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26. April 2018 – Ausgabe 18

 

Leserbrief zu „Kruzifix reloaded“ von Peter Dausend

Die kommenden Monate werden ein Lehrbuchbeispiel dafür sein, wie auch in einem Rechtstaat ein mit allen Wassern gewaschener Polit-Profi sein ganzes Tun und Lassen einem einzigen Ziel unterordnet – eine Wahl mit dem gewünschten Ergebnis zu gewinnen. Auch deswegen hat Söder ein besonders großes Kreuz in seiner Staatskanzlei eigenhändig aufgehängt und sich dabei aus allen erdenklichen Perspektiven fotografieren lassen. Auch deswegen könnte man Söder keinen größeren Gefallen tun, als einen Kulturkampf aus- zurufen oder seine Anordnung zur Anbringung von Kreuzen in jeder staatlichen Behörde vom Verfassungsgericht überprüfen zu lassen. Entscheidend für ihn ist einzig und allein, dass mindestens 47 Prozent der bayerischen Wähler ihm glauben, dass er – im wahrsten Sinne des Wortes – die Kirche (und nur die Kirche) im Dorf lässt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Es macht einen sprachlos, dass Kinder von der Schule gemobbt werden, weil sie Juden sind. Oder dass ein Mann auf offener Straße Schläge mit dem Gürtel kassiert, weil er eine Kippa trägt. Stimmt, in allen diesen Fällen waren die Täter Araber, Muslime. Und es stimmt, dass Antisemitismus, genau wie Frauenfeindlichkeit heutzutage in der arabischen Welt, in muslimisch geprägten Ländern verbreiteter ist als bei uns. Doch kann man wirklich von einem „Reimport des Antisemitismus“ durch arabische Flüchtlinge bzw. muslimische Einwanderer sprechen, wie Josef Joffe es tut? Oder sind wir nicht vielleicht auch ein bisschen selbst schuld? Giovanni di Lorenzo schreibt – und da kann ich nur zustimmen – „Ächtung hilft“. Aber hat man nicht viel zu lange relativiert, verharmlost, die Schuld verschoben und abgewogen, hier darf man, da nicht? Als die ungarische Regierung letztes Jahr eine antisemitische Plakatkampagne gegen den US-Milliardär George Soros lancierte, erhielt Orbán unerwartete Rückendeckung von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, dem Soros ein Dorn im Auge ist, weil er die israelische Siedlungpolitik kritisiert. Antisemitismus, so könnte man daraus schließen, ist in Ordnung, wenn es nur „die Richtigen“ trifft. Dem gegenüber steht, insbesondere in Deutschland, ein greller Philosemitismus, der manchmal etwas aufgesetzt wirkt. In letzter Zeit tut sich insbesondere die rechtspopulistische AfD damit hervor, sich als „Schutzmacht der Juden“ aufzuspielen, obwohl gerade AfD-Politiker immer wieder mit unverhohlen antisemitischen Äußerungen aufgefallen sind und vermutlich jedem klar ist, dass der neuentdeckte Philosemitismus dieser Leute in erster Linie dazu dient, einen Schutzschild zu haben, um umso hemmungsloser Stimmung gegen Muslime machen zu können. Aber darf man Antisemitismus, wenn man im nächsten Moment Juden zum Ausgleich mit ganz besonders großer Geste umarmt, weil man jemand anderen damit abschießen kann? Das gleiche Hickhack hat man auch mit den Flüchtlingen: Erst Jubel und Euphorie – im Herbst 2015 wurden die Flüchtlinge von der begeisterten Menge begrüßt, als sei eine Fußballmannschaft heimgekehrt, die gerade die Weltmeisterschaft gewonnen hat. Jede Kritik, und sei sie auch noch so zaghaft, wurde barsch im Keim erstickt mit „In Gedanken hast du doch schon auf sie geschossen!“. Dabei war es Beatrix von Storch von der AfD, die auf die Flüchtlinge schießen lassen wollte und die war dann im Nachhinein angeblich nur mit der Maus ausgerutscht. Auf der anderen Seite wurde unter den Teppich gekehrt. Probleme, die es in den muslimischen Communities immer gegeben hatte – Zwangsheiraten, Ehrenmorde, Frauenfeindlichkeit oder eben Antisemitismus, noch 2014 war immerhin auf einer Demonstration im Ruhrgebiet skandiert worden: „Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“ – sollten erst einmal beiseitegelegt werden, vielleicht in der vagen Hoffung, damit lösten sie sich irgendwie von selbst auf. Dabei hatte es immer auch Leute – mit muslimischem Migrationshintergrund und ohne – gegeben, die an Lösungsansätzen gearbeitet hatten. Sie kamen aber einfach nicht mehr zu Wort. Man wollte sich wohl ein bisschen in der wohligen Stimmung baden – so als Nation, die anpackt. Vielleicht hat man auch gehofft, den ganzen Rassismus, die Probleme auf der deutschen Seite – die NSU-Morde, die unselige Sarrazin-Debatte – mit einem Wisch vom Tisch haben zu können. Doch es ist auch so, dass, je rosiger man etwas zu Anfang ausmalt, desto herber auch die Enttäuschung ist, wenn man erst einmal mit der Realität konfrontiert wird. Und je akribischer und rigoroser auf das „richtige“ Verhalten, die „richtige“ Wortwahl geachtet wird – irgendwann stand sogar der linke Fußballclub Sankt Pauli unter dem Verdacht, etwas gegen Flüchtlinge zu haben, nur weil er sich nicht an der „Bild“-Kampagne „Ein Herz für Flüchtlinge“ beteiligen wollte -, desto schneller nutzen sich Hilfsbereitschaft, Verständnis und Entgegenkommen ab. Plötzlich sind die Flüchtlinge mehr oder weniger an allem schuld, man überlegt laut, wie man der „muslimischen“ Frauenfeindlichkeit und des „importierten“ Antisemitismus noch Herr werden soll, aus Problemen, die man irgendwie bewältigen muss, werden – so macht es manchmal den Eindruck – unüberwindliche Hindernisse. Vielleicht ist es auch für die Flüchtlinge nicht ganz einfach: Zuerst hatte man sie herzlich willkommen geheißen, man machte Selfies mit ihnen und versprach ihnen glänzende Perspektiven, dann klappt es doch nicht so mit Sprache und Arbeit, die Deutschen wollen einen irgendwie wieder loswerden, es tut sich ein Graben auf, ein „Kampf der Kulturen“ wird herbeigeredet, wo eigentlich verbindliche Regeln für alle reichen würden. Sehen wir es doch einmal so: Es kommt doch eigentlich gar nicht so sehr darauf an, WER eine Frau vergewaltigt, wer zuschlägt, wer wen mobbt und/oder antisemitische Hassparolen brüllt. Es ist schlimm, dass es getan wird. Es ist ein Verhalten, das man nicht dulden kann. Wenn man das als Richtlinie konsequent umsetzt, es wirklich für alle gleichermaßen gilt und die moralische Messlatte nur gerade so hoch gehängt wird, dass es erfüllbar ist und die Rechte anderer Menschen voll gewahrt bleiben, dann klappt es vielleicht doch noch mit Vielfalt und Toleranz. Einen Versuch zumindest wäre es wert. – Daniela Hoehn


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Wenn ich Heiko Maas sehe oder höre kriege ich Schwitzattacken. Ich kann diesen Mann nur schlecht ertragen. Jetzt als Außenminister noch weniger als vorher. Wenn ich sehe wie er mit stolzer Brust und eine Hand in der Hosentasche über den roten Teppich stolziert um seinen Kollegen zu begrüßen mit seinem gezwungenen Lächeln (ich hab den noch nie herzhaft Lachen sehen)dann fällt mir wenig dazu ein. So geht es mir auch mit Herrn Oppermann. Für mich ein ganz hinterlistiger Mensch. Maas als Außenminister zeigt, was mit unserer Politikerriege los ist. Nämlich gar nichts. Wie konnte man nur……Ausgerechnet das Außenministerium. Das Ministerium um unser Land zu repräsentieren. Den geht jedes Gefühl für guten Geschmack verloren. Russland hat gerade noch auf so einen Mann gewartet. Ich kann keine Persönlichkeit mehr entdecken. Wo sind die alle geblieben? Alle entsorgt oder wie.? Armes Deutschland! – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Der Diesel ein Symbol des Aufstiegs in Deutschland? Dies halte ich für gewagt. Mein Empfinden ist pragmatischer. Meine Eltern kamen über einen Trecker (ein Diesel) nicht hinaus. Ich schaffte nach Abitur und Studium schließlich auch die Unterhaltung eines Privat-Pkw, einen gebrauchten Benziner, dem weitere 4 gebrauchte Benziner folgten. Dann der erste Diesel, der – obwohl älter – weniger störanfällig war als die Benziner zuvor. Nach 3 Jahren konnte er dann noch mit geringem Wertverlust gen Osten verkauft werden. Es folgten weitere gebrauchte Diesel, zuletzt ein Jahreswagen. Mit beruflichem Aufstieg hatte der Umstieg auf den Selbstzünder nichts zu tun, wohl aber mit Rechnerei: der geringere Verbrauch (Durchschnittsverbrauch des derzeitigen Gefährts gemessen: 5,2l/ 100km), geringerer Preis (derzeit fast 20 Cent pro Liter); die seit 20 Jahren (?) höhere  Kfz-Steuer wird durch geringere Vesicherungsprämie kompensiert. Hinzu kam, dass auch die Berichte in der ZEIT in den Jahrzehnten vor dem Herbst 2015 ein ökologisch etwas reineres Gewissen beim Diesel-fahren begünstigten. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Es echot in mir: „Je suis Charly“. Damals war man unter dem Siegel der Meinungsfreiheit, der Freiheit der Kunst und der Satire weniger sensibel und stand im Angesicht der brutalen Reaktion der Betroffenen geschlossen auf Seiten der Urheber. Auch Charlie Hebdo und seine Kollegen sind zu weit gegangen, was keineswegs den Anschlag auf die Redaktion und Mord relativieren soll. Ich wünschte mir, dass man nicht mit zweierlei Maß messen würde und Schläge unter die Gürtellinie gegen Juden, Moslems, Christen und alle – trotz des hohen Gutes Meinungsfreiheit – unter Kontrolle hielte. – Uwe-Carsten Edeler


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Sie fragen, ob erst Juden sterben müssten, bevor sich die Mehrheitsgesellschaft verantwortlich fühlt. Die „Mehrheitsgesellschaft“ besteht aus lauter Einzelpersonen. Sie ist keine Gruppe. Niemand hat trainiert, sich mit Fremden spontan zu einer Gruppe zusammenzuschließen. Das ist, ganz nebenbei, der Grund, warum es möglich ist, dass in einem voll besetzten Bahnwaggon eine Person von einer kleinen Gruppe von Menschen drangsaliert werden kann, ohne dass jemand einschreitet. Es steht eine Gruppe von z.B. Dreien gegen 50 Einzelne. Es gehört eine ordentliche Portion Selbstverleugnung dazu, trotzdem aufzustehen. Beim Thema Judenfeindlichkeit seitens Zuwanderern wird es noch prekärer. Da kann man sich als Deutscher nur noch in die Nesseln setzen. Tut man nichts, ist man ein Judenfeind, tut man was, ist man ein Islamfeind oder sonst wie Ausländerhasser. Es kommt also zum Risiko selbst „eins aufs Maul zu kriegen“ noch die Gewissheit, auf der falschen Seite zustehen … egal wie man es anfängt. Und es wird uns ja offiziell vorgemacht, dass  Hinsehen nicht erwünscht ist. Die offiziellen Stellen schauen allesamt weg, nicht erst seit heute und nicht nur bei antisemitischen Umtrieben. Das ist durchgängig zu beobachten, an jedem Ort, bei jedem Thema. Warum soll der Einzelne also Schläge riskieren, wenn er am Ende noch geschimpft wird (wenn es dabei bleibt)? – Hans List


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Seit 2015 sind über anderthalb Millionen muslimische Zuwanderer nach Deutschland eingereist, etliche Hundertausend davon ohne jeglichen Identitätsnachweis. Daß ein erheblicher Prozentsatz dieser Menschen den Hass auf alles Jüdische schon von Geburt an eingeimpft bekommt, ist kein Geheimnis. Die nun in Deutschland aufkommende Verwunderung über die starke Zunahme antisemitischer Handlungen ist daher so naiv, daß sie fast schon drollig wirkt. – Martin Zensen


Leserbrief zu „Hure. Ärztin. Mörderin?“ von Daniel Müller

Ein Mann verliebt sich in eine Hure, holt sie von der Straße, finanziert erst ihre Drogensucht und dann das Methadonprogramm. Er bringt sie dazu, mehrere Schulabschlüsse zu machen bis sie schließlich promovierte Ärztin ist. Dann bringt sie ihn um. Wer war dieser Mann – und was war das für eine Beziehung? Auch diese Geschichte hätte der Autor Daniel Müller schreiben können. Er entschied sich anders, nachzulesen im ZEIT-Dossier vom 26. April. Ich habe einige Jahre im Gefängnis gearbeitet und gelernt, nicht mehr alle Geschichten zu glauben, die mir erzählt werden. Bei dieser Geschichte kommt zu der spürbaren Sympathie des Autors für die Täterin noch der Eindruck, dass in der öffentlichen Darstellung die Sicht von Frauen – vor allem im Blick auf Männer – kaum mehr hinterfragt wird. Kritiklos wird übernommen, wie sie das Leben beschreiben. Ich bedauere diese einseitige Darstellung. Ich glaube, dass sie weder Frauen noch Männern dient – und erst Recht nicht einer besseren Beziehung untereinander. Einen solchen Trend sollte kritischer Journalismus eigentlich offenlegen. – Wilfried Geyer


