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17. Mai 2018 – Ausgabe 21

 

Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Sie haben vollkommen mit der Aussage, Zweifel sei der Antrieb des Geistes. Unser gesamter wissenschaftlicher Fortschritt basiert auf dem Falsifikationismus: „Jede Theorie gilt nur so lange als richtig, bis sie durch eine bessere ersetzt wird. Und dadurch irren wir uns quasi nach oben“ (Vince Ebert). Dies ist letztendlich die einzige Methode, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Ohne Skepsis und Zweifel würden wir heute noch glauben, die Erde wäre eine Scheibe um die sich die Sonne dreht.  Daher ist der Leitspruch der Aufklärung heute aktueller denn je: „Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant). – Michael Pfeiffer


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Gewissheit ist die eckige Kugel, mit der man ganze Voelker totwirft. – Karl Lubomirski


Leserbrief zu „Gesetz der Angst“ von Heinrich Wefing

den klaren Worten Ihres Leitartikels fehlt lediglich der Hinweis auf den politischen Hintergrund dieses Gesetzes der CSU „gegen eine Angst, die sie selbst befeuert“: Die CSU hat Angst vor den Landtagswahlen in diesem Jahr. Die drohenden Stimmenverluste an die AFD sollen durch ein Gesetz verhindert werden, von dem die Unverantwortlichen genau wissen, dass es vor dem Bundesverfassungsgericht in der vorliegenden Form keinen Bestand haben wird. Mal wieder (siehe PKW-Maut) tricksen die „Heimatschützer“ mit der Abschaffung von Rechtsgrundsätzen, für deren Wahrung und Verteidigung die Minister vereidigt werden. Warum, fragt sich der „verängstigte“ Wähler, soll ich CSU wählen, wenn ich mit der AFD das autoritäre Original haben kann? – Viktor Rintelen


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Wahrlich; hätte ich einen Daumen wie Ihr Jesus auf dem Titelblatt, ich geriete auch ins Zweifeln. Viele Grüße dem neuen Kirchenblatt, – Paul Zwirchmayr


Leserbrief zu „Die Wahrheit ist nicht auf dem Platz“ von Tina Hildebrandt

die meisten Profi-Sportler begeben sich leider vollständig in die Hände Ihrer Berater, die sowohl für derartige politische Instinktlosigkeiten wie auch für die Formulierung der nachgeschobenen Entschuldigungsfloskeln verantwortlich sind. Besonders pikant ist, dass der Berater von Özil und Gündoğan zu der Agentur ARP gehört, deren Chef der Berater von Joachim Löw ist. Man kann sich unschwer vorstellen, zu welchen Interessenskollisionen es bei einer solchen Konstellation kommen kann. Für den DFB ist dieser Vorfall besonders ärgerlich, weil er im Wettbewerb mit Erdoğans Verband um die Ausrichtung der EM 2024 steht. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Müssen diese Menschen ins Ankerzentrum?“ von Caterina Lobenstein

Grundsätzlich ist kann sich der Ansatz, Verfahren gebündelt an einem Ort stattfinden zu lassen, positiv auf die Abläufe auswirken. Die Unterbringung von Asylbewerbern aller Art in einem Zentrum hat aber den großen Nachteil, dass unter Menschen mit sehr unterschiedlichen Bleibeperspektiven Konflikte ausbrechen werden. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Gesetz der Angst“ von Heinrich Wefing

Das Gesetz ist der Vorsicht geschuldet. Angst kommt aus ihrer Branche. Die Medien sind groß im skandalisieren und moralisieren. Bayern hatte immer die geringer Kriminalität von allen Bundesländern. Bayern hat auf fast allen sozialen und wirtschaftlichen Feldern seit zig Jahren die besten Ergebnisse erzielt. Die Bayern waren noch nie Freunde der Medien. Das sollte Ihr Autor kritisieren. Ich lebe in NRW – Welten liegen zwischen Nordrhein-Westfalen und Bayern. Frau Kraft hat die Bildung und die Infrastruktur gegen die Wand gefahren. Rot-Grün hat desolat regiert.  Obwohl für die Infrastruktur genug Geld da war. Der Bund hat dabei NRW unterstützt. Das Geld wurde nur nicht abgerufen. Und die Armut hat sich auch in NRW vergrößert. Ich sehe rot, wenn ich so etwas in der „Zeit“ lesen muß. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Was dem US-Präsidenten Donald Trump als passenden Stichwort -Lieferanten dient und politisch genutzt wird,um die verwirrte Weltordnung zu revolutionieren,stellt sich mir nur als Dauer-Prozeß eines politischen Chaos und Dauerkrise der Welt einfach dar.Ausdruck eines permanenten Kampfes der Interessen zur Machterhaltung mit permanenter Kriegsgefahr auf allen Ebenen unseres täglichen Lebens. Ich nehme dazu die Gedanken KRISHNAMURTI lieber auf,der sagt: „Ist Krieg nicht die spektakuläre und blutige Projektion unseres täglichen Lebens?Krieg ist nur der äußere Ausdruck unseres inneren Zustandes,eine Erweiterung unseres täglichen Handelns“(Clausewitz sah darin eine Fortsetzung der Politik nur mit anderen Mitteln). Also kollektives Resultat unseres individuellen Verhaltens. Deshalb sind Sie ,Herr Assheuer ,und ich auch verantwortlich für diesen Krieg als reines Machtanspruchs-Gehabe. Die Schaffung eines neuen Feindbildes mit-„Das Recht bin ich“ allein nur auf Donald Trump zu beziehen,reicht mir zur Beurteilung der Gesamtlage nicht aus. Die permanente Bedrohung durch einen provozierten „Rechts-Krieg“ eines Narzisten auf dem Präsidenten-Stuhl können wir beide nicht stoppen.Dafür sind die Fakten auf dem internationalen /globalen Macht-Szenario zu zahlreich,zu gewichtig und für uns alle relevant. Aber wenn Sie und ich sehen ,dass das Haus bereits brennt,können wir auch die Ursachen dieses Brandes richtig verstehen.Wir können uns davonentfernen und ein neues Haus bauen,aus anderem,feuerfesten Material,das keine weiteren Kriege und Machtkämpfe verursacht und zulässt. Das ist alles ,was wir tun können,besser als nur wieder neue Feindbilder medial aufzubauen. Daher mein Fazit: Wir können anfangen ,uns selbst zu ändern,weil wir die Ursache von Krieg in der Welt selbst sind. Es ist ganz offensichtlich,dass das Verlangen nach Macht,Status,Prestige und Geld Kriege verursacht.Gleichsam wie auch die herrschende Krankheit genannt Nationalismus(„hard power statt soft law“),die Vergötterung einer Flagge(„America first“)und anderen Dogmen für das Digitale Zeitalter mit Digitaler Welt-Entwicklung (Digitalisierung)es  aktuell rasant darstellen.: Diese Angebote sind jedoch böse Fallen als kostenlose ,bequeme Download-Geschenke ,das nur als Fortschritt zu sehen. Dahinter steckt die verborgene Absicht ein Produkt schmackhaft zu machen,das wir erwerben und Anwenden sollen.Nur um damit Werbung/Propaganda einträufeln zu können.Im Gegenzug für ihre Dienste verwerten sie unsere persönlichen Daten und Gedanken . Damit werden wir jedoch in Abhängigkeiten gelockt,mit hohen Risiken für unsere Freiheit,Mensch  sein zu dürfen. Diese eigentliche Machthungrigkeit gilt es an den Pranger zu stellen,weil diese auf die Zerstörung aller menschlichen Bemühungen hinausläuft. Aber wir scheinen,das nicht wirklich zu begreifen in welcher Gefahr wir heute bereits uns befinden.Wir sind gleichgültig ,gutgläubig,während alles auseinanderfällt.Wir streben weiter nach Macht,Status ,Titel und Ruhm. Merke:All das zerstört in Wirklichkeit die äußere ,physische Sicherheit in Verbindung mit dem Abbau unserer Idealvorstellungen vom Leben selbst. Wir müssen anfangen ,die Dinge zu sehen ,wie sie sind ,und nicht nur beklagen, das sie anders sind.Und entsprechend handeln,um diesen Zustand zu ändern/wieder steuern zu können. Daher mein NEIN zu „Das Recht bin ich“-Ich bin nur ich selbst-und das will ich bleiben ! – Lothar Hantel


Leserbrief zu „In der Hamsterrad-Hölle“ von Lea Frehse et. Al

Es zeichnet sich ab: Deutschland gerät immer mehr in die Islotaton. Keiner Wunder bei der Humanitätsduselei Nicht „verhandelbar“ ist die ganze Politik. Damit ist kein „Krieg“ zu gewinnen. Die größte Baustelle ist unser Allparteiensystem. Das hat schon längst keine Zukunft mehr. Alle anderen Länder sind in der Lage schneller zu handeln. In Deutschland gilt die ausufernde Bürokratie, die nur in Jahre denken kann. Ehe die etwas zustände bringen, ist schon wieder andere Köpfe an der Macht, die das doch nicht so gut finden. Ihr Autor hat in etwa aufgezeichnet wogegen Deutschland alles ist und der Stillstand ist vorprogrammiert. Und wenn endlich eine Entscheidung durch alle Instanzen unterschriftsreif ist, ist sie noch falsch. Siehe Russland, siehe China, sie USA, siehe Türkei. Alles unnötige Fouls. – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Der große, alles-erfassende Zweifel kündigt in der Geschichte der Philosophie oft eine neue Zeitrechnung an, eine neue Art zu denken, er markiert einen Übergang. Mit Zweifel begann die Philosophie bei Sokrates („Ich weiß, dass ich nichts weiß“); mit Nikolaus von Kues („gelehrte Unwissenheit“) ging das Mittelalter zuende; mit dem Großen Zweifel des René Descartes begann die Philosophie der Neuzeit („Ich zweifle/denke, also bin ich“). Auch Cicero, David Hume oder Albert Camus waren große Skeptiker. Oft entstehen aus dem Zweifel neue Denkgebäude, ja ganze Philosophien: Die berühmte „différance“ des Jaques Derrida oder moderne deutsche Philosophien der Unbestimmtheit , ja des Nichtwissens sind aus fundamentalen Zweifeln an Sprache, Kultur und allzu sicherem Wissen entstanden; Zweifel und Unbestimmtheit könnten das „Signum des 21. Jahrhunderts“ (Gerhard Gamm) werden. Denn wir wissen noch nicht, wo wir stehen: Die Epoche des Buchdrucks (sog. „Gutenberg-Galaxie“) geht zuende und noch niemand weiß, wohin sich die neue Epoche der Globalisierung und Digitalisierung entwickeln wird. Zweifel und Skepsis sind da geradezu notwendig, als Instrument, um die Kontrolle nicht zu verlieren und Balance zu halten. Auch die Philosophia wandelt sich entsprechend: Sie zweifelt heute an allen großen Theorien darüber, wie die Welt ist (was niemand wirklich sagen kann) – aber dass sich diese Welt unablässig selbst erzeugt und inszeniert, steht außerhalb jeden vernünftigen Zweifels. ‚Mundus performatur, ergo est‘ – so steht es im ‚Manifest der Performativen Philosophie‘, das in diesen Tagen im Berliner LIT-Verlag erscheint. – Prof. Dr. Uwe Hinrichs


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Offenbar merken Trump und seine Anhänger nicht, dass ihr Weltbild der Gewalt nicht die Welt ist. Sie verwechseln ihr Weltbild mit der Welt, weil unser Geist leider dazu neigt, alles, was einem bestehenden Weltbild widerspricht, zu ignorieren. Wenn man sich entsprechend diesem Weltbild der Gewalt verhält, ruft man bei anderen in der Regel genau die Reaktionen hervor, die dieses Weltbild zu bestätigen scheinen, und setzt damit eine Spirale sich steigernder Gewalt in Gang. So gesehen ist die Empfehlung, auf Gewalt nicht mit Gewalt zu antworten, keineswegs weltfremd und idealistisch, sondern sehr pragmatisch. – Dr. Jens Lipski


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Die Gemeinde der Demokraten wehrt sich mit Händen und Füßen eine andere Demokratie zu installieren.Noch! Man mag zu Trump stehen wie man will – mein Freund könnte er wahrscheinlich auch nicht sein. Aber aus der Entfernung ist es nicht möglich, das richtig einzuschätzen zu können. Unsere Demokratie – Betonung auf unsere – hat sich nicht bewährt. Das zeigt sich im Alltag jeden Tag. Hinzu kommt unsere Regierung, die kaum noch etwas regeln kann. Jedenfalls vermittelt sie den Eindruck. Es waren 8 Jahre zuviel. Die Weltordnung, wie Ihr Autor schreibt, ändert sich rasant. Von konservative „Kaderschmiede“ sollte man nicht sprechen. Die Konservativen waren nie eine „Kaderschmiede“. Das hat typischen Mediencharakter. Deutschland wäre gut beraten, wenn sie sich nicht gegen sondern für Trump ausgesprochen hätte. Ich habe da allerdings wenig Hoffnung, daß die Bundesregierung einen vernünftigeren Weg einschlägt. Es wird so kommen wie es einige Wissenschaftler prophezeit haben: Deutschland ist gerade dabei sich abzuschaffen. Vielleicht ist das gar nicht so verkehrt. Die Deutschen lernen erst dann, wenn eine Katastrophe eintritt. Ich gehöre zum alten Eisen, wie man so schön sagt. Für die heutige Generation ist es von übel wenn sie das erleben müssten. Der Islam würde unserem Land ganz gut tun. Da wird die Freizügigkeit ein Ende haben und die Kriminalität lässt nach. Und vor allen Dingen, wird wieder gelernt, was leichtsinniger Weise von den Deutschen vernachlässigt wurde. Sie können die letzten Abschnitte meines Schreibens auch als Satire auffassen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wir wollen doch nur spielen“ von Peter Kümmel

als ich die Ausgabe vom 17.5.2018 las, war ich doch sehr enttäuscht über den Artikel „Wir wollen doch nur spielen“. Grund dafür ist, dass meine Agentur KRASS, wie bereits in der BILD, erwähnt wurde, ohne dass sich einmal ein Journalist direkt bei uns gemeldet hat. Obschon unsere Kontaktdaten leicht herauszufinden sind. Nun stellt sich bei grundsätzlich die Frage, wie sehr Herr Kramer beim Schreiben des Artikels, in die Tiefe gegangen ist. Herr Kramer hätte vieles von uns erfahren können. Das zum Beispiel ich als Inhaber regelmäßig zum Frauenfußball gehe und bereits die in der 2. Bundesliga bei den Herren mitgefiebert habe. Welche Pläne wir zur Unterstützung des Frauenfußball haben. Und vor allem warum wir die aktuelle Kampagne auf den Weg gebracht haben. Ich meine der Artikel wird dem was vor Ort passiert nicht gerecht. Natürlich gibt es auch hier in Wolfsburg, wie in jeder anderen Stadt eine natürliche Reibung zwischen Verein, aktiver Fanszene, Fans usw. Sicherlich auch mal das eine oder andere Missverständnis untereinander. Im Ergebnis ist hier in dieser Stadt einiges in Bewegung gekommen. Und auch wir haben mit unserer Kampagne einen kleinen Beitrag dazu geleistet. Mein Kritikgeschenk: Sprechen sie mit denen über die sie schreiben! – Bastian Zimmermann


