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12. Juli 2018 – Ausgabe 29

 

Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich finde kaum Worte für euren Titel, der tatsächlich diskutiert, ob ertrinkende Menschen es wert sind, gerettet zu werden. Das ist so ungeheuerlich. Es befeuert eine Diskursverschiebung, von dem, was sag- und was machbar ist. Die von euch doch nicht ernsthaft gewollt sein kann, oder doch? Habt ihr irgendeine Grenze, von dem, was verhandelbar ist und was nicht? Ertrinkende Menschen zu retten ist nicht verhandelbar. Dass ihr es so darstellt, zeigt die tief sitzende rassistische Haltung. Schämt euch. – Anne Koch


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Sollte Ihr heutiger Artikel über das „Pro und Contra“ zur Rettung von Menschen in Seenot ein Projekt gewesen sein, um Menschen zu erschrecken und zu politisieren, sind Sie wahrscheinlich auf eine gewisse Art sogar erfolgreich gewesen. Auf eine gewisse Art deswegen, weil Sie allein schon durch die Fragestellung die Gesellschaft wieder ein Stück weit unmenschlicher gemacht haben. Es gibt Prinzipien und Errungenschaften, die sind nicht zu diskutieren. Die Menschenrechte sind so eine Sache – und diese Menschenrechte gestehen jeder Person das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit zu. Das ist Konsens, und das ist eines der ganz, ganz wenigen Dinge, auf die wir als Gesellschaft noch stolz sein konnten. Bis die rechtsradikale Meinug wieder „salonfähig“ wurde und uns Stück für Stück, Portiönchen für Portiönchen, wieder eingetrichtert hat, dass Menschenrechte nicht für alle gelten müssen. Schwarze Menschen, religiöse und ethnische Minderheiten können Ihnen ein Lied davon singen, wie wenig schon vor diesem Rechtsruck unsere Auffassung von Menschenrechte im Alltag gegolten haben. Aber es war zumindest Konsens in der Gesellschaft, dass man Ertrinkende, Verunfallte und sonstwie in Not geratene Menschen rettet. Egal, ob sie sich waghalsig in Gefahr gebracht oder aus Dummheit selbst in die Bredouille geritten haben. Ich bin Rettungssanitäterin. Aus Überzeugung. Wir diskutieren nicht, ob der Motorradfahrer mit Beckenbruch und Volumenmangelschock seine Situation durch überhöhte Geschwindigkeit selbst hervorgerufen hat, und ob wir da nicht falsche Anreize setzen, wenn wir ihm die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen lassen. Nein, es ist Berufsethos, dass auch der vermeidbarste Unfall ohne jeden weiteren Gedanken behandelt wird. Ich will jetzt gar nicht davon anfangen, wie wenig man einen Motorradunfall aus überhöhter Geschwindigkeit mit einer Flucht aus Armut, Krieg und Verzweiflung in einem Schlauchboot über das Mittelmeer vergleichen kann. Ich will Ihnen nur meine tiefste Verachtung dafür aussprechen, dass Sie der Meinung sind, Menschen eine Plattform bieten zu wollen, die der Meinung sind, Seenotrettung sei „überflüssig“ und trüge nichts zur Lösung irgendeines „Problems“ bei. Meine Kolleg*Innen von der Mission Lifeline und den anderen Schiffen waren die letzten, die noch die Flagge der Menschenrechte hochgehalten haben, solange man sie ließ. Europa hat seine Ideale verraten. DIE ZEIT schaufelt das Grab dieser Ideale noch ein bisschen tiefer. Ich wünschte, ich wäre Abonnentin gewesen, um Ihnen jetzt dafür mein Abo kündigen zu können. – Bianca Baumhoer


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Zwei Punkte kann man bei der Analogie zwischen Boris Johnson und Horst Seehofer noch ergänzen: Beide haben sich als maßlos überfordert erwiesen mit ihrem Amt und beide sind Trump-Bewunderer. Johnson hat sich ausgemalt, wie schön es wäre, wenn Trump für das Vereinigte Königreich die Brexit-Verhandlungen mit der EU führen würde; und Seehofer meint scheinbar, mit der Zurückweisung von Asylsuchenden an der deutsch-österreichischen Grenze das Trumpsche Projekt einer Mauer zu Mexiko imitieren zu können. Ich hoffe, es regt sich dagegen bei uns genauso viel Protest wie in Großbritannien gegen den Unsinn des Brexit und wie in den USA gegen die unmenschliche Trennung von Einwandererkindern von ihren Eltern. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Abreißen! Neu bauen!“ von Claudia Schumacher

Es ist ein Segment von Altbauten von einigen Prozent, das Sie beschreiben. Ihr Frust ist nachvollziehbar. Aber die vielen anderen Facetten der Altbauten beschreiben Sie nicht, kennen Sie vermutlich nicht. Vor roundabout 40Jahren habe ich durchaus einen Neubau in Betracht gezogen. Es gehört jedoch zu meinen 3 besten Entscheidungen meines Lebens, mich für das damals schon 100Jahre alte Haus entschieden zu haben, in dem ich noch lebe. Trotz der damaligen Sanierung „bleibt es ein altes Haus“, wie man so sagt. Aber was wurde aus den in den 1970er, Anfang der 1980er Jahren gebauten Häusern? Sie gelten heute als alt, dringend sanierungsbedürftig, einzelne sind bereits (teil-) abgerissen oder werden mit hohem Aufwand saniert. Manches damals „moderne Wohnviertel“ ist heute ein „Problemviertel“. Wollte man immer ein „den heutigen Anforderungen“ entsprechendes Haus, so müsste man alle paar Jahre neu bauen. „Wir bauen auf und reißen nieder, Arbeit haben wir immer wieder“, so lautet ein alter Spruch unter „Bauleuten“. Dies würde jedoch den „ökologischen Fußabdruck“ beträchtlich vergrößern. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich komme leider nicht umhin, Ihnen mitzuteilen, dass ich die “Pro & Contra”-Gegenüberstellung zum Thema Seenotrettung im Mittelmeer erschreckend empathiefrei und geschmacklos finde.  Welchen Sinn hat es, so vorgespielt “neutral” über hunderte Leichen zu debattieren, die dort im Meer treiben .. als wäre es legitim, darüber geteilter Meinung zu sein. Für mich ist dieser Artikel, gerade in der ZEIT, ein Dokument der Verrohung des allgemeinen common sense, den man sich auch ganz gut sparen kann. Allein die Überschrift – “Retter vergrössern das Problem” .. naja wessen Problem, muss man sich hier wohl fragen? Das des Ertrinkenden schonmal nicht. Aber was solls, der ist ja auch nur “Wirtschaftsflüchtling” aus Afrika. Wenn nicht gar gleich eine “Migrationswaffe”. Ein Mensch jedenfalls nicht, wieso sollte man seine Situation also menschlich beurteilen? Die Neutralität und das “beiden Seiten eine Stimme geben” fand ich noch nie so unangebracht wie hier – mir wird regelrecht schlecht, wenn ich diesen Text lese – so wie es mir normalerweise nur bei irgendwelchen Hetz-Schmierblättern von rechts-aussen geht. So, das musste mal raus, und ich hoffe, dass es auch in Zukunft noch ein paar Presseerzeugnisse gibt, die es nicht für nötig erachten, der gesellschaftlichen Verrohung hinterherzuschreiben, und sich ihr derart anzubiedern. – Falko Brocksieper


Leserbrief zu „Kinopionier statt Gardekürassier“ von Ijoma Mangold

Irgendwie paradox: da will man also in Berlin ein Exil-Museum errichten, ohne offenbar über eine Sammlung von Original- Objekten zu verfügen – und da gibt es im Rheinland eine riesige Sammlung mit tausenden Büchern, hunderten Kunstwerken, Dokumenten, Nachlässen von emigrierten Kulturschaffenden, laut WDR, FAZ und anderen Medien ideales Fundament für ein Museum des Exils. Zusammen getragen wurde diese einmalige Kollektion von Thomas B. Schumann, der sich seit Jahrzehnten als Sammler, Autor und Verleger (vgl. Rezension der von ihm verlegten Autobiographie „Geschöpfe“ von Judith Kerr in „Die „Zeit“ Nr.28, 5.7.2018, Seite 53) der Exil-Thematik widmet, dazu angeregt durch eine Begegnung als Schüler mit Thomas Manns Witwe Katia, der zahlreiche persönliche Kontakte mit Exil-Autoren folgten. Seit vielen Jahren setzt er sich für ein „Museum des Exils“ ein, ohne allerdings bislang Politiker oder Mäzene dafür gewinnen zu können. Umfang und Rang seiner Exil-Sammlung belegen zahlreiche Ausstellungen, derzeit im Kunsthaus Salzwedel und ab 9.September bei Bayer Kultur Leverkusen. 2017 erhielt Thomas B. Schumann übrigens für sein Exil-Engagement den Hermann-Kesten-Preis. – Elmar F. Wünderlich


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich habe Ihren Artikel gerade gelesen und muss Ihnen entschieden widersprechen: Retter vergrößern nicht das Problem. Mit gleichem Recht könnten Sie dem Notarzt, der seinen Dienst auf den Autobahnen dieses Landes versieht, eine Mitschuld an den Verkehrstoten und -verletzten geben, die auf das Konto verantwortungsloser Raser gehen (und einer Autolobby, die seit Jahr und Tag ein Tempolimit verhindert). Natürlich haben Sie recht: die Seenotretter sind im Geschäft der Schlepper eingepreist und die Aussicht, von diesen aufgenommen und an die europäische Küste gebracht zu werden, wird auch einen Teil dazu beitragen, dass sich Menschen auf die gefährliche Überfahrt einlassen. Auch kann man deren Motive und moralische Überheblichkeit in Frage stellen. ABER wenn ich Ihre Argumentation zu Ende denke, dann heißt es doch, wir lassen einmal ein paar Boote bewusst untergehen in der Hoffnung, dass das Schlepperwesen ein Ende findet. Nun frage ich Sie: wieviele Tote sollen den Preis für diese erzieherische Maßnahme zahlen? 100? 1000? Ich erinnere Sie daran, dass ja bereits jetzt Tausende den Tod im Mittelmeer gefunden haben, ohne diesen von Ihnen intendierten erzieherischen Effekt auszulösen (den ich generell in Zweifel ziehe). Sprich: es gibt aktuell keine Alternative zu den von Ihnen kritisierten Rettungseinsätzen, wenn wir nicht unsere Humanität preisgeben wollen. Oder was folgt aus Ihren Gedanken? Ich finde nichts zu diesem entscheidenden Punkt. Welches Problem wäre damit gelöst, wenn ab morgen keine Boote mehr unterwegs sind, um die Menschen in Seenot aufzunehmen? Umgekehrt wird vielleicht auch ein Schuh draus: die EU macht seit Jahren ihre Hausaufgaben nicht und verlässt sich darauf, dass private Hilfsorganisationen die Drecksarbeit machen und die schlimmsten Katastrophen verhindern. Diesen nun daraus einen Strick zu drehen, ist zynisch. Also, wenn Sie in diesem Spiel den Contra-Part übernehmen (meiner Meinung nach eignet sich dieses Thema für ein solches Format ganz und gar nicht), dann bitte zeigen Sie uns auch die Konsequenzen auf, oder überlassen sie solche Diskussionen jenen, für die die Ankommenden „Menschenfleisch“ sind und die dann auch kein Problem damit haben, dass dieses auf dem Grunde des Meeres vergammelt. – Karsten Flatt


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich möchte mich ganz herzlich bei Frau Lau für diesen Artikel bedanken. Jedem Satz, jedem Wort stimme ich hundertprozentig zu. Leider kann ich meine Meinung nicht so gut in Worte fassen, aber dafür haben wir ja so hervorragende Journalisten. Leider muss ich in den letzten Jahren auffällig vielen Aussagen von Politkern und Journalisten widersprechen. Unerträglich finde ich diese Selbstbeweihräucherung von Politikern, sie behaupten, die beste Politik zu machen und nur der „dumme“ (dieses Wort wird natürlich nicht ausgesprochen, aber wohl  gedacht)  Wählerhat es nicht verstanden. – Michael Schwarz


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Der offenen, freien und pluralistischen Gesellschaft geht es am Ende so, wie dem „gekochten Frosch“, der erst bemerkt, dass er gekocht wird, wenn es zu spät ist. Ziel der Neuen rechten in Europa, wie in den USA ist die Etablierung einer autoritären, obrigkeitsstaatlichen Ordnung. Wenn ein namhafter deutscher Politiker davon spricht, man brauche nun eine konservative Revolution, dann ist genau das gemeint. Abschaffung einer aufgeklärten, liberalen und toleranten Gesellschaft. Die abstoßende Verrohung der Sprache durch Hetzparolen wie Asyltourismus, oder Abschiebeindustrie stehen in diametralem Widerspruch zu einer aufgeklärten Gesellschaftsform, die sich auf freie Information, auf Wissen und Erkenntnis bezieht und daraus unverzichtbare Werte wie Toleranz, Offenheit und Solidarität ableitet. Den Populisten der Neuen Rechten geht es um nicht weniger, als um die Abschaffung genau dieser Werte und um eine fundamentale Veränderung unserer Gesellschaft.  Die Erosion unserer Werte geht langsam voran, aber der Prozess ist beängstigend konsequent. Das wird auch keine, wie Herr Ulrich meint „knackige, heilsame Niederlage bei der bayerischen Landtagswahl“ aufhalten. – Bruno Fey


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Kaum ist Herr Ulrich zurückgekehrt muß man sich wieder über ihn ärgern. Wie oft muss ich das sagen, unser Geschäftsmodell taugt nichts. Und Seehofer (Söder) braucht sich nicht ängstigen, daß er die Wahl in Bayern verliert. Nur Bayern kann unser Land retten, daß sich nämlich im freien Fall befindet. In anderen EU-Ländern ist es ähnlich. Die AfD ist nach neusten Umfragen zweitstärkste Partei. Und die werden auch noch die 20% Hürde überflügeln. Wenn die Wirtschaft noch schwächelt, danach sieht es zur Zeit aus, wird der Prozess des Verfalls noch schneller gehen. Die Gefahr geht nicht von den Rechtspopulisten aus sondern einzig und allein von den Linkspopulisten. Das ist die wirkliche Gefahr. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der Fall Seehofer“ von Martin Klingst

Der Fall Seehofer könnte schon bald mit dem Fall Seehofers enden. Mit journalistischer Genauigkeit durchleuchteten Klingst und Pausch den „Masterplan Migration“ des Innenministers und fanden so manche Ungereimtheit und Schwachstelle. Beim Lesen des Artikels wurde man auf unausgegorene, nie verwirklichbare Ideen Seehofers aufmerksam gemacht. In leutseliger Trump-Manier ist der Vorsitzende der CSU gescheitert. Man kann mit Fug und Recht von einer Blamage der Seehoferklasse sprechen. – Egon Hofer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

„Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ – so lautet die Inschrift eines Ringes, den Juden Oskar Schindler als Geschenk übergaben. Sie schreiben in der aktuellen ZEIT empört, dass sich freiwillige Seenotretter mit Helfern aus der DDR- oder NS-Zeit vergleichen. Es fehlt eine Erklärung, warum Sie dieser Vergleich empört, und ich glaube, Ihre Empörung ist auch ein Irrtum. Man vergleicht ja keineswegs die Lebensumstände der Geretteten, sondern die genau andere Seite: den riskanten Versuch einem Menschen, der dem Tod ins Auge blickt, die Hand zu reichen. Demnach finde ich den Vergleich total angebracht. Vielleicht hilft Ihnen ja mein eigener Vergleich – die Ringinschrift, die meiner Ansicht auch für heute wie damals gilt – diese Haltung ein bisschen zu verstehen. – Josa Mania-Schlegel


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Im Pro-Beitrag von C. Lobenstein vermisse ich nachvollziehbare Argumente und Fakten für den Einsatz von privaten Rettungsaktionen. Im Gegensatz dazu schildert M. Lau in exzellenter Weise und sehr umfassend, warum die privaten Retter das Problem nur vergrößern. Fundierter kann eine Zeitung seine Leser über ein so hoch brisantes Thema nicht informieren. Glückwunsch. – Egbert Stecher


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Seit meiner Kindheit war DIE ZEIT für mich immer das Aushängeschild in der deutschen Medienlandschaft, ein Symbol für die Kombination von Anspruch und Qualität, der Ausdruck des Bildungsbürgertum. Seit jeher war es so, dass ich mir was besonderes gönne, wenn ich mir DIE ZEIT gekauft habe. Vor ein paar Jahren habe ich mich schon mal sehr gewundert, dass Sie bei Erscheinen seines Buches Thilo Sarazzin breit Gelegenheit gaben, seine rassistischen Gedanken zu verbreiten. Mich hat das damals sehr verwundert, weil es so gar nicht dem Niveau entsprach, das ich von Ihnen gewohnt war. Sowohl inhaltlich, wie auch moralisch. Viele Menschen in meinem Umfeld haben mir damals schon gesagt, dass mein Bild von der ZEIT auf Fehleinschätzungen beruht. Ich wollte das nicht glauben. Das war aber nichts im Vergleich zu dem „Pro-und-Contra“-Versuch zum Thema Rettungen im Mittelmeer. Selbst wenn Sie vorgeben, eine Diskussion führen zu wollen, ist allein schon der Aufmacher mit dieser Überschrift so derartig daneben, bedient auf übelste Weise gesellschaftliche Ressentiments, öffnet Raum für die Hetze von AfD, Bild etc., dass sich in mir alles umdreht. Ich kann nicht verstehen, wie Sie sich dafür hergeben können, Meinungen Raum zu geben, die den Tod von flüchtenden Menschen befürworten. Meiner Ansicht nach, machen Sie sich damit mitschuldig. Eine solche Verantwortungslosigkeit hätte ich bei Ihnen nie für möglich gehalten. Gerade in dieser Zeit, in der den angeblichen seriösen Medien so entscheidend die Aufgabe zukommt, für die Werte unseres Landes einzutreten, solidarisieren Sie sich mit den Bevölkerungsschichten, denen es nur um Zerstörung geht. Mit so einer Einrichtung möchte ich nichts zu tun haben. Ich habe natürlich nicht viele Möglichkeiten darauf zu reagieren. Aber ich habe Sie heute morgen bereits aus all meinen Social-Media-Kanälen entfernt und fordere Sie hiermit auch auf, mich aus Ihren Verteilern rauszunehmen. Selbstverständlich werde ich Sie auch blockieren und das in meinem Umfeld breit kommunizieren. Sie sollten sich schämen!!! – Christian Scholze


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Habe immer gehört, AfD und Front national seien russlandfreundlich und antiamerikanisch. Sehe jetzt aber ein, dass dies aus zwingenden logischen Gründen (AfD und FN = böse, russlandfreundlich und antiamerikanisch = gut) unmöglich ist. Freue mich, dass eine Zeitung meinem wichtigsten Anspruch genügt: zu informieren! – Werner Koetz


 Leserbrief zu „Wie viel ist zu viel?“ von Marcus Rohwetter

Also für mich ist es ganz einfach, wie viel zu viel ist. Es gibt eine Studie aus dem Jahre 2008 des Heroldsberger Wirtschaftsforschungsinstitut Dr. Doeblin, die besagt, dass dass nicht  mehr als das Zehnfache eines Arbeitnehmergehaltes an Manager gezahlt werden sollen. Jeder dritte Deutsche betrachtet sogar allenfalls das Fünffache eines Arbeitnehmergehaltes als angemessen. 1000 Menschen wurden befragt.  Bitte einmal nachlesen. Dem schließe ich mich voll an. 232fache Einkommen von Herrn Appel.  Da ist man vollkommen sprachlos. Wie will man das einem „normalen“ Arbeitnehmer erklären? Ich kann es nicht. Man benötigt doch im Monat für das Leben, mit Miete, einem kleinen Urlaub, Auto usw. so ca. 3.000 Euro, sagen wir mal. Anhand dieser Summe betrachten wir mal die horrenden Summen der Manager. Unglaublich.      Diese Summen, die verdient werden, können doch gar nicht von den Topverdienern ausgegeben werden. Über das Fünf-  bis 10fache eines Arbeitnehmergehaltes für Manager in der betreffenden Firma können wir diskutieren. Ein Bürgermeister, der hier eine Kleinstadt „regiert“ erhält ca. 6 bis 7000 Euro. Bitte einmal hierüber nachdenken. Ein Arbeitnehmer kann es nicht verstehen, dass solche groteske Summen gezahlt werden. Also hier muss dringend gehandelt werden. – Reinhard Steinki


Leserbrief zu „Lieber weniger Marketing“ von Cathrin Gilbert und Jörg Kramer

Ich habe Sie als Spieler und Mannschaftskapitän immer sehr geschätzt. Sie haben auch Selbstbewusstsein und Standing bewiesen, als Sie attraktive Angebote des FCB nicht sofort annahmen. Vor diesem Hintergrund habe ich mich heute sofort auf Ihr Interview in der neuen ZEIT gestürzt. Leider habe ich zunehmend weder meinen Augen noch meinem Verstand noch meiner Menschenkenntnis getraut. Diese ausweichenden Allgemeinplätze haben wir von Grindel, Löw, Bierhoff reichlich über die leider ebenso wenig kritischen Medien übermittelt bekommen. Die ZEIT fragt Sie. „Kann es einen Neuanfang mit alter Führung geben? Mit Löw, mit Bierhoff? Ist das sinnvoll?“ PL: „Ich glaube dass es möglich ist. Die Frage ist, wie jeder mit der Situation umgeht. Bei den Spielern geht es los.“ Nein! mit der Führung geht es los! Danach wurden Sie sinnvollerweise gefragt! Sie weichen aus und kommen im gesamten Interview auch nicht auf Löw und Bierhoff zurück. Das gesamte Restinterview verliert sich in allgemeiner Mannschafts-Theorie/Psychologie, einzuhaltende Regeln, Ihrem Werdegang als Fußballer, der Identifizierung der Deutschen mit der Nationalmannschaft. PR, Marketing usw, usw. —Löw wurde nach dem Ausscheiden nach seiner Verantwortung gefragt. Seine Antwort: Klar trage ich die Verantwortung. Ich bin ja der National-Trainer. So schlau waren die Zuschauer auch schon vor diesem Statement! Nicht der Hauch von Selbstreflektion, was in seiner Verantwortung schief gelaufen ist. Und nun kommen Sie als Hoffnungsträger der deutschen Fans ebenso mit ausweichenden Allgemeinplätzen. Da habe ich von Ihnen wirklich mehr erwartet; nämlich konkrete Kritik und konkrete Ansätze beim Neuaufbau unserer Nationalmannschaften, des Leistungsniveaus im DFB. – Gerd Löffler


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Da lese ich ein Liste mit Pro und Kontra, ob man Menschen in Not retten soll. Oder dem sicheren Tod überlassen. Ich glaube, ich spinne. Kommen Sie mal ganz schnell aus der rechten Ecke raus und schreiben Sie wieder so, wie es sich für ein Leitmedium in einem zivilisierten Land gehört. Nehmen Sie sich doch ein Vorbild an diesem Artikel: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/abschiedskolumne/der-untergang-85837 Dort heisst es: «Es gibt plötzlich zwei Meinungen darüber, ob man Menschen, die in Lebensgefahr sind, retten oder lieber sterben lassen soll. Das ist der erste Schritt in die Barbarei.» Mehr kann man dazu nicht sagen. Sie haben den Schritt ja bereits gewagt. – Katrin Hasler


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die Autorin des Artikels „Retter vergrößern das Problem“ hätte sich die Ausführungen sparen können: Das Ertrinken im Mittelmeer ist kein politisches Problem, sondern ein sehr Grundlegendes. Die Menschenwürde ist unantastbar, egal ob es sich um einen Afrikaner oder Deutschen handelt. Die Retter daran zu hindern, das zu tun, was Menschsein ausmacht, nämlich der Empathie fähig zu sein und einem Mitmenschen zu helfen, ist ein Verbrechen; da können die Poliker tausendfach darüber lamentieren, dass die Retter „das Problem vergrößern“, doch wir reden von unterschiedlichen Problemen: – Das eine Problem ist, dass so viele nach Europa wollen, was absolut verständlich ist, wenn zuhause  nur ein elendes Leben wartet. – Das andere Problem ist, einen Ertrinkenden zu retten, da muss gehandelt werden ohne politische Überlegung. Ich habe von der ZEIT eindeutig mehr erwartet, nämlich eine eindeutiges Eintreten für die Hilfe. Noch ein letzter Hinweis: Grenzsicherung ist nicht gleich Grenzsicherung, sonst waren die Todesschüsse  an der innerdeutschen Grenze in Ordnung (aktiv den Abzug des Gewehrs zu betätigen ist ähnlich bestialisch  wie einem ertrinkenden Menschen ohne Gefahr für das eigene Leben die Hilfe zu verweigern). – E. Würth


Leserbrief zu „Die Birne in der Fassung“ von Ingeborg Harms und Christine Lemke-Matwey

