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22. Februar 2018 – Ausgabe 9

 

Leserbrief zu “Schluss mit dem Zickzack” von Marc Brost und Peter Dausend

Die SPD befindet sich gerade auf wackligen Beinen. Sie benötigt nun eine Stabilisierung, bevor sie vollständig ins Trudeln gerät. Dazu muss sie den Wählern zeigen, dass sie fähig ist, die Probleme unserer Zeit zu lösen. Dies gelingt am besten in der Regierung. Zudem ist die Ausgangslage für eine Große Koalition heute weitaus besser als 2013. Die Kanzlerin ist geschwächt, sodass die SPD dem Koalitionsvertrag ihren Stempel aufdrücken und das wichtige Finanzministerium erobern konnte. Es wäre daher Wahnsinn, nicht zu regieren. Schließlich sollte auch bedacht werden, was im Falle der Verweigerung einer erneuten Großen Koalition geschehen würde. Da die Union eine Minderheitsregierung wiederholt ausgeschlossen hat, würden wohl Neuwahlen stattfinden. Und nach den neuesten Umfragen könnte die AfD dann zweitstärkste Kraft werden. Neuwahlen wären, wie Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann ausgeführt hat, daher „lebensgefährlich für die SPD“. Man kann daher nur hoffen, dass sich die SPD-Mitglieder für den Koalitionsvertrag aussprechen werden. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Bloß kein Zickenkrieg“ von Christof Siemes

so sehr ich den Sportlern und ihren Anhängern die Medaillenerfolge gönne – bedeutet die Medaillenflut nicht auch eine Inflation und damit Entwertung der Leistungen? Durch immer mehr Einzelwettbewerbe, Kombinations-, Staffel- und Team- wertungen werden die Spiele immer mehr aufgebläht, die einzelnen Titel immer weniger wert. Was man seit langem schon z. B. im Schwimmsport erlebt hat (Michael Phelps mit 28 olympischen Medaillen, davon 23 mal Gold!), voll- zieht sich nun auch bei den Winterspielen. Von der einen Goldmedaille, die etwa Armin Hary bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom über die 100m gewann, sprach (und spricht) man noch Jahrzehnte später. Hätten Marit Björgen oder Laura Dahlmeier in Pyeongchang nur eine einzige Goldmedaille errungen, wäre dies als große Enttäuschung verbucht worden. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Ich schätze Herrn Di Lorenzo als feinsinnigen, sensiblen Moderator der Sendung 3nach9 sehr. Seine Einschätzung im o.e. Artikel ist spannend zu lesen wie der gesamte erste Bund zur Lage der Nation. Es hat sich allerdings ein Begriff eingeschlichen, den ich äusserst bedenklich finde. Das ‚Auslaufmodell‘ – Er wurde bereits am Fernsehen für Angela Merkel verwendet, Herr Di Lorenzo benützt ihn nun für eine ganze Gruppe:  politische Akteure. Der Begriff stammt aus der Wirtschaft, wie wir alle wissen. Ich erlebe das als vollkommen unangemessen für Menschen. In Ihrer Zeitung wurde zu Recht heftig argumentiert gegen die Formulierung eines SPD-Politikers, der die Beziehung zu seiner Exfrau als nicht mehr auf Augenhöhe bezeichnete. Wenn ein Begriff wie ‚Auslaufmodell‘ in Ihrer Zeitung verwendet wird, wird er schnell zum gehobenen Allgemeingut werden. Peinlich, unangebracht. Geht nicht. Sprache ist sensibel. Journalismus verpflichtet. – Elisabeth Haag


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Die Analyse ist richtig und wohlfeil zugleich. Es wäre an der “Zeit”, einmal darüber nachzudenken, ob nicht das permanente Stakkato des rot-grün dominierten öffentlichen Diskurses, allen voran der ö-r Medien, der Mitte den inhaltlichen Boden entzogen und sie heimatlos gemacht hat. Die Politik war dabei allzu oft getriebene. Und die bisweilen aufschimmernde Selbstkritik jener Medien zB an der eigenen “Besoffenheit” bei der Willkommenskultur landet meist im Anhang. Die weitverbreitete Unzufriedenheit resultiert gerade daher, dass viele sich nicht mehr ernst genommen fühlen, ja, dass ihnen eine schön kolorierte Wirklichkeit präsentiert wird. – Christoph Schönberger


Leserbrief zu „Über Tiere und Empörung“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Dass die Raubtierdressuren in der Fersehübertragung vom Circus Monte Carlo rausgeschnitten werden, habe ich nicht gewusst. Ich finde dass eine Frechheit dem Publikum und den Zirkuskünstlern gegenüber. – Eva Wilde


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Was Herr Ulrich übersieht in seinem Plädoyer sind die berüchtigten “alternativlosen” Alleingänge der Kanzlerin. Den Atomausstieg etwa mit Fukushima zu begründen, war einer Naturwissenschaftlerin unwürdig, da hierzulande Erdbeben oder Tsunamis nur aus dem Fernsehen bekannt sind. Und von diesen Fehltritten gab es zahlreiche ( Grenzöffnung, Wehrpflicht … ), die uns noch hunderte von Milliarden kosten werden,wenn Merkel sich im Ruhestand sonnt. – Christoph Schönberger


Leserbrief zu „Komm rein, digga“ von Anita Blasberg und Lisa McMinn

Schon vor ein par Monaten war von Bushido (meiner Meinung nach viel zu) prominent die Rede. Es ging um persönliches aber (wenigstens entfernt) auch um musikalisches. Ich hatte mit dem Autor des Artikelts Kontakt, der mir erläuterte, dass Rap als Musikrichtung durchaus artikelwürdig sei (und gleichzeitig zugab, dass die drei (!) Artikel zu dem Thema in der damaligen Ausgabe vielleicht doch etwas viel waren). Nun gut. Warum geben Sie Bushido jetzt bereits wieder (und, wie ich lese, auf Ihre eigene Initiative) sowie völlig frei von musikalischen Hintergründen eine derartige Plattform? Gibt es keine anderen prominenten deutschen Künstler, die eventuell auch inhaltlich etwas zu sagen haben – und sei es zum Thema Nachbarschaft? Wem möchten Sie sich annähern? Der etwas jüngeren Leserschaft? Ich hoffe nicht, dass es rein um das Polarisieren der Leserschaft geht, das wäre dann leider nur unwürdiges Marketing. Um es mit adäquaten Worten des Musikgenres zu sagen: Noch so eine gnadenlos belanglose Homestory über ein spiessig gewordenes weisses deutsches Gangsta-Imitat und ich (sorry!) kotze. (Dieser Satz wäre dann auch mein Wunschzitat, falls Sie eines brauchen ;-) Und wenn es denn schon sein muss (und ich daraufhin ungern aber wild entschlossen mein Abonnement überdenke), dann fragen Sie doch nächstes Mal nach, wieso sich Musiker in Deutschland die Attitüde schwarzer nordamerikanischer Künstler aneignen und nichts eigenes zu Stande bringen oder was der gemeine deutsche Rapper und der vielzitierte Wutbürger gemeinsam haben … – Jörn Wagenbach


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

„Wer reanimiert die Mitte?“ fragen Sie? Eine dringend notwendige Reform unseres Wahlrechts reanimiert die Mitte, sonst gar nichts! Nicht 2018 und auch nicht irgendwann später. Unser Wahlrecht ist von den Gründervätern unserer Republik mit Absicht so angelegt, dass es reformierbar ist. Dass die 5% Hürde nicht eine ewige Garantie für eine stabile Regierungsbildung ist, haben sie damals auch schon gewusst. Nur der Artikel 20 Abs.2 GG ist unverrückbar. Und genau dieser unverrückbare Verfassungsgrundsatz wird jetzt bereits verletzt. „Alle staatliche Gewalt geht vom Volke aus.“ Mit alle sind die Legislative, die Exekutive und die Judikative gemeint. Die Spitze der Exekutive, also die Regierung, wurde aber so vom Volk nicht gewollt. Alle Umfragen unmittelbar vor der Wahl zeigten, dass die schwarz/gelbe Koalition auf dem 1. Platz stand, gefolgt von einer rot/grünen Koalition. Erst an dritter Stelle wollte das Volk die große Koalition haben. Da wir in einer indirekten Demokratie leben ist aber das Entscheidende, dass unsere gewählten Vertreter ebenfalls die Groko eindeutig nicht wollten. Wer wollte sie also dann? Welche Gewalt geht denn hier noch vom Volke aus? Wir laufen in Gefahr Gefangene unseres eigenen Regelwerks zu werden. Unser Wahlrecht befindet sich in einem Zustand der durch eine abstrakte Normenkontrol-Feststellung vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden muss. Sie, geschätzter Herr Lorenzo könnten die Bundesregierung und/oder das Parlament öffentlich zu diesem Schritt auffordern. Denn nur diese beiden Organe können eine Normenkontrol-Feststellung veranlassen. Aber unsere Abgeordneten denken bei eventuellen Änderungen der Spielregeln leider nicht immer nur an das Wohl des Volkes, sondern erst mal daran, ob Ihnen eine Veränderung persönlich nützt oder schadet. Von der Seite wird also ohne öffentlichen Druck gar nichts passieren. Es ist ja nicht so, dass es als Alternative zu unserem Wahlrecht nur noch das Mehrheitswahlrecht oder die Präsidialrepublik geben würde. Wir könnten ein farbenfrohes Parlament beibehalten, müssen aber einen Weg finden eine stabile Regierung zu installieren, ohne dass destruktive Parteien, die weder Regierungs-fähig noch –willig sind, sie verhindern können. Zum Beispiel durch Stich- oder durch Koalitionswahlen. Unsere Politikwissenschaftler und Staatsrechtler werden Möglichkeiten finden. Wir leben schließlich im Land der Dichter und Denker. Es gibt also keinen Grund apathisch wie Schafe in österreichische, italienische oder gar Weimarer Verhältnisse zu laufen. Die Überprüfung unseres bestehenden Wahlrechts durch das Verfassungsgericht wäre ein erster Schritt, der auch, wenn das Gericht keinen zwingenden Handlungsbedarf sähe, zumindest eine breite öffentliche Diskussion in Gang setzen würde. – Norbert Ludwig


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Ihr Chefredakteur hat schon wieder einen lesenswerten Artikel geschrieben. Nicht nur die Herzensbildung war ein Volltreffer auch der heutige Beitrag zeigt verdammt viel Verstand und Vernunft. Alle Baustellen sind aufgeführt, die die Bürger umtreibt. Das Geschachere um Posten hat zumindest der SPD nicht nur geschadet sondern war auch parteipolitisch ein Unfall, der kaum wieder repariert werden kann. Bei der CDU kennen wir zur Genüge den unverzeihlichen Fehler. Die unkontrollierte Einwanderung der Bundeskanzlerin und damit der ganzen Partei wird sie bis ans Lebensende verfolgen. Das hätte eigentlich zur Aufgabe des Amtes führen müssen; zumindest wäre ein Misstrauensvotum angesagt gewesen. Keiner hat sich aus der Deckung gewagt – aus Selbsterhaltungstrieb. Menschlich verständlich politisch ein Desaster. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Sie verlangen von mir eine „Radikalisierung ohne Radikalität der Gesinnung(Tugendhaftigkeit)oder gar der Tonlage, die sich rein aus der Sache(Politikverständnis)ergäbe. Sie verlangen damit etwas zu Verschärfen ohne Kraftanstrengung, Leidenschaft, Engagement und Vernunft  zur Wiederbelebung der „politischen Mitte.“ Die Mitte, das Fundament unserer Demokratie ???? Ich dachte es sei unsere demokratische Rechtsstaats-Ordnung mit dem Grundgesetz und Parlament. Welche Semantik kommt bei Ihnen zur Anwendung? Ihre Begriffswahl spricht dafür Bände:“Volkspartein“,“politische Mitte“, „Wähler der Mitte“, Verblassen der Mitte(Absturzgefahr)bei den Parteien, Linkskurs ,Linksschwenk“ .Das sind doch gleichsam reine Codierungen von Scheinproblemen und lenken nur von den echten Problemstellungen ab. Denn es gibt keine „Volkspartein“. Das Volk ist doch in der Demokratie der Souverän. Es braucht keine Parteilichkeit nur Interessen-Vertretung im Parlament in Form einzelner Gruppierungen. Die aber niemals für sich allein das ganze Volk repräsentieren können.(Anmaßung) Es gibt auch keine „politische Mitte“.Es gibt nur das Gesamtwohl (Amtseid)- Es gibt auch keine „Wähler der Mitte“. Nur Teilnehmer an Wahlen ,die ein Spektrum der Interessenlage dieser Wähler abbilden. Es gibt kein „Verblassen der Mitte“. die nicht mal definierbar ist , bzw falsch gedeutet wird.(siehe Leitartikel) Was bedeuten heute Linkskurs oder Linksschwenk ,wenn politische Leitkoordinaten /Profile längst verloren gegangen sind? Geschätzter Chefredakteur es geht hier nicht um Reanimation einer nebelösen Mitte oder gar jähen Absturz von Volkspartein. Es geht meines Erachtens um die semantische Verschrottung überholter/falscher Begriffe/Codierungen aus dem medialen Kuriositätenkabinett. Aristoteles grenzte die Mitte als Tugend von den Extremen ab. Darin sah es die Pflicht und Aufgabe jeden Politikers begründet. Er kannte keine Linken oder Rechten -Volksvertreter-nur Bürger. Und das war gut so. – Das zur Standortfestellung und Standortbestimmung. – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Durchblick schafft Vertrauen“ von Susan Djahangard und Uwe Jean Heuser

Sie schreiben, bei einer Umverteilung würde die obere Mittelschicht automatisch zu den Verlierern zählen, da die oberen 50% über 98% des Vermögens verfügen. Nun mal davon abgesehen, dass es leichter ist, vielen ein bisschen wegzunehmen und die Oberschicht zu schonen, als der Oberschicht etwas wegzunehmen, ist das durch Ihre Zahlen nicht gedeckt: Danach besitzen die obersten 10% Einwohner 60% des Vermögens, die nächsten 10% besitzen 17% (77%-60%), die 21. bis 50.Perzentilen besitzen 21% (98%-77%) und die 51. bis 100. Perzentilen besitzen 2%. Wenn man nun den reichsten 10% die Hälfte ihres Vermögens wegnähme (zum Beispiel durch eine stringente und wirksame und unvermeidbare Erbschaftssteuer) und dabei versehentlich noch ein wenig die nächsten 10% belastete, könnte die Verteilung beispielsweise so aussehen: die reichsten 10% hätten 30% des Vermögens, die nächsten 10% hätten 15%, die folgenden 30% könnten „einen durchschnittlichen Anteil“ von 30% haben und für die unteren 50% blieben immer noch 25% übrig. Dann hätte ein sehr reicher Bürger immer noch ca. 60x so viel wie ein armer. Dies ist ein reines Gedankenspiel – die reichen „Eliten“ wissen sich zu wehren. Es ist sehr schwierig, die Macht von Leuten mit viel Geld auf demokratische Weise zu zügeln. Die Grenzen zwischen Lobbyismus und Korruption sind fließend, und wenn Ministerien Fachleute „aus der Wirtschaft“ anstellen, um Gesetze zu formulieren, muss man sich nicht wundern, dass die Gesetze den Unternehmen nutzen, die diese Leute entsenden. Daher sehe ich das Reichtums – und damit das Machtgefälle durchaus als ein Problem für die Demokratie an. – Gudrun Carius


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Erlauben Sie mir, dass ich auf eine unhintergehbare Unterscheidung hinweise: Um etwa (A) von etwas anderen(B) unterscheiden zu können, sollte man jedoch bereits vor A von B unterschieden haben.Hier liegt doch die Paradoxie begründet. Denn um mit seiner Kritik anfangen zu können, muß man schon angefangen haben.Jeder Anfang,also jede anfängliche Unterscheidung(oder Ihr Vergleich),ist deshalb willkürlich  und unbegründbar. Warum  man so und nicht anders anfängt,warum man also mit seiner Kritk und nicht einer anderen Unterscheidung beginnt,dafür gibt es nur eine Bewährung ,aber keine Begründung.Ob die Unterscheidung oder Vergleich  gut gewählt war oder nicht,wird sich erst später erweisen können.(Erfolgskontrolle) Weil alle Erkenntnis nur durch Unterscheidungen zustande kommt und nicht durch falsche Vergleiche,als Fundament jeder Unterscheidung darstellt,sehe ich den Grund aller Erkenntnis nicht in irgendwelchen Prinzipien/Theorien über jemanden, sondern in Paradoxien allein. Sie sollten daher Ihre Kritik/Theorie über Merkel systembedingt von Prinzipien/Behauptungen auf Paradoxien umstellen.: Ob am Anfang Henne oder Ei war ,ist mir dabei herzlich egal. Ich empfehle Ihnen,Herr Ulrich, sich nicht auf die Suche nach dem Ei(„Loch“ als Funktion der CDU)zu machen.Aus dem nach Ihrer Aussage eine konservative CDU und „Macho-CSU“ angeblich entstanden sein soll. Sondern lieber echte Erkenntnis-Eier zu legen, und dann erst zu gackern. – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

in dem Artikel ist bei aller Recherche ein (Rück-)Fall in Ideologie und Manipulation festzustellen anhand des Fotos mit Christian Lindner und der Bildunterschrift „Darf man das – mit der AfD stimmen?…“ Es ist dabei völlig unberücksichtigt, um welche Abstimmung es sich handelte! Vielleicht war es ein Antrag der FDP, der „dummerweise“ von der AfD unterstützt wurde? Sollte in solch einem Fall die FDP gegen ihren eigen Antrag stimmen? Das ist doch absurd! Beenden Sie doch bitte Ihre Propaganda und nennen Sie Fakten, d.h. konkreter Tagesordnungspunkt (Antrag, der Linken, FDP…..) konkretes Abstimmungsergebnis usw. Es sollte mehr Sachlichkeit geben. Wenn es künftig um Krieg und Frieden geht, weil unsere Bündnispartner Trump und Erdogan den Präventivkrieg gegen Russland fordern, dürfen unsere Abgeordneten auch nicht einfach dafür stimmen, nur weil die AfD dagegen ist!!! Was ist denn das für eine komische Politik! Ich muss doch für etwas, was gut ist, stimmen können, selbst wenn „die Bösen“ es vorübergehend auch gut finden. Im Übrigen wäre es im Sinne der Stärkung des Bundestages, wenn es zu einer Minderheitsregierung käme. Dann müsste sich unsere Regierung immer wieder neu eine Mehrheit im Parlament suchen. Mit Ignoranz kommen wir nicht weiter. – Markus Mühlichen


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Da hat Peter Dausend aber mal wieder so richtig zugeschlagen! Ich erwarte eigentlich von der ZEIT, dass SACHLICH berichtet wird, also in der Art und Weise, dass ich am Ende des Artikels sagen kann: ich habe meine Kenntnisse erweitert. Diese Zeilen von Herrn Dausend triefen vor Polemik, völlig subjektiv. Oder habe ich den versteckten Witz einfach nicht wahrgenommen? Die Tatsache, dass die Herren der AfG Anzug und Krawatte tragen, kann man eigentlich nicht gegen sie auslegen, oder? Und dass die Fraktion größtenteils anwesend ist, auch nicht? Richtig überraschend war der Artikel allerdings nicht: leider. – Linde Schütte


Leserbrief zu „Zu kurz gedacht“ von Andreas Schleicher

Andreas Schleichers Replik auf Prof. Kliemes Kritik ist selbst „zu kurz gedacht“: Ja, PISA hat die soziale Ungerechtigkeit wieder zum politischen Thema gemacht. Aber dieses Verdienst liegt nicht an einer besonderen Qualität der Daten oder neuen Einsichten, sondern an ihrer Inszenierung als internationaler Bildungs-Olympiade. Die Fakten zur sozialen Auslese im deutschen Bildungssystem (auch in der DDR!) konnte man schon in vielen soziologischen Studien der 1970er, 1980er und 1990er Jahre nachlesen. Nur wurden die nicht so medienwirksam publiziert. Richtig ist: von anderen Ländern kann man lernen. Aber das tun wir spätestens seit den Experten-Gutachten des Deutschen Bildungsrats und den Länderberichten der OECD. Und dass noch mehr Testprogramme NICHT zu besseren Leistungen oder gar sozialer Chancengerechtigkeit führen, haben gerade deren Ergebnisse der letzten Jahre gezeigt. – Prof. Dr. Hans Brügelmann