Leserbrief zu „Im Würgegriff“ von Josef Joffe

3.Abs. 3. und 4. Zeile “ es ist zwar deren gutes Recht die Invasion zu vereiteln aber dazu müssen keine Scharfschützen gegen unbewaffnete her. Es gibt zurückhaltende Mittel um eine Menge zu stoppen wie es einem demokratischen Staat geziemt aus Gründen der Klugheit wie der Humanität“. Wie kann ein gebildeter Mann der etwas von Weltpolitik versteht und dazu gehört ja auch Krieg, so einen unsinnigen Satz schreiben. Sie sollten sich schämen. Zu Haus zu sitzen auf einem kuscheligen Sofa und Ratschläge einem Staat zu geben der sich militärisch wehren muss damit man nicht seine Grenze einrennt. Vielleicht sollten Sie sich als Militärberater in Israel vorstellen und den Leuten, die ihr Fach und berufserziehung  seit 70 Jahren ausüben, wenn auch in verschiedenen Generation, ein paar gute Ratschläge geben wie man einen Verteidigungskrieg gegen ein gehetztes und verhetzten Mob führt. Wie inzwischen bekannt ist sind mindestens 50 der 60 Toten Hamas organisierte Mitglieder die gegen Bezahlung versuchten die Grenze zu stürmen. Auch das gehört natürlich zu demokratischen Protesten wie man sich so vorstellt bei Ubewaffneten. Bei der Gelegenheit erlauben Sie mir eine Frage: von wo wissen Sie denn ob die Leute bewaffnet waren oder nicht? Waren sie etwa dabei? Wenn man sich allein den Schaden anguckt den die Palästinenser oder die sogenannten  Freiheitskämpfer sich und den israelischen Übergangs Grenze verursacht haben von dem sie eigentlich genähert werden und die abgebrannten Felder mit einem Schaden von zig Millionen Schäkel, dann darf man sich fragen was da noch friedlich sein soll und dabei Kinder und Frauen in die Schlacht zu schicken ist doch eine altbewährte Methode um moralischen Druck zu machen. Gehört das auch zu demokratischen Protesten? Eigentlich hätte ich von ihnen mehr erwartet. Bin von ihnen sehr enttäuscht. – Imri Rapaport


Leserbrief zu „Grölende Männer“ von Ulrike Gastmann

Das Lesen Ihrer Kolumne schmerzt, ja, ist unerträglich. Voller Klischees und Verallgemeinerungen. Hier die grölenden, saufenden, rülpsenden und unkultivierten deutschen Männer. Auf der anderen Seite dagegen die türkische Großfamilie. Männer, Frauen und Kinder vereint. Alles friedlich und voller ansteckender Lebensfreude. Einfach eine ander Stufe der Zivilisation. Die Gleichberechtigung der Frau, scheint ihre Tradition in der Türkei zu haben ….. Was wollen Sie damit sagen? Wie brauchen mehr Türken und weniger Deutsche (vor allem weniger deutsche Männer in Deutschland)? Erklären Sie es mir.  Warum leben Sie hier, wenn es diesem Land an Anmut fehlt, den sie angeblich woanders finden. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Tragische Helden gegen Hypermoral“ von Bernd Stegemann

Die Bürger haben die Humanitätsduseleien der Politik und Medienvertreter Schnauze voll. Herr Palmer hat einen Fehler gemacht, daß er sich dafür entschuldigt hat. Er hat die Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt. So wird nichts mehr aus unserem Land. Bei der nächsten Wahl wird Palmer mit großer Mehrheit wiedergewählt – das sage ich jetzt schon voraus. Die Grünen sind für vernünftige Menschen längst nicht mehr wählbar. Diese Beamtenpartei stand ja schon mal kurz vor dem aus. Frau Merkel wird in Brüssel geliebt. Küsschen links, Küsschen rechts. Warum wohl? Die hat Europa die ganze Last der Flüchtlinge erspart. Die Heuchelei ist nicht mehr zu überbieten. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Man kann auch weltlich glauben“ von Wilhelm Schmid

„Es ist also Energie, die den Körper verlässt“ (beim Tod), so schreiben Sie. Elektrizität in Hirn und Herz sei nicht mehr messbar, der Körper kühle aus. Aber dies sind doch nur Symptome. Ursache ist, dass die tausendfältigen Prozesse im Körper, die durch ständige Energiezufuhr (durch periodisches Essen oder aus Reserven) aufrecht erhalten werden, nicht mehr funktionieren, nicht mehr repariert werden können, immer mehr zusammenbrechen, das Herz nicht mehr schlägt, die Lunge keinen Sauerstoff mehr aufnimmt, das Gehirn nicht mehr aktiv ist, in den Zellen der Energiestoffwechsel zusammenbricht… der Abbau von Körpersubstanz beginnt (=Verwesung), Auskühlung, Steifheit… Sterben ist ein Prozess, stand vor etlichen Jahren einmal in der ZEIT. In der Thermodynamik spricht man von Entropie: um einen Zustand zu erhalten, muss immer wieder Energie zugeführt werden. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Wir können etliches von Wölfen, Trottellummen oder Ohrenquallen lernen – weil sie Fähigkeiten haben, die uns fehlen.“ Von Florian Werner

Sie haben recht, dass der Fleischverbrauch in Deutschland seit dem 19.Jahrhundert angestiegen ist, aber nicht kontinuierlich (fragen Sie einmal Menschen, die die Nachkriegszeit bewusst miterlebt haben). Ich weiß nicht, wie der Pro-Kopf-Verbrauch von 14kg ermittelt wurde, für welche Region, für welche Zeitraum konkret. Jedenfalls werden für das traditionelle Dorf (dort lebten bis 1850 die meisten Menschen) höhere Verbräuche geschätzt. Aus der Agrargeschichte wissen wir, dass der Fleischverbrauch im Laufe der Jahrhunderte beträchtlich schwankte, nach der großen Pest ca.1350 bei fast 100 kg lag (siehe: Abel, Agrarkonjunktur und Agrarkrisen). Und sieht man einmal über Mitteleuropa hinaus, so ist der Fleischverzehr der Hirtenvölker und der Inuit beträchtlich. Allgemein: der Anteil von Fleisch (und anderen tierischen Produkten) schwankt(e) beträchtlich. Sie haben recht, dass die Schlachttiere weitgehend aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Noch in einem Lehrfilm von 1956 heißt es, dass ein Drittel aller Schlachtschweine in der Bundesrepublik Deutschland für die Hausschlachtung aufgezogen wurden, die Hausbewohner also in irgendeiner Weise mitbekamen, dass Schweine geschlachtet wurden. In den Nachkriegsjahren wurden selbst in der Großstadt Hannover Tausende von Schlachtschweinen – in Kellern und Schuppen – gefüttert. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

„Du sollst ruhig zweifeln“ – können Sie verstehen, dass ich mich seltsam berührt fühlte, als ich diese Schlagzeile las? Zu zweifeln ist vielleicht das intimste unserer Freiheitsrechte. Niemand kann Zweifel verbieten, und niemand kann uns zum zweifeln ermächtigen. Die Gedanken sind frei. – Dr. Jürgen Schröder


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Wenn mein Enkel beginnt, an der Existenz der Zahnfee zu zweifeln, bin ich voller Hoffnung, dass er nun anfängt, sich seines Verstandes zu bedienen, eine Ahnung von logischen Zusammenhängen zu bekommen, langsam den Unterschied zwischen Fantasie und Realität zu begreifen und zu merken, dass man Aussagen von Autoritäten nicht immer trauen kann. Und ich hoffe, dass dieser anfängliche Zweifel ihn nicht etwa in seinem Glauben an die Zahnfee bestärkt, sondern dass er auch noch so viel Verstandeskraft aufbringt, sich von einer Illusion zu verabschieden, ohne zu verzweifeln. – Margot Neuser


Leserbrief zu „Die Wahrheit ist nicht auf dem Platz“ von Tina Hildebrandt

Im oben genannte Presseartikel wird das Mitglied der deutschen Nationalmannschaft Gündogân als „doof“ bezeichnet („Wie doof muss man sein […]“): Ein solches Urteil fällt auf die Zeitung zurück, die sich dazu versteigt. Man sieht: Wenn die politische Einstellung unserer Vorzeigedeutschen mit Integrationshintergrund und Doppelpass nicht ins idealisierte Weltbild multikultureller Integrationsromantik passt, dann greift sogar die intellektuelle ZEIT-Redaktion in der Not skrupellos auf den billigen Trick zurück, die offensichtlichen Widersprüche der Integrationsapologetik dadurch aus der Welt zu schaffen, dass man  die entsprechenden eigentlich bedeutenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens abwertet („doof“)und ihre Aussagen wider besseres Wissen verharmlost („[…], dass auch Migranten komische Sachen machen.“). Man spürt die Absicht: Das brisante gesellschaftliche Problem, das sich hier offenbart hat, soll verkleinert, entschärft und in ungeklärte Fragen aufgelöst werden. – Diese Art Journalismus unterschätzt aber die Intelligenz der Leser und ist außerdem peinlich! Nun zum Vergleich mit Herrn Kaeser von Siemens mit den Fußballerspielern Gündogân/ Özil:  Ja, ich stimme sogar generell zu, es gibt Gemeinsamkeiten. Meiner Meinung nach erwartet in Deutschland inzwischen kein nüchtern denkender Arbeitnehmer mehr von einem Siemensvorstand, dass er sich – ohne durch politischen Druck von unten dazu gezwungen zu werden –  mit den Interessen von Deutschen bzw. der deutschen Nation identifiziert  oder sich der deutschen Gesellschaft besonders verpflichtet fühlt (vgl. Investitionen in Ostdeutschland, weiterhin Davos/Kommentar zu Trumps Steuerpolitik, Siemens´ Verlagerung zentraler Software-Entwicklung nach China usw.): Unser Joe handelt vorrangig nach den Interessen des globalen Kapitals.  Und nun zu den beiden Herren vom Fußball: Sie handeln offensichtlich auch nur nach ökonomischen Interessen, wenn sie ihren Marktwert durch die Mitgliedschaft im Kader der deutschen Nationalmannschaft steigern.  Der Vorrang der Ökonomie ist ein unleugbares gesellschaftliches Faktum, das gerne moralisierend in den Feuilletons der Presse  aufgegriffen und mit moralisierendem Zeigefinger bloßgestellt wird (- wogegen ich nichts einzuwenden habe!). Interessant ist es jedoch,  im Kontrast zu dieser lobenswert kritischen Haltung zu beobachten, bei welchen Themen dieselben Medien die Realität lieber ein wenig kaschieren und vernebeln wollen. Zweifellos ist es skandalös, wie Özil und Gündogân  ihre Wahlkampf-Unterstützung für die diktatorische Führungsfigur  der Türkei und der vordemokratischen islamischen Welt präsentiert haben, doch für  mich als Leser Ihrer Wochenzeitung ist weiterhin  die Art und Weise peinlich, wie hierzulande im linksliberalen Milieu mit dem offensichtlich erlebten Realitätschock umgegangen wird, den dieses Verhalten der beiden „Migrationshintergrundler“ ausgelöst hat: nämlich mit der unbeirrten Akzeptanz einer erneuten Nominierung für die deutsche  Nationalmannschaft, weiterhin mit der Entwertung einer Repräsentationsform nationaler Identität – nämlich  dieser Nationalmannschaft,  und  letztlich mit medialen Vertuschungsmanövern gegenüber der Tatsache, dass die sorgsam öffentlich gepflegte   Illusion zerbröselt, dass bei aller kultureller Verschiedenartigkeit und ethnischer Vielfalt in der deutschen Nationalmannschaft auf exemplarische Weise das Vorzeigeprojekt einer wundersamen   Integration gelinge: Diese Mannschaft stehe – so wird seit Jahren propagiert – angeblich für  unsere Werte, wie sie im Rahmen  des in seinen Ansprüchen bereits minimalistischen „Verfassungspatriotismus“ zu gelten haben. – Tja, das war wohl nur ein Wunschtraum – so illusionär wie der CL-Titel für die Bayern. Vielleicht wird ja noch was draus – bei der Integration wie bei den Bayern im kommenden Jahr. Im Fußball wie bei der Frage der Integration gilt aber nach wie vor unumstößlich: „Die Wahrheit ist eben doch auf dem Platz!“ – Wolfgang Baumann