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Viel hilft viel! ? Viel Ächtung hilft , viel?  Glauben Sie, dass Ihre hilflosen Analysen und Ratschläge irgend etwas bewirken? Ich war heute in Berlin in der Fasanenstraße, habe Kippa getragen und den Rednern zugehört. Es reichte von „schärfster Verurteilung“ bis zu solchen verräterischen Stammeleien wie „Attacken dürfen nicht mehr durchgehen“, wobei der Regierende Bürgermeister Müller seine Forderung nach dem „nicht mehr durchgehen lassen“ in seiner sprachlich unbedarften wie selbst entlarvenden Art mit dem Adjektiv „unkommentiert“ beschränkte. Genau das ist es, auf was sich Politiker wie Journalisten, Funktionäre und Beauftragte selbst beschränken: lamentieren, kommentieren und 100% Respekt oder 0 Toleranz gegenüber der Intoleranz postulieren? Und dann : Nichts folgt! Die Veranstalter, die geladenen Honoratioren die Mitglieder der jüdischen Gemeinde und die Berliner Kippaträger Demonstranten meinen es sicher gut. Viele vergewissern sich Ihrer Solidarität, ihres Gutmenschentums, aber reicht das? Ein paar hundert Juden, einige Dutzend Funktionäre, Dutzende Kameraleute, und vielleicht 1500 Berliner.  Die Mitglieder, der islamischen Community, die auf das herzlichste begrüßt wurden, konnte ich nicht ausmachen. Sie müssen wohl sehr wenige gewesen sein. Das Ganze ehr peinlich, zu mal der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde die Veranstaltung im Stile eines Sportreporters pries, und den Weltrekord der Kippaträger in Berlin nach den Shoa verkündete und sich dafür selbst beglückwünschte „congratulation“. Die Lösung für all die Probleme einer verfehlten Migrationspolitik sollen nun die Schulen und die Lehrer Deutschlands bringen.  Der CDU Fraktionsvorsitzende im Bundestag hat auf der Berlin trägt Kippa Veranstaltung forsch angekündigt, bei den Kultusministern der Länder auf eine Veränderung des Bildungsangebotes hin zu wirken. Ganz in Ihrem Sinne Herr Di Lorenzo, der Schuldirektoren und Lehrer „ermutigen“ will gegen antisemitische Übergriffe vorzugehen bis zum möglichen Schulverweis der Täter. Ho, ho Herr Lorenzo mutig kommentiert. Ächtung verdient allerdings auch soviel Ignoranz und Salbaderei. Wieviel Integration verträgt Deutschland? An wie vielen Schulen in den Großstädten Deutschlands beträgt der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund 70-95%?  Wer soll da wen integrieren oder gar inkludieren? Lesen Sie auch Zeitungen wie den Tagesspiegel ? Kennen Sie die dort beschriebenen Verhältnisse an der Spreewald Grundschule?  Wie funktioniert denn die von Ihnen postulierte „Ermutigung“ der Schulleiter in Lehrer in der Realität? Realitätsfern ist Kleinmut, der meint mit Lichterketten, hilf-losen Appellen zur – „Ächtung“ könne man „Provokationen“ nicht „mehr durchgehen lassen“ wo längst Übergriffe, Drohungen und Taten die Realität bestimmen. Ihre Sprache verrät Sie in Ihrer relativierenden, libertinistischen Haltung. Indem Sie fordern, dass „Provokationen und Attacken nicht mehr durchgehen dürfen“ gestehen Sie zu, dass diese bisher „durchgegangen“ sind. Was sind nun Provokationen, Rap Songs von Kollegha über Auschwitz? Die gehen nicht nur durch sondern werden auch noch prämiert, zumindest aber als Kulturgut geschützt. Was sind denn nun Attacken, Angriffe, Übergriffe,  strafbare Handlungen? Wenn es sich um strafbare Handlungen handelt, dann kommt das „durchgehen“ lassen bei Offizialdelikten ebenfalls einer strafbaren Handlung – der Strafvereitlung im Amt – gleich, da bei den in Frage kommenden Delikten eine Verneinung eines öffentlichen Interesses an einer Strafverfolgung in der Regel auszuschließen ist. Also sehr verehrter Herr di Lorenzo, denken Sie klarer und realistischer, ermutigen Sie sich selbst bevor Sie die Lehrer zu Sündenböcken und Ausputzern machen. Schreiben Sie einfach Klartext, wie es Ihr Kollege Martenstein immer wieder, zuletzt auch zu in seiner Sonntagskolumne des Tagesspiegel zu diesem Thema, vermochte. Ich möchte Sie mit meinem Brief ermutigen endlich mit der von Ihnen als hilfreich vermuteten Ächtung zu beginnen: – Ächten Sie das Pharisäertum eines Cem Özdemir, der angesichts der realen Verhältnisse  das Einnisten eines islamischen Antisemitismus verhindern möchte. Diese blumige Bildsprache klingt  eher nach Brutpflege und Artenschutz als ornithologischer Kenntnis. Wenn der Kuckuck sein Ei in ein fremdes Nest gelegt hat, ist alles zu spät. Der Jung Kuckuck attackiert die Brut seiner „Pflegeeltern“, die ihn füttern und integrieren, und schmeißt sie aus dem heimatlichen Elternhaus. Möge Herr Özdemir doch seine Kippa nehmen und auf der Sonnenalle studieren, wie weit der Nestbau des Antisemitismus gediehen ist. – Ächten Sie das Outsourcing von Verantwortung durch das Beauftragtenunwesen – Antisemitismusbeauftragter- Klein – Ächten Sie die Großmäuligkeit. Der soeben benannte Antisemitismusbeauftragte will mit „aller Macht“ gegen den Antisemitismus Vorgehen. Über welche Macht verfügt den dieser Allmächtige Herr Klein? Es ist die Ohnmacht die der Klein mütige dazu einsetzen möchte sich die einschlägige Kriminalstatistk anzusehen. Anschauen, zusehen, das sind  auch die häufigsten politischen Aktivitäten seiner Kanzlerin, die wieder einmal Verantwortung auf billigste Weise delegiert. „Das geht gar nicht“ – Beginnen Sie mit der Selbstächtung Ihrer Oberflächlichkeit, der Selbsbeschränkung des Denkens, der Liederlichkeit im Umgang mit Worten, Sprache. – kurz: machen Sie sich durch Selbstächtung ehrlich damit Sie die Selbstachtung nicht verlieren. – vor der Ächtung muss aber die Echtung im Sinne von Wahrhaftigkeit und Redlichkeit als Haltung das Denken, Reden und Schreiben bestimmen. Verlassen Sie die Zeit-losen Spähren „der unerträgliche Leichtigkeit des Seins“, steigen Sie ab aus dem Elfenbeinturm der Selbstgewissheit die nur aus Selbstgenügsamkeit besteht, hören Sie auf mit der egozentrischen Selfie Kultur. Erden Sie sich und bohren dicke journalistische Bretter jenseits des Feuilleton und der Kolumne. Fangen Sie bitte unverzüglich an und arbeiten Sie nachhaltig und investigativ. Ihnen ist sicher bekannt – der Präsident der jüdischen Gemeinde Schuster wies während seiner Rede auf der „Berlin trägt Kippa“ Veranstaltung darauf hin- dass es auf einer parallelen Veranstaltung mit gleicher Intention am Hermannplatz wiederum zu antisemitischen Provokationen und Attacken gekommen ist und diese Veranstaltung auf Grund dieser Attacken vorzeitig aufgelöst werden mußte. Nun lassen Sie doch Ihre Zeit Journalisten recherchieren, ob Polizei und Jusitz dort überhaupt Straftaten erkannt haben, diese unterbunden, bzw. die Täter ermittelt und der Justitz zugeführt, oder wie Sie es so schön umschreiben, als sogenannte Vorkommnissen wie gehabt haben „durchgehen lassen“. Berichten Sie auch welche Erkenntnisse der Antisemitismusbeauftragte Klein hierzu gewonnen hat und wie er seine AlleMacht als Statistik- und Berichtswesenexperte in diesem Fall eingesetzt hat. Der schon prophylaktisch exkulpierend die ewige Leier von den nicht vorhandenen Patentrezepten gedreht hat, um die Erwartungen an Ihn tief zu stapeln. Berichten Sie von den Ermutigungen der Lehrer und Schuldirektoren. Erklären Sie Ihren Lesern, wieso ein verurteilter Polizistenmörder aus einem arabischen Clan in Berlin nach Verbüßung seiner Strafe nicht aus Deutschland abgeschoben werden kann.  Der Deutsche Staat sieht das Kindeswohl der Kinder des Mörders gefährdet, wenn die von Ihrem Papa auch nach Jahren im Gefängnis getrennt wären. Dabei hindert niemand die Familie sich in ihrem Herkunftsland zu vereinen. Erklären Sie, warum der deutsche Staat den Opfern des Antisemitismus und Ihren Familien keine vergleichbare Aufmerksamkeit und Schutz zukommen läßt. Martenstein hat zwei Szenarien der Folgen eines ungehemmt sich ausbreitenden Islamismus , dem man alles „durchgehen läßt“, aufgezeigt: E-Migration von Juden nach Israel und Christen , ja wohin eigentlich? Und Terror und Bürgerkrieg zwischen den Dagebliebenen , Abgehängten. Auch wenn die Veranstalter von Berlin trägt Kippa sich gegenseitig – mit Pfeifen im Walde – versicherten, dass man zum Glück von französischen Zuständen noch weit entfernt sei, so haben sie mit dem Vergleich gleichwohl das Menetekel an die Wand gemalt. Und was heißt weit entfernt?  Räumlich grenzen Deutschland Frankreich und Belgien aneinander. Dank Reisefreiheit, Grenzenlosigkeit, der Option für zahlreiche Identitäten und damit verbundener unbegrenzter Alimentierung für Terroristen wie Amri, sowie der Unfähigkeit von Saatsschutz, Polizei, Justitz und Verwaltung, erscheint die Abgrenzung von Frankreich oder Belgien bezüglich der Auswirkungen von islamistischen Terrorismus  als unbegründet und grob fahrlässig. Den Anfängen zu wehren, hätte vor 30 Jahren vielleicht noch Sinn gemacht. Nun, da das Kind im Brunnen liegt, und die Uhren nach 12:00 stehen, ist Ohnmacht der sich selbst Allmächtig Empfindenden offenbar, stellt sich die Frage, ob diese Demokratie überhaupt noch wehrhaft ist, oder sich schon längst aufgegeben hat. Gern würde ich in der nächsten „Zeit“ mehr  über Ihre fortgesetzten Beiträge zur Ächtung des Antisemitismus, aber erst recht welche Beiträge Sie gegen das „Durchgehen“ lassen geleistet haben und zu leisten gedenken Salbadern lasse ich Ihnen nicht mehr durchgehen.Der journalistischen Fehltritte sind genug getan. Es reicht. Mehr Achtsamkeit und Sorgfalt sind angesagt, Alter Schwede! „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen!“ Der aufrechte Gang ist gefordert. – Wulf Wewel


Leserbrief zu „Leiden wegen ein paar Euro“ von Petra Pinzler

Eines der wichtigsten Bücher zum Thema: “Das Leben der Tiere” von Nobelpreisträger John Maxwell Coetzee. Seine Protagonistin Elizabeth kommentiert die Mechanismen von Massenvernichtung: “Es gibt Menschen, die sich in andere hineinversetzen können, es gibt Menschen, die das nicht können (wenn dieses Unvermögen extrem groß ist, nennen wir sie Psychopathen), und es gibt Menschen, die sich zwar in andere hineinversetzen können, es aber lieber nicht tun.” Ein erster Schritt wäre, wenn wir die vermeintlichen Nutztiere – die Opfer von Christina Schulze Föcking und Verbrauchern – nicht mehr in Stückzahlen (Stück Vieh) oder Tonnen Gewicht aufrechnen würden. Es handelt sich fraglos um Individuen. Keines ist wie das andere, und jedes trägt seine eigene verzweifelte Angst und seinen eigenen Schmerz. Es handelt sich eben nicht um Stückware. Ein anderes Wort für Individuum lautet: Persönlichkeit. Mindestens allen Hunde- und Katzenhaltern als erklärten Freunden der Tiere sollte der Gedanke begreiflich sein. Wieso kann man diese Argumente gegen Schlachtung tausendmal wiederholen, ohne dass die Erkenntnis das Phlegma der (selbstredend ebenfalls tierliebenden) Schnitzelfans torpediert? Und warum sind es Politiker ausgerechnet der christlichen Parteien, die die Tiere am schlimmsten verhökern? – Ute Esselmann


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Wie geht es dem „Mitgeschöpf“ des Menschen “ Schwein oder Kuh“ ? Die  ständig optimierte  Massentierhaltung, den Flleisch und Milch – Export im Preiswettbewerb so niedrig wie möglich zu halten hat nun ,wie sich zeigt, erhebliche soziale und wirtschaftliche Nachteile. Daran hat auch die „Wissenschaft“ und der Beirat des Bundeslanwirtschaftsministerium nichts ändern können oder wollen. Auch Tiere werden selbstverstänlich krank bei falscher Ernährung , oder wenn die Tierhaltung wenig artgerecht ist. Die saftige Wiese als natürliche  Nahrungsquelle oft fehlt und den  guten Geschmack der Milch erheblich verbesset. Schweine und Kühe von heute  sind „Hochleistungsprodukte“, hochgezüchtet um wirtschaftliche Erträge zu erzielen, in der Mengenleistung von Milch oder Steigerung  im Fleischwachstum. Doch Überproduktion der erzielte Eportüberschuß  an Fleisch oder Milch schaden oft genung den Bauern am Ende selbst , durch „Preisverfall“ und sie müssen mit unseren Steuergeldern gestützt werden. Wenn die „Subventionen“ aus Brüssel nur den „Argrarindustriellen“ Betrieben und Höfen finanziell fördern nach dem Motto :  Finanzielle Masse zur Ernährungssicherheit für die ganze Welt ?? Bringt jedoch keine Klasse oder bessere Tiergesundheit. Die Würde des Menschen ist unantastbar sondern das gilt  auch für unsere lebendigen Mitgeschöpfe, sie können sich leider nicht wehren. – Thomas Bartsch-Hauschild


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Der glänzend geschriebene Artikel enthält eine historische Ungenauigkeit. Selbst vor dem Zweiten Weltkrieg war der Diesel-Antrieb nicht auf lärmende Traktoren und LKW begrenzt. Die Hannoveraner Firma Hanomag baute Rennwagen mit Dieselmotor. Einer von ihnen gewann anlässlich der Eröffnung der Reichautobahn bei Jena im Jahre 1939 gleich mehrere Weltrekorde – sein 1,9-Liter-Diesel brachte den Wagen auf 165 km/h Spitzengeschwindigkeit. Doch sein Motorkonstrukteur und sein Karosseriedesigner bei der Hanomag, Lazar Schargorodsky und Paul Jaray, waren jüdischer Herkunft. Deshalb verschwanden die Pläne in der Versenkung. Das Original des Wagens wurde im Kriege zerstört. Die Liebhaber aus der rührigen Hanomag Interessengemeinschaft e.V. sorgten kürzlich für einen Nachbau, der nun durch das südliche Niedersachsen braust. – Michael Pechel


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Ja, Jens Jessen ist wahrscheinlich auf der richtigen Spur, wenn er im Zusammenhang mit der Dieselaffäre Deutschland als Sonderfall beschreibt. Und ja, Jens Jessen wählt jedenfalls genau die richtigen Worte, wenn er vom gewaltigen „Entmutigungspotential der Abasgasaffäre“ spricht und diese als „moralische Katastrophe“ bezeichnet. Aber wenn ich mich nicht irre, dann gerät Jens Jessen leider an einer ganz entscheidenden Stelle in eine Sackgasse: Die ersehnte „Dreifaltigkeit“ von Leistung, Sauberkeit und Sparsamkeit ist zwar tatsächlich prinzipiell ein Ding der Unmöglichkeit. Allerdings gibt es – wenn ich anderen ZEIT-Artikeln glauben darf – eine bereits bewährte Technologie, um den „giftigen „Stickoxiden“ zumindest so weit den Garaus zu machen, dass Dieselmotoren auch im Fahrbetrieb unter den gesetzlichen Grenzwerten bleiben. Mit genau dieser bewährten Technologie könnten Diesel nachgerüstet werden. Sie werden – bitte korrigieren Sie mich, Herr Jessen, wenn ich falsch liege – nur deshalb nicht mit dieser bewährten Technologie nachgerüstet, weil das natürlich jemand bezahlen müsste. Und weil dazu offenbar niemand bereit ist. Am allerwenigsten die, die als Allererste die Pflicht dazu hätten: Die Hersteller der Fahrzeuge, die nicht nur Ihre Kunden, sondern auch die von den „Stinkern“ betroffene Öffentlichkeit bezüglich der vom Gesetz geforderten Sauberkeit ihrer Dieselmotoren betrogen haben. Nun wäre alleine die Weigerung der Hersteller, ihre Dieselmotoren auf eigene Kosten so umzurüsten, dass sie auch im Fahrbetrieb den gesetzlichen Normen entsprechen, an sich schon Grund genug, um von einer „moralischen Katastophe“ zu sprechen. Dass aber selbst Kunden, die für Ihre Autos – in meinem konkreten Fall spreche ich von einem Fahrzeug des Typs VW Golf TDI 2.0, Baujahr 2009 – die entsprechende Umrüstung selbst bezahlen würden, von Volkswagen mit der Auskunft konfrontiert werden, eine solche Nachrüstung sei „aus technischen Gründen“ nicht möglich, ändert meine Sichtweise auf die sogenannte Abgasaffäre aber ganz entscheidend: Das, was vor dem 18. September 2015 bei Volkswagen geschehen ist, mag nun unaufgeklärt bleiben und weiterhin als individuelle Schuld einzelner Mitarbeiter dargestellt werden. Alleine schon das, was nach dem 18. September 2015 in diesem Zusammenhang von Volkswagen, der deutschen Automobilindustrie und der deutschen Politik verabsäumt wurde, ist für mich ein Skandal von ungeheurerlichem Ausmaß. Ja, kann ich darum abschließend nur sagen, Jens Jessen trifft einerseits tatsächlich genau den Punkt: das „Entmutigungspotential der Abgasaffäre“ ist gewaltig. Andererseits muss ich leider hinzufügen, dass ich seinen an entscheidender Stelle radikal desorientierenden Essay nicht als Teil einer – technisch möglichen – Lösung, sondern als Teil des eigentlichen – moralischen – Problems sehe. – Peter Jungwirth


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Ist unser Verhältnis zu Russland nicht schon zerrüttet genug ? Nein,Heiko Maas  will es  verschärfen. Das klingt  nach Messer wetzen. Weiss der Mann überhaupt, was er  da im Sinne hat ? Aber keine Sorge, er ist zwar Aussenminister,aber hat nicht viel zu melden.Die Beziehungen zu Russland sind Chefsache der Kanzelerin. Und sollten die Russen nach diesen Drohungen von Maas ,ihn doch einmal nach Moskau einladen,darf er die gewetzten Messer gerne mitbringen.Sicher gibt’s im Kreml auch was zum Essen. Da könnten die Messer zum Einsatz kommen. Zu mehr nicht.Und das ist gut so. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Das ist jetzt schon ein bisschen peinlich! Giovanni di Lorenzo fordert in dem Zusammenhang mit der ECHO-Verleihung an Kollegah und Farid Bang starke Zeichen gesellschaftlicher Ächtung gegen Antisemitismus. Dabei hatte DIE ZEIT vor einigen Wochen Bushido eine ganze Seite und das Titelbild gewidmet. Einem Mann, der in seinen Werken von Frauen u.a. als „Dreckstücke, als Wesen, die man in den Bauch fickt und trotzdem schlagen kann“, spricht. Es wäre eine schöne Lernkurve, wenn DIE ZEIT diesen Frauenhass zukünftig auch als ächtenswert einstufen würde. – Antje Langethal