Leserbrief zu „Freakadellen, bitte!“ von Florian Schumann

„Für die Umwelt wäre es ein Segen, wenn sie (die alternativen Hamburger) den Beginn einer neuen Ära des Essens einläuten würden.“ Dieser Satz ist undifferenziert, wenn nicht sogar tendenziös. Wenn wir unser Essverhalten am Wohle der Umwelt ausrichten wollten, müssten wir den tatsächlichen Resourcenverbrauch (Boden, Wasser, Luft und Energie) unserer Nahrung ermitteln. Es liegt auf der Hand, dass die Nutzung und damit der Verbrauch von Boden im Falle des Laborfleisches nicht erwähnenswert ist. Schon beim Wasser wird es komplizierter mit der Meßbarkeit, wie auch bei der Luft und erst recht beim Thema Energie. Teilweise gibt der Artikel Aukunft über die Resourssenintensivität des Laborfleisches (hier wird ein Hersteller zitiert, welcher sein Produkt im Vergleich zu“der Herstellung einer konventionellen Bulette“analysiert hat. Insgesamt verschwinden die Zweifel an der ökologischen und auch sonstigen Nachhaltigkeit jedoch in Nebensätzen des Artikels. Um den Ressourcenbverbrauch des Laborfleisches und auch das schon erwähnte Herstellerzitat einordnen zu können, muss man sich schließloch fragen, welche Form der Landwirtschaft und der Verarbeitung man denn als Vergleichsobjekt heranzieht. Der Ressourcenverbrauch in der konventionellen intensiven Tierhaltung ist nicht vergleichbar mit einer extensiven Form der Tierhaltung nach EU-Bio-Standard (geschweige denn Verbandsbio, wie Bioland oder Demeter). Wenn man auch die unterschiedlichen Formen der Verarbeitung miteinbezieht, wird die Analyse natürlich noch komplexer. Der Artikel bietet in dieser Hinsicht keinerlei Transparenz und vereinfacht sehr komplexe Zusammehänge. In der Agrarwissenschaft ist es üblich, die Nachhaltigkeit unterschiedlicher landwirtschaftlicher Systeme durch Nutzung der Währung MJ zu bewerten. Man stellt eine Input-Output-Analyse (wieviel Mj stecke ich rein und wieviel bekomme ich raus?) auf. Diesem Ansatz zugrunde liegt der Energieerhaltungssatz. Es gibt kein resoursseneffizienteres System als das landwirtschaftliche Nutztier, wenn es um die Umwandlung von MJ Sonnenenergie in MJ Energie in Form von tierischem Eiweiß geht. Extensive Weidehaltung belastet weder das Grundwasser, noch benötigen die Tiere energieintensiv hergestelltes Kraftfutter, geschweigen denn das Grünfutter energieintensiven synthetischen Dünger. Dass wir allein aus gesundheitlichen Gründen, unseren Energiebedarf nur zu einem sehr geringen Teil mit tierischen Produkten abdecken sollten, ist Allgemeinwissen. Die Tierhaltung (welche übrigens?… s.o.) wegen der schlecht ausfallenden Bilanz Landnutzung vs. MJ des Produktes Fleisch als pauschal ineffizient darzustellen, granzt an Meinungsmache. Zurück zum Wohle der Umwelt: Wenn wir feststellen, dass die Produktivität der extensiven Weidehaltung nicht ausreicht, um unseren kulturell bedingten Hunger nach billigem Fleisch zu stillen (es geht hier schließlich nicht um Ernährung, sondern um das Statussymbol Fleisch), wäre es dann nicht naheliegender, über den Weg der Kultur diesen Fleischeshunger zu kontrollieren oder umzuleiten, statt eine als ressourssenintensiv anzunehmende industrielle Lösung zu suchen? Lebensmittelindustrie bedeutet schließlich Zentralisierung, das heißt wir sind auch beim unabdingbaren Transport des Produktes mit Ressourcenverbrauch konfrontiert. Eine möglichst regional ausgerichtete Landwirtschaft steht, was die zurückzulegenden Wege zwischen Produkt und Verbraucher angeht, besser da. Letztendlich stellt sich die Frage: Haben wir als westliche Welt wirklich jahrtausendelang unsere Essenskultur trotz Hungersnöten, Epidemien, Kriegen, Klimakatastrophen, Emigration und anderen Hindernissen weiterentwickelt, um uns unsere primitive Fleischeslust durch den Genuß von Würmern zu stillen? Selbst wenn wir annähmen, es kämen zukünftig wirklich Menschen in den Genuss des Laborfleisches, die momentan an einer Unterversorgung an wertvollem Protein und Spurenelementen leiden: Worin besteht nochmal der gesundheitliche Mehrwert von Wachstumshormonen, Aromen, Konservierungsmitteln, Verdickungsmitteln, und anderen Zusatzstoffen, die anzunehmender Weise (oder wird in dem Artikel das Gegenteil beschrieben?) auch in diesem Industrieprodukt enthalten sein werden? Die europäische Gastronomiekultur strotzt vor vegetarischen und sogar veganen Hochgenüssen, weil Fleisch bis vor wenigen Generationen eine rare Zutat war. Laborfleisch stellt auf den ersten Blick die einfache Lösung eines Problems dar. Es wirft aber selbst auch neue Probleme auf, sei es beim Umweltschutz (Resoursseneffizienz), in der Wirtschaft (wieviele Familien leben momentan von der Flesichwirtschaft?), in der Gesundheit des Menschen (jeder Ernährungswissenschaftler bestätigt Ihnen, dass ein möglichst hoher Anteil an unverarbeiteten Lebensmitteln, mit dem Schwerpunkt auf Gemüse die gesündeste Wahl ist), in der Ethik (ist es wirklich besser, Tausend Würmer in einem Pattie á 150 g zu verspeisen, als mit einem Rind rund 300 kg Fleisch zu gewinnen?), oder wenn es um unsere (als hoch entwickelt angenommene) Kultur geht. Ich wäre glücklicher gewesen, wenn der angenommene Mehrwert für die Umwelt tatsächlich dargestellt und die anderen Aspekte in dem Artikel auch beleuchtet worden wären. – Andrea Gallotti


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Ihrer äußerst wohlwollenden Beurteilung der Bundeskanzlerin kann ich mich nicht anschließen. Noch weniger gefällt mir Ihre Methode der „Verteidigung der Kanzlerin gegen alle ihre Kritiker“. Sie greifen sich dabei fünf eher weiche und relativ abstrakte „Vorwürfe“ heraus, die angeblich „einer Emanzipation von Merkel derzeit besonders im Wege stehen“ und versuchen, diese Vorwürfe zu widerlegen oder zu entkräften. Da Ihr Artikel sich „gegen alle ihre Kritiker“ wendet, darf ich mich angesprochen fühlen. Da ich die aus meiner Sicht allzu freundliche und unkritische Haltung der ZEIT gegenüber Frau Merkel seit langem mit Bedauern verfolge und mit gelegentlichen Leserbriefen bedenke (Frau Hildebrandt, deren Artikel auf Seite 3 den Ihren ergänzt und die ich CC gesetzt habe, weiß ein Lied davon zu singen), möchte ich dazu auch Stellung nehmen. Um mich kurz zu fassen, werde ich einfach nur einige wenige konkrete Kritikpunkte auflisten, die ich gegen die Kanzlerin vorzubringen habe. Finanzen: Frau Merkel hat mit dem Duo Schäuble/Spahn zwei Personen an der Spitze des Finanzministeriums installiert, die – auch mangels einschlägiger fachlicher Kenntnisse – zugelassen haben, dass durch die Cum-cum- und Cum-ex-Transaktionen sowie die Shared Deals bei Immobiliengeschäften ein erheblicher Schaden entstanden ist. Hier rächt sich, dass man nach Ansicht von Herrn Schäuble für das Amt des Finanzministers im wesentlichen mit der Beherrschung der vier Grundrechenarten auskommt. Eine Steuerreform haben diese Herren erst recht nicht zustande gebracht. Dafür durfte Herr Spahn, wie schon in seiner Zeit als Gesundheitsexperte (Stichwort Pharmalobby), in dubioser Weise Nebeneinkünfte erwirtschaften. Verteidigung: Frau Merkel hat mit Guttenberg und von der Leyen zwei Verteidigungsminister berufen, die groß nur im Ankündigen und mit einem ausgeprägten Sinn für Inszenierungen und Selbstdarstellungen ausgestattet, fachlich in diesem in der Tat schwierigen Ressort aber völlig überfordert waren/sind. Muss man dem aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten zu dem von ihnen angerichteten Scherbenhaufem noch etwas hinzufügen? Digitale Infrastruktur: Hier gilt Ähnliches wie bei Finanzen. Das Pärchen Dobrindt/Bär hat eine ganze Legislaturperiode auf die Durchsetzung der PKW-Maut verschwendet und die „digitale Revolution“ komplett verschlafen. Auch das Bildungs- und Wirtschaftsministerium haben dieses Großprojekt nicht vorangetrieben – Frau Wanka war schon stolz, wenn sie einer Schule zur Anschaffung neuer Computer gratulieren konnte. Frau Merkel hat dieses fundamentale Versäumnis offenbar nicht einmal realisiert – kein Wunder, war sie doch vor kurzem noch der Ansicht, dass das Internet „für uns alle Neuland“ sei. Europa: Frau Merkel scheint den Brexit wie etwas Unvermeidliches hinzunehmen und sich mit den Details nicht weiter auseinandersetzen zu wollen. Es ist unverantwortlich, dass sie die Verhandlungen der EU und dem Franzosen Barnier überlässt. Nach dem Brexit schrumpft der Anteil der nördlichen Gruppe innerhalb der EU auf 30 Prozent, die mediterrane Gruppe wächst auf 43 Prozent. Die Folgen werden dramatisch sein – aber wen interessiert das schon? Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und bin mit den besten Grüßen aus Berlin. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Fahrverbot für alle: Es fällt schwer, zum Auto eine andere Beziehung zu pflegen als eine ausgeprägte Hassliebe. Individuell ist es fantastisch – aber kollektiv eine Katastrophe. Für den Einzelnen lassen sich Distanzen kaum kommoder überbrücken, als in einem (im besten Fall auch noch mit Leder ausgekleideten) Blech-Kokon. Doch für die Mehrheit, die nicht mit im Auto sitzt, sind es abertausende tonnenschwerer Projektile, die tagein tagaus durch unsere Straßenschluchten schießen. Geblendet von den Vorzügen der Automobilität haben wir den Autos die Herrschaft über den öffentlichen Raum in unseren Städten überlassen. Die grauen Asphaltbänder ihrer Straßen zerschneiden Wohngebiete und Grünflächen wie reißende Flüsse. Rollende Autos sind eine Bedrohung vor der Fußgänger gerne im Laufschritt flüchten. Eltern geraten regelrecht in Panik, wenn Kinder in die Nähe einer Straße geraten. Akustisch dringen Autos unablässig in unsere Wohnungen ein. Ist angesichts dessen die Debatte um die Luftqualität nicht nur die Spitze eines viel größeren Eisbergs? Müssen wir uns nicht eigentlich fragen, was Autos langfristig in unseren Innenstädten zu suchen haben? Man erlaube sich für einen Moment den Tagtraum von der autofreien Stadt. Man schaue aus dem Fenster und denke sich all die Autos weg. Wie viel Platz frei würde, für Bänke, Parks und Häuser, zum Zufußgehen, Fahrrad- oder Rollschuhfahren. Man denke an die Ruhe und an das neue Stadtbild, in dem die Menschen die Stadt zurückerobert haben… Die autofreie Stadt wäre eine Oase und schon bald wüsste keiner mehr genau, wie wir es eigentlich so lange mit den Blechmonstern in unserer Mitte ausgehalten haben. Auf Landstraßen und Autobahnen dürfen Autos dabei natürlich gerne weiterhin fahren. Sogar mit Dieselmotor, wenn es unbedingt sein muss. Den Verwaltern des Status Quo fallen sicherlich 1000 Gründe ein, warum das ein Traum bleiben muss. Doch Menschen haben schon weit größere Herausforderungen gemeistert. Und wer sagt, dass unsere Politik noch länger visionslos und langweilig bleiben muss? Es wird Zeit, dass wir uns wieder etwas trauen. – Lukas von Rantzau


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Ihre Analyse zur deutschen Medienlandschaft, gesendet auf Phönix zur „besten Sendezeit“ mit „garantiert hoher Einschaltquote“, nachts um ca. 0,30 Uhr, zu der Zeit war noch der Herr Gaug Bundespräsident mit seiner Lebensabschnittsgefährtin, – jetzt soll er den Spitzenplatz besetzen bei den Kosten der Bundespräsidenten a.D., waren Sie auf einem Forum und stellten vorsichtig und äußerst treffend fest, dass die Medien, und Sie schlossen ausdrücklich nicht die Zeitung Zeit aus der Bewertung aus, bei der Sie arbeiten, erschreckend gleichgerichtet sind in ihrer Berichterstattung. Ich nenne das Merkel-Masche, gut eintrainiert in DDR-Zeiten, was da heißt, es gibt keine politischen Ziele sondern nur den Machterhalt verbunden mit einem permanenten „Linksdrall“. Die eingangs genannte Feststellung von Ihnen in der Form zu dem Zeitpunkt, an dem Ort und unter den Umständen hat Sie für mich geadelt.(!) Da ist einer, der die „Innung Zeitung“ in Deutschland von der Innenseite genau kennt und das ausspricht, was jeder sehen und lesen muss und keiner wagt es auch nur anzudeuten, dass da was gefährlich aus dem Ruder läuft. Sowas kann ohne Übertreibung als Heldentat betitelt werden. Einer von 60 Millionen Wahlberechtigten. Ich werde mit der Annahme wohl nicht falsch liegen, dass Sie mit den Erfahrungen, die Sie bis heute gesammelt haben, weitere Feststellungen in der Form und unter den Umständen sich sehr gut überlegen werden. Vor diesem Hintergrund staune ich über den Satz unter Ihrer Überschrift. Die Substanz der sog. Volksparteien ist von Oben her isoliert und degeneriert worden. Da kennt und kämpft keiner mehr für die „olle Oma“, die Bezeichnung im positiven Sinn natürlich, die in Altenessen wegen echter Rentenarmut, – sie hat die Kinder zur Welt gebracht, er hat auf dem Pütt oder bei Krupp z.B. gearbeitet, Sie hat die Kinder in der Schulbildung begleitet und ohne Kindergeld versorgt bis zur Heirat und nicht in der Kita abgegeben zur Trennung von der Familie -, zur Tafel gehen muss und dort von dem 70%-Anteil Migranten aus der Warteschlange gedrängt oder einfach als Frau beleidigt, schikaniert und benachteiligt wird. Welche Mitte, welches Potential wollen Sie für diese geschilderte Merkel-Katastrophe reanimieren? Hier gibt es keine Leute mehr mit der Substanz, Erfahrung und Einstellung, wie sie z.B. ein Kettenraucher Schmidt hatte, der z.B. die Armut der Familien mit Kindern als ein Riesenproblem sah. Jetzt soll Deutschland nur noch reich sein. Angeblich. Mit Vollbeschäftigung. – Gerd Dörnemann


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Peter Dausend berichtet, wie aufgrund der starken Präsenz der AFD-Abgeordneten im Bundestag, sich der Arbeitsrhytmus der Abgeordneten der anderen Parteien verändert. „Nun sitzen sie Zeit im Plenum ab“ ist sein bemerkenswerter Kommentar zum Berufsalltag unserer Volksvertreter. Bisher habe ich dem Irrglauben angehängt, daß der Ortr, an dem Gesetze beschlossen werden und wo um gutes Regieren gerungen wird, derjenige ist, an dem Abgeordnete sich vorzugsweise befinden sollten um ihrer Arbeit nachzugehen. Ich gebe allerdings zu, daß mir angesichts der oftmals mehr als dürftigen physichen Beteiligung an Parlamentsdebatten, Zweifel an diesem Glauben gekommen sind. Nun frage ich mich, was denn daer Autor mit dem zitierten Satz ausdrücken will. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Handwerker haben’s auch nicht leicht“ von Katharina Hackendorf

Danke für diesen Klartext! Mich hat die Grafik „Umsatz ist nicht Gewinn“ sehr beeindruckt. Als kleiner Freischaffender frage ich mich schon lange, warum Arbeit, die der Staat ja angeblich förden will, mit 19 % MwSt belastet wird. Arbeitseinkommen wird über die Einkommensteuer ja nochmal gemindert. Und wenn ich mir von dem was übrig bleibt z. B. eine Semmel kaufe noch einmal. Also liebe Kolleginnen und Kollegen lasst uns lieber spekulieren, schwarzarbeiten, betrügen, hinterziehen. Das ist european Standart. – Oswald Baumeister


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Da deckt die Zeit mal wieder einen Arzneimittelskandal auf. Ein Haarwuchsmittel, das offensichtlich weltweit von hunderttausenden Männern eingenommen wurde, zerstört bei längerer Einnahme dauerhaft die Erektionsfähigkeit. Und die Nebenwirkungen sind seit langem bekannt und das Mittel wird trotzdem munter weiter produziert und von Ärzten verschrieben. Natürlich ist es ein Skandal, dass Ärzte ein Medikament verschreiben, wissend um die Nebenwirkungen und dass diese Medikamente von den genannten Firmen weiter produziert werden können. Ein Skandal ist hier m.E. vor allem das Verhalten der Ärzte, die aus ästhetischen Motiven ihrer Patienten heraus, diese Medikamente verordnen, ohne medizinische Indikation (nebenbei bemerkt: sollten hier Kosten für die Krankenkassen angefallen sein, würde ich eine Untersuchung auf Rechtmäßigkeit fordern). Der eigentlich Skandal ist m:E jedoch ein ganz anderer: Die völlig überzogene Eitelkeit vieler Männer, die glauben, mit schwindendem Haar oder gar mit Glatze nicht mehr sexy, nicht mehr begehrenswert zu sein und die alles Mögliche auf sich nehmen (sowohl finanzielle Belastungen als auch gesundheitliche Gefahren), um bloß nicht ihr volles Haupthaar zu verlieren. Was für eine erbärmliche, eingeschränkte Sicht auf erotische Anziehungskraft! Diese Männer schaffen doch erst den Markt für solche Medikamente – und dass Ärzte und Pharmakonzerne aus Profitgier oder welchen Gründen auch immer auf diesen Zug aufspringen, ist doch völlig klar. Der größte Skandal besteht doch darin, dass für die Entwicklung von Haarwuchsmitteln weltweit mehr Geld ausgegeben wird, als für die Forschung nach einem wirksamen Mittel gegen Malaria – eine Krankheit, an der jährlich weltweit 20 Millionen Menschen sterben! Welch ein Zynismus – und dann erscheint da ein Artikel in der Zeit, in der Männer darüber jammern können, dass sie wegen ihrer Angst, nicht mehr attraktiv zu sein, jetzt keinen mehr hochkriegen. Mark Müller könnte heute noch ein lustvoller und kein abgestumpfter Mensch sein, der jede Nacht erfüllender Sex hat, mit stolz geschwelltem Penis, hätte er sein dünner werdendes Haupthaar, oder gar eine Glatze, mit Selbstbewußtsein getragen. Und genügend prominente Beispiele von Männern mit dünnem Haar oder Glatze, die von Frauen als sexy bezeichnet werden, gibt es genug. Ich nenne hier nur mal Sean Connery, Yul Brynner, und, und, und… Warum also ein Artikel in der Zeit mit einem solchen Tenor? Vielleicht hilft an dieser Stelle ein Blick ins Impressum – eine lange, überwiegend männliche Liste von Redakteuren und Reportern, viele vermutlich in mittlerem bis fortgeschrittenem Alter, die morgens vor dem Spiegel stehen und mit Sorge und Angst nach ihren Geheimratsecken schielen. Etwas mehr Mut meine Herren, Haarverlust wird völlig überbewertet! Die Rubrik „Leserbriefe“ ist im übrigen eine der wenigen, die verantwortlich von einer Frau geführt wird – dadurch wächst meine Hoffnung, diesen Leserbrief in der nächsten Ausgabe der Zeit abgedruckt zu finden… Ich wünschte mir in Zukunft einen etwas schärferen Blick der Zeit-Redaktion auf die wirklichen Skandale dieser Welt. – Klaus Schnepf


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich ist zweifelsfrei ein hervorragender Journalist. Umso erstaunlicher ist seine ambivalente Haltung zu Angela Merkel. Ich meine mich zu erinnern, dass er in der Vergangenheit auch kritische Artikel über sie veröffentlicht hat – nun aber eine „Verteidigung der Kanzlerin“. Spielen hier auch „Hintergrundgespräche“ eine Rolle, die für den normalen Wahlbürger nicht zugänglich sind? Anmerkungen zu den einzelnen Punkten aus der Sicht eines normalen Wahlbürgers.

