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22. März 2018 – Ausgabe 13

 

Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Es wundert mich nicht, dass Eltern überfordert sind. Auch nicht, dass ihnen mal wieder alleine die Schuld dafür gegeben wird. Selbstoptimierung und Individualisierung- die Schlagworte unserer Zeit. Wird nichts aus Dir, hast Du dich wohl nicht genügend angestrengt. Wie sollte das nicht auch auf Familien wirken? Streng Dich an, dann bist Du der ideale Vater/ die ideale Mutter und hinten raus kommt das optimale Kind. Entwickelt sich das Kind nicht wie gewünscht, muss man wohl was falsch gemacht haben. Diese kausale Einbahnstraße wirkt auf Eltern und es gehört viel Mut und noch mehr Anstrengung dazu, sich dagegen aufzulehnen. Tausende von Ratgebern deren Subtext „alleine könnt ihr es nicht schaffen“ lautet, helfen dabei, den Druck zu erhöhen. Die Folge: Angst und Verunsicherung. Angst Fehler zu machen und Verunsicherung im eigenen Handeln. Wen wundert es unter solchen Umständen, dass Kinder als anstrengend erlebt werden. Anstrengend sind Ansprüche perfekt zu sein( an Kinder und Eltern), nicht die Kinder. Eltern sind keine Pädagogen, sie sind Menschen, denen es gut gehen soll in ihrer Familie. Und zwar Kindern und Eltern. In meiner Beratungsarbeit mit Familien sehe ich, wie schwer es vielen Eltern fällt, ihre Kinder vertrauensvoll zu begleiten und dieses Vertrauen auch nicht zu verlieren, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Eltern brauchen nicht noch mehr Kritik, sondern Ermutigung, sich diesem Erziehungsmachbarkeitswahn zu entziehen, Fehler als Lernmöglichkeiten zu sehen, ihre eigenen Werte zu finden und ihnen zu folgen. Dann kann Familie ein Ort sein, wo man sich genießen und entspannen kann! – Jutta Seckler


Leserbrief zu „Auf welche Seite steht der wohl?“ von Mark Schieritz und „Wieso kein Banker?“ von Lisa Nienhaus

in der großen Begeisterung über Schäubles „schwarze Null“ ist völlig untergegangen, welche gravierenden Schwachstellen das Finanzministerium in der vergangenen Periode hatte, weil in der Spitze leider der finanz-, geld- und währungspolitische Sachverstand fehlte. Der Jurist Schäuble selbst hat sich damit gebrüstet, dass es ausreichend sei, wenn der Finanzminister die vier Grundrechenarten beherrscht, und hat sich dann folgerichtig auch noch Herrn Spahn als Parlamentarischen Staatssekretär ins Haus geholt, der seine partei- und machtpolitischen Spielchen getrieben hat anstatt sich um die fachlichen Aufgaben zu kümmern. Somit hat man viel zu spät auf die Cum-cum- und Cum-ex-Geschäfte reagiert, wodurch ein Schaden von mindestens 30 Mrd. Euro entstanden ist, man hat die Shared-Deal- Transaktionen zur Umgehung der Grunderwerbsteuer nicht frühzeitig unterbunden und man hat erst recht nicht einmal ansatzweise eine dringend benötigte Steuerreform auf den Weg gebracht. Daher ist es schon mal ein großer Fortschritt, wenn Sachverstand und Kompetenz ins Finanzministerium einziehen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Herr Joffe holt weit aus in seinen einseitigen Ausführungen zu dem derzeitigen Verhältnis Deutschland und Russland. Es geht nicht nur um die Kritik an Altkanzler Schröder, von dem er Anstand, Würde und Verantwortung fordert, sondern er steigt in eine einseitige unsachliche und populistische Anklage gegen Russland im allgemeinen ein. Anstatt eine nachweisbare faire für alle Seiten schlüssige Einschätzung zu liefern, werden den Lesern verquaste Meinungen, die bereits xmal gebesmühlenhaft vorgetragen und benutzt wurden nochmal zugemutet. Warum wird nicht tatsächlich sachlich diskutiert. Zum Beispiel über die Haltung Trumps, der NATO und kürzlich die Äußerung des Neuen Aussenministers der obwohl sich die EU von einer Vorverurteilung Großbritanniens in der aktuellen Giftaffäre distanziert hat, die Schuld eindeutig und nachgewiesen bei Rußland sieht? So eine Haltung eines Juristen verstößt nicht nur gegen eine gesetzlich verankerte Vorverurteilungsregelung sonern untergräbt die Glaubwürdigkeit solcher Politik! In was für einer Zeit des populistischen unkritischen und unreellen Agierens leben wir heute? Handelt es sich hier um eine neue Strategie, die im Moment auch bei der Berichterstattung über die Strafzölle lediglich die einseitige Verurteilung der USA zum Inhalt hat. Wo bleiben Zahlen über Zölle und Vorteile, die wir erheben? Darf Journalismus so einseitig und flach  sein? Mag sein, dass laut Joffe die Schar der „Russlandversteher“ schmilzt, wie er die BILD zitiert. Die Zahl derer die sachlichen Auseinandersetzungen und einen respekvollenund korrekten Umgang in der Außenpolitik erwarten, jedoch wächst. Daher sind Anstand, Würde und Verantwortung auch bei Berichterstattungen notwendig. – Marianne Peycke


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Am Ende seines Artikels „Ein neuer Salon in Berlin“ bescheinigt Martin Machowecz den Salon-Konservativen, sie seien ohne Richtung und Ziel. Ich meine, Die ZEIT aufmerksam zu lesen, hilft hier weiter. Auf Seite eins interpretiert Evelyn Finger die Sätze „Der Islam gehört zu Deutschland“ (Christian Wulff) und „Der Islam gehört nicht zu Deutschland“ (Horst Seehofer) mit der Schlussfolgerung: „Besser diese beiden Sätze nicht nachbeten, sondern jene Muslime unterstützen, die einen undogmatischen Islam in Deutschland beheimaten wollen.“ Wie kann man nur auf den Gedanken kommen, es ließe sich bei uns verwirklichen, was nirgendwo auf der Welt gelungen ist, nämlich einen säkularen, modernen und undogmatischen Islam zu schaffen, sozusagen einen „Germano-Islam“. Dem sollten die neuen Konservativen entgegentreten und verhindern, dass der Islam noch mehr in Deutschland beheimatet wird, egal mit welchem Gesicht. Niemand kann abschätzen, was in zehn oder zwanzig Jahren sein wird. Auch der Iran war einmal ein weltlicher Staat (wenn auch keine Demokratie). Im Übrigen brauchen schon jetzt einige der Muslime, die dafür in Frage kämen, wie der Buchautor Hamed Abdel-Samad, Polizeischutz, weil sie von Glaubensbrüdern mit dem Tode bedroht werden. Dr. Hans-Peter Basler


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Als Kinder- und Jugendärztin hatte ich häufiger die Aufgabe, bei frisch beschnittenen kleinen Jungen Verbände zu wechseln und zu erneuern. Was ich dabei erlebt habe, kann man gar nicht beschreiben. Die Kinder waren panisch in ihren Schmerzen. Ich habe einen monströs geschwollenen und geröteten Penis vor Augen,bei  anderen kleinen Jungen, bei denen die Vorhaut präoperativ noch physiologischerweise mit der Eichel verklebt war, war die Eichel eine einzige Wundfläche, die höllisch weh tat, wenn Urin darüber lief. Die Folge war auch noch ein schmerzhafter Harnverhalt. Wenn es Herrn Amjahid nach der Beschneidung gut ging, hat er Glück gehabt. Nach allem, was ich an Rechtsmedizin gelernt habe, ist eine Beschneidung eine Körperverletzung, abgesehen davon, dass die Natur an uns nichts vergeudet zum Abschneiden, weder bei Jungen noch bei Mädchen. Religiöse Gebote haben ja da, wo sie entstehen, meistens einen praktischen Hintergrund, so bei der Beschneidung das hygienische Problem des Wassermangels in Wüstengegenden. In Mitteleuropa gibt es meistens genügend Wasser für die Körperhygiene und Eltern aller Religionen können ihren Söhnen beibringen, dass man die Vorhaut soweit möglich zurückziehen und sich dort wie überall auch waschen muss. Ein erwachsener Mann, der als Kind beschnitten wurde, hat keine Vergleichsmöglichkeit, was sein Sexualleben betrifft. Allein die Schmerzen der kleinen Jungen machen mich zur Beschneidungsgegenerin. – Gisela Schock


Leserbrief zu „Verloren in Vrbové“ von Markus Sehl

Was hat den Herrn Gerd-Hermann Horst im Jahr 2006 dazu gebracht, seinen Betrieb in der Slowakei zu eröffnen ? Wahrscheinlich die niedrigen Löhne, die staatliche Förderung und der absolut irrwitzige Steuersatz für Gesellschaften. In der Zeit bis heute wird er sich eine goldene Nase verdient haben – das ist doch das Ziel eines Unternehmers, oder? Und wenn er nicht rechtzeitig die Notbremse gezogen hat, kann man ihn nicht bemitleiden. Korruption gibt es überall, aber von manchen Ländern weiß man doch, dass sie besonders ausgeprägt ist. Warum geht man dann dorthin? Insofern ist das „Unternehmersein“ wie die Teilnahme am Lotto. Man weiß nie, ob man die Superzahl hat. Tränen sollte man aber wegen des Herrn Wolf nicht vergießen. – Gerhard Pilz


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Wie eine Diva hat sich der frisch beschnittene Mohamed Amjahid in 1990 gefühlt, als er nach dem blutigen Ritual im Mittelpunkt der Familienparty stand. Das erinnert mich lebhaft an meine erste Mensur, die ich in 1956 in einer schlagenden studentischen Verbindung nach einer „Schmissabfuhr“ beenden durfte. Nicht als Diva, sondern als Held. Im Gegensatz zum kleinen Mohamed war ich schon 22 Jahre alt und konnte selbständig denken, aber nicht sehr gut.  Meine blutige Aufnahmeprüfung habe ich bewusst in Kauf genommen, um in einer zweifelhaften Gesellschaft, der ich heute längst nicht mehr angehöre, einen Platz zu bekommen. Dieser Schwachsinn: schmerzhafte Rituale aus religiösen Gründen oder für die Mannesehre! Da gefällt mir Jochen Bittners Plädoyer gegen die Beschneidung (ZEIT Nr.12/18) weitaus besser.  Man sollte den Unsinn mit der „Bestimmungsmensur“ gleich mit verbieten. – Jochen Dunkel


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Das ist ein typischer Beitrag, den man sich lieber hätte verkneifen können, Jedenfalls in einigen Passagen. Ihr Autor Josef Joffe hat vor einiger Zeit Kritik geübt, über den Zustand unserer Medien: „In Deutschland wird man zweimal verurteilt“. Ich habe gestern lesen müssen, dass das Gift wahrscheinlich aus Tschechien kam und nicht aus Russland. Jetzt haben wir den Salat. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „7 Frage an das Universum“ von Max Rauner et. Al

Ich habe in meinem Buch „Wir leben in der noch nicht fertigen Raumzeit oder wie die Welt wirklich tickt diese ihre 7 Fragen beantwortet und will versuchen diese Antworten hier ebenfall zu geben. Zu Frage 1 „Was war vor dem Urknall“ Der Urknall ist ein Anfangspunkt, er enthält in sich aber mehrere Unendlichkeiten. Er enthält in sich die unendliche 1. Dimension, die Linie, die unendliche 2. Dimension, die Fläche und die unendliche 3. Dimension, den Raum. Der unendliche Raum kann nicht mehr wachsen er endet deshalb in einem Raumendpunkt, der den unendlichen Raum relativ nicht mehr vergrößern kann. Im Urknall beginnt sowohl unsere Raumzeit, die 4. Dimension als auch die Zeit, die der Raumendpunkt ist aus dem sich die Raumzeit addiert und aufbaut. Weil die Raumzeit als 4. Dimension identisch mit der 1. Dimension der Gegenwelt ist, ist in unserer unendlichen Linie im Urknall die komplette Gegenraumzeit unserer Gegenwelt enthalten in der auch die Antimaterie existiert. In dieser Gegenwelt haben Raum und Zeit ihre Rollen getauscht so wie auch Anfang und Ende getauscht sind. Zu Frage 2 „Woraus besteht das All“. Unser Weltall ist die sich noch aufbauende Raumzeit, dieser Aufbau geschieht egozentrisch beobachtet mit dem persönlichen Raum und der persönlichen Zeit Einsteins mit einer persönlichen Seins Geschwindigkeit die im persönlichen Bewusstsein persönlich konstant verglichen wird, sie ist unsere konstante Lichtgeschwindigkeit die aber als Ding an sich bei den aufbauenden Seins Sprüngen relativ langsamer wird. Da sie die langsamste und aktiv schnellste Geschwindigkeit des egozentrischen Sein ist, kann sie in  die älteren, inaktiv größeren Sprunggeschwindigkeiten hinein springen und diese so aktiv als die eigene Welt erleben. Diese Geschwindigkeit, also die aktive konstante Lichtgeschwindigkeit oder die aktive persönliche Raumzeit Aufbaugeschwindigkeit ist unseren Primzahlen äquivqlent, sie eicht alle früheren Sprünge auf die eigene aktive Geschwindigkeit und erzeugt so in unserer Welt das Lichtspektrum der verschiedenen Wellenlängen. Um dunkle Materie, besser dunkle Masse zu verstehen muss man zuerst sagen was Masse ist. Masse ist prinzipiell inaktive Seinsgeschwindigkeit, sie ändert oder bewegt sich aktiv prinzipiell mit der aktiven Lichtgeschwindigkeit ist aber inaktiv größer (bei der Ruhemasse) oder auch kleiner, langsamer (bei der dunklen Masse). Die dunkle Masse ist die bijektive Wirkung der Antimaterie aus unserer Gegenwelt in unsere Welt hinein. Welt und Gegenwelt haben im unbestimmten Nichts oder Alles eine identsche Grenze, die als Einsteins Raumzeitgitter durch inaktive Ruhemasse also inaktiv schnellere Geschwindigkeit gesenkt, ausgebuchtet wird. Die Antimaterie der Gegenwelt senkt ihr Gegenraumzeitgitter ebenfalls, dies erscheint dann an unserem Gitter als inaktiv langsamere Geschwindigkeit, die das Gitter zusammen zieht oder hebt. Auch die dunkle Energie entsteht aus einer Fehldeutung unserer Welt, unsere Seins Geschwindigkeit wird langsamer und außerdem bei den Sprüngen weniger langsamer. Im Umkehrschluss erleben wir ein schneller werden, das schneller schneller wird. Nun zu Frage 3 „Warum fällt alles nach unten? „. Alle Kräfte unserer Welt entstehen durch den Seins Sprung und durch seine Seins Geschwindigkeit. Einsteins Raumzeitausbuchtung haben wir schon angesprochen, sie allein bewegt aber die Massen noch nicht. Das Raumzeitgitter ist in sich selber aktiv bewegt, es wird nicht durch Masse passiv ausgebuchtet sondern hat selber inaktiv verschiedene aber aktiv im egozentrischen Seins Sprung die gleiche Geschwindigkeiten die außerdem gerichtet langsamer wird. Das egozentrische Vakuum hat die langsamste Geschwindigkeit, die sich bei den Seins Sprüngen am wenigsten ändert. Alle Massen bis auf die dunkle Masse haben inaktiv schnellere Geschwindigkeiten, die sich bei den Seins Sprüngen stärker ändern als das Vakuum. Wegen dieser stärkeren Sprungänderung nähern sich Ruhemassen stärker gegenseitig an als das Vakuum. Die Gravitation ist also eine Folge der größeren Geschwindigkeitendifferenz der Ruhemassen verglichen zur Sprung Differenz des Vakuum, dies ist auch die Ursache der „dunklen Energie“. Zu Frage 4 „gibt es andere Welten?“. Diese Frage ist eigentlich unwichtig weil wir nur unsere eigene egozentrische Welt erleben können. Wichtig ist aber, dass wir in einem Multiversum leben in dem wir uns permanent mit Vor und Nachwelten, die identische Wiederholungen sind kombinieren. Es gibt eine ewige Wiederkehr, alles was war bleibt und jede mögliche Zukunft existiert schon. Wir besitzen einen egozentrischen Zeit oder Raumzeitpfeil, der sich mit anderen egozentrsischen Welten kombiniert die eigentlich Vor oder Nachwelten der ehemals verlassenen Welt sind. Nur die eigene egozentrische Welt besitzt den Zeitpfeil der so wie das eigene Sein nicht überwunden werden kann. Wir lesen mit einem gerichteten egozentrischen Raumzeitpfeil aus einer fertigen Raumzeitwelt aus Möglichkeiten unser pesönliches Leben ab und kombinieren uns dabei mit identischen Vor und Nachwelten die zu unserer eigenen Seinsgeschwindigkeit passend sind. Nun zu Frage 5 „gibt es die Weltformel“. Die Weltformel mit einer konkreten Größe gibt es nicht weil die Relativitätstheorie bei meiner Sicht ebenso unbestimmt wird wie es die Quantentheorie schon ist. Wir sind ein unvollständiger Teil der Nichts oder Alles weshalb unsere Welt nur im persönlichen Vergleich bei der Beobachtung konkret wird, dieses Konkrete bleibt aber ein Teil der Unbestimmtheit aus der das Sein entsteht. Nun Frage 6 „Entkommt nichts einem schwarzen Loch?“ Hinter dem Ereignishorizont eines schwarzen Loches beginnt eine andere Welt, eine Gegenwelt zu unserer Welt in der Raum und Zeit ihre Rollen wechseln und in der anstelle unserer Zahlen die imaginären Zahlen real sind. Deshalb fällt auch nichts aus unserer Welt in diese fremde Gegenwelt hinein. Die sehr lange Hawkinstrahlung ist deshalb eine richtige Sicht und erklärt sich auch aus dem Wechsel von Raum und Zeit hinter dem Ereignishorizont. Die lange Zeit der Hawkin Strahlung entspricht der Gegenraumzeit Inflation mit dem inflationär großen Gegenraum und der kleinen Gegenzeit hinter dem Ereignishorizont. Nun Frage 7 “ Wie wird das alles enden “ Unsere Welt existiert nur solange sich unsere Raumzeit noch aufbaut also solange noch die Zeit existiert die bei jedem Seins Sprung größer wird. Da die in sich bewegte Welt als eine ewige Wiederkehr existiert ist die Welt egozentrisch begrenzt aber auch ewig. – Wulf Schenk


