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12. Oktober 2017 – Ausgabe 42

 

Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Sehr gut & sehr wichtig Murat Kurnaz‘ zweisprachiger Brief! Gruß an ihn & ihm Alles Gute! Sein Buch ist eines der wichtigsten Menschenrechts -Dokumente überhaupt! – Paul Zendo


Leserbrief zu „Sind wir nun frei?“ von Ulrich Ladurner und zu „Nationen mit Opferkult“ von Herfried Münkler

Die politische Situation in Spanien droht zu eskalieren und dies ist keine Entwicklung, die die Katalanen verursacht haben, sondern einzig und allein der Zentralregierung in Madrid zuzuschreiben. Der unbeugsame Ministerpräsident Rajoy, der seine harte Linie weiterhin verfolgt und wenig Gesprächsbereitschaft zeigt, hat schon vor Jahren die Katalanen vor den Kopf gestossen, als er ihnen weitere Autonomierechte, so wie sie die Basken haben, verwehrt hat. Ist es da ein  Wunder, wenn man sich in Katalonien nunmehr dazu entschliesst, sich von Spanien unabhängig zu erklären? Der katalanische Regierungschef Puigdemont hat mehr diplomatisches Geschick bewiesen als Herr Rajoy, indem er die Zentralregierung zum Dialog aufgefordert hat. Leider schaltet man in Madrid weiter auf stur! Und auch Europa schaut sehenden Auges zu, wie Spanien in den Abgrund driftet und diffamiert die Katalanen als Nationalisten. Auch die Berichterstattung in den Medien hierzulande lässt mit wenigen Ausnahmen sehr zu wünschen übrig, denn viele Journalisten ergreifen einseitig Partei für die Zentralregierung, ohne die Probleme, die dazu erst geführt haben, richtig und konsequent zu reflektieren! Ich jedenfalls habe grosse Sympathien für das katalanische Projekt und hoffe, dass die spanische Verfassung endlich geändert wird und dann auch den anderen 16 spanischen Regionen mehr Autonomierechte gewährt werden! – Thomas Henschke


Leserbrief zu „Nicht durchdrehen“ von Matthias Geis

Ganz gleich, auf welche Regierung man sich einigt, aber der gesellschaftliche Zusammenhalt ist nur durch Homogenität gesichert. Je ungleicher das System, umso größer die Konfliktpotentiale und umso geringer die „Funktionsfähigkeit des Gemeinwesens“, unabhängig davon, ob die Reibungspunkte Einkommen, Arbeitsplätze, Vermögensverteilung, Pensionen, Religion oder ethnische Strukturen sind. Die Problematik kann historisch wachsen, aber auch künstlich durch gesellschaftliche Veränderungen herbeigeführt werden. Da sollte man gehörig aufpassen und keinen weiteren Import von Problemen zulassen. – Martin Behrens


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Heute ist wieder Zeit-Tag, und mein erster Blick galt wieder dem Magazin. So freundlich blau mit weißem Tupfer, eine Aufheiterung in diesen tristen Wettertagen! Dann noch Literarisches! Beim Anblick der Titel-Wolke kam mir auch gleich Brechts Gedicht „Erinnerung an Maria A.“ in den Sinn, eins meiner Lieblingsgedichte. Zum Abitur vor vielen, vielen Jahren mussten wir fünf Gedichte auswendig hersagen können, Brechts „Erinnerung an…“ war eins davon. Aber, welch Enttäuschung, es war nicht im Heft vertreten! Eine große Sünde! Dafür habe ich es mir gleich noch einmal aufgesagt, es ist immer noch wunderschön! Und, es hätte sicherlich auch gepasst!:

In meinem Arm wie einen holden Traum. Und über uns im schönen Sommerhimmel War eine Wolke, die ich lange sah Sie war sehr weiß und ungeheuer oben Und als ich aufsah, war sie nimmer da.

Dennoch, Dank für das Schöne Heft! – Volker Krause


Leserbrief zu „Der Zündler” von Gero Von Randow und zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Präsident Trump ist brandgefährlich. Es ist mir völlig unverständlich, wieso die Amerikaner diesen selbstherrlichen Macho wählen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass sie Hillary Clinton auch nicht als Präsidentin haben wollten, da der demokratische Vorgänger Obama, dem man unverständlicherweise kurz nach seinem Amtsantritt den Friedensnobelpreis verliehen hat, nicht viel bewirkt hat. Statt klare Kante zu zeigen, hat er durch Passivität dafür gesorgt, dass die zahlreichen Konflikte in der Welt – insbesondere in Syrien – weiter eskalieren konnten. Präsident Trump ist das klare Gegenteil davon: Er benimmt sich wie ein selbstherrlicher Unternehmer, der er ja auch ist, und der nur auf seinen persönlichen Vorteil schaut, America first ist die passende Ergänzung. Mit seiner abenteuerlichen Politik dem Iran gegenüber oder der Kündigung des Weltklima-Abkommens macht er die perfekte Rolle rückwärts und richtet unermesslichen Schaden nicht nur für sein Land an. Insgeheim wünschen sich jetzt schon sicher viele Amerikaner dass man die Amtszeit dieses Präsidenten vorzeitig beendet oder dass sie zumindest nach vier Jahren endet und nicht etwa noch eine Verlängerung erfolgt. – Helmut Jung


Leserbrief zu „Nach links?“ von Marc Brost und Peter Dausend

Im Interview mit Frau Nahles keimte bei mir (FDP-Mitglied und -Wähler) bis kurz vor Schluss die Hoffnung auf, es könnte sich bei der SPD tatsächlich was ändern. Die genannten Themen gehen grundsätzlich durchaus in die richtige Richtung, vor allem endlich weg von dieser unerträglichen „Kleine-Mann“-Lyrik, die auch Herr Dachsel in der letzten Woche auf erfrischende Weise und völlig zu Recht angeprangert hat. Aber dann, kurz vor Schluss wird das zarte Pflänzchen wieder zerquetscht, wenn Frau Nahles davon spricht, Herr Schulz sei mit 100% der Stimmen zum Vorsitzenden gewählt und bliebe das bestimmt auch nach dem nächsten Parteitag. Ja, 100% der Stimmen, für einen zu 80% auf falsche Themen setzenden „Kleiner Mann“-Wahlkampf, der dann in 20% der Stimmen mündete. Vielleicht hat die SPD doch zuallererst ein Personalproblem. – Andreas Zabel


Leserbrief zu „Politik gegen das Volk“ von Kerstin Kohlenberg

In der heutigen ZEIT ist in dem Text „Wahlkreise nach Maß“ eine Ungenauigkeit, zwar wird das Repräsentantenhaus parallel zum Präsidenten gewählt, jedoch wird der Präsident alle vier Jahre gewählt, nicht aber das Repräsentantenhaus, das wird alle zwei Jahre komplett neu gewählt. Das ist im Übrigen bemerkenswert, die Abgeordneten müssen sich mit ihrer Arbeit beeilen, während hierzulande die Wahlperioden auf fünf Jahre verlängert werden. – Christian


Leserbrief zu „Der Zündler” von Gero Von Randow und zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Donald Trump hat gute Gründe, aus dem Atomabkommen mit Iran auszusteigen. 2025, wenn es endet, können die Mullahs wieder richtig loslegen. Und dann sind sie mit den Vorbereitungen für den. Bombenbau wahrscheinlich dicht vorm Ziel. Das Teheraner Raketenbauprogramm wird ja auch nicht unterbrochen. Nein, nicht Trumo ist der Zündler, sondern das Teheraner Killerregime (laut Amnesty drei vollstreckte Todesurteile am Tag). Es kungelt mit Brandstifter Kim (worüber wohl?) und agiert im Nahen wie ein Feuetreufel. Die paramilitärischen Revolutionsgarden haben aus gegebenem Anlass gerademit Angriffen auf US-Stützpunkte gedroht. Was die naiven Brüsseler (und Berliner und Pariser und Londoner) Gutmenschen nicht begriffen haben: Ein Chamberlain in hundert Jahren war genug. – Erich Wiedemann


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

In diesem Artikel werfen Sie Weltwärts und andere Organisationen in einen Topf. Bevor man mit Weltwärts in die Ferne reist, muss man sich ein Jahr vorher bewerben, durchläuft im Vorfeld mehrere Seminare. Beim Aufenthalt im Ausland gibt es auch mindestens 2 Seminare und wenn man zu Hause ist gibt es noch ein Abschlussseminar. Außerdem bekommt man ein Taschengeld von 280 Euro pro Monat. Was ist falsch daran mal ein Jahr als Bauer zu arbeiten? Man lernt die Sprache und die Eigenarten des Landes kennen. Vielleicht weiß man wieder das Leben in Deutschland zu schätzen! Die Menschen im Ausland sind auch alle interessiert an den Jugendlichen. Wie lebt es sich so in Deutschland? Wie ist das Familienleben, usw. Es kommt zu einem Austausch. Mein Sohn war ein Jahr in Ecuador, obwohl er auf einer Farm hart arbeiten musste, ein Erdbeben überlebt hat, hat er doch sehr viel positives mitgenommen und möchte das Jahr in Ecuador nicht missen. – Brigitte Votava


Leserbrief zu „Flaschen, die denken“ von Marcus Rohwetter

Habe mich wieder scheckig gelacht! Ihre „Quengelzone“ lese ich immer ganz am Anfang. Wenn sie manchmal fehlt, betrübt mich das. Ich werde heute Abend mit hoffentlich noch unverschrumpeltem Gehirn aus einem – versprochen! – völlig unintelligenten, wirklich stockdummen Weinglas ein Schlückchen auf Sie und Ihre Kolumne trinken. Danke, für den Spaß,  den ich so oft durch Sie habe. – Dr. Sabrina Hausdörfer


Leserbrief zu „Umbau der Pyramide” von Anna-Lena Scholz

Ich kann die Forderung der Jungen Akademie zur „Abschaffung“ des Lehrstuhlsystems nur sehr eingeschränkt nachvollziehen. In vielen, vor allem empirisch arbeitenden Fächern, ist der Lehrstuhl – auch wenn er inzwischen selten mehr als drei Mitarbeiterstellen umfasst – ein echter Wettbewerbsvorteil beim Ringen um die besten Köpfe. Gerade im Vergleich zu dem aus den USA bekannten Departmentsystem erlaubt ein Lehrstuhl langfristige Planungssicherheit und Forschungsfreiheit, ohne ständig um das nächste Drittmittelprojekt kämpfen zu müssen. So manche Wissenschaftler(innen) kommen gerade deshalb nach Deutschland, weil sie hier einen Lehrstuhl bekommen können und anderswo nicht. Warum also Abschaffung? Schon jetzt steht es Professorinnen und Professoren frei, ihre Mitarbeiterstellen zu poolen, den Mitarbeitern hohe Autonomie zu gewähren, verstärkt Juniorprofessuren einzuführen (aber bitte mit Tenure-Track!) und so de facto ein Departmentsystem zu schaffen. Aber „Abschaffung“? Warum schon wieder allen vorschreiben, was vor Ort getan werden soll? Warum alles über einen Kamm scheren? Lasst viele Blumen blühen! Der Wettbewerb der Systeme wird zeigen, was für ein Fach, eine Hochschule, eine spezifische Forscherpersönlichkeit der beste Weg ist. – Oliver Günther


Leserbrief zu „Nach links?“ von Marc Brost und Peter Dausend

Für die komplette Seite hätten drei Buchstaben gereicht: B L A B L A B L A (oft genug wiederholt). Haben die Herren Brost und Dausend nicht gelernt, Fragen zu stellen??? – Hermann Ihde


Leserbrief zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Bei de NATO sollte natürlich „fair share“ gelten. Nur muß sich das „share“ auf den einvernehmlichen Part beziehen. Deutschland wie die EU brauchen den militärischen einschließlich des atomaren Schutzes der USA wohl noch auf lange Sicht. Über Interventionen muß man jeweils sprechen. Darüber hinaus gibt es große Dankbarkeit aus historischer Betrachtung. Und es gibt die vielen persönlichen Kontakte, die auf Reisen, in Wirtschaft. Kunst und Wissenschaft entstanden sind. Und zwar in dieser Ballung bei mir stärker, „familiärer“ als mit anderen Regionen. Wir sollten uns ganz cool die Positionen von Präsident Trump betrachten: „America first“ ist an sich nicht verwerflich. Jede Regierung muß zunächst das eigene Land in den Blick nehmen. Die Frage ist eher, wie Trump das betont hat. Tony Blair hat das auch mal gesagt. Da sollte es wohl unausgesprochen bedeuten „Europe second!“

Der Aufruf der Atlantiker kling ein wenig fade nach „Don’t bother the Gator“. Das habe ich mal in den Okefenokee-Sümpfen (Georgia) gelernt:  Man soll Alligatoren nicht reizen. Ja, Europäische Politiker sollten Twitter und Facebook völlig meiden und wieder ganz auf diplomatische Wege setzen. So viele interessante Informationen man im Internet findet – die eher unsozialen Medien tragen doch mehr zur Zuspitzung gegensätzlicher Positionen bei. Und schon gar nicht zum politischen Kompromiß, den die Unterzeichner doch auch wollen und artikulieren. Wo soll der denn sonst stattfinden, als in Parlamenten und in der Diplomatie? Doch nicht im „Netz“! Und dann TTIP! Ich hatte den Rückzug aus TTIP zu den wenigen positiven Botschaften aus dem Weißen Haus gezählt. Wollen wir wirklich Schiedsgerichte zwischen zwei Nationen mit ausgeprägter Gerichtsbarkeit als Spielwiese für global operierende Unternehmen, die sogar bei der Besprechung neuer Gesetze beteiligt werden sollen?  Handel: ja, Zölle senken: ja!

Vielleicht mit Ausnahme von Agrarprodukten wie Hühner, Eiern, Schweinen u.a. Das bringt doch nur mehr Agrarfabriken, um mit den noch größeren Agrarbetrieben in den USA und Kanada mitzuhalten.  Die „Digitalpolitik“ könnte sehr wohl zu einem zentralen Feld der Auseinandersetzung werden: Die Abhängigkeit vieler Firmen, Organisationen und Regierungen in der EU von der Nutzung von Facebook, Google & Co. als Plattform hat eine bedenkliche Größenordnung erreicht.  Datenschutzstandards müssen wir vielleicht doch stärker durch die EU gegenüber den US-Internet-Konzernen durchsetzen. Das unaufhaltsame Vordringen der Mikrofone in die Autos, in die Wohnungen bis ins Kinderzimmer (ins Handy sowieso) erfordert Regulierung. Frau Sylke Temple war eine sympathische, kompetente und sehr präsente Journalistin, die ich persönlich im sonntäglichen Presseclub vermissen werde. Sie hätte sicher nichts dagegen gehabt, Teile der Resolution zu diskutieren, um im Grunde eine erweiterte US-freundliche Perspektive einzubeziehen. – Gerhard Schroeder


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Das Dossier befasst sich mit nur einem kleinen Ausschnitt des Freiwilligendienstes. Die Jugendlichen werden hier als „Freiwilligentouristen“ bezeichnet und damit in eine ganz bestimmte Eventecke gedrängt. Die Autoren versuchten mehr Wertung als differenzierte Information dem Leser zukommen zu lassen. In dem zwar textreichen, aber leider inhaltsknappen Artikel wurden nur bestimmte Regionen des Auslandseinsatzes genannt. Zudem vermisst der aufmerksame Leser die Trägervielfalt innerhalb der freien Wohlfahrtspflege, die im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres Dienste für die Gesellschaft und auch für die Entwicklung der jungen Erwachsenen von Vorteil sind. Schließlich ist nichts darüber gesagt, dass die Jugendlichen vor, während und nach dem Einsatz mit Seminaren begleitet werden, die einen hohen Bildungswert beinhalten können. – Franz Thurner


Leserbrief zu „Wie ich als Verbraucher beinahe den Verstand verlor“ von Marcus Rohwetter

Die Dilemmata des Verbrauchers haben Sie großartig beschrieben! Ich lese schon lange Ihre Rubrik „Quengelzone“ gern. Jetzt bin ich fast ein Fan. Nur als Ergänzung zu Ihren Ausführungen: Mein Vater hielt in den 1950er, 60er Jahren 50 Freilaufhühner. In jedem Sommer haben wir den Stall so gut es ging gereinigt, insbesondere die roten Milben in den Ritzen der Holz-Sitzstangen getötet, anfangs mit Gift aus der Apotheke, später mit dem Altöl vom Schlepper. Jetzt in der Großstadt haben wir nur wenige Hühner, erst für die Kinder, seit 3 Jahren 3 Hühner für die Enkel, mit Stroh im Stall, mit tagsüber umzäunten Auslauf, stundenweise sogar im 300m²-Garten. Im vorletzten Sommer wollten die Hühner eines Abends nicht wieder in den Stall zurück. Dort warteten Millionen Milben auf sie: unter den glatten Sitzstangen, in der Einstreu, auf der Kotplatte, an der Wand, an der Decke, in der Lampe, im Türschloss, im Lichtschalter… Alles musste gereinigt, das Inventar entsorgt werden. Wegen des Gifteinsatzes (vom Tierarzt) mussten die Eier 3 Wochen lang entsorgt werden. Bis jetzt sind die Tiere milbenfrei – bis ein Wildtier wieder wenige Milben bei uns absetzt. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Sind die Protestanten schlauer?“ von Ludger Wössmann

Erst 1816, fast 300 Jahre nach dem „Anschlag“ der Thesen konnte man die Schulbildung der Protestanten ermitteln? Nun, zahlreiche Dokumente belegen zumindest punktuell, wann nach „Einführung der Reformation“ Lehrer angestellt, Schulen gebaut wurden, erst in den Städten, dann in den Kirchdörfern, schließlich auch in kleinen Dörfern. Ein Beispiel: das Kirchdorf Wiedensahl (dem späteren Geburtsort von Wilhelm Busch) in Calenberg. Bereits 1528 hatte der 1525 ordinierte Pfarrer Frau und Kind – obwohl der Grund- und Patronatsherr, das Kloster Loccum, noch jahrzehnte katholisch blieb. Möglich war dies meines Erachtens, weil noch weitere Herrscher Rechte am Dorf hatten. Erst in den 1590er Jahren wurde das Kloster Loccum evangelisch. 1593 stellte es 2 Lehrer ein, einen davon für 3 Stiftsdörfer. Um 1600 war dann ein Lehrer in Wiedensahl (also etwa 70 Jahre nach der Reformation im Dorf). 1619 unterschrieben 3 Zeugen eines Kaufbriefes mit „mein Hand“, 3 Zeugen und der Bürgermeister mit „CCC“ (sie konnten also ihren Namen nicht schreiben). Es war ein langer Weg zur Schulbildung. 1669 ermahnte das Kloster die Eltern in den Stiftsdörfern, die Kinder von 6-12 Jahren ungesäumt zur Schule zu schicken. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Wenn man das Schreiben nach Gehör verbieten will, muss man als erstes das Diktat abschaffen. Kinder, die am Anfang mit einer Anlauttabelle eigene Wörter, Sätze, Texte schreiben, schreiben so, wie sie selbst sprechen, also nach der eigenen Artikulation. – Prof. Dr. Manfred Wespel


Leserbrief zu „»Weg mit den roten Linien«“ von Mark Schieritz

Vielleicht sollte man sich einfach mal daran halten, was man einst unterschrieben hat. Frankreich ist doch wie Deutschland ein Rechtsstaat, wo Verträge einzuhalten sind? Das hat gewiss nichts mit „roten Linien“ zu tun, sondern zu allererst mit Vertrauen in Recht und Gesetz! – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Sind die Protestanten schlauer?“ von Ludger Wössmann

Dank an Ludger Wössmann für die brillante Aufklärung. Kleine Ergänzung zur Ehrenrettung von Ludwig Feuerbach: Die Bezeichnung der Religion als „Opium des Volkes“ stammt nicht von Karl Marx sondern von Ludwig Feuerbach. Marx zitiert ihn. – Johann Ernst


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Marcus Rohwetter beschreibt seine Zweifel am richtigen moralischen Handeln. Seine Ausführungen in einem Satz auf den Punkt gebracht:  „Ich weiß auch nicht!“ Da staune ich, bietet doch der Autor jede Woche in der „QUENGELZONE“ treffliche Erkenntnisse zu Täuschungsversuchen der Wirtschaft und zu vielfältigem Produkt-Unsinn. Und er provoziert damit auch das Handeln dagegen: Bestrafung der Täter durch Nichtkauf ihrer Produkte. – Lutz Landorff


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Ein toller Artikel von Murat Kurnaz! Hochachtung für ihn und seine Haltung. Leider will heute niemand mehr hören wenn man unseren aktuellen Bundespräsidenten-Darsteller Steinmeier an seine Verantwortung und Schande erinnert aufgrund der Jahre die er Kurnaz unschuldig in Guantanamo schmoren und leiden lies. Haben die Mitglieder der Bundesversammlung das nicht gewusst, als sie Steinmeier zum Bundespräsidenten wählten? Mein Präsident wird er aus diesem Grunde nimmer. – Jakob Krose


Leserbrief zu „Nach links?“ von Marc Brost und Peter Dausend

Wenn Frau Nahles soviel von Veränderung der SPD spricht, dann sollte Sie ihre Figur nicht vergessen. Wenn sie das hinkriegt, dann liegen ihr alle Männer zu Füssen. An ihre Frisur sollte sie auch denken. Das ist kein Flachs. Das meine ich bitterernst. Die heutige Gesellschaft steht fast geschlossen auf Schönheit und nochmals Schönheit. Ich zweifle nicht an Ihrem Fachwissen. Den Herren in ihrer Partei sollte sie Intern den Marsch blasen. Wie konnte sie sich nur so der CDU hingeben. Wenn es stimmt, was sie gesagt haben soll: „Jetzt gibt es auf die Fresse“, dann war das schon mal ein guter Anfang. Spaß bei Seite. Wenn sie sich politisch selbst auch ändert, daran kann ich noch nicht so recht glauben, dann hat sie meine volle Unterstützung – ich bin eher ein konservativer Kandidat. Ich denke aber nicht irgendwie parteiisch. Für mich zählt nur was unterm Strich steht. Insbesondere was die arbeitende Bevölkerung betrifft.

Das Leben in Angst und Bange, der Terror, die unzähligen Flüchtlinge, die hohe Kriminalität, die traurige Bilanz der Bildung, das ganze Leben der einfachen Menschen, die Bürokratie, die Steuern. Das ist nur ein Auszug der Missetaten Frau Merkel scheint ein Neutrum zu sein. Als ich hörte: „Sie sieht keinen Grund irgendetwas zu ändern“, viel mir der Löffel aus der Hand. Dabei müssten tausend Dinge geändert werden. Frau Nahles soll an Herrn Seehofer denken, der wurde abgestraft, weil er zu stark mit der Bundeskanzlerin geflirtet hat. Völlige Fehleinschätzung von ihm. Das zeigt, wie fern die Politik vom Wähler steht. Und zum Schluss ein Wort zur AfD . Wenn sie das Abstrafen der AfD fortsetzt, dann hat sie schlechte Karten. Dann kann sie alles vergessen, was sie in ihrem Interview angekündigt hat. Wenn die Bürger Spitz kriegen, daß das Erbe nur verwaltet wird und nichts wesentliches passiert, dann wäre das gut für Frau Nahles. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über Wolke sieben” von Harald Martenstein

Kolumnisten haben gegenüber ihren Lesern den Vorteil, dass sie schreiben können, was und worüber sie wollen – die Leser müssen es ertragen. Die Leser haben gegenüber den Kolumnisten den Vorteil, dass sie die Ergebnisse von deren Arbeit sehen und beurteilen können, was umgekehrt wohl nur selten der Fall ist. Von diesem Privileg möchte ich Gebrauch machen. Ich bin regelmäßiger Leser Ihrer Glossen im ZEITmagazin und im Tagesspiegel undauch derer Ihrer Kollegen Hacke und Zippert. Unabhängig von meinem persönlichen Geschmack trifft es wohl zu, dass diese Glossen mal mehr, mal weniger gelungen sind – jeder hat gute und weniger gute Tage, mal drängen sich die Themen auf, mal herrscht thematische Flaute, aber Sie müssen immer liefern.

