder

Vielen herzlichen Dank auf diesem Weg an Professor Schröder für seine Antwort auf Caspar Shallers ZEIT-Dossier (Nr. 38/17). Ich hatte immer wieder in Erwägung gezogen eine Antwort / einen Leserbrief zu schreiben, doch mir erschien der Aufwand für so ein Gejammer auf ganz hohem Niveau schlichtweg zu groß. Umso erfreulicher und auch aussagekräftiger die Antwort von Martin Schröder, der diese mit Daten belegen kann. Als ich das Dossier las, tauchte bei mir das Bild eines lauthals schreienden Kleinkindes auf, das gegen die Welt außerhalb des gut genährten Wohlstandsbauches protestiert, weil es keine Rundum-Versorgung mehr bekommt, sondern sich selbst etwas anstrengen darf und muss, um etwas zu bekommen, und auch damit klarkommen muss, dass die eigenen Ansprüche auch mal nicht vollumfänglich bedient werden.

Nehmen wir mich (49 Jahre) als Beispiel: Ich habe einen sehr guten Universitätsabschluss (M.A. am renommierten „Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften“ der FU Berlin), gelte derzeit – nach einer beruflichen Neuorientierung im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ (ich habe bisher hauptsächlich in sogenannten Vorbereitungsklassen (Flüchtlinge) unterrichtet) – im Land Baden-Württemberg aber 1) als „Nicht-Erfüllerin“ (des fehlenden Staatsexamens wegen) anstatt als Lehrkraft mit einem anderweitigen Universitätsabschluss; 2) ich habe von Jahr zu Jahr einen auf längstens (!) ein Schuljahr befristeten Lehrauftrag, da ich als Nicht-Erfüllerin nur 2. Wahl für die staatlichen Schulen des Landes bin und kann – sobald ausreichend Absolventen mit Staatsexamen ausgebildet sind (das kann auch unterjährig, also in einem laufenden Schuljahr passieren) umgehend entlassen werden; in den Sommerferien bin ich also arbeitslos und beziehe ALG 1, um dann, kurz vor Beginn des neuen Schuljahres, hoffentlich wieder eingestellt zu werden 3) Lehraufträge, die man in anderen Bundesländern wahrgenommen hat, werden nicht anerkannt, weshalb das Lohnentgelt (ohnehin nicht vergleichbar mit einem Beamtengehalt) in den untersten Stufen verharren kann bzw. es einfach sehr lange dauert, bis man ein bisschen mehr Gehalt bezieht; hinzu kommen viele weitere kleine Diskriminierungen …

Ich würde eine pädagogische, didaktische, methodische Qualifizierung begrüßen (auch wenn ich ein Weiterbildungsstudium in DaZ in der Tasche habe) und gerne nebenberuflich durchlaufen (wie z. B. in Mecklenburg oder Berlin möglich, da ich mich als Quereinsteigerin in den Lehrberuf durchaus bewährt habe), um mittelfristig in B.W. eine Entfristung zu bekommen (wie z. B. in Brandenburg der Fall). Doch das Land bietet das nicht an. Schade, denn ich bin geeignet, und der Beruf macht mir großen Spaß. Außerdem ist es doch bereichernd, wenn Menschen mit Berufserfahrung in andere Branchen – außerhalb der Schule! – unterrichten und die homogene Lehrerschaft etwas „aufmischen“; das kann den Kindern doch nur wohl bekommen (finde ich jedenfalls). Davor habe ich lange an einem bekannten freien Theater in Berlin gearbeitet; dann als Selbständige (Geschäftsführerin einer GbR) für einen Berliner Sprechtheater-Regisseur. In der freien Theaterszene verdient man aber noch weniger! Und im Hinblick auf die Rente sieht es dort ganz düster aus ….Von daher, das Jammern von Caspar Shaller findet auf ganz hohem Niveau statt !!! – Regina Zimmermann