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Der von Giovanni di Lorenzo in seinem Leitartikel vorgenommenen Zustandsbeschreibung und Bewertung ist zuzustimmen. So stellt sich in der Tat allzu oft wie zunehmend die Frage, wer und wo wir denn eigentlich sind, normativ betrachtet? Wir sind in Deutschland, einem Staat mit einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, verankert in unserer Verfassung, dem Grundgesetz! Wer in diesem Land lebt, wer nicht zuletzt und freilich völlig zu Recht die geltenden und unabänderlichen Werteprinzipien beansprucht, dem obliegt die äquivalente Pflicht und Bringschuld, ebendieses Recht gegenüber dem Staat und der Gesellschaft wahrzunehmen, einzuhalten und zu verteidigen. Wer dieser verfassungsmäßigen Ordnung, aus welchen Gründen auch immer, nicht nachkommt, wer sich mithin außerhalb der Gemeinschaft stellt, sollte umgehend und konsequent die Rechtswirksamkeit der gemeinschaftlichen Verfasstheit annehmen müssen. Unser Land steht für Humanität und Sozialität, und gewiss steht es auch für Toleranz. Aber wo Rechte von anderen gebrochen werden, wo Toleranz missbraucht wird, kann es selbstverständlich keinerlei Toleranz geben; denn anderenfalls ist das nicht (mehr) unser Land. Auch sollten wir der weisen Erkenntnis des Napoleon I., Kaiser der Franzosen, höchste Beachtung schenken: „Ein Volk, das in der Lage ist, alles zu sagen, ist bald in der Lage, alles zu tun.“ Im negativen Sinne, aber ebenso im positiven Sinne, wie die Abschaffung des Echo-Preises aufgrund anhaltender Kritik, ja Ächtung, erfreulicherweise bewiesen hat. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Tiergesundheit kostet Zeit und Geld und dieser zusätzliche Mehraufwand muss dem Landwirt abgegolten werden. Und dafür muss es genug Kunden geben, die bereit sind für Produkte von gesunden Tieren mehr zu bezahlen. Sich nach dem Lesen dieses Interviews zu empören und im Anschluss im Discounter die billigste Milch zu kaufen wird an der Situation nichts ändern. Der Kunde ist gefordert! Und es gibt Alternativen, wie beispielsweise die Salzburg Milch eindrucksvoll beweist. – Florian Kober


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Die Analyse von Giovanni di Lorenzo führt nicht weit genug. Zum einen trägt ebenfalls die Politik eine gewisse Mitschuld bzw. Mitverantwortung dafür, dass sich der Antisemitismus insbesondere unter jüngeren Menschen relativ frei ausbreiten kann, da in vielen Bundesländern der Geschichtsunterricht an den Schulen nur noch eine Nebenrolle spielt. Zum anderen könnten auch die zahlreichen Stiftungen und Thinktanks wesentlich mehr tun, da erst vor wenigen Jahren eine wichtige Publikation zum Thema unter dem Namen „Tribüne – Zeitschrift zum Verständnis des Judentums“ eingestellt werden musste, da sich kein Nachfolger für den Herausgeber fand, der das Projekt ohnehin über einen langen Zeitraum weitgehend im Alleingang und ohne größere öffentliche und staatliche Unterstützung betrieb. Deshalb kommt es nicht nur auf die Ächtung von antijüdischen Ressentiments, sondern ebenso eine bessere Bildung an, zumal gegenwärtig durch das Ableben der letzten Zeitzeugen auch eine „Versteinerung der Erinnerung“ stattfindet, was man zum Beispiel im Hamburger Grindelviertel sehen kann, wo trotz der besonderen Geschichte dieses früheren Schmelztiegels der Kulturen Personen ihre Zigarettenstummel ohne Achtsamkeit auf oder direkt neben den Stolpersteinen ablegen! – Rasmus Ph. Helt


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Der deutsche Diesel-Boom hat eine viel einfachere Erklärung. In den achtziger Jahren waren „Waldsterben“ und saurer Regen der erste große Umweltskandal. Plötzlich galt Dieselfahren als moralisch gut. So stieg der Bestand an Benzinern von 1980 bis 1990 gerade mal um gut 20 Prozent, der an Dieseln um 360 Prozent. Daß der Diesel Ruß ausstößt und Krebs erzeugt, war zweitrangig, denn politische Bewegungen dürfen nicht zu kompliziert werden. Es ging darum, den Wald zu retten, nicht den Menschen. Der deutsche Diesel-Sonderweg ist also ein Produkt der Umweltbewegung. – Dipl.-Inform. Thomas Matzner


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Grundsätzlich ist einer (Außen)Politik zuzustimmen, die von festen Grundsätzen ausgehend auch etwaige Interessen berücksichtigt und Dialogbereitschaft mit dem „Gegner“ artikuliert. Eine derartige Außenpolitik betrachtet nüchtern und mit erforderlichem Realismus die „typische“ Machtpolitik eines – zumindest militärisch – immer noch als Weltmacht auftretenden Russland. Inwieweit tatsächlich Differenzen zwischen Werten und Interessen bestehen, müsste im Einzelfall geprüft werden. Dass beispielsweise die Annexion der Krim sowohl gegen unsere und damit europäische Interessen wie auch gegen analoge Prinzipien verstößt, ist wohl kaum zu bestreiten. Insofern verdient die bisherige Außenpolitik von Heiko Maas Unterstützung. Etwaige Ähnlichkeiten mit den Amtszeiten Joschka Fischers verstärken diesen durchaus positiven Eindruck. Etwas befremdlich erscheint demgegenüber, die leider auch in der SPD oftmals sehr zurückhaltende Kritik gegenüber Russland. Ein „Freund“, wie manche meiner Genossen gerne Russland titulieren, verhält sich jedenfalls anders. Die Frage der Äquidistanz Deutschlands gegenüber Putins Russland und dem Amerika Trumps, wie sie auch in der ZEIT vielfach gepflegt wird, sollte ebenfalls überdacht werden. Jüngste derartige Anklänge der neuen SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles im Bundestag rufen beim Verfasser dieses Leserbriefes leichte Zweifel hervor. Wir sollten nicht vorschnell urteilen, die „Trumps“ kommen und gehen, die USA sind – und bleiben hoffentlich – immer noch eine, wenngleich für uns Europäer zu Recht manchmal schwer nachzuvollziehende Demokratie. An dieser Stelle sei als kleiner „Gedankenblitz“ bei aller berechtigten Kritik an der Rolle eines amerikanischen „Weltpolizisten“ nur einmal daran gedacht sein, ob die Welt – z.B. für Europa – wirklich vorteilhafter wäre, wenn ein chinesischer oder russischer „Weltpolizist“ agieren würde. Die Forderungen nach Wiederaufnahme einer Ostpolitik im Sinne von Brandt und Bahr sollten sich den historischen Rahmen vor Augen führen: Diese in den frühen 1960er Jahren vorsichtig implementierte Politik war grundsätzlich nur möglich, weil die damalige Bundesrepublik fest im Westen verankert war! Damit kann ein weiterer Gedankengang formuliert werden: Vielleicht verbirgt sich hinter der vielfachen Forderung nach einer „anderen“ Politik gegenüber Russland – es wäre verlockend, hier einmal konkrete Vorschläge zu hören – letztendlich ein tieferliegendes deutsches Problem, das mit der grundsätzlichen Verortung der Bundesrepublik Deutschland im Westen hadert (Frau Wagenknecht oder Oskar Lafontaine oder die AfD lassen grüßen). In  dieser „Umgebung“ sollte sich die deutsche Sozialdemokratie nicht unbedingt wohlfühlen. Vor mehr als dreißig Jahren hat Jürgen Habermas im damaligen sog. Historikerstreit trefflich formuliert: „Die vorbehaltlose Öffnung der Bundesrepublik gegenüber der politischen Kultur des Westens ist die große intellektuelle Leistung unserer Nachkriegszeit“. Auch wenn es zugegebenermaßen dem Schreiber dieses Leserbriefes schwer fällt, der „alte“, tatsächlich in dieser Hinsicht zukunftsweisende Adenauer, hat mit seiner Westintegrationspolitik seine Verdienste wie auch die darauf bauende, nachmalige, ebenso notwendige Ostpolitik Brandts. Im Übrigen seien die großen Werke von Heinrich August Winkler empfohlen, der die Zusammenhänge auf den Punkt gebracht hat. Heiko Maas scheint dies verstanden zu haben und verdient weitere Zustimmung für eine prinzipientreue, aber immer dialogbereite Außenpolitik. – Manfred Krapf


Leserbrief zu „Das politische Tier“ von Bernd Ulrich

An dieser Stelle hätte Ihnen gern den ganzen Artikel gezeigt; Bernd Ullrich beschreibt am Beispiel „Fleischindustrie“ wo unsere Gesellschaft, unsere Demokratie aktuell steht, wie unsere Politikerinnen und Politiker denken und (nicht) handeln, aber leider lässt es das ZEIT-online-System nicht zu, ich bitte Sie daher, sich den Artikel zu besorgen – online oder – die örtliche Infrastruktur unterstützend – am Kiosk. Es ist die aktuelle Ausgabe Nr. 18 von DIE ZEIT: Ich möchte noch hinzufügen, dass unsere verhätschelten Haustiere allermeistens ernährt werden mit Tierfutter, wofür Testhunde, Testkatzen, Testkaninchen …. in Laboren ein ganz und gar nicht artgerechtes Leben fristen müssen und alles andere als Verhätschelung erleben dürfen. Erinnern möchte ich auch daran, dass gewisse „Rassetiere“ aus unbeschreiblich grausamen Zuchtverhältnissen kommen; wenn wir hierauf – trotz „Europäischer Gemeinschaft“ – angeblich keinen Einfluss haben, weil es im „Europäischen System“ nur um Verordnungen, Richtlinien und Regelungen zugunsten der stärksten Lobbyisten geht, dann sollten wenigstens die Hundesteuer kassierenden staatlichen Institution in unserem Haustier verhätschelnden Deutschland einen Herkunftsnachweis anfordern, wodurch dieser schändlichen Rassezucht der Zugang zum ignoranten Absatzmarkt erschwert werden könnte. Tierqualen lassen sich nicht aus der Welt schaffen, indem man in Ländern produzieren lässt, deren Gesetze noch größere Unmenschlichkeiten an Tieren zulassen. Dass es Laborverhältnisse gibt, wo Tiere gequält werden für fragwürdige Laborversuche, um die gigantische und genauso schädliche Medikamentenflut zu legitimieren, um mit völlig unnötiger Kosmetika Markt und Meere zu überfluten, dürfte diese unaufgeklärte Gesellschaft genauso verdrängen, wie die im ZEIT-Artikel postulierte Ignoranz gegenüber Tierleid in der Lebensmittelindustrie. WANN UNTERNEHMEN POLITIKERINNE UND POLITIKER ENDLICH ETWAS ODER BRAUCHEN WIR EINE RADIKALISIERUNG IM TIERSCHUTZ UM DIESES FURCHTBARE TIERLEID ABZUSCHAFFEN UND AUCH UM UNSERE KINDER DAVOR ZU SCHÜTZEN SELBST ZU IGNORANTEN ZU WERDEN DIE KEIN MITGEFÜHL MEHR HABEN – MIT NICHTS UND NIEMANDEM? Theodor Heuss: „Eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung ist es, dass das Wort „Tierschutz“ überhaupt geschaffen werden musste. … Je früher unsere Jugend von sich aus jede Rohheit gegen Tiere als verwerflich anzusehen lernt, je mehr sie darauf achtet, dass aus Spiel und Umgang mit Tieren nicht Quälerei wird, desto klarer wird auch später ihr Unterscheidungsvermögen werden, was in der Welt der Großen Recht und Unrecht ist.“ – Gudrun Beißwenger


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Was der Autor völlig außer Acht läßt ist die Frage, warum die Motoren – Diesel oder nicht – so hochgezüchtet sein müssen, das sie auch in einen Jaguar passen. Es ist das fehlende Tempolimit! D ist die einzige, entwickelte Nation, die sich immernoch kein Tempolimit leistet (ähnlich verbissen verteidigt wie das Waffen“recht“ in den USA). Wenn dann die Autoindustrie ihre ganze Innovationskraft nur in stärkere, schnellere Motoren steckt – O-Ton: man müsse das ja entwickeln, um weltweit führend zu bleiben – dann bleibt natürlich keine Innovationskapazität für saubere Motoren übrig. Wozu wäre der zu Recht bewunderte deutsche Innovationsgeist fündig geworden, wenn er sich nicht in immer schneller, immer stärker verbissen hätte, sondern in IMMER SAUBERER? Aber solche Fragen darf man angesichts der omnipräsenten Lobby des VDA (oder sollte man an die NRA denken?) ja gar nicht stellen. Da wird BMV Scheuer schon für sorgen. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Hoffnung in Korea“ von Matthias Nass

Was mich mit am meisten an Ihrem Artikel beeindruckt ist, dass ein erfahrener Journalist, wie Sie, in der Erörterung dieses Themas China völlig außen vor lässt. Die Situation Koreas sehe ich in Vergleich zur Deutschen Teilung daher eher in einem Licht von 1949 als von 1989. An diesem Ende wird auch Südkorea die Wahl haben zwischen Einheit und Neutralität oder Westbindung und Teilung. Wie es sich für einen asiatischen Kampfsport geziemt, nutzt China hierbei die ganze schöne Energie des amerikanischen Präsidenten und seine Fokusierung auf Kim Jon Un, um letztlich die Amerikaner aus Südkorea endlich herauszubekommen. Es wundert mich schon, wie empfindlich der Westen damals auf die Kubanischen Raketen reagiert hat, die wiederum eine empfindliche Reaktion Moskaus auf die amerikanischen Raketen in der Türkei waren, oder die Russische Empfindlichkeit in der Gegenwart auf die Flugabwehrraketen in Polen und Tschechien jeweils immer als Bedrohung vor der eigenen Haustür. Und China mit seinen eigenen Großmachtbestrebungen bleibt gegenüber der Amerikanischen Präsenz in Südkorea völlig cool und unbeeindruckt? Es spricht wirklich für die Stille der Chinesischen Diplomatie, dass sie so fast unbemerkt bleibt, eben wie ein Tiger, der machtvoll da ist, aber keiner sieht ihn. – M. Parbs-Dalitz


