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14. Dezember 2017 – Ausgabe 52

 

Leserbrief zu „Schaut auf diese Stadt” von Jörg Lau

Ich käme nie auf die Idee Ihnen Antiamerikanismus zu unterstellen und ebenso wenig würde ich vermuten, dass Sie ein Antisemit sind, oder auch noch voreingenommen in Sachen Zionismus ist. Aber Ihr Artikel in der Zeit „wem gehört Jerusalem“ ist mal wieder in klassischer Prototyp dessen was ich Heuchelei nenne, zumal er besonders typisch reflektiert, wie wenig Sie und Ihresgleichen aus dem Pressemedium wirklich wissen um das Palästinensische-Israelische Problem. Ich spare uns beiden die Geschichten von Jerusalem, Palästina und Israel, weil sie jedem halbwegs gebildeten Menschen eigentlich bekannt sein sollte, zumal, wenn man da nicht firm ist, sie in 100-fachen Literaturen und Google nachzulesen sind. Die Stadt Gaza ist, wenn man einen Vergleich der Juden zu ihrer alten Hauptstand z.Zt. der jüdischen Könige und später in der Römischen Geschichte (Herodes usw. usw.), zieht, der richtige Ort für ein Volk, welches sich als Palästinenser bezeichnet, um eine Hauptstadt zu gründen.

Dort haben die Philister gelebt und geherrscht. Da wäre die Hamas klug beraten, würden sie dies für sich proklamieren. Das wäre ein Schachzug gegen die West Bank und Abbas und würde sofort durch die israelische Regierung anerkannt werden. Ich bin mir diesbezüglich sicher, dass die islamische Welt dem zustimmen würde. Es wäre an der Weltpresse diesen Gedanken aufzugreifen und ihn zu verbreiten. Die daraus resultierende Vorteile wäre kosmopolitisch. Die EU und natürlich unser Freund Trump würden Milliarden in so eine Entwicklung investieren und dabei meinen, wir haben den Frieden in den nahen Osten gebracht.

Was dabei aus der West bank werden könnte, weiß ich nicht, aber das Thema Jerusalem wäre mit der Zeit vom Tisch. Israel wäre u.U. bereit die Stadt, neben der Funktion als israelische Hauptstadt als eine so genannte „offene Stadt“ zu deklarieren, die als religiöses Zentrum der drei großen Religionen offen steht, was de facto heute schon der Fall ist. Jede und egal auch welche der vielen Sektionen des Christentum haben dort (sogar unter einem Dach) ihren Platz. Die großen Moscheen sind jedem Moslem jederzeit zugängig und die West Wall den Juden. Viel glück, man sollte nicht immer NUR mit dem Strom schwimmen, sonst landet man mit allen in einem Endlosen Delta vor den Küsten, abstatt trocken und glücklich auf dem Land zu hausen.

P.S. das Sammelsurium von (nur) aus 56) 53 islamischen Staaten (in 2. und 3. Kategorie) ohne Ägypten und S.A. hat Ost Jerusalem zur palästinensischer Hauptstadt gekürt. Erdogan (der größenwahnsinnige) versuch sich zu profilieren. Welche Staat wird seinen Botschafter nach Ost-Jerusalem versetzen um dann nicht widersprechen zu können, dass es diese in Israel etabliert! Mal wieder so eine orientalische Farce a la 1001 Nacht, die wie alle bisherigen Ambitionen einen Panarabismus zu konstituieren ins Leere verlief und verlaufen wird. – Imri Rapaport


Leserbrief zu „Fröhliches Saugen“ von Mark Schieritz

Eine wunderbare Eingebung ihres Autors. Wer zuviel saugt geht das Risiko ein, die Nationalstaaten zu verlieren. Das müsste sich dann an dem aufgeblähten Beamtenapparat auch niederschlagen. Für die Beamten in Brüssel wäre ein starker Staubsauger eigentlich nicht verkehrt. Die Banane steht Pate für die Gesinnung der EU. Martin Schulz hat zu lange in Brüssel gewirkt. Der Mann ist nicht mehr Nationalstaatstauglich. 5 setzen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das wird nix“ von Matthias Geis

Mir erscheint das Verhalten der SPD keinesfalls „paradox“: Bei der Bundestagswahl am 24. September hat die SPD ihr, wie man heute gern sagt, „historisch schlechtestes“ Ergebnis erzielt und gegenüber der vorigen Wahl 5,2 Prozent- punkte verloren. Die Verluste ihres Koalitionspartners waren noch größer. Auf Grund dieser dramatischen (Martin Schulz sagt gern: „krachenden“) Niederlage hat sie sofort angekündigt, in die Opposition zu gehen. Hätten nicht Sie und andere Kommentatoren der SPD eine Missachtung des Wähler- willens vorgeworfen, wenn sie stattdessen verkündet hätte, für eine Fortsetzung der inzwischen ziemlich kleinen Großen Koalition zur Verfügung zu stehen? Nun ist das Projekt einer Jamaika-Koalition ebenfalls krachend gescheitert, und die von Lindner düpierte und blamierte geschäftsführende Kanzlerin ist auf andere Mehrheitsbeschaffer angewiesen. Kann man es der SPD verdenken, dass sie nicht sofort ihre „staatspolitische Verantwortung“ entdeckt und auch keine große Lust hat, sich nunmehr dem Vorwurf auszusetzen, umzufallen und ein weiteres Mal der CDU-Vorsitzenden, unter deren Regentschaft sie seit 2005 immer mehr geschrumpft ist, allzu bereitwillig als Steigbügelhalterin zur erneuten Macht zur Verfügung zu stehen? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu “Er ist wieder da” von Roberto Saviano

Dank Herrn Saviano für seinen Artikel über die drohende Wiederkehr des Bunga-Bunga-Berlusconi; Dank auch der „Zeit“, dass dieser italienische Beitrag übersetzt und abgedruckt wurde. Das Wichtigste steht am Schluss: wir sollten nicht glauben, dass solche Dynamiken, wie von Berlusconi in Italien ausgelöst, nicht auch in Deutschland passieren könnten. Es ist mehr als gerechtfertigt, in der italienischen Geschichte den Vorlauf für ein Geschehen zu sehen, wie es sich später in anderen Teilen der westlichen Welt abspielte und jetzt erneut bevorsteht. Warum gerechtfertigt? Vor allem doch wohl deshalb, weil überall dieselben Mechanismen am Werk sind: eine Aushöhlung des demokratischen Bewusstsein und des politischen Bewusstseins generell, der Verlust von politischer Moral und, damit einhergehend, die Sehnsucht nach einfachen Lösungen, die von „terribles simplificateurs“ wie Berlusconi und vielen anderen versprochen werden. Das alles ist vor allem eine Bankrott-Erklärung für unser Erziehungs- und Bildungssystem, aber auch für alle sinnstiftenden Institutionen wie z.B. die Kirchen. Was also tun? Diese uralte Frage ist umso schwieriger zu beantworten, je tiefgreifender die Verflachung und Verkommenheit in unseren Gesellschaften vorangeschritten ist. Vielleicht sollte man mit kleinen Schritte beginnen, die in jeder Familie unternommen werden können: die Vermittlung von ‚Tugenden‘ an die jüngere Generation, von Tugenden, in denen der Mensch als empathie- und kulturfähiges Wesen wieder in den Mittelpunkt rückt. Auf die Erziehungs- und Bildungsanstalten können wir nicht hoffen. Sie sind längst zu Abrichtungsanstalten zum Zweck des wirtschaftlichen Erfolgs verkommen. – Dr. Erhard Schulte


Leserbrief zu „Lob der Freistunde” von Paul Schwenn

Unterrichtsausfall: Kinder gewinnen Sozialkompetenz. Da es mit der Sozialkompetenz bei Erwachsenen auch nicht immer gut bestellt ist schlage ich vor für alle stundenweise den Strom abzuschalten. Das schafft Zeit für Kontakte zu Kollegen und Nachbarn, ist gut für die CO2-Bilanz und körperliche Fitness und gibt Redakteuren Zeit und Muße über geschriebenes in aller Ruhe nachzudenken… – Hellmut Fischer


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Danke für den interessanten Artikel zu dem Ehepaar und den beiden afghanischen Pflege Söhnen. Wenn sich das Ehepaar den Jungen sehr verbunden fühlt, so könnte es sie adoptieren. Sie erhielten dann auch einen deutschen Pass, wären Kindergeld berechtigt etc. Nur Pflege Geld gäbe es dann nicht mehr. Die Beziehung Eltern / Kinder wäre aber dann dauerhaft. – Elisabeth Mayer


Leserbrief zum Titelthema „Wem gehört Jerusalem?“

Man kann noch so viele Artikel, noch so viele Zeitungsseiten schreiben, noch so viele Argumente austauschen, alle und alles ist in den Wind geschrieben, denn der Streit um Jerusalem ist unlösbar, weil weder Israel noch der Islam von ihrer Grundhaltung des alleinigen Besitzanspruchs an der „heiligen“ Stadt abrücken werden. Es geht dabei um einen irrationalen religiösen Anspruch, für den Anhänger beider Seiten bereit sind zu sterben. Kompromißlösungen kann es dabei nicht geben. Alle Regeln, welche die Weltgemeinschaft sonst für ein gedeihliches Zusammenleben der Menschen aufgestellt haben, greifen daher nicht. Insofern kann der augenblickliche Zustand weiterhin nur mit militärischen Mitteln Israels -(unter dem Schutzschirm der USA) – erhalten werden. Dabei wird wenigstens eine begrenzte Zugangsmöglichkeit zu den jeweils „heiligen“ Stätten ermöglicht. Wie lange noch, das kann niemand sagen. Es könnte schließlich sogar zur Katastrophe kommen. – Karl -Heinz Kuhlmann


Leserbrief zu „Das wird nix“ von Matthias Geis

Aus allen Ecken ertönt der Ruf an CDU- CSU und SPD: „Nun reißt euch mal zusammen, übernehmt gefälligst staatspolitische Verantwortung und bildet eine stabile Regierung!“ Was, bitteschön, ist ’stabil‘ an einer Koalition, deren Parteien durch massive Wählerabwanderung als absolute Verlierer dastehen und zusammen mit knapp über 50% alles andere als eine komfortable Mehrheit vorweisen würden? Hinzu kommt, dass die SPD als zweitstärkster Koalitionspartner nach zwei GroKo’s abgehalftert und orientierungslos über die politische Bühne taumelt (siehe KoKo !) und sich selbst noch am Wahlabend konsequenterweise eine Auszeit von einer Legislaturperiode verordnet hat um sich rundzuerneuern und ein neues Profil zu verschaffen. Die Minderheitsregierung ist und bleibt der einzig vernünftige Weg und ganz nebenbei würde er die über lange Zeit vermisste Debatten- und Streitkultur im Bundestag neu beflügeln. – Michael Deil


Leserbrief zu »Also, was denkt ihr über Jerusalem?« von Zeruya Shalev

Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch Präsident Trump mag schlau oder unschlau sein, sie ist aber keinesfalls „berechtigt“, wie Z. Shalev in ihrem ersten Satz betont. „Recht“ kann es nämlich nicht sein, weil Ostjerusalum unstreitig Kriegsbeute der Israelis aus dem Sechstagekrieg ist. Die Ansprüche Israels auf Ostjerusalem sind weitaus schlechter begründet als die Putins auf die Krim oder eines Indianerhäuptlings auf Manhattan. Letztlich geht es darum, ob wir unsere Prinzipien hochhalten oder Realpolitik betreiben. Vermutlich werden wir irgendwann das Faktische (und damit die Annexion Ostjerusalems) anerkennen, denn auch wenn es uns Europäern nicht passt: Grenzen haben keinen ewigen Bestand und können einseitig verändert werden. Wir sollten es jedoch nicht heute schon, denn dann müssten wir morgen die Krim und übermorgen den Donbass als Teils Russlands anerkennen. – Prof. Christoph van Wüllen


Leserbrief zu „»Der Sog geht vom Kunden aus«” von Burkhard Straßmann

Professor Fischer bestreitet, dass Werbung Werbung ist und redet von „Persuasiver Kommunikation“. Könnte er Latein, hätte er wohl geschwiegen, denn übersetzt heit das genau „Überreden“. Eine ganze Branche will uns Bedürfnisse aufschwatzen, die wir nicht haben. Max Uthoff hat recht, wenn er vom Kapitalismus redet, der im Karnevalskostüm der Sozialen Marktwirtschaft daherkommt. – Lutz Landorff


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

Vielen Dank für diese tolle Recherche. Wegen dieser Art von Journalismus lese ich die Zeit so gerne. Ich finde dieses Thema sollte weiter aufgearbeitet werden. Die Kunden und Bürger müssen auch von solch einem Konzern Ernst genommen werden. Das sehe ich noch nicht genug.
P.S. Ich bin kein wirtschaftlich Geschädigter. Mir geht es nur um die Mündigkeit der Kunden und Bürger. – Marko Becker


Leserbrief zu „Dyktatura?“ von Matthias Krupa

Nicht TV Twram, sondern TV TRWAM müßte es lauten. ‚Nach mehr als hundert Jahren Teilung‘: deckt sich dieser Ausdruck mit 222 Jahren Teilung: 1795 (Dritte Teilung) bis 1918 ? Zu bedenken ist ferner: 1772 bereits war die Erste Tei1ung. ‚ Von Morawiecki ist nicht bekannt, daß er ein regelmäßiger Kirchgänger sei‘ : Trotzdem kann er ein regelmäßiger Kirchgänger sein. Was allein darf man aus dem Nichtbekanntsein schließen? Werden nur Kirchgänger von TV Trwam eingeladen? Nach Herrn Krupas Logik scheint es so: ‚Morawiecki sprach, was man von ihm erwartete‘: Das ist eine Unterstellung, kann der Autor sie belegen? Ist es ausgeschlossen, daß Herr Morawiecki seine Überzeugung kundtat? ‚Die katholische Kirche spendet ihren Segen.‘ Wer ist die katholische Kirche in Polen? Ist der Episkopat wirklich einer Meinung, geschweige denn die Katholiken Polens? Ist diese Darstellungsweise – der Stil von Herrn Krupa – ZEIT-gemäß? – Helmut Wiench


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Lange habe ich die „Bildergeschichte“ von Thomas und Larissa für eine skurrile Kunstform gehalten, angesiedelt irgendwo zwischen Yuppi-Satire und Virginia Woolf. Aber da die beiden immer weiter rumnölen und diese ganze Serie so gar nicht zu Potte kommt, sind meine Zweifel gewachsen. Möglicherweise handelt es sich ja doch um eine wahre Geschichte aus dem echten Leben von Leuten mit jeder Menge Geld, tödlicher Langeweile und therapiebedürftiger Bindungsunfähigkeit.

Ich habe eine herzliche Bitte: Machen Sie diesem schauerlichen Exhibitionismus ein Ende. Er ist peinlich, weil er Dinge verhandelt, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Wobei: Das allein wäre möglicherweise noch zu ertragen. Es gibt ja viele, die eine geradezu morbide Befriedigung daraus ziehen, sich zu blamieren. Aber dieses egozentrische Hin und Her ist ärgerlich und langweilig. So, wie Menschen eben sind, die im Stadium der Pubertät den Anschluss an ihr Leben verloren haben.
Thomas: ‚Ach, Larissaschätzchen, wir haben halt keine Zeit.‘
Larissa: ‚Oh, Thommyboy, ich sitze auf dem Beifahrersitz und freu mich auf Berlin.‘
Meine Güte, das darf doch nicht wahr sein ! Man möchte den beiden zurufen: ‚Jetzt ist aber mal Schluss mit dem Quatsch; werdet endlich erwachsen !‘ – Dr. Hendrik Stössel


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Zunächst einmal finde ich es als gläubiger Christ toll, dass das Vaterunser es auf die Titelseite der “Zeit“ geschafft hat! Andererseits halte ich den Streit um die richtige Übersetzung der Versuchungs-Bitte überhaupt nicht für „kleinlich“. Auch ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott selbst uns Menschen versuchen will. Auch Hiob wurde nicht von Gott, sondern von Luzifer in Versuchung geführt, allerdings hat ihm Gott dies ausdrücklich erlaubt. Ein Aha-Erlebnis war für mich , als ich vor etwa zwanzig Jahren in Argentinien war und in der Hl.Messe das dortige „Padrenostre“ hörte. Da hieß es bei der sechsten Vaterunser-Bitte: „no nos dejes traèr en la tentacíon“ , was man wohl so übersetzen muss: „Lass uns nicht in Versuchung fallen“, oder vielleicht auch „führe und in der Versuchung“. Das entsprach viel mehr meinem persönlichen Verständnis von Versuchung. Wir können ja Gott nicht dafür verantwortlich machen, wenn wir uns eine Leckerei grapschen, oft mit dem Zitat der Vaterunser-Bitte. Und dass der aus Argentinien stammende Papst Franziskus Schwierigkeiten mit der hiesigen Übersetzung hat, ist mir total verständlich. Immerhin hat sich vor kurzem auch die schweizerische Bischofskonferenz für die Fassung entschieden „lass uns nicht in Versuchung geraten“. – Wolfgang Lohmiller


Leserbrief zu „Die Blutlogik der AfD-Gegner“ von Alard von Kittlitz

Gerne stimme ich mit Ihnen überein, was die AfD betrifft; jedoch muß es doch frei stehen, die Waffen des Gegners so zu benutzen, daß auch den Einfältigsten unter den Wähler*innen klar wird, welche „schwachsinnigen, längst überkommenen Kategorien wie Abstammung und Herkunft“ sie mit ihrem Wahlkreuz „zum Maßstab erheben wollen“ – Maßstäbe eben, die sie gegen sich selbst nicht gelten lassen. – Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die Erzählung von Heinrich Böll: „Die Waage der Baleks“. – Außerdem gibt es Ihnen die Möglichkeit zu Ihrem Artikel, und so wird eine Festung sturmreif und eine Zeit reif für die Idee des Friedens auf Erden – und der jahrtausendealten Erkenntnis, daß wir alle von Adam und Eva abstammen, und die wiederum …. (Darwin läßt grüßen).– Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Fröhliches Saugen“ von Mark Schieritz

Ein vernünftiger Artikel mit dämlichem Titel. – Dr.-Ing. Efstratios Rigos


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Hut ab Herr Liermann, mein volle Hochachtung für Ihr Engagement. Ich selbst hatte zwei Mündel und bin seither an diesem unserem Staat verzweifelt, d.h. eigentlich weniger am Staat selbst, als an der Politik. Die beiden Parteien mit dem „C“ am Anfang haben längst vergessen, was „christlich“ bedeutet. Markus Söder würde dem frierenden Bettler aus der Geschichte des Heiligen Martin empfehlen von Amiens nach Marokko zu laufen, denn dort sei es wärmer und Herr Lindner (sowieso ohne „C“) würde ihn fragen, warum er keine Immobilie gekauft und damit vorgesorgt hat. Auch das zweite Wort „demokratisch“ muss in Frage gestellt werden, denn dazu passt ganz und gar nicht, dass sich eine CDU von einer kleinen, radikalen egomanisch aufgestellten Partei, die gerade knapp 6 % bundesweit erreicht, in Geiselhaft nehmen lässt. Sie haben Ihre mühevoll zusammengestellten Dossiers an die Politiker weitergegeben. Schade um’s Papier. Es zählt nicht mehr der Mensch, es gibt keinen Platz mehr für Nächstenliebe, keinen Platz mehr für „christlich“ oder „sozial“. Und am 24. Dezember sitzen alle Heuchler gemeinsam natürlich in der ersten Reihe einer Kirche. Als erstes kommt die Partei und wie die Öffentlichkeit das Bild der Partei wahrnimmt. Alles andere zählt nicht mehr. Eine jammervolle Feststellung, die wir nur über mehr Bürgerbeteiligung langfristig ändern können. Bleiben Sie dran, Herr Liermann! Ein jeder von uns sollte sein mögliches Teil dazu beitragen, die Macht der Parteien, die unser Land besetzt halten, zu brechen. – Klaus Mairhöfer


Leserbrief zu „Mit guten Ratschlägen versüßt“ von Stefan Schmitt

Dieser Artikel gehört allenfalls ins Ressort Feuilleton, nicht aber in die Abteilung „Wissen“. Stefan Schmitt sagt mehr aus über seine Aversion gegen Ratschläge und einen ernährungsratgeberisch erhobenen Zeigfinger, als über das komplexe und wichtige Thema Zucker. Der Artikel ist stark reduziert auf die bloße chemische Zusammensetzung der verschiedenen Zuckerarten Nicht einmal angesprochen werden die Zucker-Lobby (und deren Einwirken auf die WHO und FAO), unerwähnt auch die Auswirkungen des Grades der Verarbeitung von Lebensmitteln.

