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09. Mai 2018 – Ausgabe 20

 

Leserbrief zu „Was ist los mit dir, du Land der Bayern?“ von Georg Seesslen

Wenn man verstehen will,was da über uns Bayern im Feuilleton geschrieben steht,genügt der Hinweis: Es ist allein bloß medienwirksam,wenn man als Feuilletonist sein Gehirn an einer anderen Projektions-Plattform (hier Bayern)reibt,um sich selbst damit polieren und profilieren zu können. Ausgenutzte Geduld für derartige Polemiken und alte Plattitüden zu Bayern und seine Bewohner gehören allein ins Kabarett,weil darüber gelacht werden kann. Frage an den selbsternannten Bayern-Kenner:Ist Ihnen bei der Recherche zu Bayern entgangen,dass die Bayen-Hymne mit dem Auftrag beginnt: „Gott mit dir du Land der Bayern,Heimaterde ,Vaterland !Über seinen weiten Gauen walte seine Segenshand!“ Somit gehört meist mehr Mut dazu,sich einfach zu bayrisch und christlich zu bekennen,statt heldenhaft ironisch anti-bayrisch und seelenlos sein zu müssen.Weil es die Erscheinungsform eines gottlosen Images  zur Wahrung des medialen Geschäftsmodells  dem Feuilletonisten so vorschreibt? Damit werden doch nur anti-christliche ,mediale Brauchtumspflege selbst gegen Kreuzerlass und Heimatministerium betrieben.Als reine mediale Fantasieproduktion,Dialektik und viel Scheinheiligkeit bei semantischer Pedanterie zur Vermeidung angeblich verbrauchter und missbrauchter Wertbegriffe.Wenn  Sie so logisch konsequent bleiben wollen ,Herr Georg Seesslen,dann müssten Sie auch den Begriff -Gesundheit- aus ihrem Sprachgebrauch streichen.Denn meist dominieren die geistigen Krankkeiten unser Leben.! – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Das ist doch mal eine Paradebeispiel für eine irreführende Aufmachung: Wer sich die Schlagzeilen durchliest, muss denken: Oha, so schlimm geht es in deutschen Arztpraxen zu. Die Asylbewerber sind aggressiv (wie in Ellwangen), keiner sagt Danke. In den ersten Absätzen ist von den Essener Tafel die Rede. Da wird also ein Arzt einen Aufnahmestopp für Asylbewerber verhängt haben – und bleibt anonym, weil er Angst hat, wie der Leiter der Essener Tafel als Rassist beschimpft zu werden. Man muss fast die Hälfte des Artikels lesen, um festzustellen: Es geht um etwas völlig anderes. Es geht um einen Arzt, der im Auftrag der Regierung Niederbayern in einem Transitzentrum arbeitet. Die Patienten sind ein Häuflein Verzweifelter ohne jede Zukunftsperspektive in Deutschland. Das erklärt einiges. Und wenn ein Arzt nach drei Jahren Arbeit in dieser finsteren Atmosphäre keine Lust mehr hat: Es ist in harter Job, und er hat viel geleistet. Sollte er danach eine Praxis gründen, wird er wohl nicht tun, was der Artikel perfiderweise suggeriert: Asylbewerber und Flüchtlinge von der Behandlung ausschließen. – Martin Niggeschmidt


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Erwarten Sie nicht, dass ich mich für die Reportage bedanke. Wenn Journalisten die Wirklichkeit erkennen und darüber berichten, ist das eine Selbstverständlichkeit, für die sie kein Lob erwarten sollten; vor allem, wenn sie lange gebraucht haben, den Unterschied zwischen ihren Vorstellungen und der Realität zu bemerken. Warum hat mich der Bericht trotzdem berührt? Empörung, das geistige Kleingeld der Wohlgesinnten, ist es nicht. Ich erkenne mit Erschrecken, dass ich mich schäme. -Ich schäme mich, dass wir diesem Arzt und Anderen zumuten, dass nichtsnutzige Leute, denen wir unsere Tür geöffnet haben, sie demütigen und missachten- Leute, die wir durch unsere Arbeit versorgen, und die uns für unsere Dummheit und Servilität verachten -Ich schäme mich, dass wir uns ständig von Personen öffentlich moralisch belehren und zurechtweisen lassen, denen wir privat oder im Beruf nicht trauen würden. -Ich schäme mich, dass wir unsere Institutionen von Leuten unterwandern lassen, die ihre finsteren Absichten offen aussprechen und und über unsere schafsmäßige Geduld, mit der wir uns betrügen lassen. Ich verzweifele an unserer Unfähigkeit, das zu ändern. – Rolf Maschlanka


Leserbrief zu „Was ist los mit dir, du Land der Bayern?“ von Georg Seesslen

Ach du lieber Schreck, du armes Deutschland. Nun, es ist hinreichend bekannt, daß bei allen Intellektuellen Bayern das geringste Ansehen genießt, obgleich oder gerade seit einem halben Jahrhundert von einer Partei Bayern regiert. So häufig wie kein anderes Bundesland hat der Freistaat in dieser Zeit jährliche Rennen um die ersten Plätze gewonnen. Der Freistaat wurde das sicherste und friedlichste Bundesland. Ihr Autor gehört auch zu den neidgeplagten Intellektuellen, die nicht vertragen, daß ihre Ideologie reine Theorie ist. In Wirklichkeit haben sie auf fast allen sozialen und politischen Feldern versagt. Die Wahrheit ist nur sehr schwer zu ertragen. Aber die Größe sollten sie haben, das endlich einzugestehen. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Eine solche Frage ist nicht so einfach mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten. Das wird einem Thema wie diesem nicht gerecht! So gesehen müsste es de facto vielmehr „Jein“ (Ja UND Nein) heißen. Nein: Auf „Krampf“ lassen sich keine positive Ergebnisse erzielen. Meistens mündet das in „Rebellion“ und Trotz (Sturheit). Der/ die Kritisierte „sperrt“ sich dann selbst den besten Argumenten gegenüber. Potenzielle Positiv-Beispiele werden mit einem achselzuckenden „Na ja – ihre/ seine Entscheidung!“ quittiert. Ja, wenn die/ der Kritisierte (für sich) einen (positiven) Nutzen sieht/ mit den eventuellen (Negativ-) Konsequenzen (des aktuellen Handelns) konfrontiert wird. Im Bastei-Lübbe-Verlag gibt es die Lesereihe „Erfahrungen“. Wohl die bekanntesten Werke, die dort verlegt wurden, sind von Bette Mahmoody „Nicht ohne meine Tochter“ (in der Verfilmung wurde sie von Sally Field verkörpert.) und das Nachfolgewerk „Aus Liebe zu meiner Tochter“. In dieser Lesereihe werden diverse Themen aufgegriffen. Nun zum fraglichen Fall: Eine Frau war von Kindheit an mehrfach schwer missbraucht worden (sowohl aus der eigenen – leiblichen – Familie, als auch von Fremden). Um sie daran zu hindern, sich anderen zu offenbaren, wurde ihr von „außen“ „eingeimpft“, dass sie daran selbst schuld sei und es sich nicht anders verdiente. Infolge dessen rutschte sie (unter dem Einfluss von dem „Ballast“ aus dem Elternhaus) in die schwerste Magersucht (die man nicht einmal dem ärgsten Feind auf den Hals wünscht) ab. Eines Tages fällt sie in einem Frauen-Journal über einen Artikel über eine junge Frau, die ihr schweres Schicksal teilte. Einziger Unterschied: Die Frau im Artikel war den Folgen ihrer schweren Magersucht erlegen – sie dagegen lebte! Da macht es bei ihr „Klick“ und sie erkennt: Eigentlich bin ICH das Opfer, nicht der Täter! Daraus zieht sie für sich die erforderlichen Konsequenzen: Sie kappt zu ihrer Familie jeden Kontakt, zeigt ihre Peiniger an und begibt sich (erfolgreich) in Therapie. Heute ist sie wieder vollauf genesen und hilft jetzt anderen Frauen, die ihr („altes“) Schicksal teilen. Der Mensch braucht eine gewisse Motivation (Motivierung). Im konkreten Fall (welcher auch in einem Daily Talk reflektiert wurde) ging es um einen Mann, der (aus Scham für sein extremes Übergewicht) anstatt mit seinem Bild ein Foto von einem Menschen inseriert, wie ER gerne aussehen würde. Damit sein „Schwindel“ nicht auffliegt, macht er so eisern und konsequent Diät, um der Interessentin in seiner (Wunsch-) Figur entgegentreten zu können. Doch grundsätzlich gilt: Man kann (den) Menschen nicht ändern! Nur ER selbst kann sich ändern! – Saskia Schneider


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

In ihrem Essay plädiert Frau Grütters für eine selbstbewusste christlich geprägte Politik und gegen einen Rückzug der Religion aus dem öffentlichen Raum. Das könnte man ja als interne Ermutigung an Mitchristen stehen lassen, wenn die  Staatsministerin für Kultur und Medien hier nicht ein Bild von nichtreligiösen Bürgern entwerfen würde, das diese als etwas unterbelichtete (oder ZEIT-Deutsch „unterkomplexe“) und amoralische Wesen darstellt. Diese seien „kulturell unbehaust“, natürlich ganz im Gegensatz zu den kirchlich organisierten Christen, die kulturelle Identität stiften und soziales Engagement zeigen würden. Dass es soziales Engagement von Christen und Kirchen gibt ist freilich unbestritten. Bizarr ist aber das Gegenüber, dass in dem Artikel skizziert wird. Das ist nämlich der dekadente, vereinzelte und verlorene postreligiöse Europäer aus Houellebecqs „Unterwerfung“. Buch und Theaterstück werden als Beleg für dieses Bild recht ausführlich geschildert. Damit tut sie aber Agnostikern und Atheisten und sogar Herrn Houellebecq unrecht. Eine areligiöse Einstellung ist eben nicht automatisch das Fehlen von Reflexion oder moralischer Haltung sondern steht für viele der hierzulande rund 38% der Bevölkerung, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, am Ende intensiver philosophischer Denkarbeit und Gewissensprüfung. Es ließen sich viele nichtreligiöse Einzelpersonen und Organisationen benennen, die sich sozial engagieren und denen es nicht egal ist, was aus diesem Land und unserer Zukunft wird. Ein altruistisch humanistisches Menschenbild funktioniert tatsächlich auch ohne christlichen Unterbau! Um es sich einfach zu machen wird von Frau Grütters das Beispiel einer weitgehend konfessionslosen Schulklasse aus Marzahn geliefert, in der ein Schüler angibt, dass er sich nicht so sicher wäre ob er denn getauft ist. Daran ist dann auch noch die SED mit ihrem Unrechtsstaat schuld – tatsächlich sind auch unsere Kinder nicht getauft, wir können aber versichern, dass dies weder mit der SED, noch mit „kultureller Unbehaustheit“ auf unserer Seite zu tun hat – alleine die Unterstellung ist eine massive Beleidigung konfessionsloser Bürger und ihrer Kinder, ganz egal ob im Westen oder Osten. Michel Houellebecqs „Unterwerfung“, das ist sicher jedem kulturell behausten Leser klar, ist auch nicht als Tatsachenbeschreibung geschrieben, sondern ein klar fiktionales, dystopisches Werk, das natürlich die für den Autor typischen Zuspitzungen, Zynismen und schwarzen Humor enthält. Als Beweis oder auch nur Illustration der Aussagen von Frau Grütters taugt es leider nicht. Insgesamt liefert Frau Grütters als oberste Ministerin für Kultur im Lande eine unglaublich tendenziöse und einseitige Argumentation für ihre Religion, die einer demokratischen Staatsministerin nicht gut ansteht. In diesem Zusammenhang möchten wir gerne auch darauf hinweisen, dass dafür, dass die ZEIT Rubrik „Glauben und Zweifeln“ heißt, und wie gesagt ein relevanter Teil der Bevölkerung und vermutlich auch Ihrer Leser  keiner Religionsgemeinschaft angehören, der Zweifel hier regelmäßig jämmerlich zu kurz kommt. Sehr geehrte Frau Grütters, werte Zeit Redaktion: Man kann sich auch als Atheist gesellschaftlich engagieren, einem sozialen Beruf nachgehen und seine Kinder zu demokratischen, weltoffenen und freundlichen Menschen erziehen. Auch wir scheuen es nicht, uns hierzu offen zu bekennen, und sind stolz darauf, dass in unseren Büros keine Kreuze oder sonstigen religiösen Symbole hängen. Wir erdreisten uns deshalb  aber nicht, religiöse Menschen als bindungslos, genusssüchtig, kulturell unbehaust oder fundamentalistisch zu verunglimpfen – ganz im Gegenteil, wir sind auch hier tolerant, wie es für eine Demokratie und natürlich auch deren Spitzenvertreter eigentlich selbstverständlich sein sollte. – Dr. Julia Schumm