  1. Frau Merkel hat öffentlich vor der Herbstwahl verlautbart, „sie habe sich nach langem Ringen mit sich selbst entschlossen, dem Lande noch einmal dienen zu wollen“.  Keine Rede von Freunden, die sie noch einmal überzeugt haben.
  2. Frau Merkel hat schlecht verhandelt, aber nicht um die Unvernunft der anderen auszugleichen. Was wäre für sie die Alternative gewesen? Bildung einer Minderheitenregierung bzw. Neuwahlen.  Beide Alternativen hätten ihr die Chancen auf einen kontrollierten Abgang verbaut.
  3. Frau Merkel hat ihre Nachfolge nicht geregelt/doch geregelt. Wenn ich Bernd Ulrich richtig verstehe, meint er, dies sei nicht ihre Aufgabe. Im normalen Leben gehören Nachfolgeregelungen aber zu den wichtigen Aufgaben von Führungspersonal. Wieso eigentlich nicht im politischen Bereich, auch wenn es hier vielleicht schwieriger ist?
  4. Die eigentliche Schwäche der Kanzlerin ist nicht ihre Schwäche auf dem Gebiet des Diskurses. Nach meiner Auffassung ist ihre entscheidende Schwäche, dass sie keine zukunftsweisenden Strategien entwickelt hat. Entgegen der verbreiteten Meinung, als Naturwissenschaftlerin „denke sie alles vom Ende her“, hat sie bisher immer nur kurzfristig auf Entwicklungen reagiert.  Wo sind die langfristigen Perspektiven? Wenn andere Parteien dieselbe Schwäche haben, so ist dies keine Entschuldigung für Frau Merkel.
  5. Angela Merkel hat die CDU völlig entleert/zu sehr liberalisiert.  Wenn die CDU traditionsgemäß „an der Trauer über die  verlorene Welt des Gestern“ leidet, so hätte diese Erkenntnis Frau Merkel zu einer Reaktion bewegen können.  Hat sie aber nicht, somit ist dies auch ihr Problem. Warum hat sie als  Parteivorsitzende nicht eine Programmdiskussion angeregt? Abschließend noch eine kritische Anmerkung: Die Schlussfolgerung von Bernd Ulrich erinnert mich an die Antwort von vielen unserer älteren Freunde auf die Frage, ob Frau Merkel noch die richtige Kanzlerin sei: „Wer soll es denn sonst machen?“ – Klaus Grieshaber

Leserbrief zu „Freakadellen, bitte!“ von Florian Schumann

Sehr interessanter Artikel, aber: muss das immer mit diesem Klimablödsinn verbunden sein? Kann man sich nicht einfach mal auf die Fakten ohne den Ideologiekram beschränken. Blödsinn, weil einfach an den wirklichen Fakten vorbei geredet wird. Nicht die viele Landwirtschaft mit ihren Klimagasen ist das Problem. Das Problem ist die Überbevölkerung der Erde, und so lange keiner den weiteren Bevölkerungszuwachs in Frage stellt, nützt diese ganze Akrobatik mit Zahlen gar nichts, weil sich in Summe trotzdem alles eher verschlechtert. Landwirtschaft ist obendrein ebenfalls inzwischen international: das hiesige Zuviel an Schweinen und Rindern und deren Produkten wird ja nicht weggeworfen, sondern weltweit exportiert, umgekehrt werden andere Produkte, die hier nicht wachsen, importiert. Alles jeweils mit ein paar Nebenwirkungen (z.B. Gülle), über die man sich dann herrlich aufregen kann. Die EU-Bevölkerung schrumpft? Hervorragend! Das ist genau das, was die Erde wirklich braucht, und nicht Massenimport von Leuten, die mit 10 Kindern die falschen Verhältnisse weiter aufrechterhalten und deren zahlenmäßiger Wegfall in ihren Heimatländern nur um so schneller wieder aufgefüllt wird. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Klingt nach Ärger“ von Stefanie Flamm

Mir ist nicht ganz klar wie man annehmen kann dass es auf dem Land lautlos zugeht. Aber vielleicht denkt ein Autohändlerhirn nur in Modellreihen und im Bereich der technisch machbaren Möglichkeiten. Nun gibt es noch keine leise summenden Roboterkühe, aber vielleicht immer noch kreativere Wege als vor Gericht zu ziehen und das ganze Dorf gegen sich aufzubringen. Ich hätte anstelle des Herrn die Dame in mein Haus eingeladen und ihr ein paar formschöne Porsche-Anhänger mit GPS Sendern nebst einem Smartphone und Tracking App geschenkt. Vielleicht ist es dafür noch nicht zu spät – jetzt müsste er nur noch ein paar mehr Gäste einladen. – Christian Hausherr


Leserbrief zu „Filterblase mit hohem Esprit“ von Alexander Cammann

Ein sehr irritierender Artikel, wie überhaupt das ganze Feuilleton in dieser Woche verstörte. Nichts gegen Helmut Lethen, um das gleich vorneweg zu sagen. Was versucht der Artikel aber zu suggerieren? War das typisch für 68? Ist es das, was von 68 heute geblieben ist, repräsentiert durch einen agilen, charmanten, unheimlich gut aussehenden Endsiebziger mit natürlich halb so alter Ehefrau, einstmals Leutnant i.R. und Maoist? Was ja Lethens Privatsache ist, aber warum werden einige Fakten so betont? Fehlen darf auch nicht der Hinweis auf (den laengst widerlegten, damals ideologisch motivierten) Vorwurf, Adorno habe Benjamin manipuliert. Und wenn schon von Lethens neuem Buch gesprochen wird: wieso keine Frage, was Gründkens, Furtwängler und Sauerbruch, die Opportunisten, mit dem tatsächlichen Nazi Carl Schmitt, der damit ja rehabilitiert erscheint, verband? Irgendwie alles typisch (neu-)deutsch? Wieso beiläufig den Opportunisten Benn mit dem schlaueren Jünger, mit dem Benn aus guten Gründen nichts zu tun haben wollte, in einen Topf werfen? Wo liegt die alles verbindende Linie? Typisch alles für den neuen deutschen Liberalismus, wie er ein paar Seiten zuvor konstatiert wurde? – Prof. Dr. Michael Dallapiazza


Leserbrief zu „Komm rein, digga“ von Anita Blasberg und Lisa McMinn

mit Vergnügen las ich Ihren Artikel über die verschiedenen nachbarschaftlichen Verhältnisse in der letzten Ausgabe. Insbesondere beim Lesen des Interviews mit Bushido und seinen Nachbarn kam ich auf die Idee, ob man nicht genau so die großen Konflikte der Welt lösen könnte. Zwei Parteien, die gegenseitig viel Vorurteile haben, sich jedoch trotz geografisch größter Nähe nicht kennen (wollen!), lädt man zum lockeren Treffen ein. Man vereinbart dann mit einer neutralen, unparteiischen Zeitung ei Treffen mit Kaffee und Kuchen oder was auch immer, beispielsweise zwischen Israelis und Palästinensern, und tauscht sich einfach mal aus. Ich glaube tatsächlich, dass sich Probleme so leichter lösen lassen. Und Ihren Autor, der über der Wohnung des 85jährigen hin und wieder laute Parties feiert, möchte ich doch bitten zukünftig etwas mehr Rücksicht zu nehmen, dieser freundliche ältere Herr hat es verdient. – Ralf Lehmann


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Vielen Dank für diesen sachlichen und konstruktiven Artikel. Beim Lesen der letzten Ausgaben hatte ich schon Bedenken, DIE ZEIT hätte nur noch Lust auf Untergang, Sturz und Kanzlerindämmerung. Auch wenn man nicht zu den uneingeschränkten Bewunderern von Frau Merkel gehört, sollte man vielleicht zu Kenntnis nehmen, dass sich ein Scheitern derzeit eigentlich niemand wünschen kann. Ein vorzeitiger Rücktritt würde Frau Merkel persönlich sicher weniger schaden als dem Land und den demokratischen Parteien, nicht nur der CDU. Es steht schlicht niemand im Startloch, die Kanzlerschaft zu übernehmen. Man kann doch nicht jemanden ins Kanzleramt hieven, der außer ein paar kritischen Sprüchen noch nichts vorgewiesen hat. Der Slogan „ein weiter so kann es nicht geben“ ist noch kein Konzept für die Zukunft. Wir werden uns sicher noch in die Zeit zurücksehnen, in der das Land von einer Person geführt wurde, die in (fast) jeder Situation die Nerven behalten hat. Das ist nicht nur eine Stilfrage. – Karlheinz Martin


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Es ist interessant, dass Ulrich mit keinem Wort Merkels Ursünde d.h. ihr verfehlte Migrationspolitik erwähnt, die das a und o des CDU-Verfalls ist. – Marek Pelc


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Giovanni di Lorenzo erinnert an die Zeiten, als sich eine Mehrheit der Deutschen mit Regierungen der Mitte identifizieren vermochte – „eine Mehrheit, die sich weder mit rechten Miesepetern und Krakeelern noch mit linken Ideologen je anfreunden konnte“. Ich erlaube mit hier etwas zu widersprechen: CDU und SPD waren auch deshalb Volksparteien, weil sie das selbstauferlegte ideologische „Reinheitsgebot“ weniger streng auslegten als heute. Nationalistische Krakeeler bei den einen und Stamokap-Kommunisten bei den anderen fanden unter ihren Flügeln Platz. In der Regierung Kiesinger saßen sogar ehemalige NSDAP-Mitglieder und ein früherer Kommunist (sowie ein Emigrant) gemeinsam am Kabinettstisch. Darüber kann man sich heute nur noch wundern. In ihrem Abgrenzungseifer übersehen die Parteien zudem die Binsenweisheit, dass ein Staat unliebsame Bürgerinnen und Bürger nicht wie ein Unternehmen Beschäftigte entlassen kann und sie dann los ist. Sie sollten sich deshalb fragen, ob es für das Gemeinwesen und für sie nicht besser wäre, sich parteiintern mit Vertretern extremer Auffassungen auseinanderzusetzen, als diese zu ächten und an den gesellschaftlichen Rand zu schieben mit unkalkulierbaren Folgen. – Dr. Hans-Peter Basler


Leserbrief zu „Jesus war Jude, einer von uns“ von Amoz Os

Herzlich Dank, dass Sie Amos Oz an einen der wichtigsten Beiträge zur Leben-Jesu-Forschung erinnern lassen! „Jesus von Nazareth“ von Dr. Joseph Klausner. Ihren Beitrag ergänzen sollte allerdings der Aspekt, dass dieser Meilenstein gegen Fanatismus seit der zweiten Auflage 1934 in Deutschland bis heute nicht nachgedruckt wurde und so auch nicht nachgelesen werden kann – obwohl und gerade, weil es jeder Theologe und Interessierte gelesen haben sollte. So viele Bücher mit JESUS im Titel sind Toastbrot, hier gäbe es Schwarzbrot. Auch wenn Klausner die Schriftrollen von Qumran noch nicht kannte, welche sein Gesamtbild abrunden, sollten wir, sollten Sie fragen: Warum wird dieses Buch nicht nachgedruckt? Fehlt es an Mut? Der sei dem Patmos Verlag zu wünschen. – Lars Dittner


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Die Umrüstung von Dieselautos mittels Harnstoff kostet Geld, das die Automobilkonzerne nicht bezahlen wollen. Eigentlich könnte die Politik sie dazu zwingen. Wenn ich beim Tischler einen Tisch anfertigen lasse und die Tischplatte verzieht sich, dann schreibe ich eine Mängelrüge und verlange nach § 437 BGB Mängelbeseitigung oder Schadensersatz. Notfalls erzwinge ich dies per gerichtlicher Klage. Wenn das gegenüber dem Tischler möglich ist, dann müsste es erst recht gegenüber den Automobilfirmen möglich sein, zumal da auch noch Betrug im Spiel ist. – Dr. Peter Dodel


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Erodiert ist die politische Mitte während der Griechenlandkrise, zerrissen aber auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle! Nach Gutdünken, Gutmenschen- und Gutsherrenart hat sie Gesetze mißachtet, die sie selbst einst erlassen hat: Dublin?- Eine irische Stadt! Dauerhehler von Schleuserbanden?- Moralisch geboten! Unkontrollierte Landesgrenzen und Flüchtlingsströme?- Unserer Weltoffenheit geschuldet; Willkommenskultur auch für Kriminelle und Terroristen! Asylgesetze, von den Müttern und Vätern des Grundgesetzes verfaßt zu einer Zeit, als es um die Aufnahme politisch Verfolgter aus kommunistischen europäischen Staaten ging, niemand sich eine Völkerwanderung aus Asien und Afrika vorstellen konnte: nicht einmal sie werden konsequent angewandt, wenn Abschiebungen dringend geboten sind! Stattdessen: Familiennachzug und -nachwuchs für neue Parallelgesellschaften, mit neuen ethnischen und religiösen Konflikten! Stattdessen: beschwichtigende Hohlphrasen wie: „Wir schaffen das!“- und schaffen was? Worthülsen wie „Integration“- paradox, wenn ein deutsches Schulkind in eine Klasse Immigrantenkinder „integriert“ werden soll; wie „Heimat“, wo künftig der Somali statt des Friesen die Schafe auf dem Deich zählt, während das afghanische Kopftuchmädchen statt Heidi den Käse in der Sennhütte rührt – sie sollen kaschieren: unseren Kontroll- über unseren Werte- bis hin zu unserem Identitätsverlust! Der politischen Mitte fehlt der Mut, ihrem Wahlvolk ein realistisches Bild von Deutschlands Zukunft zu zeichnen; sie verharrt in Agonie und schweigt, während Frau Merkel die nationalen Restposten abwickelt und noch in ihren letzten Tagen im Amt das globale Deutschland vollendet – inmitten all der kleinkarierten europäischen Nationalstaaten! Danach verabschiedet sie sich zufrieden in den Ruhestand – in ihre multikulturelle, polyglotte Uckermark! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Das Dossier von Anne Kunze habe ich als seit fast zwanzig Jahren tätiger Psychotherapeut mit gemischten Gefühlen gelesen. Zu begrüßen sind der Mut und die Offenheit, mit denen Thorben Weber und die anderen sich geäußert haben. Sexuelle Schwierigkeiten werden in den allermeisten Fällen schamhaft verschwiegen, die Betroffenen fühlen sich stigmatisiert und ausgegrenzt, ziehen sich zurück, manche entwickeln Depressionen. Diese Reaktion ist verständlich, weil Sexualität immer noch ein mit Tabus behafteter Lebensbereich ist – erst Recht, wenn es darum geht, über Schwierigkeiten zu sprechen. Gleichzeitig wäre der Mut zur Offenheit die Grundlage dafür, nach oft vorhandenen Hilfsmöglichkeiten zu suchen. Hier ist eine begrüßenswerte Botschaft des Dossiers: Es gibt andere – auch junge – Menschen mit sexuellen Problemen. Nun wurden die sexuellen Probleme der im Artikel genannten Männer von einem Medikament verursacht, sind organischer Natur. Und hier wäre wichtig zu ergänzen: Sexuelle Schwierigkeiten haben sehr oft psychische Ursachen und hängen zusammen mit wenig hilfreichen Einstellungen zur Sexualität oder auch „sexuellen Mythen“. Solche Mythen stellen ein Zerrbild von vermeintlich normaler Sexualität dar, das unter erheblichen Druck setzen und Versagensängste schüren kann. Hierfür finden sich in Ihrem Text, so ganz bestimmt nicht beabsichtigt, einige Beispiele. Sie führen den Grafikdesigner Mark Müller an, der sich vor Beginn seiner sexuellen Schwierigkeiten, voll sexuellen Verlangens in den Mittagspausen über das Internett zu Stelldicheins verabredete. Ein verunsicherter Mann kann hierin den Mythos bestätigt sehen: „Ein echter Mann kann und will immer.“ Weitere Mythen lassen sich am Beispiel des Lehrers Thorsten Weber festmachen: „Ohne Erektion ist alles nichts.“, oder: „Wenn es im Bett nicht mehr klappt, wird meine Partnerin mich verlassen.“ Solche Annahmen mögen in bedauerlichen Fällen zutreffen – sehr häufig allerdings sind sie ein wesentlicher Teil des sexuellen Problems. Ein Mann, der das Ausbleiben oder Nachlassen seiner Erektion als Katastrophe erlebt, wird beim nächsten sexuellen Kontakt ängstlich beobachten, ob „es“ wieder passiert – wodurch sich die Wahrscheinlichkeit für erneute Erektionsschwierigkeiten deutlich erhöht, weil Angst und Erektion sich nicht gut vertragen. Es entsteht ein Teufelskreis aus sexueller Versagensangst, fortgesetzten Erektionsstörungen und schließlich der Vermeidung sexueller Situationen. Was für viele angesichts der sexuellen Mythen leicht zu verunsichernde Männer wichtig wäre zu wissen: Gelegentliche Erektionsschwierigkeiten sind weit verbreitet, völlig normal. Viele Frauen reagieren verständnisvoll, wenn die Lust mal – oder auch öfters mal – ausbleibt oder zwischendurch versiegt. Nicht jeder Mann ist ständig auf der Suche  nach der nächsten sexuellen Gelegenheit. Und Sexualität ist mehr, als Erektion und Geschlechtsverkehr. Oder, nach dem amerikanischen Sexualtherapeuten David Schnarch: „Potenz beginnt erst da, wo die Erektion aufhört.“ Lustlosigkeit, Erschlaffen, Langeweile, Frustration sind ebenso Teil des durchschnittlichen sexuellen Erfahrungshorizontes wie die – viel selteneren – exstatischen, leidenschaftlichen Erlebnisse. Sich das zu verdeutlichen kann helfen, bei Schwierigkeiten gelassener zu bleiben, offener über Sexualität zu sprechen und sich bei hartnäckigen Schwierigkeiten professionelle Hilfe zu holen. Sexuelle Probleme sind weit verbreitet und meist behandelbar. Und es gibt viele Beispiele für Betroffene, die selbst bei fortgesetzten Schwierigkeiten einen Weg gefunden haben, Partnerschaft und Sexualität erfüllend zu leben. – Thomas Miebach


Leserbrief zu „Das Band zerreißt“ von Andreas Reckwitz

es war alles abzusehen. Wer nicht ganz außen vor lebte, der hat die Wandlung schon spätestens in den 90er Jahren kommen sehen. In Deutschland hat Schrôder als Erster erkannt, daß die SPD wie die angelsächsischen Demokraten, in die Mitte rücken müssen. Die SPD-Wähler waren zu „dumm“ um das zu verstehen. Ihr Autor vergisst dabei, die Partei in Amerika oder England  hat nichts gemein mit unserer SPD. Das sind Demokraten wie die Republikaner auch und keine Sozialdemokraten. Die Wissenschaft in Europa hatte in den 60er Jahren großen Wert auf das Wort „Sozial“ gelegt. Das war auch richtig so. Heute würde die Wissenschaft darauf nicht mehr bestehen. Wenn ich jetzt wieder höre, die SPD muß wieder linker werden, dann fällt mir dazu nur wenig ein. Diese Menschen gibt es nur noch vereinzelt. Ich lebe in NRW. Im Ruhrgebiet gibt es diese Wähler noch. Die  letzte Landtagswahl hat aber auch gezeigt, daß das Wählerpotenzial weniger wird. Viele haben auch nur aus Gewohnheit die SPD gewählt. Die Medien haben zwar viel Reklame für die SPD gemacht. Aber der Ruf der Medien ist genauso ramponiert wie der, der etablierten Parteien. Sie sind damit nicht gemeint. Wir haben über 300 Tageszeitungen, ich frage mich ohnehin wie die alle existieren können, die schätzungsweise circa 80% dem linken Parteienspektrum zuzurechnen sind. Das wird in Deutschland leider nicht thematisiert. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Der Bürger will heutzutage eine Politik die sich an den gegeben Umständen orientiert. Um es einfach auszudrücken. Irgendwelche Ideologien haben keine Konjunktur mehr. Die Politologen würden das natürlich ganz anders sehen. Die Pragmatiker werden in Zukunft das Rennen gewinnen. Wie Sie richtig schreiben, die Zukunft in Europa wird nicht mehr durch Ideologien bestimmt. In Deutschland wurden die Konservativen ständig als Populisten und schlimmer noch als Nationalisten verteufelt. Das war schicker als Heimattreu. Der Präsident der Freien Universität, Berlin Dieter Lenzen hat das als gewollt hingestellt. Das sollte alles an die Nazizeit  erinnern. Bayern hat bei Ihren Kolleginnen und Kollegen einen schlechten Ruf, obwohl es auf fast allen Feldern das erfolgreichste Bundesland ist. Nicht nur im Fußball. Daran erkennt man die ganze Verlogenheit der Medien. Nach Oesterreich werden auch noch andere europäische EU-Länder folgen. Alles nur eine Frage der Zeit. Ob die Kontrolleure in Brüssel und Straßburg das kapiert haben, bin ich mit mir im Zwiespalt. Klar ist für mich nur; wenn Europa zusammengeführt werden soll, dann muss das von den Staaten ausgehen und nicht von Brüssel. Aber das wird viel Zeit brauchen. Die Vertreter in Brüssel müssten auch abgelöst werden. Dort gibt es kaum Politgrößen die in Zukunft schauen können. Das muß man als Politiker aber können. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Hallo Nachbarn, kennen wir uns?“