Ein anderes Phänomen besteht leider darin, dass jeder Berufstätige irgendwann den Zenith seines Könnens erreicht hat – danach geht es tendenziell bergab, bei manchen ganz rasch, bei manchen im Sinkflug, und es kann auch durchaus gelegentliche Phasen eines qualitativen Wiederaufstiegs geben. Offensichtlich gibt es einen Trick, auch dann eine Glosse zu schreiben, wenn einem partout nichts mehr einfallen will: Man nehme irgendeinen absonderlichen, abstrusen oder skurilen Sachverhalt, zu dem es etwas in Wikipedia (Martenstein) oder in einemesoterischen Werk (Hacke) gibt, zitiere einen Abschnitt von geeigneter Länge und fügeeinige persönliche Anmerkungen hinzu (bei Ihnen seit einiger Zeit gern einen Seitenhiebauf die „linken Spinner“ (Achtung – Dobrindt!) von SPD, Grünen und Linkspartei) – und,schwupps!, fertig ist die Glosse für die nächste Woche. So stelle ich mir aus der Froschperspektive eines geneigten Lesers das Zustandekommen Ihrer Kolumne „Über Wolke sieben“ vor. Ich hatte schon geglaubt, die unsäglichen Ausführungen über den angeblichen DDR-Toast aus der Vorwoche stellten einen einmaligen Ausrutscher dar. Das war leider ein Irrtum. Wie sagte doch Frau Merkel ganz richtig: „Ein Jegliches hat seine Zeit.“ – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Wie ich als Verbraucher beinahe den Verstand verlor“ von Marcus Rohwetter

Die Sache selbst ist leider nicht so lustig, wie der Artikel krampfhaft zu sein versucht. Manche Entscheidungen sind auch nicht so schwierig, wie es in dem Artikel dargestellt wird: Bioeier aus Freilandhaltung sind selbstverständlich „besser“ als die anderen Eier und sämtliche Mineralwässerchen sind zumindest in Deutschland gänzlich überflüssig. Ein einziges allgemeines Siegel wäre meines Erachtens durchaus hilfreich, wenn es garantieren würde, dass der gesamte Produktionsprozess sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht – auch bezüglich der artgerechten Tierhaltung und einer Schlachtung nicht ohne vollständige Betäubung – ethisch einwandfrei war. Das garantiert allerdings in der Tat derzeit kein Siegel vollständig, aber ich denke schon, dass ein solches Siegel machbar wäre. Dazu müsste freilich der entsprechende politische Wille vorhanden sein. Von der Industrie ist diesbezüglich erfahrungsgemäß nichts zu erwarten. Zum Weiterlesen: http://www.ulrich-willmes.de/angst.html (dort ziemlich weit unten) Übrigens: Sie sind, wie http://www.zeit.de/autoren/R/Marcus_Rohwetter/index.xml zu entnehmen ist, Redakteur der ZEIT, Herr Rohwetter, vermutlich fest angestellt. Dann sollten Sie vielleicht besser nicht schreiben: „Wie viele Menschen muss ich auf mein Budget achten.“ Das dürften viele Menschen, die wirklich auf ihr Budget achten müssen, als Verhöhnung empfinden. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Jagdunglück“ von STW

Heute morgen beim Frühstück habe ich die aktuelle Ausgab ´der Zeit` auf dem Tisch gelegt und die Titelseite gelesen. Dann habe ich auch ´Prominent Ignoriert´ gelesen. Da ich selbst Jäger bin hat mich der Artikel extrem enttäuscht und wütend gemacht. Das habe ich so von der Zeit nicht erwartet. Ich lese die Zeit, weil ich mir Niveau und gute und vor allem intelligente Artikel erhoffe. Bisher wurde ich auch nicht enttäuscht. Doch dieser Artikel von STW  ´Jagdunglück´  ist einfach nur polemisch und bläst in das Horn der allgemeinen Meinung unwissender zum Thema Jagd. Sich machen Werbung für  ´Freunde der Zeit´  und Kontakt zu Autoren. Können Sie bitte einen Kontakt zu STW herstellen, oder ihm zumindest meine Mail zukommen lassen. Ich würde ihm gerne mehr zum Thema Jagd und ´schlimmster Gefährder im Wald ´ erklären – Frank Keller


Leserbrief zu „Huch, die SPD führt“ von Peter Dausend

In Ihrem jüngsten Artikel stellen Sie erneut durch Wortwahl und Stil Politikerinnen und Politiker und den gesamten „Politikbetrieb“ an den Pranger (z.B. rübergemacht; vor der Zeit an die Fleischtopfe zu kommen). Dieses Verfahren entspricht leider durchaus dem öffentlichen Zeitgeist. Worauf sind Sie eigentlich so wütend? Seriöser Journalismus besteht für mich aus Recherche, Darstellung und Bewertung und nicht in der Mißachtung und Demontage von Personen. Witzig geht übrigens auch anders. – Dorothea Berger


Leserbrief zu „Nach links?“ von Marc Brost und Peter Dausend

Die SPD, so Andrea Nahles, in Ihrem Gespräch, „muss ihr Profil stärken“! Seehofer formuliert Gleiches, nur etwas anders in die gegenteilige Richtung: „Die rechte Flanke schließen.“ Mir scheint es für unser demokratisches Gemeinwesen bedeutend, dass unsere Parteien, die ja auch Überzeugungen ihrer Mitglieder zum Ausdruck bringen, im politischen Wettstreit versuchen, die Wähler(-Stimmen) für eben diese Überzeugungen zu gewinnen. (In „meiner“ Partei bin ich, mal mehr mal weniger gequält, seit über 40 Jahren.) Eine große Gefahr sehe ich in den Volksparteien seit Jahren darin, zu fragen, welche Positionen/Überzeugungen eine Partei dem Wähler zur Schau stellen muss, um Stimmen zu gewinnen. Die „Machtfrage“! Aus meiner Sicht ist der mühsame Umkehrschluss richtig: Wie erkläre ich als Partei meinen Wählern, dass es für sie wichtig ist, durch ihre Stimmen unser Programm zu unterstützen! So lässt sich meiner Meinung nach, allerdings durch langfristige (!) Überzeugungsarbeit „, das „Profil stärken.“ Das Zauberwort scheint mir „Glaubwürdigkeit“ zu heißen. – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Was wird aus der Paulskirche?“ von Benedikt Erenz

In diesen Zeiten, so scheint mir, wird viel zu wenig gedankt. Und ich habe schon lange ein schlechtes Gewissen, Ihnen noch nie geschrieben zu haben. Ihre Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland sind nicht nur spannend, sondern auch erhellend und haben meine Faszination geweckt für eine Tradition, die, obwohl wir ihr soviel verdanken, im Bewusstsein der Gesellschaft kaum verankert ist. Bismarck, Kaiser, Könige kennt jeder, aber kaum einer einen Abgeordneten des Frankfurter Parlaments oder gar irgend eine konkrete Idee, die dort diskutiert worden wäre. Für mich sind Sie, lieber Herr Erenz, ein Fackelträger der Demokratie! Gibt es eigentlich irgendwo einen Verein, der sich der parlamentarischen Geschichte in Deutschland widmet und ihre Verankerung im Bewusstsein der heutigen Gesellschaft fördert? Sonst müsste man ihn eigentlich gründen. – Martin Steinbrück


Leserbrief zu „Die Totale des Jahrhunderts“ von Iris Radisch

„“Prozess der Entselbstung““; gleich ums Eck wohnt Heidegger. – Paul Zwirechmayr


Leserbrief zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Trumps “Amerika first” erinnert mich an Hitlers “Deutschland, Deutschland über alles”, wie auch der Umstand, dass auch Hitler per Wahlentscheid an die Macht kam, sich zum Diktator aufschwang und letztlich neben dem Holocaust auch einen Weltkrieg auslöste. Trump (deutschstämmig) ist auf dem gleichen Wege zurück “in die Steinzeit” wie in einen Weltkrieg. Man spürt keinen Fortschritt, nur Zurücksetzung (Klimabkommen, Kohlenutzung, Krankenversicherung, etc.) und vor allem Konflikte zu schüren statt zu besänftigen (Nord-Korea, Iran), gar einen Atomkrieg heraufzubeschwören. Und die demokratische Wahl Trumps hindert die USA, ihn trotz der Bedrohungen und Gefahren, die von seinen abstrusen Ideen ausgehen, abzusetzen. Die Welt sieht einfach nur zu, was sich in dem US-“Tollhaus” tut – bis die Welt in Atom-Schutt und –Asche liegt. Als könnte man nicht aus Hiroshima und Nagasaki und Hitler-Deutschland lernen – als ob die heutigen Generationen solche Desaster auch noch erleben müssten. Da obsiegt wohl “die Macht der Dummheit”. – Nikolaus Krost


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Dossier enthält viele Angaben und Feststellungen, die zum Nachdenken leiten. In der Geschichte von Tim Große vermisste ich jedoch einige Angaben. Nach meinen bisherigen Kenntnissen verläuft nämlich ein freiwilliges sozials Jahr bei der weltwärts-Stiftung so: – es werden jeweils 2 Personen zum bestimmten Ort geschickt, die sich bei der Arbeit und im Alltag wechselseitig unterstützen sollten, – es gibt eine Person am Ort als Begleiter bzw. Mentor, – es gibt eine Person in Deutschland, die mit Ratschlägen bei der  Verwirklichung von Aufgaben bzw. Zielen hilft, – jeweils nach 3 Monaten muss dem Ministerium ein Bericht vorgelegt  werden: insgesamt also 4 Berichte, die der Beurteilung der Situation dienen.  Nichts davon wurde in der Geschichte von Tim Große erwähnt – auch die Wochen der Vorbereitung vor der Abreise bzw. der Nachbearbeitung nach der Rückkehr nicht. Gibt es eine Erklärung dafür? – Igor Kramberger


Leserbrief zu „Staatsräson unter Wasser“ von Ronen Bergman und Holger Stark

In dem Artikel über die Rüstungsgeschäfte zwischen Deutschland und Israel schreiben die Autoren, der Hyundai Konzern habe Korvetten für 96 Millionen Euro das Stück angeboten. Das halte ich für ausgeschlossen. Dafür bekommt man keine Motoryacht in der Größe, geschweige denn Militärtechnologie. Ich bitte, diese Zahl noch einmal zu prüfen. – Andreas Schmidt


Leserbrief zu „Mit Terpentin im Weinglas“ von Susanne Mayer

Mit großem Interesse und ungeteilter Zustimmung habe ich die Rezension der jetzt eingerichteten Ausstellung der Werke Jeanne Mammens in der Berlinischen Galerie gelesen. Er liest sich wie eine Aufforderung, sich auf den Weg nach Berlin zu machen. Tatsächlich scheint es mir mehr als überfällig zu sein, dass bestimmte und hervorragende Positionen der Kunst vor dem Vergessen bewahrt werden. Wenn allerdings durchscheint, dass jetzt fast zum ersten Mal eine solche Übersichtsausstellung stattfindet, dann steht dem entgegen, dass ich mich sehr genau an eine Mammen-Ausstellung mit retrospektivem Charakter erinnere, die vor zwei Jahren im Barkenhoff/Worpswede zu sehen war. Kann es sein, dass bestimmte Ereignisse erst dann wahrgenommen werden, wenn sie in einer der großen Metropolen sich ereignen? – Dieter Rogge


Leserbrief zu „Verrückt nach Messi” von Hans Ulrich Gumbrecht

Es ist schon deprimierend, dass die ZEIT einen derart „flachen“ Artikel wie „Verrrückt nach Messie“ , den – das ist zu hoffen- kein Professor, sondern dessen Hilfskraft verfasst hat, auf einer ganzen Seite abdruckt. – Dr. R. Schwenk


Leserbrief zu „Sind wir nun frei?“ von Ulrich Ladurner und zu „Nationen mit Opferkult“ von Herfried Münkler

Ob Katalonien, Südtirol, Schottland oder auf Korsika: In der Europäischen Union gibt es viele Länder bzw. Regionen, die nach Unabhängigkeit streben. Die Krise zwischen Katalonien und Spanien bringt auch die EU in eine vertrackte Lage. Bislang hat sich die EU-Kommission nicht als Vermittlerin angeboten und ist dafür teilweise heftig kritisiert worden. Doch mischt sich die Brüsseler Behörde in den Konflikt ein, riskiert sie, den Separatisten Legitimität zu verleihen. Denn was jetzt für Katalonien gilt, müsste später wohl auch für andere Regionen in Europa gelten, die unabhängig werden wollen. Eine Loslösung Kataloniens von Spanien hätte schwerwiegende Folgen für ganz Europa. Nicht nur die wirtschaftliche Erholung Spaniens nach der Wirtschafts- und Finanzkrise stünde auf dem Spiel. Katalonien hat maßgeblich zu dieser Erholung beigetragen, steuert den höchsten Anteil zum spanischen Bruttoinlandsprodukt bei.  Doch in Katalonien geht es nicht nur um eine wirtschaftliche, sondern auch um eine emotionale Entscheidung. Es geht vor allem um Identität und die gesellschaftliche Zugehörigkeit. Gegenseitiges Vertrauen, gemeinsame Werte und das Gefühl der Zusammengehörigkeit halten Gesellschaften zusammen und sind elementare Voraussetzungen für deren ökonomischen Erfolg. Durch eine Unabhängigkeitserklärung würde das Vertrauen zwischen Katalanen und Spaniern belastet und in der Folge auch die gemeinsamen ökonomischen Perspektiven. Die Probleme in Spanien sollten eine Warnung für ganz Europa sein.

Sie offenbaren, dass politische und ökonomische Integration nur gelingen kann, wenn sie mit gesellschaftlicher Integration einhergeht.  Nur Staaten oder Staatenbünde, deren Bewohner eine gemeinsame Identität entwickeln, können langfristig ohne größere innere Konflikte überleben.  Wenn die EU eine stärkere politische und wirtschaftliche Einheit werden möchte, muss sie größere Anstrengungen unternehmen, um auf eine gemeinsame gesellschaftliche Identität hinzuwirken.  Nur wenn die Europäer sich als Europäer sehen, werden sie auch bereit sein, die Unterstützung anderer Länder zu akzeptieren.  So wie die wohlhabenden Bundesländer finanzielle Konzessionen für das gesamtdeutsche Wohl machen.  Bisher wurde „Europa“ weitgehend nur auf den höchsten Regierungsebenen durch das Einbeziehen von Parlamenten und Bevölkerungen beschlossen und blieb dabei an der Spitze der politischen Macht verhaftet. Wirklich gefragt wurde niemand. Stattdessen war die EU für die Völker Europas plötzlich da und sollte bejubelt werden. Es hat sich jedoch gezeigt, dass sich die Einheit Europas nicht einfach beschließen lässt. Es war eine Sache, als Spitzenpolitiker eine Wirtschaftsgemeinschaft zu begründen, aber ein politisches, gemeinsames Europa, das über die Zusammenarbeit von Staaten hinaus gehen soll ist eine andere. Europäische Einigkeit beginnt im Kopf der Bürger. Und da klaffen die Interessen weit auseinander. Statt jedoch zunächst die Gemeinschaft zu stärken, wurde in den vergangenen Jahren ohne Rücksicht auf Verluste territorial und ökonomisch expandiert. Das Brexit-Votum hat offenbart, wie weitgreifend die Identitätskrise schon in das Mark der Menschen Europas eingedrungen ist und wie vermeintlich schnell die Identitätslücke mit einem auf Abschottung und Nationalismus basierenden Wertmodell gefüllt werden kann.. Die Förderung einer gemeinsamen europäischen Identität ist eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit, um das Projekt Europa am Leben zu erhalten und nicht wieder in Kleinstaaterei zurück zu fallen. – Alfred Kastner


Leserbrief zu „Braucht Europa die Steuerrevolution?” von Felix Rohrbeck

Leider verstehe ich Ihren Artikel weitgehend nicht. Sie sprechen allgemein von Steuern, meinen aber wohl nur Ertragssteuern (=Einkommen-, Körperschaftssteuer), also die Steuer auf einen erzielten Gewinn bzw. Überschuss (§4EStG, §7KStG). Dann aber erwägen Sie die Besteuerung des Umsatzes eines Unternehmens. Letzteres ist aber bereits seit 1968 (und auch schon davor) im Umsatzsteuergesetz geregelt. §1UStG: „Der Umsatzsteuer unterliegen die …Leistungen, die ein Unternehmer im Inland gegen Entgelt im Rahmen seines Unternehmens ausführt, … der innergemeinschaftliche Erwerb…“. Es folgen zahlreiche spezielle Regelungen und in §4 achtundzwanzig Steuerbefreiungstatsachen.

Bei meiner groben Durchsicht fand ich keine Vorschrift, nach der der Versand von Waren durch Amazon oder die Schaltung von Anzeigen durch Google von der Umsatzsteuer befreit wäre. Meines Wissens hat Amazon in Deutschland mehrere Betriebsstätten (Versandstellen), Google zumindest innerhalb der EU Büros. Haben Sie andere Erkenntnisse? Ein Nachteil der Umsatzsteuer ist, dass sie auch anfällt, wenn kein oder kaum Gewinn erzielt wird (z.B. bei Neugründungen, Preisverfall, Ernteausfällen etc.). Sozialhilfe-, Hartz-IV-Empfänger müssen auch die Umsatzsteuer auf Lebensmittel, Kleidung, Seife etc. zahlen; ist beim „Bedarf“ mit einkalkuliert.  Dann schlagen Sie die (Gewinn-) Besteuerung in einem Land nach dem Anteil dieses Landes beim Umsatz einer Firma vor. Wenn zum Beispiel „VW-China“ 1/3 des Umsatzes des VW-Konzernes erzielt, dann ermittelt China: Konzerngewinn x 1/3 x chinesischer Steuersatz = zu zahlende  Gewinnsteuer in China? Auch wenn der Konzerngewinn hauptsächlich in China erwirtschaftet wurde (so jedenfalls frühere ZEIT-Berichte). Entsprechend für die USA, auch wenn „VW-USA“ wegen hoher Straf- und Schadenersatzzahlungen gar keinen Gewinn erzielt hat?  Wie gesagt, ich habe Sie weitgehend nicht verstanden. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Vielen Dank für ihre sachliche Einschätzung der Debatte um den Rechtschreibunterricht in den Grundschulen. Ich teile Ihre Eiscnhätzung, dass BildungspolitikerInnen das Thema nutzen, um sich kurzfristig als jemand zu inszenieren, der die Probleme angeht. Leider wird die Thematik dabei regelmäßig von Politik und einigen Medien populistisch verkürzt. Die LehrerInnen leiden doppelt darunter: Die wahren Probleme werden von der Politik weiterhin nicht angepackt und man muss sich für Unterrichtsmethoden rechtfertigen, die in der von Politik und Medien dargestellten Form nur in seltenen Ausnahmen verwendet werden. – Stefan Kutter


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Das war endlich (für mich) mal wieder ein schönes ZeitMagazin. Danke. Ich möcht es fast ans Herz drücken, aber dann zerknittert es! – Angelika Busch


Leserbrief zu “Nach rechts!” von Matthias Krupa

Ich schätze sie persönlich als Journalist mit pluralistischem Denken. Der Artikel hat nicht nur inhaltliche Fehlanalysen über Zuwanderung in Wien, das kann passieren, wenn man nicht Vor Ort wohnt. Eine so beabsichtigte Recherche schließe ich jedenfalls aus, auch den Tatbestand einer linken Pflichterfüllung …… Generell scheint jedoch der Mitte und Linkspopulismus in Deutschland ein Problem mit dem Begriff “ Rechts“ zu haben, dieser wird gerne quasi als Schwerverbrechen hochstilisiert. In Österreich wird ein nicht so lustiges Thema wie Migration eben zu Ende diskutiert, nicht wie offensichtlich in Deutschland einfach nicht genug thematisiert! Was hat das alles aber mit Rechts oder so zu tun? – Robert Streit


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Es war so um Mitternacht gestern am Donnerstag, als ich bei „ZEIT zum Entdecken“ angekommen war. Den kenne ich doch: WER ..??? Und dann die Überschrift Oh! Gebannt las ich jeden Absatz. Und heute am Freitag noch einmal. Welch eine Überlebensleistung und welch eine Botschaft! Danke, dass ich davon erfahren kann. Als Berlinerin (74 J.) im Wedding (Ortsteil mit ca. 350 Tausend Einwohnern im Bezirk Mitte) machen Sie mir Mut, wieder das aus zu sprechen, was ich mir wegen der drohenden Gebärden und verbalen Äußerungen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im täglichen Miteinander, abgewöhnt hatte. Nämlich: ihr habt es doch gut in Berlin – was soll das – nehmt Rücksicht auf uns Menschen von hier. — Sie, Herr Kurnaz kennen all die Beschimpfungen, die aus heiterem Himmel ausgeschüttet werden. Zornig werde ich wohl weiterhin bei z.B.: Iss doch nur ne Deutsche, allet Nazis hier usw. Bitte bleiben Sie konsequent – gegenüber beiden Seiten. P.S. Ich habe eine große Altbauwohnung mit einem Gästezimmer und Gästebad. Gerne können Sie das kostenlose Angebot, mein Gast zu sein, annehmen. Das gilt auch in Begleitung (Frau, Kinder, Eltern, nur nicht alle auf einmal, Frühstück und eigene Schlüssel sind selbstverständlich). – Ingrid Peggi Pabs


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Wenn man über 40 Jahre Grundschülern das Lesen und Schreiben nach unterschiedlichen Lehrgängen beigebracht hat, liest man diesen Artikel mit besonderem Interesse. Natürlich ist die Methode nicht allein ausschlaggebend für den Lernerfolg. Was hat man letztlich von einem an sich guten Konzept, wenn man Kinder nicht für das Lernen begeistern kann, zu wenig Anschauungs- und Arbeitsmaterial benutzt und vor allem den Lernstoff nicht genug übt? Wenn hierzu allerdings auch noch ungünstige Schreiblese-Konzepte verwendet werden, muss man sich über schlechte Rechtschreibleistungen nicht wundern.

So hatte nach meinen Erfahrungen die Ganzheitsmethode mehr Nach- als Vorteile. Das „Schreibenlernen nach Gehör“ habe ich als besonders negativ erfahren. Unsere Sprache ist nur zu etwa 25% lautrein. Das bedeutet, dass die allermeisten Wörter anders geschrieben als ausgesprochen werden. Die Gefahr, dass sich Kinder beim Schreiben nach Gehör falsche Wortbilder einprägen, die später nur schwer zu korrigieren sind, sollte man nicht unterschätzen. Für Migranten mit nur geringen Deutschkenntnissen ist diese Methode völlig ungeeignet, weil man den Bildern der Anlauttabelle nur dann den besagten deutschen Anlaut entnehmen kann, wenn man bereits die deutsche Bezeichnung des abgebildeten Gegenstands kennt. Buchstaben-Methoden sind meines Erachtens am effektivsten, Kindern das Lesen und Schreiben beizubringen. Die Kleinen haben sogar viel Spaß daran, aus Buchstaben Wörter zu „bauen“, die sie dann auch noch lesen und verstehen können. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Ich habe nur die ganz vorsichtige Nachfrage, ob es möglich wäre, den Artikel auf weiteren Sprachen zu veröffentlichen? Ich denke da vor allem an Persisch (Farsi/Dari). Ich glaube viele Ehrenamtlich hätten ein großes Interesse daran, den Text z.B. mit ihren Mündeln gemeinsam zu lesen. Der deutsche Text ist an einigen Stellen für Menschen, die gerade erst Deutsch lernen, noch zu kompliziert. Es wäre super hilfreich, die Version der Muttersprache daneben zu legen und sich den deutschen Text gemeinsam zu erarbeiten. – Silvia Ernst


Leserbrief zu „Nachruf” von JL

Sylke Tempel war in der Tat eine aussergewöhnliche Journalistin. Ich war geschockt von dieser Nachricht. Nicht nur weil ich mit Ihr im Schriftverkehr stand, sondern von ihrem messerscharfen Verstand und frei von irgendeiner parteipolitischen Linie. Besonders in den heute unsichern Zeiten der Globalisierung wird sie besonders schmerzlich vermisst. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Unter der etwas „schiefen“ Überschrift „Unterwegs zum guten Gewissen“ bringt die ZEIT ein inhaltlich sehr interessantes Dossier über das „Freiwilligenjahr“ Jugendlicher im Ausland weltweit. Dem Thema sollte aber nicht nur ein einmaliges Dossier gewidmet sein, sondern künftig regelmäßig eine Kolumne reserviert werden mit authentischen Berichten von jungen Menschen, die sich die Welt anschauen. Denn „die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben“ (Alexander von Humboldt). – Ludwig Petry


Leserbrief zu „Nur nicht nervös werden“ von Robert Pausch

„Man entzaubert Demagogen nicht, indem man Ihnen ihr Recht verwehrt.“ Da stimme ich Ihnen vorbehaltlos zu. Nur mit dem Wort „Demagogie“ natürlich nicht. Demagogie verstehe ich anders. Ihr Autor verwechselt da was. Die Demagogen sitzen eher auf der linken Seite. Wie blind muß man sein, wenn man nicht verstehen will, daß die Demokratie in Deutschland nichts taugt. Der politische Zustand kann kaum schlimmer sein. In Berlin und in manchen Bundesländern sitzen reihenweise Versager, die uns einen desolaten Staat hinterlassen haben. Ein Blick in den Ballungsräumen würde eigentlich genügen, um das zu erkennen. Es nimmt doch kein Wunder, wenn jetzt eine Partei auftaucht ,wie die AfD, und dieses Versagen anprangert. Das war doch nur eine Frage der Zeit. In Bayern, der erfolgreichste Bundesstaat, hat das jetzt auch deutlich zu spüren bekommen.