Leserbrief zu „Die Wahrheit ist nicht auf dem Platz“ von Tina Hildebrandt

Komisch ist wenn man glaubt verpflichtet zu sein, ein Deutscher zu sein, nur weil man einen Deutschen Pass hat. Wer da glaubt der Integration damit Genüge getan zu haben, hat von Integration nichts verstanden. In Politik und in den Medien wird uns das tagtäglich vorgestellt. Ein Deutscher Pass reisst nicht die Wurzeln des „Stammbaums“ Deiner Herkunft aus. Sie ermöglicht Dir einzig und allein eine Teilhabe am Leben Deines Einwanderungslandes, die Anerkennung Deines Hausherrn und die Belohnung, wenn Du für Dein Einwanderungsland von nutzen bist. Doch auch damit löschst Du Deine Herkunft nicht aus. Du fühlst Dich weiterhin Deiner Heimat verbunden. Die Deutschen reden immer so gerne von Toleranz und erwarten sie für sich selbst. Es gilt aber auch die Toleranz gegenüber den Gastarbeitern, Neubürgern, Andersdenkenden, Klein, Groß, Gendervariationen, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, und, und, und. Mit mehr Millionen kann man eine Integration nicht erzwingen, das geht nur über Fürsorge, Anerkennung, Bildungshilfe und Toleranz. Dann klappt es auch mit der Integration, ohne eine/n politischen Beauftragten/in, „innerstaatlichen Rambosekretären/innen“ und schlauen Journalisten/innen, die viel schreiben aber nichts sagen. – Peter B. Sanden


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

könnte es sein, dass der dem Artikel vorangestellte Name Ihres Autors, „Rudi Novotny“, ein Pseudonym ist, hinter dem sich kein anderer als (sagen wir) Christian Lindner verbirgt? Denn die Begeisterung für „Bologna“, die uns aus dem Beitrag entgegenspringt, könnte von der neoliberal gewendeten FDP unserer Tage nicht inbrünstiger formuliert werden. „Effizienz“ ist das Schlagwort, dem weitere (und sehr erwartbare) folgen: „Dynamik und Globalisierung“, das Ende der sich auf vergammelten Sofas fläzenden faulen Säcke, für die ein „Sören“ einstehen muss, die Abkehr von der „Verschwendung an Ressourcen und Talent“, die Metamorphose von im alten Hochschulsumpf versinkenden Studenten in strahlende „Kunden der Universität, die hilfreiche Alumni werden könnten“, die Uni als „Business“, als „Deal“ auf Gegenseitigkeit eben. Endlich weg mit der Zeit vor der „Agenda 2010“ (!), in der doch tatsächlich die Sörens unserer Welt auf der sozialen Hängematte ruhen durften und sich alle „ganz unökonomisch jahrelang in ein Thema vertiefen“ mussten! Durch und durch „provinziell“ war Letzteres und „organisierte Verantwortungslosigkeit“ dazu, der sich heute zum Glück nur noch akademische Sonderlinge mit zweifelhaftem Existenzrecht hingeben mögen. Und nicht zu vergessen: Kein Stillstand darf sein, nur „Bewegung“. Ach Gott, Ihr Autor hat nach eigenem Eingeständnis einmal ein Semester Geschichte geschnuppert (und dabei den schrecklich untüchtigen Sören getroffen), vielleicht, wenn auch wenig wahrscheinlich, ist ihm von damals der Name Eduard Bernstein geläufig, der nichts vom Endziel (des Sozialismus) hielt, dafür aber alles von der „Bewegung“. Bei Novotny verhält es sich ähnlich: Bildung ist ihm ganz wurst, Effizienz jedoch alles – es lebe der Homo oeconomicus! – Dr. Michael Knittel


Leserbrief zu „Tragische Helden gegen Hypermoral“ von Bernd Stegemann

Ihr lesenswerter und nachdenkenswerter Beitrag bleibt nach meinem Empfinden gleichwohl im Ungefähren stecken. Sie beklagen eine zu kontrollierte Sprache, die alltägliche Erfahrungen nicht mehr ausdrücken „dürfe“. In Wirklichkeit – das verschweigen Sie ja auch nicht – werden diese Erfahrungen oder vielmehr ihre Interpretationen sehr wohl ständig ausgedrückt. Wütend, empört, hasserfüllt, bis zum offenen Aufruf zu Gewalt. Das ist in meinen Augen nie korrekt, ob es nun Boris Palmer, Sahra Wagenknecht oder die klassischen „Gutmenschen“ trifft. Meines Erachtens ist die von ihnen beklagte (erzwungene) Sprachlosigkeit jedoch nur ein Symptom dafür, dass es kaum noch allgemein verbindliche und selbstverständlich gelebte Werte und Regeln mehr gibt. Das beklage ich nicht, sondern stelle es einfach fest. Die überlieferten Werte sind aus den verschiedensten Gründen fragwürdig geworden. An ihre Stelle sind weithin Ratlosigkeit und Gleichgültigkeit getreten. Die Flüchtlinge, die aus Kulturen mit meist überdeutlichen Wertekodices kommen, fragen uns, was denn bei uns gilt. Natürlich gibt es ungeschriebene Regeln – wer sie übertritt, wird als „rüpelhaft“ empfunden. Aber diese Regeln muss man erst einmal kennen und dann akzeptieren. Und es gibt auch klare Regeln wie die Straßenverkehrsordnung, mit der allgemein eher lax umgegangen wird und deren Übertretung auch eher lax geahndet wird. Zu der Erfahrung von Boris Palmer mit dem dunkelhäutigen Radfahrer darf ich vielleicht zwei heutige Erfahrungen ergänzen. Ein eindeutig einheimischer Radfahrer in Sportkleidung hat mich als Autofahrer in einer engen, kurvigen Dorfstraße abgedrängt und mich erst zum Ausweichen und dann wegen eines entgegenkommenden Autos zum starken Abbremsen gezwungen – nachdem er mich kommen sah und vorher abwartend gehalten hatte. Und während ich diese Mail begann, an einem Samstagabend um 23.25 Uhr, warfen die neuen russlanddeutschen Nachbarn wieder den Bagger auf ihrer Baustelle an. Natürlich könnte ich die Polizei rufen. Aber man will ja die neue Nachbarschaft nicht gleich mit einer Anzeige belasten. „Rüpelhaftes Benehmen“ und offensive Regellosigkeit gibt es unter allen Bevölkerungsgruppen. Selbstverständlich auch unter Flüchtlingen. Und selbstverständlich kann das aggressive Verhalten einer ganzen Gruppe von Flüchtlingen alleinstehende ältere Bürger verängstigen – so wie mich das Verhalten einer Gruppe von deutschen Fußball-Rowdys oder gar aggressiver Neonazis auch schon verunsichert hat. Die Lösung könnte für mich darin bestehen, dass wir uns öffentlich über Regeln verständigen, die wir beachtet wissen wollen, und ihre Nichtbeachtung ahnden, egal wen es dann trifft. Das sollte selbstverständlich sein. Das ist aber zugegebenermaßen nicht leicht. Viel leichter ist es, über Flüchtlinge zu schwadronieren. Wenn das ein grüner Oberbürgermeister tut, wird es leider nicht besser. (Ich bin übrigens seit Jahrzehnten treuer Wähler der GRÜNEN. Palmer ist freilich kein Grund dafür, reicht mir aber auch nicht als Grund dagegen, für so bedeutend halte ich ihn nicht.) – Christian Hartung


Leserbrief zu „Gesetz der Angst“ von Heinrich Wefing

In erster Linie freilich kämpft die bayrische Staatsregierung gegen ihre eigene Angst, nämlich die vor einem Misserfolg, mithin dem Verlust der absoluten Mehrheit bei den Landtagswahlen im Oktober dieses Jahres. Und handelt dabei, wie von Heinrich Wefing zutreffend festgestellt, höchst irrational und überaus populistisch. Denn, ob es die vor kurzem verordnete Kreuzpflicht für jede staatliche Behörde oder die nun durchgesetzte Verschärfung des Polizeirechts im Freistaat betrifft, in beiden Fällen sind durchaus große Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Bestimmung angebracht. Wahrlich beängstigend sind daher insbesondere die Stilmittel, zu denen die CSU aus wahlkampftaktischen Gründen zu greifen bereit ist. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Tragische Helden gegen Hypermoral“ von Bernd Stegemann

Herr Palmer ist kein Held, weder tragisch noch komisch: seine Äußerung ist rassistisch. Und deshalb muss er Kritik einstecken. Erst gestern wurde ich von einem Radfahrer dermaßen brutal bedrängt, dass ich beinah mit meinem Rad gestürzt wäre. Der Radfahrer war weiß und sah deutsch aus. Hat er sich rüpelhaft benommen, weil er Deutscher ist? Weil ja, wie man weiß, alle Deutschen sich nicht benehmen können? – Das ist der Gedankengang des Herrn Palmer, und er ist rassistisch. Dafür kritisiert zu werden ist nicht heldenhaft. – Astrid Raimann


Leserbrief zu „Altstadt für alle!“ von Hanno Rauterberg

Als die Stadt Frankfurt im Jahr 1980 einen internationalen Wettbewerb zur Neugestaltung des Cityquartiers zwischen Dom und Römer auslobte, war es uns Architekten strikt untersagt, das „Bauwerk aus den siebziger Jahren“, das Technische Rathaus am Römer, überhaupt entwurflich zu schleifen. Der damals erst sechsjährige Betonkomplex war explizit aus dem Planungsareal ausgegrenzt. War mir völlig egal. Und so brach ich den von mir als grausam empfundenen Klotz entwurflich ab und plante Fachwerkhäuser mit Erkern und ehemalige Schirngassen drauf. Die Jury quittierte meinen Affront gegenüber den Planungsabsichten der Stadt zunächst mit dem Rauswurf, am Ende verlieh sie meinen Plänen einen hoch dotierten Sonderpreis. Das war´s dann auch mit der allerersten Abriss- und Wiederaufbauforderung, bis im Jahr 2005 Frankfurter Bürger, denen man jetzt mit der völkischen Keule daherkommt, auf genau dieselbe Idee kamen. Alles barer Unsinn und nichts als erklärte Feindseligkeit: „Rekonstruktionsarchitektur als Schlüsselmedium der autoritären, völkischen Rechten.“ Dann müßte eine komplett wiederaufgebaute Altstadt wie Danzig ja ebenso von geschichtsrevisionistischer, rechter Gesinnung unterwandert gewesen sein. Oder das Unesco Weltkulturerbe Würzburger Residenz von Balthasar Neumann, die Dresdner Frauenkirche und sogar das Bauhaus Dessau von 1925, rekonstruiert im Jahr 1965. Ein „Rekonstruktions-Watch“ in der Art selbsternannter Aufpassermentalität assoziiert fatal das mißtrauische, andere Architekturauffassungen beäugende Überwachen durch autoritäre Regime. Dahinter steckt bodentiefe Abneigung gegen Rekonstruktionen an sich. Und diesen „Wächtern über rechtsnationale Unterwanderung von Wiederaufbauprojekten“ widmen Sie Aufmerksamkeit, um, im gleichen Atemzug, auch noch Facebook pauschal als Schlüsselmedium der Rechtspopulisten zu verdächtigen. Sie diffamieren schamlos alle diejenigen Rekonstruktionsbefürworter –  auch mich klassisch linken – die, in Facebook-Plattformen sich engagierend, mit Rechts nichts am Hut haben. DIE ZEIT gießt so nur Öl in das lodernde Feuer. – Axel Spellenberg


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

„Bringen Sie ruhig alles durcheinander“ wäre die passendere Überschrift gewesen, z.B. Zweifel und Kritik. Zweifel packt uns von innen, unbeherrschbar wie Paulus (2.Kor.4,8) schreibt: „In allem werden wir in Zweifel versetzt“ und fügt als Wunsch hinzu „aber nicht in Verzweiflung“. Doch, auch das, denn Hiob fällt aus Zweifel und Verzweiflung an seinem Gott in tiefste Resignation. Aber umgekehrt kann Zweifel eben auch die Sternstunde der Menschheit einläuten, wie der an dem göttlichen Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen. Kritik dagegen ist bewusste Argumentation. Aber auch da geht es bei Ihnen wild durcheinander. Stereotyp wird Ludwig Feuerbach beim Thema Religionskritik angerufen, doch hat er nicht etwa Religion an sich kritisiert, sondern ihre transzendenten Aussagen. Feuerbachs Programm ist die Anthropologisierung von Religion, und darin ist er ein Vorläufer der Evolutionären Religionstheorie, die nun bedauerlicherweise überhaupt nicht bei Ihnen vorkommt, sehr bedauerlich, denn sie hätte Kritik an Religion an sich sofort ad absurdum geführt. Bleibt die Kritik am Reden und Handeln der Protagonisten von Religi­onen, und da endlich ist Ihnen recht zu geben, das muss ohne Angst und missverstandene political correctness möglich sein. Das ist denn leider auch schon die einzige Botschaft, die der Leser aus dem Titelthema mitnehmen kann, denn auch Wilhelm Schmids Energieparabel vom Leben geht fehl, weil sie auf einem unausrottbar erscheinenden Irrtum beruht: nein, nein und nochmals nein, es ist nicht die Energie, die Leben charakterisiert, sondern, wenn es denn unbedingt eine physikalische Größe sein soll, die Entropie, genauer: die negative Entropie bzw. Struktur, für die zu unser aller Glück kein Erhaltungssatz existiert. Schade, ein wunderbares Titelthema, aus dem sich sehr viel hätte machen lassen. – Professor Dr. Jürgen Schnakenberg


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Interessant zu lesen, mit wie viel Zweifel, ja geradezu Verzweiflung, die zu Wort kommenden Autoren sich ihren Glauben an Gott glauben schönreden zu müssen. Der brillante Beitrag der Ressortleiterin Evelyn Finger bringt es auf den Punkt: Wer Gott ernst nimmt, muss eigenständig über ihn nachdenken. Blinder Glaube macht gefährlich – und je blinder der Glaube, desto gefährlicher der Mensch. Ich frage mich nur, warum im vielseitigen Meinungsbild der Beiträge nicht ein ausgewiesener nichtreligiöser Autor zu Wort kommt, wo doch in Deutschland sich schätzungsweise 40 bis 50 % der Bevölkerung zu den Nicht-Religiösen oder Gottlosen zählen (Quelle: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland). Ich ver-zweifle immer wieder an der scheinbaren Vernunftlosigkeit vieler meiner Zeitgenossen, nämlich daran zu glauben, dass Gott den Menschen und nicht wir Menschen den Gott erfunden haben. Angesichts der nicht enden wollenden Abscheulichkeiten und Ungerechtigkeiten, die auf dieser Welt (auch und vor allem von Religionseiferern) geschehen, gegen die scheinbar auch die Gebete der Millionen Gottgläubigen immun sind, muss man sich doch fragen, ob nicht eine Welt aus nicht-religiösen, aber ethisch anständigen Menschen eine bessere wäre. Meine Erkenntnis lautet: mehr Frieden gibt es nicht da, wo die gläubigsten Menschen leben, sondern da, wo die Vernünftigsten leben – und das sind heute eher die Länder, in denen eine hohe Anzahl an Gottlosen lebt, so in Schweden, Dänemark, Norwegen, Japan und Finnland. Ich wünsche mir, dass der Glaube, an wen und was auch immer, ein unverrückbares, individuelles Menschenrecht bleibt, aber die friedliche, gerechte und freiheitliche Gesellschaft sich aus der Vernunft des Menschen und nicht dem Glauben an Gott ableitet. – Peter Breuninger