Leider verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass die politischen Meinungen der Mehrheit hierzulande seit langem ideologisch so festgefahren sind, dass man kaum mehr zu den Fakten vordringt. Seltsamerweise scheinen zwei Maler, die bei der Inszenierung von Wagner-Opern entweder mitwirken oder dies bereits getan haben, nämlich Georg Baselitz und Neo Rauch, eine Ausnahme zu bilden. Neo Rauch stellt im ZEIT-Interview fest: „Religiöser, auch ethischer Fundamentalismus bläht sich auf rings um uns her: Wir sind die Guten, wir haben immer recht“. Gewissermaßen als Beispiel dafür spricht Bernd Ulrich auf der Titelseite der ZEIT von „der Pest des Nationalismus“. Dagegen meint  z.B. Julian Nida-Rümelin, immerhin ein früherer SPD-Kultur-Politiker, der nicht nur promovierter Philosoph ist, sondern neben Mathematik und Physik auch Politikwissenschaft studiert hat, dass der Nationalstaat wichtig für die Demokratie ist. Jeder, der nicht einer weitgehend unkontrollierten EU-Bürokratie das Wort redet, müsste dem zustimmen. Im Interview mit Wolfgang Schäuble fragen die ZEIT-Journalisten: „Das Irrationale hat aber enormen Zulauf. Gibt es eine Trumpisierung der Politik?“ Sie urteilen damit über diejenigen, die die unkontrollierte Massenzuwanderung  begrenzen wollen. Nida-Rümelin bezeichnet dagegen gerade die über 11 Millionen Illegalen in den USA als Ursache der Destabilisierung. Wie schon das  Magazin „Cicero“ und die Neue Zürcher Zeitung  festgestellt haben, werden Begriffe wie „human“ nicht mehr hinterfragt, sondern ebenso selbstgerecht wie denkabstinent  einfach reklamiert. Selbstverständlich ohne Bezug zur Migrationspolitik berichtet die zum SPD-Medienimperium gehörende Hannoversche Allgemeine Zeitung, dass das einkommensmäßig untere Drittel der Hannoveraner wegen der gestiegenen Mieten nicht mehr umziehen kann. DER SPIEGEL informiert, dass in Ballungsgebieten selbst Angehörige der Mittelschicht keine Wohnung mehr bezahlen können. Das stört die Hard-Core-Migrationsbefürworter offenbar kaum. Wären solche Leute literarisch gebildet und hätten Goethes von ihm so selbst so bezeichnetes bestes Werk gelesen, nämlich den Roman „Die Wahlverwandtschaften“, wüssten sie, dass der Vertreter abstrakter Prinzipien, nämlich Mittler, gerade dadurch, dass er die Ehe vorbehaltlos ohne Berücksichtigung der Situation der Betroffenen lobt, am Tod der Protagonistin Ottilie schuldig wird. Schließlich gebraucht Thomas Assheuer, der kürzlich in der ZEIT die mit Abstand beste Analyse deutschsprachiger Medien über die Antriebe der Trump’schen Politik verfasst hat, im Fall Özil in das seit mindestens seit 50 Jahren immer wieder hervorgeholte, aber dennoch undifferenzierte   Argumentationsmuster, man habe einen Sündenbock gesucht. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Seufz. Wirklich, Frau Lau? Frau Lau schreibt, das Ertrinken im Mittelmeer sei ein politisches Problem, zu dessen Lösung private Seenotrettung nichts beizutragen habe. Mal ganz abgesehen davon, dass offensichtlich ein Beitrag erbracht wird (Rettung von Menschenleben – und damit Wahrung der Menschenwürde, leider können tote Migranten/Asylsuchende europäische Staaten wegen Missachtung dieser Pflicht ja nicht verklagen), kann ich dem Beitrag keine Argumente für die angebliche Illegitimität der privaten Seenotrettung entnehmen – schon gar nicht dafür, wie die Überschrift verspricht – wieso Retter das Problem vergrößern. Der Vergleich von privater Seenotrettung mit privaten Bürgerwehren hinkt (und zwar grob) – letzere unterlaufen das Gewaltmonopol des Staates, erstere nicht. Der restliche Beitrag wird getragen davon, dass Frau Lau offensichtlich (die Allüren der) Seenotretter bzw. deren politische Meinungen nicht mag. Das steht ihr ja auch frei, ich vermag nur nicht zu erkennen, was das mit der Frage „Ist private Seenotrettung legitim oder nicht?“ zu tun hat. Dies sieht die Autorin ja dann auch selber – bezeichnenderweise ist ihre Antwort auf die Frage dann aber tatsächlich der Verweis auf die angebliche „Vergiftung des politischen Klimas in Europa“, hat also mit der eigentlichen Frage nichts mehr zu tun?! Zu allem Überfluss krönt Frau Lau Ihren Beitrag dann auch noch mit dem angeblichen Schreckgespenst „Forderung nach Legalisation aller Wanderungsbewegungen „der Menschenrechtsorganisationen““. Darum aber geht es doch gar nicht?! Und welche „Menschenrechts-Organisation“ bitte fordert das denn? Amnesty International und Human Rights Watch werden sich wohl bedanken. Liebe ZEIT-Redaktion, hat über diesen Beitrag überhaupt nochmal jemand drübergeschaut? – Daniela Fietze


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Geschätzter Feuilletonist ,mit viel Freude und Verständnis habe ich heute Ihre Einlassung zur Verrohung der Sprache gelesen und kann vieles teilen.Lediglich zwei Passagen darin stimmen mich traurig und nachdenklich als Flüchtling : -„mithilfe einer offensiv  hartherzigen Wortwahl jenen öffentlichen Gefühlsraum zu manipulieren ,in dem Flüchtlinge und Migranten gesehen,wahrgenommen und,nun ja .taxiert werden;machen Sie das Reden über Flüchtlinge gewissermassen „kalt“,die Sprache wird damit klinisch vereist,sie wird gefühllos-oder verächtlich“-dabei überkommt mich das Gefühl der Ungenauigkeit in der Formulierung der Sprache selbst.Ich sehe darin eine erstaunliche Vereinfachung der Sachlage wie ebenfalls in der Wortwahl:- -„die das barmherzige ,das Sündenbock-Denken überwindene christliche Menschenbild zur Leitdifferenz erhebt und als Tatbeweis ihrer hochwertigen Gesittung flächendeckend Kreuze aufhängen läßt.“ Besteht bei dieser Wortwahl und Diktion nicht die Gefahr einer Über-Dramatisierung und Stigmatisierung im Feuilleton selbst? Für mich gesehen ist das Viel Rauch um Nichts.: Nur ein „Rummelplatz“ der verbalen Aufmerksamkeiten und Andeutungen von Mitgefühl für uns Leser gezielt bestimmt. Ein Spagat zwischen semantischen Klamauk im Ego-Modus und verbalen Riesenrad-Sündenbock-Attraktionen,der angebliche Katastrophen zur Medien-Verwertbarkeit  apostrophiert. Bloß eine Nutzung der klassischen Dramenregeln von der Einheit des Sprachraumes und des herrschenden Zeitgeistes beflügelt.Allein bei dieser biblische Drehbuch-Anwendung für den „Sündenbockmechanismus“ werden doch nur Schein-Opfer(Flüchtlinge)und Schein-Helden(Bösewichter)gesucht und genannt.Denn wenn diese Figuren im Skript und der Recherche fehlen,wird kein Feuilleton-Beitrag daraus. Siehe dazu Ihr richtiges Fazit:“Grund für das kulturelle Paradox,das mitten in der aufgeklärten Moderne finstere archaische Muster zur Krisenlösung allein bloß scharf gemacht werden;Die Suche nach Schuldigen und Markierung innerer und äüßerer Feinde.Moralisch hässlich und menschlich abstoßend.“Diese Analyse gefällt mir besonders -Sie ist ein Spiegelbild unseres Medien-Schaffens. Für mich,verehrter Dr.Thomas Assheuer ,auch eine Ungenauigkeit in der Sprachformulierung ,welches viele Probleme überhaupt erst schafft und uns ins Bewußtsein rückt.Daher ist es mein Anliegen,das die verschiedenen Arten von Wort-Unsinnigkeiten und Übertreibungen sich verändern sollten .: Denn Du wirst nicht wegen deines Zorns über Worte bestraft sondern allein von deinem Zorn selbst.Wir gefallen in der Gesellschaft mehr durch unsere Schwächen und Fehler als durch unsere Vorzüge an guten Worten.Wenn du Unglück leidest,klage nicht den Himmel an,sondern beuge dein Haupt und setze dich mit deiner eignen Seele auseinander,sagt man im Orient. Denn die Beziehung zwischen Sprache und Welt ist nur ein Erkenntnis-Mosaik,welches sich durch Wahrhaftigkeit der Worte und Wortwahl zusammenfügt.Damit sich sinnvoll sagen läßt was ist und was nicht ist.Oder nur von uns angedacht werden kann.Denn alle unsere Gedanken und Worte deren Geltung nicht von der Wirklichkeit abgeleitet sind ,sind sinnlos und unerwünscht. – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich bin seit den frühen 1990er Jahre ein treuer Abonnent und Leser Ihrer Wochenzeitung. Damals war ich Student, Anfang 20 und las mit Interesse Ihre Artikel. Ich hätte es bislang nicht für möglich gehalten, dass in Ihrem Blatt eines Tages auf Seite 3 unter der Überschrift „Oder soll man es lassen?“ allen Ernstes die Frage diskutiert wird, ob die Seenotrettung ertrinkender Menschen „legitim“ sei. Offen gesagt, mir fehlen gerade die Worte, dies angemessen und höflich zu kommentieren. Zur Position von Miriam Lau in ihrem Text „Retter vergrößern das Problem“ nur so viel: Die Argumente mögen stichhaltig und bedenkenswert sein, aber nur insofern, als dass private Seenotretter ohne echtes Mandat eine Aufgabe übernehmen, die eigentlich die gemeinsame Aufgabe der europäischen Staaten sein müsste. Es folgt im Text allerdings kein flammendes Plädoyer für den massiven Ausbau der staatlichen Seenotrettung. Es folgt auch kein Aufschrei über den Skandal, dass in diesem Jahr bereits über 1000 Menschen im Mittelmeer ertrunken sind. Es folgt – nichts. Hat man den letzten Teil des Textes von Frau Lau versehentlich abgeschnitten? Oder traut sich Frau Lau einfach nicht, die logische Konsequenz ihrer Ausführungen auch nieder zu schreiben: dass man diese Menschen ersaufen lassen soll? Ich kann nicht glauben, dass die Zeit hier tatsächlich dem Zivilisationsbruch, der Barbarei das Wort redet. Und, ja (ich beziehe mich auf Aussagen im Artikel auf Seite 2), Menschenrechte und Menschenwürde sind absolute Werte, nicht verhandelbar und nicht der Gegenstand von „Abwägen“, „Kompromissen“ oder dem Bedenken „negativer Nebenfolgen“. Alles andere ist beschämend, abstoßend, ein Skandal. Sollte sich Ihre Redaktion nicht von dieser Überschrift und dieser Denkweise distanzieren, haben Sie nach fast 30 Jahren einen Leser weniger. – André Götz


Leserbrief zu „Die Plastiktüte kommt nicht zurück“ von Marcus Rohwetter

Die Verpflichtung einiger Marktketten auf Plastiktüten zu verzichten kann nur ein erster Schritt sein. Herr Grünewald sagt aber, man dürfe die Verbraucher nicht überfordern. Mmmmh, also sollen wir alle so weitermachen, wie bisher?! Gehe ich mit meinen Jutebeuteln in einen Supermarkt, komme ich nämlich trotzdem mit ganz viel Plastik wieder heraus. Egal, ob Gurke oder Radieschen, Schokolade oder Gummi-Bärchen, Aufbackbrötchen oder Kornflakes, Käse oder Aufschnitt – alles ist in Plastik verpackt und der gelbe Sack ruckzuck voll. Seit diesem Frühjahr versuchen wir daher, weitgehend ohne Kunststoff auszukommen. Und es funktioniert! Klar, der Aufwand ist höher. Wir müssen schauen, was wir wo verpackungsfei einkaufen: Brot vom Bäcker, Gemüse und Obst vom Markt, Butter vom Türken, Schafskäse vom Griechen, Jogurt/Quark/Milch in Gläsern vom Bio-Markt. Viele Produkte erwerben wir auch im LoLa (Loseladen = verpackungsfreies Geschäft in Hannover). Wir putzen nur noch mit Schmierseife und Essig und mixten sogar schon Zahnpasta zusammen. Leider haben wir auch lange, ohne nachzudenken, Kunststoff konsumiert. Aber jetzt geht‘s andersherum. Supermärkte sehen wir nur noch von außen. Und, Herr Grünewald, wir fühlen uns dabei gut und vor allem nicht überfordert ;-)) – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ihre Autorin Mariam Lau ist eine Verwandlungskünstlerin. Auf jeden Bild sieht die Autorin anders aus. Zu ihrem Beitrag möchte ich danke sagen. Das hätte ich in meinen Worten auch so geschrieben. Die Politiker sind die eigentlichen Versager. Auch auf anderen Gebieten. Für die Alten – ich bin einer, sind die Volksparteien besonders „aktiv“ gewesen. Welches Recht hat eine Partei Steuern zu kassieren, 50 Jahre stramm gearbeitet und dafür stramm Steuern bezahlt. Wenn ich mich nicht selbst stramm zusätzlich für eine gute Rente gesorgt hätte, würde ich heute sehr genügsam leben müssen. Ich lebe auch in Singapur, der wohlhabendste Staat (außer Monaco) auf der Welt. Für mich auch das beste Geschäftsmodell der Neuzeit. Die Parlamentarische Republik mit autoritären Zügen (hier würde man „Autokratie“ sagen)? kennt kaum Kriminalität. Altersarmut und Dummheit. Die Bildung ist top. Ähnlich wie im Iran, wenn ich richtig informiert bin. Weltführend mit elektronischen Produkten. Ich fühl mich dort freier als in Deutschland. Wenn das Klima nicht so extrem heiß wäre, würde ich ganz in Singapur leben wollen. Mit der Flüchtlingskrise wird Frau Merkel bis an ihr Lebensende leben müssen. Das war ein Jahrhundertfehler. Das konnte sie auch nur aus zwei Gründen durchsetzen. Die Medien waren und sind auf ihrer Seite und „Mutti“ war beliebt im Volke. Eine Nation im Verständniswahn. Die Dummheit der heutigen Generation wäre für mich der dritte Grund – nichts gelernt aber große Klappe. Wenn ich in Deutschland bin lebe ich in NRW, der Haussender ist der WDR, den müssten Sie mal hören. Demagogen ersten Ranges. Dort sitzen in den Redaktionen gleich mehrere Karl-Eduard von Schnitzlers. Die Schlepper und Genossen sind die Folge einer schlappen Politik, die fast überall sind, nur nicht dort wo sie sein sollten – nämlich in Afrika und Arabien. Mehr als diplomatische Empfänge waren nicht drin. Was hat Herr Steinmeier eigentlich sonst gemacht? Ihr letzter Satz war der Nagel auf dem Kopf. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

In Ihrem Debattenbeitrag „Retter vergrößern das Problem“, verfasst als Contra-Standpunkt, zum Artikel „Oder soll man es lassen?“ sollte diskutiert werden, ob es legitim ist, dass private Seenotretter Menschen in Seenot bergen. In Ihrer Argumentation sind mir einige zweifelhafte Schlüsse aufgefallen, die ich im Folgenden darstellen möchte. Das Kernargument von Frau Lau ist, dass private Seenotretter mögliche negative Effekte ihrer Handlungen nicht ausreichend berücksichtigen. Der hierbei unberücksichtigte Effekt ist der sogenannte „pull-Effekt“, demnach das Vorhandensein der privaten Seenotretter die Zahl der Flüchtlingsboote und –zahlen erhöht. Als Beleg hierfür wird eine Grafik der New York Times bemüht. Dabei scheint die Lage komplizierter zu sein. Der Bericht „Blaming the Rescuers“ von Lorenzo Pezzani des Forensic Oceanography department der Goldsmiths University of London kommt für den Untersuchungszeitraum 2015 und 2016  zu dem Schluss, dass private Seenotretter keinen flüchtlingszahlensteigernden Effekt haben. Welche der beiden Untersuchungen die Lage tatsächlich abbildet soll hier nicht erörtert werden, jedoch ist der Schluss der im Artikel gezogen wurde zu einfach. Vielmehr geht dieses Argument am Kern der Problematik vorbei. Angenommen es würde keine privaten Seenotrettungsorganisationen geben, dann müsste der Staat diese Aufgabe übernehmen. Folglich würde auch hier das oben genannte Argument greifen, dass sich Schlepper darauf einstellen könnten, dass es – nun staatliche —  Rettungsaktionen geben würde. In der Folge würden die Schlepper mehr Flüchtlinge auf die Route über das Mittelmeer leiten. Die logische Folge von Frau Lau wäre, dass man jetzt niemanden mehr retten sollte. Da Menschenrechte universell sind und das Recht auf Unversehrtheit gilt, ist diese Option aus rechtlicher und moralischer Sicht unmöglich. Schlussendlich ist das vorgetragene Argument obsolet und ich möchte Frau Lau auch nicht unterstellen, dass Sie die Rettung im Mittelmeer einstellen möchte. Ein weiterer Punkt, der bei mir Unverständnis hervorgerufen hat, ist der Vorwurf, dass „die Retter“ ein absolutes, kompromissloses Verständnis der Menschenrechte haben. Begründet wird dies mit der Behauptung, dass „viele Retter“ ihrem Handeln ein Recht auf Flucht unterstellen. Wie bereits oben erwähnt sind Menschenrechte universell und beinhalten das Recht auf Unversehrtheit, welches meines Wissens häufiger bemüht wird. Aber selbst wenn man die Argumentation des Rechts auf Flucht seitens „der Retter“ unterstellt, gibt Frau Lau eigentlich die richtige Antwort: „…das Selbstbild der Retter ist egal für das Schicksal der Geretteten“. Anstelle hier auf den Kern des Problems zurückzukommen verfällt Frau Lau in der Folge in mehrere Argumente, die in ihrer Aussage richtig sind, aber nichts mit der eigentlichen Handlung der Rettung zu tun haben. Die Argumente sind hier, dass die privaten Helfer nicht an die politische Lage in Italien denken, dass man versuche durch die Rettung geschichtliches Unrecht auszugleichen oder dass niemals das Versagen afrikanischer Regierungen thematisiert wird. Alle diese Punkte sind für sich genommen korrekt. Allerdings geben Sie keine Antwort auf die Frage, ob es legitim ist zu retten. Die Tatsache, dass Europa die Anrainerstaaten des Mittelmeeres allein lässt mit dem Problem der Migration ist ein politisches Problem, welches auch ohne private Seenotretter besteht. Dieses Problem wird durch die privaten Seenotretter auch nicht vergrößert, da Menschen in Seenot gerettet werden müssen, egal ob durch staatliche oder private Helfer. Insofern stellt sich die Frage der Legitimität des Rettens nicht. Für die mangelnde Thematisierung des Versagens afrikanischer Regierungen bei der wirtschaftlichen Entwicklung  in der Debatte um Migration gilt das Gleiche. Alles in allem kann man die Frage nach der Legitimität der privaten Seenotrettung nicht stellen, da man in der Folge auch die staatliche in Frage stellen müsste. Ein Dossier zur Komplexität dieses Themas wäre sicherlich die bessere Wahl gewesen als diese kurze Gegenüberstellung. – Jan Bruch


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ist das wirklich Seenotrettung? Was die NGO-Schiffe bislang im Mittelmeer geleistet haben, hat m.E. mit dem ursprünglichen Begriff der Seenotrettung kaum mehr etwas zu tun. Es ist vielmehr die Bereitstellung von Transportkapazitäten nach Europa. Nahm irgendjemand von den „Rettern“ die Menschen mit nach Hause, versorgte sie und kümmerte sich um sie? Nein, sie wurden im nächsten italienischen Hafen ausgeladen – mit der Erwartung, dass die italienischen Behörden dies alles tun. Da war es einfach, sich „gut“ zu fühlen. Die Probleme hatten dann die italienischen Behörden. Mariam Lau ist für ihre Darstellung zu danken, insbesondere den Hinweisen auf die Verantwortung der afrikanischen Regierungen, was viel zu selten erwähnt wird. – Raimund Helbrich


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich bin sehr froh, dass ich das Abo der Zeit nach etlichen Jahrzehnten vor ein paar Wochen gekündigt habe. Dass eine Rettung vor dem Ertrinken überhaupt diskutiert wird, ist kaum auszuhalten. – Angelika Boese


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ihre Seite drei ist sogar mehr als eine absolute Enttäuschung. Bislang dachten wir, die Zeit stünde für ausgewogene und tiefer gehende Berichterstattung. Nicht nur der Titel ist verstörend. Die Tatsache, dass Sie zu einem Thema bei dem es im Kern darum geht, Menschenleben zu retten, überhaupt ein ‚pro und contra‘ machen, sollte Ihrem eigenen Anspruch nicht entsprechen. Nur weil der Diskurs mittlerweile soweit nach rechts gerückt ist, dass andere die Selbstverständlichkeit sich für Menschenleben einzusetzen – egal wo und welches Menschenleben- hinterfragen, heißt dies nicht, dass Sie sich dem anschließen müssen. Es ist symbolisch höchst gefährlich! In unseren Augen untergraben Sie Ihren intellektuellen Anspruch an Ihr redaktionelles Schaffen kilometerweit. Die Reaktion der ChefredakteurInnen ist nicht nur unzureichend, sondern wirkt gerade zu zynisch. Denn Titel und Untertitel können kaum anders verstanden werden. In einem Europa, in dem staatliche Institutionen bzw Regierungen aus Angst vor Machtverlust, sich nicht mehr an grundlegende humane und solidarische Verhaltensweisen erinnern und sogar internationales Recht negieren, sollten Medien dies eher hinterfragen und einen Gegenpol bilden – Stichwort 4. Gewalt- und dies nicht noch  unterstützen! – Fabian Sadowski und Lena Brentrup


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Der Leitartikel von Bernd Ulrich gleicht einem schlechten Kochrezept. Alles vermeintlich national und international Populistische wird undifferenziert und unreflektiert  in einen Topf geworfen, durchgerührt und auch ein bisschen püriert. Letzteres wohl für diejenigen, denen die Suppe ob der mitschwingenden Moralkeule für alle anders als der Koch denkende Wählerinnen und Wähler  in Europa nicht schmeckt. Und die sie trotzdem Schlucken sollen. Weil alle, die sie nicht essen wollen, zur Strafe in die rechte Ecke gehören. – Kerstin Schimmeck


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Den vorletzten Absatz habe ich nicht ganz verstanden. Wird den „rechten Vormarschierern“ jetzt (neben Neoliberalismus und Antisemitismus) Rußland-Feindschaft bescheinigt? Tatsächlich finden sich in der AfD (und in der Links-Partei) ja die wärmsten „Versteher“ und Befürworter des Putinschen Rußlands; kritische Stimmen zu Rußlands Politik, wenn auch keine Feindschaft, gibt es vor allem bei CDU und Bündnis-Grünen, während CSU, SPD und FDP hier uneinheitlich sind. – Simon Gerber


Leserbrief zu „Held auf dem Sprung“ von Maximilian Probst

Lange nicht hat ein zeitdiagnostischer Artikel in mir so starke Resonanz erfahren wie der von Maximilian Probst auf S. 2 Ihrer aktuellen Ausgabe. Das, was er beschreibt, kann man in strukturalen Begriffen und nüchterner auch „Narrativisierung“ nennen; allenthalben ist die Notwendigkeit zu spüren, sich neu zu erzählen. Zu den entsprechenden Grundelementen gehören freilich unter anderem auch eine angemessene Situierung (der Kontext, die „Szene“) – wo den sozialökologischen Heroen zugute zu halten ist, dass sie an einer globalen Erzählung der Ereignisse festhalten (auch wenn sie ihnen nicht immer gelingt) sowie eine Ausstattung des gesamten narrativen Personals – auch der „Bösen“ – mit Motiven. Allzuoft begnügen Linksliberale sich damit, Trends wie Ungleichheit oder Klimawandel als unbeabsichtigte Nebenfolgen eines Handelns zu beschreiben, dem selbst keine klare Absicht zugeschrieben wird. Um gut zu erzählen, kommen wir nicht umhin, auch den jeweiligen politischen Gegner bei seinen Motiven – von Profitorientierung über Opportunismus bis hin zu Abwehr aus Angst – zu nennen. Sonst ergibt sich ein Bild der Sachzwänge und Automatismen, das kein Erzählen von sinnvollem Handeln mehr zulässt und das den Rechten in die Hände spielt. Die komplementäre Gefahr der Verteufelung des Gegners gilt es indes im Auge zu behalten und zu begrenzen. – Dr. Manuel Rivera


Leserbrief zu „Heimatkunde“ von Ulrike Gastmann

Sie schreiben „das Land, in dem ich geboren wurde, gibt es nicht mehr“. Sie meinen vermutlich die DDR. Aber meinen Sie auch die Regierung, die SED mit den Gliederungen, die Stasi, die Volksarmee, die Mauer, den Schießbefehl etc? Oder denken Sie dabei mehr an die Pioniere, an nachbarschaftlichen Zusammenhalt, an Freundschaften oder anderes? Ja, in 1989/90 und der Folge hat sich in „Mitteldeutschland“ vieles rasend schnell geändert. Oft grausamer war 1945 oder später der Wandel durch Flucht und Vertreibung aus den „deutschen Ostgebieten“, aus dem heutigen Tschechien etc. Freiwillig kamen später Menschen aus der Sowjetunion, aus Polen, aus Italien, der Türkei, aus Vietnam etc. Auch Sie kamen in eine andere Welt – und ihre Geburtsregion änderte sich. Das gilt aber auch für die im westlichen Teil Deutschlands Geborenen und dort Gebliebenen. Das Bauern-und Handwerker-Dorf, in dem ich kurz nach dem 2.Weltkrieg geboren wurde, gibt es so nicht mehr: über 90% der landwirtschaftlichen Betriebe, ähnlich viele Handwerksbetriebe und Läden sind verschwunden, es gibt keine Schule mehr, das Dorf hat nur noch Anspruch auf 1/4 Pastor. Auch in den Städten war der Wandel gewaltig. Dieser Wandel ist den Menschen nicht einfach übergespülpt worden, sie wollten Veränderung – auch wenn der Einzelne sich manches anders vorgestellt, etliche Konsequenzen so nicht vorgestellt hatte. Dennoch: im bescheidenen Maße hat jeder Erwachsene, ja sogar jedes Kind, an den Veränderungen mitgewirkt. Ich selbst lebe schon länger in der Großstadt (ohne ein „Großstädter“ zu sein) als in meinem Geburtsort. Dieses Dorf ist immer auch Heimat für mich (unter „gwlb.de/Katalog/Niedersächsisches Online Archiv“ sind einige Veröffentlichungen zur „Heimatgeschichte“ von mir), aber der Ort, an dem ich jetzt lebe, gehört auch dazu. Ich habe Letzteren verändert (saniert, modernisiert) und dadurch erhalten. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zum Titelthema „Sei mutig! Was ist heute Courage?“