Der ernährungsphysiologische Aspekt wird nur einmalig erwähnt, als „natürlich unterschiedlich“ und nicht einmal oberflächlich zu erklären versucht.. Man könnte meinen Südzucker war der Auftraggeber dieses Artikels, und nicht ein Journalist, der sich bereits mit gekauften Forschungsergebnissen auseinandergesetzt hat. Als Abonnent der ZEIT wurde ich erst letzte Woche darauf hingewiesen, wie stark der Einfluss von abhängigen und gezielt beeinflussenden Meinungsverbreitern ist. Ich wünsche mir von „meiner“ Wochenzeitung dass die Autoren über die Themen schreiben, von denen Sie tieferes Wissen haben als ich, wenn ich mir 30 Minuten Zeit nehme für eine Internetrecherche. Herr Schmitt, bleiben Sie doch bitte bei Ihren wirklichen Wissensgebieten.

Dennoch, es ist gut und wichtig das Zucker-Thema zu problematisieren und darüber zu diskutieren wie und in welchem Ausmaß er Verbrauchern untergejubelt wird (diverse Namen in der Liste der Inhaltsstoffe), und mit welchen gesundheitsgefährdenden Konsequenzen, die wir alle zu tragen oder (über die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen) zu bezahlen haben. – Susanen Lypold


Leserbrief zu „»Ich dachte: Gute Idee.«“ von Sascha Chaimowicz

Vielen Dank für diese Titelgeschichte von Hr. Chaimowicz. Allerdings habe ich den Eindruck, dass er noch nicht zum Kern seines „Problem“ durchgedrungen ist, zumindest artikuliert er es nicht. Das Judentum ist nicht nur eine Religion sondern (zumindest für die Orthodoxen) auch eine ethnische Zuordnung. Es war die große Leistung des Apostels Petrus (siehe Apostelgeschichte) das Christentum von dieser ethnischen Zuordnung zu befreien. Christ kann jeder Mensch sein / werden, egal welcher Abstammung. Abstammung ererbt und behält man, einer Religionsgemeinschaft tritt man bei (zumindest in der BRD, meist im Jugendalter). Insofern ist der Autor teilweise jüdisch oder, genauer, ein Mensch mit verschiedenen ethnischen Ursprüngen (wie Millionen auf der Welt) und bei der Religion ein Atheist. Das „Problem“, weder von der Herkunft noch vom Glauben her eine eindeutige Gruppenzugehörigkeit / Identität zu haben trifft aber viele Menschen auf der Welt und nicht immer ist es ein Nachteil. – Dr. Ringer


Leserbrief zu „Lasst mich in Ruhe” von Julius Schophoff

Ein Kompliment an den Autor! Ich vermeinte in einen Spiegel zu schauen! Das ist überaus tröstlich, dass es von meinesgleichen offenbar noch ein paar mehr gibt, und dies noch dazu in einem Beruf wie dem des Journalisten, und, wie ich vermute, aus einer Generation, die weit von meiner (Jahrgang 1959) entfernt ist! – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Ein leider verstorbener Freund sagte uns einst betr. der 6. Bitte im „Vaterunser“ – und das ist uns immer noch einsichtig, und darin sahen wir keinerlei Widerspruch – es könne auch heißen:
. . . und führe uns in der Versuchung . . . – Detlef Hagge


Leserbrief zu „Die Blutlogik der AfD-Gegner“ von Alard von Kittlitz

Schade, wenn ein – wohl gut gemeinter – Schuss so nach hinten los geht! Der Autor plädiert, wenn ich ihn richtig verstehe, für ein gründliches, differenziertes Hinsehen und Urteilen, ohne der Versuchung von Reflexen, von ideologischen Schablonen zu erliegen. Doch leider passiert ihm im Verlauf des Artikels genau das! Wenn nämlich pauschal und undifferenziert von „Rechten“ die Rede ist, und hier offenbar wie so oft in der öffentlichen Diskussion alles undifferenziert in einen Topf geworfen wird, AfD-ler, Rechte, Nazis, Rechtsradikale- dann ist es enttäuschend, da sich der vermeintliche Ansatz hier selbst den Garaus macht! Ich jedenfalls möchte in einer Demokratie mit einem breit gefächerten politischen Spektrum leben, wo sowohl für Linke als auch für Rechte Platz ist, denn diese beiden Flügel gehören einfach dazu! (und hier sind natürlich keine Extremisten gemeint!). Was der Autor sich für eine Gesellschaft vorstellt, hm, da kann man spekulieren- eine offene, tolerante, ausgewogene (in so einer spuckt man überdies in niemandes Gesicht!) wird es nach seinen Zeilen offenkundig nicht sein. – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Die in dem genannten Artikel geschilderten Gefühle und Ängste des Ehepaares, das zwei afghanische Jugendliche aufgenommen hat, kommen mir sehr bekannt vor. Die Familie meiner Tochter hat im Februar 2016 zwei minderjährige junge Männer aus Afghanistan aufgenommen, mit denen ich als Großmutter mich während des ganzen Jahres 2016 relativ viel befassen konnte, indem ich ihnen bei den Schulaufgaben geholfen habe und nach und nach viele Gespräche führen konnte, bei immer besser werdendem gegenseitigen Verstehen. Die Vorstellung, dass die beiden liebenswerten jungen Leute abgeschoben werden könnten, ist für alle Mitglieder dieser großen Familie unerträglich. Sie haben sich mit viel Freude und Liebe an allen Familienereignissen beteiligt, sie gehen mit Eifer ihren Ausbildungsverpflichtungen nach, sie hoffen auf eine Zukunft hier in unserem großen, wohlgeordneten Land – und all das droht ihnen verweigert zu werden. Und man sollte nicht vergessen, dass sie Erlebnisse in ihrem Heimatland und auf der Flucht hinter sich haben, die man einem jungen Menschen niemals wünschen würde.

Ich habe an die Bundeskanzlerin geschrieben, noch in der Zeit, als sie Chefin der damaligen großen Koalition war. Die Antwort aus ihrem Pressebüro war voll freundlicher Worte für unser Engagement, aber auch voll mit Hinweisen, dass mit Rücksicht auf den Wählerwillen die Politik mit Strenge vorzugehen habe und auf Abschiebungen nach Afghanistan nicht verzichten könne. Mein nochmaliges Schreiben blieb dann unbeantwortet. Diesmal hatte ich mir erlaubt klarzustellen, dass in einer repräsentativen Demokratie das Gewissen und die Einsicht in Notwendigkeiten die Politik zu bestimmen haben, nicht das Schielen auf Wahlerfolge. Es ist sehr gut, dass Sie den Artikel von Carolin Pirich veröffentlicht haben. – Helga Matthiessen


Leserbrief zum Titelthema „Wem gehört Jerusalem?“

Ich laufe jeden Tag an Zeitungsständern vorbei, auf denen auch die Zeit liegt. Manchmal kaufe ich sie auch, weil ich sie gerne lese. Die aktuelle Seite 1 verwirrt mich allerdings ein wenig. Wem gehört Jerusalem, wird gefragt. Und dann wird eine Muslima und eine Jüdin abgebildet. Warum keine Christin? – Dorothea Pape


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Der Artikel hat mir sehr gut gefallen. Einige Gedanken, die mir bei der Lektüre durch den Kopf gingen, habe ich in einem Leserbrief zum Ausdruck gebracht. Ungeachtet dessen, ob Sie meinen Beitrag veröffentlichen werden, möchte ich mich einmal, wie bereits vor einiger Zeit, Frau Finger vermitteln, wie sehr ich ihr Ressort schätze. Ich bin Lektor in der Landeskirche von Kurhessen Waldeck und habe gelegentlich schon Passagen aus GLAUBEN & ZWEIFELN in einer Predigt zitiert (natürlich immer mit Quellenangabe!). Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten und einen guten Übergang in das Jahr 2018, in dem es hoffentlich wieder viele lesenswerte Beiträge in der ZEIT gibt. – Dr. Hans-Gerd Lehmann


Leserbrief zum Titelthema „Wem gehört Jerusalem?“

Vor 2000 Jahren wurde Israel das Land von den heidnischen Römern geraubt. Nach ihnen kamen die christlichen Byzantiner und nach diesen die muslimischen Osmanen, bis jene schließlich vor gut 100 Jahren besiegt wurden. Danach war der Weg frei für den Entscheid des Völkerbundes, den Juden eine Heimstätte und dabei im Grunde ihr ureigenstes Territorium zurück zu geben. Rom, Byzanz und die Osmanen, sie alle traten als Besatzer auf – somit war Israel der nachweislich letzte Eigentümer des Landes! Doch während der Britischen Mandatszeit überfluteten Hundertausende Araber aus aller Herren Länder das Land mit dem Ziel, als zum „Volk der Palästinenser“ umetikettiertes Völkergemisch einen illegitimen Anspruch auf das Land begründen zu können und dadurch trotz der verlorenen Kriege nun zumindest auf politischem Wege Israel die Heimat zu rauben, ganz aktuell im Zuge der sog. Zweistaatenlösung.
Im Unabhängigkeitskrieg 1948/49 wurde ein Teil Jerusalems völkerrechtswidrig von Jordanien besetzt, was ihre Teilung zur Folge hatte. Im Zuge des Sechstagekrieges 1967 jedoch wurde der arabisch besetzte Ostteil befreit, sodass die Juden mit Tränen in den Augen wieder an der Klagemauer beten konnten. Da die Geschichte weder ein Volk der Palästinenser noch einen Staat Palästina kennt, ist der rechtmäßige Eigentümer des Heilgen Landes mit seiner Hauptstadt Jerusalem ganz allein Israel! Die Stadt Davids jedoch kann nicht geteilt werden wie eine Billig-Pizza vom Discounter, denn sie ist Gottes Eigentum für sein auserwähltes Volk Israel! – Joachim Kretschmann


Leserbrief zu “Er ist wieder da” von Roberto Saviano

Italien versteht kein Mensch. Das ganze Land scheint mafiöse Ansichten zu vertreten. Berlusconi kann es nur in Italien geben. Und jetzt werden Sie überrascht sein, wenn ich Ihnen sage: Berlusconi ist genau der richtige Mann für dieses Land. Ich kenne Italien recht gut. Meine Aufenthalte ziehen sich über 50 Jahre hin. Es ist ein wunderbares Land, nicht nur landschaftlich, sondern auchdie Menschen sind alle relaxed und haben den rechten Humor auf der Zunge. Man ist gern mit Ihnen zusammen. Dort wird nicht moralisiert oder skandalisiert. Eine kleine Minderheit regt sich über dieses und jenes auf. Die werden aber kaum ernst genommen. Es funktioniert wenig, aber irgendwie kriegen die Italiener das auf die Reihe. Vielleicht ist es das maritime Klima was die Menschen so zufrieden macht. Man muß sich schon fragen, was machen wir falsch, daß unser Land so aufgeregt unterwegs ist. Unser Geschäftsmodell scheint doch nicht das Richtige zu sein. Ich würde ein Leben in Italien vorziehen. Für schwache Nerven ist Deutschland auf Dauer kein lebenswertes Ziel. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Nicht hier, nicht mit uns“ von Heinrich Wefing

Der Artikel von Herrn Heinrich Wefing ist sehr interessant. Seine Sicht auf die Problematik allerdings sehr parteiisch und deshalb hab in der Sache auch eher durchschnittlich. Die Meinung, wer Israel als Staat nicht anerkennt, sei in Deutschland nicht integriert, ist ebenso falsch, wie die Ansicht, jemand der nicht CDU/CSU wählt, sei hier nicht integriert. Vielmehr ist es richtig, zu sagen, wer nicht begriffen hat, dass in Deutschland viele Meinungen vertretbar sind, ist nicht integriert. Bei der Israel-Frage handelt es sich um eine ausschließlich Politische. Wer so eine harte Linie vertritt, wie der Autor, muss sich auch vorhalten lassen, dass eben genau die entgegengesetzte Meinung genauso gut vertretbar ist. Das ist Demokratie und zeugt von Integration!

Sein Ruf nach stärkerer Verfolgung von Rechten der Juden, der dem Artikel anhaftet, ist absolut verfehlt. Gerade diese „Extrawurst“ würde implizieren, dass Juden eben nicht wie alle anderen Menschen in diesem Land sind. Der Ruf nach mehr Rechten für politisch-rassistisch verfolgte Opfer wäre der richtige gewesen. Diese Versteifung auf judenorientierte Diskriminierung ist überhaupt nicht zeitgemäß. Wir sollten viel mehr Wert darauf legen als Gesellschaft, den Menschen an sich als Einzelperson in den Vordergrund zu stellen, anstatt unseren Spezialmaßstab für diskriminierte Juden immer auszupacken und bei Rassismus gegen andere Volksgruppen zu schweigen, oder diesen zu verharmlosen. Ich hoffe, dass es irgendwann auch hierzulande möglich sein wird Juden, Christen, Muslime, Jeziden, Atheisten und alle anderen als Menschen zu sehen und wir nicht jeden Tag erneut erklären müssen, dass wir alle bluten, wenn wir uns in den Finger schneiden. – Salena Muratovic


Leserbrief zu „Unter Strom“ von Charlotte Solms

„Das Tier … kann eine Spannung von 600 Volt erzeugen – fast dreimal so viel wie aus einer Steckdose kommt” heißt es in dem Artikel. Die Steckdose stellt allerdings auch eine hohe Stromstärke bereit. „600 Volt“ bedeutet gar nichts, wenn keine Stromstärke angegeben ist. Schon mit gewissen Fasern, etwa in Teppichen, erreicht man durch Reibung mehrere tausend Volt. Entladen sich diese Spannungen über den Körper, kann es etwas unangenehm sein, ist aber völlig ungefährlich für den Menschen (nicht für elektronische Schaltkreise). Schade, es wäre doch eine Gelegenheit gewesen, ein bißchen mehr Verständnis für Elektrizität und Zitteraale zu erzielen, indem auch die Stromstärken angegeben werden. – Reiner Durchholz


Leserbrief zu „Aus gegebenem Anlass“ von Moritz von Uslar

Herr von Uslar beschwert sich über eine Kritik der Schriftstellerin Manja Präkels an seinem Roman „Deutschboden“, mehr noch aber an seinem Artikel „So schlimm is ditt allet jar nich“ vom 05. 10. 2017, der ebenfalls in der „Zeit“ erschienen ist. Er weist die Kritik als „nicht plausibel“ zurück und verweist dazu auf seinen Roman „Deutschboden“. Manja Präkels Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ beschäftigt sich wie Uslars Artikel und sein Roman mit Zehdenick – Manja Präkels ist dort geboren und verließ den Ort, als ihre Lage nach Konflikten mit rechten Jugendlichen dort für sie unhaltbar geworden war. So wie sie haben – bei weitem nicht nur in Zehdenick! – sehr viele junge Leute ihren Heimatort verlassen. Herr von Uslar hat sich nun gerade mit solchen rechten Männern eingelassen und sagt, er sei ihr Freund geworden. Im Oktober beschreibt er in seinem Artikel, wie er sie wieder getroffen hat, und stellt sie als geläuterte Demokraten vor, die früher „schlimm“, teilweise sogar „der harte Kern“ der Rechten waren. Damit erschöpft sich Herrn von Uslars Kritik schon. Er zitiert einen der Männer, der versichert: „Man kann uns vertrauen. Wir sind keine Antidemokraten. Wir wissen, was wir an der Demokratie haben“ – und schließt: „Zehdenicker Szenen. (…) Der wilde Osten. Es gibt mit diesen im besten Sinn nicht besonderen Jungs noch so unendlich viel zu besprechen“. – Ich frage mich: Warum veröffentlicht die „Zeit“ über Monate die verdienstvollen Reportagen von Dmitrij Kapitelman aus Bautzen im Frühjahr – und dann diesen „Persilschein“ für den Parallelfall Zehdenick? Herr von Uslar betreibt „akzeptierende Jugendarbeit“, wie sie zwischen 1990 und 2010 üblich war, und erliegt dem gleichen Fehler wie fast alle, die dieser „Methode“ damals folgten: Nicht er „holt die Jugendlichen von dort ab, wo sie sind“, sondern wird zu ihrem Kumpel. Kein Wort über die, die weggehen mussten. Eine Replik auf die Kritik von Manja Präkels, die das ist, was er der Kritikerin vorwirft: Nicht plausibel. Und mehr als das: Nachweis einer bestürzenden Inkompetenz eines angeblich „ethnographischen“ Vorgehens. Guter Journalismus geht anders als dieses hohlbödige, selbstzufriedene Feuilleton. – Prof. Dr. Matthias Pfüller


Leserbrief zu „Aus gegebenem Anlass“ von Moritz von Uslar

Ist die ZEIT nun vollends verrückt geworden? Ein Autor, der im „Spiegel“ kritisiert oder verrissen wurde, glaubt sich hier in der ZEIT erklären und rechtfertigen zu müssen und ich als ZEIT-Leser muss mich damit belästigen lassen? Ich empfinde das als eine Unverschämtheit! Was habe ich mit einem Verriss im SPIEGEL zu tun? Nur weil der Autor auch für die ZEIT schreibt und sich ungerecht behandelt ode beleidigt fühlt? Ich verbitte mir diese Zumutung für uns Leser! Damit haben Sie als ZEIT ein spektakuläres Eigentor geschossen und sich gründlich blamiert! – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Wohin läuft er denn?“ von Michael Thumann

Es muß gesagt werden. Wenn die Kritiker glauben, die können eine halbe Welt mit ihren Werten beeindrucken, dann kann ich nur sagen: warum brennt es denn überall in Europa. Europa hat auf fast allen Gebieten jämmerlich versagt. Sigmar Gabriel denkt weiter und hat so Unrecht nicht. Trump ist durchaus gewöhnungsbedürftig. In der Sache ist er auf dem richtigen Weg. Der setzt durch was gemacht werden muß. Nämlich eine Politik die Amerika wieder wirtschaftlich und politisch wieder stärker macht. Davon ist Europa Lichtjahre von entfernt. Die Werte soll sich Europa an den Hut stecken. Besonders Deutschland pocht darauf und merkt gar nicht, daß wir damit nicht weiter kommen. Und wenn Europa glaubt, die müssen Amerika die Stirn bieten, dann sollen sie doch zeigen, daß sie dazu in der Lage sind. Bei dem Schneckentempo, was man zur genüge kennt, hat Amerika schon längst alles geklärt. Es ist lachhaft was die Politiker wieder von sich geben. Und Röttgen ist ein Schwätzer.Fast die ganze Welt ist amerikanisiert. Alles was uns vorwärts gebracht hat haben wir Amerika zu verdanken. Man kann schon an unsere Politiker verzweifeln für so viel Unvermögen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Hinreißend durchsichtig” von Sabine Horst

Ich habe selten einen frauenfeindlicheren Artikel gelesen als den ihrer Redakteurin. Dort steht ein Satz wie “ angesichts der Zumutungen des Alters “ mit 50 ? Möchte die Redakteurin mit 49 sterben? Was ist das denn für eine Zumutung, so eine Redakteurin zu haben, die so wenig Respekt hat. Wahrscheinlich haben sie selbst noch niemals einen Menschen verloren , der keine 30 wurde. Der gern gelebt hätte bis 50 und mehr… Sie kennen keine Not im Leben . Sind reich und verwöhnt. Alles was sie haben ist ihr Marktwert ? Botoc sicher immer dabei…später. Sie sollten sich schämen als Frau und lebendes Wesen auf diesem Planeten . Solange e s Frauen gibt , wie Sie es sind, werden wir sicher allesamt mit 49 zum altem Eisen zählen. Oder froh sein dürfen das Alter nicht zu erleben. Ich schätze , Sie sind 26 , eher etwas fern der Realität lebend und ziemlich oberflächlich. – Eva Maria Horstick


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

Der Artikel macht mich wütend und fassungslos. Die Frage drängt sich aber auf,warum sich VW ändern sollte. Solange es anscheinend Millionen von Verbrauchern gibt, die trotz Betrug,Vertuschung,mangelndem Unrechtsbewußtsein,und im Gegensatz zu den USA fehlender Wiedergutmachung in Deutschland mit zum Teil erheblichen persönlichen Nachteilen,die Produkte dieses Unternehmens kaufen, wird sich an dem beispiellosen und arroganten Auftreten dieses Unternehmens nichts ändern. Für mich sind Verbraucher, die wegen ihres eigenen Vorteils aufgrund extrem günstiger Rabatte,trotzdem diese Produkte kaufen endweder blind,taub,ignorant,heuchlerisch oder einfach nur korrupt.An mangelnden Alternativen kann es nicht liegen. – Thomas Pietsch


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Endlich wurde die Ungerechtigkeit in unserem Schulsystem mal umfänglich dargestellt …. und die zugestandenen Maßnahmen dagegen als Tropfen auf den heißen Stein entlarvt. Ergänzend möchte ich als Grundschullehrerin (seit 40 Jahren im Dienst) noch hinzufügen, dass an den sogenannten benachteiligten Grundschulen eine Menge ehrenamtlicher Arbeit, sowohl von KollegInnen zusätzlich zu ihrer Dienstverpflichtung (in der Regel arbeiten hier vor allem Frauen) als auch von pensionierten KollegInnen und aktiven anderen Ruheständlern geleistet wird, die punktuell ein wenig Unterstützung bringt. Was in dem Artikel nicht erwähnt wurde ist in NRW die Aufgabe der Inklusion. Zu all den belastenden Faktoren einer Schule „in herausfordernder Lage“ kommt noch u.a. der Anspruch hinzu, Kindern die Lernprobleme, Sprachprobleme oder emotionale und soziale Auffälligkeiten mitbringen auch noch gerecht zu werden, und dies in viel zu vollen Klassen und natürlich ohne die notwendigen Ressourcen. So manche/r LehrerIn wird unter diesen Umständen ernsthaft krank und scheidet frühzeitig aus dem Dienst. Die Hoffnung, dass unsere Politiker möglichst rasch erkennen, dass Best Practice (siehe Hamburg) kopiert werden kann, ohne zuvor eine erneute Studie in Auftrag zu geben, möchte ich mir bewahren. Bleiben Sie bitte bei diesem für die Zukunft unserer Gesellschaft so wichtigen Thema am Ball! – Ulrike Boehner