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Wenn man davon ausgeht, dass mit dem Beginn der Sesshaftwerdung das Nomadentum endete, so ist davon auszugehen, dass sich auch das Wirtschaften der frühen Menschen wandelte: vom reinen Konsum bis zur Erschöpfung mit anschließendem Weiterziehen zu neuen Jagdgründen, hin zu einer lokal gebundenen jährlichen Kreislaufwirtschaft. Ich habe den Eindruck, dass sich mit dem Einstieg in die Industrialisierung die Ökonomie einen Rückschritt in die Zeit der Jäger und Sammler machte. Nuding ist ein schöner Begriff und ich bin der Meinung, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem genau das tut – es stupst unser ökonomisches Denken in die Steinzeit; lässt uns nomadisch agieren. Wir produzieren und konsumieren am liebsten linear progressiv, ganz so, als könnten wir einfach zur nächsten Erde weiterziehen, wenn diese hier erschöpft ist. Um wirklich nachhaltig auf diesem Planeten zu leben, leben zu können, müssten wir demzufolge das Wirtschaftssystem anpacken, es transformieren, hin zur Kreislaufwirtschaft. Die Ökonomie muss sesshaft werden. – Sebastian Fontaine


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Inspirierende Titelgeschichte! Ich habe viel gelernt, vor allem das Konzept des Nudgings finde ich interessant. Ich möchte es gleich mal anwenden und Sie anstupsen, denn: Sie schreiben, dass man durch Nudging, Verbote und Preisgestaltung unter anderem „die Erde vor dem Untergang bewahren“ könnte. Das liest man leider häufig. Aber richtig ist doch: Die Erde wird in absehbarer Zeit nicht untergehen. Wenn, dann geht die Menschheit unter – auch wenn ich das nicht hoffen will. Und wenn wir schon dabei sind: Sozial Schwache sind nicht, wie immer wieder geschrieben, automatisch arme Menschen. Die sind ganz sicher wirtschaftlich schwach. Aber soziale Schwäche bemisst sich nicht am Geldbeutel. – Christian Orth


Leserbrief zu „Aufbruch ins Freie“ von Adam Soboczynski

Unsere Lehrerin  für Kunst auf der Oberschule,sehr lange ist es her, hatte einen Faible für Bildbeschreibungen. Dann hatte sie ihre Ruhe und saß hinter ihren Pult und  hatte ein Buch vor  der Nase. An einem großen Ständer ,der sonst Landkarten diente, hing ein  riesiger Leinwanddruck. Etwa die Seufzerbrücke ,etc. Den meisten  von uns Schülern lag Bildbeschreibung nicht, sie mussten sich irgendwas abquälen mit dem sicheren Wissen,das gibt  ohnehin was mit 4 oder  5 oder Thema verfehlt, eine 6. Das las man lieber in der Restzeit Heftchen wie „Billy Jenkins „und die Mädchen hatten eine „Brigitte“ dabei oder „Constance“. Ich liebte diese Bildbeschreibungen, ansonsten künstlerisch eine Vollniete, konnte ich da etwas aufbessern. Ich hätte zu gerne das Bild „Im Freien“ bearbeitet. Sei’s ‚drum, ich versuche es einfach  jetzt 70 Jahre später mit meiner heutigen Erfahrung und dem heutigen Wissen. Zeugnis gibt es nicht mehr ,mit Sicherheit aber den totalen Verriss des Redakteurs für Leserbriefe. Drei biedermännisch gekleidete Wanderer treffen sich auf auf einem Bergplateau.Der Hintergrund ist leer, im leichtem Dunst. Das sollte sich später als fatal herausstellen.Einer der Wanderer ( der von rechts) hat einen grossen Rucksack auf dem Buckel,vielleicht mit Proviant geladen ? In einer Hand einen großen Wanderstab ,in der anderen seine  Kopfbedeckung.Die beiden anderen  (von links) haben einen Köter,undefinierbarer Mischung dabei. Der  vordere Wanderer (von links) hat einen flotten Spazierstock oder eine Gehhilfe in einer Hand und schwenkt in der anderen Hand seinen bowlermäßig geformtem Hut zur Begrüssung. Er hat  etwas von einem Dandy.Sein Genosse hinter ihm macht einen deprimierten Eindruck.Er scheint die Mantilla  und das Aktenköfferchen seines Herrn zu tragen. Der Dandy: „Gott zum Gruss,Gevatter. Haben Sie auch die Orientierung verloren. Wir sind voll daneben, am Horizont keine Bergkette, die helfen könnte. Der Köter denkt nur an Chappy und mein Gehilfe ,dieser Trottel ,hat das GPS vergessen. Aber das ist vorgegriffen auf spätere Zeiten. Für unsere würde ich emfehlen, setzen wir uns. Sie Gevatter, werden mit uns brüderlich die Voräte aus Ihrem Beutel teilen. Und den Weg, wie wir  hier weiter kommen ? Haben wir Gottvertrauen, den zu unserer Zeit zählte die Religion noch was.  Mit Chappy und GPS könnte das  etwas anders sein“ Na ja,träumen von alten Schulzeiten  darf man doch? – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Ein für mich sehr trauriger Artikel. Er erinnerte mich an einen alten Spruch meiner Großmutter: eine Mutter kann 5 Kinder ernähren, aber 5 Kinder keine Mutter.  Als meine Mutter mit ca. 70 in Rente ging, war die Situation ähnlich wie bei Ihrer Oma. Mein Schwester, mein Bruder und ich fragten unsere Mutter, was sie noch an Unterhalt brauchte. Wir einigten uns auf monatlich DM 500,00. Als sie starb, fanden wir Fotoalben über Urlaube und Fahrten. Meine Geschwister und ich freuten uns, dass wir ein wenig dazu beitragen konnten, dass unsere Mutter während ihres Rentendaseins Spaß und Vergnügen hatte und am sozialen Leben teilhaben konnte. Und dann lese ich Ihren Artikel. Ich wusste mit dem Begriff „Fremdschämen“ nichts anzufangen. Jetzt weiß ich, was damit gemeint ist. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Die Autoren verweisen als Beweis, in ältester und reinster Form interveniere der Staat mit Verboten, auf die 10 Gebote im Alten Testament und werfen gleich alle Religionen in diesen Topf. Nun handelt es sich aber um Gebote, was bedeutet: Überlege dir, was du tust, dies und jenes solltest du besser nicht tun, weil es aus Erfahrung schlecht für dich und deine Mitmenschen ist. Damit liegen die 10 Gebote und als Ergänzung meinerseits auch die Lehren aus dem Neuen Testament viel näher beim ebenfalls zitierten Aristoteles, der empfahl, den Bürger zur Tugend zu erziehen. Hätten wir uns in den vergangenen 2600 Jahren nur ein wenig mehr an die 10 Gebote gehalten, es stände wesentlich besser um uns und unsere Welt. – Clemens Borrmann


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Welche unsägliche Larmoyanz spricht aus Ihrem Artikel! Ich fasse es nicht. Alle Sympathie für ihre Oma und ihr Schicksal. Sie hat Anstand und Mut und steht zu ihrem Leben.  Auch wenn das Glück einem finanziell nicht hold ist, ruft man nicht gleich nach dem Staat bzw. der Gesellschaft. Das Renditeversprechen des K1-Hedgefonds wird sicherlich nicht klein gewesen sein. Das kann dann wohl schon mal schief gehen. Das Risiko wird grösser mit dem Renditeversprechen. Das sollte man wissen, wenn man solche Transaktionen eingeht. Und für die Konsequenzen solch einer falschen Entscheidung  ist jeder letztendlich selbst verantwortlich, oder hätten die Nutzniesser im Falle eines anderen Ausgangs freiwillig was an Vater Staat abgegeben? Ich hoffe für Ihre Oma, dass sie über den Rechtsweg noch was erreichen kann. Aber auch das kann die Gesellschaft und der Staat leider nicht garantieren. Bis zum letzten Satz Ihres Artikels hatte ich noch gehofft, dass Sie geschrieben hätten, dass Sie, Ihre Mutter und Ihre Tante, zukünftig sagen wir mal zusammen 200€ pro Monat aufbringen würden um der alten Dame das Putzen zu ersparen. Ich denke, das bedeutet Familie: füreinander einstehen, gerade wenn es nicht so läuft, wie erwartet. Sie stattdessen, scheinen mir – zwischen den Zeilen zwar, aber ansonsten überdeutlich  – nach dem Staat zu rufen. Aber vielleicht haben Sie ihr ja auch das Honorar dieses feinen Artikels abgegeben? Ich würde mir wünschen, Sie gehören zu einer Minderheit in Deutschland. Allein ich fürchte, Eigenverantwortung wird nicht mehr sehr gross geschrieben in unserer Gesellschaft. – Karl-Heinz Frank


Leserbrief zu „Wer schafft es nach oben?“ von Martin Spiewak

zunächst möchte ich danken für den sehr informativen Beitrag „Wer schafft es noch oben“. Ich finde es bewundernswert, wie das Thema aufgearbeitet wurde, solche Beiträge machen die ZEIT aus. In einem zentralen Punkt muss ich aber widersprechen: Denn hier ist nur die Situation bis zum Hochschulzugang beleuchtet worden – jedenfalls geht nichts anderes aus der Vorabveröffentlichung hervor. Nicht untersucht wurden offenbar die Qualifikationsphasen innerhalb der Hochschulen bis zum Bachelorabschluss, Masterabschluss und Promotionsabschluss. Daher muss die Aussage im ZEIT-online-Interview mit Frau Jungbauer-Gans, der Leiterin des DZHW, verwundern: „Dennoch wissen wir, dass der soziale Hintergrund am Anfang besonders stark durchschlägt. Insofern dürfte die wichtigste Schwelle der Übergang von der Grundschule ins Gymnasium sein…“ Diese Aussage wirft die Frage auf, woher dies Wissen kommt, wenn nur für die Qualifikationsphasen Grundschule (bzw. Primarschule/Primarstufe) und Gymnasium (bzw. Sekundarschulen/Sekundarstufe) bis zum Hochschulzugang Zahlen genannt werden. Die Folgerung, die daraus bildungspolitisch abgeleitet werden könnte, nämlich dass innerhalb von Hochschulen kein Handlungsbedarf besteht, ist vermutlich von der Studie nicht intendiert, könnte aber die Konsequenz sein. So wurde als Fazit des Artikels formuliert, auf die frühen Bildungsphasen (Martin Spiewak meinte sogar vor der Schule) „müsste sich alle Förderung konzentrieren“. Diese Folgerung wäre aber m.E. fatal, denn dies ginge davon aus, dass mit einer entsprechenden frühen Förderung bereits alles Menschenmögliche gegen Bildungsbenachteiligung getan werden kann und danach – insbesondere in Hochschulen – kaum noch etwas getan werden müsste. Die letzte vom Stifterverband veröffentliche Studie, die dies über alle Qualifikationsphasen bis zur Promotion analysierte, und sozusagen den „Bildungstrichter“ auf den Hochschulbereich verlängerte, kommt da zu ganz anderen Ergebnissen: Demnach gibt es zwar bereits bis zum Hochschulzugang enorm ungleiche Chancen von Nicht-Akademiker-Kindern im Verhältnis zu Akademiker-Kindern (die Relation beträgt etwa 1:3). Danach wird die soziale Selektion im Hochschulsystem aber nicht geringer. Bis zum Master steigt die Relation auf knapp 1:6, bis zum Doktortitel auf ca. 1:10. (Ich kenne dies gut, weil ich an der Studie beteiligt war). Sollten sich irgendwann bei Vorliegen neuerer vergleichbarer Studien-Ergebnisse auch für die Chancen von Nichtakademikerkindern innerhalb von Hochschulen tatsächlich zeigen, dass an Hochschulen weniger bezüglich der Chancengleichheit zu tun ist, so würde ich mich freuen. Denn dann hätten die Hochschulen einen wichtigen bildungs- und gesellschaftspolitischen Auftrag besser erfüllt als andere Bildungsbereiche. Dass die Hochschulen in den letzten Jahren, u.a. finanziert durch den Hochschulpakt sowie den Qualitätspakt von Bund und Ländern, hier bereits vieles getan haben und noch tun, könnte tatsächlich dazu führen, dass die Zahlen künftig besser ausfallen. Mindestens bis dahin ist aber wohl weiterhin großer Handlungsbedarf zu sehen – und dem entsprechend Bedarf an Förderprogrammen – ebenso wie in den anderen Bildungsbereichen. – Dr. René Krempkow