Mit dem Titelthema der Ausgabe 9 hat sich die ZEIT selbst sehr genau beim Wort genommen und damit die von der Leserschaft oftmals verschmähte Rubrik „Z – Zeit zum Entdecken zweifellos aufgewertet. In der Tat und im eigenen Interesse, mit Menschen, mit denen wir eine räumliche Nähe teilen (müssen), sollten wir uns möglichst objektiv und unvoreingenommen auseinandersetzen. Nur wer seinen Nächsten kennengelernt hat, kann ihn besser beurteilen und verstehen. Ob daraus dann auch die wünschenswerte bessere Verständigung oder gar eine Freundschaft erwächst, steht freilich auf einem anderen Blatt. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Hund, Katze, Troll“ von Peter Dausend

man braucht keinen Blick ins Melderegister zur Prüfung von Personendaten. In anderen ähnlich relevanten Bereichen des täglichen Lebens ist es üblich, dass man bei einer Anmeldung seine Daten verifizieren muss, beispielswise bei persönlicher Anmeldung durch Sichtvorlage des Personalausweises, bei schriftlicher Anmeldung durch eine Fotokopie desselben. Das scheint bei Aufnahmeanträgen von Neumitgliedern bei der SPD nicht zu geschehen, wenn man den Zeilen Ihres Artikels Glauben schenken darf. Diese fatale Ahnungslosigkeit zeugt ein weiteres Mal vom desolaten Zustand bis in die tiefsten Gliederungen der SPD. – Jürgen Feldhahn


Leserbrief zu „Komm rein, digga“ von Anita Blasberg und Lisa McMinn

Mit dem Artikel „Komm rein, Digga“ in der letzen Ausgabe stellt sich für mich die Frage, ob ich das Abo kündigen soll. Was ist von der Darstellung von Ferchichi alias Bushido als Nachbar zu halten, mit Foto auf der ersten Seite, wenn man schon etwas von seinem Hintergrund und seinen Connections durch die Presse mitgekriegt hat? Braucht er Werbung, ein neues Bild in der Öffentlichkeit als guter Nachbar und Familienmensch und lässt sich dabei von Ihnen unterstützen? In solchen Zeiten wie heute, in Deutschland und im Ausland, ist der Fokus auf diese Themen mit solchen Persönlichkeiten, ganz unangebracht. Und bedenklich. – Daniele Resta


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Danke für Ihren Artikel zur Besonnenheit und Ihren Hinweis, Deutschland sei bisher erfolgreich von der Mitte her regiert worden. Ich finde diesen Hinweis in Zeiten anscheinender Radikalisierung wichtig. Erlauben Sie mir bitte dennoch, auf zwei Probleme hinzuweisen, die mir Ihr Artikel bereitet: Was genau ist die „Mitte“, also wann wird, nach Aristoteles, aus Tapferkeit Tollkühnheit bzw. Feigheit? Bestimmt dies, mein zweites Problem, eine Mehrheit? Meiner Erfahrung nach hat die Mehrheit nicht unbedingt die Interessen der Mehrheit im Sinn, etwa aus Unkenntnis nicht. Ihr Hinweis auf die Flüchtlingspolitik ist für mich da ein Beispiel, die Haltung der deutschen Bevölkerung zu ihrer eigenen Geschichte, wie sie bis in die Mitte der Siebziger vorherrschte, ein anderes. Erschwerend kommt für mich hinzu, dass der Begriff der „Mitte“ veränderlich ist. Wenn ich mir beispielsweise Keynes Vorschläge zur Wirtschaftsregulierung ansehe, würde ich ihn heute eher in der Linken vermuten, aber nicht in der liberalen Mitte, wie er sich seiner Zeit selbst gesehen hat. Kurzum: Muss die SPD vielleicht deutlich nach links rücken, um in eine Mitte zu gelangen wie es sie einmal gab und zu deren Zeit im westlichen Europa sichtlich mehr soziale Gerechtigkeit herrschte? – Christian Buzuk


Leserbrief zu „Macht die Festanstellung faul?“ von Astrid Herbold

Im Untertitel der o.a. Veröffentlichung heißt es: „Jeder zehnte Arbeitnehmer ist befristet angestellt; bei den Nachwuchswissenschaftlern sind es sogar über 90 Prozent….“ Damit erzeugen Sie auf den ersten Blick den Eindruck, der Leser habe eine ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit einem Thema zu erwarten, das leider allzu oft unter den Teppich gekehrt wird, zumal die Größe der Überschrift und die Vorrangstellung unter der Rubrik „Chancen“ zumindest in Richtung einer echten Debatte deutet. Die in der Bundesrepublik einzigartige ausweglose Lage der meisten Nachwuchswissenschaftler wird in der Tat nur extrem selten in den Medien thematisiert – die Zahl der Betroffenen  Menschen scheint wohl zu klein  – die langfristigen Auswirkungen auf Forschung und Lehre betreffen aber alle Studierenden und sind in ihrer Brisanz zwar absehbar, können aber immer noch mithilfe einer gleichgültigen, wenn nicht sogar willfährigen Presse, verschwiegen werden. Sie haben mit der Überschrift die Hoffnung geweckt, eine ernsthafte Debatte anzustoßen, aber die Veröffentlichung derart banaler Zufallsmeinungen (Selbstständigkeit z.B. hat in dem Zusammenhang überhaupt nichts zu suchen) erweckt den Eindruck, als hätte eine Oberstufenpraktikantin die Aufgabe erhalten, schnell noch etwas leeren Raum zu füllen.  Ernst zu nehmender Journalismus sollte denen dienen, die von den Entscheidungen der Regierenden abhängig sind. Die befristeten Anstellungen in der freien Wirtschaft tragen wesentlich dazu bei, die Gewinne derer zu erhöhen, die allein von der Gewinnabschöpfung fürstlich leben – dazu gehören auch ausgemusterte Politiker in den Aufsichtsräten. Die befristeten Anstellungen im Hochschulbereich werden mitunter Mit einer erhöhten Produktivität begründet – ausgerechnet von jenen, die sich selbst höchst komfortabel abgesichert haben.  Unsere Politiker demonstrieren damit, dass ihnen hohe Studierendenzahlen wichtig sind, solange ihr Studium nicht viel kostet. Gute Forschung und Lehre brauchen in der Regel auch einen langen Atem, den aber hat niemand, der lebenslang nach wenigen Monaten allein aus Sparzwängen vertrieben wird. Ich bin entsetzt, dass DIE ZEIT dieses für viele Wissenschaftler aber auch für die Studenten existentiell wichtige Thema so oberflächlich abhandelt. – Ina Damerau


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Das Dossier von Anne Kunze zu den Nebenwirkungen des Medikamentes Finasterid verdeutlicht erneut die verbreitete Praxis der Pharmaindustrie, aus wirtschaftlichen Interessen die Ergebnisse ihrer klinischen Studien nur selektiv zu publizieren. Es ist somit ein weiteres wichtiges Beispiel dafür, dass es neben der Entwicklung alternativer und nicht Profit-orientierter Systeme zur Entwicklung von Medikamenten dringend einer besseren staatlichen Kontrolle der Zulassung von Medikamenten bedarf. Leider ist die Autorin aber mit ihrer Forderung für bedingungslose Haftung einer Firma nach dem Auftreten einer schweren Nebenwirkung im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe eines Medikamentes über das Ziel hinaus geschossen. Dies wäre aus epidemiologischer Sicht nicht nur völliger Quatsch und für jede Firma ruinös, sondern auch kontraproduktiv für die Gesundheit der Bevölkerung. Ein eindringliches Beispiel ist das mittlerweile wissenschaftlich vollständig widerlegte Gerücht, dass eine Masernimpfung die Ursache für Autismus sein könnte, welches bis heute zu mehr Impfverweigerung und damit zu mehr vermeidbaren schweren Erkrankungen und Todesfällen bei Kindern führt. – Prof. Dr. Olaf Müller


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

In dem Artikel von Petra Pinzler und Claas Tatje vermisse ich den Gedanken der generellen Ausdehnung von autofreien Zonen in Innenstädten. Diese können unproblematisch mit den bestehenden Verkehrsschildern und Gesetzen umgesetzt werden und sind leicht zu kontrollieren. Im Laufe der Jahrzehnte sind die Autos zwar immer „sauberer“ geworden nur leider auch immer größer an der Zahl. Wirklich sauber ist kein Auto, weder Benziner noch Elektro. Es ist daher so oder so ein Umdenken erforderlich und die Mobilität ist auf zwei Räder oder die eigenen Füsse umzustellen. Diese Vorstellung scheint allerdings so radikal und unvorstellbar zu sein, dass selbst die Grünen nicht wagen solche Forderungen überhaupt nur zur Diskussion zu stellen. Politik heißt Kompromiss. Wenn schon nur verwässerte Ideen zur Diskussion gestellt werden wie soll dann der Kompromiss aussehen? Wo sind die großen Ideen und Ziele? Der Mensch ist bequem und muss zu seinem Glück auch gezwungen werden. Die Industrie wird ohnehin versuchen ihre Interessen zu wahren. Warum also nicht endlich fordern alle Autos aus den Innenstädten zu verbannen? – Kai Harenberg


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Ihr Artikel „Mitten im Beben“ vom letzten Donnerstag liefert hervorragend deutliche und zugleich sehr beängstigende Einsichten – vielen Dank dafür. Die Seitenhiebe auf den Stenografen (diffamierender Tiervergleich und die Rede von der „Berufskrankheit“) sind aber m.E. völlig fehl am Platze und schlicht verletzend – das hätte es für den Artikel überhaupt nicht gebraucht. – Sebastian Bonnet


Leserbrief zu “Schluss mit dem Zickzack” von Marc Brost und Peter Dausend

Der (Zweck-)Optimismus von Olaf Scholz kann nicht überzeugen. Zum einen bleiben Zweifel, ob eine Parteivorsitzende, die nicht im Kabinett Merkel direkt vertreten ist, der SPD als „eigenständiges Kraftzentrum“ wirklich weiterhilft, da es ein derartiges Modell auch schon zum Teil unter der Groko zwischen 2005 und 2009 gegeben hat. Zum anderen erscheinen die Fortschritte im Koalitionsvertrag, die es durchaus gibt, immer noch viel zu gering, damit die Sozialdemokratie verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen kann, da zum Beispiel eine echte Bekämpfung der beschämenden Altersarmut insbesondere von Frauen eine Reform der Grundsicherung hin zu einer unbürokratischen Mindestrente erfordert. Deshalb bedarf es vor allem hier einer anderen Politik, damit auch das in einer äußerst reichen Stadt wie Hamburg leider mittlerweile sehr häufig im Stadtbild zu beobachtende Bild endlich ein Ende hat, dass gerade ältere Menschen nach Pfandflaschen suchen! – Rasmus Helt


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Erst wo ein links und rechts -oder, unpolitisch: oben und unten, vorne und hinten, vorher und nachher- kann es überhaupt eine Mitte geben. Fallen rechts und links ineinander, verschwindet der Deutschen liebstes politisches Kind: Die beruhigte und beruhigende Mitte. Das Fundament der Demokratie ist nicht die Mitte, es ist die Wechselwirkung von Position und Opposition, die eine Mitte eben überhaupt erst entstehen lässt. Die AfD ist keine Opposition, sie ist ein Symptom einer lädierten Demokratie, zumindest eines demokratischen Un- oder auch Missverständnisses – wie es die Umfragewerte der SPD wohl auch indizieren mögen. Lädiert, weil CDU&CSU&SPD -oder sollte man sagen: die CSPU- in der behaglichen und bequemen Mitte sein und aus ihr heraus unbehelligt regieren will – statt diese für die Bürgerschaft zu eröffnen, für die es wohl ein Sehnsuchtsort ist. So wie jetzt und in den letzten Jahren wird sie, die Mitte, durch die Weise der Politik besetzt und in ihrer vermittelnden Funktion der demokratischen Kräfte blockiert. Die Mitte gehört der Bürgerschaft, nicht der Politik, und sie ist allein durch die Bürgerschaft vertretbar. Tätige Demokratie. Also schafft sich die Wählerschaft -zumindest versucht sie sich darin und sieht dabei leider viel zu kurz- durch die Wahl von Extremen wieder eine Mitte, in der sie sich wohl fühlen kann, während um dieses Auge der Sturm aus These und Antithese, aus Position und Opposition, aus öffentlichen, parlamentarischen Diskurs von Für und Wider fegt und das Land und dessen Gesellschaft wie auch die -nicht nur politische- Kultur mit sich nimmt, sie entwickelt und entfaltet. Die Metapher des ziehenden Sturms zeigt auch: Die Mitte ist ein Ort, der sich bewegt. Wenn man diese Nabe in Ruhe lässt, nicht zu besetzen und damit zu kontrollieren versucht, sie leer und damit frei lässt; wenn man ihr einfach Raum gibt, in dem es sich gut leben lässt, während der Weltenlauf seinen Gang nimmt. Den man von einem sicheren Ort aus verfolgen kann, sich hie und da aufregt und ärgert, sich hin und wieder an ihm erfreut oder ihn als lächerlich befindet, man sich zuweilen auch ängstigt und der, selten zwar, sogar Mut machen kann. Der aber nie stillsteht. Wie man selbst in der Mitte nie da bleibt, wo man war. Sondern immer mitgenommen wird vom Rad der Geschichte und Geschichten. – Volker Homann


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Vielen Dank für den sehr aufschlussreichen Artikel. Er löste bei mir Ernüchterung aus, ich habe ein Herz für Dieselfahrer, aber auch für große und besonders für kleine Stadtbewohner ;) Evtl. wäre ein Bezug auf die Problematik selbst interessant gewesen? Also auf die Gesundheitsschäden, die von zu hoher Stickoxidkonzentration in der Atemluft ausgelöst werden können. Die Fahrverbote drohen ja nicht wegen der Strafen, sondern um die Bevölkerung zu schützen. Es scheint in der Gesellschaft am Bewusstsein für die tatsächliche Brisanz der Auswirkungen zu mangeln, andernfalls könnte sich die Politik vielleicht eine solche Lethargie nicht erlauben? Solange man von den deutschen Autobauern kein bezahlbares emissionsarmes Fahrzeug erwerben kann und seitens der Politik keine nennenswerten Schritte unternommen werden, können wir uns doch aber selbst helfen: Fahrräder, E-Bikes oder Lastenräder sehen nicht nur cool aus – sie kommen oft schneller als die „Öffentlichen“ an, sausen am Ampel-Stau vorbei, tragen zu einem sportlicheren Lebensstil bei und es fallen kaum laufende Kosten an. Vielleicht könnte Herr Reiter Fahrradstraßen ausbauen, evtl. löst sich das Stickoxid-Problem dann leichter? – Sophie Zellinsky


Leserbrief zu „Freakadellen, bitte!“ von Florian Schumann

Was für ein empathieloser Bericht! Kein Wort über das Leiden der Tiere, nur „Produktion“ „Herstellung „. Darüber hinaus ein Zitat von Hannelore Daniel es wäre gut, dass Menschen der 3. Welt Zugang zu tierischen Produkten haben…… Was für ein Witz. Auch wenn der Bericht im Bereich Wissen steht, darf ich ein wenig Empathie gegenüber der Kreatur: unseren „mitLebewesen“ erwarten. – Angelica Kuhr


Leserbrief zu „Ist hier noch Platz für Wohnungen?“ von Christoph Twickel

Wenn Sie unsere Anwohnerinitative als Fallbeispiel zitieren, bitten wir zumindest um eine differenzierte Darstellung. Niemand in unserer Initative stellt sich gegen den Neubau des benachbarten Grundes ( Bartelsstr. 65 ), auch nicht gegen die Erhöhung um 2 Stockwerke über das Soll hinaus, mit Verständnis für den Verdichtungsbedarf. Baugrund in unseren Metropolen ist wertvoller als Gold. Da zählt kein Baum oder ein ruhiger Hinterhof, wenn hier stattdessen millionenwerte Nobelwohnungen mit Tiefgarage entstehen können. Gegen diesen Ansatz wehren wir uns! 192 Wohnparteien profitieren von einer lebenswerten Umgebung mit einem grünen Innenhof, der so in diesem Umfang in unserem Viertel nicht mehr zu finden ist. Dementgegen stehen 12 neue Eigentumswohnungen. Wenn solche Unverhältnismäßigkeiten im urbanen Baugebaren Usus werden, gibt es keine Argumente für die Erhaltung irgendwelcher Grünflächen mehr.Verdichtung um jeden Preis ? Das Ist die Frage. Oder geht es doch hauptsächlich um Profit ? Jedenfalls wird das, was wir mit unseren Städten tun, Konsequenzen für die Lebensqualität folgender Generationen haben. – Oliver Nielsen


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

In Ihrem Artikel: „dann stürzt sie doch“ geben sie das völlig falsche Signal. Kanzler stürzen macht in der Regel keinen Sinn, weil es nur wochenlange Unruhe bereitet. Sie hätten den Artikel überschreiben sollen :“ Frau Merkel bewegen Sie etwas“! Das tut sie nämlich schon seit vielen Jahren nicht mehr. Daß sie an der Macht klebt , ist natürlich. Welcher charismatische Führer in Politik und Wirtschaft tut das nicht. Aber jetzt kommt die Zeit der Abgabe von Macht. Sie hat innerhalb der CDU/CSU kein Team heranwachsen lassen, daß schnell eine Folgeregierung  aufbauen können, sondern alle fähigen Köpfe weggebissen.Sie hat die Groko schlecht verhandelt , denn mit ein bißchen mehr Fingerspitzengefühl hätte sie die FDP in den Sondierungsgesprächen halten können und die jetzigen Ergebnisse sähen anders aus. Jetzt fehlen die zukunfträchtigen Themen Steuersenkung und Energiepolitik, auch in der Europa- u. Verteidigungspolitik fehlen klare Aussagen. Frau Merkel hat Angst vor einer Minderheitsregierung  weil sie dann im Parlament debattieren müßte, was sie noch nie gewollt hat. Deshalb nun mit aller Macht die Groko. Und Herr Ulrich eine Partei mit einem 10 Jahre alte verstaubten Grundsatzprogramm ist für einen denkenden Zeitleser nicht wählbar. Frau Merkel hat jede Initiative aus der Partei ausgebremst. Sie merken schon, ich bin mit Ihrem Artikel überhaupt nicht zufrieden. – Dr. Wolfgang Schulze


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

(Der gute Journalismus ist dazu da, die Regierungen und ungesunde Entwicklungen in den Gesellschaften konstruktiv zu kritisieren, d.h.-die Fakten darzustellen, gewissenhaft zu analysieren und richtig einzuordnen, Hintergründe dabei zu berücksichtigen und schließlich – Lösungen vorzuschlagen. All das – um sinnvolle (positive) Veränderungen zu bewirken.) Diesem Lehrbuch-Modell entspricht der Leitartikel – als Appel an Vernunft – zur Gänze und geht noch darüber hinaus, wenn der Autor gleich am Anfang seinen Mut beweist, indem er unpopuläre – im Moment – Gedanken vermittelt. Es wäre wünschenswert, dass seine Botschaften (der letzte Satz = Schlüsselsatz), Argumente und Lösungsvorschläge von mehreren seriösen Medien aufgegriffen werden und möglichst breite Gesellschaftskreise erreichen könnten. – Halina Kochan


Leserbrief zu „Komm rein, digga“ von Anita Blasberg und Lisa McMinn

Oh ZEIT der Widersprüche! Eben noch wirbt der Chefredakteur für Herzensbildung, engagiert sich die Redaktion gegen Sexismus in der Medienbranche und erliegt dann der Versuchung eines tollen Aufregers! Ein Mann, der sich nimmt was er möchte, er ist so frei, Fuck auf den Rechtsstaat, Fuck auf den Respekt vor Frauen, die werden in den Bauch gefickt, sind Dreckstücke, die man schlagen kann, dieser Mann kriegt das beste Werbeformat auf der ersten Seite. Cool? Nein, zum Schreien. – Antje Langethal


Leserbrief zu „Klingt nach Ärger“ von Stefanie Flamm

Für mich ist es nicht nachvollziehbar, wie ein paar Kuhglocken einen solches Theater auslösen können. Ich bin auf einem Milchviehbetrieb aufgewachsen, mit über 30 Milchkühen, die samt Jungvieh durchschnittlich gut sieben Monate im Jahr auf die Weide durften. Ohne Kuhglocken. Und ohne ständig auszubüxen. Auch Jungvieh lässt sich erfolgreich einzäunen, man muss sich halt ein wenig Mühe machen. Straßen gibt es auch in Holzkirchen. Wenn ein Auto in eine Rinderherde fährt, hilft keine Glocke. Darüber sollte Frau Killer vielleicht einmal nachdenken. Also was soll das Theater um die Kuhglocken auf einer dörflichen Weide? Diese haben ihre Berechtigung in den Bergen, wo ein Hirte die Tiere sonst kaum mehr finden würde und wo GPS ungeeignet ist. Aber wo Traditionen ihren Sinn verloren haben, müssen sie nicht um jeden Preis verteidigt werden. Übrigens lebe ich selbst auf dem Land und wenn das Jungvieh der Nachbarn im Herbst von den Bergen kommt, haben wir viel Kuhglockenklang ums Haus. So sehr ich diesen grundsätzlich mag – in schlaflosen Nächten wünsche ich mir auch manchmal, die Tiere würden sich nicht so viel bewegen, weil mir ihr Gebimmel auf den Geist geht. – Barbara Rau