Leserbrief zu „Wir müssen uns zuständig fühlen“ von Volker Beck und Igor Levit

Beck/Levit fordern zu Recht, dass Antisemistismus nicht klein- oder um ihn herumgeredet wird. Gleiches muss aber auch für kritikwürdiges Verhalten des Staates Israel gelten. Die im Beitrag nahe gelegte pauschale Gleichsetzung von Israelkritik und Antisemitismus verstärkt nur antisemitische Tendenzen. So auch DIE ZEIt in der gleichen Ausgabe zu „tragische Helden“: „Wenn jede Beschreibung von Fehlverhalten mit dem Rassismusvorwurf zum Schweigen gebracht wird, führt das notwendig dazu, dass sich alltägliche Beobachtungen andere Kanäle suchen… Wenn (tragische Helden) eines Tages mundtot gemacht werden, dann bleiben uns nur noch die Kriegsgewinnler in Gestalt der neuen Rechten“. Wer in der so wichtigen Frage des Antisemitismus undifferenziert argumentiert, schadet seinem Anliegen. – Dr. Peter JensHauer


Leserbrief zu „Sei kein Schwein“ von Florian Werner

Ich fürchte, Florian Werners Aufsatz wird mehr Schlamassel als Klarheit bringen. Richtig ist die Feststellung, dass der Mensch das moralfähigste aller Tiere ist. Richtig ist auch: Die Menschen vermeiden es leider, von großer moralischer Kraft auf große Verantwortung zu schließen, statt dessen nutzen sie den von Werner beschriebenen Kniff, sich mit Verweis auf ihre tierliche Natur aus der Verantwortung zu winden und Fleischessen als notwendig und gerechtfertigt darzustellen. Die angebliche Vermenschlichung der Tiere überstrecken Sie freilich. Die Petition für Chico, nachdem er seine Halter durch Bisse getötet hatte, spricht doch gar nicht von Vermenschlichung. Vielmehr haben 300.000 Menschen gefordert, was Chico zugestanden hätte: Gerechtigkeit. Das ist das Kuriose an Ihrer Einlassung: Wie Florian Werner eine ganze Seite über Ethik und nichtmenschliche Tiere füllt, ohne Begriffe wie Grundrechte und Gerechtigkeit auch nur einmal zu verwenden. Wörter wie “Kampfhund” und “einschläfern” sind dagegen kein guter Beitrag zur Sache, weil sie diffamieren (Kampfhund) oder Tötung absolut verharmlosen (einschläfern). Weil der Verfasser so sehr auf Unterschiede fokussiert und behauptet, dass die nichtmenschlichen Tiere “vollkommen anders sind als wir selbst”, erweist er ihnen keinen guten Dienst – obwohl das Ihr erklärtes Anliegen ist. Stimmt schon: Gerade auch ihre ganz anderen Fähigkeiten machen die Tiere so schön und bewundernswert. Für eine Ethik, die im Alltag Niederschlag finden soll, braucht es vor allem aber ein echtes und nicht bloß ungefähres Verständnis der Gemeinsamkeiten. Es ist mehr als legitim, Unterschiede zu feiern, aber die Gemeinsamkeiten von Mensch und Tier gehören Homo sapiens eigentlich zu jeder Mahlzeit eingebläut: Wir alle haben eine subjektive Sicht auf unser Leben, ein eigenes Wohl und Wehe, mit anderen Worten: Wir verfügen über Selbsthaftigkeit. Will Kymlicka, Professor für Politische Philosophie und als Experte für Minderheitenrechte weltweit renommiert, seit Jahrzehnten vegan lebend, erklärt uns den Anspruch auf Grundrechte wie folgt: “Unverletzliche Rechte sind kein Preis, der dem Individuum oder der Spezies verliehen wird, die auf einer Skala kognitiver Fähigkeiten am besten abschneidet, sondern eine Anerkennung des Faktums, dass wir Subjektivität haben, das wiederum die Anerkennung nach sich ziehen sollte, dass wir unser eigenes Leben zu führen haben.“ (“Zoopolis. Eine politische Theorie der Tierrechte”, S. 69) Klar und unabweisbar zeigt Kymlicka, dass es falsch ist, Selbsthaftigkeit und Personhaftigkeit als Grundlage unverletzlicher Rechte auseinanderdividieren zu wollen. (S. 71 ff) Chico war eine Person, deren Rechte wir mit Füssen getreten haben, so unvertraut das klingen mag. Die vermeintlichen Nutztiere sind Personen, deren sämtliche Rechte wir mit Füssen treten. Die (gern auch mal verklärten) Tiere draußen im Wald sind es ebenfalls. Darüber müssen wir Klartext reden – statt diffus bleibend und quasi literarisch über den Schutz der Tiere gewollt feinsinnig zu parlieren. Damit es mit der völlig ungerechtfertigten Massenvernichtung und Habitat-Zerstörung endlich ein Ende hat. – Ute Esselmann


Leserbrief zu „Dispo für die Gauchos“ von Thomas Fischermann

Geld stinkt nicht,auch wenn es in diesem Fall letztendlich( im Wortsinne) um Rinderkot geht.Warum soll der argentinische  Präsident den IFW nicht um  einen Kredit bitten. Weil seine Amtskollegen in Südamerika es nicht tun oder nicht wagen,weil man IWF geichsetzt mit Yankee. Und die sind in Südamerika nicht unbedingt beliebt.Die Gauchos haben’s gemacht und werden gut dabei abschneiden. Die anderen Südamerikaner  könnten es sich überlegen. Ausser einigen sehr Radikalen. Wer Recht hat , werden die Geschichtsbücher erzählen. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Grölende Männer“ von Ulrike Gastmann

Wollen wir denn noch deutsche Feiertage bzw. Traditionen? Weihnachten: Konsumwahn, Rentiere und Socken am Kamin 31. Oktober: Helloween Sind wir schon der 51. Bundesstaat? Die Ossis scheinen sowieso alle in Bayern zu leben. Oktoberfest, Weißbier, Weißwürstchen und FCB. Wenn deutsch, dann irgendetwas mit Wehrmacht und Schäferhund. Ich glaube die NS-Bewegung hat den Deutschen das Deutsche gründlich ausgetrieben. Den Rest hat die Teilung erledigt. Washington oder Moskau huldigen. In unserer tollen DDR haben wir vom Großen vaterländischen Krieg „geschwärmt“, den gefallenen Soldaten der Roten Armee gedacht usw. Die deutsche Tradition wurde wahrscheinlich am 30.1.1933 zu Grabe getragen. Seitdem sehen wir alles nur noch durch die Brille der NS-Propaganda oder des Kalten Krieges. Übrigens: Stullen geht gar nicht wenn man in Leipzig wohnt. Stullen isst man in Berlin. Der Sachse futtert Bemmen oder Bimmchen. – Olaf Goldschmidt


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Ein kleiner Trost bleibt dem provinziellen deutschen Professor: Selbst an englischen Universitäten lernt trotz paradiesischer Studienbedingungen offenbar nicht jeder, dass man aus dem gleichzeitigen Anwachsen von Storchpopulation und Geburtenrate nicht unreflektiert auf einen kausalen Zusammenhang schließen sollte. Die Unterschiede, die Herr Novotny auf seiner Erkundungsreise durch die akademische Welt, will sagen: in Hamburg und Essex, bemerkt hat, ergeben sich aus der jeweiligen finanziellen Ausstattung der Hochschulen. Dass in England eine als effizienter empfundene Lehre realisierbar ist, hat mit Bologna so wenig zu tun wie mit dem Linksverkehr; es verdankt sich schlicht der wesentlich günstigeren Betreuungsrelation. Für diese Erkenntnis hätte ein Blick in eine nunmehr „nach angelsächsischem Vorbild“ reformierte deutsche Universität genügt: Obwohl der Magister, dem bekanntlich qua Studienordnung das selbständige Denken untersagt war, jetzt dynamisch-globalisiert Bachelor heißt, diskutiert er nach wie vor nicht im Büro des Professors in Kleingruppen über gesellschaftliche Probleme, sondern quetscht sich in überfüllte Hörsäle und wartet vor überlasteten Beratungsstellen. Also gar kein Fortschritt? Doch. Zum Glück ist ja aus dem ollen Elfenbeinturm inzwischen ein Dienstleistungsunternehmen geworden, das gefälligst für die Zufriedenheit der Kunden zu sorgen hat. Erwartungsgemäß funktioniert das prächtig. Um die paar Sonderlinge, denen an qualitativ hochwertiger Ware gelegen ist, (i.e. um die klugen Köpfe) bemüht man sich wenig, denn das rechnet sich nicht. Relevant ist die breite Masse, und die mag es billig – teils aus Geiz (i.e. Bequemlichkeit), teils wegen mangelnder Kaufkraft (i.e. unzureichender schulischer Vorbildung). Um dem Kundenwunsch gerecht zu werden, senkt der Anbieter die Preise (i.e. die Anforderungen an die Studierenden). Gibt es den BA bei der Konkurrenz noch günstiger, zieht man eilig mit einem Extrarabatt nach. Das nennt man Wettbewerb. So entfaltet die Implantation marktwirtschaftlicher Mechanismen in das Bildungswesen eine ungemein leistungsfördernde Wirkung. Möglicherweise werden eines Tages nicht nur die Frösche dem Sumpf nachtrauern. – Sandra Zajonz


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Gratuliere Herr Assauer!  Sie haben sicherlich Fleisspunkte  mit Ihrem „Trump verstehen lernen “ bei Herrn Joffe gesammelt. Trump  ZITAT:   „Der Rocket man “  Aber : „Kim Yong Un kriecht zu
Kreuze“ , das ist von Ihnen, richtig? aber schön versteckt „vorheriger Absatz“ der Original Text Assauer : …….Hier und heute beginnt eiene neue Epoche der Weltgeschichte und Ihr dürft Euch glücklich schätzen dabei zu sein . Nur weiter so. Sie  werden schon noch zum Trump Versteher! Oder sind Sie es schon? Und tatsächlich weiter gehts im gleichen Stil bei Omri Boehm Seite  43, …… Ironischerweise hat Trump mehr zu einer aufrichtigen Diskussion beigetragen als redlichere Weltpolitiker….. Da bleibt mir schlicht die Sprache weg……….Herr Joffe, Ihre “ Guten Beziehungen“ zur transatlantischen Gesellschaft sind hinlänglich bekannt. Es wird Zeit Ihre Haltung anhand der gegebenem Weltlage neu auszurichten. – Rudolf Graf


Leserbrief zu „Gib mir meine Daten zurück“ von Götz Hamann

Datenschutz und Wertewandel. Vor 40 Jahren trat ich in unseren Narrenverein ein und wurde mit Handschlag aufgenommen. Satzungen, an denen ich später auch mitgewirkt habe, kamen erst später. Auch heute zählte bei 1100 Mitgliedern das Vertrauen untereinander und eine offene Kommunikation auch bei strittigen Themen. Nun meint EU und Parlament auch noch regulierend mit einer Datenschutzgrundverordnung in das funktionierende Vereinsleben und hier auch in die viel beschworene Unentbehrlichkeit des Ehrenamtes einzugreifen. Wer so denkt – und ein Wortführer ist nicht verwunderlich ein grüner deutscher EU Abgeordneter – hat von den wirklichen Werten, die eine Gesellschaft prägen, keine Ahnung. Die Anwendung auf Vereine und Co sollten auf den Prüfstand gesetzt werden. Mann will richtigerweise die großen Datenhändler treffen und überlastet Vereine und Mittelstand. Dafür brauchen wir keine EU! Das dann am Ende die oberste Datenkrake Facebook nun ganzseitig für dieses wunderbare Gesetz wirbt ist die Spitze des Eisbergs  – Hansjörg Blender


Leserbrief zu „Dresden, Stadt der Schmerzen“ im ZEIT-Magazin von Martin Machowecz

Da bin ich aber froh, dass die Dresdner so viel gelernt haben. Konfrontation ist auch eine Methode, um Mütchen zu kühlen. Kritische Stimmen gegen die Zuwanderung gab es auch andernorts, nur sind sie leider im Jubel der etwas befremdlichen Willkommensbegeisterung untergegangen. Es ist eben nicht der gut deutsch sprechende syrische Ingenieur massenhaft eingewandert, der sofort in die Gesellschaft und die Arbeit integriert werden konnte. Das hat  bei den Flüchtlingshelfern, den einstellenden Unternehmen, den Deutschlehrern zu Ernüchterung geführt. Diese Erfahrungen sind anders zu bewerten als die Vorurteile und unklaren Abwehrhandlungen von Pegida, AfD und anderen Rechten und sie finden ihren Niederschlag in der Politik. Rechts zu sein ist wieder salonfähig, doch die wütenden Intellektuellen, die sich zurückziehen statt weiter ihre Sache zu vertreten? Das ist ja wie ein Topf vorm Überkochen. Leider schreiben Sie nichts über die rassistischen und völkischen Ansichten des von Ihnen so gelobten Lutz Bachmanns. Aber wir erleben ja gerade die Ausfälle der AfD in der Politik und das wirkt hoffentlich abschreckend auf alle, die sich Heil  von den neuen Rechten versprechen. – Doris Silligmann


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Nach zweimaligem und mühsamem Lesen des Feuilleton-Beitrags „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuser (Nr. 21/2018, S. 41) komme ich zu folgenden Feststellungen: Mit „Wie Donald Trump die Welt neu ordnen möchte“ wird der Beitrag des Autors Assheuser im Inhaltsverzeichnis angekündigt. Letzterer macht daraus aber schlicht den Titel „Das Recht bin ich“ und versucht dann, diese Position Trumps auf umständliche Weise unter Einführung einer Unzahl nicht näher erklärter begrifflicher Schnörkel, wie „das unhintergehbare Reale“, „egalitäre Fiktion“, „universalistische Rhetorik“, „gordischer Knoten des abstrakten Rechts“, „kognitiv nachschärfen“, „opake Zwischenräume“ usw. zu erläutern. Sein Denken sei eindeutig von dem philosophischen Institut der Leo Strauss-Anhänger in Claremont/Kalifornien beeinflusst, was  absoluten Isolationismus bedeute. Gleichzeitig, so der Autor, sei aber eine Clique linker „Progressisten“, der „tiefe Staat“, längst auch  als eine Art Schattenregierung ins „Weiße Haus“ eingedrungen. Da muß man schon fragen: Wie passt denn das zusammen? Muß also doch niemand vor Trump Angst haben? Am Schluß werden auch noch die Auffassungen des russischen Philosophen A. Dugin dargelegt. Wozu das eigentlich in diesem Zusammenhang? Das gilt auch für die Einleitung des Beitrags, worin Autor Assheuser Präsident Trump gedanklich in die Rolle des Jesus in einer Parabel in Dostojewskis „Brüder Karamasow” versetzt. Fazit: Es wäre zu wünschen, daß stattdessen ein anderer Autor einmal die Intentionen und das Verhaltensmuster von Trump exakt analysieren und das Ergebnis in weniger verschwurbelter, wirklich klarer und verständlicher Darstellung dem Leser nahe bringen möge. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Euklid wäre begeistert“ von Christine Brinck.