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Ich bin erbost, mir fehlen die Worte für diesen Artikel. Er ist ein Schlag in die Fresse der vielen, vielen BIO-Bäuer*innen, die aus innerer Überzeugung und Verbundenheit zur Schöpfung, eine nachhaltige, respektvolle und handwerkliche Landwirtschaft betreiben. Trotzdem: Ich will versuchen mich zu mäßigen. Völlig undifferenziert wird im Interview von EU-BIO-Siegel und konventioneller Landwirtschaft geredet, als wären es die beiden einzigen Alternativen – Kopfweh oder Bauchweh. Da wird der Anschein erweckt, als gäbe es zwischen konventionellen/EU-BIO-industriellen Massenprodukten und den LEBENSMITTELN der Bauern, die u.a. in den BIO-Verbänden engagiert sind, keinen Unterschied. Es bleibt auch völlig unerwähnt, dass es große Unterschiede selbst bei „BIO“ gibt. Das eigentliche Problem, die Massenproduktion (ob EU-BIO oder konventionell ist dabei unerheblich) für den Massenkonsum in den Supermärkten und den Discounterbuden, taucht nur zwischen den Zeilen auf. Dass in diesem kapitalistischen Subsystem das Effizienz- und Preisdiktat zu ruinösem Wettbewerb, Tiermisshandlung, Überproduktion, Bodendegradation, Gewässerbelastung, Artensterben usw. mit beiträgt, ist allerspätesten seit der Veröffentlichung des Weltagrarberichts von 2009 nicht nur bekannt, sondern „offiziell“. Die Beschreibung der Auswüchse dieses Wettbewerbs ist sicher zutreffend. Allerdings wird aber der Eindruck erweckt, es gäbe in der ganzen Republik nur Wurm-, Geschwür- und Eiterfleisch, unabhängig ob konventionell oder BIO. Gegen Ende des Artikels ist nicht mal mehr herauszulesen ob gerade von EU-BIO-Produktion oder konventioneller Produktion die Rede ist; ist aber wahrscheinlich eh Wurscht. Bei den BIO-Verbänden schleichen sich seit graumer Zeit die Massentierhalter und industriell wirtschaftenden Landwirte ein, beeinflussen die Verbandspolitik und weichen die strengen Richtlinien zu ihren Gunsten auf. Der BIO-Sektor ist schließlich ein Wachstumsmarkt und da wollen die Großagrarier, ihre Partner Bayer und Monsanto und ihre Lobbyisten vom Landwirtschaftsministerium nicht den Anschluss verlieren (vllt. haben sie von der RWE-AG gelernt). So lange man noch im Hintertreffen ist, versucht man im Rahmen einer Doppelstrategie einerseits das eigene Zeug einfach zu BIO machen, indem man BIO-Richtlinien und konventionelle Methoden einander gesetzlich annähert und andererseits BIO einfach schlecht redet. Verschiedene seriöse BIO-Bäuer*innen reagieren bereits -unabhängig von den Verbänden- mit eigenen regionalen Marken und Zusammenschlüssen auf diese Entwicklung. „Kleinbäuerliche BIO-Landwirtschaft kann die Welt ernähren“ ist das ein Fazit des Weltagrarberichts. ReBIOnale Landwirtschaft, zumindest für die Grundversorgung der Menschen, muss das politische Ziel sein. Mit politisch Verantwortlichen wie Herrn Sundrum, dem Klöckner der Madam, und seiner Weinkönigin wird’s wohl nix werden. Und wenn dann noch die Zeitungsmacher*innen keine kritischeren und besseren Fragen stellen, erscheinen solche Artikel in der „Qualitätspresse“ und heraus kommt gepresste Qualität. – Frank Brust


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Herzlichen Dank für diese aufschlußreiche Kurzanalyse. Vieles davon ahnte und wußte ich schon lange, nicht zuletzt durch ein Gespräch mit Karl Ludwig Schweißfurth in Glonn, der mir auch sein Buch „Tierisch Gut – Vom Essen und Gegessenwerden“ schenkte und die Trägheit der Politik beklagte. Den Schweinen auf dem Gut der Hermannsdorfer Landwerkstätten ging es sicher besser als in der konventionellen Massentierzuchthaltung. Als ich in Griechenland ein Unternehmen der Lebensmittelbranche beriet, wurde ich eingeladen bei Kamina Vourla in den Bergen einen Schweinezüchter zu besuchen, der seine Tiere (Schweine und Ziegen) täglich in die Bergwälder entließ, wo sie sich frei entfalten konnten. Abends wurden uns Gerichte aus Schweinefleisch und Ziegenfleisch vorgesetzt, die so köstlich waren, wie ich sie vorher nur auf Sardinien, in den Pyrenäen und in Gebirgsregionen der Toscana erlebte, wo Tiere noch ähnlich gehalten wurden. Lebensmittelexperten berichteten mir, daß bei Tieren mit freiem Auslauf Fleisch, Innereien, Fett völlig anders strukturiert und zusammengesetzt seien, als bei Tieren aus der Massentierzuchthaltung, und deshalb auch gesünder. Also wäre es doch Aufgabe unserer Landwirtschaftsminister und der Lebensmittelexperten an den Hochschulen nicht nur über den Krankenstand, die Mortalitätsrate und halbherzig überprüfte Tierschutzmaßnahmen die Situation bei unseren Bauern zu analysieren.  Zu überprüfen wären vor allem die Blut- und Fleischqualität in genußorientierter (Aroma, Geschmack) und die Inhaltsstoffe in gesundheitlicher Hinsicht, um belastbare Informationen an die Verbraucher zu liefern, die zu höheren Preisen für die besseren Bauern führen könnten. Bessere Qualität in geringeren Mengen könnte dadurch auch bezahlbar werden. Mir ist klar, daß wir für die Mehrzahl der Verbraucher Kompromisse in der Tierhaltung und Verwertung eingehen müssen. Diese sollten aber mit mündigen und voll informierten Verbrauchern nach und nach vereinbart werden. Übrigens gehörten ähnliche Kriterien auch zu meiner Arbeit als Unternehmensberater bei Sanierungsfällen z.B. Krankenstand, Fluktuation, Saustallkoeffizient (vornehmer ausgedrückt: Ordnung im Raum, Ordnung in der Zeit, Ordnung in den zwischenmenschlichen Beziehungen). Um alles wieder ins Lot zu bringen durften unser Klienten nicht so träge arbeiten, wie unsere von Lobbyisten unterstützten Politiker. – Diether Sieghart


Leserbrief zu „Schlag ins Gesicht“ von Josef Joffe

auch wenn es für sie verwunderlich erscheint: Ja, auch Muslime lesen die Zeit. Auch wenn Sie sich dessen nicht immer bewusst scheinen. Von einem liberalen und nicht sensationsgeilen Blatt wie der „Zeit“ erwarte ich, nüchtern und differenziert zu schreiben. Erst recht vom Herausgeber des Blattes. Was Sie in diesem Artikel aber schreiben, wird dem nicht gerecht. Sie externalisieren das gesamtgesellschaftliche Phänomen Antisemitismus und tun so, als wäre es ein importiertes Problem. Wenn Sie die FES-Mitte-Studie von Herrn Zick und KollegInnen, die Sie in ihrem Artikel zitiert haben, richtig und nicht populistisch rezipiert hätten, wäre Ihnen klar geworden, dass es der Antisemitismus leider mitten in die Gesellschaft „gebracht“ hat. Er ist leider ein Phänomen aus der Mitte der Gesellschaft. Ihn nun auf bestimmte Menschengruppen in unserem Land zuzuschneiden, liefert den theoretischen Boden für weitere Anfeindungen. Muslime oder auch Flüchtlinge als gesamte Gruppe in Sippenhaft zu nehmen sorgt nur dafür, dass antimuslimische Ressentiments, die in der Zeit leider kaum wahrgenommen zu werden scheinen, an Zulauf gewinnen. Wir als deutsche Gesamtgesellschaft müssen den Antisemitismus klar in seine Schranken weisen. Ich glaube, das ist auch zu schaffen, ohne neue gruppenbezogene Menschenfeindlichkeiten zu kreieren. Aber mal ganz grundsätzlich, Herrn Joffe: Wie wäre es, wenn Sie sich in ihrem nächsten Artikel mal dem anti-muslimischen Rassismus und der Alltagsrealität von Muslimen in Deutschland widmen? Ich bin mir sicher, dass Sie da auf ganz viele neue, eher deprimierende Ergebnisse stoßen werden. – Yunus Güllü


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

Gesucht wird ein neuer Gesellschaftsvertrag nach 4.0. Die KI durchdringt alle menschlichen Wissensebenen und Kompetenzen als Selbstlernnendes „Robotikwesen“ als totaler Ersatz für menschliche Arbeit sprengt alle bisherigen Grenzen und den Glauben daran , daß immmer noch ein bißchen Arbeit für den Menschen  übrig bleibt, aber eben nicht für alle , die „Arbeit“ brauchen um überhaupt überleben zu können. Das sprengt unser ganzes bisheriges Sozialsystem aber „Wir schaffen das, ein bekannter Satz für eine noch zu gelingende Integration aller Flüchtlinge und kommt nun eine zweite „Welle“ von Millionen Menschen die der Roboter einfach“ frei „setzt und den Menschen  sich nun selbst überläßt. Es ist kein alter oder neuer Gesellschaftsvertrag in realistischer Sicht. Diese Verantwortung will jedoch weder jemand in der Politik oder von  einer Regierung übernehmen , liegen diese Konzepte in den Schubladen von denen niemand etwas weiß oder wissen will. Die Deutschen Medienlandschaft einschl. der schreibenden Journalisten sollten diesem Phänomän mit Ausdauer und kritischen Denken etwas kritischer und offensiver näher treten, damit es nicht zu spät ist. – Thomas Bartsch-Hauschild


Leserbrief zu „Hure. Ärztin. Mörderin?“ von Daniel Müller

Dieses Dossier beleuchtet eine menschlich äußerst bewegende und ungewöhnliche Geschichte. Allerdings wird die in der Überschrift, dem Untertitel und der Bildbeschreibung auf der ersten Seite aufgeworfene Rechtsfrage „Mord oder Totschlag“ im Artikel kaum erwähnt. Zudem werden verschiedene Kategorien vermischt, so dass der Laie in rechtlicher Hinsicht kaum einen Erkenntnisgewinn aus dem Artikel ziehen dürfte. Mord ist die vorsätzliche Tötung eines anderen Menschen begleitet von einem oder mehreren der neun in § 211 des Strafgesetzbuches aufgeführten Mordmerkmale. Im Fall Lydia H. kommen dabei nur die Heimtücke und/oder sonstige niedrige Beweggründe in Betracht, die letztlich vom Bundesgerichtshof und im zweiten Prozess vom Landgericht Aachen beide verneint wurden. Damit blieb es bei Totschlag (§ 212 StGB), der vorsätzlichen Tötung eines anderen Menschen ohne Vorliegen eines der Mordmerkmale. Dies hat aber mit der Frage „geplant oder im Affekt“, wie es der Untertitel suggeriert, nichts zu tun. Auch eine von langer Hand geplante Tötung kann rechtlich als Totschlag zu bewerten sein, eine Affekttat als Mord. Die zweite Frage, die immer wieder im Artikel aufgeworfen wird, ist, ob Lydia H. ihren Ehemann tatsächlich töten wollte. Ohne Vorsatz weder Mord noch Totschlag. In Betracht käme dann nur eine fahrlässige Tötung (§ 222 StGB). Hierbei muss man allerdings wissen, dass für einen Vorsatz keine Absicht oder sicheres Wissen erforderlich ist, sondern es ausreicht, dass der Täter die Möglichkeit einer Tötung erkennt und sich damit abfindet, diese also billigend in Kauf nimmt (sog. bedingter Vorsatz). Diese Frage wird allerdings nicht weiter beleuchtet. Auch hat sich der Bundesgerichtshof in seinen beiden Entscheidungen in diesem Fall damit nicht näher auseinandergesetzt. – Alexander Sperlich


Leserbrief zu „Digitaler Hausbesuch“ von Christian Heinrich

Politik, Krankenkassen und Ärztefunktionäre sorgen seit Jahrzehnten dafür (Honorarbudgets, Medikamentenbudgets, Heil- und hilfsmittelbudgets,Honorarverluste, Bürokratie, Regelungswut etc.), dass sich jüngeren Kollegen und Kolleginnen kaum noch niederlassen wollen, die Wartezeiten in den Arztpraxen ins unermessliche steigen, Neupatienten von Praxen abgelehnt werden und die Notaufnahmen der Kliniken ausnahmslos überlastet sind. Und nun bemerken alle völlig aufgeschreckt: die Ärzte fehlen!  „Videosprechstunden“ sollen nun das Wundermittel gegen den Ärzteschwund sein. Die Probleme der mangelnden Niederlassung sind recht schnell zu lösen: vernünftige Honorierung für Ärzte, alle Budgets abschaffen, die Krankenkassen in ihre Schranken weisen, die Kontroll- und Regelungswut gegenüber den Ärzten stoppen, dann braucht es auch keine Videosprechstunde! Nur unter optimalen Rahmenbedingungen werden junge Ärzte ihre Zukunft wieder in der eigenen Praxis sehen – wer möchte es ihnen verdenken? Um dieses zu erreichen, bedarf es von Politikern und Funktionären eigentlich nur sehr wenig: persönliches Engagement, den Willen zur positiven Veränderung und vor allem auch ein „ehrliches Interesse“ an unserem Nachwuchs. Wer diese einfachen Regeln nicht zu nutzen weiß, dem kann natürlich nichts Besseres einfallen als eine „Videosprechstunde“.
Ich möchte Ihnen gerne noch einige zusätzlichen Hinweise geben: ● Da in ländlichen Gemeinden immer weniger Arztpraxen zu finden sind, werden niedergelassene Ärzte auf dem Land möglicherweise Probleme haben, einen Praxisvertreter zu finden, wenn Sie z.B. krank sind, Urlaub nehmen oder an einer Weiterbildung teilnehmen wollen. Zu bedenken ist, dass eine  die Praxis nicht einfach geschlossen werden darf, sondern immer eine Praxisvertreter benötigt, wenn der Praxisinhaber selbst nicht in der Praxis sind. Da nicht nur Arztpraxen auf dem Land kaum noch einen Nachfolger finden, sondern auch einige kleinere Krankenhäuser wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen wurden, fehlen die Krankenhausambulanzen und die Klinikbetten der unterschiedlichen Fachgebiete. Das bedeutet für den Landarzt, dass er immer wieder bedenken muss, in welches Krankenhaus der betroffenen Patienten gegebenenfalls ein- oder überwiesen werden kann. Wenn z. B. eine Wundnaht nötig wird, weil sich ein Patient verletzt hat, steht in unmittelbarer Nähe vielleicht weder ein chirurgischer Facharzt noch eine chirurgische Ambulanz zur Verfügung.  Der niedergelassene, hausärztlich arbeitende Internist muss die Wunde dann selbst versorgen oder – wenn er die Wundnaht nicht beherrscht – den Patienten in die viele Kilometer entfernte Praxis eines niedergelassenen chirurgischen Kollegen überweisen. ● Wenn bei der Niederlassung zunächst die Aufhebung oder Aussetzung von Budgets versprochen werden sollte, dürfen die jungen Ärzte sich nicht unbedingt darauf verlassen, tatsächlich auf Dauer ohne Budgets arbeiten zu können. In den ersten Jahren werden Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen vielleicht großzügig sein, später dann unterliegen aber auch die jungen Kollegen denselben Regelungen wie alle niedergelassenen Ärzte; Gesetze gelten für uns alle. Da der Landarzt unter Umständen mehrere Gemeinden versorgen muss – eben weil die Ärzte fehlen –  sind die Medikamenten- und Heilmittelbudgets und die Honorarbudgets aufgrund der hohen Patientenzahl wesentlich schneller aufgebraucht. Und Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen lassen den Arzt dann auch sehr schnell im Regen stehen. Das beste Beispiel hierzu finden Sie ja gerade im aufgeführten Artikel der „Zeit“ auf Seite 35: „Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen fordert mehr als 50.000 Euro zurück, weil die Praxis angeblich viel zu viele und nicht immer gerechtfertigte Hausbesuche abgerechnet hat“. Eigenartigerweise gibt es für die „Videosprechstunden“ derzeit keine Budgets. Ich frage mich daher: weshalb kann man „zu viele Hausbesuche“ durchführen, nicht aber zu viele „Videosprechstunden“? ● Zu Bedenken ist außerdem, dass auch die Landärzte ein „Honorarbudget“ haben. Auch Landärzte dürfen für zusätzliche Arbeit nicht mehr Honorar abrechnen, als Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen ihnen erlauben. Sie müssen vielleicht wesentlich mehr Patienten versorgen und viel mehr arbeiten als Ärzte in der Stadt, haben aber dennoch ein für Ihre Arztpraxis festgelegtes Regelleistungsvolumen (RLV). Und dieses gibt vor, wie viel Umsatz der Kassenarzt auf dem Land erwirtschaften darf. Was aber, wenn mehr Patienten zu versorgen sind als es Krankenkassen und KVen wünschen? ● Wenn der niedergelassene Arzt der einzige Arzt in der weiteren Umgebung ist, kann es durchaus sein, dass er an 7 Tagen in der Woche 24 Stunden lang für seine Patienten erreichbar sein muss – Dienstbereitschaft rund um die Uhr. Hiervon ist übrigens auch eingeschriebener Arzt der hausarztzentrierten Versorgung (HZV) nicht ausgenommen. ●Falls der jüngere Kollege oder die ärztliche Kollegin nach einigen Jahren feststellt, dass die Landarztpraxis doch nicht der beruflichen Erfüllung entspricht, werden sie kaum noch in die Stadt wechseln können: die Praxisinhaber werden wahrscheinlich keinen Nachfolger finden, der ihre Praxis übernimmt und sie Ihnen zu einem angemessenen Preis abkauft. ● Wenn der niedergelassene Arzt auf dem Land einen Praxispartner für eine Berufsausübungsgemeinschaft sucht oder einen Weiterbildungsassistenten einstellen möchten, wird sich dieses Unterfangen vermutlich sehr schwierig gestalten. Besonders jüngere Kollegen wollen nur ungern in ländliche Gebiete, und es finden sich zwischenzeitlich kaum genügend Ärzte, die als Berufsziel „Hausarzt“ anstreben. ● Deshalb ein gut gemeinter Rat an junge Ärzte: Lassen Sie sich nicht von politischen Versprechungen oder einer vermeintlichen Großzügigkeit Ihrer KV die Sicht trüben, damit die folgenden Annahmen nicht zur Realität werden: 24-h-Verfügbarkeit, höhere Arbeitsbelastung, Überforderung bezüglich der eigenen Kompetenzen und eine Einschränkung der Privatsphäre bei Budgetierung von Honorar, Medikamenten, Heilmitteln und zunehmender Bürokratisierung. Hinterfragen Sie alle Verheißungen und Ratschläge. Wenn ein Arzt in einer ländlichen Gemeinde leben und arbeiten möchte und bereit ist, gegebenenfalls mehr zu leisten und zu arbeiten als andere Ärzte, und Unwägbarkeiten kein Problem sind, sondern eine Herausforderung darstellen, dann wird er sich höchstwahrscheinlich für eine Arztpraxis auf dem Land entscheiden. – Dr.med. Matthias Frank