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Sie berichten von einem Arzt, der unter allen Umständen seinen Namen geheim halten möchte, aus sehr verständlichen Gründen. Mich hat an Ihrem Artikel aufgewühlt, dass Sie aus meiner Sicht zu wenig Sorgfalt bei der Anonymisierung dieses Mannes haben walten lassen. Ich brauchte genau eine Suchanfrage in Google und der oberste Treffer war ein Artikel von Ihnen aus dem Jahr 2015, in dem Sie den Mann mit Namen zitieren. Dr. Ingo Martin. Das ging so schnell, weil ich die Stelle mit der Schwangeren, deren Mann ihr die Kinder ins Krankenhaus mitgeben will, wiedererkannt habe. Ich hatte das schonmal gelesen. Ich musste also nur mit den Stichworten “Flüchtlingswelle 2015 Passau Schwangere Mann Kinder” googlen. Aber auch ohne diese Erinnerung bin ich sicher, dass der Arzt leicht identifiziert werden könnte. Deggendorf ist in der Tat ein “Dorf”. Wenn da zwei Ärzte in der Flüchtlingsunterkunft arbeiten, dann kennt man deren Namen. Ich bin deshalb so aufgewühlt, weil ich selbst einmal Leidtragende einer missglückten Anonymisierung wurde. Meine Erfahrung zeigte, dass die Menschen in bestem Wissen anonymisieren, aber sich dabei nicht tief genug mit der tatsächlichen Situation des zu anonymisierenden befassen. Ich wurde damals bei einer Veranstaltung als “promovierte Physikerin die einen Industriejob aufgibt und sich gerade selbständig macht” zitiert. Für einen weiter verbreiteten Beruf hätte die Anonymisierung geklappt, aber die Seltenheit von Frauen in der Physik hatte die Person nicht berücksichtigt. In meiner 150 tausend Einwohner Stadt gab es vielleicht zwei Handvoll promovierte Physikerinnen, dazu kommt, dass es in dem Beruf absolut ungewöhnlich ist sich selbständig zu machen. Ich wurde dann von mehreren Seiten auf meine beruflichen Pläne angesprochen. Gottseidank hatte ich meinen Arbeitgeber schon informiert, sonst hätte dies im schlimmsten Fall meine Stelle gefährdet. Ich bin wegen dieser Erfahrung sensibel geworden und habe mir bei der Zeitungslektüre schon manches mal gedacht, wenn das mal gutgeht mit der Anonymisierung. Ich drücke Ihnen und vor allem Herrn Martin die Daumen. Ich wünsche mir, dass Sie diese Rückmeldung als Ansporn auffassen, die Anonymisierung der Protagonisten Ihrer Artikel vor der Veröffentlichung gedanklich noch einmal zu prüfen. – Christine Rüth


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Manuel Stark gelingt sehr es einfühlsam und mit viel Liebe die Situation seiner Oma dem Leser näherzubringen. Es ist völlig klar, dass eine Rente von 1249,47€ mal gerade so zum Leben reicht, vor allem dann, wenn man sich in wohlhabendem Umfeld bewegt. Die angesprochene Grundrente von 1000€ würde an der Situation leider auch nichts bewirken. Wohl aber die Wiederentdeckung des Subsidaritätsprinzips im sozialen Sicherheitssystem. Es ist doch keine Schande, ganz im Gegenteil ein Geschenk, wenn sich Familienmitglieder zur Unterstützung ihrer Verwandten bereiterklären. Die Oma darf den Fetisch der „Unabhängigkeit“ begraben, der macht nur einsam und die Gesellschaft darf gerne darüber diskutieren. – Hans-Peter Schmid


Leserbrief zu „Mit aller Macht“ von Uwe Jean Heuser

Es ist ja richtig: nun ist die deutsche Justiz an der Reihe, und in der Tat ist es mehr als nur „betrüblich“, dass diese offenbar erst durch einen Anstoß „aus Übersee“ richtig in Schwung kommt. Was aber soll die reichlich eingestreute Folklore: ist Winterkorn „nach Wildwest-Manier“ von den „Cowboys aus Amerika“ zur Strecke gebracht worden? Ich vermute, das waren sehr fähige Juristen-Kollegen, die mit einem ähnlichen Instrumentarium wie ihre Braunschweiger Kollegen sich in einem unterscheiden: sie haben es nicht mit der deutschen Ehrfurchts-Tradition zu tun, nach der unsere großen CEOs doch ein großes Stück über den „normalen“ Gesetzesbrechern angesiedelt sind und deshalb sanfte Behandlung verdienen. Deutschlands Spitzenverdiener im Knast? Wenn ja, dann weil sie Gesetze gebrochen haben und nicht, weil die Sitten des Wilden Westens über uns hereingebrochen sind. – Michael Fuhr


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Wenn ich meine persönlichen Erfahrungen mit Flüchtlingen auch nicht als Medizintourismus bezeichnen möchte, so  ist für mich schon bald deutlich geworden, dass von Anfang an eine gezielte Einwanderung in unser Gesundheitssystem stattgefunden hat. Zu Jahresanfang 2016 habe ich mich in einem „Cafe Asyl“ etwas mitengagiert. 2 von 3 Familien die ich damals häufiger getroffen hatte hatten behinderte und chronisch kranke Kinder  (von 4 Kindern : eines im Rollstuhl das andere chronisches Asthma) die andere Familie 2 von 3 Kindern gehörlos ( sie haben dann ein Cochlea Implantat bekommen.) Zu dieser Zeit ist mir  auch aufgefallen, dass ich vermehrt junge Frauen mit Kopftuch in der Stadt gesehen habe, die Kinder im Rollstuhl vor sich herschoben. Zur Zeit gebe ich einer 18 jährigen Irakerin Nachhilfe in Mathe (NIveau: 2. Klasse Grundschule); in der Familie: : 2 von 4 Kindern schwerstbehindert geistig und körperlich (beide haben ein Pflegebett bekommen  sowie einen High Tech Rollstuhl.) Des weiteren möchte ich noch anfügen, dass ich im Winter 2015/2016 bei der Betreuung einer kleinen Gemeinschaftsunterkunft mitgewirkt habe. Ein älteres Paar (ca 55 bis 65 Jahre alt) eine Familie mit 4 Kindern; ohne Behinderungen). Die Frau des älteren Paares tauchte erst nach einigen Wochen auf; es stellte sich heraus ,  dass sie aus dem Krankenhaus kam, wo sie einen Herzschrittmacher erhalten hat (erfahren von ihrem Bruder der seit längerer Zeit schon hier ist) Die Mutter der Familie war die erste Zeit häufig beim Zahnarzt, wo wohl erst mal die Zähne generalüberholt wurden. Danach kam sie ins Krankenhaus, wo ein Leistenbruch operiert wurde. Im Frühjahr 2016,  hatte der Vater einen Herzinfarkt. Die  Gesundheitskosten, die durch die  Flüchtlinge verursacht werden, werden natürlich tunlichst erst gar nicht gesondert erhoben; auch von journalistischer Seite wird das akzeptiert im Gegensatz zu Themen, bei denen unliebsame Manager oder Politiker angegriffen werden interessiert  das offensichtlich keinen  der sog Qualitätsjournalisten. Wenn es darum geht Handel und Industrie- der Grundlage für unseren Wohlstand – eins reinzuwürgen  werden keine Kosten und Mühen gescheut und selbstverständlich steht Journalisten da ein Extrakontingent an CO2 Emissionen zu Ich will ausdrücklich betonen, dass ich die Menschen verstehen kann, aber es kann nicht sein, dass unser Gesundheitssystem unkontrolliert von einer erheblichen Zahl Behinderter und Kranker dauerhaft bis an ihr Lebensende  in Anspruch genommen werden kann Da auch in Ihrem Blatt angeprangert wird, dass „kranke ,transportunfähige Personen“  abgeschoben werden, möchte ich hier die Anregung geben dass Sie mal recherchieren, auf welchem Weg und mit welchen Transportmitteln  denn diese kranken transportunfähigen Leute hierher gekommen sind (Das wäre doch eine schöne Aufgabe für Fr. Lobenstein  bestimmt findet sie heraus dass sie alle wegen der schlechten Bedingungen  erst hier bei uns krank geworden sind). – Ingrid Finkenzeller


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Ich war 30 Jahre lang Leistungskurs-Lehrer für Politische Wissenschaften am Lessing-Gymnasium in Berlin und habe ihren Leitartikel mit großem Interesse und Zustimmung gelesen. Das Thema Zukunft des Menschen und des Planeten lässt mich nicht los. Ziel meines Politik-Unterrichtes war es immer, junge Menschen für Politik und Gesellschaft zu sensibilisieren, Problembewusstsein und Handlungsmut zu schaffen. Ihr Artikel hat bei mir Erinnerungen an eine Leistungskursfahrt im Jahre 1998 (vor 20 Jahren!) nach Warschau geweckt, wo ich mir abends in einer stillen Stunde in einem Café wie so oft Gedanken über den Menschen und die Natur machte und dies dort niederschrieb. Ich habe diese Erinnerungen gestern nach Lektüre der „Zeit“ nochmal gelesen und würde Ihnen diese gerne mitteilen –  gerne auch den Lesern der „Zeit“, vielleicht erhöht dies ja die Nachdenklichkeit bei einigen Ihrer Leser. Vielen Dank für Ihre wunderbare Zeitung. – Lutz Robrecht


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Ihre Oma hat sich offensichtlich ihr ganzes Leben lang um die Familie und speziell um Sie gekümmert. Warum helfen Sie ihr nun an ihrem Lebensabend nicht mit Ihrem (hoffentlich „gerechten“)  Salär aus, das Sie bei der ZEIT verdienen, damit ihr das Putzen erspart bleibt? „Das Glas Wein am Ende der Chorprobe“ ist dann in Franken für Ihre Oma leicht erschwinglich. Das wäre nicht nur gelebte und ganz konkrete Generationengerechtigkeit, sondern würde uns Lesern außerdem so unverkennbar tendenziöse Artikel zum Thema Rentengerechtigkeit ersparen (wenn man von den Spekulationsverlusten Ihrer Familie in Hedgefonds einmal absieht). – Dr. Jörg Groß


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Der Mensch ändert sich auch zum Guten, wenn die Politik und die Medien endlich aktiv werden und Anreize geben! HALLO! Es wäre sehr schön, wenn Medien wie die Zeit dazu beitragen würden, z.B. indem sie genau=exakt an die Stelle in Ihrer Kantine, wo die Cola und die andern Softdrinks stehen, „LEI(S)TUNGSWASSER FIRST“ in gefüllten Glaskaraffen ermöglicht, der kleine Nudge, der in allen Kantinen der öffentlichen Hand ein kleines Wunder erzeugen würde! Ist nur ein Beispiel! Wenn – wie es allerdings gegenwärtig der Fall ist – allein gieriges Marketing Anreize setzen darf anstelle von lebenserhaltender Vernunft, werden immer mehr Menschen in immer größere Verwahrlosung und Unfreiheit abgleiten = FRESSEN, SAUFEN, DROGEN LEGALE UND ILLEGALE DISPLAY, KURZTRIP, BILLIGKLAMOTTEN, PHARMAKA, FETTER SUV!!! GERADE AUCH DIE MEDIEN HABEN ES IN DER HAND, OB SIE MITSCHWIMMEN ODER SELBST EINE ZUKUNFTSFÄHIGE KULTUR VORLEBEN UND POLITISCH EINFORDERN! – Dr. Annette Weber


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Danke für die gelungene Berichterstattung! Ihr Bericht erinnert mich an eine Veranstaltung mit dem Schriftsteller Kermani in Köln, bei der er eindringlich davor warnte, „die Flüchtlinge“ ausnahmslos als Opfer und als gute Menschen zu betrachten. Er erinnerte daran, dass es ja auch beim den Flüchtlings-Trecks nach dem 2.Weltkrieg alles gegeben hatte: Gute, Böse, Schlitzohren und moralisch hochstehende Menschen. So sei es auch mit den aktuellen Flüchtlingen. Zu den Flüchtlingen aus Aserbaidschan kann ich wenig sagen. Nur, dass auch mir in meiner Tätigkeit als Ärztin in einem Gesundheitsamt in NRW diese Fälle des „Medizintourismus“ begegnen. Ich habe eine Weile in Westafrika gelebt, um mich ein wenig dort auszukennen. Die Kultur, sich zu nehmen, was man zum Leben braucht, ist weit verbreitet. Privateigentum hat einen anderen Stellenwert. ( Ich erinnere mich aber auch an meine Kindheit auf dem Dorf, wo es bekannte Hühnerdiebe oder „Fasanenströpper“ gab – heute würde man sie als Klein- Kriminelle betrachten. Das wurde damals mit einem bewundernden Lächeln kommentiert) In Ghana war es normal, sich körperlich einzusetzen, wenn die eigenen Wünsche nicht erfüllt wurden – so sehr , dass jedes Krankenhaus mehrere „Laborers“ beschäftigte – große , kräftige Rausschmeißer. Diese „halfen“ dann beim Verlassen des Krankenhauses. Die Vorgänge in der Flüchtlingsunterkunft in Ellwangen entziehen sich meiner Kenntnis.  Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass kulturell andere Begriffe und Vorstellungen zur Eskalation beigetragen haben. Ich finde, dass wir alle ein besseres Verständnis fremder Kulturen benötigen. Wir leben nicht mehr auf einer Insel der Glückseligen. Uns werden dauerhaft Menschen fremder Kulturen begegnen. Also müssen wir lernen, zu verstehen und gleichzeitig unser Verständnis von Gerechtigkeit, Freiheit  – kurz unsere Grundrechte – durchzusetzen. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn türkische oder arabische Kinder von ihren Eltern geschlagen werden, wenn Lehrerinnen beleidigt und angegriffen werden. ( Hier könnte noch Vieles folgen) Diese klaren Aussagen und Standpunkte werden in unserer Gesellschaft dringend gebraucht. Daher bitte noch mehr von ihren differenzierten Artikeln! Danke! – Dr.Heusgen-Schloter