Leserbrief zu „Schaut auf diese Stadt” von Jörg Lau und zu „Nicht hier, nicht mit uns“ von Heinrich Wefing

Trotz aller berechtigter Kritik an Demokratie- und Menschenrechtsverständnis einiger israelischer Politiker, einschl. Ministerpräsident Netanjahu, bei diesem Konflikt geht es nach wie vor um einen demokratischen Rechtstaat, der wie Europa dieselben Werte teilt und einer palästinensischen Bevölkerung, die diese „aufklärerischen Werte“ zum überwiegenden Teil verabscheut. Es gibt quasi keinen islamischen Staat in dem Frauenrechte, gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder Meinungs-und Glaubensfreiheit praktiziert werden. Warum sollte ein Palästinenserstaat anders sein? Warum sollte ein Palästinenserstaat anders agieren, als die palästinensische Hamas, die nach wie vor Raketen auf Israel schießt, unterstützt vom Iran, der weiter fleißig an seinem „friedlichen Atomprogramm“ arbeitet. Nicht zu vergessen, die libanesischen schiitischen Milizen der Hisbollah, die ebenfalls von Teheran finanziell und militärisch unterstützt werden. Erst 2014 erklärte der Außenminister des Iran, den Zerfall Israels als Haupdoktrin der iranischen Außenpolitik. Warum also sollte sich ein Palästinenserstaat anders verhalten? Warum also verhält sich Europa so heuchlerisch und stellt sich nicht eindeutig an die Seite Israels? – Franz Josef Dorn


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

Idealer Weise bedingen sich moralischer und betriebswirtschaftlicher Erfolg wechselseitig; der Fall VW beweist – aktuell – das Gegenteil: Der (wirtschaftliche) Erfolg bestätigt die Un-Kultur. Die Konzerne werden sich nur ändern, wenn ihre externen Stakeholder, sprich: die Kunden, das unternehmerische Vorgehen auch durch ihr Kaufverhalten entsprechend abstrafen. Gleichzeitig behaupte ich auch, die Mehrzahl der in Deutschland gut ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird nicht gezwungen, bei VW und ähnlich tickenden Unternehmen zu arbeiten, tut es aber trotzdem, nimmt dadurch ihre Macht nicht im eigenen Interesse wahr. Quasi selbstverständliche jährliche Lohnsteigerungen, Arbeitsplatzsicherheit, Vergünstigungen, Freizeitausgleichsregelungen, ggf. Dienstwagen etc. sind auch für die „kleinen und mittleren“ Arbeitnehmer dann doch so attraktiv, dass man sich lieber ins große Getriebe einfügt und die eigene und fremde Demütigung und Verängstigung durch überholte Hierarchie-Muster hinnimmt, als aktiv alternative Verhaltensweisen vorzuleben oder notfalls nach anderen Arbeitgebern zu suchen.

Die im IG-Metall-Sprech wiederholt vorgetragene Fokussierung auf die „Führungsriege“ entlässt jeden einzelnen Arbeitnehmer aus seiner Verantwortung für die eigene und unternehmerische Integrität. Die in Deutschland riesige Automobilbranche, in der der Begriff „Schmerzensgeld“ nach meiner Erfahrung überproportional häufig fällt, prägt damit ein rückschrittliches und ökonomisch ineffizientes Menschenbild für das ganze Land. Ein Trauerspiel! Einfache, kostenneutrale Lösungen lägen z. B. in der Operationalisierung und Incentivierung ganz konkreten „ethischen“ Verhaltens wie „Er/sie schreit seine Kollegen/Mitarbeiter nicht an“. Klingt nach Kindergarten, aber fragen Sie mal in den Firmen nach, wie dort der wechselseitige Umgang in Summe erlebt wird – Ihr nach meiner Beurteilung fundiert recherchierter Artikel deutet es ja an. Mit der einseitigen Betonung wirtschaftlicher Ziele und entsprechender Bonusregelungen wird der persönliche und gesellschaftliche Anstand immer das nette Add-On bleiben, das dann leider wiederholt den sogenannten „operativen Zwängen“ zum Opfer fällt. – Matthias Völzke


Leserbrief zu „Wochenmarkt“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Man muss ja nicht alles können…….Ihre Artikel in vielen Fachbereichen sind super, wir lesen sie gerne. Alle Achtung, wir schätzen ihren Stil, ihre Inhalte, ihre Meinung. Aber : von S c h o k o l a d e haben Sie keinen blassen Schimmer. Bei Ihren Schokoladenverarbeitungstipps ( Magazin 52, Kekse zum Verschenken) kann sich der Zeitleser / die Zeitleserin verarscht fühlen , denn so wird die Schokolade niemals wieder fest . Also nichts mit verschenken. Frohes Fest ! – Werner und Christel Schröder


Leserbrief zu „Der Nogger-Schock“ von Ulrike Gastmann

Ihre Kolumne „Der Nogger-Schock“ ist das beste was ich seit langem gelesen habe, insbesondere in so wenigen Zeilen. Wie man eine tiefere Einsicht so wundervoll auf den Punkt bringen kann: „dass die von uns in den letzten 28 Jahren mühsam erworbene Konsumkompetenz mit einem zufriedenen Leben etwa so viel zu tun hat wie ein Charity-Golftunier mit Nächstenliebe.“ Brillant! – Martin Heilig


Leserbrief zu „»Ich dachte: Gute Idee.«“ von Sascha Chaimowicz

Selten habe ich einen so berührenden, klaren und schönen Text gelesen. Ich selbst habe zwar eine völlig anderen familiären Hintergrund, aber tatsächlich mache ich mir über die gleichen Themen Gedanken. Wenn Sie wollen kann ich Ihnen folgendes sagen: So, wie Sie und Ihre Familie mit Religion umgehen ist es genau richtig. So wie Nationen sind auch Religionen extrem starke Gemeinschaften, sie verbinden aber sie trennen auch in ‚die‘ und ‚wir‘. Das ist zwangsläufig Anlass zu gewaltsamen Konflikten. Allein die Existenz des Wortes „Religionskrieg“ offenbart die Ambivalenz von Religionen. Ich wünsche mir eine zweite Aufklärung, die Schluss macht mit der Relevanz von Religionen. So, wie Sie mit der Erinnerung an Ihre Vorfahren umgehen ist es genau richtig. Ich muss und will nicht jedes traurige Detail wissen. Es reicht wenn die Menschen und ihre Schicksale in Erinnerung bleiben, zumindest eine Weile. Das ist – wie bei Ihnen – wichtig für die eigene Identität, den Toten ist es, glaube ich, ziemlich egal. Deshalb ist auch Jad Vaschem einer der wichtigsten Orte auf der Welt. – Uwe Dieckmann


Leserbrief zu „Eine Partei greift zu“ von Angela Köckritz

Ihr Artikel ist ja durchaus interessant – aber wie man Cyril Ramaphosa nennen kann, ohne seine unheilvolle Rolle beim Massaker von Marikana vor fünf Jahren zu erwähnen, ist mir nicht nachvollziehbar. „Der Beliebtere im Volk“ – das ist alles? Da fehlt doch einiges an Information … – Thomas Höhne


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Bitte übergeben Sie den öden Briefwechsel zwischen Thomas und Larissa an Herrn Schmidtbauer, vielleicht kann der noch helfen…… – Barbar Freier


Leserbrief zum Titelthema „Wem gehört Jerusalem?“

In der aktuellen Ausgabe der Zeit beschäftigen sich sechs Artikel im Zeitungsteil sowie der Leitartikel im ZEIT-Magazin mit dem Thema Israel, insbesondere Jerusalem, sowie wie dem Judentum. Sieben Berichte, sieben Autoren, sieben Perspektiven, in Zusammenschau eine gelungene Analyse der physischen und psychischen Probleme, die Israel und die Juden mit der (arabischen) Welt haben und umgekehrt. Die Ambivalenz, die diesem Thema anhaftet, ist nicht immer jedem offensichtlich und nur schwer auflösbar. Die Vielschichtigkeit der Thematik wird bemerkenswert dargestellt.

Bei Thema Israel scheiden sich oft die Geister. Kann man insbesondere als Deutscher, als Jude oder gar als deutscher Jude gegen eine israelische Politik sein? Ja und Nein. Als Jude identifiziert man sich einerseits mit seinesgleichen, lebt die Tradition und Religion mehr oder minder streng, versucht seiner Familie, seinen Freunden und Mitmenschen die wunderbare Reichhaltigkeit des Judentums und seiner Geschichte aufzuzeigen, die schönen und die unschönen Aspekte. Israel war und ist Heimat und Zufluchtsort für viele Juden. Und als solches sollte es auch von der Weltgemeinschaft geschützt werden. Nicht nur der Holocaust liefert hierzu die Berechtigung, sondern dies ist auch historisch begründbar. Aber auch die Anliegen der Palästinenser verdienen eine politische Anerkennung und Lösung. Die israelische Regierung hat sich in den letzten Jahren zunehmend radikalisiert und wenig Kompromissbereitschaft gezeigt. Das schafft Tatsachen, aber keine Lösung, zumindest keine, mit der alle gut leben können. Welch langer Weg zum Umdenken nicht nur bei Israelis, sondern auch bei Muslimen und in der arabischen Welt notwendig ist, verdeutlicht der Erfahrungsbericht von Frau Shalev. Sie zeigt auf, das gegenseitige (historische) Verständnis für die gemeinsame Lage ist unabdingbar.

Die innere Zerrissenheit, die Sascha Chaimowicz in seinem Zeitmagazin-Artikel darstellt, nämlich nach jüdischem Recht kein Jude zu sein und nicht „dazuzugehören“, auch wenn er mit dem Glauben und der Tradition eine enge Verbindung besitzt, lässt sich teilweise auch auf eine politische Ebene bringen. Man kann ein nicht „anerkannter“ Jude sein und sich trotzdem als Jude fühlen und leben. Anderseits kann man dem Judentum eng verbunden sein und trotzdem Israels Politik kritisieren. Dieser schizophrene Zustand ist nicht pathologisch, sondern essentiell in einer Welt, in der zunehmend in schwarz-weiß gedacht und gehandelt wird. Die Toleranz und Weltoffenheit sollte uns allen oberste Maxime sein. Bis zur Verwirklichung dessen ist es jedoch ein weiter weg. Jeder einzelne hat es in der Hand zur religiösen und politischen Verständigung beizutragen. Die sieben Beiträge der ZEIT haben zumindest Ihren Anteil geleistet. Interessanterweise steht in der Kabbalah, einer mystischen Tradition im Judentum, die Zahl 7 auch für die Zahl der Heilung. – Tobias Tenenbaum


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Versuchung ist heute genauso ein Problem wie damals. Wenn wir ihr nachgeben schaden wir unseren Mitmenschen und uns selbst. Zum Beispiel der Familienvater, der einen Seitensprung begeht. Oder wenn wir unfairen Handel betreiben und den Handelspartner für unsere eigene Bereicherung ausnutzen. Schlechtes bringt vielfach wieder Schlechtes hervor, so wachsen die negativen Konsequenzen laufend. Der Vorwurf an Gott, sein Wirken sei „willkürlich interventionistisch“ ist haltlos. Die Botschaft von Jesus Christus (welcher für uns gestorben ist) ist gut zu verstehen und rechtfertigt diese Behauptung in keiner Art und Weise. Gott steht für Nächstenliebe, Gewaltlosigkeit, Vergebung und Gnade. Für die Gerechtigkeit und das Gute steht er felsenfest ein und wird nie ins Wanken geraten. Sein Reich und seine Kraft ist für uns alle da. Lasst uns doch gerade zu Weihnachten neben dem kommerziellen Rummel seine Botschaft wieder hören. – Alexander Weibel


Leserbrief zu „Der Nogger-Schock“ von Ulrike Gastmann

Ein Schock anderer Art ereilte mich bei der Lektüre des o. g. Artikels. „Er war so hübsch und gepflegt, dass er vermutlich homosexuell war, …“. Das bedeutet ja, dass ich, verheiratet und Vater dreier Kinder, vermutlich auch homosexuell bin (ohne dass mir das bisher bewusst geworden ist) – oder entgegen meiner eigenen Wahrnehmung (und der meiner Frau) nicht gutaussehend und gepflegt. Ich stehe vor dem Spiegel und bin zutiefst verwirrt.

  1. S.: Verwirrt im übrigen auch darüber, dass dieser Satz die Endredaktion der ZEIT überstanden hat (zumal der junge Mann in dem Artikel nicht nochmals auftaucht, für die geschilderte Begebenheit also eigentlich irrelevant ist) und dass diese offensichtlich vorurteilsbeladene Autorin auch noch Lehrerin ist. Hoffentlich nicht für Gemeinschaftskunde oder Ethik. – Jan Josua Krause

Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Grundsätzlich stimme ich Papst Franziskus durchaus darin zu, dass die Übersetzung des Vaterunser in der besagten Zeile irritierend ist und nicht unserer (menschlichen) Vorstellung der Liebe Gott Vaters entspricht (mein bescheidener Vorschlag zum Kontext des Gebetes wäre „…verlasse uns auch nicht in der Versuchung“). Allerdings halte ich es für wichtiger, die Aussage und Absicht des Gebetes bewusst zu (er)kennen. Glaube kann und darf für den einzelnen Menschen vieles sein, aber gewiss kein gedankenloses Deuten, Ausüben und Zeugnis ablegen. Ein eigenes, persönliches Gebet, geformt vom eigenen Verstand und aus eigenen Worten, ist zudem nicht weniger wertvoll, denn es bewahrt vor Gleichgültigkeit und Sinnesleere. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Ringen um Haltung“ von Cathrin Gilbert

Im Zusammenhang mit Profifussball von „wir“ und „Deutschland“ zu sprechen – rassistischer geht es ja wohl kaum noch nach den Regeln des Political-Correctness-Sprech. Eine Horde hoch bezahlter internationaler Legionäre, deren Loyalität dem eigenen Bankkonto und nicht etwa irgendeinem Club gehört, die sich auch gerne mal wie Sklaven handeln lassen, wenn es sich auszahlt, von denen kaum noch einer Deutscher ist, was aber nicht heißt, dass sie sich nicht mal eben Eindeutschen lassen, wenn die so genannte Nationalmannschaft winkt, und als Krönung wird das Ganze von irgendwelchen ausländischen Heuschrecken finanziert, die sich den Profit mit ebenfalls überwiegend ausländischen Medienkonzernen teilen. Deutsch ist allenfalls noch eine überschaubare Horde alter Säcke und weniger Säckinnen, die von den Brosamen, die übrig bleiben, ein fettes Madendasein führen. Aber was soll’s? Die anderen hoch organisierten Sportarten sind auch nicht besser. Es lebe das System „Blatter“! – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Evelyn Finger hat „Versuchung“ – m.E. sehr treffend – als einen Ausdruck des „Widerspruchs zwischen dem Ersehnten und dem Erlaubten“ definiert. Diesen Widerspruch auszuhalten und sich in ihm täglich nach den je eigenen moralischen Ansprüchen zu bewähren gehört wesentlich und unvermeidlich zur Natur des Menschseins dazu. Das kommt jedoch weder bei der (gültigen) Formulierung „führe uns nicht in Versuchung“ noch bei dem päpstlichen Verbesserungsvorschlag „Lass uns nicht in V. geraten“ zum Ausdruck. Denn beide Versionen unterstellen, dass Versuchungen grundsätzlich als vermeidbar und zu vermeiden anzusehen seien. Das ist aber unrealistisch und widerspricht allen Alltagserfahrungen – so hatte auch Jesus laut Bibeltexten diverse Versuchungen zu bestehen.

Stellen wir uns also den Versuchungen des Alltags: beim Konsum von Weihnachtsgebäck und Glühwein, bei dem begehrlichen Blick auf die attraktive junge Kollegin während der Betriebsfeier, in dem Konflikt zwischen Familienarbeit und Fernsehprogramm usw. Gott gebe uns Kraft und die Entschlossenheiten, wenigstens den schlimmsten Versuchungen nicht zu unterliegen!! – Wilhelm Kösters


Leserbrief zu „Nicht hier, nicht mit uns“ von Heinrich Wefing

Bis 1933 gab es in Deutschland so viel Antisemitismus wie in Europa und Nordamerika (als ich 1951 nach Nordamerika kam war ich verwundert wieviel Antisemitismus es dort noch gab). Wie konnte es daher kommen, dass in Deutschland die Juden verfolgt wurden? Die Antwort ist einfach: Anders als in Deutschland gab es im Ausland keine Menschenrechtsverletzungen gegenüber Juden. Hätte man in Deutschland die Menschenrechtsverletzungen gegenüber Juden von Anfang an nicht hingenommen wäre es nicht zu Verfolgung und Mord gekommen. Die Lektion für Deutschland hätte sein müssen: Keine Menschenrechtsverletzung, weder in Deutschland noch anderswo. Kein Antisemitismus. In dieser Reihenfolge. Die Geschichte hatte gelehrt: Der Antisemitismus ist von Übel aber erst die Toleranz von Menschenrechtsverletzungen führt zu Verfolgung und Mord. Aber was tut Deutschland? Die Völkerrechts- und Menschenrechtsverfolgungen der Israelis bleiben praktisch unerwähnt, der (angebliche) Semitismus ist Hauptthema des Bundespräsidenten, des Kommentators jeder Tageszeitung und eben auch von Herrn Wefing in der „Zeit“.

Weil es kaum noch echte Antisemiten gibt in Deutschland (ich, Jahrgang 1934, weiß noch was Antisemitismus ist) macht man aus jedem Israelkritiker einen Antisemiten. Beispiel: Als der FDP-Politiker Jürgen Möllemann die Menschenrechtsverletzungen im West- Jordanland in einem Wahlprospekt anprangerte wurde er mit Antisemitismusvorwürfen praktisch in den Tod getrieben. Die Leute die in Berlin den Davidstern symbolisch verbrannten wollten nur eins: Auf die Völkerrecht- und Menschenrechtsverletzungen Israels hinweisen. Etwas das die deutsche Regierung eigentlich hätte tun müssen. Anders als andere Völker hat Israel den Davidstern als nationales Flaggensymbol, als Symbol für die jüdische Religion und als Symbol für die jüdische Ethnie erhoben. Wer also den Davidstern verunglimpft ist gleichzeitig ein Feind Israels, ein Antijudaist und ein Antisemit. P.S. Der hervorragende Artikel von Jörg Lau auf der gleichen Seite sollte Pflichtlektüre für alle Deutschen sein, insbesondere die Bundeskanzlerin. – Horst Krüger


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Hoffnungsvoller Glauben trägt immer auch die Möglichkeit des Irrtums in sich. Wenn der Glaube als Tatsache dargestellt wird, erfolgen daraus bestenfalls Intoleranz und schlimmstenfalls Krieg und Terror. Als evangelischer Christ – oder Anti-Christ? – halte ich beim Glaubensbekenntnis in der Kirche bewusst meinen Mund. Für mich ist Gott in mir und für mich haben nur schreibkundige Menschen die Bibel geschrieben und übersetzt, die auch eigene Interessen verfolgt haben und die noch keine Ahnung vom Universum hatten. Ich glaube an die Reinkarnation und bemühe mich vielleicht auch deshalb im Rahmen meiner Möglichkeiten um eine bessere Welt. Als Flüchtling, der im unerträglichen Klimawandel und in Handelskriegen des Wirtschaftswachstums die Hölle auf Erden zu erleben hat, möchte ich nicht wiedergeboren werden. Mein Glauben, der vielleicht ein Irrtum ist, hilft mir auch im Sinne des für mich genialen und zeitlosen Gebets „Vaterunser“, vielen Versuchungen zu widerstehen. Egal welche der Übersetzungen und Auslegungen der Bibel richtig oder falsch sind, empfehle ich meiner evangelischen Kirche, sich ehrlich, weltoffen und mit Toleranz von dogmatischen Ritualen und „auswendig gelernten Floskeln“ zu trennen und sich einer neuen Reformation zu öffnen. – Helmut Kähler


Leserbrief zu „Der Nogger-Schock“ von Ulrike Gastmann

In dem Artikel erwähnt Frau Gastmann die „unvermeidliche Freitagtasche“ eines gepflegten und deshalb vermutlich schwulen jungen Mannes. Gefühlte 99% aller Frauen stellen täglich vom Aufstehen bis zum ins-Bett-gehen ihre unvermeidliche und vermutlich gefälschten Molerus-, Gucci- oder Louis-Vuitton-Taschen mit darin enthaltenem unnötigem Krims-Krams, hergestellt aus minderwertigem und vergiftetem chinesischen Schrottmaterial und genäht von Kinderhänden zur Schau. Und alle halbe Jahre wieder ein neues Modell. Wenn also ein junger gepflegter Mann seine unzerstörbare Freitag-Tasche, je abgewetzter desto wertvoller, gefertigt in Mitteleuropa ausschliesslich aus Recyclingmaterialien unter allerbesten Arbeitsbedingungen in der für junge Männer heute üblichen Art vor dem Körper trägt, dann frage ich mich, was daran erwähnenswert ist? Mit Ausnahme der Tatsache, dass er alles richtig macht, was die andere Gruppe völlig falsch macht. Aber darum ging es ja in dem Artikel wohl nicht. – Andi Pfaff


Leserbrief zu „Lob der Freistunde” von Paul Schwenn

Woher nimmt dieser Artikel seine Existenzberechtigung? „Das Rauchen auf dem Pausenhof könnte man vielleicht ebenfalls als teambildende Maßnahme werten.“ Durchaus ein interessanter Gedankengang, leider geht der Autor nicht weiter darauf ein, was alles zum „inoffiziellen Schulfach Persönlichkeitsentwicklung“ dann auch zu zählen wäre. So zB der harmonische, gemeinsame Drogenkonsum vielleicht? Dieser diente ja, zumindest nach der Logik des Autors, ebenfalls der Persönlichkeitsreifung. Dass der Unterrichtsausfall bei höheren Jahrgangsstufen ohnehin öfter vorkomme, und dass dadurch das Problem des Unterrichts als solches geringer zu veranschlagen sei, ergibt sich mir nicht. Eigenverantwortlichkeit eines Schülers bringt auch dann nichts, wenn dieser zwar studieren möchte, ihm aber der dafür erforderliche Schulabschluss fehlt, weil der Fokus auf der Persönlichkeitsentwicklung und dem Faulenzen lag. Aber kohärent sagt der Autor schließlich doch, dass „nicht alle Schulstunden mit einem Erkenntnisgewinn verbunden (sind)“, jedenfalls würde da der ausfallende Unterricht „große Wirkung entfalten“. Und gleichgültig, wie die Schüler die freie Zeit verbringen, sie machen letztlich „immer das Richtige“.