Ein eher konservativer Staat hat das kaum für möglich gehalten. Deutlicher kann der Wähler das nicht zeigen, wie es tatsächlich in unserem Land aussieht. Das Affentheater um die Sitzordnung zeigt mir, wie verblödet die Politiker sind. Die sind zwar alle groß geworden – aber nicht erwachsen.  Und die Medien stützen diese desolate Politik.  Wenn Sie glauben, es kann so weiter gehen, dann sind auch Sie betriebsblind.  Manche faseln vom Ende der AfD. Das ist schon wieder eine Fehleinschätzung.  Die meisten Journalisten sind das Geld nicht wert, was sie verdienen.  Bisher sind die etablierten Politiker haarscharf an einer Pleite vorbei geschrammt.  Deutschland muß nicht nur renoviert werden. Sie kriegen die AfD nur dann klein, wenn Deutschland von Grund auf saniert wird. Und das sehe ich weit und breit nicht, und bei den jetzigen Parteien die in Rede stehen, gleich gar nicht. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ihr Autor hat es schwer. Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe einen Tipp für ihn, bevor ich ihn verrate, liste ich zunächst meine Erlebnisse mit der Wissenschaft auf: Erste Täuschung: Als Fußballer war während des Spiels Wasserverbot angesagt. Wasser bläht auf und schwächt die Leistung. Später hieß es: viel Wasser trinken, das steigert die Leistung. Zweite Täuschung: Die Kinder sollten viel Milch trinken, dann werden sie weniger krank. Später hieß es: möglichst wenig Milch trinken. Dritte Täuschung: Kaffe macht krank, lieber Tee trinken. Später hieß es, Kaffe ist durchaus in Maßen gesund. Vierte Täuschung: Fett war früher der Krankmacher. Später hieß es, Fett ist wichtig für die Gesundheit. Fünfte Täuschung: Fruchtsäfte wurden als sehr gesund angesehen. Später hieß es. Ungesund, Zuviel Zucker ist völlig falsch. Sechste Täuschung: Keine Butter essen, dafür lieber Margarine. Später hieß es: Keine Margarine sondern Butter aufs Brot schmieren. Ich möchte es dabei belassen . Es gäbe aber noch mehr zu kritisieren. Also mein Rat für Ihren Autor: Gehen sie völlig unbedarft in einen SB-Markt und kaufen das, worauf sie Appetit haben. Fleisch sollten sie ohnehin beim Meister kaufen. Und keine Suppentüten oder Fertiggerichte. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Sind die Protestanten schlauer?“ von Ludger Wössmann

Als Katholik gebe ich neidlos zu: Protestanten sind wirklich schlauer. Denn auch nach längerem Nachdenken habe ich nicht ergründen können, was mir Ludger Wößmann in seiner zusätzlichen 5. These mitteilen will: „Der deutliche Einfluss der Bildung auf die Säkularisierung steht im Gegensatz dazu, dass wir keinen ursächlichen Einfluss eines höheren Einkommens auf den Rückgang des Kirchenbesuchs finden.“ – Rudolf Jellinek


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ich gebe zu, im Supermarkt kann man nicht immer unterscheiden, ABER man kann sehr nachhaltig einkaufen – nämlich einfach liefern lassen! Einmal in der Woche steht eine Kiste da mit allem, was ich brauche, bis auf Milch, Bananen, Staubzucker, normales Salz. Die Milch kann ich mir aber auch beim Milkomaten holen, ein paar Häuser weiter. Ich kenne alle Bauern, die liefern, die Schweinchen, Rinder, Schafe, Ziegen sind mir persönlich bekannt – na ja, zumindest die Vorfahren. Weshalb können sich solch nachhaltige Kooperativen nicht auch in Deutschland entwickeln? Ich sehe, wie das Gemüse wächst, wie die Bäcker backen, die Käser käsen… www.bauernkiste.at

Ich bekomme auch Olivenöl, Orangen, Zitronen von südlichen BIO- Kooperativen – natürlich immer nur saisonal. Das Wild und die Gans nur im Herbst…. Tomaten natürlich nicht ab September… Als Mutter von zwei hungrigen Kindern und einem ebenso hungrigen Gatten, selbst voll berufstätig, fand ich vor 20 Jahren diese Kiste – einfach ideal. Per Internet kann ich bis Montag Abend alles bestellen, was ich brauche, auch abbestellen, dazunehmen, meine Gemüse/Obstkiste adaptieren… So macht man das nachhaltig! – kürzeste Transportwege – alle zu beliefernden Kunden auf einer Linie.

Vom Wasser brauchen wir nicht zu reden – wir brauchen ca. 2 Kisten Mineralwasser im Jahr. Pfand – kürzester Transportweg. Ich muss allerdings auch anmerken, dass ich mir nach Deutschland immer eine Flasche Tiroler (Leitungs) Wasser mitnehme für meine obligate Tabletteneinnahme in der Früh – das Chlorzeug muss ich nicht trinken! Für die Bauern ist das Ganze schon mehr Arbeit – aber auch mehr Ertrag! Natürlich bekomme ich bei der Kiste nicht um € zwei 1 kg Schnitzel, aber die Qualität zählt doch mehr. Wie meine Eltern selig immer schon sagten:“ Du kannst bei allem sparen, aber nicht bei der Qualität des Essens!“ – Barbara Schönegger


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Danke für den Artikel von Herrn Rohwetter. Ich teile die Überforderung, von der er berichtet. Alle 17 Olivenöle im Regal meines Supermaktes behaupten kalt gepresst zu sein – und unterscheiden sich doch im Preis um mehrere 100 Prozent. Wenn mir Hersteller und Handel nicht mehr sich unterscheidende Informationen als den Preis bieten – dann sollen sie sich bitte auch nicht darüber beschweren, dass ich auch genau danach entscheide. Und klar – ich bin Verbraucher – aber auch Arbeitnehmer, alleinerziehender Vater, Kirchenvorsteher etc., etc. Und nicht nur im Supermarkt geht es mir ja so. Schon wenn ich die ZEIT in die Hand nehme, kann ich nicht wissen, welche Artikel von Menschen in einem prekären Arbeitsverhältnis geschrieben wurden. Ich weiß nicht woher das Papier kommt, auf dem der Artikel gedruckt wurde.

Und ich weiß schon gar nichts über die Arbeitsbedingungen auf dem Schiff, mit dem die Druckerfarbe transportiert wurde, deren Reste ich mir nach der Lektüre von den Händen wasche. Und selbst, wenn ich die Chance hätte, mir diese Infformationen zu beschaffen – wie soll ich sie sinnvoll in eine Entscheidung einbeziehen? Nein – wir Verbraucher KÖNNEN es nicht alein richten. Nicht wir sind verantwortlich für das Angebot in den Märkten. Diese Verantwortung haben Hersteller und Händler und die Verantwortung für deren Kontrolle liegt bei der Politik! – Holger App


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Kinder, die mit Hilfe der Anlauttabelle erste Wörter schreiben, haben gelernt, Sprachlaute aus gesprochener Sprache zu isolieren. Diese Fähigkeit (phonologische Bewußtheit) ist unabdingbare Voraussetzung für das Lesenlernen, denn hier müssen im Umkehrschritt Buchstaben wieder Lauten zugeordnet und diese zu Lautketten zusammengezogen werden. Im Lese- und Schreiberwerb lernt das Kind, dass neben dem Lautsystem ein Buchtabensystem existiert. Diese Systeme sind durchaus nicht deckungsgleich, so kann der Laut „i“ einmal „i“, „ie“ oder „ieh“ geschrieben werden. Die gerade gültigen Rechtscheibregeln werden als Konvention einer Sprachgemeinschaft sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben erworben und müssen entsprechend trainiert werden. Sowohl „Schreiben nach Lauten“ als auch der Erwerb von Rechtschreibregeln haben also ihre Berechtigung im Unterricht der Grundschulen. Beide Strategien werden später im Alltag gewinnbringend integriert, z. B.  dann, wenn ein Kind fragt: Wie schreibt man „Krokodil“? Und die Antwort lautet: „Wie man spricht“. – Prof. Dr. Ulla Beushausen


Leserbrief zu „Staatsräson unter Wasser“ von Ronen Bergman und Holger Stark

Ich gratuliere den beiden Autoren Bergmann und Stark zu diesem gut recherchierten und überzeugend geschriebenen Artikel; und der ZEIT zum Mut, dies traurige Kapitel der politisch motivierten Korruption an prominenter Stelle zu drucken! Alle Achtung! Trotzdem: Wenn auch der finanzielle Aspekt der Verwendung der Steuergelder des deutschen BMF für Schmiergeldzahlungen an Mitglieder des israelischen Regierungs- und Familien-establishments deutlich herausgearbeitet wurde, so kommen doch das Fehlen des Antrags, zumindest der Zustimung sowohl der militärischen als auch der sicherheitspolitisch Verantwortlichen zu kurz – und zwar auf beiden Seiten! Mögen die sicherheitspolitischen Gründe für die ersten U-Boote noch nachvollziehbar geweden sein, so wurde zu Nr. 4-9 rein Nichts mehr begründet! Die israelische Marine wird bald -ohne jemals den Bedarf formuliert zu haben- mehr und leistungsstärkere U-Boote haben als die Bundesmarine…. – die schon mehrfach Bedarf vorgelegt hat! Die 570 Mio € haetten auch der Bundesmarine sehr gut getan…. . Ich finde, es hat ein „Gschmäckle“, wie Merkel, Altmaier, Steinmeier, Gabriel und vonderLeyen im Bundessicher-heitsrat sich jahrelang, ernsthaft und aktiv bemüht haben, der AFD die Argumente für deren Kampf gegen das „Establishment“ zu liefern, und zwar mit Fakten, nicht nur Gerüchten. Warum machen die das nur? – Franz Berger


Leserbrief zu „Heute“ von ERA

Ach Du liebe ZEIT! Perücken aus „geblichenem“ Rosshaar! Das ist zum Erbleichen, auch wenn besagter Schweif hoffentlich erst gebleicht worden sein sollte, nachdem er dem verblichenen Ross abgenommen worden war.– Bitte nehmt mir nicht die Illusion ab, dass wenigstens in der ZEIT noch so etwas wie sprachliche Sorgfalt überlebt! – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Umbau der Pyramide” von Anna-Lena Scholz

Laut diesem Text wollen junge Wissenschaftler die alten Lehrstühle abschaffen. Die junge Akademie, ein Zusammenschluss von 50 Postdocs und jungen Professoren, fordert, dass die Uni demokratischer werden soll, sowie die Abschaffung des Lehrstuhlsystems. Professoren/innen sollen ohne wissenschaftliche Mitarbeiter/innen auskommen; das soll 2014 auch vom Wissenschaftsrat empfohlen worden sein. Also kein Mittelbau mehr, dafür ein Tenure Track Verfahren schon nach der Promotion. In einem solchen System habe ich 1975 an der Gesamthochschule Kassel angefangen, Architektur zu studieren (leider ohne Tenure-Track).

Da gab es keinen Mittelbau und das Projektstudium machten wir nur mit den Profs. Die Mitbestimmung war auch besser. Dieses „Modellprojekt“ wurde aber leider bald abgeschafft. Die „Gesamthochschule“ wurde in „Universität“ umbenannt; nun gab es wieder Mittelbau und langsam etablierten sich auch wieder die damals abgeschaften Institute. Seit der Einführung des Bachelor- und Master-System ist ohnehin alles anders geworden. Vielleicht sollte man nochmal eine Evaluation dazu machen, d.h. die Alten nach den Vor-und Nachteilen befragen. Auf jeden Fall könnten diese jungen Wissenschaftler der Jungen Akademie sich mal diese alte Idee der Gesamthochschule Kassel anschauen, wenn sie sie nicht ohnehin schon kennen. – Dr. Sylvia Stöbe


Leserbrief zu „Sind die Protestanten schlauer?“ von Ludger Wössmann

Warum soll die Wissenschaft zu einem Rückgang der Religionen führen? Wissenschaft ohne Werte ist Darvinismus. Die Werte kommen aus der Weltanschauung oder Religion. In vielen Religionen ist der liebe Gott oder die Natur heilig, bei uns ist neuerdings das Individuum heilig (unantastbar). Der Humanismus ist natürlich auch eine Religion (siehe z.B. Yuval Noah Harari). Die Auseinandersetzung mit anderen Religionen muss auf Augenhöhe erfolgen. – Daniel Sauter


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Diese geraden, zutiefst ehrlichen Worte von Murat Kurnaz, lassen mich hoffen, daß es mit umserem Land nicht so schlecht steht. Dieser Mann arbeitet mit seinem Leben, seinen Erfahrungen und vorallem seinem Glauben an dem was wir an Gutem haben und sind, für eine gute Zukunft – und sehr viele tun das ohne ihre Stimme zu erheben. “ Das ist unser Land!“ schreiben sie und das ist wunderbar finde ich. Mit Hass und Wut kann nichts gelingen umso mehr freue ich mich über Ihren Artikel. – Andrea Beck


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Liebe Larissa und lieber Thomas. Ihr nervt. – Sabine Hagn


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Vielen Dank für das wunderschöne Wolkenheft in der letzten Ausgabe der Zeit. Schon als ich das Titelbild sah, musste ich an meinen Vater denken. Seit er ein kleiner Junge war, hat er eine Leidenschaft: die Fliegerei. Bevor er eine Maschine mietet deutet er die Wolken, deutet die Wetterlage. Im November 2013 fing er aus einer Cessna diese fast surreale Wolkenlandschaft ein. Wie ein Wasserfall fließen Wolken an der Albkante herab. Im Hintergrund ragen Windmühlen in die kalte Herbstsonne. Wenn dieser Kommentar einen Weg in die gedruckte Ausgabe der ZEIT finden sollte, und du schlägst deine Ausgabe auf, zu Hause auf dem Küchentisch neben einer Tasse Kaffee, und du siehst dieses Bild, dann würde ich gerne deine Augen sehen. Das ist für dich, Papa. – Judith Becker


Leserbrief zu „Staatsräson unter Wasser“ von Ronen Bergman und Holger Stark

Oft überlege ich mir ja, ob ich DIE ZEIT kaufen soll! Aber Ihr Artikel hat den Kauf voll gelohnt. Und was folgt daraus? Welche Konsequenzen ziehen Frau Merkel, Herr Gabriel, Herr Schäuble und Frau von-der-Leyen? Da muss man sich ja nicht wundern, dass so viele die AFD wählen …! – Hans Hardenberg


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Als ich das Magazin in die Hand nahm, dachte ich, es sein ein Hauptartikel über Spanien drin enthalten. Die Wolke sieht recht iberisch aus, rechts oben, also im Nordosten, löst sich langsam ein katalanischer Wolkenfetzen ab. Stimmt´s oder hab ich recht?! Herzliche Grüsse aus Mülheim a.d. Ruhr. – Uwe Büssing


Leserbrief zu „Nicht durchdrehen“ von Matthias Geis

Sie schreiben vom rasenden Umbruch durch Digitalisierung und Globalisierung, als wäre das etwas spezifisches, etwas besonderes der heutigen Zeit. Mit Verlaub, das ist einfach falsch. Globalisierung ist ein schon länger laufender Prozess. Und Digitalisierung ist ein Hype-Begriff. Als vor 30 Jahren vermehrt und flächendeckend PC und andere Computer in die Arbeitswelt Einzug hielten, wurden die gleichen Geschichten geschrieben wie heute. Rasende Veränderung der Arbeitswelt, Vernichtung von Arbeitsplätzen usw. Natürlich alles Quatsch. Ich bin konservativ, trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass Altes sich permanent mit Neuem messen muss, und ggf. weichen. Aber nicht alles Neue ist automatisch besser, nur weil es neu ist. Übrigens, PCs und Computer funktionieren digital. Weiter unterstellen Sie CDU/CSU ideologisches Handeln und suggerieren , die Grünen, die linke SPD und die Linken wären die großen Pragmatiker der Politikszene. Fakt ist, diese Gruppe ist zutiefst ideologisch und in vielen ihrer Thesen sehr, sehr realitätsfern. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Sind wir nun frei?“ von Ulrich Ladurner

Die Diskussionen in der gesamten europäischen Presse zum Thema der Unabhängigkeitsbestrebungen eines Teils des katalanischen Volkes zeichnen sich durch ein Übermaß an politischer Korrektheit aus. Denn es ist offensichtlich, daß sich fast alle Mitglieder der EU davor fürchten, daß die eventuelle Sezession Kataloniens von Madrid zu ähnlichen Tendenzen in der eigenen Nation ermuntern könnte. Mit diese abwiegelnden Einstellung hilft man aber nicht den Katalanen und auch nicht der Regierung in Madrid, ihren sowohl kulturellen wie ökonomischen Konflikt beizulegen. Es ist nun einmal so, daß sich das katalanische Volk irgendwie durch das Auftreten der spanischen Zentralregierung in Madrid gedemütigt fühlt. An diesem Tatbestand können auch alle juridischen Betrachtungen des Dilemmas nichts ändern. ^^^ Würde Madrid den Katalanen ein Statut konzedieren, wie es Südtirol innerhalb der Republik Italien genießt,dann würde die Katalanen mutmaßlich damit vollkommen zufrieden sein. Es bedarf als eigentlich nur dieserhalb einer klugen Vermittlung. – Siguard Schmidt


Leserbrief zu „Nach links?“ von Marc Brost und Peter Dausend

Neoliberalismus heißt jetzt digitaler Kapitalismus !! Nahles macht sehr konkrete Vorschläge zur Schärfung des politischen Profils der SPD. Dazu gehört auch eine Reform der Arbeit der SPD-Ortsvereine. Nahles unterstreicht vollkommen zu Recht, daß unsere Gesellschaft jetzt sehr fragmentiert ist, so daß die hergebrachte Ortsvereinsarbeit nicht mehr ausreicht. Das Antragsrecht innerhalb der SPD-Gliederungen muß unbedingt Kompetenzen orientiert reformiert werden. Wir brauchen in der SPD permanent tagende Themenforen. Ortsvereine, die nur Feuerwehr und Kaninchenzüchter-Mentalität getrieben sind, müssen sich einfach umstellen. Auch Andrea Nahles kann natürlich kein Generalrezept für ein neues DESIGN der SPD vorlegen. Aber sie gibt m.E. Anregungen in die richtige Richtung !! – Siguard Schmidt


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Schönes Thema ! Wahrscheinlich erhalten Sie nun tausende Wolkenfotos… Zwei Fotos waren richtig gut, die restlichen eher unspektakulär, da hätte ich von den Profis nun Beeindruckenderes erwartet. Und Ihr Haus- und Hof-Fotograph Wolfgang Tillmans: so what ? Das ist ja nun gar nichts. Und wieso muß er sich immer dermaßen in Szene setzen? Turner-Preisträger hin oder her. (War das nicht auch Derjenige, der seinerzeit in Berlin eine ausgiebig plakatierte Ausstellung hatte, wo man eher an „Scham- u. sonstige Körperbehaarungs-Partien, aus ungewöhnlicher Nah-Perspektive“, dachte? Stilistisch Irgendwie unappetitlich -;-) Nunja, ist halt alles Geschmackssache.) – S. Hüttner


Leserbrief zu „Staatsräson unter Wasser“ von Ronen Bergman und Holger Stark

Ist Ihnen wieder einmal eine hervorragende Recherche gelungen, die Sie – Dank unserer Meinungsfreiheit! – auch veröffentlichen können und sogar dürfen. Sie berichten, dass Miki Ganor Aufträge für Thyssenkrupp generiert und dafür hoch belohnt wird. Das ist zunächst nichts Ungewöhnliches in unserer Leistungsgesellschaft mit deren Prämisse Wirtschaftswachstum. Jetzt wird Ganor aber dafür verurteilt, dass er an Entscheidungsträger der Knesset Gelder gegeben hat, die er von Thyssenkrupp (für diesen Zweck?) bekam. Mit Hilfe dieser Gelder sollten hochrangige Spitzen-Politiker in ihren Entscheidungen unterstützt, Dienstwege verkürzt und Kaufverträge per Handschlag abgewickelt werden. Dabei ging es bisher wohl und zweistellige Millionenbeträge im unteren Bereich.

Israel kauft u.a. U-Boote bei Thyssenkrupp zu einem Preis, der Gelder an Ganor u.a. bereits beinhaltet. Man darf auch annehmen, da es um keine öffentliche Ausschreibung sondern um einen an den Formalitäten vorbei lancierten Auftrag ging, dass bereits „Hintergrundwissen“ eingepreist wart, nämlich der Zuschuss der Deutschen Bundesregierung, aus Steuergeldern finanziert! Seit wann gehört Thyssenkrupp zu den Betrieben, die „too big to fail“ sind wie ehemals etliche Banken? Was macht es für einen Unterschied, dass andere Gründe – in der offiziellen Lesart – Israel in den Genuss von deutschen Subventionen in dreistelliger Millionenhöhe im mittleren Bereich kommen lassen, obwohl Thyssenkrupp hier subventioniert wird? Dumm auch, dass ich als Abonnent der ZEIT jetzt zu den Mitwissern zähle und mich durch Nichthandeln und Stillschweigen, das im Kaufvertrag als Zustimmung gilt, schuldig mache. Dem kann ich doch schließlich nur durch Verweigerung meiner Steuerzahlung entgegen wirken. Oder? Da ist unbedingt die Rechtsberatung der ZEIT Redaktion gefragt.  Denn: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.  Und: Wen wundert da eigentlich noch die Staatsverdrossenheit der Bürger?  Machen Sie weiter so! Manches aus der ZEIT lese ich mit besonders großem Interesse. – Hans Jürgen Hahn


Leserbrief zu „»Ich nehme bewusst in Kauf, früher zu sterben«“ von Uwe Jean Heuser

Zu Ihrem Satz gegen Ende des Gesprächs: „Wenn wir in diesem System als Menschen eine Rolle behalten wollen, dann kann diese Rolle nur in der Kreativität, in der Originalität und in der Irrationalität liegen“ möchte ich folgendes vorschlagen: Wir trainieren endlich die längst fällige Denkfähigkeit von >Dialogischem Denken< als Erbe unserer christlichen, europäischen Erziehung und in der Verantwortung für die Zukunft – s. das Diagramm im Anhang. Ich wünschte sehr, Professoren aller Disziplinen würden sich dieser Denkform zusammen mit Didaktikern annehmen, sonst werden wir Opfer der „mechanistischen“ Kräfte wie Digitalismus, Kapitalismus, Klima-Veränderung. Ich hoffe, das Diagramm erschließt sich Ihnen. Wenn nicht, schicke ich gern ein paar Hintergrundinfos. – Elke Blancke


Leserbrief zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

Danke für den Blick in eine Männerseele. John Williams‘ „Stoner“ fragte sich 1965 am Ende des Buches: „Was hast Du denn erwartet von Deinem Leben?“ Und ich möchte im Anhang in „Gedanken zu Ehe“ einwerfen, was man auf den schwierigen Wegen u.a. finden Könnte. – Elke Blancke


Leserbrief zu „Verrückt nach Messi” von Hans Ulrich Gumbrecht

Als unkritischer Claquer des Spektakels blendet Gumbrecht leider aus, dass die teilweise dubiosen Profiteure eines Systems aberwitziger Finanztransaktionen nicht nur zur Lösung der Frage beitragen, wo künftig das beste Spektakel zu sehen sein wird, sondern nachhaltig zur Entpolitisierung nicht nur der Konsumenten sondern auch der Akteure. Als Gegenleistung für astronomischr Transferzahlungen und Spielergehälter verpflichten sich die Megastars zu umfassendem Wohlverhalten und geben damit Hirn und Rückgrat spätestens in der Kabine ab. Die Verknüpfung von wirtschaftlicher Macht und Herrschaft über das Spektakel hat der Film „Rollerball“ bereits 1975 als science fiction thematisiert. Willkommen in der Vergangenheit Herr Gumbrecht! – Robert Minor


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Welch Chance wurde hier vertan! Da wird das Titelthema „Konsum oder Moral“ angekündigt und als Leserin erwarte ich, von einem ernsthaften Selbstversuch zu lesen. Stattdessen hat man dieses Thema einem Journalisten anvertraut, der sich nur ansatzweise mit der Problematik befasst. Weil es so schwierig ist, verliert er bereits beim Recherchieren „beinahe den Verstand“. Weinerlich erklärt er sich für überfordert und wählt bei den Eiern und dem Mineralwasser trotzig die moralisch denkbar schlechtesten Produkte. Beim Thema Fleisch weigert er sich gar, sich mit den vielen guten Argumenten für ein fleischfreies Leben auch nur zu befassen. Warum? Nicht weil diese etwa schlecht wären, sondern weil sie in der öffentlichen Moraldebatte „gefühlt“ so präsent seien.