Ich war stets begeistert, wenn ich in meiner aktiven Zeit als Fachberater in dieser Schule zu Gast sein durfte. Seit Jahrzehnten arbeiten hier engagierte Lehrer, die weit mehr als nur ihre Pflicht tun mit tollen Schülern an dem gemeinsamen Ziel zusammen, einen lebensnahen Unterricht zu gestalten und Theorie und Praxis miteinander zu verschmelzen. Ich habe mich gefreut, dass in der „Zeit“ endlich einmal von dieser besonderen Bildungseinrichtung berichtet wurde, die auch für Kinder von Normalverdienern zugänglich ist. Frau Brinck hätte allerdings auch  die Schüler zu Wort kommen lassen müssen. Übrigens gibt es diese Spezialschulen ebenfalls für andere Fächer (Sprachen, Musik, Sport, Chemie). Für unsere neue Bildungsministerin wäre Ihr Artikel auch lesenswert. Würde sie doch sogleich Hinweise finden, wie man Spitzenförderung relativ kostenarm organisieren kann. Für Frau Brinck hätte ich noch einen Vorschlag. Vielleicht findet  sie einmal die Zeit, zu recherchieren, was aus ehemaligen Schülern dieser Schule geworden ist. – Dietmar Seela


Leserbrief zu „Die Wahrheit ist nicht auf dem Platz“ von Tina Hildebrandt

Mesut Özil und Ilkay Gündogan waren sicher schlecht beraten sich mit dem türkischen Präsidenten zu treffen und fotografieren zu lassen. Die Referenz zu „meinem Präsidenten“, wie in dem Artikel betont wurde, hat mich am meisten gestört. Ich habe allerdings im ARD-Text einen Leserbrief (Kopie beigefügt) gesehen, wo von einer falschen Übersetzung aus dem Türkischen die Rede ist. Ich kann kein Türkisch, aber wenn diese Behauptung stimmt, dann ist aus meiner Sicht zweierlei  festzuhalten:
1) Die zum Teil erhobene Behauptung, dass hier ein klassisches Beispiel einer verfehlten Integration vorliegt, schlichtweg falsch ist.
2)Die Hetze gegen Mitbürger mit türkischem Migrationshintergrund wird durch solche schlecht recherchierten Beiträge geschürt. – Richard Swindall


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Die Überlegungen von Thomas Assheuer zu den politischen Ansichten Donald Trumps und seiner Anhänger,insbesondere seines Mitarbeiterumfelds, sind wegweisend und führen zu weiteren, kritischen Überlegungen. Assheuer weist auf den deutsch-amerikanischen Philosophen Leo Strauss hin, der eine Schule gegründet hat und dessen Lehre von zahlreichen Journalisten und Politikern aufgegriffen und einflussreich befolgt wird. Diese Lehre handelt vom absoluten Primat der Politik als Instrument der Macht, die ausschliesslich Interessen zu befolgen habe, seien es geschäftliche oder nationale. Im Liberalismus und seiner (vermeintlich elitären) Rechtsauffassung sehen sie den Grund zum gesellschaftlichen Verfall, dem eine ordnungsbestimmte Macht zu begegnen habe. Politik ist für Trump ein „deal“, wie es seiner Meinung nach im Geschäftsleben so vor sich geht – und wird vom Erfolgreicheren bestimmt. Die Thesen von Strauss sind im Grunde eine Variante des politischen Denkens des nationalsozialistisch beeinflussten Rechtsgelehrten Carl Schmitt, nach dessen Auffassung, einfach ausgedrückt, Politik in nichts anderem besteht, als in der Bewältigung von Auseinandersetzungen in den Beziehungen zwischen Freund / Feind Verhältnissen – und das, falls notwendig, bis hin zum Krieg für nationale Interesssen. Die Definition des Feindes und seine Festlegung hat dabei den Vorrang. Die USA, so scheint es, sind dabei, auf Freunde zu „verzichten“. Die bange Frage lautet nun : Breitet sich unter Donald Trumps Regierung und mit deren Duldung ein amerikanischer Faschismus aus? Dies wäre umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, was die USA nach dem Zweiten Weltkrieg für den Weltfrieden geleistet haben : Marshallplan-Hilfe, Gründung der UNO, ein für uns Deutsche erträgliches Schuldenabkommen und nicht zuletzt die Öffnung für einen freien Welthandel. Dies alles soll nun auf einmal falsch gewesen sein? Was hat dazu geführt, dass mit „America First“ die alleinige Durchsetzung nationaler Interessen die z.Zt. bestimmende politische Richtung werden konnte? Für die bisherigen Partner der USA sind höchste Vorsicht und politische Standhaftigkeit, auch im Interesse der USA, gefordert. Ein Dankeschön an Thomas Assheuer. – Klaus Tiedje


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Schon mehrmals waren in der Zeit nun Lobeshymnen auf die Bologna-Reform zu hören („Danke Bologna“ von Aline Wanner, „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny). Wenn auch Kritik an Nostalgikern und verknöcherten deutschsprachigen Bildungsinstitutionen not tut, so darf dies nicht über die Konsequenzen und Grundhaltung von Bologna hinwegtäuschen. Wer wie die AutorInnen der betreffenden Artikeln internationale Beziehungen, Volkswirtschaftslehre oder Jurisprudenz studiert befindet sich meistens schon in auf einen Beruf ausgerichteten Studiengang. Dass dort eine weitere Praxisorientierung und Akzeleration sinnvoll sein kann, steht ausser Frage. Die Universität besteht aber nicht nur aus Berufsausbildungen. Gewisse Studiengänge, besonders geisteswissenschaftliche Fächer sind nicht auf etwas nach dem Stuidum ausgerichtet. Sie sind nicht instrumentell zu verstehen, sondern intrinsisch. Es handelt sich um junge und ältere Menschen die allein deswegen ein Fach studieren, weil sie der Inhalt desselben interessiert, ihre persönlichen beruflichen Aussichten sind sekundär. Ihnen geht es nicht darum eine brillante Analytikerin, ein guter Schreiber oder eine wortgewande belesen Person zu werden – sondern nur darum die Sache zu verstehen, sei die nun Spinozas Ethica, die russische Revolution von 1905 oder die Funktion des unbestimmten Artikels. Das tragische an Bologna ist, dass eine solches intrinisches Interesse an Bildung, an Wissen und Verständnis vermehrt auf Unverständnis stossen wird, als altmodisch und irgendwie merkwürdig fremd angesehen wird. Wir müssen uns überlegen, wie können wir eine ökonomisch sinnvolles Universitätssystem erschaffen, dass sowohl Berufsausbildungen bereitstellt, wie intrinsisch motivierten Studierenden Raum bietet. Kritik an Bologna muss also konstruktiv sein, blosse Lobhudelei ist dies hingegen nicht. Denn es wäre mit Sicherheit ein Fehler, diejenigen die primär an der Sache interessiert sind zu vergraulen. – Pablo Hubacher


Leserbrief zu „Sei kein Schwein“ von Florian Werner

Gute Anregung,  dieses Thema mal in den Focus zu nehmen! Dank an Florian Werner für den Beitrag und an die Zeit für Veröffentlichung und graphische Präsentation! Tiere werden häufig vermenschlicht und als putzig hingestellt. Wer bspw.  mal Berichte über Eisbären gesehen hat (Benoît Sittler auf Arte), empfindet diese arktischen Überlebenskünstler bestimmt nicht mehr als kuschelige Streicheltiere. Sondern achtet ihr Wesen und erschrickt in diesem Zusammenhang vielleicht auch vor den Folgen des Klimawandels! Ein beeindruckender Beitrag zum Verhältnis Tier  – Mensch ist gerade auch in einer Ausstellung im Kulturgebäude Stiftskeller in Beutelsbach/Remstal zu sehen. Der Künstler Karl Ulrich Nuss hat einen Zyklus „Nuss‘ Tierleben“ geschaffen. ( Meine Kurzbeschreibung: Das Tier im Menschen – der Mensch im Tier.) UNBEDINGT SEHENSWERT!!! Wie auch seine Skulpturen an/in seinem Haus und in den Strümpfelbacher Weinbergen. – Petra Lexuth-Thomä


Leserbrief zu „Keinen über den Durst“ von Carolin Würfel im ZEIT-Magazin

kann es sein, dass Sie Frau Katja Riemann nicht leiden können? Über Ihren Artikel habe ich mich ziemlich aufgeregt. Und ich verstehe nicht, warum Sie der Wunsch, ein Maracujaschorle zu trinken so beschäftigt? Auch finde ich Ihre Einstellung zu Alkohol sehr bedenklich. Aber die überprüfen Sie am Besten selbst und ohne meine Ratschläge dazu, Sie werden schon drauf kommen, was da alles gemeint sein kann. Sie zerbrechen sich ja auch Ihren Kopf, wie Frau Riemann denn überhaupt auf einer Party zu ihrem Maracujasaft kommt, dem pappsüssen, im Tetrapack…. Und Sie behaupten auch, dass dieser Saft längst out sei. Und was die Erwähnung von den beiden fürchterlichen Alternativgetränken, hier gleich mit Schleichwerbung für Jever und dem erst recht pappsüssen Cola light soll, ich verstehe es nicht. Was ich Ihnen aber empfehlen kann, probieren Sie einfach mal einen wunderbaren leckeren Bio Maracujasaft als Schorle, oder gemischt als Mango-Maracuja, Orange-Maracuja usw…. -Schorle, es gibt zum Glück köstliche Alternativen zu Alkohol und aufmerksame Gastgeber haben es längst erkannt, dass sie damit ihre Gäste sehr glücklich machen können. Es muss eben nicht immer nur, entweder nur Wasser oder das etwas einfallslose, auch gute Apfelschorle oder Cola, Fanta und alkoholfreies Bier sein, wenn man keinen Alkohol trinken will. Und sollten die Gastgeber dafür kein Gespür haben, was spricht dagegen, mir mein Lieblingsgetränk mitzubringen? P. S. Vielleicht durften Sie als Kind an einem Bier schlürfen, weil Ihre Eltern glaubten, das hilft gegen Durst, wie das auch weithin verbreitet sehr viele Alkoholtrinker glauben, und aus diesem Grund muss für Sie ein solches Getränk auf Partys konsumiert werden. Und auch der Spaß, wo bitte sollte der auch sonst herkommen? Es wäre schön, wenn Sie Ihren Text nochmals hinterfragen würden. Hilfreich oder witzig oder lehrreich war er jedenfalls nicht. – Karin Mayr


Leserbrief zu „Das Recht bin ich“ von Thomas Assheuer

Ein großes Lob an Herrn Assheuer für den hervorragenden Artikel über D. Trump. Hier werden Hintergründe und die fatalen Konsequenzen seiner Präsidentschaft tiefsinnig und messerscharf herausgearbeitet – allerdings nach meiner Auffassung mit einem markanten Denkfehler: Trump ist mit seinem mediokren Geist keinesfalls in der Lage, eine tiefgründige Philosophie zu verstehen, mit der sich die politisch-soziale Welt erklären ließe. Er kennt nur eine „Ideologie“: seinen Egoismus, und fatalerweise ist er bauernschlau genung, um sich des radikalen Isolationismus der „Claremonsters“ quasi als „black box“ zu bemächtigen und damit seinen Narzissmus zu verbrämen. Und die Ideologen sind schlau genung, um einen tumben Machtbesssenen wie Trump vor ihren Karren zu spannen – für beiden Seiten eine echte „win-win-Situation“, für die Welt aber eine unheilvolle Allianz, die spätestens bei einer möglichen 2. Amtszeit von Trump katastrophale globale Konsequenzen haben könnte. – B. Siegloch


Leserbrief zu „Man kann auch weltlich glauben“ von Wilhelm Schmid

Herzlichen dank für Ihren Artikel zum Thema „Man kann auch weltlich glauben“ in der Zeit vom 17.5.. Ich finde Ihren Ansatz mit dem Begriff der Religiosität sehr ansprechend, glaube aber, dass Sie mit Ihren Beispielen nicht konkret genug sind. Gelungene Religiosität kann nicht Rückbindung an alles und jedes sein. Luther sagt: „Woran du aber dein Herz hängst, das ist dein Gott“. Rückbindung in dem von Ihnen beschriebenen Sinn an materielle Werte, wäre unter diesem Gesichtspunkt abzulehen, weil es eine unzulässige Vergottung von Nicht-göttlichem und damit eine Gefährdung des Lebens in seiner vollen Dimension wäre. Deshalb bin ich der Meinung, dass religiöse Rückbindung immer zu beziehen ist auf eine Erzählgemeinschaft, wie sie in den verschiedenen Religionen in unterschiedlicher Ausprägung gegeben ist. – Reinhard Wick