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Was ist ein gläubiger Christ? In den Augen von Monika Grütters steht er für Barmherzigkeit in der Flüchtlingspolitik. Sehen Wladimir Putin, Viktor Orbán und Jaroslaw Kaczynski das auch so? Zweifellos verstehen sie sich als engagierte Christen, ihnen „pathologische Auswüchse, entstellt von der Fratze des Fundamentalismus“ zu unterstellen, ist weltfremd. Das Spektrum dessen, was Christen an Wertvorstellungen vertreten, ist so breit, dass sich darauf zu berufen zu Beliebigkeit einlädt. Das lässt sich an Monika Grütters gut zeigen: Demokratie, Toleranz, Weltoffenheit mögen sie selbst auszeichnen, die katholische Kirche, auf die sie sich beruft, ganz und gar nicht. Im zweiten Vaticanum hat sie zwar zugestanden, Heil nicht exklusiv anzubieten, im Besitz vollkommener Wahrheit wähnt sie sich allerdings noch immer; Aussenstehende können daran nur partiell und zufällig teilhaben. Für einen Atheisten konstruieren sich Gläubige Gott nach ihrem Bild. Christliche Werte sind die eigenen Werte, für die sie Allgemeingültigkeit beanspruchen. In einem Kosmos, der Kopernikus, Darwin und Freud ignoriert. – Heinrich Maiworm


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Monika Grüttners plädiert in ihrem Beitrag „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ dafür, unsere Demokratie christlich zu fundieren. Sie schließt sich der Meinung von zwei juristischen Professoren an, dass die christlichen Religionsgemeinschaften einen Bestand von Gedanken, Verhaltensmustern, Werten und Verfahren erzeuge und reproduziere, der die Navigation der Gesellschaft erleichtere. „Die Autoren leugnen natürlich nicht, dass auch Nichtchristen, also Andersgläubige, Agnostiker und Atheisten jeweils aus ihrem Glauben oder ihrer Weltanschauung heraus demokratische Werte bejahen und leben.“ „Doch aus meiner Sicht“, fährt Grütters fort, „fördern eine strikte religiöse Neutralität des Staates und eine vollständige Privatisierung der Religion eben nicht Toleranz und Weltoffenheit.“ Doch wie steht es mit der Bejahung der demokratischen Werte durch die christliche Kirche? Die Geschichte lehrt uns, dass die christlichen Kirchen jahrhundertelang demokratische Werte bekämpft  und die Herrschenden bei der Unterdrückung des Volkes legitimiert haben. Die Menschenrechtserklärung der französischen Revolution 1789, eine der Wurzeln unseres demokratischen Werteverständnisses,  wurde von Papst Pius VI. als fundamentaler Irrtum und absurde Freiheitslüge, als Ausdruck menschlicher Hybris, ja geradezu als Teufelswerk  bezeichnet. Noch 1864 nannte Papst Pius IX. Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit für alle Menschen schlicht einen Wahnsinn, Rede- und Pressefreiheit galten ihm als Freiheit des Verderbens. Ihren Frieden mit der Demokratie und ihren Werten  machten die christlichen Kirchen erst vor wenigen Jahrzehnten in der Mitte des 20.Jahrhunderts. Frau Grütters blendet in ihrem Plädoyer für eine christliche Fundierung unserer Demokratie außerdem aus, dass bis heute Christen die Ausübung unserer  demokratischen Werte und Rechte verwehrt ist, wenn sie für einen der großen Arbeitgeber in Deutschland, die katholische Kirche und ihre Träger wie z.B. die Caritas, arbeiten. Zu Recht betont Frau Grütters den vom Bundesverfassungsgericht immer wieder ausgesprochenen Satz, dass die Meinungsfreiheit konstitutiv für unsere Demokratie ist. Für einen Chefarzt in einem katholischen Krankenhaus, der davon Gebrauch macht und sich zu einer Abtreibungsregelung äußert, gilt sie nicht: er wird entlassen. Die freie Entfaltung der Persönlichkeit, zu Recht der 2. Artikel im Grundgesetz, gilt nicht für die Leiterin eines katholischen Kindergartens, die eine zweite Ehe eingehen möchte: ihr wird deshalb gekündigt. Diese Beispiele der  Nichtanerkennung unserer demokratischen Werte durch eine christliche Religionsgesellschaft lassen sich beliebig vermehren. Solange im Namen des Christentums demokratische Werte negiert und missachtet werden, solange  sollten wir davon Abstand nehmen,  unsere Demokratie christlich zu fundieren. Ortlieb Fliedner, Autor der Bücher Warum soll ich wählen gehen? Wie funktioniert unsere Demokratie? Und Rechtsetzung in Deutschland – Gesetzgebung in der Demokratie. Ortlieb Fliedner


Leserbrief zu „Wer schafft es nach oben?“ von Martin Spiewak

Wenn sich bereits Dreijährige im Sprachschatz deutlich nach der Herkunft unterscheiden, wieso wird dann von den für die Bildung der Kinder verantwortlichen Politikern kein professioneller Sprachunterricht spätestens mit Eintritt in den Kindergarten / die Kita finanziell unterstützt? Bildung kostet Geld. Je später sie Kinder aus bildungsfernen Schichten erreicht, um so mehr. – Sabine Krause


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Seit über 10 Jahren habe ich die Printausgabe der ZEIT abonniert. Ich habe dies noch nie bereut. Die Zeitung lese ich mit größtem Interesse und diese Zeitung gehört mit Sicherheit zu den besten Qualitäts-Printmedien, wenn es nicht die beste überhaupt auf dem deutschen Markt darstellt. Selbstverständlich bin ich auch eifriger Leser von ZEIT-Online. Leider kann ich als Leser der Printausgabe viele Artikel bei ZEIT Online nur gegen Gebühr lesen. Keine andere Zeitung stellt zu einem angesprochenen Thema immer zwei Seiten gegenüber, dass macht die Zeitung so lesenswert. Jedes Ding hat immer und überall zwei Seiten. Zum aktuellen Titelthema: Herr Bernd Ulrich, und Frau Petra Pinzler sind im Presseclub des WDR schon mit ihren kompetenten Wortbeiträgen aufgefallen. Umso verwunderlich war es für mich zu erfahren, wie einseitig der Beitrag Lässt sich der Mensch ändern? dargestellt wurde. Insbesondere was den Einfluss der Politik – der verschiedenen Politiker unterschiedlicher politischer Couleur – auf die einzelne Privatperson betrifft. Beispiel: „Da gelten drastische Mittel politisch nur als korrekt, wenn massive Gefahren drohen, wenn jemand Gift in den Brunnen schüttet oder Grenzwerte überschreitet.“ Die Autoren haben sicherlich schon von der Nitratbelastung des Trinkwassers durch die landwirtschaftliche Gülle gehört. Die Autoren wissen ach, dass die Politik in der Landwirtschaft nach der Parole: Wachse oder Weiche ihre Zuschüsse verteilen. Das Überschreiten von Abgas-Grenzwerten in der deutschen Automobilindustrie wurde von den Politikern und ihren ihnen nachgeordneten Instituten (KBA)  jahrelang geduldet, wirkungsvolle Abhilfe der Abgasüberschreitungen wird in Kooperation mit den Herstellern verhindert. Von der Politik haben Sie keine Schwierigkeiten zu erwarten, anders als Privatperson. Gehen Sie als Privatperson in einen beliebigen deutschen Park, was sehen Sie: Es ist verboten…… Sie werden in keinen deutschen Park ein Schild finden auf welchen erkennbar ist, was erlaubt ist. Was passiert Ihnen als Privatperson, wenn Sie den TÜV Termin für ihr Auto überziehen? Bußgeld Was passiert Ihnen als Privatperson, wenn die Abgaswerte ihrer Heizung nicht in Ordnung sind und sie das nicht in festgesetzter Zeit abstellen? Bußgeld Was passiert Ihnen wenn Sie als Privatperson falsch parken? Bußgeld Jetzt wird ja von politischer Seite oftmals geäußert, dass bis zu 90% der Gesetze in Brüssel gemacht werden und nur in Deutsches Recht übersetzt werden müssen. Die EU hat Glühbirnen und Staubsauger mit bestimmter Leistung verboten, das trifft in erster Linie Privatpersonen. Aber es ist einfach und unkompliziert, die Privatperson hat es zu akzeptieren. Die EU ist nicht in der Lage – oder Willens –  ihre Grundsätze wie Rechtsstaatlichkeit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, in den Mitgliedsstaaten durchzusetzen (Polen, Ungarn, Slowakei) Bezüglich Euro Mitgliedschaft gelten keinerlei festgeschriebenen Kriterien, Schengen Abkommen gilt als obsolet. Dies ist auch nicht so einfach aber das ist Ihre ureigenste  Aufgabe. Jedoch es ist einfacher gegen Privatpersonen vorzugehen. Welche Steuern müssten um wie viel Prozent angehoben werden, wenn in Deutschland aus Vernunftgründen nicht mehr geraucht oder Alkohol getrunken werden würde? Es dürften einige Milliarden € fehlen. Wasser sei ein kostbares Gut wird uns erzählt, Fakt ist spart man Wasser wird es teurer, wegen der mangelnden Spülung der Leitungen Spart man Müll, kostet die Entsorgung mehr da die Kraftwerke nicht ausgelastet, die Fixkosten jedoch bleiben. Strom kann man an der EEX für 0,03 €/kWh an der Börse kaufen, Voraussetzung man ist keine Privatperson, der Privatverbraucher zahlt 0,30€/kWh. Früher haben wir gelernt, der Staat sind die Bürger sie bilden die Grundlage des Staates Heute wissen wir, es gibt den Staat mit der Krake Verwaltung im Hintergrund Der Bürger hat sich nach den Vorschriften des Staates zu richten.Bei realistischer Betrachtung genügen die 10 Gebote der Bibel.Wenn sich die Verantwortlichen daran halten würden, wäre die Welt ein bisschen besser. – Wolfgang Mayer


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Religion und Demokratie vertragen sich offensichtlich nicht sonderlich, sonst bräuchte es nicht so vieler undemokratischer Sonderrechte: Ein eigenständiges Arbeitsrecht erlaubt es den Kirchen, Mitarbeitern ihre Moralvorstellungen aufzuzwingen, Wiederverheirateten, Konfessionslosen und Homosexuellen mit Kündigung zu bedrohen, Löhne ohne Tarifverträge vom Arbeitgeber festzulegen und Streik für nicht vereinbar mit kirchlicher Arbeit zu erklären. Ganz zu schweigen von den Sonderrechten für nichtchristliche Religionen, Kinder zu verstümmeln (Beschneidung) und Tiere zu quälen (schächten). – Margot Neuser


 Leserbrief zu „Wer schafft es nach oben?“ von Martin Spiewak

Auch die Schulen sind wichtig! Natürlich hat Martin Spiewak Recht, wenn er schlussfolgert, dass die Förderung vor dem Schuleintritt enorm wichtig ist für den weiteren Bildungsgang eines Kindes. Aber ist es nicht ein  nie endend wollender Kreislauf? Der Einfluss durch das Schul- und Bildungssystem bleibt m.E. dennoch bestehen. Dazu gibt es in dem lesenswerten Beitrag von Martin Spiewak  selbst mehrere Hinweise: So zum Beispiel, wenn Spiewak  dem Bildungsforscher Martin Neugebauer folgend, darstellt,  dass die meisten Arbeiter-Kinder am Ende der Grundschulzeit verloren gehen und  ausführt „ dass die Selektion in Deutschland so früh ansetzt- nämlich in den meisten Bundesländern nach der vierten Klasse-, wirkt sich besonders nachhaltig aus.“ Bemerkenswert auch in diesem Zusammenhang die Äußerung des Bildungsforschers Karl Ulrich Mayer in dem  Zeit-  Artikel: „ Es gelingt nur einigen Ländern überdurchschnittlich gut, die Herkunftsunterschiede auszugleichen.“  Spätestens, wenn Martin Spiewak die Länder nennt, denen es gelingt, den Bildungsaufstieg von Kindern aus bildungsfernen Milieus am ehesten auszugleichen,  wird man an die Pisa-Studie von 2015 erinnert.  Es sind das nämlich Kanada, die Niederlande und die meisten skandinavischen Länder.  Bei den Bildungssystemen  in diesen  Ländern handelt es sich um integrierte Schulformen, in denen Schülerinnen und Schüler aller Leistungsstufen  bis zur achten oder neunten Klasse gemeinsam lernen. Die Pisa-Studie von 2015, deren Ergebnisse im Januar dieses Jahres veröffentlicht wurden, hatte aufgezeigt, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die aus einem bildungsfernen Milieu kommen und trotzdem gute schulische Leistungen erbringen, so stark angewachsen ist, wie in keinem anderen OECD-Land. Auch nach der Pisa-Studie ist Bildung in Deutschland etwas gerechter geworden, auch wenn in Fragen der Bildungsgerechtigkeit Deutschland immer noch unter dem Durchschnitt der OECD-Länder liegt. Nach Andreas Schleicher, der die Bildungsstudie koordiniert hat, ist die wichtigste Voraussetzung um den Teufelskreis aus sozialer Benachteiligung und schwacher Bildungsleistung zu durchbrechen, das gemeinsame Lernen von benachteiligten und leistungsstarken Schülerinnen und Schülern. Wichtig auch sein Hinweis, dass die Leistungssteigerungen der sozial Benachteiligten nicht auf Kosten der sozial besser gestellten geht.  Es bringt also doch was, das Voneinander und Miteinander Lernen. Wenn man bedenkt, dass inzwischen in fast der Hälfte der Bundesländer ein zweizügiges Schulsystem besteht, die Selektion also abgebaut wurde und in  Zahlen ausgedrückt,  laut Bildungsbericht,  die Zahl der integriert unterrichteten Schülerinnen und Schüler zwischen 2007 und 2016 von 700 000 auf 1,1 Millionen angewachsen ist,  so lässt sich auch schlussfolgern: Auch die Schulen können einen wichtigen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten. – Helmut Gattermann