Er wolle nicht dauernd „ermahnt und erzogen“ werden. Da fürchtet also jemand, dass ihm seine heile Welt oder wohl eher seine Bequemlichkeit kaputt gemacht werden, und blockt daher bockig ab. Das Fazit des Artikels, dass der Aufwand für den „richtigen Konsum“ […] unangemessen hoch“ sei, ist niederschmetternd. Ja, der Aufwand ist hoch, aber in Anbetracht dessen, was es auf der Welt zu verbessern gilt, keinesfalls unangemessen. Und wenn alle Verbraucher so handeln wie Herr Rohwetter, nämlich sich nur da ein bisschen zu bewegen, wo es nicht weh tut und keine Mühe macht, und erst mal darauf zu warten, dass alle anderen mitmachen, wird sich nie etwas tun. Haben die 1600 „Freunde der ZEIT“ den fertigen Artikel lesen können, bevor sie ihn zum Titelthema wählten? Ich glaube nicht: Auch sie werden Besseres erwartet haben. – Inga Jürgens


Leserbrief zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

Denken Sie wirklich, nur Männer erleben das, was Sie in Ihrem Artikel beschreiben? Unverstandene Verletzlichkeit, Perfektionismus, Größenwahn und Verzagtsein? Glauben Sie, nur Männer können schweigen? Lassen Sie sich sagen, es gibt auch Schweigerinnen. Ringen nur Männer mit dem Verlust der Möglichkeiten, der entsteht, wenn man sich für einen Lebensentwurf entschieden hat? Ja, sind Frauen denn Automaten? Wenn man den Wandel der Rollenklischees in Anrechnung bringt, der sich seit unserer Großvätergeneration vollzogen hat, werden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug darauf, ob sie sich einen Rückzug von ihrer Familie, ein Ausweichen vor ihren Gefühlen erlauben, äußerst klein. Man hört heute sogar von Frauen, die bekunden, dass sie bedauern, Kinder bekommen zu haben. Das Männer-Ding, das sie beschreiben, ist ein geschlechterübergreifendes Ding – nur leben die Männer es offensiver. Sie lassen die Umwelt für ihre Mitwirkung an ihren Lebensentscheidungen eher büßen. – Angela Paap


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Wir brauchen wahre Preise. In den Preisen für Dinge und Dienstleitungen müssen die wahren Kosten enthalten sein, nämlich auch die Kosten für Entsorgung und die Folgekosten für die Reparatur von Umweltschäden durch deren Produktion und Transport. Diese Kosten werden bisher von allen Steuerzahlern getragen, nicht nur von den Konsumenten der Produkte. Als Meßgrößen für den wahren Preis eines Produkts könnten z.B. die CO2-Emissionen, der Wasserverbrauch, der Pestizid- und Düngemittelverbauch und der Antibiotikaverbrauch für die komplette Herstellungs- und Transportkette des Produkts herangezogen werden. Einige Dinge würden dann teurer werden. Zum Ausgleich sollten Arbeitseinkommen steuerlich entlastet werden, was durch den Wegfall von umweltschädlichen Subventionen finanziert werden könnte. – Christine Tischer


Leserbrief zu „Nicht durchdrehen“ von Matthias Geis

Der Artikel lässt uns ruhig durchatmen nach den ständigen Wasserstandsmeldungen zum Thema Flucht und Abschottung. Die Obergrenze ist vom Tisch, aber Deklamationen reichen nicht. Stutzig wurde ich dann aber beim letzten Abschnitt, als es um die Ressourcen für die Eigenen und die Hilfsbedürftigen ging. Was, wenn beide Seiten zur selben Medaille gehören? Wenn unser Überfluss so schlecht verteilt ist, dass er daheim die wachsende Gruppe der Unzufriedenen speist und gleichzeitig im Zuge seiner Entstehung ein Heer an vertriebenen Kleinbauern und Klimaflüchtlingen (etc.) produziert werden. Sollte dem so sein, reichen Deklamationen in der Tat nicht mehr aus. – Johannes Stockerl


Leserbrief zu „Bitte genau hierhin!“ von Josef Joffe

Diese Persiflage war fällig! Viel besser kann man die heutige Vergabepraxis für Nobelpreise nicht geiseln. (Hoffentlich war das die Absicht des Verfassers!?) Denn auch dieser Nobelpreis war so überflüssig wie ein Kropf (der Kropf möge mir verzeihen!) Die“bahnbrechenden“ Erkenntnisse (des Preisträgers) hat doch jede(r) von uns schon bei der Morgentoilette!“!  Am originellsten war noch der zitierte Schlusssatz: „Wir brauchen mehr Forschung – und mehr Drittmittel.“   „Wirtschafts“-Psychologie – lange fallen wir nicht mehr auf Dich herein! – Helmut Lenhart


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Habe als betroffener Vater mit großem Interesse Ihren Artikel gelesen. Ich vermisse die positiven Beispiele. Gibt es keine? Meine Tochter ist mit ASF für ein Jahr in Israel und leistet einen Freiwilligendiest bei  alten und behinderten Menschen. Habe aus der Ferne einen guten Eindruck. – Franz Geberth


Leserbrief zu „Was wird aus der Paulskirche?“ von Benedikt Erenz

Endlich wird publik, worüber ich mich als Exil-Hesse besonders schäme: Als ich vor einigen Jahren meinen Kindern die Wiege der deutschen Demokratie gezeigt habe, traute ich meinen Augen nicht ob der Trostlosigkeit dieses einstmaligen Ortes der Hoffnung und des Aufbruchs. Die Paulskirche hat mehr verdient. Ich appelliere an die Verantwortlichen Frankfurts, sich dieser bedeutenden Stätte anzunehmen und großes zu wagen. – Franz Geberth


Leserbrief zu „Bitte genau hierhin!“ von Josef Joffe

Passend zu diesem Artikel über den Ökonomie-Nobelpreisträger Richard Thaler erinnert das vermeintliche Zitat von Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit“. Es stellt sich mir die Frage wie man eine Verhaltensökonomie vor dieser „hochwissenschaftliche“ Arbeit des Nobelpreisträgers angesehen hat nachdem plötzlich die wichtigste Lektion für ökonomische Akteure der Mensch erkannt wurde. Also das ist schon enorm obwohl seit Menschengedenken bekannt ist, dass der Mensch für all seine ökonomischen, ökologischen und persönlichen Handlungen selbst entscheidet (oder von anderen Menschen gezwungen wurde, deren Entscheidungen anzunehmen und umzusetzen – hier bekommt das „Nudgen“ eine Bedeutung). Ob dieser „Forschungsbeitrag“ nobelpreiswürdig kann jeder für sich selbst entscheiden, es sei denn, er übernimmt seine Entscheidung aus den Anleitungen von Nudge. Damit stehen wir wieder am Anfang und halten es wie Shakespeare „to be or not to be“, das ist dann die Frage! – Peter B. Sanden


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Eher Erfahrung als Hilfe. Natürlich ist „Elefantenwaschen“ keine Hilfe, aber eine Weitung des Blicks ist wichtig. Manche Veranstalter bieten fragwürdige Reisen an; aber jeder Versuch, an sozialen Brennpunkten zu helfen, schärft das Gewissen und baut Illusionen ab. Deswegen scheint mir die Darstellung des Artikels etwas problematisch. Denn gerade, wer wegen G8 keine Zeit für gesellschaftliche und politische Beteiligung hatte, sollte nach stromlinienförmigem Lernen im Schonraum Schule soziale Erfahrungen sammeln, die ihn befähigen, Lernen selbstbestimmter anzugehen, als es bei direktem Übergang von Schule zu verschulten Bachelor-Kursen möglich ist. Und Studenten, die aufgrund persönlicher Erfahrungen lokal für Hilfsorganisationen werben, die soziale Notlagen in einem anderen Land zu lindern suchen, können dazu helfen, hier in Deutschland eine realistischere Sicht auf andere Länder zu entwickeln.

Ein Beispiel: Weil eine Abiturientin 2008 in ihrem gap year in Gabun geholfen hat, eine hektographierte Zeitschrift für Schulen in vier westafrikanischen Ländern aufzubauen, wurde ich angeregt, deren Artikel in einem Blog zu veröffentlichen. Diese Schulzeitschrift gibt es (u.a. wegen einer Malariaerkrankung des Gründers) schon lange nicht mehr, aber der Blog ist seit 2010 von vier Kontinenten aus über 40 000 mal aufgerufen worden. Ich selbst war nie in Afrika und habe diese Abiturientin nur einmal getroffen. Doch das hat ausgereicht, dass ich u.a. bei Interviews mit Botschaftern, einem Ingenieur, einem Schriftsteller und einer Mitarbeiterin des Goethe-Instituts mitwirken konnte. Zumindest in diesem Fall war das gap year der Abiturientin gewiss mehr als ein Selbsterfahrungstrip. Weitere Beispiele würden zu weit führen. Mein Fazit: Unbedingt sollten Schüler Berichte wie ihren lesen, aber wenn sich alle dadurch abschrecken ließen, wäre es sicher ein Verlust. – Walter Böhme


Leserbrief zu „… sonst brennen die Kinos!“ von Lars Eidinger

Mein Name ist Kira, ich bin 29 und wohne in Moskau. Ich beobachte den Konflikt mit Mathilde sozusagen von drinnen. Ich bin ein großer Fan von Lars Eidinger, und es hat mir so weh getan, als ich seinen offenen Brief gelesen habe. Ich weiß, was für eine wunderschöne offene Person er ist, und dass es mehrmals in Russland war. Ich weiß aber auch, dass er nicht allein ist, wer Angst hat nach Russland zu kommen. Ich habe aber die letzten zehn Jahren gehofft, dass niemand mehr wird sowas von meinem Heimat sagen, dass man davor Angst hat. Es tut mir so leid. Ich will aber auch, dass man weiß, dass außer Natalja Poklonskaya es auch andere Leute hier gibt, die Kunst schätzen können, und die sich auf „Mathilde“ freuen. – Kira


Leserbrief zu „Herzlich Willkommen bei der Zeit“ von Wencke Karla Tzanakakis

Für Ihren Verlag ist das eine gute Einrichtung. So gewinnt man auch Abonnenten. Die jungen Menschen oder Studenten sind in einer Zeit herangewachsen, die von der Wissenschaft nur oberflächlich und dazu noch demagogisch belehrt worden sind. Der zerüttete Alltag ist Zeuge der vermasselten Schulkultur. Ich lehne mich schon seit über 20 Jahre dagegen auf. Es wird überhört oder gar nicht zur Kenntnis genommen. Jeder 4. Student bricht sein Studium wieder ab, weil er erkannt hat, daß er für ein Studium überfordert ist. Das spricht eine deutliche Sprache. Wenn ich meine Söhne in den öffentlichen Schulen belassen hätte, würde es Ihnen wahrscheinlich auch so gehen. Gestern las ich, daß in NRW die Lehranstalten noch schlechter bewertet worden sind. Das zeigt mir, nichts aber auch gar nichts haben die Pädagogen verstanden oder wollen es nicht verstehen. Ihre Veranstaltung macht durchaus Sinn. Trotz der Verkehrsbehinderung war das Haus offensichtlich gut besucht, das zeigt, daß Sie damit richtig lagen. Für mich hat eine solche Veranstaltung wenig politischen Nährwert, weil ich die Denke der Studenten oft zu spüren bekommen habe. Ich beschäftige mich mit unserer Schulkultur seit vielen, vielen Jahren. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Die Auflösung von Normen und Regeln durch „Rechtschreibung nach Gehör“ passt zu der von vielen Parteien gepflegten Politik der Beliebigkeit und des Wohlgefallens! Entsprechend sind die Ergebnisse mit einer beschleunigt zunehmenden Nivellierung der Ansprüche an Leistung und Haltung auf allen Gebieten. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Der Artikel gibt vor, das zu liefern, was die fanatischen Eiferer vermissen lassen: Ahnung und konkrete Fakten. Dabei lässt der Autor selbst jegliche Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Lese-Schreib-Methoden außer Acht und beschränkt sich auf statistische Werte und subjektive Meinungen der Befürworter. Ich habe mich mein ganzes Lehrerleben mit diesen Fragen beschäftigt und stelle deutliche Parallelen zur Ganzheitsmethoden der 60/70-er Jahre fest. Von den Hochschulen als überlegen eingestuft und in vielen Schulbezirken fast administrativ verordnet, war sie über jegliche Kritik erhaben. Die Ergebnisse dieser unseligen Methode waren katastrophale Leistungen in Zentraldiktaten meiner Klasse, die ich als Junglehrer übernahm. Ähnliche Erfahrungen machte ein Freund. Mit großem Elan unterrichtete er seine 1.Klasse natürlich nach der modernen Methode und musste nach einigen Monaten erkennen, dass fast ein Drittel der Schüler Lese- und Schreibprobleme hatte, während in der Klasse der Schulleiterin nach der Lautiermethode kein Kind auf der Strecke blieb.

Wir beide erkannten, dass die grassierende „Legasthenie“, von der auch intelligente Kinder betroffen waren, ein selbstgemachtes Problem war. Folgende Parallelen sehe ich zum „Lesen durch Schreiben“:

  1. Auch diese Methode wird als das non plus Ultra beworben  und besonders von der jungen Lehrergeneration nahezu unkritisch umgesetzt.
  2. Die fachdidaktischen und fachpsychologischen Grundlagen werden kaum hinterfragt. Die Theorie von Professor Reichen ist in wesentlichen Teilen fragwürdig.
  3. Die Zahl der „Legastheniker“ ist wieder epidemisch angestiegen. Gemildert werden die negativen Befunde durch Maßnahmen, die im Artikel erwähnt werden: die reine Lehre von Reichen wird kaum noch angewandt. Viele Lehrkräfte kombinieren sie mit anderen Methoden.

Es bleibt die Frage, warum dann noch dieses Verfahren? Der Autor räumt selber ein, dass Ausländerkinder, (aber auch Kinder aus sprachlich retardierten Milieus) Schwierigkeiten haben. Zu dieser Einsicht bedarf es keiner wissenschaftlichen Studien. Übrigens: Die allseits gepriesene Anlauttabelle ist keine Erfindung von Reichen und wurde auch von mir schon lange vorher eingesetzt. – Johannes Klüppel


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Der Autor dieses Textes scheint mir nicht sehr lebenstüchtig zu sein. Da steht er also vor dem Supermarkt und hat ein schlechtes Gewissen, weil er die Einkäufe nicht nach Hause tragen möchte, es gleich regnet, und er deshalb trotz kurzem Weg sein Auto benutzt. Lieber Herr Rohwetter, kaufen Sie sich doch ein Fahrrad. Der Händler montiert Ihnen gerne einen Korb auf den Gepäckträger, da kann man eine Menge Einkäufe transportieren. Und gehen Sie in ein Bekleidungsgeschäft. Da gibt es wasserdichte Jacken oder Mäntel mit Kapuzen. Damit ausgestattet kann man auch mal ein paar Einkäufe im Regen nach Hause tragen. Es gibt übrigens im Internet Wettervorhersagen, so dass man, wenn es morgen viel regnet, heute etwas mehr einkaufen kann. Ich habe seit beinahe 20 Jahren kein Auto mehr und trotzdem immer genug zu essen im Haus. Also keine Sorge! – Wolfgang Ludwig-Mayerhofer


Leserbrief zu „Am Ende zählen die Jobs“ von Caterina Lobenstein

Alle sind sich einig: Die Armutsmigration lässt sich nur am Ursprung stoppen, alse in den Herkunftsländerm. Alle sind sich ebenfalls einig: Einwandern dürfen nur die Qualifizierten, die hier „gebraucht“ werden. Es ist schwer unverständlich, dass man sich diese Widersprüche seit Jahren anhören muss. In den Herkunftsländer lässt sich nur etwas bewirken, wenn dort Leute mit Qualifikation etwas aufbauen, und genau diese Leute will man krampfhaft abwerben. Regelmäßig wird diese Kritik krampfhaft überhört. Insgesamt schwer verständlich, aber nicht unverständlich: Offensichtlich haben zu viele dieser Experten vergessen, laut HIER zu brüllen, als Gott das Gehirn verteilt hat. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Ottes Welt” von Mark Schieritz

Es ist zu spüren, das ihre Redaktion eine solche Meinung gar nicht gern veröffentlicht. Der Mann gefällt mir aber, schon deswegen, weil er meinen Briefstil die Ehre hält und auch die AfD wählt. Der Mann schwimmt gegen den Strom, auch das zeichnet ihn aus. Nicht unbedingt deswegen. Er schwimmt gegen den Strom weil die Strömer völlig verkehrt unterwegs sind. Sie wissen es nur nicht. Die stellen sich später hin und fragen allen Ernstes: wie konnte das nur passieren. Wenn die in ein Loch fallen, fragen die sich auch: wie konnte das nur passieren. „Frau Merkel ist ist die schlechteste Kanzlerin der Nachkriegszeit.“ Das stimmt doch. Josef Joffe oder Iris Radisch würde das anders formulieren. Es stimmt trotzdem. Frau Merkel ist ein Neutrum. Man weiß nie genau, was sie als nächstes wieder ausheckt. Sie ändert wie ein Chamälion ständig ihre Farbe. Da hat sie was mit Donald Trump gemein. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Schon lange nicht hat mit ein Artikel in der ZEIT so tief berührt wie der Bekenntnisbericht von Murat Kurnaz. Da spricht einer aus Erfahrung, der Schreckliches durchlebt hat, dabei nicht verbittert ist, der seinen Horizont ungemein geweitet hat und der eine Ahnung davon hat, wie es wirklich um die Dinge auf der Welt steht. Alle Achtung! Wenn nur alle so dächten, sie würden begreifen, wie gut es den Menschen geht und was wirklich Not tut in diesem vielleicht freiesten Land der Erde. Und all die Grantler und AfD-Sympathisanten würden im Abseits verschwinden. – Josef Welle


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Was für ein Riesen-Aufmacher, erste Seite: „Konsum oder Moral – ein Selbstversuch“ – dann erste Seite Wirtschaftsteil „wie ich als Verbraucher fast den Verstand verlor“ und „beauftragt vom Parlament der Leser“ : höher kann man die Erwartungen wohl nicht hängen. Wie enttäuschend dann der Artikel selbst! Der Selbstversuch scheint sich auf einen verlängerten Aufenthalt im Supermarkt des Autors beschränkt zu haben, wo er sich dann müßige Gedanken darüber macht, wie ach so schwer die Last der Entscheidung = Verantwortung ist und zum wohlfeilen Fazit kommt: naja, kann man eh nicht wirklich was ändern, die andern tun es ja auch nicht, also probier´ ich einfach mal, so ein bisserl besser als die anderen zu sein. Na toll!

Das soll Journalismus sein? Wenn der Journalist denn tatsächlich Öko und regional konsumieren möchte, reichen ca. 3 Suchanfragen bei Ecosia (guter Tipp für moralischen Komsum) Stichworte „Ökokiste“ – Solidarische Landwirtschaft – Wochenmärkte  – bzw. im ländlichen Raum „Biobauern Hofverkauf“ und schon hat man mehrere Möglichkeiten, seinen moralischen Vorstellungen machzukommen, so sie einem denn etwas wert sind. Oder: Greenpeace rät: ökologisch vertretbar ist 1 Fisch pro Monat pro Person – auch ein einfach zu befolgender Ratschlag, den man einfach so weitergeben und befolgen kann, ohne das Jammern über die verschiedenen Siegel anzuheben und dabei zu bleiben. Ein weiterer Vorschlag wäre, mal den Begriff „positiver Journalismus“ zu recherchieren und vielleicht danach zu handeln: Immerhin beanspruchen Sie etliches an Raum und Aufmerksamkeit mit Artikeln wie diesen, da würde ich mir wünschen, dass Sie auch Ihre Verantwortung als Journalist etwas höher hängen, was Ihren Einfluss auf LeserInnen angeht. Wohin führt denn die immer gleiche Aufzählung von Vorwänden, wieso wir in Trägheit und Konsumismus verharren dürfen wenn nicht genau wieder in Trägheit und Konsumismus? – Eleanora Allerdings


Leserbrief zu „Ottes Welt” von Mark Schieritz

Sie schreiben „Und was ist mit Leuten wie Björn Höcke, der das Holocaust-Mahnmal in Berlin als ‚Denkmal der Schande‘ bezeichnet?“. Ich bitte um Erläuterung, was an dieser Äußerung Höckes zu beanstanden ist. Was ist denn Ihrer Ansicht nach das für ein Denkmal? Eines des Ruhmes Deutschlands? Natürlich ist es ein Denkmal der Schande, nämlich der Schande des begangenen Holocausts. Höcke hat doch nicht gesagt, das Denkmal ist eine Schande. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Sie fordern ein Signal gegen Terrorismus? Wir auch! Mit wir meine ich uns Ahmadi Muslime, die sich klar zu Deutschland und gegen jegliche Art von Extremismus bekennen. Ich möchte Ihnen einige Kampagnen der Ahmadiyya Muslim Gemeinde KdöR näher bringen, die hoffentlich klar werden lassen, dass es durchaus Muslime gibt, die sich schon Jahrzehnte vor dem Appell von Herrn Kurnaz immer wieder von jeglichen extremistischen Aktivitäten distanzieren, indem die Gemeindemitglieder nach den friedlichen, wahren und ursprünglichen Lehren des Islam leben. So ist unsere feste Überzeugung, dass der Islam wunderbar das Grundgesetz unterstützt und alle Muslime anweist, das Gesetz des Landes, in welchem sie leben, zu achten.

Sie haben vollkommen Recht, wenn Sie sagen, dass das auch unser Land ist. Wir werden hier geboren, gehen hier zu Schule und arbeiten in diesem Land – für unsere Mitbürger: Ein herzliches Geben und Nehmen. Das schließt aber mit ein, dass wir unserem Land etwas zurückgeben müssen. Das Land, was uns so vieles ermöglicht hat, ist Deutschland. Die Loyalität, die wir unserem Heimatland gegenüber erweisen müssen, ist auch in der islamischen Lehre vorgeschrieben. Diesbezüglich sprach der Bundesvorsitzende unserer Jugendorganisation, Herr Hasanat Ahmad, auf der jährlichen Hauptversammlung der Gemeinde dieses Jahr in Karlsruhe und sagte:

„Es spielt keine Rolle welche Hautfarbe wir haben, welche Sprachen wir alles sprechen, welche Herkunft wir haben – wir sind alle Deutschland. Wir halten deine Flagge hoch! Wir sind dir gegenüber treu, denn Du bist unsere Heimat! Unser geliebter Heiliger Prophet Muhammad, hat uns Deine Liebe gelehrt.“

Ein brandaktuelles Ereignis, dass unser Bekenntnis zu Deutschland bekräftigt, ist die Luftbildaktion der Ahmadiyya Jugendorganisation anlässlich ihrer Jahresversammlung vor ein paar Tagen. Dabei haben über 8000 Teilnehmer der Jugendorganisation einen Rekord aufgestellt und die größte Deutschlandflagge abgebildet. Die Gemeinde gliedert sich in Unterorganisationen. Die Frauen und Mädchen haben eine unabhängige und 1922 gegründete Organisation mit eigenen Veranstaltungen. Die Gemeinde bemüht sich konstant um Dialoge mit allen Menschen. (http://www.blick-aktuell.de/Berichte/Muslime-zeigen-in-Mendig-Flagge-291227.html)

Auch die Hauptjahresversammlung der Gemeinde, die Jalsa Salana, findet in Deutschland seit über 40 Jahren unter dem Motto „Liebe für Alle, Hass für Keinen!“ mit ca. 40.000 Besuchern friedlich und ohne Komplikationen statt. Die Lehren des Islam lauten in ihren Essenzen: Der Dienst gegenüber dem Schöpfer und an seiner Schöpfung. Heutzutage gilt es, unsere Religion mit Weisheit und Selbstbewusstsein zu kommunizieren. Gute Taten müssen vollbracht werden, denn so lehrt es uns der Koran. Natürlich fühlen wir uns nach Schmähvideos oder -karikaturen angegriffen und zutiefst verletzt. Allerdings gibt uns der wahre Islam nicht das Recht, über das Leben oder Sterben eines Menschen urteilen zu dürfen. So dürften wir, lieber Herr Kurnaz, auf einen gemeinsamen Nenner kommen: Friedlichen Diskurs führen! Dialoge fördern! Die Feder benutzen, um aufzuklären! Das sind die Devisen! – Intesar Ahmad


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Was für ein substanzloses Geschreibsel. Herr Rohwetter hat mit seinem Artikel die Definition von Stream-of-consciousness-Journalismus geliefert. Finde ich jedenfalls, dachte ich mir gerade eben irgendwie, so feelingmäßig, ihr wisst schon, Freunde! Nach der Lektüre weiß ich nun, was in Herrn Rohwetters Gedankenmaschine live vor sich geht. Nämlich wabernde Wolken mit folgender Struktur: „Afrika geht es noch nicht besser, trotz des (bestimmt riesigen) Anteils an fair gehandelten Produkten. Vielleicht ist ja Fairtrade gar nicht so gut?“ Oder: „Wenn Elendskinder arbeiten wollen/müssen, um zu überleben, ist Kinderarbeit am Ende vielleicht gar nicht so übel?“ Oder: „Ich armes kleines Individuum kann ja so wenig verändern, und wer weiß schon wirklich, was wirklich (also wirklich wirklich) wahr ist? Also lasse ich im wesentlichen alles beim Alten, was mein Konsumverhalten angeht, und das mit der Moral überlasse ich den diesen schrulligen Hardcore-Ideologen. Praktisch für mich, da ich eh ein bequemer Typ bin, und voll dazu stehe.“

Das dergestalt munter dahinplätschernde „Es-denkt-und-fühlt-in-mir“ des Herrn Rohwetter könnte geradezu anrührend in seiner kindlichen Unbedarftheit, in seinem wohlfeilen Abiturientenskeptizismus und seiner beinahe schon stolz präsentierten Ratlosigkeit sein, wenn es in den hier ausgestellten Begründungsmustern und Konsequenzen nur nicht so unglaublich zynisch wäre. „Ausbeutung, Tier-KZs, Ressourcenvernichtung, Vergiftung, über 80% ungesunder Ramsch in den Regalen, grassierende Fettsucht der überzuckerten Bevölkerung, und und und… – mir doch egal, solange ich ab und zu auch mal was mit „Bio“ drauf kaufe, fürs gute Gewissen.“ Das wichtige Thema Konsum mit all seinen Bezügen zu Kapitalismus, Ethik, Ökologie und Gesundheit hat eine dermaßen läppische psychologisierend-reduktionistische, ja geradezu (man muss es leider so nennen) dämliche Behandlung nicht verdient. Lars Jacobsen


Leserbrief zu „Mit Terpentin im Weinglas“ von Susanne Mayer

Ihre Artikel sind stets inhaltsreich, klug und präzise formuliert. Es macht Spass sie zu lesen! In Ihrem letzten Beitrag hat es an ebendieser Präzision ein wenig gefehlt. Sie haben die Malerin zweimal sterben lassen, was insofern tragisch ist, dass es z. B. dem österr. Politiker Adolf H. besser zu Gesicht gestanden hätte, wäre er nicht 1945 sondern schon in 1939 dahingeschieden! Der Menschheit wäre viel Unheil erspart geblieben. Nichts für ungut! – Uwe Büssing


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Sorgen bekam ich bereits, als ich den kleinen Kasten mit dem Titel „Wirtschaft erleben“ las. Subjektiv, persönlich, streitbar und mit klarem Ich-Bezug wollen Sie ab jetzt wichtigen Wirtschaftsfragen näher rücken. Den Anfang dabei macht gleich eine Titel-Story der ZEIT: Konsum oder Moral? Subjektiv, persönlich, streitbar und mit klarem Ich-Bezug, das kann ich auch. Konsum oder Moral? – eine Fragestellung, in der vielschichtige, interessante und streitbare Einzelaspekte stecken. Nun folgt allerdings ein Artikel, der dem resignierten Tagebucheintrag eines verwirrten Großstadtzeitgenossen gleicht, aber in keiner Weise eine ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema ist. Zusammenfassend könnte der Artikel auf drei Zeilen zusammenschnurren und heißen: „Ich bin total überfordert im Supermarkt, da ich nicht weiß wie ich verantwortungsvoll konsumieren kann, denn ich bekomme tausend widersprüchliche Informationen. Um mich doch irgendwie gut zu fühlen, mache ich manches so, wie ich glaube, dass es richtig ist.“

Das empfinde ich leider als ein ziemliches Armutszeugnis. Also auch die führenden Journalisten der Republik haben keine Ahnung, wie man verantwortungsvoll konsumieren kann, klar. Aber sie versuchen nicht einmal Klärung herbeizuführen? Ok, geteiltes Leid ist halbes Leid. Wenn es auch der ZEIT so geht, muss ich mich ja auch um nichts mehr kümmern. Man muss Herrn Rohwetter zu Gute halten, dass er tatsächlich subjektiv, persönlich und auch mit klarem Ich-Bezug schreibt. Aber ist das wirklich ein interessanter Standpunkt zum Thema? Leider präsentieren Sie diese Form des von mir als Küchenklatsch empfunden Textes nun als neuen journalistischen Ansatz für den Wirtschaftsteil der ZEIT. Für mich ist das ein Trauerspiel. Ich hatte gehofft mit der Rubrik „Z“ wäre schon eine Abstellkammer für subjektives Blabla mit klarem Ich-Bezug gefunden worden.