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Der Leitartikel ist sicher ein wesentlicher Beitrag,, den Verdruss des Wahlvolkes an der politischen Mitte in Deutschland zu erklären. Dabei gibt G. di Lorenzo selbst das Stichwort zu einem weiteren kritischen Ansatz, ohne allerdings den Ball auch aufzunehmen: Zur Mitte gehöre das Maß wie ein siamesischer Zwilling. – Muss der Bürger aber nicht allenthalben Maßlosigkeit konstatieren? Maßlose Managergehälter, Fußballer-Transfers in astronomischen Dimensionen auf der einen, Niedriglöhne, also auch außerhalb des Normalmaßes liegende Bezahlung von Pflegern, Friseurinnen und Leiharbeitern auf der anderen Seite – dazu ein Übermaß an leistungshemmenden Sozialleistungen, sicher auch eine von vielen als maßlos empfundene Hilfsbereitschaft gegenüber Migranten. Auch ein wenig maßvoller Umgang mit Steuergeldern durch die Öffentliche Hand (Flughafen BB, Stuttgart 21 etc.) ist ein weiteres Indiz dafür, dass der regierenden politischen Mitte das rechte Maß abhandengekommen ist. Die großen Zukunftsaufgaben der Politik, etwa die ökologische Verkehrswende, eine verlässliche Klimapolitik etc. erfordern nicht maßlose Steigerungen des staatlichen Etats, wohl aber die Konzentration der (immer noch) knappen Ressourcen auf nachhaltige Strukturreformen. Gelingt es den (ehemals) großen Parteien der Mitte nicht, im Sinne von Herfried Münkler Mitte und Maß wieder zusammenzubringen, werden sie weiterhin im Mittel-Maß dahindümpeln und den Extremen das Feld überlassen. (Lieber Herr di Lorenzo, ich hoffe, Ihnen mit den „maßlosen Managergehältern“ nicht zu nahe getreten zu sein.) – Wilhelm Kösters


Leserbrief zu „Zerstört, was euch zerstört“ von Matthias Daum und Florian Gasser

Printmedien und TV-bzw. Rundfunkmedien kann man nicht so vergleichen, wie die Herren Daum und Grasser es in diesem Artikel getan haben. Wenn Zeitungen Schund schreiben, werden sie nicht gekauft, weil jeder Bürger frei entscheiden kann, ob das, was ihm geboten wird, ihm ein paar Euro  wert ist. Öffentlicher Rundfunk und TV produzieren aber unter deVorgabe von „Kultur und Information“ Sendungen, die ich als Bürger bezahlen muss, selbst wenn ich diese Sendungen nicht haben will. Das mutet wie eine Zwangsernährung an. Würden die Sender an die Qualität ihrer Produkte selbst glauben, könnten sie diese wie bei SKY oder „video on demand“ anbieten und wer es sehen oder hören will, entscheidet sich frei und bezahlt dafür. Aber zur Zeit könnten die Sender größten Mist produzieren und bekommen das Geld von allen ungefragt und unter Zwang geliefert. Jeder braucht Nahrungsmittel: Wie wärs, wenn man jede Woche einen festen Betrag abgezogen bekommt, und man erhält ein Paket Nahrungsmittel vor die Türe gelegt, ob man die nun will oder nicht ? – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Das höchst undemokratische und respektlose Verhalten der Abgeordneten der AFD im Bundestag ist zutiefst beunruhigend und empörend. Wann werden die Mitglieder der anderen Parteien mehrheitlich in solidarischer Weise so, wie die Abgeordnete Amtsberg, mit Sachkunde und Scharfsinn die Lügen und Polemiken der AFD entlarven und aushebeln? Dass dies möglich ist, haben auch die Abgeordneten Amthor (CDU), Özdemir (Grüne) und Kubicki (FDP) in ihren leidenschaftlichen Reden diese Woche vorgemacht. Verehrte Abgeordnete der anderen Parteien: zeigen Sie Zivilcourage, damit unsere Demokratie nicht von diesem unwürdigen Treiben nachhaltig beschädigt wird! – Roswitha Hausschmid


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Als ich mir Ihren Artikel Kein Herz für Dieselfahrer durchlas, wurde mir wieder einmal bestätigt, wie wenig Durchschlagskraft Brüssel und die Bundesregierung haben inkl. Automobielhersteller. Jeder schiebt sich den schwarzen Peter zu. Keiner will Verantwortung. Da gehören Fakten auf den Tisch, egal ob gepoltert wird, egal von wem. Wie kommen die ärmeren Diesel 5 Fahrer dazu in den sauren Apfel zu beißen und sich die Reichen und Betuchten mit ihren Diesel 6 gemütlich zurücklehen können. Da keiner die Verantwortung übernehmen will, wollen auch keine Wählerstimmen verlieren. So scheint es mir. Kann mich auch irren. Wobei ich da schon ziemlich sicher bin. Erst wenn die Welt fast zugrunde geht, da wird man MASSNAHMEN setzen müssen und da wird der Mensch wohl auch noch zu dumm sein um hart durchzugreifen statt endlos zu diskutieren. Eigentlich eine Schande daß die Automobilindustrie trotz riesen Gewinne vor lauter Gier nichts abwerfen will. Wo bleibt das Gesetz, daß das unterbinden könnte. Bei uns in Österreich wird wahrscheinlich wieder gewartet was der große Bruder macht, um sich so aus der Schlinge zu ziehen. Darum wird mein Interesse an die Politik immer schwächer. Nicht nur bei mir. – Olaf Honzak


Leserbrief zu „Handwerker haben’s auch nicht leicht“ von Katharina Hackendorf

Ich habe mit großem Interesse den Artikel „Handwerker“ in Wirtschaft gelesen. Diese Entwicklung war bereits in den Nuller-Jahren (als ich in Deutschland gelebt habe) zu beobachten, aber damals hat man nur über die Notwendigkeit gesprochen, die Zahl der Abiturienten und der Akademiker zu erhöhen. Die Politik setzte Anreize, die Zahl der Studierenden zu erhöhen und die Universitätsbildung nach dem Arbeitsmarkt zu orientieren. Zu diesem Zweck wurden unter anderem die Gelder für die Universitäten von den Absolventenzahlen abhängig gemacht und die Universitäten haben vor allem die Fächer unterstützt, die auf einen Beruf vorbereiten. Folgen dieser Politik sind viele schlecht vorbereitete Absolventen, die der Arbeitsmarkt nicht braucht und die in anderen Berufen abgehen, begleitet von einem starken Abbau in Fächern, die sinnvollerweise nur wenige Absolventen haben und haben sollten (es sei denn, sie können sich in der Exzellenzinitiative behaupten). Diese Zusammenhänge bleiben im Artikel unerwähnt, während auf  „Gräzistik, Liturgiewissenschaften und Mittel- und Neulatein“ mit dem Finger gezeigt  wird. So werden  Fächer, die unter dieser verkehrten Entwicklung stark gelitten haben, an den Pranger gestellt. Sowohl Gräzistik als auch Mittel- und Neulatein können ihre Studierendenzahlen kaum erhöhen, denn die sprachlichen Anforderungen sind hoch und die Berufsaussichten schlecht – und trotzdem finden ihre wenigen, gut ausgebildeten Absolventen in der Regel eine Stelle. Die Liturgiewissenschaften ihrerseits sind Teil der Ausbildung von Seelsorgern, sie bereiten also auf einen Mangelberuf mit sehr guten Beschäftigungsmöglichkeiten vor. Ich finde es schade, dass in einem sonst gut recherchierten Artikel die Einstellung gegenüber Universitäten aufscheint, die überhaupt die heutige Misere ausgelöst hat. – Carmen Cardelle de Hartmann


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

„Die Nacht, in der Thorben Weber seine Männlichkeit verloren hatte, endete mit einem höhnisch schönen Sonnenaufgang vor seinem Schlafzimmerfenster.“ „Sie alle sind fahle Gestalten, die sich zur Klage gegen Pharmakonzerne zusammengefunden haben. Eine traurige Armee der Lustlosen ist entstanden, bereit für ihr letztes Gefecht.“ „Dieser eigentliche Kracher kündigte sich als Nebel an, der in Webers Kopf aufstieg. Der Nebel liess die Farben verblassen, die Weber wahrnahm.“ „Nachts kroch ihm die Angst auf die Brust und fauchte ihn an wie ein wildes Tier“ Nach dem letzten Beispiel bin ich endgültig aus dem Artikel ausgestiegen. Bei uns in der Schweiz ist dieser Schreibstil in den „80-Groschen“-Romanen oder auf den Seiten der „Blick“-Zeitung anzutreffen. Im Gegensatz zum vorgenannten Presseerzeugnis habe ich die Wochenzeitung „Die Zeit „abonniert und freue mich immer wieder von Neuem auf gut recherchierte, stilvoll formulierte Artikel. Auch wenn sich Thorben Weber mitunter und angesichts seines Unglücks verständlicherweise in dramatisch-kitschiger Form äussert, erwarte ich von Anne Kunze vor dem Druck eine dem Stil Ihres Wochenblatts angemessene Aufbereitung. – A. Projer-Huber


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Zu den ‚Tugenden der Mitte‘ zählen Sie ‚die Ablehnung einer polarisierenden und ausgrenzenden Sprache‘. Zu Mitgliedern der ‚Mitte‘ adeln Sie ‚neben der Union und der SPD auch die FDP und den größten Teil der Grünen‘ den Rest qualifizieren Sie als ’rechte Miesepeter und Krakeler und linke Ideologen‘.  Ich empfinde diese Diktion als polarisierend und ausgrenzend, sie provoziert zu einer entsprechenden Reaktion und macht eine sachliche Auseinandersetzung schwer bis unmöglich.‚Die politische Mitte war doch in den vergangenen erfolgreich, allemal wirtschaftlich‘ ….satte Selbstzufriedenheit? Nein, auch Sie beklagen das Fehlen ‚erkennbarer Ideen für einen Neuanfang‘ und fordern, dass ‚die Vertreter der politischen Mitte…den Mut finden, die großen Projekte anzugehen‘. In dem Zusammenhang sprechen Sie (nach meinem Empfinden nebenbei) von ‚mehr Umverteilung‘. Ich finde, die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich ist ein Skandal, der als solcher benannt werden sollte. Auf Ihrer Liste der anzugehenden Projekte fehlen m.E. weltwirtschaftliche/entwicklungspolitische (Fluchtursachen?!?) und militärpolitische/außenpolitische Aspekte (das Schweigen zur atomaren Aufrüstung der Atommächte und dem gleichzeitigen Säbelrasseln gegenüber Iran und Nordkorea, die ‚atomare Teilhabe‘ -Büchel!-, die Sinnhaftigkeit der Auslandseinsätze der Bundeswehr, die deutschen Rüstungsexporte). – Jochen Wörmer


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Ihr Artikel spricht mir aus der Seele.  Wenn man sieht, dass die drei großen (VW, Daimler-Benz und BMW) Automobilkonzerne ca. 30 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern im vergangenen Jahr erzielt haben und sich mit diesen Geldern nicht in der Lage sehen, den Schaden wiedergutzumachen, den sie angerichtet haben, dann ist in diesem Fall die Politik gefordert, notfalls per Gesetz, die Hardwarenachrüstung durchzusetzen. Geht man von ca. 3 Millionen  nachrüstbarer Fahrzeuge  und Kosten von 2000,- Euro pro Fahrzeug aus,   kommt man auf ca. 6 Milliarden Euro Gesamtkosten. Wobei die hohen Stückzahlen der Nachrüstsets die Kosten pro Fahrzeug sicherlich drastisch senken würden. Ich finde, dass ein geschätztes Fünftel des Gesamtgewinnes des letzten Jahres kein zu hoher Preis für unsere Automobilindustrie ist. Im Gegenteil, sie sollte dies als Chance begreifen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Das katalytische Verfahren, dass Sie allerdings zur Abgasreinigung beschreiben, wäre allerdings viel zu gefährlich, da der freiwerdende Wasserstoff  zu Knallgasreaktionen und somit zu Explosionen neigt. Bei der von Ihnen beschriebenen Reaktion entsteht auch kein Wasserstoff, sondern Wasser und Stickstoff! – Jörg Iffland


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Ein Alternativtitel zu Ihrem hervorragenden Leitartikel könnte lauten: “Die Mitte muss denken und handeln!“ Ja ,aber begleitet dennoch von den unehrlichen Heilsversprechen epigonenhafter Politiker, abhängigen Ökonomen, Meinungsjournalisten, in Gesellschaft vom steigend „ökonomischen Terrorismus“(Dan Rave, CIA)! Mit zunehmender Selbstbereicherung privilegierter Minoritäten; einem kapitalistischen Systemversagen, „wo sich das System (P. Pohlmann, Unilever etc.) selber frisst“? Das „unterfüttert“ mit einer “gefährlichen Verbindung von neoliberaler antiautoritärer Ideologie“. („Die Linke hat recht“ /Schirrmacher, FAZ). Weiter mit der Durchlöcherung der Staatsrechte, dem Abbau der „Restedemokratie“ a la Trump & Co? Bei GROKO z.B., wo gegen die alles dominierenden Finanzinteressen keine Regierung mehr gebildet werden kann, außer aber eine „Fassadendemokratie“!?“ Die Hoffnung? Dass uns wenige Medien wie die ZEIT (siehe auch Absatz zur ZEIT >4,5,6) wieder an das DENKEN heranführen. – Fred Walter


Leserbrief zu „Zerstört, was euch zerstört“ von Matthias Daum und Florian Gasser

„Klar, es gibt im Unterschied zur Schweiz, zwei nationale Privatstationen: ATV und Puls4“. Es fehlen in dieser Aufstellung z B  das SERVUS TV (Red Bull Gruppe) sowie OE 24TV (gehört zur Fellner Gruppe u a Tageszeitung Österreich) Zu „TV Star“ Armin Wolf, mir ist kein (e) TV Mann (Frau) im öffentlich  rechtlichen TV der Bundesrepublik bekannt, der (die) sich so benimmt wie Herr Wolf. Es kommt nicht von ungefähr, dass man in Österreich über unseren „Rot Funk“ sagt, morgens werden die Politiker in Ö3 (Radio) verarscht und am Abend werden sie in der ZIB2 (TV) verhört. – Hans Georg Hollick


Leserbrief zu „Wer soll das bezahlen?“ von Hauke Friederichs

Der Artikel beginnt mit einer sehr spitzen Annahme, die in sich falsch ist. Es wird von teurer Randale gesprochen. Tatsächlich richtig wäre allerdings teure Vorsichtsmaßnahme. Wer regelmäßig in deutsche Fußball-Stadien geht, weiß um die massive Polizei-Präsenz vor Ort. Selbst bei weniger interessanten Spielen stehen Wasserwerfer, Hunde- und Reiter-Staffeln sowie unzählige Beamte in Straßenkampf-Ausrüstung bereit, um sich einem Feind zu stellen, den es schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt. Die Gewalt in Stadien ist quasi am Nullpunkt angelangt, in und um Stadien ist sie stetig rückläufig. Fußballfans und Fan-Kultur haben sich verändert. Ultras sind politisch und sozial engagierte Jugendbewegungen, Hooligans distanzieren sich vom Fußball. Die Versuche der Polizei diese Veränderung zu ignorieren, nehmen lächerliche Züge an. Als Fahndungserfolg werden nach einer Durchsuchung von 400 Personen Kleinst-Mengen an Marihuana und Halstücher präsentiert, die zwar zur Vermummung verwendet werden könnten, von normalen Fans, Wintersportlern oder sonstigen normalen Menschen jedoch einfach als Schutz gegen die Kälte verwendet werden (so geschehen in Stuttgart am vergangenen Samstag). Mehrer Hundertschaften und ein Wasserwerfer begleiten 30 in keinster Weise ausfällig gewordene Fans vom Bahnhof zum Stadion (so geschehen 2014 in Erfurt). Weitere Beispiele gibt es zahlreich, der Maßstab der Verhältnismäßigkeit von Kosten der Einsätze und drohendem Schaden ist fern ab von der Realität. Die grundsätzliche Frage der Rechtmäßigkeit der Umlegung der Kosten von Polizeieinsätzen auf die Zuschauer sollte nicht unbeachtet bleiben. Denn wer ins Stadion geht, verursacht nicht nur Kosten, man spült auch mächtige Summen an Geld in die Kassen des Fiskus. Alleine für den Ticket-Verkauf eines ausverkauften Stadions in Stuttgart (sog. Hochrisiko-Spiele sind das in der Regel) bringen dem Staat nur durch die Mehrwertsteuer 470 000 Euro. Kommen hierzu noch Einnahmen durch Stadion-Verkäufe, Franchise, Einkommenssteuer auf die monströsen Gehälter der Spieler und aller anderen in und ums Stadion Beschäftigten steht hier ein großes Plus am Ende der Bilanz für den Steuerzahler. Wer glaubt, diese Mehrbelastung für die Fußball-Clubs würde nicht auf den Verbraucher umgelegt werden, hat offensichtlich deutliche Defizite in Betriebswirtschaftslehre aufzuholen. Da der Autor des Artikels die billige Polemik von randalierenden Fußballfans nicht scheut, muss auch Ich mich dieser bedienen: Man zeige mir die Oper, die eine annähernd ähnliche Bilanz von Einnahmen und steuerlich geförderten Subventionen aufwarten kann. Wer behauptet Fußball wäre keine Kultur kann gerne versuchen zu erklären, wieso sich im Sommer wieder ein ganzes Land von einem so hirnlosen Spiel faszinieren lassen kann. – Johannes Lippert


Leserbrief zu „Komm rein, digga“ von Anita Blasberg und Lisa McMinn

In “Die Zeit” Nr. 9 erzählt Herr Kempkens von seinen Nachbarschaftserfahrungen. Er kokettiert arrogant mit dem Lärm, den er anderen zumutet. “Was bin ich für ein Schelm..” hört man ihn förmlich sagen. Ich denke, das plötzliche Interesse, das er an den alten Leuten, die unter ihm wohnen, an den Tag legt, ist lediglich auf die berufliche Verwertung, dieser seiner Nachbarschaft zurückzuführen. Offensichtlich waren ihm vorher seine Nachbarn völlig egal, und nun werden sie zwar wie Urzeittiere interessiert betrachtet und überlegen behandelt, doch wie darf man das verstehen: Lärm machen, dabei für sich Krokodilstränen vergießen und dann fragen gehen, ob es zu laut war. Es wird der Eindruck vermittelt, als ob wummernde Bässe eine Art Schicksal sind, wie wäre es mit keinen Lärm machen? Übrigens, wenn man laut feiern will, geht man an einen geeigneten Ort und lärmt nicht wie ein Asozialer in der Mietwohnung. So einen heuchelnden Nachbarn, wie Ihren Herrn Kempkens wünscht man wirklich niemanden. – Rainer Hoffmann


Leserbrief zu „Da wohnst du?“ von Merle Hilbk

Ihr Artikel in der „Zeit“ hat mir grossen Spass gemacht. Da ich in Villingen wohne und gerne Fahrradausflüge in den südlichen Schwarzwald mache, sind mir die von Ihnen genannten Ortschaften sehr geläufig, wobei für mich das Schollachtal eins der schönsten Täler in unserer Umgebung ist. Allerdings finde ich den Anstieg nach dem Schneckenhof- an dem ich bis jetzt immer vorbeigeradelt bin- zunehmend mehr als mühsam. Da ist der sanfte Anstieg von Villingen über Hubertshofen bis zur Abfahrt nach Bubenbach etwas gemächlicher. Falls Sie die Kapelle in Mistelbrunn noch nicht besucht haben, mal reinschauen, die alten Fresken sind nicht mehr gut erhalten, aber dennoch angucken. Falls Sie Lust haben, kommen Sie uns im Frühling mal in Villingen besuchen – unter der Voraussetzung dass Sie nicht wieder nach Berlin entflohen sind. – Klaus Lang


Leserbrief zu „Da wohnst du?“ von Merle Hilbk

Als gebürtiger Berliner, der selbst schon über fünfzig Jahre im Schwarzwald wohnt, sogar in direkter Nachbarschaft zu Eisenbach, möchte ich zu dem einfühlsamen Artikel „Da wohnst Du?“ gratulieren. Ich vermisste nur den Namen der Autorin, fand ihn nirgendwo, obwohl andauernd von ihr bzw. vom „ich“ die Rede war. Nur am Rande steht ganz klein ein „Gretje Treiber“, iss sie es..? Dann sei noch folgendes angemerkt: Da sie, oder wer auch immer, im schönen Bubenbach, bei Eisenbach, wohnt, sollte sie sich nicht den jährlichen Schwarzwaldmarathon entgehen lassen, Start stets am zweiten Sonntag im Oktober. Dieser ist immerhin Deutschlands schönster und zweitälteste Marathon, zudem der welterste Marathon, bei welchem Frauen offiziell zugelassen waren. Und Bubench/Oberbränd liegt genau bei km18, wenn das schwerste Stück geschafft wurde, nämlich die fast geradlinige Steigung vom km12 bis km16. Dafür wird frau/man dann dort mit Blaskapelle und Alpensicht beglückt. Das Herz beginnt zu frohlocken. – Hans-Hendrik Ewert