Leserbrief zu „Im Eimer“ von Bernd Ulrich

Der Grundgedanke des Liberalismus ist es, die Gestaltungskräfte des Menschen dadurch zu entfesseln, indem man die Fesseln staatlicher Regeln weitgehend beseitigt. Und das scheint ja auf den ersten Blick global auch eine stürmische Entwicklung zu mehr Wohlstand ausgelöst zu haben – wenn auch u.a. zu dem Preis einer wachsenden Ungleichheit. „Leistung muss sich lohnen“, war der Slogan in den 90-Jahren und richtiger wäre der Slogan heute: „Kapitaleinsatz muss sich lohnen“. Mit Leistung hat das nicht mehr viel zu tun – leisten tun andere. Schauen wir in unsere Entwicklungsgeschichte, dann sehen wir, dass der Mensch über viele tausend Jahre davon geprägt wurde, dass er sich als klein und mit wenig physischer Macht ausgestattet gegen eine feindliche Umwelt behaupten muss. D.h. dass jeder Sieg gegen die Natur, jeder Sieg gegen überlegene Tiere, jeder Sieg gegen die Unbilden der Witterung ein Stück Existenzsicherung war. Das hat sich tief in der menschlichen Natur eingeprägt. Und später, als die Besiedelung dichter wurde und Menschen mehr und mehr in Konkurrenz kamen, kam der Sieg gegen Rivalen im Jagdrevier, um Ackerflächen, um Wasserstellen, um Macht und Einfluss hinzu. Wir sind programmiert auf das Muster „Sieg gegen“ – was wir auch im Sport als Grundmuster erkennen. Dieses Muster hat unsere technische Entwicklung und die Gestaltungskräfte, die der Liberalismus frei gesetzt hat, beflügelt. Es passt aber nicht mehr zu unserer Lebenssituation. Seit einer entwicklungsgeschichtlich sehr kurzen Zeit sind die Menschen nicht mehr klein und unterlegen, sondern in der Summe global dominant und eine Bedrohung für die eigenen Lebensgrundlagen. Moderne Deal-Maker in Wirtschaft und Politik haben selten das Ganze und meist nur den eigenen Vorteil im Blick. Wer Politik nicht als „Deal-Making gegen ….“ begreift, tut sich schwer, bei den Wählern anzukommen – unser Jahrtausende altes Lebens-Muster ist viel fest in uns verankert. Ein neuer Liberalismus müsste die Endlichkeit von Ressourcen – im Boden (z.B. Bodenschätze), in der Luft (z.B. Klima) und zu Wasser (z.B. Ökosysteme der Meere) und im sozialen System (Aufmerksamkeit und Kraft für den Mitmenschen – an Stelle des kräftezehrenden Kampf  um Reichtum und Macht) als Leitplanken fest in die Regeln einer neuen liberalen Ordnung einbauen. Sie müsste wahrnehmen, dass das alte Muster „Kampf gegen …“ ausgedient hat und ein „Kampf für …“ angesagt ist: Für den Erhalt unserer Ökosysteme, für ein friedvolles Miteinander, für einen kleinen ökologischen Fußabdruck, für …. Das ist eine Herkulesaufgabe, weil  es ein Kampf zunächst gegen  unsere eigenen durch äußere Umstände inzwischen untauglich gewordenen Lebensmuster ist. Jesus und andere Personen der Weltgeschichte haben das exemplarisch vorgelebt – insofern könnte im s.g. christlichen Abendland das „C“ eine wegweisende Funktion haben. – Tilmann Wolf


Leserbrief zum Titelthema „Lässt sich der Mensch ändern?“ von Gero von Randow und Bernd Ulrich

Ich hatte erhofft, insbesondere da es als Titelthema gewählt wurde, einen etwas zielführenderen Artikel zu lesen: Momentan habe ich das Gefühl, das wir uns als Gesellschaft angesichts der vielen äußerst drängenden Probleme und Herausforderungen daran gewöhnen, uns verschreckt, orientierungs- und ratlos durch die Zeit/ZEIT treiben zu lassen, ein recht und im Moment auch noch scheinbar bequemes Verhalten. Jedoch: Will man, also wir als Gesellschaft, wirklich etwas erreichen, benötigt man Ziele, schlüssige Konzepte, das ist der erste Schritt. Um dieses Ziele zu erreichen, ist zweitens Motivation erforderlich. Wie drückte es Antoine de Saint-Exupery so gut aus: „Lehre sie die Sehnsucht nach […] dem Meer!“ („Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer). Angst hingegen lähmt, deshalb bin ich mit ihrem Zitat „Die Erde schlägt zurück“, sehr unglücklich:  – Die Erde schlägt nicht zurück, wir sind ein Teil dieser wundervollen Erde! Wir stehen ihr nicht gegenüber, sondern sind komplett mit ihr und in ihren Lebensprozessen verwoben und vernetzt. Könnte es also sein, dass vielleicht ein wesentlicher Kern unserer Probleme in unserer Philosophie, der Sichtweise unseres Lebens und Wirkens besteht? („The real problems facing this planet are not economic or technical, they are philosophical“ E.F. Schumacher) Hierzu ein kleines Beispiel aus der alltäglichen Arbeit unseres Umweltbildungsprojektes, Veranstaltung „Kalle und das Klima“, Zielgruppe in diesem Fall: Schüler/innen der Klasse 4: Zu Beginn nehmen wir die Erde, einen kleinen Globus, in die Hand: Diesen kostbaren, im Weltall einzigartigen Planeten, mit Wasser darauf, umgeben von einer Atmosphäre, die uns atmen lässt, mit verschiedenen Erdböden, einem idealen Abstand zur Sonne und einer daraus resultierenden unendlichen Vielfalt von Leben! Diese Betrachtungsweise löst sofort einen Motivationsschub bei den Schüler/innen aus, all dieses Leben um uns herum zu erkunden, zu entdecken, unsere uns umgebenden Mit-Geschöpfe, Tiere, Pflanzen kennenzulernen und dieses Leben mit allen Sinnen zu erforschen: Salopp gesagt für die Bildschirm-Freunde: Ab nach draußen gehen, dort die beeindruckendste 3D-Grafik vorfinden die man sich vorstellen kann, sie riecht sogar, man kann alles anfassen, die eigenen Muskeln wachsen beim Erkunden, man fühlt sich dabei und hinterher wohl, auch noch kostenfrei – einfach (und) genial! Das ist unsere Motivation mit der wir starten! Zum sich daran anschließenden komplexen Thema einer nachhaltigen, klimaschonenden Lebensweise haben wir ein Klimamodell (Zimmergewächshaus, siehe Abbildung auf dem Flyer im Anhang) vorbereitet, ein einfaches Zimmergewächshaus, in dem „Kalle“ als Identifikationsfigur stellvertretend für uns Menschen lebt. Zunächst wie sein Opa, also vor rund 100 Jahren, im Einklang mit den Kreisläufen der Natur: Zum Heizen nutzt er Feuerholz, die Kuh steht auf der Weide, ihre Kuhfladen düngen, wodurch wiederum Gras wächst, der Kreislauf der Nährstoffe. Unter dem Dach des Gewächshauses kursieren die Kreisläufe des Wassers, der Stoffe  und der Gase munter vor sich hin, ein geniales Prinzip der Natur, das sich seit Jahrmillionen bewährt hat! Alles wird immer und immer wiederverwendet, es gibt keinen „Müll“ und somit könnten Kalle, seine Enkel und Urenkel in dieser kleinen Welt wunderbar über Generationen hinweg leben. Da Kalle neugierig ist, entdeckt er eines Tages tief in der Erde (im Fall des Modells unter einer Holzplatte) drei fossile Schätze, Kohle, Gas und Öl, und stellt fest, dass darin eine Menge Energie schlummert, die sich durch Verbrennung freisetzen und nutzen lässt: So beginnt er, denn „Kalle ist schlau“ (Zitat eines Schülers), Kohle zu verbrennen, um Strom zu erzeugen, Erdgas zu nutzen, um sein Haus zu heizen, Öl zu verbrennen, um Auto zu fahren, Flugzeug zu fliegen, Dünger herzustellen und eine schier endlose Palette unterschiedlichster Produkte herzustellen. Kalle lebt fortan „in Saus und Braus“, verbrennt Öl, indem er fliegt und fährt, verbrennt Gas, damit Haus und Duschwasser angenehm warm sind, die verbrennende Kohle im Kohlekraftwerke lässt seine elektrischen Geräte arbeiten. Eigentlich müsste er höchst zufrieden sein, denn es fehlt ihm an nichts – dennoch beschleicht ihn und die Schüler/innen ein leises Unbehagen: Irgendetwas kann hier nicht stimmen (Abgesehen von dem Argument, dass die Rohstoffe, auf dem sein derzeitiges Leben basiert, endlich sind). Der Charme des Modells ist es, nun genau das, was wir Menschen nicht wahrnehmen können, sichtbar zu machen: Die Schüler/innen zeigen Kalle, worin sein Problem besteht: Sie machen das Gas CO2, das ja in großen Mengen bei der Verbrennung der fossilen Rohstoffe freigesetzt wird, (Wissenschaftlich ist es nachweisbar, mittlerweile sind es 400 ppm in der Atmosphäre, im Vergleich zu 280 ppm in vorindustrieller Zeit) sichtbar, in Form von Rauch: So wird in der Erde, also unter dem Holzboden, ein Räucherkegel entzündet, und es steigt neben den fossilen Verbrennungsstationen Auto, Flugzeug, Haus, Supermarkt, Kohlekraftwerk durch kleine Löcher „CO2-Rauch auf. Der sichtbare „CO2-Rauch“ „spielt“ also das für Kalle nicht wahrnehmbare Gas CO2. Sofort ist klar erkennbar: Das CO2 reichert sich in der Atmosphäre an, die Gewächshausatmosphäre färbt sich milchig-trüb. Dadurch wird erkennbar und erklärbar: 1.) Dass sich Sonnenstrahlen, die zuvor in der glasklaren Atmosphäre auch in den Weltraum zurückreflektiert wurden, nun in der sich milchig färbenden Atmosphäre „verheddern“, (-so drücken es die Kinder aus) und sich diese sich dadurch erwärmt und 2.) dass die Ursache für die vielen, vielen Probleme, die Kalle hat, eigentlich recht einfach zu erklären ist: Er hat „einfach“ ein Naturgesetz aus den Augen verloren: Das Naturgesetz des Kreislaufes! In unseren Veranstaltungen beginnt nun der spannendste Teil: Auf kleinen Karteikärtchen überlegen und notieren die Schüler/innen, was Kalle zukünftig ändern kann und sollte: Wie kann er Strom erzeugen, ohne fossile Engergieträger zu verbrennen und CO2 freizusetzen? Wie kommt er von A nach B, ohne ohne fossile Engergieträger zu verbrennen und CO2 freizusetzen?, usw. (Eine Auswahl der Kärtchen aus einer Veranstaltung im April, Klasse 4, Grundschule Langendamm: Siehe Anhang). Nachdem diese kleinen, stets sehr individuellen und mit großer Begeisterung und großem Nachdruck erdachten  „Klimaschutzkonzepte“ erstellt werden, heißt es dann innehalten, die Situation unter der Gewächshauskuppel noch einmal kritisch reflektieren und befriedigt feststellen: Ja, auf diese Art und Weise können auch Kalles Enkel (wieder) gut auf dieser Erde leben! Das begehrte „Klimaarmband“, das jedem/r Schüler/in abschließend um das Handgelenk gebunden wird, erinnert an die Inhalte und daran, dass bereits etwas gewonnen ist, wenn jeder Schüler etwas von diesen Ideen in die Tat umsetzt. Werden sogar viele Menschen aktiv, dann können wir gemeinsam eine ganze Menge erreichen und bewirken.Das Resümee dieser Veranstaltungen lautet also:  Es heißt für Kalle, wie im wahren Leben, nun, weiter zu lernen (!) Ich stelle ich mir die Frage nach unserer Lernkurve: Wie lernfähig sind wir als Einzelpersonen, aber auch wir als Gesellschaft, als Deutschland? Um eine derartige Herausforderung bewältigen zu können, benötigt es einerseits intellektuelle Intelligenz, um nötiges Wissen zu vermitteln, und zudem viel emotionale Intelligenz, der Motor für jedwede Motivation. Und es benötigt natürlich zusätzlich sehr viel Mut! (Siehe auch das Buch „Kollaps“ von Jared Diamond, in dem er beschreibt, wie und ob in der Vergangenheit Gesellschaften, deren  Existenz bedroht wurde, ihre Lebenssituationen meisterten oder scheiterten). Dabei wünschte ich mir, dass wir neben der beschriebenen – Frage der Philosophie, (also uns als Lebewesen auf diesem phantastischen, einmaligen Planeten zu begreifen, es zu genießen und dafür Verantwortung zu übernehmen) – und der Erkenntnis, zu lernen in Kreisläufen zu denken, unbedingt den Blick auf das Positive, Zielführende richten, als unerlässliche Motivation für Veränderungen: Denn alles hat seine zwei Seiten: Fahre ich „weniger“ Auto, dann erlebe ich beim Radfahren, Laufen, etc. doch eine Menge, also „mehr“!: Ich benutze meine Muskeln, ich rieche, entdecke, höre, es entstresst, meine innere Stimme meldet sich zu Wort,- das alles kommt doch, ganz egoistisch gesehen, mir selbst zugute, und es kostet nicht einmal einen Cent. – Ein riesiger Gewinn für mich, ein vielfaches „mehr“! Ebenso kann ich es betrachten, wenn ich meinen Konsum reduziere, also zwar „weniger Konsum“: Dafür habe ich „mehr“ Geld zur Verfügung (kann vielleicht sogar etwas weniger Zeit in einkommensbedingte Arbeit investieren), „mehr“ Zeit, somit „mehr“ persönliche Freiheit für mich, „mehr“ Raum für Entdeckungen, Erlebnisse, Entfaltung, um eigene Ideen entstehen zu lassen. Mit dieser Betrachtungsweise wünsche ich mir, dass wir als Gesellschaft unsere philosophische Sichtwieise beleben: Statt der vielen „Knopfdrücke“ die uns vielfach vermutlich persönlich auch verarmen lassen, und mit denen wir unbewusst oft ganze Kaskaden von Stoff- und Energieströmen in Bewegung setzen und damit verbunden, CO2-freigesetzt wird, lebendige, frische Energien, die vielleicht manchmal zunächst verblüffend einfach und farblos erscheinend daherkommen (Picknick, Radtour, Brotdose, Thermosflasche, Komposterde, Gemüse selbst anbauen, etwas anpflanzen, reparieren statt wegwerfen, mit Freunden etwas unternehmen, basteln, Blumenstrauß aus dem eigenen Garten, einen Weidenkorb flechten, etc.),  die jedoch unser persönliches Lebens-Konto, unser vielleicht persönlich kostbarstes Gut, außerordentlich bereichern können, und zudem häufig, ein interessanter Nebeneffekt, erstaunlich wenig kosten, und zusätzlich letztlich das Gewissen entlasten, positiv auf unserem Lebens-Konto zu verzeichnen sind und, da„Enkel-freundlich“, zusätzlich auch auf dem unserer Nachfahren. Vielleicht ist es für Sie interessant, das Thema einmal aus der Sichtweise der Umweltpädagogik zu betrachten und kann Ihre Arbeit durch den einen oder anderen interessanten, vielleicht hilfreichen Aspekt bereichern. Ich bedanke mich für die Möglichkeit, Ihnen meine Gedanken und Erfahrungen auf diesem Wege mitteilen zu können. – Petra Walentowitz