Scheinbar muss sich die immer weiter fortschreitende Lifestyleisierung der ZEIT ökonomisch sehr lohnen, sonst kann ich mir nicht vorstellen warum Sie nun auch den Wirtschaftsteil preisgeben. Aber in Bezug auf die Titelfrage: Konsum oder Moral? macht es mich sehr traurig, dass Sie zwei Seiten ihres vermutlich chlorfreien Recyclingpapiers für so ein Nichts geopfert haben. Thomas Fiedler


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Danke für das Aufgreifen des Themas Rechtschreiblernen. Die Bildungstrendstudie ist nun da und das Befürchtete ist eingetreten: deutlich nachlassende Rechtschreibleistungen. Es tut für den Rechtschreibforscher weh, lesen zu müssen, dass die Faktenlage in diesem Zusammenhang dünn sei, denn das Gebiet des Rechtschreiblernens und auch der qualitativen Fehleranalyse ist außerordentlich präzise und gut erforscht, ich selbst hatte dazu ein Forschungsprojekt  bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und einen Platz in der Pisa Nachfolgestudie (DESI, Deutsch Englische Sprachkompetenzen International), und z. B. auch Günther Thome, Ute Andresen, Renate Valtin und Carl Ludwig Naumann haben Präzises dazu geliefert.

Es ist deutlich, dass im natürlichen Rechtschreiberwerb eine Phase des lautierenden Schreibens durchlaufen werden muss, dass sich aus Mängeln im deutschen Lautbesitz z. B. bei Migranten mit starker Erstsprache Fehler aus dem anderen Lautsystem (Interferenzen) einschleichen und dass relativ schnell und konsequent an der Verbesserung von Lautfehlern durch Unterricht in den Rechtschreibregeln (orthographische Phase) schon ab dem 2. 3. Schuljahr gearbeitet werden muss. Der deutliche Rückgang der Rechtschreibleistungen hat nicht nur mit den im Artikel angesprochenen Methoden (Lesen durch Schreiben, Schreiben nach Gehör) zu tun sondern vielmehr mit veränderten kulturellen Gegebenheiten (Überlastung der Eltern, Kinderarmut, Migration…). Und der Rückgang hat mit zu heterogenen Lerngruppen, sowie – vom Autor richtig bemerkt – der Überforderung der Lehrkräften im Schulalltag zu tun. Ich selbst habe mich mit der „Forschungs- und Beratungsstelle für lese-rechtschreibschwache  Kinder“ an der Universität Oldenburg, meine Frau als Lerntherapeutin diesem Bereich ein ganzes Berufsleben eingesetzt. – Prof. Dr. Wolfgang Eichler


Leserbrief zu „Totalausfall? Unsinn!“ von Udo Michallik

In diesem Text zeigt sich DAS Problem unseres Schulsystems: er ist verfasst von einem Mann, der die Schule nur aus seiner eigenen Schulzeit kennt, aber nicht die Schulwirklichkeit als solches. Ich war über vierzig Jahre Lehrer und es war vielleicht zweimal für ein Schulhalbjahr der Fall, dass die Lehrerversorgung 103/4/5 Prozent betrug. In allen anderen ca. 80 Fällen lag sie weit unter 100 Prozent, teilweise 90 und weniger. Allein diese Tatsache zeigt schon den vorhersehbaren Unterrichtsausfall, ohne die anderen Gründe wie Krankheit, Klassenfahrten, Fortbildungen etc. Wie dieser Mensch also in diesem Zusammenhang auf das Wort „Unsinn“ kommt, ist und bleibt jedem, der sich mit Schule auskennt, ein Rätsel. Wir sprechen hier von den staatlichen Schulen – eine private Schule in anderer Trägerschaft hat da andere Möglichkeiten und mag flexibler sein.

Sein komplettes Unwissen demonstriert er aber mit dem letzten Absatz: „… Eine mit Eltern abgestimmte Schuljahresplanung und rechtzeitig bereitgestellte Informationen …“ Wie dumm kann man eigentlich sein? Dann planen wir mal, dass Frau M. in neun Wochen schwanger wird, Herr F. sich ein Bein bricht und bei Frau S. Krebs diagnostiziert wird. Zusätzlich stelle man sich vor, wie bei einer Schule mittlerer Größe, etwa 550 Schülerinnen und Schüler, mit den Eltern etwas „abgestimmt“ werden soll. Der Typ geht bei Eltern von Mutter – Vater aus, wie naiv und weltfremd ist das denn in unserer heutigen Welt, ich kann die unterschiedlichen „Elternkonstruktionen“ gar nicht alle aufführen. Mit einem Wort: was macht dieser Mann in seiner Funktion als Generalsekretär der KMK? Dann kann die Äbtissin vom Kloster xy auch das Training bei Bayern München übernehmen. – Oskar Feder


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz und zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

Ein ganz großes DANKESCHÖN an Murat Kurnatz und Johannes Ehrmann für Ihre berührenden Beiträge in der neusten ZEIT. – Ulrike Weber


Leserbrief zu „Unter Äpfeln“ von Michael Allmaier

In der Ausgabe schreiben Sie einen interessanten Artikel über Äpfel. Ich möchte Ihnen dazu einen kleine Ergänzung geben. Sie führen die Apfelsorte Edler von Borsdorf an. Ich vermute mal,  das diese Sorte mit unserem Pohrsdorfer Apfel identisch ist. Nach unserer Dorfchronik stammt diese Apfelsorte  aus unserem Dorf. Er war früher der erste lagerfähige Apfel. Das Andenken dieses Apfels wird bei uns sehr hoch gehalten. Fast in jedem Obstgarten steht so ein Apfelbaum. Wenn Kinder geboren werden, so wird der Neuankömmling mit der Pflanzung eines solchen Apfelbaumes geehrt. So sind in unserem Dorf schon etliche Streuobstwiesen entstanden. Natürlich haben wir auch eine Apfelkönigin. Dies ist eine, meist junge, Frau aus unserem Ort.  Mit ein paar Bildern möchte ich die Geschichte illustrieren. – Gerhard Böde


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ich kaufe seit einigen Monaten regelmäßig die ZEIT und beschäftige mich seit ein paar Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit in allen Aspekten des Lebens (zB habe ich seit 2 Jahren einen Schrebergarten, achte bei fast allen Einkäufen auf die Herkunft, seit über 2 Jahren keine Flugreisen), so auch beim Lebensmittelkauf. So hat es mich sehr gefreut, das Titelthema Konsum & Moral zu lesen. Allerdings finde ich, dass der Artikel von Marcus Rohwetter viel zu kurz greift, gerade im Hinblick auf den Status eines Leitartikels. Stattdessen hätte ich mir mehr Darstellungen von Möglichkeiten gewünscht, wie jeder / jede sein / ihr Leben nachhaltiger gestalten kann.

So wurde zB für Großstädter die Möglichkeit des Einkaufs auf Wochenmärkten nicht erwähnt (dort kann man ohne Verpackungen und sehr häufig echtes Bio vom Bauernhof aus der Nähe bekommen), auch fehlt die Erwähnung der Beteiligung an solidarischen Landwirtschaften (Vorfinanzierung der Ernte eines Hofes in der Nähe, im Gegenzug Ernte für die ganze Saison), Urban Farming / Urban Gardening und der Anbau von Obst/Gemüse in den immer beliebter werdenden Schrebergärten. Für die Landbevölkerung gibt es die Möglichkeiten, recht unkompliziert in Hofläden bei Bauernhöfen einzukaufen, oder Obst / Gemüse selbst zu pflücken auf den Feldern beim Bauern. Und überdies bieten die vorgenannten Möglichkeiten auch die Chance zum Aufbau einer Gemeinschaft (insb. Schrebergärten, Urban Farming/Gardening), machen nachgewiesen glücklich (Bewegung an frischer Luft im Grünen beim Gärtnern), und sind nicht kompliziert oder nervig wie der beschriebene Supermarkt-Einkauf. Der soziale Aspekt ist mit dem nachhaltigen Denken meiner Erachtens untrennbar verwoben.

Entgegen der Aussage im Artikel finde ich zudem sehr wohl, dass jeder die Verpflichtung hat, nach seinen jeweiligen Kapazitäten (abhängig von Einkommen und Lebenssituation wie zB Kinder oder zu pflegende Angehörige), nachzudenken über die gegenwärtige Nutzung der Ressourcen des Planeten, denn diese sind endlich. Und je mehr unsere Generation bereits verbraucht, desto weniger wird zukünftigen zur Verfügung stehen. Aufgrund des Vorgenannten wünsche mir für zukünftige Artikel in diesem Themenfeld, insbesondere bei Titelthemen, dass diese vollumfänglich berichtet werden und möglichst viele Aspekte zum Thema, wie oben beschrieben, erwähnen. Und diese sollten einen positiveren Klang haben, denn nachhaltig denken und handeln macht Spaß, glücklich, und bildet Gemeinschaft. – Julia Möller


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Wer wie Marcus Rohwetter als erklärter Gegner der Massentierhaltung nach zweimonatiger Recherche immer noch ratlos vor dem Eierregal im Supermarkt steht, hätte sich lieber nicht an den zentralen Artikel der Zeit über das Titelthema Konsum oder Moral heranwagen sollen. Am Ende findet der überforderte Autor zwar keine Lösung, dafür aber wenigstens Verständnis für seine aktuelle Lage vor dem Eierregal bei dem Philosophie- und Ökonomieprofessor Priddat, der es schließlich wissen muss: Er (M.R.) weiß zwar eine Menge, kann diese Informationsmasse vor dem Supermarktregal aber nicht einordnen. Die Details erschlagen ihn. So kauft er einfach irgendwas, in diesem Fall die billigen Eier.

Dabei ist es kinderleicht, von der ersten Ziffer des Stempels auf dem Ei auf die Art der Tierhaltung zu schließen. Noch einfacher wäre der Einkauf im Bioladen. Leider scheinen dem Autor aber Bioläden nicht bekannt zu sein. Seine Vorgehensweise hat Methode: Durch gezielte Auswahl geeigneter Beispiele, z.T. auch durch Desinformation werden einfache Konsumentscheidungen künstlich verkompliziert und Verwirrung gestiftet. Am Ende der Verbraucher-Odyssee entsteht jedes Mal der Eindruck, dass alles Wissen und Nachdenken unnütz ist und zu keinem klaren Ergebnis führt. M.R. hätte dabei sogar fast den Verstand verloren. So geht er am Beispiel von Fairtrade anhand von China langatmig und ergebnislos der Frage nach, ob das Bekenntnis zu kleinbäuerlichen Strukturen wirklich sinnvoll ist. Dabei geht es Fairtrade um ganz anderes: um Nachhaltigkeit und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen, egal ob für Kleinbauernkooperativen oder Plantagenbeschäftigte. Die entsprechenden Erfolge lassen sich in Afrika und Lateinamerika leicht beobachten.

Es ist heute gar nicht mehr so schwer, durch verantwortliche Konsumentscheidungen einen kleinen Beitrag zu leisten etwa gegen menschenunwürdige und gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen in Entwicklungs- und Schwellenländern, gegen den Kahlschlag des Tropenwaldes, gegen Umweltverseuchung, gegen grausame Massentierhaltung oder gegen die Abschlachtung von Robbenbabies. Dank dem Einsatz von Umweltverbänden, NGO`s und auch staatlichen Stellen gibt es seit Jahrzehnten verlässliche und unabhängig kontrollierte Zertifikate und Marken, die dem verantwortlichen Konsumenten seine Entscheidungen leicht machen, etwa das FSC-Siegel für nachhaltige Holzwirtschaft oder den Umweltengel. Hätte M.R. in diese Richtung recherchiert, hätte er sicher einige nützliche Tipps geben können, anstatt verantwortungsbewusste Konsumenten lächerlich zu machen und unter Ideologieverdacht zu stellen. Schade. Eine verpasste Chance. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

Gerade habe ich Ihren Artikel gelesen. Ich bin ganz hin und weg und möchte Ihnen für diesen großartigen Text danken. Schon nach den ersten Absätzen hatte ich gelacht und geweint. Ihre Worte transportieren eine ganz besondere Intimität. – Lina Huppertz


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Frage 1: Konsum oder Moral? Diese Frage wurde bereits vor Jahrzehnten sinngemäß von Bertolt Brecht beantwortet. Frage 2: Kann man politisch korrekt einkaufen? Sicherlich, alles was unser Staat „erlaubt“ ist politisch korrekt. Alle 4 Jahre wählen wir unsere Bundestagsabgeordneten (jetzt sind es schon 709), die das richten. Ob diese dabei ethisch oder moralische Gesichtspunkte berücksichtigen, da habe ich meine Zweifel. – Peter Baltzer


Leserbrief zu „Ottes Welt” von Mark Schieritz

Ich habe mich nie mit Herrn Otte beschäftigt. Seine politischen Ansichten interessieren mich derzeit nicht wirklich. Ihren Artikel wollte ich erst auch nicht lesen, blieb dann bei einer Tasse Kaffe doch dran hängen. Meine Anmerkung bezieht sich deshalb nicht auf Herrn Ottes Positionen, sondern auf eine Ihrer Aussagen. „Die Grenzen schließen und die exportabhängige deutsche Wirtschaft in den Ruin treiben? Spielen Sie damit auf Grenzkontrollen und auf die Position an, dass nicht einfach jeder der möchte unkontrolliert, unabhängig von seiner Herkunft und Motivation, unabhängig von seiner Vorgeschichte und ohne Papiere nach Deutschland kommen kann? Falls ja, ist das sehr, sehr polemisch, besteht doch zwischen Grenzkontrollen und dem möglichen wirtschaftlichen Ruin Deutschlands kein kausaler Zusammenhang. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Politik gegen das Volk“ von Kerstin Kohlenberg

Ich erlaube mir zu vermuten, Sie sind im Besitz eines Dr.-Titles, aber es ist nicht zu erkennen; ich darf mich als Mittelschüler, gelernter Ingenieur und Rentner vorstellen, der sich wundert, den „Errasmus von Washington“ in Schutz zu nehmen. Zwei Themen, die mich aufregen. A)Sie bemängeln, dass „Herr“ Trump die Steuern für Reiche senken will, obwohl die Mehrheit der Nation dagegen ist…Man muss nicht viel gelernt haben, um diesen Satz zu schreiben, aber sicherlich noch weniger begriffen haben: Reiche zahlen keine Steuern! Sie preisen sie in ihre Einkommens-Anforderungen ein! Doof? – Nein! Die hohen Steuern eines Zahlarztes, und der ist noch nicht einmal als „reich“ zu bezeichnen, beinhalten die hohen Steuern, die er „vermutlich“ zu zahlen hat. Würde er den durchschnittlichen Steuersatz zahlen, dann fiele die Rechnung anders aus, und ich könnte mir so schöne Zähne leisten wie der Herr von der Lufthansa, der vor lauter Selbstverliebtheit den Mund nicht mehr zu bekommt.Meine Zahnärztin ist, um das Thema aufzulocker, eine ganz schlaue. Sie arbeitet nur halbtags. Ihr langt das. Darf sie, darf sie. Sie stellt die hohen Gebührensätze in Rechnund, verdient die Hälfte, zahlt Steuern nur für die Hälfte, was durch die Progressivität hoch ins Gewicht fällt, und verdient so überproportional. Ist einbisschen schwer zu verstehen. Wenn Sie wollen, schreiben Sie mir, und ich rechne es Ihnen aus. Gerechtigkeit? Wenn jemand gar nicht und ein anderer sechs Monate für den Staat arbeitet? Fuck!Ich plädiere für einen festen Est-Prozentsatz für alle (alle), und zwar oberhalb des Einkommens.

Wie eine MWSt. Dann hat auch die BrötchenVerkäuferin das Gefühlt (und darum geht es doch), derIhr Artikel „Politik gegen das Volk“ Verbraucher zahlt die Steuern – so – wie es in der Wirklichkeit der Fall ist. Nur die Sozialisten wollen uns weiss machen, dass sei anders und halten Charlatan-like ihre Klientel bei der Stange. Ganz selbstlos.Nein, ich zähle nicht zu den Reichen. Ich war selbständig arbeitender Ingenieur und habe meine Steuern mit Stolz bezahlt. Und das Einpreisen der ESt. War auch kein Problem, denn die, die mir beruflich das Wasser reichen konnten, haben mich nicht unterboten; sie benötigten genauso wie ich ein entsprechendes Honorar. B)Sie beklagen die laschen WaffenGesetze der USA. Richtigerweise beklagen Sie, dass Waffen in falsche Hände geraten: Psychopathen, Kriminelle, Deprimierte…..30% der Tötungen durch Waffen, sagen Sie, seien Morde. Schön, so zu argumentieren.Die absolute Zahl an Tötungen durch Waffen ist schon sehr hoch. Aber man bedenke, dass Amerika eine ganz andere soziale Struktur hat, als Europa. Nein, nicht anders, schlimmer; denn auch wir hierhaben die Mafia: die italienische, die griechische, die türkische, die libanesische und was weiß ich. Nur von einer deutschen Mafia habe ich nie gehört. Ab und zu fliegt mal ein kriminelles Netzwerk auf, aber deutsch? Kann nicht sein. 60% der Tötungen seien Selbstmorde. Nun, das können wir aber abhaken.

Diese Leute könnten auch einen Strick nehmen. Stricke wollen Sie ja dann doch nicht verbieten. Zugegeben, es ist etwas leichter, sich zu erschießen als sich aufzuhängen. Ja, ja, das schon. Und bei uns?Der junge Mann von München, dieser Neuro-Killer, der hätte sich seine Waffe gar nicht im Dark-Net besorgen müssen; er hätte nur einem Schützen-Verein betreten müssen. Nach einem Jahr unauffälligen Verhaltens hätte er sich ganz legal jede Waffe und so viel Munition besorgen können, wie er hätte wollen. Die Deutschen sind bewaffnet bis an die Zähne. Unter strengen Auflagen, schön. Aber die muss man ja erst einmal einhalten. Und hinter jedem Waffen-Tresor kann man ja auch keinen Aufpasser stellen. Ich plädiere dafür, dass Waffen technisch so gesichert sind, dass sie nur vom Besitzer bedient werden können. Das ist machbar, aber offensichtlich nicht gewollt. Es wäre schon mal eine große Hilfe. Aber mit solch einer Trulla an der Spitze des Staates, wird da niemals etwas draus. Und wenn das nicht die Aufgabe des Bundeskanzlers sein soll, dann ist es auch nicht die des US-Präsidenten. Zudem, die Waffengesetze unterliegen den einzelnen US-Staaten und sind außerordentlich verschieden.Und bei uns?Nicht einmal zu einer reduzierten Geschwindigkeit können sich die Deutschen durchringen. Ich willdazu einmal den Satz wiederholen, den ich von einer Afrikanerin in Erinnerung habe: was auf deutschen Straßen abläuft, das grenze an Menschen-Opfer-Ritualen…….Nein, ich bin kein Grüner, ich fahre 220PS, und fühle mich auf Frankreichs Strassen am wohlsten. Aber ich bin auch froh über diese Leistung, darüber, beschleunigen zu können, um das nächste Ende einer LKW-Schlange erreichen zu können, wenn aus 2 km Entfernung so ein Löhli aus der Schweiz blinkt, um mir mit seinen 250 Sachen mit zu teilen, ich möge mich beeilen, rechts ‚ran zu fahren, er habe es eilig, das Scmier- und SchwarzGeld außer Landes zu schaffen. – G. Roth


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ich möchte zu dem exzellenten Artikel gratulieren. Ich bin seit mehr als 15 Jahren Vegetarier, weil mir die Art der Tierhaltung weh tut. Wer gibt dem Menschen das Recht, derart unmenschlich zu sein, und den enormen Schaden für die Umwelt werden unsere Nachkommen bezahlen. Bei der Erfindung der Insektizide hat man die schlimmen globalen Folgen nicht geahnt. Der Gewinn stimmte letztendlich alle Menschen positiv. Bio sollte in aller Munde sein. – Manfred Harry Krause


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz, Redakteurin Anita Blasberg

Als langjähriger Zeit Leser möchte ich Ihnen sagen, dass Sie mich mit Ihrem Artikeln sehr positiv überrascht haben! Einen Artikel auf Arabisch abzudrucken finde ich genial! Mein Hintergrund: Ich bin 76 Jahre, Rentnerin und oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln  unterwegs. Ich bin inzwischen auf unseren Strassen und in Bahn und Bussen erstaunt, wenn ich die deutsche Sprache gesprochen höre. Ich bin unterwegs dauernd von einer Sprache umgeben, die ich nicht verstehe. Ich bin in meinem Leben sehr viel gereist und bin neugierig auf die Welt, auch heute noch. Was mich berührt ist, dass ich das Gefühl habe, ausgeschlossen zu sein aus meinem eigenen Land, ich fühle mich beinahe als Fremder in einer, meiner Stadt wie Düsseldorf. Ein Beispiel: in der S Bahn sass mir ein Mann mit schwarzer Hautfarbe gegenüber. Da ich sehr offen bin, nahm ich diesen Platz ein, obwohl noch andere Plätze frei waren. Ich fühlte mich aber zunehmend verunsichert, weil dieser Mann die Kamera seines Handys eine ganze Zeitlang genau in meine Richtung hielt.