Ehrlich: Dieser Artikel ist eine reine Frechheit. Paradox ist, einen solchen abzudrucken, obwohl, wie auch von der Zeit thematisiert wurde, teilweise gravierende Missverhältnisse an deutschen Schulen herrschten. Denn gerade dieser Artikel animiert ja geradezu, keine Änderungen vorzunehmen, schließlich sei ja alles nicht so wild und jegliches Problem könne auch zum Guten gewendet werden. – Joshua Spannaus


Leserbrief zu „Nicht hier, nicht mit uns“ von Heinrich Wefing

Der Holocaust, die Anerkennung des Existenzrechtes Israels etc. sind konstituierende Elemente der bundesdeutschen Politik? Steht wirklich alles, was mit Israel zu tun hat, im Zentrum der bundesdeutschen Politik? Geht es nicht auch etwas kleiner, ohne gleich ein Antisemit zu sein? Was Israel im Westjordanland und im Gazastreifen anstellt, sollte auch für deutsche Politiker unentschuldbar sein!!! Ich schäme mich jedenfalls für mein Land, daß wir alles stillschweigend hinnehmen, weil es den Holocaust gab!!! Aber der unreflektierte Begriff “Antisemitismus”, wie ihn der Bundespräsident anwendete, sollte nicht zu den konstituierenden Elementen der deutschen Politik gehören!!! – Klaus Riediger


Leserbrief zu „Früherkennung macht Angst“ von Jan Schweitzer

Unverantwortlich und schnoddrig. Ist der Artikel zum Mammografie-Screening, der insinuiert, dass Früherkennung nicht nur sinnlos ist, sondern „statt Todesfälle zu verhindern(…)nur unnötige Ängste“ gefördert werden. Nach der schlechten Journalistenregel, im Zweifel eine griffige Überschrift sorgfältig formulierter Sachinformation vorzuziehen, werden hier in knapp 40 Zeilen Jahrzehnte sorgfältiger und erfolgreicher Arbeit der Krebsvorsorge desavouiert. Für das Ergebnis der niederländischen Studie, dass trotz Mammografie – Screenings nicht weniger Fälle von Brustkrebs aufträten, mag es viele Gründe geben – demographische Entwicklung, bessere Diagnose, bessere Dokumentation, aber auch Probleme im Statistikverständnis von Forschern oder – ja, kommt vor – von Journalisten.

Dem Boten (der Diagnose) die Schuld am Inhalt zu geben, ist aber erheblich zu kurz gesprungen. Die in der Tat für die Betroffenen erheblich belastende Wartezeit (normalerweise max. ein – zwei Wochen) zwischen Entdeckung von Verdachtsmomenten im Screening zum histologisch-pathologisch definitiven Befund ist aber doch vergleichsweise gering zu bewerten gegenüber dem Vorteil der frühen und daher oft erfolgreichen Behandlung einer andernfalls tödlichen Krankheit. – Till Friedrich


Leserbrief zu „Die Drehtür-Republik” von Michael Meissner

Der Beitrag ist einfach primitives Politikerbashing und unter Ihrem Niveau. Da kann ich ja gleich die Bildzeitung (oder in Österreich die Kronenzeitung) lesen. Die Beiträge sind untergriffig und kaum sachlich. Im Übrigen würden auch Journalisten derartige Karrieren gern durchlaufen, wenn sie denn bloß gefragt wären. So müssen sie sich leider meist auf Eigenwerbung für ihre Bücher beschränken. – Günther Lettau


Leserbrief zu „Dyktatura?“ von Matthias Krupa

Wir sind als Deutsche und Europäer zweifellos von dem betroffen, was in unserem Nachbarstaat Polen vor sich geht und worauf es hinausläuft. So ist es wichtig und begrüßenswert, dass Sie dem ZEIT-Leser diese rätselhaft erscheinenden Vorgänge so weit wie möglich näherbringen und erklären. Eine Formulierung von Ihnen hat mich jedoch erschreckt. Sie schreiben: „Sie (Anm.: die polnischen Nationalkonservativen) haben die staatlichen Rundfunkanstalten gesäubert…“ Mir ist klar, dass Sie das nicht so meinen, sondern nur unbedacht das Verständnis und die Sprache einer faschistisch-totalitären Ideologie übernommen haben. Gleichwohl ist das nicht hinnehmbar. Der Begriff „Säuberung“ impliziert eine Einteilung der Welt bzw. eines Bereiches in saubere und schmutzige Bestandteile, da es hier um Menschen geht, um saubere und schmutzige Menschen (Dreckspack).

Als Deutsche sollten wir sowohl im Hinblick auf unsere unvergessene Rassenideologie und ihre verheerenden Folgen, als auch im Hinblick auf deren gegenwärtige Restauration insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlings-/Migrantenproblematik ganz besonders sensibel sein und unsere Worte genau abwägen. Und auch im Hinblick mit dem besorgniserregenden Wiedererstarken totalitärer Tendenzen weltweit, so insbesondere auch bei unseren osteuropäischen Nachbarn, mit dem sich ja Ihr Artikel auseinandersetzt. Vor allem diejenigen, die wie die ZEIT-Autoren eine zentrale, meinungs- bzw. bewusstseinsbildende Machtposition innehaben. Sprache hat bei dem Prozess der „mentalen Programmierung“ (vulgo „Hirnwäsche“) eine zentrale und prägende Funktion. Sie bestimmt nicht, was wahr ist, aber was als wahr erscheint und gesehen wird, bzw. im Sinne der politischen und geistigen Herrschaft gesehen werden soll.

Zitat: „Ich hatte keine Ahnung, wer all die Leute waren, mit denen wir in verschiedenen Nachkriegsghettos zusammenwohnten, wie sie nach Deutschland gekommen waren: all die Rumänen, Tschechen, Polen, Bulgaren, Jugoslawen, Ungarn, Letten, Litauer, Aserbaidschaner und viele andere, die sich trotz babylonischer Sprachverwirrung irgendwie untereinander verständigen. Ich wusste nur, dass ich zu einer Art Menschenunrat gehörte, zu irgendeinem Kehricht …“

Das hat uns Natascha Wodin in ihrem Buch „Sie kam aus Mariupol“ über ihre Situation im Westdeutschland der Nachkriegszeit erst jüngst mitgeteilt (S. 24). Es wäre schön, wenn wir diese Verhältnisse als überwunden betrachten und lediglich einer längst vergangenen Zeit zuordnen könnten. Leider ist das nicht so: (Nicht nur) Ihr Artikel macht deutlich, wie weit sie uns auch gegenwärtig immer noch beherrschen, außerhalb und unterschwellig auch innerhalb unserer Köpfe. Da brauchen wir wohl selbst, nun ja, wohl eine „Säuberung“. „Persil“ wirkt da nicht tief genug, erfahrungsgemäß. Sicherlich brauchen Sie diesbezüglich keine Belehrung, aber vielleicht doch eine Erinnerung und Bewusstmachung. – Hans-Jürgen Tlusty


Leserbrief zu »Also, was denkt ihr über Jerusalem?« von Zeruya Shalev

Hier ist von der Verfasserin eindrucksvoll und auch nach meinen Erfahrungen zutreffend geschildert, in welch hohem Maß junge wie alte Angehörige des palästinensischen Volkes, sogar solche „aus relativ liberalem Elternhaus“, die Märchen der arabischen Propaganda – „ganz Palästina gehört uns“ – verinnerlicht haben. Auch ich finde das erschreckend, aber so ist es nun mal derzeit. Genau so erschreckend aber finde ich, dass eine 58-jährige (nach Angabe der Rhein-Zeitung), israelische Autorin und mutige Aktivistin für sehr liberale Positionen (jedenfalls für israelische Verhältnisse) gar nicht merkt, dass sie exakt den entsprechenden Propagandamärchen Israels aufgesessen ist – wie übrigens der größte Teil der westlichen Öffentlichkeit auch. Diese Märchen wollten und wollen glauben machen, die friedlichen israelischen Siedler hätten nur vernachlässigtes Land entwickeln wollen, um in holder Eintracht mit allen dortigen Bewohner und Nachbarn ihre Kultur zu leben. Israel habe den Teilungsvorschlag der UN akzeptiert, sei aber dann von den regulären Armeen arabischer Staaten überfallen worden. In dem dadurch aufgezwungenen Krieg habe dann Israel auf wunderbare Weise (für fromme Israelis: Nur dank Gottes Hilfe) den Sieg errungen.

Solche Propaganda zu durchschauen, genügt es, sich die Daten der Eroberung von Städten wie Jaffa, Haifa, Tiberias und vieler anderer Ortschaften durch jüdische Milizen vor Augen zu halten. Alles geschah schon vor der Proklamation des Staates Israel. Da muss doch wohl vor dem Eingreifen arabischer Armeen bereits eine gewaltige Offensive von jüdischer Seite aus gelaufen sein. Und derartige Unternehmungen brauchen erhebliche Vorbereitungszeit. Ich fürchte, solange eigene Propaganda die Geschichtsbilder beider Völker prägt, ist auf einen dauerhaft funktionierenden Kompromiss nicht zu hoffen. Nötig wäre so etwas wie eine Historikerkommission, wie sie zwischen Deutschen und Polen zu wertvollen Ergebnissen kam. Erst wenn man sich über die Vergangenheit einigt, kann auch eine gerechte Zukunft für beide gestaltet werden.

Mein Traum dazu wäre: Die Israelis könnten in einem Groß-Israel vom Mittelmeer bis zum Jordan, von Eilat bis zum Hermon leben. Entsprechend könnte jeder Palästinenser in einem Groß-Palästina leben, vom Mittelmeer bis zum Jordan, von Eilat bis zum Hermon. Also mit identischen Grenzen nach außen und völlig ohne Grenzen im Inneren -also ein echtes Win-Win-Resultat. Eine identische Straßenverkehrsordnung haben übrigens beide Völker schon heute. Da sind sie weiter als wir Europäer. – Helmut Steiner


Leserbrief zu „Die Fesseln lockern“ von Patricia Schlesinger

Wäre es nicht möglich, die ARD und ZDF aufzuspalten in je einen Bereich „Unterhaltung“ und “ Öffentliche Information „? Unterhaltung könnte durch Werbung finanziert werden, und der Informationsauftrag durch wie bisher steuerähnliche GEZ-Gebühren. Ich weiß, dass dies aus „politischen“ Gründen nicht machbar ist, da dem Bund und den Ländern und auch anderen Gremien lukrative Versorgungspositionen wegfallen, aber die Idee könnte doch in die Diskussion getragen werden. – Peter Kurtz


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Mir reicht´s. Die Diktatur von unten, die die Entfernung von Kunstwerken aus den Museen fordert, ist für mich inzwischen unerträglich. Erst hat sich die sogenannte „freie“ Welt über den moralischen Rigorismus im Islam empört, und jetzt setzt ein moralischer Rigorismus der angeblich christlichen Fundamentalisten sogar Kunstwerke von hohem Rang auf den Index. Ich bin es so Leid ,mir von Me Too- Tugendwächtern vorschreiben zu lassen ,was ich sehen darf und was nicht ! Ich bin mit Kunst aufgewachsen, habe als Jugendliche voller Wonne die Nackten von Rubens im Kasseler Museum betrachtet, und das mit großem Gewinn für meine sexuelle Orientierung. Und mit meinen nun 73 Jahren will ich mich nicht von Meinungsdiktatoren unterdrücken lassen. Was sind denn das für spießige Kleingeister! Hatten wir nicht schon mal die Zeit, die von entarteter Kunst sprach und Bilder aus den Museen verbannte? Ich danke Ihnen, Herr Rauterberg für Ihren Artikel!!! – Magdalene Schmidt


Leserbrief zu „Lob der Freistunde” von Paul Schwenn

Ich weiß nicht woher ihr Autor die Zahlen hat. Nordrhein-Westfalen kann es nicht sein. Selbst 3 Kinder habe ich als Vater eine ganz andere Erfahrung gemacht. Ich behaupte, die Schüler sind größtenteils verblödet. Und das mit voller Absicht der Pädagogen. Ob sich das heute geändert hat, vermag ich nicht zu sagen, weil meine Kinder seit Jahren heute im Beruf stehen. In der „Zeit“ für die Sie schreiben, hat vor Jahren von Rotzlöffeln gesprochen, die Verantwortung dafür tragen die Pädagogen. Das soziale Verhalten nimmt breiten Raum ein, die mit einer Stunde in der Woche abgehandelt werden könnte. Die Klassenlehrerin einer meiner Söhne meinte, nachdem ich mich beschwert hatte, daß keine Diktate mehr geschrieben werden, „das sei nicht so wichtig für die Kinder. Es sei besser, wenn sie das selbst herausfinden.“ Das Zauberwort hieß: „Selbstfindung“. Der Präsident der Freien Universität, Berlin, Dieter Lenzen schrieb dazu:
„Der Marsch durch die Lehranstalten ist in den 70er Jahren ist von Ideologen besetzt worden, die ein wirkliches Lernen verhindert haben. Das deckte sich mit meinen Erfahrungen. Dafür waren die heutigen Grünen mit verantwortlich. Ich hatte herausgefunden, daß fast alle Pädagoginnen ( Pädagogen gibt es ja so gut wie gar nicht, auch ein elementarer Fehler) die Grünen wählen. Das erkennt man auch an der Grünen~Schulministerin Löhrmann. Viele Eltern sind froh darûber, daß sie abgewählt wurde. Die Fehlzeiten in NRW sind nach meinen Recherchen 3-Mal so hoch wie Sie schreiben. Ich spreche von den unteren Stufen der Lehranstalten. Die guten Seiten der Schüler gibt es natürlich auch, nur nicht die, von denen Sie schreiben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Dyktatura?“ von Matthias Krupa

Zum objektiven Polens Bild mit charmanten Zwischentönen hätte ich eine Frage an Journalisten, die bekanntlich Recherchen in ihrem Gen haben: Weiß man, wie viele Klerus-Köpfe in Polen tätig sind? Nach meinem Gefühl – sprich: Nicht oder zu wenig wissen – bilden sie die größte und bestens bezahlte Berufsgruppe dieses Landes – mit einem beachtlichen Teil der – ebenfalls bestens verdienender – Arbeitslosen, die sich ihre Aufgaben – abseits von Beratungen in Präsidentschaftskanzlei, einigen Redaktionen , bald auch in Justizgremien – selbst aussuchen müssen, wie z.B. als Konzertagenten, Konzern- Manager oder Athleten, die mit ihrem fast nackten, imposant gebildeten Körper über die Dörfe laufen, um sich danach in einen Beichtstuhl zu setzen. Nichts gegen Athletik oder halbnackte Körper, aber jede Berufsgruppe hat ein eigenes markantes Zeichen, das die „inneren Botschaften“ nach Außen transpor- tieren soll. Und bei geistigen, schöpferischen oder – noch mehr – bei geistlichen Berufen ist die Zurückhaltung in äußerer Gestaltung sowie im Konsum allgemein, eine Selbstverständlichkeit. Das nennt man: Polnischer Katholizismus pur. – Halina Maria Kochan


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Am Anfang waren es ein Buch oder ein Kunstwerk, die als pornographisch oder erotisch aufreizend bezeichnet wurden und die die Begründung für Verbote und Strafen lieferten, die von Leuten erlassen oder gefordert wurden, denen „die ganze Richtung“ nicht paßte. Die Liste der Beispiele aus der Vergangenheit ist lang, die Reaktion der Betroffenen hing von den Verhältnissen ab, unter denen sie lebten und die von der offenen Auflehnung und Empörung bis zum Rückzug ins Privateste reichen. Andererseits bedeutete die Veröffentlichung sogenannter Erotika immer wieder einen bewußten Affront gegen engstirnige Moralvorstellungen – deutsche Verleger haben sich um 1900 damit nicht geringe Verdienste erworben.