Leserbrief zu „Da passiert etwas im Hirn“ von Tina Hildebrandt und Martin Klingst

Da irrt unsere neue Jusizministerin. Sie sagt:“Der Staat setzt das Recht.Punkt.“ Nein, der Staat setzt nur die Gesetze, legt schriftlich fest, was gesetzt ist! Erst durch den Richterspruch eines Richters wird daraus Recht. Der Staat ist nur die Legislative, davon unabhängig ist die Judikative; zum Glück. Ich frage: Frau Ministerin, passiert da etwas im Hirn, wenn Sie schon Recht und Gesetz verwechseln? – Ein/e ZEIT Leser/in


Leserbrief zu „Die Schweizer Kavallerie schlägt zurück“ von Felix Rohrbeck et. Al

Ihr eigentlich recht interessanter  Text leidet unter einem Mangel, Sie zitieren nicht richtig. Dies sollte aber in einer seriösen Zeitschrift der Fall sein. Steinbrück sagte: „“Dass eine solche Liste (s.l . von Steuerhinterziehungsstaaten)  erarbeitet werden könnte,  ist umgangssprachlich formuliert, die siebte Kavallerie im Fort Yuma, die man auch ausreiten lassen kann. Aber die muss nicht unbedingt ausreiten. Die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt.“ Ich bin weder SPD Anhänger noch ein besonderer Verehrer von Steinbrück (der allerdings vieles Kluge gesagt hat). In einer seriösen Zeitung wie der ZEIT sollte man vollständig und seriös zitieren. Ich lese die ZEIT seit 1963, seitdem kann ich sie mir leisten. Wenn ich hier also meckere, so meckere ich eine alte Freundin an. – Dieter Höffler


Leserbrief zu „Dagegenregierung“ von Marc Brost et. Al

Als erstes ist mir aufgefallen, dass 5 in Worten fünf Autoren nötig waren, um den Artikel Zustande zu bringen. Das hat eine ganz neue Qualität. Zum Thema selbst möchte ich gern einiges korrigieren: Das Umweltthema ist ins Wanken geraten, seitdem man den Organisationen unterstellt hat, sie würden einige Unwahrheiten produzieren. Nicht etwa von irgendwelchen Menschen, sondern ebenfalls von Experten. Das scheint der Grund zu sein, warum die Regierung das Thema zunächst hinten angestellt hat. Selbst in einer früheren Ausgabe Ihrer g war das zu lesen. Und der Satz von Herrn Spahn (mehr für Tiere als für Menschen) hat doch durchaus seine Berechtigung. Auch das Harz IV Thema kann man so sehen. Und wenn Sie jetzt immer noch/ lieber die Schnauze halten als Tacheles zu reden, empfehlen, dann scheinen Sie auch noch nicht in der Moderne angekommen zu sein. Das klingt ja fast so wie unsere Bundeskanzlerin verinnerlicht hat: „Ich sehe nicht was wir ändern sollten.“ Das trägt schon manische Züge. Und außerdem wollte Spahn eher die Gesellschaft aufrütteln. Tatsache ist nämlich auch, das wird kaum thematisiert, das unser Gesellschaft sich in erster Linie zu verändern hat. Die glauben doch ernsthaft, daß Sie so weiter leben können wie bisher. Insofern ist Ihre Überschrift zum Artikel eine richtige Formulierung Sie sollten auch in der Wortwahl nicht immer auf „die Demokratie“ hinweisen. Wer in der Welt herumkommt muss feststellen, das die Demokratie völlig unterschiedlich umgesetzt wird. Es geht als um „unsere Demokratie“ die Krank ist. Mir wird ja ständig unterstellt: ich sei gegen eine Demokratie. Damit die Damen und Herren mir das auch nicht wieder unterstellen – sei das gesagt. Warum sollen die Parteien sich nicht gegenseitig bekämpfen, dann wissen die Bürger woran sie sind. Das war doch bei der alten Groko der Kardinalfehler. Übrigens: Sôder wird in Bayern die Wahl haushoch gewinnen. Da können Sie drauf bauen. Nicht wie Herr Joffe mit Trump. Meine Voraussage ist zuverlässiger…… – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Josef Joffe verweist zu Recht auf die moralische Fragwürdigkeit des Engagements von Gerhard Schröder in Russland und seine Nähe zu Putin. Doch die Sozialdemokratie sollte sich nicht nur von Putin distanzieren, sondern vor allem von Gerhard Schröder und die von ihm wesentlich mitverantwortete Agenda 2010,  das trojanische Pferd des Neoliberalismus.  Es ist auch nicht richtig, dass er den Boden aufgepflügt hat für Vollbeschäftigung, wie Herr Joffe behauptet. Denn diese Agenda 2010 war es, die der neoliberalen Entwicklung einen weiteren Schub versetzt hat und zur Entsolidarisierung der Gesellschaft beigetragen hat. Interessanterweise hat Schröder dies selbst in Davos 2010, vermutlich unfreiwillig entlarvend gesagt: „ Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.“ Korrekterweise muss man sagen, dass es Millionen Menschen gibt, die in diesem arbeiten und entweder zu ihrem Gehalt dazu verdienen müssen oder sogar zwei Minijobs annehmen müssen. Ganz zu schweigen von den Millionen Zeitarbeitern und – verträgen. Dies ist alles andere als Vollbeschäftigung. Die Sozialdemokratie muss sich nicht nur von Putin distanzieren, sondern vor allem klar und deutlich von Schröder und der Agenda 2010. Ansonsten wird sie, wie in den Niederlanden, in die Bedeutungslosigkeit versinken und eine Partei jenseits der 15 % werden. – Dr. Thomas Blech


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Vor einer Weile habe ich einer Gesprächsrunde gelauscht, bei der es um sauber recherchierte Berichterstattung ging, also die fachmännische, journalistische Handwerksarbeit der Berichterstattung. Die Medien haben eine wichtige Aufgabe in einer Demokratie zu erfüllen, und nicht eine oberflächliche Betrachtungsweise als Tatsachen zu verkaufen. Ihr ( Chef- ) Redakteur, Giovanno Lorenzo, hat mir, mit seinen Argumenten, aus der Seele gesprochen. Das hat mich bewogen, ein Probe-Abo anzufragen. Der Artikel „Duft des Geldes“, war für mich, ein Tritt vors Schienbein!!! Das Verhalten des Altkanzlers G. Schröder, reiht sich so wunderbar in die Reihe so mancher Abgangspolitiker. Ich frage mich, welche Werte sind es, die in unserer Gesellschaft da vermittelt werden. Warum gelingt es uns nicht, jegliche Arbeit in einer Gesellschaft, auf Augenhöhe zu bewerten. Wer den längsten ( Ökonomischen ) Hebel hat, kann am besten für seine Pfründe sorgen. Das ist es aber nicht, was mich schockiert hat. Diese, immer wieder platte, gedankenlose Russenverurteilung, strotzt nur so von Ignoranz und Allwissenheit. Ich würde dem Herrn Josef Joffe empfehlen, sich die Mühen zu machen, Hintergründe zu erforschen, statt vermeintliches nachzuplappern. Ich würde empfehlen, ein kleines Büchlein, von Gabriele Krone – Schmalz, zu lesen, „Russland verstehen“ ( Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens ). Die Wende war für mich, alten Ostbürger, mit einer großen Hoffnung auf würdige Chancen verbunden, aber zack, schon war das Sizilien Deutschlands geboren. Als dann der „Westen“, als wichtigsten Schritt, einen Raketenschutzschirm dem „Russen“ zu präsentieren, klappte mir die Kinnlade runter. Was würde wohl passieren, wenn Mexiko und Kuba um Hilfe bäte und einen von den „Russen“ bekäme?!!!!; das ist natürlich was ganz anderes!!! Es macht mich wütend zu sehen, das eine echte Chance für mehr Frieden, in die Tonne getreten wurde. Theoretisch wussten wir, wie Kapitalismus funktioniert, die Verlockungen der großen Worte, haben unseren Blick verschleiert. „Die Würde des Menschen, ist unantastbar!“, heißt es da, in unserem GG. Vielleicht sollten die Parteien diese Würde mal ausformulieren, das daraus ein verständlicher, allgemeingültiger Wert wird, und keine Floskel bleibt. Was sind denn unsere Abendländisch Christlichen Werte ?! Transparenz in den Einkünften der Politiker?! Welche Interessen werden vertreten?! Wie sieht es mit Korruption aus?! Verantwortlichkeit für sträfliches tun an der Gesellschaft!? Nachvollziehbare Entlohnung von Lebensleistung und Schaffung einer gesunden Verhältnismäßigkeit im Finanzgebaren?! Das wären verständliche Themen journalistischer Tätigkeit, die gewisse Grundwerte in der Gesellschaft darstellen, um Macht- und Hilflosigkeit der Menschen abzubauen. P.S. Ich bin kein chronischer Meckerer, und ich sehe, was im Osten geschaffen wurde. Ich billige auch vieles nicht, was Putin tut. Jedes Tun hat aber auch seine Vorgeschichte und es ist unerlässlich, sich über die Beweggründe des anderen Gedanken zu machen, um es einordnen zu können. – Erwin Rohleder


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Wenn der Journalist Josef Joffe an seinem Arbeitsplatz gewesen wäre, als der Mensch Josef Joffe seine Gedanken zum „Duft des Geldes“ routiniert in die Tastatur tippte, hätte aus dem vom ersten Satz an Erwartbaren tatsächlich noch ein interessanter Leitartikel werden können. Die Kraft der Überzeugung war stärker. Das Ergebnis des eingeübten Reflexes ist die schöpferische Freiheit, Gedanken ganz komfortabel an dem Punkt aufzunehmen, die der eigenen Argumentation am Geeignetsten zuspielt. So lässt sich das Verhalten Putins wunderbar wie kleine Perlen zu einer Kette auffädeln, die, halbvoll um den Hals gehängt, einen ganz eigenen Glanz entwickelt. Dumm nur, das die Geschichte eine Geschichte davor hat. Eine wirkliche Beleidigung für meinen ansonsten eher durchschnittlichen Denkapparat ist jedoch die Erkenntnis zur Suggestivfrage: „Warum hat er sich nach der Krim und dem Donnbass nicht mehr gegriffen?“ .. dieser Raffgierige. Herr Joffe, diesem in doppelter Hinsicht formulierten Lapsus fehlt einfach die Schubkraft einer weiteren Betrachtung und gehört daher in die Kategorie „Blindgänger, absolut“. – Dyrk Grübl


Leserbrief zu „Da passiert etwas im Hirn“ von Tina Hildebrandt und Martin Klingst

Für mich ist Katarina Barley eine Fehlbesetzung. Das entnehme ich aus ihren Antworten bei Ihrem Interview. Aber auch schon vorher bei ihren öffentlichen Auftritten. Zum Beispiel: Kinderehen, Beschneidung, Strafmaß. Die hat sie doch zugelassen. Jetzt eiert Sie schon wieder rum. Der Staat gibt die Gesetze vor, was denn sonst. Auf die Idee die Strafordnung zu ändern kommt sie nicht. Die will so weiter machen wie bisher. Sie nimmt gar nicht zur Kenntnis das unser Staat krank ist. Frau Barley scheint den Ernst der Lage gar nicht erkannt zu haben. Das ist für unser Land hochproblematisch und nicht der Zustand in Polen. Das sind alles Unterstellungen. Frau Barley ist eine Parteisoldatin und keine Frau mit dem Willen unser Land von grundauf zu reformieren. „Sie sind gefeuert!“, würde Trump sagen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Dann werde ich Alterspräsident“ von Mar Brost

Das ist für mich eine sehr erfreuliche Nachricht. Für mich ist Helmut Markwort ohnehin einer der fähigsten Journalisten in unserem Lande. Allein das Interview zeigt mir von welchem Format dieser Mann ist. Wäre er jemals Kanzler geworden, hätten wir garantiert keinen so kranken Staat, wie er sich heute darstellt. Ich habe es immer bedauert, daß die „Zeit“ Herrn Markwort niemals als Gastjournalist hat tätig werden lassen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu “Weimarer Kulturkrieg” von Thomas Assheuer

Die von Thomas Assheuer verfaßte Rezension des Buches von Rolf Zimmermann : „ Ankommen in der Republik. Thomas Mann ,Nietzsche und die Demokratie „ erzeugt starke Neugierde, denn das Werk von Friedrich Nietzsche hat sehr unterschiedliche ,äußerst ambivalente  Facetten , die auch in den  Biologismus oder gar in den Antisemitismus hinein reichen. Assheuer spricht davon, wie Thomas Mann den Philosophen  Nietzsche regelrecht  „entgiftet habe“.  Thomas Mann habe den Weimarer Kulturkrieg als einen Kampf des Bürgertums mit sich selbst bezeichnet. Es sei darum gegangen den politischen Stellenwert nationaler Traditionen gnadenlos auszuloten.  Die deutsche Seeelentiefe sei in den brutalen  Gegensatz zum toten Händlergeist des liberalen angelsächsischen Westens gesetzt worden. ^Tatsache ist ja nun einmal, daß die Machtergreifung Hitlers in 1933 ohne die Hilfe bürgerlicher Parteien oder bestimmter Repräsentanten dieser Parteien nicht möglich gewesen wäre. Allein  Otto Wels (SPD) hat mutig das Wort gegen das Ermächtigungsgesetz erhoben. Diese Zusammenhänge werden heute gerne von bürgerlicher Seite (was ist dies aber  eigentlich genau heute ? ) geleugnet und gesagt: Hitler wäre nicht an die Macht gekommen wenn die SPD und die KPD „anständig“  zusammen gearbeitet hätten. Was für ein Schwachsinn, solches zu behaupten  !! – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu “Weimarer Kulturkrieg” von Thomas Assheuer

Vielen Dank für die informative Rezension von Rolf Zimmermanns „Ankommen in der Republik“. Über einen Satz bin ich gestolpert: „Gewiss, Nietzsche war mitnichten ein Demokrat.“ (Assheuer 2018, S. 52). Vielleicht steht das so im Buch, vielleicht ist das Ihre Meinung oder Schlussfolgerung. Auf jeden Fall entspricht das der herrschenden Lehre. Doch was ist von ihr zu halten? Zweierlei: Zum einen ist ergänzend zu fragen: Sollte es einen wichtigen Philosophen vor Nietzsche gegeben haben, der Demokrat war? Mir fällt keiner ein, insofern ist diese Markierung Nietzsches nichtssagend. Zum anderen unterschlägt diese Sicht auf Nietzsche alle Sichtweisen auf Nietzsche, die Indizien dafür sammeln, dass Nietzsche zumindest zu den Vorläufern der Demokraten und der Demokratie in unserem Sinne gehört und er z. B. mit seinem Übermenschenkonstrukt unverzichtbare Eigenschaften eines jeden Demokaten postuliert hat, selbst wenn er nicht von Demokraten spricht und dieses Wort überwiegend negativ konnotiert ist. Zur Vertiefung des Gesagten verweise ich auf meinen Aufsatz „Zur nietzscheanischen Kritik der Demokratie anlässlich Christian Niemeyers „Nietzsche als Erzieher“, in Aufklärung & Kritik 24 (1), S. 184-197“. Ich habe ihn als PDF-Datei angefügt. Der Aufsatz ist Teil eines größeres Forschungszusammenhangs zu Nietzsche. – Dr. Berno Hoffmann


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Jene Artikel, „Beschneidung“ vom 15.3., und „Heiliger Schmerz“ vom 22.3., berühren zwei wesentliche Punkte unserer Gesellschaft, nämlich zum einen unser Grundgesetz, hier insbesondere Artikel eins, und unsere braune Vergangenheit. Dennoch scheint mir, dass alles Wesentliche zu diesem Thema mit Artikel eins gesagt ist: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Wir erwarten von jedem Menschen, der in unserem Land leben wollte, dass er diesen beachtet. Denn daraus folgen an sich alle weiteren relevanten Aussagen, welche unser Zusammenleben prägen sollten, wie z.B. die Gleichheit von Frau und Mann, freie Religionsausübung, Meinungsfreiheit, und das Recht auf körperliche Unversertheit. Genau um Letzteres geht es in jenen Artikeln, bzw. eben nicht, denn Befürworter der männlichen Beschneidung stellen diese in Frage, da ihrer Meinung nach die Ausübung ihrer religiösen Tradition höher zu bewerten sei als Artikel eins oder die körperliche Unversertheit anderer. Gerade auf Grund unserer braunen Vergangeheit sollte für uns die Maxime gelten, dass keine Weltanschauung sich erlauben dürfe, über dem Grundgesetz zu stehen. Wer sich selbst beschneiden wollte, kann dies gerne tun, es nicht aber jemand anderen zufügen, insbesondere dann nicht, wenn sich der andere dazu gar nicht äußern kann, da noch ein (kleines) Kind. Wir üben auch keine Menschenopfer mehr dar, nur weil diese evtl. vor langer Zeit einmal relgiöse Praxis waren oder durch Zuzug zu uns wieder werden könnten. Daher sollte vom Gestzgeber ein klares Signal ausgehen, dass niemand das Recht habe, jemand anderen in seiner körperlichen Unversertheit zu verletzen, egal aus welchen Gründen. Punktum. – Hans-Hendrik Ewert