Leserbrief zu „Noch eine Alternative?“ von Mariam Lau

Leider ist Ihnen in Ihrem Artikel ein peinlicher Fehler unterlaufen, der die in anderen Zeit-Artikeln schon aufgenommene mangelnde Kenntnis der ostdeutschen Verhältnisse unterstreicht: Sie schreiben „…das jährliche Kameradschaftstreffen im sächsischen Kyffhäuser,….“.  Ein Blick auf die Landkarte von Mitteldeutschland würde Ihnen zeigen, dass der Kyffhäuser ziemlich weit von Sachsen entfernt liegt, nämlich in Nordthüringen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. – Prof. Dr. Michael Lorenz


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Als aufgrund des Zeit-Volumens verzögerter Magazin-Leser kann ich Sie zu der Modestrecke in dieser Ausgabe nur gratulieren. In lustigen Bildern sind entgegen anderer Modestrecken die Kleidungsstücke auch klar abgebildet. dies fehlte bei vielen der bisherigen Modestrecke. Weiter so. – Alfred Kurz


Leserbrief zu „Ich ist ein anderer“ von Christoph Drösser

Allein anhand seiner Facebook-Likes oder Twitter-Kommentare Rückschluss auf die Persönlichkeit eines Menschen zu ziehen scheint für die Wirtschaft verführerisch. Ihre Recherche zeigt auf, dass diese neuen Persönlichkeitstests bisher auch einfach schlechte Testverfahren sind. Die Psychometrie liefert mit den Gütekriterien Validität und Reliabilität eigentlich auch Kennzahlen, um dies einzuschätzen. Validtät gibt an, wie sehr ein Test das misst, was er vorgibt zu messen. Reliabilität gibt an, wie genau der Test das misst, was er misst. Die Breite an Ausprägungen der Testergebnisse des Autors zeigt, dass eines der Gütekriterien nicht erfüllt sein kann. Zwar schließt Herr Drösser auf eine mangelnde Präzision (also Reliabilität) der neuen Persönlichkeitstests, diese lässt sich aber mit statistischen Tricks konstruieren, die jeder Psychologiestudent erlernt. Deswegen würde ich stark auf eine mangelnde Validität tippen. Dies würde bedeuten, dass diese Tests eben nicht die Persönlichkeit eines Menschen erfassen und diese nicht nur ungenau messen. Die Wirtschaft sei also beraten, eine deutliche Verbesserung der Testverfahren abzuwarten. – Nico Müller


Leserbrief zu „Fliehen? Kämpfen!“ von Sugárka Sielaff

Das alles gibt es bei uns auch. Ein typischer Beitrag der Wadenbeisser, was besonders in Deutschland vorherrscht. Absichtlich will man Orbàn ans Bein pinkeln. Die angeblichen Ordnungshüter sollten sich lieber mit unserem Land beschäftigen, da stinkt es nämlich gewaltig. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Fliehen? Kämpfen!“ von Sugárka Sielaff

Herzlichen Dank für Ihren Artikel über Andras Fekete- Györ und seine Mitstreiter. Schön daß es wieder junge Menschen gibt die sich um Die Politik bemühen, sich nicht bequem zurücklehnen und dann uns “ älterer“ Generation vorwerfen wir würden alles falsch gestalten. Auch wir könnten „Angst und Apathie“ besiegen, wenn es wieder mehr junge Menschen gebe die echtes  Interesse am politischen Geschehen zeigen – und ihre eigene Unzufriedenheit mit konstruktiven Ideen beseitigen würden. Vielleicht gelingt auch ein Miteinander – ohne die unterschiedlichen Charaktereigenschaften eines Volkes zu ignorieren – vielleicht gelingt Europa ! – Angelika Kellner