Sexistische Übergriffe, wie sie zu Recht von Metoo angeprangert werden, sind zuerst einmal eine Sache des Straf-, Arbeits- und Disziplinarrechts und gehörten längst öffentlich gemacht und geahndet zu werden. Diese Tatbestände sind keine ästhetischen Kategorien und haben nichts mit dem Urteil über Werke der Kunst und Literatur zu tun. Denkt man die Argumente der Verfasser der Online-Petition und ihrer Anhänger weiter, die sich am Bild von Balthus nähren, so dürften unsere Museen bald nur noch Stilleben, Landschaften, Tierbilder oder Porträts geprüft moralisch einwandfreier Personen zeigen, Bibel, die Sagen des klassischen Altertums oder die Werke deutscher und ausländischer Klassiker gäbe es nur noch in „gereinigten Ausgaben“, wie sie im 19. Jahrhundert schon einmal üblich waren. – Dr. Karl Klaus Walther


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Caravaggios Amor hängt an meinem Kühlschrank (nicht im Original) und ich erfreue mich an diesem Meisterwerk das auf wunderbare Art den Sieg der Liebe über die Wissenschaft und die schönen Künste veranschaulicht. Sexuell erregt hat mich dieses Bild noch nie. Ein Gemälde zu entfernen, weil es angeblich einige wenige Personen zum Missbrauch anregt, ist kontraproduktiv. Warum soll das Objekt der Begierde entfernt werden, der Begehrende, der sich nicht im Griff hat, ist doch das Problem. Ein Kunstwerk nicht mehr auszustellen ist das gleiche wie Frauen eine Burka überzuwerfen. Männer die das tun empfinden die weibliche Sexualität als aufreizend, also verstecken sie den Reiz, statt an ihrer Selbstbeherrschung zu arbeiten. Was kommt als nächstes? Ein Lendenschurz für Michelangelos David? Nacktheit ist etwas natürliches, das was fehlgeleitete Menschen daraus machen ist unnatürlich. – Katrin Schobig


Leserbrief zu „Das Mädchen und das Kapital“ von Angela Köckritz

Für das äthiopische Mädchen mag die materielle Lage verbessert haben – doch was bedeutet das konkret? Damit sie ihre Arbeit behalten kann, müssten wir beim Textilschweden & Co. regelmäßig shoppen gehen. Das würde bei uns im Westen zu aus allen Nähten platzenden Kleiderschränken und zu Dauershopping als Freizeitbeschäftigung führen . Mittlerweile ist Kleidung durch Fast Fashion zu billig und ein Wegwerfartikel geworden – zu Lasten der Umwelt und auch der einheimischen Märkte in Afrika, da die Containerkleidung dorthin verschifft und wiederverkauft wird. Kann das die Lösung sein? Ich habe neulich das Buch „Ich kauf nix!“ von Nunu Kaller gelesen, die ein Jahr lang keine neue Kleidung gekauft hat, weil sie dringend Enthaltsamkeit nach ihrer Kaufsucht gebraucht hatte. Nach diesem Fastenjahr beschloss sie, nur noch biofaire Kleidung zu kaufen und auch nur, wenn sie wirklich etwas gebraucht hat. Wir mündige Bürger sollten uns nicht zu Konsumenten degradieren, sondern gute und langlebige Kleidung kaufen. Sogenannte Capsule Wardrobes machen seit einiger Zeit die Runde und können ein Modell für nachhaltigen Konsum werden. – Renate Tschöp


Leserbrief zu „Die Drehtür-Republik” von Michael Meissner

Ihren Artikel fand ich interessant, aber die erwähnten Politiker landeten alle bei verschiedenen Firmen, um als Lobbyisten tätig zu werden. Das ist beschämend. Aber es wäre sehr interessant, wenn Sie recherchieren würden, wo die Ex- Politiker bei staatlichen Institutionen gelandet sind, teilweise bei extra für sie erschaffenen Posten -so wie jetzt beispielsweise Herr Beck oder Frau Simonis („Was soll jetzt aus mir werden?“) . Da gibt es doch so viele Gesellschaften: deutsch- französische, arabisch- deutsche, amerikanisch- deutsche Gesellschaft, etc., und überall sitzen Politiker, natürlich ehrenamtlich.Dass ein Ehrenamt bei den Politikern anders vergütet wird als bei Normalbürgern versteht sich! Auch bei großen Organisationen wie Rotes Kreuz und bei allen UNO Organisationen mästen sich unsere Ex-Politiker. Ich nenne das eine staatliche Edelkorruption. Ich fände es sehr interessant, wenn Sie diesen Komplex näher untersuchen würden. – Katharina Göggel


Leserbrief zu „Stimmt’s?” von Christoph Drösser

Ich lese Ihre Kolumne immer mit großem Interesse. und die aktuelle Frage ist zurecht ausgewählt. Ich möchte zum Thema Kindermord aber noch ein Beispiel aus der Bibel hinzufügen: Heimsuchung der Stadt Babel ,( Luther-Bibel) Jeremia 50/ 27-29, und da war Gott der Auftraggeber zum Kindermord und es gab keine Altersgrenze. – Reinhard Danelzik


Leserbrief zu „Früherkennung macht Angst“ von Jan Schweitzer

Nicht Früherkennung macht Angst, sondern die Verbreitung einer unsicheren Behauptung. Die Autoren der zitierten Studie räumen nämlich selbst die Schwächen ihrer Thesen ein: die Daten der 50 bis 74 Jahre alten Screening-Teilnehmerinnen wurden mit denen von Frauen im Alter von unter 50 und über 74 Jahren verglichen. Da in den Niederlanden nahezu alle eingeladenen Frauen am Programm teilnehmen, gab es keine echte Kontrollgruppe, so dass die veröffentlichten Schlussfolgerungen meines Erachtens wissenschaftlich nicht haltbar sind. Die im Internet frei zugänglichen Daten des deutschen Mammographie-Screening-Programms aus den letzten 10 Jahren zeigen dagegen eindeutig eine Abnahme der fortgeschrittenen Tumorstadien bei den teilnehmenden Frauen. – Dr. med. Ulrich Roos


Leserbrief zu „Das Mädchen und das Kapital“ von Angela Köckritz

Ich habe mich sehr gefreut, dass die Zeit ein solches, aus der Afrika-Berichterstattung eher ungewohntes, als Dossier-Thema ausführlich beleuchtet hat. Ich habe den Artikel mit großem Interesse gelesen und fand es sehr gut, dass die Autorin für die Recherchen auch in die Provinz Äthiopiens gereist ist. An zwei Punkten verfällt sie aber leider den üblichen Afrika-Klischees, die wir in Europa so gerne pflegen:
– Als Grund für den wirtschaftlichen Rückstand Afrikas im Vergleich zu Asien wird allen Ernstes nur die Politik der Marktöffnung von IWF und Weltbank genannt. Es sind also wieder einmal externe Faktoren und nicht beispielsweise die afrikanischen Politiker schuld, die Jahrzehnte lang nicht genug in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur investiert haben. Im Übrigen unterschlägt das die Tatsache, dass mehrere afrikanische Länder (wie beispielsweise Tansania) viele Jahre lang sozialistisch regiert wurden und ihre Märkte gegenüber dem Westen abgeschottet hielten. Viel besser als anedere, marktwirtschaftlicher orientierte Ländern in Afrika haben sie sich aber in der Zeit nicht entwickelt. Auch Äthiopien gehört zu diesen Ländern, die als sozialistische Regimes lange den marktwirtschaftlichen Rezepten aus Washington D.C. widerstanden haben: 1975 gab es dort eine Verstaatlichung in- und ausländischer Industrieunternehmen durch das Regime der Derg-Militär, dazu wurde eine Bodenreform durchgeführt und Genossenschaften gebildet.
– Und heute ist es das „böse“ China, das in Äthiopien massiv investiert und damit das dortige autoritäre Regime unterstützt. Ich frage mich, warum die Zeit nicht besser recherchiert hat und auch schreibt, dass beispielsweise die staatliche deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stark in Äthiopien engagiert ist? Die GIZ unterhält dort nach eigenen Angaben mit über 600 Mitarbeitern eines der größten Teams der Welt: https://www.giz.de/en/worldwide/336.html
Die Kritik an China ist ja berechtigt, aber wir sollten als Deutsche auch zuerst vor der eigenen Haustüre kehren, bevor wir andere kritisieren. Vielleicht können Sie diese Aspekte ja in einem zukünftigen Beitrag noch beleuchten. – Johannes Beck


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Habe mich auch eben anlässl Ihres Berichtes darüber empört, nach welchen Kriterien von unseren Behörden abgeschoben wird. Muss aber feststellen, dass nicht nur in dieser Frage, sondern in allen Beiträgen um dieses Thema eine entscheidende Tatsache keine Rolle spielt, nämlich das Wachstum der Weltbevölkerung. Sicher wird dies hier und da erwähnt, aber meist nur im einfachen malthus’schen Sinne (zB in seinem Ver- hältnis zur landwirtschaftlich bebaubaren Fläche) oder nur in seiner Offen- sichtlichkeit im Flüchtlingslager. Die Schwierigkeit liegt wohl darin, dass das Wachstum vermittelt wird durch den Organisationsgrad (Infrastruktur, Wissen, Disziplinierung…) einer Gesellschaft, der seinerseits wieder Ressourcen frisst, die Psyche überfordert und die Ungleichheit fördert. Man sieht, die Verdich- tung der Bevölkerung hat vielfältige Folgen von der Verwüstung bis zum Fundamentalismus. Ich meine, das müsste zumindest einmal in die Dis- kussion gebracht werden. Ich möchte hiermit darauf aufmerksam machen, dass viele Dinge die jetzt gleichzeitig beobachtet werden, auch einen Zusammenhang haben. Das ist mühsam weil das zu dieser Erkenntnis nötige Weltbild vollkommen fehlt. Ich stelle mal das Offensichtliche so zusammen, dass ein Aha möglich wird. – Ernst-Wilh. Möbius


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

10 Mrd. € Gewinn in 9 Monaten zeigen, dass es sich für Konzerne mehr denn je lohnt mächtig zu sein. In großem Stiel hier und weltweit Gesetze brechen, Kunden betrügen und ganz nebenbei zeigen wer die Laandesherren sind, das befriedigt Allmachtsfantasien. Einen der vielen Gründe, warum VW gelassen bleiben kann und unangreifbar ist, erklären Sie in Ihrem Artikel „die Drehtür-Republik“ 2 Seiten weiter. Die von Ihnen aufgezählten Vasallen sind dabei nur die bekanntesten Repräsentanten einer riesigen Horde von Zuträgern, die mit Nebentätigkeiten und Pöstchen für Gefälligkeiten jeder Art von Konzernen gekauft werden. – H. Giller


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Warum braucht Deutschland ein Zentralabitur? Aus meiner ausländischen Perspektive und meiner kulturellen Beobachtungen würde ich es erklären, warum Deutschland das Zentralabitur braucht. Ich würde mich davor vorstellen, um meinen Bildungsweg vorzulegen. Ich bin in der Türkei geboren und aufgewachsen. Ich bin nach der 8 jährigen öffentlichen Grundschule mit meiner Erfolgspunkte, die ich bei der zentralen Prüfung zur Sekundarstufe bekommen hatte, ins beste Gymnasium in Alanya gesprungen. Bei der Klassen im Gymnasium gibt es viele Schüler aus der unterschiedlichen sozialen Klassen und sogar kommt einige von ihnen aus den Dörfern in der Umgebung von Alanya. Stellen Sie sich aber bitte die Dörfer vor, wo es keine Infrastruktur, keine Internet sowie keinen Strom gibt. Trotz allem sitzen alle Schüler in einer Klasse in der Schule, in der sie mit ihrem Erfolg dahingegangen sind. Man macht am Ende der Sekundarstufe das Zentralabitur und bewirbt sich mit ihren Erfolgspunkte und ihrem Erfolgsplatz bei dem Zentralabitur an einer Universität. Viele von Schüler, die aus der armen Kommunen kommen, werden für die medizinischen oder ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten zugelassen. Ich würde darüber ein Beispiel geben. Prof. Dr. Aziz Sancar, der ein türkischer Genetiker ist und im Jahr 2015 die Nobelpreis bekommen hatte, wuchs in einem Dorf in der syrischen Grenze der Türkei auf und war mit diesem Bildungssystem für die medizinische Fakultät an der Universität Istanbul zugelassen worden und er studierte dort. Mit seinem Erfolg war er in den USA umgezogen. Das ist eine großartige selbst geschriebene Lebensgeschichte von der Türkei in den USA.

Niemand kommt zur Welt, indem man ihre Mutter, ihr Vater oder ihre Lebensbedingungen auswählt. Deswegen ist die Schule ein bester Ort, in dem Schüler die andere Kulturen und die Vielfältigkeit kennenlernen sowie die unterschiedlichen Lebensbedingungen sehen könnten anders als sie es im Alltagsleben haben. Klar, dass Deutschland ein Land ist, wo es die vielen Migranten und die unterschiedlichen Kulturen gibt. Wenn man keine Ausbildungsgleichheit anbieten würde, besuchen Schüler aus reichen oder armen Familien in der Zukunft noch weiter in die verschieden Schule bzw. es wird immer einen Abstand zwischen der bürgerlichen Deutschen und der Deutschen mit Migrationshintergrund. Dann kommt es infrage, wann sie ihre gemeinsame Zeit zusammen verbringen, wenn sie nie in eine Schule zusammengehen. Des Weiteren diskutieren unser Politiker nur über G8 und G9 aber das Problem in der Realität: der dramatische Zustand der Schulen, die Startchancen anzugleichen, der Numerus Clausus… Deswegen braucht man mehrere zentrale Prüfungen zwischen der Bildungsstufe, damit Schüler nur mit ihrem Erfolg in eine Schule besuchen. Anschließend würde ich es sagen, dass wir ein gerechtes Ausbildungssystem brauchen, bei dem der große Abstand bei der Gesellschaft verringert wird. Wir könnten dabei auch den jeden Radikalismus wegzaubern. – H. Mert Kücük


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Um in Ihrem Bild zu bleiben: der Behinderte könnte sich operieren lassen, um die Behinderung zu beseitigen, verweigert dies aber. Die Schlussfolgerung lautet, dass man deshalb zum Ausgleich dem nicht behinderten Läufer eben ein Bein abhacken muss. Die Konsequenz wird allerdings sein, dass der die Laufbahn wechselt, dort durch andere Gegner besser gefördert wird und noch besser wird.

Mich stört an den meisten Diskussionen dieser Art das grundsätzliche Passiv. „Leute werden benachteiligt“ – nein! Sie benachteiligen sich zunächst einmal selbst, und erst wenn das abgestellt ist, kann man untersuchen, was man zusätzlich abstellen sollte. Konkret: Leuten, die teilweise bereits eine Generation hier wohnen und immer noch einen Dolmetscher benötigen, weil sie trotz aller Angebote bereits das Erlernen der Sprache verweigern, tut man keinen Gefallen, wenn man dieses Verhalten als berechntigte Volklore abtut und bereitwillig einen Dolmetscher holt.

So lange die Gesellschaft sich weigert, die eigentliche Ursache zu erkennen und jeden, der darauf hinweist, erst einmal als Nazi zu titulieren, wird sie nur eines erreichen: Die Beschimpften, also die, die sich anstrengen und besser sind, werden auf Privatschulen ausweichen (Sie berichteten ja darüber), und der Abstand wird größer. Analysieren Sie mal, was gerade die lautesten Schreihälse nach so genannter Gerechtigkeit auf sich nehmen, wenn es um ihre Kinder geht. Sie werden sich wundern! (Oder vielleicht auch nicht, weil Sie selbst zu dieser Gruppe gehören). – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. Weil nicht kann sein, was nicht sein darf, machen wir uns frei nach Pippi Langstrumpf die Welt, wie sie uns gefällt. Es passt nicht in unser Gottesbild, dass er uns in Versuchung führt. Also müssen die 2000 Jahre alten Schriften neu interpretiert werden. Wer aber das Alte Testament auch nur rudimentär kennt, weiß, dass der darin beschriebene Gott auch ein zorniger und strafender Gott sein kann. Er schreckt auch nicht davor zurück, Menschen in Versuchung zu führen. Wer das nicht glaubt, dem sei ein Blick in das Buch „Hiob“ oder 5. Moses 6,15 empfohlen.

Das passt nicht zu unserem heutigen, aus dem Neuen Testament geschöpften Wertekanon. Also müssen solche unpassenden Passagen neu interpretiert werden. Ich kann das Vaterunser mit all seinen Bitten im Gottesdienst unbeschwert beten. Beim Glaubensbekenntnis habe ich aber an manchen Stellen einen Frosch im Hals. Hier hat sich noch kein Kirchenvertreter an eine Entrümpelung gewagt. – Horst Meder


Leserbrief zu „Stimmt’s?” von Christoph Drösser

Danke für dieses Plädoyer der Vernunft! Viel wichtiger als das Programmieren können ist das Verständnis von Algorithmen und die Kenntnis über die Arbeitsweise eines Computers: 1 und nicht-1, wobei -und das ist das fatale- nicht-1 nur einen einzigen Zustand einnehmen kann: 0. Das „vielleicht“ ist eliminiert, „schöne“ voraussagbare Welt, voller -freilich vermeintlicher- Sicherheit. Wer dieses Prinzip verstanden hat, kann besser erkennen, das diese Maschinen nicht „denken“, sondern rechnen, dass man mit ihnen nicht „sprechen“ kann, sondern Bitmuster generiert, die stupide abgearbeitet werden: Bis es zu einem vorher definierten Endpunkt gelangt oder ein Programmierfehler auftritt, die Maschine auf ein „Vielleicht“ trifft, das nicht in Ja oder Nein, schwarz oder weiß aufgelöst werden kann: Die Programmierer_in hat einen Fall nicht bedacht. Und mit dem Verständnis des alternativlosen entweder-oder-Prinzips ist Mensch besser gefeit davor, dass die Verlockung oder Versuchung, der Maschine „seinen Willen auf[zu]zwingen“, leicht in eine Art Gegenteil umschlagen kann: Wir werden zu Sklaven einer binären Totalität, wir bedienen Maschinen, werden zu „Servern“.

Oder: Wir werden von Maschinen bedient, gehorchen den Befehlen, die sie uns „kaltblütig“ entgegenwerfen. Geben Freiheit ab, um einer vermeintlichen Bequemlichkeit und Effiziens willen, die uns über die Sicherheit der Vorhersagbarkeit Freiheit verschaffen sollte. Gut, wenn das Programmieren nicht jeder kann und besser, wenn es nur wenige machen. Dann gibt es noch genügend Menschen, die den Maschinen ohne Zögern und Skrupel den Saft abzudrehen wagen. Weil es Maschinen sind und keine künstlichen Ersatz-Menschen. Und dann die Zeit, die Muße und den Kopf frei haben für ein anständiges Gespräch unter denkenden Wesen, ganz ohne Berechnung. Und mit ganz vielen „Vielleichts“. Was alles in keiner Weise ausschließt, auf in binärer Form gespeichertes Wissen bei einem solchen Gespräch zurückzugreifen, statt eine Menge Bücher mitzubringen. Doch die Programme und Algorithmen, die dafür benötigt werden, sind überschaubar. Da braucht es keine Programmierer_innen-Schar. – Volker Homann


Leserbrief zu „Lasst mich in Ruhe” von Julius Schophoff

Da sitze ich in meiner Denkstube, lese den Beitrag und ertappe mich dabei zu denken: Wie schön, ich bin nicht allein! Ja, ich wagte das schon mal fröhlich zu sagen: „Nein, ich möchte lieber allein sein.“ Nun, womöglich dachte man, ich sei depressiv oder so. Irgendwie krank halt. Dabei wollte ich nur die Ruhe in Stille genießen um meinen Gedanken zu lauschen, meines Denkens gewahr zu werden. Nein, ich finde Sie gar nicht seltsam. Eher wie einen Bruder im Geiste oder so was in der Art. Und: Möge Rilkes Traum zumindest ein Stück wahr werden. Was für eine schöne Welt, in der nicht mehr nach Extro und Intro klassifiziert wird und eine Rangordnung aufgestellt wird. Sondern erkannt wird, dass es Menschen gibt, die gerne ganz nah dran sind, um die Details zu sehen, und welche die gerne aus der Ferne schauen, um einen besseren Überblick zu haben. Im Idealfall kann Mensch beides. Doch da braucht es -in unserer „geselligen“ Gesellschaft- eben auch den Mut zu sagen: „Ich möchte lieber allein sein.“, „Ich bin nur bedingt teamfähig.“, „Nein, ich habe kein WhatsApp und bin auch nur zu manchen Zeiten erreichbar.“ Im Übrigen: Glühwein find‘ ich nicht soooo schlecht… ;-) – Volker Homann


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Die Formulierung im Artikel: „der interventionistische Willkürgott wie im Alten Testament“ ist keine respektvolle Aussage über den jüdischen Glauben (und den christlichen mit seinen Wurzeln im Judentum) und eine unzutreffende Pauschalaussage. Nichts könnte weiter entfernt von dem Bundesgott des Alten Testamentes sein. Klar, es gibt schwierige Stellen dort, aber im großen Kontext wird deutlich, dass das zentrale Anliegen im jüdischen Glauben und im Alten Testament, dem Tanach des Judentums, Gottes Treue, Liebe, Gerechtigkeit und Heiligkeit ist und keinesfalls Willkür. Schon bei der Berufung von Abraham geht es um Segen für alle Völker (1 Mose 12,3). Der große König David besingt seinen Gott als treu, fürsorgend und barmherzig (Psalm 23). Ich möchte gerne ermutigen, das neu zu entdecken. Und nicht immer wieder neu Vorurteile über das Alte Testament nachzusprechen. Schlimmstenfalls sind solche Aussagen wie im obengenannten Artikel ein Baustein zum Antisemitismus. Deshalb ist mir diese Reaktion darauf so wichtig. – Astrid Figel


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Rückenwind: Selten wurde so deutlich wie in Martin Spiewaks Artikel herausgestellt, dass Schulen an prekären Standorten nicht einmal dann „zaubern“ können, wenn sie über hervorragende pädagogische Expertise verfügen. Den Mangel an programmatischer Un-Gerechtigkeit bei der Ressourcenzuteilung kann auch die beste Pädagogik nicht ausgleichen.

Gegenwind: Die Bildungsadministration wird sich allerdings nur ungern nachsagen lassen, sie würde wenig mehr als Symbolpolitik betreiben. Soll heißen: spontane Aktivität entfalten, kaum bedarfsdeckende Programme in Aussicht stellen und den erschöpften Akteuren vor Ort etwas mehr „Commitment“ verordnen.

Wellenschlag: Im Norden der Bildungsrepublik hat zuletzt ein kleiner, privater Verein nicht unerheblich Wind gemacht: „Schulen am Wind“ ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Schleswig-Holstein künftig den Weg einer bedarfsgerechteren Ressourcenzuweisung gehen wird. Analog zu Spiewak fordern die Initiatoren, Schulleitungen von Brennpunkt-Standorten in Kiel, Schulen an prekären Standorten bei ihrer systemrelevanten Arbeit endlich wirksam zu unterstützen. Die dadurch ausgelösten Wellen schlugen bis in den Landtag: Erstmals wird ein „Bildungsbonus“ in Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

Drehende Winde: Abzuwarten bleibt, ob die politisch Verantwortlichen die Angst vor der eigenen Courage am Ende doch noch einholt – wenn es darum geht, die dann vermeintlich „ungerechte“ Ressourcenzuweisung auch gegenüber privilegierten Standorten und Schularten – wie dem Gymnasium – zu verteidigen. Hamburg wird skeptisch beurteilet. Spannend bleibt auch, ob man sich raten lässt von Initiatoren, die sich bewusst außerhalb des Dienstweges zu Worte melden: Klassenfrequenzen, Pflichtstundenzahl und Leitungszeit gelten bisher ebenso als Tabuzonen der Reformbereitschaft wie die Schaffung wirksamer Anreize für neue Lehrkräfte.