Leserbrief zu „Schießbürger“ von Dagmar Ellerbrock

leider werden Ursache und Wirkung nicht korrekt zueinander in Beziehung gesetzt. Private Bewaffnung kann entfallen, wenn statt dessen die Staatsmacht = Polizei die Funktion des Beschützers übernimmt. Nun ist es naturgegeben so, dass ein stärkerer Angreifer sich an einem schwächeren Opfer vergreift, heute gefühlt typischerweise der 20-30-jährige Mann an einer Frau oder einem älteren Bürger. Die Polizei und auch die Justiz, die eigentlich schnell und hart druchgreifen müsste, um das Ungleichgewicht zu beseitige, tritt heute leider zunehmend aus verschiedenen Gründen als Korrektiv immer mehr in den Hintergrund. Ob das nun nur gefühlt oder tatsächlich real der Fall ist, ist dabei völlig unerheblich; es genügt das Verbleiben eines Gefühls der Bedrohung, das leider obendrein nicht Ernst genommen, sondern politisch und medial eher verharmlost wird. Einer Bedrohung gegenüber wird man zum Selbstschutz greifen, und aus der Position des Schwächeren heraus ist es auch wieder völlig natürlich, im Zweifelsfall die „größere Kanone“ zu haben. Der Ruf nach Bewaffnung mit Schusswaffen ist daher nur logisch. Nebenbei bemerkt: was schärfere Waffengesetze bewirken, darüber kann man trefflich streiten. Man vergleiche zum Beispiel die Arbeiten von Gary Mauser, em. Professor einer kanadischen Universität und nicht verwandt mit dem Waffenhersteller, mit dem gängigen Mainstream. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Herr Ma­cho­w­ecz zitiert mich in seinem Artikel mit: »Da geht es schon mal dar­um, dass man sich end­lich ehr­lich ma­chen soll. Es sind zum größten Teil keine Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen.“  Das von mit autorisierte Zitat lautet aber: „Es sind zum größten Teil keine Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Sondern Leute, die gezwungen sind, das Asylrecht in Anspruch zu nehmen, weil wir immer noch kein Einwanderungsgesetz haben.“ Durch das Weglassen des größten Teil des Zitats wird sein Inhalt so verfälscht, dass die Leser das Gegenteil dessen herauslesen, was ich gesagt habe. Das dies kein Versehen ist, geht daraus hervor, dass die ursprüngliche Variante , die mir Herr Ma­cho­w­ecz vorlegte: „Es sind zum größten Teil keine Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Sondern Leute, die das Asylrecht ausnutzen“ meine Aussage verfälscht hat und von mir zurückgewiesen wurde. Das ist Tendenzberichterstattung. Ich soll in die Schublade der Flüchtlingsfeindin gesteckt werden, obwohl ich Herrn Ma­cho­w­ecz in einem sehr ausführlichen Gespräch erläuterte habe, dass ich die verfehlte Politik kritisiere, nicht die Menschen, die gezwungen werden, sich als Asylsuchende auszugeben, obwohl sie aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland kommen. – Vera Lengsfeld


Leserbrief zu „Das Abstinenzdogma war zu stark“ von Martin Spiewak

Als selbst leidgeprüfte Person , kann man nur den Kopf schütteln , wenn alle Jahre wieder das „Kontrollierte Trinken“ zum Thema in der Suchtmedizin gemacht wird. Wieviel Geld fließt da wohl von Seiten der Pharma- und Alkoholindustrie in gierige Gelehrtenhälse ? So unromantisch und vor allem billig es ist : Nichts als die totale Abstinenz rettet das Leben eines alkoholabhängigen Menschen. Nur ein bißchen trinken ist für einen Süchtigen nicht möglich. Könnte er dies , wäre er nicht süchtig. Das Hauptmerkmal der Alkoholsucht ist ,einmal angefangen, nicht mehr aufhören zu können, ohne den Stoff zu nichts mehr fähig zu sein verbunden mit entsetzlichen Entzugserscheinungen psychisch wie physischer Art , Vergleichbar mit den meisten anderen stoffgebundenen Süchten. Abgesehen davon , Alkohol legal und 24 Stunden am Tag für wenig Geld erstehen zu können. Ein weiteres Unding in diesem Land , welches sich fest im Griff der Alkohollobby befindet. Zu den Anonymen Alkoholikern : Diese Runden sind sicher nicht für jeden etwas. Trotzdem sind sie es , die mit der nötigen Schonungslosigkeit und langer Erfahrung mit dem Thema Alkohol umgehen .Ein einziges alkoholisches Getränk bringt einen trockenen Alkoholiker binnen weniger Tagen wieder dorthin , wo er – egal wie lange es zurückliegt – aufgehört hat und somit dem Tode rasant näher. Die Empfehlung für Betroffene , es mit dem kontrollierten Trinken zu versuchen , kann schon fast als Aufforderung zum Selbstmord bezeichnet werden. Vielleicht sollten zu dem Thema einmal Ärzte und Pflegepersonal von Suchtstationen in Großstädten befragt werden. Da hat garantiert noch niemand erlebt , daß mit einem Schnäpschen am Tag jemals ein Trinker auf Dauer zufrieden geblieben wäre. – Karin Herrnberger


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

– es sind doch keine naiven Peronen – Sie erkennen – und warnen – daß ein Tropfen zuviel – dass Fass zum überlaufen bringt. – in Memorial  Peter Scholl – Latur  – Kalkutta. – Peter Schrader


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Ist die Alternative zum System konservativ (also doch wieder systemerhaltend)? War, denn es gibt eine Alternative, ein Denker oder Selbst-Entdecker wie Fichte, der Berliner Philosoph, konservativ? Sind seine „Reden an die deutsche Nation“ reaktionär? Oder enthalten sie nicht doch das einzig-mögliche Dynamit? – Dr. Manfred Gawlina


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Ihre Antwort auf Jochen Bittner führt viele interessante Aspekte der Beschneidung von Jungen auf und stützt sich auf unterschiedliche Statistiken und „Experten“. Leider bleiben Sie in den religiösen Begründungen für die Beschneidung stecken. Deutschland und viele andere Länder sind Rechtsstaaten, in denen das Rechtssystem die Religionsfreiheit garantiert und nicht umgekehrt. Keine Religion darf sich in unserem Staat anmaßen, Recht zu setzen und schon gar nicht so hohe Rechtsgüter wie die körperliche Unversehrtheit und die Selbstbestimmung jedes Menschen über Eingriffe in seinen Körper verletzen. Ausnahmen insbesondere bei notwendigen medizinischen Eingriffen sind wiederum gesetzlich geregelt. Es geht also nicht darum ein von Ihnen unterstelltes Recht auf Beschneidung zu verbieten, sondern die gesetzliche Ausnahmeregelung, die einen Rechtfertigungsgrund für die im Grundsatz illegale Körperverletzung der Beschneidung, in Frage zu stellen. Entscheidend ist in unserem Rechtsstaat, ob das Grundrecht auf Religionsfreiheit so weit ausgedehnt werden kann, dass bei noch nicht mündigen Kindern ein irrereparabler und medizinisch nicht indizierter körperlicher Eingriff kraft Entscheidung der Eltern vollzogen werden darf. Diese Frage haben Sie nicht beantwortet. Was spricht dagegen, mündigen Männern, die sich inzwischen nicht für eine andere Religion entschieden haben, die Beschneidung auf der Basis ihrer Religionsfreiheit in eigener Verantwortung vollziehen zu lassen? – Gerd Löffler


Leserbrief zu „Dann werde ich Alterspräsident“ von Mar Brost

Euch ist da ein Fehler unterlaufen: Ihr habt das Interview mit Helmut Markwort in die „Politik“ eingeordnet. Es gehört aber offensichtlich in die Rubrik Buntes & Satire. Ich merkte es an der Stelle, als er behauptete, dass er „endlich mal Zeit habe, öffentlich etwas für die FDP zu tun“. Das ist doch Focuspokus! Das macht er doch schon sein ewigen Zeiten in mehreren Bättern, der „rechtsliberale“ Faktencheck. – Wolfgang Frings


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Endlich einmal eine hübsche Auflistung der glorreichen Taten des lupenreinen Demokraten Putins. Man könnte sie noch ein wenig ergänzen, etwa wie er mit der Opposition, der Presse oder mit den internationalen Dopingregeln umgeht und vieles mehr. Zwar schmilzt hoffentlich nun wirklich die Zahl der Russlandversteher, aber wie schön könnte es sein, wenn unsere EU nicht nur ein loser Haufen protektionistisch handelnder Staaten wäre, sondern am letzten Wochenende gemeinsam reagiert hätte: Nachdem am vorangegangenen Mittwoch die Briten 23 russische Diplomaten auswiesen, erfolgte am Samstag erwartungsgemäß von Putin keine Entschuldigung, keine Aufklärung über seinen illegalen Nervengasbestand, statt dessen die Ausweisung 23 britischer Diplomaten aus Russland. Jetzt stellen Sie sich doch bloß mal vor, am Montag, den 19. März hätten alle übrigen 27 EU Staaten im 30 Minuten Takt ebenfalls russische Diplomaten ausgewiesen. Das hätte den Mann beeindruckt. Und die Briten ganz nebenbei auch. – Norbert Ludwig


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Bei der Beschneidungsdebatte gilt es, verschiedene Ebenen sauber voneinander zu trennen. Neben der persönlichen Betroffenheit stehen kulturelle, religiöse, medizinische und juristische Fragenstellungen im Raum. Eine Einbeziehung der noch vor 20 Jahren üblichen medizinischen Indikation der Beschneidung bei Vorhautverengung in die Diskussion erübrigt sich, da sich die Behandlungsmöglichkeiten verändert haben. Ziel der Debatte muss bei allen Beteiligten die seelische Unversehrtheit und die Verhinderung einer körperlichen Traumatisierung der Kinder und Jugendlichen sein. Also ein Verbot? Kulturen lassen sich nicht von außen verändern, sondern passen sich langsam durch Gespräch und Verständnis an. Das braucht vor allem Zeit und Geduld. Auch religiös motivierte Praktiken lassen sich – sofern sie nicht gegen die Menschenrechte verstoßen – nicht per Gesetz verbieten. Die Verpflichtung gegenüber einer höheren Instanz wiegt bei Gläubigen höher als die Erfüllung von Gesetzen, dafür gibt es in der Geschichte aller Religionen zahlreiche Beispiele. Neue „Märtyrer“ zu schaffen, kann in modernen Zeiten kein erstrebenswertes Ziel sein. Also alles so belassen? Das Unverständnis, auf das die Gegner der Beschneidung treffen, rührt daher, dass lange nicht alle Jungen, die rituell beschnitten wurden, an einer Traumatisierung leiden. Sicher scheint, dass die jüdische Beschneidung am 8.ten Lebenstag ein sehr geringes Risiko für eine Traumatisierung birgt. Der Säugling wird gestillt, kommt zur Ruhe und entwickelt sich zum Mann. Es sind i. Wes. die Vertrauensbrüche, die zu einer Traumatisierung führen: Die engsten, vertrautesten Mitglieder der Familie führen die Beschneidung durch – ein Bruch von Liebe, Zuneigung und Abhängigkeit. Es ist die Kultur, in der die Handlung verwurzelt ist und die keine Ausnahmen vorsieht – ein Bruch mit den Traditionen. Es ist die Religion, die die Handlung vorschreibt – ein Bruch mit Gott, der als grausam wahrgenommen wird. Keiner dieser Brüche und Abbrüche liegt im Interesse der Beschneidungsbefürworter, weder der religiös noch der kulturell motivierten, und schon gar nicht im Interesse der Eltern und Verwandten. Hier scheint mir ein Ansatz für ein zielführendes Gespräch gegeben: Wie können Brüche und Traumata verhindert werden, ohne ein Tabu auszusprechen? Die von J. Bittner vorgestellten Überlegungen, eine Beschneidung in möglichst jungen Jahren und nur unter medizinischen Standardbedingungen bezüglich Anästhesie und Hygiene durchzuführen, kommt den Erfahrungen von M. Amjahid nahe und könnte ein guter Weg sein, die Risiken einer Traumatisierung zu minimieren. Vielleicht steht auch einer nur teilweisen Entfernung der Vorhaut kein kultureller oder religiöser Vorbehalt entgegen? Sicher aber ist Augenmaß erforderlich, um die komplexen Fragen und die persönliche Betroffenheit weder zu nivellieren, noch gegeneinander auszuspielen. – Antje Piegsa


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Konservativ ist gleich Reaktionär? In unserer schnelllebigen Zeit werden oft Begriffe wie konservativ mit rechtem Gedankengut auf eine Stufe gestellt. Es kann ja nicht sein, dass Menschen mit konservative Einstellungen der reaktionären Szene zu gerechnet werden. So gibt es in der CDU/CSU eine Reihe von Politikern die durch aus als konservativ zu bezeichnen sind und Werte vertreten die für den Erhalt einer Gesellschaft wichtig sind. Viele der Unterzeichner „Erklärung 2018“ sind durch ihre konservative Haltung bekannt. Verwundert bin ich über Herrn Uwe Steimle, der sich auch als konservativ darstellt. Wer noch Heute in der Öffentlichkeit bekennt, dass ihm bei hören der DDR Hymne die Tränen kommen, erinnert mich das mehr an die Verherrlichung der DDR und nicht an konservative Werte. – Lothar Schumann


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

„Die männlich Beschneidung ist völlig okay und sollte erlaubt bleiben“, sagt Mohammed Amjahid in seinem Artikel in der ZEIT. Damit stellt er das Erziehungsrecht der Eltern (GG Art. 6) über das Recht auf körperliche Unversehrtheit (GG Art. 2). Das Gesetz, das der Bundestag vor 5 Jahren zur Beschneidung verabschiedet hat und das eine ordnungsgemäße Beschneidung straffrei lässt, stellt aber immer noch ein religiöses Gebot über das Recht auf Unversehrtheit.  Jochen Bittner fordert deshalb ein Überdenken dieses Gesetzes!  (ZEIT, vom 15. März 2018). Recht hat er,  das Gesetz sollte reformiert werden. Ja, die Beschneidung hatte in historischer Zeit im Vorderen Orient unter den dortigen klimatischen und hygienischen  Bedingungen und zu einer Zeit ohne die heutigen  medizinischen Hilfsmittel seine Berechtigung. Und natürlich ist die Judenverfolgung  der Nazi-Zeit eine historische Hypothek, die uns zwingt, mit einem Verbot der Beschneidung in Deutschland besonders vorsichtig umzugehen. Dennoch, es gibt ja eine Möglichkeit, die die Grundgesetz-Überschreitung verhindern kann: Nämlich eine Ritualisierung der Beschneidung. Die Ritualisierung ist ein in der Tier – und Humanevolution vielfach erfolgter Vorgang, auch wenn er in vielen Fällen eine andere Zielsetzung als die hier gewünschte hat. Die Beschneidung wird auf ein einfaches Anritzen der Vorhaut beschränkt unter Beibehaltung aller bisherigen rituellen Handlungen, aber  eben ohne Entfernung der Vorhaut. Dass ein Vierzehnjähriger sich dann immer noch für eine vollständige  Beschneidung  entscheiden kann,  ist natürlich unbenommen. – Karl Feldmann


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Wie üblich ist es für die Journalisten ein leichtes ein schlechtes Bild von Russland zu zeichnen! Als wären wir Europäer immer die, die alles richtig machen. Ich bin kein Befürworter von Putin nur haben wir uns das selbst zuzuschreiben. Als der eiserne Vorhang fiel, waren wir voller Arroganz und sahen die Russen nicht auf Augenhöhe, sondern immer nur als Verlierer. Wir wollten wirtschaftlich gewinnen und haben immer nur gefordert wie sich die Russen zu benehmen hätten. Das ist jetzt der Lohn dafür! Warum schreiben Sie nicht, wie sich unsere Politiker und die EU hätten verhalten sollen, damit so ein Mann wie Putin gar nicht so mächtig wird. Aber das wäre wieder zu viel vor der eigenen Tür kehren! – Natalia Egger