Leserbrief zu „Die Heimatvertriebenen“ von Tina Hildebrandt

Wenn sich Mitsch, Rühe, Merz, Röttgen, Spahn und Bosbach als in einem Boot sitzend outen, und in diesem Boot nicht Angela Merkel sitzt, muss schon wirklich gefragt werden: wofür steht die CDU derzeitig eigentlich? Die Diagnosen „Inhaltsleere“ sowie „emotionaler Vertrauensverlust“ greifen m.E. etwas zu KURZ! Die Hinweise „Wir haben Schlimmeres verhindert“ und „Wir müssen Kompromisse machen“, sowie die Begründungen auf Zufälle, Unfälle und Überfälle erst recht! Das sind letztendlich bei genauerem Hinsehen durchweg Politiker – Märchen. Und dafür braucht man keine politische Parteien. Beim Sachzwangs-pragmatismus „es ist ohne Alternativen“ auch nicht… Die sind nämlich nach wie vor für die BILDUNG eines politischen Willens zuständig – siehe GG! Und da liegt der Hase im Pfeffer; das hat nämlich die CDU seit Merkels Dienstantritt NICHT MEHR getan. Diese mangelhafte Diskussionskultur fällt nun Allen vor die Füsse… Hinzu kommt aber die Hintertürchenpolitik Merkels, krass durchgesetzt von Minister Schmidt bei der Glysophat-Entscheidung. Wenn solche Verstöße gegen die Geschäftsordnung ohne Folgen bleiben: wer sollte denn Merkel noch vertrauen? Und ohne Vertrauen gibt es keine Zukunft – da hatte Lindner schon recht! – Franz Berger


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Finasterid ist ein Medikament zur Behandlung der testosteronabhängigen, gutartigen Vergrößerung der Prostata. Wirkung: die Prostata schrumpft, das Wasserlassen klappt wieder. Störwirkung: u.a. Impotenz, Depression. Nebenwirkung: Hemmung des Haarausfalls. Jetzt „nutzt“ man die Nebenwirkung dieses Medikamentes, um den Haarausfall vom männlichen Typ, der durch Androgene, also männliche Geschlechtshormone bedingt ist, zu behandeln, indem man mit Finasteride die Produktion von Dihydrotestosteron, einem männlichen Geschlechtshormon, hemmt. Das muß MANN schon mögen! Das Auftreten von Impotenz unter dieser Therapie ist nicht tragisch schicksalhaft, sondern in der Wirkweise des Medikamentes begründet (Fachinformation Fa. MSD zu Proscar® 5 mg: „Häufig: Impotenz“). Dann ist auch noch bekannt und wird in den Fachinformationen kommuniziert, dass die „Schwierigkeiten bei der Erektion“ und die „Abnahme des sexuellen Verlangens“ nach dem Absetzen der Behandlung andauern können. Also: „Eitelkeit lass‘ nach und Herr gib‘ Hirn“. – Thomas Herchenbach


Leserbrief zu „Gender! Kinder! Berlin!“ von Martin Spiewak

Wer Kinder kennt, respektiert ihre originären Interessen und Bedürfnisse, lässt sie in Ruhe reifen und wachsen und traktiert sie nicht zu früh mit Gender-Themen. Zunächst machen die Kleinen ihre eigenen Erfahrungen, merken, dass sie zu den Mädchen bzw. Jungen gehören mit entsprechenden Vorlieben, Verhaltensweisen, Stärken und Schwächen. Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede sollte man achten und nicht versuchen, die Kinder in eine bestimmte Richtung umzuerziehen, auch nicht durch Gender – Spiele. Man muss sie aufklären, altersgemäß, individuell, zum richtigen Zeitpunkt, z.B. wenn sie Fragen stellen. In der Regel geben sie sich dann aber auch mit einfachen, ihrem Alter gemäßen Antworten zufrieden. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Klingt nach Ärger“ von Stefanie Flamm

So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen und Prioritäten: Hr. Underberger liebt seinen Porsche, 20 Jahre alt und sicher mit einem guten Sound, wenn er an der Kreuzung aufs Gas drückt und die „Pferdchen springen lässt“. Für ihn drückt das Lebensfreude und Wohlgefühl aus – es ist Musik in seinen Ohren – so vermute ich. Hat er schon einmal darüber nachgedacht, wieviele Menschen daran aufwachen, wenn es Nachtzeit ist? Frau Killer liebt ihren Hof, die Kühe und das Geläut. Das Geläut symbolisiert für sie Wohlstand, Heimat, Lebensfreude und Vertrautheit. Es ist Musik in ihren Ohren – wie im Bericht erkennbar wird. Beide Lärmquellen ließen sich beseitigen: Der Motorlärm durch einen fast geräuschlosen Elektroflitzer, das Geläut durch GPS-Ortung, wie sie anderswo schon verwendet wird. Hr. Underberger würde vermutlich Geld sparen gegenüber seinem Lieblingsstück, Frau Killer müsste Geld in die Hand nehmen, aber beide würde es nicht ruinieren.  Wäre es die Lösung? – Tilmann Wolf


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

„Wer reanimiert die Mitte?“ fragen Sie? Was, Herr Lorenzo wählen Sie denn, wenn Sie die GroKo nicht wollen? Es gibt genügend Wähler für die politische Mitte. Aber diese haben keine Möglichkeit mehr eine alternative Mitte zu wählen. Es gibt keinen wirklichen Lagerwahlkampf mehr. Es gibt de facto nichts mehr, außer dieser einen GroKo. Und wenn eine Demokratie alternativlos ist, dann ist das der Anfang vom Ende. Die Politikverdrossenheit wird weiter zunehmen, die politischen Ränder, die weder regierungsfähig noch –willig sind, werden größer und sie werden weitere Regierungsbildungen erfolgreich verhindern. Eine dringend notwendige Reform unseres Wahlrechts reanimiert unsere politische Mitte, sonst gar nichts. Nicht Heute. Und erst recht nicht irgendwann später. Unser Wahlrecht ist von den Gründervätern unserer Republik mit Absicht so angelegt, dass es reformierbar ist. Dass die 5% Hürde nicht eine ewige Garantie für eine stabile Regierungsbildung ist, haben sie damals auch schon gewusst. Einzig der Artikel 20 Abs.2 GG ist unverrückbar. Und genau diesem Paragraphen wird unser bestehendes Wahlrecht inzwischen nicht mehr gerecht! „Alle staatliche Gewalt geht vom Volke aus.“ Mit alle sind die Legislative, die Exekutive und die Judikative gemeint. Die Spitze der Exekutive, also die Regierung, wurde aber so vom Volk nicht gewollt. Alle Umfragen unmittelbar vor der Wahl 9/17 zeigten, dass die schwarz/gelbe Koalition auf dem 1. Platz stand, gefolgt von einer rot/grünen Koalition. Erst an dritter Stelle wollte das Volk die große Koalition haben. Sehr richtig, Herr Lorenzo: Plädiert jemand noch für die große Koalition, ist er ein Fall fürs Kuriositätenkabinett. Die Menschen wollen die politische Mitte. Aber sie wollen keine Lagerübergreifende Koalition, weil ihnen dann die Alternative fehlt. Und weil eine Lagerübergreifende Koalition nie eine Aufbruchsstimmung in sich tragen kann. Sie lebt ausschließlich vom Kompromiss; zu oft vom faulen Kompromiss. Art.20 Abs.2 GG verlangt aber, dass, wenn nicht das Volk, so doch seine gewählten Vertreter die Regierung so haben wollen. Das ist aber nicht der Fall. Wie wir alle wissen, wollte keine Partei erneut die Groko. Wer wollte sie dann? Wo geht hier noch alle staatliche Gewalt vom Volke aus? Wir laufen in Gefahr Gefangene unseres eigenen Regelwerks zu werden. Wir befinden uns verfassungsrechtlich bereits in einem Zustand der durch eine abstrakte Normenkontrol-Feststellung vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden sollte. Leider kann eine solche Normenkontrol-Überprüfung nur von mind. 25% des Parlamentes oder von der Bundesregierung in Auftrag gegeben werden. Und unsere Abgeordneten denken bei eventuellen Änderungen der Spielregeln leider nicht immer nur an das Wohl des Volkes, sondern erst mal daran, ob Ihnen eine Veränderung möglicherweise persönlich nützen oder schaden würde. Sie, geschätzter Herr Lorenzo und Ihre renommierte Zeitung könnten vorab einen angesehenen Staatsrechtler zu dem Problem befragen und dann die Bundesregierung und/oder das Parlament öffentlich dazu auffordern das Bundesverfassungsgericht einzuschalten. Denn ohne öffentlichen Druck wird leider gar nichts passieren. Sollte das BVG keinen zwingenden Handlungsbedarf sehen, auch gut. Dann wird zumindest eine Diskussion in Gang gesetzt. Ich gehe aber davon aus, dass es Handlungsbedarf geben wird. Dann ist unsere politische Mitte gerade noch groß genug, um unser Wahlrecht notfalls auch mit einer erforderlichen 2/3 Mehrheit zu reformieren. Es ist ja nicht so, dass es als Alternative zu unserem Wahlrecht nur noch das Mehrheitswahlrecht oder die Präsidialrepublik geben würde. Wir könnten ein farbenfrohes Parlament beibehalten, müssen aber einen Weg finden eine stabile Regierung zu installieren, ohne das destruktive Parteien, die weder Regierungsfähig noch –willig sind, das verhindern können. Durch Stichwahlen oder durch Koalitionswahlen zum Beispiel. Unsere Politikwissenschaftler und Staatsrechtler werden Möglichkeiten finden. Wir leben schließlich im Land der Dichter und Denker. Es gibt also keinen Grund wie Schafe in österreichische, italienische oder gar Weimarer Verhältnisse zu laufen. Die Überprüfung unseres bestehenden Wahlrechts durch das Verfassungsgericht wäre jedenfalls ein erster Schritt in die richtige Richtung. – Norbert Ludwig


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Wenn viele Sympathisanten der Mitte auffällig ruhig geworden sind, mag das auch daran liegen, dass die Verortung links, mitte oder rechts zwar für Philosophie und Theorie taugen, aber eben nicht für die realen Herausforderungen Digitalisierung, Funklöcher, IT-Übertragungsstandards, IT-Sicherheit, Kriminalitätsbekämpfung. In D gibt es auch zuviel und zuwenig! Zuviel Steuern und Abgaben, Rundfunkbeitrag und Soli-Zuschlag (im 25. Jahr), undichte Schuldächer, versiffte Schultoiletten, Bahnhofstreter, Altersarmut, Pflegenotstand, Verfahrenseinstellungen und Versäumnisurteile, und zuwenig Aufklärung von Diebstahl, Einbruch, Betrug, zuwenig VHS-und Berufsbildung, – und vor allem ZEIT. Gerade die frühere Mittelschicht ist zum Pendeln unter Reduktion der Familie verdammt, will sie nicht Mittelschicht bleiben; schon für eine Meister-Ausbildung müssen manche mehrere hundert km pendeln – oder ins Ausland gehen! Falls politische Akteure die Welt nicht mehr verstehen, dann kann das auch daran liegen, dass sie den Millionen Stimmen der Bevölkerung nicht mehr zuhören, sondern nur mehr über die Filter-Kanäle weniger Medien wahrnehmen. Dies gilt auch umgekehrt: die Bevölkerung hört nicht mehr die Verantwortlichen, sondern nur noch die Filter- Info. Wenn die Kanzlerin nur noch das Zweiergespräch wahrnimmt, dann unterbindet sie jegliche Replik! Gut für Ihre Freundschaften, schlecht für Deutschland – aber für D wäre sie zuständig! Kein Wunder, dass die Bevölkerung ihr da nicht folgt – und nach dem Grundregelverstoss des Ministers Schmidt und der augenzwinkernden, folgenlosen Akzeptanz auch kein Vertrauen mehr hat. Nur: mit Links- Mitte – Rechts haben die Probleme nur am Rande zu tun; mehr mit Wahrhaftigkeit und (Herrschafts-) stil! – Franz Berger


Leserbrief zu „Dann stürzt sie doch!“ von Bernd Ulrich

Welch ein grandioser Beitrag! Vielen Dank fuer diesen Artikel, den ich nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch sehr genossen habe. Einige Formulierungen haben mich in ihrer Drastischkeit (gibt es dieses Wort?) zum Lachen gebracht, aber insbesondere haben Sie mir aus der Seele geschrieben. Das Genoergel und die Kaffeesatzleserei gehen mir schon seit einiger Zeit auf die Nerven – wie schoen zu wissen, dass es nicht nur mir so geht – und dass es jemand so hervorragend auf den Punkt bringen kann. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Vielen Dank fuer diesen erschreckenden Beitrag und auch dafuer, dass Sie auch einen Vertreter der AfD zu Wort kommen liessen. Den VertreterInnen der anderen Parteien vorzuwerfen sie versuchten die Menschen mit Emotionen zu ueberwaeltigen ist aus dem Mund eines AfD Vertreters schon ein interessanter Vorwurf. Der Artikel hat leider deutlich gezeigt, wie schwierig der adaequate Umgang mit der AfD ist – ich hoffe die ParlamentarierInnen der anderen Parteien haben besser Ideen als ich – also besser als gar keine. – Sabine Moehler


Leserbrief zu “Schluss mit dem Zickzack” von Marc Brost und Peter Dausend

Geradezu abstossend, wie Olaf Scholz ausführt, dass Bürger( innen ) verunsichert und manchmal ängstlich in die Zukunft blicken. ER war doch 1. Bürgermeister in HH, als wir lernten, für die Dauer von Gross-Veranstaltungen besser die Städte zu verlassen, um nicht dem Mutwillen der G20-Gegner überlassen zu werden, während ER sich und die Seinen von einem Gross-Aufgebot mehrerer Tausend Polizisten -einschließlich Verstärkung aus Berlin, Dänemark und den Niederlanden – schützen , und die materiellen Schäden vom Bundes-HH begleichen liess! Warum eigentlich befragte die ZEIT nicht hierzu? Er ist es, der Verunsicherung streute – und dem man nicht mehr über den Weg traut. Von IHM fühlen sich viele nicht ernst genommen! Auch wegen IHM verlor die SPD Stimmen… Und dann kokettiert man über Haartracht… TzTzTz. – Franz Berger


Leserbrief zu „Handwerker haben’s auch nicht leicht“ von Katharina Hackendorf

„Mein Lebensgefährte, der Tischler/Schreiner ist und ich (Garten- und Landschaftsbau) haben einen sehr ähnlichen Lebenslauf von der Allgemeinen Hochschulreife über ein abgebrochenes Studium und anschließende Berufsausbildung zur Meister- bzw. Technikerschule. Unsere Aussichten auf gut bezahlte Jobs, mit der Möglichkeit den Arbeitgeber auszusuchen sind hervorragend, da wir mit unserer Vorbildung gut ausgebildete, gesuchte Fachkräfte sind. Tolle Situation für uns, aber Unternehmen suchen händeringend vor allem gute, intelligente Auszubildende, die später Betriebe auch leiten bzw. übernehmen können. Man sollte das Problem von mehreren Seiten angehen und unserer Meinung nach wird im Artikel ein wichtiger Weg gar nicht erwähnt. Warum nicht schon früher in der Schulbildung ansetzen und auf allen Schulebenen für eine Berufsausbildung im Handwerk werben? Besucht ein Kind das Gymnasium, hört es nur vom möglichen Studium und kann in der Zeit Campus und im Zeit Studienführer nachlesen, welch obskure Studiengänge es gibt. Selbst in der Realschule dominieren die Erwartungen, in den Dienstleistungssektor zu gehen und nur in den Haupt-/Werkrealschulen werden die, oft als abgehängt betrachteten Schüler, zu einer Zukunft im Handwerk bewegt. Diese einseitige Sichtweise sollte man dringend ablegen und auch in den höheren Stufen dafür werben, was für gute Aussichten es im Handwerk vor allem für clevere Köpfe gibt.“ – Gion Unger Olivia Ortlieb


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Ein Urteil über das Verhalten der AFD Abgeordneten kann ich mir, mangelnden Einblickes wegen, nicht erlauben. Die erwähnte Rede des Herrn Gottfried Curio aber habe ich gesehen. In den meisten Punkten kann ich dem nur zustimmen, und bin eher über das Verhalten der kindisch jolenden Grünen beschämt. Als Spiegel, Zeit und Cicero Leser, der Jahre in Asien (Afghanistan, Pakistan, Indien) und Afrika gelebt hat, halte ich mich für halbwegs gut informiert. Natürlich kann man der Meinung sein, Menschen, denen es schlechter geht, Zugang in unser „Paradies“ zu gewähren. Meiner Meinung nach aber muss das, in Anbetracht der Bevölkerungsexplosion (die Ditfurth schon vor 40 Jahren im Apfelbäumchen prophezeit hat) zu dem Punkt kommen, dass die gewählt werden, vor denen ich Angst habe. Mit weniger Ideologie und mehr Wissen würden wir die kommenden Probleme besser bewältigen. Das Migrationsproblem von Herrn Sieferle sollten verantwortliche Menschen zur möglichen Ansichtenerweiterung unbedingt lesen. Einfach nur „Gutsein“ wollen, führt meiner Ansicht nach in die Irre. Und die Verächtlichmachung anders Denkender, schmiert nur das eigne Ego. Die Werte der Jugend haben so wenig Gewicht, weil sie noch nicht gelebt und erlitten wurden. F.M.D. Und die vorherrschende Meinungsmache ist ein Teil von jener Macht, die stets das Gute will, und doch das Böse schafft. (frei nach Goethe). – Bernhard Schwarz


Leserbrief zu „Kein Herz für Dieselfahrer“ von Petra Pinzler und Claas Tatje

Die Euro-5-Diesel- Fahrzeuge stellen die größte Gruppe der Dieselfahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Die Grenzwerte dieser Norm erlauben es, Fahrzeuge mit Dieselmotoren ohne Abgasnachbehandlung in den Verkehr zu bringen. Eine nennenswerte Anzahl von Fahrzeugen – wie auch mein Audi A4 mit 2,0 l TDI- Motor – war mit einer nicht zulassungskonformen Motorsteuerung (Software) ausgerüstet. Diese wurde nach und nach auf Stand gebracht (bei meinem Fahrzeug im März 2016). Vorher wurden die Änderungen vom Kraftfahrtbundesamt freigegeben. Das eigentliche Problem besteht meines Erachtens darin, dass die Euro-5 Norm wesentlich höhere Grenzwerte für Stickoxide zulässt als es zur selben Zeit in den USA der Fall war. Die Dieselmotoren in den USA erreichten die dortigen Grenzwerte nicht ohne eine katalytische Abgasnachbehandlung, Diese wurde in Europa erst bei der strengeren Euro-6 Norm erforderlich. Durch diese späte Einführung niedrigerer Grenzwerte hat man (die Politik) sich ohne Not ein Problem geschaffen, das nur sehr schwer zu lösen ist. Prinzipiell ist eine technische Lösung möglich, wie die aktuellen Versuche des ADAC zeigen. Die Rechtsposition der Regierung hinsichtlich der Kostenweitergabe an die Automobilindustrie ist wohl eher schlecht und die technische Lösung per Nachrüstung ist sicherlich nicht so gut, als wenn es gleich „im Vorwärtsgang“ richtig gemacht worden wäre. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Viel Gescheites wird es wohl nicht sein. – Helmut Hüttemann


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Um eine Mitte als solche verorten zu können, benötigt man ein solides Koordinatensystem. Es scheinen aber zum vertrauten Raster einige Achsen dazugekommen zu, vormals bestehende Achsen sind krumm geworden, haben Intervalle oder gar die Einheit gewechselt. Wir klammern uns an gewohnte Parameter (allen voran das BIP) und spüren unter unter uns ein bröselndes Fundament, durch dessen Risse der Blick auf erdhistorische Phänomene wie Artenmassensterben und Erderwärmung zu fallen droht. Neben den von ihnen erwähnten Punkten können die Repräsentanten der „Mitte“ nicht einmal mehr ein glaubwürdiges Koordinatensystem anbieten. Da muss es einem ja schwummrig werden … – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Jesus war Jude, einer von uns“ von Amoz Os

Ihr Hadern mit der Judas-Geschichte ist nachvollziehbar. Ihre Frage warum Judas Jesus verriet, ist einfach beantwortet: Damit sich die Schrift erfüllte und weil Jesus dies kurz vorher voraussagte (Mt 26:21, 24; Mk 14:18, 21; Lk 22:21;  Jo 13:23). Kriminalistisch logisch oder nicht: Es war ganz einfach Gottes Wille. Dass sich „Judas“ und „Jude“ klanglich nahestehen gilt nur für die deutsche Sprache. Schon im Französischen heisst es „Judas“ [ʒyda] und „juif“ [ʒɥif]. Die Konnotation im Deutschen ist sicher misslich, aber da der Name im deutschen Sprachraum ungebräuchlich ist, lässt sich damit leben. – Michael Rohe


Leserbrief zu „Wenn niemand eingreift“ von Astrid Geisler et al.