Eine interssante Frage, die sehr aktuelle ist. Sie benennen gleich einige Beispiel außerordentlicher Mutproben, z.B. Das Balancieren in großen Höhen. Die Zeitungen sind gefüllt mit solchen Beispielen, mutig o. k.. Aber in meinen Augen ist Courage etwas, was man tut aus innerer Überzeugung. Ich wähle ein Beispiel aus Ihrer Zeitschrift, die angebliche „Verrohung der Sprache“ wird gefüllt mit Beispielen, die in meinen Augen nichts damit zu tun hat. Angefangen hat diese Tendenz aber schon viel früher. Die Firma Sarotti hat ihren „Mohren“, den man nicht mehr benennen darf, nicht mehr. Es wird nicht die allgemeine Verrohung der Sprache attakiert, „Arschloch, Scheiße,etc.“ gehören seit Schimanski in jeden mehr oder weniger guten Krimi, man schreit sich an, und das schriftliche Deutsch ist nicht mehr, na sagen wir mal „in“. Der Mainstream bestimmt, was Verrohung ist. Wenn Sie sich als Medium dem unterordnen, und das tun Sie allemal, dann frage ich mich, wie Sie das Thema Freiheit besetzen möchten. Courage ist, wenn man diese Begriffe, wenn sie nun einmal mit Leben gefüllt sind, verwendet. Ich finde sie nicht schön und wusste nicht einmal, dass es manche überhaupt gibt, aber ich möchte meine Sprache frei gestalten können. Wenn Sie das machen, dann werden Sie (wie Herr Seehofer, der dem aktuellen Mainstream so ein Dorn im Auge ist, es nannte) zum Wauwau desselben. Gerade, weil man das Thema Asyl so ernst nimmt, ist es wichtig, auch die zu benennen, die damit Schindluder betreiben. Das müssten Sie eigentlich wissen, das ist Ihr Job, den ich Ihnen beileibe nicht erklären will. Mutig oder couragiert ist das, was Hannah Arendt getan hat, sie hat die Dinge beim Namen genannt, auch auf die Gefahr hin, dass es durch ihre eigenen Leute zerrissen wird. Mutig wäre es zu sagen, warum sollen wir alle unseren Militärhaushalt erhöhen? Wem nutzt es? Eine einzige Waffe reicht heute, um ein Inferno anzurichten. Damit genug. Sie werden viel Post bekommen, wo sich Menschen outen, das ist sicherlich auch mutig, aber nicht nur. – Lieselotte Schuckert


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die Ertrinkenden sind Menschen, nicht das Problem. 2. Thema verfehlt: Wo sind die stichhaltigen Arguente, daß es die Retter und Retterinnen sind, die „das Problem“ vergrößern? Übrigens, die kennen unsere Argumente und kommen trotzdem. 4. Mit Ihrem Artikel haben Sie alle Kurzsichtigen und Hartherzigen auf Ihrer Seite. 5. Warum keinen Brandrief Ihrerseits an alle Politiker schreiben und veröffentlichen,  ENDLICH das effektiv zu tun, was sie in jedem Interview vor sich her tragen – die Ursachen bekämpfen (die wir geschaffen haben). Die anderen anzugehen, z.B. die Potentaten öffentlich zu ächten, die sich nur bereichern und nichts für ihr Volk tun und deren Geldströme in die westlichen Versteckbanken verhindern. Stattdessen befassen Sie sich mit den RetterInnen. 6. Die Frage ist nicht „sollen wir retten…?“sondern was müssen wir alle tun, um das Fliehen zu ersparen statt uns abzuriegeln. Wir können zum Mond fliegen, aber genauso klug können wir auf Erden handeln, wenn unser Herz dabei ist. Politiker aller Länder öffnet euer Herz. – Charlotte Bossinger


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

In der jüngsten Ausgabe der ZEIT haben Sie das Für und Wider der Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer diskutiert. Frau Lau hat den Standpunkt vertreten, dass die Rettung von Flüchtlingen in Seenot das Geschäft der Schlepper besorge und nichts zur politischen Lösung des Problems beitrage. Letzteres hat wohl niemand behauptet. Und wie so oft lässt einen die Widerlegung einer gar nicht existierenden Behauptung immer etwas ratlos zurück. Ersteres hingegen mag stimmen oder nicht. Freilich: welche Konsequenzen man daraus zieht – oder zumindest für diskussionswürdig hält, wie Sie – das muss sich schon an grundsätzlichen Vorstellungen über Recht und Gesetz messen lassen. Nehmen wir also an, Frau Lau hat recht, und das Geschäft der Schlepper hängt auch von unserer Bereitwilligkeit ab, Menschen in Seenot zu helfen. Ich würde vorschlagen, sie diskutieren dieses Grundproblem einmal in der ZEIT an einem anderen Beispiel. Wieso nehmen Krankenhäuser eigentlich Menschen mit Raucherbein auf? Und unterstützen damit das Geschäft von Tabakkonzernen? Und retten Menschen, die sich doch ganz bewusst selbst in Gefahr begeben haben, also doch selber an ihrer Krankheit Schuld sind? Wieso werden mit erheblichem finanziellen Aufwand Selbstmörder von Hausdächern heruntergeholt. Man besorgt damit doch vielleicht nur das Geschäft von Menschen, die vielleicht nur ein bissel auf sich aufmerksam machen möchten. Oder schützt Menschen, die von jenen gefährdet werden, die wirklich springen. So wie die Kinder auf Flüchtlingsbooten, die auch nicht selber entschieden habe, dort einzusteigen… Wohin soll diese Diskussion führen? Bauen Sie keinen Popanz auf. Und diskutieren Sie doch, wie mit den Ländern Afrikas tatsächlich über legale Migration, über Anwerbung und natürlich auch über Rückführungen verhandelt werden könnte, wie also tatsächlich eine europäische Einwanderungspolitik aussehen könnte, die man nicht der individuellen Initiative und der Unerschrockenheit einzelner Migranten und dem Geschäftssinn von Schleppern überlassen will. Das ist eine schwierige Diskussion, denn sie setzt die Bereitschaft voraus, Migration grundsätzlich zu begrüßen und aktiv zu steuern und zugleich für Entwicklungszusammenarbeit sehr viel mehr Geld in die Hand zu nehmen. Alles nicht so populär zur Zeit. Da ist es leichter auf NGOs zu schimpfen, die sich mit dem Symptomen einer verfehlten Politik herumschlagen müssen. Mariam Laus Vergleich mit der mangelnden Fähigkeit der Polizei überall Einbrüche und Überfälle zu verhindern und ihrer rhetorischen Frage nach dem Sinn möglicher privater Ordnungskräfte führt sich selbst ad absurdum. Will sie tatsächlich all die Sicherheitsfirmen mit ihren tausenden von Mitarbeitern verbieten, die genau das schon lange tun, nämlich Einbrüche und Überfälle verhindern? Eröffnen Sie doch dazu mal ein Für und Wider in der ZEIT. – Dr. Hanno Loewy


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Unscharfe Begriffe verschleiern den Blick und führen zu tendenziösen Wertungen. Schleuser und Schlepper sind keine Synonyme, Fluchthelfer sind keine Kidnapper. ZEIT-Redakteurinnen sollten wissen: Schleuser sind Leute, die Menschen auf deren Kosten und Risiko an Orte bringen, an die sie wollen, aber nicht dürfen. Schlepper hingegen bringen Menschen mit Gewalt an Orte, an die sie sicher nicht wollen. In diese Kategorie fallen also auch Leute wie Seehofer und seine staatlichen Vollstrecker. Dazwischen wird die Menschenwürde zerrieben, wären da nicht die Retter, die tun, was sie können, auf eigene Kosten und Risiko, weil es die Humanität gebietet. – Tim Günther


Leserbrief zu „Daran glaubt er nicht!“

Ich mnöchte dem jungen Mann, den Sie Martin Kremer nennen, eine Geschichte erzählen, und ich fände es nett, wenn Sie ihm die weiterleiten könnten. Ich bin eine alte Frau, Pfarrerin im Ruhestand, und ich lag hier in Halle in der Uniklinik auf der Schlaganfallstation –  im Zimmer zusammen mit einer Frau, die von sich sagte, sie sei atheistisch erzogen. Ich hatte Glück: meine Erkrankung eriwes sich nicht als Schlaganfall. Meine Zimmerkollegin hatte dieses Glück nicht, und sie war jung, hatte eine zwölfjährige Tochter, und an ihrer Gesundheit hing ihr Beruf. In dieser Situation konnte die Atheistin sagen: „Wozu etwas gut war, das sieht man ja immer erst nach Jahren.“  Besser hätte das der frömmste Pietist nicht ausdrücken können, dachte ich damals. Und ich denke noch immer: Besser könnte ich nicht ausdrücken, was mein christlicher Glaube für mich bedeutet. Ich hoffe und bete, dass ich vor diesem Forum, das ich `Gott` nenne, weiterhin sagen kann: Mein Leben, so wie es geworden ist, mit allem Unglück, aller Dummheit und Schuld, die ich dazu getan habe, war sehr gut. Empfehlen kann ich einen Film, den es auf DVD gibt „Einer trage des anderen Last“. Ein atheistischer Leutnant der Volksarmee trifft in einer Lungenheilstätte einen gläubigen evangelischen Vikar. Die beiden müssen sich ein Zimmer teilen, und der Beginn der Geschichte ist unendlich komisch: Während der eine ein Bild von Stalin an die Wand hämmert, hängt der andere ein Kreuz auf, und während der eine seine Mitpatienten zur Schulung ruft, lädt der andere zur Andacht ein. Doch die Komik verflüchtigt sich bald, denn, das wird deutlich, beide – der Christ und der Atheist –  stehen vor denselben Fragen des Menschseins, den Fragen nach Schuld und Verantwortung, den Fragen nach der Liebe und dem Tod. Der Film nimmt keine Stellung, sondern lässt die beiden in ihrer Betroffenheit stehen. – Ursel Heinz


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Als langjähriger Leser der ZEIT bin ich entsetzt darüber, dass diese bisher liberale Wochenzeitung, deren Herausgeberin und Chefredakteurin einmal Marion Gräfin Dönhoff war, pro und contra der Seenotrettung zum Thema macht. Nach Artikel 1 des Grundgesetzes ist die Würde des Menschen unantastbar. Nach Artikel 79 des Grundgesetzes kann Artikel 1 nicht abgeschafft werden. Artikel 1 gilt auch für Geflüchtete in Seenot. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass sich diese hochangesehene Zeitung in dieser Geschwindigkeit der politischen Stimmungslage in Europa und der Welt anpasst und ethische  Grundsätze über Bord wirft. Diese Stimmungslage wird auch von den Medien erzeugt und verstärkt. – Winfried Wolf


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die negativen Emotionen und Äußerungen bezüglich Hilfe für Flüchtlinge und Aufnahme von Flüchtlingen in Seenot oder an den europäischen Grenzen haben ein Maß der guten Sitten überstiegen. Politiker der C-Parteien sind so simpel in ihrem schwarz weiß Denken, und nun verfällt ihr Blatt auf die „glorreiche „Idee der Kontraposition, die einseitig denkenden Personen Munition im negativen Sinne liefert. Nicht gut gelaufen. – Crista Zecher


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Bereits beim Lesen der Überschrift bin ich nicht mehr bereit inhaltlich zu diskutieren. Denn hier stellen Sie nicht etwa die Frage, ob Seenotrettung von privaten oder staatlichen Organisationen betrieben werden sollte. Vielmehr sagt die Überschrift aus, dass hier diskutiert wird, ob Seenotrettung „legitim“ ist. Wenn in der gegenwärtigen Situation das Retten aus Seenot im Mittelmeer in Frage gestellt wird, geht es um die Frage „ertrinken lassen oder nicht?“. Dass DIE ZEIT mit einer solchen Fragestellung die Forderung der politischen Rechten aufnimmt und Menschen darüber nachdenken lässt, ob die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr legitim ist, macht mich traurig und wütend zugleich. Menschenrechte sind unteilbar und nicht diskutierbar. Schon gar nicht von einer Zeitung, die sich als Qualitätsjournalismus versteht! – Marco Schramm


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

In ihrem Artikel „Der Zauber der Populisten“ in der ZEIT vom 12. Juli 2018 haben Sie geschrieben: „Die Regierungschefin war zu schwach, also musste sie ihre Widersacher mit ins Kabinett holen, lauter Männer, die politisch leicht rechts von ihr stehen, ihr aber auch aus höchst persönlichen Gründen übelwollen.“ Widersacher nahe zu sich her zu ziehen, in eigene Gremien einzubinden, um sich dort, wo die Entscheidungen fallen, unmittelbar mit ihnen auseinandersetzen und sie in die Verantwortung nehmen zu können, ist nicht ein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Im Augenblick mag es in den Medien Mode sein, die Kanzlerin schwach zu reden, und die unglaubliche Kraft und Klugheit, die sie in den vergangenen Wochen so eindrucksvoll bewiesen hat, einfach zu negieren. Ich hoffe nur, dass möglichst viele Menschen das erkennen und sich eine eigene Meinung bilden. – Claus-Wilhelm Hoffmann


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die beiden  „Pro und Contra“  Artikel greifen die zwingende Rettung von   Menschenleben – ohne Vorbedingungen – nicht einmal im Ansatz auf. Hierbei bedarf keinerlei politischer Interessenabwägung und nationaler Rücksichtnahmen. Ich möchte  gerne daran erinnern, daß unterlassene Hilfeleistung z..B beim Verkehrsunfall sogar oder Strafe steht. Aber klar ,im Mittelmeer gibt es solche Regeln nicht- „Humanität“ ist offensichtlich kein universelles Recht oder  Menschenrecht mehr in Europa. Die westliche Werte und die EU-  Gemeinschaft ertrinken im Mittelmeer und alle schauen zu. Alles andere, auch bei „Pro und Conta“ Positionen bleibt es doch manchmal für den Leser/in wenig erhellend. Sollte man es dann nicht  lieber ganz  lassen, gut gemeint ist noch nicht gut gemacht. – Thomas Bartsch-Hauschild


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Gerade haben wir, meine Frau und ich, die Zeit für ein Vierteljahr probehalber abonniert. Und nun diese Seite mit den Beiträgen „Pro und Contra“ zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer, bedroht vom Ertrinken. Eigentlich ein Grund, Die ZEIT gleich wieder abzubestellen. Über den Beitrag von Mariam Lau will ich aus Höflichkeit schweigen, aber auch der Beitrag von Caterina Lobenstein kommt über das Relativieren nicht hinaus. Keine klaren Argumente. Warum hat keiner der Mitarbeiter und Redakteure der ZEIT – vom Chefredakteur Josef Joffe ganz zu schweigen – kein Politiker in Bund und Ländern den Mut zu klaren Worten wie Norbert Blüm heute in der Süddeutschen Zeitung? Wieso kann die EU mit 500 Millionen Bürgern nicht 5 Millionen Flüchtlinge aufnehmen (ein Prozent!!)? Oder wie Guterres, Generalsekretär der UN, deutlich sagen, dass Migration eine Chance ist. Die USA sind durch Einwanderung das geworden, was sie heute sind! Bei uns blockiert die bornierte CDU seit vielen Jahren ein Einwanderungsgesetz! Warum wirken alle dabei mit oder sehen zumindest dabei zu: Politiker, Medien, Parteien, wie die große Willkommenskultur des Volkes des Jahres 2015 erstickt wird. Das war eine Sammlungsbewegung von unten, heute, drei Jahre später, wartet man auf Sammlungsbewegungen, die, von oben organisiert, allenfalls Kunstfiguren werden mit wenig Aussicht auf Erfolg. Welcher Politiker, welche Partei, welche Zeitung hat heute den MUT, mit Vernunft und klaren Worten über Migration zu sprechen und zu schreiben, statt sich offen oder verdeckt am Schüren von Ängsten und Hass gegen “die Fremden” zu beteiligen oder es hinzunehmen, geschehen zu lassen? Woher diese Hilflosigkeit? Warum schlägt Jakob Augstein im Spiegel scheinbar hochherzig vor, den Sozialstaat zu reduzieren, um die Ansprüche der Flüchtlinge zu finanzieren? (Augstein im Spiegel dieser Woche laut Nachdenkseiten: “Aber je mehr Einwanderer kommen, desto stärker gerät der Sozialstaat unter Druck. Was geschieht, wenn so viele vor der Tür stehen, dass sie zu den jetzigen Standards nicht mehr versorgt werden könnten? Schließt man die Grenzen? Oder ändert man die Standards?”). Weshalb kommt niemand auf die Idee, eine Lastenausgleichsabgabe von den 5,8 Billionen Vermögen zu erheben, die es in Deutschland gibt oder die erforderlichen Mittel für die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen durch eine Finanztransaktionssteuer aufzubringen, von der seit Jahren geredet wird, ohne dass etwas geschieht. Woher diese Borniertheit, diese Hilflosigkeit, dies larmoyante Schweigen über Alternativen? – Dr. Werner Fricke


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ihr unter dem Schutzschirm einer Pro und Contra Neutralität, die eine klare Positionierung verschleiert , verbreiteten Leitartikel von Mariam Lau zeichnet sich aus durch die gleiche Inhumanität, wie  sie uns von der AfD vertraut ist. Für mich unvereinbar mit der gewohnten Seriosität Ihrer Zeitung, die ich unter dieser Voraussetzung nicht mehr abonnieren kann, Herr Lorenzo! Dia Männer , die mit hohem Risiko die Seerettung wenigstens einiger weniger versuchen, die wahrlich als die einzigen Helden der Menschlichkeit geehrt werden sollten, diskriminieren Sie sozusagen als die Spießgesellen und Mithelfer der Schlepper, die – übrigens ohne einen Hinweis auf ihr tatsächliches Verbrechen, Menschen in unsichere Boote setzen – einzig wegen des profitorientierten „Geschäftsmodells“ihrer Flüchtlingsrettung attackieren.. Es ist ein unterschwellig verlogener Vorwurf, sie seitens einer sich den Spielregeln des Kapitalismus hingegeben Gesellschaft und Politik derart zu diffamieren, nur weil sie wie üblich und allgemein akzeptiert damit Geld verdienen. Und der kriminelle Charakter der bewunderungswürdigen Seerettungaktionen wird in Ihren Augen noch dadurch gesteigert, dass sie “ am Ende denen in die Hände spielen, die ja gar kein Asylrecht mehr wollen“. Der Tenor Ihrers Artikels deutet darauf hin, dass Sie selbst, Herr Lau, genau zu diesen Leuten gehören. Sie sind m.E. offenkundig ein AfD Vertreter, was für die auf bürgerlich-demokratische Humanitätsideale setzende Leser  der ZEIT ein Schlag ins Gesicht bedeutet.. Es gibt für Sie nur den einen moralischen Imperativ, die Grenzen unserer Wohlstandsregion vor diesen Eindringlichen zu schützen.Wir können nicht alle aufnehmen, also nehmen wie keinen auf, nicht wahr? Das sind aber  Notleidende und Hilfesuchende, an deren Schicksal, einschließlich der Klimakatastrophe, wir kräftig mitgewirkt haben.Der Gipfel dieser schamlosen Amoralität ist erreicht, wenn Sie sich verständnissvoll für den italienischen Innenminister Salvani aussprechen, der Flüchtlinge schlicht als „Menschenfleisch“ bezeichnet hat. Haben Sie denn jedes Schamgefühl verloren? – Peter Gronau


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Diese Schuldzuweisung an Özil ist Super-Blödsinn: Alle haben schlecht gespielt. Ihrem guten Beitrag zum Thema Sündenbock fehlt leider etwas ganz Entscheidendes: das wunderbare Zitat der polnischen Politikerin und Juristin Hanna Suchocka: „In kritischen Lagen soll man nicht Sündenböcke suchen, sondern einen Ausweg“. Angela Merkel und viele gemäßigte Mittepolitekerinnen und -politiker bemühen sich meist in diese Richtung. Leider vereinsamen sie zunehmend auf diesem Weg. Das ist – egal, um welches Thema es geht – das eigentliche Problem. – Dr. Sabrina Hausdörfer


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Sie haben es in ihrem links/grünen Denkraum noch nicht verstanden. Es gibt auch etwas zwischen linksliberalem und rechtspopulistischem Denken . Nämlich die liberalwertkonservative Mitte. Es ist schon eine Unverschämtheit wie Sie Neoliberalismus und Rechtsradikal in einen Kontext stellen. Genau das macht die bürgerliche Mitte wütend. Ihr Chefredakteur ist da seit 2 Jahren schon weiter, ansonsten würde ich mein Abo auch kündigen. – Peter Knappmann


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Mit großem Interesse habe ich die Pro & Contra Debatte „Gut? Oder nur gut gemeint?“ gelesen. Frau Lau arbeitet sich mit viel Mühe an den Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) ab und schießt dabei über das Ziel hinaus, weshalb ich gerne ein paar ihrer Punkte aufgreifen möchte. Sie fordert, grob zusammengefasst, dass die NGOs sich als private Organisationen aus der Thematik raushalten und dies der Politik überlassen sollen. Dabei lässt sie die Tatsache unter den Tisch fallen, dass die NGO-Schiffe erst nach dem Rückzug der Politik auftauchten, nämlich nachdem die Operation Mare Nostrum aufgrund mangelnder Unterstützung durch die EU sowie nicht unerheblichen Druck durch rechts-konservative Politiker beendet wurde. Des Weiteren werden Meinung und belegbare Tatsachen gefährlich vermischt. Die von ihr erwähnte Grafik in der New York Times ist korrekt, der von ihr erwähnte Zusammenhang zwischen der Nähe der NGO-Schiffe zur libyschen Küste und Qualität und Zahl der Flüchtlingsboote ist jedoch eine fatale Verwechslung von Koinzidenz und Ursache. Die Verwendung von seeuntauglichen Gummibooten begann bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem nahezu keine NGO aktiv war und ist vielmehr als Reaktion auf den Druck zurückzuführen, den die EUNAVFOR MED Operation auf die Schlepper aufbaute. Das Auftauchen von NGO-Schiffen dicht vor der libyschen Küste ist eher eine Reaktion auf die geänderte Taktik der Schlepper und nicht deren Auslöser. Die Behauptung „Je mehr gerettet wird, desto mehr Boote kommen – so einfach ist das, und so fatal“ wird ohne Beleg stehen gelassen. Es gibt wenig gute Literatur zu der Situation im zentralen Mittelmeer. Die wenigen wissenschaftlich seriösen Arbeiten, die hierzu existieren, zeigen nur einen umgekehrten Zusammenhang zwischen der Präsenz von NGO-Schiffen und der Zahl der Toten. Ihre Abneigung gegenüber den Menschen, welche sich in den NGOs engagieren, ist in dem Artikel kaum zu überlesen. Dennoch würde ich in einem meinungsbildenden Medium wie der ZEIT erwarten, dass die wenigen zu diesem Thema bekannten Fakten sauber interpretiert werden. Wenn Frau Lau dies nicht möchte, sollte sie dies zumindest als ihre eigene Meinung kennzeichnen. – Julian Sassenscheidt


Leserbrief zu „Der Fall Seehofer“ von Martin Klingst

Wenn ich das alles lese dann schwillt mir der Kamm. Dieses Theater zeigt nur, wie dumm und ohne jeden Verstand darum gerungen wird. Seehofer versteht die Welt schon lange nicht mehr. Er hat das Pech in einem Land zu leben, wo die meisten Politiker Meschugge sind. Der soll das lieber laufen lassen. Auch wenn die Medien ihn dann als Umfaller an den Pranger stellen. Die schreiben fast alle auch nur dummes Zeug. Herr Seehofer soll das der AfD überlassen, die werden das schon klären. Die sind jetzt schon die zweitstärkste Partei. Und die Bayernwahl wird noch zusätzlich Wähler der AfD bringen. Mit unseren Politikern ist kein Staat mehr zu machen. Deutschland muß sich völlig neu erfinden und das geht nur mit der AfD. Die etablierten Parteien bringen es nicht mehr. Das wird eines Tages auch der Dümmste kapieren. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Es ist eigentlich ein uraltes Format: Eine Frage, zwei Meinungen – und am Ende versteht man im Idealfall beide Seiten besser. Mich erschüttert jedoch, was vor allem in den sozialen Medien nach der Veröffentlichung passierte. Der ZEIT wurde schlicht das Recht abgesprochen, die als Headline gewählte Frage überhaupt zu stellen. Erschreckend: oft auch von jungen Journalisten. Wer sich jedoch selbst einer so brisanten Frage wie der nach dem mutwilligen Sterbenlassen von Menschen prinzipiell nicht verschließt, den möchte ich in Zukunft bitte weiter lesen dürfen. – Felix Bürkle


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

„Retter vergrößern das Problem“- glaub ich auch (die unterschiedlichen Studien sind für den „Normalbürger“ ja kaum zu beurteilen). „Moralischer Rigorismus hilft nichts“ – glaub ich auch. Nur an den „moralischen Zwischenraum“ glaub ich nicht. Ob man von den 60 Millionen (?) ein- oder hunderttausend rettet (solche die man „brauchen“ kann??!) spielt für die anderen keine Rolle – sie leben mit einem höheren Risiko früh zu sterben. Hier nicht zu helfen ist brutal egoistisch und unmoralisch und leider doch der einzig realistische Weg. Kaum einer ist in der Lage diese schreckliche Kapitulatiion vor der Realität auszuhalten und darum lügen alle. – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Wer hat denn den bösen Wolf erst so stark gemacht, daß jetzt plötzlich alle vor seinen Zähnen und seinem „Zauber“ zittern? Es war die GroKo, die ihm den Rotkäppchenteppich zum Reichstag ausgerollt hat; die sich seit Jahren wenig oder kaum um Amtseid und (europäische) Gesetze schert; deren Dauer-Dompteuse par ordre de (Groß)Mutti, ohne Rücksprache mit Parlament und europäischen Freunden, eben mal unkontrolliert 100000e einwandern ließ ins gelobte Land (das es nun nicht mehr ist); die, statt die großen Probleme unserer Zeit wie Massenimmigration, Terror, Klima beherzt anzupacken und zu lösen, wie eine Katze um den heißen Brei schleicht und lieber mit flauschigen Datenschutzverordnungen kuschelt! Was bleibt übrig nach Jahren der GroKo? Ein gerupfter, flügellahmer Bundesadler, kurzsichtig und ohne Krallen, den bösen Wolf im Nacken – der beim nächsten Kampf um den Titel „Vogel des Jahres“ vielleicht noch die letzten (rot-schwarzen) Federn verliert? Das Wichtigste aber wird er behalten: seinen großen Schnabel zum Schnattern! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

„Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ (§ 323c StGB) – Wer sich von dieser gesellschaftlichen Überzeugung im Allgemeinen angesprochen fühlt, erfährt Paradoxes, wenn dieselbe Gesellschaft ihn für eben jene helfende Handlung verurteilt. Diese Einsicht bedarf keineswegs einer moralischen Überhöhung sondern schlichter Normtreue. Derselbe kodifizierte gesellschaftliche Maßstab würde im Übrigen auch der zynischen Bemerkung der Autorin den Boden entziehen, nach dem Impetus der Retter eine Handlungspflicht selbst bei Wohnungseinbrüchen annehmen zu müssen, dürften Letztere in der Regel kaum einen „Unglücksfall“, eine „gemeine Gefahr“ oder gar eine „Not“ bedeuten. Überhaupt: Moralische Erwägungen zum Prinzip des eigenen Handels zu machen, dürfte in Zeiten salonfähiger Menschenfeindlichkeit und reaktionärer Selbstgefälligkeit – anders als entsprechende Meinungsmache – kaum „denen in die Hände spielen, die gar kein Asylrecht mehr wollen.“ – Maurice Heine


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

An die Diskriminierung von Seenotrettern durch rechte Populisten, die einfach Ursache und Wirkung vertauschen, hat man sich inzwischen gewöhnt. Dass nun auch Mariam Lau von der Zeit in diesen Chor einstimmt, tut weh. „Ihr Verständnis von Menschenrechten ist absolut kompromisslos“, wirft sie den Rettern vor. Aber genauso ist es doch mit den Menschenrechten: Sie gelten universal und kompromisslos. Bis jetzt steht es so auch noch im Grundgesetz, Artikel 1. Deshalb gab es z.B. die Französische Revolution, die Sklavenbefreiung und die Frauenemanzipation und gibt es jetzt eben auch die völkerrechtlich festgeschriebene Pflicht zur Seenotrettung. Lau verlangt, dass die privaten Retter ihre Arbeit einstellen und den Staaten überlassen. Dabei ist es gerade das humanitäre Versagen der Staaten, das die privaten Retter auf den Plan gerufen hat. Sie wirft den Rettern vor, sie hätten keinen Gedanken daran verschwendet, wie die Regierung Renzi die Aufnahme all der Flüchtlinge ihren Bürgern erklären solle. Was soll das heißen? Hätten sie deshalb die Flüchtlinge ertrinken lassen sollen? Wäre es nicht viel mehr die Aufgabe der EU gewesen, Italien mit den Problemen nicht allein zu lassen? Aber ausgerechnet die Retter sollen nun für die Vergiftung des politischen Klimas in Europa und gar die Destabilisierung demokratischer Parteien und Institutionen wie in Italien verantwortlich sein. Lau stellt die Retter als Idioten dar, die nicht differenzieren und keine Zusammenhänge erkennen können. So sprächen sie die afrikanischen Regierungen von jeder Verantwortung frei. Natürlich hat die Krise vielfältige Ursachen, sicher gehören auch afrikanische Regierungen dazu, aber ebenso die koloniale Vergangenheit, die Globalisierung, die skandalöse soziale Ungerechtigkeit in der Welt und nicht zuletzt der Klimawandel. Die angebliche Flüchtlingskrise ist in Wahrheit eine Solidaritätskrise. Und für diese Krise und den Stimmungsumschwung in der Zivilgesellschaft sind außer europäischen Politikern, die gegen Flüchtlinge hetzen und die Italien und Griechenland mit den Problemen alleine lassen, auch Journalisten verantwortlich, die den Blick verengen auf Schlepper, Seenotretter und europäische Außengrenzen. – Friedrich Thimme


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Wie erleichternd , daß Herr Assheuser nicht in den Chor der moralisch Überhobenen einstimmt, der (so wie Herr Özdemir im Fußballteil) Herrn Özils „Dummheit“ verurteilt! Wer ist gestorben und hat all diese Besserwisser zum Moralapostel gemacht? Herr Özil kann als deutscher Staatsbürger tun und lassen was er will (innerhalb der Gesetze) und ist niemandem Rechenschaft schuldig. Sein Schweigen ist goldrichtig! Der andere Vorwurf, der den Bogen zu der Asyldebatte und „konservativen Revolution“ schlägt, ist das Nichtsingen der Nationalhymne. Ich, Jahrgang 60, habe überhaupt erst mit über fünfzig den Text unserer Hymne gelernt. ( Ich glaube anläßlich des Confed-cups.). Bin ich jetzt ein schlechter Deutscher – wie Herr Özil? Ich bin halt „Bio“-Deutscher, da ist das nicht so schlimm. (Wobei mein Vorfahr „Michael“ im dreißigjährigen Krieg als Troßjunge aus Tschechien mit den Schweden nach Deutschland kam. Das gilt wohl mittlerweile als eingebürgert). Doch angesichts der Wortwahl von „Asyltouristen“, „Staatsversagen“, „rechtsfreier Raum“ und „Ankerzentren“ fühle ich mich zurückversetzt zu der Zeit als ich die Nationalhymne nicht kennen wollte. Damals wurde der Muff aus tausend Jahren angegangen und bekämpft, weil wir uns als Deutsche schämten, was unsere Eltern- und Großelterngeneration in den Lagern angestellt hatte. Und jetzt spricht man, wenn man die verschleiernde Sprache enttarnt, wieder von nichts anderem als Lagern auf deutschem Boden! Es ist unfaßbar! – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Vor gut vier  Jahren ( glaube ich)  erschien eine bemerkenswerte Ausgabe der ZEIT: “ Wir wollen sie nicht aufnehmen – wir wollen sie nicht ertrinken lassen: – – –       was wollen wir tun ?“ Diese Ausgabe hat mein – zugebenermaßen damals recht schläfriges – Gewissen wachgerüttelt. Ich bin dankbar dafür und würde mich heute gerne erkenntlich zeigen. Ich habe keinen Zweifel an Ihrer Integrität; aber bei allem Respekt vor Ihrer Haltung fürchte ich, dass Sie in einem entscheidenden Punkt falsch liegen. Sie argumetieren in erster Linie politisch, von den politischen Konsequenzen her , und es liest sich bei Ihnen fast so, als hätten die privaten Seenotretter irgendwie den Vormarsch der Rechten in Italien zu verantworten. Es geht aber um eine schlichte ethische Frage: „Wollen wir,  – präziser – will    i c h zulassen , dass die Menschen, die zur Stunde in ihren Schlauchbooten unterwegs sind, ertrinken –  ja oder nein?“ Würde ich es zulassen wollen, wenn ich direkt diesen Menschen gegenüber stände? Es wäre- das stimme ich Ihnen zu – wichtig, dass es möglichst rasch eine vernüftige, humane politische Lösung gäbe. Solange diese aber in weiter Ferne ist, müssen eben Private die Aufgabe der Seenotrettung übernehmen, wo die Staatengemeinschaft versagt. Dass man auf diese Weise ungewollt den Schleppern in die Hände arbeitet – mag sein. Dass die konkreten Menschen, die die Rettungskreuzer betreiben, politisch naiv sein mögen – geschenkt. Aber das darf einen nicht davon abhalten, das zu tun, was in der unmittelbaren Situation not-wendig ist. Wäre es anders, bekämen wir eine Gesellschaft, die aufrechnet, dass mit dem Geld und dem Aufwand, die nötig waren, um die eingeschlossenen Kinder in Thailand zu retten, vermutlich hundert andere Kinder vor dem Hungertod hätten bewahrt werden können  — und also auf die Rettung verzichtet. Die empathische Lösung -wenn Sie so wollen, die Logik des Herzens- ist aber in diesem wie in dem anderen Fall die einzig richtige. Übrigens: Ihre Sorge, dass Freundlichkeit – und selbst ein Akt basaler Humaniät wie die Rettung aus Seenot –  gegenüber geflüchteten Menschen  weiter Wasser auf die Mühlen der Rechten ist, teile ich. Mich erinnert  die Sitation  an eine  dysfunktionale Familie, in der die Mutter weiß, dass sie den gewalttätigen Vater noch mehr gegen die Kinder aufbringt, wenn sie zu offensichtlich deren Partei ergreift – und sich also auf eine schiefe Ebene von kleinen und größeren Akten des Verrats begibt.  So etwas endet regelmäßg damit, dass die Augen auch vor der brutalsten Traumatisierung verschlossen werden. Also gerade das, was Sie und ich unter allen Umständen vermeiden wollen. Nochmals: vor vier Jahren lag ich selbst ziemlich genau auf der Linie Ihrer Argumentation. Von daher weiß ich, dass in Zeiten wie diesen man nicht umhin kommt, seinen moralischen Kompass immer wieder neu zu justieren. In diesem Sinne: pflegen Sie freundlichen Umgang mit Frau Lobenstein, Ihrer Kollegin „zur Linken“  und passen Sie gut auf sich auf! – Gabriel Ehren


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ja, das Ertrinken im Mittelmeer ist ein politisches Problem. Aber trägt, wie Frau Lau schreibt, die private Seenotrettung wirklich nichts zur Lösung dieses Problems bei? Ohne die private Seenotrettung würden wir das Ertrinken im Mittelmeer kaum bis gar nicht wahrnehmen. Es würde keine Schlagzeilen machen, denn das tut es erst, seit die private Seenotrettung eingesprungen ist und verzweifelt europäische Häfen sucht. Erst dadurch wurde das politische Problem öffentlich sichtbar und wird öffentlich diskutiert. Dies ist eine klassische Strategie gewaltfreien Handelns, die u.a. von der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung erfolgreich angewandt wurde. Auch der Busboykott von Montgomery hat das politische Problem der Diskriminierung nicht gelöst, sondern es der Öffentlichkeit als dringendes Problem sichtbar gemacht – und dadurch die Bearbeitung des Problems auf die Tagesordnung gehoben. Ähnlich geschieht es jetzt auch mit der privaten Seenotrettung. Sie legt den Finger in die Wunde des Ertrinkens im Mittelmeer. Nein, sie allein löst das Problem nicht. Doch sie zeigt uns, dass wir in Europa ein Problem haben, wenn Menschen vor unseren Grenzen ertrinken. Ja, das ist ein kompromissloses Verständnis von Menschenrechten. Doch das ist ein Merkmal der Menschenrechte: Wenn wir sie ernst nehmen, gelten sie kompromisslos für alle Menschen in jeder Situation. – Christine Böckmann


Leserbrief zu „Böse! Böse?“ von Stefanie Karas

Die Kritik des Standford-Prison-Experiments leuchtet ein. Ihre Autorin Stefanie Kara verallgemeinert aber, indem sie den Vorwurf der Manipulation auf die Milgram-Experimente ausdehnt. Stanley Milgram hat ja den Druck auf die Versuchspersonen („Lehrer“) zum Teil des Experimentes gemacht, indem er die Frage stellt: zu welcher Gefügigkeit kann der Gehorsam gesteigert werden, indem eine fiktive Wissenschafts-Autorität die Probanden beeindruckt? Dieses Forschungsinteresse wird vollends deutlich, indem das Verhalten der Versuchspersonen unter verschiedenen Bedingungen erprobt wird: unter „sauberen“ Laborbedingungen oder im schmuddeligen Ambiente, mit körperlicher Anwesenheit des Versuchsleiters oder nur über Lautsprecher etc. Milgram ermittelt, wie das Gewissen gelähmt werden kann und verbirgt seine Methoden zwar vor den Probanden, nicht aber vor der Leserschaft. Man sollte ihm keine Manipulation der Ergebnisse vorwerfen, sondern das ethisch unwürdige Vorhaben. Viel sprechender scheint mir die Fragehaltung der Milgram-Schülerin Eva Fogelman zu sein („Wir waren keine Helden“, dtv 2290). Sie untersucht Biographien von „Retter-Selbsten“: warum haben Menschen – auch unter Lebensgefahr – den Mut zur Hilfe aufgebracht? – Frank Hörtreiter


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Eine gute Idee, Pro und Contra zu diesem Thema! Aber Schwächen auf beiden Seiten…

Auf der Pro Seite werden zwar Untersuchungen erwähnt, die den (Nicht-) Zusammenhang zwischen der Zahl der Fahrten und der Zahl der Retterboote betrifft, aber trotz des Hinweises darauf, dass die Schlepper mehr Menschen einladen und weniger tanken, wird nicht die Frage gestellt, ob dies möglicherweise zu mehr Toten führt. Schwach auch, dass die Information aus dem Untertitel (weniger Fluchtversuche, aber mehr Tote) von keiner der beiden Seiten aufgegriffen wird. Auf der Contra Seite steht zu Recht, dass das Problem der Migration eine verheerende und beängstigende Wirkung auf die Demokratien Europas hat, und eine politische Lösung unbedingt hermüsste. Aber bis dahin? Privates Retten sei falsch, weil weder das Recht noch die Humanität vorschrieben, Aufgaben des Staates zu übernehmen. Aber doch, genau so ist es! Zumindest, wenn es nicht um Gewaltausübung geht, wie der schiefe Vergleich mit privaten Sicherheitsdiensten nahelegt. Abgesehen von der Frage, welcher Staat denn zuständig ist in internationalen Gewässern, schreibt die Humanität jedem Menschen, der sein Ohr und Herz nicht verschließt, vor, auch privat Hilfe zu leisten. Im Rahmen der Möglichkeiten, ohne sich selbst zu gefährden, im Fall drohenden Ertrinkens, wohl auch das Recht, meine ich! Absolut bemerkenswert finde ich den Vorwurf eines „kompromisslosen Verständnisses der Menschenrechte“. Sie sind es und bleiben immer: Unantastbar! – Dr. Maria Martin


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Der DFB hatte mit der Veröffentlichung des Werbefotos für den „Despoten Erdogan“ sofort die beiden Protagonisten aus der Mannschaft nehmen müssen. Viel Ärger wäre erspart geblieben. Aber Mut und Zivilcourage an der richtigen Stelle wäre ja auch mal was. Die Migration ist eine neue Waffe im Spiel der Politik mit unbekanntem Ausgang. Die alten Zeiten sind unwiederbringlich vorbei, selbst wenn die Kanzlerin eine 1000%-ige Entschuldigung für ihren Alleingang finden würde. In der Geschichte hat es einen solche Öffnung für den Islam noch nie gegeben. Die Gesellschaft trägt die Auswirkungen der Migration und  Integration alleine, oder haben Sie schon einen Politiker entdeckt, der Flüchtlinge persönlich betreut. In Zukunft werden der Gemeinschaft noch ganz andere Belastungen auf die Schultern gelegt. – Ein/e ZEIT Leser/in


Leserbrief zu „Von rechter Traute“ von Mohamed Amjahid

Beim Lesen des Artikels stellte ich mir die Frage,  ob der Autor aufseiten der AfD und deren Wählern wirklich Mut als deren Handlungsantrieb verortet, oder nicht? Ich schwankte und schwanke noch zwischen den Fragen, ist der Artikel nun ironisch oder ernsthaft gemeint? Falls der Autor das Gebaren der AfD  und die Entscheidung, sein Kreuz bei der AfD zu machen, als mutige Handlung sieht, möchte  ich widersprechen. Er schreibt, Konventionen zu brechen und sich der Mehrheitsmeinung entgegenzustemmen würde Mut erfordern und führt als Beispiel die Rede von Alice Weidel im Bundestag an ( für die sie eine Rüge bekam). Für mich ist das nicht Mut, sondern pubertäres Verhalten. Um den Mut von Frau Weidel zu illustrieren, bringt der Autor das Beispiel eines Jugendlichen, der in Anwesenheit anderer (Jugendlicher), dem Lehrer seine Meinung geigt. Der Jugendliche bekommt sicherlich die Anerkennung seiner peer-group und hat eindeutig seine „Coolness“ bewiesen. Ob seine Handlung mutig war, ist mehr als fragwürdig. In Bayern nennt man dieses Verhalten einen „Zwergenaufstand“. So auch bei Frau Weidel (Beifall ihrer Partei sowie ihrer Anhängerschaft ist ihr sicher)  und der AfD.  Bei Frau Weidel  stellt sich zudem die Frage, ob sie überhaupt noch in der Realität lebt. Die Widersprüche zwischen ihrem Privatleben  und ihrer Mitgliedschaft in der AfD sind einfach zu eklatant,  als dass ich es mir anders erklären könnte, als dass man sich selbst glaubhaft Lügen erzählt, um mit solchen Widersprüchen leben können.  Die Realität hat aber dann keine Chance mehr. Oder Frau Weidel spielt ein Spiel, bei dem sie austestet wie weit sie gehen kann bis Wähler der AfD die Widersprüche in Frage stellen bzw. sich nicht mehr veräppeln lassen. Wie auch immer, mit Mut haben beide Varianten nichts zu tun. Auch finde ich, dass die Angsttheorie den AfD Wähler nicht von jeder Verantwortung freispricht und deswegen Mut  der Motivator seiner Entscheidung für die AfD sein muss.  Im juristischen Sinne liegt Schuldunfähigkeit vor, wenn die Einsichts- oder Steuerungsfähigkeit für seine Handlungen außer Kraft gesetzt ist. Angst ist ja  bekanntlich ein schlechter Ratgeber: die Wahrnehmung mag sich verschieben: Man sieht Bedrohungen, wo gar keine sind.  Aber sie verunmöglicht nicht, ihre Angemessenheit zu ergründen  sowie  ausgewogene Informationen einzuholen. Die  Einsichts- oder  Steuerungsfähigkeit im Sinne einer Schuldunfähigkeit ist also nicht aufgehoben. Zudem hat sich –wie ich finde- das gesellschaftliche Klima verändert: Immer mehr Menschen haben keine Scheu, offen ein rassistisches Verhalten zu zeigen und/oder wettern gegen Minderheiten. Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher, ob die Mehrheitsmeinung wirklich liberal oder rechts getönt ist. Vielleicht ist es in Bayern (ich komme aus und lebe in Bayern) besonders krass. Die drei Startenöre von der CSU (Dobrindt, Seehofer, Söder) mögen ihren Teil dazu beigetragen haben. Noch sind die Menschen mir gegenüber (ich bin Rollstuhlfahrerin seit einer Kopf-OP) sehr respektvoll und hilfsbereit. Aber vielleicht ist das nur eine Frage der Zeit. – Gudrun Schuster


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

„Was ist heute Courage?“ so titeln Sie auf der ersten Seite. Die Antwort steht für mich auf Seite 3 im Arktikel von Mariam Lau. Vor Frau Lau kann ich nur den sinnbildlichen Hut ziehen und Sie zu einer so mutigen Journalistin beglückwünschen. Ich kann mir vorstellen, dass sie einem starken Gegenwind ausgesetzt ist durch eine so klar formulierte Einschätzung. Wir geben unseren Rechtsstaat auf, wenn wir nur noch empatisch agieren. Das ist hart. Auch mir bleibt das Herz stehen, wenn ich die schrecklichen Bilder aus dem Mittelmeerraum sehe. Die Retter sind dabei Teil des Problems und nicht der Lösung. Das ist eine von Frau Lau zugespitzte These, die ich unterstütze. Wenn wir es nicht schaffen, die politische Akzeptanz für unser Handeln hier vor Ort zu sichern, dann sehe ich große Gefahren für unsere westlichen Demokratien. Diese Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern kann nur erhalten oder sogar vielleicht vergrößert werden, wenn wir vernünftige Regeln befolgen und umsetzen. Uns allen sollte die Situation 2015 noch vor Augen stehen. Das darf sich in der Tat nicht wiederholen. Ein vertiefender Blick auf die Herkunftsländer scheint mir allerdings auch geboten. Was tun sie um ihren Bürgern Perspektiven zu bieten? Ist ein mehr an Entwicklungshilfe wirklich ein zielführendes Mittel? Versickern dort nicht immer noch allzuoft Millionen in unbekannten Kanälen? Meine Frage an die Politik wäre, wie wir es schaffen, zusammen mit dem afrikanischen Kontinent die Lebensbedingungen und vor allen Dingen auch die Perspektiven der jungen Menschen so zu verbessern, dass sie gerne in ihrem Land bleiben wollen und sich an dessen Aufbau beteiligen. – Constanze Kraus


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Warum schaffen es die Journalisten nicht, sich endlich von dem Wort „Populisten“, natürlich auch „Populismus“, zu trennen? „Die Begriffe ‘Populismus’ und ‘Populisten’ fördern Zwietracht, sind falsch und überflüssig!“, habe ich schon Ende 2016 zu begründen versucht. Herr Marc Brost, Leiter Hauptstadtredaktion der „ZEIT“, teilte danach mit, in der Wahl des Wortes „Populismus“ künftig vorsichtiger zu sein. Jetzt titelt der stellv. Chefredakteur der „ZEIT“ auf Seite 1 auch noch: „Der Zauber der Populisten“. Es gibt nun einmal keinen gesellschaftlichen Stillstand, und um die jeweils erreichte Entwicklungsstufe zu charakterisieren, sollte der heutige Journalismus nicht mehr die emotionsgeladenen Begriffe von gestern und vorgestern gebrauchen, sondern ganz sachlich urteilend nur von „richtig“ oder „falsch“ sprechen / schreiben. Wenn die Politiker in ihrem Handeln dem folgen, kann es nicht falsch sein, andernfalls werden sie bei der nächsten Wahl vom Volk – dem Populus! – die Quittung erhalten. Herr Bernd Ulrich sieht schließlich auch noch die Konvergenz der Systeme als Gefahr. Wünscht er etwa eine eskalierende Konfrontation derselben mit dem Endergebnis eines die Menschheit vernichtenden Krieges, allein um des Bestandserhalts einer Liberalitätsideologie Willen? Und um die CSU in Bayern, auch wenn er ihr offenbar bei der Landtagswahl eine „knackige Niederlage“ wünscht, sollte er sich so oder so jedenfalls keine Sorgen machen. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Auch wenn es eine universelle Verpflichtung zur Hilfe gibt, sollte es gesellschaftlich erlaubt sein zu fragen, ob die sicher gut gemeinten privaten Hilfsaktionen im Mittelmeer nicht auch eine fragwürdige Wirkung haben. Natürlich kann man über genaue Zahlen diskutieren, aber dass skrupellose Schlepper die NGOs für ihre Zwecke missbrauchen, steht wohl außer Frage. Es gibt also die Gefahr, dass sich immer mehr Menschen auf seeuntüchtige Boote wagen und dafür mit viel Geld oder gar mit ihrem Leben bezahlen. Außerdem sollten sich die selbst ernannten Retter nicht nur ein gutes Gewissen verschaffen, sondern auch überlegen, was sie mit den armen Menschen an Bord machen wollen. Es gibt hier keine allseits zufriedenstellende Lösung, aber gerade die pointierte Überschrift mit Fragezeichen im ZEIT-Artikel könnte viele Leserinnen und Leser zum Nachdenken angeregt haben. Vielleicht sind Einrichtungen in Nordafrika, in denen der Anspruch auf Asyl oder die Chance auf einen Arbeitsplatz geprüft wird, doch das kleinere Übel. Die EU muss sich das aber wie beim Deal mit der Türkei etwas kosten lassen. Im Übrigen sei noch daran erinnert, dass bei vielen euphorischen  Beiträgen in der ZEIT zur „Willkommenskultur“ das eine oder andere Fragezeichen am Platz gewesen wäre. Das hätte dem gesellschaftlichen Klima in unserem Land nur gutgetan. – Brigitte Schellnhuber


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Was mich an dieser oft ins Hysterische neigenden Auseinandersetzung am meisten beunruhigt, das ist der auf beiden Seiten(!) wachsende Pegel an Emotionalität und die im gleichen Maß sinkende Bereitschaft zur Besonnenheit. Es kann doch inzwischen keinen Zweifel mehr daran  geben, dass die Situation vom Herbst 2015 auch beim besten Willen nicht als Dauerlösung denkbar wäre. Dass dieses 2015er Gefühl von moralischer Integrität unserer noch immer belasteten deutschen Volksseele eine Entlastung brachte, wundert nicht im Geringsten. Uns deshalb aber schon wieder als Vorbild für ganz Europa anzupreisen und die Nüchternen als Spielverderber anzuprangern, das vertieft die ohnehin große Verwirrung um diese große Frage. – Karlheinz Gernbacher


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich habe ihren Artikel 2 x gelesen, weil ich ihn so gut finde! Vielen Dank für diesen gut recherchierten und ehrlichen Bericht über die Flüchtlingssituation im Mittelmeer. Diese Art von Artikeln bringen einen weiter, weil die Gesamtsituation betrachtet und abgewogen wird! Ich kann diese moralisch getränkten Meinungen nicht mehr lesen, sondern bin an vorstellbaren Lösungen interessiert. – Angela Zander-Reinert


Leserbrief zu „Held auf dem Sprung“ von Maximilian Probst

Herr Probst macht sich die Sache doch sehr einfach. Seinen umfangreichen Artikel auf einen Nenner gebracht: Die AfD ist an allem schuld. Er hat allerdings verdraengt, dass im September 2017 die Koalition aus CDU, CSU und SPD – das Wort  „gross“ wuerde mir dabei nicht einfallen – faktisch abgewaehlt wurde. Und das nicht nur, weil man 2015 ausser wirklich berechtigten Asylanten auch Terroristen und andere Verbrecher in unser Land hineingelassen hat. Alles ohne Plan. Schuld war auch die jahrelange Politik nur fuer die Anleger, die Autoindustrie, die Pharma- und Chemieindustrie und die Energiewirtschaft. Alles gegen das deutsche Volk. Selbst beim Klimaschutz wurde klar, dass man nicht Spitze sondern Schlusslicht ist. Stattdessen wird mit der gleichen Koalition einfach weitergewurstelt. Eigentlich sollte man doch  gemerkt haben, dass diese Frau und Ihre Regierung nach dieser zaehen Regierungsbildung von niemandem mehr ernst genommen wird. – Guenter Belschner


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Unerträglich, wie Sie moralisieren und damit die Probleme verkleistern. Was nützt die Sündenbocktheorie, die mit einem Finger auf andere zeigt und mit mindestens dreien auf einen selbst… Wenn Sie wirklich an einer Lösung der Probleme interessiert wären, dann würden Sie ernsthaft und sorgfältig eine Situation abwägen und nicht nach halben Überlegungen mit der moralischen Keule kommen… Den Artikel von Miriam Lau, den finde ich super an Sachfragen orientiert und weitblickend gefasst. Würde mich freuen, wenn ich so etwas auch einmal von Ihnen lesen würde! Die Leser sind es satt moralische Zuweisungen oder Appelle zu hören, wir wollen auch nicht so sehr die Meinungen oder Ansichten einzelner Journalisten lesen, viel lieber und mehr Fakten und Lösungen! Das war übrigens die sehr einhellige Meinung auf der Spiegel-Leserkonferenz in diesem Jahr! – Angela Zander-Reinert