Leserbrief zu „Auf ein Frühstücksei mit Wolfgang Kubicki“ von Moritz von Uslar

es verblüfft, dass Moritz von Uslar nicht nachfragt, wenn Wolfgang Kubicki im Bundestag „während einer Debatte zu Integration und zum Holocaust“ einen Zwischenruf aus der AfD-Fraktion vernommen haben will, der sinngemäß lautete, „man habe im ‚Dritten Reich‘ noch  viel zu wenig Juden umgebracht“. Dieses Verhalten beleidigt nicht nur die Intelligenz von Lesern, sondern verwundert, da dieser Ausruf die AfD wohl annähernd 100 Prozent der Wähler kosten würde und außerdem für den Urheber die sofortige Aufhebung seiner Immunität zur Folge hätte. Erfahrene Ermittler könnten den Schuldigen rasch identifizieren, zumal in der AfD unzweifelhaft auch sehr qualifizierte Leute sitzen – man denke an Dr. Weidel, Dr.Gauland oder Dr. Curio – , die sich solcher Personen sofort entledigen würden. Der Letztgenannte wurde als Hochbegabter von der „Studienstiftung des  Volkes“ gefördert, hat sich in Physik sogar habilitiert, lehrte an der amerikanischen Elite-Universität Princeton und ist außerdem noch Musikwissenschaftler.  Gauland wurde von Safranski als ehrbarer Konservativer eingestuft und Alice Weidel, die im „Spiegel“ als hochintelligent bezeichnet wurde, rechnet man dem gemäßigten Flügel zu. Nur wer die eigene Propaganda glaubt, kann für wahr halten, dass dergleichen ebenso skandalöse wie kriminelle Äußerungen unsanktioniert geblieben wären. Kubickis Aussage vermeidet es natürlich, einen konkreten Abgeordneten zu benennen. Zudem kann er im Notfall einen Hörfehler als Entschuldigung anführen. Außerdem genießt er Immunität, die wohl die Mehrheit des Bundestages nicht aufheben würde. Nachdem das Titelthema dieser Zeit-Ausgabe „Was ist konservativ?“ großenteils sehr differenziert behandelt wurde, wollte man offensichtlich nicht auf grobe Töne verzichten, um Aufmerksamkeit zu erregen und Hardcore-Linke, für die der Zweck die Mittel heiligt, zu befriedigen. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Herr Novotny traut sich, dem paradierenden Individualismus zuzurufen, dass seine kaiserlichen Kleider meist bloße Luftnummern sind. Niemand kann sich selbst verwirklichen, wir können nur einander verwirklichen. Zu erwachsener Reife gehört die Erfahrung, einmal längere Zeit vor allem für andere Menschen dagewesen zu sein. Der Kaiserweg zu dieser Erfahrung sind eigene Kinder. Den Eltern, die sie als Geschenk begreifen, schenken sie die Befreiung von pubertärem Narzissmus und die Erlösung von der Trauer um eine verpasste Yogaübung. – Andreas Goletz-de Ruffray


Leserbrief zu „Zweierlei Maß“ von Ulrich Greiner

Ulrich Greiner beklagt, dass Uwe Tellkampf für seine Aussagen in der Diskussion mit Urs Grünbein zu Unrecht in die „rechte Ecke“ gestellt worden sei. Greiner fordert stattdessen, man solle Tellkampfs Argumente ernstnehmen und ihnen einen „gewissen Vertrauensvorschuss“ gewähren. Das ist in diesem Fall aber nicht möglich! Wer wie Tellkampf behauptet, 95% der Flüchtlinge seine gar keine, hätten also überhaupt keinen Anspruch auf Schutz, kann nun wirklich nicht erwarten, dass man seine Argumente wohlwollend betrachtet. Dass diese Zahl nicht „fragwürdig“ ist, wie Greiner schreibt, sondern schlicht falsch und in offensichtlich böswilliger Absicht erfunden und weiterverbreitet, wurde oft und schlüssig dargelegt. Wer von „95%“ spricht, wird also nicht in die rechte Ecke gestellt, er stellt sich selbst und ganz bewusst dort hin. Eigentlich sollte man von einem belesenen Menschen wie Ulrich Greiner erwarten dürfen, dass er das weiß. In die gleiche Richtung geht auch die merkwürdige Forderung Greiners nach einer „Äquidistanz zu den Extremen“. Sein Hinweis auf die historischen Verbrechen des Kommunismus vermag ja noch zu überzeugen. Greiner unterlässt es aber wohlweislich aktuelle Beispiele anzuführen. Diese würden nämlich belegen, dass eine „Äquidistanz“ immer auf einer Verharmlosung des Rechtsextremismus hinausläuft. Ohne linksextreme Gewalt verharmlosen oder gar begrüßen zu wollen, ist doch klar, dass es einen kategorialen Unterschied zwischen dem Anzünden eines Autos und der Brandstiftung in einer bewohnten Flüchtlingsunterkunft gibt. Auch hier gilt also, dass der Weg in die rechte Ecke keine Zuschreibung von außen, sondern vielmehr eine Art Selbstverortung ist. Schade, dass in der Redaktion die Wahl für diesen Artikel auf Ulrich Greiner fiel. Er kann argumentativ und inhaltlich mit Urs Grünbein (vgl. das Interview vom 15. März) nicht mithalten. – Christoph Frankenberg


Leserbrief zu „Die Schweizer Kavallerie schlägt zurück“ von Felix Rohrbeck et. Al

Das ist auch an der Zeit. Bei uns in NRW war der frühere Finanzminister besonders fleißig die kriminellen Elemente großzügig vom Steuergeld der Bürger zu honorieren. Was hat der Mann bloß für eine Rechtsauffassung. Das Problem der Steuerhinterziehung ist Sache der Politik zwischen der Schweiz und Deutschland und zwar auf diplomatischen Wege. Wenn die das nicht friedlich lösen können, dann könnte man eventuell über Sanktionen nachdenken. Die Steuerhinterziehung ist natürlich kein Kavaliersdelikt. Es gilt aber auch ein Steuersystem zu installieren was der Bürger auch versteht. Professor Kirchhoff hatte Vorschläge eingebracht, die von der Politik in den Papierkorb geworfen wurde. Tatsache ist auch, daß sich der Staat ständig aufbläht und noch schlimmer, das Steuergeld maßlos verschwendet. Der Bundesrechnungshof und der Bund der Steuerzahler steht dafür Pate. Milliarden sind das jedes Jahr. Und vor Steuersenkungen sträuben sich die Politiker. Das wäre eigentlich überfällig. Und die Bürger lassen sich melken wie eine Kuh. Was ist das bloß für eine Generation. Sich nur zu beschweren reicht nicht, um das zu ändern. Ein Bürgeraufstand muß flächendeckend die Runde machen. Das müsste der Steuerbund organisieren, die wären die richtige Adresse. Wenn die allerdings subventioniert werden (ich weiß das nicht), dann taugt die Organisation für eine solche Maßnahme auch nichts. Und was mir auch aufgefallen ist: die Medien sind auch verdächtig ruhig. Die Autoren sollten Gas geben und für eine Titelgeschichte sorgen. Das bringt Nachahmer. Anstatt sich ständig über unsere Flüchtlingspolitik auszulassen. Die war falsch, ist falsch und wird immer falsch bleiben. Ein Jahrhundertfehler der Politik. Kein souveräner Staat hätte das zugelassen. Das wird noch böse Folgen haben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Jenen, die die „Machtübernahme“ von Gerhard Schröder spätestens durch den Rosneft-Aufsichtsrat unmissver- ständlich kritisiert haben, war und ist zweifellos zuzustimmen. Denn der russische Präsident Wladimir Putin wird seinen langjährigen Duz-Freund ganz nach Belieben und vor allem freilich als ehemaligen deutschen Bundeskanzler politisch einsetzen, da kann sich Gerhard Schröder noch sooft als botschaftenden Privatmann deklarieren. Und gleichwie konterkariert der Herr Schröder aus Hannover ungerührt die Botschaft resp. die sanktionelle Zielsetzung auch seines Landes gegenüber Russland wider besseres Wissen. Es bleibt sonach leider dabei, für den Altkanzler gilt offensichtlich das Leitmotiv „Schröder zuerst“; der Würde des Amtes, das er von 1998 bis 2005 innehatte, jedenfalls bringt er deutlich weniger Wertschätzung entgegen. Dass die Bundesregierung Sanktionen gegen Gerhard Schröder wegen seines Russlands-Engagements eindeutig ablehnt, ist nichtsdestoweniger richtig und wohl ebenso legitim. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Die Schweizer Kavallerie schlägt zurück“ von Felix Rohrbeck et. Al

Zusammenfassend lässt sich feststelllen: In finanzpolitischer Hinsicht ist die Schweiz alles andere als ein Rechtsstaat: Unter dem Deckmantel des Bankgeheimnisses wurden kriminelle Steuerhinterzieher jahrzehntelang geschützt. Erst unter dem Druck hauptsächlich der USA gab die Schweiz 2015 diese Praxis auf. Die Schweizer Justiz setzt diese unheilvolle Tradition jetzt unverdrossen fort: Statt krimineller Verwicklungen einzelner Banken am Steuerbetrug werden Aufdecker des Cum-Ex-Skandals juristisch verfolgt. Was für eine Blamage! – Michael Parys


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

„Es existiert weder im Islam noch im Judentum ein religiöser Text, der diese brutale Praxis rechtfertigt. Viele Frauenrechtsorganisationen arbeiten in mehreren Ländern entlang des Nils und in Westafrika seit Jahrzehnten daran, die Verstümmelung von Mädchen zu stoppen und muslimische, christliche, jüdische und anderweitig geprägte Communitys von dieser Straftat an den eigenen Töchtern abzuhalten.“ Damit impliziert der Autor eindeutig, dass die grausame Praxis der Genitalverstümmelung bei Mädchen im Judentum (sowie auch Christentum) durchgeführt wird, was natürlich völlig aus der Luft gegriffen ist. Zumindest was das Judentum betrifft, erinnert diese Diktion an die unsäglichen Ritualmordlegenden aus dem Mittelalter. Ich bin schockiert über die Tatsache, dass es in einer Publikation wie „Die Zeit“ möglich ist, solche Behauptungen in den Raum zu stellen. Fake News! – Jonathan Kohn


Leserbrief zu „Konservativ, reaktionär, rechtsradikal“ von Jens Jessen

Jens Jessen betreibt einen bemerkenswerten Etikettenschwindel: Sein etwas flusiger Artikel verwirrt die Leser/innen noch mehr, als er ihnen schon in der Überschrift unterstellt. Sicher ist sein Satzanfang richtig: „Im Sprachgebrauch der Öffentlichkeit verschwimmt das Konservative (…)“ – aber er kann nichts anführen, um die von ihm benannte große Schwäche zu beheben: „… die gefährliche Unschärfe des Links-rechts-Schemas“. Statt nun auf seine eigene Familiengeschichte zurückzugreifen und auf solche liberalen, klassischen Klärungsversuche wie die von Kurt Sontheimer über den Konservatismus in der Weimarer Republik (heute noch lesenswert!), wirft er erst einmal einige Nebelkerzen: „Tatsächlich gibt es Konservative und Reaktionäre ebenso auf der Linken“ und sieht die Wurzel seines Übels selbst: „Der Grund für die Flüssigkeit der Begriffe liegt in ihrer Relativität“.  Dann denkt der Leser schon, er habe das rettende Ufer erreicht: „Einen konkreten Sinn haben sie nur in einer konkreten historischen Situation“ – aber da rutscht Jessen schon wieder aus: Ein konkreter Sinn ergibt sich aus historischer Erfahrung. Ist etwas eindeutiger als unsere kollektive deutsche Erfahrung mit den Nazis und der bemerkenswerten Schwäche der Konservativen ihnen gegenüber? Jessen ist alt genug, um die Diskussion in den sechziger und siebziger Jahren noch mitbekommen zu haben, die damals weiter waren als er heute – mit Protagonisten wie Ernst Fraenkel, Richard Löwenthal, Otto Heinrich von der Gablentz oder Ossip K. Flechtheim. Von ihnen (und anderen Alten wie Adorno oder Abendroth, die sämtlich NS-Verfolgte und Emigranten waren) hätte er ebenso profitieren können wie von den Jüngeren, neben Sontheimer beispielsweise Habermas – aber nein: „Es ist eine Frage der Perspektive und kann gar nicht anders sein, und doch liegt eine Gefahr in der Relativität der Begriffe, die sich je nach Standpunkt verschieben lassen“. Solche Begriffsschieberei nach Art der Hütchenspieler betreibt er selbst, um zum Schluss ganz und gar im liberalen Ungefähren zu landen: „Der Begriff des Konservativen wird oft gewählt, um das Reaktionäre zu tarnen, genauso wie der Begriff des Reaktionären dazu dient, den Konservativen zu denunzieren, der Entwicklungen nicht zurückdrehen, sondern nur den Fortschritt bremsen will“ – ja, wie nun? – Hauptsache, man kann „der Linken“ noch eine hinter die Ohren geben: „Für die politische Rhetorik der Linken ist das Bild der schiefen Ebene ein Vorteil: Konservative Fortschrittsskepsis lässt sich schon als Vorschein faschistischen Unheils deuten, leider eine gängige Übung“. Nur: Wer oder was „links“ ist, weiß Jessen nicht, oder er verrät es nicht; er haut nur drauf. Ich bin zehn Jahre älter als Jessen und denke mir: Er könnte es bei historischer Konkretisierung besser wissen. Nur: Vermutlich müsste er dann als Liberaler ein bisschen nach links gehen – aber das geht für einen Liberalen ja nun gar nicht. Dann lieber Turnen im Feuilleton-Nebel. – Prof. Dr. Matthias Pfüller


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Die Schar der Russlandversteher schmilzt dahin, behaupten Sie, Herr Joffe? Dass die EU Außenminister sich in Bezug auf den Giftgasanschlag zwar solidarisch mit den Briten zeigen, aber jede Schuldzuweisung an Russland vermeiden, hatte Putin doch vorab eingepreist. Wir Europäer sind für Putin so leicht auszurechnen, dass ihm sein Polit-Schachspiel ungeheureres Vergnügen bereiten muss. Stellen wir uns doch mal vor, am 19.März hätten im 30 Minuten Takt alle der restlichen 27 EU Staaten einen großen Teil russischer Diplomaten ausgewiesen. Das hätte weder Geld gekostet, noch einen Krieg ausgelöst. Aber es wäre eine Ansage gewesen und hätte eindrucksvoll die Stärke einer Solidargemeinschaft demonstriert. Damit hätte man Putin beeindrucken können. Den Protektionisten Trump und die Briten übrigens auch. Viele Briten hätten sich vermutlich gefragt, wie sie auf die verrückte Idee gekommen sind, eine solche Gemeinschaft verlassen zu wollen. Aber statt die nicht zuletzt populistisch mächtige Wirkung einer solchen gemeinsamen Aktion zu erkennen, ziehen wir wieder einmal genau mit dem Bauern, den Putin längst auf der Rechnung hat. – Norbert Ludwig


Leserbrief zu „Plötzlich ganz nah“ von Martin Klingst

Wo bleibt der große Aufschrei der Deutschen zum völkerrechtswidrigen Krieg der Türkei in Nordsyrien? Auch die Autoren scheinen, ebenso wie die Bundesregierung, allzu deutliche Worte zu vermeiden. Statt Konsequenzen zu ziehen und die Kurden zu unterstützen, die vor Monaten noch unsere Verbündeten im Kampf gegen den IS waren, gibt es nur ein paar kritische Worte der Kanzlerin. Man will sich anscheinend nicht einmischen und es sich nicht endgültig verscherzen mit Erdogan. Nicht, dass am Ende noch der Flüchtlingsdeal platzt. – Till Pauls


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Der Artikel hat mich sehr beschäftigt und ehrlichgesagt auch ein wenig fassungslos gemacht.   Ein Kind zu bekommen, ist immer auch eine egoistische Entscheidung. Ich selbst (63) habe mit 31 Jahren meine Tochter bekommen und war die ersten fünf Jahre alleinerziehend. Großeltern, die mich unterstützt hätten, standen  nicht zur Verfügung. Trotzdem war es eine erfahrungsreiche und gute Zeit, die ich keinesfalls missen möchte. Ich habe großes Verständnis dafür, dass ein Kind die aktuelle Lebensplanung ganz schön durcheinander wirbeln kann. Allerdings fehlt mir das Verständnis für die jetzige Elterngeneration, die ihr ganzes Leben scheinbar zum Projekt macht. Dazu gehört offenbar auch, ein (oder mehrere) Kind(er) zu bekommen. Da ist man dann auf einmal nicht mehr die Hauptperson, sondern muss in die zweite Reihe treten. Aber wenn das dann nicht so läuft  wie geplant, ist die Frustrationstoleranz sehr gering. Und das, so scheint mir, haben diese jungen Eltern – die ja meist auch schon über 30 Jahre alt sind – offensichtlich nicht gelernt. Mein Bedauern für das Gejammer hält sich daher absolut in Grenzen. – Ursula Jäger


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Den Ausführungen im obigen Artikel vermag ich nicht zu folgen. Nach Artikel 2 Absatz 2 des Grundgesetztes hat jeder das Recht auf körperliche Unversehrtheit.  Nach der bei uns maßgebenden Strafrechtstheorie erfordert die Strafbarkeit einer Handlung die Erfüllung des objektiven Tatbestandes. Dass bei der Beschneidung eine Körperverletzung vorliegt, bestreitet auch Herr Amjahid nicht. Die Erfüllung dieses objektiven Tatbestandes indiziert die Rechtswidrigkeit. Die Beschneidung wäre also nur dann nicht rechtswidrig, wenn es einen Rechtfertigungsgrund gibt wie Notwehr, Nothilfe, Einwilligung usw. Alle diese Rechtfertigungsgründe liegen nicht vor. Die Beschneidung ist damit rechtswidrig, sie erfolgt sogar mit Vorsatz, so dass auch kein Schuldausschließungsgrund vorliegt. Deshalb hatte seinerzeit das Landgericht Köln richtig entschieden. Hieran vermag der § 1631 d BGB nichts zu ändern. Diese Vorschrift erklärt eine ganz bestimmte strafbare Handlung für straflos, wenn sie aus religiösen Motiven erfolgt. Explizit ist zwar von religiösen Motiven nicht die Rede, aber wer die Gesetzesgang verfolgt hat, weiß, dass es nicht um medizinische Belange geht wie z.B. bei einer Schutzimpfung. Und auch aus der Diskussion hierüber ergibt sich, dass ausschließlich religiöse Interessen eine Rolle spielen. Hierzu braucht man sich nur anzusehen, wer für und wer gegen die Zulässigkeit der Beschneidung ist. Diesem Dilemma kann man tatsächlich nur entfliehen, wenn man, wie der Verfasser, die Beschneidung mit der Historie rechtfertigt und Regelungen hierzu für rechtswidrig hält, wenn sie jüdisches Leben auch nur im Ansatz einschränken. Ob das eine glückliche Begründung ist? – Reiner Bühling