Der Beitrag betrifft eine Problematik an Schulen, die sicherlich der Analyse bedarf. Aber die Forderung nach Lehrerfortbildung ist eine (zunächst) falsche, voreilige. Wie ich auf ZON im Kommentarbereich schon darlegte, müsste der Umgang zwischen Lehrpersonen und Schülern/innen eine zentrale Thematik der Lehrerausbildung sein (eigene Lehrerrolle: eigenes Verständnis, eigene Einstellung in Relation zu einer professionellen Lehrerrolle, Lehrerverhalten etc.). Dazu gehört auch die Reflexion eigener Emotionen, Triebe im Umgang mit Lernenden und die kognitive Kontrolle und Domestizierung dieser Emotionen/Triebe. Wenn es also sexuelle Übergriffe in Schulen zwischen Lehrpersonen und Lernenden gibt, dann wäre vor allem zu fragen:

Warum hat die Lehrerausbildung ihre Aufgabe in diesem Falle/in diesen Fällen nicht erfüllt?

o War og. überhaupt Gegenstand der Lehrerausbildung? Wenn nein, warum?

o Wenn og. Gegenstand der Lehrerausbildung war, konnten diese übergriffigen Personen nicht in der Lehrerausbildung identifiziert werden und warum?

o Warum konnten solche Personen nicht vom Lehrberuf ferngehalten werden, verfügen sie doch nicht über das erforderliche professionelle Verhaltensrepertoire?

Wenn Defizite in der Lehrerausbildung vorliegen, erst dann wäre eine Fortbildung angebracht, aber nicht ohne dass für eine diesbezügliche Verbesserung der Lehrerausbildung gesorgt wird.

Prävention gegen Fehlverhalten von Lehrpersonen – eben auch im sexuellen Bereich – hat in der Lehrerausbildung stattzufinden! Jede Form von Blickverengung ist falsch, für eine Vorbeugung ebenso wie für „Nachsorgemaßnahmen“ im Falle von Mißbrauch/sexuellem Fehlverhalten: Das gilt hinsichtlich des Geschlechts ebenso wie für sexuelle Neigungen aber auch für potenzielle Opfer (Schüler/innen – Lehrpersonen). – Rainer Egold


Leserbrief zu „Das Band zerreißt“ von Andreas Reckwitz

Es ist immer wieder interessant, dass Wissenschaftler und Journalisten den Begriff ‚formierte Gesellschaft‘ in Artikeln nutzen, ohne allerdings verstanden zu haben, was Ludwig Erhard darunter meinte. Es wäre ratsam, wenn Andreas Reckwitz erst die Texte, die über Erhards Konzept der formierten Gesellschaft geschrieben wurden, liest, bevor er sich ein Urteil über dieses Konzept erlaubt. Wenn er die Texte gelesen hätte, wäre ihm nämlich aufgefallen, dass Erhard die damalige Zeit als Verbändegesellschaft bezeichnete. Er kritisierte diese Gesellschaftsform, da er sie als gefährlich ansah. Er befürchtete, dass die weitere Entwicklung der Verbändegesellschaft den positiven Verlauf der freiheitlich-demokratischen Ordnung in Deutschland erheblich beeinträchtigen bzw. gefährden würde. Gegen diese sozioökonomischen Entwicklungen wollte Erhard eine formierte Gesellschaft befördern, um den anti-demokratischen Effekten der Verbändegesellschaft etwas entgegenzusetzen. D.h., die formierte Gesellschaft existierte in den 1960er und 1970er Jahre nicht; Erhard wollte mit seinem Konzept, die Menschen dazu animieren, die Verbändegesellschaft durch eine formierte Gesellschaft zu überwinden. Dies hat sich jedoch nicht so ereignet. Nun stellt sich die Frage, wieso Wissenschaftler & Journalisten immer wieder das Konzept von Ludwig Erhard falsch darstellen. Gehen sie von der Zeit auch gegen solche Formen von Fake-News vor? Wieso werden falsche Angaben immer wieder von gebildeten Menschen wiederholt? Es kann vielleicht daran liegen, dass diese Menschen gar nicht so gebildet sind……aber Wissenschaftler wie Reckwitz schreiben was Journalisten hören wollen; zumeist keine objektiven, überparteilischen Ansichten. Wann werden die Mainstream-Medien endlich wieder objektiv und damit auch wieder seriös? – Dirk Baehr


Leserbrief zu „Das Band zerreißt“ von Andreas Reckwitz

Der Artikel hat mich sehr angeregt. Er hat mögliche tiefere Ursachen  für den Sinkflug/Zeriss der sozialdemokratischen Parteien in Europa verdeutlicht: Zeitgeist-Wandel im Übergang von der Moderne zur Postmoderne ( 1. von Industrie zur Dienstleistung, 2. Bildungsexpansion, 3. Werte-Konflikte zwischen Weltoffenheit und Heimat-Sehnsucht). Ja, es gibt auch in der SPD das Nebeneinander von altindustrieller Arbeiterklasse mit Angst vor Heimatverlust und neuer Mittelklasse (oft Akademiker) mit ökonomischen Illusionen (Freihandel nutzt Allen). Dieses Spaltungspotenzial wird insbesondere in der Flüchtlingsfrage aktualisiert – wie in der Gesellschaft allgemein! Aber das ist nicht die derzeit gefühlte Konfliktlinie in der SPD.  Die verläuft nicht zwischen alt- und postmodernen Mitgliederklassen, sondern zwischen realpolitisch-konservativer SPD-Parteiführung und kapitalismuskorrektiver -Mitgliedschaft. Sie drückt sich eher in den stark personalisierten Vorwürfen an die Parteiführung im Hinblick auf die Große Koalition (GroKo) aus: Große Betroffenheit nach der Wahlschlappe, große Befreiung nach der spontanen Ablehnung einer GroKo, Wunsch nach Rückbesinnung auf das Kern-Profil der SPD gegenüber der CDU und damit verbunden: Große Kritik am Regierungs-Posten-Ehrgeiz der Parteiführung, der eigentlich tieferen Ursache für den Verlust des SPD-Profils! Unterstrichen wird diese Analyse am Beispiel des Konfliktes zwischen SPD-Basis und SPD_Führung über die Agenda 2010 von SPD-Alt-Bundeskanzler Schröder: Diese als realpolitisch-alternativlos dargestellte (also nicht SPD-profilgemäße) Agenda wurde durch das Basta der Parteiführung gegen die innere Zustimmung der Partei durchgesetzt und auch von der CDU begrüßt und übernommen. Sie wurde zu einem der entscheidenden Hintergründe für die langjährige CDU-Kanzlerschaft von A. Merkel.  Sie erwies sich bis heute als hochgradig effizient im Sinne einer „systemgerechten Wirtschaftsstärkung“, die durch  moderate, aber dezidierte Senkung des Lohnniveaus (Niedriglohnsektor) und die Befreiung von Finanzmarktregularien (Wirtschaftsanreize) erreicht wurde. Diese Politik wurde aber vom „Herz der gesamten Partei“ und auch von den Gewerkschaften als neoliberal betrachtet. Sie gilt in der SPD gefühlt als Versündigung gegenüber der Wächterfunktion der SPD für die „soziale Marktwirtschaft“ bzw. als moderate Befreiung der Kapitalseite.
Dieses Gefühl wird auch von den meisten akademischen SPD-Mitgliedern, insbesondere von den stark akademisierten JUSOS getragen. Es bestimmt auch heute die starke Zurückhaltung gegenüber einer GroKo mit deren starker Versuchung zu erneutem „realpolitisch-alternativlosem SPD-Profilverlust“. All Dies spricht für ein „angerissenes Band zwischen Parteiführung und Mitgliedschaft“, weniger jedoch zwischen traditionellen und postmodernen abhängig  Beschäftigten in der SPD. Als Empfehlung kommt aus dieser Analyse daher nicht heraus, dass die Parteiführung einen internen Spagat als Konflikt verkleisternder Brückenbauer zwischen „Heimatabschottung für abstiegsbedrohte SPD-Industriearbeiter“ und „Weltoffenheit für SPD-Wohlstandsökonomen “ unternehmen sollte. Vielmehr erwartet die Mitgliedschaft, die Seele der SPD, einen dezidierten Neu-Aufbruch im „System der soziale Marktwirtschaft“ auf europäischer Ebene. Dem entspricht, dass in dem vorliegenden GroKo-Entwurf eine spürbare Rücknahme von vielen Agenda-2010-Maßnahmen enthalten ist, leider ohne dass dies aufrüttelnd als systemisch kapitalismus-korrektive Profilbildung akzentuiert wird, sondern schüchtern hinter vielfachen und farblosen „Gerechtigkeits-Defiziten“ versteckt wird. Das zeigt, dass die SPD-Führung immer noch Angst vor kapitalismus-korrektivem Klartext und einer entsprechenden Profilbildung hat, die auch von der Mitgliedschaft und vom Wähler als progressive Alternative zu konservativer Politik wahr genommen wird! – Rainer Bierhals


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Es ist schade, dass der Artikel die Leiden des Geschädigten unnötig emotionalisiert und tendenziöser Pathos gegenüber einer seriösen Tatsachenwiedergabe vorgezogen wird. So wird das schockierende Thema des bewussten Negierens von offensichtlichen Nebenwirkungen durch Pharmakonzerne zu einer schlechten Schmierenkomödie, in welcher sich der Leser dabei ertappt,  Verständnis für die Position der Pharmaindustrie einzunehmen, weil er noch den Kopf darüber schüttelt, ob es tatsächlich keinen sexfreudigen Mann gibt, dem ohne Libido etwas fehlt. – Carsten Schlich


Leserbrief zu „In Hassliebe verbunden“ von Walter Homolka

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass mir der in der Überschrift verwendete Begriff „Hassliebe“ zur Kennzeichnung eines Spannungsfelds aus anziehenden und abstoßenden Aspekten unangebracht erscheint. Im Text plädiert Walter Homolka dann dafür, „dass der Bund Gottes mit seinem Volk Israel Bestand hat, dass er gültig ist und dauerhaft.“ Dazu muss gesagt werden, dass die erste Erwähnung dieses Bundes viele Generationen nach der zeitlichen Zuordnung dieses angeblichen Ereignisses stattfand. Der Sinn davon war, die Motivation der jüdischen Bevölkerung im Überlebenskampf mit umliegenden Clans zu stärken – und zwar zur Zeit der Aufzeichnung dieser Erzählung. Es handelt sich also um eine Allegorie. Einen realen Bundesschluss Gottes mit welchen Menschen auch immer gibt es nicht und hat es auch nie gegeben. Die damit verbundene Funktionalisierung Gottes  und deren exklusivistischer Anspruch widerspräche nicht nur der Unbegreiflichkeit und Unendlichkeit Gottes, sondern würde aus den Glauben auch ein statistisch erfassbares Für-wahr-halten von Fakten machen. Sollte man die Erzählung vom Bundesschluss Gottes mit Israel also ignorieren? Keinesfalls, aber sie sollte nicht in ein rituell präsentiertes Raster sachbezogener Gegebenheiten eingepasst werden. Der Verzicht auf das Festhalten an vermeintlich unumstößlich gültigen Pflöcken der Identität würde übrigens den Weg zu mehr Gemeinsamkeiten von Juden, Christen und Anderen erleichtern. Auf theologische Überhöhungen zur Selbstdarstellung sollte deshalb allseits verzichtet werden. Religiöse Werte dürfen sich nicht so verselbständigen, dass sie – im ganz säkularen Sinn – die Bodenhaftung an unsere alltäglichen Lebensbedingungen verlieren. Ich habe die Bedeutung dieses in der Thora dargestellten Bundes übrigens in meinem 2015 erschienenen Buch „DIe gemeinsame Wirklichkeit“ detailiert und in Bezugnahme auf die entsprechenden Bibelstellen beschrieben. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu “Hallo, ich bin der von oben“ von Sebastian Kempkens

In den Anfängen meiner Zeit als Regisseurin habe ich, als ich ein Kindertheaterstück inszeniert hatte, einmal folgendes erlebt: Ich wohnte der Vorstellung als Zuschauerin bei und konnte beobachten, wie zwei Jungs aus einer Gruppe von Grundschülerin sich während der Vorstellung gegenseitig mit Papierkügelchen beschossen. Als die Vorstellung vorbei war, habe ich die beiden Jungs angesprochen und sie gebeten, die von ihnen verschossenen Papierkugeln, die überall im Theater herumlagen, einzusammeln und in den Abfalleimer zu werfen. Daraufhin kam der Pädagoge, der die Schulklasse betreute, und erklärte den beiden Jungen, daß sie die Kugeln nicht aufsammeln müßten, dazu gäbe es Putzfrauen. Als ich den Artikel „Hallo, ich bin der von oben“ von Sebastian Kempkens las, war mein erster Gedanke der, daß Herr Kempkens genau der Generation von Grundschülern anzugehören scheint, wie ich sie damals erlebt habe. Und offensichtlich ist er dem Grundschulalter mental noch nicht entwachsen. Wie sollte ich mir als Leserin sonst erklären, daß in seinem Artikel Verstöße gegen die grundlegenden und wichtigsten Regeln des menschlichen Miteinanders, nämlich Rücksichtnahme und Respekt vor dem Anderen, als bloße Kavaliersdelikte behandelt werden. Die Gäste von Herrn Kempkens „schnippen ihre Kippen von [seiner] Terrasse aus Versehen auf den Balkon der Ottos.“ (Besitzt Herr Kempkens keine Aschenbecher?) Das Dreckwasser nach dem obligatorischen After-Party-Putz entsorgen Herr Kempkens und sein Mitbewohner nicht im Ausguß, sondern „etwas zu schwungvoll“ in der Regenrinne und bespritzen damit die Nachbarin, die im Nachthemd auf dem Balkon steht. Und dann kommt das Beste: Der Autor fragt mich, die schon nicht mehr geneigte Leserin, ernsthaft: “Verstehen Sie? Daher kommt meine Angst, die Ottos könnten uns hassen.“ Ich frage Herrn Kempkens ob er seine Leser für begriffsstutzig hält? Natürlich ist sein Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber hassenswert! Daran ändert auch dieser kleine, im Gewand der Versöhnung daherkommende Artikel nichts, der sich bei genauerem Lesen als arrogante Frechheit entpuppt. Denn Herr Kempkens beschreibt die Welt seiner Nachbarn mit folgenden Adjektiven: „düster“, „schwer“, „wuchtig“, seine eigene aber illustriert er als „groß, hell und luftig“. Der Nachbar öffnet ihm die Tür „in T-Shirt, Hosenträgern und Pantoffeln“ und über der Tür am Ende des Flurs „hängt eine Feuerwehr-Axt“, wohingegen bei Herrn Kempkens und seinem Mitbwohner „keine Äxte [sic!], sondern Bilder von Berliner Fotografen“ an den Wänden hängen. Morgens, wenn Herr Kempkens seinem Nachbarn, Herrn Otto, im Treppenhaus begegnet, hat dieser „die Bild und die Hamburger Morgenpost in seiner Tasche“, jener aber „ein iPad, darauf die heruntergeladene Süddeutsche“. Ja! So geht Beeinflussung und Meinungsmache! So liest es sich, wenn der Autor von sich selbst das Bild eines smarten jungen Journalisten beim Leser erzeugen möchte, obwohl er – ich bitte den Ausdruck zu verzeihen – bezüglich seines Sozialverhaltens ein veritables Arschloch ist. – Anja Wienpahl


Leserbrief zu „Die Heimatvertriebenen“ von Tina Hildebrandt

Die Auffassung, der hastige Atomausstieg der Bundesregierung sei seinerzeit einem „Unfall“ zu verdanken gewesen und (nur) so auch zu erklären, ist  bestenfalls eine gedankenlose Geschichtsklitterung . Die atomare Katastrophe von Fukushima, ausgelöst durch einen Tsunami, war nichts als der Anlass zu einem irrationalen und verantwortungslosen Schachzug der Kanzlerin Angela Merkel. Eine Karikatur von damals brachte es auf den Punkt der Lächerlichkeit: In die bekannte „Große Welle“ des Japaners Hiroshige wurde ein atomares Kraftwerk irgendwo hinten am deutschen Rhein hineinmontiert, um den Unsinn der angeblichen Beziehung einer schrecklichen Katastrophe zu dieser politischen Schnellreaktion zu verdeutlichen. Die Rationalität der Anweisung, bestimmte Atomkraftwerke sofort abzuschalten – die später vor deutschen Gerichten keinen Bestand haben sollte! – lag ganz woanders: Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg bangte die Kanzlerin und die CDU um den Erhalt der seit Jahrzehnten gewohnten Macht in diesem Bundesland – der Sieg der Partei „Die Grünen“ war zum Greifen nah und sollte mit diesem verzweifelten Manöver in letzter Minute verhindert werden, was bekanntlich nicht gelang. Die Folgen dieser Aktion, die kaltes politisches Kalkül aussehen lassen sollte wie ein Äußerstes an Verantwortungsbereitschaft, sind dagegen noch heute zu besichtigen. Was ist aus dieser Richtigstellung zu lernen? Frau Merkel, die sich in der Art zu reden immer jeder Schärfe enthält, ist in der Sache und in ihren Entscheidungen durchaus zu beachtlichem Zynismus fähig. – Michael Schnatmeyer


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Die Wertung eines bloßen zeitlichen Zusammenhanges zwischen einer medizinischen Maßnahme und neu aufgetretenen Krankheiten oder Beschwerden als  Kausalität und somit Grundlage für die Zuerkennung von Entschädigungen wäre aus ärztlicher Sicht ein Desaster. Eine der größten Errungenschaften der modernen Heilkunde ist die so genannte evidenzbasierte Medizin, in der medizinische Maßnahmen nicht auf Vermutungen oder Traditionen basieren, sondern auf einwandfreien wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dieses Prinzip hat zahlreichen Quacksalbereien und abstrusen Vorstellungen – z.B. über den Zusammenhang zwischen Masern-Impfung und Autismus – den Garaus gemacht. Eine Abkehr von diesem Verfahren würde Tür und Tor öffnen für eine Fülle ungerechtfertigter Schadenersatzklagen. Weitere potenzielle Folgen wären, dass die jetzt schon unübersichtlichen Beipackzettel von Medikamenten noch an Umfang zunähmen, Patienten dadurch zunehmend verunsichert würden und wichtige Medikamente nicht mehr einnähmen und schließlich Ärzte keine einzige Tablette mehr verordneten, ohne sich vom Patienten  vorher ein mehrseitiges Aufklärungsformular unterschreiben zu lassen, in dem jedes noch so seltene Ereignis aufgelistet wird, über das jemals in Zusammenhang mit der Einnahme des Medikamentes berichtet wurde. – Stefan Meyer


Leserbrief zu “Schluss mit dem Zickzack” von Marc Brost und Peter Dausend

Scholz vertritt mit seinem weiter wie bisher die Hinterzimmerpolitik alla Schrõder und Merkel. Diese Politik ist längst aus der Zeit gefallen. Wenn die SPD gewählt werden will, dann muss sie den Mut haben den Tisch auf dem die Karten liegen umzuwerfen. Sie muss die Systemfrage zu lassen. – Andreas Oberholz


Leserbrief zu „Handwerker haben’s auch nicht leicht“ von Katharina Hackendorf

Der Bauunternehmer ist zu beglückwünschen ob seines Flüchtlings aus Syrien. Haben Sie recherchiert wie viele der Flüchtlinge einer Ausbildung nachgehen? Können Sie verstehen, dass Sie sich dem Vorwurf der „Meinungsmache“ bei den Menschen aussetzen, die mit Aussagen konfrontiert sind, dass 70% der der Flüchtlinge Ihre Ausbildung nach 3 Monaten abgebrochen haben? Von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Zeit erwarte ich journalistische Sorgfalt. Der Glaube, Flüchtlinge könnten den Arbeitskräftemangel demnächst beheben, und in absehbarer Zeit in unsere Sozialsysteme zurückzahlen, sollte faktisch untermauert werden. – Bernhard Schwarz


Leserbrief zu „Die Fasten-Prädigerin“ von Felix Rohrbeck

Was soll das?! Eine ganzseitige Werbeanzeige im Wirtschaftsteil, die nicht als solche gekennzeichnet ist! Eine Liebeserklärung an die Klinikchefin, aber kein Argument darüber hinaus, warum man gerade in dieser Klinik eine Fastenkur durchführen sollte, die man auch kostenlos zuhause oder für ein Bruchteil der Kosten bei einem der vielen anderen Anbietern durchführen kann (Man sollte vorweg in jedem Fall den Hausarzt konsultieren). Oder geht es hier um den Promi-Faktor? – Rainer Funke


Leserbrief zu „Freakadellen, bitte!“ von Florian Schumann

Ein spannendes Thema, aber wenn die Alternativen das Hackfleisch in großen Teilen in den Burgern ersetzen sollen, geht dies nur zu konkurrenzfähigen Preisen. Sonst ist das nur wieder eine Nischenprodukt für die, die es sich leisten können und sich moralisch über „die Anderen“ erheben wollen. Der direkte Weg geht über eine artgerechtere und umweltschonendere Tierhaltung verbunden mit leicht steigenden Preisen für Fleisch. Das ist ein schnell erzielbarer Erfolg für Mensch, Tier und Umwelt! Es muss nur politisch gewollt werden. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Das Band zerreißt“ von Andreas Reckwitz