Schade wäre es, denn „Schulen am Wind“ stellen täglich Tag unter Beweis, dass sie die ressourcenintensive individuelle Förderung der Unterprivilegierten hoch professionell meistern – bei jedem Wind. – Hauke Kruse


Leserbrief zu „Die Blutlogik der AfD-Gegner“ von Alard von Kittlitz

Negativ an Ihrer Einlassung fällt auf, dass Sie nicht auch die links-grünen Sturmabteilungen (SA) erwähnen, die in NaziManier den ideologischen Gegner physisch zu vernichten trachten. Und Ihre schrille VERBLENDETHEIT in der Wahrnehmung der gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland (und Europa): Wie SCHWACHSINNIG von Ihnen, zu behaupten, dass Abstammung und Herkunft in unserer offenen Gesellschaft nicht mehr gelten sollen, wenn muslimische Einwanderer sich gerade nach Abstammung und Herkunft und tödlicher (koran-faschistischer) Religion definieren und unsere offene Gesellschaft nicht nur infrage stellen, sondern sie trojanisch-terrormässig schon überrennen.

Kritiker von Karl Popper sahen es voraus, u.a. Joachim Fest, der die Ansicht vertrat, dass die offene Gesellschaft gemäß ihrer liberalen Grundauffassung nicht in der Lage sei, einen seiner Meinung nach notwendigen Minimalkonsens in Bezug auf Grundwerte herzustellen bzw. zu erhalten. Stattdessen würde sie wie keine andere Gesellschaftsform auch ihren Gegnern Raum bieten, an der Zerstörung der offenen Gesellschaft zu arbeiten. Sie, Herr v. K., verkennen, wer die wirklich Intoleranten sind, die im Namen Ihrer (schwarz-links-grünen) Toleranz unsere Gesellschaft zerstören lassen. Das empört. – Sabeth Ebel


Leserbrief zu „Der Nogger-Schock“ von Ulrike Gastmann

Ihre Zeitung lese ich sehr gerne, wenn auch nicht immer jede Seite. In der zweiundfünfzigsten Ausgabe fand ich auf Seite 10 unten den Gastkommentar von Frau Ulrike Gastmann. So sehr der Kommentar interessant erscheint hat er doch einen unangenehmen Beigeschmack. Wie kann diese Frau schreiben: „Er war so hübsch und gepflegt , dass er vermutlich homosexuell war, …. „ Eigentlich sollte dem Lektor dieser Zeitung der Lapsus aufgefallen sein. Ich bitte in Zukunft um eine bessere journalistische Darstellung. – Gerhard Ihrig


Leserbrief zum Titelthema „Wem gehört Jerusalem?“

Seltsame Frage, denn sie suggeriert, dass es um Besitz gehen könnte. „Stadt der Friedens“ sagt aber schon, dass sie gleichberechtigt ein Ort für alle Menschen sein sollte. Und heilig ist nicht der Kuchen, von dem man gerne ein Stück nur für sich haben möchte, sondern alles lebensbejahende Denken, Fühlen und Handeln. Die unterschiedlichen Konfessionen und Religionen sollten gerade in Jerusalem als sich gegenseitig ergänzend verstanden werden und von da aus auf aktuelle Politik wirken.

Wo die „heiligen Stätten“ immer noch mit abgrenzenden Besitzansprüchen versehen werden, liegt deren eigentliche Bedeutung noch tief verdeckt unter exklusivistischen Interpretationen von Geschichte und Wirklichkeit. Mut zu Entdeckungen wäre da hilfreicher, z.B. dass es vor der Errichtung des ersten jüdischen Tempels einen in 2. Samuel 7, 5-7 aus göttlicher Perspektive beschriebenen Disput darüber gab, ob es überhaupt angebracht sei, Gott in ein Haus einzusperren. Und die Himmelsreise Mohammeds von Jerusalem aus muss heute eindeutig als Phantasiereise gewertet werden. Das kann zu eigenen Erfahrungen anregen, aber das überlieferte Original als Tatsachenbericht darzustellen, beinhaltete wohl die instrumentalisierte Absicht, Präsenz an diesem Ort zu verankern und Besitzansprüche daraus ableiten zu können. Die Magie solcher Erzählungen gehört aber der Vergangenheit an.

Religionsgeschichtlich hat Jerusalem seine Bedeutung, aber für ein authentisches Religionverständnis aufgrund eigener Erfahrungen sollten sich alle Beteiligten den unbegrenzten Kräften öffnen, die durch ihre Herzen fließen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Dyktatura?“ von Matthias Krupa

Dem Artikel ist zu entnehmen, dass Kaczynski (KGB-Agent?) sowohl dem Präsidenten als auch dem Ministerpräsidenten die Kommandos gibt. Frage: Ist hierin ein heimlicher Staatsstreich zu sehen, die versteckte Einführung einer Diktatur? Übertragen auf Deutschland: Das wäre ja so, als ob Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Steinmeier sich plötzlich von einem Nicht-Staatsfunktionsträger die Befehle für ihr Handeln als staatliche Funktionsträger geben lassen müssten und selbst nichts zu melden hätten. – Max Hörberg


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Wir verzichten also auf eine friedliche, fruchtbare Diskussion zur „uralten Theodizee-Frage“, weil von anderer Seite fundamentalistische, gewaltsame Zeichen gesetzt werden? Welch ein Armutszeugnis, sofern wir den Kern aller Religion, die Frage nach Gott, überhaupt noch ernst nehmen. Warum geben wir nicht ein Beispiel, wie man lustvoll, freundschaftlich darüber, wer Gott ist, streiten kann? Als Angehöriger der evangelisch-lutherischen Kirche bedaure ich, dass aus protestantischen Reihen nichts vergleichbar Feinsinniges zu vernehmen ist, wie es von Papst Franziskus zum Vaterunser gedankenscharf vorgetragen wurde. Wenn uns die Glaubensfrage mittlerweile irrelevant, unwichtig erscheint, wäre es nur konsequent, die Amtskirche aufzulösen. Man könnte ja an ihre Stelle einen atheistischen Ethiktempel setzen, der auch soziale Probleme berücksichtigt, die bisher die Kirche wahrnahm. Vielleicht jedoch würden wir später Tränen der Reue weinen. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Ich übertrage die Betrachtungen des Herrn Rauterberg von der Kunstszene auf die Literatur. Überfällig werden dann ganz zweifellos Bücherverbrennungen der Werke von Thomas Mann, Lewis Carroll und Marcel Proust wegen Pädophilie. Ein Ratschlag: Für alle Fälle sollte „1984“ von George Orwell mitverbrannt werden. Science Fiction aus der Vergangenheit, auferstanden in der Gegenwart. Die selbsternannten Tugendwächter von heute sind Big Brother so unähnlich nicht. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Von allen Gott- und Götterbegriffen („Wer ist Gott?“) dürfte der alttestamentarische bis heute unübertroffen sein: „Ich werde sein, der ich sein werde“. Geheimnisvoller und klüger lässt sich nicht ausdrücken, was Mose, das „große Gesicht“ des nicht verbrennenden Busches vor Augen, erfuhr, als er nach dem Namen seines Auftraggebers fragte (2. Mos. 3,14).

Dieses Geheimnis Gottes lüften zu können, maßen sich Menschen im religiös-politischen Alltag immer wieder an. Trotz des Gebots, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen (2. Mose 20,7), verwenden sie ihn oft zur Durchsetzung ihrer irdischen Ziele, mögen diese gleich „gut“ oder „schlecht“ sein. Das Paradebeispiel dafür ist Papst Urban II., der einst mit seinem „deus lo vult“, Gott will es, zum Kreuzzug gegen die Muslime aufrief. Bis heute hat sich an diesem Missbrauch nichts geändert, im Gegenteil. Immer häufiger höre ich aus „berufenem Munde“ ein „Gott will“ und übersetze ich es dann, beinahe unwillkürlich, mit „ich will“. – Dr. Eugen Schmid


Leserbrief zu „Das Mädchen und das Kapital“ und zu „Eine Partei greift zu“ von Angela Köckritz

Hoffentlich bleiben Sie noch lange in Afrika, damit ich weiterhin Ihre gut fundierten Berichte lesen kann. Sie füllen eine wichtige Informationslücke. Die allgemeine Berichterstattung über Sub-Sahara Afrika ist ja nur oberflächlich, obwohl der Kontinent immer wichtiger wird für Europa, aber seine eigentlichen Probleme sind für Außenstehende nur schwer zu erfassen. Ich würde mich freuen, wenn Sie einmal in Ihrer gewohnten Ausführlichkeit über Angola schreiben würden, dort gab es ja in diesem Jahr einen interessanten und spannenden Präsidentenwechsel. – Klaus Haack


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Mit dem Vorschlag von Papst Franziskus, den Text des Vaterunser so zu ändern damit Gott von dem Verdacht befreit wird, uns Menschen in Versuchung zu führen, wird nur die allgemeine Verwirrung über den christlichen Glauben weiter gesteigert. Jetzt versuchen viele Theologen hastig die Gefahr zu bannen, verunsicherte Gläubige in neue Zweifel zu stürzen die ihnen vielleicht die letzte Orientierung nehmen. Der Papst handelte da etwas leichtfertig. Er oder die anderen christlichen Kirchen sollten sich besser zu grundsätzlichen Fragen zum Wesen Gottes äußern. Etwa ob Gott die Menschen in Versuchung führt um sie Prüfungen zu unterziehen, deren Ergebnis einmal als Grundlage für eine Bewertung vor dem Jüngsten Gericht dient. Oder hantiert Gott gar nicht mit den Werkzeugen Versuchung und Teufel um die Menschen zu testen?

Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass Gott die Menschen auf Erden in Ruhe lässt und sie den Zufällen des Lebens alleine überlässt. Wenn man die Geschichte der Menschen verfolgt, mit den nie enden wollenden Kriegen, Verbrechen und Katastrophen kommt man eher zu dem Schluss, dass Gott hier abwesend ist. Also hantiert Gott doch nicht mit den Werkzeugen Versuchung und Teufel sondern schickt den Menschen seinen Stellvertreter, den alles verursachenden Zufall ? Wie sich der Mensch auch schlägt, egal ob durch von Gott initiierte Versuchung oder seine Instrumentalisierung des Teufels, oder gar nur durch das zufällige Schicksal, am Ende steht das Jüngste Gericht. Was bliebe ohne dieses Endgericht im Jenseits noch übrig um die Legitimität Gottes nicht anzuzweifeln ? – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Mit guten Ratschlägen versüßt“ von Stefan Schmitt

Da ich sehr auf meine Ernährung achte und Berichte über solche Themen sehr aufmerksam lese, fiel mir ihr Artikel „Mit guten Ratschlägen versüßt“ auf. Sie haben einige Alternativen zu Zucker aufgeführt, die wohl interessanteste habe ich aber vermisst. „Eryfly“ besteht zu 100% aus dem Zuckeraustauschstoff Erythrit, wird durch aus Weizen- oder Maisstärke entstehende Glukose hergestellt und wurde zuerst wohl in Japan eingesetzt. Das Volumen entspricht in etwa dem von Zucker und lässt sich ähnlich verarbeiten. Eryfly hat im Vergleich zu Zucker eine weniger aufdringliche Süße und wirkt leicht kühlend auf der Zunge. Wenn Sie sich weiterhin für das Thema Zucker/Zuckerersatz interessieren, dann kommen Sie nicht um Eryfly herum! – Ray Schiele


Leserbrief zu „Schaut auf diese Stadt” von Jörg Lau

Obwohl die internationale Politik wider alle Fakten offiziell immer noch der von ihr erwarteten friedensstiftenden Zweistaatenlösung nachhängt, dürfte sich am hochbrisanten Krisenherd „Naher Osten“, wenn überhaupt, so rasch nichts ändern. In der leidigen „Siedlungspolitik“, die Israel in dem von ihm besetzten arabischen „Westjordanland“ völkerrechtswidrig betreibt und die inzwischen zu einer Ansiedlung von über einer halben Million jüdischer Bürger führte, zeichnet sich keine Lösung ab; im Gegenteil, sie ist ganz offensichtlich politisches Mittel, die Zweistaatenlösung zu verhindern. Zudem wirft die neuerdings lancierte Idee, den bisherigen Namen „Staat Israel“ zu ersetzen durch „Nationalsaat des jüdischen Volkes“ neue Fragen auf. Die territoriale Abgrenzung eines solchen Nationalstaates bleibt ebenso im Dunkeln (was die Absicht vermuten lässt, das Westjordanland politisch zu inkorporieren) wie die Definition des Begriffs „jüdisch“ (wer definiert: das Rabbinat oder den Staat?). Vor allem aber: Kann ein Staat, der heute schon seine immer noch zu einem Fünftel arabischen Bürger rechtlich in vielen Lebensbereichen gegenüber seinen jüdischen Bürgern benachteiligt, kann ein solcher Staat noch eine liberale, säkulare, pluralistische, den Menschenrechten verpflichtete Demokratie im westlichen Sinne sein, wenn er sich betont „national“ und „jüdisch“ nennen würde? Könnte es in ihm, zugespitzt, überhaupt noch Minderheiten geben oder würde aus dem derzeitigen, teils „apartheidliche Züge“ tragenden, Israel, wenn nicht gar ein „Gottesstaat“, so doch ein „reiner, von allem nichtjüdischen befreiter Nationalstaat“ werden? – Eugen Schmid


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Dass die Schüler/innen je nach Stadtteil und Elternhaus sehr ungleiche Bildungschancen haben, wurde in Ihrem Artikel sehr deutlich dargestellt. Auch die fehlende Sensibilität (Ausnahme Hamburg) der politisch Zuständigen für den Personaleinsatz und die Mittelvergabe als einer der Gründe ist ursächlich. Das Drehen an dieser Schraube wird jedoch nicht ausreichen. Deshalb ein Vorschlag, der, zumindest was den öffentlichen Einflussbereich betrifft, für eine bessere Chancengleichheit und Integrationsfähigkeit bei Migranten sorgen könnte.

Alle Schüler/innen einer Gemeinde oder eines Kreises werden amtsmäßig ohne Mitspracherecht der Eltern auf die vorhandenen Schulen ausgewogen verteilt. Damit würde die Elternbestimmtheit – arm oder reich, Sprachgeläufigkeit und Bildungsniveau – an allen Schulen weitgehend gleich sein. Soziale Herkunftsprobleme i.S. Gruppierung, Verhaltensüblichkeiten (z.B. Mann – Frau) würden weitgehend vermieten. Notwendig dafür wäre eine angepasste Schulzeitordnung und ein von der Gemeinde organisierter unentgeltlicher Fahrdienst, der die Schüler/innen von und zu wohnplatznahen Treffunkten transportiert. Die Entlastung der Lehrer und die verbesserten beruflichen Startmöglichkeiten der Schüler/innen würde diese Zusatzkosten mehr als auffangen und die Zuständigkeitsfrage Gemeinde/Land wäre allenthalben ein Verrechnungsproblem. – Wolfgang Clausmeyer


Leserbrief zu „Stoppt das Steuerdumping!“ von Mark Schieritz

Nichts muß gestoppt werden. Schluss mit der Solidarität, auch wenn es Europa weh tut. Das mag auf den ersten Blick unlauter sein. Es gibt aber Zeiten, die andere Maßstäbe erforderlich machen. Wir haben Amerika in erster Linie unseren Wohlstand zu verdanken. Auch in der heutigen Zeit ist es nicht anders. Das ist Fakt! Europa muß sich daran gewöhnen und selbst Ideen entwickeln, Aber das scheint bei der heutigen Politikerelite nicht möglich zu sein. Macron träumt von einem Europa, das es nie geben kann. Nur England hat nichts zu befürchten, die bekommen Sonderregeln. Der Brexit war so verkehrt nun auch wieder nicht. – Gunter Knauer


Leserbrief zu »Also, was denkt ihr über Jerusalem?« von Zeruya Shalev

Danke für Ihre Einblicke in die Denkweise einer liberalen, nachdenklichen und Frieden suchenden Israelin. Dennoch oder deshalb war ich enttäuscht, dass bei Ihrem Abriss der historischen Situation seit der Staatsgründung mit keinem Wort erwähnt wurde, wieviele Resolutionen des Weltsicherheitsrates von Israel missachtet wurden. Solange nicht zumindest eine Seite den Mut zu Objektivität und Selbstkritik aufbringt, wird sich im Nahen Osten leider nichts zum Guten wenden. Ich wünsche Ihnen und dem Volk Israel, dass Sie endlich den Frieden finden, der Ihnen zugesagt ist. – Matthias Wilke


Leserbrief zu „Die Fesseln lockern“ von Patricia Schlesinger

In der zunehmend meinungs- und interessengeprägten sowie ereignis-orientierten (welche Sau wird gerade durchs Dorf getrieben …?) Medienlandschaft haben Pressorgane, die unabhängig, auf Grundlage eigener Recherchen und auch hintergrund-orientiert berichten und informieren mehr denn je von herausragender Bedeutung. Nichts, was diesen Journalismus beschädigen könnte, sollten wir seitens des Staates befördern, alles was diesem nutzt unterstützen. Diese Medien sind ein wesentlicher Pfeiler einer stabilen freiheitlichen Demokratie. Der beitragsfinanzierte öffentlich rechtliche Rundfunk ist ein wesentliches Glied in diesem System.

Das vorgeschlagene Kooperationsmodell zwischen Verlangen und öffentliche rechtlichem Rundfunk erscheint angesichts schwindender Webungsfinanzierung bei Printmedien ein wichtiger Ansatz, die Lebensgrundalgen für den investigativen Qualitäts-Journalismus dauerhaft zu sichern. – Tilmann Wolf


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Der Artikel ist absolut großartig. Er demaskiert die Verlogenheit deutscher Schulpolitik auf sehr anschauliche Weise und ist sprachlich wunderbar pointiert. Und er benennt eine Alternative und lamentiert nicht nur.
Schade, dass er online nicht offen zugänglich ist! Ich würde ihn zu gerne auf Facebook posten, denn er sollte von möglichst vielen Menschen gelesen werden. – Nils van Well


Leserbrief zu „Fröhliches Saugen“ von Mark Schieritz

Weil das beste Mittel gegen fake-news gute, umfassende Information sein soll, lese ich die ZEIT. Was haben Sie sich gedacht, als Sie die Energie Einsparung der Staubsauger mit der Erzeugung von 4 (in Worten: vier) AKW’s gleichsetzten? Sind Ihnen keine Zweifel gekommen, oder wollten Sie, dass die Leser denken: ja wir kaufen schnell einen neuen Stabsauger zur Rettung der Umwelt? Oder so einfach kann man 4 Kernkraftwerke einsparen? Als kritischer Leser (Berufsskeptiker) habe ich überschlägig nachgerechnet und bin zu einem völlig anderen Ergebnis gekommen: Ein AKW leistet etwa 1GW. Macht im Jahr bei 300 Tagen Betrieb 300*24h*1GW/h=7,2TWh. 4 AKW’s liefern dann 28,8 TWh. 1TWh=1000 GWh. Angenommen 100Mio Staubsauger haben 800W weniger Leistung, sind 2mal pro Woche 20 Minuten in Betrieb, dann würden 100.000.000*800W*100*0,3h Wh eingespart. Ergibt 2,4 TWh. Ganz schön viel. Das ist aber leider nur 1/3 AKW oder ein mittleres Kohlekraftwerk. Wie bekommen die Leser es jetzt wieder aus ihren Köpfen, dass die neuen Staubsauger zwar einen sinnvollen Beitrag zur Energieeinsparung leisten können, wir aber in vielleicht 10 Jahren nur ein Kohlekraftwerk stilllegen können? So funktionieren fake-news. Muss ich nun die ZEIT auch kritischer lesen? – Günther Seeck


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

Ethik, Moral und Kundenbewusstsein spielt im besagten Konzern schon lange keine Rolle mehr. Die verschiedenen Vorfälle der letzten Jahre geben nicht gerade das Bild eines deutschen Vorzeigeunternehmens wieder. Ein Grund nach 40 Jahren als VW Kunde, davon 20 Jahre A6 Fahrer, dieser Marke adieu zu sagen. – Hard Noflatscher


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Wirklich außergewöhnlich, was die Familie Liermann leistet ! Den Bericht mit Berührung gelesen. Das sind die Helden unserer Tage ! Sie halten die Leser über den Fortgang informiert ? – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Die Drehtür-Republik” von Michael Meissner

Mir wird übel – nicht von Plätzchen und Glühwein – sondern wenn ich diese Liste von ehemaligen Politikern lese. Diese käuflichen Menschen treten die Demokratie mit ihren Füßen. Die Folgen vom Niedergang der Glaubwürdigkeit in die Politik, die diese Menschen mitzuverantworten haben. – Beate M.T. Nagel


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Unmöglich:
Ein Mann köpft eine Frau. Perseus zeigt der Menge den Kopf der Medusa. (Cellini?)
Schlecht. Mann böse – Frau gut (?).
Muss weg.