Leserbrief zu „Konservativ, reaktionär, rechtsradikal“ von Jens Jessen

Ihr Autor Jens Jessen hat das alles schön erklärt – ist aber sinnlos. Für mich zählt keine Ideologie sondern nur die Logik der tatsächlichen  Verhältnisse in der wir leben. Das sind alles realitätsferne Denkübungen, mit denen ich nichts anfangen kann. Ich mache das nur an einem Beispiel fest: Bayern wird von den Intellektuellen verstoßen, obwohl es das erfolgreichste Bundesland auf fast allen sozialen, kulturellen und politischen Feldern seit Jahrzehnten nachweislich ist. Ich habe seit Kindesbeinen gelernt, daß man im Leben den Vorbildern folgen sollte, die bewiesen haben, daß Sie erfolgreich für die Allgemeinheit tätig waren. Der Erfolg ist die Messlatte der Beurteilung. Was denn sonst. Das scheint in der Intellektuellen Welt nicht der Maßstab zu sein. Der politischen Wissenschaft zu folgen hat wenig Nährwert. Ein weiteres Beispiel, damit Ihr Autor vollends  verzweifelt: Die Bayern sind auch im Fußball als Vorbild zu sehen. Alle anderen Vereine messen sich an Bayern, was logisch und vernünftig ist. Mir ist es völlig egal, ob das konservativ, rechtsradikal, sozialistisch oder Kommunismus ist. Für mich zählt die Logik. Wenn ich den Forschern folge, dann ist nur ein Teil unseres Denkvermögens für die Logik verantwortlich – übrigens eine sehr alte Wissenschaft. Kann es nicht sein, daß der Teil, der dafür zuständig ist, bei manchen Menschen nur sehr schwach ausgeprägt ist.? – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Konservativ, reaktionär, rechtsradikal“ von Jens Jessen

Statt diese Begriffe fein säuberlich zu erklären, sollte man sie im Diskurs rigoros vermeiden. Da werden sie nach meiner Wahrnehmung ja nur eingesetzt, um einem Meinungsäußerer ein Etikett aufzukleben, um sich mit seiner Meinung nicht auseinandersetzen zu müssen. Diese Masche ist mir erstmals bewusst geworden, als ich das Buch Sarrazins gelesen hatte „Deutschland schafft sich ab“. Statt sich mit den Thesen und der Fülle des Materials auseinanderzusetzen, haben sich die Medien (auch die ZEIT), soweit ich mich informieren konnte, darauf beschränkt, Sarrazin als Rassisten abzustempeln. Auch so wird eine öffentliche Debatte, die für die Demokratie lebensnotwendig ist, abgewürgt. – Hans-Günter Reither


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Ich möchte mich gar nicht aufhalten mit dem „Duft des Geldes“, der von der Person des Altkanzlers Schröder ausgehen soll – das ist nur ein bequemer und aktueller Aufhänger für den Artikel von Herrn Joffe. Nur im Vorbeigehen will ich andeuten, dass Herr Kubicki völlig recht hat, wenn er die Bigotterie eines Vorgehens anprangert, das beim Nervengiftanschlag in London automatisch Russland (und Putin) beschuldigt und erst danach die Angelegenheit bei der OPCW zur Aufklärung freigibt. Was für eine Narretei für den gewöhnlichen gesunden Menschenverstand! Es geht um etwas viel Grundsätzlicheres: Wie soll ich einen Journalismus bezeichnen, der seit Jahren systematisch und inzwischen mit zunehmender Heftigkeit Ursache und Wirkung vertauscht, wenn es um die Herbeiführung eines neuen Kalten Krieges geht? Am 5.2.1997 hat George F. Kennan in einem Beitrag für die New York Times erklärt: „Expanding NATO would be the most fateful error in American policy in the entire post-cold war era“. Und in wenigen Sätzen hat er dann die höchst unangenehmen Folgen skizziert, die die Nato-Osterweiterung für den Westen wie auch für Russland haben würde. (Wer mit dem Namen „Kennan“ nichts anzufangen weiß, sollte ihn googeln, es lohnt sich.) DIE ZEIT sollte ihren Lesern die entscheidenden Passagen aus dem Artikel von Kennan zugänglich machen! Das ist eine Pflicht der Ehrlichkeit und des Respekts! Im Zusammenhang damit möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Sie dem Leser Antworten auf (mindestens) drei Fragen schuldig sind. 1) Hatte Kennan nicht recht mit seiner Warnung und der Voraussage höchst fataler Folgen? 2) Wie lässt sich rechtfertigen, dass die westlichen Außenminister Gorbatschow damals hoch und heilig versprochen haben, die NATO werde sich „keinen Meter“ weiter nach Osten ausdehnen – und dann das Gegenteil geschah, manchmal mit der hämischen Frage verbunden, ob Russland denn etwas Schriftliches vorzuweisen hätte? Wer Vertrauen derartig missbraucht, kann auf neues Vertrauen von Seiten Russlands nicht bauen. 3) Wie lassen sich die militärischen Aufrüstungsprogramme des Westens rechtfertigen? ZEIT und SPIEGEL haben im vergangenen Jahr Zahlenvergleiche zum Militär in Russland und der NATO veröffentlicht, die (auch zu meiner Überraschung) ergaben, dass die NATO in allen konventionellen Waffengattungen 2:1, manchmal 3:1 überlegen ist. Wohlbekannt ist auch die Tatsache, dass die USA allein das Zehnfache dessen für Militär ausgibt, was Russland investiert. Und dennoch ist das Motto „Russland ist an allem Schuld“ auch in ihrem liberalen (?) Blatt allgegenwärtig, sozusagen ein Gassenhauer. Dies muss durch eine (selbst-)kritische Berichterstattung korrigiert werden!! – Michael Schnatmeyer


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Kulturhistorisch gesehen wurde die Beschneidung jüdischer Männer nach der Babylonischen Gefangenschaft, also vor über 2500 Jahren, zur Tradition. Mythologisch wird sie weit davor, nämlich in den Erzählungen um Abraham verortet. In Genesis 17 wird berichtet, dass Gott mit Abraham und dessen Nachkommen einen Treuebund schloss und die Beschneidung der Männen als sichtbares Zeichen dafür dienen sollte. Da kann man schon stutzig werden. Deshalb ein Hinweis auf 5. Mose 10,16: „Ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden und nicht länger halsstarrig sein.“ Und in 5. Mose 30,6 heißt es sogar: „Der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden.“ Sowohl dafür als auch für das Beschneiden der Vorhäute wird der gleiche althebräische Terminus gebraucht: karat. Das bedeutet die Wegnahme von etwas Verhüllendem. Mit der „Beschneidung der Herzen“ ist die Befreiung von den Abhängigkeiten und Widersprüchlichkeiten unserer irdischen Existenz gemeint, also eine Reinigung. Die Beschneidung der Vorhäute sollte als sichbares Zeichen dieses spirituellen Vorgangs sein und ist darüber hinaus als Mittel der Existenzsicherung durch die Aktivierung von Fruchtbarkeit zu verstehen. So stellte man sich das damals vor. Neben hygienischen Vorschriften meinte man, die sexuelle Erregbarkeit der Männer durch die Beschneidung zu steigern und damit den – exklusiven – Segen Gottes auf die Existenzsicherung des Volkes Israel lenken zu können. Das alles macht nur auf dem Hintergrund der Gegegenheiten damaliger Zeiten Sinn, heutzutage gilt es, diese Erzählungen zu entmythologisieren und die Angelegenheiten sowohl der männlichen Beschneidung als auch der Genitalverstümmelung von Frauen nüchtern zu betrachten. Religiöse Begründungen sind jedenfalls aus heutiger Sicht absurd. Mit rückwärts gewandten Sichweisen verhindert man den Blick nach vorn. Und wer schon aus Gründen traditioneller oder ethnischer Zugehörigkeit religiös argumentiert, sollte sich  der Hinterfragung nicht entziehen und sich zunächst einmal bemühen, zwischen Religion, Kultus, Tradition, Mythos und sakraler Magie unterscheiden zu lernen. Die Argumentation von Mohamed Amjahid halte ich jedenfalls nicht für ergebnisoffen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Da hilft kein Strampeln und kein Schreien. Anders kann sich das Opfer nicht artikulieren. Es weiß nicht, was mit ihm geschieht. Es leidet höllische Schmerzen, jedenfalls dann, wenn die Beschneidung ohne Betäubung erfolgt. Es ist der Übermacht der Täter hilflos ausgeliefert. Auch wenn keine weiteren medizinischen Komplikationen folgen sollten, die Vorhaut wächst nie wieder nach. Man muss kein juristischer Experte sein, um hierin einen Verstoß gegen das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit zu erkennen. Ich möchte mich darauf verlassen können, dass der Staat die Grundrechte schützt, auch die von Kindern, auch gegen elterliche Übergriffe. Bei jedem Streit um das Sorgerecht wird heute nach dem Wohl des Kindes  geurteilt. Warum sollte das Sorgerecht bei der Beschneidung plötzlich über dem Kindeswohl stehen. Auch wenn sie religiös begründet wird, ist es immer die Religion der Eltern, das Kind versteht noch nichts von Religion. Die Behauptung von Mohamed Amjahid, die Beschneidung hätte ihm nicht geschadet, klingt wenig überzeugend, lässt sich aber auch nicht eindeutig widerlegen. Viele behaupten ja auch, die Prügel ihrer Eltern hätten ihnen nicht geschadet. Auch die Prügelstrafe wurde moralisch und mit dem Kindeswohl begründet und hatte eine lange Tradition. Endlich ist sie verboten, auch für Muslime. Wie lange noch? – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Plötzlich ganz nah“ von Martin Klingst

In Ihrem Artikel „Plötzlich ganz nah“ in der Zeit Nr. 13 bemühen Sie sich, eine Parallele zwischen dem kurdisch-türkischen Konflikt in Syrien und den Konflikten in Deutschland zu ziehen. Ich stimme Ihnen in der Feststellung, dass Konflikte in einer globalen Welt nicht mehr nur lokal ausgetragen werden voll und ganz zu! Eine weitere Tiefe hat dieser Artikel leider nicht, im Grunde replizieren Sie bereits in verschiedenen Tageszeitungen erschienene Artikel in Ihrer Wochenzeitung, von der man eine gewisse Tiefe erwarten darf. Behauptungen wie „Nun sind die Kurdenmiliz YPG und ihr politischer Arm PYD sicherlich keine demokratischen Bewegungen.“ werden nicht weiter belegt oder begründet. Sie folgen der nationalstaatlichen Lesart, möglicherweise der Lesart der selben Bundesregierung, die den Despoten aus Ankara hofiert und Panzerdeals mit diesen abschließt. Was mit diesen geschieht, muss ich Ihnen sicher nicht darlegen, auch dies können Sie in verschiedenen Artikeln Ihrer Kolleginnen und Kollegen nachlesen. Nun erwarte ich nicht, dass Sie vollständig Partei ergreifen für die PYD bzw. YPG – die übrigens in Afrin und in Syrien in einem Bündnis mit Araberinnen und Arabern sowie anderen Ethnien, Religionsgemeinschaften vor Ort als SDF auftritt. Das verbindende Element ist gerade die basisdemokratische Ausrichtung, die verschiedene Identitäten vereint. Es geht mir darum, dass Sie die Leistungen der kurdischen Bewegung in Syrien und der Türkei nicht sehen oder gar anerkennen können. Bis vor einiger Zeit war es undenkbar, dass sich über-religiöse Bündnisse in Syrien oder gar im gesamten Mittleren Osten finden. Die Demokratische Föderation Nordsyrien hat sich einen Gesellschaftsvertrag gegeben und strebt ein gemeinsames, demokratisches Miteinander an. Die Verwaltung und auch das Militärbündnis haben natürlich ihre Schwächen (im Krieg); überall wo viele Menschen zusammenkommen, gibt es Ausreißer. Doch sicher ist, dass die Jugendlichen, die DITIB-Moscheen angreifen, nicht den SDF oder die MSD repräsentieren. Wie verlogen gewisse Islamverbände sind, hat Herr Kesici neulich in der Sendung Frau Illners unter Beweis gestellt; beschönigen kann man das nicht. Wo vor 3 Monaten über eine Millionen Menschen friedlich miteinander lebten, sind nun nur Trümmer, Schutt, Asche und leblose, zerfetzte Körper. Für solch einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu beten, ist gelinde ausgedrückt unmenschlich geschweige denn im Sinne des sonst propagierten, friedlichen Islam. Es handelte sich auch um Binnenflüchtlinge, die die Gesellschaft hier nur schwer und mit Folgeerscheinung wie die AfD hätte aufgenommen. Diese kleine Stadt, die überwiegend kurdisch geprägt war, hat verschiedenen Menschen aus Syrien Zuflucht geboten. Am Ende Ihres Artikels zeichnet sich für Lesende folgendes Bild ab: Weder die Türken, noch die Kurden sind in der Lage, Demokratie zu leben. Nun stelle ich Ihnen eine Frage: Wer sollte in Syrien, spezieller in Afrin oder in gewissen Regionen – nennen Sie es Rojava oder Demokratische Föderation Nordsyrien – die Richtung angeben? Ich möchte Sie nicht beleidigen, doch mit diesem Artikel werden Sie m. E. Ihrer journalistischen Verantwortung nicht gerecht, Sie nehmen scheinbar wieder nur die westlich-orientalistische Perspektive ein, um nicht zu sagen imperialistische. Ich schreibe Ihnen jedoch nicht aus Frust, sondern im Vertrauen, dass dies mehr ein Mangel denn Absicht war. – Ahmet Camuka


Leserbrief zu „Leitkultur auf Hindi“ von Jan Roß

Möglicher Titel: Kein Land zwischen Tradition und Moderne. Interessiert habe ich den Artikel „Leitkultur auf Hindi“ gelesen. Überrascht hat mich unter anderem die gut eingearbeitete Erwähnung Japans. Enttäuscht wurde ich am Ende des Artikels. „Und so scheint es folgerichtig, dass Dasgupta Japan für ein Land, das Tradition und Moderne miteinander versöhnt und kulturelle Identität bewahrt habe.“ Was für ein Blödsinn. Zum Beispiel lagen die japanischen Religionen Buddhismus und Shintoismus lange Zeit quasi im Krieg. Was unter anderem Grund für die architektonische Schönheit der buddhistischen Tempel mit Wachtürmen und wehrhaften Mauern ist. Recherchieren sie doch mal „Invented Traditions“ und die Werbekampagne „Cool Japan“, welche von der Regierung aktiv gefördert wird. Dass es in Japan keine Minderheiten gibt ist ebenso quatsch, wie die Behauptung, es gäbe dort keine Muslime. In Tokyo gibt es sogar eine Moschee (Tokyo Camii, im Distrikt Shibuya. Einem der Kerndistrikte). Ich würde mir wünschen, dass Artikel über Japan -oder Artikel in denen Japan, oder irgendein anderes Land erwähnt wird- mindestens so gut Recherchiert sind wie Ihr deutlich besserer Artikel „Schluss mit dem Pazifismus“, ebenfalls von Jan Ross, vom20. Dezember 2017 (N°53). Fünf Minuten auf Google reichten aus um die Schlussfolgerung ihres Artikels als falsch zu verstehen. – Jan Robin Sofinowski


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Mit dem o.a. Artikel ist wohl ein journalistischer, politischer und wohl auch intellektueller Tiefpunkt erreicht, den ich von „meiner“ ZEIT nicht erwartet hätte – simples, eindimensionales Putin-bashing ist doch etwas für den Boulevard ! Im Einzelnen und der Reihe nach:

  1. Immerhin wird Schröder als großer Kanzler gewürdigt, dass Joffe dazu nur die Agenda 2010 einfällt ist extrem einäugig. International bedeutender ist doch seine Ablehnung des Irak-Krieges (weil völkerrechtswidrig) und seine distanzierte Haltung zum Kosovo-Krieg, eigentlich ein Krieg gegen Serbien (auch völkerrechtswidrig). Jedenfalls hat er bewiesen, dass er differenzierter Weltbetrachtung, jenseits von „wir sind immer die Guten, die anderen sind die Bösen“ fähig ist. Daher halte ich seine Haltung, zur Verständigung zwischen Deutschland und Russland beitragen zu wollen nicht  im Vorhinein für unglaubwürdig. Ihn als anstandslosen, würdelosen und verantwortungslosen Alters-Geldgeilen zu bezeichnen ist m.E. niederträchtig und eine Chuzpe erster Klasse.