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Hier zeigt sich, was sich Hetzer und Angstmacher, aber auch Zurückgebliebene und Fremdenhasser auf solidem Fundament unseres Grundgesetzes gegen Minderheiten so alles herausnehmen. Das strahlt bis in rechts- und linkspopulistische Parteien hinein. Darum kommt es in einer demokratischen Gesellschaft nach westlichem Muster auf jeden einzelnen an. Ich würde wünschen, dass sich viele mutige deutsche Nichtjuden mit Kippa „bewaffnet“ und von unauffälligen Zivilbeamten geschützt auf unseren Straßen bewegen. So wäre das tatsächliche Ausmaß von Anfeindungen im öffentlichen Raum zu testen. Straftäter sollten unmittelbar dingfest gemacht und geahndet werden. Das hätte über Appelle hinaus abschreckende und vorbeugende Wirkung. – Jochen Freihold


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Verlören wir endlich diese „schwer begreifliche Scheu“, unsere Werte nicht nur offensiv zu formulieren, sondern auch offensiv zu schützen, würden wir den zu uns Kommenden und bei und Lebenden, die  bereit sind, unsere Werte zu achten, ebenso helfen wie uns selbst. Gerade diese „seltsame Scheu“ ist es doch, die viele Menschen verunsichert, der AFD und anderen Rechten in die Arme treibt, die insgesamt eine tiefe Verunsicherung in der Gesellschaft hervorruft. – Andreas Vetter


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Ein Urgestein-Sozi und professioneller Rußland-Versteher muss widersprechen: Das Selbstbild der SPD wird bis heute bestimmt von Bismarcks Sozialistengesetz, Widerstand gegen des Kaisers Kolonialpolitik, dessen Sturz und Waffenstillstand, Betriebsräten, Frauenwahlrecht lange Jahre vor England, Frankreich, der Schweiz, Widerstand gegen die Nazis, Schumachers Widerstand gegen Vereinigung mit „rotlackierten Faschisten“, Wunsch nach Verhandlungen über Stalins Note 1952. Bahrs „Wandel durch Annäherung“ (erdacht von Rudolf Augstein) diente der Stabilisierung der DDR und wurde von Wehner und seinem Altgenossen Honecker umgedreht in das Projekt eines Wandels im Westen. Lafontaine hielt noch am 18. März 1990 Wiedervereinigung für „Quatsch“, auch Bahr, auch Brandt, wie auch Kohl und von Weizsäcker – sie kam aus Moskau, als Emissär Portugalow dem Teltschik zehn Punkte aufschrieb. Auch deshalb ist die klare Mehrheit der Deutschem heute für eine Verständigung mit Rußland – kein Wahn Schesigs, sondern ständiges Umfrage-Ergebnis.Das soeben  in grundsätzlich freier Abstimmung bestätigte „Regfme“ hat die Krim wiedervereinigt, weil das Menschenrecht  auf nationale Selbstbestimmung laut Uno-Charta gemäß Uno-Gerichtshof (in Sachen Kossow) untergeordnetes Staats- und Vertragsrecht bricht und durch Volksentscheid legitimiert wird. Die „grünen Männer“ übten keine Gewalt, sonder überredeten die ukrainische Garnison, wie ihr Kommandeur der russischen Armee beizutreten oder – was sie taten – nach Hause zu gehen. Rußland hat den Donbas nicht besetzt, Putin ein „Neu-Rußland“ verhindert. Assad kämpft nicht gegen sein Volk, sondern gegen (von den USA unterstützte) Rebellen – die auch nicht gegen „ihr Volk“ kämpfen. Für Faßbomben und Giftgas gibt es bislang keine Belege. Gut, dass bisher nur einer der ministeriellen Hofgänger bereit ist, die Sozialdemokraten zu verraten. – Fritjof Meyer


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Sie haben natürlich Recht, dass judenfeindliche Provokationen und Attacken nicht mehr hingenommen und geächtet werden sollten. Aber ich zweifle, dass in unserer ans Wegschauen gewohnten Gesellschaft und dem Desinteresse an allem, die eigenen Kreise nicht Störenden, gelingen kann, einen grundsätzlichen Sinneswandel herbeizuführen. Zu wünschen ist es, aber es wird ein langer Weg, der zwingend mehr Courage auf allen Ebenen und von jedem Einzelnen erfordert. Sind wir in unserer Sattheit dazu überhaupt noch in der Lage? Womit ich nicht einiggehe ist, dass die Kritik an der israelische Grundhaltung gegenüber den Palästinensern, das u. a. in dem ungenierten Siedlungsbau auf fremdem Territorium einen sichtbaren Ausdruck findet, nur einen Vorwand für antisemitische Aktivitäten darstellt. Wer in den letzten Tagen die hochinteressante arte-Dokumentation zu Thema Israel/Palästina verfolgt hat, wird doch nicht leugnen können, dass dem Thema des zunehmendem Antisemitismus durch eine faire 2-Staatenlösung, auf die wir alle warten, zumindest ein wenig das Wasser abgegraben werden könnte. Oder bin ich da naiv? Auch hätte es der deutschen Regierung gut zu Gesicht gestanden, wenn im Rahmen der Gedenkstunde im Bundestag anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Staates Israel ein offizielles Wort zur 2-Staaten-Lösung Platz gehabt hätte. Unter Freunden muss man auch Unangenehmes sagen dürfen. – Harald Seidel


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

Zusatz: weil all‘ das was wir dann morgen tun könnten schön wäre, mehr Zeit miteinander und für die Umwelt, kostet Geld und wer sitzt auf den Geldsäcken?  Auch ein schöner Traum diese schöne Welt für die Nachwelt zu erhalten. Wieso sollte der Mensch einsichtiger werden , jetzt wo der Kampf um Geld und Besitz und Haben immer größer wird ? Ich als alte über 70-jährige Rentnerin werde das leider nicht mehr erleben. – Geelke Braun


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Und nun? Was mache ich nun als jemand, der gerne Fleisch und Wurst isst und dabei ein gutes Gewissen haben möchte, wenn selbst Bio-Produkte und das geplante Tierwohl-Label das nicht garantieren können? Abwarten, bis die Grünen erstens ihre Veggieday-Pleite verdaut haben und zweitens die Mehrheit im Bundestag stellen? Von den „christlichen“ und „sozialen“ Parteien ist hinsichtlich einer Beendigung der kommerziellen Tierquälerei schlicht und einfach per Gesetz ja offenbar nicht viel zu erwarten – und von FDP und AfD schon einmal gar nichts. Erbitte konkrete Handlungshinweise – aber nicht die Empfehlung, Vegetarier oder Veganer oder zum Michael Kohlhaas zu werden. Vielen Dank im Voraus! – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Dieser erst gar nicht um neutrale Sachlichkeit bemühte Artikel ist sich von einem hohen Ross herunter sicher, dass unser neuer Außenminister, der nette, zartgliedrige Herr Maas , der sich seiner Statur und Natur gemäß in der Heldenpose gefällt, ganz und gar im Recht ist gegen die vielen vernunftgeleiteten Weicheier seiner Partei. Geradezu hämisch degradiert der Verfasser die historisch nun unbestreitbar verdienstvolle ‚Wandel durch Annäherung‘ Politik Brands und Bahrs. Nüchtern betrachtet lässt sich natürlich feststellen, dass ein Gorbatschow als Nachfolger Putins nicht in Sicht ist. Ihre historisch diskreditierte Appeasementpolitik macht deshalb für den Verfasser  das ganze Schlesiggefolge zu Spottfiguren.Dass eine forsche, zweifellos moralisch zutiefst gerechtfertigte Attacke und Konfrontation gegenüber Putin aber wohl noch viel weniger Aussicht auf Erfolg hat, ist für Peter Dausend erst gar keiner Überlegung wert.Da steht markig im Hintergrund „die einzige Sprache, die Putin versteht“, also ihm einfach mal die Faust unter die Nase halten, wie die Halbstarken auf der Straße oder dem großen Vorbild Trumps gehorschend. Das erreicht den Gipfel der Lächerlichkeit, wenn man an die abbruchreife Armee im Rücken des Herrn Maas denkt.. Der enzige Effekt ist vermutlich ein verärgerter Putin, was ihn einer eventuellen Annäherung auch nicht unbedingt geneigter macht. – Deutsche Stärke als nicht nur hohle Phrase beweisen wir dagegen mit unserem Panzerunterstützung Erdogans gegen den  gegen jedes Völkerrecht verstoßenen Vernichtungskrieg gegen die Kurden. Im übrigen auch zweifelhaft verdienstvoll erscheint mir die Aufweichung der doch recht charkterstarken Haltung Gabriels gegenüber Netanjahu und seine Verbrechen an den, wie wir ja wissen, rechtlosen Palästinensern.Da entzieht sich Maas geschmeidig jeglichem Antisemitismusverdacht. In diesem Fall eben ein Diplomat von Gnaden. – Peter Gronau


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Nun ist es also auch bis zur Zeit durchgedrungen, mit Härte und aller Konsequenz unsere Werte durchsetzen. Seit Jahrzehnten besteht Ruhe und Stillstand in Gesellschaftlicher Veränderung und Entwicklung. di Lorenzo schreibt doch selbst „in einem Land, das eine schwer zu begreifende Scheu hat“.., Darin steckt doch das Übel, seit wann haben wir denn Antisemitismus? Dieses Verhalten ist doch sehr alt und weit verbreitet. Statt in den Familien, in den Kindergärten und Schulen entsprechend zu unterrichten bei entsprechendem Verhalten der Erwachsenen herrscht Stille und Ruhe. Verstärkt trat das wieder auf bei dem Altkanzler den auch die Zeit auf den Schild als Überfigur gehoben hat. Pragmatismus zählt nicht Gesellschaftssoziologie, die brauchen wir nicht. Selbst jetzt, da wir an allen Ecken und Kanten Fremdenfeindlichkeit erleben, unternehmen wir nichts, ausser draufhauen. Darin sind wir dann gut, mehr Polizei, mehr Armee als ob das Lösungen wären. Wohin sind wir gekommen, wenn nun auch lesenswerte Publikationen das Gewaltmonopol verherrlichen und einfordern? – Hartmut F. Wolf


Leserbrief zu „Das politische Tier“ von Bernd Ulrich

Warum essen, verwerten und quälen wir die Tiere so sehr, dass wir uns vor ihrem Anblick mit allen Mitteln schützen müssen? Herr Ulrich weist verstört und zugleich sachlich auf viele Mechanismen hin, die dazu angetan sind, die Wahrnehmung dieses unfassbaren Elends zu vermeiden. Den Mechanismus der gängigen vielgestaltigen Diskriminierung bis handfesten Kriminalisierung von Menschen, die sich für die Tiere einsetzen nennt er nicht. Auch er muss sich leider abschliessend von den Aktivist*innen abgrenzen: „… es geht hier nicht um Veganismus, nicht einmal um die Schweine…“. (Es geht nur um uns: dass wir den Anblick der Tiere ertragen können). Aber schön, das Thema hier so eindringlich und zentral platziert zu sehen. – Ute Klissenbauer


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo und zu „Schlag ins Gesicht“ von Josef Joffe

Herr Joffe ist sicherlich ein ehrenwerter Mann, der seine Meinung (als Herausgeber einer Wochenzeitschrift) den Lesern als des Weisen letzten Schluss versucht zu verkaufen. Mit ein bißchen mehr Objektivität wäre er auch ein guter Journalist, denn seine Rhetorik ist ausbaufähig. Einzig die Scheuklappen stören, denn ein guter Journalist solltte einen 360 Grad Blickwinkel haben. Aber zurück zu den unzähligen Artikeln die den Antisemitismus wieder in den Vordergrund stellen und dem Land unterstellen, nicht genug gegen den Antisemitismus getan zu haben und weiterhin nicht tun. Nun kann man den Menschen nicht vorschreiben, wen sie zu lieben und wen sie zu hassen haben. Immer Situationsbedingt wie sich sein Gegenüber verhält. Aber lassen wir das mal an die Seite. Schlagen geht gar nicht! Also da wo er Recht hat, hat er Recht. Und pöbeln ist auch nicht die feine Art, aber nicht strafbar, es sei denn, man(n)/Frau ist jüdischer Abstammung, isrealitischer Staatsbürger oder trägt ein religiöses Kleidungsstück In diesem Fall Kippa). Also damit es alle verstehen, Frau Merkel (immerhin Bundeskanzlerin) wird als Na…Schla… beschimpft und keiner ruft die Polizei. Frauen in Kopftüchern werden geschupst und angepöbelt (Motto: das müssen die abkönnen sind schließlich Immigranten). In Belin wird ein junger Israeli beleidigt, die Polizei ist sofort da und nimmt den Verdächtigen erstmal gleich in Gewahrsam. Und im Neuköllner Ortsteil Gropiusstadt werden Kinder auf dem Spielplatz fremdenfeindlich beschimpft. So steht es im „Tagesspiegel“ vom 30. April 2018. Wenn ich auch mal eine Meinung äußern darf, dann empfinde ich, dass die Gefahr fremdenfeindlicher Auswüchse durch die Medien geschürt wird, statt sie einzudämmen. Wenn man eine Zeitung aufschlägt, dann ällt ihnen schon die Fratze der Ausländerfeindlichkeit entgegen (aller nicht allein der Judenfeindlichkeit). Es wäre angebracht, dass die Journalisten mehr Objektivität zeigen und auch die guten Seiten im Zusammenleben der Nationen und Kulturen in diesem Land in ihrer Journale aufnehmen. Denn: „Niemand darf in Deutschland aufgrund seiner Religion diskriminiert, beleidigt oder gar tätlich angegriffen werden?“ Also nochmal: Förderte man man mit dem Aufruf: „ich bin Kippa“, Verständnis zu – und untereinander? Oder sollte der Aufruf als Warnung dienen: willst Du nicht für uns sein, dann hau ich Dir die Fresse ein? Wenn die Kippa zum Judentum gehört, was gehört dann Keepah, Taqiya, Pakol, Sindhi, Chechia use. usw. zu all den anderen Religionen in diesem Land? Ist es nicht die Verantwortung von Politik und Medien dafür zu sorgen, dass die Menschen aller Kulturen in Frieden, Freiheit und repektvoller Gemeinschaft zusammenleben? Und was tut man damit all die Menschen ihre unterschiedlichen Lebensweisen leben können und gar sie untereinander teilen und kennenlernen? Die Artikel und Reportagen befassen sich mehr mit Hass und Gewalt statt mit Anleitungen zu Vernunft, Toleranz und Anerkennung. Aber wenn Anerkennung, dann darf diese Anerkennung nicht allein auf eine Volksgruppe fallen. Damit schürt man Gewalt und Hass, weil man diese Menschen als etwas „Besonderes“ herausstellt. Mein Vorschlag: Gehirn einschalten. Ich denke mal, man sollte sich immer vorher Gedanken machen: bevor man aufruft, schreibt oder sich telegen in Szene/Positur setzt, immer erst das Gehirn einschalten. In den Gehirnen vermeintlicher Meinungsbildner gibt es solche lila Würstchen,  die nennt man Seepferdchen auch gendergerecht Seestuten, und die speichern immer das im Langzeitgedächtnis, was sie als letztes gehört haben. Vielleicht liegt es ja auch noch an der Pubertät, da wird das Gehirn vom Hinterkopf zur Stirn hin komplett umgebaut, dass heißt, dass die gesamte Pubertät noch nicht völlig abgeschlossen ist und es wohl noch Gehirnteile gibt, die wegen Umbau geschlossen sind. Daher ergibt sich aus den Inhalten einiger Aussagen, Artikel, Essay, Reportagen, und im Interview, dass bei einigen noch derzeit ein größerer Umbau im Gang sein muss. Also Blickwinkel ausweiten, irgendwann klappt es ja dann auch mal mit der Objektivität. – Peter B. Sanden


