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02. August 2018 – Ausgabe 32

 

Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Wenn Verwaltungsbehörden wie im Abschiebefall Sami A. gerichtliche Entscheidungen ignorieren, verstoßen sie gegen die Gewaltenteilung. Das klingt abstrakt betrachtet gar nicht so schlimm. Wenn man allerdings die historische Entwicklung in die Betrachtung einbezieht, ergibt sich ein anderes Bild. Vor der Aufklärung beanspruchten absolute Monarchen die unbeschränkte und ungeteilte Staatsgewalt. Willkürentscheidungen waren an der Tagesordnung und Rechtssicherheit ein Fremdwort. Doch dies änderte sich mit der Aufklärung. Damals entstand die revolutionäre Idee, dass selbst die Regierenden an Gesetze gebunden sind. Dem Staat sollten durch Gesetzte quasi Fesseln angelegt werden, um Machtmissbrauch zu verhindern. Die Gewaltenteilung ist damit ein Grundpfeiler des modernen Rechtsstaats und Ausdruck einer Staatsdefinition, die sich von den obrigkeitsstaatlichen Vorstellungen vergangener Tage verabschiedet hat. Sie ist in Deutschland von so essentieller Bedeutung, dass sie nicht einmal durch eine Grundgesetzänderung abgeschafft werden darf (Art. 79 Abs. 3 GG) – und steht damit auf einer Stufe mit der Menschenwürde und dem Demokratiegebot. Eine Behörde, die gerichtliche Entscheidungen ignoriert, handelt verfassungswidrig und lässt eine undemokratische voraufklärerische Staatsvorstellung erkennen. Die Parlamente beschließen Gesetze, die Verwaltung führt diese aus und die Gerichte überprüfen, ob die Ausführung gesetzeskonform erfolgt. Es wird Zeit, dass die Verwaltungsbehörden wieder erkennen, wo ihr Platz ist. Daher haben Sie vollkommen recht: Im Rechtsstaat sind Urteile zu befolgen – ausnahmslos! – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Die Spur des weißen Pulvers“ von Astrid Geisler und Anne Kunze

Ich bin bestürzt, wie ausgerechnet die Asiaten Kuhmilch für nahrhaft halten und sowohl Milupa als auch den mehr oder weniger Kleinkriminellen ein riesiges Geschäft bescheren. Der gesellschaftliche Aspekt, dass in China nur die so genannten Armen ihre Babies länger stillen, ist ebenso bedrückend. Ein Großteil der Kühe aus Massentierhaltung leidet an Mastitis, was eine hohe und durchgängige Antibiotikagabe zur Folge hat.. die Asiaten leiden an Laktoseintoleranz und nur wenige Menschen haben erkannt, dass eine rein pflanzliche Ernährung für alle Beteiligten sinnvoll ist. Selbst wenn tierische Produkte für den Menschen einen guten Nährwert hätten und teilweise wirklich auch gut schmecken, muss die Massentierhaltung abgeschafft werden, um ein natürliches Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Zeit berichtet regelmäßig über Nahrungsmittelskandale und nachhaltige Landwirtschaft… jeder einzelne kann seinen Teil beitragen. Vegan for life! – Friederike Voigt


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Oft schon habe ich mich gefragt, wieso man jede Sackgasse bis zum Ende befahren muss um dann festzustellen: ach, hier geht`s ja nicht mehr weiter? Ich finde dieses Verhalten der „Krone der Schöpfung“ wenig angemessen. Warum hat der Mensch sich seiner Neugier entledigt? Ein einmal eingeschlagener Weg behält nur solange seine Gültigkeit, bis ein besserer gefunden wird. Als Nachkriegskind (Jahrgang 1952), erzogen von Menschen die im Krieg Not und Entbehrung durchleben mussten, wurde auch ich zum Fleischesser sozialisiert. Was für meine Eltern noch der richtige Weg war, wurde für mich durch die Begegnung mit anderen Menschen irgendwann in Frage gestellt.. Danach war ein „weiter so“ nur noch mit erhöhtem Selbstbetrug möglich. Heute bin ich ( 30 Jahre Vegetarier und nun auch bald Vollzeitveganer) dankbar, wenn Menschen (wie auch Bernd Ulrich) mich immer mal wieder von der Last meiner „Krone“ befreien und nicht jede Sackgasse bis zum bitteren Ende laufen lassen. – Walter Degroot


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Angesichts des interessanten und ehrlichen Berichts von meinem Lieblingautor der ZEIT, Bernd Ulrich, möchte ich alle Menschen, die einer westlichen Ernährungsweise folgen und ein gewisses Unbehagen gegenüber einer pflanzlichen Ernährungsform hegen, ermutigen, sich selbst ausreichend über die Vorzüge einer pflanzlichen Ernährung zu informieren. Wenn Sie sich nach einer tiefgründigen Recherche zu den vielfältigen Aspekten dieser Ernährungsform (Gesundheit, Emissionen, Tierwohl, Gerechtigkeit) trotzdem bewusst für eine tierische Ernährung entscheiden, ist dies vollkommen in Ordnung. Jedoch sollten Sie sich – anstatt sich das nächste Low-Carb-Kochbuch irgendeinens Möchtegerns zu kaufen, der weder in der Ernährungswissenschaft tätig ist geschweige denn irgendeine Studie zu diesem Thema durchgeführt und veröffentlicht hat – vor allem mit langwierigen Studien renommierter Ernährungswissenschaftler auseiandersetzen, in welchen die Wirkungsweise von tierischen Proteinen und Fetten untersucht wird. Noch besser: probieren Sie’s selbst aus! Solange Sie eine pflanzliche Ernährungsweise nicht als Verzicht begreifen, sondern als Möglichkeit, Ihrem Körper etwas Gutes zu tun, bewusster zu konsumieren und kreative Speisen zuzubereiten, kann eigentlich nichts schief gehen. Bernd Ulrichs Beitrag über seine Erfahrungen mit einer pflanzlichen Ernährungsweise habe ich mit Begeisterung verschlungen und hoffe, dass dieses Thema auch in Zukunft noch häufiger in der ZEIT aufgegriffen wird. – Caroline Hückmann


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Da ich selbst seit ca. 5 Jahren in einer Patchworkfamilie mit 4 Kindern (2 eigene Söhne,15,10, 2 Stieftöchter,11,13) lebe, hab ich Ihr Titelthema natürlich interessiert gelesen und bin baff wie die Patchwork-Familie von Ihnen dargestellt wird. Schon durch Ihre Titel „Kann das gut gehen?“ und dem Artikel „Der Schein trügt“, in dem ausschließlich sehr negative Erfahrungen dargestellt werden, implementieren Sie, dass dieses Modell nicht funktioniert und alle Beteiligten nur leiden müssen und dem widerspreche ich vehement. Natürlich ist das Zusammenleben in einer Patchworkfamilie Arbeit und man muss viel reden, Kompromisse machen, sich gut organisieren und sich immer wieder neu ausrichten, aber muss man das nicht in einer „normalen Familie“, in der beide Eltern arbeiten auch? Spricht man da nicht auch über die aktuellen Probleme der Kinder oder über die Herausforderungen, die man mit ihnen hat? Gibt es da nicht auch manchmal Wutanfälle von kleinen Schreihälsen oder Streit unter den Geschwistern? Als Patchwork-Familie hat man vielleicht mehr Herausforderungen, da man sich als Eltern auch noch mit den Expartnern auseinandersetzen muss und die Kinder und Eltern manchmal viel Toleranz aufbringen müssen gegenüber den Stiefkindern oder Stiefeltern und diese natürlich auch manchmal am liebsten auf den Mond schießen würden. Doch gleichzeitig gibt es bei uns auch viel Freude, z.B. zu sehen wie jede/r seine Rolle in der Familie findet, wie gut sich die Kinder verstehen und auch voneinander lernen oder wie sie endlos lange gemeinsam spielen können, da es zu Viert viel mehr Spass macht. Ich denke, man muss sich sein eigenes Modell schaffen, so wie es für alle Beteiligten funktioniert. Das dauerte auch bei uns eine Weile, das gebe ich zu, denn man muss sich erst richtig kennenlernen und gegenseitig akzeptieren.Stiefgeschwister und Stiefeltern gab es schon immer, nur das Wort Patchwork gab es früher nicht. Ich empfinde unsere Familie manchmal als endloses Abenteuer, manchmal als verschworenen Clan, der zusammenhalten kann, und manchmal sogar als Ruhepol. Für die Kinder ergeben sich durch die größere Anzahl von Eltern und auch Großeltern weitere Bezugspersonen, die etwas anderes vorleben, als das was sie bereits kennen und auf die sie zählen können. Morgen fahren wir mit den „Patchwork-Großeltern“ das erste Mal zu Zehnt gemeinsam in den Urlaub und alle freuen sich sehr darauf. Die Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen ist für mich egal ob bei den eigenen oder den Stief-Kindern eine echte Herausforderung, da man doch möglichst alles richtig machen möchte, damit am Ende der gemeinsamen Zeit glückliche, verantwortungsvolle und selbstbewusste Kinder in die Welt ziehen. Und ich denke, das ist es, worauf es bei allen Familien letztlich ankommt. Ich hätte mir gewünscht, Sie hätten bei dieser wichtigen Thematik positive wie negative Beispiele aufgezeigt. – Carolin Ermer


Leserbrief zu „Unterwegs in perfektoiden Räumen“ von Christoph Drösser

Es ist erst wenige Wochen her, dass die (dafür offenbar sehr kompetente) neue Ministerin für Bildung und Forschung, Frau Karliczek, heftige Kritik an der Grundlagenforschung geübt und damit an den Universitäten für erhebliche Irritationen gesorgt hat („Ich erwarte, dass Wissenschaft sich besser erklärt. Sie muss raus aus ihrem Kämmerchen.“) Sie mokierte sich über jene Zweige, die sie für zu theoretisch, für zu wenig marktgängig und für zu wenig allgemeinverständlich hält. Man darf darauf gespannt sein, wie sie und ihr Ministerium darauf reagieren, dass der Mathematiker Scholze für exzellente Forschungsergebnisse auf einem Gebiet, das weder marktgängig noch allgemeinverständlich ist, eine hohe internationale Auszeichnung erhalten hat. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Gespielte Freude, zerstörte Heimat“ von Lea Frehse

Seit 2015 hat Vladimir Putin vom Stützpunkt Hmeimim in Syrien unzählige Bombenangriffe auf syrische Schulen, Krankenhäuser und Zivilisten fliegen lassen. Am 21. Juli diesen Jahres landete dort eine Antonov der russischen Luftstreitkräfte mit 50 Tonnen humanitärer Hilfe aus Frankreich, bestimmt für die Menschen in Ost-Ghouta, den Vorort von Damaskus, den Assads Armee nach Aushungerung, russischer Bombardierung und einem Giftgasangriff im April zurückerobert hat. Verteilt wurde die westliche Hilfe zum ersten Mal nicht unter der Aufsicht der UN, sondern von der Regierung Assad, deren Rücktritt die westliche Welt seit 7 Jahren als Voraussetzung für ein Ende des Bürgerkriegs gefordert hat. Damit hat Präsident Macron vor Putin und Assad kapituliert, die für die humanitäre Katastrophe in Syrien verantwortlich sind und jetzt ohne Aussicht auf eine politische Lösung vom Westen Geld für den Wiederaufbau verlangen. Ich kann nur hoffen, dass sich unsere Bundeskanzlerin nicht von den Russen erpressen lässt, die erst Millionen Syrer zur Flucht gezwungen, dann Deutschland für die Aufnahme von Flüchtlingen verurteilt und die AfD unterstützt haben und jetzt sagen: Entweder ihr bezahlt dem Schlächter Assad den Wiederaufbau des Landes, das er mit unserer Hilfe zerstört hat, oder ihr bleibt auf den Flüchtlingen sitzen und bekommt noch mehr! – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Dass das Patchwork-Paradies trügen kann, ist nicht neu. Umso mehr hätte der Pädagogik/Beziehungsexperte Jasper Juul die Plattform eines ZEIT-Interviews nutzen sollen, um etwas Gehaltvolleres von sich zu geben, als sich in Plattitüden zu verfangen. Dreier-Kombi von Otto-Normal-Familien geht gar nicht, Patchwork-Familien im Grunde auch nicht, obwohl er, wie er betont, es (wie auch immer) geschafft hat. Ja, was denn nun? Stattdessen plädiert er dafür, die Jägerzäune abzureißen und wie die Großfamilie früher auf dem Bauernhof heute als eine Art offenes Bullerbü zu leben. Wobei man vielleicht er auch darüber nachdenken solle, dass die Menschen früher in dieser Form keine Wahl hatten und/oder sich nicht getrauten, ihre Lebensform in Frage zu stellen. Wer es heute tun möchte, soll es machen. Aber es ist nicht für jeden geeignet. Ich glaube, dass es ist weniger Stress für das Kind ist, wenn Eltern sich ehrlich bewusst machen, welche Lebensformen für sie selbst persönlich reell praktikabel sind, wobei die Betonung auf ehrlich liegt. Und dazu gehört auch, den Experten einen guten Mann sein zu lassen. Damit wäre schon ein großer Schritt getan. – Marion Rissart


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

„Es ist klar, dass jeder, der nach Deutschland kommt, willens sein muß, in unserem(?)  Land mit seiner Kultur(?)  und seinen Eigenheiten(?)  klarkommen(?) zu wollen.   Das heißt  auf der einen Seite , Integrationswillen zu zeigen, und von der anderen Seite, Integrationswillen zu bekommen. “ Was aber, wenn die eine Seite keinen Integrationswillen geben will ?  1961 war das beim Anwerbeabkommen mit der Türkei der Fall. „Ich wünsche mir …..ob ich Muslim bin oder Christ, …ob ich Weihnachten feiere …ist nicht relevant“ :  hier irren Sie sich . Die freie offene bunte Gesllschaft ist ein Märchen . – Esther Burke


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Da ich nicht weiß, ob auch eine andere Entscheidung juristisch vertretbar gewesen wäre ( das Verwaltungsrecht lässt schon einigen Spielraum für Auslegungen) erinnere ich mich doch an einen lateinischen Satz aus dem 2. Semester Jura im Fach Rechtsphilosophie: Summum jus, summa iniuria. Als Empfehlung für jeden deutschen Richter: “ Lass die Kirche im Dorf“, sonst findet das Volk den Weg nicht mehr dorthin. Ach ja: im Zivilrecht ist eine Entscheidung nicht bindend, solange sie nicht rechtskräftig ist, es sei denn, es erging eine einstweilige Verfügung ( im Verwaltungsrecht wohl eine einstweilige Anordnung, die auch zugestellt werden muss, wovon ich  bislang nichts gelesen habe. – Rudolf Kliver


Leserbrief zu „Sprechen über MISSBRAUCH“ von Ursula März

Ihren Artikel zum Abgleich der Gewalttätigkeits-und Vernichtungsphänomene Shoah und Sexuelle Gewalt empfinde ich als so absurd, ahistorisch und für beide Betroffenengruppen be-Leid-igend. Sexuelle Gewalt wie auch Gewalt gegen und Verfolgung von Minderheiten begleiten/verüben Gesellschaften seit Menschengedenken. Eine Tabuisierung beider Phänomene war in der Nachkriegszeit vorherrschend. Beides wurde in schweren Aufarbeitungsprozessen allmählich durchbrochen.Und Beides hängt  und hing auch miteinander zusammen. Auch im Nationalsozialismus gab es sexuelle Gewalt: gegen Ausgestossene wie gegen “Volkszugehörige”,auch unter Parteigenossen; es ist nun bekannt, daß NS-Täter oder Anhänger des NS-Regimes solche Gewalt ,die zum Teil von ihnen oder an ihnen verübt wurde, nach dem Krieg fortgesetzt haben in Kinderheimen, Familien, Schulen,etc. und weiter und weiter. Der Sadismus, die Machtlust an der Destruktion der anderen zu überwältigenden Person war und ist beiden Phänomenen gemein, denn nicht nur die Missbrauchsverbrechen, auch der Faschismus setzt sich in moderner Version fort. Beide Phänomene haben eine ähnliche höllische Wurzel, waren tabuisiert und die Aufarbeitung des einen Menschheitsverbrechens hat endlich ermutigt, auch gegen die länger totgeschwiegene  Sexuelle Gewaltausübung als biedermännisches Kavaliersdelikt vorzugehen. Es gibt in der den Anderen zerstörenden Gewalttat keine Rolle keinen Platz als Alleinstehungsfall. Auch TriebtäterInnen sind Mehrfachtäter und ginge es nach der Mengenlehre, so würden sich diese Phänomene gewaltig überschneiden bzw. allzuoft Teilmenge, ode rauch Ursache,Begünstigung  des anderen sein. Bitte lassen Sie uns mit solchen entwürdigenden Thesen in Ruhe – es führt nicht weiter und hilft niemandem sondern begünstigt nur beidseits die abstruse Ausrede:” Mit sowas haben/hatten wir aber gar nichts zu tun…” –“Davon wußten wir nichts” –“Dasist doch nun vorbei”…etc.,etc. Wer zukünftig auf die heutige Zeit noch zurückblicken könnte, hat hoffentlich heilsame Einsichten in Gewaltzusammenhänge gewonnen und wird die Grossen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und deren weitere Folgen mit Trauer, Fassungslosigkeit und Demut bewerten, hoffentlich bereinigt von den verfluchten Folgen. – Gertrud Tammena


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Sie benutzen angeblich keine Tiere mehr, was für eine grandiose Heuchelei! Ich will gar nicht von den unzähligen  tierischen Produkten reden, die Sie unbemerkt nutzen und verbrauchen. Die veganen Lebensmittel gehören zu den am meisten  mit chemischen Produkten versetzten Nahrungsmitteln. Dafür sind unzählige Tierversuchen vorgeschrieben und unerlässlich. Soja,  ein Grundstoff  der veganen Ernährung, ist Ursache der Verelendung traditioneller Landwirtschaft in der dritten Welt, wo  für den Sojaanbau Multikonzerne täglich tausende von Hektar Tropenwald gerodet werden und Abermillionen Tiere ihren Lebensraum verlieren und vernichtet werden, nicht selten bis zur Ausrottung. Jeder „Fleischfresser“ benutzt weniger Tiere, als Veganer es tun.  Sie sind doch ein recht intelligenter Mensch, benutzen Sie diese Eigenschaft und stellen Ihr Ego mal ein wenig zurück. – Dr. Bernhard Jung


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Gratulation zu dem ersten Artikel! Endlich wird ehrlich dargestellt, welch enorme Probleme für alle Beteiligten solch eine Patchworksituation mit sich bringt. Der Mensch ist nicht ein Stück Stoff, das an andere Stoffteile einfach angenäht wird – daher der Name Patchwork! Der Mensch, ob sehr klein, ob jung, halb erwachsen oder alt hat stets viele Gefühle. Er braucht zudem Vertrauen in seine direkte Umgebung, gerade ein Kind sammelt dieses „Urvertrauen“ am besten in der Kleinfamilie, wenn sie funktioniert!! Das bedeutet dort aber auch Opfer, Rücksichtnahme, Verzicht (ja  auch den, das Leben ist auf Erden kein Paradies und auch kein Schlaraffenland) von allen    Beteiligten (nicht nur vom Einzelnen!). Wer nur die Selbstverwirklichung des Einzelnen predigt, greift stets zu kurz. Noch eine kleine persönliche Anmerkung zu Remo Largo: Meine Frau und ich haben beide studiert, haben beide unseren Beruf über viele Jahre ausgeübt, haben vier Kinder gemeinsam ohne Großeltern, die leider sehr früh verstorben sind, aufgezogen. Unsere Kinder haben auch studiert, üben ihre Berufe aus, haben Kinder( wir sind glücklich mit 10 Enkel/Enkelinnen). Die  Aussage unserer Kinder zu ihrer Kindheit: „Wir haben dieses Füreinandereinstehen von Euch Eltern, aber auch von uns Kindern so toll gefunden und haben das auch in unsere Familien integriert“. Daher bitte keine Schützengräben zwischen den Geschlechtern aufbauen. – Georg Obieglo


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Die Genetik und die Wissenschaft haben bewiesen, was ohnehin jeder aufgeklärte Mensch wusste. Es gibt keine menschlichen Rassen und wo es keine Rassen gibt gibt es auch keinen Rassismus. Was es gibt, ist Fremdenhass. So einfach ist das. Die Religion ist ein gradueller Einfluss, kein Grundsätzlicher. Ich fühle mit Ihnen, es gibt auch Deutschdeutsche, die daran denken, Deutschland zu verlassen. Das humane Klima beinhaltet nicht mehr viel Spielraum. – Dr. Jürgen Onken


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ihr Artikel zum Veganismus hat mir hundertprozentig aus der Seele gesprochen. Ich selbst war 15 als ich entschied, vegan zu leben. In meiner Familie voller Veganer und Vegetarier war das kein Problem. In meinem Bekanntenkreis und in der Schule allerdings bin ich stets Intoleranz und dummen Kommentaren begegnet. Die Provokation des „gesunden und munteren Veganers“ funktioniert bei mir leider nicht so gut: Ich bin zwar topfit und körperlich gesund, allerdings bin ich klein, was erblich bedingt und nichts mit meiner Ernährung zu tun hat. Leider sehen die Leute darin ihre Meinung bestätigt, man müsste tierische Produkte auf jeden Fall für ein gesundes Wachstum konsumieren. Artikel wie der Ihre geben mir Hoffnung darauf, dass die Menschen sich irgendwann nicht mehr hinter Selbsttäuschungen verstecken können. In diesem Sinne vielen Dank für den großartigen Artikel – Elvis Allert


Leserbrief zu „Warum nicht eine Friederike-Krüger-Kaserne?“ von Peter Tauber

Ich lese die Überschrift, schaue auf den Autor, und amüsiere mich. Ein Politiker aus der Partei, unter deren Ministern sich die Bundeswehr zu einem Schrotthaufen entwickelt hat, macht einen innovativen Vorschlag, einen Frauennamen für eine Kaserne. Wenn das die Arbeit eines Staatssekretärs im BMVg beschreibt, dann wundert einen nichts mehr. Ich glaube nicht, daß ich den Artikel lesen werde. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Sie sprechen ein bedeutungsvolles Thema an was man auch im Zusammenhang mit Platons Philosophenkönig, Friedrich dem Großen und Frau Merkels Flüchtlingsentscheidung diskutieren könnte. Inwieweit darf man sich über Gesetze hinwegsetzen auch wenn es noch so gut gemeint ist. Aus meiner Sicht ist es in solchen Fällen lohnenswert zu fragen was denn bei der Entstehung des Gesetzes gemeint war. Interessant wäre z.B. ob unser Asylrecht vor dem Hintergrund der Massenflucht und dem weiteren Potential an Flüchtlingen genauso geschrieben worden wäre? Natürlich kann man Gesetze nicht tagesaktuell anpassen, aber es gibt auch Umbrüche. Die Bibel könnte als Beispiel dienen. Ist sie nicht auch so erfolgreich, weil sie jeden Sonntag in den Predigten behutsam neu interpretiert wird und weil es hin und wieder auch mal bedeutungsvolle Umbrüche gegeben hat wie das damals neue Gottesbild von Martin Luther? Es würde mich freuen wenn sich die Zeit mit diesem Thema auseinander setzen würde. Noch zum konkreten Fall: der gefühlte Druck auf die Entscheidungsträger scheint mir extrem hoch gewesen zu sein. Sonst würden sie so etwas nicht machen. Rechtstaatliche Grundlagen sind manchmal unbequem, aber wenn sie nicht mehr erklärbar sind oder gar weltfremd erscheinen, schwindet der Respekt. Das kann man hier gut beobachten. – Christian Voss


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Heinrich Wefing legt in seinem Artikel zwei tot geglaubte, deutsche Grundübel bloß: Rassismus und Untertanengeist.  Da unterstellt ein deutsches Bezirksgericht der demokratischen Republik Tunesien bei ihr könnte gefoltert werden. Warum tut diese Behörde das? Weil Tunesien ein arabisches Land ist. Gegenüber Arabern darf man so etwas. Alles schimpft jetzt auf die Ausländerbehörde in Bochum doch niemand fragt welche Beweise denn das Bezirksgericht Gelsenkirchen für Folterung in Tunesien hat.  Man sollte meinen so einen Verdacht könnte nur das Außenministerium auf Grund von Beobachtungen des Bundesnachrichtendienstes aussprechen.  Hätte das Bezirksgericht Gelsenkirchen wohl so einen Verdacht gegenüber den U.S.A oder Israel geäußert? Kaum vorstellbar. Deutschland hat leider auch eine Vergangenheit in der unsinnige Gesetze erlassen wurden.  Das Verhalten der Gelsenkirchener Behörde erinnert an den Landvogt Gessler in Schillers „Wilhelm Tell“ wo Tell bestraft wurde weil er dem Hut des Landvogts auf der Stange nicht Referenz erwiesen hatte. – Horst Krügert