2.Zu Putin ganz kurz:  Ihn einen „Polit-Mafioso“ zu nennen ist Trump´sches Niveau á la „rocket-man, der einen kleineren hat“. Und das Ansinnen, Putin sozialisieren zu wollen, ist dermaßen arrogant und größenwahnsinnig; das allein macht den Beitrag M. Simonjans verständlich. Kommen Sie runter vom hohen Ross, Herr Joffe, die Luft da oben ist zu dünn für Sie. – Gerhard Painer


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Auch wenn es hier um die Befindlichkeiten der Eltern gehen soll, spielt bedauerlicherweise wieder die Mutter die Hauptrolle in diesem Gesellschaftsstück. Wie in vielen Beiträgen zur Debatte um die „bereuenden Mütter“, fehlt auch hier die explizite Stimme der Väter. Das Gelingen eines Familienlebens, in dem alle Parteien sich wohl und geschätzt fühlen, hängt nicht nur davon ab, ob die Mutter sich als biologisch determiniertes Wesen noch wertgeschätzt fühlt, sondern ob die Väter eine längst überfällige Emanzipation von gängigen Rollenbildern anstreben. Auch Väter hätten jeden Grund zu jammern, wenn sie ein gleichwertiger Teil im Leben ihrer Kinder sein wollen, ihr Arbeitgeber aber eine Reduzierung der Arbeitszeit oder die Inanspruchnahme von Elternzeit ablehnt. Doch niemand spricht von der Vereinbarkeit von Familie und Arbeitsleben bei den Männern, die unter einem hohen Druck stehen ihre Familie zeitweise allein zu ernähren und gleichzeitig ihren Pflichten als moderne präsente Väter nachzukommen. Die Gefährdung der mütterlichen Karriere wird in unserer Gesellschaft bedrohlicher eingeschätzt, als eine rückständig abwesende Vaterfigur – das halte ich für fatal. Frauen haben sicherlich ein Recht auf eine uneingeschränkte berufliche Entfaltung, doch Männer haben auch das Recht auf ihre Kinder. Es liegt nicht nur an unserer Regierung, hierfür die richtigen Strukturen zu schaffen, sondern auch an uns Frauen die Opferrolle ein Stück weit hinter uns zu lassen, um unseren Partnern auf Augenhöhe begegnen zu können. – Lisa Vetter


Leserbrief zu „Zweierlei Maß“ von Ulrich Greiner

Hier irrt Ulrich Greiner. Tellkamps Behauptung, dass über 95 Prozent der Flüchtlinge nicht vor Krieg und Verfolgung fliehen, sondern herkommen, um in die Sozialsysteme einzuwandern, ist keine „Zuspitzung“ und auch keine „fragwürdige Zahl“. Es ist Hetze. – Berndt Biewendt


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Mit Interesse habe ich den Artikel des Herrn Bittner gelesen. Es war mir leider nicht bewusst welche fatalen Möglichkeiten unser Gesetz hergibt. Fast schon angewidert jedoch las ich dann den Artikel von Mohammed Amjahid. Hier wurde die in Rede stehende Körperverletzung schon in der Tendenz heroisiert. Für mich schlimm genug, das auch in Deutschland die Möglichkeit besteht, jegliches neues Leben, je nachdem in welcher Gruppierung es die Welt erblickt, eine wie auch immer geartete Religion aufoktroyiert bekommen kann. Ich stelle nicht in Frage das Religionen weltweit wichtige gesellschaftliche Aufgaben übernehmen (obgleich der historisch angerichtete Schaden durch Religionsgemeinschaften sicher jenseits des Menschlich vorstellbaren angesiedelt ist!).Aber kleinen Kindern in welcher Art und Weise auch immer den Körper zu verletzen halte ich niemals im Sinne einer kulturell fortschrittlichen Lebensweise für gerecht. Warum bitte dürfen Kinder nicht ab dem Alter der Religionsmündigkeit selbst entscheiden welchen Schaden Sie ihrem Körper zufügen. Man diskutiert in diesem unseren Lande über den „Klaps“ (in Form einer körperlichen Züchtigung) der selbst in seiner defensivsten Form eine Körperverletzung darstellt, ungewolltes Schneiden des Haupthaares stellt eine körperliche Misshandlung dar, auch Hunde oder Schweine zu kupieren ist gegen das Gesetz. Aber ein unumkehrbares Abschneiden der Vorhaut eines Neugeborenen oder eines Kleinkindes aufgrund religiöser oder kultureller Vorgaben (unerheblich ob die Vorhaut eine Funktion erfüllt oder nicht und ob dieser Eingriff physische oder psychische Folgen hat) gehört sich nicht, nicht vor Jahrhunderten und schon garnicht in der heutigen Zeit.Die eigentliche Kritik gilt hier nur sekundär den ausübenden Kreisen der Beschneidung (Hier müssen vielleicht noch ein paar Jahrhunderte ins Land gehen bis eine entsprechend moderne Einstellung greift), primär sehe ich den Gesetzgeber hier in der Pflicht eine lange überfällige Korrektur zu generieren. – Klaus Hardung


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Es ist kein „Neuer Salon in Belin“. Es ist der Schimmel, sogar der Edelschimmel der Kaiser- und Nazizeit, der sich in Europa wieder breit macht. – Friedhelm Vanhöfen


Leserbrief zu „Konservativ, reaktionär, rechtsradikal“ von Jens Jessen

Konservativ ist genauso wenig ein (relevantes) Schimpfwort wie etwa linksliberal. Warum das – eigentlich – so ist, stellt Jens Jessen mit seiner Begriffserklärung dar. Allerdings, die vom Autor bereits angesprochene „Relativitätstheorie“ zur politischen Links-rechts-Skala macht jedes seriöse Bemühen um die definitive Bezeichnung und gedankliche Einheit eines Begriffs im Grunde genommen zu einer wahren Sisyphusarbeit. Und diese variable Deutungshoheit kommt leider vor allem den Populisten zugute. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

In ihren elaborierten Ausführungen über die immer egozentrischen Eltern, die so weit gehen, dass sie ihr eigenes Kind bereuen, sagen Sie viel Wahres. Leider übersehen Sie jedoch trotz aller quantitativer Belege einen wichtigen Aspekt: Ich bin Anfang 30, am Beginn meiner Karriere, kinderlos. In Ihrem Artikel sprechen Sie nicht über „Eltern“, sie sprechen über mich- und alle Frauen, die ihrer Arbeit mit Freude nachgehen. Sie werfen uns vor, dass wir uns nicht mehr mit Freude und Ausdauer Bauklötzchen hingeben und den Männern den Freiraum lassen, Bier zu trinken, Fußball zu schauen und zu arbeiten. Stattdessen- was fällt uns ein- erwarten wir von unseren Freunden und Männern, sich die häusliche Arbeit und Kinderbetreuung zu teilen, um dadurch selbst unseren Teil der Arbeitswelt zu erfahren und „employable“ zu bleiben. „Heult leiser, Frauen!“ müsste der Artikel heißen, „…früher habt ihr euch doch auch nicht beschwert!“ Oder aber „Heult leiser, Männer- und lernt, auch was für die Familie zu tun!“ Denn spannend ist, dass die Debatte gerade jetzt startet, wo Männer zur familiären Verantwortung gezogen werden. Liegt es daran, dass Männer besser wissen, ihre Einschränkungen zu vermarkten und ihre Klagen über die Last des Kindes (wie er von Ihnen zitierter Autor) in die Welt zu tragen? So individualistisch die Welt auch ist, in der wir leben, nehmen Sie Frauen bitte nicht den Raum, den Sie sich erkämpft haben und fordern Sie lieber, dass auch ein männlicher Karrieremensch akzeptieren muss, dass Wäsche waschen und „Alle meine Entchen singen“ dazu gehört, wenn man sich dazu entscheidet, auf sich selbst und seine Kinder gemeinsam acht zu geben. Sobald zudem Arbeitgeber allen Elternteilen entsprechende Teilzeitmodelle anbieten und Familien unterstützen, werden diese gesellschaftlich auch wieder mehr Anerkennung erfahren. – Julia Tietjens


Leserbrief zu „Zweierlei Maß“ von Ulrich Greiner

Herr Greiner behauptet, in der Medienöffentlichkeit herrsche „noch immer“ (seit wann?) „eine Grundsympathie für alles Linke“. Dieser Artikel und dass man in der ZEIT der „Erklärung 2018“ eine ganze Seite unter dem Thema „Konservatismus“ bietet, sprechen eindeutig gegen diese These. Wer die Zeitungen und Zeitschriften, in denen die dort genannten Autor*innen schreiben, lesen will, kann sie in fast jedem Zeitungsladen bekommen. Darüber, wie nah diese „dem braunen Abgrund“ stehen, entscheiden die Autor*innen und Publikationen selbst. Wer rassistische oder rechtsextremistische Töne von sich gibt, sollte sich nicht wundern, wenn das auch so benannt wird. Und wer das nicht will, sollte die eigenen Aussagen selbstkritisch prüfen und sich vielleicht nicht mit den entsprechenden Publikationen oder Autor*innen gemein machen. Die Meinungsfreiheit gilt entgegen der Behauptung von Herrn Greiner auch für unsachliche und unflätige Äußerungen. So sehr wir uns das wünschen: Es gibt eben keine Pflicht zu einem respektvollen Dialog. Wer in einer öffentlichen Debatte respektvoll behandelt werden möchte, erreicht dies am ehesten, wenn er selbst damit anfängt. Gemeinsam mit Herrn Greiner wünsche ich mir in den gesellschaftlichen Debatten, dass die andere Seite ernst genommen wird. Dazu gehört für mich auch, die Differenzierung und Sachlichkeit, die man von der anderen Seite fordert, auch selbst umzusetzen. Wer sich an pauschalen Behauptungen über „rechts“ stört, sollte nicht alle Gegenpositionen „links“ in einen Topf werfen und über die angeblich linke und pauschalisierende Gesellschaft jammern. Denn das erinnert doch stark an die Rede von der „linken Meinungsdiktatur“, die man in ganz rechten Kreisen vernimmt. Darf man davon schreiben und reden? Ja natürlich. Darf man das kritisieren? Auch das. Das nennt sich Streit der Meinungen und sollte in unserer demokratischen Gesellschaft völlig normal sein. – Christine Böckmann


Leserbrief zu „Die Schweizer Kavallerie schlägt zurück“ von Felix Rohrbeck et. Al

Dieser Bericht hat mich wahrscheinlich erschüttert. Nicht die Tatsache, dass schweizer Banken geschäftsmäßig den deutschen Steuerzahler bestehlen. In den letzten Jahren mussten wir ja leider zur Kenntnis nehmen, dass auch in manchen deutschen Geldinstituten die Führungsabteilungen eher Ähnlichkeiten mit kriminellen Organisationen hatten (haben?). Was mich schockiert ist die Tatsache, dass in diesem Fall ein Aussteiger aus dieser Bande von den schweizer Strafverfolgungsbehörden nicht wie in Rechtsstaaten üblich als Kronzeuge behandelt wird und stattdessen die kriminellen Machenschaften von staatlichen Institutionen geschützt werden. Man komme bitte nicht mit dem Argument, da gäbe es für Winkeladvokaten Lücken in den deutschen Steuergesetzen, die man ausnutzen darf. Man sollte schon im Kindergartenalter gelernt haben, dass man sich nicht einfach nehmen kann, was einem nicht gehört. Ich appelliere an alle ehrbaren Schweizer, die sich ihr Geld mit ehrlicher Arbeit verdienen, sich gegen diese Menschen zu wehren. Schon im eigenen Interesse, denn ich bin mir sicher, wer so schamlos deutsche Steuerzahler bestiehlt, macht dies auch bei den eigenen Landsleuten! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Die Beschneidung unmündiger Menschen soll verboten werden Dass Mohamed Amjamid die Beschneidung unmündiger Knaben befürwortet ist psychologisch verständlich. Wenn er diverse wissenschaftliche Studien und Statistiken anführt, die deren Unbedenklichkeit belegen sollen muss entgegnet werden, dass es mindestens ebenso viele gegenteilige wissenschaftliche Studien gibt. Der Satz „ohne Vorhaut kein Platz in der Gesellschaft“ ist fehl am Platz, da ja die Beschneidung mündiger Juden und Muslime nicht von dem Verbot betroffen wäre. Der Paragraf 1631d des BGB sollte daher fallen. Er ist zu vermuten, dass er hauptsächlich auf Grund des historisch bedingten Schuldgefühls Deutschlands gegenüber Juden beschlossen worden ist. Außerdem kann Herr Amjamid nicht beurteilen wie es wäre, nicht beschnitten zu sein. – Helmut Knipp


Leserbrief zu „Ein neuer Salon in Berlin“ von Martin Machowecz

Als allererstes wollte ich Ihnen sagen, dass ich es sehr gut finde, wenn durch Ihre Zeitung auf die Formierung und die Gefahren eines neuen, rassistischen Konservatismus hingewiesen wird. Beim Lesen ist mir aber eine kleine Unstimmigkeit aufgefallen. In dem Artikel wird behauptet, dass Jörg Baberowski auch die „Erklärung 2018“ unterzeichnet hätte. Nun wollte ich fragen, woher Sie diese Information haben? Denn ich konnte auf der Website der Erklärung, auf der sämtliche UnterzeichnerInnen namentlich gelistet sind, den Namen „Jörg Baberowski“ nicht finden (siehe https://www.erklaerung2018.de/index.html (Stand: 27.03.18)). Ebenso wenig habe ich irgendeinen Artikel, Post oder eine zitierbare Äußerung von Herrn Baberowski gefunden, in der er sich als ein Unterzeichner outet würde. Deshalb wollte ich Sie fragen, woher diese Information stammt? Bzw. würde ich Sie höflich darum bitten, wenn sich in dem Artikel ein Recherchefehler eingeschlichen hat (was in diesen schnelllebigen Zeiten, die einen zunehmenden Druck auf JournalistInnen ausüben, durchaus vorkommen kann), dass Sie diesen Fehler korrigieren und richtig stellen. – Tom Pinsker


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Bei den Äußerungen der Befürworter und Gegner der Beschneidung von Jungen und Mädchen in den letzten Ausgaben fällt auf, dass sie allenfalls an der Oberfläche kratzen. Es wird vermieden, radikal zu argumentieren – möglicherweise aus falsch verstandener Rücksichtnahme. Eigentlich ist die Einordnung bereits durch die normative Rangfolge vorgegeben. Die Menschenwürde und körperliche Unversehrtheit ist unisono prominenter eingestuft als die (sehr wertvolle) Religionsfreiheit. Im Kern geht es hingegen um die Begründungen für die traditionellen Überlieferungen. Die Beschneidung (und vieles mehr) werden häufig unkritisch übernommen, weil dies (teilweise) seit Urzeiten so praktiziert wird, da irgendwann irgendjemand damit begonnen hat. Tatsächlich zeigt sich gerade bei der Beschneidung (egal in welchem Alter und bei welchem Geschlecht) ein Ausdruck des Misstrauens Gottes/Allahs/Jahwes  gegenüber. Das „gekrönte Produkt“ der Gottesschöpfung, der Mensch,  wird als unvollkommen qualifiziert, an das der Mensch (zunächst) Hand anlegen müsse. Als gelte es, einen (medizinisch nicht vorhandenen)  Konstruktionsfehler zu beseitigen. Wie ist dies mit dem GLAUBEN an die Allmächtigkeit, Vollkommenheit zu vereinbaren, wenn derartige Zweifel anstelle von Zu- und Vertrauen vorherrschen? Es ließen sich viel Zwistigkeit und Streit vermeiden, wenn versucht werden würde, den Kern herauszuschälen und diesem Sinne radikal zu denken und zu handeln. In vorbildlicher Weise hat dies der weltbekannte und allseits anerkannte katholische Theologe Hans Küng aus Tübingen, der dieser Tage seinen 90. Geburtstag feiern durfte, vorgelebt. Durch seine unerschrockene Kritikfähigkeit (auch gegenüber dem Papst) und sein Studium der Weltreligionen hat er akribisch herausgearbeitet, dass die >>goldene Regel<< „man solle anderen nichts antun, was diese einem selbst nicht antun sollen“ sich universell in allen Schriften wiederfindet, sie nur leider nicht uneingeschränkt praktiziert wird. Mit der Verbreitung des Weltethos-Gedankens – unter anderem über die Vereinten Nationen – und der Gründung der Stiftung Weltethos (für interkulturelle und interreligiöse Forschung, Bildung und Begegnung), des universitären Weltethos-Instituts in Tübingen hat er jedenfalls einen positiven, nachhaltigen Einfluss zugunsten des Weltfriedens in Gang gesetzt wie kein Zweiter. – Wolfgang Faigle