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

In dem oben genannten Artikel begründet Frau Grütters, warum sie in ihrem Büro im Kanzleramt aus persönlicher Veranlassung ein Kreuz aufhängt. Sie möchte ihre religiöse Überzeugung, diesem Staat im Rahmen des Grundgesetzes und ihrer religiösen Überzeugung zu dienen, zum Ausdruck zu bringen. Man stelle sich vor, eine andere, in Deutschland aufgewachsene und durch die vom Grundgesetz geprägte Gesellschaft sozialisierte Frau wäre Staatsministerin für Kultur und Medien. Der einzige Unterschied wäre, die Frau ist Muslima und möchte in gleicher Weise diesem Staat im Rahmen des Grundgesetzes und ihrer religiösen Überzeugung dienen und ebenso ihre religiöse Überzeugung zum Ausdruck zu bringen. Als Muslima hat sie die Möglichkeit, aus diesem Grund ein Kopftuch zu tragen. Das Tragen eines Kopftuches wird derzeit sehr kontrovers von unterschiedlichen Gruppen aus unterschiedlichen Gründen diskutiert. Wenn ich die im Artikel getroffenen Aussagen auch bezüglich der religiösen Neutralität des Staates zugrunde lege, gäbe es aus meiner Sicht keinen rechtlichen Ansatz, das Tragen des Kopftuches in dem konstruierten Fall zu verbieten. – Dr. Wolfgang Mundel


Leserbrief zu „Mehr Kritik wagen“ von Shimon Stein und Moshe Zimmermann

Shimon Stein und Moshe Zimmermann erwähnen die vor 40 Jahren von George W. Ball gestllte Frage: „Wie Israel vor sich selbst retten?“, und sie beziehen sich bei der Suche nach Antworten zur Klärung der bestehenden Konflikte auf die jüdische Geschichte. Die ist nicht nur neueren Datums, sondern spielt in Form der Erzählungen der Thora eine bedeutuende Rolle für jüdisch geprägte Identitäten und Kultur. Und da sehe ich einen Ansatzpunkt zur Beantwortung aller Fragen, die mit der Sicherheit sowohl Israels als auch Palästinas zu tun haben. Die Erzählungen der Thora beruhen eben nicht auf gesicherten historischen Tatsachen, sie sind auch keine Mythen, sondern Allegorien, die dazu dienten, das Selbstverständnis der Juden zur Zeit der Entstehung dieser Erzählungen zu stärken – entsprechend den Anforderungen der Existenzsicherung der damaligen Zeit mit exklusivem Gottesbezug, der eben auch leicht zum generellen Überlegenheitsanspruch werden kann. Gegenwärtig geht es nicht darum, das Existenzrecht Israels in Frage zu stellen, auch nicht um eine substanzielle Entwertung der angesprochenen Allegorien – allen voran des Auszugs aus Ägypten und der damit verbundenen Werte –, allerdings sollten, weil es sich nicht um Tatsachenberichte handelt, aktuell keine territorialen und moralischen Ansprüche daraus gezogen werden. Wenn das akzeptiert würde, wäre die Basis zur Verständigung mit den Nachbarn Israels schon mal gefestigter als momentan – jedenfalls als Bereitschaft zum Entgegenkommen von jüdischer Seite aus. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Haltung verschiebt man nicht mal eben“ von Marc Brost und Tina Hildebrandt

Wie das mal so ist, der erste Blick fällt auf die Frage bzw. die Antwort des MP zur Massentierhaltung und macht mich sprachlos. Mit der Folge, dass ich nun schreibe. Für wie blöd schätzt dieser MP sein (Wähler-) Volk ein, dass er die heutige Massentierhaltung der konventionellen Landwirtschaft zuordnet? Dreist ist es darüber hinaus, für diese Form der Tierhaltung den Verbraucher verantwortlich zu machen! … Am Ende der Produkt-Veredelungs- Kette-Fleisch steht ja wohl auch die Verseuchung des Grundwassers mit Nitrat, für die dann – logisch – auch der Verbraucher haftbar gemacht wird. Bleibt nur noch die Frage, ob hier ein Gefälligkeits-Interview zugestanden wurde? Ein Interview mit kritischen Fragen zur Zwischenbilanz nach 12 Monaten Schwarz/Gelb in NRW stünde der Zeit gut zu Gesicht! – Rolf Schulz


Leserbrief zu „Was ist los mit dir, du Land der Bayern?“ von Georg Seesslen

Ich habe Ihren Artikel über Bayern der ZEIT Nummer 20 gelesen. Ihren Befunden im ersten Absatz könnte ich noch – leider – aus vollstem Herzen zustimmen, aber dann wurd’s immer schräger, weil Sie sich mit so vielen sachlichen Fehlern selbst den Wind aus den Segeln genommen haben. Nur ein paar kleine Beispiele: Ein kurzer Blick in einen historischen Atlas hätte Ihnen geholfen zu erkennen, dass Bayern seine heutige geografische Gestalt nicht Ende, sondern zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Folge des Wiener Kongresses 1815 erhielt. In welche Regionen teilen Sie denn Bayern ein? Welche Pfalz meinen Sie? Die rechtsrheinische, welche schon von den Nazis als Teil Bayerns aufgelöst wurde und als Folge des Zweiten Weltkrieges dann dem neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz zugeteilt wurde? Oder reden Sie von der Oberpfalz? Dann heißt es aufpassen, denn die echten Oberpfälzer mögen es gar nicht, wenn sie salopp als Pfälzer benannt werden? Seit wann ist das Allgäu eine der großen Regionen Bayerns? Da könnten Sie auch den Rupertigau oder den Gäuboden oder das Oberland oder das Knoblauchsland oder die Wiese hinter meinem Haus als solche bezeichnen. Auch der Bavaria werden Sie nicht so ganz gerecht, denn den Anblick der Statue über der Theresienwiese verdanken die Besucherinnen und Besucher des Oktoberfestes ganz bestimmt nicht dem König Ludwig III., sondern dem ersten Ludwig, der sie in den Jahren 1843 bis 1850 dortselbst hat errichten lassen. Jetzt lassen wir’s, denn es reicht eh schon – nur eins noch: wenn Sie vielleicht irgendwann den Illustrator dieser Seite mal treffen sollten, richten Sie ihm bitte aus, so eine Lederhose, die da auf der Wäscheleine baumelt, trugen in den Fünfzigern eventuell die Jungs in Gelsenkirchen, Darmstadt oder Hamburch, aber ganz gewiss nicht in Bayern. – Fritz Hausbacher


Leserbrief zu „Wer schafft es nach oben?“ von Martin Spiewak

Der schwierige soziale Aufstieg. Ja, es gibt noch Jugendliche, die kein Abitur machen und einen Ausbildungsberuf erlernen, Gott sei Dank, wer würde sonst in Zukunft meine Heizung fachgerecht reparieren, das Dach neu decken? Nein, es gibt nicht zu wenig Akademiker in Deutschland, eher zu viele, denn fast täglich erscheinen neue Studien, ähnlich denen, die diesem Bericht zugrunde liegen, die wenig Informationsgewinn, dafür aber, wie in diesem Fall, viel Verunsicherung für Eltern mit sich bringen. Ja, in Krankenhäusern müssen Abteilungen geschlossen werden, aber nicht weil es zu wenig Ärzte gibt, Ursache sind vielmehr die fehlenden PflegerInnen und AbsolventInnen anderer Assistenzberufe. Immer wieder wird  unser Bildungssystem kritisiert, weil es zu wenig Abiturienten und damit mögliche Hochschulabsolventen liefere und die betroffenen Jugendlichen um ihren „Weg nach oben“ betrogen werden. Viel zu wenig, wie auch in diesem Artikel, wird darauf verwiesen, dass z. B. einem Handwerksmeister oder einem Fach-Informatiker sowohl ein sozialer als auch ein finanzieller Aufstieg möglich ist. Ja, in anderen EU-Ländern, wie z. B. in Italien und Spanien gibt es prozentual mehr Hochschulabsolventen als in Deutschland, allerdings sind die Arbeitslosenzahlen für sie seit Jahren zweistellig. Nur etwa für jeden vierten gibt es einen entspechenden Arbeitsplatz. Viele warten jahrelang auf eine ihrer Ausbildung entsprechende Anstellung – sozialer Aufstieg ist für sie ein Phantom, kein für uns nachahmungswertes Modell. Ja, die Eltern haben in Deutschland einen entscheidenden Einfluss auf die Schulbildung und die Berufswahl ihrer Kinder. Diese Erkenntnis ist weder neu, noch bedarf sie regelmäßiger Überprüfung durch wissenschaftliche Untersuchungen. Das immer wieder zu bedauern, ändert nichts und schafft nur Frustration, denn praktikable Änderungsvorschläge fehlen auch im vorliegenden Textbeitrag. Der Hinweis, dass Bildungsgerechtigkeit bereits vor dem Kindergarten beginne, erzeugt bestenfalls Ratlosigkeit bei den LeserInnen. Dass sich Kinder am Bildungsgang und an den Berufen ihrer Eltern orientieren, was sich für unsere Gesellschaft positiv auswirkt, ist leicht nachvollziehbar wird jedoch leider durch solche Texte infrage gestellt. Eine Auswirkung: Immer weniger Handwerksbetriebe finden eine Nachfolge innerhalb der Familie. Nein, unser Bildungssystem ist nicht perfekt, aber es ermöglicht z. B. gut qualifizierten Nicht-Abiturienten nach Abschluss einer Berufsausbildung, auch ohne Abitur, ein Hochschulstudium aufzunehmen. – Manfred Arnold