Leserbrief zu „Schlag ins Gesicht“ von Josef Joffe

Dieser Artikel war mir von grossem Interesse. Ich war sechzehnmal in Israel, das erste Mal auch im „Heiligen Land“, danach nur noch in diesem bewundernswerten,  starken, wehrhaften, jungen Staat. Was ich dort gesehen und erlebt habe, hat mich stark fasziniert. Der Wille und die Fähigkeit , in der Wüste Gemüse zu ziehen, Moore trockenzulegen, das Land aufzubauen, innovative und technische Leistungen – und nicht zuletzt, sich gegen 5 arabische Nachban ohne militärisches Gleichgewicht erfolgreich zu verteidigen. Das hatte weniger mit Waffen, sondern mit Hirn zu tun. Das haben die arabischen Nachbarn Israel bis heute nicht verziehen. Danach wird ihnen die eigene Unfähigkeit immer wieder vor Augen geführt. Der immer noch – auch in Europa – bestehende Antisemitismus (jüdisch ist schließlich keine Rasse, sondern eine Religion ) hat möglicherweise mit Neid zu tun! Ich bin davon überzeugt. – Uta Britt


Leserbrief zu „Kruzifix reloaded“ von Peter Dausend

„Zu schweigen, ist das wahre Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ schrieb Nadeshda Mandelstam. Daher möchte ich auch ein paar Gedanken zur Kreuz-Debatte beitragen. Meines Erachtens haben Kreuze, wie jedes andere religiöse Symbol, in institutionellen, säkularen Einrichtungen nichts zu suchen. Weder in Amtsstuben, Schulen noch in Gerichten. Dies gebietet das Neutralitätsgebot des Staates, ohne dem Einzelnen seinen persönlichen Glauben nehmen zu wollen. Ich bezweifle aber, dass viele Menschen, die von Religion sprechen überhaupt wissen, was „religio“ bedeutet, weswegen es immer schon leichter war, ein guter Katholik statt ein christlich handelnder Mensch zu sein. Sind es nicht hauptsächlich Erstere, die apodiktisch das „christlichen Abendland“ propagieren? Aber musste nicht Vieles gegen dieses christliche Abendland und damit auch gegen das falsch verstandene, vor sich hergetragene Kreuz erkämpft werden? Aufklärung, Humanismus, Emanzipation, sexuelle Revolution? Und wie weit ist die katholische Kirche bis heute wirklich aufgeklärt? Ganz aktuell sind bayrische Bischöfe gegen das konfessionsübergreifende Brotbrechen, Homosexualität ist natürlich weiter „unnatürlich“ und beim Arbeitsrecht herrscht dringender Nachholbedarf. Die Stellung der Frau in der Kirche ist noch einmal genau welche, und wo in dem -von Menschen für Menschen geschriebenen- Buch, der Bibel, stand nochmals der Absatz vom Zölibat? Ich glaube, es wird endlich Zeit für einen „Aufstand der Anständigen“, wie der Philosoph Stéphane Hessel es postulierte. Es wird Zeit, dass überall in Deutschland konfessionsübergreifender Ethik- und Evolutionsunterricht an Schulen eingeführt wird, der Ideologien integrieren statt spalten würde; dass Menschen selbst entscheiden, ob sie getauft bzw. beschnitten werden möchten oder nicht. Es wird Zeit, dass die Dinge abgeschafft werden, die uns Menschen nachhaltig schaden, statt zu fragen welchen Profit es bringt. (Dazu gehört eine ökologische Landwirtschaft mit weniger Insektiziden und Gift auf Äckern, eine Minimierung des Plastikverbrauchs sowie des Zuckers in Speisen und eine Bestrafung von Firmen wie z.B. VW, die ihre Kunden nachweislich betrogen haben. Von Mietwucher, Wohnungsmangel, Rente und Pflegenotstand ganz zu schweigen.) Doch was passiert? Bayrische Politiker suchen sich aus Verlustangst an Macht heraus Feindbilder, um Mehrheiten gegen Minderheiten auszuspielen. Vorgestern waren es Muslime, gestern die gottlosen „Religionsfeinde und Selbstverleugner“. Und morgen? Weil Fremdenhass immer aber mit Selbsthass zu tun hat, offenbaren uns Menschen, die offensichtlich andere entwerten, letztlich nur ihr reduziertes, entfremdetes Mensch-Sein. Daher ist es Aufgabe jedes Einzelnen von uns gegen jede Form dieser lieblosen Dummheit und Diskriminierung aufzustehen, um einzustehen für den kleinsten gemeinsamen Nenner unseres Miteinanders: nämlich der Menschenwürde an sich. Dies ist bedenkenlos ohne jegliches religiöses Symbol möglich und es würde auch weder die eigene Identität noch die „Heimat“ verleugnet. Was es erstmal bräuchte, sind Empathie, Selbstdistanziertheit, Verstand und ein Gewissen! – Markus Geitner


Leserbrief zu „Das politische Tier“ von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich bringt es auf den Punkt. Ihm und der Redaktion gebührt großer Dank und Anerkennung, dass Sie endlich den Mut aufbringen, dieses Thema so klar und zudem an prominenter Stelle anzusprechen. Dennoch sind weitere Fragen zu ergänzen: Warum essen wir Schweine, Rinder und Hühner, aber keine Hunde und Katzen? Dies ist eine völlig willkürliche Entscheidung bar jeder Logik. Anderen Kulturen entscheidenden hier anders, was die Willkür verdeutlicht. Besonders Schweine gehören neben Menschen, Affen und Delfinen zu den klügsten und sozialsten Lebewesen. Und wann wagt die Politik es endlich, sich mit der mächtigen Fleischlobby anzulegen? Warum mischt die Politik sich in diverse Lebensbereiche (Mobilität, Energieversorgung, Klimaschutz, etc.) ein, wagt dies aber nicht bei Tierschutz und Ernährung? Und dies obwohl die Massentierhaltung nachweislich massiv zum Klimawandel und zur Belastung und Vergiftung von Böden und Grundwasser beiträgt. Hier ein paar Vorschläge, die über die bisherige kosmetische Symbolpolitik hinausgehen: Verbot aller Fleischexporte, Produktion nur für den eigenen Bedarf. Aufhebung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Fleisch.  Im nächsten Schritt Einführung einer Fleischsteuer, deren Einnahmen zur Senkung der Krankenkassenbeiträge oder für den Klimaschutz genutzt wird. Bei Alkohol und Tabak stellt niemand diese Maßnahmen in Frage.Fleisch ist in ähnlicher Weise ein reines Genussmittel, das ungesund und nicht lebensnotwendig ist. Wenn wir Atomkraftwerke vom Netz nehmen und abwickeln können, wird uns dies auch mit den Massentierhaltungsanlagen und Schlachthöfen gelingen. Und um es ebenso deutlich wie Bernd Ulrich zu sagen: Niemand soll in Deutschland zum Veganismus gezwungen werden. Aber wenn jeder das Tier selbst töten und zerlegen müsste, bevor er es essen kann (so wie es bei Naturvölkern noch üblich ist und bei uns früher auch war), würde der Fleischkonsum automatisch sinken und das Bewusstsein dafür steigen, dass die Wurst auf dem Grill ursprünglich ein ebenso lebens- und liebenswertes Lebewesen war wie Du und ich. – Sebastian Marcks


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Ja ich unterstütze Ihren Standpunkt vollständig. In den 70er Jahren hatte die BRD im Umgang mit Russland ein klares Ziel: die Wiedervereinigung.  Das ist geglückt durch die Politik von Brandt und Bahr. Heute herrscht eine komplett andere Situation: unsere Westeinbindung steht in Frage, in Russland ist keine von außen erkennbare Strömung zum ‚Wandel‘ vorhanden – im Gegensatz zu den USA, die sich gerade massiv wandeln. Deutschland will/muss sich emanzipieren und gemeinsam mit Frankreich die Geschicke Europas gestalten. Dazu passt kein Schmusekurs gegenüber dem aufstrebenden Russland. Wir müssen RUS klar machen, dass eine anerkannte Rolle in der Weltpolitik zu spielen bedingt, grundsätzliche Regeln der Völkergemeinschaft einzuhalten. Klartext und kein Anbiederung ist jetzt gefragt. – Eberhard Goette


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

„Als Tierärztin die in der Grosstierpraxis tätig war kann ich nur zustimmen was der Autor schildert.Immer noch nicht heftig genug was angeprangert werden muss.Es ist nicht nur die totale  Ignoranz gegenüber der Behandlung von Nutztieren die wir alle  – Bauer und Konsument -an den Tag legen sondern auch die Gefahr dass die Menschen wirklich krank werden Schon mal von multiresistenten Keimen gehört?Alles Antibiotikum was in Kühe ,Mastrinder ,Schweine  , Hühner  Puten gepumpt wird gelangt in den Menschen! Ich muss gestehen als Jungtierärztin machte ich diesen Wahnsinn mit-kastrieren ohne Betäubung weil dem Bauern  eine Narkose zu teuer war… euterkranken Kühen  AB verabreichen ohne das System zu hinterfragen!Natürlich müssen viele Bauern in der Landwirtschaft kämpfen- trotzdem kann deren Überleben nicht mit Tierqual gesichert werden. Magengeschwüre entstehen auch durch Stress und führen auch zum leiden weil schmerzhaft..Im Grunde sollte jeder Bissen Fleisch den Menschen im Hals stecken bleiben – was für eine Farce von Tierwohl zu sprechen wenn einige  Schweine vielleicht etwas mehr Platz im Stall haben als andere-der Tod  wartet allemal und ist sehr oft nicht schnell und schmerzlos sondern langsam und qualvoll- (Schweine ersticken im CO 2 Fahrstuhl!)Fazit:Adrenalin pur im Fleisch-wohl bekomms!Gar nicht zu reden von Tiertransporten durch und ausserhalb Europas.Wie kann ein Landwirt verantworten dass sein aufgezogenes Stierkalb in Ägypten oder Türkei brutal massakriert wird? Fleisch sollte nicht mehr Billigst-nahrungsmittel sein.Ebensowenig Milch und deren Produkte.Und angehenden Tierärzten empfehle ich Vertiefung während des Studiums ins Fach Tierschutz für Nutz und Schlachttiere .“ – I. Colloredo


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

Das Problem der annähernden Voll-Automatisierung der Güterproduktion und Dienstleistungen lässt sich nicht lösen mit „Anteilen“, Maschinensteuern und Verwertung der Daten, zuzüglich Empathie und Solidarität. Da wird vergessen, dass die Eigentümer der Produktionsmittel damit Gewinne machen wollen: Mit Beginn der Industrialisierung, zu Zeiten von Karl Marx, geschah das durch Verkauf der Produkte an andere Kapitaleigentümer; von dem Erlös ging ein – möglichst minimaler – Anteil an die Produzenten zur zur Erhaltung ihrer Arbeitskraft. Erst das Fließband führte zur Produktion von Gütern des Massenbedarfs, zum (sinkenden) Profit durch Verkauf an die Produzenten selbst: die Konsumgesellschaft. Die Automaten aber sind keine Konsumenten, die nun Arbeitslosen verfügen über keinerlei Kaufkraft. Die ganz wenigen Eigentümer – bar jeglichen Profits, auch wenn sie ein bedingungsloses Grundeinkommen drucken – könnten sich mit ihrer Macht begnügen, was heißen könnte: sich der unnützen Esser physisch zu entledigen. Oder aber Maschinenstürmer enteignen sie und bemächtigen sich der Automaten, um jedermann nach seinen Bedürfnissen zuzuteilen. Mithin gehört die Zukunft entweder dem realen Kommunismus oder der Barbarei. – Fritjof Meyer


Leserbrief zu „Starker Ostwind“ von Peter Dausend

Beim Lesen des Beitrags „Starker Ostwind“ von P. Dausend wird einem klar, dass Außenminister Maas eindeutig als „Gefährder“ einzustufen ist. Er gefährdet mit seiner Absicht der Verschärfung der deutschen Ostpolitik gegenüber Russland aber nicht einzelne Personen oder –gruppen, wie dies bislang für „Gefährder“ gilt, sondern das gesamte deutsche Volk. Da ist von „gegenüber Rußland glasklare Position beziehen” und „die Deutschen seien zu zahm, zu unterwürfig gegenüber Rußland” die Rede. Da muß man doch fragen: Warum greift hier nicht sofort die Staatsanwaltschaft ein? Was unterscheidet solche Scharfmacherei von jener der Kriegsverbrecher der Vergangenheit? Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, daß den heute maßgebenden lupenreinen Demokraten ein richtiger Krieg fehlt. Anders lassen sich die Aussagen der Politiker und in deren Gefolge auch mancher Journalisten nicht deuten. Und die Menschenrechtsaktivisten regen sich über den Einsatz chemischer Kampfstoffe auf, anstatt gegen die Rüstungsindustrien und Waffenexporte als die eigentliche Wurzel allen Übels auf die Barrikaden zu steigen. Insgesamt dürfte das Ende der Menschheit früher kommen als es naturgesetzlich determiniert ist. Dem Globus ist das egal, er wird sich unbeirrt weiter drehen. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Kruzifix reloaded“ von Peter Dausend

Ja, ich hätte es verstehen können, wenn die Vorsitzenden der katholischen und evangelischen Kirchen die Anordnung des bayrischen Ministerpräsidenden nicht auch noch loben. Aber ihre Kritik an dieser bayrischen Initiative scheint mir nicht zu treffen, die da sinngemäß lautet: Wer das Kreuz auf ein Symbol der (unserer) Kultur reduziere, der habe nicht verstanden, worum es beim Kreuz ginge.. Ja, um was soll es denn beim Kreuz anderes gehen als eben um eine „Kultur des Kreuzes“ im Sinn von Kultur der Hingabe, Kultur der Opferbereitschaft, Kultur des Das-seins-für-den Anderen, Kultur des Dienens..(Ich bin gekommen, um zu dienen…) Was könnten sich Bischöfe mehr erhoffen, als dass die Gesinnung des „Kreuzes“ die Hefe der Kultur sei. Was soll das Christentum anderes sein als eben die Hefe auch einer bayrischen Kultur, also der Tugenden seiner Bürger. – Peter Mathei


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Antisemitismus ist ein sehr wichtiges Thema und gehört heute leider tatsächlich auf Seite 1. Es ist unerträglich, wie Antisemitismus von verschiedenen Seiten wieder in den Bereich des Normalen vorrückt und sich die Grenzen des Unsagbaren verschieben. Beispiel Rap: Über Campinos Rede habe ich mich sehr gefreut – was, wenn auch er geschwiegen hätte? Erschreckend allerdings in der Tat, dass niemand vorher ein Stoppschild hochgehalten hat. Wie konnte das passieren? Das muss Thema bleiben. Mir geht es in diesem Brief allerdings um etwas anderes. Etwas, das mich an Ihrem Artikel sehr erschrocken hat, nämlich, dass der Satz „Ich ficke Israel wie eine Frau“ heute offenbar ohne weitere Erklärung einen Ausfall darstellt. Jedenfalls kommt der Satz in Ihrem Artikel ohne weitere Erklärungen aus und setzt so stillschweigend das Verständnis der LeserInnen voraus. Auf Seite 1 der Zeit! Nicht auf einem Schulhof oder in der Kneipe in St. Pauli (und auch dort da hätte ich Diskussionsbedarf). Ich lerne aus Ihrem Artikel also zweierlei: Es ist heute selbstverständlich schon eine schwerwiegende Beleidigung, mit einer Frau verglichen zu werden. Und ficken bedeutet heute selbstverständlich, eine Frau durch Sex gewaltsam zu erniedrigen. Wenn nicht, was ist an dem Satz „Ich ficke Israel wie eine Frau“ eigentlich problematisch? Es könnte dem Wortsinn nach einfach ein Liebesbeweis sein. Natürlich ist der Satz in dem geschilderten Kontext eine Gewaltandrohung und natürlich antisemitisch. Ich wehre mich allerdings dagegen, diese frauenverachtende Sprechweise als Normalität anzuerkennen. Wir sollten diese Denk- und Sprechweise nicht zu unserer eigenen machen – das ist in Ihrem Artikel leider geschehen. – Emma Haker