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Ehrlich gesagt, ich kann es nicht mehr hören! Vielleicht bin ich inzwischen wirklich zu alt, um nachvollziehen zu können, was eine junge Frau und Mutter sich vom Leben eigentlich erwartet. Ewige Party, immerwährender Urlaub, die vollkommene Balance zwischen Arbeit & Freizeit? Sorry, Himmel und Erde unterscheiden sich nun mal. Wir sollten zunächst mal ehrlich feststellen, dass wir heute im Gegenextrem zum 3. Reich leben, was Kinder betrifft. Damals sollten sie vom ersten Tag an abgerichtet, ihre Bedürfnisse ignoriert, ihr Wille gebrochen werden – über die Wirkung von Johanna Harrers unsäglichem Erziehungsratgeber „Die Deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ ist ja inzwischen viel geschrieben worden. Übrigens wird dabei oft vergessen, dass man das Buch nach dem Krieg noch Jahrzehnte im Einsatz war – man hat nur das Wort „deutsch“ weggelassen. Ja, Kinder wurden damals noch geschlagen und eher dressiert als gefördert. Aber sie lernten auch, dass es eine Gemeinschaft von Menschen gibt, in die sie sich hineinfinden müssen – der totalitäre Missbrauch dieses Gedankens war pervers, d.h. verdreht. Das heutige Dogma, dass der moderne Mensch keinerlei Gemeinschaft mehr braucht, sondern sich individuell am besten entwickelt, ist doch auch wieder ver-dreht. Viele Kinder haben damals in der Gruppe als Geschwister oder als Kindertrupp in der Nachbarschaft ein Gegengewicht zur Übermacht der Erwachsenen entwickelt und sich unterstützt. Gewiss nicht alle und nicht vollständig, so dass übermäßige Strenge schlimme Folgen für ihre Seelen hatte. Aber wir sehen doch heute, dass die kinderzentrierte Erziehung auch  nicht vor psychischen Schäden schützt – noch nie waren so viele junge Menschen in therapeutischer Behandlung wie heute. Und ich wette, die jetzigen Kleinkinder werden diesen Trend fortsetzen, weil sie schon jetzt viel zu viel „Macht“ haben, die ein Kind überfordert. Mitentscheiden, was heute gemacht wird, wohin es in den Urlaub geht, welches Auto gekauft wird und wo man nach der Scheidung von Mama und Papa leben will, ist nämlich auch eine Überforderung der kindlichen Seele. Vor zwei Generationen musste ein Großteil der Mütter ebenfalls arbeiten – nicht in interessanten Berufen, sondern meist als Putz- und Hilfskräfte. Auf dem Land bei den Bauern in der Erntezeit oder als Bedienung in Gaststätten. Nebenbei haben sie einen Großteil ihrer Nahrung selbst im Garten gezogen, was auch Zeit und viel Kraft gebraucht hat. Und für den Hausputz und die Wäsche gab es nicht diese vielfältigen Hilfsmittel. Trotzdem haben sie nicht dermaßen über die Belastung durch die Kinder gejammert. Der große Unterschied war wohl, dass Kinder damals einfach nur der Nachwuchs, die nächste Generation waren. Sie wurden nicht vergöttert, sie wurden nicht von Anfang an für Genies gehalten, die man mit unglaublichem Aufwand fördern muss. Sie waren einfach da und wurden versorgt, weil das nun mal sein musste. Weil es nur so weitergeht mit dem Leben. Auch diese Eltern haben ihre Kinder geliebt, aber sie haben es ihnen nicht pausenlos gesagt und mit Sensationen „bewiesen“. Meine Kinder sind 1990 und 1994 geboren. Ich blieb einige Jahre zu Hause, weil ich es mit meinem sehr unstrukturierten Beruf (Pfarrerin) und dem des Vaters der Kinder, der auch damals schon regelmäßig Überstunden forderte,  nicht anders geschafft hätte, und weil ich meine Kinder nicht so früh hauptsächlich von Fremden versorgen lassen wollte. Dafür fand ich es viel zu spannend, ihnen beim Werden und Wachsen zuzusehen. Allerdings habe ich mich in dieser Zeit nicht pausenlos nur um sie gedreht! Auch ich wusste vieles nicht instinktiv, hatte aber ein paar gute Ratgeber, die meine Intuition wachsen ließen. So las ich, dass man schon auf dem Wickeltisch Grundlagen zur späteren Konzentrationsfähigkeit legen kann, wenn man etwa das konzentrierte Spielen des Kindes mit den Zehen (das eh nur wenige Minuten dauert beim Säugling) nicht unterbricht, weil man ja die Windel anziehen muss, sondern diesen Moment abwartet. Und tatsächlich konnten meine Kinder beide – Junge und Mädchen –  später intensiv und lange alleine spielen. Ich konnte sie zu Sitzungen und Gesprächen wie zu Hochzeitsfeiern mitnehmen, ohne dass sie störten, denn sie hatten mich intensiv auf der Hin- und Rück-fahrt, etwas zum Beschäftigen dabei und die Aussicht auf etwas Schönes, das wir nach dem Termin miteinander machen. Auch zu Hause war es ihnen eher wichtig, dass ich da war, als dass sie mir dauernd „auf die Pelle gerückt“ wären. Der Grundstein dazu wurde im Säuglingsalter gelegt, indem wir die Dinge, die eh sein mussten, mit Leben gefüllt haben. Beim Wickeln die Körperteile benennen, die Farben, Lieder singen usw. Volle Zuwendung und dann auch wieder die Zumutung/Erwartung, dass es ohne mich geht. Wenn die Kinder geschlafen haben, habe ich nicht geputzt und gespült, sondern ein Buch gelesen oder gedöst – irgendetwas für mich gemacht. Spülen kann man wunderbar mit dem Kind im Tragesack auf dem Rücken und einem Spiegel am Spülbecken! Wäsche sortieren im Bad – das Kind liegt oder sitzt mitten drin… All das führte dazu, dass meine Kinder sehr früh „aufgetankt“ haben, dass es ein Leben drum herum gibt, dass sie ein Teil davon sind, aber nicht die Radnabe, um die sich alles dreht. Übrigens lernen Kinder unglaublich viel, wenn man ihnen vorliest (von klein an), mit ihnen singt und so bald wie möglich einfache Brettspiele macht. Dazu braucht es keine weiten Fahrten zu festen Terminen zur Musikalischen Frühförderung, Babyballett und was es alles für einen teuren Krampf gibt, der doch letztlich nur Statusbedürfnisse der Eltern befriedigt, selten aber die Bedürfnisse des Babys und Kleinkindes. Natürlich gibt es auch Sinnvolles – Babyschwimmen mit Mama/Papa etwa. Aber als Faustregel kann man sagen: Was eine fremde Person meinem Baby oder Kleinkind beibringen soll, ist nicht so zukunftswichtig wie das, was wir gemeinsam entdecken. Mich erschreckt, wie viele Kinder in der Grundschule eine völlig verkrampfte Stifthaltung haben, mit Schere und Kleber nicht umgehen können und das Wort „Nein“ noch nie gehört zu haben scheinen. Die Mütter sagen dann: Och nö, ich male und bastle auch nicht gern… Dabei gehört es zu den Grundanforderungen des Lebens, ein Werkzeug nach Anweisung angemessen benutzen zu können. Und Mütter/Eltern scheinen riesige Angst davor zu haben, ein „Nein“ führe dazu, dass ihr Kind sie nicht mehr liebhat. Kein Wunder, dass sie so total erschöpft sind! Das Wichtigste ist wohl in der Babyzeit: sich frühzeitig eine Person suchen, die wirklich etwas von Kindern versteht und die man vertrauenswürdig findet. (Bei uns war das eine selbständige Säuglingsschwester, die wir im  „Wickelkurs“ kennengelernt haben). Und bei den meisten anderen (Müttern, Freundinnen, Pseudoratgebern) so gut wie möglich die Ohren auf Durchzug stellen. Gut ausgebildete Frauen sollten auch in der Lage sein, bei den diversen Ratgeber-Büchern zwischen Sinn und Unsinn zu unterscheiden und nicht jeder Mode aufzusitzen.  Und wenn es wirklich einmal zu viel für die Nerven ist, dann (und nur dann) lieber das Baby mal eine halbe Stunde alleine weinen lassen (sicher stellen, dass ihm nichts passieren kann)  und sich aufs Klo oder ins Bett zurückziehen, als dass man etwas macht, was man später bereut. Und kapieren, dass ein Baby nun mal Folgen hat für das ganze Leben – körperlich, zeitlich, seelisch. Und man kann nun mal bei allem nicht nur die Schokoladenseiten haben – auch beim Partner nicht und im Beruf. Wer hat denn das jemals versprochen? Mir niemand. Vielleicht bin ich deshalb auch nicht unglücklich. Übrigens hat mein Mann von Anfang an, sobald er zu Hause war, sehr viel Zeit mit den Kindern verbracht… Vielleicht sollte man aber auch einfach auf die Zeit setzen: wenn es den Menschen in einer völlig überreizten Kultur einfach zu viel wird, sich selbst zu reproduzieren, ist das vielleicht die Rettung für die Welt? Natürliche Auslese nannte man das mal… – Barbara Weichert


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Der Artikel von J. Joffe “Duft des Geldes” hat wieder einmal große Empörung bei mir ausgelöst. Wann hört die Hetze gegen Russland und Putin endlich auf. Und besonders, warum beteiligt sich DIE ZEIT daran? Der Fall in London ist nicht bewiesen, und so kommt es zur Vorverurteilung durch den gesamten Westen. Wieder einmal die Verlogenheit, wie auch schon bei der Behauptung im Fall des Iraks. Die Folgen müssen wir alle tragen. Mir kam auch der Gedanke an den Film James Bond. Schade, dass Gabriel nicht mehr Außenminister ist. Wegen vieler sehr guter Artikel bleibe ich natürlich bei DER ZEIT. – Angela Klinge


Leserbrief zum Titelthema „Was ist heute konservativ?“

Im Allgemeinen halte ich mich nicht für besonders bescheuert und komme recht gut durchs Leben. Aber die Behandlung des Titelthemas läßt bei mir nur ein Fragezeichen zurück. Ich bin durch alle Artikel keinen Deut schlauer. Lest Eure Artikel selbst noch einmal und dann sagt mir klar, wie Ihr „konservativ“ definiert. Was soll ich aus Euren Artikeln mitnehmen? Wozu sollen sie mich anregen? Habe ich bei Euch nicht gefunden oder begriffen. Und dann definiert bitte auch gleich für mich, wie Ihr „links“ definiert. Meine Wahrnehmung geht so in die Richtung: Links = immer fortschrittlich = meinungsstark= darf demonstrieren = gut//konservativ = rechts = immer rückwärtsgewandt = meinungsverdreht = darf nicht demonstrieren = schlecht. Das wäre aber doch wohl viel zu kurz gesprungen für eine so bemerkenswerte Redaktion, oder? Aber vielleicht habe ich Euch nicht verstanden. Deutungs- und Verständnishilfe erwünscht. – Patrick Pannen


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Nach der Lektüre der beiden Stellungnahmen von Joachim Bittner und Mohamed Amjahid zur Beschneidung von Jungen kann ich mich nur Ersterem anschließen. Der tiefere Sinn der rituellen Pflicht, alle Söhne zu beschneiden, lag in grauer Vorzeit in dem Bestreben, das Volk Israel möglichst schnell zu vermehren. Ohne Vorhaut war den Männern jede Form der sexuellen Befriedigung genommen, die nicht zur Fortpflanzung taugte. Dieses Erfordernis existiert heute nicht mehr. Menschen gibt es auf unserem Planeten reichlich, und Familienplanung findet  ohnehin mithilfe verschiedener Verhütungsmittel statt. Die Wahrscheinlichkeit, daß ein beschnittener Jude mehr Kinder zeugt als ein Unbeschnittener, ist folglich gering. Wer die Vermehrung seiner Glaubensbrüder per Fortpflanzung fördern möchte, kann dies individuell trotzdem tun, aus freiem Willen. Als Rechtfertigung für den chirurgischen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Unmündigen bleibt somit allein der formale, religiöse Ritus. Andere „chirurgische“ Eingriffe wurden in grauer Vorzeit ebenfalls religiös verankert, um mit bestimmten gesellschaftlichen Problemen umzugehen. Da z.B. die Gesellschaft des frühen Islam mit der humanen Bestrafung und Resozialisierung von Dieben offenbar überfordert war, entledigte man sich der Problematik durch Handabhacken, was in der Scharia verankert wurde. (Im Mittelalter des Christentums wurde dies ebenfalls praktiziert, wenn auch ohne religiöse Grundlage.) Keine fortschrittliche Gesellschaft käme heute mehr auf die Idee, derlei Grausamkeiten ernsthaft zu diskutieren. Sie sind schlicht nicht mehr erforderlich. Wenngleich die Beschneidung nicht annähernd diese Größenordnung von Grausamkeit hat, geht es doch prinzipiell um das gleiche Thema: die sachliche Hinterfragung religiöser Rituale aus heutiger gesellschaftlicher Sicht. Die Unterstellung von Mohamed Amjahid, ohne Vorhaut werde man von der säkularen Gesellschaft nicht akzeptiert, ist Unsinn. Es geht nicht um Akzeptanz, sondern um das Recht auf – auch religiöse – Selbstbestimmung als elementaren Teil der Menschenwürde. – Martin Söllinger


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Josef Joffe’s Kritik an Gerhard Schröder, Putins Freund, ist sehr berechtigt. Die Behauptung allerdings, dass Schröder auch Vorbildliches geleistet habe und ihm ein Platz im Kreis großer deutscher Kanzler gebühre, ist nicht haltbar. Die Begründung dafür, dass er mit der Agenda 2010 „den Boden aufgepflügt“ habe, „auf dem Angela Merkel Vollbeschäftigung ernten konnte“, ist nicht nur falsch, weil wir von Vollbeschäftigung noch ein ganzes Stück entfernt sind. Die Agenda-Bewertung verwechselt Parallelität mit Kausalität. Weil  die Arbeitslosigkeit nach den Agenda-Maßnahmen vermindert wurde, sehen viele die Ursache dafür in der Agenda-Politik. Der Wirkungszusammenhang wird dabei von neoliberalen Ökonomen mit dem neoklassischen Arbeitsmarktmodell erklärt, das eine gegebene gesamtwirtschaftliche Nachfrage voraussetzt und deshalb Arbeitslosigkeit nur durch zu hohe Löhne oder durch Arbeitsmaktrigiditäten erklären kann. Die deutschen Löhne wurden jedoch viele Jahre nur „moderat“ erhöht,  das heißt dass sie in geringerem Maße stiegen als die Produktivität und deshalb die Mehrproduktion gar nicht kaufen konnten. Sie waren deshalb nicht wirklich zu hoch. Namhafte Ökonomen – u. a. auch der amerikanisches Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz – bezeichneten diese Lohnpolitik als Lohndumpng. Ein anderer amerikanischer Wirtschaftsnobelpreisträger, Robert Solow, wies zu Recht darauf hin, dass die deutschen Exportüberschüsse nicht zu der Hypothese passten, dass die deutschen Löhne zu hoch seien. Aber auch die unterstellte Arbeitsmarktrigidität in Form der Arbeitsunwilligkeit der Arbeitslosen war wirklichkeitsfremd. Die Elemente der Agenda 2010 – Streichung und Kürzung des Arbeitslosengeldes, Verschärfung der Zumutbarkeitsbedingungen für die Annahme eines Arbeitsplatzes, Sanktionen bei vermeintlichem Fehlverhalten der Arbeitslosen – stellen Druckmittel dar, die die Arbeitslosen bewegen sollen, die Arbeitsunwilligkeit zu überwinden. Schon das zugrunde liegende Menschenbild ist merkwürdig, das davon ausgeht, dass fünf Millionen Arbeitslose materielle und pychischo-soziale Not in Kauf nehmen, um nicht arbeiten zu müssen. Das Verhältnis der Zahl der Arbeitslosen zur Zahl der neuen Stellen widerlegt das Vorurteil der Arbeitunwilligkeit. Die Zahl der Arbeitslosen war ca. zwanzigfach höher als die Zahl offener Stellen, so dass die Massenarbeitslosigkeit nur geringfügig verändert worden wäre, selbst wenn alle offenen Stellen von Arbeitslosen besetzt worden wären. Nicht die Arbeitsunwilligkeit war die Ursache der Arbeitslosigkeit, sondern die fehlenden Arbeitsplätze. Sie fehlten, weil die gesamtwirtschaftliche Nachfrage für die Produkte nicht vorhanden war, die auf Arbeitsplätzen für fünf Millionen Beschäftigte hätten produziert werden können. Diese Nachfragelücke war durch eine jahrelange falsche, eine „systematisch prozyklische“ Fiskalpolitik“ – die beispielsweise der französische Ökonom Charles Wyplosz diagnostizierte und auf die auch Robert Solow hinwies – verursacht. Hinzu kam die Lohnpolitik, die mit Steigerungen unterhalb des Porduktitivätszuwachses die Binnennachfrage schwächte. Und so kam das Sachverständigenratsmitglied Peter Bofinger in einem Vergleich dieser Wirtschaftsphase mit einer vorhergehenden vergleichbaren Phase zu dem Ergebnis, dass nicht die Agenda-Politik die relativ positive Entwicklung des Arbeitsmarktes bewirkt habe, sondern eine sich dynamisch entwickelnde weltwirtschaftliche Nachfrage. Diese Nachfragedynamik schlug auf die Binnennachfrage, auf Investitionen und Konsum, durch. Einen positiven Effekt hatte zudem das geringere Arbeitsangebot als Folge der demografischen Entwicklung. Aber die Agenda 2010 war sachlich falsch und sozial unverantwortlich. – Dr. Ernst Niemeier


Leserbrief zu „7 Frage an das Universum“ von Max Rauner et. Al

Selten habe ich solch einen schönen und treffenderen Nachruf gelesen wie den ihrigen zum Tode Stephen Hawkings. Sie haben das Dilemma aller Wissenschaftstheoretiker dabei so plausibel darestellt. Ähnlich einem Kriminalroman gibt es einen Tathergang aufzuklären, den aber keiner direkt gesehen hat. Aber es gibt Zeugenaussagen, jeder von seinem Standpunkt aus mit Teilen des Tatherganges, die jeweiligen Zeugen aus ihrer Sicht wahrgenommen haben und für ihre eigene Interpretation deuten. Teilweise scheinen sich dabei auch Widersprüchlichkeiten aufzutun. Spannend und anregend finde ich persönlich dabei, die von Ihnen so schön dargestellten Theorieansätze als grundsätzlich falsch einzustufen, nur weil sie Widersprüchlichkeiten aufweisen oder eben nicht den ganzen Tathergang zeigen können. Sie bleiben aber „Zeugenaussagen“, die eben jeweils einen wahren Teil dieses Tathergangs beinhalten. Für mein persönliches Thema, der Physik von Wellen, habe ich immer auch die Berührungspunkte zu den Theorieansätzen gesucht. Fühle ich mich hier als eine Art Hercule Poirot? Natürlich nicht. Nein, so einen Schatz kann ich nicht heben. Eher sehe ich mich wie einen Hobbyarchäologen, der vielleicht einen kleinen Schlüssel zur Schatztruhe gefunden hat. Vielleicht riskieren Sie ja einen Blick (pdf.-Anhang). – Michael Parbs-Dalitz