Leserbrief zu „Ist das noch Kunst oder schon AfD?“ von Moritz von Uslar

Was glaubt den Ihr Autor, was der widersprechende Oskar Roehler für ein besonderer Typ ist? Der Mann brüllt nur seine ganze Wut über unser desolates Land hinaus. Ohne Rücksicht auf Verluste. Die gibt es zwischenzeitlich zuhauf in unserem Land. Das Menschenbild des Autors scheint genauso verrückt zu sein. Alles was Rechts daherkommt hat die Krätze und gehören vom Hof gejagt. Die Intellektuellen reden immer den gleichen Unsinn. Wenn die Welt sich nicht mehr nach links dreht, dann geht die Welt unter. Ich spreche lieber von Konservatismus. Ihr Kollege Jens Jessen hat in der „Zeit“ online dazu Stellung genommen: „In Deutschland hat es den Klang des Verstaubten des Unbeweglichen und Autoritären. An allem könnte, von Fall zu Fall, auch etwas Wahres sein, trifft aber nicht den Kern des Konservatismus. Was aber, wenn der Fortschritt seine Richtung ändert. Wenn die Globalisierung den Wohlstand gefährdet (Flüchtlinge, in Massen, hohe Kriminalität, Terror, Ausbeutung unserer Sozialsysteme, Angst der Bürger).“ In Klammern von mir präzise erwähnt. Was ist dann?  Nach Ihrer politischen Einstellung hat man trotzdem so weiter zu machen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

M.E. verharmlost Thomas Oberender Verblendung und Kahlschlagwahn der SED. Zu Recht erinnert der Autor Stefan Berg – aktuell im „Spiegel vom 30.09.17 – an den langen Schatten der SED-Diktatur. Auch die aberwitzigen stadtzerstörerischen Kahlschläge in Ost-Berlin waren letztlich nur eine monströs vergrößerte Kopie der autogerechten Stadt. Jene in den 30er Jahren entwickelte Planung der Stadtauflösung war keine Erfindung der SED. – Markus Erich-Delattre


Leserbrief zu „Die Mauer ist nicht gefallen” von Thomas Oberender

Ich bin „Wessi“, aber mir war damals schon die „Wieder“vereinigung („wieder“ von was? War Deutschland nach 1918 oder 1945 schon einmal geteilt?) zu schnell und unüberlegt. Die Bürger der ehemaligen DDR konnten sich gar nicht einbringen, außer vielleicht als Ampelmännchen oder Rechtsabbiegen bei Rot! (wie ärmlich). Und BP Steinmeiers Rede am 3.10.17 hat es auch wieder gezeigt: diese Überheblichkeit der Wessis und ihr Anspruch moralisch auf der Siegerseite zu stehen. Sieger von was? Dem Kampf zweier Gesellschaften, die nach einem verschuldeten Weltkrieg ihre jeweils unwirkliche Nische gefunden hatten, aber nicht aufeinander zugehen konnten?

Wenn mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger auf die Unart der „Wutbürger“ hingewiesen wird und dagegen das kleinbürgerliche Idyll der Vereinsmeier und Freiwilligen hochgehalten wird, stimmt etwas nicht an der Art, wie Deutsche unterschiedlicher Nachkriegsgeschichte aufeinander zugehen! Wann gibt es endlich einen offenen, ehrlichen Dialog (Steinmeier sprach von „ehrlich machen“, aber ehrlich machen wem gegenüber?!?) in dieser Gesellschaft? Befreit von Besserwissen und Hochnäsigkeit aber auch von Opferrolle und Ressentiment? Egal ob die Mauer (eine von vielen) gefallen ist oder noch da ist, wirkliches Interesse am Anderen schert sich nicht um Mauern und Hindernisse. Ist das Interesse denn überhaupt da? – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Alkohol“ von Jörg Burger im ZEIT Magazin

Ergänzen möchte ich das sehr informative und aufklärende Interview durch Zweierlei: 1) Mir fehlen jegliche Hinweise auf zusätzlich zum Alkohol von der Leber abzubauende und diese belastende Medikamente. So muss z. B. ich selbst seit bald vierzig Jahren wegen einer Trigeminusreuralgie das hiergegen wirksame Standardpräparat Carbamazepin einnehmen, das sich seit vier Jahren auch nicht mit kleinsten Alkoholmengen mehr verträgt. 2) Ferner fehlt der Hinweis, dass im Fernsehen endlich auch das Alkoholtrinken, vor allem das Rotweintrinken, so wie das Rauchen endlich geächtet gehört. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Der ganz Nahe Osten“ von Anne Hähnig