Leserbrief zu „Heimatkunde“ von Ulrike Gastmann

Für mich ist Heimat nicht nur eine GPS-Kordinate, wo ich geboren und aufgewachsen bin, sondern Heimat ist für mich die ganze dort erlebte Mitwelt: Erde, Steine, Geruch, Landschaft, Pflanzen und Tiere in einer best. Konstellation, Namen der Straßen und Plätze, Geschichte des Landstrichs mit positiven und negativen Aspekten. Orte und Menschen prägen sich ein und erzeugen ein Hintergrundbild. Verhaltensweisen , Feste und Alltag der Menschen drücken dem erlebten Leben einen Stempel auf. All das kann sich leicht modifizieren und verändern im Laufe der Jahre, Namen kommen hinzu, Bräuche ebben aus oder an, Tiere verschwinden aus dem gesichtsfeld, die Landschaft und Pflanzenwelt ändert sich. Gefährden Neuankömmlinge die Heimat ? Ja, das erlebten wir in den 50er Jahren, als 15 Millionen Heimatvertriebene in der Bundesrepublik und der damaligen DDR  eingegliedert werden mussten .Die damaligen Widerstände hatten auch mit diesen Ängsten des Verlustes zu tun. Es waren in einzelnen Dörfern und Städten wenige oder Minderheiten, die dazu kamen und dennoch lange mit Diskriminierungen zu tun hatten. Trotz gleicher Sprache dauerte dieser Prozess Jahre, wurde durch den steigenden Wolstand und Vollbeschäftigung abgefedert. Die in den 60er Jahren zu uns kommenden „Fremdarbeiter“ gefährdeten den Begriff „Heimat“ weniger, weil sie alsbald sich in die angestammten Traditionenund Festlichkeiten einbanden, weil sie, wenn auch z T eigensprachlich, am kirchlichen Lebenteilnahmen, weil sie immer auch die Option in ihren Urlaubszeiten lebten, als würden sie irgendwann wieder nach Italien,Portugal oder Griechenland zurückkehren wollen. Schwieriger wurde es dann mit den türkischen Gastarbeitern, die sich hier eine Parallelwelt aufbauten: eigene Viertel, Vereine, religiöse Zentren mit Predigern, die nicht bei einem Konsulat angehörten und auch nicht hier wohnten. Aber diese Menschen kamen hierher , weil sie hier Arbeitsverträge hatten, und ihr Familiennachzug zur Versorgung der Arbeitenden damit auch verständlich war. Die neue Gefährdung entsteht nicht durch die Familien, die vor Krieg hierher fliehen, sondern durch die vielen unbegleiteten , vor allem männlichen Personen von 15 – 35 Jahren, ohne Arbeitsverträge, ohne klare Herkunft mit weggeworfenen Papieren, ohne erklärten Willen offene Arbeitsstellen annehmen zu wollen (und können).Es ist auch nicht klar, ob sie durch ihre Arbeit hier ihre Familien zu Hause unterstützen wollen(denn dazu müssten sie ihre Herkunft offenlegen) und ihr Wille, später wieder zu Hause ihre Gesellschaft aufbauen zu helfen. Auch scheint die Bereitschaft, sich hier in Sitten und Gebräuche eingliedern zu wollen, marginal zu sein. Die Kriegsflüchtlinge aus dem Jugoslawienkrieg waren deshalb weniger problematisch, aber auch nicht einfach. Die erste Welle wurde noch sehr wohlwollend ampfangen, aber bei der zweiten hatte man schon die Befürchtung, dass es nicht mehr daum ging, das Leben zu retten und nach Beruhigung zurückzukehren. Man kann auch die Migration von Deutschen an die Wolga oder nach Amerika mit dieser heutigen vergleichen, denn diese Armutsflüchtlinge besiedelten ein leeres Land ohne Infrastruktur. Aber auch dort schlossen sie sich zu eigenen Dorfgemeinschaften zusammen, sogar landsmannschaftlich separiert, um ihre alten Gebräuche und Heimatgefühl weiterleben zu können. Wenn man in die Fremde gehen muss (siehe Besiedlung Palästina) , schließt man sich mit seinesgleichen zusammen und will eigene Lebenslinien und -riten weiterpflegen. Das gelingt gut, wenn dort, wo man hingeht, noch keine Gesellschaften bestehen. Bestehen sie aber dort schon, ist es immer eine Erschütterung des status quo vor Ort. Deshalb denke ich, dass Menschen, die zu uns von fernen Ländern kommen, und nicht aus Nachbarländern, die Heimat der Aufgesuchten gefährden. – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Wie zynisch und, ja, auch menschenverachtend ist ihr Kommentar! Offensichtlich haben auch Sie lediglich im Kopf, wie man den europäischen Kontinent vor dem Ansturm der Flüchtlinge retten kann. Ihr Vorschlag, die kolonialen Abenteuer europäischer Staaten endlich zu vergessen, erinnert mich stark an den Wunsch gewisser Kreise, unter das Nazi-Unrecht einen Strich zu ziehen! Schuldig sind die Kolonialmächte auch, weil sie ihre Gebiete Hals über Kopf in die „Freiheit“ entlassen und örtlichen Despoten überlassen haben. Italien ist sicherlich mit dem Flüchtlingsproblem überfordert, da muss aber ganz Europa solidarisch sein! Die Osteuropäer müssen Flüchtlinge aufnehmen. Subventionsempfangende Europäer und sicher vor Putin zu sein, das hat auch seinen Preis! – Volker Krause


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Seit Jahrzehnten befasse ich mich als Sozialwissenschaftler praktisch und wissenschaftlich mit Problemen entwicklungsblockierter Länder. In Somalia und Gambia habe ich große Alphabetisierungskampagnen pädagogisch geleitet und in Ländern und Regionen der sogenannten Dritten Welt geforscht (Iran, Senegal, Karibik). Dazu gehören Themen, wie die Bevölkerungsexplosion in Afrika und die fortschreitende Islamisierung vieler Weltregionen. Die damit einhergehenden Krisen stellen schwere Gefahren für die Welt, besonders für Afrika, Arabien und Europa dar. Die Ausführungen von Mariam Lau kann ich nur begrüßen und unterstützen. Sie beweist klaren Verstand, Sachkenntnis und hohe moralische Standards. In Zeiten, systematischer Desinformation und moralischer Verblendung, erfüllt sie mit ihrem Beispiel praktischer Vernunft Vorbildfunktion. Dank und Kompliment, Frau Lau! – Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Offenbar braucht es gegenüber manchen „Menschenfreunden“ in unserer Demokratie schon Mut für einen solchen sehr sachlich eine Situation beschreibenden Kommentar in einem Pro und Contra. Dass anschließend sog. „Journalisten-Kollegen“ einen Kübel voller Hass und Diffamierung über Frau Lau und die ZEIT ausschütten, ist widerwärtig und gleichzeitig unsäglich entlarvend. Das ist nicht journalistisches Handwerk, das ist Gesinnungsdiktatur. Ich glaube mich erinnern zu können, dass Sigmar Gabriel im Zusammenhang mit ähnlichen verbalen Entgleisungen mal das Wort „Pack“ gebrauchte. Aber nein, stimmt ja: das gilt ja nur für rechte Entgleisungen. Danke an die ZEIT und vor allem an Mariam Lau für diesen Mut! – Lisa Werle


Leserbrief zu „Der Fall Seehofer“ von Martin Klingst

Und sie spielen weiter ihre (Macht)Spielchen: „Mensch, ärgere Dich“ und „Fang den Asyli rechtzeitig ab“! Jeder spielt für sich oder eben gleich gegeneinander; einfach erschreckend menschlich. Jetzt darf sogar noch das aufgeschrecktes „SPD-Kaninchen“ mitwürfeln! Alles in allem wird aber dieser zweifelhafte Waffenstillstand, als grandioser „Pyrrhusschachzug“ dargestellt; dieser im Grunde ziemlich oberfaule Kompromiss! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Mit etwas Abstand kann ich dem Gegensatzpaar Retten – Nichtretten überhaupt keinen Sinn abgewinnen. Es ist zu retten. Das Seerecht kennt diesen Grundsatz seit sehr langer Zeit, nur Piraten haben diesen Grundsatz von jeher abgelehnt. Und wer rettet und wie sich Retter selbst auf die Schulter klopfen, das tut nichts zur Sache. Es sind die privaten Retter, die nur noch stärker offen legen, was falsch läuft. Ja, Schleuser profitieren davon, dass es Rettungsboote gibt, weil sie selbst daran kein Interesse haben, welche zu stellen (siehe oben, die Piraten). Aber sollen Flüchtlinge länger in KZ-ähnlichen Camps darben und gefoltert werden, wenn es weniger Retter gibt und damit weniger Boote losgeschickt werden ? Das Chaos und die Tragödien auf dem Mittelmeer sind Ausdruck einer seit Jahrzehnten gesteigerten Schieflage in der Weltwirtschaft. Und in der Sicherheitspolitik. Keine einzige Retterschaluppe ändert an dieser Schieflage etwas, aber immerhin bleibt die Schieflage damit im Gespräch. Natürlich ist es einfacher, diese viel größeren Fehler und Aufgaben hinter den »schlimmen, Schleuser unterstützenden Rettern« zu verstecken. Aber bitte, ist das die Aufgabe der ZEIT, das Versteckspiel mitzumachen ? Und aus Angst vor mausrutschenden Neobraunen die wirtschaftlichen Schieflagen und die Flüchtlinge nicht mehr erwähnen zu wollen, ist das der richtige Weg? Das Mindestmaß an Barmherzigkeit und Hilfe schon jetzt aufzugeben, ehe wieder braune Horden Politik machen, die vermutlich die Schiffe gleich versenken ? Das ist doch nur vorauseilender Gehorsam statt ein Mindestmaß an Prinzipientreue und Menschlichkeit. Diese Frage nach dem soll man es lassen hatten wir doch schon so oft. 1917 und 1918 hieß es, soll man es lassen, Kranke in psychiatrischen Kliniken noch zu ernähren? Haben wir dann gelassen, sind Zehntausende verhungert. Oder solll man es lassen, Kranke zu pflegen? Haben wir 1940 gelassen, sind hundertausend umgebracht und verfeuert worden. Und, ach ja, von 1933 bis 1945 haben wir es mit der Moral gleich ganz sein lassen. Frau Lau, wollen Sie in einer solchen Welt wieder leben ? Ist es heute schon wieder so schwer, durchgefrorene und halb verdurstete Folteropfer vom Meer zu sammeln und vor einem braunen Storch zu verteidigen ? Wie empathiefrei ist denn unsere Gesellschaft schon wieder ? Die einfachste christliche Moral ist offenbar schon wieder in ganz schwerer See. – Gerold Caesperlein


Leserbrief zu „Abreißen! Neu bauen!“ von Claudia Schumacher

Schmunzelnd und insgeheim kopfnickend habe ich ihren Artikel zum Wohnen im Altbau gelesen. Nicht zuletzt da ich selber in einem Altbau wohne und dänisches Design sehr schätze. Nun bin ich kein Werbegraphiker und ich spiele auch nicht im Orchester der Semperoper, sondern praktiziere als Architekt. Diese romantischen Gefühle beschäftigen mich bei meiner täglichen Praxis unverhältnismäßig oft. Auch ich wünsche mir mehr Logik beim Bauen. Ihre provokante These, dass neue Häuser Bestandsgebäuden ökologisch überlegen, und sie schon deshalb abzureissen sind, teil ich aber nicht. Gründerzeitliche Gebäude machen nur ca. 10% des Wohnungsbestandes in Deutschland aus. Dreiviertel der Bauten sind erst nach dem Krieg errichtet. Um ihr Bild im Artikel weiter zu zeichnen könnte man sagen, dass es viel wahrscheinlicher ist im Altbau einen von der Stunde Null reingewaschenen Rheinländer (West) oder ein Caro rauchenden Karl-Marx-Städter (Ost) als Geist zu Begegnen als einen altpreußischen Infanterist. Ökologisch betrachtet bedeutet ‚Abreißen, neu bauen‘ eine Vernichtung von Grauer Energie. Nämlich die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Hauses benötigt wird und in Altbauten bereits einmal aufgewandt wurde. Berücksichtigt man das, so wird trotz des10-fach höheren Heizenergieverbrauches eines Altbaubewohners ihre persönliche Ökobilanz erst in 100 oder 200 Jahren besser ausfallen als derer, die Avocados auf dem Toast zermatschen. Und bei dieser Rechnung sind Themen wie Flächenverbrauch oder Mobilität noch gar nicht kalkuliert. Sie würden bei ihrer jetzigen Wohnung am See durchaus stark ins Gewicht fallen. ‚Stehen lassen und verdichten‘ passt aus ökologischer Sicht vielleicht besser. Nebenbei bemerkt glaube ich auch, dass ein Neubau im Schanzenviertel, die Fassade schön mit handgeformten Klinkermauerwerk verkleidetet, ihren altbaufixierter Freund höchst attraktiv finden wird. Dänische Landhausdielen und Sichtbeton passen gut zueinander! – Peter Zirkel


Leserbrief zu „Abreißen! Neu bauen!“ von Claudia Schumacher

Was soll der Rundumschlag der ZEIT gegen den Altbau bewirken? „Abreißen, neu bauen“? Am besten in Form der neuesten Klotzarchitektur, die unsere Städte und Besiedlungen überall visuell zertrümmert. Hängt das „richtige Leben“ also vom richtigen Bau ab, so leben wohl viele falsch. Seltsam, dass gerade die Protagonisten für Neubau, Architekten, eine besondere Liebe für den Altbau hegen, geht es um ihr eigenes Wohnleben. Natürlich ist dieser emotionale Feldzug gegenüber dem Altbau barer Unsinn, denn kein Neubau kann eine vergleichbar hohe Bauqualität und lange Lebensdauer nachweisen. Im Gegenteil: ich wohnte 18 Jahre in einem angeblich hochwertigen Neubau. Gleich beim Einzug Baumängel ohne Ende. Wände dünn wie Karton, so dass jeder Laut hörbar war. Moderne Räume mit Fenstern rundum verglast, mangelhafte Beheizung, eiskalt im Winter, trotz Aussendämmung. „Tiefgarage“ nach außen offen, so dassder Dreck ungehindert hereinwehte, den niemand beseitigte. Der Neukaufeines Autos scheiterte an der Wagenhöhe, die der billige Garagenaufzug nicht zuliess. Die in ihr Credo vom bösen Altbau verrannte Autorin glaubt noch an das Gute im Neubau, aus dem die Investoren allenfalls das Maximum an Gewinn herausholen wollen. Das Märchen vom besseren und richtigen Leben im Neubau ist ein Ammenmärchen. Und das vom altpreußischen Infanteristen dazu. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Beide Positionen sind nachvollziehbar argumentiert, wobei die zweite Position die erste als die der realitätsfernen Romantiker entlarvt. Ergänzend sollten wir überlegen ob wir unsere internationalen und nationalen rechtsstaatlichen Regelungen als Dogma begreifen oder an neue Situationen angepasst denken: z.B. der Zwang zur Seenotrettung ist im Einzelfall sinnvoll. Aber ist er auch angemessen für ein Phänomen wo sich Menschen massenhaft vorsätzlich in Seenot begeben? Sind die Regelungen des Asylrechts heute mit Millionen von potentiellen Asylsuchenden sinnvoll? – Christian Voss


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Großen Dank an Miriam Lau für die differenzierte Darstellung der Seerettungsaktionen im Mittelmeer. Solche Gesichtspunkte sollte man nicht außer Acht lassen. Denn viele Seeretter, die direkt vor der libyschen Küste operieren, fühlen sich moralisch völlig auf der sicheren Seite. Dabei liegt es auf der Hand, dass sie zu einem großen Teil das Geschäft der Schlepper betreiben und mit jeder ihrer Aktionen dafür sorgen, dass noch mehr Boote mit Flüchtlingen auf die lebensgefährliche Reise geschickt werden. – Martina Balluff


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Seit Monaten wird darüber berichtet. Ich kann es nicht mehr lesen. Eigentlich eine Lappalie. Das macht das Leben in Deutschland so schwer. Die Autoren scheinen, die darüber ihren Kopf zerbrechen, irgendwie Psychopathen zu sein. Sie lieben das Abendteuer, sind zielorientiert und handeln entschieden. Warum ist das nur in Deutschland so? Alle anderen Staaten verstehen Deutschland nicht mehr. Die Länder um uns herum sind bösartig, abstoßend und Menschenfresser. Was haben die in der EU zu suchen. Die Wahrheit ist: Deutschland übergibt sich mit „Gutmenschen“, was eigentlich nicht verkehrt ist, wenn es nicht ständig das Gegenteil dessen hervorruft, was gesunden Menschenverstand ausmacht. Der scheint in Deutschland, besonders bei den Journalisten und Politikern, abhanden gekommen zu sein. Sie sind zur Plage geworden. Stehen die Deutschen über alles oder wie muß man das verstehen? Ich mache das auch an der Verdummung fest. Unsere Schulkultur ist nämlich auch zum fürchten. Die Fußballer sind an ihrer Hinrichtung selbst schuld. Schluss aus! Ihr Autor macht daraus wieder einen Staatsakt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ihre Überschrift lautet „Oder soll man es lassen?“. Warum diese vornehme Zurückhaltung,- warum schreiben Sie nicht „Oder soll man sie ertrinken lassen?“, denn genau darum geht es doch. Während Sie in der Überschrift außerdem noch vorsichtig fragen, ob denn die Rettung von Menschen durch private Helfer legitim sei, wird es in dem Beitrag von Mariam Lau schon deutlicher:  „Retter vergrößern das Problem“ (Überschrift), „Je mehr gerettet wird, desto mehr Boote kommen“.  Im ersten Absatz wird dann tatsächlich den privaten Helfern vorgeworfen , dass Ihnen als Legitimation für ihre Hilfe ausreicht, dass Menschen „zu Tausenden im Mittelmeer …  ertrinken“. Unglaublich, so etwas als Debattenbeitrag in Ihrer Zeitung lesen zu müssen. – Karl-Heinz Letz


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Was für ein krasser Widerspruch: Einerseits werden 13 Jungs tausende Kilometer von hier in einer beispiellosen und sehr berührenden Rettungsaktion aus Lebensgefahr geborgen, unter Anteilnahme einer weltweiten Öffentlichkeit. Andererseits ertrinken ständig unzählige Menschen jeglichen Alters im Mittelmeer, quasi „vor unserer Haustür“, während Rettungmaßnahmen langwierig diskutiert, verhindert oder verboten werden. Dort: Rettung mit allen erdenklichen Möglichkeiten, ohne wenn und aber. Hier: Es wird argumentiert, die Rettung vergrößere das Problem. Wieviel Empathie und Menschlichkeit auf der einen Seite, wieviel eiskalte Rationalität auf der anderen! – Christoph Oeding


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass sowohl die privaten als auch die staatlichen Retter objektiv den Schleppern in die Hände spielen, denn jede Rettung von Flüchtlingen von seeuntüchtigen Booten ist natürlich Werbung für die Schlepper und erhöht die Nachfrage und die Preise. Eindämmen könnte man die Nachfrage kurzfristig nur, indem man entweder die Flüchtlinge ertrinken lässt oder alle jene, die nicht politische Verfolgung oder sonstige international anerkannte Fluchtgründe vorweisen können, sofort wieder nach Afrika zurückschickt. Aber wie will man faktenbasiert entscheiden, ob ein Flüchtling Fluchtgründe außer Armut und Perspektivlosigkeit hat, wenn alle Unterlagen fehlen und offensichtliche Folterspuren nicht zu entdecken sind? Und welches übervölkerte afrikanische Land will denn die Flüchtlinge zurückhaben? – Im Grunde müsste man, wenn man hartherzig ist, alle Flüchtlinge zurückschicken, die ihre Verfolgung nicht beweisen können – also fast alle. Als schwachen Ersatz und im eigenen Interesse könnte die EU / Deutschland endlich ein Einwanderungsgesetz beschließen, das wenigstens jenen Flüchtlingen eine Chance bietet, die hier Arbeit finden würden. Langfristig hilft nur, die Bildung in den afrikanischen Ländern zu verbessern. Alles andere (Rückgang des Bevölkerungswachstums, Gleichberechtigung aller Menschen, Rechtstaatlichkeit, Wohlstand und Demokratie) kommt dann hoffentlich fast von selbst. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Daran glaubt er nicht!“ von Francesco Giammarco

Es macht mich traurig und wütend zu lesen, dass ein junger Mann mit aufgeklärtem Verstand in Deutschland sich heute noch nicht traut, mit seinen Eltern und Familienangehörigen über seine Zweifel oder, genauer gesagt, seinen Un-Glauben an Gott zu sprechen. Darin spiegelt sich meines Erachtens nicht bloß die Furcht vor dem Unverständnis seiner streng gläubigen Familienmitglieder wider, sondern die tief sitzende Angst vor der schon im Kindesalter angedrohten Strafe Gottes an denen, die nicht recht glauben (wollen). Wer nicht recht an Gott glaubt, kommt nicht nur nicht in das Paradies, sondern in die Hölle, den erwartet das ewige Fegefeuer. Unglaublich! Die Intoleranz der Gläubigen war und ist weltweit ein Grund für großes menschliches Unglück. Die meisten Religionen basieren nämlich auf dem unsäglichen Wahrheitsanspruch ihrer jeweiligen Gottesidee, dessen Gültigkeit so absurd ist wie die Aussage, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums. Ich wünschte mir, dass der Glaube (und auch der Unglaube), an wen und was auch immer, ein unverrückbares, individuelles Menschenrecht bleibt – aber die friedliche, gerechte und freiheitliche Gesellschaft sich aus der Vernunft des Menschen und nicht dem Glauben an Gott ableitet. – Peter Breuninger


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Dass man in der Regel nur Leserbriefe schreibt, wenn man sich ärgert, ist eigentlich eine Schande, deswegen vorab: Seit mehreren Jahren habe ich die ZEIT abonniert, liebe sie für all die Hintergrundrecherchen und die wunderbaren Reportagen. Auch die starken Meinungsstücke schätze ich sehr; umso mehr, wenn sie mich dazu zwingen, mich mit Positionen auseinanderzusetzen, denen ich nicht zustimme. In dieser Ausgabe (Nr. 29) ist die Redaktion aber zu weit gegangen. In einem Pro-und-Contra-Stücke die Frage zu stellen, ob es legitim ist, ertrinkende Menschen zu retten, ist mehr als nur geschmacklos. Es zeigt, wie weit der Diskurs in Deutschland in den letzten Jahren verrutscht ist, dass die Rechten nicht nur erfolgreich Politiker „jagen“, sondern auch die Medien – und zwar nicht nur solche, die Schlagzeilen in Großbuchstaben schreiben. Das ist natürlich kein Geheimnis und auch nicht neu, über Fernsehsendungen à la „Wie gefährlich ist der Islam?“ ist in den letzten Wochen bereits diskutiert worden. Mit „Oder soll man es lassen?“ geht die ZEIT aber noch weiter. Gerne kann man im Pro-und-Contra-Format über Obergrenzen diskutieren, über Familienzuführungen, über verschiedenste Fragen der Migration. Doch dass diese Form gewählt wurde, um über die Lebensrettung von Menschen zu verhandeln, lässt mich zutiefst schockiert zurück. Ich bitte Sie sehr, diesen Artikel noch einmal zu überdenken. In der Schule lernt man oft, es gebe keine dummen Fragen. „Oder soll man es lassen?“ ist nicht dumm, es ist gefährlich. – Rebekka Wiese


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Ihr Artikel ist nicht sschlüssig- hat doch die EU mit ihrer Handlungsweise den Rechtspopulisten die Blaupause geliefert ! – Peter Schrader


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die Frage „Ticken Sie noch richtig?“ erscheint deplatziert, eher möchte ich fragen: Ticken Sie überhaupt noch?! Sie stellen allen Ernstes die Frage, ob es ligitim sei, dass private Helfer „Flüchtlinge und Migranten“ im Mittelmeer aus Seenot retten. Ernsthaft?! Mir fehlen die Worte. Es gibt internationale völkerrechtliche Verträge (da wäre die UNO-Menschenrechtscharta Artikel 14 einerseits sowie die Genfer Flüchtlingskonvention andererseits), denen sich die Bundesrepublik verpflichtet hat. Stellen Sie lieber in Frage, ob die Abschottungs- und Grenzpolitik der EU vor diesem Hintergrund legitim ist. Um von in diesen Zeiten anachronistisch wirkenden Begriffen wie Moral und Anstand ganz zu schweigen… Es gibt einen großen Haufen Scheiße in der Flüchtlingsthematik (zum Glück wird einiges davon auch von Ihrer Seite kritisch thematisiert), der unter ethischen Gesichtspunkten mit Sicherheit nicht legitim ist – in diesen Haufen fügt sich Ihr Pro-und-Contra-Artikel nun geschmeidig ein. Dass private Organisationen Menschen aus Seenot retten, gehört mit Sicherheit nicht in den Haufen. Die gesamte deutsche und europäische Gesellschaft belädt sich mit (Mit-)Schuld am zigtausendfachen Tod verzweifelter Menschen – mit Ausnahme einiger weniger Couragierter, die der europäischen Unmenschlichkeit alles in ihrer Macht stehende entgegensetzen. Ich rechne damit und hoffe darauf, dass nachfolgende Generationen uns fragen werden, wie wir das zulassen konnten und wie wir das mit unserem Selbstbild und unserer Selbstachtung in Einklang bringen konnten. Auf Unwissenheit werden wir uns nicht berufen können. Im Gegenteil: Die intellektuelle Elite arbeitet zum Teil gezielt daran mit, dass wir es uns trotz allen moralischen Widersprüchen weiterhin bzw. wieder bequem machen auf unserer Insel des Wohlstands. Ich erspare Ihnen meine Meinung, was ich für legitim halte im Bezug auf Menschen, die „contra Seenotrettung im Mittelmeer“ für legitim erklären und salonfähig machen wollen. – Bendix Vogel