Leserbrief zu „Schiffbruch“ von Ulrike Gastmann

Die Antwort zu Ihrem heutigen „Ruf des Ostens“ findet diesmal seinen Ursprung aus der Seelen-Wüste unseres Entertainment -Kosmos verpuffenden „Thrill“und Hype im Untergangs-Katastrophen-Panik Theater unserer Medienlandschaft selbst statt: Richtig,Besinnung und Demut angesichts dieser meist zynischen Fortschrittsglaubens-Inszenierungen wären schon angebracht. Auch mehr Respekt und Abbau damit einhergehender Überheblichkeiten gegenüber den Gewalten der Natur,wie Sie, verehrte Reisende mit Kind, als Ruferin des Ostens ganz richtig uns ins Gewissen reden. Doch reicht es nur für sentimentale Soundtracks wie „My Heart Will go on“ dabei aus ? Ist es nicht symbolisch für den herrschenden Zeitgeist der Moderne ,wenn mich der SPIEGEL fragt ? -Sollen wir auch über elektronische Kommunikationsmedien behandelt werden dürfen?(Was die Medien ungefragt bereits mit uns tun) -Glauben Sie ,wenn Konzerne zunehmend in die Digitalisierung der Gesundheit investieren,dass nur die Medizin damit noch weiter kommerzialisiert wird?(Was eine Scheinheiligkeit -Was macht denn das Geschäftsmodell der Medien mit uns?) -Oder würden Sie ,um den medizinischen Fortschritt zu unterstützen,Ihre Patientendaten für die Forschung zugänglich machen?(Welcher Zynismus angesichts der Medien-Praxis) Welche Heuchelei und reine Selbstbetrachtung sprechen doch aus diesen gezielten Fragestellungen (zu heutigen Schiffbrüchen) allein schon heraus? Das ist für mich lediglich das Weglaufen vor den eigenen Problemen.Oder gar der letzte Versuch ,die eigene Leere und ständigen Missbrauch unserer Privat-Sphäre zu kaschieren.(Mit Fragebögen zu Gesundheit und Berichterstattung über Schiff-/Klima -Katastrophen.Alles nur im Kampf um Meinungen und zahlende Konsumenten. Dabei ist nur im Zustand des inneren Friedens schöpferisches Sein überhaupt möglich! Denn,“Wer die Wahrheit verrät,verrät sich selber.Es ist hier nicht die Rede vom Lügen,sondern vom Handeln gegen die (eigne)Überzeugung.“Novalis(1772-1801) Bei aller berechtigten „Freude über Ingenieursleistungen,Cebit -Neuerungen und künstliche Intelligenz“ bleibt uns alle unsere Vergänglichkeit ,Mittelmäßigkeit sowie seelische Fragilität erhalten.(Als Menschen-Schicksal): Wir können eben nicht irgendwann einfach so von Bord  dieser Welt gehen-wie von einem sinkenden Schiff. Wir brauchen uns schlicht und bewußt mit dem auseinander zu setzen ,was wirklich um uns ist:ein Wahrnehmen  von Gefühlen,Gemütszuständen und positiven Gedanken-Jedoch ohne Wertung/Moral -Ansprüchen was richtig und falsch /Gut und Böse ist. Nur das Wahrgenomme ohne moralisches Urteil, auf seine individuellen Ursachen und Wirkungen zu untersuchen. Das bedeutet:Dass“ Ich „sich selbst ,mit wachsenden Verständnis betrachten lernen;Vorallem aber,dass es dieses Verständnis zunehmend auch den Mitmenschen(hier Opfern der Schiffbrüche )entgegen zubringen ist. Nur dieses Verständnis für den anderen ist die sicherste Basis für ein friedliches Miteinander in stürmischen Zeiten.(Der öffentliche Pranger ist ein Gebrauchsgegenstand aus dem Mittelalter) – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ihr Beitrag in der ZEIT Nr. 32 hat mich sehr traurig und nachdenklich gemacht. Was Sie aus Ihren Erfahrungen mitteilen, ist ganz schlimm, und es zeigt mir, dass wir in der Aufgabe, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft gut zusammenzuleben noch eine lange Wegstrecke vor uns haben. Dabei leisten Menschen wie Sie einen ganz wesentlichen und wichtigen Beitrag. Ich bitte Sie deshalb, trotz Ihrer vielen negativen Erfahrungen nicht den Mut zu verlieren. Wir sind ein Einwanderungsland und die Zeiten, da es ausschließlich „Lieschen Müller“ und „Fritz Meyer“ gab, sind vorbei! – Klaus Buchenau


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Schade. Statt Lösungsvorschläge zu entwickeln, wie man mit dem „Verbrauch von Tieren“ umgehen könnte, besteht der Artikel vorwiegend aus der Selbstbeweiräucherung eines sich vegan ernährenden Autors der Zeit und dessen Verabscheuung jeglicher tierischer Produkte. Ich bin völlig seiner Meinung, dass wir zu viel Fleisch und tierische Produkte konsumieren und wie wir mit Tieren umgehen. Der Artikel jedoch erklärt die vegane Ernährungsweise zum einzigen Allheilmittel. Das ist erstens sehr einseitig betrachtet und zweitens schürt es die Abwehr der fleischessenden Fraktion. Mein Lösungsvorschlag: Welche zukünftige Behandlung unsere (Nutz-) Tiere erfahren werden liegt vor allem in den Händen unserer Kinder. Bei ihnen sollte man anfangen. Erklären wir ihnen doch, dass Fleisch nicht in der Kühltheke wächst und  welche Schritte nötig sind, um das lebendige Tier in Fleisch/Wurst zu verwandeln. Was? das kann man dem kindlichen Gemüt nicht zumuten? Ich glaube, Kinder werden heutzutage mit sehr viel schlimmeren Dingen konfrontiert. Wenn man Kindern die Möglichkeit gibt Fragen zu stellen, Erklärungen zu erhalten und zu diskutieren, sind auch Kinder schon sehr gut in der Lage, sich für oder gegen bestimmte Lebensmittel zu entscheiden und Entscheidungen in Hinsicht auf das eigene Konsumverhalten  zu treffen. Ein bisschen realitätsfern? Richtig. Kinder bestimmen ihre Ernährung normalerweise noch nicht oder nur teilweise selbst. Das muss nicht weiter erklärt werden. Aber sich frühzeitig eine Meinung bilden, ja, das können sie  auf jeden Fall – und damit auch Einfluss auf die zukünftige Behandlung unserer (Nutz-) Tiere nehmen. Allen anderen erwachsenen Menschen sei gesagt: „ Ihr wisst doch alles! Benutzt euren Verstand.“ Ich selbst liebe ein schönes Stück Fleisch und kaufe es bewusst aus artgerechter Haltung (ok- schaffe ich nicht immer). Das müsste doch dazu führen, dass Tiere ordentlich gehalten werden können und der Produzent keine Gewinneinbußen hat ( er verkauft weniger, aber für einen höheren Preis). In Richtung dieser Strategie würde ich „weiterdenken“ wollen. Versöhnliches Schlusswort: Ich bitte alle Vegetarier und Veganer sich nicht allzu sehr darüber zu grämen, dass ein schönes gut abgehangenes Steak für mich ein Genuss ist. Seid ehrlich. Nicht alle von euch ernähren sich aus ethischen Gründen oder/und ökologischen Gründen vegetarisch oder vegan. Manchmal ist es – warum auch immer – einfach Ekel. Gleichwohl empfinde ich eine Änderung hin zu weniger Fleischkonsum als völlig richtig und unterstütze das. Vielerlei Gründe sprechen dafür! – Ina Büttner


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Der Ansatz Ihres Artikels ist richtig, es ist gut und wird auch langsam Zeit, dass jemand in einer großen Zeitung in aller Deutlichkeit die Hintergründe des karnivoren Massenkonsums anprangert. Ich bin -obwohl auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen – seit ca. 30 Jahren Vegetarierin; bereits in einer Zeit, als das noch kaum Thema war. Bei mir ging es allerdings nicht so rapide mit der Abgewöhnung von Wurst- und Fleischaromen. Zudem habe ich kein einziges Mal irgend etwas verbal angeprangert, was andere Menschen aus Ihrer Ernährung machen. Man kann als Einzelner die Menschen nie ändern, auch wenn man viel Energie dafür aufwendet. Fleischkonsum ist grundsätzlich Teil unserer Kultur, er ist sozusagen in unseren Genen verankert, er ist Teil der Gefühlskultur, weil durch die Familie vermittelt. Deshalb kann man nicht erwarten, dass die Menschen das von heute auf morgen abschaffen. Das ist auch nicht der Sinn des Ganzen; vielmehr sollte es erst einmal um die abgestumpfte Art des Fleischkonsums und um die massenweise Abschlachtung der Tiere gehen. Allein die Bewusstwerdung dessen wäre ein Fortschritt. Im Zuge meiner naturheilkundlichen Ausbildung durfte ich gute indische Ärzte erfahren, die zu dem Thema etwas sagten: Nämlich: Die Umstellung von Fleisch auf vegetarisch / vegan sollte in kleinen Schritten erfolgen. Aus dem o.g. Grund, weil in unseren Genen der Fleischkonsum aus Generationen gespeichert ist. Wenn wir zu schnell umstellen, führt das zu Stress, und ist – obwohl gut gemeint – letztendlich Stress für den Körper, und auch für die Gefühle. Durch die Art unserer Ernährung sind wir eingebunden in eine größere Gemeinschaft, in die Kultur, und in die Familie. Man merkt auch an Ihrem Artikel: Zwar ist der Ansatz gut, wahr, und wichtig; doch die Umsetzung löst – so wie sie es schildern – kommunikativen Stress aus. Das wirkt sehr radikal, genauso wie bei vielen Veganern. Man darf sich nicht so radikal abgrenzen, man kan nur ein moderates Beispiel sein. Abgesehen davon schädigen enorm viele „vegane“ Produkte die Umwelt mehr als Tierhaltung. Hochverarbeitete Dinge die man in Bioläden kaufen kann, die nichts mehr mit Natürlichkeit und gesund zu tun haben. Diese  Produkte bestehen aus Auszügen von irgendwas, sind in zig Produktionsschritten hergestellt, in Plastik verpackt und werden als gesund – weil vegan – angepriesen. All die Hintergründe des Fleischkonsums – und generell unseres Massenkonsums – sind mir lange bewusst und es ist zum Verzweifeln, wenn man darüber nachdenkt. Doch man kann nur im Kleinen anfangen. Diskussionen über Ernährung bringen nichts, man kann höchstens die anderen auf den guten Weg mit nehmen, wenn sie es von sich aus wollen. Auch Euphorie ist nicht gut, glaube ich; denn Euphorie kann umschlagen oder Stress auslösen, bei sich selbst und bei anderen. – Man brüstet sich, quasi nicht mehr Teil eines wichtigen Verbindungselementes der Gemeinschaft sein zu wollen. Dadurch wird das Gegenteil dessen erzeugt, was man eigentlich anstrebt. Der Sinn soll nicht sein, ein einsamer Überflieger zu werden, sondern auf eine vereinheitlichende Natürlichkeit, zur Einsicht in die Eingebundenheit in die Welt, auf einen schonenderen Umgang mit unseren    Ressourcen, zurück zu finden. Ernährung ist mit dem Bewusstsein der Menschen direkt verknüpft; das Bewusstsein unserer Kultur ist zur Zeit ohne Bremse auf Massenkonsum eingestellt. Dinge wie Kaffeepads oder Grillkohle usw. – auch das sind Dinge, die extrem die Umwelt schädigen. Besonders Aluminium hinterlässt vergiftetes Land. Schlimm zu beobachten, in welcher Menge diese Dinge bei uns vermarktet und gebraucht werden, und Müll erzeugen, der wieder Gift für Mensch und Umwelt ist. Der Fleischkonsum ist nur ein Teil von vielen. – Margarete Gröll


Leserbrief zu „Mein blauer Schwan“ von Holger Noltze

Ihre Rezension der Bayreuther Inszenierung des Lohengrin kann nicht unwidersprochen bleiben. Um es vorweg zu sagen, Entschuldigung, aber Sie haben diese Inszenierung komplett nicht verstanden. Daß Sie sich gegen den Interpretationsansatz sperren, ist eine Sache, aber daß Sie nicht erkennen, daß nur darauf Ihre Langeweile beruht ( „…..der alles in allem zähe Lohengrin – Abend………..“, “ …….vieles aber lahmte unbegreiflich.“), ist nicht akzeptabel, denn es gibt eine Interpretation und kein Dahingedümpel, was ja auch denkbar wäre. Ich habe selten eine so kurzweilige, in funkelnagelneuem Glanz erstrahlende Inszenierung gesehen – und zwar nicht nur auf die Lohengrin  – Oper bezogen, sondern ganz allgemein -, bei der ich mich keine einzige Sekunde gelangweilt habe. Die Interpretation war sogar so spannend, daß ich mich gefragt habe, ob es sich um einen Original – Wagner – Text handeln kann, oder man der Interpretation nachgeholfen hat, indem man das Libretto umgetextet hat. Aber davon gehe ich mal nicht aus. Wenn Sie nicht bereit sind, bei dieser Interpretation Elsa als Zentralfigur zu akzeptieren und auf dem Wunder, das Lohengrin bringt, beharren, dann ist Ihr Statement  “ So bleiben Ideologiekritik  und Frauenpower Programmheftbehauptungen, “ nicht verwunderlich, aber eben auch nicht fair. Aus der Sicht Elsas ist es doch so: Am Ende geht Lohengrin, und zwar nicht, weil sie gefragt hat, er wäre sowieso gegangen. Lohengrin singt am Ende, als klar ist, daß er gehen muß, sinngemäß , es sei schade, er hätte Elsa gerne ein Jahr lang glücklich gemacht. Danach wäre er sowieso wieder vom Gral abberufen worden, so verstehe ich das, denn dann wäre nämlich Gottfried, aber dann voll ausgereift, wiedergekommen und der Platzhalter Lohengrin hätte dann gehen können, denn Gottfried wäre dann Herrscher von Brabant geworden. Nicht ohne Grund nennt sich Lohengrin nur Beschützer von Brabant, eben weil er nur ein Platzhalter ist für den echten Herrscher Gottfried, der noch nicht so weit ist. Und dann wäre Lohengrin doch nicht mit der einzigen Aufgabe, Elsas Ehemann zu sein, in Brabant geblieben, er ist schließlich Gralsritter, der dem Gral dienen muß. Einmal im Jahr werden die Gralsritter ausgesandt, und danach müssen sie zum Gral zurückkehren, um für neue Aufgaben zur Verfügung zu stehen. So wie ja auch im Ring des Nibelungen der Siegfried Brünnhilde zurückläßt, um sich neuen Heldentaten zu widmen, und so hätte Lohengrin das auch gemacht. Damit hat er aber Elsa getäuscht, er hat ihr mit der Hochzeit vorgespiegelt, daß es sich hier um ein dauerhaftes Ehebündnis handelt, dabei wußte er genau, daß er nach einem Jahr wieder gehen muß. Vielleicht wollte er nicht darüber nachdenken, hat sich selbst etwas vorgemacht, aber es zeigt , daß Elsa gut daran tat, der Sache auf den Grund zu gehen, weil sie gemerkt hat „Hier ist was faul.“ Sie hat gemerkt, es gibt einen Plan, von dem sie nichts weiß, und sie ist Gefangene, Spielball dieses Plans. Daß Lohengrin sie an’s Bett gefesselt hat, was Sie als platt empfunden haben, könnte ja einfach nur symbolisch gemeint sein. Das Frageverbot macht vor diesem Hintergrund Sinn und ist nicht nur einfach eine Marotte eines unsicheren Mannes. Denn wenn herauskommt, daß Lohengrin nur auf Zeit da ist, ist die Hochzeit ja nur eine Farce gewesen, die nicht aufrechterhalten werden kann. Elsa soll aus Vertrauen und Liebe, die ihr eingeredet werden, auf diese Frage verzichten, mit dem Ziel genau dieses Vertrauen dann zu mißbrauchen. Damit werden die ganzen Liebesbekundungen, die ganze von Lohengrin zur Schau gestellten Romantik zur bösen Farce und zur Schmierenkomödie, und das arbeitet die Inszenierung wunderbar heraus, ich war so verblüfft, daß der Text von Wagner das hergibt. Ich fühlte mich an den Rosenkavalier von Richard Strauss erinnert, wo man auch das Gefühl hat, diese ganze k.u.k – Seligkeit ist einfach nur eine böse Schmierenkomödie und die Walzer eiern gewaltig. Es ist ganz wunderbar, wie differenziert die Elsa in dieser Inszenierung gezeichnet ist. Es gibt einerseits die Intrige von Ortrud, andererseits Lohengrin, der ja auch mit den anderen Gralshütern gegen Elsa intrigiert, zumindest einen Plan verfolgt, in dem Elsa instrumentalisiert wird. Was soll sie tun? Soll sie machen, was Lohengrin von ihr will oder was Ortrud will? Es spricht für den Charakter Elsas, daß sie das tut, was im Ergebnis Ortruds Willen erfüllt, aber nicht, weil sie von ihr manipuliert wird, sondern weil sie merkt, daß die Beziehung zu Lohengrin auf Sand gebaut ist. Daß sie Ortruds Interessen mit ihrer Entscheidung in die Hände spielt, nimmt sie gelassen in Kauf. Elsa könnte die Augen vor der Realität verschließen, weil der Gedanke an ein Glück mit Lohengrin verführerisch ist, daß sie es nicht tut, zeugt von der Stärke ihres Charakters. Ich finde schon, daß herausgearbeitet wird, daß Elsa mit sich ringt und sich die Entscheidung nicht leicht macht. Es wird der Kampf zwischen Romantik, symbolisiert durch die Farbe Blau ( s. „die blaue Blume“, Novalis), und Realismus dargestellt, das war auch ein Thema der Zeit Wagners.  Daß Elsas Entscheidung am Ende möglicherweise nachteilig für Brabant war ( Es kehrt der unfertige Gottfried zurück, Lohengrin muß sofort gehen), konnte sie nicht wissen, und macht deshalb ihre Entscheidung zu einer richtigen Entscheidung. Denn dem rationalen Denken ist geschuldet daß man  Entscheidungen immer nur nach bestem Wissen und Gewissen treffen kann, ohne immer die realen Folgen kennen zu können ( Kierkegaard: Nach hinten verstehen und nach vorne leben). Elsa hat nach modernem Verständnis alles richtig gemacht. Und sie hat noch Aussicht darauf, nun mit ihrem neuen Selbstbewußtsein und den Maßstäben, die sie an einen potentiellen Ehemann anlegt, einen besseren Mann zu finden als Lohengrin, denn das kleine grüne Männchen ist ja ihr Bruder, den sie nicht heiraten muß. Ich hoffe, ich habe Sie überzeugt, daß diese Inszenierung einfach genial ist. – Ulrike Kurz


Leserbrief zu „Eine Frage der Ähre“ von Kolja Rodzio

Oder ist es eine Frage schlechter journalistischer Leistung ? Ganz schlechter  . Schlecht recherchiert,  reisserisch  tendenziös . Einem Boulevardblatt würde dieser Artikel gut zu Gesicht stehen . Aber erschienen ist er in der ‚Zeit ‚ . Ein Beispiel : ,Lieber 7000 Sozialwohnungen bauen oder den notleidenden Bauern helfen‘ ?  Sollte das provokant sein oder frech ? Ich nenne es einfach nur  dumm !      Uns Bauern  ist schon klar , das wir als Unternehmer auch das  unternehmerische Risiko tragen . Aber das hat leider überhaupt nichts mit  den Familienbetrieben zu tun , die am Rande ihrer Existenz stehen . Stichwort Milchkrise . Schon mal gehört?  Noch nicht lange vorüber . Jetzt Dürre . Wie bitteschön wollen Milchviehbetriebe zum Beispiel   da Risikovorsorge betreiben ? Das Letzte was ein Bauer sich wünscht  ist Hilfe . Es gibt da ein Wort das heißt Bauernstolz . Das sagt einiges , oder . Mal weg von Koalitionen , Politik und Lobbyismus . Es sollte um Hilfe für einige gehen , denen dringend geholfen werden muss  .  Die vielen sicher gut gemeinten Ratschläge in Ihrem Artikel  sind entweder hanebüchen oder naiv .  Apropos Solaranlage : Unsere Solaranlage war zwöf Jahre nicht gerade der Joker . Aber  im  dreizehnten. – Heinrich Ruprecht


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Ihre Artikel und das Interview zum Thema zeigen eine Realität, wie ich sie in der eigenen Patchwork-Situation und in meiner Beratungspraxis erlebe. Es braucht immense Anstrengungen und viel Bereitschaft zu Kommunikation und Kompromiss von allen Seiten – auch von den Kindern. Psychologische Beratung und Elterngruppen können da sehr hilfreich sein, sind aber oft teuer – wie Sie richtig schreiben. Allerdings gibt es in Baden-Württemberg mit dem Landesprogramm „STÄRKEplus“ eine Möglichkeit staatlicher Unterstützung, die leider zu wenig bekannt ist. Jeder Elternteil hat nach Trennung/Scheidung (aber auch bei anderen belastenden Situationen) das Anrecht, Hilfe zu bekommen, und zwar bis zu 500 EURO pro Elternteil, die vom Anbieter ohne Nennung der Teilnehmer-Namen abgerechnet werden können. zB ein von STÄRKE anerkanntes Elterntraining und danach – bei Bedarf – noch Beratungsgespräche / Hausbesuche, die ebenfalls anonym abgerechnet werden. Meine Erfahrung ist, dass es Eltern unglaublich hilft, wenn sie sich im Kurs gegenseitig Mut machen, Erziehungs-Werkzeuge auf ihre Situation anpassen und nach dem Kurs individuelle Hilfe bekommen, wenn zB. die Kommunikation mit dem getrennt lebenden Elternteil stockt. Das schönste Erlebnis war das Bewerbungsschreiben eines Sohnes, der angab, durch das Leben in  zwei Familien eine hohe soziale Kompetenz erworben zu haben. – Friederike Höhndorf


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Endlich wagt sich eine wichtige Zeitung an das Thema Ausbeutung der sog. 3. Welt – den ehemaligen Kolonien der imperialistischen Weltreiche heran. Endlich werden die Flüchtlingsströme als das angesehen was sie sind: Von uns und unserem Lebensstil erzeugte Migration, weil wir den Menschen in den armen Teilen der Welt nichts, aber auch gar nichts lassen. Ja, das ganze basiert auf Machtmissbrauch der imperialen Weltmächte und endete ja leider nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich nicht mit dem Ende des Kolonialismus. Auch danach wurde den Ländern ja keine eigenständige und faire Entwicklung zugestanden. Wir erinnern uns alle noch an den Grund für den Irakkrieg – es ging ums Öl, wir erinnern und an Granada und Nicaragua, wo die USA in ihrem Hinterhof auch nicht die kleinste eigenständige Entwicklung duldete. Der Iran und die Beseitigung der gewählten Mossadegh Regierung durch westliche Geheimdienste wurde ja im Artikel kurz gestreift. Oder das große Thema Kongo. Es gäbe noch viele andere Fälle anzusehen. Inzwischen ist diese Ausbeutung auf Supranationaler Ebene angekommen und wird durch EU Handelsabkommen weitergeführt, die die armen Länder Afrikas lediglich auf ihre Funktion als Märkte für das was bei uns überflüssig ist, begreift. Dort entledigen wir uns unseres Elektroschrotts und anderer Teile unsere Hyperkonsums, die wir nicht vor der eigenen Haustüre haben wollen und wir zerstören lokale Märkte und Produktionen durch erpresserische Zollabkommen die europäischen Wirtschaftsinteressen dienen. Es ist doch hinlänglich bekannt, dass die Tomatenkonserven und Hähnchenteile aus Europa letzte verbliebene lokale Märkte zerstören. Perfide wird es, wenn ehemalige Tomatenbauern aus Westafrika heute in den italienische Tomatenfeldern schuften und genau das produzieren, was ihre eigene Lebensgrundlage zerstört hat. Und dann fischen die europäischen Fangflotten den Afrikanern auch noch ihren Fisch vor der Küste weg. Es verwundert, dass das Thema Zollabkommen der EU mit afrikanischen Ländern noch nicht einmal von den Grünen oder der Linken aufgegriffen wird. Hier wäre anzusetzen, und für faire Handelsbedingungen zu sorgen, wenn man wirklich Fluchtursachen bekämpfen wollte. Es wäre gut, wenn über diese Zustände endlich eine breitere Diskussion erfolgen würde. – Brigitte Kamps-Kosfeld


Leserbrief zu „Sprechen über MISSBRAUCH“ von Ursula März

Habe gerade den obengenannten Artikel gelesen und bin nun doch recht perplex. Schreibt die Autorin da tatsächlich, es gäbe einen Zusammenhang zwischen sexueller Freiheit und destruktiver Sexualität, d.h. Missbrauch? Daraus kann man dann wohl schlussfolgern, dass in sexuell regideren Regionen der Welt keine Kinder missbraucht werden? Alles klar. Was genau sexuelle Freiheit überhaupt mit Kindern zu tun haben soll erschließt sich mir jedenfalls nicht. Und was, bitte, soll die Verknüpfung mit dem Holocaust? Man kann ja einiges konstruieren, sinnvoll ist es deshalb noch lange nicht. Selten einen so unsinnigen Artikel zu einem solch sensiblen Thema gelesen. – Sandra Baldauf