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Mit Ihrer Analyse und Darstellung bin ich nicht einverstanden. Ich halte sie für blauäugig oder einseitig. Letzteres, weil ich mir als Naturwissenschaftler nicht anmassen möchte, die Verhältnisse in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu beurteilen. Für die Naturwissenschaften, soweit ich sie überblicke (bin seit dem 90er Jahren als Hochschullehrer aktiv) hat die Umstellung auf Bachelor- und Masterausbildung weder bessere noch mehr Chancen für Auslandsaufenthalte für Studierende gebracht – im Gegenteil. Sie hat in der Tat das „Bulimielernen“ nachweislich massiv gefördert auf Kosten von komplexerem Verständnis, das zuvor durch komplexe Prüfungen am Studienabschluss gefördert wurde. Und auch Abbrecherquoten sind nachweislich mitnichten gesunken. Das es dennoch erfolgreiche „Bachelorgeschichten“ gibt, liegt in der Natur der Sache und ist kein Argument für Repräsentativität. Klar haben richtig gute und begabte Studierende nach wie vor die Chance sich erfolgreich durchzuboxen. Diese Gruppe wird sich glücklicherweise immer durchsetzen. Doch das Niveau in der Masse ist gesunken. Dafür ist nicht allein „Bologna“ verantwortlich. Die politische Entscheidung, noch höhere Anteile eines Jahrgangs an die Universitäten zu senden, trägt dazu bei. Ein nicht unerheblicher Teil der jungen Menschen ist nicht studierfähig im Sinne eines universitären Studiums auf höherem intellektuellen Niveau und unter Voraussetzung erheblicher Eigenmotivation und Eigenständigkeit Im Ergebnis werden unsere Universitäten den Fachhochschulen ähnlicher.Ich möchte unterstellen, dass dies nicht unerwünscht ist. Denn Universitätsausbildung ist deutlich teurer pro Studienplatz. Da zugleich sanft das Promotionsrecht der Universitäten aufgeweicht wird zugunsten von Fachhochschulen (was in Einzelfällen sehr sinnvoll sein kann) ebenso wie zugunsten von Max-Planck-Instituten und Helmholtz-Zentren. Auf längere Frist wird diese Kombination von Niveauverlust, Massenuniversität und Mittelkürzung Universitäten obsolet machen wird. In krassem Kontrast dazu stehen die vermeintlichen Steigerungen der finanziellen Unterstützung von Forschung und Wissenschaft – denn davon kommt an den Universitäten kaum etwas an, teilweise sinken die Realgelder des Staates Jahr um Jahr. – Jörg Matschullat


Leserbrief zu „Man kann auch weltlich glauben“ von Wilhelm Schmid

Wie schön, dass auch mal wieder einer zu Wort kommt, der keiner Religionsgemeinschaft angehört. Sie fragen, Herr Schmid, nach dem Wesentlichen und finden es in der Energie, die den Sterbenden verlässt. Dann ließe sich ja durch Infusion lebenswichtiger Substanzen der Mangel an Energie vermeiden. Nein, es ist das Organversagen, das zum Tod führt. Die Energie, als Physiker kenne ich mich da einigermaßen aus, wäre mir auch zu profan für ein „weltliches Glaubensbekenntnis“. Ebenfalls auf der Suche nach dem Wesentlichen, dem „Einen“, schlage ich vor: Das Wesentliche ist das, was ist: Die Familie, die Menschheit, das Weltall. Ohne deren Sein wäre alles nichts. würden wir nicht existieren. Daran braucht man nicht zu glauben; es ist einfach so und gilt für alle. Die Frohe Botschaft lautet also: Freut Euch am Sein! – Carlo Vernimb


Leserbrief zu „Ein Update für die Wirtschaftspolitik“ von Annalena Baerbock und Katharina

Ich stimme Ihnen im Wesentlichen zu, finde allerdings, dass Deutschland bei einigen Dingen, z. B. Tierschutz oder fairem Handel, auch ohne faire Handelsverträge ruhig schon einmal vorangehen könnte: Wenn die Produktionsbedingungen in anderen Ländern von deutschen Normen beim Menschenschutz oder beim – auch in Deutschland noch sehr verbesserungswürdigem – Tier- und Umweltschutz allzu sehr abweichen, lässt man die Waren eben nicht mehr ins Land. Die USA, China, Russland usw. machen es – freilich aus anderen Gründen – vor. Google wird mir in dem Artikel im Vergleich zu Facebook zu wenig kritisiert: Google zeigt – entgegen seinem eigenen Anspruch – in vielen Fällen zuoberst nicht die jeweils treffendsten Ergebnisse an, sondern die größten und am meisten besuchten Websites, auf denen der betreffende Suchbegriff auftaucht. Nicht die Qualität des Inhalts entscheidet über die Platzierung, sondern die Größe der Websites und die finanzielle Potenz des Websitebetreibers. Für kleine und mittlere Unternehmen oder Websites von gemeinnützigen Organisationen oder von  Privatpersonen ist das oft fatal. Wenn man z. B. einen Begriff aus dem medizinischen Bereich eingibt, werden in der Regel auf der ersten Seite der Trefferliste die Websites von Tarnorganisationen der Pharmaindustrie aufgeführt. Manche Webseiten werden von Google auch einfach gar nicht berücksichtigt, ohne dass es dafür einen gesetzlichen Grund gäbe. Kurzum: Auch bezüglich der Suchmaschine Google ist meines Erachtens dringend eine gesetzliche Regulierung und anschließende permanente Kontrolle erforderlich. – Ulrich Willmes


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Zweifeln, Zweifel und letztendlich auch Verzweiflung kennt wohl jeder Mensch, und weil wir alle immer wieder belogen, betrogen und enttäuscht werden, stellt sich jeder von uns regelmäßig die Frage: „Ob das, was man mir sagt, auch stimmt?“ – Daran ist auch nichts Verwerfliches: Schließlich ist Leichtgläubigkeit gefährlich. Wie oft trifft man Betrüger auf digitalen Medien? Wie oft wird man von Betrugsfirmen via Telefon belästigt? Mit dem Enkeltrick versucht man, ältere Mitbürger abzusocken, Hütchenspieler versuchen es auch des Öfteren in Grossstädten, und zweifelhafte Drückerkolonnen an Haustüren versuchen immer noch, irgendwelche Abos oder Fördermitgliedschaften einzuwerben. Zweifel ist auch der Anfang jeder Wissenschaft, und wer zweifelt, stellt zwangsläufig auch Fragen. In jedem Rechtsstaat gilt glücklicherweise die Devise, die wir vom Römischen Imperium geerbt haben: „In dubio pro reo – Im Zweifel für den Angeklagten!“ Jesus aber musste niemals zweifeln, Er muss es auch heute und in Ewigkeit nicht, denn Er ist nicht nur wahrer Mensch, sondern zugleich wahrer Gott und damit allwissend. Wie aus dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums ersichtlich, ist Er der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er ist das Wort, das wir in der Bibel wiederfinden. Er, der menschgewordene Gott ist allwissend, irrtumslos und kann in Seiner Heiligkeit nicht lügen. Selbst in Seiner menschlichen Gestalt wusste Er, woher Er kam und wohin Er letztendlich gehen würde. Also wird Er nie gezweifelt haben. Ich bin nach vielen Zweifeln und auch grosser Verzweiflung am 03. September 1991 zum persönlichen Glauben an Jesus Christus gekommen. Sprich: Er ist seitdem mein ganz persönlicher Retter und Erlöser und hat mir seitdem sehr viel Gnade geschenkt. – Markus Kenn


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Aha, beim Zweifeln sollen wir ruhig ruhig bleiben. Das ist ja schon mal gut. Glücklicherweise glaube ich an Gott – obwohl oder gerade weil es ihn nicht gibt. Der Glaube ist meines Erachtens eine Methode, die unsere Bemühungen um die Verbesserung unserer individuellen und gemeinschaftlichen Lebensbedingungen begünstigen soll. Und da er in dieser Hinsicht über unsere eigenen Grenzen hinaus nach Antworten sucht, trifft er erfahrungsgemäß und unzweifelhaft auf Aspekte einer Welt, die sich unserem Zugriff und damit unserer Verfügbarkeit entziehen. So ergänzen sich unsere Teilansichten von Wirklichkeit tendenziell zu einem Ganzen, das in unser Leben zurückwirkt. Wo eine Wirkung ist, da wollen wir sie benennen, bilden also Begriffe. Und wenn wir einen Begriff haben, suchen wir nach dessen substanzieller Entsprechung. So kam der Begriff „Gott“ zustande, und man meinte, damit das Rätsel der Zusammenfügung des in unserer dualen Welt Getrennten und Zersplitterten zu einem endgültigen Ganzen gefunden zu haben. Es ist eben nur ein kleiner Denkfehler, zu meinen, durch die Definierbarkeit einer Wirkung hätten wir unzweifelhaften Zugang zu deren Ursache, eventuell noch mit Absolutheitsanspruch. Aber dem ist nicht so, denn menschliches Erfahrungs- und Erkenntnisvermögen ist Gott sei Dank begrenzt – sonst würden wir in einer heilen Welt leben und hätten nichts mehr zu entdecken, zu erproben und zu entscheiden. Wäre ja auch furchtbar, wenn uns als Antwort auf unsere Sehnsucht nach dem Guten einfach so ’ne Astralglocke übergespült würde. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Dresden, Stadt der Schmerzen“ im ZEIT-Magazin von Martin Machowecz

Wunderbar wie Sie die Wandlung, die Dresden macht, aufzeigen! Die Stadt und ihre Einwohner sind wirklich wegweisend für Deutschland, wie es sein könnte. Das Streitgespräch Tellkamp/Grünbein hat es vorgemacht, wie Streitkultur sein kann. Das ist nur der Anfang. Hat aber vielen den Weg gewiesen. Sachsen ist Luther Land! Kein Islam Land. Wir hatten letztes Jahr die 500 Jahrfeier der Thesen Martin Luthers. Luther, das Neue Testament, die deutsche Sprache, der Gutenberg Druck hat uns die Renaissance gebracht. Wir sind nicht bereit zurück zu gehen zum rückschrittlichen Islam. Wir Frauen schon gar nicht! Selbst wenn der EKD Vorsitzende Herr Bedford-Strom wiederholt in der Öffentlichkeit bei Veranstaltungen in Moscheen/Nürnberg in vorauseilendem Gehorsam sein Kreuz nicht trägt. Wir stehen zu Luther und Jesus Christus, trotz oder gerade wegen DDR Vergangenheit. Als meine Freunde in Westdeutschland mich sorgenvoll über Pegida fragten, sagte ich ihnen, ihr werdet nochmal froh sein, dass es diese Bewegung gibt. Selbst wenn es jetzt erst einmal krass ist. Um sich Gehör zu verschaffen, sind Bewegungen am Anfang oft krass. Und genauso kommt es. Selbst Sie, Die Zeit, geht jetzt mit „der Buchhändlerin“ anders um. – Gloria Ziller


Leserbrief zu „Teile und schweige“ von Georg Mascolo und Holger Stark

„Den Amerikanern hatte er (Helmut Kohl) abgerungen, ihre auf deutschem Boden stationierten Chemiewaffen abzuziehen. 1990 verluden…..“ teilen Sie mit.  Wer sagt denn, dass sie nicht alle und Neuere wieder da sind? Dass sich ein Geheimdienst (FSB) im Sinne eines Beweises erwischen lässt, ist nun völlig absurd. Die Folgen wären schlimmer als ein kleiner Giftanschlag unter Kollegen. Wo aber ist die der BRD übergebene Probe „Notwitschok“ denn geblieben? Fällt diese Information auch unter „Schweigen“? – Burkhard Breslauer


Leserbrief zu „Reich mir den Apfel, Eva!“ von Evelyn Finger

Als Ihre Rubrik Glauben & Zweifeln gegründet wurde, hätte ich aus meiner damaligen Sicht den Titel „Hoffen & Zweifeln“ vorgezogen, beeinflusst von freisinnigen, antidogmatischen Denkern wie Pierre Bayle. Gehofft auf Gott habe ich immer, aber die Zweifel waren stark. Die genauen Umstände beim Tod meiner Mutter haben mich dem Glauben an Gott später sehr nahe gebracht. Im Sinne Ihres Artikels würde ich Brechts Gedicht Gelobt sei der Zweifel dennoch beipflichten, weil darin die Suche nach Wahrhaftigkeit erkennbar wird. Verstört haben mich mittlerweile Positionen von extremen Atheisten, die jeden Zweifel an ihrem Atheismus strikt ablehnen. Einem Menschen, der auch nur Hoffnung in Gottes Existenz setzt, sprechen diese Atheisten kategorisch jegliches Verantwortungsgefühl ab. Eine solche atheistisch-fundamentalistische Haltung ist nicht weniger gefährlich als eine intolerante Glaubenslehre. Ich persönlich habe im Miterleben des Todes meiner Mutter zu Gott (zurück-)gefunden. Dabei habe ich einige Vorfälle beobachten dürfen, die mich am rein Zufälligen zweifeln lassen. Der Atheist Max Frisch stellte übrigens zur Kategorie des Zufalls fest: Am Ende ist es immer das Fällige, das uns zufällt.Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Sei kein Schwein“ von Florian Werner