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Möge die Macht mit Herrn Sussebach sein, wenn der Kacksturm nun über ihn kommt. Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling? Da kommen Menschen, die vor Feuer und Tod, vor vollendetem Wahnsinn fliehen sowie auch solche, die großzügige Leistungen einfach auf lau kassieren wollen? Diese gar einfordern, ohne ein Anzeichen von Respekt? Damit muten Sie uns aber einiges zu: Die Hinzugekommenen sind nicht nur „lieb“ und nicht nur „böse“? Da gibt es Unterschiede? Sehr große sogar? Und auch noch unzählige Schattierungen hierzwischen? Wie meinen? Was ist los?? Sehe ich das richtig, dass Die Zeit jetzt endlich differenzieren möchte, wo es schon immer Differenzen gab? Sehe ich richtig, dass Sie nun auch der Öffentlichkeit zutrauen möchten Differenzen zu verstehen? Haben Sie keine Angst mehr, dass der „politikinteressierte Jürgen aus dem Fußballverein, der Israel für ein Apartheitsregime hält“ (Herr Weisbrod in einer Ihrer letzten Ausgaben) gleich die Naziuniform seines Großvaters vom Dachboden holt und zur Generalmobilmachung im Schrebergarten bläst? Möchten Sie tatsächlich einen Diskurs beginnen, der diesem ganz speziellen Spätsommermärchen noch das erträumte Ende geben könnte? Dann bleiben Sie am Ball. Dann werden ich Sie auch wieder lieben. Und meine Angetraute wird nicht wiederholt unser Zeit-Abo per Veto vor meiner Verzweiflung retten müssen. Liebe Zeit, ich möchte Ihnen, und ganz besonders Ihnen, lieber Herr Sussebach, alles alles Gute auf Ihrem Weg wünschen. Er wird kein leichter sein. Und spannen Sie in stürmigen Zeiten einen festen Schirm auf. Ich stehe Ihnen mit Herzen und Hand zur Seite. – Dennis Lau


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Ich war enttäuscht, als ich den Beitrag zu Ende gelesen hatte. Es wird lediglich die Sichtweise und die Erfahrung eines Arztes thematisiert. Von der „Zeit“ hätte ich mir  eine differenziertere Berichterstattung gewünscht. Dieser Artikel ist unseriös, tendenziös und faktenfrei. Hoffentlich wird das Thema in einer späteren Ausgabe wieder aufgegriffen, unter Einbeziehung von Behörden, anderen Ärzten und Betroffen. – Matthäus Masé


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Diesen Artikel im Inhaltsverzeichnis mit „Armut“ zu betiteln, ist ja wohl ein schlechter Witz und ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und als Rentnerin mit 700,00 € auskommen müssen. Geld verzockt und immer auf zu großem Fuß gelebt – es ist kaum zu glauben, dass die Dame Buchhalterin und Steuerinspektorin war! Raten kann man ihr nur, diese absolut überflüssige Sterbegeldversicherung aufzulösen oder zumindest ruhig zu stellen. Was für ein Mausoleum soll das denn werden für 816,00 €, die sie jährlich einzahlt bis zum 85.  Lebensjahr. Unter die Erde kommt sie auch ohne Versicherung! Für die 68 €, die sie damit einspart, kann sie eine Menge Cappuccino trinken – und auch mal ein Glas Wein. Übrigens, Freunde, die sich nach den Finanzen richten, sind keine Freunde und spätestens seit diesem Artikel weiß eh jeder Bescheid. Und nicht vergessen, es gibt Menschen, die wirklich arm sind! – Martina Preuschoff


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Mit Interesse habe ich ihren Essay mit der Überschrift „Wieviel Religion verträgt die Demokratie?“ gelesen. Darin stellen Sie eingangs sehr gründlich und sachlich die gegenwärtige Situation unserer Gesellschaft dar. Diese vorbehaltlose Bestands-aufnahme ist nicht gerade häufig anzutreffen. Daher danke ich Ihnen dafür außerordentlich. Im weiteren Verlauf des Textes verlassen Sie aus meiner Sicht leider diese unvoreingenommene Betrachtungsweise. So ist unsere heutige kulturelle Identität nicht allein durch die „einzigartige Prägekraft“ der Kirche in den vergangenen 2000 Jahren entstanden. Sie wurde ebenso durch die pathologischen Auswüchse der Kirche in Vergangenheit und Gegenwart sowie durch Gewalt im Namen des Glaubens stark beeinflusst. Das soziale Engagement der Kirche wird nicht durch Selbstlosigkeit und Verzicht der Funktionäre getragen. Grundlage dieses Engagements sind vielmehr die sehr umfangreichen Schenkungen an Ländereien und Immobilien sowie die seit fast 200 Jahren gezahlten jährlichen Entschädigungen für die an die Gesellschaft (vertreten durch den Staat) zurückgeführten Grundstücke. Ich halte es für einen Irrtum anzunehmen, ohne Kirche gibt es keinen Glauben. Damit werden Voltaire, Heinrich Heine , Johann Wolfgang von Goethe und die Kräfte der Aufklärung und deren Erfolge geradewegs unterschlagen. Spirituell abstinente, bindungslose und genußsüchtige Menschen sind nicht eine Folge der SED-Diktatur. Diese Menschen hat es immer gegeben. Religion schützt nicht vor dieser Erscheinung, sie bemäntelt sie lediglich. Im Gegensatz zur langen Geschichte der Kirche, in der sie die uneingeschränkte Macht in der Gesellschaft hatte und diese beherrschte, haben sich die Menschen als Individuum in der Demokratie Freiheiten erkämpft. Dazu gehört auch, sich frei im öffentlichen Raum unter Wahrung seiner Privatsphäre und seiner Anonymität ungestört aufhalten zu können. Diese elementare Freiheit ist die Grundlage für den sozialen Frieden. Deshalb wird jede unbegründete Personenkontrolle als eine Verletzung dieser Freiheit, als Aggression, als Diskriminierung erfahren. Wo beginnt nun aber Missbrauch, wo die Verletzung der Anonymität? Wenn eine unbegründete Ausweiskontrolle bei Menschen auf der Straße Ausdruck von Gewalt ist, so ist es das ebenso, wenn jemand ohne Grund anderen seine eigene Identität aufdrängt. Der soziale Frieden im öffentlichen Raum hält nur so lange, wie sich alle an diese elementaren Grund-regeln des Zusammenlebens halten. Trotz des Grundsatzes der Anonymität in der Öffentlichkeit wollen Menschen aus Kulturen anderer Länder jedoch ihre religiöse Identität zur Schau tragen und sich durch ihre Religion von anderen unterscheiden. Es gehört zur Selbstverleugnung, wenn auf die Frage, wie kann ich meine islamische Religion ausüben, ohne abgestempelt zu werden, niemand antwortet: „mein Herr, Sie sollten anderen Leuten nicht aufdrängen, dass Sie Moslem sind! Man übt seinen Glauben doch nicht auf der Straße oder auf der Arbeit aus! Glauben und Sexualität sind intime Angelegenheiten und gehören ins Privatleben. Leider ziehen es viele Intellektuelle immer noch vor, die politischen Absichten religiöser Systeme zu ignorieren und die Augen davor zu verschließen. Sie verwechseln gern das Predigen von Dogmen in der Öffentlichkeit mit der individuellen Freiheit, das zu tun, was einem gefällt. So unterwandern islamische Dogmen den öffentlichen Raum, um später die Freiheit aller zu kippen. Dogmen schleichen sich in den öffentlichen Raum, um zur Normalität zu werden, zu Gesetzen, zur Scharia. In Teilen Englands ist diese Entwicklung bereits weiter vorangeschritten. Neben dem Recht des Staates gilt bereits teilweise die Scharia. Die Verleihung des Echo-Preises an Kollegah&Farid Bang ist dafür ein sichtbares Zeichen. Verharmlosung von NS-Verbrechen, Verherrlichung von Gewalt und Herabwürdigung der Frauen (bitches = Schlampen, Huren) werden im Rahmen der Selbstverleugnung und Toleranz geduldet, wo in anderen Fällen Volksverhetzung bestraft wird. Obwohl ich nicht alle Ihre Bewertungen der Tatsachen teile, Hält die Demokratie einen Diskurs darüber sicherlich aus. Dafür danke ich Ihnen noch einmal herzlich. – Reinhard Schmolling


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Ihr „Plädoyer für das Bekenntnis zum Kreuz“ wirkt sympathisch, weil es im Unterschied zu anderen auf geglaubter und gelebter christlicher Überzeugung zu beruhen scheint. Eine solche Einstellung neigt zu eingeschränkter, glaubensbedingter Wahrnehmung der Realität. Wenn Demokratie vom Diskurs lebt, wie Sie schreiben, müsste doch zunächst nach der Diskusfähigkeit von Menschen in einer Demokratie gefragt werden: ihrer „Bildung“, ihrem Stand der „Aufklärung“, ihrem Wissen (z.B. über „die Demokratie“, die eigene Religion und die von anderen), ihren Bedürfnissen und Interessen, die das Denken und Verhalten ebenso befördern wie behindern können. Es ist begreiflich, dass Sie aus Ihrer christlichen Sicht Frau Merkel „bis heute dankbar“ sind, „im September 2015 christliche Werte wie Barmherzigkeit zum Leitbild ihrer Flüchtlingspolitik gemacht“ zu haben. Aber merken Sie gar nicht, wie unglaubwürdig sowohl Ihre glaubens- wie loyalitätsbedingte Dankbarkeit auf all jene wirken muss, die zum Opfer einer „Flüchtlingspolitik“ geworden sind, der eben jenes „Leitbild“ verloren gegangen ist – schon beim „Deal“ mit Erdogan, der kein Barmherzigkeitsdeal war, und dann all den unbarmherzigen Folgen dieser Politik innerhalb und außerhalb der EU bis heute? – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „Hau den Heiko“ von Josef Joffe

Die angeführten Argumente entsprechen in keiner Weise den historischen Tatsachen. Von einen  Zeit- Mitarbeiter hätte ich mehr Recherche erwartet. Die historischen Tatsachen werden verschwiegen bezw. passend gemacht. Karl-Eduard von Schnitzler hätte seine Freude mit Herrn Joffe. – Klaus Ruscher


Leserbrief zu „Wie viel Religion verträgt die Demokratie?“ von Monika Grütters

Wir leben in einer von christlicher Kultur geprägten Gesellschaft. Da sollte man das Kreuz  als besonderes christliches Symbol eigentlich für selbstverständlich ansehen und sich freuen, wenn  man es in der Umwelt entdeckt. Die „Entchristlichung der Gesellschaft“ ist Gott sei Dank bei vielen Kindern noch nicht angekommen. Nach meinen langjährigen Erfahrungen mit Grundschülern im Religionsunterricht haben Kinder ein großes Bedürfnis nach Religion, Glauben und Kirche, das in den letzten Jahren sogar noch gewachsen ist. So wie die Kleinen fühlen, dass Glaubensinhalte ihr Leben bereichern und nicht einengen, ihnen vor allem Orientierung und Sicherheit geben,  sollte  vielleicht auch mancher Erwachsene christliche Werte ernster nehmen. Dem gemeinsamen Miteinander würde es gut tun, würde letztlich auch unsere demokratische  Grundordnung fördern. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Boni für erfolgreiche Politiker!“ von Uwe Jean Heuser

Den Ausführungen von Frau Dr. Dambisa Moyo stimme ich vollinhaltlich zu. Vor allem begrüße ich ihren Vorschlag, die Bürger „im Rahmen ihrer Bürgerpflichten“ einen (Befähigungs-)Test absolvieren zu lassen, bevor sie zur Wahl zugelassen werden. Da viele Menschen entweder wenig gebildet sind und/oder „sich nicht an der Zivilgesellschaft und an politischen Debatten beteiligen,, sollte es das vorrangige Ziel der Demokratie sein, für so viele gut informierte Wähler wie irgend möglich zu sorgen“. Eben wegen dieser sehr unterschiedlichen und oftmals sogar gänzlich fehlenden Voraussetzungen der Bürger zur Teilnahme an politischen Wahlen, deren abgegebene Stimmen aber dennoch völlig gleichwertig gezählt werden, habe auch schon wiederholt die Einführung eines Wahlbefähigungstests vorgeschlagen, bin dabei aber stets auf einhellige Ablehnung gestoßen – leider. Die Ablehnung gipfelte in der kecken Bemerkung meiner lieben Frau: „Dann bist Du wohl bald der Einzige, der noch wählen darf“ … – Uwe Schuldt


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Ich hab mich sehr gefreut, dass dieses Thema in Ihrer Zeitung aufgegriffen wurde, bin dann aber letztendlich sehr enttäuscht über den Beitrag. Meines Erachtens repräsentiert genau „diese Oma“ nicht den Personenkreis, den wir in den Fokus rücken sollten. Meine Mutter, 83 Jahre, hat Ihr leben lang gearbeitet, Kinder erzogen und hat eine Rente von 980.- Euro. Das sind ironischer Weise immer ein paar Euro zu viel, um staatliche Hilfen zu bekommen. Im Gegensatz zur dargestellten Rentnerin hatte sie aber wie zigtausend andere Rentner niemals die Möglichkeit eine „Summe“ in irgendeiner Weise zu verzocken und ihr Geschmeide zur Schau zu stellen. Das ist das selbst gewählte  Risiko, das man bei Geldanlagen eingeht. Bei einer Rendite hätte es höchstwahrscheinlich keine Beschwerden gegeben. Nur um es noch zu erwähnen, auch meine Mutter ist zusätzlich putzen gegangen, hat eine Wohnung, bei der ein Tausch keine finanzielle Erleichterung bringt, hat sich aber niemals beklagt und lädt gern ein, um ihre Unabhängigkeit zu behalten. Selbstverständlich wird sie von ihren Kindern und Enkeln unterstützt, die das als Selbstverständlichkeit ansehen. – Lutz Achterberg