Leserbrief zu „Ächtung hilft“ von Giovanni Di Lorenzo

Israels Siedlungs- und Besatzungspolitik ist der Grund für die Feindseligkeit besonders der Palästinenser, aber auch vieler Araber, gegenüber dem Land, dessen Regierung keinen Gedanken mehr an die 2-Staatenlösung verschwendet. Hier unterstellt Di Lorenzo schlicht einen Vorwand für Antisemitismus wo nur offene Feindschaft herrscht. Israel hat als Folge mehrerer Kriege Palästinensergebiet annektiert und mit dem Siedlungsbau Wohnungs- und Landeigentümer enteignet. Die politische Lage und die dauernden Spannungen im Gaza-Streifen und im Westjordanland haben eine Feindschaft und Hass bei den Palästinensern entstehen lassen der mit dem klassischen europäischen Antisemitismus überhaupt nichts zu tun hat. Beides zu vermengen oder gar gleichzusetzten ist falsch und gefährlich, da eingefleischte Antisemiten jetzt glauben, in den israelkritischen Flüchtlingen aus dem Nahen Osten Gleichgesinnte gefunden zu haben. Für Europäer und speziell uns Deutsche wurde der Antsemitismus rassistisch und religiös definiert. Da Araber und Juden beide semitische Völker sind ist dort natürlich die rassistische Komponente irrelevant. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

In Ihrem durchaus lesenswerten Artikel zu potentiellen Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt schlagen Sie unter anderem vor, ein allgemeines Grundeinkommen dadurch zu finanzieren, dass die Bürger*innen in Zukunft selbst über Ihre Daten verfügen und diese „abhängig von Moral und Ertrag“, wie Sie schreiben, an Digitalkonzerne verkaufen könnten. Die Idee geht von einem richtigen Grundimpuls aus, nämlich die Souveränität über Daten in die Hände derer zu legen, die von diesen persönlich betroffen sind, hätte aber desaströse Konsequenzen: Wer auf ein solches Grundeinkommen angewiesen wäre, von dem der Ertrag aus der Verwertung der eigenen Daten einen integralen Bestandteil darstellte, hätte keine andere Wahl, als seine Daten zu veräußern, während sich finanziell Unabhängige den Luxus erlauben könnten, ihre Daten vor dem Zugriff von Konzernen zu bewahren. Datenschutz würde so zu einem Privileg, das man sich leisten können muss, und die Spaltung der Gesellschaft weiter vorangetrieben. Am Ende stünde eine neue Form der Ausbeutung, insofern als sozioökonomisch Benachteiligte dazu gezwungen wären, ihre Daten im Namen einer scheinbaren Freiheit des Marktes Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Wollen Sie das wirklich? – Eva Neu


Leserbrief zu „Leiden wegen ein paar Euro“ von Petra Pinzler

Zuallererst einmal vielen Dank, dass Sie sich des Themas Tierwohl an so prominenter Stelle angenommen haben! Die Nachforschungen dazu muessen ziemlich belastend gewesen sein und wenn ich mir auch einerseits wuensche, dass Sie eines der haesslichen Bilder gezeigt haetten, bin ich andereseits doch froh, dass Sie es nicht getan haben, denn sie haetten mich tagelang verfolgt. In dem Beitrag „Leiden wegen ein paar Euro“ scheinen mir aber am Ende zwei Aspekte vermischt zu werden. Die Ferkelkastration erfolgt m.W. weil der Geruch von Eberfleisch fuer Menschen sehr unangenehm ist und das Fleisch damit unverkaeuflich ist. Die Tiere also einfach als Eber aufwachsen zu lassen ist keine Loesung, sondern wuerde dann wahrscheinlich zum Toeten der maennlichen Ferkel fuehren. Hormonfleisch halte ich in Deutschland ebenfalls fuer ziemlich schwer vermarktbar. Also bleibt die Kastration, aber es gibt keinen Grund, warum die nicht so schonend und schmerzfrei wie moeglich erfolgen soll. Sollten die VerbraucherInnen nicht bereit sein, den Mehrpreis zu zahlen, so waere dies vielleicht der Zeitpunkt fuer eine weiter Subvention. Der Platz im Stall ist dagegen m.W. ein massgeblicher Faktor beim Problem der Ringelschwaenze, die sich Schweine unter Stress gegenseitig abbeissen (hier koennten nicht-kastrierte Eber besonders auffaeligg sein). – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Das Interview mit Prof. Sundrum hat mich ziemlich erschreckt, insb. die Aussage, dass die Krankheitsraten in den Oekobetrieben aehnlich hoch sind wie in den konventionellen. Als Ursachen fuehrt er u.a. das Hochleistungsfutter fuer Schweine und die hohe Milchleistung fuer Kuehe auf. Ich ging bisher davon aus, dass zumindest diese beiden Aspekte in Oekobetrieben besser sind, weil diese die Hochleistungsrassen eher nicht nutzen, da diese anfaelliger sind. Haben Sie dazu vielleicht noch weitere Informationen? – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Fieber, Husten, Benommenheit“ von Elisabeth Raether

Vielen Dank für dieses hervorragende Interview. Eine einfache Einstiegsfrage bringt den Stein in´s Rollen. Am Ende liegt der Finger mitten in der Wunde, die auch Herr Ulrich ich auf der Vorseite trefflich aufgedeckt hat: Im Besten Fall verstecken wir uns hinter hochgesteckten Zielen und Behauptungen, jedenfalls wollen wir um keinen Preis wissen, wie es den Tieren ging, die wir essen. Warum? Weil es uns den Appetit verderben könnte… Selbst wenn man auf freiwilliges Verbraucherverhalten setzen würde (wozu uns m.E. nicht mehr die Zeit bleibt), hätte der Verbraucher noch nicht einmal die Möglichkeit, sein Wunschprodukt zu erkennen. Ein transparenter und effektiver Tierschutz käme nicht nur den Schweinen selbst zu gute. Er würde den durchschnittlichen Fleischkonsum von absonderlichen 60 kg pro Einwohner und Jahr wahrscheinlich bedeutsam absenken. Dadurch wären auch die Menschen weniger krank und sowohl das Klima als auch die überdüngten Landschaften, Flüsse und Meere hätten wieder eine echte Chance. Eine echte win-win-win-Situation! – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Ich bin enttäuscht, aber auch wütend. Was war ich früher Stolz auf unsere dynamische und innovative Industrie, allen voran natürlich die Automobilindustrie. Das“Made in Germany“ war nicht nur eine hohle Phrase, es war der Inbegriff deutscher Ingenieurskunst. Und nun? Stehen wir vor den Scherben unserer eigenen Entwicklungen, unserer eigenen Produkte, unserer eigenen selbst gefahrenen Automobile. Weltweit wurden deutsche Autos gekauft, bewundert und stets als zuverlässiges Fortbewegungsmittel angesehen, welches auch eine gewisse Klasse und Sportlichkeit besaß. Alles Lug und Trug, wie sich unlängst heraus gestellt hat! Und der Hauptschuldige gab sich in der Öffentlichkeit bisher als wenig reumütig bereit. Schwerer wiegt jedoch die Art und Weise, wie unsere bisher ach so vorbildliche Automobilindustrie mit seinen Kunden umzugehen pflegt. In den Vereinigten Staaten werden Kunden mit allen erdenklichen Mitteln umworben und entschädigt. In Europa und gerade in Deutschland gibt es nur Häme, Spot und Ignoranz. Wir haben in der Tiefgarage einen Polo stehen. Auf unserem Stellplatz vor dem Haus steht ein Skoda Superb. Mehr VW geht fast nicht. Und mehr VW wird in Zukunft auch nicht mehr ins Haus kommen. – Yves Pulst


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

Dies ist ein dringend nötiger Überblick über das, was schon jetzt auf uns zukommt und worüber konkret und detailliert nachgedacht werden muss! Die Politik braucht dringend einen Thinktank für einen neuen Sozialkontrakt, weil die traditionelle Erwerbsarbeit schwindet – und mit ihr der soziale Frieden! Ein einzelner Staatssekretär im Arbeitsministerium, der nach der nächsten Wahl vielleicht nicht mehr da ist,  kann es ja wohl nicht sein! Wie sehr sich unsere Arbeitswelt ändern wird, ist wohl vielen noch nicht so klar, aber unterschwellig entstehen Lebensängste. Doch die Politik kennt die Gefahren und hat die verdammte Pflicht, auf breiter Front neue Wege zu entwickeln, wie die soziale Sicherheit auch dann gewährleistet ist, wenn Computer und Roboter unsere Arbeit übernehmen. Zum Beispiel müssten automatisierte Tätigkeiten besteuert werden – so wie wir jetzt ja auch (noch) Steuern von unserem Arbeitsentgelt zahlen. Das wäre aber nur eine von vielen anderen Notwendigkeiten, die zu entwickeln sind. Offen ist auch, ob ein nationaler Rahmen dafür geeignet ist, oder ob nicht europaweite Regelungen nötig wären. Vor allem aber gilt: Es ist keine Zeit zu verlieren! – Helmut Andres


Leserbrief zu „Schlag ins Gesicht“ von Josef Joffe

Wenn die Sozialforschung die Kategorie israelbezogener Antisemitismus erfunden hat ist alleine das Wort schon problematisch. Kann man nicht einfach mal Kritik an Israel -vornehmlich auf die Politik bezogen- befreien von dem latenten Verdacht, dahinter verberge sich doch nur wieder Antisemitismus. Niemand kann doch ausschliessen, dass unter den Kritikern Israels auch Antisemiten sind. Herr Joffe schreibt, dass für ein Viertel der Deutschen die Juden ein eigensüchtiges Pack seien. In welchem Zusammenhang wurde denn eine solch provokante Frage gestellt die zu dieser Aussage führte ? Der sogenannte Sekundär-Antisemitismus beschreibt die Reaktion der Deutschen die als Nachgeborene der Naziverbrechen glauben, mit dem dunkelsten Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte nichts am Hut zu haben. Stimmt natürlich juristisch -aber der Geschichte seines Landes bleibt man als Deutscher solange verbunden wie es Geschichtsschreibung gibt. Die Mitschuld der Deutschen während der Naziherrschaft klebt leider weiter an den Nachfahren. Wenn Walser nicht so einen Stuss damals in seiner Friedenspreisrede gesagt hätte wären wir heute in der Vergangenheitsbewältigung schon etwas weiter. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Stinkers Aufstieg“ von Jens Jessen

Sie beschreiben in Ihrem Artikel die Literleistung als Maß für den Verbrauch:“…Beides hängt an der sogenannten Literleistung. Wenn man sie steigert, lässt sich bei gleichbleibender Leistung der Verbrauch senken, aber eben auch bei gleichbleibendem Verbrauch die Leistung erhöhen.“ Diese Darstellung ist falsch. Die spezifische Leistung (oder landläufig“ Literleistung“) ist der Quotient aus Nenn- bzw. Maximalleistung und Hubraum in kW/l oder PS/l. Folglich lässt sich daraus eine normierte Leistung, jedoch kein Kraftstoffverbrauch berechnen. Im Übrigen sind die Spitzenreiter dieser Disziplin keineswegs Diesel sondern hochdrehende Ottomotoren in Rennfahrzeugen und Motorrädern. Der Bezug zwischen Leistung und Verbrauch wird durch den sogenannten spezifischen Verbrauch als Quotient aus Kraftstoffverbrauch und Leistungsabgabe in g/kWh hergestellt. Diese Größe drückt auch direkt aus, wie effizient ein Motor die im Kraftstoff gespeicherte chemische Energie in mechanische Arbeit umwandeln kann. Die Spitzenreiter dieser Disziplin sind allesamt Diesel und das wird durch die Thermodynamik begründet: Der dieselmotorische Kreisprozess erreicht bei gleicher Leistungsabgabe einen höheren thermischen Wirkungsgrad als der Otto-Prozess. Folglich ist der Bezug zwischen Leistung und Verbrauch tatsächlich gerade ein Argument für den Diesel und keine Illusion, wie Sie behaupten. Bezüglich der Abgasnachbehandlung schreiben Sie von einer „unversöhnbaren Widersprüchlichkeit“ in Bezug auf Leistung und Sauberkeit des Dieselantriebs. Ohne Zweifel ist die Befreiung der Dieselabgase von Stickoxiden eine komplexe Aufgabe. Allerdings muss auch hier gesagt werden, dass die Technologien hierfür seit Jahren existieren, der Widerspruch also hätte aufgelöst werden können. Dem wirken jedoch stets die Kräfte des Marktes entgegen, wonach in jedem Wirtschaftsuntermehmen immer das maximal Mögliche zum kleinstmöglichen Preis angestrebt wird. Dies stellt jedoch oft nicht das maximal technisch Machbare dar. Zukünftig würde ich mir wünschen, dass der Dieselabgasskandal nicht fälschlicherweise mit einer unzureichenden Technik, sondern mit Auswüchsen der kapitalistischen Marktwirtschaft begründet wird. So viel Ehrlichkeit sollte sein! – Matthias Rink


Leserbrief zu „Das politische Tier“ von Bernd Ulrich

Vielen Dank für den interessanten Artikel. In meiner Kindheit in den 70ern und 80ern hielten meine Großeltern fünf Schweine. Mein Bruder und ich mochten die Schweine. Am Schlachttag kam der Metzger auf den Hof. Die Schweine spürten das Kommende. Der Hof war angespannt. Mein Bruder und ich versteckten uns. Dann hörten wir das verzweifelte Quicken. Es erstarb schnell, alle verstanden ihr Handwerk. Irgendwann trauten wir uns raus. Da hingen zwei Schweinehälften am Scheunentor. Wir halfen beim Wurst machen mit. Das machte Spaß, bei allen wich die Anspannung. Dann kam jemand vom Gesundheitsamt, untersuchte das Fleisch. Auch interessant für uns, durften wir doch auch durchs Mikroskop sehen. Langer Rede, kurzer Sinn. Tiere töten ist niemals schön. Auch auf einem bäuerlichen Hof ist es nicht romantisch. Der Stall war auch nicht riesig. Aber es war keine Fabrik. Das Töten war nicht massenhaft und auch nicht anonym. Jeder packte damals mit an. Es war ein natürlicher Zyklus. Diesen Vorgang musste niemand verstecken. Es ist sehr vernünftig mehr Klasse statt Masse zu verzehren. Dann könnte auch der Umgang mit unseren Nutztieren wieder vernünftiger werden. Ich glaube auch nicht, dass unsere Landwirte mit den Verfahren glücklich sind. Es ist der Preisdruck, der sie zwingt. – Marko Becker


Leserbrief zu „Das politische Tier“ von Bernd Ulrich

Was sind das für entsetzliche, unglaublich grausame Zustände in unseren Tiermastfabriken. Dazu sind die meisten Tiere krank und oft vollgestopft mit Antibiotika. Die anschließenden Tiertransporte in die schrecklichen Schlachthöfe vollenden den Höllentrip für unsere „Nutz-“, Schlacht- und letztendlich „Gefressen-Werden-Tiere“. Die schlimmsten Worte erfassen in keinster Weise die Lebens- und Todesstationen unserer Mitgeschöpfe. Bei ehrlicher Betrachtung muss man noch immer feststellen: Es gibt kein Mitgefühl und keinen Tierschutz für die gequälten Tiere. Das Wissen über dies Entsetzliche wird erfolgreich verdrängt. Es zählt nur der Profit und billig für die Verbraucher. Dass Rinder und Schweine empfindsame Lebewesen sind – und sensibler als so manche Menschen – ist den allermeisten von uns völlig „Wurst“. Hauptsache Wurst und Schnitzel morgens, mittags und abends auf den Teller. Und zu allem Überfluss kommt der Überfluss noch als Fleisch- und Lebendexport in die halbe Welt. Die Zahlen der täglich geschlachteten Tiere allein in Deutschland sind erschreckend.  Täglich sind es 160 000 Schweine, 10 000 Rinder, 1 600 000 Hühner, 100 000 Puten,  50 000 Enten, 3 000 Schafe, Ziegen und Pferde usw. Dazu wissen wir auch, dass der Verzehr von Unmengen von Fleisch und Wurst auch noch ein zusätzliches Gesundheitsrisiko für viele Menschen darstellt. Von der gravierenden Umwelt- und Grundwasserverseuchung durch die Gülle der Massen an Tieren, gehalten in engen, düsteren Tierfabriken, erst gar nicht zu reden. Für unseren Planeten bedeutet diese weltweite auch noch zunehmende gigantische Tierfleischerzeugung eine lebensbedrohliche Zerstörung. Und die Politik und die große Mehrheit der Menschen wollen und schaffen es nicht, diesen unerträglichen Zustand zu verändern. Oder sie stehen diesem Geschehen einfach gleichgültig gegenüber. Ein Gedanke: Was würde wohl mit uns passieren, wenn wir zum Essen noch ein Video ansehen und hören würden, das die Tränen des Tieres beim Schlachten zeigen würde und seine Schmerzensschreie zu hören wären, das jetzt als Schnitzel oder der Wurst auf dem Teller liegt? Ja – was muss noch alles geschehen, um ein Umsteuern zu bewirken? – Peter Gernbacher


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

In Deutschland leben Millionen von rüstigen Rentnerinnen und Rentnern, die größtenteils auch ohne bezahlte Arbeit glücklich sind. Fragen Sie sie doch einfach, wie sie das schaffen und was sie so tun! Ein gelingendes Leben ohne bezahlte Arbeit ist offensichtlich möglich. Ferner: Auch die „Macht der digitalen Monopole“ kann man als Nationalstaat durchaus brechen. China z. B. zeigt, dass und wie es geht. Und im Gegensatz zu Chinas Machthaber hätte der Bundestag einen ethisch guten Grund für eine Entmachtung oder Ersetzung von Google, Facebook etc. z. B. durch ähnlich dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk kontrollierte deutsche Unternehmen, nämlich die Rettung von Demokratie, Menschenrechten, sozialer Marktwirtschaft und Steuereinnahmen. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu Titelthema „Wo bleibt die Arbeit?“ von Uwe Jean Heuser et. Al.