Leserbrief zu „Abreißen! Neu bauen!“ von Claudia Schumacher

Seit 50 Jahren bin ich nun mit meiner Frau verheiratet und immer noch glücklich. Es ist ein Stück Geschichte was uns auch verbindet. Vielleicht weil wir selbst auch Geschichte und Geschichten lieben. Ohne Geschichte, ein Fenster in die Vergangenheit, könnten wir nicht leben. Nur wer weiss, woher er kommt, kann die Zukunft gut gestalten. Ob es nun die Gesellschaft, deren Hinterlassenschaft -Kunst, Kultur, Geräte, Maschinen Dinge und auch Häuser sind, alles hat eine Geschichte zu erzählen, die das Leben interessant macht. Wie kalt ist es, wenn Menschen nur in der Gegenwart leben, steril und geschichtslos. Das ist etwas für Menschen die nur das Jetzt und Ich interessiert. Ich möchte ihrem Freund raten, rechtzeitig den Absprung zu finden. Es wird nichts ! – Elke und Joachim Krause


Leserbrief zu „Held auf dem Sprung“ von Maximilian Probst

Seit einiger Zeit beobachte ich etwas in ihren Artikeln, dass für mich wenig mit „Mut“ zu tun hat. Wenn es um Probleme vom politischen rechten Rand geht, wird die linke mit als Problem herangezogen. Wozu? Im weiteren Verlauf des Artikels werden Ideologien der beiden Seiten miteinander aufgewogen. Eigentlich lesen sich die Inhalte wie eine Beschreibung von Gut (Links) und Böse (AfD), jedoch mit dem Anliegen die Probleme aufzuzeigen, die uns von diesen politischen Rändern erwarten. Wie das? Links macht sich Gedanken um das Gemeinwohl, Rechts denkt an sich selbst. Empathie auf der einen, Narzissmus auf der anderen Seite. (Es braucht keinen Arno Gruen um das zu erkennen.) Nun geht es in dem Artikel ja vor allem um die Radikalisierten der beiden Seiten. Aber vor wem in der Linken muss man denn Angst haben? Wagenknecht und Gysi mit einem Gauland vergleichen?Linke Wähler so gefährlich wie AfD-Wähler?Und wenn denn nun unbedingt radikale Steineschmeißer in die Diskussion gebracht werden sollen, dann wären auch diese immer noch nicht mit rechtsradikaler Gewalt aufzuwiegen. Das funktioniert so einfach nicht. Warum wird die Linke mit der AfD gleichgesetzt? Nur um „Demokratie feindliche Helden“ zu beschreiben? Da hätte man besser AfD und CSU in den Ring schicken können. Auch in anderen Artikeln wird immer wieder von den politischen Rändern als Problem geredet, um dann die Gefahr von Rechts zu erläutern. Vielleicht möchte man durch die Erwähnung von Links vermeiden mit dem (völlig irreführenden) Begriff „Populimus“ beschimpft zu werden. Das wäre allerdings nicht sehr mutig. Wenn man es mal wirklich aufs wesentliche reduziert, wird dabei „Kapitalismus-Kritisch“ (Links) mit „Demokratiefeindlich“ (AfD) gleichgesetzt. Ein Spagat der ganz schön schmerzt. „Empört Euch!“ hat Hessel gesagt. Ich bin Empört! – Julian Isfort


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Für beide Positionen, ob Flüchtlinge und Migranten von NGO-Schiffen aus dem Mittelmeer gerettet werden sollten oder nicht, lassen sich Argumente anführen Vielleicht lässt sich diese Pro und Contra durch die an anderer Stelle oft geforderte Bekämpfung der Fluchtursachen abmildern. Zwar ist das eine vielschichtige und multikausale Angelegenheit, schnelle Erfolge werden wohl in den seltensten Fällen zu erreichen sein, aber das in den Dossiers der ZEIT Nr. 26 und 27 in Bezug auf afrikanische Staaten geforderte Ende der Subventionierung außerafrikanischer Waren könnte dazu beitragen, die Situation zu entschärfen. Und dazu kommt – da hat Frau Lau Recht – dass nicht Standard werden darf, die beteiligten afrikanischen Regierungen von jeglicher Verantwortung freizusprechen bzw. sich freisprechen zu lassen. Sie gehören gleichberechtigt in Verhandlungen eingebunden und sollten sich in erster Linie in den Dienst ihrer jeweiligen Bevölkerungen stellen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich hat leider recht: Die so genannten Rechtspopulisten entzaubern sich keineswegs, wenn sie regieren. Dabei sollte man sie eigentlich als Extremisten bezeichnen, weil sie in der Regel antisystemische Gruppierungen darstellen, die die bestehenden politischen wie gesellschaftlichen Koordinaten außer Kraft setzen wollen. Das Beispiel Polens zeigt, wie schnell es gehen kann, wenn Teile der Mitte der Illusion aufsitzen, dass man eine „normale“ demokratische Partei wählt. Mit 37,5 % der abgegebenen Stimmen im Oktober 2015 an die Macht gekommen, vermochte es die PIS in kurzer Zeit die Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit abzuschaffen. Am Anfang standen die Übernahme des rechtlich-öffentlichen Rundfunks, der zu einer dreisten Propagandamaschine umfunktioniert wurde, und die Demontierung des Verfassungsgerichts. Es folgte die Übernahme des gesamten Staatsapparats (Polizei, Armee, Staatskonzerne), derweil des polnischen Bundesgerichtshofes, der über die Rechtmäßigkeit bzw. Anerkennung von Wahlen entscheidet. Die parlamentarische wie nichtparlamentarische Opposition wird schikaniert, demokratische Gepflogenheiten missachtet. Weitere Schritte wie die „Repolonisierung“ der Medien (lese Ausschaltung der „Lügenpresse“) und des Schulsystems, schließlich die Umerziehung weiter Teile der Gesellschaft zu „Patrioten“ (nicht Bürgern) sind angekündigt und angestrebt. Das alles wird flankiert durch eine beispiellose Verrohung der Sprache, die Umdeutung der Begriffe sowie die „Umpflanzung“ des Bewusststeins: Parallele Fakten gehören dazu ebenso wie die Diffamierung der Andersdenkenden. Die politische Kultur des Landes wird systematisch zerstört. Ein großer Unterschied zwischen PIS in Polen und AFD in Deutschland besteht nicht so sehr in der Haltung zu Russland (da PIS-Funktionäre interessanterweise kaum Kritik an Putins Politik betreiben, umso mehr Brüssel, Berlin oder Paris mit Dreck bewerfen), sondern in der Tatsache, dass die letztere sich nicht entscheiden kann, ob sie in der Wirtschaftspolitik einen neoliberalen Kurs einschlagen will, oder – wie die erstere – soziale Wohltaten zu verteilen beabsichtigt. Ja richtig, Deutschland ist nicht Polen und das Parteiensystem (noch) stabil. Doch wer sich hierzulande in Sicherheit wähnt, kann spätestens dann eines Besseren belehrt werden, wenn die Rezession kommt oder, noch schlimmer, wenn das Land seine strukturelle Stellung in der internationalen Arbeitsteilung aufgrund globaler und technologischer Verschiebungen verliert und folglich Wohlstandsverluste drohen. Hoffentlich bleiben diese Zeilen lediglich Kassandrarufe. – Dariusz Adamczyk


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich bin eigentliche eine treue Zeitleserin, in letzter Zeit gab es allerdings zwei Artikel, die mich sehr beschäftigt haben und mich vor die Entscheidung stellen, wie lange ich mein ZEIT-Abo noch halten möchte. Der erste Artikel stammte von Jens Jessen „der bedrohte Mann“. Mich hat es sehr getroffen, dass es solch ein Artikel bei Ihnen auf die Titelseite schafft. Kontroverse Meinung abbilden, meinetwegen, aber sie auf der Titelseite als Meinung der Zeitung zu verkaufen, entspricht nicht meiner Erwartung an die ZEIT. Der zweite Artikel „Oder soll man es lassen?“ hat mich traurig gestimmt. In meinen Augen ist die Zeit kein populistisches Blatt wie die BILD-Zeitung. In letzter Zeit erhärtet sich aber der Verdacht, dass es mehr darum geht Kontroversen abzudrucken und Aufmerksamkeit zu generieren. Der Politik wird dieser populitische Vorwurf gemacht, die Medien und auch die ZEIT unterstützen diesen Trend. Für mich unterschiedet sich die ZEIT von der BILD dadurch, dass sie ein links orientiertes Blatt ist, was sich Qualitätsmedium nennt. Artikel wie dieser von Miriam Lau, lassen mich sehr an dieser Unterscheidung zweifeln. Es ist einfach nur traurig, die gesellschaftliche Debatte momentan zu beobachten. Keiner traut sich Farbe zu bekennen und sich pro Flüchtlinge zu positioniern. Dass das auch von der ZEIT zu viel erwartet wäre, meinetwegen, aber eine Debatte anzustoßen, bei die Frage aufgeworfen wird, ob Menschenleben geopfert werden sollen, um Europa vor Zuwanderung zu schützen, ist einfach nur menschenverachtend, traurig und der ZEIT absolut nicht würdig. Für mich stellt sich wirklich die Frage, ob ich mein Abo kündigen werde. – Katharina Schmidt


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Unbeantwortet ist leider die Frage, wer die wachsenden Rettungsflottillen tatsächlich bezahlt. Anschaffung und Unterhalt der Rettungsschiffe für mehrwöchige Rettungsreisen in ferne Seegebiete, Ausrüstung, Treibstoff für viele Wochen, Lohn der Besatzung (oder Gotteslohn?), Proviant, auch für die Geretteten; Rettungsmittel, Steuern, Versicherungen, Anforderungen der Seeberufsgenossenschaft umgangen durch Ausflaggung? Überholung, Reparaturen, Liegegebühren für ein Schiff, das keinen Gewinn erzielt, nur Kosten verursacht? Der Hinweis auf Spender muss wohl hinterfragt werden. Spenden sind keine Basis für einen dauerhaft privat organisierten Schiffsbetrieb ausserhalb unseres Hoheitsgebietes. Eine maßgebliche NGO veröffentlicht,12.000 Spender zu besitzen. Vielleicht könnte die Klärung der tatsächlichen Finanzierung mehr Transparenz in das private, freiwillige Rettungswesen zu See bewirken. Um klassische Seenotfälle handelt es sich hier sicher nicht. Die Flotten der Kreuzfahrer, von denen es im Mittelmeer wimmelt,  sind m.W. noch nicht rettend aktiv geworden. Sie müssten ihren Kurs nur um wenige Grade ändern! Dann wäre die Stimmung dahin. – Burkhard Breslauer


Leserbrief zu „Held auf dem Sprung“ von Maximilian Probst

Der Begriff des Helden ist in dem Artikel, der die aktuelle Situation gut beschreibt, dennoch zu einseitig gefasst. Müßig ist es darüber nachzudenken, wie heldenhaftes Machtgebaren der „Guten“ das heldenhafte Machtgebaren der „Bösen“ besiegen könnte. Dieser Ansatz kann nicht gelingen. Jesus Christus hat und z.B. „Helden“ im gewaltfreien Widerstand haben vorgelebt, was einzig die Alternative sein kann: Dem Hass nicht mit Hass begegnen, der Verachtung nicht Verachtung erwidern, sondern wertschätzend die Ängste der Menschen und die Menschen mit Angst, die für Hass und Verachtung instrumentalisiert werden, ernst nehmen, sie abholen, ihnen Heimat geben und Liebe schenken. Das klingt unpolitisch, ist aber in der Wirkung heilsam und damit auch höchst politisch. Und dazu braucht es Helden ganz anderer Art:  Menschen, die es wagen mit den „anderen“ in ein (mühsames) wertschätzendes  Gespräch einzutreten, das Gegenmodell zu Hass, Ab- und Ausgrenzung und Verachtung mit ihrer Person zu verkörpern. Dies auch denen gegenüber, deren Feinde sie zu sein scheinen, denen gegenüber, die sie vielleicht viel lieber anklagen oder auf den Mond schießen würden –  Wertschätzung den Menschen und klar in der Sache! Das wäre ein Funke von dem Feuer, das Jesus mit „liebet eure Feinde“ gemeint hat – ein Feuer, das zum Licht der Hoffnung werden kann. Ein Funke, der das Christliche am s.g. Abendland ernst nehmen würde. In heldenhafter Gegnerschaft und in Verachtung kann am Ende keine Seite gewinnen – gewinnen wird nur der Hass und die Zerstörung. – Tilmann Wolf


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich danke der ZEIT, dass sie den Mut aufbringt, ein Forum für gegensätzliche Standpunkte zu bieten. Der Gegenstand der Auseinandersetzung ist dermaßen komplex, dass wohlfeile Antworten nicht zur Verfügung stehen. So wünsche ich mir die Zeitung! – Claudia Sack


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

„Oder soll man es lassen?“ lautete der Titel eines Pro und Contra über die Legitimität privater Hilfsorganisationen, Geflüchtete aus Seenot zu retten.  Wollte die Zeit mit diesem zynischen Titel absichtlich provozieren? Wenn ja, dann schreiben Sie doch nächstes Mal einfach gleich „Sollen wir sie sterben lassen?“ Oder ist es eher die Tatsache, dass sie vergessen haben, dass es hier um Menschen geht, um Leben und Tod?  Auch Mariam Lau scheint dies in ihrem Contra-Beitrag vergessen zu haben. Über die Rolle von NGOs bei der Rettung von Geflüchteten kann man sicherlich diskutieren. Aber mit welcher Distanz und Abstraktheit Sie, Frau Lau, hier darüber schreiben, dass NGOs nichts zur Seenotrettung beitragen und das Problem nur vergrößern, ist schwer zu ertragen. Es geht hier nicht um Dinge oder Waren. Sondern um Menschen. Menschen, wie Sie und ich. Menschen, die ums blanke Überleben kämpfen. Überhaupt zur Frage, ob man Menschen das Leben retten sollte, „ein Pro und Contra“ zu machen, ist an Zynismus nicht zu überbieten. Und zeigt, wie sehr sich der Diskurs – wohl leider auch in der Zeit – verschoben hat. Würden Sie so auch schreiben, wenn es um Familie und Freunde, um Menschen, die Ihnen nahe stehen, ginge? – Alexander Wenzel


Leserbrief zu „Held auf dem Sprung“ von Maximilian Probst

Nicht nur die Rechten kämpfen gegen Phantasmen („totalitäre Gesellschaftsexperimente“), sondern auch die  Linken lassen sich in ihrem Kampfgeist seit jeher gerne durch Verschwörungen beflügeln, z.B. die des Großkapitals mit faschistischen Elementen in Staat und Parteien. Einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an Feindbilder bietet neuerdings auch die vermeintlich systematische Unterdrückung und Misshandlung von Minderheiten jeglicher Art. Nicht dass es das alles nicht gäbe. Erschreckend ist für mich nur der religiöse Eifer, mit dem diese Anliegen vertreten werden. Er schließt eine nüchterne Auseinandersetzung mit Vertretern der vermuteten Gegenseite praktisch aus. Wenn es nur noch „Freund“ oder „Feind“ gibt, dann sind Kompromisse Verrat. Und in allerletzter Konsequenz muss man dann auch bereit sein, für seine Überzeugungen zu sterben. Ich gäbe viel darum, die Ursachen dieser unvermutet aufflammenden Leidenschaften verstehen zu können. Dann wüsste man vielleicht auch, welches Kraut dagegen gewachsen ist. – Axel Lehmann


Leserbrief zu „Baut die Schulen um!“ von Lisa Nienhaus und Manuel J. Hartung

Vorfahrt für zentrale Lebens-Themen: Das ganze Dilemma zu Antworten auf die wichtigen Fragen zur Zukunft der Pädagogik und des gesellschaftlichen Miteinanders spiegelt sich auch in diesem Beitrag wider. Digitalisierung, Digitalisierung und nochmals … . Das ist das Credo von Frau Leibinger-Kammüller und Herrn Fehrenbach. Diese Botschaft steht bei so vielen Verantwortungsträgern immer wieder neu im Zentrum. Und man könnte glauben, das Überleben der Menschheit hänge von einer noch intensiveren Nutzung technischer Möglichkeiten ab. Welcher Irrtum! So hilfreich diese sein mögen, so sehr sie uns das Leben erleichtern können, Technik ist immer nur Hilfsmittel und sollte es auch bleiben. Und man möchte den Protagonisten der digitalen Euphorie zurufen: „Es ist beeindruckend und bestaunenswert, was uns die Technik zu bieten hat. Aber bitte vergesst nicht, Menschen sind und bleiben Menschen“. Mit all ihren Bedürfnissen, Sehnsüchten, existenziellen Grundfragen und Nöten. Wer gibt dazu Antworten, wer gibt Orientierung in dieser Zeit der großen Umbrüche, aber auch der großen Versuchungen? Ganz sicher nicht keine noch so fein justierten Apparate, keine emotionslosen Maschinen. Vielmehr ist eine Rückbesinnung auf das Eigentliche, auf das Wesentliche von Menschsein angesagt: Wer bin ich eigentlich? Woher komme ich? Welchen Sinn hat das Ganze? Welchen Beitrag leiste ich zum gesellschaftlichen Miteinander? Dem Menschen ist gleichsam der Pflanze das Potenzial mitgegeben, zu wachsen und zu reifen und so die innere Autorität zu stärken. Sie ist letztlich „das“ Fundament gelingenden Lebens und gesellschaftlichen Zusammenlebens. Wir brauchen eine Debatte, die dazu beitragen kann, dass sich die Gesellschaft nicht diesem technischen Zugriff unterwerfen darf. Wir brauchen eine radikale Umorientierung vom “äußeren“ zum „inneren“ Wachstum des Menschen. Nicht nur eine große Aufgabe der Pädagogik, der Medien, sondern für uns alle. – Dieter Hirsmüller


Leserbrief zu „Lieber weniger Marketing“ von Cathrin Gilbert und Jörg Kramer

Özdemirs harte, aber weitgehend unpolemische Kritik an den Spielern und Funktionären des DFB findet meine volle Zustimmung. Angeregt durch ein Wort des französischen Trainers (er heißt dort übrigens „sélectionneur“, was zu tun hat mit „Eigungsprüfung“)möchte ich noch einen Punkt hinzufügen: Deschamps sprach, wenn ich richtig verstanden habe, davon, dass im französischen Fußball neben anderen Grundsatzentscheidungen eine „désacralisation“ notwendig gewesen sei. Wir finden, dass eine solche „Entsakralisiserung“ gewiss bei einigen Spielern, aber vor allem auf der Ebene der „Schlipsträger“ geboten ist. Denn die Entgleisungen und selbstherrlichen Attitüden und Äußerungen der DFB-Funktionäre im Umfeld der WM waren skandalös und billig im schlimmsten Sinn. – Ina und Winfried Nohn


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Unter dem Titel „Oder soll man es lassen?“ wurde in der aktuellen Ausgabe der ZEIT (29/2018 vom 12.07.2018) ein „Pro und Contra“ veröffentlicht, in dem die Legitimität der zivilen Seenotrettung von Flüchtlingen und Migranten auf dem Mittelmeer diskutiert wurde. Als Reaktion auf den Beitrag wurde vielerorts Kritik geäußert, auf die Sabine Rückert und Bernd Ulrich als Mitglieder der Chefredaktion der ZEIT zunächst in einem Blog-Beitrag antworteten, in dem sie ihr Bedauern darüber äußerten, „dass sich einige Leser in ihrem ethischen Empfinden verletzt gefühlt haben, und dass der Eindruck entstehen konnte, die ZEIT oder auch Mariam Lau würden einer Seenotrettung generell eine Absage erteilen“. Gleichwohl bekräftigten sie aber ihre Sichtweise, dass es gerechtfertigt sei, die Berechtigung der privaten Seenotrettung auf dem Mittelmeer kritisch zu diskutieren und zu hinterfragen. In einem Twitter-Beitrag entschuldigte sich Bernd Ulrich später für die Wahl der Überschrift und gestand sie als Fehler ein, „weil sie unseren Ernst und Schmerz bei dem Thema nicht ausdrückt“. Die inhaltliche Kritik fokussiert sich auf den Beitrag von Mariam Lau, die in dem Diskurs die Contra-Position einnimmt und die zivile Seenotrettung scharf kritisiert. In ihrem Artikel entwirft Lau drei Argumentationsstränge. Zuerst spricht sie der zivilen Seenotrettung die Berechtigung und Rechthaftigkeit ab, dann sucht sie die Helfer als irrationale Gutmenschen, die mit einer einseitigen Weltsicht und falschen Argumenten hantierten, zu diskreditieren und zu diffamieren und entwirft zuletzt eine apokalyptische Zustandsbeschreibung der Länder und Regionen, die in den vergangenen Jahren Flüchtlinge und Migranten aufgenommen haben, und sie schürt bereitwillig die Angst vor einer Masseninvasion. Eine solche Argumentation ist unredlich, falsch und gefährlich, da sie rechten Kräften das Wort redet und einer fremdenfeindlichen Stimmung Vorschub leistet. Der Tonfall und die Wortwahl des Textes sind flapsig, schon der Einstieg hat einen sarkastischen Beiklang und wird damit dem Ernst des Themas nicht gerecht. Mit einer unpassenden Analogie sucht die Autorin zu belegen, dass es falsch sei, dass zivile Organisationen in Bereichen einspringen, die eigentlich staatliche Aufgaben seien, von den Staaten aber vernachlässigt werden. Sie versteigt sich zu der absurden Aussage, das Ertrinken im Mittelmeer sei „ein politisches Problem, zu dessen Lösung die private Seenotrettung null und nichts beizutragen hat.“ Auf diesen Hohn, diesen blanken Unsinn fällt es schwer sachlich zu reagieren. Einer solchen Argumentation folgend wären die Opfer von Verkehrsunfällen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit oder Raserei ebenfalls lediglich ein „politisches Problem“, zu dessen Lösung der Rettungsdienst, Ärzte und medizinisches Fachpersonal nichts beizutragen hätten. Ergo, wer rast und einen Unfall verursacht hat selber Schuld und kann keine Hilfe erwarten – genauso dürfen, ja sollten wir die Flüchtlinge und Migranten auf dem Mittelmeer, die selbstverschuldet in Not geraten, sich selbst und ihrem Schicksal überlassen. Nähmen wir eine solche Argumentation an, wäre dies ein großer Schritt in Richtung Barbarei. Würden wir eine solche Sichtweise akzeptieren, opferten wir unsere Humanität und Mitmenschlichkeit einer hartherzigen Ignoranz. Solidarität und Mildtätigkeit sind charakteristische und bindende Elemente des Gemeinwohls unserer freiheitlichen, demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaften. Lehnen wir wohltätigen Beistand und bedingungslose Hilfeleistung für Menschen in höchster Not, ja in akuter Lebensgefahr mit dem Verweis auf Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten anderer Strukturen ab, führt dies zu einer Aushöhlung der Wertgrundsätze unserer Gesellschaft und wir gefährdeten so den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Während Lau den zivilen Rettungsorganisationen und ihren Mitstreitern und Aktivisten einen rationalen, sachlichen Umgang mit der Thematik abspricht, ist sie vielmehr diejenige, die im Furor ihrer Philippika vom Pfad einer differenzierten und vorurteilsfreien Argumentation abkommt. Sie hantiert einerseits mit Verallgemeinerungen („In Ihren Augen gibt es nur Retter und Abschotter; sie kennen kein moralisches Zwischenreich.“) und Unterstellungen gegenüber Hilfsorganisationen und den Helfern („Statt die afrikanischen Regierungen, wie die NGOs es tun, dabei von jeder Verantwortung freizusprechen…“) und überhöht andererseits – im Tonfall ironischer Bissigkeit – die Moralität von Organisationen wie Frontex („Auch die europäische Grenzschutzorganisation Frontex ist der Feind – was umso verlogener ist, als es sehr oft Frontex-Schiffe waren und sind, die den privaten Rettern zu deren großer Erleichterung die Flüchtlinge, die sie im Laufe von Tagen aufgegriffen haben, abnehmen, um sie nach Europa zu bringen.“). Niemand verlässt seine Heimat freiwillig und begibt sich auf die lebensgefährliche und beschwerliche Flucht in den Händen von Schleusern und Menschenhändlern durch mehrere Länder, durch die Sahara, in der ebenfalls viele Menschen den Tod finden, und schließlich auf das Mittelmeer, oft ohne überhaupt schwimmen zu können und ohne Schwimmwesten auf überladenen und hochseeuntauglichen Booten, nur weil womöglich zivile Retter sie auf dem Weg retten würden. Es gibt zudem keine validen Daten, die belegen würden, dass die Anwesenheit (ziviler) Rettungsschiffe einen Anstieg der Fluchtversuche über das Mittelmeer zur Folge hat. Vielmehr gibt es klare Hinweise darauf, dass die Behinderung der zivilen Seenotrettung und die Verweigerung staatlicher Strukturen, diese Seenotrettung zu leisten, den Tod tausender Menschen, darunter auch Kinder, zur Folge hat. Seit der nahezu vollständigen Verhinderung der zivilen Seenotrettung auf dem Mittelmeer durch die italienischen und maltesischen Regierungen und mit offensichtlicher Billigung anderer EU-Staaten ist die Zahl der Todesfälle auf dem Mittelmeer stark angestiegen. Im Juni 2018 sind mindestens 629 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben – noch nie war die Zahl im Juni so hoch wie in diesem Jahr. Wie auch andere Kommentatoren – diese kommen jedoch überwiegend vom rechten Rand – entwirft Lau ein Zerrbild der gesellschaftlichen Folgen einer humanen und liberalen Asyl-, Flüchtlings- und Migrationspolitik, und verweist hierfür auf das verbreitete Elend der Flüchtlinge auf den Straßen, das jedem schon bei einem „Spaziergang durch Rom […] eines Besseren belehren“ müsste, und redet so fremdenfeindlichen Stereotypen das Wort. Sie unterstellt den Helfern eine unangebrachte moralische Kompromisslosigkeit, die die „Nebenwirkungen gut gemeinten Handelns“ ignoriere und sie reiht sich damit ein in die Gesellschaft vermeintlich realpolitischer Meinungsbildner, die davon überzeugt sind, dass nur eine massive Grenzsicherung und restriktive Asyl- und Einwanderungspolitik an den Außengrenzen der Europäischen Union den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt und die innereuropäische Freizügigkeit aufrechterhalten werden. Leider übersehen diese Meinungsbildner, dass sie sich damit zu willfährigen Wasserträgern Viktor Orbáns, Jarosław Kaczyńskis oder Matteo Salvinis machen, denen sie sich eigentlich entgegenstellen wollen. Gewiss, eine kritische Diskussion der Rolle der privaten Seenotrettung von Flüchtlingen und Migranten auf dem Mittelmeer ist legitim und geradezu die Aufgabe seriöser Medien. Hierbei gilt es jedoch, auch die Rolle humanitärer Hilfe und der Hilfsorganisationen als wichtiges gesellschaftliches Element, Bindeglied und Korrektiv zu würdigen und zu akzeptieren. Freiheitliche demokratischen Gesellschaften leben von Toleranz und Solidarität, Offenheit und kontroversem Meinungsaustausch. Ein sachlicher, humaner und verantwortungsbewusster Diskurs ist hier entscheidend mitverantwortlich für einen stabilen gesellschaftlichen Zusammenhalt und die nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung. – Dr. Alexander Supady