Leserbrief zu „Was ist los mit dir, du Land der Bayern?“ von Georg Seesslen

Dem o.g. Artikel von Georg Seesslen kann ich inhaltlich durchaus zustimmen. Rein faktisch haben sich aber einige grobe Schnitzer dort eingeschlichen, die ich in einer anspruchsvollen Wochenzeitung nicht erwartet hätte und die ich deshalb gerne ansprechen möchte. Es ist richtig, dass der bayerische König Max II. zahlreiche Aktivitäten ergriff, um dem Volk via Kultur eine Corporate Identity zu verleihen und es zudem emotional an das Königshaus zu binden. Diese Initiativen stammen aber nicht wie beschrieben vom „Beginn des 19. Jahrhunderts“ – Max II. kam erst 1848 nach dem Rücktritt seines Vaters, Ludwig I., der über die Lola-Montez-Affäre „gestolpert war“, auf den bayerischen Thron, und seine Initiativen sind auch ein Reflex auf die in Europa immer wieder aufflammende bürgerliche Revolution, die den Monarchen durchaus mit Sorge erfüllte. Der Auftrag zum Guss der Bavaria, die „über die Theresienwiese wacht“, geht nicht auf Ludwig III. zurück und hat meines Wissens überhaupt keine konfessionell geprägte Motivation. Auch hier wurde Ludwig I. aktiv, er wollte alte Kulturtechniken wieder zum Leben erwecken, gründete in München die Erzgießereianstalt, die unter der Familie von Miller große Bedeutung erhielt, und förderte etwa auch die Glas- und Porzellanmalerei. Die kolossale Figur der Bavaria wurde im Oktober 1850 – zwei Jahre nach dem Thronverzicht Ludwigs – auf der Theresienwiese mit einem großen Festzug feierlich enthüllt. Sie steht nicht nur örtlich in engem Zusammenhang mit der Bayerischen Ruhmeshalle Leo von Klenzes, die sie auf der Hangkante einfasst, hat also patriotischen und nicht konfessionellen Charakter und mit dem „unglücklichen Ludwig III.“, der erst 1912 bis 1918 Bayern regierte, überhaupt nichts zu tun. – Dr. Annemarie Menke


Leserbrief zu „Erst kamen Flüchtlinge, jetzt kommen Medizintouristen“ von Henning Sussebach

Natürlich kann ein Arzt müde werden. Ob sein Berufsethos es ihm erlaubt, einfach bestimmte Menschen nicht mehr zu behandeln, erscheint mir eher ungewöhnlich. Weder hat der Flüchtling die Oberhand über seine Beschädigungen noch kann der Arzt a priori determinieren, was „wahres Leiden“ sein soll – also wirkliche Hilfsbedürftigkeit vs. „Zipperlein“.  Ich bin selber als Arzt in einer Flüchtlingsaufnahme tätig und das hauptberuflich in der Tuberkulose -Für- und -vorsorge: Meine Patienten haben sich zu 80% bedankt, auch wenn sie nicht alle „schwer“ leiden, aber dennoch sehen (müssen !), daß ihre Betreuung und Behandlung nicht nur für ihr eigenes Leben sondern auch aus einem übergeordneten Interesse der Infektionskontrolle nötig sind.  Und sie müssen fast ein halbes Jahr lang jeden Tag zu mir kommen.  Es gibt Medizintourismus, keine Frage – ob dazu auch die verzweifelten georgischen Eltern eines 10jährigen Jungen gehören, der nach zwei Chemotherapien eines bösartigen Lymphoms in seiner Heimat nunmehr nur noch die Chance über eine Knochenmarkstransplantation hat, die es in Georgien für ihn nicht gibt, möchte man nicht so einfach stehen lassen. Daß diese Familie in einer Asylunterkunft landet, ist eine Blamage ganz anderer Art.  Mir scheint, daß mein Kollege in Bayern eher daran verzweifelt, wer nach nunmehr einigen Jahren ohne wesentlichen Fortschritt bei den politischen Lösungen für Einwanderung in ein reiches, europäisches Land immer noch den Weg über das Asyl sucht – weil es für ihn keine andere Lösung seiner Misere gibt. Oder möchte der Kollege doch lieber nur die heroischen Eingriffe an den zerschundenen Füßen der Langstreckenmarschierer über den Balkan durchführen und die weniger spektakuläre Medizin als „nicht-für-mich-Medizin“ ausgrenzen ? – Dr. med. Michael Weise


Leserbrief zu „Meine Oma ist eine ganz normale Rentnerin. Warum geht sie putzen?“ von Manuel Stark

Wenn Sie Oma helfen möchten übernehmen Sie oder Ihre Eltern diese teure Sterbegeldversicherung. Nutznießer sind hier schließlich nur die Erben! Und prüfen Sie den Tarif des Stromversorgers. Ich zahle bei vergleichbarem Haushaltszuschnitt und – wegen home office – ständig laufendem großen Computer nur €28,00 pro Monat. Gehen Sie noch einmal mit spitzem Stift durch die Ausgaben. Ich würde mir zutrauen, den frei verfügbaren Anteil der Rente von €100 zu verdoppeln. €68,00 hätten wir schon, die restlichen 32 schaffe ich auch. Dann muß Oma wegen des Gläschen Weins nicht mehr putzen gehen. – Barbara Merckel


Leserbrief zu „Schämt euch nicht!“ von Paula Lembert

Danke für Ihren interessanten Artikel „Schämt euch nicht“ ZEIT NR. 20, aber die Schlagzeile ihres Beitrags  möchte ich so nicht unwidersprochen lassen: Ich sehe es so: Scham ist ein Bestandteil unserer seelischen Ausstattung und somit nichts grundsätzlich zu Überwindendes. Sie unterscheidet uns von den Tieren und ist somit etwas zutiefst Menschliches. Sie hilft, den Abstand zwischen Menschen zu regeln. Ein zu viel an Scham  zu überwinden, ist gut, nicht die Scham als Ganzes. Ich finde es gut, wenn wir uns noch schämen können, wenn wir jemanden betrogen haben, sein Vertrauen missbraucht, ihn ausgebeutet haben: Scham kann unsere Egozentrik dämpfen; gleichwohl empfinden wir sie deswegen gelegentlich als lästig und möchten sie loswerden. Vielleicht geschieht gegenwärtig mehr Leid durch Schamlosigkeit als durch Schamhaftgkeit. Der blonde US-Milliardär, der gerade Präsident spielt, hat den Appell Ihrer Schlagzeile verwirklicht, er „schämt sich nicht“: weder seiner Inkompetenz, seines Ausgeliefertseins an sein Triebleben, seines Egoismus‘, noch seiner Lügen: ein Modell für menschliches Miteinander? – Wolfgang Bach


Leserbrief zu „Mein 68“ von Benjamin Korn

Offenbar hat die Langeweile der bundesdeutschen Konsumgesellschaft eine „Erinnerungs-Hype“ an die 68er ‚Studentenrebellion los getreten. Dabei handelt es sich in erster Linie um eine mediale Inszenierung. 1968 war – zumindest in Frankfurt am Main – primär eine Periode der Emanzipation sexueller Beschränktheit bzw. der Einengung von Gender-Rollen und ein Kampf um anständige Studentenunterkünfte bzw. der Protestgegen  eine ausufernde Immobilien-Spekulation. Es war allerdings  auch ein verspäteter  Aufstand gegen eine unaufrich6tige Bürgerlichkeit, die sich nach 1945/49 nicht frühzeitig genug gegen die Widerwärtigkeit der Hitleiterzeit wandte. Eine besondere  Rolle spielte auch der frz. Existenzialismus. Die „normale“ bundesdeutsche Gesellschaft in 1967/68 blieb aber von den SDS-Palavern etc. weitgehend unberührt. Erst der – in gewisser Weise – „Abkömmling RAF“ hat die Gesamtbevölkerung richtig aufgerüttelt. Das sogenannten „Busenattentat“ auf Theodor W. Adorno , alias „Teddy“, war dann eher ein Treppenwitz. Adorno  war bekanntlich  keineswegs ein politischer Praktiker wie Milovan Djilas. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Nimm das Archimedes!“ von Roman Pletter

Erst bin ich ganz bei Herrn Platter, die Mathematik läßt sich von politischem Willen nicht beeindrucken, geschweige denn verändern. Solange der einzelnen Euro nicht zweimal ausgegeben wird, bleibt die Verteilung der verfügbaren Gelder einer Gesellschaft allerdings eine politische Entscheidung. Eine ausgewogene Verteilung der Lasten auf alle Schultern erscheint fair. Nur, was ist ausgewogen?  Die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen dürften davon sehr subjektive, sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Viele beklagen heute schon die hohen RV Beiträge. Fakt ist, derzeit sind sie so niedrig wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Die Ü50 Generation wird sich an Beiträge über 20% erinnern. Länger arbeiten? Hier sind Wirtschaft und Politik gefragt, geeignete Arbeitsmodelle und Rahmenbedingungen zu schaffen, um die 60+ Generation in Arbeit zu halten bzw. wieder in Arbeit zu bringen. Der Fachkräftemangel ist doch ein Thema, welches bei dieser Generation nur die Ausnahme, aber nicht die Regel ist. Einzelbeispiele vom gefragten, umworbenen 63-jährigen sind schön, taugen aber nicht zur Verallgemeinerung. Wie wäre es mit einer Quote für 60+ Mitarbeiter? Ein höherer Steueranteil an der gesetzlichen Rente? Warum nicht. Pensionen von Beamten und Politikern sind zu 100% steuerfinanziert und liegen sehr, sehr deutlich über dem Niveau der gesetzlichen Rente. Warum nicht über eine moderate Umverteilung nachdenken?  Bereits ab Besoldungsgruppe A7 (mittlerer Dienst) liegt die monatliche Bruttopension bei über 2100 € . 95% aller Beamten sind in A7 oder höher eingestuft. Ca. 10% sind sogar in der Besoldungsgruppe A15 oder höher und können sich entsprechend an einer Pension von mindestens 4500 € monatlich erfreuen. Dagegen erhalten überhaupt nur ca. 10% aller Bezieher von gesetzlicher Altersrente mehr als 1500 € brutto monatlich. In erster Näherung läßt sich festhalten, die Höhe der Pension für Beamte fängt dort an, wo die gesetzliche Rente aufhört. Ist das angemessen? – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Mit aller Macht“ von Uwe Jean Heuser

Was mir in der Diskussion um Gehälter und Verantwortung schon lange fehlt, ist die Manager einfach mal vor den Augen der Öffentlichkeit beim Wort zu nehmen. Ein Standardargument für die exorbitanten Gehälter und die noch maßloseren Sofortrenten sind die außergewöhnlichen Fähigkeiten dieser Menschen, Konzerne zu führen. Da passt es überhaupt nicht zusammen, wenn diese „Übermenschen“ von den jahrelangen, groß angelegten, systematischen kriminellen Machenschaften nichts gewusst haben wollen! Das gilt längst nicht nur für Herrn Winterkorn oder Herrn Ackermann! Diese Herrschaften gehören öffentlich zum Schwur gezwungen und vor die Alternative gestellt: Sind sie so fantastisch wie sie behaupten, müssen sie darüber Bescheid gewusst haben und die juristischen Konsequenzen tragen. Wenn sie dagegen bei der Behauptung bleiben nichts gewusst zu haben, dann entlarven sie sich als Hochstapler, die ihre herausragenden Fähigkeiten nur vorgetäuscht haben. Dann sollen sie bitte gezwungen werden, bis auf ein angemessen kleines Grundgehalt alle erhaltenen Zahlung zurückzuzahlen! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Nimm das Archimedes!“ von Roman Pletter

Nichts gegen Archimedes, aber was Sie als angemessene Renten-Agenda 2030 vorschlagen, ist nicht gerade innovativ, sondern neoliberaler kalter Kaffee!
1. Die von Ihnen vorgeschlagene Lastenverteilung bezieht sich ausschließlich auf Arbeitnehmer. Wie viele klassische Arbeitsverhältnisse wird es davon im Jahr 2030 noch geben? Jede Woche ist auch in der Zeit vom Umbruch der Arbeitswelt die Rede, der durch die fortschreitende Digitalisierung läuft.
2. Ich kenne keinen Arbeitnehmer aus der Generation 50+, der sich angesichts der seit Jahrzehnten stetig zunehmenden Belastung in der Arbeitswelt vorstellen kann, bis 67 oder gar länger zu arbeiten!
3. Eine Mindestrente erscheint auf dem ersten Blick erstrebenswert, allerdings würde es darauf hinauslaufen, dass schon bald fast alle Arbeitnehmer unabhängig von ihrem Einkommen und ihrer Lebensleistung bei einer Mindestrente enden, die unwesentlich über Hartz IV liegt, während die großen Einkommen aus Vermögen und die Vermögenswerte selber unbehelligt blieben. Sozialismus für die Arbeitnehmer, Kapitalismus für die Reichen. Schöne neue Welt! Mit Ihrer Renten-Agenda 2030 wollen Sie die Zukunft mit den Mitteln der 1990er Jahre gestalten! Ich sehe die Lösung eher in einer Mischung aus einem niedrig angesetzten bedingungslosen Grundeinkommen ergänzt mit einer gegenüber heute reduzierten Rente, mit der aber die Lebensleistung angemessen anerkannt wird. Gleichzeitig muss der Schwerpunkt der Besteuerung weg von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen und den internationale Konzernen verlagert werden, die hier riesige Umsätze praktisch steuerfrei generieren. – Rainer Funke