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vielen Dank für Ihren Artikel „Verschäfte Wahrnehmung“, den ich allerdings wegen seines ironischen Anfangs erst sehr gern, dann aber mit immer weniger Feude gelesen habe. Ich schätze eigentlich Ihre sonst sehr ausgewogenen Artikel sehr, aber an dieser Stelle frage ich mich tatsächlich, wie es sein kann, dass Sie nun doch einer milden Form von Extremismus anheim gefallen sind. Dass Veganer unter Nicht-Veganern ein so schwieriges Image haben, liegt doch weder an der Verrücktheit der einen noch der anderen Seite. Es liegt einfach daran, dass Übertreibung im täglichen Geschäft (und das Essen ist eins der alltäglichsten Geschäfte) noch nie besonders sinnvoll und menschenfreundlich war. Kann man nicht seinen Fleisch- und Tierproduktkonsum dramatisch zurück fahren, ohne gleich beim Verstoß eines Gastgebers gegen das vegane Prinzip einen gleichsam allergischen Schock zu erleiden? Dem Nutzen tierischer Produkte verdanken wir die liebenswertesten jahrhundertealten Kulturgüter – von der Almwirtschaft in den Alpen zum Sonntagsbraten, vom bodenständigen alten Bauernhof bis zu den grünen Schafweiden Großbritanniens. Weg damit, und alles auf Kokosmilch, Soja und Tofu umstellen? Danke auch, in dieser Welt möchte ich nicht mehr leben. Aber genau genommen ist das die allerökologischste und tierfreundlichste Lösung: Keine Menschen mehr, keine Probleme. Vielleicht können wir uns abseits aller dogmatischen Euphorie darauf verständigen, einfach deutlich weniger Fleisch und Tierprodukte zu konsumieren? Auch dann könnte man die meisten Tabletten vermutlich bald weglassen. – Petra Schwille


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Am besten hat mir die Beschreibung gefallen, wie die die Gesellschafft es schafft, sich zu diesem verrückten Verhalten zu entwickeln. Es wirken ja hier 2 Komponenten quasi optimal zusammen: Der Verbraucher ist dankbar, dass das Leid der Tiere und die ekelhaften Schlachtbedingungen aus seinem Alltag herausgehalten werden. Und der Produzent kommt dem gerne nach. Das führt am Ende dann sogar dazu, dass man noch nicht einmal so genau auf die Arbeitsbedingungen der importierten Rumänen und Bulgaren in den Schlachthöfen  schaut. Zu den Zahlen könnte man noch einige Hinzufügen. Z.B. die Anzahl getöter Masthähnchen: 680 Millionen. In Deutschland. 2017. Die Größenordnungen sind unvorstellbar. Außerdem hört es sich für mich noch ein wenig zu nett an, wenn Sie schreiben, dass wir mit 27 Millionen Schweinen zusammen leben. Demgegenüber steht die Zahl von 60 Millionen Schweinen, die pro Jahr in Deutschland geschlachtet werden. Denn die Schweine werden ja nach einem halben Jahr schon geschlachtet. Und es werden sogar noch welche importiert. 2013 habe ich mein veganes Jahr absolviert. Ein Jahr habe ich durchgehalten. Danach habe ich resigniert. Diese endloses Diskussionen, die in dem Artikel ja auch alle beschrieben werden. Nahezu täglich musste ich sie führen. Kein einziger Mitstreiter im beruflichen Alltag. Und wenn sie nicht laut geführt wurden, dann konnte man an den Blicken erkennen, dass sie gedacht wurden. Nach dem Jahr habe ich mich dann gefragt, ob ich eigentlich bekloppt bin. Warum bin ich der einzige Depp der sich in Verzicht übt und die ganzen Unannehmlichkeiten in Form der Diskussionen mit Kollegen und Köchen aushalten muss.Es ändert sich ja eh nix und die Welt wird sowieso untergehen. Also habe ich mich nach dem Jahr wieder umgepolt (was nicht einfach war) und den inneren moralischen Kompass wieder so verdreht, dass ich es geschafft habe wieder Fleisch zu essen. Es roch zu gut. Und schmeckte zu gut (Eingangs habe ich ein wenig geschummelt. Es war mehr ein vegetarisches Jahr mit dem Anspruch nach und nach vegan zu werden). Was mir gesundheitlich aufgefallen war (1967 geb.): Meine Gelenkprobleme in den Schultern waren Anfang 2013 sehr schnell verschwunden. Danach, also ab Anfang 2014, hatte ich mehrere Bandscheibenvorfälle die nun vor 4 Tagen operiert werden mussten. Ob da ein Zusammenhang besteht weiß wahrscheinlich Gott alleine. Ich bin auf jeden Fall geneigt – auch durch Ihren Artikel – es nun noch einmal zu versuchen. Es ist und bleibt aber ein Verzicht. Ähnlich wie beim Rauchen. Die Mechanismen die Sie beschreiben, dass der Verzehr dieser ganzen tierischen Produkte in erster Linie eine Verbindung zu den Erlebnissen der Vergangenheit herstellen, funktioniert beim Rauchen ganz ähnlich. Wenn es einem nicht gelingt bewusst etwas an diese Stelle zu setzen, wird man scheitern. Oder man ist ein Asket. Ein wenig Askese wird aber wohl nötig sein um den Planeten zu retten. Zumindest in den hiesigen Gefilden. Die meisten Bemühungen (E-Mobilität, „Grüner Strom“, Gebäudesanierung) werden im besten Falle nichts bringen, wenn man sich die Größenordnung anschaut, mit welcher wir den Planeten verheizen. Aber mit Verzicht gewinnt man weder Wählerstimmen noch die Gunst der Aktionäre. Ich glaube ich hab’s mir gerade wieder anders überlegt. Ich probiere es doch nicht noch einmal….bringt alles nix ;-)Nein, im Ernst: Das ganze Thema hat ja auch mit Glauben zu tun. Wenn man schon nicht an Gott glaubt (aber selbst wenn), dann glaube ich zumindest an das Gute im Menschen. Was auch immer das ist, es ist im simpelsten Fall der Glaube daran, dass eine langfristige Perspektive da ist. Für unsere Kinder und Kindeskinder. Und dass es andere Menschen gibt, die diesen Glaube teilen. Dass es Menschen gibt, denen andere Menschenleben und Tierleben nicht egal sind. Dass es einen Menschen gibt, dem man selbst nicht egal ist. Oder, dass man selbst dieser Mensch ist, der einen anderen Menschen erfahren lässt, dass er einem nicht egal ist. Das hört sich vielleicht alles ein wenig schwülstig an. Aber es erzeugt ein Gefühl. Und dieses Gefühl ist meines Erachtens richtiger als die wissenschaftliche Diskussion darüber, ob Tiere Gefühle haben. Wer sich jemals auch nur ein wenig mit Tieren beschäftigt hat (also in echt, nicht im Fernsehen) weiß, dass das so ist. Ohne wissenschaftlichen Beweis. Das Ganze ist auch ein moralischer Diskurs, der viel zu selten und viel zu wenig penetrant geführt wird. Entweder sticht die Wissenschaft. Oder die Wirtschaft. Mit zweifelhaften Argumenten. Aber sie stechen dennoch. Am Ende wird man nämlich in jedem Fall eine moralische Entscheidung treffen müssen, denn bei der Ernte von Feldern sterben zwangsläufig unzählige Tiere. Man kann dies in Kauf nehmen und dennoch aus Respekt vor dem Leben Fliegen und Spinnen am Leben lassen und lediglich des Hauses verweisen. Wenn man sich der Diskussion verweigert, bleibt das Sterben der Feldtiere aber leidglich das Totschlagsargument der Fleischesser. – Mirko Strick


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich frage mich schon seit einigen Monaten, was der Anlass dafür gewesen sein könnte, dass Ihre Sicht auf die Probleme der Welt, nach einer merklichen gedanklichen Öffnung seit dem in 2016 sichtbar gewordenen Desaster Ihrer ursprünglichen Auffassungen zur Migration, seit etwa einem Jahr begann, sich wieder deutlich zu verengen auf das Thema ‚Schuld und Sühne‘, zuletzt unübersehbar in der ZEIT 30. Nach dem Lesen des aktuellen Magazins kenne ich ihn. Ich habe keinerlei Probleme mit Veganismus, sofern er nicht als Lifestyle-Label dient. Nein, nicht Ihre Entscheidung befremdet mich, es sind die Begründungen. Was mir ins Auge sticht, ist ein offenbar tiefsitzender Schuldkomplex ‚Mein Gott, was tue ich, was tun wir dieser Welt an‘. Ich frage mich, ob derartige Schuldgefühle die geeignete Grundlage sind zu verstehen, was in der Welt und in den auf ihr lebenden Menschen vor sich geht. Mir scheint, bei allem Respekt, ein solches Verständnis essentiell für einen Ressortleiter Politik einer intellektuell anspruchsvollen Zeitung. Was Sie suchen, und was Sie glauben, in persönlicher Bußfertigkeit gefunden zu haben (der Rest Ihrer Begründungen und Selbstvergewisserungen sind neuzeitliche Märchen), ist Erlösung von den ewigen Dilemmata des menschlichen Seins. Bitte bedenken Sie, wenn Sie über persönliche Schuld am Zustand dieser Welt sprechen: Schuld ist auch, im Mitmenschen Schuldgefühle zu erzeugen und zu erhalten. – Matthias Wagner


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vielen Dank für den tollen Artikel, der mit Herzblut und doch Bedacht geschrieben ist – und den ich als erstes gelesen habe! Der den ganzen Wahnsinn auf unseren Feldern und den hermetisch verschlossenen Ställen zeigt, und dass wir selbst daran Schuld sind mit unserem übergroßen Fleischverzehr. Woher kommt der? Wir werden vom Leid der Tiere ausgesperrt, sehen nichts, gleichzeitig suggeriert uns eine in den Wirtschaftwunderjahren großgewordene  übermächtige Agrarlobby, dass alles so in bester Ordnung ist – nach dem uralten Motto: „macht euch die Erde untertan“! Wie das schleichend und möglichst unauffällig geschieht, das sehen wir äußerlich allenfalls an den immer größeren und einförmigeren Agrarwüsteneien, an mehr nicht, – in der langen Produktionskette bis zur Fleischtheke. Allerdings: der Mensch ist wohl kaum als Veganer geschaffen,  die bei Veganern notwendige künstliche Zufuhr von B12 Tabletten belegt das. Worum es eigentlich geht, ist die am Tierwohl orientierte Tierhaltung, was natürlich automatisch erheblich weniger Fleischverzehr bedeutet. Noch ein Aspekt: unsere Kinder verlieren zunehmend den Bezug zur „natürlichen Natur“, die ein Residualleben fristet in Streichelzoos, Meerschweinchen und Naturparkinfrastruktur. Sie sind dem, was sie essen,  zunehmend entfremdet… (nicht in aller Welt wollten sie, dass „ihr“ Meerschweinchen geschlachtet wird). Wo soll das hinführen? Sie haben es angedeutet. – Dr. Friedrich Koch


Leserbrief zu „Zukunft im Schwitzkasten“ von Stefan Schmitt

Wir wissen es alle, selbst sog. Klimaskeptiker oder Klimaleugner (schon die Bezeichnung ist barer Unsinn), müssen einsehen, dass es immer heißer und extremer zugeht. Nur passiert nicht viel, außer dass geschrieben und Kopf-schüttelnd zur Kenntnis genommen wird. Die derzeitigen Maßnahmen, angefangen von Plastiktütenverboten bis hin zu einer verkorksten Energiewende, erscheinen wie blanker Hohn, wenn man sich auch nur entfernt ausmalt, was uns bevorstehen wird. Nein – wir brauchen einen radikalen und rasanten Umbau der Gesellschaft, Abkehr von Konsum und Wachstumswahn, um das Schlimmste zu verhindern. Für unsere unmittelbare Lebenswelt in unserem reichen Land schlage ich als sofort umsetzbare Maßnahmen vor: Drastische Beschränkungen des privaten und geschäftlichen Flugverkehrs, Verbot von SUVs außer für Land- und Forstarbeiter, Verbot von unnötiger, das heißt nicht sicherheitsrelevanter oder übertriebener Klimatisierung, weitgehender, vorgeschriebener Verzicht auf Fleisch für den nicht körperlich arbeitenden Teil der Bevölkerung, Verbot von Standby-Funktion an Elektro-Geräten, weg von der Wegwerf-Mentalität hin zu einem ausgedehnten Reparatur-Service-System. Ja, es werden unzählige Arbeitsplätze dadurch verloren gehen. Aber vielleicht haben wir ja dann wieder Zeit für das, was es sich zu leben lohnt: miteinander und füreinander da zu sein – ohne überflüssigen Konsum. – Benedikt Flurl


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Mit großer Freude habe ich Ihren hervorragenden Beitrag gelesen, den ich Zeile für Zeile bekräftigen kann. Unsere ganze Familie einschließlich der Freundinnen unserer Söhne lebt seit zweieinhalb Jahren vegan und wir fühlen uns in jeder Hinsicht viel besser als in unserer langen Zeit des Karnismus. Es war übrigens auch bei uns der Sohn, der den Anstoß gegeben hat. Unsere neue Lebensweise stärkt übrigens auch den familiären Zusammenhalt. Wir sind uns sicher, dass wir nie wieder mitverantwortlich sein werden, dass Tiere ausgebeutet, gequält, getötet werden, nur weil es schmeckt. Unsere Erfahrung: Vegan schmeckt besser! Tolstoi hat geschrieben „Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben“. So ist Veganismus auch ein Stück Aufruf zum Frieden. Wie können wir Frieden unter den Menschen fordern, aber Tiere millionenfach zu unserem Vergnügen töten? Und auch wir erleben es so, dass die Befreiung von der kognitive Dissonanz, zu wissen, dass man für den Massenmord mitverantwortlich ist und es trotzdem tut, eine Wohltat für die Seele ist. Ich empfehle übrigens jedem das hervorragende youtube-Video der amerikanischen Psychologin Dr. Melanie Joy „Hunde essen? Warum nicht?“, das sehr anschaulich erklärt, warum wir Fleisch essen. Ich würde gerne wissen, wer die eine Million Veganer in Deutschland sind, ich würde sie gerne auf einer großen Demonstration oder einem Festival treffen und mit Ihnen ein großes Fest der Liebe, für Frieden, gegen Ausbeutung und Armut, für unseren Planeten und unsere Gesundheit feiern. Welche Initiative einflussreicher Persönlichkeiten könnte so etwas organisieren? – Dr. Christian Butzek


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Seit einiger Zeit freue ich mich über die differenzierten Artikel Ihrer Zeitung zu verschiedenen Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Allerdings bildet der o.g. Artikel hierbei meiner Meinung nach eine Ausnahme. Während üblicherweise die Artikel verschiedene Themen recht ausgewogen darstellen, scheint beim Thema Patchwork-Familien eine einseitig negative Sicht vorzuliegen. Das ist insofern schade, als dass der Artikel einen wichtigen Aspekt außer Acht zu lassen scheint: Patchwork-Familien mögen nicht perfekt sein, aber die Alternative ist schlimmer- unglückliche Eltern, die sich nicht scheiden lassen, sei es aus finanziellen und/oder kulturellen Gründen. Denn was für ein Modell leben diese Eltern ihren Kindern vor? Eine unglückliche, ggf. sogar destruktive Ehe. Und vielleicht noch gravierender; sie leben ihren Kindern vor, dass man eine unglückliche Lebenssituation nicht ändern kann und darf, sondern vielmehr sein Schicksal erdulden muss. Dann doch lieber eine Patchwork-Familie. – Wiebke Dethloff


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

In o.g. Artikel von Gero von Randow findet sich eine Karte (Die deutschen Kolonien) auf S. 3 mit einer etwas seltsamen Darstellung und und einer sehr zweifelhaften Behauptung über Kaiser Wilhelm II. Die Karte zeigt alle heutigen Staaten in ihren aktuellen Grenzen, wobei die ehemaligen deutschen Kolonialgebiete hervorgehoben sind. Ihr damaliges „Mutterland“(?) Deutschland wird als „Deutsches Reich“ in seinen Grenzen von 1871-1918 arg ahistorisch nun ebenfalls hervorgehoben präsentiert. So findet man  z.B. an der deutschen Ostgrenze ein seltsam gequetschtes, so heute eben nicht existentes Polen. Die Erläuterung zur Kartenüberschrift „Die deutschen Kolonien“ lautet: „Kaiser Wilhelm II. ließ Teile Afrikas und Südostasiens besetzen.“Das gezeigte Kartenmaterial samt seinen Anmerkungen gibt das aber gar nicht her. Ausnahmslos alle afrikanischen Besitzungen wurden schon vorher zur Zeit Kaiser Wilhelms I. bzw. seines Kanzlers Bismarck in dieser oder jener Form einverleibt wie auch der nördliche Teil des heutigen Papua-Neuguinea und die Marshallinseln. Kaiser Wilhelm II. erhob zwar – oft genug säbelrasselnd – Ansprüche auf eine Weltmachtstellung oder Weltmachtgeltung des Deutschen Reiches. Doch unter seiner Führung bzw. den Bismarck folgenden Kanzlern fiel die „Gebietsausbeute“ mit dem Gebiet von Kiautschou an der ostchinesischen Küste und den Inselgruppen der Karolinen; Marianen und der Insel Palau äüßerst bescheiden aus. – Ein im klassischen Sinne „südostasiatisches“ Gebiet hat das Reich übrigens nie „erworben“ oder beherrscht, es sei denn, man wollte das damlige Kaiser-Wilhelm-Land darunter fassen. Was nicht zwangsläufig stören musste, weil imperialistische Herrschaft schon damals auch auf anderen Wegen als der Besetzung oder Inbesitznahme eines Territoriums errichtet und ausgeübt werden konnte. Das Bagdad-Bahn-Projekt im Osmanischen Reich ist hierfür ein Beispiel. – Norbert Ortgies


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Wir Nord- und Mitteleuropäer spüren gerade am eigenen Leibe einige Auswirkungen der Kolonialisierung bzw. des mangelnden Willens zur Dekolonialisierung. Bei den vierten Rekord-Sommertemperaturen in Folge aufgrund des Raubbaus an natürlichen Ressourcen schwitzen wir uns einen ab. Ob wir im großen Stil Regenwälder abholzen, um Anbauflächen für Sojabohnen zur Herstellung von vergiftetem Fischfutter für norwegische Zuchtlachsfarmen zu gewinnen, oder Kohle zur Verstromung aus Kolumbien einschiffen, u.v.m. – der Bumerang wird immer mit transportiert. Wir müssen endlich beginnen, uns ernsthaft mit den Auswirkungen der Kolonialisierung auseinanderzusetzen. Wer glaubt, diese Zeiten wären Geschichte und vorbei, der darf sich nicht wundern, wenn er früher oder später zwangsweise dekolonialisiert wird. Und glaubt wirklich noch irgend jemand, dass z.B. die Fischer aus den Dörfern an der westafrikanischen Küste bis zum Sankt Nimmerleinstag nur stirnrunzelnd am Strand stehen bleiben und die großen europäischen Trawler und schwimmenden Fabriken staunend dabei beobachten, wie die Fischgründe vor ihrer Haustür leergefegt werden, nur damit wir im Supermarkt zwischen gefühlt dreiundachtzig verschiedenen Sorten Thunfisch und Hering in Dosen wählen dürfen? Für eine gescheite Auseinandersetzung mit dem Thema Dekolonialisierung ist es auch erforderlich, sich über einige Begriffsbestimmungen zu einigen. Zum Beispiel über Begriffe wie Armut und Entwicklungshilfe. Während wir hierzulande über Kinder- und Altersarmut diskutieren, sterben in vielen afrikanischen Ländern Kinder, weil sie keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben oder einfach verhungern, sofern sie sich nicht vorher über die Armutsdiskussion in Deutschland totgelacht haben! Desweiteren brauchen wir endlich ein Bundesministerium für Entwicklungshilfe. Wir haben nämlich noch keins. Ein Ministerium von Herrn Müller mit einem Gesamtbudget von 8,5 Mrd Euro (2017), das davon lediglich rund zwanzig Prozent, also gerade mal knapp zwei Milliarden Euro bei einem Bundeshaushalt von weit über 300 Mrd Euro für tatsächliche Entwicklungshilfe zur Verfügung stellt (das sind in anderen Worten etwa ein halbes Prozent des Bundes-Gesamthaushaltes), verdient diese Bezeichnung nicht. Deshalb war Ihr Artikel so wichtig. Ich hoffe, Sie stoßen damit eine breite Diskussion in der Gesellschaft zum Thema Dekolonialisierung an. Es ist allerhöchste Zeit, dass wir endlich ernsthaft aus dem Quark kommen! Sonst werden die zukünftigen Sommer nicht nur temperaturmäßig sehr, sehr heiß. – Claus Marquardt


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Achja, die Patchworker. Da haben wir´s mal wieder: sieben Jahre Blut, Schweiß und Tränen als Strafe für all diejenigen, die es nicht geschafft haben, bis zur Goldenen Hochzeit zusammenzubleiben, denn das gehört sich so. Was die liebe alte Tante ZEIT dabei unterschlägt: auch in einer „normalen“ Familie sitzt man möglicherweise nicht immer einträchtig um den Abendbrottisch. In meinem engeren Umkreis gibt es eine ganze Reihe von Bilderbuchfamilien, in denen nicht gerade Mord und Totschlag herrschten, aber doch Selbstmorde, Alkoholismus, Ehebruch, Depressionen, Sprachlosigkeit, Magersucht vorkamen. Einige der Eltern haben zu ihren erwachsenen Kindern keinen Kontakt mehr und wissen nicht einmal, wo die sich aufhalten. Vielleicht ist es ja so: die meisten Familien, ob Patchwork oder Patentstrick, wurschteln sich durch ihren anstrengenden Alltag und die Kinder werden einfach irgendwie. Vorausgesetzt natürlich, das Geld reicht. Was uns allen nicht weiterhilft: die romantische Idee von der heilen Familie, die dann auch noch bebildert wird mit Fotos von fünf süßen Bullerbü-Kindern, einer ätherischen Mama und einem fünfundzwanzigjährigen Hipstervater. – Anne Straßmann


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Im Falle der Abschiebung der Gefährders Sami A. diagnostiziert Herr Wefing – wie auch viele andere Kommentatoren – eine Gefahr für den Rechtsstaat: „In einem Rechtsstaat sind die Urteile der Gerichte zu befolgen, ausnahmslos, von Bürgern, Behörden, von Politikern.“ Wieso erfolgt der Aufschrei jetzt, und nicht bei der tausendfachen Missachtung des Rechtsstaats durch das Kirchenasyl? – Karl-Heinz Schneider


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ein inspirierender Artikel. Jeder von uns kann (muss) zum Erhalt der Umwelt beitragen. Ich freue mich auf einen Rückblick im Sommer 2019, wie sich ein Jahr mit Verzicht auf Auto, Flugzeug und weitere Umweltverschmutzer anfühlt. – Yvonne Sedlmeier