Ich wusste nicht, ob er mich fotografiert, wagte es aber nicht, ihn zu fragen. Ich glaube heute, ich hätte es tun sollen….Vielleicht hätte er sehr freundlich geantwortet, oder was hätte passieren können? Gleichzeitig wurde auf den Plätzen nebenan lauthals in einer fremden Spache telefoniert…. Ihr Artikel spricht von der Gewalt im Fernsehen. Wie Sie sehr richtig schreiben , wird dieser Gewalt sehr wenig entgegengesetzt, vor allem von den hier lebenden Menschen, die einen Migrationshintergrund haben. Ich glaube, das trägt zu meiner Verunsicherung bei. Seit einem halben Jahr bin ich ehrenamtlich in einem Erstaufnahmelager tätig, ich habe dort gute Erfahrungen gemacht mit Flüchtlingen, die gern Hilfe annehmen. Artikel in zwei Sprachen zu bringen, die in dieser vorliegenden Art ein Thema behandeln, ist meiner Meinung nach ein sehr guter Schritt für gegenseitiges Verständnis! – Christine Pfeifle


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Vielen Dank für Ihren Artikel in der Zeit. Ich glaube Sie können Ihre Verwirrung nur entwirren, wenn Sie so wenig wie möglich verarbeitete Nahrungsmittel kaufen. Egal ob Bio oder nicht. Und regional ist oft besser als von weither. Damit unterstützt man den Bauern aus der Nähe. Selber kochen macht Spaß und schmeckt besser. – Kerstin Krause


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Murat Kurnaz hätte allen Grund, in diesem Land zum Wutbürger geworden zu sein. Stattdessen fordert er die jungen Migranten und Flüchtlinge auf, sich zu integrieren und anzustrengen und das Land zu schätzen, das sie aufgenommen hat. Damit vermittelt er die Werte unserer Gesellschaft und was es heißt Patriot zu sein um ein Vielfaches glaubhafter als es die selbsternannten Retter des Abendlands, aber auch viele unserer Politiker jemals tun könnten. Murat Kurnaz hätte das Bundesverdienstkreuz verdient. Bei dieser Gelegenheit könnte sich unser Bundespräsident gleich persönlich bei ihm entschuldigen für die Jahre in Guantanamo. – Willi Mößel


Leserbrief zu „Nicht durchdrehen“ von Matthias Geis

CDU und CSU haben uns zwei Jahre lang mit Zeter und Mordio die Unbill allein um den Term Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen auferlegt. Natürlich eine politische Farce, die erst nach der „gewonnenen“ Bundestagwahl an einem einzigen denkwürdigen Tag per Parforceritt beendet werden konnte. Nein, der Union steht nach diesem insbesondere durch CSU-Chef Seehofer initiierten, nutzlos aufreibenden Schlingerkurs zwischen Phantomschmerz und opportunistischer Affirmation nur noch koalitionsfähige Realpolitik zu. Die Niederungen bedenkenlosem Populismus und politischer Ideologien sollten von nun an ausschließlich den parlamentarischen Rechts- und Linksauslegern vorbehalten sein. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Was wird aus der Paulskirche?“ von Benedikt Erenz

Haben Die vielen dank für diesen aufrüttelnden Bericht: wohl wissend um die Paulskirche als historischen Ort, war ich denn doch überrascht, wie es um das Bauwerk bestellt ist – sowohl baulich wie auch Erinenrungs-kulturell. Insofern finde es sehr verdienstvoll, darüber zu berichten – zumal angesichts des durchaus vergleichbaren Projektes des Wiederaufbaus der Garnisonskirche in Potsdam, was Sie ja auch direkt ansprechen. Da gibt es für unsere Republik wohl etwas sich zu vergewissern. Wie wäre es denn, wenn Sie darauf den erwähnten Herrn Bundespräsidenten mal direkt ansprechen?! Vielleicht wäre die Paulskirche ja auch gut aufgehoben im Eigentum des Bundes? Soweit meine eher spontanen Assoziationen dazu. – Klaus Brake


Leserbrief zu „Jagdunglück“ von STW

Ich teile Ihnen meinen Beitrag für diejenigen mit, die u.a. für die erste Seite verantwortlich sind. Sie brauchen Sie keine Gründe erfragen, weshalb ich Ihre Zeitung nicht mehr kaufen werde. Stephanie Wunderlich – was diese Frau da uns mitteilen will ist wirklich wunderlich. „Die Jäger sind die schlimmsten Gefährder im Wald“ Nur wunderlich, dass Sie das auch noch drucken. Gut nur, dass in der gleichen Ausgabe ein Bericht über Albert Einsteins Aussage war…“.nicht nur das Universum ist grenzenlos, auch die Dummheit der Menschen“ – Alfred Theis


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Vielen Dank für das Dossier, über diese Themen diskutieren wir privat und dienstlich schon seit einiger Zeit im Zusammenhang den internationalen Freiwilligendiensten. Die super Arbeit der Gruppe der Journalist*innen hat jetzt die Argumente auf den Punkt gebracht! Auch bei Programmen, die nach sich nach internationalen Begegnungen der Kulturellen Jugendbildung in der sehr gewünschten Form von Hin- und Rückbegegnung ergeben haben, sind inzwischen viele Fragen entstanden. Zum Beispiel: Der Jugendliche einer Tanzgruppe aus Marokko, der im Anschluss an eine bilaterale internationale Begegnung (in Marokko und in Deutschland) einen internationalen Bundesfreiwilligendienst in Hannover gemacht hat, ist nie wieder nach Marokko zurück gefahren.

Zur Zeit verfällt das Rückflugticket des Jugendlichen aus Moshi/Tansania, der ebenfalls ein Jahr im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes hier ist. Er wird nicht zurück fliegen. Es gibt um diese Jugendlichen herum am Ende des jeweiligen Jahres plötzlich viele neue überengagierte Helfergruppen mit vielen Ratschlägen dazu, wie man es erreichen kann, hier zu bleiben. Im Ergebnis aber heißt das: keine Wohnung mehr, keine Versicherung, kein Einkommen, Illegalität als Folge. Für die Grundlagen der Finanzierung des Bundesfreiwilligendienstes dieses Jugendlichen aus Moshi/Tansania waren viele Spenden erforderlich (Schulförderverein, Spenden bei einem Geburtstag statt Geschenke usw.) Die gegenseitigen Erwartungen liegen aber offensichtlich sehr weit auseinander. – Insa Lienemann


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Wie ich als Verbraucher beinahe den Verstand verlor…wir auch, nach dem Motto:

Hier steh ich nun,

ich armer Tor

und bin so klug

als wie zuvor!

 – Lothar + Monika Holtfrerich


Leserbrief zu „Kraken zum Kuscheln“ von Jens Jessen

Ohne dafür Werbung machen zu wollen: Es gibt kleine Plüschviren! Ob sie auch „entzückend“ sind, können sie selber entscheiden: www.riesenmikroben.deBeate Sames 


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ich habe Ihren Artikel zweimal gelesen, weil es mir ganz genauso geht, vielen anderen Lesern wahrscheinlich auch. Und für mich kommt dann noch eine andere Ebene dazu: Wir wissen vor lauter Political-Correctness-Problemen gar nicht mehr, was wir fressen sollen. – Aber Millionen von Menschen mit lebensbedrohlichem Hunger, die in ihrem eigenen Elend noch zusehen müssen, wie vor ihnen ihre Kinder verhungern, hätten uns die zu Millionen, Milliarden vernichteten Fipronil-Eier (was mich schockiert hat, weil das Zeug natürlich in Lebensmitteln nichts verloren hat, die gesundheitliche Gefährdung aber doch eher gering war) buchstäblich aus der Hand gefressen, fürs nackte Überleben. Das macht mich wirklich traurig und ratlos. Aber danke für Ihren guten Artikel über Einkaufsprobleme in westlichen, kapitalistischen Gesellschaften. – Dr. Sabrina Hausdörfer


Leserbrief zu „Was wird aus der Paulskirche?“ von Benedikt Erenz

Die Paulskirche ist leider nicht das einzige Beispiel für vernachlässigte liberale und demokratische Traditionen. Die bayerische Landesausstellung 2018 in Kloster Ettal wird 100 Jahre nach 1918 sich mit den touristischen Klischees befassen. Dagegen hat sich auch zur Würdigung des 200. Jahrestages der ersten bayerischen Verfassung im Landkreis Kitzingen ein Initiativkreis gebildet, der vor allem die Ereignisse um das Fest an der Gaibacher Konstitutionssäule 1832 behandelt – zeitgleich zum Hambacher Fest, in dessen Schatten es steht. – Dr. Karl Klaus Walther


Leserbrief zu „Nein zur Bombe!“ von Josef Joffe

Die Vorstellung, seit Hiroshima über die katastrophalen humanitären Konsequenzen von Atomwaffen Bescheid zu wissen, zeigt, dass Herr Joffe sich nicht ernsthaft mit ICAN und der humanitären Initiative auseinandergesetzt hat. Sonst wüsste er, dass moderne Atomwaffen die vielfache Zerstörungskraft der Hiroshimabombe „Little Boy“ haben. Diese hatte eine Sprengkraft entsprechend 16 kt TNT und tötete am ersten Tag 45.000 Menschen. Die Sprengkraft moderner Atomwaffen ist um ein Vielfaches größer: Eine Atomwaffe mit einem TNT Äquivalent von 1 Megatonne könnte sofort über eine Million Menschen töten. Hinzu kämen unzählige Verletzte und der völlige Zusammenbruch der Infrastruktur. Die in den globalen Arsenalen zur Zeit existierenden ca. 15.000 Atomwaffen reichen aus um die Erde mehrfach zu zerstören. Etwa 1.800 dieser Atomwaffen sind noch immer auf höchster Alarmstufe und innerhalb von Minuten abfeuerbereit. Eine Handvoll politischer Entscheidungsträger könnte unser aller Schicksal besiegeln und braucht dafür noch nicht mal einen Parlamentsbeschluss. UN Generalsekretär Guterres hat dies kürzlich als die größte akute Bedrohung für die Menschheit bezeichnet.

Es ist erstaunlich, dass Herr Joffe dennoch selbst in der Ära von Kim Jong-Un und Donald Trump Atomwaffen als Garanten des Friedens beschreibt. Der Glaube, dass Atomwaffen Kriege verhindern beruht auf einer fatalistischen Vorstellung über die kriegerische Natur des Menschen und lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Ebenso gut kann man postulieren, dass die Menschheit aus Fehlern gelernt hat und deshalb eine lange Zeit des relativen Friedens erleben durfte. Keine Glaubensfrage sind jedoch die zahlreichen gut dokumentierten Beinahe-Unfälle und Missverständnisse, wie z.B. im Fall des russischen Oberst Stanislaw Petrow („The man who saved the world“), der einen vermeintlichen amerikanischen Raketenangriff, welcher sich schließlich als Fehlalarm herausstellte, nicht meldete und damit den Gegenschlag und Weltuntergang verhinderte. Das Rote Kreuz, das von Herrn Joffe im Gegensatz zu den „Atomwaffen-Ächtern“ für den praktischen Schutz von Zivilisten gelobt wird, hat sich deshalb eben Diesen in der Überzeugung angeschlossen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es zum absichtlichen oder unabsichtlichen Einsatz von Atomwaffen kommt und dass jegliche humanitäre Hilfe aussichtslos wäre.

Dass die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes wächst, da  „immer mehr Staaten nach Atomwaffen streben werden, solange sich die Mächtigen für ihre eigene Sicherheit darauf verlassen“, wie Ban-Ki Moon feststellte, sehen wir an der seit Ende des kalten Krieges stattgefundenen Verbreitung von Atomwaffen nach Indien, Pakistan und Nord-Korea, die durch die existierenden Kontroll-Regime nicht aufgehalten werden konnte. Diese Erkenntnis hat nicht nur Henry Kissinger sondern auch ehemalige Deutsche Spitzenpolitiker wie Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Egon Bahr dazu bewegt, sich in den letzten Jahren für die rasche und vollständige nukleare Abrüstung auszusprechen. Es ist interessant, dass in der Diskussion um die Kleinwaffen in den USA jedem einzuleuchten scheint, warum es nicht friedensfördernd ist, wenn sich alle bewaffnen, während dies für Atomwaffen nicht zu gelten scheint. Immerhin räumt Herr Joffe ein, dass die Hochrüstung auf zig -Tausende Sprengköpfe zur Zeit des kalten Krieges ein „Wahn“ gewesen sei. Nun habe dieser aber ein Ende, da man in den USA und Russland jeweils nur noch einige 1000 Atomwaffen habe. Da könnte man fragen, ob es für ihn einen Unterschied macht, ob die Erde 100 oder 10 mal zerstört wird?

Wenn man an Abschreckung glaubt ist das „Drohpotential“ der totalen Zerstörung seit Ende des kalten Krieges unverändert. Es sieht jedoch in der Abrüstungsbilanz gut aus und spart viel Geld, die überschüssigen und veralteten Sprengköpfe abzurüsten. Geld, das z.B. in die Modernisierung investiert werden kann, die derzeit von allen Atomwaffenstaaten betrieben wird. Die in Deutschland stationierten NATO Atomwaffen werden beispielsweise durch lenkbare Waffen mit einstellbarer Zerstörungskraft ersetzt, was Putin 2015 bereits dazu veranlasst hat, Gegenmaßnahmen anzukündigen, um „das Gleichgewicht“ wieder herzustellen. Die Kritik an ICAN ist nicht neu, denn es ist von jeher das Schicksal der Friedensbewegung, als weltfremde „Gesinnungsethiker“ dargestellt zu werden. Tatsächlich wissen die Aktivisten von ICAN jedoch genau, was „quälende Kärrnerarbeit“ an der Zähmung des atomaren bedeutet. Nach Jahrzehnten des Stillstands in der Abrüstung haben sie durch jahrelange Lobbyarbeit erreicht, dass zum ersten Mal wirklich demokratisch über atomare Abrüstung verhandelt wird, ohne dass eine kleine Gruppe Atomwaffenmächte dies blockieren kann. Selbstverständlich darf und muss die Staatengemeinschaft der größten akuten Bedrohung für unser gemeinsames Überleben begegnen!

Wenn in einem gemeinsamen Haus einige wenige eine gefährliche Bombe aufbewahren würden, würde die Mehrheit der Nachbarn vermutlich auch nicht resignieren und warten bis sie explodiert. In seinem Kommentar stellt Herr Joffe Tun=Macht über  Wissen und vergisst die Kraft der Moral. Oder haben die Raucher das Rauchverbot durchgesetzt, die Sklaventreiber die Sklaverei abgeschafft oder die Männer das Frauenwahlrecht erkämpft? Der massive Druck, der in den letzten Monaten von Atomwaffenstaaten auf andere Länder ausgeübt wurde, damit diese sich dem Verbotsprozess nicht anschließen, zeigt, dass diese Kraft bereits zu wirken beginnt. – Dr. Inga Blum


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Sie sprechen mir mit dem ganzen Artikel ziemlich aus dem Herzen. Nur beim allerletzten Satz kann ich für mich nicht zustimmen. Ich versuche, mir etwas Neues auszudenken, sobald ich für das Alte keinen Grips mehr aufwenden muss, weil es sich eingespielt hat. Aber vermutlich ist das bei all denen so, die sich Mühe geben. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Danke für dieses interessante Thema. Schade allerdings, dass Sie die bereits nach dem 1.Weltkrieg von einem Schweizer gegründete Freiwilligenorganisation SERVICE CIVIL INTERNATIONAL Deutscher Zweig in Bonn, vergessen haben. In Kurzzeit- (Europa)und Langzeitaufenthalten (außereuropäisches Ausland) bietet diese NON PROFIT Organisation den  jungen Menschen nicht nur praktische Arbeit in einem sinnvollen Ptojekt sondern auch durch gute Vorbereitung und Betreuung vor Ort die Möglichkeit zur theoretischen Auseinandersetzung. Sicher nicht nur ich habe der Teilnahme on diesem Projekt  wichtige Impulse für mein  (Berufs)leben zu verdanken. – Helge Holzer


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Vielen Dank für den klug und differenziert recherchiert und kritisch geschriebenen Artikel. Und ziemlich genau in der Mitte finde ich genau den Ausdruck, der beschreibt, was ich als wahren Kern solcher Auslandsaufenthalte erkenne: einen Ego-Trip ins Elend. Auch ich absolvierte ein Gap-Year von 13 Monaten Dauer, man nannte es damals Wehrersatz- oder Zivildienst: Ich erlebte in einem Altenheim eine Station mit 20 Demenzkranken Patientinnen, sah täglich wie Blumen vom Tisch gegessen wurden, wie eine Patientin statt Toilettenpapier ihre Hände benutzte und dann an den Toilettenwänden “reinigte”, ich erlebte wie eine Pflegerin angesichts des täglichen Siechens, Sterbens, der Hoffnungslosigkeiten und der ständigen Überlastung mit einem Heulkrampf zusammenbrach.

Nein, wir brauchen Hilfe und soziale Dienste auch hier bei uns. Und diese Hilfe ist sinnvoll, prägt einen nachhaltig und lehrt einen Dinge fürs Leben und zeigt einem die sonst tief verborgenen Seiten unserer Gesellschaft. Angesichts des aktuellen Pflegenotstands und der massiven Integrationsschwierigkeiten, die uns bald auch überrollen können, erscheinen mir solche Ego-Trips als der blanke Hohn. – Benedikt Flurl


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Herzlichen Glückwunsch dazu, dass Sie angefangen haben, etwas anders zu machen. Ich wünsche Ihnen, dass sie die Umstellung auf Leitungswasser auf die Dauer durchhalten. Eine kontinuierliche Umstellung ist, was meiner Meinung am meisten bringt. Wenn Sie etwas für sich routiniert haben und dadurch entlastet sind, fällt Ihnen vielleicht etwas anderes Sinnvolles auf, was Ihnen möglich ist. So sind wir über die Jahre und Jahrzehnte zu einer ganzen Reihe Routinen gekommen, die uns deswegen auch nicht überfordern: Seit über 20 Jahren kaufen wir ausschließlich fair gehandelten Kaffee, Lebensmittel sind bei uns aus der Region und saisonal, falls es mal eine Ausnahme geben soll, muss es auf jeden Fall Bio sein.

Auch die Umstellung auf Leitungswasser haben wir für uns als sinnvoll erachtet. Es ließen sich noch viele andere Dinge nennen, die wir im Laufe der Zeit entschieden haben in Bereichen wie Kleidung, Mobilität, Haustechnik. Natürlich lässt sich hinter alles ein „aber“ und ein „und“ setzen, aber ist es nicht besser wenigstens den Versuch zu machen, ein Licht anzuzünden als über die Dunkelheit zu klagen. Vielleicht hilft dabei ja auch unsere religiöse Grundhaltung weiter: Gott wird unser Bemühen, das Richtige zu tun, in jedem Fall würdigen, auch wenn es nicht perfekt war. Willkommen also im Club der Nichtperfekten! Ein schönes Buch dazu ist „Wie viele Sklaven halten Sie?“ von Evi Hartmann. – Andrea Braun-Henle


Leserbrief zu „Totalausfall? Unsinn!“ von Udo Michallik

Herr Michallik tut genau das, was seine 16 Auftraggeber in der KMK von ihm erwarten: Zunächst einmal spielt er das Thema „Unterrichtsausfall“ zu einem „kleinen Ausschnitt des schulischen Alltags“ herunter. Dann betet er noch einmal das nach, was die Bildungsministerien jedes Jahr im Herbst vorbeten: Das Wunschdenken, Vertretungsunterricht und Unterrichtsausfall sollten die Ausnahme sein. Die Länder seien hinsichtlich der Unterrichtsversorgung in der Pflicht und man tue alles, um … Die Ausnahme ist aber längst zur Regel geworden und in 35 Dienstjahren habe ich es noch nie erlebt, dass es eine Unterrichtsversorgung zu 100 oder gar mehr Prozent gab. D. h. die Schulen starten bereits ins neue Schuljahr mit einem Defizit von zwei bis manchmal fünf Prozent!

Herr Michallik hat auch gleich die Schuldigen ausgemacht: Das ist einerseits die ZEIT mit ihrer politisch instrumentalisierenden Statistik und andererseits  die Schulen, welche die Möglichkeiten der digitalen Welt nicht nutzen. Auf die Frage, ob die Schulen auch über die entsprechende digitale Ausstattung verfügen, geht er allerdings nicht ein. Es ist aber nicht die ZEIT, welche die Statistik zum Kontrollinstrument macht, sondern die Kultusbürokratie. Jede Unterrichtsstunde, jede Vertretungsstunde und jede ausgefallene Stunde muss von den Schulen statistisch erfasst werden. Erstaunlicherweise bleibt jedes Jahr „ein Rest von circa zwei Prozent“. In Wirklichkeit sind es aber zehn Prozent. Das ist kein Unsinn, das ist ein Politikum! Im Kern der Sache geht es aber nicht um Unterrichtsausfall, sondern um den Stellenwert von Bildung in unserer Gesellschaft. Lippenbekenntnisse, Wunschdenken und Schönreden sind kostenlos zu haben, Bildung aber kostet Geld. Viel Geld! – Gerhard Lambertz


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Die Angebote kommerzieller Anbieter für Freiwilligentouristen sind sicher nicht unproblematisch. Der Artikel zeigt es. Für die Aktivitäten der rund 160 Entsendeorganisationen (Partner von „Weltwärts“, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gilt dies sicherlich nicht. Hier finden Auswahl-, Vorbereitungs-und Auswertungsseminare statt, ja sogar Alumni-Treffen. So werden die Teilnehmer/innen häufig zu Multiplikatoren für die Herausforderungen des Globalen Südens. Die Freiwilligendiensterfahrung prägt sie für den Rest des Lebens. Die Entsendeorganisationen müssen sich alle zwei Jahre einer Qualitätsprüfung unterziehen um zertifiziert zu werden. Die Untersuchung von Soeren Götz belegt, dass positive Veränderungen stattfinden („Tolerante und umweltbewußte Verfechter der Demokratie? Die politischen Einstellungen der Weltwärts-Freiwilligen“ in: Voluntaris.  Zeitschrift für Freiwilligendienste, 1/2017, Seite 8-33, Nomos-Verlag). Damit der Freiwilligendienst keine Einbahnstraße bleibt, bieten zum Beispiel die Diözese Rottenburg-Stuttgart, EIRENE, Brot für die Welt oder MISEREOR seit einigen Jahren ein „Reverse- oder Income-Programm“  an“, das es Jugendlichen oder jungen Erwachsenen aus Afrika, Lateinamerika und Asien ermöglicht, in Deutschland einen einjährigen Freiwilligendienst zu leisten. – Max Steinacher


Leserbrief zu „Sind die Protestanten schlauer?“ von Ludger Wössmann

Der durch die Reformation ausgelöste Bildungsschub betraf vornehmlich die Protestanten. Er geht wohl in erster Linie darauf zurück, dass die protestantischen Pfarrer nunmehr heiraten und eine Familie gründen konnten. Diese Pfarrerfamilien boten ihren Kindern gute Bildungschancen, die genutzt und inzwischen über ein halbes Jahrtausend hin von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Darartige Chancen gab (und gibt) es bis heute in der katholischen Bevölkerung nicht. Das Zölibat verhindert dies. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in führende Positionen in Gesellschaft, in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mehr Protestanten als Katholiken vertreten sind, und den Protestanten ein wirtschaftlicher Vorsprung zugeschrieben wird. Mit „schlauer oder dümmer“ hat dies nichts zu tun. Allenfalls kann man von ungleichen Chancen sprechen. – Bernhard Königstein


Leserbrief zu „Ottes Welt” von Mark Schieritz

Hat Herr Otte wirklich für Schließung der Grenzen – auch für den Waren- und Geldverkehr – plädiert? Und für den – generellen – Ausstieg aus dem Euro? Das zumindest suggerieren Sie und wäre schlimm, wenn es stimmte. Wenn das aber nicht zutrifft, und es also nur um Grenzkontrollen für Zuwanderer und die Möglichkeit geht, daß einzelne Länder aus dem Euro aussteigen können, dann sind Ihre Unterstellungen unverzeihlich. – Heinz-Dieter Busch


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Anderthalb Seiten alles oder nichts? Das kann nicht wirklich zum Ziel führen. Niko Paech, deutscher Volkswirt und Umweltökonom, bietet mit seiner Postwachstumsökonomie einen interessanten Ansatz. Wir sind in der komfortablen Lage, dass wir – noch – den Schwerpunkt unseres Tun und Lassen wählen können – voraus gesetzt wir wagen uns, wenn nötig, gegen den Mainstream unseres jeweiligen sozialen Umfelds zu stellen. Bioeier aus dem benachbarten Hühnerstall, Tomaten vom Balkon und Fertigpizza, Kleidung für mehrere Saisons und eine großzügige Auswahl von Schuhen, sparsamer Gebrauch von Duschgel aber gerne mal ein Vollbad. Das hilft und läßt mir die Freude an meinem Tun. Übrigens schmeckt Leitungswasser delikat, wenn es aufgekocht ist und wirkt angemessen wertvoll, wenn ein Rosenquarz und ein Amethyst in der Karaffe überrascht.  Mehr Mut zur Lücke und mehr Freude am Tun – das wär doch mal verantwortungsvolle innere Freiheit! – Johanne Schloen


Leserbrief zu „Nur nicht nervös werden“ von Robert Pausch

Aufgrund der Argumentation des AfD-Manns Albrecht Glaser, der Islam kenne keine Religionsfreiheit, haben andere Parteien also Zweifel an der Eignung Glasers als Vizepräsident des Bundestags. Wenn man über den konfrontativen Aspekt dieses Vorgangs hinaus kommen will, gilt es, sachlich zu bleiben. Es ist zu bedenken, dass Religionen nun mal weder von außen noch durch Selbstdarstellung nach objektiven Kriterien zu definieren sind. Sie können nur durch das subjektive Verhalten ihrer Anhänger wirksam, also Wirklichkeit werden. Bleibt man bei objektiven Ansprüchen, öffnet man damnit das Feld der Polarisierungen, auf dem bevorzugt selbstbestätigende Positionen vertreten werden. Aber in allen Religionen und ihren Geschichten ist Kritikwürdiges zu finden – man sollte also bei sich selbst anfangen. Herr Glaser macht mit seiner Kritik den gleichen Fehler, den er dem Islam vorwirft: Er meint, objektiv zu sein, und entzieht dem Diskurs damit den notwendigen dialogischen Charakter, obwohl nur damit die Bemühungen um Klärung und Verständigung sinnvoll sein können. Die Kritik der anderen Parteien sollte da ansetzen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Deutschlandkarte“ von Paulina Thillmann im ZEIT Magazin