So weit es die SPD betrifft, liegt es meines Erachtens einfach daran, dass sich diese Partei nicht dafür interessiert, was sich ihre Wähler und potentiellen Wähler für eine Politik wünschen. Es ist eine undemokratische Anmaßung, dass jetzt die Parteimitglieder über die zukünftige Regierung abstimmen und nicht die gerade gewählten Bundesabgeordneten (= Volksvertreter!?). Das Band zerreißt nicht, es wird vorsätzlich zerschnitten! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Hund, Katze, Troll“ von Peter Dausend

Nach unserem Grundgesetz sind die Abgeordneten im Bundestag mit der Regierungsbildung betraut und wir werden versichert, dass sie unabhängig entscheiden sollen. Und doch wartet jetzt eine Vielzahl von Abgeordneten auf „Aufträge und Weisungen“ bezüglich einer bestimmten Abstimmung im Bundestag. Damit wird die Regierungsbildung in die Hände einer Partei gelegt, in der auch Neumitglieder, deren Absichten schädlich sein können, mitbestimmen. Wie die Zeit berichtet, ist es möglich, dass fiktive Mitgliedschaften entstehen und mitbestimmen – und so bestimmen letztlich Hund und Katze über die Regierung. Das Grundgesetz hat mit seinen Vorgabe ein solches Verfahren eigentlich ausgeschlossen. – Dr. Ursula Holzinger


Leserbrief zu „Kein Durchkommen“ von Caterina Lobenstein

Wann schafft es wenigstens eine seriöse Zeitung wie die Zeit, ehrliche Begriffe zu verwenden. Wenn ein Deutscher nach Spanien oder in die USA auswandert, verwendet zurecht niemand das Wort Flüchtling, sondern es sind Auswanderer und aus Sicht der Zielländer sind es Einwanderer. Die Afrikaner, die es auf die Schlauchboote Richtung Europa schaffen, fliehen nicht vor Hunger (die Hungernden schaffen es nicht so weit) und in der Regel nicht vor Verfolgung, sondern sie wollen nach Europa einwandern, da sich hier bessere wirtschaftliche Perspektiven erhoffen. Es ist in zweifacher Hinsicht schädlich, alle Einwanderer als Flüchtlinge zu titulieren. Erstens werden die Chancen berechtigter Asylbewerber stark beeinträchtigt und in weiten Teilen der Bevölkerung erzeugt der Missbrauch des Asylrechts Widerstand und Misstrauen gegenüber dem Staat und den Medien.
Wer Einwanderung will, muss sich einer offenen, demokratischen Diskussion stellen und entsprechende gesetzliche Grundlagen initiieren. Jedes Land hat das Recht, die Regeln für Einwanderung zu bestimmen. Derzeit bestimmen selbst ernannte Weltverbesserer die öffentliche Meinung, die möglichst viele Zuwanderer wünschen, aber zahlen soll das Ganze die Allgemeinheit. Ein billiger, unehrlicher Trick, sich moralisch zu erhöhen. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Ich möchte mich sachlich zu Finasterid und medizinisch vorsichtig ein-bringen, weil zwar mein Biochemiestudium  mit PhD über Steroidale Therapiemöglichkeiten am Prostatacarcinom über 30 Jahren zurücklie-gen, aber ich diesbezüglich die Rezeptorstudien noch verfolgen kann. Finasterid habe ich in der Urologie solange es auf dem Markt ist in 5mg tägl Dosen beim Prostataadenom an Patienten verordnet und auch bei mir selber angewendet. Darunter  wurden mir neben therapeutischen Verbesserungen kaum Beeinträchtigung der erektilen Dysfunktion ge-nannt. Ich selber nehme das Medikament seit 4 Jahren und kann wie das Gro der Patienten keine wesentliche Beeinträchtigung der Sexual-funktion feststellen. Ich sage den Patienten, die meistens ab 5.-6. De-cenium  für diese Finasterid Behandlung in Betracht kommen, dass es gewisse Auswirkungen auf die Sexualität/Erektion haben kann. Da die Rezeptoren nur geblockt werden, kann nach Absetzen von Finasterid entsprechend der Halbwertzeit  die erectile Funktion durchaus wieder zurückkehren wenn sie denn überhaupt ausgesetzt hat. Bei Patienten, die dennoch eine Erektionschwäche beklagt hatten, konnte durch Sil-denafil in fast allen  Fällen eine gewünschte Erektion erreicht werden.     Im Übrigen  gibt es kein Präparat ohne Nebenwirkungen. So hat z.B. Penicillin in den ca 80 Jahren der Verwendung Millionen Menschen gerettet aber es hat auch ca 10.000 Todesfälle durch Penicillinallergie bis Schock gegeben. Ähnlich die Antibabypille mit Bildung von  Throm-bosen und auch Embolien mit Todesfolge. Nehmen Sie mal so ein Prä-parat vom Markt….? Anders ist es bei Contergan gewesen,weil es einge -nommen in den ersten 3Schwangerschaftsmonaten tatsächlich irrever -sible Schäden am betreffenden Gen für die Ausbildung  der Extremitä-ten bewirkt hat. Das kann mit Finasterid nicht passieren. Mir fällt es schwer zu glauben und ich kenne keine Studie, dass nach der Einnahme von Propecia Finasterid in Dosen unter 5mg ein dauerhafter Schaden bzgl .der erectilen Funktion hervorgerufen werden soll. Das entspricht auch nicht meiner Erfahrung von Finasterid behandelten Patienten aus der regelmäßigen Kontrolle. Auch stand Finasterid sogar mal auf der Dopingliste, was mir nicht einleuchten konnte. Eine Doping-Kontrolle wird beim body building nicht durchgeführt—Viele Medikamente, de-ren Wirkung außergewöhnlich gut waren, wurden in Deutschland vom Markt genommen, aber standen im Ausland weiterhin offiziell zur Ver-fügung ( z.B.DMSO, Ambene, Ingelan….).Wenn diese nur passager nach ärztlichen Anweisung in Zeit und Menge eingenommen wurden, waren sie sehr gut wirksam, verträglich und kaum wurden Nebenwirkungen bekannt. Schäden traten erst bei unsachgemäßer Einnahme auf. Wie bei allen Medikamenten soll der Patient vom Arzt auf Risiken aufmerk- sam gemacht werden, aber sich den Beipackzettel durchlesen und bei  entsprechendem Auftreten sofort das Medikament absetzen und sich beim Arzt vorstellen. – Dirk Fischer


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

In Ihrem Artikel schreiben Sie über mehrere junge Männer (einen besonders ausführlich), deren Leben sich nach der Einnahme des Präparates „Finasterid“ dramatisch verändert hat. Berichtet werden zunächst

  • Potenzstörungen  und (als deren Folge) eine Vielzahl weiterer Beschwerden wie
  • Libidoverlust und allgemeine „Lustlosigkeit“
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafstörungen
  • Freud und Interessenverlust
  • Antriebsstörungen
  • sozialer Rückzug
  • depressive Verstimmung und Angst
  • „emotionale Abstumpfung“
  • Suizidgedanken.

All das sind – ohne Ausnahme – typische Symptome einer depressiven Erkrankung ! In Ihrem Artikel werden zwar wiederholt „Depressionen“ erwähnt, aber lediglich als Teilsymptom eines „Post-Finasterid-Syndroms“. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil dieses „Post-Finasterid-Syndrom“ – wie Sie ja selbst schreiben – hinsichtlich seiner Entstehung (und seiner Persistenz nach Absetzen des Präparates) unklar und nicht behandelbar ist. Den Betroffenen ist damit nicht geholfen. Im Gegensatz dazu ist eine Depression gut behandelbar. Bei leichteren Formen könnte eine Psychotherapie helfen, bei schwereren (wie sie im Artikel beschrieben werden) wird eine antidepressive Medikation erforderlich sein. Damit könnte man den Betroffenen sehr wohl helfen. Das liegt auch daran, dass die Behandlung depressiver Erkrankungen eine symptomatische ist. Das heißt, sie kann die typischen Symptome (s.o.) bessern, unabhängig davon, was deren Ursachen sind. Als solche kommen die genetische Veranlagung, lebensgeschichtliche Ereignisse (meist eine Kombination aus beiden Faktoren), aber auch eine organische Erkrankung oder der Einfluss von Medikamenten (z.B. Finasterid) in Frage. Es mag nun richtig sein, in den konkreten Fällen zu prüfen, ob den vertreibenden Pharmaunternehmen (oder wem auch immer) Versäumnisse vorzuwerfen sind. Das zu klären ist Aufgabe des Gerichts.Wesentlich wichtiger wäre es aber aus meiner Sicht, den Betroffenen, die ja in ihrer Lebensqualität schwer beeinträchtigt sind, jede verfügbare Hilfe zukommen zu lassen. Eine konsequente psychiatrische Behandlung könnte eine solche Hilfe sein – und sie hätte realistische Erfolgschancen ! Irritierend fand ich Ihren Artikel aber noch aus einem anderen Grund : Man gewinnt den Eindruck, jede Erektionsstörung würde unausweichlich in die Katastrophe führen. Die Partnerin reagiert (schon beim ersten Mal) vorwürflich und trennt sich nach wenigen Wochen, es folgen völliger Rückzug aus allen sozialen Beziehungen, Arbeitsunfähigkeit und Unfähigkeit ein selbstbestimmtes Leben zu führen, bis man schließlich Teil einer „traurigen Armee der Lustlosen“ ist. Bei aller Bedeutung, die ein erfülltes Sexualleben für die Lebensqualität zweifellos hat, ist das eine maßlose Übertreibung. Sicherlich kennt jeder von uns (z.B.) querschnittsgelähmte (auch junge) Menschen, die lebensfroh und aktiv sind und das, obwohl die Unfähigkeit zur Erektion vielleicht nicht einmal ihr größtes Problem ist. Wenn Symptome auftreten, wie die in Ihrem Artikel beschriebenen, muss noch etwas anderes, wesentliches hinzukommen (z.B. eben eine Depression). Auch weiß jeder Mann, dass die Erektion eine nur sehr begrenzt willentlich steuerbare Funktion ist, die je nach psychischer Verfassung und Situation unterschiedlich gut (und vielleicht auch einmal gar nicht) funktioniert. Das ist völlig normal. Die Sexualität gehört zu den störanfälligsten Funktionen der menschlichen Psyche. Es gibt kaum eine psychische Erkrankung, die sie unberührt lässt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn „90 Prozent der Selbstmordgefährdeten (gemeint ist: unter Behandlung mit Finasterid) auch sexuelle Störungen angaben“. Das wäre bei Selbstmordgefährdeten ohne Finasterid sicherlich genauso. Wenn Sie schreiben: „Erektionsstörungen … kann man sich nicht einbilden“, ist das richtig. Aber die „Einbildung“ (Sorgen, Leistungsdruck, Versagensängste, etc.) kann Erektionsstörungen verursachen ! Sexualität spielt sich auch im Kopf ab. Es ist daher zu hoffen, dass die reißerisch dramatisierende Schilderung der möglichen Folgen einer Erektionsstörung nicht mehr Leser impotent macht, als Finasterid-Tabletten dies könnten. – Dr. Norbert Sassim


 Leserbrief zu „Das Band zerreißt“ von Andreas Reckwitz

Der Artikel hat mich sehr angeregt. Er hat mögliche tiefere Ursachen für den Sinkflug von Sozi-Parteien in EU aufgezeigt: Unbewältigte Konfliktlinie=Bandriss zwischen Moderne vs. Postmoderne, zwischen Heimatschützer (Arbeiter) und Weltoffene (Dienstleister). Ja, es gibt auch in der SPD dieses Nebeneinander von altindustrieller Arbeiterklasse und „Neuer Mitte“ (Zielgruppe von Gerhard Schröder 1998, oft Akademiker). Diese Konfliktlinie besteht in der SPD jedoch nur theoretisch. In der Flüchtlingsfrage wäre dies zu erwarten gewesen – wurde aber in der SPD eher verschlafen. Bei den sogenannten weltoffenen Freihandelsabkommen haben aber auch die Akademiker gemerkt, dass sie einer Illusion der Ökonomen aufsitzen (Freihandel nutzt Allen ). Politisch kaum noch kontrollierbarer Freihandel nutzt v.a. den internationalen Konzernen und ergänzt der Freiheitsspielräume in Ansiedlung und Steuern. Die Postmoderne verursacht nicht die derzeit gefühlte Konfliktlinie in der SPD.  Die verläuft zwischen realpolitisch-konservativer SPD-Parteiführung und gefühlt  kapitalismuskorrektiver SPD-Mitgliedschaft. Sie drückt sich eher im stark personalisierten Widerstand gegen die Parteiführung im Hinblick auf die Große Koalition (GroKo) aus. Unterstrichen wird diese Analyse am Beispiel des Konfliktes zwischen SPD-Basis und SPD-Führung über die Agenda 2010 von SPD-Alt-Bundeskanzler Schröder: Diese als realpolitisch-alternativlos dargestellte (also nicht SPD-profilgemäße) Agenda wurde durch das Basta der Parteiführung gegen die innere Zustimmung der Partei durchgesetzt, aber von der CDU begrüßt und übernommen. Sie wurde zu einem der entscheidenden Hintergründe für die langjährige CDU-Kanzlerschaft von A. Merkel.  Sie erwies sich bis heute als hochgradig effizient im Sinne einer „systemgerechten Wirtschaftsstärkung“ zu Lasten der Lohnabhängigen (Niedriglohnsektor und die Befreiung von Finanzmarktregularien – Wirtschaftsanreize). Diese neoliberale Politik wurde vom „Herz der SPD“ und den Gewerkschaften als Versündigung gegenüber der Wächterfunktion der SPD für die „soziale Marktwirtschaft“ abgelehnt. Dieses Gefühl wurde insbesondere auch von den stark akademisierten JUSOS getragen. Es bestimmt auch heute die starke Zurückhaltung gegenüber einer GroKo. All Dies spricht für ein „angerissenes Band zwischen Parteiführung und Mitgliedschaft“! Die SPD-Mitgliedschaft erwartet keinen Spagat als Konflikt verkleisternden Brückenbau zwischen „Heimatabschottung für abstiegsbedrohte SPD-Industriearbeiter“ und „Weltoffenheit“. Vielmehr erwartet die Mitgliedschaft einen überzeugenden Neu-Aufbruch im Sinne des Systems der „Sozialen Marktwirtschaft“ auf europäischer Ebene. Das ist im vorliegenden GroKo-Kompromiss durchaus angelegt (spürbare Rücknahme von vielen Agenda-2010-Maßnahmen) – aber eben nicht als offenes Zukunfts-Bekenntnis mit aufrüttelnd systemisch- kapitalismus-korrektiver Profilbildung, sondern schüchtern hinter vielfachen und farblosen „Gerechtigkeits-Defiziten“ versteckt. Das zeigt, dass die SPD-Führung immer noch Angst vor kapitalismus-korrektivem Klartext hat. Sie klammert sich an die Leerformel der 2. Volkspartei mit Regierungsanspruch. Ergebnis: Profilloser Sinkflug als Ersatz-CDU und SPD-Band-Riss! – Rainer Bierhals


Leserbrief zu „Mitten im Beben“ von Peter Dausend

Letztlich ist es gleichgültig, wer was sagt, solange es inhaltlich und semantisch richtig ist und nur weil es die AfD meint, muss es nicht automatisch falsch sein. Ganz konkret ist es auch nicht rassistisch und fremdenfeindlich, wenn etwa die Ausländerkriminalität als faktische Größe oder die überdurchschnittliche Beanspruchung der Sozialbudgets durch Flüchtlinge und Scheinasylanten thematisiert und entsprechend gewichtet wird. Und dass jeder zusätzlich Aufgenommene, der sich in das BIP nicht in produktiver Form einbringt, in einem System, das als Nullsummenspiel funktioniert, allen, die hier leben, einschließlich integrierter Zuwanderer, ein Stück ihres Anteils wegnimmt, sollte jedem, der nur marginal von Logik versteht, wohl klar sein. – Martin Behrens


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

Ich bin Ihnen aus zweierlei Gründen sehr dankbar: Zum einen dafür, dass Sie so freundlich reagiert haben, als ich Sie im Dezember im Berliner Hauptbahnhof angesprochen habe, zum anderen für Ihre zutreffende Kritik an politischen Kompromissen, wie Sie seit jeher in Deutschland geschlossen werden – gerade unter den Vorzeichen einer Großen Koalition: „Jeder bekommt ein bisschen, aber kaum einer merkt es.“ So pointiert hat die größte Lebenslüge der deutschen Mitte bisher niemand entlarvt. Ich meine, es ist sogar noch schlimmer: Beseelt von dem Irrglauben, dass eine pragmatische, vermeintlich rationale Politik der ruhigen Hand alles zum Besseren wende, steigt kontinuierlich die Lohnungleichheit, sinkt unbemerkt der Anteil von Arbeiterkindern bei Studierenden, vergrößert sich lautlos die Armut in ohnehin schon schwachen Regionen, verschwinden schleichend die Insekten und erodiert nachhaltig der europäische Zusammenhalt. Die Liste ließe sich verlängern. Der Gesellschaft wurde seit den 1980er Jahren im Fahrwasser eines falsch verstandenen Liberalismus‘ wirkungsvoll eingeredet, es gelte Maß zu halten und die Ideologie zu scheuen. Nach dem Fall der Mauer wurde gar das Ende der Geschichte ausgerufen. Doch wer keine konsequente Position einnimmt, verrät die Interessen der Mitte – und inzwischen auch die der Demokratie. Denn hinzukommt, dass die Deutschen traditionell glauben, es gebe stets nur eine vernünftige Antwort auf jede politische Frage. Es ist Zeit, vom deliberativen Konsens- und Vernunftideal zur agonistischen Demokratie zu wechseln! Doch wie ginge es dann nach der nächsten Wahl weiter? Es würde die Glaubwürdigkeit der Parteien noch weiter schädigen, wenn zwar der programmatische Wettstreit neu entfacht würde, bei Koalitionsverhandlungen dann aber doch wieder die Gießkanne ausgepackt wird. Es scheint bis auf Weiteres auch unwahrscheinlich zu sein, dass eine der alten Volksparteien die absolute Mehrheit erringt, selbst wenn sich beide mit geschärften und voneinander unterscheidbaren Profilen präsentieren werden. Folglich wird man auch eine andere Verhandlungs- und Einigungskultur etablieren müssen. Wie wäre es mit mediativen Elementen? Jeder Koalitionspartner darf „Leuchtturmprojekte“ verwirklichen, die jeweils für ihn und seine Wähler von besonderem Interesse sind; diese werden dann konsequent umgesetzt und nicht noch durch Kompromissformeln verwässert. – Lars Voges-Wallhöfer


Leserbrief zu „Ich wollte keine Glatze. Die Pille, die mir der Arzt gab, hat mein Leben zerstört“ von Anne Kunze

Komplimente für den ausgezeichneten Artikel über die Finasterid-Problematik. Die bedauernswerten jungen Männer könnten m.E. durch eine relativ einfache Maßnahme vor folgenschweren Fehlbehandlungen bewahrt werden: das Medikament dürfte ausschließlich gegen eine schriftliche Versicherung des Patienten abgegeben werden, dass er über die gravierenden Langzeitwirkungen (auch nach Absetzen!) aufgeklärt worden ist, vor allem hinsichtlich erektiler Dysfunktion, Libidoverlust, depressiver Entwicklung, Infertilität Brustkrebsrisiko usw. Die bürokratische Belastung der verschreibenden Ärzte ist zwar jetzt bereits horrend, würde aber durch eine solche Dokumentation nicht oder nur minimal zunehmen. Dagegen könnte der Arzt auf diese Weise seine Verpflichtung zum nil nocere erfüllen sowie den Betroffenen viel Kummer und womöglich langwierige & zermürbende juristische Auseinandersetzungen ersparen. Dies gilt übrigens nicht nur für junge Männer, sondern auch für ältere Patienten, die eine fünfmal höhere Dosierung (5 mg) einnehmen sollen (müssen sie das wirklich?), und das auch noch über einen längeren Zeitraum wegen gutartiger Prostata-Hyperplasie. Viele Männer mit androgenetischer Alopezie würden dann wohl von einer derart riskanten „Therapie“ Abstand nehmen und ihr Leben nach der einschlägigen abgewandelten Redensart einrichten: „Lieber eine Glatze als gar keine Potenz“. – Dr.med.Geert Engelken


Leserbrief zum Titelthema „Wer reanimiert die Mitte“ von Giovanni Di Lorenzo

„Will einer heute als Langweiler dastehen, muss er nur ein Bekenntnis zur politischen Mitte abgeben.“ Nichts würde an dieser starken Einleitung fehlen, doch der Zusatz „grösster … aller Zeiten“ raubt mir die Lust am Weiterlesen. Auch Sie von der Zeit wissen nicht, ob es nicht schon einen grösseren Langweiler gegeben hat, und schon gar nicht, was die Zukunft hervorbringen wird. Wer kein allwissender Gott ist, verzichtet besser auf die Formel, mag sie noch so verbreitet sein. Dafür war Harald Martenstein wieder vom Feinsten, reiten Sie nur weiter auf diesen Themen herum, Sie sprechen mir aus der Seele. – Manuel Beusch