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Das Leben als Veganer scheint ein regelrechtes Erweckungserlebnis für Herrn Ulrich gewesen zu sein, wenn er schreibt, dass er in einem Jahr mehr über sich und fast alle wichtigen Fragen des Lebens gelernt hat als im Rest seines Lebens. Was er aber da so eigentlich gelernt hat, bleibt selbst auf sechs Seiten Zeitmagazin das Geheimnis des Autors bzw. ist eine Mischung aus verklärten Erinnerungen, tendenziösen Halbwahrheiten und unreflektierten Verallgemeinerungen, die das Veganertum rechtfertigen und bestätigen sollen. Wenn er die Landwirtschaft in seiner Jugend beschreibt, erwähnt er die „Fläschchen mit Medikamenten“ und begründet deren Notwendigkeit mit der „Langeweile der Tiere“, was nicht mehr als eine Andeutung ist, solange er nicht sagen kann, was in den Fläschchen war. Er weiß jetzt „bestens Bescheid“, weil er ein Jahr Veganer ist – welch eine Begründung! Sein Artikel ist gespickt mit abschreckenden Formulierungen wie „Pressten die Hunde ihre Leiber“, Bankräuber am Galgen, kein Gemetzel, Hauch von Verwesung, Männer an Tieren, dunklen Blutspritzer, violett-roter Geruch (?), Kopfschlächter“, die er alle pauschal mit der Landwirtschaft in Verbindung bringt. Es zeugt von einem fragwürdigen Berufsethos, wenn Ulrich hier durch unpräzises und unreflektiertes Argumentieren journalistische Grundprinzipien über den Haufen wirft, nur um seine Begründungen passend zu machen. Seine Argumente richten sich nahezu ausschließlich gegen die Massentierhaltung. Er negiert vollkommen, dass eine bäuerliche Landwirtschaft in Mitteleuropa ohne Viehwirtschaft überhaupt nicht existieren konnte, solange der Viehdung nicht durch Mineraldünger ersetzt werden konnte. Und selbst heutzutage kommt ein nachhaltig wirtschaftender Landwirt nicht ohne Viehdung aus. Der Autor weiß anscheinend nichts über die Landschafts- und Agrargeschichte Mitteleuropas seit der letzten Eiszeit. Dass ein beträchtlicher Teil der Biodiversität im Offenland durch Beweidung entstanden ist, ja dass die mitteleuropäische Landschaft in Teilen das Ergebnis einer ausgeklügelten Weidewirtschaft ist. War er noch nie in den Alpen und Karpaten? Die Blumenwiesen sind ein Ergebnis von jahrtausendealter Weidewirtschaft. Ein Großteil der Naturschützer ist sich mittlerweile darüber einig, dass wir Schmetterlinge und Wiesenvögel nur durch groß angelegte Beweidungsprojekte wieder in unsere Landschaften zurückholen können. Dazu müssen die Weidetiere aber auch einen Nutzen haben oder sollen etwa Hirten angestellt werden, die diese Tiere lediglich betreuen, um sie eines natürlichen Todes sterben zu lassen? Weidetiere haben ein artgerechtes, verdammt schönes Leben bis zu ihrem (Schlacht)tod. Jeder, der ein Steak von einem solchen Weiderind kauft (das allerdings deutlich mehr kostet als ein Steak aus der Massentierhaltung), trägt damit mehr zur Biodiversität bei als ein Bernd Ulrich, der Tofu und Mandelmilch aus Kalifornien und Vitamintabletten aus der Apotheke kauft. Wenn Bernd Ulrich das Töten von Tieren generell ablehnt, sollte er nicht mehr Auto fahren, fliegen und sich nur noch ganz vorsichtig durch den Wald bewegen, denn dort tötet jeder Schritt. Ach ja, und da sind noch die Unmengen von Hunde- und Katzenfutter für unsere Schmusetiere. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Jeder Lebenstag jedes einzelnen von uns tötet direkt oder indirekt Tiere –  bei unserem Lebensstil sind es sogar sehr viele Tiere. Will man Veganertum mit dem Erhalt von Tierleben begründen, ist das eine ähnliche Denkweise, wie die des mittelalterlichen Ablasshandels. Unsere Gesellschaft braucht zweifellos eine permanente Diskussion und laufende Überprüfung der Kriterien, die das Töten von Haustieren rechtfertigen. Fleisch als billiges und ungesundes Grundnahrungsmittel oder als zusätzliches Produkt für den Export unter Inkaufnahme von enormen ökologischen Schäden zu produzieren, ist mit Sicherheit keine Rechtfertigung. Die von Ulrich zu Recht kritisierte Jagd aus reinem Spaß ist kategorisch abzulehnen. Nur wenn wissenschaftlich untermauerte, ökologische Gründe das Töten von Wildtieren zur Bestandsregulation nahelegen, sollte dies unter strenger staatlicher Aufsicht bzw. durch den Staat als Gewaltmonopolisten durchgeführt werden. – Norbert Wimmer


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich lese die ZEIT unregelmäßig, aber seit sehr vielen Jahren. Vielleicht zwei Dutzend Texte habe ich aufgehoben und nie aufgeben wollen. Eben mal herausgekramt: Los ging es ´93 mit einer Reportage von Uwe Prieser über den Ringer Alexander Karelin, Schlagzeile: “Der Kran von Nowosibirsk”. Eingefangen hatte mich damals die Schönheit der Sprache für ein Thema, das ich andernfalls völlig übersehen hätte. Andere Schätze: Eine Besprechung des Buchs von Ella Maillart über ihre verlorene Katze “Ti-Puss”. Texte über Kästner, Kerr und Veza Canetti. Deschner für Tiere. Lieckfeld über Tiere. Ein Plädoyer für die Freigabe von Cannabis. Eine Erwägung zu bzw. gegen Zwang in der Psychiatrie. Oper, “Das Mädchen mit den Schwefelhölzern”. Schwer geärgert hat mich, dass ich den Text eines Physiologen, der keine Tierversuche mehr verbrechen wollte, vor langem verloren habe. (ZEIT? Oder Süddeutsche?) Warum erzähle ich das? Weil ich dieser Tage besonders dankbar bin – um nicht zu sagen glücklich, mit der und über die ZEIT. Noch kein Artikel hat mir einen solchen Jubel in der Brust gemacht wie Bernd Ulrichs umsichtiges Plädoyer für veganes Leben. Und das ausgerechnet in einem Magazin, dessen Rezepte, Mode und Anzeigen mir manchmal dekadent erscheinen. (Was mir auf den Keks geht. Weshalb ich nie abonnieren mochte.) Das muss ich ja aufheben! Und hundertmal weiterempfehlen. Mein allerbester Dank geht an diesen Mann für so viel Fairness, Mumm und Humor. Danke auch der Redaktion für ihren Beschluss, diesen wirklich wichtigen Text zu wollen. Man stelle sich vor, er wäre nicht geschrieben worden. – Ute Esselmann


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ich bin begeistert über den brillant geschriebenen und hunderprozentig zutreffenden Situationsbericht von Sibel Kekilli. – Claus-Hayo Hahn


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Bereits einige Male war ich in der Vergangenheit kurz davor, diese Zeitung zu boykottieren. Und zwar wegen einiger ziemlich dämlicher anti-veganen Artikel, die allesamt die ethische Frage des Konsums tierischer Produkte bei ihren Betrachtungen außen vor liessen oder das damit verbundene Tierleid maximal am Rande thematisierten. Außerdem ist auch  Frau Raethers Vorliebe für die zugegeben sicherlich schmackhafte Verarbeitung von tierischen Leichenteile für einen Menschen, der eben nicht mehr die übliche kollektive Verdrängung  praktiziert,  schwer zu ertragen. Deshalb befürchtete ich das Übliche, als ich auf der Titelseite den Verweis auf Bernd  Ulrichs Geschichte über sein neues veganes Leben im Zeit Magazin sah. Doch – zu meiner größten Überraschung lese ich hier einen klugen und selbstreflextierten Bericht über all das, was einem werdenden Veganer so bewegt und begegnet – Danke aus tiefsten Herzen dafür! Ich habe all das sehr ähnlich erlebt und empfunden und kann nur bestätigen – so schmerzvoll und unangenehm manche Reaktionen des Umfeldes, auch des engeren (Freunde, Verwandte)  auch sind – es ist andereseits  ein unglaublich gutes Gefühl, die Bilder und Gedanken nicht mehr verdrängen zu müssen. Denn eigentlich wissen alle Bescheid. Es könnte so einfach sein. Für die Menschen. Die Tiere. Die Umwelt. Go vegan. – Annette Wenig


Leserbrief zu „Purer Aktionismus“ von Anne Kunze und Fritz Zimmermann

Vielen Dank für den großartig recherchierten und entlarvenden Beitrag „Purer Aktionismus“ über die Art und Weise, wie Massentierhaltungs-Lobbyisten sich ihre eigenen Tierqual-Vertuschungsgesetze (einen besseren Begriff habe ich noch nicht gefunden für das, was im englischen Sprachraum „Ag Gag“ bezeichnet wird) schreiben wollen. Die Massentierhalter werden da jetzt möglicherweise Sturm laufen. Aber Umfragen zeigen, dass 80% der Bevölkerung das Aufdecken von Tierquälereien durch Undercover-Journalismus explizit befürworten. In Österreich gibt es ähnliche Bestrebungen für Tierqual-Vertuschungsgesetze, doch leider kaum Journalist(inn)en wie Sie! – Dr. Kurt Schmidinger


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Ein grosses BRAVO für diesen sehr lesenswerten Artikel. Unser Wirtschaftssystem, der Kapitalismus lebt bekanntlich von den Unterschieden, wie Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Ausbeuter und Ausgebeutete etc. und von diesen Prinzipien wollen wir uns wohl nicht verabschieden. Freier Waren-, Dienstleistungs- und insbesondere Finanzverkehr sind der «neue Kolonialismus». Auf der Rückseite dieser Medaille steht u.a. Migration. Die Tatsache, dass die an Bodenschätzen reichsten Länder eine arme und oftmals gar hungernde Bevölkerung haben, während die mit Bodenschätzen Handelnden über einen vergleichsweise märchenhaften Reichtum verfügen, darf zum Nachdenken anregen. Den ursprünglich die Bodenschätze Besitzenden verbleiben allenfalls Brosamen. Die Gewinne der Rohstoffhändler oder globalen Agrarproduzenten (siehe auch Land Grapping), landen alle in der City, der Wallstreet, auch in Frankfurt und vorzugsweise in eigentlichen Steueroasen für multinationale Unternehmungen (z.B. auch in der Schweiz). Der freie Handels- und Finanzverkehr wird weiterhin dafür sorgen, dass dem so bleibt. Gut geht es den Menschen dort, wo die Gewinne landen und nicht wo sie erzielt werden. «The Wheathl of Nations» wurde von Adam Smith zur Zeit des Kolonialismus und Sklavenhandel geschrieben. – Oskar Gröflin


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Gestatten Sie mir kurz gefaßt  die Mitteilung einiger Gedanken, die mir bei der Lektüre von Sibel Kekillis „Erfahrungen“ durch den Kopf gegangen sind. Beim Schlagwort Rassismus, das oft undifferenziert verwendet wird, frage ich mich, ob die damit einhergehenden Vorwürfe hilfreich sind, um Integrationsdefizite zu überwinden. Ist wirklich jedwedes taktlose, unsensible Verhalten mit Rassismus gleichzusetzen? Wäre es nicht richtiger, von ungebildeten Deutschen zu sprechen? Unhöflichkeit schmerzt immer und Migranten vielleicht besonders. Zu Rassismus gehört aber eine Portion Feindseligkeit, die ich der deutschen Majorität nicht pauschal unterstellen will. Niemand sollte sich zurückgesetzt fühlen,  niemand aber auch eine Vorzugsbehandlung erwarten. Ich denke, daß angesichts „Multikulti“ Präferenzen erlaubt sein müssen. Allen Migranten, die hier arbeiten, steht es frei, Land und Leute zu mögen oder nicht zu mögen. Es reicht, die hiesige Rechtsordnung zu respektieren. Allerdings ist unser Grundgesetz ein Skelett ohne Fleisch. Zur Akzeptanz des Lebensstils hierzulande gehört etwas mehr. Was „deutsch“ ist, kann und möchte ich nicht definieren, auf den Punkt bringen. Von dem großen Kulturerbe der Vergangenheit kann jeder ohnehin nur Bruchstücke sich aneignen. Und jeder darf, ob Migrant oder nicht, Kulturbanause sein. Geschmack war, ist und wird sein eine elitäre Angelegenheit. Dies gilt auch für Einheimische. Wenn aber einzelne Migranten redegewandter sind als viele Herkunftsdeutsche oder sich auf einem Gebiet besonders hervortun – mir fällt ein Sänger mit türkischem Namen ein, der unvergleichlich innig und ausdrucksvoll Schubertlieder interpretiert – so ist das ein Grund zur Freude. Das Herz wird weit. Parallelgesellschaften stimmen indes traurig, denn mit der Attraktivität traditioneller deutscher Kultur und Lebensart scheint es nicht weit her zu sein. – Waltraud Gadow-Weber


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Leider war ich etwas enttäuscht, da nicht auf den bei den Hohenzollern vorherrschenden Rassismus eingegangen worden ist. Hatte doch der Große Kurfürst einem der beiden Kapitäne, die die Kolonie Groß Friedrichsburg (1683 – 1724) gründeten, den Auftrag erteilt, für seinen Hof 6 Mohren mitzubringen. Da hat doch Kaiser Wilhelm mit seiner berühmten Chinarede diese Linie fortgesetzt. Und die Tötung der Hereros Anfang letzten Jahrhunderts ließe sich gemäß der abstrusen Idee eines sogenannten dänischen Wissenschaftlers als Vorgriff auf Auschwitz  und Treblinka interpretieren. Unverständlich bleibt mir, warum Sie nicht mit der Suche nach deutscher Schuld weiter in der Geschichte zurückgehen wollen. Hier böte sich als bestes Beispiel das „Sacco di Roma“  an. Vielleicht könnten Sie ja ihren Kollegen, die vehement die Ideen des „Salvator Europae“, Herrn Macron, des Napoleon Verschnitts im Westentaschenformat- vertreten, nahelegen, die Forderungen aus diesem Raubzug gegen alle Euroschulden Italiens auf zurechnen und Deutschland dafür zahlen zu lassen.. Wenn ich es recht verstanden habe, dann sollen die geplanten Artikel die beiden „Schnapsideen“ des Herrn Breuner „untermauern“ : nämlich a) Deutschland braucht ein Nationalgefühl, das auf Schuld und Reue aufbaut und b) der Umstand , dass der Zustände in den Schlepperlagern katastrophal sind, verpflichtet uns, jeden dortigen Insassen auf zu nehmen. Damit werden zwar die Regelungen des Grundrechts auf Asyl außer Kraft gesetzt, aber die Humanität deckt ja alles ab. Vielleicht sollten Sie einmal einen Monat lang die BBC Sendung „Focus on Africa“ sehen. Dann würden Sie vielleicht begreifen, was Afrika benötigt; auf keinen Fall aber Ihre Vorschläge!. Es ist immer wieder erschütternd festzustellen, dass sich die ZEIT in den letzten Jahren zu einer Heim- und Zufluchtsstätte für Leute mit schrägen Ideen entwickelt hat. Aber man soll die Hoffnung nie aufgeben! Hat doch George F. Kennan  kurz vor seinem Tode gesagt: Ich glaube nicht, dass die Welt die Demokratievorstellungen des Westens übernehmen wird, geschweige denn, dass sie sie  übernehmen muss. Vielleicht kommen Sie ja eines Tages auch zu dieser Erkenntnis. – Ulf Hanel


Leserbrief zu „Eine Frage der Ähre“ von Kolja Rodzio

Sie haben recht, dass ein Rückgang zum Beispiel des Getreideertrages um im Durchschnitt 10-15% keine nationalen Notstandsmassnahmen, keine Gießkanne für alle Landwirte rechtfertigt. Aber dies hat der Deutsche Bauernverband auch gar nicht gefordert. Sondern es geht um Liquiditätshilfen für einen Teil der Höfe, deren Ertrag (Umsatz) um mindestens 30% zurückgegangen ist. Mancher Arbeitnehmer wird dabei denken, er habe dies auch schon erlebt, dass sein Arbeitslohn um 30 oder mehr Prozent sank. Doch hier liegt ein Missverständnis vor: Ein Unternehmer hat von seinen Betriebseinnahmen zunächst die Betriebsausgaben (zum Beispiel: Saatgut, Dünger, Maschinenkosten, Pachten) zu zahlen. Übrig bleibt -hoffentlich – ein Gewinn. Der Anteil des Gewinns am Ertrag (Umsatz) schwankt von Betrieb zu Betrieb und von Jahr zu Jahr stark; ein guter Wert wäre 20%. Wenn nun die Betriebseinnahmen um 30% sinken, nicht aber die Betriebsausgaben, so erzielt dieser Betrieb keinen Gewinn mehr, sondern einen Verlust von 10%, bezogen auf den Umsatz der vergangenen Jahre. Kein Arbeitnehmer muss etwa 2000€ pro Monat zur Arbeitsstelle mitnehmen, um arbeiten zu dürfen. Der Gewinn eines Bauernhofes ist nicht mit dem Arbeitslohn oder Gehalt eines Arbeitnehmers zu vergleichen: Vom Gewinn sind nicht nur die Lebenshaltungskosten der Bauernfamilie zu bezahlen, sondern auch die vollen Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge, gegebenenfalls Einkommensteuer (=Lohnsteuer), Soli und Kirchensteuer. Oft hat der wirtschaftende Bauer der vorigen Generation freie Unterkunft (auch Heizung, Strom etc.) und Verpflegung und etwas Bargeld zu geben (die Altersrente für Landwirte ist nur eine Teilsicherung). Ausserdem sind aus dem Gewinn möglichst auch Neuinvestitionen, z.B. eine neue Beregnungsanlage, zu bezahlen. In einem Verlustjahr sind alle diese Ausgaben – oder aber ein Teil der Betriebsausgaben – durch einen Kredit zu finanzieren. Sollten der Bund und/ oder die Länder wieder – wie bei früheren Hochwasser-oder Dürrekatastrophen – Zinszuschüsse für Darlehen in Höhe des Einnahmeausfalls zahlen, so wäre dies eine Hilfe, der Einnahmeausfall wäre damit aber in keinster Weise ausgeglichen. Zunächst aber müsste die Landwirtschaftsverwaltung möglichst sofort ermitteln, wieviele Höfe in welcher Höhe so starke Dürreschäden erlitten haben, dass sie dadurch in der Existenz gefährdet sind. Aber die Dürre ist noch nicht vorbei, die Ernte noch nicht abgeschlossen und noch nicht verkauft, Betriebe mit Rindvieh oder Schafen haben noch kein Ersatzfutter gekauft. Den Dürreschaden kann man eigentlich erst nach dem Ende des Wirtschaftsjahres (im allgemeinen am 30.Juni 2019) ermitteln. Doch bis dahin wäre mancher Betrieb finanziell am Ende – zumal in den vergangenen Jahren die Preise für manche Agrarprodukte arg niedrig waren. Ihre Aussage, dass „40 Prozent der Einnahmen“ der Bauern aus staatlichen Subventionen stammen, ist zu korrigieren: Diese Zuschüsse sind zwar hoch, erreichen oft 40% des Gewinns, aber nur wenige Prozent der Einnahmen (des Umsatzes). In diesem Jahr werden auf etlichen Höfen die Einnahmen vom Staat höher sein als er Gewinn. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Für manch einen deutschen Richter wäre es hilfreich, gelegentlich die Fenster seiner schallgedämmten, klimatisierten Rechtsfindungsräume zu öffnen, um einmal mitten ins brodelnde Leben des (einfachen) Volkes zu blicken und dabei sein deutliches Murren zu vernehmen! Ergehen nicht seine Urteile „Im Namen (eben) d(ies)es Volkes“? Auf den langwierigen, verschlungenen Pfaden der Asylverfahren, von  denen sogar manchmal eines mit einer Ausweisung abgeschlossen wird – sollte er dabei nicht immer klar das höherwertige Rechtsgut vor Augen haben: den Schutz der Bevölkerung vor kriminellen Übergriffen oder sogar terroristischen Anschlägen? Wenn nun aber in einem Fluchtland die Todesstrafe möglich ist – wie übrigens auch in den USA! – dann darf sich dieses klammheimlich darüber freuen, daß nie ein krimineller Emigrant – aus Deutschland – zurückkehren wird! Mit seinem umfassenden rechtsstaatlichen Schutz für all die Verächter und Totengräber unseres Rechtsstaats schaufelt sich der deutsche Michel ganz allmählich und eigenhändig sein – rechtsstaatlich einwandfreies – Grab! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Wir hat der „Fall Özil“ auch zu schaffen gemacht. Das Foto von Özil mit Präs. Erdoğan war „nicht richtig“ – aber auch doch insbesondere die danach die fehlende Selbstkritik? Aber – wie auch immer man das einstufen möchte, die Reaktionen danach als Rassismus einzustufen, treffen nicht den Kern. Im Schulaufsatz müßte dazu „A“ stehen für Ausdruck. Rassismus ist als verschärfende Vokabel in Mode gekommen, wie vor Jahren der Vergleich mit Hitler. Die Reaktion beim DFB war unter aller Kritik. Aber das ist nicht mein Feld. Rasse ist spätestens mit den Erkenntnissen aus der Gen-Forschung kein wissenschaftlicher Begriff mehr. Heute führen die meisten Wege der menschlichen Entwicklung nach Afrika. Es gab in der überholten Theorie eine „kaukasische“ Rasse, die von Nordafrika, Vorderasien bis ins nördliche Europa reichte. Zwei meiner Enkelkinder, auf Singapur geboren, haben es noch in der Geburtsurkunde: „race: caucasian“. „Type méditerranéenne“ ist eine Kategorie in französischen Berichten (Zeitungen/Polizei). Bei den Chinesen scheint die Begrifflichkeit noch aktuell zu sein: Kongkong etwa duldet Indern seit Jahrhunderten den Aufenthalt, läßt aber keine HK-Staatsbürgerschaft zu. Die Briten haben dieses Gedankengut in den ehemaligen Kolonien etabliert. Aus dem „Großen Bellheim“ habe ich noch Renan Demirkan in Erinnerung: War das eine spezifische „Türkin-Rolle“? Ich meine nicht. . Ihre Erfahrungen mit „deutschen“ Filmemachern mögen durchmischt sein. Das ist auch nicht mein Feld. (Atze Brauner war jüdischer Pole.) Wenn Sie auf Erdoğan angesprochen werden, mag das nervig sein. Aber bilden sie sich doch einfach eine Meinung zum IHM. Sie wäre doch auch interessant. Oder Sie sagen, dass Sie unpolitisch sind. Das müßte man akzeptieren. Ich bin seit 1972 Mitglied der FDP (an sich eine sehr liberale Partei!). Da werde ich auch oft auf aktuelle Äußerungen der Parteispitze angesprochen: Westerwelle war nicht mein Fall (bin „linksliberal“, Leutheusser, Baum, Hirsch…), Lindner in manchen Dingen leider auch nicht: etwa bei den Freihandelsabkommen, die gar nicht so „frei“ sind. Darauf angesprochen sagt man dies oder das. Ich habe sieben Jahre (1 USA, 6 Frankreich) mit Familie angenehm im Ausland gelebt, aber auch Situationen erfahren, die schweratmig machen. Unter dem Strich überwogen die positiven Eindrücke. Rassismus 1968 in den USA war eine herbe Erfahrung. Das türkische Image hat sich leider an den Gastarbeitern aus Anatolien gebildet. Wir wohnten 1986-2000 in Stuttgart. Da gab es eine deutsch-türkische-akademische Gesellschaft, da gab es in der FDP jüngere und ältere (ein blödes Wort:) türkischstämmige Mitglieder, da gab es gehobene türkische Restaurants: das prägt ein ganz anderes Bild! Sie werden einwenden, dass Sie sich ja als Deutsche gerade nicht im Ausland lebend finden. Es ist ja nur der Name, der zufälligen – naiven – Gesprächspartnern die falsche Vermutung suggeriert. In USA war es bei uns auch der Name, der zudem englisch gesprochen wurde: Schroder. Und das Auto: Wir hatten gerade einen neuen FIAT gekauft und in die Staaten mitgenommen. Wir wurden häufig von der Polizei angehalten, weil die sich nicht vorstellen konnte, dass man mit einem solchen tiny car auf Highways fahren kann und darf. Unsere Rettung war dann mein IBM-Ausweis mit Bild. Auch in Frankreich war es das zunächst deutsche Nummernschild. Wir waren froh, als wir eine französische Nummer bekamen und (damals) gelbe Lichter. Dann wurde man im Verkehr ernst genommen. Und es war die Sprache, die Franzosen nur in Perfektion akzeptieren. Da sind Deutsche toleranter. Von türkischer Seite würde Ihnen vorgeworfen, sich zu stark zu integrieren. Da sollten Sie Ihren eigenen Weg finden: Assimilation muß nicht sein. Da hat sogar Erdoğan recht, der das mal aufgegriffen hat. Im Kaiserreich hatten sich Juden von ihrem Glauben abgewendet, wurden meist evangelisch, teils katholisch, wurden Soldat im ersten Weltkrieg etc. – Es wurde ihnen nicht gedankt. Hier in Flensburg wohnen bis zu einem Fünftel Dänen. Sie haben ihre eigenen Vereine, Partei, Schulen und die Sprache. Ihre Vorfahren wohnten immer schon hier, die Regierung wechselte mehrfach von Dänemark nach Preußen und zurück. Und doch sind sie integraler Bestandteil Flensburgs! Was heißt da Integration? Es ist eine fast ideale Symiose. Ein Schotte, David McInnes, wie ich auf US-IBM-assigment, ging dort zum Frisör. Der hatte ihm gesagt „You picked up English pretty well“. Er war, zurück im Büro, für den Tag am Boden zerstört. – Gerhard Schroeder