Zum Glück habe ich nach Ihrem Beitrag den Artikel von Frau Lau gelesen, der die ganze Problematik angemessen auf den Punkt bringt und dem ich voll und ganz zustimme. Ihr Artikel gehört leider zu den vielen Ossi-Versteher-Artikeln, die mit ganz viel Verständnis auf den überbordenden Rechtsextremismus in Dunkeldeutschland reagieren. Ich kann dieses ewige selbstmitleidige, passiv-agressive Lamentieren nicht mehr hören. Leute, die es nach 27 jahren immer noch nicht fertigbringen, sich an neue Lebensumstände gewöhnen zu können, müssen ganz alleine bei sich gucken, wo es intellektuell, reflektorisch und empathiemäßig mangelt. Es gibt keinen Grund, AfD zu wählen und auch keine Entschuldigung dafür. Offenbar gibt es in Deutschland einen gewissen Prozentsatz an rechtsextrem-völkisch-nationalem Gedankengut, vor allem im Osten.

Diese Typen haben nun eine Partei gefunden, die diese Haltung bedient und deren Wähler haben diese Partei ganz bewusst deswegen gewählt. Es geht um „Ausländer raus!“ und um nichts anderes. Jetzt dürfen Faschisten wie Gauland und Co. den Bundestag mit ihrer Anwesenheit besudeln. Ich könnte kotzen. Hören Sie bitte auf, AfD-Wählern Verständnis entgegenzubringen. Das haben die nun wahrlich nicht verdient. Deren „Probleme“ interessieren mich einen Scheißdreck. P.S. Ich lebe im Ruhrgebiet. Hier sind viele Regionen „abgehängt“, wo man nicht tot überm Zaun hängen will. Für diese Region interessiert sich auch niemand. Hass und Wut sind hier trotzdem bei weitem nicht so ausgeprägt. – Peter Selisko


Leserbrief zu „Nicht sein Land” von Bernd Ulrich

Außer unserem Namen, Sie als Zu-, ich als Vor-, haben wir wenig gemeinsam! „Leitkultur“: wozu dieses pompöse Wort? Einfach „Gastpflicht“, so wie es ein „Gastrecht“ gibt! Ein Immigrant muß den gesellschaftlichen Umgang in seinem Gastland, dessen Gepflogenheiten und Werte akzeptieren! Dazu gehört etwa, sich nicht zu vermummen und eine(n) „Ungläubige(n)“ nicht umzubringen! Sonst hat er sein „Gastrecht“ verwirkt! „Islam“: wir rollen ihm den roten Teppich der Toleranz aus, ohne ihm klar die roten Linien, ggfls. die rote Karte zu zeigen! Denken Sie doch ein paar Jahre weiter: ein immer stärker werdender Islam wird ständig versuchen, einen immer größeren Einfluß auf unser gesellschaftliches Leben zu nehmen. Toleranz wird bestimmt nicht auf seiner Agenda stehen! „Millionen“ „AfD“ (Wähler): die allermeisten sind keine Nationalisten, sondern Protestwähler gegen die Berliner ToKo (Totalkoalition), heimatlos gewordene Wertkonservative, auch „Patrioten“ (nur bei uns ein Unwort!) Wenn nun doch „Patriotismus“, warum muß er anders sein als der anderer Völker? Es gibt genügend Nationen, die in ihrer Vergangenheit furchtbare Schuld auf sich geladen haben – denken Sie nur an die Türkei! Und trotzdem liebt der Türke seine Heimat (über alles) und ist stolz auf die Leistungen seiner Mitbürger und Vorfahren – ohne ständig mit einem unsicht-, aber spürbaren Büßergewand durchs Leben zu schleichen! „Wir werden unser Land…!“ „Wir schaffen das!“ ist entweder pluralis maiestatis oder hundsgemeine deutsche Hybris! Da unterscheiden sich die beiden Politiker nicht voneinander! Haben wir vielleicht auch eine „Sonderhybris“? – Dr. med. Ulrich Pietsch