Leserbrief zu „Daran glaubt er nicht!“ von Francesco Giammarco

Ich habe gewissermaßen die Umkehrung Ihres Artikels erlebt, als ich nach vielen Jahren von einer eher atheistischen Haltung wieder abkam und zum christlichen Glauben zurückfand, vielleicht überhaupt erst zum Glauben fand. Ich machte auf meinem Weg die Erfahrung, dass sehr viel Mut nötig ist, sich zum Glauben zu bekennen. Anzahl und Unerbittlichkeit dogmatischer Atheisten werden in unserer Gesellschaft deutlich unterschätzt. Zweifel am Atheismus sind in manchen Kreisen nicht erwünscht, sie werden nicht geduldet. Sie dennoch zu äußern, kann harsche persönliche Ausgrenzung und Anfeindung nach sich ziehen. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Was ist los in der ZEIT Redaktion ? Werden Sie jetzt auch vom mainstream getrieben? Auf die Schnelle mal ein Ding inszenieren? Der Artikel von Mariam Lau ist einfach schlecht, intellektuell nicht schlüssig und die Botschaft nicht klar. Eigentlich sollen die Menschen nicht ersaufen, aber retten soll man sie auch nicht…was denn nun? – Uta Roeder


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

„Es muss jetzt ein Ruck durch Europa gehen“, forderte der vormalige Finanzminister Schäuble als Großbritannien den Brexit erklärte. Doch tendiert die EU  nicht nur in der Asylpolitik zu einem „Europa der Nationen“ mit  einem Rechtsruck.  Außer am Brexit lässt sich das etwa an den Alleingängen der Visegrad-Staaten und an dem geänderten politischen Kurs Italiens festmachen. Bundeskanzlerin Merkel sagte in ihrer Regierungserklärung vom 28. Juni: Deutschland geht es nur gut, wenn es auch Europa gut geht.  Doch wo bleiben die Schlußfolgerungen ? Etwa in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik und in der Finanz- und Wirtschaftspolitik. Und warum reagierte Merkel so zögerlich mit wenigen konstruktiven Vorschlägen auf Macrons Sorbonne-Rede ? Die proeuropäische, offene, liberale Politik scheint angesichts der weltpolitischen Herausforderungen derzeit gelähmt, insbesondere wegen  der desaströsen Politik von US-Präsident Trump. Deshalb braucht Europa dringend eine gemeinsame Strategie. – Peter Stöffges


Leserbrief zu „Baut die Schulen um!“ von Lisa Nienhaus und Manuel J. Hartung

Warum nur gilt Frau Leibinger-Kammüller „In Bildungsfragen […] als eine der einflussreichsten Industriellen“? Ein paar Kostenproben für ihre „enorme“ Kompetenz: „Wenn Sie Maschinenschlosser gelernt haben, muss Ihnen klar sein, dass Sie das nicht noch 40 Jahre machen.“ Über welche Kristallkugel verfügt sie? Vor 40 Jahren hat ein Manager von IBM gemeint, er könne sich nicht vorstellen, dass Computer zu einem Massenprodukt für Haushalte werden können. Noch nicht mal die alttestamentlichen Propheten als Sprachrohr Gottes (!) haben Aussagen gemacht, die erst 40 Jahre später eintreffen sollten. „Erstaunlich“ ihre Kompetenz zum Schulwesen: „Ohne einen geistesgeschichtlichen Hintergrund kann man die Transformation der Welt nicht verstehen. […] Mir als Literaturwissenschaftlerin ist es wichtig, dass Schüler einen Text aus dem 18. oder 19. Jahrhundert verstehen.“ Mit Verlaub: das ist Prüfungsgegenstand jeder Abiturprüfung im Fach Deutsch und den Sprachen. Auf die Frage, wo die fehlenden 40.000 Lehrer herkommen sollen, kommt nicht mehr als die Forderung nach einem besseren Image: „Die Wertschätzung für Lehrer ist zu gering.“ Statt zusätzlichen 40.000 Stellen wenig später DIE „Abhilfe“ schlechthin: „Geben wir den Lehrern Aufstiegsmöglichkeiten! So wie in den Firmen auch. Die Guten kommen vorwärts, die Schlechten kommen nicht so schnell voran.“ Als wäre die flache Hierarchie in einer Schule mit der einer großen Firma wie Triumpf vergleichbar. Aber das ist Frau Leibinger-Kammüller offensichtlich entgangen. Stattdessen: „Staffeln wir die Gehälter! Man muss befördert werden können nach Leistung. […] ein herausragender Lehrer muss auch spürbar mehr verdienen können als jemand, der Dienst nach Vorschrift macht.“ Von welchem Geld, bitte schön? Gerade Firmen wie Bosch und Triumpf standen und stehen in vorderster Reihe mit der Forderung nach Steuersenkungen. Aber auch Herr Fehrenbach begibt sich nicht nur auf dünnes Eis, es bricht auch ein: „Deutschland befindet sich in einer gefährlichen Phase. Wir wirken wirtschaftlich erfolgreich, doch wenn ich daran denke, ob das Land in zehn bis zwanzig Jahren noch erfolgreich sein kann, läuft es mir kalt den Rücken herunter“ […] Lieber Herr Fehrenbach, hören Sie sich selbst zu: „Weltuntergangsprognosen haben sich immer als falsch erwiesen.“ Und weiter auf gleichem niedrigen Niveau: Einerseits war Geschichte laut seiner eigenen Aussage sein Lieblingsfach. Lieblingsfach heißt, jedenfalls in meiner Logik, dass zu seiner Schulzeit diese Forderung schon Realität war. Wenn dem so war, warum dann andererseits die Forderung: „Wir sollten nicht so viel altes Wissen in die Köpfe reinhämmern, das wir erst abfragen und hinterher vergessen – etwa viele der Jahreszahlen in Geschichte.“ Und dennoch DIE innovative Forderung schlechthin: „Eher sollten wir lernen zu lernen. […] Es geht um ‚anders‘, nicht um ‚mehr‘?“ Ach nee, als wäre in der Kompetenzorientierung des Lernens, die bundesweit in den Schulen eingeführt wurde, nicht genau das die erklärte Absicht. „Übrigens geht es nicht um zusätzlichen Stoff, das wäre überfordernd.“ So viel Verständnis, nachdem Frau Leibinger-Kammüller gerade erst gefordert hat: „Wir brauchen die neuen Fächer zusätzlich zu den alten“? Nebenbei: Wie diese neuen Fächer (Plural!) heißen sollen, bleibt ihr Geheimnis. Schließlich folgen auf den Hinweis zum Nachholbedarf Ethik in Firmen im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz nur unverbindliche Allgemeinplätze. Solche „Beratung“ braucht kein Mensch. – Thomas Wittinger


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Mit großer Sorge beobachte ich in letzter Zeit, wie sich die Grenzen des „Sagbaren“ immer weiter verschieben. Dinge, bei denen ich dachte, dass sie nun als selbstverständlich gelten würden, können jetzt wieder angezweifelt und diskutiert werden. Diese Verschiebung des „Sagbaren“ findet seit geraumer Zeit nicht mehr nur in der Politik statt, sondern hat nun auch den Weg in die breite Medienlandschaft gefunden. Und nach der Bild-Zeitung und dem Spiegel ziehen jetzt nun auch Sie, als ZEIT-Wochenzeitung, es in Betracht, die Ärmsten der Armen in dem Meer, an dem wir alle in Ruhe Urlaub machen, ertrinken zu lassen. Sie verweisen in Ihrem Kontra-Seenotrettungsabschnitt, darauf, dass es nicht die Aufgabe der Zivilgesellschaft ist, diesen Menschen zu helfen, sondern die des Staates. Aber Sie werden doch hoffentlich mitbekommen haben, dass es der Staatengemeinschaft schon seit langem nur noch darum geht, alle möglichen Fluchtrouten abzuschneiden. Die Fluchtrouten werden seit langem immer länger und gefährlicher und noch dazu wurden alle staatlichen Seenotrettungsprogramme zurück gefahren. Frontex geht es um Grenzsicherung und nicht um Seenotrettung. Und dass die Grenzschutzagentur sich nicht ernstzunehmend um Migrant*innen schert, ist spätestens klar, seit sie in einer Woche über zweihundert Menschen im Mittelmeer hat ertrinken lassen, jedoch einer vom Strand abgetriebenen europäische Touristin mit einer aufwändigen Rettungsaktion zum Glück das Leben retten konnte. Frontex wird immer weiter aufgestockt und ist in der Lage, Menschen zu retten. Wir können uns nicht aus der Verantwortung ziehen, indem wir sagen, das müssten die Politiker*innen regeln. Die Zivilgesellschaft muss auch als letzte Instanz einspringen können. Mit Ihrer Argumentation sprechen Sie übrigens auch Menschen, die wärend des zweiten Weltkrieges Minderheiten versteckt haben, ihre Legitimität ab. Diese haben übrigens auch nur auf der Basis der Moral argumentieren können und nicht auf der des Rechts. Ich bitte Sie, als treuer ZEIT-Leser von ganzem Herzen, nicht, wie es alle anderen tun, das zu sagen was die Leute hören wollen, sondern das, was wirklich geschrieben werden muss. Setzen Sie sich für Minderheiten ein und kämpfen Sie gegen Unrecht, im Zweifelsfall gegen moralisches Unrecht. Bitte tun Sie das. Sie wissen insgeheim selbst wie wichtig das ist! – Merlin Reinhardt


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Den Rettern vorzuwerfen, keine langfristige politische Lösung zu haben ist in etwa so, als machte man Ärzte ohne Grenzen für den Krieg in Somalia verantwortlich oder den Krankenwagenfahrer für eine verfehlte Verkehrspolitik. Humanitäre Hilfe springt dort ein wo Politik versagt hat, sie ist kein Ersatz für sie. Das mögen auch die Helfer manchmal vergessen. Dass humanitäre Hilfe auch Widersprüche und moralische Verwerfungen produziert – wie etwa, dass mehr Menschen in nicht seetaugliche Boote steigen – ist nichts Neues. In vielen Kriegsgebieten nutzen Rebellengruppen Lebensmittelhilfen, um Kämpfer zu bezahlen, medizinische Nothilfe macht Soldaten wieder fit, damit sie danach wieder in den Krieg zurückkehren können. Mit genau diesem Argument verweigern Diktatoren wie Syriens Assad den Vereinten Nationen Hilfslieferungen in Rebellengebiete. Trotz dieser Dilemmata entscheiden sich humanitäre Organisationen für das Helfen, denn es gilt das Primat des Humanitären: der Schutz menschlichen Lebens! Dieses Prinzip in Frage zu stellen ist deswegen so schwierig, weil dies Teil einer Diskussion ist, welche die Grundlagen der internationalen humanitären Ordnung, die mühsam seit 1945 aufgebaut wurde Stück für Stück zu negieren versucht.  Der Verlust dieser Normen hat weitreichende Konsequenzen nicht nur für Menschen auf der Flucht, sondern langfristig  auch für uns. – Kristian Brakel


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die SUEDDEUTSCHE.DE echauffiert sich unter dem Titel „Menschenwürde steht nicht im Konjunktiv“ über die Berichterstattung in der ZEIT. Von der ganzen Aufregung bleibt zuletzt aber nur noch die Kritik am Titel in der ZEIT übrig: „Oder soll man es lassen?“. Gegen die der Unmenschlichkeit völlig unverdächtige Autorin und ihren nachdenklichen Text ist letztlich dann doch nichts Substanzielles einzuwenden. Für mich stellt sich das Thema als klassische Vermischung zweier Probleme dar. Vordergründig geht es ums Retten, dahinter geht es um die Streitfrage der Migration. Wer gegen die regellose Migration über das Mittelmeer argumentiert, setzt sich sofort dem Vorwurf aus, auch gegen das Retten zu sein. Ich verstehe bisher nicht, warum es völkerrechtswidrig sein soll, die Menschen dorthin zu retten, wo sie herkommen. Ist diese hohe rechtliche Argumentation denn überhaupt noch einem solchen massenhaften Ansturm gewachsen? Wäre es denn tatsächlich unmenschlich, die Menschen zu retten, ihnen aber die erhoffte ungeregelte Migration nach Europa zu verwehren? Setze ich mich mit diesen Fragen dem Vorwurf des Zynismus aus, oder ist es nicht erst recht zynisch, die Menschen, die zu uns kommen dürfen, mittels selbstmörderischerischer Meeresüberfahrt zu selektieren, während viele andere Menschen, denen es in ihrem Ursprungsland sicher genauso schlecht geht, dort bleiben müssen? – Christoph Kerner


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Nein, meiner Meinung nach dürfen wir diese Frage nicht stellen. Wir fragen ja z.B. auch nicht ob wir weniger Herz OPs finanzieren sollen um mehr Geld in die Bildung zu stecken. Solange es um unser „deutsches“ Leben geht erwarten wir von der Gesellschaft bedingungslose Priorisierung. Von mir aus können wir gerne anfangen darüber zu diskutieren aber wir sollten diese Diskussion nicht bei ertrinkenden Menschen im Mittelmeer anfangen. – Matthias Dübon


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Not kennt kein Gebot: Doch, so einfach ist das. Dass im Hinblick auf die Seenotrettung der Flüchtenden überhaupt darüber diskutiert wird, ist ein Skandal. Es steht völlig außer Frage, dass eine weitblickende und besonnene Migrationspolitik dringendst geboten ist. Eine solche aber mit dem menschenverachtenden Gedanken zu verknüpfen, Migranten in akuter Lebensgefahr nicht durch private Helfer retten zu lassen, ist widerlich und beschämend. Worüber werden wir demnächst in Pro und Contra lesen? Dass es womöglich opportun wäre, schwer verletzten Unfallopfern jenseits der 60 nur noch durch ausgebildete Ärzte Hilfe zuteil werden zu lassen, um der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken? – Verena von Koskull


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Vielen Dank für Ihren Beitrag „Retter vergrößern das Problem“, der Ihr eigenes und verantwortliches Denken zeigt. Leider sind ein großen Teil der Mainstream-Journalisten, der Anhänger der unbegrenzeten Zuwanderung und weder zu abstrakten, komplexen und verantwortlichem Denken fähig, noch sind Sie in der Lage eine andere Meinung (als ihre eigene) auszuhalten. Während meiner Studienzeit waren deren Hochschullehrer zu großen Teilen glühende Anhänger von Stalin, Lenin, Pol Pot und anderen linksfaschistischen Massenmördern. Deren Wirken hält offensichtlich noch an, was auch aus den Drohungen und Beleidigungen, denen Sie aktuell ausgesetzt sind, ersichtlich wird. Leider werden Menschen, die sich dem Mainstream entgegenstellen immer noch mit Beleidigungen und Drohungen überschüttet. Zum Trost: Vor 80 Jahren waren die Eltern und Großeltern der heutigen „Gutmenschen“ noch viel gefährlicher! Beiträge wie der Ihre tragen dazu bei, dass Menschlichkeit und politische Verantwortlichkeit wieder in das öffentliche Bewußtsein zurückfinden können. Ich wünsche Ihnen bei Ihrer Arbeit die notwendige Ausdauer und Kraft und behalten Sie Ihr eigenständiges Denken bei. Folgen sie weiter dem Motto ,,Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ – Othmar Unterlöhner


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Herzlichen Dank für Ihren Artikel zur Seenotrettung. Beim Lesen ist mir nicht im Traum eingefallen, Ihren Artikel derart miss(t)zuverstehen, wie es offenbar manche haben missverstehen wollen. Es ist erschreckend, dass es offenbar inzwischen zu viele Menschen gibt, die Dinge in Texte hineininterpretieren, nur damit sie ins eigene Weltbild passen. Personen wie Ralf Stegner. Dieser Mann schadet der SPD mehr, als er ihr ‘nutzt`. Es tut mir richtig weh, meine SPD, die älteste Partei Deutschlands, was hat sie nicht alles für die Menschen in D erreicht. SPD-Politiker wurden im Dritten Reich für ihre standhafte Überzeugung verfolgt und ermordet. Mit Stegners indifferentem Tweet zu Ihrem Artikel (und es war nicht sein erster Missgriff) hat die SPD bei der nächsten Wahl meine Stimme verloren. Es reicht. Ihre Artikel werde ich sehr gerne weiter lesen! Darum, weiter so. Lassen Sie sich nicht beirren, die Welt braucht mutige Stimmen wie Sie. Ich schicke Ihnen viele gute Gedanken, Liebe und Licht. Danke, dass es Sie gibt, Danke, liebe Mariam Lau. – Hanni Münzer


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Als ehemaliger ZEIT Abonnent möchte ich ihnen ausdrücklich dafür danken, dass sie bei diesem heiklen Thema Offenheit und Vernunft zum Leitfaden ihres wohltuenden Kommentars genommen haben. Eigentlich sollte Unvoreingenommenheit/Objektivität bei den sog. Leitmedien eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber leider nicht. Und das gilt vor allem auch für die Berichterstattung der ZEIT. Mit Kurt Tucholskys Worten möchte ich ihnen für ihre Zukunft weiterhin Mut machen: „Nichts ist schwieriger und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!“ Noch einmal herzlichen Dank, und lassen sie sich nicht unterkriegen! – Hartmut Völkel


Leserbrief zu „Von rechter Traute“ von Mohamed Amjahid

Ich stimme Ihnen zu. Die AfD setzt sich über alle roten Linien und Üblichkeiten hinweg. Aber, das ist kein Alleinstellungsmerkmal der AfD. Seit den 1980er-Jahren entdeckten Strategen der Unionsparteien das Thema Asyl für sich, um Wahlen zu gewinnen. Spitzenvertreter der Unionsparteien versuchen seitdem, mithilfe einer offensiv hartherzigen Wortwahl jenen öffentlichen Gefühlsraum zu manipulieren, in dem Flüchtlinge und Migranten gesehen, wahrgenommen und taxiert werden, wie die im Anhang hinzugefügten Ausschnitte von Zitaten belegen. Richtig dürfte die These sein, dass die AfD-Wählerschaft und damit die Partei sich nicht alleine aus Angst speise. Ein weiterer wesentlicher Faktor dürfte die panikartige Stimmung sein, verbreitet von den Unionsparteien und ihr nahestehenden Medien, die maßgeblich zu der Schärfe und der Polemik der heutigen Debatte beigetragen hat. Andererseits sorgen und bemühen sich die Unionsparteien rührend und mit viel Energie um Flüchtlinge. Wahl-Flüchtlinge, die sie an die AfD verloren haben und die sie, mit den gleichen Ressentiments und schmissigen Wahlkampfparolen, heim zu holen hoffen. So gesehen brauchen die Unionsparteien eine gehörige Ladung Mut. Die von Übermut getriebenen intellektuellen Urheber in den Parteien, die sich schamlos der AfD-Argumente bedienen, brauchen moralischen Mut, der auf der Einsicht in die sittliche Notwendigkeit beruht, sich von dieser unsäglichen Ausgrenzungskampagne zu verabschieden. – Franz Pastusiak


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Die „Pro-und-Contra“-Artikel lese ich immer sehr gerne, um die eigenen Argumente schärfen zu können. So zum Beispiel die beiden Positionen zur gendergerechten Sprach von vor einigen Wochen. Das stark diskutiere Thema private Helferinnen und Helfer im Mittelmeer eignet sich ebenfalls gut für eine solche Darstellungsform. Auch hier gibt es unterschiedliche Meinungen und darf es unterschiedliche Meinungen geben. Gut gefallen hat mir der Satz von Frau Lobenstein „Der Vorwurf, dass die Retter mit den Schleppern paktierten und die Menschen überhaupt erst aufs Meer trieben, hat es mittlerweile in die Mitte der bürgerlichen Gesellschaft geschafft“. Umso erschreckender fand ich den Satz von Frau Lau „Wenn man das Prinzip einmal auf ein anderes Feld überträgt: Es gibt immer mehr Wohnungseinbrüche und Überfälle, die Polizei ist zu schlecht besetzt – warum nicht private Ordnungsdkräfte sich selbst einsetzen lassen?“. Vergleiche sind hilfreich, um Klarheit in eine aufgeladene Debatte zu bekommen. Dies gilt insbesondere für eine „Pro-und-Contra“-Darstellung. Aber das Sterben auf dem Mittelmeer mit Wohnungseinbrüchen zu vergleichen, geht mir dann noch entschieden zu weit. Meinungen schärfen mit hinkenden, teils polemisierenden Vergleichen ist für „Die Zeit“ untypisch, wenn nicht gar unwürdig. Oder um es mit Frau Lobensteins Worten zu sagen: Eine solche Argumentation hat es mittlerweile auch in „Die Zeit“ geschafft. Dieser Satz, der mir seit Tagen nachhängt, hat mich zu meinem ersten Leserinnen-Brief als Zeit-Abonnentin bewegt. Und ein solcher Satz wird mich natürlich auch nicht von der weiteren Lektüre abhalten. Dafür lese ich Ihre Zeitung viel zu gerne. – Birte Wollenhaupt


Leserbrief zu „Die Plastiktüte kommt nicht zurück“ von Marcus Rohwetter

Zum Glück sind wir lernfähig, manchmal auch durch das Zusammentreffen glücklicher Umstände. Somit kommt die Plastiktüte nicht zurück, richtig so. ABER auch hier zeigt sich der ganze Wiederspruch zwischen dem sorgsamen Umgang mit unserer Umwelt und dem Desaster weltweit, auf dass wir so gern Einfluss hätten, aber offensichtlich nicht haben. Ihre Grafik zeigt die elf am meisten mit Plastikmüll verseuchten Flüsse der Erde, zusammen 784.000 Tonnen / Jahr. Unser Rhein bringt es auf 10 (ZEHN !) Tonnen pro Jahr (Quelle: Studie der Uni Basel, nachzulesen im Archiv des DLF Kultur im Beitrag von Stephanie Kowalewski vom 19.07.2016). Das sind immerhin 0,0012 %! Also gehen wir ruhig weiter mit den besten Beispielen voran und erwähnen ganz nebenbei die „anderen schlechten Verhaltensweisen… wie Autofahren, Flugreisen oder Fleischkonsum“. Dieses permanent schlechte Gewissen, dass uns immer und immer wieder eingeredet werden soll – es ist nur sehr schwer zu ertragen. – Thomas Harnisch


Leserbrief zu „Wie viel ist zu viel?“ von Marcus Rohwetter

Der Beitrag von Herrn Rohwetter ist geprägt vom typischen deutschen Neid. Wieso sollen Gehälter von Managern, die in der Regel für tausende von Arbeitsplätzen verantwortlich sind, im Gegensatz zu den wahnsinnigen Gehältern von Fussballspielern oder Fernsehmoderatoren, die so gut wie für nichts verantwortlich sind, limitiert werden? Für den Fiskus sind die Steuereinnahmen umso höher, je höher die Managergehälter sind. Die Manager zahlen nämlich 47,5% bis 50,5% Einkommensteuer etc., während die Firmen nur ca. 30% an Körperschaft- und Gewerbesteuer sparen. – Bernd Rohrberg


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Mit großem Entsetzen habe ich von Ihrem Pro und Contra zur privaten Seenotrettung erfahren und die entsprechenden Artikel gelesen. Es ist im Hinblick auf viele Fragen legitim unterschiedliche Blickwinkel und Standpunkte zu haben. Dass eine renommierte Zeitung wie die Zeit es als legitim betrachtet die Rettung von Menschen aus Todesnot zu denunzieren, hätte ich tatsächlich nicht für möglich gehalten. Demokratie und Menschenrechte dachte ich, sind einer Reihe von Medien in Deutschland unverhandelbar. Die Zeit zählt offensichtlich nicht mehr dazu. Das Bundesverfassungsgericht hat aus der vom Grundgesetz postulierten Unantastbarkeit der Menschenwürde gefolgert, dass kein Mensch zum Objekt gemacht werden darf. Frau Lau wirft nun mit ihrer Argumentation Seenotrettern vor, dass sie Menschen aus Todesgefahr retten. Ihre Begründung: dadurch können die Mitgliedstaaten der EU zukünftige Flüchtlinge nicht mehr durch das aus unterlassener Hilfeleistung (seitens der Staaten) resultierende Massensterben auf dem Mittelmeer abschrecken. Selten hat ein Artikel in einer „seriösen“ Zeitung Menschen so sehr zum Objekt gemacht und ihnen somit ihre Menschenwürde genommen! Frau Lau und auch die Zeit beteiligen sich somit an einer Hetzkampagne gegen jene Menschen, die in der konsequentesten Art und Weise die Werte des Grundgesetzes in die Tat umsetzen.  Sie wagt es nicht von Gutmenschen zu schreiben, aber der Tenor ihres „Artikels“ läuft auf nichts anderes heraus und geht sogar soweit private Seenotrettung mit Selbstjustiz zu vergleichen. Ich weiß nicht, was sie geritten hat, einen solchen Angriff auf die Menschenrechte und jede Form von Anstand zu verfassen. Ging es darum an die Bild verlorene Leser zurückzugewinnen? Sollte der lukrative Markt der AFD-Wähler angezapft werden? Was auch immer Ihre Motivation war, eines haben Sie erreicht: diesen Artikel werden Ihnen viele Menschen so schnell nicht vergessen! – David Meier