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich über diesen Artikel gefreut habe. Ihre persönliche Erfahrung entspricht ziemlich genau meiner eigenen im letzten Jahr, in dem ich mich selbst auch immer mehr an die vegane Lebensweise herangetastet habe (Vegetarier war ich schon seit Längerem). Ich bin zwar nicht zu 100% konsequent, aber mir ist es wichtig bewusst positiv an die Sache heranzugehen, um eine dauerhafte Gewohnheit zu etablieren, und es nicht zu betrachten wie mit dem Rauchen aufzuhören, nicht als Verlust, sondern als Gewinn. Derzeit bin ich vielleicht bei 95% angelangt und für die verbleibenden 5% sind fast ausschließlich Reisen und sonstige Essenseinladungen verantwortlich (schließlich ist es auch schon toll, dass man etwas Vegetarisches bekommt). Auch ihre Motivationslage speist sich aus der selben Quelle wie meine, nämlich aus ehrlichem Mitgefühl mit der geschundenen Kreatur und allmählichem Bewusstwerden der tatsächlichen Zusammenhänge sowie der Erkenntnis der ungeheuerlichen Rationalisierungen, in denen man sich eingerichtet hat. Der angenehm unideologische Ton, der nicht verurteilt, sondern versucht die kollektive Fehlwahrnehmung zu durchbrechen – auch mit teils drastischen Worten, für die Sie sicher nicht nur Lob ernten werden – zeugt davon, dass Sie aus dem Herzen sprechen. Das ist notwendig, um glaubwürdig zu sein und nicht von der Warte moralischer Überlegenheit aus zu predigen. Besonders möchte ich hervorheben, dass Sie diejenigen in den Kreis der Opfer der Tötungsmaschinerie mit aufgenommen haben, denen als Zahnrädern die Aufgabe des tatsächlichen Aktes des Tötens zukommt. Das, was das Töten Ihren Schilderungen nach in den Seelen der Kopfschlächter anrichtet, zeigt deutlich, wie sehr es gegen unsere innerste Natur ist. Nicht umsonst haben sich die Menschen der Vorzeit alle Mühe gegeben, das Töten, dass sie tun mussten, um zu überleben, durch aufwendige Kulte zu verarbeiten. Es zeigt auch genau, was Buddha gemeint hat, als er denjenigen, die in den Frieden eingehen wollen, von jeder Art des Tötens abgeraten hat, da es den Geist aufwühlt, dumpf macht und in einen Strudel von immer schlechteren Gewohnheiten und Handlungen führt. So gab es selbst in Tibet, wo es ohne modernen Welthandel nicht möglich war ohne schwere Folgen für die Gesundheit auch nur Vegetarier zu sein, hoch verehrte Persönlichkeiten wie den Yogi Shabkar Tsokdruk Rangdrol, die trotzdem ein streng vegetarisches Leben führten. Es ist nicht leicht, den Schleier der kollektiven Verdrängung und Entfremdung vom Lebensmittel zu durchbrechen – der durch die weichgezeichneten Illustrationen übrigens wirklich gut verdeutlicht wird – und ein solches Unternehmen birgt einiges an Konfliktpotential. Ein heimlich wissendes Schmunzeln war nicht von meinem Gesicht zu verbannen, als ich ihre Schilderung der verschiedenen Eskalationsstufen las. Ich selbst versuche niemandem in meiner Umgebung etwas vorzuschreiben oder zu missionieren. Das steht mir erstens nicht zu, da ich selbst den Großteil meines Lebens mit Genuss Fleisch gegessen und dumme Sprüche geklopft habe, und ist zweitens auch gar nicht nötig, denn wie sie selbst schreiben, ist bloße Anwesenheit als Provokation vollkommen ausreichend. Das zeigt deutlich, dass es jeden irgendwie beschäftigt. Sie oder er weiß, dass es falsch ist, genauso wie ich es wusste, als ich von Filet-Steaks nicht genug bekommen konnte. Aber genau das führt auch zu der Verschleierung und Abspaltung durch Rationalisierung, weil wir die mit einem ehrlichen Blick verbundene mentale Dissonanz nicht lange aushalten können. Und da auf der anderen Seite der Druck der sozialen Norm steht, der zuwider zu handeln bedeutet sich genau in den Wind zu stellen, der sich daraus erhebt, ist das die einfachste Lösung. Für alles andere braucht es viel Kraft und einen starken Entschluss. Ihr Artikel zeigt deutlich, dass wir diesen Verlust an Sensibilität, diese Abspaltung eines wichtigen Teils von uns selbst, durch vegane Lebensweise zurückerlangen können. Keine Gesellschaft vor uns wäre dazu fähig gewesen. Wir, die wir jetzt durch das exponentielle Anwachsen unserer Macht über die materielle Welt gleichzeitig an einen Punkt der höchsten Qualen für die missbrauchte Kreatur – Mensch wie Tier – und der absurdesten Abspaltung des Leids in der kalten Logistik einer bis ins Kleinste durchgetakteten Industrie gekommen sind, haben heute die Möglichkeit uns davon zu lösen Tiere zu benutzen, dadurch den abgespaltenen Teil von uns zurückzuerobern und dabei trotzdem wie Könige zu speisen. Letzteres kann ich absolut bestätigen und meine Kollegen im Büro sicher auch, weil die üppigen Nahrungsmittelbataillone auf meinem Schreibtisch längst zum Running Gag geworden sind. Seit wir als Menschen sesshaft geworden sind und durch Ankurbelung der Produktion von Lebensmitteln ein Bevölkerungswachstum ausgelöst haben, das wir nur durch immer noch effizientere Methoden der Landwirtschaft in den Griff bekommen konnten, ist uns die Natur mehr und mehr zum reinen Bestand, zur Ressource verkommen. Diese finden als „externalisierte Kosten“ in unseren ökonomischen Modellen keine Beachtung und, dass dies ein folgenschwerer Fehler ist, merken wir gerade jetzt, da wir uns mit aller Macht den Kopf an den planetaren Grenzen des Wachstums stoßen. Ich hoffe, dass wir die Gunst der Stunde nutzen und unsere gewonnene Macht dazu verwenden das zu erlangen, was für alle Zivilisationen vor uns unmöglich war: auf die Nutzung von Tieren ganz zu verzichten und so zu einer ganz anderen Form der Sensibilität uns selbst, sowie unserer Um- und Mitwelt gegenüber zu gelangen, ganz so wie wir sie einst hatten, als uns die Tiere noch heilige Wesen waren. Ihr Artikel ist auf jeden Fall ein wunderbarer Beitrag dazu. Vielen Dank! – Sebastian Kauczok


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Der Aufsatz enthält viele kluge Gedanken. Aber Ihr zeitlicher Horizont in Bezug auf die Ernährung reicht offenbar nicht weit. „Zunächst aßen wenige Menschen überhaupt Fleisch…“ (S.24 unten). Dass die Menschen bis zur neolithischen Revolution Jäger und Sammler waren, haben Sie dabei ausgeblendet, ebenso Völker in den Tropen und am Polarkreis, die bis heute sich zu einem hohen Prozentsatz von Fleisch ernähren. Die Forschungsergebnisse des Historikers Prof. Wilhelm Abel („Agrarkonjunktur und Agrarkrisen“ etc.) haben Sie offenbar noch nicht erfahren, dass zum Beispiel nach der großen Pest 1347-50 die Menschen in Mitteleuropa durchschnittlich etwa 100kg Fleisch im Jahr aßen, dass damals Zunftordnungen die Fleischmenge für das Gesinde begrenzten. Durch das Bevölkerungswachstum bedingt setzte danach eine „Vergetreidung“ ein; ein französischischer König gab das Ziel aus, dass ein Jeder am Sonntag ein Huhn im Topf haben solle. Überliefert ist vielfach aus dem 16. bis 19.Jahrhundert, wieviele Schweine jeder Hof (auch Handwerker) im Herbst in den Wald zur „Eichelmast“ treiben durfte (siehe z.B.: www.gwlb.de/ Niedersächsisches Online Archiv/ Stichwort „Ronnenberg“/Pfarrarchiv/ Verzeichnis des Besitzes 1666). Diese Schlaglichter mögen genügen, dass die Menschen – wenn möglich – „Allesfresser“ (laut Zoologie) waren. Sie haben recht, dass viele Menschen in der modernen Gesellschaft entfremdet von den Grundlagen der Ernährung (auch bei pflanzlichen Produkten) sind. Noch 1956 waren in der Bundesrepublik Deutschland ein Drittel aller Mastschweine „Hausschlachteschweine“, d.h. sie wurden von der Familie gefüttert und dann im Haus geschlachtet. Selbst in der Großstadt Hannover wurden um 1949 mehrere Tausend Schlachtschweine gehalten (im Keller, in Verschlägen…). Spätestens wenn der Veganer-Anteil in den Industrieländern die Marke von 10% erreicht und die Fleischindustrie keine neuen Märkte anderswo erschließt, dann wird man überlegen müssen, wie man die Zellulose im Weidegras – statt über den Tiermagen – anderweitig für die menschliche Ernährung nutzbar machen kann, wie man das Grünland in den Fluß- und Seemarschen, in Mooren, an Berghängen, Wiesentälern, Almen, Heiden etc. „offen halten“ kann (z.B. für Wiesenbrüter, Störche etc.) oder ob diese Flächen alle bewaldet werden sollen. Wenn irgendwann kein Tier mehr „genutzt“ wird: was ist dann mit den Pflanzen? Dürfen wir dann noch Tausende von Salatpflanzen auf einem Schlag anbauen, vielleicht im Gemenge mit nur einem anderen Gemüse? Dürfen wir dann diese Pflanzen abschneiden und verzehren, bevor sie ihr bestimmungsgemäßes Alter (Samen-Reife, Absterben im Herbst) erreicht haben? Oder ist dies „spinnert“? – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Für mich als altem Geschichts-,Erdkunde- und Sozialkundelehrer ist es eine wenn auch späte Genugtuung, einmal eine Darstellung darüber zu lesen, daß die Europäer ihre heutigen Probleme letztlich ihrem früheren Kolonialismus zu verdanken haben. Diese Erkenntnis habe ich vor genau 50 Jahren meinen damaligen Oberstufenschülern am Gymnasium erstmals versucht zu vermitteln. Anlaß dazu waren die Unruhen, die in Afrika bei der Freigabe der früheren Kolonien durch die europäischen Kolonialmächte entstanden. Grund für diese Bürgerkriege war letztlich darin zu sehen, daß die von den Kolonialmächten nach ihren wirtschaftspolitischen Vorstellungen gezogenen Grenzen als neue Staatsgrenzen belassen wurden und die innerhalb dieser Grenzen wohnenden Bevölkerungsgruppen überhaupt nicht harmonierten und jetzt gezwungen waren, miteinander nach europäischen demokratischen Vorstellungen zu leben. Die jeweiligen Gruppenältesten oder –führer versuchten, die Macht zu erobern und zu behalten, wobei sie wieder von den europäischen Staaten mit “Entwicklungshilfegeldern” unterstützt wurden. Da die jeweils herrschende Machtgruppe ihre “Opposition” nicht als demokratisch anerkannte, sondern als Feinde verfolgte, kam es alsbald zu Fluchtbewegungen, die sich bis heute steigerten. Auch heute noch sind die europäischen Staaten vorwiegend darauf bedacht, durch für sie günstige Wirtschaftsverträge die Entwicklungsstaaten auszubeuten. Die Lösung oder besser gesagt: das Ergebnis steht im letzten Absatz dieses lesenswerten Artikels, der mit dem Satz endet: “ Solange sich keine politische Partei an dieses Thema wagt. hat unsere eigene Dekolonisierung noch nicht einmal begonnen.” Aber da bei uns an der Spitze der Politik aller Parteien der jährliche Zuwachs des Bruttosozialprodukts und die “Erhaltung der Arbeitsplätze” steht, sehe ich für die Zukunft schwarz,  denn von Bescheidenheit und Verzicht ist nirgends die Rede. Wahrscheinlich müssen erst die Armen in einer blutigen Revolution die Reichen aufwecken. – Dr. Wilhelm Forke


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Auch das Leben, als ein „Nicht-Tier-Verzehrer“, kann ein äußerst genussreiches Leben sein. Der „Fleisches-Lust“ kann beileibe, und ohne jegliche Rücksicht auf Verluste, vollends und sehr ungeniert gefrönt werden: „I can(´t) get (no) satisf….!“, Herr Jagger! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Und danke für Ihren interessanten Artikel zum Thema Patchworkfamilien, den ich mit viel Interesse gelesen habe. Sehr irritiert war ich allerdings von der Aussage, der Staat unterstütze Eltern bei Trennung und Scheidung nicht und psychologische Beratung sei immer teuer. Dem ist meines Wissens nicht so. Das Sozialgesetzbuch VIII regelt in §§ 17: Mütter und Väter haben im Rahmen der Jugendhilfe Anspruch auf Beratung in Fragen der Partnerschaft, wenn sie für ein Kind oder einen Jugendlichen zu sorgen haben oder tatsächlich sorgen. Die Beratung soll helfen,
ein partnerschaftliches Zusammenleben in der Familie aufzubauen,
Konflikte und Krisen in der Familie zu bewältigen,
im Fall der Trennung oder Scheidung die Bedingungen für eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen förderliche Wahrnehmung der Elternverantwortung zu schaffen. Aus diesem Grund bieten in vielen Städten und Landkreisen neben den Allgemeinen Sozialen Diensten auch die Psychologischen Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Freiburg kostenfrei allen Familienmitgliedern, die diese Hilfe für sich wünschen oder vom Familiengericht empfohlen werden, Hilfe in Form von Beratungsgesprächen an. Auch im Angebot vieler Psychologischer Beratungsstellen sind Gruppen für Kinder getrennter Eltern sowie Gruppen für getrennte Eltern, auch diese meist kostenfrei. Es ist sehr bedauerlich, wenn ein Artikel diese Möglichkeiten nicht aufzeigt. Nach über 25 Jahren Zusammenarbeit mit getrennten Eltern und deren Kindern weiß ich um die Belastungen von Familien aber auch von Erfolgen vieler Beratungen und Mediationen, die freiwillig, wegen des Rechtsanspruchs kostenfrei und immer in Kooperation mit den Eltern zu besserem Zusammenleben führten. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Eltern um diese Unterstützungsmöglichkeit wüssten, dazu könnten Sie beitragen. – Beate Hugenschmidt


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ihr Artikel hat mich sehr beschäftigt, weil auch mir unser Umgang mit den Tieren „auf dem Magen liegt.“ Aber warum vegan? Warum nicht vegetarisch und artgerecht? Die Kühe, Schafe und Ziegen, die draußen auf der Weide Biokäse herstellen, leben vielleicht gerne und wollen gar nicht durch Sojabohnen ersetzt werden? Die Massentierhaltung gehört abgeschafft, nicht die Tierhaltung an sich! Denn dann würde mit Wiesen und Weiden auch die bäuerliche Kulturlandschaft verschwinden, zuallererst in den Bergregionen. Vegane Ernährung schießt über das Ziel hinaus. So, als ob ich aus Protest gegen die Ausbeutung der Kaffeebauern keinen Kaffe mehr trinken würde – auch keinen fair gehandelten. Weniger Tierprodukte und dafür nur aus artgerechter Haltung scheint mir der bessere Weg zu sein. – Joachim Konrad


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

Gerichtsentscheidungen unbedingt Folge leisten ist so eine Sache. Der Bundesfinanzminister kann die Finanzbehörden anweisen, Grundsatzentscheidungen des Bundesfinanzhofs schlicht zu ignorieren. Das macht er sogar anscheinend gar nicht so selten, wenn man Berichten glauben darf. Wer Urteile nicht kennt und sich nicht darauf beruft, geht leer aus. Aber das nur am Rande. Ich hätte erwartet, dass auch einmal auf den fundamentalen Unterschied des Sami A.-Urteils und „normaler“ Urteile hingewiesen wird. Richter haben Sachlagen nach den Buchstaben der Gesetze zu beurteilen. Hier nicht. Hier steht die singuläre persönliche Meinung eines Richters, der unter vielem anderen auch einen solchen Fall behandelt, gegen die Einschätzung der gesamten Exekutive, die sich bislang im Nachhinein als korrekt erwiesen hat. Noch dubioser ist in meinen Augen die Verhängung eines Bußgeldes gegen die Ausländerbehörde wegen „Untätigkeit bei der Rückholung“. Die hätte aber nach Rechtslage nur die Möglichkeit gehabt, die tunesische Mafia mit einer Entführung zu beauftragen. Wo hört Rechtsprechung auf, wo fängt Machtmissbrach an? Übrigens auch Bestandteil eines Thema, zu dem wir kürzlich schon Kontakt hatten. Die polnische Regierung begründet viele ihrer Maßnahmen, wegen der sie in der EU-Kritik steht, mit einem Machtmissbrauch der Institutionen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Ich bin einigermaßen entsetzt über diese Ideologie, die hier präsentiert wird. Ist das Provokation, um eine Diskussion in Gang zu setzen, oder meint der Verfasser seinen Umverteilungswahnsinn und einiges andere wirklich ernst? Geschichtlich ist anzumerken, dass sich zeitgleich mit den Deutschen die Belgier quer durch Zentralafrika gemordet haben (ca. 10 Millionen Opfer), die USA durch die Philippinen (ca. 1 Million Opfer). Der Deutsche Anteil ist schlimm genug, aber „der 1. Völkermord im 20. Jh.“ klingt eher nach „Wehe, jemand versucht, uns Deutschen die Weltmeisterschaft im Bösesein streitig zu machen!“ als nach ehrlicher Aufarbeitung. Und ausgerechnet Wilhelm II., der ja gerne als „GröDaZ“ (größte Dumpfbacke aller Zeiten) abqualifiziert wird, prognostizierte um 1900 „der Islam wird eines der größten Weltproblem in 100 Jahren sein“. Außerdem sind wir nach Ansicht des Autors ja alle Nazis und Herrenmenschen, die nicht respektvoll mit Migranten umgehen. Das Argument möchte ich gleich ungebraucht an den Verfasser zurück geben: dazu wäre es zunächst einmal notwendig, den Migranten beizubringen, was respektvoller Umgang miteinander in unserer Kultur bedeutet. Aber das wurde ja erfolgreich über Jahrzehnte hinweg schon bei den Südländern, um mal einen unverfänglichen Begriff zu benutzen, verhindert. Dieser pauschale Hass auf alles Deutsche im Stil eines Trittin ist nicht gerade weiter führend. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Eine Frage der Ähre“ von Kolja Rodzio

Es ist heiß, sehr heiß! Deutschland ächzt. Ich sprach eine Bäuerin auf diese Hitze an. Sie ist mit ihrem Mannes in der AbL (Arbeitgsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft) organisiert. Es kam kein Wort der Klage! Es wurde abgewiegelt. Bestimmte Pflanzen würden die ungewohnte Wärme sogar besser vertragen. Und ja, es gäbe vielleicht Ausfälle, aber es gab ja auch schon sehr gute Jahre. Alles würde sich irgendwie ausgleichen. Das imponierte mir total! Jeder Berufsstand, jeder Selbständige hat bestimmte Risiken zu tragen. Ich halte die Forderungen bestimmter landwirtschaftlicher Verbände daher für ungerechtfertigt, auch vor dem Hintergrund, welche Subventionen hier fließen. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, daß die Winzer – sie erwarten Umsatzsteigerungen -einen Teil ihres Gewinns an die Landwirte abtreten (Scherz). Ach…, und was machen eigentlich die Dachdecker oder Straßenbauer, die jeden Tag in praller Sonne und ohne Klimaanlage ihr Geld verdienen müssen. Sie trinken jeden Tag mindestens sechs Liter Wasser, richtig. Aber auf dem Dach gibt‘s keinen Schatten und die Produktivität sinkt verständlicherweise. Von der Bauwirtschaft wird dennoch nicht gemurrt… – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

In Ihrem Artikel kommen sie zu dem Schluss, dass im Rechtstaat ausnahmslos Urteile zu befolgen sind. Ich teile diese Meinung. Und ich lebe in besagter Stadt in Hessen, in der der NPD trotz eines gegenteiligen Urteils des BVG’s der Zutritt zur Stadthalle verwehrt wurde: Weil die NPD nicht in der Lage war, den Mietvertrag (der für alle potentiellen Mieter gilt) zu erfüllen. Schade, dass Sie nicht fundiert recherchiert haben und diesen Vorgang in einen Kontext setzen mit der widerrechtlichen Abschiebung von Sami M. Ich würde mir wünschen, dass Sie nach Wetzlar kommen und den Sachverhalt detailliert recherchieren. Mit Vorgeschichte, Hintergrundinformationen über die rechte Szene mitten in Deutschland und den Folgen für unsere Stadt: Es würde sich bestimmt lohnen. – Annette Bourcarde


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich bin grad auch sehr euphorisiert durch Ihren Artikel und muß Ihnen gleich schreiben! Ihre Artikel lese ich immer, finde sie meist sehr gut, lerne viel und genieße Ihre wunderbare Schreibkunst. Aber dieser Artikel hat mich im Innersten berührt, zum weinen und lachen gebracht und viele Erinnerungen geweckt. Ich bin vermutlich mindestens 10 Jahre älter als Sie, aber die Fleisch-gesättigte Kindheit und Jugend ohne jedes schlechte Gewissen kenn ich gut. Seit gut 20 Jahren ernähre ich mich vegetarisch, Grund war die reine Tierliebe, entwickele mich immer mehr zum Veganer. Und ja, es ist ganz einfach, sich heute so zu ernähren, und schmeckt sehr lecker. Ich war mein Leben lang zu dick, hab jede Diät durch mit allem Jo und Jo; heute bin ich mit 66 Jahren schlank ohne Aufwand, beweglich und gesund. Aber zurück zu Ihnen: ich danke Ihnen für diesen wunderbaren, bewegenden, ehrlichen undhochpolitischen Artikel und wünsche Ihnen noch eine lange Schaffenskraft – spätestens mit diesem Artikel haben Sie einen  neuen, treuen Fan mehr! – Marlene Derendorf


 Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich möchte Herrn Ulrich von ganzem Herzen zu diesem mutigen Artikel gratulieren. Er trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er von der „Selbstmissionierung der karnivoren Gesellschaft“ schreibt. Als Veganer fühlt man sich oft wie das Kind, das feststellt, dass der Kaiser keine neuen Kleider trägt, sondern nackt ist. Wenn Tiere keine Gegenstände sind, sondern empfindsame Individuen, dann besteht die einzige logisch und ethisch schlüssige Konsequenz darin, sie nicht einzusperren, qualzuzüchten und zu töten, sprich: vegan zu leben. „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: ‚Nein!'“ – Kurt Tucholsky – Florian Keller


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Meine Frau und ich kennen Sie aus dem Kieler Tatort. Wir gestehen Ihnen hiermit, dass wir Sie als Schauspielerin wahrnehmen (und gar nicht wussten, dass Ihre Eltern in der Türkei aufgewachsen sind). Freilich ist uns klar, dass Sie nicht nur eine Schauspielerin, sondern eine Person mit vielen Merkmalen sind. Das trifft auch auf die  Kommissarin Sarah Brandt zu, die Sie spielen. Sie ist genauso eine komplexe Persönlichkeit, auch wenn ihr Beruf im Film als wesentliches Merkmal hervortritt. Es ist ein großes Übel in unserer Gesellschaft, nicht die ganze Person zu sehen, sondern nur ein Teil fürs Ganze nehmen, z.B. das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung oder die ethnische Herkunft. Das kann leicht auf verstümmelnde Diskriminierung hinauslaufen. Meine Frau Uta äußert nach dem Lesen Ihres ZEIT-Beitrags, dass Stempel-Ausdrücke wie Deutschtürke oder  auch „mit Migrationshintergrund“  im Grunde rassistisch sind. Überhaupt werden zu viele rote Linien gezogen und immer wieder eifrig nachgezogen: zwischen den Blutdeutschen und den nur PassDeutschen, zwischen den Einheimischen und den Dazugekommenen, zwischen Christen und anderen Monotheisten, zwischen Gottgläubigen und Atheisten, zwischen den Geschlechtern, zwischen sexuellen Orientierungen, zwischen Berufstätigen und Arbeitslosen, zwischen Ost und West … Es wäre eine wunderbare Welt, wenn – bei Achtung der Unterschiede – mehr das Verbindende zwischen den Menschen gesehen und weniger das Trennende feindlich apostrophiert würde. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Gute – als Schauspielerin und überhaupt. – Prof. Dr. habil. Kurt Starke


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Eine passende Platzierung des Artikels über Rassismus in der ZEIT vom 2.8. auf der Rückseite des Kekilli-Artikels. Es ist ein wichtiger Beitrag und aufgrund seiner Position für mich auch ein Kommentar zu Frau Kekillis freigiebigem und undifferenzierten Gebrauch des Begriffs Rassismus, dem neuen Schlagwort. Ich bin vor lauter Rassismus-Benennung jetzt an dem Punkt wo der Begriff für mich so schwammig geworden ist, dass Artikel wie der oben genannte mir helfen wieder Konturen zu sehen. Ich hoffe, Frau Kekilli liest die Seite 36 und schaut sich dann den ein oder anderen ihrer Sätze noch mal an. Es ist in ihrem eigenen Interesse, dass das Wort Rassismus an den richtigen Stellen die Richtigen bezeichnet und nicht, wie ich es gerade provozierend nannte, zum Schlagwort verkommt. In ihrem Artikel vermischen sich Anklage und Kommentar mit Lamentieren über ihre Frustration bezüglich ihres Rollenangebots und das ist meiner Meinung nach die Schwäche des Beitrags. Und sie ist sich hoffentlich bewusst, dass sie trotz ihrer Wut und Enttäuschung zu einer privilegierten Gruppe gehört, der man es ermöglicht ihre Meinung auf diese Weise kund zu tun. Dabei lasse ich nicht ausser Acht, dass dazu auch eine Portion Mut gehört. – Markus Tiedemann