Aber:
Judith köpft Holofernes. (z.B. Caravaggio)
Gut. Frau gut – Mann böse.
Darf natürlich bleiben.
Kein weiterer Kommentar zu diesem Wahnsinn. – Ernst Lischcke


Leserbrief zu „Die Blutlogik der AfD-Gegner“ von Alard von Kittlitz

Ich befürchte, Sie machen einen großen Fehler, wenn Sie das „ins-Gesicht-Spucken“ dem „Dialog“ vorziehen. Bei dem geht es ja zunächst nicht um Kompromisse, sondern erst einmal festzustellen, was der andere eigentlich will. Mit Ihrer Haltung hängen Sie in einer ideologischen Blase fest, die auch nicht besser ist, als das, was Sie immer kritisieren. Ich erinnere eine vertrauliche interne Anweisung der SPD in einem Landtagswahlkampf in den 1990er Jahren (vertraulich, aber man hat halt so seine Quellen). Die wies ihre Wahlkämpfer an, Diskussionen mit NPD-Leuten um jeden Preis aus dem Weg zu gehen, da man denen in vielen Bereichen „auf Sachargumentsebene unterlegen“ sei. Die NPD konnte man vom Tisch wischen, mit der AfD dürfte das auf absehbare Zeit nicht gelingen. Es dürfte ein Fehler sein, Sachargumente aus dieser Ecke einfach durch Boykott und Hass abtun zu wollen.

Wenn Sie eine parallele Entwicklung als Beispiel suchen, schauen Sie auf die Grünen. Die waren ebenfalls mal in genau der Paria-Rolle, die heute die AfD einnehmen muss, und es ist nicht gelungen, sie vom Tisch zu wischen. Immer nur die „historische Erfahrung“ auf die Zeit 33-45 zu beschränken dürfte langfistig nicht zielführend sein, um mal eine merkelsche Vokabel zu bringen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Martin Spiewak analysiert sehr genau, welche absurden Ergebnisse das Gießkannenprinzip auf die Bildungslandschaft hat. Und seine Schlussbemerkung, dass sich an den Schulen mehr als die Frage, ob unser Bildungssystem gerechter wird, entscheidet, die kann man nur zu gern unterscheiden. Nur muss das eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung sein, deren wirtschaftspolitisches Spiegelbild, die Gestaltung von gerechter Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum sein müsste. Was aber geschieht an deutschen Schulen? Wenn ich mir die Arbeitssituation meiner Frau an einer „normalen“ Grundschule ansehe, dann weiß ich gar nicht, wo, welche Entscheidungsträger eigentlich noch weniger kommunizieren könnten, um noch weniger effektiv zu sein und welcher Mißstand allein durch das Engagement der Lehrer einigermaßen übertücht wird.

Eine vierzügige Grundschule ohne Turnhalle, ohne Schwimmhalle, in einem maroden Gebäude, einmal im Jahr werden die Fenster geputzt und der Schulhof ist eine Matschwiese, ist das der äußere Respekt, den Kinder verdienen? Eine ohne wissenschaftliche langfristige Erprobung von oben durchgesetzte Inklusion, die für jeden Einzelfall eine endlose Prüfung, Elterngespräche etc. erfordert, ohne dass aber die notwendigen Förderstunden dann am Ende zur Verfügung stehen? Schulleitungen, die gar nicht besetzt sind, wenn doch dann mit nicht dafür ausgebildeten Leitern, die sich mehr den Vorgaben der Schulämter verpflichtet fühlen als dem eigenen Kollegium und die wirklichen Probleme nicht weiterleiten, weil die Schule nicht schlecht da stehen soll.

Junge Kollegen, die Klassen übernehmen sollen und demgemäß Deutsch und Mathe unterrichten, was sie aber nicht studiert haben, weil der NC für Deutsch Grundschule zu hoch war. Wegen des bestehenden Mangels an Lehrern werden nur noch volle Stellen ausgeschrieben, was zusammen mit immer mehr Zusatzterminen zu völliger Überlastung führt, bei Mitarbeitern die zudem selbst Kinder haben, eben auch zu einem erhöhten Krankenstand, von der notwendigen Zeit, sich untereinander auszutauschen ganz zu schweigen.. Dass dort wo die Basis für die Schulbildung gelegt wird, die Lehrer schlechter bezahlt werden, als dort wo man nur noch die „Elite“ abschöpft und pädagogisch sogar von normal pubertierenden Jungs überfordert scheint, was ist das für ein Signal?

Dass in Klassen mit 26 Kindern, davon 3 Inklusionskimndern, vier Flüchtlingskinder, die gerade mal 2 Stunden zusätzlichen Sprachunterricht bekommen, nicht einmal mehr ab und zu Doppelbesetzungen möglich sind, weil Personal fehlt, was soll man davon halten? Das sind so kleine Probleme, die sich kumulieren und plötzlich ist eine vordem ganz normale Schule, eben auch eine Problemschule, nur bis das einer merkt ist schon ein ganzer Durchgang von 4 Jahren vorbei und die Kinder werden nicht das gelernt haben, was sie brauchen, um eine gerechte Chance in dieser Gesellschft zu haben. Der blanke Wahnsinn. – Dieter Schöneborn


Leserbrief zu „Nicht hier, nicht mit uns“ von Heinrich Wefing

Warum wird eigentlich jede Kritik an Israel als „antisemitisch“ diskreditiert? Wie kommt Ihr Autor zu der Annahme, dass der „israel-bezogene Antisemitismus“ in „der deutschen Bevölkerung weit verbreitet“ sei? In meinem Freundes-/Bekanntenkreis gibt es niemanden, auf den dies zutrifft. Wohl aber viele, die die Politik der Regierung Netanjahu als das ansehen und auch so benennen, was sie ist: völkerrechtswidrig. – Dr. Eckart Rohde


Leserbrief zu „Das Mädchen und das Kapital“ von Angela Köckritz

Die Autorin behauptet hier, dass das Elend Afrikas grossteils durch Weltbank und Internationalen Währungsfond verursacht wird. Die Ursachen liegen aber eher in der Unfähigkeit und Korruption der herrschenden Klasse in Afrika. Dabei ist Korruption offensichtlich das kleinere Problem, wie das Beispiel Asien zeigt. Aber Inkompetenz der Regierenden führt ein Land sicher ins Elend.

Die Betroffene in dem Artikel, Fr Tigist, scheint mit ihrer Ausbeutung gar nicht so unzufrieden zu sein. Mir persönlich wäre es natürlich viel lieber, die Konsumenten bezahlten ein wenig mehr für die Waren und dieses Geld würde den Betroffenen zu Gute kommen, ich fürchte aber, dass dies ein frommer Wunsch ist. – Peter Pielmeier


Leserbrief zu „Wohin läuft er denn?“ von Michael Thumann

Sigmar Gabriel ist einer der Politiker, die beim Betreten des Bundestages nicht den Verstand an der Garderobe abgegeben haben. Das beweist er auch in den Talk-Shows, in denen er zur Tagelpoltik befragt wird; Er verdient – mit Macron; der die französiche Evolution in Gang bring – Unterstützung. Politiker dieses Formats ergänzen die Stabilitätspolitik; wie sie von A. Merkel vertreten wird, umden As. – Jürgen Heines


Leserbrief zu „Ein Mann köpft eine Frau“ von Hanno Rauterberg

Perseus? Judith? Männer köpfen Frauen köpfen Männer… – Gabriele Haarhaus


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Der Artikel behandelt zunächst, wie es zu dem Streit um die Übersetzung des Begriffs „Versuchung“ gekommen ist und wie man die Aussage im Vaterunser deuten könnte bzw. sollte. Im Grunde ist es ganz einfach : das griechische Wort „ peirasmos“ bedeutet „Probe“, „ Prüfung“ einerseits und „Verführung“ andrerseits. Aus dem gesamtbiblischen Zusammenhang wissen wir, dass Gott niemanden zum Bösen „verführt“. Warum ich Ihnen aber eigentlich schreibe, ist der der gedankliche Sprung der Autorin zum „Gottesbild der Christen“. Was hat die persönliche Erprobung, wie sie zum Beispiel Abraham erfahren hat, mit der Frage zu tun, ob „ Gott ins Weltgeschehen eingreift“ ?

Und dann kommt der Hammer : mit dem Bezug auf die Theodizee-Frage schreibt die Autorin : „ wer sie heute allerdings klar mit Ja beantwortet, der glaubt an einen interventionistischen Willkürgott (was für ein Sprachungeheuer!) wie aus dem Alten Testament.“ Damit diskreditiert sich die Autorin nun vollends. Mit dieser Aussage zeigt sie, dass sie weder das Alte noch das Neue Testament, die Grundlagen des christlichen Glaubens, verstanden hat. Wenn Gott nicht eingegriffen hätte, dann gäbe es heute weder die christliche Kirche, denn sie basiert auf der Begegnung der Jünger und anderer mit dem auferstandenen Christus, noch gäbe es das Volk Israel, geschweige denn den Staat Israel. Einen seiner Generäle verspottete Friedrich der Große wegen seines christlichen Glaubens. Schließlich forderte er ihn auf , ihm zu beweisen, dass es Gott gibt. Seine Antwort : „ „Eure Majestät, die Juden.“ … und damals – vor über 200 Jahren – gab es noch nicht den Staat Israel.

In diesen Tagen braucht man nur einmal die Texte im Alten Testament nachzulesen, wie sie in den Herrnhuter Losungen angegeben sind : u.a. Hesekiel 37, 14 Ich erfülle euch mit meinem Geist, schenke euch noch einmal das Leben und lasse euch wieder in eurem Land wohnen. Ihr werdet sehen, dass ich meine Versprechen halte. Mein Wort gilt!“ Vers 21 „Ich hole die Israeliten aus fernen Ländern und fremden Völkern heraus, von überall her sammle ich sie und bringe sie in ihr Land zurück.“ Sacharja 12,3 Zur selben Zeit will ich Jerusalem machen zu einem Laststein für alle Völker. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daran wund reißen; denn es werden sich alle Völker gegen Jerusalem versammeln.“ … und zuletzt Psalm 83, 5 „Wohlan!“ sprechen sie, „ lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!“

Meine Frau und ich sind vor wenigen Tagen aus einem arabischen Land zurückgekehrt. In den Schulatlanten vor Ort ist der Name „Israel“ mit schwarzem Stift ausgestrichen. In einer Buchhandlung sahen wir uns die Globen an … „Israel“ mit weißer Farbe – 1 mmm breit, 3 mm lang – überdeckt. Schon im palästinensischen Pavillon auf der Expo in Hannover gab es auf der groß aufgehängten Landkarte nur „Palästina“. Heute können sie mit der Bibel in der Hand – auch mit neutestamentlichen Texten! – die politische und auch geistlich-moralische Entwicklung auf der Welt vorgezeichnet sehen. Gott greift nicht ein? Das genaue Gegenteil ist der Fall! Gott sei Dank! Dass Gott auch in das persönliche Leben eingreift, bezeugte nicht zuletzt der in Hamburg wirkende Professor der Theologie Helmut Thielicke in seiner Autobiographie und auf der Kanzel des Hamburger Michel in den sechziger Jahren.

Die Autorin spricht von einem „interventionistischen Willkürgott“. So einfach ist es also, einem Zeitungsartikel einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Vom „Eingreifen Gottes“ kommt man auf „“Intervenieren“ und erfindet dann das Wort „interventionistisch“, das einen höchst negativen Beigeschmack hat; vergleichbar den Begriffen „islamistisch“ und „fundamentalistisch“ . So schnell hat man ein Urteil gesprochen, ohne sich mit der Sache gründlich beschäftigt zu haben – ganz im Sinne des Zeitgeistes, dem auch „Die Zeit“ an dieser Stelle zu huldigen scheint. Ich schließe mit Martin Luther : „ Das Wort sie sollen lassen stah’n … „ Bitte verschonen Sie uns mit solchen Artikeln, die zum Teil fromm klingen, aber die eine eigenmächtige Verdrehung dessen sind, was die Bibel und Christen seit Jahrhunderten glauben und bezeugen. – Dieter-Eckhard Schröder


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Da gefällt dem Chef der katholischen Kirche ein Wort in seinem Lieblingsbuch nicht mehr, und der ZEIT ist das einen Artikel auf der ersten (!) Seite wert. Unglaublich. Der Versuchung, auf diese Zumutung nicht zu reagieren, habe ich ein paar Tage widerstanden, aber … – Theo Schlag


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Dass ich mir auf Seite 1 als Leitartikel eine Kanzelpredigt durchlesen soll, hätte ich von DER ZEIT nicht erwartet. Man könnte meinen, eine katholische oder wahlweise evangelische Predigerin oder neudeutsch Lobbyistin, zuzuhören. „Versuchung“ betitelt Fr. Finger als eines der schönsten Bibelworte. Da möchte ich doch wissen, welche Attribute sie dem Rest der von der Kirche selbst geschriebenen Teile geben will? Schön, hochtrabend, wahr, falsch, oder welcher Versuchung ist da die Kirche und mit ihnen die Gläubigen erlegen, Fälschungen als Wahrheit anzusehen. Versuchung hat nur ein Ergebnis, entweder ich „will“ mir ein Kleid kaufen, oder ich lasse es bleiben, auch wenn ich mir ein warmes Kleid kaufen „sollte“. Auf die Kirche gemünzt: An sich wollte ich ja einen Krieg gegen die Heiden führen – was sie ja vielfach getan hat mit Mill. von Toten – oder ich sollte ich doch lieber die Finger davon lassen, weil ja doch das alte Gesetz „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ dagegen spricht.

Diesem Motto ist die Kirche im Römischen Reich nur ca. 313 Jahre gefolgt, bis zur Konstantinische Wende. Vorher Verweigerung des Kriegsdienstes, dann als Staatskirche Verfolgung Andersgläubiger, das ist wohl die „apokalyptische Sache“ , die Sie, Fr. Finger, erwähnen. Und im Übrigen ist eine kleine Änderung des von der Kirche auch frei erfundenen „Vaterunser“ eine Sache um des Kaisers Bart, denn nicht „die Deutschen, die seit Luther Weltmeister im Bibelübersetzen“ sind, haben Veränderungen vorgenommen, sondern die „Deutsche Bibelgesellschaft“, eine evang. Organisation. Um zu sehen, welche Veränderungen der von Luther ins Deutsche vor 500 Jahren übersetzte Text erfahren hat, sollten Sie diese mal zur Hand nehmen. Sie „sollten“ der Versuchung nicht widerstehen, wenn Sie ernsthaft „wollen“. Sie werden sich wundern. Fröhliche Versuchung! – Wolfgang Meissner


Leserbrief zu „Lob der Freistunde” von Paul Schwenn

Über den Artikel musste ich mich sehr wundern und diese Verwunderung stieg mit jedem Absatz immer mehr. Die Empörung über ausfallenden Unterricht als unberechtigte Hysterie abzutun, ist in meinen Augen nicht angebracht. Dazu ist allerdings ein genauerer Blick auf die Nicht-Ausfallstunden hilfreich. Auch in der Umfrage der Zeit bzw. von Zeit Online zeigt sich, dass Vertretungsunterricht nicht automatisch heißt, dass passende Wissensvermittlung stattfindet. So gilt eine Stunde als vertreten, wenn fachfremde Lehrer einspringen und eine DVD mit einem Kinderfilm einlegen. In den offiziellen Statistiken tauchen auch Stunden als vertreten auf, wenn den Schülern Arbeitsblätter zum Selbststudium ausgeteilt werden, von einem Lehrer keine Spur! Unsere negative Erfahrung beruht übrigens nicht auf höheren Jahrgangsstufen, sondern betreffen die Zeit an der Grundschule.

Zusätzlich zu klassischem Ausfall findet Unterricht auch aufgrund anderer Begebenheiten nicht statt, z.B. aufgrund von Studientagen und Weiterbildungen der Lehrer, wegen Bastelstunden, Projekt- und Wandertagen, für gemeinsame Frühstücke, aufgrund der Weihnachtsfeier der an der Schule Beschäftigten, wegen des Sponsorenlaufs und aufgrund einer Klassenfahrt. Damit die dadurch zur Vermittlung des Schulstoffes wegfallenden Unterrichtstunden problemlos verdaut werden können – schließlich möchte niemand eine gemeinsame Klassenfahrt streichen – sollten die „echten“ Stundenausfälle sowie die nur „halb“ vertretende Stunden auf ein absolutes Minimum begrenzt werden. Dass der Text weiter hinten dann auch noch das Rauchen auf dem Pausenhof als teambildende Maßnahme aufführt, hat mich noch weiter verwundert. Nach meinem Kenntnisstand ist das Rauchen in Deutschland unter 18 Jahren verboten, daher dürfte die dafür in Frage kommende Schülergruppe sehr klein sein. – Hannes Endler


Leserbrief zu „Hiergeblieben!” von Carolin Pirich

Der Artikel hat mich tief berührt. Das Ehepaar Liermann verdient ungeheuren Respekt für das, was es leistet. Nur mit solchen Menschen hatte „Wir schaffen das“ eine Chance. Aber was die Helfer erleben, steht dazu in krassem Gegensatz.

Ich selbst betreue auch einen jungen Afghanen: 2001 im Alter von 2 Jahren mir den Eltern vor den Taliban, die die ganze restliche Familie massakriert hatten, in den Iran geflohen. Dort als Illegaler mit der Familie nichts als Diskriminierung (z. B. Verbot von Schulbesuch) und Schikanen erlebt. Nachdem die Polizei ihn zum Kriegsdienst nach Syrien abstellen wollte, nach Deutschland geflohen – voller Hoffnung. Er besuchte eine Schule, wurde von den Lehrern in den höchsten Tönen für sein schulisches Engagement gelobt, spielte Fußball im Dorfverein, man schätzt ihn, immer freundlich….Dann zunächst der negative Bescheid vom BAMF, schließlich der endgültige Urteilsspruch der Richterin: Abschiebung. Es interessiere sie nicht, was M. im Iran erlebt habe. Sie stelle sich nur die Frage, ob er in Afghanistan wohl leben könne. Und da er ja die schwierige Flucht aus dem Iran nach Deutschland geschafft habe, nähme sie an, dass er auch in Afghanistan mutterseelenallein klarkomme. Obwohl wir über die Härtefallkommission versuchen, das Schicksal „Abschiebung“ abzuwenden: M. ist so entmutigt, dass ich allergrößte Sorgen um ihn habe. Er will sich von mir nicht mehr helfen lassen, er isst nicht mehr, ist völlig abgemagert, er geht nicht mehr zur Schule, er spielt nicht mehr Fußball „Es ist alles sinnlos“. Ich schäme mich dafür, wie unser Land mit diesen Menschen umgeht. – Marianne Junker


Leserbrief zu „Fernbeziehung“ von Larissa Hofmann und Thomas Lohr im ZEIT Magazin

Ich bin noch nicht allzu lange Abonnement der Zeit. Langsam aber sicher nerven mich Thomas und Larissa massiv-wen interessiert so etwas (…) und ich hoffe sehr dass Sie diese unsäglich langweilige Geschichte bald beenden werden und den freigewordenen Platz für Interessanters nutzen-und wenn es Werbung ist… – S. Haagmans


Leserbrief zu „Operation heiße Luft” von Claas Tatje

Sehr dankbar bin ich Ihnen für den Artikel. Dass VW Oliver Schmidts Arbeitsvertrag auflöst dafür, dass er die Anweisungen von VW ausführte und nun zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, ist verstörend. Leider verfolgt unser Gesetz nicht unfaires bzw. unmoralisches Verhalten. Sicher wusste Schmidt selbst, dass dieses Tricksen nicht korrekt ist, aber VW, sein Arbeitgeber wollte es ja so. Nun es war das Werk von Ganoven. In der Welt der Ganoven jedoch gibt es eine „Ganovenehre“. Man kümmert sich um die Familie des Eingesperrten und hat hinterher auch wieder „Arbeit“ für ihn. Aber nicht einmal das hat VW – eine Ganovenehre. Mögen sich die Herren da oben von mir moralisch geohrfeigt fühlen. – Elisabeth Hamel


Leserbrief zu „Mehr Ungleichheit, bitte!“ von Martin Spiewak

Vielen Dank für diesen Artikel. Ich arbeite als Quereinsteiger an einer Schule in Sachsen. Ich habe gerade – als halbwegs fachfremder – eine Hauptschulgruppe in Mathematik übernommen, ab der 7. Klasse werden die Hauptschüler hier in einigen Fächern getrennt unterrichtet. Vorher sind sie dabei und können nicht mithalten. Eine angemessene Förderung gibt es nicht für diese Kinder. Schon in der Grundschule nicht. Sie können mit Mühe addieren und subtrahieren. Multiplizieren ist ein ihnen völlig fremdes Konzept.Was dahinter steckt wissen sie nicht. Deswegen haben sie auch das Dezimalsystem nicht verstanden, haben keinen belastbaren Zahlenbegriff. Von Division brauchen wir gar nicht zu sprechen. Und das allerschlimmste: sie glauben nicht mehr an sich. Deswegen ist es unendlich schwierig, die Lücken zu füllen. Die Kinder schweifen sofort ab und beschäftigen sich mit Allem, nur nicht mit dem, was ihnen schwer fällt. Der Versuch, Einzelnen etwas noch einmal anders zu erklären, scheitert daran, dass der Rest sofort aufhört, zu arbeiten und statt dessen „kommuniziert“. Pubertät eben. Und dann steht im Lehrplan Prozentrechnen. Den muss man erfüllen! Das ist absurd. Die ganze Hauptschulgruppe ist vom Sitzenbleiben bedroht. Nicht alle kommen aus problematischem Umfeld, die meisten schon. Die Schule selbst ist ein problematisches Umfeld.