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Um Rechtspopulismus, ja gar Gruppen- und Menschenhass entgegenzutreten, bedarf es des demokratischen Diskurses. Die Demokratie lebt von unterschiedlichen Meinungen. Es gilt aber, Grenzen dort zu ziehen, wo öffentlich die Menschenwürde schwerwiegend herabgewürdigt wird, indem die Achtung der menschlichen Integrität und Existenz hinterfragt wird. In dem Artikel „Oder soll man es lassen?“ vom 12.7.2018 wurde das Retten von Menschenleben zur Debatte gestellt und im Beitrag von Mariam Lau schlichtweg falsche Aussagen getroffen. Fehlen zwar am Beispiel der ertrinkenden Menschen im Mittelmeer objektive beziehungsweise staatliche Handlungspflichten für Europäer, sich auf das Mittelmeer zu begeben und ertrinkende Menschen vor dem Tod zu retten, so kann der Einzelne sich dennoch aufgrund christlicher Lehren (z.B. christliche Nächstenliebe in der Geschichte des Barmherzigen Samariters, Lukas 10, 25-37), humanistischer Theorien (z.B. die Maxime der praktischen Menschenliebe nach Kant, Metaphysik der Sitten, 2. Band, § 27) oder seines subjektiven Gewissens einer inneren Pflicht unterworfen fühlen. Auch ist die These falsch, privates Handeln sei zu unterlassen, wo der Staat fehlt. Schlägt staatliche Hilfe fehl, darf beziehungsweise muss der Private an zweiter Stelle eingreifen. Dem Unfallopfer auf der Straße ist zu helfen, bis der Krankenwagen eintrifft; der Einbrecher kann – entgegen der im Beitrag getroffenen Aussage – festgehalten werden, bis die Polizei eintrifft; und der Ertrinkende ist aus dem Wasser zu ziehen, soweit dem Retter zumutbar. Zudem geht es nicht um die Frage der „Legitimation“ des Menschenleben rettenden Handelns. Die Rettung eines Menschenlebens legitimiert sich selbst, steht unter keinem Erlaubnisvorbehalt. Menschliches Leben steht nicht zur Disposition. Beim Retten eines Ertrinkenden geht es um mehr als „bloß gut gemeintes Handeln“. Das Retten von Menschenleben wurde in einen Zusammenhang mit politischen Fragen (die Verfasserin spricht populistisch von „Legalisation aller Wanderungsbewegungen“) gebracht, der so nicht besteht, gerade die Verantwortlichkeit von Politik und Individuum vermengt. Die Verfasserin geht von einer falschen Prämisse aus: Der Akt des Rettens ist losgelöst von der Frage, was mit dem Geretteten daraufhin zu geschehen hat, ob er an die afrikanische oder die europäische Küste zu bringen ist, wie die Fluchtwege gestaltet werden sollen, ob und wie der Diskurs mit afrikanischen Regierungen zu suchen ist, wie Fluchtursachen bekämpft werden können. Nicht ein Mensch, der versucht, einen anderen Menschen vor dem Tode zu bewahren, wirkt an der Vergiftung des politischen Klimas in Europa mit, sondern nicht differenzierende Artikel, die im Zusammenhang mit einer aufgeheizten und kontrovers diskutierten Thematik die Rettung eines Menschen vor dem Ertrinken zur Diskussion stellen und das Tor öffnen, Menschenretter in eine Rechtfertigungssituation zu bringen. Nicht das Verständnis der Retter von Menschenrechten ist kompromisslos, ihr Verständnis von der unantastbaren Menschenwürde ist es. Und dies zu Recht: Die Achtung der menschlichen Existenz steht nicht zur Debatte. – Dorothea Mund


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ich habe Die Zeit seit einigen Monaten aus „zeitgründen“ nicht mehr bezogen. Die als „Pro und Contra“ gekennzeichnet Artikel auf Seite 3 lassen mich bereits kurz nach der Rückkehr zu diesem sehr geschätztem Medium zweifeln, ob ich nicht doch zu einen populistisch anmutendem Exemplar der Konkurrenz gegriffen habe. Ich möchte voranstellen, dass sich meiner Meinung allein der Titel dieser Gegeneinanderstellung verbietet. Im Zusammenhang mit dem gewählten Titelbild suggeriert Ihrer Überschrift nicht, dass es sich explizit mit einer Auseinandersetzung mit dem Thema der privaten Seenotrettung handelt, es wirft viel mehr die unterschwellige Frage auf, ob es nicht besser sei, wenn viele der mehrheitlich dunkelhäutigen Menschen die abgebildet sind ertrunken wären. Es erscheint im bildlichen Kontext, der nur schmal durch die Unterüberschrift korrigiert wird, dass es um den Fakt der alleinigen Rettung ginge. Ein Bild, dass einen einzigen weißen Mann im Sinne eines stereotypen Helden erscheinen lässt, der über eine Menge dunkelhäutigen Menschen steht suggeriert ebenfalls mehrer fälschliche Schlüsse, die sonst nur in Bildzeitung und Alexander Gaulands Bundestagsreden propagiert werden: der weiße Mann als gnädiger Retter derer die nicht erwünscht sind und besser ertrunken wären. Ich verstehe den journalistischen und provokativen Ansatz, der dem Konzept des Seitenlayouts zugrunde liegt sehr wohl, ich bin dennoch der Meinung, dass in einer Zeit, in der in deutschen, italienisch und österreichischen Parlamenten wieder diskutiert wird ob und wie man bestimmte Menschen wieder loswerden könne oder gar nicht erst mit Ihnen in Berührung kommen müsse, Worte besonders auch in den Medien sensibler gewählt werden müssen um nicht mehr Wind in rechte Flaggsegel zu pusten. Zum Artikel von Frau Lau ist es mir ein Anliegen folgendes anzumerken. Private Hilfe wird immer erst in einem ernst zu nehmenden Maße eingreifen, wenn die öffentliche versagt hat. Ihr Argument, dass je mehr private Retter auf See aktiv seinen, desto mehr Schlepper würden Boote senden empfinde ich als zu kurz gedacht. Fest steht, dass noch immer nicht genügend Boote auf dem Mittelmeer kreuzen, sodass allein 2016 rund  4581 (laut Tageschau Faktenfinder, ARD online) ertrunken sind. Und ob die Boote, die es gebraucht hätte, diese knapp 5000 Menschen zu retten privat oder staatlich gewesen wären, meinen Sie das dies Schlepper oder Banden in irgendeiner Weise interessiert hätte? Die Tragik besteht nicht darin wer diese Menschen, die Schutz, Glück und Zukunft suchen rettet. Sie besteht darin wer sie nicht rettet. Und es ist werder Aufgabe, noch selbsternanntes Zeil der freiwilligen Seenotrettung Geflüchtet zu versorgen, unterzubringen oder zu verteilen, wie Sie klagend anzeigen. Sie leisten ‚nur‘ erste Hilfe. Und nicht einmal dazu sind sie verpflichtet. Und mir, ist am Ende die Moral der Retter, die sie als verwerflich Anklagen, völlig egal. Ich bin Ihnen viel mehr dankbar, für jeden Menschen den Sie retten. Sehr geehrte Redaktion, nach meinem Verständnis und Vorstellung von hochklassigen Journalismus ist es sehr wohl wichtig und richtig kontroversen Positionen Raum zu geben. Allerdings finde ich auch, dass diese unbedingt auch als Kommentar und somit als Meinung des Autors gekennzeichnet gehören um nicht latent rechtsnationale Positionen und Stimmen zu verbreiten und weiter Salonfähig zu machen, als sie es schon ohne unser Zutun geworden sind. – Luca-Marie Schröter


Leserbrief zu „Die Unerwünschten“ von Thomas Assheuer

Mesut Özil als „Sündenbock“? – Ja, vielleicht! Bei manchen! In Teilen! Wobei ich kaum jemanden gehört habe, der ihm die Allein- oder Hauptschuld für das frühe Ausscheiden gibt. Ebenso spannend (aber mutiger – passend zum Titelthema!) fände ich in Bezug auf Herrn Assheuers Artikel die Frage, inwieweit Herr Seehofer gerade als Sündenbock (und „unerwünschte“ Figur) fungiert. Ironischerweise derjenige, der die Folgen von Frau Merkels Politik im Herbst 2015 als bayrischer Ministerpräsident in besonderem Maße zu bewältigen hatte (zum Nutzen der Kanzlerin und der Bevölkerung). Und ähnlich wie Herr Özil ist auch er in den letzten Wochen nicht willkürlich sondern durch eigene Anteile in diese Rolle geraten… Mit solchen Ambivalenzen und Grautönen wäre natürlich die ganze spöttisch-vernichtende CSU-Kritik des Artikels nicht mehr möglich… – Christian Hafner


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Das Intelligenteste, was man in den letzten Wochen in Ihrem Blatt  und anderen lesen konnte. All dies, ohne herzlos oder unsachlich zu sein. – Claudia Lutter-Kurkam


Leserbrief zu „Daran glaubt er nicht!“ von Francesco Giammarco

Hab ich mit Interesse gelesen und möchte hier anmerken, dass es auch umgekehrt laufen kann. Die Situation von herrn Kremer ist extrem und schade, dass die sogenannten „Kreationisten“irgendwie als Klischee dargestellt werden, oder? Ich selbst bin in Eurem Sinne auch Kreationist, habe aer einen anderen Lebensstil als die Übersiedlergemeinde. Christlich pietistisch, Deutscher, Gemeinschaftspastor, wähle grün, fahre Motorrad, höre gerne Heavy und Trash Musik, wir kleiden uns normal. Und jawohl: ich glaube, dass Gott die Erde in 7 Tagen geschaffen hat. Er war dabei, weiß wie es vorging, er kanns auch, also warum wars nicht so? Hab noch mehrere Gründe dafür, aber das tut hier nix zur Sache. Allerdings gehört ebenfalls Mut dazu, diese Position in Gesellschaft und auch und gerade in liberalen Kirchenkreisen zu vertreten! Da outet man sich als Evangelikaler, Bibeltreuer, Traditioneller etc. alles Bezeichnungen die irgendwie nen negativen touch haben. Sooo tolernat ist unsere Gesellschaft nämlich nicht und wer nicht den mainstream vertitt, muss sich hier und da warm anziehen. Hab auch lange überlegt, ob ich diese Mail schreibe. Nur mal so, es kann umgekehrt verlaufen wie in ihrem Artikel. Dass ein „Kreationist“ mutig sein muss. Erfreulich zu lesen, dass dieser junge Mann in ihrem Artikel eine Entscheidung getroffen hat. Die Evolutionstheorie geht ja davon aus, dass Gott die Welt nicht geschaffen hat, ein Kontraentwurf zur biblischen Schöpfungsgeschichte. Von den Kompromisslösungen, dem „normalen Nebeneinander“ Gott hat in Millionen Jahren geschaffen etc. halte ich nix. Wer das vertritt sagt doch: „Charles Darwin und Gott checken das nicht. Ich stricke mir meine eigene Theorie“. Insofern hat Martin Kremer ne klare Entscheidung getroffen, wenn auch aus meiner Sicht die falsche. Das ist eben meine Sicht. – Christian Haas


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Das Wort „Populismus“ ist meiner Meinung nach das Unwort des Jahres! Ich diesen Begriff wird alles vermengt, was es an negativen Begriffen so gibt: Rechtsextremismus, Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, ob es zusammen passt oder nicht! Und dann wird dieses Wort als Waffe gegen die Meinungsfreiheit eingesetzt. Und plötzlich ist eine konservative, bürgerliche Partei wie die CSU, eine über Jahrzehnte wichtige Säule unserer Demokratie und ein Innenminister, der versucht, dem Gesetz (sicherlich ab und zu ungeschickt in der Wortwahl und in der Vorgehensweise) populistisch. Der Gebrauch dieses Attributs ist undemokratisch und gefährlich, da hiermit jeder mundtot gemacht werden soll, der von der ultraliberalen Linie abweicht. Es läuft auf allen Kanälen eine Kampagne gegen die CSU und Seehofer und man nimmt damit billigend in Kauf, dass eine demokratische Partei demontiert und der rechte Rand gestärkt wird. Ich hätte nicht gedacht, dass ich, der immer links gewählt hat, einmal die CSU wählen werde. Warum? Weil ich der Meinung bin, dass das Asylrecht endlich wieder so umgesetzt wird, wie es das Gesetz vorsieht, so wie es im Rahmen der Kriege auf dem Balkan in den neunziger Jahren hervorragend funktioniert hat. Oder bin ich deshalb schon ein Populist, also ein Rechtsextremist (ich habe immer links gewählt, ich lebe Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, ich bin für mehr soziale Gerechtigkeit und ich bin Pazifist), ein Nationalist (ich bin begeisterter Europäer), fremdenfeindlich und ein Rassist (ich bin mit einer muslimischen Migranten verheiratet) und ein Antisemit (ich bin gegen Extremismus in der Religion, egal ob es sich um Christen, Juden oder Moslems handelt)?! In Sachen Migration ist dringend eine rechtsstaatlich saubere Lösung erforderlich. Sonst wird die politische Diskussion die nächsten Jahre überwiegend von diesem Thema beherrscht und vergiftet, was zur Folge hätte, dass sich die Polarisierung zwischen denen, die die unbegrenzte Zuwanderung wünschen und denen, die für gesetzeskonforme Zustände, sind immer mehr verstärkt. Opfer wäre am Ende die Demokratie, Sieger ein ausufernder Kapitalismus, der die Schwäche der Demokratie jetzt schon schamlos ausnutzt. Man braucht nur in die USA zu schauen. Da ist unsere mögliche Zukunft schon zu begutachten! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Ein pro und Contra mit dieser provokanten Überschrift ist eine menschenverachtende Aufforderung zur unterlassenden Hilfeleistung. Die Argumente von Mariam Lau hätte man sehr gut in einem gemeinsamen Beitrag mit Caterina Lobenstein ausführen können, ohne die rote Linie der Missachtung der Menschenrechte zu überschreiten. Wir brauchen Gesetze, die die  Einwanderung nach Europa regeln. Dieses europaweit gültige Einwanderungsgesetz muss vom bereits gültigen Recht auf Asyl für vom Leben bedrohte Menschen, z.B. aus den Kriegsgebieten in Syrien unterschieden werden. Wir sollten für den Mut der Seenotretter dankbar sein statt sie zu diffamieren und sie anzuklagen. Sie sind jetzt die Sündenböcke einer verfehlten  bzw. fehlenden Politik  der Europäischen Union im einheitlich gesetzlich geregelten Umgang mit den Flüchtlingen. – Dr. med. Charles Woyth


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Dank an Caterina Lobenstein und Mariam Lau für Ihre überaus differenzierten und bedenkenswerten Beiträge. Sie beschreiben das (stete) Dilemma zwischen Gesinnungs- und Vernunftethik, welches sich freilich erst dann entscheidend verringern ließe, wenn Politiker aus aller Welt nicht immer nur vorübergehend Bestürzung bei aktuellen Dramen und Tragödien empfinden, sondern endlich global verantwortlich und somit nachhaltig denken und handeln würden. Wenn endlich die Überzeugung geteilt würde, dass die Würde eines Menschen an jedem Ort und zu jeder Zeit oberster Grundwert und höchstrechtlich absolut sein muss. Dass sich die Menschenwürde, der Wert eines Menschen, einzig und allein an seinem Menschsein bemessen darf, dass es weitere „Indizien“ und Gründe, warum es der Rettung des Menschen und der Achtung seiner Würde bedarf, nicht geben kann. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Baut die Schulen um!“ von Lisa Nienhaus und Manuel J. Hartung

Das Problem sind nicht die Löhne der Lehrer, es sind die Löhne der Eltern. Ein beträchtlicher Anteil unserer Schulkinder wächst unter ökonomisch und sozial prekären Verhältnissen auf. Viele Eltern arbeiten auf Grund der unzureichenden Löhne in einem zweiten Job, für die Kinder bleibt wenig Zeit, wenn sie alleinerziehend sind überhaupt keine. Das Beispiel der Eltern die beim besten Bemühen keinerlei Aufstiegschancen sehen – und wahrscheinlich gar keine haben – prägt die Einstellung der Kinder zur Schule mehr als wir zugeben möchten. Natürlich können gute Lehrer – und das sind viele – in unseren jetzigen Schulen auf Grund der natürlichen Neugier und Intelligenz aller Kinder ausgezeichnete Resultate erzielen. Und die Sorgen von Frau Leibinger-Kammüller und Herr Fehrenbach, es werde gepaukt und die Allgemeinbildung oder die Handschrift vernachlässigt, sind völlig fehl am Platz. An ihrer Stelle sollten sich die zwei ausgewiesenen Persönlichkeiten eher Gedanken darüber machen wie sich unsere Gesellschaft entwickelt. In den letzten 25 Jahren sind die Früchte von Innovation und Produktivitätssteigerung, geleistet von den gut ausgebildeten Arbeitgebern in Deutschland, vollständig von den Reichsten in Anspruch genommen werden. Es ist die fortschreitende ökonomische und intellektuelle Proletarisierung der Einen und die ungehemmte Gier der Anderen die unsere Zukunft bedrohen, weil sie unsere Gesellschaft spalten. Das Beispiel der USA, wo unter anderem die öffentlichen Schulen gezielt zugrunde gerichtet wurden um die Privatschulen zu fördern spricht Bände. Wenn man sieht wie Gesellschaft und Politik sich im doktrinären und ungehemmten Neoliberalismus entwickeln, da kann es einem  <kalt den Rücken herunterlaufen>(Zitat F.F.). Darüber sollten sich die Wirtschaftseliten Sorgen machen. Die öffentliche Schule baut sich dauernd um, sie braucht keinen politisch motivierten und von aussen diktierten Umbau. Aber sich braucht Unterstützung, Investitionen in Gebäude und Einrichtungen, genügend Lehrkräfte für kleine Klassen, Spezialisten für die Integration der Kinder. Und nicht zu vergessen: Kinder(=Eltern)-Armut gehört abgeschafft! – Werner Schlegel


Leserbrief zu „Der Zauber der Populisten“ von Bernd Ulrich

Ähnlich wie Demokratie aus dem Griechischen leitet sich Populismus aus dem lateinischen Wort für „Volk“ ab und bedeutet für die Politik nichts anderes, als die Interessen der Menschen zu vertreten. Wenn man das macht, was die Bürger mehrheitlich wollen, und sich damit an vielen Verfassungen oder Grundgesetzen orientiert, nämlich, dass alles Recht vom Volk ausgeht, wird das als „populistisch“ verurteilt. Alles, was die Menschen bewegt, als billigen „Populismus“ abzutun, ist arrogant, und eine systematische Abwertung dieses Begriffs mit den üblichen Worthülsen und Leerformeln läuft Gefahr, nahtlos in Polemik überzugehen. – Martin Behrens


Leserbrief zu „Baut die Schulen um!“ von Lisa Nienhaus und Manuel J. Hartung

Um Heranwachsende angemessen auf sich ändernde Herausforderungen vorzubereiten, müssen sich  Schulen sicherlich intensiver um die Digitalisierung kümmern, insbesondere auch Mädchen für MINT- Fächer sensibilisieren. Allerdings sollte man den Bogen nicht überspannen,   auch noch ein neues Fach „Informatik“, evtl. sogar noch Nachmittagsunterricht verpflichtend einführen, um die Stofffülle zu bewältigen. Schon mit Rücksicht auf die notwendige freie Zeit der Schüler, die diese ihren individuellen Neigungen und Interessen gemäß gestalten können sollten, darf man Schule nicht total verändern,  sie nicht „umbauen“ wie vorgeschlagen. Gut allerdings, dass in dem Interview die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit herausgestellt und  angeregt wird, das Image dieses Berufes zu verbessern! Die Schulqualität hängt aber nicht allein von den Lehrern ab, sondern in hohem Maße auch von den Schulleitern. „Wie die Leitung, so die Leistung,“ heißt es so treffend. Wenn es ihr gelingt, eine gute Atmosphäre durch Lob und  Anerkennung zu schaffen und so die Motivation ihrer Mitarbeiter zu stärken, befördert dieses das Lehren und Lernen in nicht zu unterschätzender Weise. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Mit Befremden und Abscheu habe ich Ihre Pro-und-Contra-Diskussion zur Seenotrettung „Oder soll man es lassen?“ in der ZEIT Nr. 29/2018, S. 3, gelesen. Die in Medien und Zivilgesellschaft vielfach geäußerte Kritik und Empörung über diese Aufmachung und Fragestellung sowie die fragwürdigen Thesen Mariam Laus teile ich. Obwohl hierzu alle wesentlichen Kritikpunkte bereits vorgebracht wurden, möchte ich Ihnen als langjähriger Abonnent der ZEIT hiermit auch persönlich mein Missfallen zum Ausdruck bringen. Selten bin ich auch in meinem privaten und beruflichen Umfeld so oft auf einen ZEIT-Artikel angesprochen worden wie dieses Mal, und zwar ausnahmslos mit Empörung und fast ungläubigem Entsetzen über diese journalistische und zivilisatorische Fehlleistung eines eigentlich doch liberalen Blatts. Leider muss ich feststellen, dass dieser Beitrag nur der Höhepunkt einer seit Längerem zu beobachtenden Anbiederung der ZEIT an rechtspopulistische und menschenfeindliche Stimmungen ist, die etwa in dem unsäglichen Aufmacher zum Mord an Susanna F. („Ein Mord, der etwas ändern muss“) zum Ausdruck kam. Anstatt in einer Zeit des neuen Nationalismus und der Infragestellung von Freiheits- und Menschenrechten entschieden für die Bewahrung von Freiheit, Humanität und Rechtsstaatlichkeit einzutreten, beteiligt sich die ZEIT noch am diskursiven Rechtsruck in diesem Land. Was ist bloß aus dem liberalen Flaggschiff ZEIT geworden, wenn ernsthaft über den Sinn der Rettung von Menschenleben diskutiert wird? Sie wissen sehr gut, dass die Menschen auch ohne NGO-Rettungsschiffe über das Meer fliehen: Mehr als 20.000 Menschen sind in den vergangenen Jahren im Mittelmeer ertrunken, und ein Großteil von ihnen in jenen Zeiten, als es noch keine zivilgesellschaftliche Flüchtlingsrettung gab. Und auch jetzt, wo nationalistische Hetzer wie Italiens Innenminister Salvini die Rettung von Geflüchteten verhindern, sterben die Menschen wieder zu Hunderten. Die europäischen Staaten verweigern Hilfe, sie nehmen diese Toten zur Abschreckung in Kauf, sie überlassen Menschen libyschen Sklaverei- und Folterlagern, sie schauen weg, wenn ihre hochbezahlten Kooperationspartner Geflüchtete mitten in der Wüste zum Sterben abladen. Anstatt eine rechtsradikale Politik à la Salvini, Kurz und Seehofer, die im Mittelmeer ein menschenverachtendes Abschottungsschauspiel inszenieren, Helfer kriminalisieren und schlichtweg über Leichen gehen, als das zu kritisieren, was sie ist, nämlich ein fundamentaler Angriff auf unsere zivilisatorischen Errungenschaften, gerät die ZEIT selbst auf politisch-moralische Abwege. Wer die Rettung von Menschenleben infrage stellt und gegen irgendwelche utilitaristischen Überlegungen ausspielt, der bereitet den nächsten Zivilsationsbruch schon vor. Ja, dieses „Verständnis von Menschenrechten ist absolut kompromisslos“ – beim Leben und bei der Würde von Menschen kann es nämlich keine Kompromisse geben. Das ist der oberste Grundsatz unserer Verfassung und aller freiheitlichen Ordnung. Wer das preisgibt, sitzt schon im selben Lager wie die Trumps, Putins und Gaulands dieser Welt. Lange habe ich überlegt, ob ich mein Abo der ZEIT nicht besser kündigen sollte. Zum Glück gibt es auch immer wieder gute Beiträge mit freiheitlicher Haltung. Ich denke etwa an den Beitrag zum 80. Jahrestag der Konferenz von Evian auf der Geschichtsseite, den Mariam Lau vermutlich nie gelesen oder verstanden hat. Sollte die ZEIT aber ihre diskursive Rechtsdrift fortsetzen wollen, kann ich die Zeitung nicht länger mit meinem Abonnement unterstützen. Ich hoffe, nie wieder mit solchen unsäglichen Beiträgen wie „Oder soll man es lassen?“ behelligt zu werden. In diesen Zeiten erwarte ich von meiner Zeitung, uneingeschränkt liberale Werte zu verteidigen und der neurechten Gefahr entschieden entgegenzutreten. – Jens Brinkmann


Leserbrief zu „Oder soll man es lassen?“ von Caterina Lobenstein und Miriam Lau

Liebe Pro-Anhänger, die ihr euch auf einem hohen moralischen Roß wähnt: schon mal darüber nachgedacht, daß eure makellose Moral-Medaille eine unmoralische Rückseite haben könnte? Schiffbrüchige zu retten ist selbstverständlich! Den Insassen von Schlepperbooten zu signalisieren: wir nehmen euch alle auf und bringen euch sicher nach Europa; damit die Geschäfte krimineller Schleuser weiter zu befeuern und sich zu ihren Dauerhehlern zu machen – ist das moralisch? In Europa – nein, nur in den europäischen Staaten, die bereit sind, auch zukünftig unbegrenzt Immigranten aufzunehmen – wird die Gesellschaft sich fundamental verändern. Mitbürger, die sich berechtigte Sorgen um die Zukunft ihres Landes machen, Rassisten zu nennen – ist das moralisch? Ihnen dauerhafte Umbrüche ihrer Gesellschaften zuzumuten, gleichzeitig der weiteren Verelendung afrikanischer Staaten tatenlos zuzusehen – ist das moralisch? Diesen Irrweg – man ist geneigt, ihn Irrsinn zu nennen – zu beenden, muß Europa bereit sein, auch einmal ein Zeichen zu setzen: gerettete Flüchtlinge dorthin zurückzubegleiten, wo ihre Boote abgelegt haben; um das perfide Schleuserunwesen zu beenden und die afrikanischen Fluchtstaaten an ihre ureigensten Verpflichtungen zu Schutz und Hilfe für ihre Bürger zu erinnern! Dort, vor Ort, dürfen sie auf solidarische europäische Unterstützung zählen! Ist das unmoralisch? – Dr. med. Ulrich Pietsch