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Bernd Ulrich hat mir in jeder Hinsicht aus der Seele gesprochen. Ich bin 75 Jahre alt und lebe seit 5 Jahren vegan. Jedem halbwegs intelligentem Menschen müsste bereits seit Jahren klar sein, das es keine andere Möglichkeit mehr gibt, die vielen Umweltprobleme in den Griff zu bekommen, ganz zu schweigen von der ungeheuerlichen Tierquälerei, die täglich MILLIARDENfach praktiziert wird. Und was das Verhalten und die Reaktionen der Freunde und Freundinnen angeht: ohne meine Toleranz gegenüber ihren peinlichen Ausweichmanövern im Gespräch, hätte ich wahrscheinlich keine mehr. Meine Dankbarkeit gegenüber der ZEIT für das Aufgreifen dieses wichtigen Themas ist sehr groß. Übrigens hat auch mich mein Sohn zum veganen Leben angeregt, Schön, dass es solche Söhne gibt. – Monika Starke


Leserbrief zu „Sind wir noch die Kinder der Aufklärung?“ von Philipp Blom

Na klar! Es ist nur eine Frage der Zeit: bleibt die Vernunft vorne oder stürmt die Unvernunft an ihr vorbei und zerbröselt das „wohlgeordnete Gefüge“ der vermeintlichen Zivilisation? Ich unterstreiche jeden einzelnen Satz von Blom. Und am Ende geht‘s mir wie ihm bei der Begegnung mit Kant: ein großes Fragezeichen schwebt über meinem Kopf nach der Lektüre des Textes. Die (missionarische) (Moral)predigt erzeugt andererseits reflexartig eine gähnende Abwehrhaltung so nach dem Motto: wann ist endlich Schluss?! Diese Zwiespältigkeit, einerseits die zu bejahende Argumentation zur gegenwärtigen Gemengelage beim Homo sapiens und andererseits die Einsicht, dass auch durch unablässige Wiederholung derselben eine Verhaltensänderung nicht (rechtzeitig?) umzusetzen ist, lässt verzagen. Das Bild der Benehmensähnlichkeit von Mensch zu Hefe hat mir ob seiner Einprägsamkeit sehr gut gefallen. Damit wird uns ein mögliches Spiegelbild unserer Zukunft gezeigt, das im Sinne der Nachhaltigkeit zu interpretieren ausschließlich an uns selbst liegt. Jeder nehme sich selbst an der Nase und agiere lustvoll in einer Weise, die es das Gegenüber dazu animiert, es ihm gleichzutun, was zu einer sich selbst erfüllenden Kettenreaktion führte…?! Damit wird die o.a.  Verzagtheit einem grenzenlosen, freudvollen Erneuerungsdrängen weichen! – Wolfgang Sauer


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Quousque tandem abutere, TEMPUS, patientia nostra? Erstaunlich nur, daß die beiden deutschtürkischen Damen, trotz alltäglicher, offenbar geradezu endemischer rassistischer Belästigungen in unserem ach so fremdenfeindlichen Land Karriere machen durften! Gelegentlich sollten sie uns mitteilen, welches auf unserem Globus ihr Traumland ist! Auch wir sind da zur Not noch lernfähig! Zur Abrundung des Themas sollte noch ein Deutschspanier, -italiener, -grieche zu Wort kommen. Darüberhinaus auch ein deutscher Lehrer und Schüler einer Schule, in der überwiegend Immigrantenkinder unterrichtet werden. Auch sollte ein Ausblick in die Zukunft nicht fehlen: in welcher Form, ggfls. in welcher Sprache, darf die deutsche Diaspora Kritik an der künftigen türkisch-arabischen Mehrheitsgesellschaft äußern? Hier hat, so scheint es, die Zukunft schon begonnen! – Dr.med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Purer Aktionismus“ von Anne Kunze und Fritz Zimmermann

Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel zu diesem unseligen Satz. Wie konnten die SPD diesem Satz zustimmen ? Ich habe ganz früher mal SPD gewählt, aber seit Hartz vier nicht mehr und dieser Satz bestätigt mich. Noch ist es nur ein Satz im Koalitionsvertrag, also noch kein Gesetz und ich hoffe, es wird nie eines werden. Wer soll denn noch über die vielen Mißstände in der industriellen „Tierproduktion“ berichten, wenn dies unter Strafe gestellt wird ? Solange es industrielle „Bauern“ gibt, ist es nötig, darüber zu berichten. – Undine Mix-Falter


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Eigentlich wollte ich nicht der 80 Millionste Bürger dieses Landes sein, der auch noch seinen Senf zu diesem unleidigen Thema dazugibt, aber mir brennt es doch unter den Fingernägel etwas zu sagen!!! Vorallem nachdem man dieses Thema nun seit Monaten künstlich aufgebauscht hat und jeder noch so „prominenter“ Zeitgenosse sich diesem Thema annehmen musste!!! Es wurde schon alles diskutiert und alles gesagt, daher möchte ich mal von einem anderen Blickwinkel die Sache betrachten! Ich bin in einem 2000 Einwohner Dorf in der Nähe von Schweinfurt aufgewachsen und damals in den 80ern ist auch bei uns eine türkische Familie ins Dorf eingezogen! Diese Familie bestand aus Mutter, Vater und 2 Jungs (ein weiterer Sohn wurde 1 Jahr später in Schweinfurt geboren!) die zu dem Zeitpunkt so 6 und 4 Jahre alt gewesen sein dürften! Diese Familie hatte sich den Umständen entsprechend ganz gut bei uns eingefunden und soweit ich es in den folgenden 22 Jahren miterlebt habe, gab es auch keinerlei Vorfälle die in Richtung Rassismus oder dergleichen ging! Die 3 Jungs hatten sich sehr schnell eingelebt und außer den üblichen Raufereien zwischen uns Jungen gab es nie irgendwelche Anfeindungen!!! Bei den Eltern war halt das Problem das der Vater in der Fabrik in Schweinfurt gearbeitet hat und sonst keinen Kontakt zu den Einheimischen hatte und bei der Mutter war es ähnlich. Diese arbeitete als Putzfrau (sowie meine Mutter auch!) oder half den Bauern auf dem Feld, aber ansonsten hatte sie keinen großen Kontakt zu den Leuten aus dem Dorf! Meine Mutter war noch eine der wenigen die offen auf die Eltern zuging und am Anfang sah es auch danach aus, als könnten sie sich integrieren, aber verständlicherweise haben die beiden sich dann doch an andere türkische Familien im Umkreis gewandt, um wahrscheinlich auch das Heimweh etwas zu vergessen!!! Ich glaube nicht das es am Willen lag, sondern eher daran das ihnen auch wenig Zeit dafür übrig blieb, sich in der Gemeinde einzubringen!!! Mein Vater z. B. war für mich ein fremder Mann, da er nur am Arbeiten war, auch am Wochenende habe ich ihn selten gesehen! Und bei unserer türkischen Familie war es ähnlich! Manchmal kam der Vater mal zu einem Fußball-Spiel von uns, aber ansonsten habe ich die Eltern nur gesehen, wenn ich meinen Freund besucht habe! Für mich war H. (das war der jünste Sohn!) ein Freund und auch wenn ich ihn seit 15 Jahren nicht mehr gesehen habe, bleibt für mich die Erinnerung an unsere Kindheit und Jugend immer präsent! H. war für mich nie ein Ausländer, für uns/mich war er einer von uns! Ein Kumpel, ein Freund, einfach einer aus unserem Dorf!!! Die Eltern von H. sind leider inzwischen Tod, aber er und seine Brüder leben alle noch in der Gegend und sind ein Teil von der Gemeinschaft!!! Auch wenn ich meine fränkische Heimat sehr gerne mag, bin ich trotzdem kein Mensch mehr dem seine Heimat über alles geht!!! Ich sehe mich schon als Franke und nicht als Bayer (wobei ich das eher scherzhaft meine!), aber in erster Linie bin ich Weltbürger! So wie wir alle!!!! Es ist schön eine gewisse Heimatverbundenheit zu haben, „Traditionen“ zu leben und weiterzuführen und gewisse (sinnvolle!) Werte weiterzugeben, aber diese Verbissenheit mit der dies alles meistens gelebt wird ist nichts gutes!!! Wir leben alle auf der gleichen Welt und wenn man all die Völkerwanderungen, die Kriege, die Invasionen, die Besetzungen und Aneignungen so anschaut, kann eigentlich niemand davon sprechen, dass der Ort an dem er wohnt sein wirkliches Heimatland ist!!! Die Völker und Rassen haben sich schon immer gemischt (was ja auch gut so ist!) und daher ist es einfach nur idiotisch und lächerlich wie sich der Großteil der Weltbevölkerung verhält!!! Kein US-Amerikaner kann behaupten ein „Einheimischer“ zu sein! Kein Australier kann behaupten ein „Einheimischer“ zu sein, usw. Die Liste könnte man beliebig weiterführen, genauso die Liste von Unterdrückung, von Sklaverei, von Völkermord!!! Die Liste an Kriegen ist endlos! Genauso wie die Liste an Dummheit, Ignoranz und Verblendung!!! Wenn sich also ein Mesut Özil oder eine Sibel Kekilli ungerecht behandelt fühlen (es liegt aber auch immer an einem selbst!), dann kann ich das schon nachvollziehen und es ist natürlich ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft und unserer Politik! Aber es zeigt einfach leider auch die Realität, die sogut wie überall auf der Welt herrscht!!! „Fremde“, Andersdenkende, Andersgläubige usw. sind den „alteingesessenen“ oft ein Dorn im Auge und da kann man wohl hingehen wo man will! Die meisten Menschen kommen mit Veränderungen und etwas „Neuem“ einfach nicht klar!!! Es ist traurig, aber leider bittere Wahrheit das wir Menschen es einfach nicht schaffen aus unseren Fehlern der Vergangenheit zu lernen!!! Es wiederholt sich alles immer und immer wieder… Ich hoffe das endlich mal Schluß gemacht wird mit diesem Thema und man endlich mal anfängt sich um die „wahren“ Probleme dieser Zeit zu kümmern!!! Nämlich der Umweltverschmutzung, dem Klimawandel und der Ausbeutung „unserer Erde“!!! Denn bald brauchen wir nicht mehr darüber zu diskutieren ob mein türkisch-stämmiger Freund sich nun integriert hat oder nicht, sondern ob der Klimawandel uns noch alle ernähren und versorgen kann?!!! Denn wenn es mal soweit kommt, dass das Essen und Trinken knapp wird, dann werden die Leute (endlich) mal anfangen auf die Straße zu gehen um für das zu kämpfen was „wirklich“ wichtig ist!!! So jetzt ist aber wirklich alles gesagt und der Ball ist auch platt! Pumpt ihn bitte nicht noch mal auf, ok!? Sondern schmeißt ihn bitte weg, bzw. receycelt ihn… – Marko Durmann


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vielen vielen Dank für diesen Artikel! Das ist mit das Beste in meinen über 30 Jahren mit der „ZEIT“! Jetzt wird die Gemeinde der Vegetarier und Veganer wieder einen ordentlichen Schub bekommen. Köstlich, dass Sie in Ihrer kurzen veganen Zeit schon festgestellt haben, dass die häufigste Reaktion der Fleischesser auf unsere Bemerkung, dass wir Veganer sind, ist: „Ich esse auch fast kein Fleisch mehr.“ (Treuherzig hingehaucht mit schräggelegtem Kopf) Übrigens nicht die häufigste, nein, die Jedesjedesjedesmal-Bemerkung – ich fordere jeden auf, das zu testen. Und die diversen neuen Diskussionsargumente, die Sie mir und uns geliefert haben – einfach fantastisch! Für Sie ganz persönlich mein Tipp für dünneres Blut: schmeißen Sie die magenfeindlichen Aspirins weg und trinken Sie zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit am Tag, nicht nur in der Sommerhitze. Dass das hilft, interessiert nämlich auch keinen Arzt. Der verschreibt Ihnen lieber Medikamente. Und sollte Ihnen eines Tages Ihre Kollegin, die Fotografin Anne Schwalbe über den Weg laufen, richten Sie ihr bitte aus, dass beim Hochbeet Maulwürfe kein Argument sind. Bei denen handelt es sich um reine Nicht-Vegetarier. – Charlotte Schaffarz


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Meinen Glückwunsch zur Erkenntnis und Ihrem großen Schritt auf einem guten und wie ich finde richtigen Weg. Doch bedenken Sie bitte auch, daß nicht alle Menschen Ihre Kraft zu solcher Konsequenz haben. Es gibt auch den Weg der kleineren Schritte, und wir alle müssen unser Maß finden. Wichtig ist aber die Erlangung von Bewusstsein und daß dann jeder tut, was er kann – Rainer Plog


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vielen Dank für Ihren Artikel über Ihre Erfahrungen des letzten Jahres, in dem Sie Veganer wurden! Ich habe ihn mit Freude und Interesse gelesen. Als Yoga-Anhängerin habe ich selbst vor mehr als 20 Jahren für drei Monate vegan gelebt und insgesamt 2 Jahre vegetarisch. Eine chronische Entzündung ist in dieser Zeit ausgeheilt und ich habe mich insgesamt besonders gut gefühlt, doch nach etwa 2 Jahren wurde mein Bedürfnis nach Fleisch so groß, dass ich dem nachgegeben habe und seit dem doch wieder (sehr wenig … ok, ok, ich weiß, das glauben Sie nicht) Fleisch esse. Mir wurde bald klar, dass der Auslöser sicher ein B12-Mangel war, doch da war es schon zu spät. Ihr Artikel motiviert mich, über meine Ernährung nachzudenken. Ich habe Ihren Artikel auch gleich einer Freundin geschickt, die an Brustkrebs leidet. Sie nimmt derzeit in Berlin an einer Studie teil, die Erkenntnisse darüber bringen soll, ob und in wie weit vegane/vegetarische Ernährung während der Chemotherapie von Nutzen ist. Das nur zu Ihrer Information. Was mir an Ihrem Artikel als Apothekerin zu denken gibt, ist, dass Ihre Hausärztin sagte, Sie könnten direkt auf Cholesterinsenker verzichten. Ich habe gelernt, dass es natürlich richtig ist, sich bei erhöhten LDL-Werten cholesterinarm zu ernähren, dass aber das nur einen begrenzten Effekt hat, da bei deutlich erhöhten Werten nicht die Ernährung ursächlich ist, sondern die körpereigene Produktion des Cholesterins. Deshalb mache ich mir Sorgen, dass andere Ihrem Beispiel bedenkenlos folgen könnten – mit negativen Folgen für ihre Gesundheit. Ich selbst bin schlank (BMI 22), ernähre mich gesund und cholesterinarm, treibe Sport, habe aber (wie die meisten in meiner Familie) deutlich erhöhte Cholesterinwerte, die mit einem Statin behandelt werden. Ich würde es nicht wagen, das Medikament einfach abzusetzen, weil ich auf tierische Produkte verzichte. Haben Sie da Erkenntnisse, die meine Bedenken zerstreuen könnten? – Dr. Susanne Schnädelbach


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Dieser Artikel war überfällig! Endlich wird ein Tabu gebrochen und offen über die immensen Probleme von Patchworkfamilien differenziert und ohne Schönfärberei berichtet. Das Maß der Probleme variiert sicher von Familie zu Familie. Doch selbst wenn sich alle redlich umeinander bemühen und Vieles gelingt, kommt der Tag der Ernüchterung. Das ist spätestens dann, wenn ein Elternteil stirbt. Jetzt wird wieder sortiert, wer zu wem gehört, wer welches Recht aufs Erbe hat. Kämpfe dieser Art sind oft Stellvertreterkämpfe, die letztmöglichen Kämpfe um die Elternfigur, um deren Liebe, um Gerechtigkeit. Das gibt es in Ursprungsfamilien freilich auch, aber in Patchworkfamilien ist die Tragik beinahe vorprogrammiert und potenziert. Hier offenbart die Patchworkfamilie einmal mehr ihre Fragilität, ihren Schmerz, der so stark sein kann, dass die Hinterbliebenen, ehemals doch nur krampfhaft zusammengehalten durch die Elternfigur, wieder ihre eigenen Wege gehen – ein Weg von Schmerz zu Schmerz. Es gibt bessere Lebenskonzepte, dessen bin ich gewiss. – Dr. Christine Meinhardt-Remy


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Da steh ich nun, ich armer Tor, / Und bin so klug als wie zuvor!‘ Nach beiden Artikeln. Wörter, Wörter, Wörter, ein Wörter-Geschiebe: keine Definition von rassistisch, Rassismus, obwohl der Autor oder die Autorin – ist Ijoma ein weiblicher oder ein männlicher Vorname? –  in der Überschrift (falls sie von ihr oder ihm stammt) vorgibt, sie zu geben: Was ist Rassismus? Und was ist keiner? Just heute, am 4. August 2018, bringt die NZZ auf S. 22 einen Artikel von Rainer Paris mit der Überschrift: Wer ist ein Rassist? Der Unterschied zwischen den Texten in ‚Die Zeit‘ und dem in  der ‚NZZ‘ ist groß und aufschlußreich. Der Leser ist klüger als zuvor! Verhalten sich die Autoren selbst  – in ihren Artikeln  nach dem Maßstab, den sie an ihre Mitmenschen anlegen?  Haben sie   schon einmal darüber nachgedacht, wie sie über Katholiken, die katholische Kirche, Christen,  CDU-Wähler, AfD-Anhänger, Deutsche  denken und sprechen – privat, öffentlich? Sind ihre Urteile stets  – und nur – auf das vor ihnen stehende Individuum bezogen? Sind ihre Urteile frei von ihren Widerfahrnissen  mit Mitmenschen dieser oder jener Gruppierung? Sie führen Vorkommnisse an, die jedem widerfahren (können), unabhängig von der Herkunft, dem Namen, der Hautfarbe, auch Deutschen. Wer hat noch nie gegen das Gebot: ‚Richtet nicht‘ verstoßen? Wie angenehm wäre es, wenn es  gälte, von jedem befolgt würde – gegenüber jedermann ohne Ausnahme! Zum Begriff Deutscher:  Wer aus einem nichtdeutschen Land kommt und  einen deutschen Pass erhält, ist deutscher Staatsbürger, aber ist er Deutscher wie ich – 1931 geboren, Jungvolk, Krieg, Flucht, Nachkriegszeit erlebt  – , läßt er sich      die Folgen der NS-Zeit, der deutschen Geschichte der letzten Jahrhunderte  zuschreiben, reiht er sich in die Reihe der Folgenträger ein?  Auch in Hinsicht auf Israel? Auch in Hinsicht auf das Grundgesetz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau usw.? In den Artikeln  der ‚ZEIT‘ fehlen solche Fragen und Differenzierungen. – Helmut Wiench


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Ich schätze, das Aufwachsen in Patchwork-Familien dürfte zu fast allen Zeiten ein normales Los vieler Kinder gewesen sein. Vor 100 Jahren und früher haben sich die Eltern weniger getrennt, sondern sind eben vorzeitig verstorben. Aschenputtel-Schicksale waren wahrscheinlich gar nicht selten – und sind es vermutlich auch heute nicht, weltweit betrachtet. Es mag sein, dass wir Baby-Boomer in Deutschland in vergleichsweise idyllischen Verhältnissen groß geworden sind, die sich bedauerlicherweise nicht mehr aufrecht erhalten lassen. – Roland Ernst


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Nun sind also wieder die Deutschen an allem schuld und sollen Wiedergutmachung zahlen für die Kolonien und den Gewinn aus dem Kolonialismus der wenigen Jahrzehnte. Warum richten sich diese Forderungen nicht an die Länder, die über Jahrhunderte von Sklavenhandel und Ausbeutung der Resourcen gut gelebt haben und die koloniale Bevölkerung rechtlos gehalten hat? Warum werden diese Forderungen nicht Frankreich gestellt, das ja aus der widerrechtlichen Annexion von Elsaß-Lothringen, ohne die Bevölkerung zu fragen, Gewinne zog? Warum nicht Italien, das sich Tirol einverleibte, ohne die Bevölkerung zu fragen ? Warum nicht die UdSSR, die aus dem Bau der Dörfer und Urbarmachung der Landschaft durch die Donauschwaben, die Ostpreußen Gewinn bezog und die Menschen aus den fruchtbargemachten Landen vertrieb? Warum nicht Russland, das sich die Krim einverleibte? China Tibet? An der  Ausbeutung Afrikas , dem Sklavenhandel, den willkürlichen Grenzziehungen  mit ihren Bürgerkriegen sind wir Deutschen schuld? Was haben wir Nachkriegsgeborenen hier an Schuld auf uns geladen? Ich kann der von Randow’schen „Beweisführung“ nichts abgewinnen. – Alois Lienhard


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Der Artikel im Zeit Magazin von Bernd Ulrich führt gute Argumente und ist einer von der Sorte, die einen tatsächlich zum Überdenken des eigenen Lebensstandards anregen. Dennoch bleibt bei mir die Frage, wie nachhaltig es ist, importierte Soyaprodukte, exotische Früchte, Nüsse etc. im Gegensatz zu lokal produziertem Fleisch zu konsumieren. Tatsächlich würde mich interessieren wie beispielsweise die Ökobilanz von einem deutschen Stück Butter im Vergleich zu einer aus Neuseeland importierten Avocado ist. Um konsequent beim Thema Umweltschutz zu sein, müsste man sich da nicht eigentlich am besten auch noch lokal und saisonal ernähren? Zusätzlich ist meiner Meinung nach zu bedenken, dass der Veganismus auch eher ein teurer Lebensstandard ist, wenn man mal die Preise von Mandelmilch und Kuhmilch vergleicht. Trotzdem, vielen Dank. – Marie Meyer-Sahling


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Mit großem Interesse habe ich Ihrem Brief in der Ausgabe Die Zeit v. 2. August gelesen. Dazu möchte ich meine Meinung sagen. Ich bin geboren in Venezuela (Eltern mit Italienische und Indianer Herkunft). Seit meinem 19. Jahr wohne ich in Europa. Vieles was Sie schreiben habe ich selbst erlebt, jedoch nicht in Deutschland sondern in große Städte wie Madrid, Paris, Brüssel, London.  Sogar als ich mich entschieden habe in Kopenhagen so leben habe ich auf der Arbeitsamt mir sagen lassen: „Ich würde in Ihre stelle wieder nach Deutschland gehen“. Nur weil mein Dänisch nicht gut genug war oder weil die Denen noch rassistischer sind als anders wo (die Glassscheibe von meinem Auto wurde zerkratz weil ich immer noch die Deutsche Kennzeichen hatte – alle andere Autos auf der Strasse nicht) Nein, ich denke nicht wie Sie und würde in Ihrer Stelle froh und Dankbar sein Erfolg zu haben weil Sie einen Türkische Hintergrund haben. Schauen Sie das ganze einfach gelassener an und Sie werden es leichter haben. Ich denke z.B., dass der „Türke Deutsche“ bei dem „Starkes Team“ sieht seine Situation anders an oder zumindest es sieht so aus. Vielleicht weil Männer anders sind als Frauen? So wie Sie, konnte ich leider mein teuerer Deutschkurs beim Goetheinstitut  nicht in meiner Steuererklärung absetzen. Es wurde mir gesagt, dass wenn ich einen Deutschrussin wäre hätte ich das Geld absetzen können. Ich hatte auch Schwierigkeiten eine Wohnung zu finden und deswegen habe ich mich entschieden damals eine zu kaufen. Ich habe eine deutsche Freundin die sehr gut malen kann. Sie sagt, dass weil sie keinen „Exotischenname“ hat, gewinnt niemals einen Preis. Diese werden immer an einen die sich „Ping Jong“ oder irgendwelchen Exotischenname vergeben. Ich wünsche Ihnen noch weiterhin viel Erfolg. Sie haben das Zeug dafür. – Rebeca Capriles-Heller


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Welch wunderbarer Artikel zum Thema Veganismus! Wenngleich einige Zeilen vielleicht etwas pathetisch erscheinen, spricht mir der Autor doch, oder wohl auch genau deswegen – eine solche Thematik verlangt eine gewisse emotionale Hingabe – direkt aus dem Herzen. Ich bin Bernd Ulrich wirklich dankbar, dass er seine Überzeugung publik macht und somit zeigt, dass die vegane Lebensweise nicht nur für ‚hippieartige, Bäume umarmende Weltverbesserer‘ geeignet ist, sondern mitten in der Gesellschaft anzukommen beginnt. Veganismus bedeutet eben nicht Verzicht, sondern Vielfalt in enger Verbindung mit Genuss (nur eben auf andere Weise) und einem guten Lebensgefühl. – Caroline Kreutzer