Man scheint sich ja einig zu sein, Sonne und Wärme sind immer gut, Wolken und Regen schlecht.  So schreibt es auch Paulina Thillmann und stellt fest, dass sich die Regensburger über einen Jahrhundertsommer freuen konnten. In den letzten 10 Jahren war fast jedes Jahr das Wärmste seit es Temperaturaufzeichnungen gibt, sozusagen jedes Jahr ein neuer Jahrhundertsommer. Als Münchner erlebe ich seit Jahren zunehmende Hitzeperioden. Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht der Einzige bin, der sich bei Dauersonne und ständigen Hitzetemperaturen über 30 Grad, vor allem in zubetonierten Städten, über Abkühlung und schattenspendende Wolken freut. In Zeiten des vor allem in Süddeutschland zunehmend spürbaren Klimawandels, müssen vielleicht manche Verallgemeinerungen und Sprachregelungen differenziert werden. – Andreas Schwarz


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Bin seit 20 Jahren Zeit-Leser, Prof in Hong Kong… Bin vom WOLKEN-Heft sehr enttaeuscht: J e d e r in Deutschland sieht  inzwischen CIRRI HOMOGENITI am Himmel, ZEICHEN AM HIMMEL.. ausser der ALTEN TANTE ZEIT… – Prof Reinhard Renneberg


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Als Murat Kurnaz 2006 wieder nach Deutschland kam,sah ich seine Geschichte eher skeptisch. Auch wenn seine Verhaftung unberechtigt war: Musste er ausgerchnet nach Pakistan reisen, um den Koran zu studieren? Da hätte es mit ein paar kritischen Hinterfragungen in Europa bessere Möglichkeiten gegeben. Um so erfreulicher finde ich jetzt seine aufklärerische Rolle als Sozialarbeiter mit Jugendlichen und sage ihm ein großes und herzliches DANKESCHÖN. Auch der ZEIT für diese Veröffentlichung in Arabisch und Deutsch. – Roswitha Lörsch


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Das klingt schon toll für G8-gebeutelte Wohlstands-Jugendliche: Die Welt und exotische Kulturen kennen lernen, gute Gefühle beim scheinbar hilfreichen Arbeiten mit süßen Kindern und hübschen Schildkröten in Vollkasko-Verhältnissen genießen und nachts noch Party machen. Das geht halt nicht für alle und spaltet die Menschen in materiell gut und weniger gut ausgestattete. Und auch wenn die Gutverdiener es sich leisten können, ihre Kinder in die Welt zu schicken und selbst mglw. sogar noch moralisch wertvoll einzukaufen und natürlich grün zu wählen, sind es im Endergebnis dann doch die weniger Betuchten, die aufgrund ihrer beschränkten Möglichkeiten der (Um—)welt besser tun, weil  ihre Kinder nur in einem lokalen Altenheim-Praktikum Helfer-Gefühle entwickeln dürfen, die Eltern selbst kleine Autos fahren und bei Lidl und Aldi einkaufen (müssen). Und ganz unabhängig von der Motivation richten gelegentliche all-inclusiv Mallorca-Flüge vermutlich weniger Schäden an, als eine einzige Fernreise nach Südamerika oder Afrika. Wer darf denn jetzt auf wen herab blicken? – Barbara Rogge


Leserbrief zu „»Bei uns tobt ein kultureller Krieg«“ von Heinrich Wefing

Die Erderwärmung hat dort, wo sie überhaupt auftritt, nichts mit den von den Menschen erzeugten Gasen zu tun, auf gar keinen Fall mit dem CO2 -Ausstoß. Das Pariser Klimaschutzabkommen ist deshalb ideologischer Unsinn. Geradezu irrsinnig ist es, zu glauben dass durch die Festlegung einer bürokratischen Erwärmungsgrad-Obergrenze das Klima verändert werden kann. Die Bürger werden von Pseudowissenschaftlern und unbedarften Politikern für dumm verkauft. Trump ist es zu verdanken, dass die sinnlose Vernichtung lebenswichtiger Industrien verhindert wird. Hier siegt die Vernunft über die Unvernunft. Dringend erforderlich ist vielmehr, die Folgen einer Klimaveränderung abzufedern. – Herbert Gaiser


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Schade, dass eine so wichtige Fragestellung auf dem Niveau der Kinderseite unserer regionalen Tageszeitung abgehandelt wird. Eine ganze Zeit-Seite voll mit gespielt naiv formuliertem Detail-Geschwurbel, nur um am Ende lapidar festzustellen, dass sich der Autor nicht verwirren lassen will und halt versucht, besser als der Durschnitt zu handeln. Komisch, dass Herr Rohwetter alles kritisch hinterfragen will, die Aussagen eines einzelnen Buchautors (Das Schweinesystem) aber offenbar doch als richtig einstuft. Wie das, wo man doch niemand trauen kann?  Sorry, aber da ist der Platz und die „Zeit“ zu schade. Und so kann jeder aus den Zeilen rauslesen, was er will. Wer keine Verantwortung beim Konsum übernehmen möchte, findet jede Menge Stoff, um sich zu rechtfertigen. Nach dem Motto: ich weiß ja nicht, ob meine Spende ankommt, also spende ich lieber gar nicht. Bringt ja eh alles nichts. Und selbst wenn man wollte: Man könne ja vielleicht das Richtige herausfinden, so der Autor, aber ist es das Wert bei Grünzeug für 2.49 €, wo man doch schnell nach Hause wolle? Und so was lese ich in der Zeit? Ich bin fassungslos! Klar ist aber: wer so handelt, trägt definitiv nichts zu einer Verbesserung bei. Wer trotz aller Unsicherheiten nach einem moralischen Kompass zu handeln versucht, hat wenigstens die Chance,  Verbesserungen für Mensch, Tier und Natur zu bewirken. Die Chance, lieber Herr Rohwetter, ist es wert!

Und immer wieder zu betonen, das Verhalten einzelner sei eh ohne Bedeutung, halte ich für sachlich unzutreffend und für verantwortungslos. Kompliziert ist die Welt auch in allen anderen Fragen des Lebens. Soll man z.B. argumentieren, weil die Politik so vielschichtig bis undurchsichtig ist, und meine einzelne Stimme  in der Masse doch eh nichts bewirkt, brauche ich nicht wählen zu gehen? Was soll also so ein Artikel? Trotz dem Alibi-Friedensangebot am Ende verleitet er lediglich zum Resignieren und Nichtstun ohne schlechtes Gewissen. Wenn die weiteren subjektiven Artikel zu Wirtschaftsfragen auf dem selben Niveau stattfinden, kann ich getrost darauf verzichten. – Wolfgang Neumayer


Leserbrief zu „Jagdunglück“ von STW

Ich möchte mich recht herzlich für Ihren kritischen, wenn auch sehr kurzen Beitrag zum Thema Jagd bedanken. Ich kann mich der Aussage des Verfassers (dessen Name leider nicht genannt wird) nur anschließen: die größte Gefahr im Wald geht von den Jägern aus. Und nicht nur dort: Jedes Jahr werden Menschen verletzt und sogar getötet, ohne dass diese Ereignisse in der Presse groß zum Thema gemacht werden. Schüsse in unmittelbarer Nähe zu Wohnhäusern sind ebenso Alltag wie völlig gedankenlos aufgestellte Hochsitze direkt neben viel befahrenen Bundesstraßen. Auch unzureichend gesicherte Treibjagden gehören im Herbst schon fast zur Tagesordnung. Kontrollen durch die Behörden? Fehlanzeige! Immer mehr Menschen versuchen, etwas gegen die herrschenden Zustände zu unternehmen. Und das, obwohl sowohl von Seiten der Jägerschaft als auch von Seiten der Behörden versucht wird, diese Menschen mundtot zu machen. Vor diesem Hintergrund würde ich es sehr begrüßen, wenn Sie dem Thema demnächst etwas mehr Platz widmen würden. Leider bin ich mir fast sicher, dass auch in Ihrer Redaktion genug Jäger sitzen, die dies zu verhindern wissen. Aber vielleicht schaffen Sie es ja, mich positiv zu überraschen. – Karin Oswald


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Es muss und kann einem nicht alles gefallen; doch was sollen die platten Äußerungen der beiden armen Königskinder Larissa und Thomas besagen? Sollen wir sie bedauern, weil sie so gern zusammen wären, es aber in New York oder London gerade keinen adäquaten Job für den anderen gibt? Oder sollen wir sie beneiden um die jugendlich-sorglose Oberflächlichkeit, mit der sie schreiben? Mir sagen diese Artikel nichts, ich kann nicht einmal eine Fernbeziehung dazu entwickeln. – Johannes Wilke


Leserbrief zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Die Verfasser flüchten sich in eine surreale Lösung. Sie tragen die transatlantischen Beziehungen wie ein sakrales Gefäß vor sich her, obwohl eine kritische Auseinandersetzung ohne jeden Ehrfurchtsgestus angezeigt ist. Jedermann weiß: es läuft nicht mehr rund in den transatlantischen Beziehungen. Sie sind nicht nur lädiert, sondern notleidend. Das ist eine fatale Entwicklung. Dieses Bündnis hat über ein halbes Jahrhundert zu Sicherheit und Wohlstand in Europa beigetragen. Wir spüren seit einigen Jahren allerdings schon wieder einen Hauch des kalten Krieges. Diese Entwicklung kann nicht allein auf die völkerrechtliche Annexion der Krim zurückgeführt werden. Sie ist auch die Folge eines außenpolitischen Paradigmenwechsels der USA, der schon vor mehr als einem Jahrzehnt eingesetzt hat. Die traditionelle Doppelstrategie von ausreichender militärischer Sicherheit einerseits und einer Politik der Entspannung, Abrüstung und wirtschaftlichen Kooperation andererseits scheint nicht mehr verbindlich zu sein. An ihre Stelle treten die Sicherung eines globalen Führungsanspruchs der USA und eine Politik der Ausgrenzung Russlands.

Die Unterzeichner von „Trotz alledem: Amerika“ kritisieren die Verlegung einer 2. Pipeline durch die Ostsee. Nichts hat in der Vergangenheit so sehr zum Abbau der Ost-West-Konfrontation beigetragen wie der Ausbau des Erdgasnetzes zwischen der Sowjetunion und West-Europa. Nach Aufhebung des NATO-Röhrenembargos in den 60er Jahren gerieten der Ausbau des sowjetischen Pipelinenetzes und die Erdgaslieferungen aus Russland zu einer nun schon seit einem halben Jahrhundert währenden Erfolgsgeschichte. Sie stützten die Richtigkeit der These vom „Wandel durch Annäherung“.

Nord Stream II ist ein rein wirtschaftliches Projekt. Das belegt schon seine Entstehungsgeschichte. Der Plan zum Bau einer 2. Pipeline entstand in einem Gespräch zwischen dem englischen Premierminister Cameron und Präsident Putin. Cameron schilderte seine Sorgen, dass die britischen Erdgasvorkommen in absehbarer Zeit erschöpft sein würden. Noch weit vor Beginn der aktuellen Planung wurde dieser Sachverhalt der polnischen Regierung vorgetragen, um Empfindlichkeiten der Polen gerecht zu werden. Nachdem die Verlegung der ersten Nord Stream Leitung – eine bemerkenswerte technische Leistung – die Skepsis gegenüber der Machbarkeit des Projekts abgebaut hatte, zeigten sich wesentlich mehr internationale Versorger und institutionelle Anleger an einer Beteiligung an der 2 Ostseeleitung interessiert als schließlich genommen werden konnten. Kaufleute sind an wirtschaftlichen Erträgen interessiert. Sie beteiligen sich üblicherweise nicht an politischen Projekten.

Die Unterzeichner von „Trotz alledem: Amerika“ weisen darauf hin, dass die USA die geplante Ostsee Pipeline als „ein geostrategisches Projekt“ identifiziert hätten, das nicht im „gesamteuropäischen Interesse“ liege. Dann schlussfolgern sie, dass Deutschland eine gemeinsame Position mit unseren europäischen Nachbarn und den USA suchen sollte. Das Streben nach gemeinsamen Positionen ist immer sinnvoll. Aber diese Empfehlung spiegelt eher Servilität oder Anbiederung wieder als ein gebotenes europäisches Selbstbewusstsein. Sie ist eine Zumutung vor dem Hintergrund des kürzlich in den USA beschlossenen neuen Sanktionsgesetzes gegen Russland.

Dieses Gesetz beschränkt sich nicht auf Sanktionen gegen Russland. Es droht europäischen Unternehmen mit Bestrafung, wenn sie sich an Erdgasprojekten wie Nord Stream II mit Russland beteiligen oder sie finanzieren. Völlig ungeniert spricht der Text des Gesetzes davon, dass es um den Verkauf von amerikanischem Flüssiggas in Europa, die Verdrängung russischer Erdgaslieferungen vom europäischen Markt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den USA gehe – zum Nachteil bedeutender europäischer und auch deutscher Investoren. Es bringt eine völlig neue, negative Qualität in die europäisch-amerikanischen Beziehungen. Entsprechend scharf haben daher europäische Regierungen reagiert. – Frank Elbe


Leserbrief zu „Rechtschreibblockade“ von Oliver Hollenstein

Das ist ein altes Erbübel. Ich wurde 1926 in die Grund(Volks)-Schule in Berlin-Halensee?, Joachim-Friedrichstraße eingeschult. Die Klasse war mit 40 Kindern überfüllt. Die Lehrer hatten ihre Lieblinge. Es wurde keine Orthographie gelehrt, sondern nach Gehör geschrieben. Und das konnte man dann in Berlin etwa so lesen: Fata (Vater), kannste ma mia den Stift da, ooch du weest doch schon, nee den linken meene ick, rüber machen. Wenn ich müde war, schrieb ich noch in meiner Gymnasial-, Kriegs- und Studienzeit oft an Fatan ohne es zu merken. Soviel zu allem Ersten im Kinde. – Claus Dienst


Leserbrief zu „Warten? Geht doch” von Stefanie Kara

Ihr Beitrag überzeugt mich überhaupt nicht. Um Marshmallow-Tests vor 50 Jahren mit entsprechenden Tests aus dem Jahr 2017 zu vergleichen, müsste man erstmal evaluieren, ob Marshmallows für Kinder heute noch dasselbe Begehrlichkeits-Potenzial haben wie damals. Kinder von heute sind mit Süßigkeiten übersättigt, sie sind häufiger übergewichtig und fehlernährt als vor 50 Jahren. In den 1960er Jahren waren Süßigkeiten für Kinder noch eine echte, begehrenswerte Belohnung, heute sind sie reichlichst vorhanden und üben auf Kinder einen weit weniger großen Reiz aus. Ist das in den Untersuchungen berücksichtigt worden? Das würde ich mich sehr interessieren! Vielleicht sollte man bei heutigen Versuchen den Kindern ein Smartphone oder Tablet hinlegen und warten, wie lange es dauert, bis sie zugreifen. Je länger sie warten, umso länger dürfen sie dann daddeln … – Reinhild Berger


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Als in Schweden lebende Exilantin kommen die Themen des Zeitmagazins leider immer etwas zu spät an, aber da ihr Wolken als Titelthema dieser Woche habt, dachte ich mir, ich mache euch auf meinen Instagram-Fotoblog aufmerksam, auf dem ich seit nunmehr 234 Tagen jeden Tag ein Bild des Himmels über Göteborg, meiner Wahlheimat poste. Dies machte ich eigentlich eher aus Frust über das schlechte Wetter, aber ich habe sehr gute Resonanz bekommen und werde das Projekt die 365 Tage durchführen, um der Welt zu beweisen wie unglaublich beschissen das Wetter hier an der Westküste Schwedens ist. Viel Spass damit! Und viele Grüße aus Schweden. https://www.instagram.com/always.sunny.in.goteborg/Carolina Poelk


Leserbrief zu „Was wird aus der Paulskirche?“ von Benedikt Erenz

Es freut mich wieder einen positiven und streitbaren Artikel über unsere lange Demokratie-Vergangenheit zu lesen. Vor allem der erste Absatz spricht mir aus der Seele und ich würde mir wünschen dass jeder Bildungsminister sich diesen zu Herzen nimmt und danach handelt. Und als stete Erinnerung auf seinem Schreibtisch aufstellt oder als Bildschirmschoner einstellt. Denn über die Schulen und die Lehrpläne kann das Demokratieverständnis und das Demokratiebewusstsein am besten vermittelt werden. Und wir Deutsche dürfen zu Recht stolz auf unsere lange Tradition und Erfahrung sein. Leider sind wir’s nicht. Deswegen sind Artikel wie der Ihre über die Paulskirche umso wichtiger! Ich warte schon gespannt auf den nächsten Artikel in dieser Richtung. – Robert Spiers


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Der Bericht von Murat Kurnaz war das beste, was ich seit langem in der Zeit gelesen habe. Tat gut, nach all den völlig überflüssigen Zeit Magazinen mit halb verhungerten Models und teuren Uhren, endlich mal wieder etwas zu lesen, was Sinn und Substanz hat. – Gabriele Krieger-Weigel


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Besten Dank für diesen wunderbaren Artikel. Nelson Mandela wäre stolz auf Murat Kurnaz gewesen, wie auf alle Menschen, die nach erlittenem bitteren Unrecht Hass in Stärke verwandeln. – Wilfried Buscher


Leserbrief zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

In dem womöglich freisten Land der Welt bin ich (Mittdreißigerin, Mutter, Akademikerin, Angestellte in Teilzeit (!) ) der Meinung, dass Feminismus zuhause anfängt und ich mich nicht über ein (noch) in der Gesellschaft verankertes Ungleichgewicht der Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern beschweren kann – sondern bei mir zuhause anfangen muss, dem entgegenzuleben. Daher habe ich kein Verständnis für Ihren Artikel, in dem Sie einem Gesellschaftsbild hinterher trauern, das Ihnen ein vor ca. 100 Jahren geborener Mann vorgelebt hat. In meiner Erfahrung stellt nichts eine gleichberechtigte Partnerschaft radikaler auf die Probe als die Geburt eines Kindes. Die Herausforderung: so ein Kind muss in etwa 24h am Tag betreut werden. „Sogar“ die 74 min, die Sie also im Durchschnitt pro Tag mit Ihren Kindern verbringen (Wochenenden eingerechnet?), scheinen mir also noch nicht für Gleichberechtigung bei der Kinderbetreuung zu sprechen… – Ulrike Blank


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Mit großem Interesse habe ich den Artikel über die Freiwilligendienste gelesen. Wir haben uns mit diesem Thema wegen unserer 2 jüngeren Kinder insgesamt 7 Jahre beschäftigt. Außerdem ist die Geschichte verschränkt mit unseren Kontakten nach Afrika. Vielleicht ist daher das folgende für Sie im Nachgang noch von Interesse. Unsere Tochter Daniela Madlung (Jg. 1994) plante 2010, nach dem Abitur, einen Freiwilligendienst, gefördert durch „Weltwärts“ mit der Caritas Hildesheim in Tansania zu machen. (Einschub: Die gemeinnützigen Anbieter kamen übrigens in Ihrem Bericht nicht vor. Davon gibt es einige, die solche Freiwilligendienste zum Teil schon seit langer Zeit anbieten.) Wir sind dann im Herbst 2010 zu einem ersten Kennenlernen nach Hildesheim gefahren. Schon dort hatte ich den Eindruck, dass es doch weniger darum geht, den Menschen vor Ort zu helfen, sondern letztlich um ein Bildungsprogramm für Deutsche Mittelschichtskinder. Die Damen, die diese Dienste dort vorgestellt haben und teilweise seit Jahren begleiten, haben dann auch bestätigt, dass sie den wesentlichen Wert darin sehen, dass die jungen Leute ihren Horizont erweitern.

Uns wurde auch erzählt, dass „Weltwärts“ für jeden Tag, den die Freiwillige vor Ort verbringt, 5 EUR an die Einsatzstelle zahlt. Alleine das macht es für die Einsatzstellen insbesondere in Afrika interessant. Die Jugendlichen wurden auch darauf hingewiesen, dass es  nicht einfach sei, auch als „Mitarbeiter“ akzeptiert zu werden. „Weiße können ja nicht arbeiten“ ist nach diesem Bericht ein gängiges Vorurteil. Junge Frauen, die nicht landesgemäß angezogen sind, werden nicht als Mitarbeiterinnen, sondern als Touristinnen angesehen – man gibt ihnen keine Arbeit ab. Im Jahr darauf hat sich unsere Tochter trotzdem zusammen mit einer Freundin dort beworben. Wir haben sie dann überredet, sich auch als „Plan B“ bei „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF)“ zu bewerben. Die Caritas hat sie für Afrika abgelehnt, ASF hat ihr eine Stelle bei der deutschen Seemannsmission im Hafen Antwerpen angeboten. Nach anfänglichen Zögern hat sie zugesagt und es nicht bereut. In einer WG zu wohnen, weit weg von Mama und Papa, war Erfahrung genug. Eine neue Sprache zu lernen (Flämisch!) und nebenbei Handballmeisterin zu werden war auch nicht verkehrt.

Der Freiwilligendienst war sinnvoll und für beide Seiten schön. Die Seeleute freuten sich über tägliche Besuche auf den Schiffen, Zeitungen, Telefonkarten, Gespräche, begleitete Gottesdienste usw. Daniela hat den Umgang mit Menschen aus „aller Herren Länder“ gelernt und kam als selbstbewusste junge Frau zurück.  Mein Patenkind hatte inzwischen ein Praktikum an der deutschen Botschaft in Benin gemacht und dort auch viel Kontakt zu Einheimischen aufgebaut. Sie hat uns darauf hingewiesen, dass die Freiwilligen zumindest in Benin nach ihren Beobachtunge keinen Beitrag leisten können. Sie sind ja eben nur „ungelernte Arbeitskräfte“ und davon gibt es dort genug. 2013 bekamen wir durch diese Verbindung Besuch aus Benin, weil Hr. Marley Lokonon, Gymnasiallehrer dort u.a. für Deutsch, einen Wettbewerb des Goethe-Instituts gewonnen hatte. Der Preis bestand in einem 4-wöchigen Deutschlandaufenthalt u.a. in Berlin.

Es war ein beeindruckendes Erlebnis, sich mit jemandem, der noch nie in Europa gewesen war, in fließendem Deutsch zu unterhalten! Seitdem überweisen wir jedes Jahr Geld nach Benin. Hr. Lokonon verplant es für sein Gymnasium in Cotonou, der wirtschaftlich bedeutendsten Stadt Benins, und für sein Heimatdorf im Norden des Landes. Im Dorf fehlte ein Lehrer. Ein an der Universität fertig ausgebildeter Lehrer kostet 600 EUR – im Jahr! Nachdem wir einen Lehrer zwei Jahre finanziert hatten, wurde er in den Staatsdienst übernommen, weil er nun schon Berufserfahrung vorzuweisen hatte. Jetzt ist dort ein neuer Lehrer tätig. Außerdem hat Hr. Lokonon von unserem Geld erstmals eigene Bücher für eine Bibliothek im Gymnasium in Cotonou gekauft. Viele Schüler könnten sonst kein Abitur machen, weil ihnen das Geld für die Materialien fehlt.