Leserbrief zu „Heult leiser“ von Rudi Novotny

Vielen Dank für Ihren Artikel „Heult leiser“ in der Zeit 13/2018. Ein Punkt sprang mir förmlich ins Auge und bescherte mir ein Aha-Erlebnis: Sie schreiben: „Familien arbeiteten in der Nachkriegszeit insgesamt 48 Wochenstunden. Heute sind es 72. Die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen, verdoppelte sich seit 1965 fast.“ Ich wohne mit meiner Familie in einer Siedlung aus den Fünfziger Jahren, in der es eine sehr aktive Siedlergemeinschaft gibt. Von manchen Alten wird nun uns „Jüngeren“ (sprich: z.B. Familien mit kleinen Kindern) vorgeworfen, wir brächten uns nicht genügend ein und der Großteil der anfallenden Tätigkeiten würde immer noch von den Älteren übernommen. Nun weiß ich auch, woher diese Sichtweise kommt. Vielleicht ist manchem Menschen im Ruhestand oder kurz davor gar nicht klar, welches Pensum heute von Familien absolviert werden will. Ich heul nicht rum, möchte aber auch nicht als fauler Schwätzer dargestellt werden… – Martin Schultz-Brummer


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Die Zeit lese ich mittlerweile seit Jahrzehnten, ebenso wie FAZ, taz und konkret. Immer wieder ärgere ich mich über einzelne Artikel, manchmal so sehr, dass ich an Kündidung des Abos denke. Meist legt sich das dann wieder, und dann fehlt die Zeit. Heute finde ich mal außnahmsweise die Seite aufgeschlagen, habe gerade das Laptop zur Hand und erreiche gerade meine Anrufpartner nicht … Zeit! Deshalb mal einige wenige Sätze zu einem Artikel in der vorletzten Ausgabe. Mal wieder Beschneidung. Vor wenigen Jahren gab es ja mal ein ziemlich eindeutiges Urteil eines (ich glaube Kölner) Gerichts, dann eine (ich weiß gar nicht wie zu nennende) Regelung. Jetzt hatten Sie wieder Artikel zum Thema im Heft. Ich bin zum Glück nicht betroffen, möchte nur darauf hinweisen: Eine gute Frau kann einem schon ziemlich viel Freude mit der Bearbeitung der Vorhaut verursachen. Dies ist ein Aspekt, den ich bisher in den Auseinandersetzungen nie gehört habe. Politisch nicht korrekt? Damit könnte sich ja das Problem in Richtung der weitgehend verachteten „Beschneidung“ von Mädchen verschieben, die eher als Amputation benannt wird. Nun gut, was fot is is fot, wie der Kölner sagt, damit kann man auch keine Vergleiche mehr anstellen und somit kein Verlustgefühl aufbringen. Schade trotzdem für alle, denen es genommen worden ist (und schlimmer: täglich genommen wird). – Jörg Hausmann


Leserbrief zu „7 Frage an das Universum“ von Max Rauner et. Al

Sie schreiben: „Die Umlaufbahn der Erde ist demnach eine gerade Linie im Weltraum“. Das ist definitiv falsch. Wenn ich die Allgemeine Relativitätstheorie richtig verstanden habe, so wird die gerade Linie (genauer: eine Geodätische) durch das Licht definiert. Die Raumkrümmung ergibt sich dann daraus, dass diese geodätische eben keine euklidische Gerade ist, weil das Licht durch die Anziehung der Sonne leicht abgelenkt wird, weil Licht nach der Gleichung  E=mc2  eben auch eine Masse hat. Nicht die Erdbahn ist daher im Sinne der Allgemeinen Relativitätstheorie eine „Gerade“, sondern ein Lichtstrahl, dessen Bahn durch die Sonne nur sehr wenig abgelenkt wird. Erst wenn sich dieser Lichtstrahl einem schwarzen Loch nähert, wird er es am Ereignishorizont quasi umkreisen und dort wäre dann tatsächlich eine geschlossene Bahn eine „Gerade“. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Zweierlei Maß“ von Ulrich Greiner

Die vom Autor gewünschte „Äquidistanz zu den Extremen“ ist in der Tat illusorisch, da hat er Recht. Denn die Linke hat – trotz politischer Erfolglosigkeit kulturell die Meinungsführerschaft. Diese „Grundsympathie für alles Linke“ hat aber eben nicht mit einer elitären Medienöffentlichkeit zu tun, sondern mit den Erfahrungen der Bundesrepublik seit 1968. In Westdeutschland war ja 1968 anders als in Frankreich, wo es eher eine politische Bewegung war, in viel stärkerem Maße eine kulturelle: der Muff von 1000 Jahren lag auch 20 Jahre nach dem Krieg über dem Land. Die „Äquidistanz“ von Linksextrem und Rechtsextrem war im Adenauer-Staat eine bequeme ideologische Formel, um sich angesichts der sowjetischen Bedrohung und der real existierenden DDR der Bewältigung der Vergangenheit zu verweigern. 1968 hat uns von dieser bleiernen Last des Schweigens befreit und hat damit die Gesellschaft in sehr viel umfassenderem Maße befreit als durch die Emanzipation von Frauen, Schwulen, Behinderten (was aber auch schon eine große Leistung war)! Angesichts dieser allgemeinen Befreiungserfahrung und der nachfolgenden Zivilisierung der Gesellschaft (man denke nur an die erfolgreiche Integrierung der Grünen) ist es nicht zweierlei Maß und Ergebnis von Medien-Manipulation, rechtsextrem und linksextrem nicht auf eine Stufe zu stellen, sondern ein Ergebnis eigener gelebter Erfahrungen. Allerdings – das muss man zugeben – sind dies Erfahrungen, die Ostdeutsche und Osteuropäer nur in geringerem Maße machen konnten, insofern ist Verständnis füreinander und Kommunikation miteinander wichtig. In diesem Kontext lobe ich ausdrücklich den nebenstehenden Artikel „der neue Ostblock“ von Adam Soboczynski. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Der neue Ostblock“ von Adam Soboczynski

Gerade erst habe ich Ihren Artikel „Der neue Osten“ aus der Zeit vom 22.3. gelesen. Bevor ich fortfahre frage ich Sie allerdings eines: Glauben Sie Ihren Ausführungen selbst oder wollten Sie lediglich provozieren? Bisher habe ich gerade Ihre Artikel mit viel Freude nicht nur ob des Ihnen eigenen Stils, sondern auch des offenbar gut durchdachten bzw. recherchierten (?) inhalts gelesen. Dieser Artikel scheint mir allerdings das genaue Gegenteil zu sein. Ich bin vor allem mit einigen Thesen, Ihrem Wortschatz und einigen von Ihnen verwendeten Kategorien in Ihrer Argumentation überhaupt nicht einverstanden: Zunächst stellen Sie die These auf, dass der Mensch des „einstigen Ostblocks“ sich als „durch und durch unschuldig“ begreife und deshalb nicht empfänglich sei für mahnende Worte aus dem Westen. Dies hänge zusammen mit dem verordneten Antifaschismus. Abgesehen von Ihrer in meinen Augen doch zu platten Analogie (Ostdeutscher/militanter Nichtraucher) frage ich Sie, was Sie unter dem typischen Ostdeutschen und dem typischen Wetdeutschen verstehen? Und damit wird gleich zu Beginn Ihrer Ausführungen deren größte Schwäche sichtbar: Sie pauschalisieren! Sie fahren fort, indem Sie behaupten, dass der „Ostdeutsche“ weder Aufarbeitung des Nationalsozialismus noch eine mühsame Vergangenheitsbewältigung betrieben oder erlebt habe. Erinnerungskultur habe es nur im Westen gegeben. In diesem Zusammenhang gehe ich eigentlich davon aus, dass ich Sie nicht daran erinnern muss, dass veritable Kriegsverbrecher in westdeutschen Schulen und Universitäten unterrichten konnten, dass jungen Staatsanwälten mehr als nur Steine in den Weg gelegt wurden, um Kriegsverbrecher im Westen anklagen zu können (Frankfurter Prozesse). Und eine Kleinigkeit am Rande: Der italienische Antikriegsfilm „Rom, offene Stadt“ von R. Rossellini wurde in der BRD 1950 verboten und erst 1961 in einer veränderten Verfassung freigegeben wurde mit seltsamer Argumentation, die so gar nicht zu der von Ihnen konstatierten Vergangenheitsbewältigung zu passen scheint. Wie gehen wir damit um, dass bis in die 1980er Jahre u.a. die Existenz des KZ Moringens (Niedersachsen) verschwiegen wurde und es nur engagierten Pfarrern zu verdanken war, die sich gegen Anfeindungen der westlichen Gesellschaft durchsetzten und eine Gedenkstätte gründeten? Na klar, Schüler der DDR mussten eine KZ-Gedenkstätte in ihrem Leben besucht haben, um zu verstehen und zu erinnern. Über den Erfolg lässt sich selbstverständlich streiten. Mich hat dieser Besuch beispielsweise nachhaltig beeindruckt und beeinflusst. Als ich 2010 als Lehrerin an ein Hildesheimer Gymnasium kam, war ich geschockt darüber, dass es überhaupt nicht im Konzept vieler westdeutscher Schulen war, eine Exkursion in eine Gedenkstätte zu unternehmen. Erst seit einigen Jahren erfolgt mühsam eine Verankerung in westdeutschen Schulcurricula. Im „Osten“ gibt es diese Exkursionen seit Jahrzehnten. Ich könnte viele weitere Beispiele anführen, Sie könnten mit Gegenbeispielen antworten. Wir könnten uns über die Nachhaltigkeit solcher Exkursionen streiten, Sie entgegnen, dass meine Ausführungen genau das Problem des verordneten Antisemitismus und dessen Folgen belegen, ich Ihnen genug Gegenbeispiele aufführen… Nur führt dies meiner Meinung nach nicht weiter. Eine große Schwäche Ihres Artikels ist in diesem Zusammenhang folgender: Anstatt zu erkennen, dass es im Westen und im Osten verschiedene Formen der Verdrängung mit Blick auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus gibt, suggerieren Sie, dass eine Art der Verdrängung besser als die andere war bzw. zugespitzt, es eine westliche Form der Verdrängung gar nicht gab, sondern „Aufarbeitung und Erinnerungskultur“. Die aber hatten beide Staaten auf ihre Weise mit unterschiedlichen und eben nicht zu pauschalisierenden Effekten – und eben nicht nur positiven für den Westen. Streckenweise scheint es so, als fühlten Sie sich bemüßigt, den Westen durch die Kritik am Osten reinzuwaschen. Leider gibt es diese Tendenzen nicht nur in Ihrem Artikel. Deshalb muss umso deutlicher gesagt werden, dass dies zu nichts führt und die Probleme in unserer Gesellschaft nicht löst. Wir begreifen den AFD-/PEGIDA-Effekt im Osten nicht durch unbelegte Thesen und Pauschalisierungen. Hier braucht es Recherche, wissenschaftliches Instrumentarium, breit angelegte Studien, ein echtes Hinhören in beide Teile unserer Bundesrepublik. Gefährlich wird es, wenn wir weiter künstliche Grenzen ziehen. Dazu zählt in meinen Augen auch Ihre unsägliche Kategorisierung in „Ostmensch“ und „Westmensch“ (der Begriff fällt dann ja doch noch, ich dachte schon, es bleibt bei „Ostmensch“ und „Westdeutschem“). Wie sind Sie eigentlich auf den Begriff des „Ostmenschen“ gekommen? Für mich selbst erschreckend habe ich diesen Begriff sofort mit dem des „Untermenschen“ assoziiert. War das etwa Absicht? Noch immer bin ich sprachlos… Zuletzt zu einer Ihrer letzten Thesen: Der „Ostmensch“ stehe in kritischer Distanz zu jeder Form von Staatlichkeit. Als 1976 geborener „Ostmensch“ musste ich hier nun wieder fast gähnen, erinnere ich mich doch an diverse Artikel (auch in der Zeit), die mir mitteilten, die Probleme ist Osten lägen darin, dass die Ostdeutschen die Lösung ihrer Probleme vom Staat erwarteten und mangels Lösung ihrer Probleme durch den Staat besonders enttäuscht wären und deshalb rechts wählten etc. Na was denn nun? Und hier wäre ich auch am Schluss und bei meinem erneuten Plädoyer für gute Recherche, wahre intellektuelle Auseinandersetzung (eine Anregung meinerseits: Italien hat den Antifaschismus in seiner Verfassung verankert. Welche Folgen hat das für die Gesellschaft? Welche Debatten werden in Italien geführt? Können wir uns hier evtl. Anregungen holen?) und gegenseitiges Anhören angekommen. – Dr. Julia Di Bartolo


Leserbrief zu „Entlang der roten Linie“ von Mariam Lau

Zunächst: Ich bin kein Anhänger von Jens Spahn. Er ist mir zu laut und zu wenig lauter. Aber, dass Sie seine Homosexualität zum Thema machen, um ihn zu verunglimpfen, empfinde ich als intellektuell unredlich. Wenn ein konservativer Oberpfälzer schwul sein als „widernatürlich“ bezeichnet, zeigt dieser nur, wie dumm er ist. Das spricht weder gegen konservativ noch gegen Oberpfälzer. Und die Aussage von Spahn:“ Wenn Gott die Homosexualität nicht gewollt hätte, dann gäbe es sie nicht“ ist eine richtige Aussage. Diese Aussage mit Typhus und der Atombombe zu vergleichen, als habe Gott dies auch gewollt, ist nicht logisch und unredlich von Ihnen dargestellt. Die Atombombe ist nicht natürlich, sondern wie alle Waffen, von Menschen konstruiert. Typhus ist so natürlich wie jede andere Krankheit. Auf das Aussehen, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung , etc. habe ich keinen Einfluss. Das muss ich hinnehmen.  Ob ich nun Gott sage, oder Allah, oder die Natur, etc. ist völlig gleich.  Und noch etwas: Wenn Sie der Ansicht sind, dass ein Homosexueller wie Jens Spahn nur deswegen von rechten Parteifreunden nicht angespuckt wird, weil ihn die Political Correctness davor schützt, frage ich mich, ob die rechten Parteifreunde alle „konservative Oberpfälzer“ sind, oder Sie einen einseitigen Blickwinkel haben. Beides wäre fatal. Denn dann hätten die „konservativen Oberpfälzer“ nichts in der CDU zu suchen oder Sie nichts bei der „ZEIT“. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zu „Heiliger Schmerz“ von Mohamed Amjahid

Herzlichen Dank für Ihren klug verfassten Beitrag, Ihre klar formulierte Entgegnung auf Jochen Bittner. Sie haben m.E. vollkommen zu Recht im letzten Abschnitt das abschließende Argument gegen ein wie immer geartetes Verbot der Knabenbeschneidung formuliert. Den Verdacht über den wahren Hintergrund solcher immer wiederkehrender Debatten teile ich, es geht in Wahrheit um die vollständige Säkularisierung der Gesellschaft. Dieses Säkularisierungsdiktat wirkt stark, nicht nur beim Thema Beschneidung, sondern auch in anderen Themenfeldern. Dieses Diktat wird meistens gut camoufliert mit hehren Begriffen, manchmal werden wesentliche Werte geradezu missbraucht. Versucht man zu widersprechen, dann läuft man Gefahr, diffamiert zu werden. – Peter Schröder


Leserbrief zu „Duft des Geldes“ von Josef Joffe

Eigentlich muss man sich über den einseitigen Artikel von Josef Joffé nicht wundern. Denn er liegt auf der Linie, die Herr Joffé schon lange vertritt und beweist nur wieder einmal, wie weit sich die ZEIT von ihrer früheren Ausrichutng entfernt hat. Trotzdem dürfen seine Äußerungen nicht unwidersprochen bleiben.  Er begrüßt, dass die Schar der Russlandversteher schmilzt. Weiß er nicht, dass jeder Friede voraussetzt, dass man sich bemüht, die Sorgen und Ängste der anderen Seite zu verstehen? Wer nicht versucht, Putin zu verstehen, treibt zum Krieg. Joffé schreibt, seit zehn Jahren führe Putin Krieg gegen den Westen. Hat er vergessen, dass spätestens seit 2003 der Westen Putin den Krieg erklärt hat, allein schon dadurch, dass entgegen früherer Absprachen die NATO bis an die Grenzen Russlands vorgerückt ist? Joffé unterstellt Gerhard Schröder, dass es ihm bei seinen Russlandkontakten um Geld ginge. Kann er sich nicht vorstellen, dass es dem früheren Kanzler vor allem darum geht, den Frieden zu bewahren? In seinem russischen Sündenregister nennt Joffé auch den Krieg in Syrien. Hat er verdrängt, dass der vom Westen angezettelte Bürgerkrieg schon lange getobt hat, bevor Russland eingegriffen hat? – Wolfgang Wunderer