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

„Namibia (früher Deutsch-Südwestafrika)“ Nun bin ich mal etwas puristisch:  „Früher“ war, das wissen Sie natürlich auch, eine sehr kurze Zeitspanne in der Geschichte des heutigen Namibia, nämlich von 1884/85 bis 1915/18/20 (je nach Lesart). Die von Ihnen gewählte Formulierung legt aber nahe, „früher“ sei eine sehr lange Zeitspanne gewesen, fast seit Beginn der Besiedlung des Gebietes „annodunnemals“ gewesen. Was war denn vor dem „früher“? Um Ihre Bildunterschrift aufzugreifen: Wie sich diese Formulierung wohl anfühlt für eine Namibierin oder einen Namibier? „Alte Sehgewohnheiten“ werden damit leider als unbewusst noch immer existente entlarvt. Sprache kann verräterisch sein, wenn man sie etwas zu unreflektiert verwendet! – Roswitha Ristau


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Der Artikel ist ein Glanzstück der Autoren: Sachlich und gründlich recherchiert und spannend wie ein Familienkrimi geschrieben. Langer Text, aber: Man hört nicht auf zu lesen und ist am Ende ,wow, sogar zu diesem Thema klüger als wie zuvor. – Manfred Kremer


Leserbrief zu „Behörde im Zwielicht“ von Heinrich Wefing

„Behörde im Zwielicht“ hier im zweiten Teil… „Erst jüngst hat ein Bürgermeister in Hessen….trotz klarer Anordnung des Verfassungsgerichts….der NPD den Zugang zur Stadthalle verweigert….“ Aus eigener Anschauung und aus Informationen vor Ort weiß ich dass der Oberbürgermeister die Benutzungsauflagen eingefordert hat die, ausschließlich JEDER Nutzer zu erbringen hat. Diese konnten bis kurz vor Beginn der „Veranstaltung“ einfach nicht erbracht werden. – Herwig Wagner


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ich habe in diesem Artikel erfahren: ad 1: Herr Ulrich ernährt sich jetzt vegan, ad 2: Der Sohn von Bernd Ulrich studiert in den USA Philosophie. Meine Erkenntnis: Wenn der stellvertretende Chefredakteur nießt, kann er sein Magazin als Papiertaschentuch benutzen. – Manfred Kremer


Leserbrief zu „Die Spur des weißen Pulvers“ von Astrid Geisler und Anne Kunze

Keine Tote, ohne grausame Begebenheiten und dennoch spannender als ein Thriller von Edgar Wallace: Die Reportage von Astrid Geisler und Anne Kunze – Roland Droll


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

– Erzwungener Bruch ist das Schlimmste
– Familienrecht ignoriert Kindesbedürfnisse
– Präsenz leiblicher Eltern erleichtert Patchwork. Ihre Autorinnen treffen mit der Zustandsanalyse von Patchwork-Familien ins Schwarze. Kinder leiden oft massiv unter den ihnen völlig fremden Ansprüchen des anderen Familienteils. Doch Ihre Recherche zeigt auch sonnenklar: Das Schlimmste ist der häufig erzwungene Bruch zum eigenen Elternteil. Wenn ein Elternteil ohne Rücksicht auf intensive Eltern-Kind-Bindung weit vom Ex-Partner wegzieht, so handelt er rein egoistisch motiviert. Das erfüllt den Tatbestand des psychischen Kindesmissbrauchs. Dabei werden nicht etwa „die alten Väter schon mal aussortiert“, sondern systematisch von der Mitbetreuung ihrer Kinder ausgegrenzt, auch mit tatkräftiger Unterstützung der Jugendämter und Familiengerichte. Deutsche Familienpolitik klammert sich verbissen an ein altes Familienrecht, das Kindesbedürfnisse ignoriert. Hier versagt der Staat kläglich. Wir fordern zum Schutz der Kinder schon lange eine psychosoziale Infrastruktur mit verpflichtender Beratung. Sie zitieren das Vorbild Australien, wo wie auch in Skandinavien eine hochwertige Prävention der Eltern-Kind-Entfremdung vorbeugt. Dortige Studien belegen in großem Umfang, dass gleichwertige gemeinsame Elternverantwortung in Trennung das kindliche Wohlbefinden fördert. Die Präsenz der leiblichen Eltern erleichtert so auch das Leben in der neuen Patchwork-Familie. – Johannes Zink


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

„.. ich der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied …“, sagt das Alte Testament. Aus irgendeinem Grund, gefällt Herrn von Randow dieser Rachegrundsatz, auch wenn er in keinem modernen Gesetzbuch steht. Er tröstet sich damit, dass es einigen europäischen Ländern mäßig und in Zukunft möglicherweise noch schlechter geht: „Migration, Kriege, Dschihad – was die Europäer an meisten verunsichert, haben sie durch ihren Kolonialismus selbst verursacht.“ Es stört es den Autor nicht, dass dreißig Jahre deutscher Kolonialismus durch dreißig bis fünfzig Jahre an nicht-deutschem Kolonialismus überlagert wurden. Er mag nicht wissen, dass es den ehemaligen deutschen Kolonien nicht schlechter geht als den anderen Entwicklungsländern. Er will nicht wahrnehmen, dass die Kriege unseres Jahrhunderts vor allem in den Regionen ausbrechen, in denen die Bevölkerungen besonders schnell wuchsen. Er sieht nicht, dass sich der Islam von Anfang an durch Kriege ausgebreitet hat und der Dschihad nur die Rückkehr zur alten Frömmigkeit ist. Nun hatten die Prediger einer Entschädigung der alten Kolonien bislang wenig Erfolg. Sie sollten ihr Augenmerk auf China richten. Erfolgreiche Rache: Chinesische Betriebe eignen sich oft Betriebsgeheimnisse ihrer westlichen Partner an, siehe ein-schlägige Verhandlungen des WTO-Gerichts. Wie ist das möglich? Nun, laut Statistik der Weltbank haben die Chinesen seit 2005 gut ein Viertel an Forschern wie die Deutschen und stellen entsprechend viele Patentanträge. Sie haben also genug naturwissenschaftliche Kennt-nisse, um zu wissen, was sich zu stehlen lohnt, und genug technisches Können, um die „ausgeliehenen“ Patente zu verwenden. Statt ihre Kräfte in Deutschland als Bußprediger zu verschwenden, sollten Herr von Randow und Kollegen in den ehemaligen deutschen Kolonien die Menschen in die Lage versetzen, wie die Chinesen erfolgreich Rache zu nehmen. Doch müssen sie aufpassen, dass ihre Schüler es mit dem Lernen nicht so übertreiben wie die Südkoreaner, die seit 2005 (relativ) mehr Forscher haben als die Deutschen und seit 2009 eine höhere Lebenserwartung – aber vergessen haben, wie man eine abgesetzte Präsidentin während der Untersuchung foltert und nach dem Urteil öffentlich abschlachtet! – Armin Amrhein


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Ihren Artikel habe ich mit Interesse gelesen. Ich frage mich allerdings, was der Zielpunkt ist. Werden die Deutschen, die sich bereits mit der Behandlung des monströsen Holocausts schwer getan haben, nun hoffentlich zu reumütigen Dekolonialisierern? Verändert das die Haltung zu den Migranten/Flüchtlingen? Da habe ich meine Zweifel. Ich denke, der Aufruf, mehr gegen den Klimawandel zu tun, ist überzeugender. Der Kampf gegen die Erderwärmung käme zudem allen oder wenigsten sehr vielen zugute. Ein persönliches Details am Rande, zu den Hereros: Wir sind 14 Tage in Namibia gewesen. Der (weisse) Fremdenführer behauptete, die Information, daß die Hereros in der Kalahari verdurstet sind, seien falsch, denn diese hätten gewußt, wie man in der Wüste überlebt. Zudem hätte Deutschland bereits an Namibia gezahlt. Als Beispiel wurde ein Zementwerk genannt, das Deutschland bezahlt habe. Zweifel sind angebracht. Wahrscheinlich ist es oder war es Namibia lieber, daß der Staat Zuwendungen bekommt, als daß man sie an die Hereros weitergibt. Ich hoffe auf menschliches Verhalten gegenüber den Migranten und auf den Erfolg gegen den Klimawandel. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Warum nicht eine Friederike-Krüger-Kaserne?“ von Peter Tauber

Nichts gegen Frauen! Nichts gegen Soldatinnen! Auch nicht als Namensgeberinnen für Kasernen! Aber Friederike Krüger? Mir war sie bisher völlig unbekannt. Ich weiß über sie nur, was in Ihrem Artikel steht. Da lese ich allerhand Anerkennenswertes über ihre Persönlichkeit. Daran will ich nichts kritisieren. Aber es geht ja bei Kasernennamen nicht um eine Art militärischer Heiligsprechung von Persönlichkeiten. Nach Taubers eigenen Worten vielmehr um Traditionsbildung, Vorbildfunktion für heutige Streitkräfte. Deshalb muss ich feststellen: Dafür eignet sich Friederike Krüger nicht. Warum: Sie trat freiwillig in die Armee des feudalistischen und antidemokratischen, dafür  massiv expansionistischen und antifranzösischen Preußens ein. Soll das künftig Tradition der Bundeswehr werden? Ich hoffe, nicht! Nach militärischem Triumph beim Einmarsch in Paris dabei sein, war Traum vieler Generationen deutscher Soldaten. Unteroffizierin Krüger hat er sich erfüllt. Doch langfristig gesehen hatte die Erfüllung dieses Traumes immer verheerende Folgen. Er sollte unter keinen Umständen unsere militärische Tradition werden. Statt dessen empfehle ich zur Kasernen-Benennung Deutschlands wohl erste demokratische Soldatin: Emma Herwegh, geb. Siegmund (1817 – 1904). DIE ZEIT hat vor einigen Jahren durch einen größeren Artikel auf sie aufmerksam gemacht. Davon ist viel bei mir hängen geblieben.Bestimmt finden Sie in Ihren Archiven darüber noch reichlich Material. Für eine „Emma – Herwegh – Kaserne “ würde ich mich gerne gemeinsam mit Ihnen, mit Herrn Tauber, Frau Ministerin von der Leyen und jedem anderen Menschen  einsetzen. – Helmut Steiner


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Über den Artikel von Frau Kekilli schwebt ein Hauch von Scheinheiligkeit: Sie hat es geschafft, sie ist bekannt, erfolgreich und sogar berühmt geworden, sie ist eine Vorzeige Türkin, wie M. Friedmann seiner Zeit ein Vorzeige-Jude war. Die Causa Ösil hat sie allzu schnell geschlossen, um gleich danach ausführlich über sich selbst zu berichten. Dabei ist das gar nicht so rätselhaft: der Integrationsprozess für die türkischstämmigen läuft länger als für Polen oder Russen. Und in einem Land wie Deutschland mit der historisch bedingten schwachen Identität ist es verlockend “ein stolzer Türke“  zu sein, obwohl man in Deutschland geboren ist – siehe Causa Ösil und andere. – Marek Pelc


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Noch nie musste ich beim Lesen eines Zeit Artikels so oft ungläubig den Kopf schütteln. Offenbar hat die Hitzewelle der Redaktion paar Kabeln im Hirn  durchbrennen lassen. Ich habe so viele Probleme mit ihrem Artikel, dass ich gar nicht weiss wo ich beginnen soll. Schon der Titel ist ein Schwachsinn und eine dumme Provokation die im Qualitätsjournalismus nichts zu suchen hat. Denn wir lesen nicht etwa „Patchworkfamilie: das Modell der Zukunft Fragezeichen.“  Oder zumindest bescheidener:  Glück in der Patchworkfamilie: eine Illusion. Fragezeichen”. Nein, die Zeit Redaktion weiss es natürlich besser wie ich mich fühle und hat aufgrund der wenigen Gespräche mit Patchworkfamilien ( die Recherche war ja so furchtbar schwer)  ganz  boulevardmässig beschlossen, dass ich verblendet und mein  glückliches Leben scheisse ist. Geht‘s noch? Wieso nicht gleich: die Illusion einer glücklichen Beziehung mit der vollbusigen Frau. Glücklichsein mit dem  blonden Mann: eine Illusion. Dann weiter: Patchworkfamilien werden idealisiert. Aha. Bitte von wem denn?? Nur weil sich irgendwo in der BILD oder Gala eine Heidi Klum geschickt in Szene setzt und PR betreibt, beschließt die Zeit dass dies für die gesamte Gesellschaft gelten soll? Ist das mittlerweile die Referenz für die Zeit Redaktion? Irgendwelche Schauspieleinnen oder Models? Die BILD  und BUNTE Zeitung? Sind wir soweit gesunken? Ich habe absolut nicht den Eindruck dass normale Bürger die Patchworkfamilie idealisieren. Es passiert mir öfters,dass Menschen etwas überrascht  oder leicht negativ verlegen reagieren, wenn ich erzähle, dass mein Partner neben unserer Tochter noch eine 4 jährige Tochter aus einer früheren Beziehung hat, Genauso aber kann ich nicht beobachten, dass Menschen die  Kleinfamilie als spiessig ansehen. Was sollen diese Clichés? Die Realität ist immer weniger extrem  als dies die beiden Journalistinnen darstellen wollen und Vater Mutter Kind Familien und Patchworkfamilien sind in unserer heutigen Zeit einfach mehr Stress ausgesetzt wodurch es in beiden Fällen zu mehr Spannungen kommt. Aber der Unsinn geht noch weiter. Nach dreißig Minuten fließen die Tränen heisst es in ihrem Artikel. Tja ich könnte ihnen eine Reihe von Kleinfamilien zeigen bei denen auch bald die Tränen fließen wenn man die richtigen Fragen stellt und schön Bert Hellingermässig in den Wunden herumstochert. Enttäuschungen, Eifersucht, Isolation durch häufigen Umzug, psychische Probleme sind alles Dinge die sie zu 100% auch in klassischen Kleinfamilien antreffen.  Sie sind kein Monopol der Patchworkfamilie. Aber wenn man schon normativ beschlossen hat, dass Patchwork traurig, dramatisch und eine Tragödie ist, wird man auch dementsprechend Fragen wählen und die Diskussion in eine bestimmte Richtung lenken, um eine Bestätigung für das eigene Weltbild zu bekommen. Als Stiefmutter weiß ich aus eigener Erfahrung, dass man aufpassen muss nicht jeden Konflikt durch das Prisma “ sie/ er tut das weil ich die Stiefmutter bin und sie/ er mich nicht akzeptiert” zu analysieren. Da wird man schnell paranoid. Wenn die Stieftochter zb. keinen Kuss geben will oder gereizt reagiert hat dies meistens mehrere ( oftmals recht banale)  Gründe. Vielleicht wurde ein Ritual nicht eingehalten ( zb. In meinem konkreten Fall, dass sie  bockig reagiert (und zwar egal wem gegenüber )wenn sie nicht als erste vorgehen und die Stiegen erklimmen kann) oder sie ist müde . Ich musste lernen nicht immer alles gleich persönlich zu nehmen und gleichzeitig auch in schonungsloser Offenheit alles mit meinem Partner zu besprechen was mir auf Der Leber  lag und liegt. Nun kann ich die vielen schönen und lustigen Momente gemeinsam viel besser genießen. Und davon gibt es viele. Ob wir uns gemeinsam verkleiden und imaginäre Hüte aufsetzen, ihren Pappa nachahmen, beim Frühstück neue Sprachen erfinden oder uns alle über die seltsamen Laute meiner Tochter, ihrer Halbschwester amüsieren . Die Kleine liebt sie heiß und ist sehr fürsorglich.  Ich bin  sicher In der enorm grossen Bandbreite an Patchworkfamilien ( die sie aber  offensichtlich abgesehen von paar anekdotenhaften Extremen nicht interessiert)  werden sie viele solcher schönen Momente finden. Wieso hören wir davon aber nichts? Was mich wirklich wundert ist, dass es die Journalistinnen offenbar nicht interessiert wieso in Deutschland der Großteil der Kinder bei den Müttern lebt. Wieso eigentlich? Wieso ist Deutschland hier rechtlich so konservativ? Welche anderen Modelle existieren in Europa? Hier in Belgien wo wir leben ist das Sorgerecht nach einer Trennung rechtlich so geregelt, dass beide Eltern das Kind jeweils gleichmäßig 50% sehen können. Natürlich ist dies eine enorme Erleichterung für die Väter und viel besser für die Kinder. Natürlich erfordert es sehr viel Anpassung und Flexibilität von meiner Stieftochter zwischen zwei Häusern zu navigieren. Aber den Grossteil der Zeit erlebe ich sie als ein absolut glückliches lustiges Mädchen. Wir unternehmen viel, sprechen viel über Gefühle und versuchen alle sehr ehrlich zu sein wenn uns etwas in der Familie belastet. Ich freue mich jedenfalls wieder meine Belle- fille zu sehen. Im französischen bin ich nämlich die belle-mère , die schöne Mutter und sie meine belle-fille, mein schönes Mädchen. Da fällt es auch einfacher schöne Zeit miteinander zu verbringen als “stiefmütterlich”. – Margarete Rudzki


Leserbrief zu „Streit um ein Privileg“ von Catiana Krapp

Ich bin kein Experte beim Thema Antriebstechnologie, lese jedoch aufmerksam die Artikel, die sich mit Verbrennungs- und Elektroantrieben beschäftigen und habe dabei folgendes Bild gewonnen. Artikel, die sich tiefgründig mit der relativen Vorteilhaftigkeit der Antriebstechnologien beschäftigen, scheinen zu dem Schluss zu kommen, dass batteriebetriebene Elektroautos NICHT eindeutig umweltfreundlicher (CO2) und gesundheitsfreundlicher (Feinstaub, radioaktive Abfälle, Schwefel- und Stickoxide) sind als Autos mit konventionellen Antrieben. Zudem sei ein kompletter Umstieg auf batteriebetriebene Elektroautos aufgrund der Begrenztheit von Lithium und der vorhandenen Stromnetzinfrastruktur gar nicht möglich. Als Beispiel ist mir dieser Artikel im Gedächtnis geblieben. http://www.zeit.de/2015/47/elektroautos-diesel-strom-benzin-umwelt-feinstaub Inkonsistent zu den Ergebnissen aus der tiefgründigen Betrachtung, scheint DIE ZEIT sich in anderen Artikeln, wie beispielhaft in „Streit um ein Privileg“, ganz undifferenziert der medial üblichen Behauptung zu bedienen (und ganze Artikel darauf aufzubauen), dass batteriebetriebene Elektroautos per se überlegen sind, obwohl diese Behauptung meines Wissens nicht begründet ist.Wie ich es mitbekommen habe, weiß man schlicht und einfach nicht, welche Antriebstechnologie im Nachhinein die beste sein wird und hat aktuell noch keine eindeutige Tendenz. Insofern würde ich mich freuen, wenn DIE ZEIT nicht, wie andere oberflächliche Medien, das unsachgemäße Bild erzeugt, dass Elektroautos des Rätsels Lösung sind. Denn der medial postulierte Umstieg auf eine nicht eindeutig bessere Technologie hat keine sicheren positiven Effekte, jedoch sichere hohe gesamtwirtschaftliche Umstiegskosten. – Daniel Eckert


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Für diesen klugen, lebensnahen, selbstkritischen und luziden Artikel möchte ich Ihnen meinen Dank und meinen Respekt aussprechen. Wieder einmal gelingt es Ihnen, die wesentlichen Fragestellungen und verborgenen Mechanismen völlig unaufgeregt auf den Punkt zu bringen. Viele der Diskussionen habe ich, nachdem ich vor einigen Jahren beschloss kein Fleisch mehr zu essen, aus meinem Alltag wiedererkannt. In einem Punkt indes muss ich Wasser in den Wein gießen – Sie blenden den sozialen Kontext aus. Solange ein Liter Kokosmilch das Fünffache konventioneller Milch kostet oder ein Kilo Äpfel mehr als ein Kilo Fleisch (die Liste ließe sich fortsetzen – z.B. Bahnfahren teurer als Fliegen…), solange leben wir in einer Gesellschaft, in der man sich ein ethisch korrektes Leben leisten können muss. Vielleicht beizeiten Stoff für eine Fortsetzung – nämlich zu beleuchten welcher politischer und kultureller Rahmenbedingungen es bedarf, damit ein solcher Lebensstil salonfähig werden kann? – M. Willmann


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

In der jüngsten Ausgabe des Zeitmagazins stellt Bernd Ulrich seine Erfahrungen nach einem Jahr als Veganer vor. Herr Ulrich ist glücklich mit seiner Entscheidung, wie schön für ihn. Aber warum belästigt er seine Leser damit? Das Nervige am Veganer ist sein Sendungsbewusstsein, das sich aus einem Gefühl moralischer Überlegenheit speist, die völlig unbegründet daherkommt. Herr Ulrich sagt zwar das durch das vegane Leben der Beweis erbracht wäre man könne Leben ohne Tiere zu töten, und daß dies den Fleischverzehr diskreditierte. Das ist aber Blödsinn, und nicht gerade eine bahnbrechende Erkenntnis! Denn das das globale Ökosystem beruht auf Nahrungskette, es gibt also nichts natürlicheres als fressen und gefressen werden. Töten ist in diesem Kontext auch nichts moralisch Verwerfliches. Es ist eine notwendige Funktion in der Natur, nicht mehr, nicht weniger. Gäbe es keine Raubtiere würde die Population der Pflanzenfresser, also der genetischen Vorfahren unserer Nutztiere, überhand nehmen und das Ökosystem nähme zwangsläufig schaden. Dadurch aber, daß in einem intakten Ökosystem es Gleichgewicht zwischen Jägern und Gejagten besteht, ist der Gattungserhalt aller gewährleistet, nicht schön für den der gefressen wird, aber so ist nun einmal die Welt in die wir hineingeboren worden sind. Das der Mensch als vernunftbegabtes Wesen seinen Verstand dazu einsetzte sich von der Jagd zu entkoppeln und dies im Laufe der Generationen in der heutigen industriellen Landwirtschaft kulminierte, welche zu beklagenswerten Auswüchsen und zu vielerlei Tierleid geführt hat und weiterhin führt ist unbestritten und bedarf der Abhilfe. Dass es nicht sinnvoll ist jeden Tag einen Berg Fleisch zu essen ebenso. Aber ein schlechtes Gewissen deshalb, dafür gibt es keinen Grund. Soll Herr Ulrich, sollen alle Veganer für immer auf Fleisch und alle tierischen Produkte verzichten, mir egal, aber sich deshalb besser, oder gar moralisch überlegen fühlen? Von dem hohen Ross sollten sie schleunigst herunterkommen. Mit Tieren haben sie es ja eh nicht so! – Dr. Ulrich Ernst Hackler


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vor dreißig Jahren hatte ich mir die Sendungen über Transport und Schlachtung von Tieren angesehen, statt wie gewohnt wegzuschalten und  hörte auf, Fleisch zu essen. Fisch aß ich weiter, denn darüber wurde nicht groß berichtet und so machte ich mir darüber auch keine Gedanken. Verdrängung funktioniert bei uns Menschen hervorragend. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Vor zehn Jahren hörte ich auf, Fisch zu essen. Die Berichte über Massentierhaltung bei Fischen waren nicht mehr zu verdrängen. Milch und Joghurt ersetze ich seit langer Zeit schon durch Sojaprodukte. Einzig Käse und Eier kann ich bis dato nicht lassen. Es erinnert mich ein wenig an die Zeit, als ich noch rauchte. Damals las ich das berühmte Buch von Allan Carr „Endlich Nichtraucher“. Es machte klick, weil das, was ich las, klug, einleuchtend und nicht maßregelnd war. Es half mir enorm bei der Umsetzung! Gestern lag ich in unserem Garten und las Ihren Artikel über vegane Ernährung. ES MACHTE KLICK! DANKE! – Gudrun Schön-Stoll


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Unglaublich gut beschreibt Bernd Ulrich das Phänomen der großen gesellschaftlichen Lüge. Unser Wegsehen, Nichtsehenwollen, die Leugnung, das kollektive Verschweigen – wegen was? Wegen des Geschmacks auf unserer Zunge, wenige Sekunden während, seit Generationen tradiert. Machte man schon immer so. Nein, machte man nicht. Die industrielle Fleischproduktion erzeugt heutzutage monströses Tierleid und katastrophale Folgen für das Klima und für unsere Enkel. Ich selbst bin Vater von zwei Kindern und 50 Jahre alt und seit diesem Sommer vegan. Ich bin nicht einem Kult beigetreten sondern ich habe einen verlassen. Mit meinen Söhnen nehme ich an Demonstrationen der Gruppe Anonymous for the Voiceless teil. Ich laufe durch Berlin und sehe mich überall mit den Symptomen des Karnismus und des Speziesismus konfrontiert. Totale Selbstverständlichkeit bei anderen Eltern beim Kita-Fest oder Kindergeburtstag: Schweinewürstchen und Chicken-Nuggets. Weil: Die Kleinen essen das ja so gern. Von wegen. Wenn die Kleinen wüssten! Die würden euch Eltern etwas erzählen! – Jakob Schäuffelen