Traurig aber wahr ist (fast) alles in Ihrem Artikel. Auch ich finde bekleidete Schimpansen zum Heulen und beschämend. Mit den Hunden geht es mir genauso, aber aus einem anderen Grund: Ihnen zieht Herrchen oder Frauchen das Mäntelchen nicht an, damit sie niedlich aussehen, sondern weil sie es BRAUCHEN. Es geht hier um eine weitere Variante der Qualzüchtungen. Hunde wurden „pflegeleicht“ gezüchtet, ihnen wurde das wärmende Unterfell weggezüchtet, damit sie nicht HAAREN! Ist das nicht zum k…? Jetzt frieren sie draußen natürlich erbärmlich, weil die Deckhaare nicht wärmen. Und wenn Sie einen zitternden Hund an der Leine sehen, weisen Sie den Halter ruhig darauf hin, dass sein Hund friert. Viele Leute wissen nicht, was sie ihrem Tier gerade antun. – Charlotte Schaffarz


Leserbrief zum Titelthema „Du sollst ruhig zweifeln!“ von Evelyn Finger et. Al

Was Wilhelm Schmid über „weltlich glauben“ und „säkulare Religiosität“ schreibt, mag das Richtige sein für lebensmüde und selbstfixierte Individualisten einer spätmodernen Gesellschaft, die zu Glaube und Religion ein unverbindliches Verhältnis pflegen und über beides aus sicherer Distanz urteilen. Was hätte Jesus wohl gesagt, wenn jemand ihm erzählt hätte: Ich bin nicht im engeren Sinn religiös, aber irgendwie glaube ich auch, nur eben weltlich? Wie bitte? Um für Energie aus dem All aufnahmebereit zu sein, braucht es keinen Glauben und keine Religion. Einem derart verwässerten Religionsersatz aus der Kiste des Glücks- und Lebenskunst-Schmids ziehe ich dann doch lieber hochwertige Nahrung aus den echten religiösen Traditionen von Judentum und Christentum vor. Evelyn Finger singt in ihrem Artikel „Reich mir den Apfel, Eva!“ das Hohelied des Zweifels. Schön, das hat gewissen Charme, angefangen bei Adam und Eva im Christentum nach Protagonisten und Verteidigern des Zweifels zu suchen. Das Plädoyer für Religionskritik und Glaubenskontroversen lasse ich mir auch noch gefallen. Es stimmt ja, wenn die Autorin sagt: In Deutschland „weiß man aus blutigen Konfessionskriegen, dass Glaubensstreit erlaubt sein muss.“ Kein zivilisierter Mensch wünscht sich solche Verhältnisse wie im Dreißigjährigen Krieg zurück, wo man aufpassen musste, dass man nicht den Schädel eingeschlagen bekam, weil man das falsche Gesangbuch hatte. Aber, liebe Frau Finger, inzwischen haben wir doch, nach der Aufklärung, ganz andere Sorgen! Wo finden Sie denn heute in Europa jemand, der mit wütendem Eifer für seine religiöse Tradition, für seinen Glauben kämpft und anderen Überzeugungen die Wahrheit abspricht? Unter liberalen wohlhabenden Alteuropäern sicher nicht. Wir haben in Deutschland kein Problem damit, gegenüber den christlichen Kirchen Religions- und Kirchenkritik zu üben, meistens weit unter dem Niveau eines Lessing und ohne den Esprit eines Voltaire. Aber offen Auskunft zu geben, was sie selber glauben und wie sie ihren Glauben leben, das fällt vielen schwer, gerade wenn sie im Einflussbereich einer Kirche aufgewachsen sind. Menschen, die sich als überzeugte Christen, Juden oder Muslime erklären, ohne geistige Enge, Rechthaberei und hinterweltlerische Moralvorstellungen, sind für die meisten aufgeklärten Zeitgenossen hierzulande kaum vorstellbar – obwohl es sie gibt. Das Problem unserer säkularisierten Gesellschaft ist, dass wir vor religiösen Menschen Angst haben. Deswegen erscheinen auch Migranten mit erkennbar fremder religiöser Identität als bedrohlich. Wem zu Religion nur militanter Fundamentalismus oder Religionskritik einfällt, der hat mit dem Thema Religion ein ungelöstes Problem. Denn er kann sich nicht vorstellen, dass es einen aus Überzeugung gelebten und verantworteten Glauben geben könnte, der weder zwanghaft noch beliebig ist. Es geht völlig an dieser Situation vorbei, wenn Evelyn Finger für ein kritisches Gottesbild eintritt. Eine zunehmende Zahl von Deutschen hat überhaupt keines, weil ihnen jeder religiöse Traditionshintergrund fehlt. Mit Pfingsten haben beide Artikel wenig zu tun. Da ist nämlich nicht bloß Offenheit für Neues gefragt, wie Frau Finger meint, sondern Offenheit für den Heiligen Geist. – Dr. Michael Heymel


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Wenn schon, wie bei Rudi Novotny, das Studium dazu dienen soll, junge Menschen für den Arbeitsmarkt fit zu machen – übrigens, hat es in unserer Kulturlandschaft den Humanismus und die Aufklärung nie gegeben? -, dann stellt sich die Frage nach dem Studium, wenn die künstliche Intelligenz das Regiment auf dem Arbeitsmarkt übernommen hat. Das könnte schon in 20 bis 30 Jahren der Fall sein. Wenn jetzt schon die Entwicklung der Persönlichkeit und selbständiges Denken den Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes geopfert werden, was werden wir dann opfern? Ich weiß, die Frage ist falsch. Das entscheiden ja nicht mehr wir. Die KI wird uns das abnehmen. – Anselm Stieber


Leserbrief zu „Tragische Helden gegen Hypermoral“ von Bernd Stegemann

Soll Herr Stegemanns Text Satire sein? Oder will er uns ernsthaft in Duktus und Argumentationslinie der Neuen Rechten erklären, warum Boris Palmers Äußerung eine ‚Heldentat‘ sei? Was hat Palmers Äußerung mit Realismus und Pragmatismus zu tun? Haben radfahrende Flüchtlinge in Tübingen zu einer Schwemme von Verkehrsvergehen gesorgt? Angesichts der einheimischen Radfahrer, die Begriffe wie ‚Rot umfahren‘, ‚Einbahnstraße‘ oder ‚Radfahrer bitte absteigen‘ nicht einzuordnen wissen, doch eher unwahrscheinlich. Der Tweet war weder sachlich, noch konstruktiv. Und schon gar nicht reell oder realistisch. Pragmatisch aber schon. Das waren billige Schlagzeilen und Hr Palmer hat wieder mal eine paar Fans für die nächste Wahl gewonnen, für die er keine realen Erfolge aus seiner Amtszeit vorzeigen musste. Und welches ‚Opfer‘ hat Hr. Palmer gebracht? Die Wählerstimmen von Menschen, die seine Äußerung ablehnen? Ach du je. Könnte mal einer, ein einziger der Politiker, die ihre Stimmen bei den 25% suchen, dazu stehen? Ohne diese winselnde Heuchelei, ohne die penetrante Behauptung man stehe für Offenheit und Klarheit ein? Sagt, was ihr zu sagen habt und heult nicht, wenn es uns nicht passt! Und könnte mal einer dieser besserwisserischen Volksversteher auskommen, ohne die machtpolitischen Äußerungen eines solchen Politikers gleich zur Lanze für Recht und Freiheit zu stilisieren? Das machen die schon selbst. Für die Ressentiments gegen Flüchtlinge und Immigranten sind (neben dem schlicht grundlegend vorhandenen Rassismus) sicherlich weit eher die Angst vor sozialem Abstieg und Ressourcenknappheit öffentlicher Gelder verantwortlich, als der behauptete Trotz gegen die ‚linke Meinungsdiktatur‘. Das ist nur ein Erklärungsmodell, über das man als Geisteswissenschaftler viel mehr schreiben kann. Und für Politiker ist es viel einfacher, ‚Heldentaten‘ auf Twitter zu vollbringen, als die soziale Marktwirtschaft wiederzubeleben. In diesem Sinne steht Hr. Palmer nicht für die andere Seite – sondern genau für die Art von Politik die Hr. Stegemann anzuprangern vorgibt. Ich bedanke mich dafür, dass Sie mir mit Ihrer Artikelauswahl immer wieder ermöglichen, mich mit den verschiedensten Meinungsspektren auseinander zu setzen! Auch wenn Hr. Stegemanns Artikel nicht meine inhaltliche Zustimmung findet, eines hat er mir doch (wieder) bewusst gemacht: welcher Partei, oder welchem politischen Lager ein Mensch sich auch zurechnet, sagt nichts darüber aus, was er tatsächlich denkt. Um das zu erfahren müssen wir miteinander reden. Über Lagergrenzen hinweg. – Sarah Werner


Leserbrief zu „Reich mir den Apfel, Eva!“ von Evelyn Finger

Mit Erstaunen lese ich Ihren Beitrag ´Reich mir den Apfel, Eva!` Die Bibelstelle im Buch Genesis Kap. 3,6 beschreibt die Situation im Paradies folgendermaßen: Das Weib sah, dass der Baum gut zu essen wäre und lieblich anzusehen und begehrenswert, um Einsicht zu gewinnen. Und sie nahm von seiner Frucht und aß und gab davon auch ihrem Manne, der bei ihr war, und er aß. Eva hat den aktiven Part. Sie wird nicht von ihrem Manne aufgefordert, ihm den Apfel zu reichen. Immer wieder, in Zeitungen und auch in Kinderbüchern wird über den Apostel Thomas, der auch der ungläubige Thomas genannt wird, geschrieben, dass er die Wundmale JESU CHRISTI berührt hat. Davon steht jedoch gar nichts in der Bibel. Es steht weder in der ältesten griechischen Übersetzung, noch in meiner alten Schulbibel, noch in der Einheitsübersetzung auch nur andeutungsweise ein Wort, dass der heilige Thomas die Wundmale des von den Toten Auferstandenen, des Retters der Welt JESUS CHRISTUS, berührt hat. Im Johannesevangelium Kapitel 20, Vers 27-29 steht geschrieben: Dann sagte er (JESUS) zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein GOTT! JESUS sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Wir dürfen davon ausgehen, nachdem der Auferstandene, der Herr JESUS CHRISTUS, Thomas aufgefordert hatte, durch Berührung zum Glauben zu kommen, diesem die Ungeheuerlichkeit seines Ansinnens bewusst geworden ist. Von der Demut des Heilandes derart betroffen, war es ihm unmöglich geworden, den Allerhöchsten berühren zu können, damit er zum Glauben käme. JESUS selbst sagte lediglich zu Thomas: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Es gibt also keinerlei Hinweis darauf, dass der ungläubige Thomas zum Glauben kam, weil er GOTT, den Sohn, berührt hätte. Aus dieser immer wieder falsch wahrgenommenen Bibelstelle, entstehen viele Gedanken über JESUS, die die Gläubigen, Philosophen, Kinderbuchautoren und nach der Wahrheit Suchenden in die Irre zu führen vermögen. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Gerade hat die Welt das Hohe Pfingstfest begangen, das Fest, welches uns daran erinnert, dass uns der Sohn JESUS CHRISTUS nach der Rückkehr in das Reich Seines Vaters, den HEILIGEN GEIST vom Vater gesandt hat, den Beistand, der uns sicher zum himmlischen Vater zu führen vermag. Ohne den Glauben an den Sohn, Der uns den Weg der Liebe, der Demut und Barmherzigkeit voran gegangen ist, auf dem wir IHM nachfolgen sollen, können wir nicht zum Vater kommen. – Christel Gratz


Leserbrief zu „Reich mir den Apfel, Eva!“ von Evelyn Finger

Natürlich liegt es nahe, die zwei Leitfragen („Woher unser kritisches Gottesbild kommt und warum wir es verteidigen sollten“) aus der christlichen Tradition zu begründen, der die jüdische immer vorgeschaltet bleibt: Die frühen Christen aben die Heilsgewissheit ihrer „frohen Botschaft“ (des „Neuen Testaments“) zur Abwehr aller damals bekannter Zweifel an deren Faktizität aus den Weissagungen und dem geschichtsmächtigen Handeln des alttestamentlichen Gottes bezogen, den Juden lange vor den Christen  bezeugt haben. Das  bedeutet aber nicht, dass „unser kritisches Gottesbild“ erst mit den Juden und Christen in die Welt gekommen ist. Nach heutigem Wissen erfolgte dies, als sich der Mensch seiner selbst bewusst wurde: Das spezifisch menschliche Bewusstsein war  ein „Selbstbewusstsein“, das sich in und mit bewusstem Denken von Anfang an gegen alle Zweifel, der eigenen wie der von anderen, behaupten musste. Vor allem gegenüber seiner Fehlbarkeit und Sterblichkeit,  einer ständigen Kränkung, musste der „selbstbewusste“ Mensch einen höheren Sinn seiner Existenz finden – durch eigenes Denken aber außerhalb seiner selbst. Die in der Bibel nach langer mündlicher Tradition schriftlich fixierten Geschichten (zur Schöpfung, Erschaffung des Menschen, vom Paradies usw.) zeigen lediglich, wie weit  das Nachdenken über diese Grundfrage hier inzwischen gediehen war: Längst hatte sich der Mensch zur „Krone der Schöpfung“  gemacht, indem er einen Schöpfergott den Menschen nach göttlichem Vorbild erschaffen ließ – eine einzigartige „Selbstermächtigung“ des Menschen aus Ohnmachtsgefühlen. Die zugleich erkannte Anmaßung („sein wie Gott …“) konnte nicht Gott zugeschrieben, sondern nur einem Sündenfall des Menschen, der ein (von ihm selbst erfundenes) göttliches Verbot mißachtet hatte: Nicht „der Zweifel an Gott“ begann „schon im Paradies“, es war der Zweifel am Menschen und seiner Selbstanmaßung.  Und wie gut, dass es damals bereits „das Weib“ gab, das „Adam“, den eigentlichen „Menschen“, schuldhaft verführen konnte – ein Menschenbild, das es sogar über die Aufklärung und französische „Menschen“rechtserklärung bis in die Köpfe vieler Zeitgenossen geschafft hat. (Allerdings nicht ohne Widerspruch damals schon!) Ist es da ein Wunder, dass gerade in einer Zeit der Unsicherheit und Angst der Glaube (an in der „Heimat“ Überliefertes, Bewährtes usw.) weniger zweifelhaft erscheint als der Zweifel an sich? Deshalb verteidigt doch auch die CDU-Generalsskretärin die Religion „als sei sie ein Wert an sich“, wie Frau Finger zu Recht schreibt, nur ohne diese Wertbegründung. So entsteht kein Widerspruch zu Söders Kreuzverordnung, sondern eine gemeinsame Wertschätzung des „Religiösen im öffentlichen Raum“, die vor allem unaufgeklärte Wählerstimmen einsammeln will, also dem Machtgewinn bzw. -erhalt dient, nicht eigentlich der eigenen Glaubensüberzeugung. Dem muss eine verfassungsmäßige „Wertschätzung der Religionsfreiheit“ entgegengesetzt werden, so wieder Frau Finger zu Recht, „die auch eine Freiheit vom Religiösen ist“. Frieden unter den Religionen und Menschen mit anderen Weltbildern wird es aber vermutlich erst dann geben, wenn das gekränkte individuelle menschliche Selbstbewusstsein in der Erkenntnis und gegenseitigen Gewährung einer solchen Freiheit rechtzeitig seine überlebensnotwendige Selbstgewissheit zurückgewonnen hat. – Eckhard Heumann