Ach, eines noch: den ärmsten wird bei uns nicht unbedingt mehr geholfen als den Reichen. Steuererleichterungen, Eigenheimzulage, Riester … Alles Zuwendungen, die Leute mit wenig Geld nicht erreichen können. Und Hartz-Empfänger bekommen de Fakto kein Kindergeld. Es wird mit der Sozialhilfe verrechnet. Nachhilfe können sich arme Menschn nicht leisten. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Mit guten Ratschlägen versüßt“ von Stefan Schmitt

Ist es nicht aber so, laut Vollwertkost-Papst Dr. Bruker, dass Honig eben durch die mitgelieferten Enzyme seinen Zucker schnell abzubauen hilft und damit eine echte Alternative ist? Weil kein B12 aus den Reserven verbraucht, wird ist die Argumentation. – Katharina Odebrecht


Leserbrief zu „O Jerusalem” von Josef Joffe

Der letzte Absatz des „Zeitgeistes“ macht mich sehr aufmerksam an Ihrer formulierten Kritik am isrelischen MP Netanjahu, letztendlich an Entscheidungen der heutigen israelischen Regierung. Noch vor kurzer Zeit gab es einen Aufschrei – ich habe ihn von Frau Knobloch in Erinnerung -, man sei Antisemit, wenn auch nur ein Anflug von Kritik am Verhalten der israelischen Regierung geäußert wurde. Mit solchem Totschlagsargument, das leider kein Argument ist, füttert man die Trolls und muß sich nicht auch noch darüber wundern, daß sie dann gedeihen. Auch Sie bringen ein Totschlagsargument, wenn Sie nach ihrem Anspruchsausflug auf die Geschichte am Ende schreiben. „Die Palästinenser hätten schon 1947 einen eigenen Staat haben können.“ Die politische Situation zu dieser Zeit berücksichtigen Sie leider nicht und schieben der heutigen Generation dafür die Schuld in die Schuhe. Das paßt nicht für einen Friedensprozeß, der die Aussöhnung im Blick hat – das paßt nur für Schuldrechnung auf Schuldrechnung, Prügel auf Prügel, Tote auf Tote – jeder dieser Toten wurde von einem anderen Menschen geliebt, jeder dieser Toten ist ein Geschöpf aus derselben Quelle.

Aber die jetzige israelische Regierung hört nicht einmal auf die Proteste aus der eigenen Bevölkerung sondern holt sich für den nächsten Nadelstich gegen die Palästinenser die Aussage von Donald Trump. – Dieses Spiel mit dem Feuer, wird es nur inszeniert mit billigender Inkaufnahme des Todes weiterer Menschen, um von den Korruptionsvorwürfen gegen MP Netanjahu abzulenken? – Mögen Netanjahu und Trump für Sie wie Weihnachtsmänner wirken; die beiden handeln brutal genug, um keine Weihnachtsmänner zu sein, und darauf kommt es an. Möge den Saudis noch viel Schlimmeres durch den Kopf gehen; das aber kann doch nicht Grund genug sein, andere Brutalität weichzuwaschen in Ihrem Kommentar. – Der Frieden kommt nicht als Geschenk vom Himmel geflattert; er muß mit Durchhaltevermögen gewollt werden. – Möge das im Heiligen Land endlich von Jerusalem-West und Jerusalem-Ost auch von den Regierungen ohne Hätte, Wenn und Aber begonnen werden. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „»Ich dachte: Gute Idee.«“ von Sascha Chaimowicz

So wie Sasha Chaimowicz geht es vielen, und heutige jüngere Männer kommen zum selben Schluss wie er in seinem letzten Satz: dass er nicht jüdisch sei, das sagen nur die Rabbiner. Meine Studie (siehe Flyer unten) hat das auch für die Schweiz ergeben, vielleicht interessiert sich Herr Chaimowicz dafür. Die jüdische Allgemeine hat es leider “verschlampt”, wie sie sagte, das Buch zu besprechen und meinte, weil es letztes Jahr herausgekommen ist, es sei nicht mehr aktuell. Nun hat dieser Artikel das Gegenteil bewiesen, vielen Dank!
Madeleine Dreyfus: Ein ziemlich jüdisches Leben. Säkulare jüdische Identitäten im Spannungsfeld interreligiöser Beziehungen. Böhlau, Köln 2016 – Madeleine Dreyfus


Leserbrief zu „Die Drehtür-Republik” von Michael Meissner

Wird dies eine Fortsetzungsstory? Denn immerhin haben Sie eine Auswahl derer getroffen, die gestern Politiker waren und heute (aber vielleicht auch schon als Politiker) in der Wirtschaft zu finden sind. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „O Jerusalem” von Josef Joffe

So nun wissen wir es: Nicht Donald Trump ist der Zündler sondern König Abdallah I. hat Schuld. Man muss in der Zeitrechnung nur weit genug zurückgehen, dann findet man einen geeigneten Sündenbock oder die Rechfertigung für unverantwortliches Handeln (im Fall ganz Jerusalem als Hauptstadt der Juden sind es nur 3000 Jahre). – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Ringen um Haltung“ von Cathrin Gilbert

Sie mahnen Reformen des deutschen Fußballsystems im Sinne einer strengen Unterwerfung unter die Gesetze des Kapitals nach dem Vorbild des englischen Fußballs an. Abgesehen davon, dass es äußerst irritierend ist, wenn eine ZEIT-Redakteurin völlig unkritisch dem Kapitalismus zujubelt, als gäbe nichts besseres für die Entwicklung des Fußballs als den völlig unregulierten Verkehr von Kapital und Waren- ähhh, Menschen, zeigen Sie in diesem Artikel auch, dass Ihnen die Fußballkultur, die es in Deutschland in vielen Teilen der Gesellschaft gibt, völlig unbekannt und auch gänzlich gleichgültig ist. Der Konflikt geht nämlich im Kern darum, wem der Fußball gehört; den internationalen Investoren, also dem Kapitalmarkt oder uns allen.

Dass sich England traditionsgemäß für das Kapital entschieden hat ist nur zu erwarten. Nicht umsonst erfanden die Engländer den „Manchester-Kapitalismus“. In Deutschland gibt es hingegen ein Ringen um die Alternative zu diesem Weg, wie sich in der Fragestellung um die „50+1“ Regelung zeigt.

In Ihrem Artikel ist dieser Konflikt in seiner Schärfe und seiner Bedeutung für die Fußballszene leider frei von jeder Tiefe. Haben Sie in den letzten Jahren mal ein Spiel in einem Stadion in England verfolgt und sei es auch nur vor dem TV? Sicher nicht. Dort könnten Sie nämlich besichtigen wie es ist, wenn internationale Investoren aus „fußballbegeisterten“ Ländern wie Russland, China und den VAE gekaufte Traditionsklubs spielen lassen, in Stadien, die mit in- und ausländischen, still da hockenden Besuchern (der Begriff „Fans“ kommt mir hier nicht über die Lippen) auf 100,– € -Sitzen gefüllt sind. Ein trauriges Schauspiel.

Was, bitte schön, soll daran erstrebenswert sein? Waren Sie überhaupt einmal in einem Vereinsstadion in Deutschland und sei es auch nur bei Hertha BSC Berlin? Wohl kaum. Kaufen Sie sich ein Ticket, gehen Sie nur einmal hin, am besten an einem kalten, regnerischen Nachmittag, trinken ein paar Bier und essen eine Bratwurst, leiden Sie mit Ihrer Mannschaft und freuen Sie sich über ein erlösendes Tor mit Ihren Nachbarn. Und nach dem Spiel überlegen Sie sich, ob Sie dieses Erlebnis gerne an ein Arabisches Emirat für eine „Handvoll Dollar“ verkaufen möchten. – Stefan Schröder


Leserbrief zu „»Ich dachte: Gute Idee.«“ von Sascha Chaimowicz

Vielen Dank an Herrn Chaimowicz fuer seinen Artikel! Ein grosser Teil der vom Autor beschriebenen Orientierungslosigkeit ensteht aus der doppelten Bedeutung des Judentums als Religion und als ethnische Gruppe (Abstammungsnachweise, ausgerechnet in Deutschland? Ist das eine gute Idee?).

Der Autor geht darauf auch etwas ein und beschreibt zum Beispiel seine Veraergerung darueber, dass Rabbiner Langnas zwischem ihm (mit juedischem Vater und nicht-juedischer Mutter) „und einem Christen keine Unterschied machte“. Die rassistischen Untertoene sind hier unueberhoerbar, doch seltsamerweise scheint Herr Chaimowicz das Konzept der ererbten Religionszugehoerigkeit als solches ueberhaupt nicht in Frage zu stellen — er findet nur, es sollte sich auf beide Elternteile erstrecken, wie insbesondere im letzten Satz klar wird. Schade, es waere es wert gewesen dieses Thema differenzierter auszuleuchten. – Hagen Peters


Leserbrief zu „»Ich dachte: Gute Idee.«“ von Sascha Chaimowicz

Ich möchte mich aus tiefsten Herzen für Ihren ausgezeichneten und sehr persönlichen, reflektierten Artikel bedanken. Dieser Artikel hat mich sehr berührt, da ich bei mir einen jungen afghanischen Burschen aufgenommen habe, der selbst einer Minderheit angehört und dafür verfolgt wurde. Die Fragen der Religionszugehörigkeit, „gibt es überhaupt einen Gott“, „was macht mich aus“, „wo gehöre ich dazu und warum“, „muss ich leiden, weil meine Vorfahren gelitten haben“ sind Fragen, die mich und ihn im Alltag immer wieder begleiten. Zuletzt hatte ich ein Treffen mit einer Freundin aus Kärnten, die selbst Kärntner-Slowenin ist. Auch sie kämpft mit dem Gewissenskonflikt, ob sie ihr Kinder in die Montessori Schule geben soll oder doch ins slowenisch sprachige Gymnasium in Klagenfurt – ein Gymnasium, für das ihre Vorfahren zum Teil ihr Leben gegeben haben. Da ist einerseits mein Verständnis, dass man Tradition bewahren will, weil sie eben ein Teil der eigenen Identität ist und auf der anderen Seite diese Wut, über die Brutalität mit der man ausgeschlossen wird, wenn strenge Regeln nicht befolgt werden, – Religion und Tradition als Quelle von Leid, Hass und Krieg. Wie schön wäre es, wenn sich am Tempelberg Juden, Christen, Muslime und auch Atheisten die Hand geben könnten und einfach friedlich neben einander existieren könnten….. In diesem Sinne – es wäre toll, wenn Sie uns weiter an Ihrer Geschichte teilhaben lassen würden, denn sie kann Menschen ermutigen, die versuchen den Spagat zu schaffen, zwischen ihrer Tradition, ihrer Geschichte und der Offenheit für Neues! – Dr. Eva Pavelka


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Wieder einmal erliegt jemand der Versuchung der Schwarz-Weiß-Malerei, indem dem „barmherzigen Gott“ Jesu der „interventionistische(.) Willkürgott wie aus dem Alten Testament“ entgegengestellt wird. Dies zeugt leider nicht von guter Bibelkenntnis – weder des Alten noch des Neuen Testaments – sondern nur von kulturell tief eingegrabenen Vorurteilen, die leider vor allem in Presse und Medien immer wieder verbreitet werden. Ja, das Alte Testament deutet seinen Gott als einen Gott, der ins Weltgeschehen eingreift. Warum dies „interventionistisch“ zu nennen sei, leuchtet mir nicht ein. Dies als „die uralte Theodizee-Frage“ zu bezeichnen, ist jedenfalls Zerrbild und Verkürzung dieser Frage nach dem Verhältnis von Leid und Gott. Vor allem aber ist das Eingreifen Gottes niemals Willkür, auch ist sein Zorn nicht blind dreinschlagende Rache eines beleidigten Gottes, sondern ein Eintreten angesichts einer gestörten Weltordnung, um die Gerechtigkeit wiederherzustellen – ein Eintreten, das wir in der gegenwärtigen Ungerechtigkeit der Welt sogar begrüßen könnten. Zudem findet sich dieses Gottesbild (auch hierauf ist zu achten: in der Bibel finden wir Gottesbilder(!), nicht Aussagen von Gott selbst) so auch im Neuen Testament, z. B. „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Mt 10,34, vgl. Lk 12,49) oder die äußerst grausamen Bilder in der Offenbarung des Johannes. Gerade in einer Zeit, in der vermehrt Antisemitismus in Deutschland wahrzunehmen ist, muss auch bedacht werden, dass ein einseitig abwertender Vergleich eines vermeintlich gewalttätigen „Gottes des Alten Testaments“ gegenüber einem vermeintlich lieben „Gott des Neuen Testaments“ antijüdische Konsequenzen haben kann. Man könnte „den Juden“ ja dann vorwerfen, sie würden unbelehrbar an diesem „Willkürgott“ festhalten. Wer dieser Versuchung erliegt, landet geistig im Mittelalter. – Dr. Carolin Neuber


Leserbrief zu „Das Mädchen und das Kapital“ von Angela Köckritz

Ich bin froh, dass die ZEIT solche Themen aufgreift. Aber seit den verheerenden Bränden in Bangladesch hat H&M offenkundig nicht dazu gelernt- kein Schutz bei Krankheit, kein gerechter Lohn, keine Gesundheitsfürsorge, und : KEIN Brandschutz!!! Dazu hätte die Autorin des Artikels noch mehr recherchieren müssen. Ich hoffe, die Verantwortlichen bei H& M lesen diesen Artikel auch – und alle anderen Firmenchefs, deren Produktion moderne Sklavenhalterei ist. – Annette Sprenger


Leserbrief zu „Da haben sich zwei gefunden“ von Heike Buchter

Es gibt solche Fälle nicht nur mit Trump. Selbst Banker in verantwortlicher Position, der ich heute nicht mehr bin, kennt ähnliche Fälle und das nicht zu wenig. Ja, Heike Buchter, so läuft das bei uns. Das wird eine Aussenstehende nicht verstehen wollen, was ich gut nachvollziehen kann. Heute Freund morgen Feind. Das Ergebnis ist der alles entscheidende Faktor. Das geht nicht immer auf. Ohne Risiko läuft im Bankgeschäft gar nichts. Sie haben sehr gut recherchiert und für Sie und viele andere ist das ein Skandal. Die Arbeit der Deutschen Bank kann sich aber international sehen lassen. Sie ist heute zum international anerkannten Player aufgestiegen. Und das geht letztendlich nur mit Qualität. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Versuchung“ von Evelyn Finger

Die Formulierung dieser Vaterunser-Bitte hat schon meinen vor 30 Jahren verstorbenen Vater sehr bewegt. Deswegen bin ich auch sehr dankbar, dass das jetzt so breit besprochen und erklärt wird. Ein Bisschen wundert mich die Bemerkung von Papst Franziskus schon, dass diese Vaterunser-Bitte schlecht ins Deutsche übersetzt ist, weil er unlängst beim Besuch von Bundespräsident Van der Bellen in Rom gesagt hat, obwohl er in Frankfurt studiert hat, kann er nicht mehr gut Deutsch. Bei der Frage der Theodizee (2.Spalte oben): Wenn Gott die Welt nur erschafft und nicht mehr eingreift, dann ist die Folge ein nebulöser Pantheismus – Gott ist in allem, aber er ist kein DU.

Wie wir aber glauben, hat Gott tatsächlich eingegriffen, indem Gott-Sohn Mensch geworden ist mit allen Konsequenzen außer der Erbsünde. Aber Gott greift nicht ein wie ein „deus ex machina“!!! Gott handelt durch „Zweitursachen“: ER beruft Menschen und gibt ihnen eine (Lebens)Aufgabe und die dafür benötigten Talente. ER fragt sie implizit, ob sie bereit sind, diese Aufgabe zu übernehmen. Da es Ihm aber mit der Freiheit des Menschen ernst ist (ER will keine Hampelmänner), kann es sein und kommt auch vor, dass dieser Mensch mit seinen besonderen Talenten bewusst GEGEN Gott arbeitet. Das kann zu einer Katastrophe führen. (Das 20. Jh. hat einige Katastrophen erlebt). Dann wird früher oder später Gott Menschen zur Heilung der Nöte der Zeit schicken. Gott nimmt unsere Freiheit ernst – und deshalb kann der Mensch sich für das Böse entscheiden!!! Aus einer Homilie (Predigt) des hl. Bernhard von Clairvaux (Hom. 4,8-9: Opera Omina, Edit. Cisterc.4,/1966/,53-54)
„„DIE GANZE WELT WARTET AUF DIE ANTWORT VON MARIA.
Du hörtest o Jungfrau, dass Du empfangen und einen Sohn gebären wirst, nicht von einem Menschen – hörtest Du –
sondern vom Heiligen Geist. …
Da ist der Preis für unsere Rettung vorgeschlagen; wenn Du zustimmst, kommen wir in Freiheit. Alle sind wir vom ewigen Wort geschaffen aber wir fielen in den Tod; durch Deine schnelle Antwort werden wir wieder geschaffen und wieder zum Leben gerufen. … Öffne, o heilige Jungfrau, Dein Herz dem Glauben, Deine Lippen der Zustimmung, Deinen Schoß dem Schöpfer.
Da, der Ersehnte aller Völker klopft an Dein Tor. Ah! Wenn Du zögerst und ER fortgeht, wirst Du von neuem mit Tränen Den suchen, Welchen Dein Herz liebt! Erhebe Dich, laufe, öffne, erhebe Dich mit dem Glauben, laufe mit Hingabe zu Gott, öffne durch die Zustimmung. – Ich bin die Magd des Ewigen, sagt die Jungfrau, es geschehe an mir, wie Du gesagt. (Lk 1,38)““
Wir nehmen das Ja von Maria als selbstverständlich hin, aber sie hat gewusst, was ihr in der damaligen Gesellschaft blüht – mit der Steinigung der TOD! Außerdem, was sie vom Engel gehört hat, war in dieser Zeit, in diesem Milieu unsagbar – Kind des Allerhöchsten! Merken wir, welche Dramatik da drin ist? Und wir satten West- und Mitteleuropäer? – Karl Reinisch


Leserbrief zu „Abschied von unserem Vater” von Navid Kermani

In der ZEIT lese ich die Trauerrede des von mir im Grunde bewunderten Navid Kermani, die er bei der Beerdigung seines Vaters gehalten hat. Ich habe Vergnügen daran mir im Abgleich vorzustellen, welche Trauerrede bei meiner Beerdigung gehalten werden wird. N. Kermani charakterisiert seinen Vater als „unbändig“ willensstark, „das zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, oft für sich selbst, häufiger jedoch für das Wohl anderer, seiner Familie.“ Kermani schreibt weiter: „Ja, er konnte wütend werden, richtig jähzornig, das haben die Enkel nicht mehr an ihm erlebt…. (…) Aber er konnte auch unglaublich zärtlich sein …“. Ich hoffe/fürchte, ich werde solche Worte auch bei meiner Beerdigung hören. Wird in einer Trauerrede auf meine Person trotz der Betonung früherer Willensstärke und (jugendlichen) Eigensinns von meiner späteren Einsicht im Alter, „dass der Mensch eigentlich ohnmächtig ist, dass er nichts in der Hand hat.“, gesprochen? Das wäre nur Rhetorik. Denn schon als Student habe ich im „Handbüchlein der Moral“ von Epiktet gelesen: „Einige Dinge stehen in unserer Macht, andere hingegen nicht.“ In unserer Macht liegt alles, was Produkt unseres Willens ist.

Nicht in unserer Macht sind z.B. unser Leib, Krankheit und Tod. Dass ich im Alter religiös wurde und im Gottvertrauen Schmerzen und Leid im Krankenbett auf mich genommen hätte mit der Haltung „Es ist gut, was geschieht, Gott (müsste hier in Kermanis Trauerrede nicht Allah stehen?) sei gepriesen in egal welchem Augenblick.“, wird keiner sagen können, ohne zu lügen. Ich kann im Sterben bei bestem Willen nicht „Gott sei Dank!“ („Chodaya schokr“) sagen. „Schokre/Dank“ werde ich nur denen sagen, die mich pflegen und im Sterben begleiten. Ein wenn auch liebenswerter Aufschneider, ein Filou wie Navid Kermanis Vater war/bin ich jedenfalls nicht. Ich bin ein „Undankbarer“, ein „Ungläubiger“ (arab. koffär). Ich stehe allerdings als „Ungläubiger“ nicht anästhetisiert, also „taub, blind und stumm“ vor den so genannten „Zeichen Gottes“, also dem Liebesglück, dem Natur- und dem Kunstschönen. Hat N. Kermani nun Mitleid mit mir? Am Ende „ohnmächtig“ zu sein und „nichts in der Hand“ zu haben, ist erwartbar zu erwarten. „Müde, freundlich zum Abschied“ den Angehörigen zu winken, ist eine schöne Vorstellung, „ewige Auferstehung“ letztlich ungewiss. Außerdem: In welche ewige Welt möchte ein Sterblicher auferstehen? – Vinzenz M. Becher