Ich beziehe mich auf den zweiten Abschnitt auf Seite 26: „Plötzlich gab es einen Sprung nach vorne: als James Watt Ende des 18. Jahrhunderts eine leistungsfähige Dampfmaschine erfand.“ So steht es auch in den meisten populären Darstellungen, ohne dass damit die Bedeutung richtig gesetzt wäre. Die entscheidende Innovation ist nicht die Kraftmaschine, also der Antrieb, sondern die Arbeitsmaschine, die Vorrichtung, die in der Lage ist, die Verrichtungen der menschlichen Hand zu übernehmen und zu mechanisieren. Als Beispiel seien genannt das Hammerwerk, die Spinnmaschine und der Webstuhl mit dem selbsttätigen Schiffchen (Flying Shuttle). Alle diese Entwicklungen steigern die Produktivität und damit die Produktion und sie werden in den (englischen) Fabriken anfangs fast ausschließlich mit Wasserkraft betrieben, bis ihre Anzahl so groß wird, dass dieser Antrieb nicht mehr ausreicht und die Dampfmaschine nach und nach eingeführt wird. Natürlich wäre die große Industrie ohne eine Kraftmaschine auf lange Sicht nicht denkbar gewesen, aber der qualitative Sprung liegt in der Übernahme des Werkzeugs aus der Hand des Handwerkers in die mechanische Vorrichtung. Weiter geht es mit den „verarmten schlesischen Webern“, die die Häuser der „Fabrikbesitzer“ verwüsteten. Das taten sie nicht, denn die infrage stehenden Weber waren Heimarbeiter, die ihre Produkte an die Verleger, also Handelskapitalisten verkauften, die dann das Tuch weiterverarbeiten ließen – zu einer Zeit, als es in Deutschland noch so gut wie keine Industrie gab. Diese Verleger drückten die Preise für den Ankauf des Tuches, weil sie ihrerseits unter der Konkurrenz der schon entwickelten englischen industriellen Tuchproduktion litten. Dieser spezielle Zusammenhang verweist darauf, dass das Verlagswesen in Deutschland nicht in die Epoche der Industrie, sondern in die der Protoindustrie gehört. Das gleiche gilt für die Behauptung, die industrielle Revolution hätte den Pauperismus hervorgebracht. Auch hier handelt es sich um eine Entwicklung aus der vorindustriellen Zeit, als ein starkes Bevölkerungswachstum (demographischer Übergang) zu sinkenden Beschäftigungsmöglichkeiten in Handwerk und Landwirtschaft führte, so dass eine wachsende Zahl städtischer und ländlicher Arbeitskräfte kein Auskommen mehr fand. Schon die Zeitgenossen erkannten in der aufkommenden Industrialisierung mit ihrem ständig wachsenden Bedarf an unqualifizierten Arbeitskräften eine Lösung des Problems des Pauperismus. Davon zu unterscheiden ist die spätere Situation der Industriearbeiterschaft, deren Elend durch die Tendenzen zur Lohndrückerei und Verlängerung des Arbeitstages zustande kommt und erst durch die beginnenden Versuche gewerkschaftlicher Organisation und staatlicher Regulierungen eingedämmt werden konnte. Es ist durchaus nicht trivial, wenn die historischen Zusammenhänge in dieser Weise verunklart werden, vor allem dann, wenn im nächsten Abschnitt vollmundig behauptet wird, dass „genau das“ nun durch „die digitale Revolution wieder“ bevorstehe. – Peter Schäfer


 Leserbrief zu „Wenn wir selbst nicht wissen, wo wir stehen, wie soll da Integration gelingen?“ von Hamed Abdel-Samad

Die schlüssige Analyse von Hamed Abdel-Samad zeigt das ganze Dilemma: Wir bräuchten nicht einen, sondern viele aufgeklärte Weltbürger seines Formats in gesellschaftlich relevanten Positionen, um eine erfolgreiche Integration zu praktizieren. – Stefan Wendt


Leserbrief zu „Wenn wir selbst nicht wissen, wo wir stehen, wie soll da Integration gelingen?“ von Hamed Abdel-Samad

Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Artikel. Ihr engagierter persönlicher Standpunkt und Zugriff auf’s Thema gefallen mir ausgezeichnet und überzeugen. – Konrad Denoke


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

Auf welcher „Insel der Seligen“ lebt die Autorin? Wer in einem der heutigen afrikanischen Staaten als Bürger lebt und ein Iphone oder einen PC besitzt, also Teilhabe an Berichten über das Leben in Deutschland/Europa hat und dies mit dem Leben unter der eigenen kleptokratischen Oberschicht seines Landes vergleicht, der kommt doch nicht zu uns aus Begeisterung für unser  europäisches Menschenrechtswesen. Nein, der will mit seiner Arbeit Teilhabe am offensichtlichen Wohlstand für alle Bürger. Was schrieb der Kollege Bertold Brecht: Erst kommt das Fressen, dann die Moral! – Georg Obieglo


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

Ein Gespräch mit der Autorin Thea Dorn über die Notwendigkeit eines neuen Kulturpatriotismus…… DIE ZEIT sagt: Klassische Bildung und deutsche Kultur spielten in Dorns Buch die Rolle der Heilsbringerin. Dabei fehle aber die Perspektive, die der ungarische  Literaturnobelpreisträger Imre Kertész hatte, als er sagte, Auschwitz habe es nicht trotz, sondern wegen der deutschen Kultur gegeben. Im Gespräch mit der ZEIT v. 12.09.2013 antwortete Imre Kertész im Hinblick auf das oben genannte Auschwitz-Zitat mit einem klaren  „Nein, man muss da unterscheiden“. Weiterhin sagte er im gleichen Gespräch: „ Ich kann das nicht verstehen. Wie kann ein gebildeter Mensch sich weigern, die deutsche Kultur zu lieben. Meine ganze Bildung habe ich auf Deutsch erlangt.“ Mit 15 Jahren wird er auf der Straße in Budapest verhaftet und kommt nach Auschwitz und später nach Buchenwald. – Georg Völker


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

In der Ausgabe vom 26. April 2018, Nummer 18 findet sich ein Interview von Iris Radisch und Adam Soboczynski mit Thea Dorn. Das Lesen dieses Interviews, motiviert durch die pfiffige Headline, hat mich sehr aufgeregt. Und ich frage mich, wovor haben Sie Angst, Frau Dorn? Dieses ewige Klammern an einem einmalig festgestellten Kanon, die zweifelsfrei ihre Berechtigung besitzen, jedoch eben wie auch alles andere, und das hat Frau Dorn richtig erkannt, einer Veränderung unterliegt. Warum also nicht Faust und die Flüchtlingsperformance? Warum nicht deutscher Rap und Schubert? Mir leuchtet nicht ein, wie sich die Hierarchisierung von Frau Dorn zusammensetzt. Zugleich möchte sie vorsichtig mit dem Begriff der Leitkultur sein, wohlweislich und dennoch rhetorische Augenwischerei. Das Beispiel mit Kollegah macht natürlich mundtot. Aber warum nicht mit tschick die Odyssee verstehen lernen? Warum überhaupt Odyssee lesen? Hier spricht Angst. Angst vor neuen Inhalten und Regeln, die den Mythos der deutschen Kulturnation vielleicht und unter Umständen neu und anders erfinden und Frau Thea Dorn dann leider nicht mehr den Diskurs durch permanentes Nein-Sagen bestimmt. Es sind immer diese Widersprüche mit denen Frau Dorn jongliert und mit denen sie sich zum einen aus der argumentativen Verantwortung stiehlt und mir die Nerven: Nein, Leitkultur ist ein schwieriger Begriff, dennoch lieber Schubert als Kollegah. Ja, die Trennung von ernster und unterhaltender Kultur ist befreiend, dennoch ist eben Schubert ernster und damit wertvoller für die heranwachsende Generation. Einen Kanon oder eine Leitkultur entsteht in und durch solche Aussagen und Ansichten, vielleicht nachhaltiger als würde man den nackten Begriff verwenden. Eins noch, die Passage über die kosmopolitische Elite, die nichts mit dem deutschen Mythos anfangen kann. Frau Dorn attestiert dieser Gruppe Oberflächlichkeit. Denn es fehle der Anker, der, bleiben wir im Bild, den Menschen tief im Boden verbindet und ihn feststellt. Frau Dorn, haben Sie Angst zu schwimmen? Interessant ist die Unterstellung niemand kenne Voltaire, auf welcher Umfrage basiert diese Annahme? Voltaire als Anker könnte man durchaus einmal diskutieren. Nach der Lektüre bekomme ich den Eindruck, ich müsste mich nationalisieren, fokussieren, bilden (allerdings nur klassisch und konventionell), ich muss die Nation mein zuhause nennen, sonst verliere ich mich in oberflächlicher Zerstreuung (per se das Böse). Das klingt mir arg nach deutscher Disziplin und Tugendhaftigkeit. Frau Dorn, es beruhigt mich ungemein, dass Sie dennoch und gerade und wahrscheinlich als Einzige richtig mit dem Bildungsbürgertum des 20. Jahrhunderts ins Gericht gehen. Glück gehabt. Ich würde vorschlagen diese Reflexion, die Sie hier andeuten, auszuweiten. Zeit für den Freischwimmer. – Katherin Wagenknecht


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

Das Interview mit Frau Dorn war interessant zu lesen, aber mir ist nicht klar, wieso sie die klassische Bildung fuer unverzichtbar haelt, um sich fuer Europa zu begeistern, waehrend sie gleichzeitig an anderer Stelle korrekterweise darauf hinweist, dass auch klassische Bildung nicht vor Verrohung schuetzt. Offensichtlich kann also auch klassische Bildung nicht vor der Oberflaechlichkeit schuetzen, die sie dem „kulturellen Kosmopolitismus“ unterstellt. Nachdem ich zwar halbwegs weiss wer Voltaire war, mir aber Platons Hoehlengleichnis voellig unbekannt war, habe ich mich informiert. Dieses Hoehlengleichnis verstehe ich so, dass man seiner Sinneswahrnehmung nur begrenzt trauen sollte und fuer neue Erkenntnisse offen bleiben sollte. Dies ist eine so allgemeine Feststellung, dass ich bezweifle, dass sie nur durch besagtes Hoehlengleichnis vermittelt werden kann. Aus meiner Sicht ist z.B. die kopernikanische Revolution ein viel besseres, weil reales Beispiel – aus der Tatsache, dass die Sonne ueber den Himmel wandert, kann man eben nicht schliessen, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Doch abgesehen von diesem Einzelbeispiel frage ich mich, ob ich wirklich die komplette Geschichte bestimmter Ideen und Erkenntnisse kennen muss, um sie nachzuvollziehen. Muss ich wissen, wie Kant zu seinem kategorischen Imperativ kam (und ob er ihn wirklich auf alle Menschen inkl. Frauen und Juden angewandt sehen wollte) oder genuegt es, dass ich ihn als Maxime fuer vernuneftig halte? Muss ich alle Details des Klimawandels verstehen oder reicht es, wenn ich erkenne, wo ich selbst direkt ode indirekt dazu beitrage, und versuche das zu aendern? Die klassische Bildung war nie fuer die grosse Masse der Menschen gedacht und ihre „InhaberInnen“ hatten auch oft keinerlei Probleme damit, andere Menschen schlechter zu stellen. Ihre emanzipatorische Wirkung war haeufig auf die eigene Klasse beschraenkt. Wieso sie immer wieder hervorgezerrt wird als unverzichtbarer Bestandteil eines menschenwuerdigen Lebens ist mir schleierhaft. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

Frau Dorn macht sich Sorgen, weil sie in „ihrem intellektuellen Umfeld“ eine Bereitschaft beobachtet, die sich sehr stark von links nach rechts bewegt. Wer es also wagt, eigene Sorgen über die deutsche Flüchtlingspolitik zu äußern, hat diesen Richtungswechsel vollzogen. Einer der Betroffenen von diesem Schuldspruch ist auch der Schriftsteller Botho Strauß, der schon früh gesagt hat: „Dank der Einwanderungen der Entwurzelten wird endlich Schluß sein mit der Nation und seiner Nationalliteratur; das Unvereinbare auszuhalten, bis es der Vernunft weh tut.“ – Heinz Bartel


Leserbrief zu „Lieber ‚Faust‘ als Flüchtlingsperformance“ von Iris Radisch und Adam Saboczynski

Ich besitze zwar ein Haus in Brandenburg, finde Ihren Gesprächsbeitrag trotzdem ausgezeichnet und wertvoll. Warum entdecke ich in Ihren Bemerkungen eine große Affinität zu Friedrich Schiller? – Alexander Schmejkal


Leserbrief zu „Wenn wir selbst nicht wissen, wo wir stehen, wie soll da Integration gelingen?“ von Hamed Abdel-Samad

Hut ab vor dem Mut eines Abdel-Samad, sich furchtlos mit einem mächtigen, doktrinären Gegner anzulegen – ganz im Gegensatz zu den „Faschisten!“-Brüllern bei jeder AfD-Versammlung, die überall dort, wo es nicht wehtut, ihr kleinbürgerliches Mütchen kühlen! Hätte allerdings ein „deutscher Patriot“ (Thea Dorn – gleiche DIE ZEIT-Ausgabe) Ähnliches gesagt … die reflexhafte Reaktion kennen wir! Wir „integrieren“ paradox in vielen Schulen unserer Städte, „integrieren“ in immer neue, immer größere Parallelgesellschaften. Die schiere Zahl verhindert gelingende Integration. Immigration verläuft nicht linear, selbst bei Obergrenzen, sondern durch Nachzug und Demografie eher exponentiell. Noch huldigen wir, zähneknirschend zwar, der Hybris des Merkel-Mantra, während unsere europäischen Nachbarn sich eher bescheiden verhalten! W i r schaffen das – mit immer mehr Sozialarbeitern, Lehrern, Polizisten, immer mehr Wohnungen, Schulen und am Ende – Gefängniszellen! Geld haben wir ja genug, um unsere zerrissene Gesellschaft in eine fragwürdige Zukunft zu führen, wo uns von den Werten der Aufklärung nur noch ein Hauch umwehen wird! Um dies vielleicht noch zu verhindern, hülfe ein Aufnahmestop, ein bißchen mehr praktische Solidarität unserer europäischen Nachbarn und die zügige Ausweisung aller, die selbst nach unseren alten liberalen, heute allerdings ungeeigneten Gesetzen keinen Anspruch auf Asyl oder ihn verwirkt haben! Wenn ein gut integrierter Immigrant wie Herr Abdel-Samad solche Selbstverständlichkeiten auch ausspräche, wäre er sogar – s. Thea Dorn! – Dr. med. Ulrich Pietsch