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Die Bologna-Reform hat sicherlich einiges gebracht. – Das Studium wurde demokratisiert  und europäisiert – der Schwerpunkt wurde von humboldtscher Bildung zu beruflicher Ausbildung hin verlagert. Insofern wird sich Ihre Meinung zu Bologna durchsetzen – allein deshalb, weil  sie für die Jungen steht, die nachkommen. – Ältere treten ab. Trotzdem darf man kritisch dazu stehen, was ich in der Tat tue. – Ich, Philologe, bin damals dem Rat meines Mentors gefolgt, Primärliteratur über Sekundärliteratur zu stellen . Wie soll es heute bei einem Bachelor-Abschluss gehen, 80 Dramen von Aischylos bis Kleist zu studieren und danach durch Sekundärliteratur zu vertiefen, wenn man nur 4 Semester Zeit hat? Wie soll hier ein Studium Generale der Literaturgeschichte möglich sein? Da meine Kinder viele Freunde haben, die man befragen kann, bekommt man sehr wohl das bestätigt, was heute von den Studenten (!) „Bulimie-Lernen“ genannt wird: Reinwürgen, rauskotzen, vergessen. – Kein „Erwerben, um es zu besitzen“. – Insofern entspricht die Aussage von Carolin Emcke sehr wohl dem, was von Bachelor-Absolventen zu hören ist. – Allerdings: Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass viele durch ein Studium überfordert werden, wenn Akademisierung inflationiert wird. War es früher provinzieller an den Unis? Auch damals gab es den DAAD schon, trotzdem: Spätestens mit dem Internet und dem offenen Europa kommen mehr Studenten raus – eindeutig. – Andererseits: Ist es nicht etwas euphemistisch, wenn man Niveauanpassungen beim Studium als De-Provinzialisierung feiert? – Wir sind als Ältere in der Tat etwas in unserer Eitelkeit getroffen, wenn sich plötzlich fast die Hälfte der jungen Jahrgänge als „Akademiker“ bezeichnet – da ist man versucht, seinen Akademiker-Echo innerlich zurückzugeben. Trotzdem sollten auch wir Ältere die Kirche im Dorf lassen. Der europäische Kontext von Bologna kann gar nicht überschätzt werden, und gegen eine beschleunigte Überführung junger Menschen in ein Berufsleben, das eh lebenslanges Lernen vorsieht, kann man eigentlich nichts haben. Trotzdem sollten auch die Jüngeren selbstkritisch zur Kenntnis nehmen, dass ihr Studium etwas anderes ist als früher. – „Tempora mutantur, nos et mutamur in illis“ – alles Gute, Bologna. – Kurt Schäfer


Leserbrief zu „I <3 Bologna“ von Rudi Novotny

Herr Novotny übersieht in seinem Artikel aus der letzten „Zeit“ einen entscheidennden Aspekt : Es soll auch solche StudentInnen geben, die neben ihrem Studium noch arbeiten müssen. Dass es dem Autor an seiner damaligen Hochschule im Jahre 2001 so schlecht gefallen hat, dass er gleich ins Londoner Exil gegangen ist, ist mir als Bachelor-Student egal. Er sollte jedoch bemerken, dass er, der er dort einen ach so straffen Studienplan zu erfüllen hatte, wie er selbst sagt, den ganzen Tag dafür Zeit hatte. Auch wenn es Herrn Novotny überraschen mag, aber ja, es ist „unmöglich, in Fächern wie Geschichte [und anderen Geisteswissenschaften!] ein halbes dutzend gute Hausarbeiten pro Semester zu schreiben“; zumindest wenn man nebenher noch Geld verdienen muss. Und nebenbei auch noch seine sozialen Kontakte zu pflegen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Aus demselben Grund kann ich über seine Aussage, die lieben Studierenden hätten ja gerade mal 30 Stunden Arbeitsaufwand in der Woche, nur den Kopf schütteln. Scheinbar war es Herrn Novotnys persönliches Privileg, aus einem so wohlhabenden Elternhaus zu kommen, dass er zunächst ohne Geldsorgen und Arbeitszwang seinen Abschluss machen konnte, und dies dann auch noch im Ausland. Mutti und Vati sei Dank! Sich jetzt hinzustellen, und auf diejenigen herunterzublicken, die womöglich ein wenig länger als 6 Semester für ihr Bachelor-Studiuzm brauchen ist ein Schlag ins Gesicht für all jene, die die Universitäten auch für Menschen offenhalten wollen, die aus eher kapitalschwachen Milieus stammen. Schließlich ist sein Blick auf seinen ehemaligen Kommolitonen, der scheinbar neben einigen slavischen Sprachen nichts gelernt hat, absolut ekelerregend. Die Tatsache, dass einem nach 6 Semestern massiv Steine in den Weg gelegt werden, beispielsweise durch das Auslaufen der BafÖG-Förderung, zeigt die Ökonomisierung der universitären Bildung deutlich. Was ist denn falsch daran, die Leute länger studieren zu lassen? Der Zwang zur Ökonomisierung im Zusammenhang mit der vom Autor geforderten Eigeninitiative is ein typisches Beispiel für neoliberale Geisteshaltungen, wie wir sie in Nordrhein-Westfalen zurzeit wieder verstärkt spüren. – Daniel Lieb


Leserbrief zu „Als die Deutschen das Dichten lernten“ von Benedikt Erenz

Daß Paul Gerhardt keine Calvinisten in seiner Nachbarschaft dulden wollte, ist Quatsch (oder meinetwegen ein alternatives Faktum); davon, daß der mit den Reformierten, die in der Nähe seiner Kirche wohnten, nicht in friedlicher Nachbarschaft gelebt hätte, ist nichts überliefert.Sein „Fundamentalismus“ bestand bloß darin, daß er sich (ca. 20 Jahre nach dem Westfälischen Frieden) weigerte, den Kanzelparagraphen des reformierten Großen Kurfürsten zu unterschreiben, der den Predigern beider protestantischer Konfessionen Polemik in der Predigt verbot. Gerhardt war der Meinung, daß es weltlicher Obrigkeit prinzipiell nicht zustehe, den Geistlichen vorzuschreiben, was sie predigen sollten; er legte sein Berliner Amt nieder und ging ins kursächsische Lübben. (Im Falle daß Gerhardt sich dem Kurfürsten gefügt hätte, wäre das dem Autor sicher Anlaß zu einer erbaulich-belehrenden Erinnerung daran gewesen, daß die Deutschen bekanntlich stets obrigkeitsgläubige Duckmäuser gewesen seien, ohne Zivilcourage und den von Schiller besungenen Männermut vor Fürstenthronen.) – Simon Gerber


Leserbrief zu „Als die Deutschen das Dichten lernten“ von Benedikt Erenz

Es war eine überraschende Idee und sie gefiel mir, die Erinnerung an den 30-jährigen Krieg zu verbinden mit dem Schwerpunkt”Wie die Deutschen das Dichten lernten”. Ich möchte mir erlauben, zu Paul Gerhardt etwas hinzuzufügen. Daß Sie so ausführlich nicht werden konnten, versteht sich. Was bei Paul Gerhardt wie Gegnerschaft zu den Calvinisten aussieht, hatte den Hintergrund, daß der Große Kurfürst beiden Konfessionen, Lutheranern und Calvinisten, Gleichbehandlung versprochen hatte. Als er, selbst Calvinist, dies nicht einhielt, protestierte Paul Gehardt. Dies brachte ihm, außer schlaflosen Nächten im Vorfeld, einige Jahre Berufsverbot ein und das Risiko, daß, was wir Zivilcourage nennen sollten, ihm noch nach bald 400 Jahren als Konfessionsgezänk oder, mit dem heutigen Totschlagmodewort, das nie definiert wird, als  Fundamentalismus ausgelegt wird. Welchen Barock-Autor gibt es, der bis in unsere Gegenwart lebendig geblieben ist? Bach hat viele Strophen von ihm, in den von Zeitgenossen Gerhardts verfassten Vertonungen, in sein Kantaten- und Oratorienwerk aufgenommen, keineswegs zufällig. Theodor Fontane – nicht übertriebener Christlichkeit verdächtig – hat Paul Gerhardt in den “Wanderungen durch die Mark Brandenburg” ein Denkmal gesetzt (Mittenwalde). Darin nennt er “Befiehl du deine Wege” das “große deutsche Tröstelied”. Er zog es selbst Schillers “Ode an die Freude” vor. Wahrscheinlich waren Gerhardts Lieder durch alle Generationen und sozialen Schichten hindurch Trostlieder. Ein Beleg dafür sei Johanna Spyri mit “Heidi”. Und noch Ingeborg Bachmann, als sie in der Erzählung “Alles” von der “klaffenden Kopfwunde” spricht, an der das Kind stirbt, ”das die Welt erlösen soll”, weckt die Assoziation zu “O Haupt voll Blut und Wunden”, die man ihr unterstellen darf. Theologisch hat Paul Gerhardt einen Tiefgang, der seinesgleichen sucht. Zudem ist seine Sprache lebendig, konkret und anschaulich, keineswegs simpel, aber ungekünstelt, seine Bilder und Vergleiche sind einleuchtend , treffend und überraschend, seine Syntax vielfältig, dabei nicht kompliziert; selbst formal ist er erstaunlich vielgestaltig. Bis heute wirkt er nicht antiquiert – ein Phänomen. Längst ist er auch in katholischen Gesangbüchern vertreten und in evangelischen immer noch der Autor mit den meisten Liedern. Das Wort “volkstümlich”, das auch Fontane verwendet, ist dem gegenüber eine Untertreibung. – Heide Kalisch


Leserbrief zu „Man kann auch weltlich glauben“ von Wilhelm Schmid

Das klingt ja alles leicht und locker mit dem ewigen Energiefluss, der der unsterblichen Seele gleicht und in eine säkulare Religiosität des Glaubens mündet. Doch die Frage nach dem Ursprung dieser aus dem Weltall unendlich quellenden Kraft lässt der Philosoph offen. Auch er vermag die Begrenztheit menschlichen Wissens nicht zu überschreiten („Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt“), sondern bleibt beschränkt auf das, was man, durchaus staunend und demütig, das Universum nennt, mag dessen Entstehung gleich als göttliche „Schöpfung“ oder physikalischer „Urknall“ verstanden werden. Nichts Neues also. Man fühlt sich vielmehr an den „Pantheismus“ des Baruch Spinoza und dessen unpersönlichen, naturalistischen Gottesbegriff („Deus sive natura“) erinnert. – Dr. Eugen Schmid


Leserbrief zu „Tragische Helden gegen Hypermoral“ von Bernd Stegemann

Wieder einmal Herzlichen Dank an Herrn Stegemann, der die echauffierte Borniertheit von uns aufgeklärten Linksliberalen ebenso präzise geißelt, wie (wieder einmal) die wohlfeile Moralität von Frau Merkel, die abends bei Frau Will „wir schaffen das“ flötet, morgens im Kabinett anderer Leute Gürtel enger schnallt und nachmittags mit Horst rasch die Asylgesetze verschärft. – Ingo Klamann


Leserbrief zu „Man kann auch weltlich glauben“ von Wilhelm Schmid

An sich spricht mir Wilhelm Schmid aus dem Herzen: In einer Zeit, in der Kirche unglaubwürdig ist und Gott für Viele keine Rolle mehr spielt, erscheint sein Plädoyer für säkulare Religiosität zeitgemäß. Schmid stellt einleitend fest, dass ein erfülltes Leben ’sehr wohl auch ohne tiefere Wahrheiten‘ möglich ist, und dass selbst Religion, Liebe, Arbeit oder materielle Bedürfnisse in Wirklichkeit verzichtbar sind. Bei der Suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma scheitert er jedoch auf einem ihm fremden Terrain. Als wesentlich für das Leben identifiziert er die ‚Energie‘ und zitiert dazu den Energieerhaltungssatz. Allein aus naturwissenschaftlicher Sicht ist diese ‚Rückbindung‘ nicht korrekt, denn hier kommt nicht der erste sondern der zweite Hauptsatz der Thermodynamik zur Anwendung. Leben ist aus physikochemischer Sicht ein wenig wahrscheinlicher Zustand, der auf Grund seines hohen Ordnungsgrades (negative Entropie) zur Aufrechterhaltung ständiger Energiezufuhr (Nahrungsaufnahme) bedarf, und beim Tod des Individuums wieder in den wahrscheinlicheren Zustand der Unordnung (Zerfall des Organismus) zurückfällt. Als Naturwissenschaftler betrachte ich in der Tat die Vorstellung von Gott und daraus abgeleitete Religionen als pure Konstrukte des menschlichen Geistes. Aber eine Rückführung der menschlichen Existenz auf Prinzipien der physikalischen Chemie ist mir dann doch zu billig. Die ganze Welt der Ästhetik, die Ebene der Emotionalität, die soziale Komponente, all das lässt sich nicht unter Energiewandlung kategorisieren, unabhängig davon, welcher Hauptsatz der Thermodynamik letztendlich relevant ist. – Prof. Dr. Reinhard Kraemer