Das zeigt uns, dass man am besten hilft, wenn Leute vor Ort wirklich wissen, was fehlt! Ich könnte noch mehrere Seiten zu diesem Projekt schreiben, will es aber exemplarisch dabei belassen. Noch ein letzter kurzer Bericht: Unser jüngster Sohn Gunnar (Jg. 1998) hat im vorigen Jahr Abitur gemacht und wollte eben auch ins Ausland. Seine Stelle als Freiwilliger fand er mit Hilfe von IJGD an der deutschen Schule in Las Palmas auf Gran Canaria. Klingt leichter, als es ist! Dort war er immer mit einer Lehrerin zusammen und eben als Muttersprachler in einer zweiten Klasse in der Grundschule wichtig. Auch er musste sich in einer fremden Sprache zurechtfinden und im Leben auf der Insel, das doch anders ist als zu Hause. Bemerkenswert fanden wir, dass hier bei der Vertragsunterzeichnung auch klar definiert wurde, welche Ziele die Schule mit ihm erreichen soll. Hier ging es vor allen Dingen um die Vermittlung sozialer Kompetenzen im Umgang mit Kindern. Wir sind überzeugt, dass dieses Jahr auch für ihn prägend war und eben von ausgewogenem Geben und Nehmen bestimmt ohne kolonialistischen Blick. Das Ergebnis war auch, dass es außer dem Berufswunsch „Designer“ jetzt auch die Möglichkeit „Grundschullehrer“ gibt. „Ich kann das!“. – Hans-Stefan Madlung


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Dazu fällt mir ein: „erst kommt das Fressen und dann die Moral!“ (Berthold Brecht) Und noch etwas. Als Hausfrau (82 Jahre, Kriegsgeneration)) habe ich mein ganzes Leben „auf den Pfennig“ achten müssen. Heute als Rentnerin geht es nicht viel besser. Ich ärgere mich, wenn es immer heißt, ‚ die Verbraucher wollten alles nur billig!‘ Es ist vielmehr so, daß ich, wenn ich etwas günstig kaufen kann, eben auch günstig einkaufe. Gibt es das eine oder andere nur sehr teuer, MUSS ich das halt zahlen oder auf Günstigeres ausweichen. Wozu haben wir einen Landwirtschaftsminister und außerdem etliche Organisationen, die sich doch laufend „um skandalöse Dinge“ kümmern und uns als Verbraucher zudem immer ein schlechtes Gewissen einreden wollen? Selbstverständlich will ich keine Massentierhaltung und/oder Tierquälerei oder vergiftetes Obst und Gemüse. Aber wieso soll ich als Verbraucherin mich da im einzelnen kümmern? Außerdem s.o. habe ich gelernt, daß man „Brot“, d.h. Lebensmittel NICHT wegwirft. Auch aus Resten kann man immer noch etwas machen. Und man sollte darauf achten, nicht so große Mengen zu kochen oder einzukaufen. Im Übrigen gilt das nicht nur für Lebensmittel…Man muß auch nicht dauernd neue Klamotten, Möbel, Auto usw. haben…Etwas mehr Bescheidenheit täte uns allen gut. – Elisabeth Baltzer


Leserbrief zu „Ihr habt alle Chancen!“ von Murat Kurnaz

Was war das, das mich ansprang und in Bewegung setzte? Dieser Optimismus bei alldem, was er mitgemacht hat und erdulden musste. Diese Tatkraft: Er arbeitet in Flüchtlingsheimen und mit Jugendlichen und hält Vorträge, er schreibt ein Buch und läßt es veröffentlichen. Solche Größe von einem Mann, der soviel Ungeheuerliches erlebt und überlebt hat. Er verhält sich wie der Dalai Lama, wobei dieser nicht selber gefoltert wurde, aber doch viele seiner Landsleute. Ja, Weisheit unbd Mitgefühl sind noch nicht ausgestorben unter den Menschen. Das läßt mich hoffen und diesen Leserbrief schreiben. Dank an Murat Kurnaz für das Schreiben des Artikels, dank an die Redakteurin Anita Blasberg für die Unterstützung von Murat Kurnaz und dan k an die ZEIT für die Veröffentlichung. – Dr. Wolters


Leserbrief zu „Schutz für Verräter” von Hakan Tanriverdi

Zu Recht heben Sie hervor, dass die Verantwortung für die Sicherheitsmängel der IT, die von kriminellen Hackern ausgenutzt werden können, bei der Informatikbranche liegt. Der klägliche Zustand der IT-Sicherheit ist dadurch entstanden, dass die meisten Software-Firmen von jeher bei der Sicherheit ihrer Produkte sparen. Leider wird in Ihrem Artikel die unrühmliche Rolle, die unsere Politik bei der IT-Sicherheit spielt, ausgespart. Nicht nur dass die Hersteller keine Sanktionen für etwaige Software-Schwachstellen zu befürchten haben, es ist schlimmer: der Staat hackt mit (Stichwort Staatstrojaner). Er ist an einer Schließung der Sicherheitslücken gar nicht interessiert, genauso wenig wie die von Ihnen erwähnten iranischen Behörden. Dieses Desinteresse dürfte auch der Grund dafür sein, dass der zuständige Minister kein Interesse an der Verbreitung einer flächendeckenden E-Mail-Verschlüsselung hat – trotz der vollmundigen Bekenntnisse zu Deutschland als „Verschlüsselungsstandort Nr. 1“.

Die benötigte Technologie ist kein Neuland; sie ist seit Jahrzehnten wohletabliert und international standardisiert.  Viele Stimmen, darunter die Gesellschaft für Informatik, haben seit Jahren (genauer: seit Snowden) gefordert, dass die Regierung hier tätig werden müsse.  Diese hat die Problemlösung an die Provider delegiert, mit dem Effekt, dass es keine einheitliche Regelung und daher keine flächendeckend sichere E-Mail gibt. In der Informatikbranche gibt es mittlerweile eine große Sensibilität in Fragen der IT-Sicherheit.  Man weiß, dass unbedingte Sicherheit für eine verlässliche und vertrauenswürdige IT-Infrastruktur unverzichtbar ist.  Jede Sicherheitslücke, auch wenn sie zunächst nur der NSA oder dem BND bekannt ist, wird irgendwann auch von kriminellen Hackern ausgenutzt.  Prominente Experten fordern daher seit Jahren, dass die Politik die Sicherung der IT durch die Veröffentlichung von Schwachstellen, Druck auf die Hersteller und nicht zuletzt durch die Unterstützung des Bürgers bei der Verschlüsselung konsequenter vorantreibt. Solange das nicht geschieht, werden sowohl kriminelles Hacking als auch andere unerwünschte Eingriffe eher zu- als abnehmen. – Klaus-Peter Löhr


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Zumindest in einer Stadt wie Berlin kann man den von Ihnen geschilderten Einkauf-Entscheidungs-Stress leicht vermeiden: Ich habe einen Bioladen (d.h. ein kleiner „Supermarkt“) in der Nähe. Mit nicht zu viel Auswahl und Kundschaft, aber mit gutem Brot, Käse, Nudeln, Wein etc. Ich kaufe da immer das Gleiche: für 1.45 lokale Biomilch von Kühen mit Weidegang und Hörnern. Und relativ teuren Fair-Trade-Bio-Kaffee aus Äthiopien, obwohl man angesichts der Regierung dort misstrauisch sein kann. Immerhin weiß man: zumindest 80% des dortigen Kaffees ist aus kleinbäuerlicher Produktion. Danach gehe ich auf den Markt und kaufe von meinem lokalen Biobauern Eier, Kartoffeln etc. Wen der mal Urlaub hat, beim Bio-Gärtnerhof gegenüber oder anderen Erzeugern aus dem Umland.

Den Stress mit den normalen Supermärkten, den so grässlich vollgestopften, obwohl näher, tue ich mir seit bald 25 Jahren nicht mehr an. Das Essen macht einfach mehr Spaß, wenn man dabei niemandem die Haare vom Kopfe frisst. Und Geschmack und Aroma sind bei Bioprodukten zumal wenn lokal erzeugt, dreimal so gut. Und das ist dann obendrein für meine und meiner Tischgenossen Gesundheit auch noch besser. Mein Auto (es handelte sich um ein „Erbstück“) habe ich im Januar endlich abgeschafft. Seither habe ich es sage und schreibe genau viermal richtig vermisst. Als ich nämlich hätte spontan wen auf dem Land besuchen wollen und wusste, die Bahn ist am Wochenende nie zuverlässig, verkauft einem zwar vorher die Tickets, aber garantiert die entscheidenden Anschlüsse (z.B. zur „Heide Bahn“ nach Bad Düben) an Wochenenden nie. Oder aber die Bahn lässt einen trotz Verkauf entsprechender Fahrkarten mit dem Rad ab Sonntagmittag in der Walachei stehen. Aber diese unverantwortliche Bahnpolitik ist Schuld der Regierungs-Parteien und ein anderes Kapitel. – Elisabeth Meyer-Renschhausen


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Glückwunsch zur Aufmachung der „Die Zeit“ vom 12. Oktober ’17. Wir haben die Ausgabe gekauft, das Ziel war also erreicht. Doch dann einen wenigsagenden Artikel dahinter zu verstecken, ist dreist.  Mag sein, dass ich es als Journalist kritischer sehe, als die meisten anderen Leser – doch was bitte soll mir dieser Artikel sagen? Dass der Konsument im Supermarkt in einem Dilemma steckt zumindest macht der Autor sehr anschaulich und redundant klar. Aber dann? Wo bleibt die Hilfestellung?  Sind Sie tatsächlich zufrieden damit, dass der Autor als persönliche Empfehlung rät, nicht schlimmer als die Schlimmsten zu sein? Hauptsache wir lassen uns das gute Gewissen nicht verhageln, so fasse ich diese zeitraubende Aneinanderreihung von persönlichen Einkaufserlebnissen zusammen. – Christian Materna


Leserbrief zu „Das Männer-Ding” von Johannes Ehrmann

Danke für Ihren schönen Beitrag. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, ob Ihr Großvater womöglich das Asperger-Syndrom hatte? Das ist eine milde Form von Autismus, u.a. verbunden mit einem starken Hang zur Zurückgezogenheit und mit Problemen auf der Gefühls- und Kommunikationsebene. Ich habe mich mit dem Thema intensiv beschäftigt, da ich selbst betroffen bin. Für den Fall, dass Sie tiefer einsteigen möchten, empfehle ich Ihnen einige Bücher. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dort den Schlüssel zu manchem Rätsel finden. – Thomas Girsberger


Leserbrief zu „Kraken zum Kuscheln“ von Jens Jessen

Natürlich werden gefährliche Tiere verniedlicht, wenn sie plüschig daherkommen. Neu ist das aber nicht, denn auch Bären sind gefährliche Tiere und den Teddybär gibt es ja nicht erst seit heute, sondern schon seit 1902. Und auch die kleinsten unangenehmen Organismen gibt es in der Plüschversion unter https://www.riesenmikroben.de/ käuflich zu erwerben. Bakterien, Viren und Parasiten sind putzig und gucken niedlich, Nervenzellen und Spermien bzw. Eizellen sind allerliebst. Herr Jessen könnte daran vielleicht doch Gefallen finden? – Dorothea Heinig


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Sie sind, ohne gefragt worden zu sein, auf diesem Erdball eingetroffen. Die Aufgabe: die Erde so wieder zu verlassen, das die Nachkommen, auch Ihre Kinder, mit einer intakten Erde die nächste Generation starten können. Diese moralische Verpflichtung (eines jeden Menschen) sollte auch aktiv gelebt werden, damit die nächste Generation diese Haltung miterleben kann. Fangen Sie an, seien Sie Vorbild, fragen Sie sich weniger, was die Nachbarn machen. Der Kunde hat, Sie haben die Möglichkeit zur Veränderung. Jeder schert sich um die eigene Umweltbilanz. Dann kommt auch Dynamik ins System! – Esther-Minette Schröder


Leserbrief zu „Jagdunglück“ von STW

Volltreffer! Vielen Dank für das prägnante und treffende „ignorieren“ der wahren Gefahr im Wald. Nicht Wolf, nicht Wildschwein. Jäger! Wir haben geschmunzelt, aber es hat uns auch sehr zum Nachdenken angeregt. Hoffentlich auch so manchen Politiker, damit nicht die Bestände, sondern das sinnlose und vor allem gefährliche Geballer der Jäger reguliert wird! Vielen Dank für diesen Volltreffer! – Familie Schnuis


Leserbrief zu „Umbau der Pyramide” von Anna-Lena Scholz

Ich weiss nicht, aus welchen Fachbereichen die Mitglieder der Jungen Akademie kommen, aber in meiner Universitaetslaufbahn von 1988 bis 2005 (Fachbereich Physik) hat niemand an den 4 Uni-Instituten, an denen ich war, auf einer Grundmittelstelle promoviert. Auch der Mittelbau war schon stark ausgeduennt, so dass von dort nicht viele Stellen zu erwarten waeren. Darueberhinaus scheint mir deren Umwandlung nur eine kurzfristige Besserung zu versprechen – die erste „Generation“ besetzt die  neuen Dauerstellen und die sind dann fuer die naechsten 30 Jahre blockiert. So ganz zu Ende gedacht wirkt der Vorschlag nicht. – Sabine Moehler


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ein sehr guter und nachvollziehbarer Artikel. Zum Thema “Moral” möchte ich noch eine Bemerkung machen. Sie schreiben “In Bolivien demonstrieren die Kinder für Kinderarbeit”. Nach unserer Auffassung ist Kinderarbeit natürlich schändlich. Aber wie sieht die andere Seite aus? Für die Kinderarbeit gibt es sicher mehrere Gründe. Einer könnte Tradition sein: Auch in meiner Jugendzeit mußten die Kinder mitarbeiten – allerdings mehr aus erzieherischen  Gründen, und die Schule durfte nicht vernachlässigt werden.

Ein anderer Grund dürfte in vielen Entwicklungsländern das Schulgeld sein. Viele Eltern, besonders auf dem Lande, können sich das Schulgeld nicht leisten, besonders nicht bei vielen Kindern. Was bleibt ihnen anderes übrig, als die Kinder arbeiten zu lassen,?  Wäre es nicht effiziente Entwicklungshilfe, wenn  die Geberländer für die armen Länder das gesamte Schulgeld übernehmen unter 2 Auflagen: Der Empfängerstaat setzt die Schulpflicht gewissenhaft im ganzen Land durch, und das Geld fließt nicht in den Staatshaushalt, sondern auf ein Sonderkonto, das von einer neutralen Stelle kontrolliert wird? – Klaus Haack


Leserbrief zu „Unterwegs zum guten Gewissen“ von Anant Agarwala et al.

Ich habe Ihren Bericht über Volunteering gelesen. 1. Vielen Dank, dass sie das Thema aufgegriffen haben, was auf 97% aller „Voluntouris“ zu trifft. 2. Vielen Dank, dass sie mich, als einen von den 3%, in die Schublade „Voluntouri“ mit rein schieben! Mein Name ist Leo (mein richtiger Name!), 20 Jahre alt und Orthopädie Schuhmacher Geselle. Zur Zeit bin ich, als sogenannter Volunteer, in Ghana. Ich bin seit 2 1/2 Monaten hier und mir ist das Phänomen „Voluntouri“ schon ziemlich oft vor die Linse gekommen. Und nein, ich bin keiner davon. Der Unterschied, von mir zu den anderen, liegt bei der Organisation. Denn das die großen Organisationen wie Weltwärts, Praktikawelten, Isaac u.a. mehr Bespaßung für Orientierungslose vermitteln, als das, was sie vermitteln, ist jedem, der sich nur minimal mit Thema „freiwilligen Hilfe im Ausland“ beschäftigt, klar. Wer neben den Vermittlungsbroschüren, mit tollen Bildern und viel verspechenden Berichten, nach alternativen sucht, wird auch auf andere, ehrliche Organisationen, stoßen. So wie ich.

Ich wollte unbedingt nach Afrika, um dort, als Orthopädie Schuhmacher, tätig zu sein. Sehr frustriert war ich, als ich keine Organisation gefunden habe, die das vermitteln würde. Für mich war ea aber wichtig mit einer Organisation unterwegs zu sein, um ein Leitfaden zu haben der mich unterstützt. Nach einigen Recherchen bin ich auf Amaidi gestoßen. Und das ist der Grund warum ich ihnen schreibe. Warum haben sie sich nur mit negativ Beispielen beschäftigt? Durch ihren Artikel hatte ich den Eindruck, dass jeder, der als Volunteer helfen möchte, dass einfach nur als Notlösung und ohne plan macht. Doch das stimmt nicht. Man wird falsch vermittelt! Und das liegt einfach daran, das dieses eine Ministerium die falschen Organisationen unterstützt. Mein freiwilliges soziales Jahr Zahle ich komplett selber.Ich zahle an die 10.000€ für das komplette Jahr. Ist sehr viel Geld, doch ich weiß zu 100% wo mein Geld hingeht. An meine Organisation gehen davon 1.700€.

Das Geld wird für Vermittlung in das Projekt und in die damit verbunden Arbeitsschritte verwendet. Es wird von Anfang an nach einem Projekt das zu einem passt gesucht. Man wird nicht einfach zum Unterrichten in irgendeine Klasse geschickt. Als nächstes wird ein Gespräch mit der Kontakt Person organisiert, um zu sehen, ob der erste Eindruck stimmt.Es beinhaltet außerswm Gespräche mit einem Coach, mit dem man nicht darüber redet, dass das alles nichts bringt und nur für einen selber ist, sondern der einen darin stärkt, wie man, bei Problemen mit der Vermittlung, umgeht. Und das, ist was ich brauche. Die restlichen 8.300€ kommen gar nicht in die Hände meiner Organisation. Sie gehen für Flug, Visum, Versicherung, Unterkunft und Taschengeld drauf. Pro Tag zahle ich 13€. Wenn ich sage, ich breche nach 1,3,5 oder 9 Monaten ab, ist das in Ordnung. Denn ich bezahle das Geld monatlich an meine Gastfamilie. An Kosten hier, habe ich also nur die Kosten, die ich auch im Deutschland hätte. Und das finde ich nur fair! Da auch Amaidi kein Projekt (sie vermitteln 150 verschiedenen Projekte? für Orthopädie Schuhmacher hat, habe ich als erstes ein anderes Projekt rausgesucht. Ich würde in Ghana als Coach für Junge Erwachsene tätig sein, die den ganzen Tag nichts tun.

Da ich selber Jugend Trainer in Deutschland bin, fand ich das als Projekt am besten. Beim Gespräch mit meiner Kontakt Person hatte ich über meine Pläne als Orthopädie Schuhmacher berichtet. 2 Wochen später bekam ich dann die Nachricht das die Kontaktperson eine Werkstatt für Orthopädie gefunden hat und das ich dort arbeite. Und das mache ich jetzt auch. Vormittags arbeite bzw gebe ich mein Wissen in einer Werkstatt weiter und nachmittags betreue ich junge Erwachsene. Ich mache bin also nicht als Voluntouri hier. Wenn sie sich für meine Arbeit, meine Projekte und meime Gedanken interessieren. Können sie auch gerne in meinem Blog nachlesen. Hier ist mein letzter Beitrag.

http://amaidi.org/2017/10/schubladen-denker/

Ich hoffe Sie verstehen mein Anliegen.Es gibt sie also auch, freiwillige die wirklich helfen. Wenn wir durch einen Artikel, über richtige Freiwillige Unterstützung schreiben, können wir bestimmt vielen bei der Orientierung helfen. Aber vor allem hier, wo die hilfe am meisten benötigt wird, können wir wirkliche Hilfe, durch unser Wissen leisten! Und das ist schließlich der Sinn. Kritisieren kann jeder, doch man muss auch eine Lösung finden. Wenn die Lösung nicht durch ein Ministerium kommt, dann kommt sie von uns!

Ich stehe mit meinem Wort und mit meinem Namen zu meinem handeln. Denn ich mache das, was sich viele wünschen zu machen aber nur von den wenigsten erleben dürfen. Ich will auch gar keine Werbung für Amaidi machen. Doch man muss die unterstützen, die ehrliche arbeiten machen. – Leo Lelgemann


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Auch nach ein paar Tagen liegt mir Ihr Artikel noch wie ein unverdauter Klos im Magen. Vielleicht hilft diese email dagegen. Sie haben recht, wenn Sie die Komplexität unserer Kaufentscheidungen beschreiben. Sie haben recht, dass die größte Veränderung durch politische Vorgaben, Gesetze erreicht werden könnte. Sie haben recht, dass sich die Erkenntnisse, was gut oder schlecht für uns und unseren Planeten ist, täglich ändern können und es auch gleichzeitig widersprüchliche Aussagen gibt. Sie haben recht, dass man sich als Verbraucher nicht überall auskennen kann. Aber dass Sie sich als Journalist nicht wenigstens bei Eiern über die Sachlage auskennen und sich der Kauf von Billigeiern angeblich wohltuend in Ihrem Gutverdiener – Geldbeutel bemerkbar niederschlägt, ist mit Verlaub Wasser auf die Mühlenaller Lobbyisten, die verhindern, dass Politiker Gesetze darüber machen, welche Eier überhaupt verkauft werden dürfen und die sich gegen einfache und aussagekräftige Kennzeichnungen auf Produkten wehren wie der Teufel gegen das Weihwasser.

Mich nerven, so wie Sie die moralisierenden Gutmenschen nerven, die alles -und – jedes – ironisierenden Über – allem -Steher und Relativierer.  Mich nerven die, bei denen immer die anderen anfangen müssen, was zu ändern und nicht sie selber, unabhängig davon, was das im Moment im Einzelfall bringt oder nicht bringt.  Mich nerven diese Abgeklärten, denen jeder Funke Idealismus abgeht und die sich mit Zynismen durchs Leben retten und dadurch ja auch nie angreifbar sind und in Gefahr kommen, sich mal lächerlich zu machen.  Ein Artikel in DER ZEIT wie der Ihre verhilft vielen dazu, sich beruhigt, da von der ZEIT-Intelligenzija abgesegnet, zurück zu lehnen und an ihrem Konsumverhalten nichts zu verändern, weil sie ja angeblich machtlos sind und noch schlimmer, weil es – so schimmert es durch all Ihre Zeilen – kindisch ist zu glauben, das Verhalten Einzelner könne etwas verbessern. Wegen solcher Schreibereien werden auch wieder größere Autos gekauft, Herr Rohwetter!  Ein Satz wie „1,6 Prozent der Bevölkerung sind Veganer, dominieren aber 98,4 Prozent der öffentlichen Moraldebatte“ ist mit Verlaub eine Frechheit.

Nicht die Veganer, von denen es sicher einige gibt, die man sehr kritisch bewerten muss, dominieren – wenn überhaupt – die Debatte (welche Debatte?), sondern die Grundwahrheiten, die dahinter stehen: Die Weltbevölkerung kann es sich aus den verschiedensten Gründen nicht mehr sehr lange erlauben, etwas anderes als Pflanzen zu essen, ob es uns paßt oder nicht, Herr Rohwetter!  Wobei mein Eindruck der ist, dass nicht einmal im Bundestags-Wahlkampf die Debatte von der drohenden Klimakatastrophe geführt wurde, nicht einmal von den Grünen!   Menschen, die so fortschrittlich denken, dass sie damit aufhören, tierische Produkte zu essen, als „Veganer“ zu bezeichnen und sich darüber lustig zu machen, folgt derselben Methode, mit der man jede Normabweichung als Ideologie diffamieren kann: Das scheinbar „Normale“ hat keine Bezeichnung (Fleischesser, Allesesser, Karnivore), aber die Abweichung bekommt eine. Ich fühle mich in alte FeministInnen-Zeiten zurückversetzt. Auch hier hat man sich sehr lange über die FeministInnen lustig gemacht, die Steigerung war, sie als „Emanzen“ zu bezeichnen. Auch da gabs sicher viele, die kritisch zu sehen waren, aber auch da steckte einfach eine Grundwahrheit dahinter:

Das Patriarchat ist eine Ideologie und keine objektive unveränderbare Tatsache. Und es fing mit ein paar Frauen und Männern an, die diesen Diskursan die Öffentlichkeit brachten!  Ich halte es mit Harald Welzer, der sich (idealistisch?) dafür einsetzt, dass die Zivilgesellschaft aus ihrer Trägheit aufwachen muss, um Veränderungen voranzutreiben und die Politiker dadurch nicht mehr umhin können, darauf zu reagieren. Sie sollten als Journalist – wie es Welzer tut – , das „Selbst denken“ als attraktive Losung des Tages herausgeben und nicht das klägliche Kapitulieren vor dem Eier Regal! Sie sollten aufzeigen, wie sexy es sein könnte,Welzers „Regeln für erfolgreichen Widerstand“ in die Tat umzusetzen. „Rechnen Sie mit Rückschlägen, vor allem solchen, die von Ihnen selber ausgehen“ (Welzer, 12 Regeln für erfolgreichen Widerstand), Herr Rohwetter!!!! Wir kennen diese Rückschläge alle!!! Beschreiben Sie sie, aber nicht mit dieser triumphierenden Selbstgerechtigkeit!!!! Es grüßt Sie eine Idealistin, die täglich bei sich und in ihrem Unternehmen versucht, die Welt zu retten! – Martina Vogl


Leserbrief zum Titelthema „Konsum oder Moral?“ von Marcus Rohwetter

Ich hatte mich auf einen interessanten Artikel zum Konsumverhalten und moraltheoretischen Aspekten gefreut. War dann aber von dem Artikel enttäuscht! Was für eine unergiebiger Artikel. Inhaltlich wenig brauchbar, unter moralphilosophischen Gesichtspunkten häufig sinnlos. Die Welt wird nur in dem Ausmaß besser, soweit wir uns jeweils nach unserem eigenen Vermögen bemühen, dazu beizutragen. Da bei zu schauen, ob andere das auch so machen, ist unsinnig. Sonst würde sich am bisherigen Verhalten nie etwas ändern. Außerdem ist die momentane Effektivität des Handelns nicht entscheidend. Die Auswirkungen auf die Zukunft sind mindestens ebenso wichtig.

Der Preis einer Ware berücksichtigt häufig gerade nicht die ökologische Kosten, auch nicht die Kosten in Hinsicht auf Einbezug der Folgen auf die Lebensumstände unserer Nachfahren. Preiswerte Waren verlagern Kosten aber häufig in Folgekosten für andere, insbesondere Folgegenerationen (siehe Atomstrom). Die Entscheidung für Käufe an die Politik abzugeben führt nicht weiter, da die Politik in der Regel  interessengesteuert entscheidet (Lobbyverbände, Wähler).Unter moralphilosophischen Aspekten muss eine Kaufentscheidung jeweils vom Käufer selbst getroffen werden. Das erfordert Information und Kritik. Dies ist und war schon immer anstrengend. – Dr. Haico Brüning


Leserbrief zu „Trotz alledem: Amerika“ von Deidre Berger et al.

Vielen Dank für den Abdruck dieser angenehm nüchternen, unaufgeregten Bestandsaufnahme. Möge sie weite Verbreitung finden und dazu beitragen, daß die gegenwärtig stark emotionalisierte mediale Debatte über das Verhältnis zu den USA in Zukunft wieder sachlicher und realitätsbezogener geführt wird. – Thomas von Schroeter


Leserbrief zu „Verrückt nach Messi” von Hans Ulrich Gumbrecht

Der Fußball lebt von den Träumen der Spieler, der Verantwortlichen und insbesondere der Fans. Wovon träumen die Fans von Real Madrid, FC Barcelona oder dem FC Bayern München? Die Enttäuschung über nicht erreichte europäische Titel in Deutschland wird eher herbeigeschrieben und allzu oft geäußert von TV – Experten, sie fällt aber deutlich zurück hinter den Protest der Fußballfans gegen eine zunehmende Kapitalisierung und Vermarktung der Bundesliga und des internationalen Fußballs. – Benjamin Klimaschewski