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Sibel Kekilli hat uns ZEIT-LeserInnen dankenswerterweise mit einem überaus bemerkenswerten, klugen und gefühlvollen Essay an ihren Erfahrungen mit und über Rassismus teilhaben lassen. Denn die überwiegende Mehrheit in diesem Land, davon bin ich überzeugt, möchte transparent, differenziert und nachvollziehbar wissen, was gesellschaftlich falsch läuft; warum wir oftmals aneinander vorbeifühlen und vorbeidenken, folglich bewusst und unbewusst aneinander vorbeileben. Dabei könnte vieles bedeutend einfacher sein, wenn wir uns endlich, wie es auch Kekilli mit Nachdruck fordert, von dem sogenannten Schubladendenken und Etikettierungswahn lösen würden.Gewiss, das ist um einiges leichter gesagt als getan, weil den meisten von uns der Irrglaube an vermeintliche  Wahrheiten über Geschlechter, Hautfarben und Religion, an Über- und Unterlegenheiten, geradezu anerzogen wurde und wir, mehrheitlich in einer Komfortzone allgemeiner wie persönlicher Ideologien und Stereotype befindend, offensichtlich nicht (genügend) Mut haben, uns unseres eigenen Verstandes zu bedienen (Kant, selbstverständlich). Fangen wir also an, wirklich die Augen, die Ohren und den Mund aufzumachen, uns im Menschsein zu erkennen und zu begegnen. Wenn das gelingt, gehen wir mit weniger Unwissen, Angst und Vorurteilen, dafür mit mehr Vertrauen und Respekt aufeinander zu. Das Ziel – ein Höchstmaß an gesellschaftlichem Frieden und Wohlstand – sollte es allemal wert sein. Und ja, nicht zuletzt würde sich damit die in unserem wunderbaren Grundgesetz implementierte humane Werteordnung im tagtäglichen Miteinander realisieren. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Sibel Kekilli bringt es im vorletzten Abatz auf den Punkt: für die Türken ist sie „zu deutsch“. Sie wird als „Ungläubige“ beschimpft. Geht’s noch? Die zitierten Deutschrussen und Deutschrumänen sind heilfroh, hier zu sein und wollen nie mehr zurück. Viele Türken fordern eine Toleranz von uns Ungläubigen, die sie selbst nicht leben. Sibel Kekilli hat den traurigen Alltagsrassismus gut begründet. – Barbara Merckel


Leserbrief zu „Warum nicht eine Friederike-Krüger-Kaserne?“ von Peter Tauber

Die Frage als solche hat durchaus ihre Berechtigung, aber der Rest … Soldat ist, wie viele andere traditionell maskulin vorbelegte Substantive, eine Berufsbezeichnung und hat nichts mit Gleichberechtigung der Geschlechter zu tun (nicht nur im Deutschen, auch z.B. im Französischen). Erst bei konkreter Benennung einer Person kommt die Geschlechterbezeichnung hinzu. „Unser Bäcker ist eine Frau“ ist eine im Deutschen korrekte Bezeichnung. Wenn statt Studentinnen und Studenten, was korrekt ist, wenn man nicht den Beruf des Studenten, sondern eine konkrete Gruppe aus Frauen und Männern, die diesen Beruf ausüben, Studierende macht, erfolgt das nur, weil hier zufällig beide Geschlechterendungen gleich sind. Die Anrede ist aber nur korrekt, wenn man Ausübende des Studierens anspricht; wollte man auch hier eine konkrete Gruppe von Männern und Frauen ansprechen, wäre auch hier Studierende und Studierende zu wählen. Die Gerundivform verschiebt zudem die Bedeutung vom Beruf auf ein konkretes Ausüben einer Tätigkeit, ist also nur in bestimmtem Kontext sinnkorrekt. In der täglichen feministisch verdrehten Realität ist das meist nicht der Fall. Wieso man ansonsten weiter von Bäcker, Fleischer und Polizisten spricht statt vom Backenden, Fleischernden oder Verhaftenden ist ein weiteres Geheimnis dieses verdrehten Geschwurbels. Es tut schon weh, wenn man mit miterleben muss, wie unsere schöne Sprache, deren Klarheit und Präzision bei exakter Verwendung man mir noch an der Schule beigebracht hat, Stück für Stück verhunzt wird, aber vermutlich bin ich nur ein paar Bildungsreformen zu früh geboren, dann hätte ich das Problem wohl nicht. Lediglich ausgewiesene Pazifisten (oder muss das jetzt Pazfizierende heißen?) können sich freuen, denn so lange sich Leute wie Sie um die Bundeswehr kümmern, ist wohl sicher gestellt, dass daraus keine kampfstarke Landesverteidigungstruppe wird. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Eine Frage der Ähre“ von Kolja Rodzio

Ja, der Sommer ist heiß und ja, es gibt Ernteausfälle, wohl 11%. Nur, dass es sich hierzulande (noch) um ein selten extremes Wetterereignis handelt, während dieses Phänomen in anderen Teilen der Welt eine Alltagsrealität darstellt, die über Leben und Tod entscheidet. Wenn nicht durch Bürgerkriege oder Krankheiten das Leben der Menschen dort auf dem Spiel steht, dann durch Ernteausfälle aufgrund von ausbleibenden Niederschlägen. Die Empathie der Bewohner der Mittelbreiten: Eine Frage der Ä(E)hre? – Carola Schätzlein


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Der Satz, “ Das Satz, das Mesut Ösil mit dem türkischen Präsidenten gemacht hat , war nicht richtig, der Litanai von Ihnen, hätte ausgereicht, um die Situation für eine deutsche Schauspielerin zu klären. Wenn Sie beide Ethien leben wollen, dann tun Sie es und beweinen ihre Situation nicht weiter. Als ostpreussischer Flüchtlingsjunge wurde ich in der mecklenburgischen Schule nach hinten gesetzt, weil ich so dürftig gekleidet war  und eine etwas andere Aussprache hatte. Ich durfte nicht  mitspiele. Schnell lernte ich mecklenburgisches Platt ( plattütsch) Nach einem Jahr wurde ich zum Schulsprecher gewählt. Die Hugenotten haben hundertJahre benötigt , um nicht als Franzosen mit einer andere  Religionsauffassung zu gelten. Ihre Nachkommen werden in  hundert Jahren integrierte Europäer sein. Vorausgesetzt die Meeressturmfluten haben  Europa und  die Türkei nicht überflutet. – Hansgeorg Jekat


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Dieser polemische, ideologisch überfrachtete, durch wenig Sachverstand geprägte Aufsatz hinterlässt mich ratlos. Der wirtschaftliche  Aufstieg der Bundesrepublik eine Folge der Kolonialisierung, die in den meisten deutschen Kolonien oder Schutzgebieten bereits 1914 beendet wurde? Und bekanntermaßen ein Zuschussgeschäft war, als wirtschaftlicher Sachverstand Großmannssucht und Eitelkeit weichen musste. Kolumbien, seit 1810 selbstständig, in diesem Artikel über Kolonialismus? Was will uns dieser Autor einreden? – Johannes P. Stoll


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Keine Entgegnung, aber eine andere Sicht. Das Muster des Artikels von Bernd Ulrich wird aufgenommen und mit meinen Erfahrungen und Blickrichtungen verfolgt. Die Berührung durch den Artikel kommt daher, weil ich mein Geld als Berufsschullehrer für Agrarwirtschaft verdiente und weil in der Familie, von den Enkeln her, Vegetarier da sind. Ich bin 69 Jahre alt, lebe nach meiner Ansicht normal als naturgeschaffener Allesfresser, habe meine Kinder ebenfalls normal, durchaus auch zur Wertschätzung der Menschen und des Lebens überhaupt erzogen. Meine Enkel kamen durch andere Familienmitglieder und durch den Ethikunterricht zu Sichtweisen auf das Tierwohl, die schließlich zu einer vegetarischen Ernährung führten. Mein Leben mit dem Tier war durchaus nicht nur eine „Fleischgeschichte“. Da ich auf einem Bauernhof groß wurde, hatte ich von Kindheit an Kontakt zu Tieren, zu Pferden, Kühen, Schweinen, Hunden, Katzen, Geflügel, ganz zu schweigen von den oft unangenehmen Begleitern, wie Mäusen, Ratten, Schwalben, Spatzen, Insekten usw. Die Großtiere gehörten existenziell zum Hof. Keineswegs äußerten sich die Tiere, wie im Artikel von Ulrich beschrieben, verzweifelt quiekend. Es standen auch höchst selten Fläschchen mit Medikamenten herum; weder die Pferde, noch die Kühe oder das Geflügel litten an Bewegungsmangel. Die Tiere waren für eine bestimmte Zeit Gefährten im Alltag auf dem Bauernhof, die genau wie Menschen jeden Tag gefüttert, getränkt, gesäubert und gepflegt werden mussten. Auch hing von den Leistungen der Tiere u.a. die Existenz der Familie mit mindestens 4 Köpfen und den mit am Tisch sitzenden Altenteilern ab. Der Tod von Tieren trat auch, oft unverhofft, ein. Wenn er sich bei einzelnen Tieren deutlich abzeichnete, wurde mit Hilfe des Tierarztes oder auch durch Selbsthilfe ein möglichst schnelles schmerzfreies Ende herbeigeführt.Der Fleischkonsum der Familie blieb in Maßen. Sonntag und oft an einem Wochentag gab es Braten, montags oft die Reste vom Sonntag, anderntags Eintöpfe, Milch- und Mehlspeisen. Im Herbst und im Frühjahr kam der geachtete Hausschlachter, keinesfalls nur ein „Kopfschlächter“. Das war kein übergewichtiger Mann mit Hautflecken und Pusteln, der leicht lallte. Er tötete fachmännisch (d.h. betäuben, stechen, ausbluten) am Nachmittag das Schwein. Anderntags zerlegte er es. Fleischstücke wurden eingelegt oder geräuchert, Gläser mit verschiedenen Wurstsorten zum Einkochen vorbereitet. Mit diesen Vorräten kam die Familie selbstversorgend über den Winter. Die Gesundheitsvorsorge mit bestimmten Ernährungsregimen spielte im Alltag kaum eine Rolle. Bluthochdruck oder Cholesterinprobleme gab es kaum, dafür aber Gliedmaßen- und Kreuzschmerzen. Wenn schwerwiegende Erkrankungen in der bäuerlichen Familie auftraten, geriet der Hof existentiell in Gefahr. Kartoffeln, Haferflocken, Erbsen, Milch, Quark, Käse, Eier und dunkles oder Mischbrot standen andauernd in der Speisekammer. „Tier im Wein, Tier in Kartoffelchips….“, solche ausgefallenen Speisen gab es bestenfalls ausnahmsweise zu Familienfesten. Der Begriff „fleischorientierte Landwirtschaft“ trifft kaum zu. Immer noch erzeugt der Landmann (auch für Veganer) Getreide, Gemüse, Obst und Leinöl. Kokos, Datteln und Soja, woraus Tofu, Hummus u.a. hergestellt werden, wachsen leider weniger gut in Deutschland und kommen über lange Transportwege einher. Was die Tierbestände betrifft, so müsste genauer recherchiert werden, ob die Bestände zu groß geworden sind. In meiner Gegend (Sachsen) sind Mutterkühe und Schafe für die Bewirtschaftung der Grünlandflächen und Deiche wichtig. Dass sich deshalb immer mehr Vogelarten und Insekten ausdünnen ist hier zweifelhaft. Die Milchwirtschaft ist in unserer Gegend eine Haupteinnahmequelle der Betriebe. Hier gibt es in den Dörfern einige möglichst zu erhaltende Arbeitsplätze. Was Herr Ulrich mit „..deformierte Kühe…,die wegen ihres beschissenen Daseins lange vor ihrer normalen Lebenserwartung sterben“ feststellt, ist nur teilweise richtig. Die Zuchtziele der Zuchtverbände wurden diesbezüglich mehrfach korrigiert. Dazu kam in den vergangenen Jahren noch das Preisdumping für Rohmilch, was an die Grenze der Rentabilität für Milcherzeuger führte und kaum Alternativen zum Streben nach weiterer Effektivitätserhöhung zuließ. Das Tier wird nicht durch die genannten Beispiele als das Niedere…umdefiniert: Kühe kalben, Hühner brüten, Pferde fohlen, Ferkel statt Baby usw. das hat keinen abwertenden Beigeschmack, sondern sind geläufige Begriffe wie After oder Plattfuß. „Jeder gesunde Veganer…ist Beweis dafür, dass man Tiere nicht töten oder quälen muss…“ Das ist anmaßend, weil diesen Beweis auch „Nichtveganer“ als Maxime führen. „Wer spinnt hier?“ -Ich glaube nicht, dass die Veganer und Vegetarier spinnen. Aber sie überziehen. Sie gehen den vermeintlichen „Königsweg“ und wissen besser Bescheid als die meisten anderen. Für die Mehrheit der Menschen ist eine vegane Lebensweise zu anspruchsvoll. Auch der Handel und die alltägliche Versorgung in „gemischten“ Haushalten komplizieren sich übermäßig. Leben, Belastung (im Artikel Qual) und Tod gehören zur Existenz von irdischen Lebewesen. Diese existentiellen Fragen für Mensch und Tier vernünftig und zum Guten zu gestalten, will an vielen Stellen, auch aus unterschiedlichen Sichten, gefasst sein. Dazu sind die Veganer, die Vegetarier und die normalen „Fleischfresser“ nachdrücklich angehalten. – Roland Rößler


Leserbrief zu „Sprechen über MISSBRAUCH“ von Ursula März

Ich finde die Holocaust Debatte ist nicht abgeschlossen. In der Bundesrepublik Deutschland gab es auch keine richtige Vergangenheitsbewältigung,sonst wäre der Zulauf bei rechten Parteien nicht so groß. Außerdem war auch die Entnazifizierung nicht gründlich genug gewesen. Darüber gibt es genügend Beiträge von Historikern oder auch Einträge bei Wikipedia. Dass bei der deutschen Bevölkerung eine Erinnungsermüdung eingetreten ist, in Bezug zu den Naziverbrechen und dem Holocaust, ist eine Tatsache.Ich denke Sie stimmen mir da zu. Die Medien tragen auch eine Verantwortung in Bezug auf das Vergessen wollen. Siehe u.a. „Die Herrschaft der Bilder“ von Walter Lippmann. – B.Schuler


Zu dem Artikel „Was der Fall Özil mit mir macht“ in der Zeit Nr. 32 hätte ich folgendes zu sagen. Frau Sibel Kekilli  möge doch mal ein  Gedankenexperiment machen. Wir nehmen mal  an , dass die politische Klasse der Türkei entscheiden würde :“ Wir hehmen in den nächsten 50 Jahren  25 Millionen Hindus, Christen, Budhisten usw. als Einwanderer auf.“ Wie würden die Türken und die Kurden in der Türkei darauf reagieren? Sie würden die Einwanderer mit Sicherheit nicht mit offenen Armen empfangen. Ein wesentliches Motiv für die politische Klasse in Deutschland, ca. 25 Millionen Einwanderer inklusive Nachkommen auf Dauer einwandern zu lassen, war der Wunsch vor allem der Industrie, das Lohnniveau zu drücken. Dass das bei der deutschen Bevölkerung keine Begeisterung auslösen konnte, dürfte wohl verständlich sein. – H. Neef


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Vielen Dank für den ausführlichen Artikel zu Patchwork-Familien und ihren Herausforderungen.
Ihr kritischer Blick und der Fokus auf die Perspektive der Kinder waren sehr interessant und haben bei uns am Küchentisch zum Denken und Diskutieren angeregt. Zu Ihrer Schilderung der fehlenden (bzw. kostspieligen) Hilfsangebote für die Familien allerdings eine Ergänzung: Alle städtischen Jugend- und Familienberatungsstellen sind auch für Patchworkfamilien offen und bieten ein vielfältiges Angebot. Dort gibt es kostenfrei die Möglichkeit zu Beratungsgesprächen und Hilfsangeboten. Es wäre schön, wenn Sie diese Information nachträglich zur Verfügung stellen könnten. – Neela Janssen


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Meine Kinder, deine Kinder, unsere Kinder, also Harmonie pur? Das kann nicht klappen. Jedenfalls war es bei mir so. Soviel Tolerenz, Liebe und Gelassenheit kann Mann/Frau nur in den seltensten Patchworkfamilien entwickeln. Am Ende lag mir das Wohl meines Kindes doch mehr am Herzen als das Wohl meiner Stiefkinder. – Karin Arp


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ich hatte den Namen der Schauspielerin bisher nie gehört, aber zugegeben, ich bin kein Maßstab für Fernsehfilme. Mit dem Bild erkannte ich, daß ich sie doch wohl schon in einem Tatort gesehen habe, aber ohne zu merken, daß sie eine deutsche Kommissarin mit einem deutschen Namen spielte. War mir wohl auch egal. Da sie offenbar nach ihrem Ausstieg keine große Rolle mehr spielt muß das „Rassismus“sein, so wie bei dem zuletzt jahrelang erfolglosen Fußballer. Die Schauspielerei ist ein freies Gewerbe und es gibt bei jedem Leerläufe unabhängig der Herkunft. Rollen wurden immer nach dem Typ besetzt und da entspricht Frau Kekilli eben nicht der blonden Gretl. Elisabeth Flickenschildt spielte nie eine liebe Oma, eine Reihe herber Frauen wurden in alten Serien immer als Keppeltanten besetzt. Und in keine der Rollen der seit Jahrzehnten unvermeidlichen Damen Hörbiger, Ferres und Neubauer hätte Frau Kekilli gepaßt. Ich glaube kaum, daß eine „deutsch aussehende“ Schauspielerin in der Türkei besondere Chancen hätte. Fragen der Journalisten sind immer ähnlich, egal ob es sich um die Herkunft aus der Türkei oder aus Bayern dreht. Mich erinnert die Geschichte an einen Schwarzen, der wie ich einer Straßenbahn nachlief. Als sie, weil der Fahrer Grün hatte, davonfuhr, brüllte er „Rassismus“. Auf die Idee, daß ich „Frauenfeind“ rufen könnte, bin ich nicht gekommen. Ich kenne auch einige nette, integrierte Türken (die Integration klappt in D besser, hier können Türken auch nach der Pflichtschule nur gebrochen Deutsch), aber z.Z. müssen wir bei drückender Hitze mit geschlossenen Fenstern schlafen,  weil im nahen Park bis nach Mitternacht türkische Kinder und Jugendliche Fußball spielen, laut Musik hören, herumschreien,ohne Rücksicht, daß rundherum ein paar hundert Leute schlafen wollen oder müssen. Ganz so selbstverständlich wird Integration also nie funktionieren, wie es sich Frau Kekill wünscht. – Sabine Seidel


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

„In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“ schrieb Friedrich Logau. Aber wir sind nicht auf hoher See und das Haus brennt auch nicht ab. Daher können wir uns dem Ernährungsthema sachlich zuwenden. Und hier ist für den Mischkostler Mensch Mittelmaß angesagt und kein veganer Glaubenskampf. Auch wenn sich Bernd Ulrich redlich bemüht sein neues Ernährungsdogma nicht wie eine Monstranz vor sich her zu tragen, so gerät er doch in die Falle, die allen Glaubenskriegern zu eigen ist: Wenn sie schon nicht die uneinsichtige Mehrheit von der eigenen Meinung überzeugen können, so sei der zumindest eine gute Portion schlechtes Gewissen mit auf den Weg gegeben. CO2-Fußabdruck, gerodete Wälder, Massentierhaltung, durch Fleischernährung bedingte Krankheiten bis zum metabolischen Syndrom. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat wissenschaftlich fundiert eine gute Beurteilung der Vorteile und Risiken einer veganen Ernährung aufgezeigt. In ihrem Fazit sagt sie, dass jede Ernährungsweise, die essenzielle Nährstoffe und Energie nicht bedarfsgerecht zuführt, für die Gesundheit ungünstig ist. Bei rein veganer Ernährung bedarf es daher großer Sorgfalt und Kontrolle und entsprechender Zusatzstoffe, damit Mangelernährung vermieden wird. Diese Disziplin bringen in Deutschland nur geschätzt zwischen 0,1 und 1% der Bevölkerung auf. Veganismus ist so gesehen zum Glück nicht mehrheitsfähig. In der Minderheit sind leider auch für Menschen, die ihren Fisch- und Fleischkonsum reduziert haben, beim Bio-Schlachter kaufen und dafür Vitamin B 12-Pillen im Apothekenregal stehen lassen. Wie wäre es mit einem Beitrag über gesunde Ernährung mit Mischkost auf der Basis von Quaitätsprodukten? Ich fände das ZEITgemäß. – Dietrich Berthold


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Mir der Rassismusdebatte scheint es zu laufen, wie mit der von Me Too, viele rufen „Ich auch, ich auch“. Sieben Jahre eine Hauptrolle im Tatort…… Davon können die Unmengen arbeitsloser Schauspieleinnen nur träumen…. Man wird nicht besetzt, weil man zu alt, zu dick, zu unbekannt, zu aufmüpfig , nicht quotenträchtig etc. ist. Wenn Frau zB. Mal länger für RTL gearbeitet hat, kann es auch passieren, das andere Sender sagen: wir arbeiten nicht mit RTL Gesichtern, dazu kommt das grundsätzliche  Schubladendenken….. – Barbara Freier


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Ein Blick in die Kolonialismus-Ausstellung im Berliner Deutschen Historischen Museum zeigt: Die deutsche Kolonialgeschichte war ein finanzielles, politisches und moralisches Desaster. Es war fatal, die grossen europäischen Kolonialimperien nachahmen zu wollen. Schon Bismarck hatte das erkannt und im Reichstag dagegen polemisiert. Leider hat es der Autor versäumt, eine Relation von 30 Jahren zu den bis zu 300 Jahren Kolonialherrschaft von Briten, Franzosen, Spaniern, Belgiern und Portugiesen herzustellen. Gemordet haben sie alle, auch die arabischen Sklavenhändler und einheimischen Häuptlinge, die kräftig mitverdienten. Immerhin pflanzten deutsche Kolonisten Baumwolle in Togo, förderten Erz am Kilimandscharo und Diamanten in Südwestafrika. Als sie 1918 vertrieben wurden, hatte sich nichts davon gelohnt. Sie hinterliessen aber Strassen, Schulen, Bahnlinien und Postgebäude. Der Beginn einer bescheidenen Zivilisation. Schade, dass dieser Umstand dem stark schuldkultlastiken Herrn von Randow keine Zeile wert war. – Winfried Wolf


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Voraussetzung zum Gelingen einer Patchworkfamilie ist eine faire Trennung des Paares („ich nehme Verantwortung für meines Teil am Scheitern der Beziehung, danke für die gute gemeinsame Zeit und wünsche dir für die neue Beziehung alles Gute) und die Übernahme der Verantwortung als Eltern für die gemeinsamen Kinder (Absprachen und Wertschätzung des jeweilig anderen Elternteils, etc),  –  so bleiben Kämpfe über die Kinder und Rachegefühle aus. Gleichwohl ist hilfreich Alleinerziehenden Möglichkeiten eines ausreichenden Einkommens anzubieten (Teilzeitarbeit, KiGa-plätze, etc) um rasche neue Familienbildungen in der Hoffnung auf Vermeidung wirtschaftlicher Not (Armutsfallen) vermeiden zu helfen. – Hans-Georg Pflüger


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Vielen Dank für diesen sehr guten Beitrag, der ist meines Erachtens das Beste was ich in den vergangenen Wochen im Zusammenhang mit dem „Fall Özil“ gelesen habe. – Peter Schröder


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Endlich ein Artikel zum Thema Patchworkfamilien! Ich war hocherfreut darüber, schließlich hat sich dieses Familienmodell mittlerweile zu einer gängigen Form etabliert und das nur, weil das klassische Familienmodell eben auch kein Garant für eine glückliche Kindheit bzw. für ein gesundes Heranwachsen ist. Die Autoren hatten offensichtlich ein wunderbares Gespür für Unstimmigkeiten, für Verletzungen und für die Verwundbarkeit. Und so hatte ich das Gefühl, dass diese Punkte stärker gewichtet wurden als deren Entwicklungschancen und das Wachstumspotenzial für alle Beteiligten, sowohl als Gemeinschaft als auch eines jeden Einzelnen. Ich lebe seit 5 Jahren als Patchworkmama mit 5 Kindern unter einem Dach. Als sogenannte Stiefmutter habe ich vielen Illusionen aufgesessen, angefangen von überholten Rollenbildern bis hin zu der Fähigkeit, allen und jedem gerecht zu werden, meine Bedürfnisse mit eingeschlossen. Was es braucht, ist Mitgefühl, einen wachen Verstand, die Bereitschaft, seine Illusionen fallenzulassen, zu reflektieren, Mut, sich seinem Umfeld gegenüber eigene Fehler und Versäumnisse einzugestehen, die Fähigkeit, sich selbst und anderen zu verzeihen, und vor allem eine gehörige Portion Liebe. Wir alle wollen eine glückliche Familie, egal ob Patchwork oder nicht. Und ja, es ist möglich. Es gibt so viele Momente des Glücks, des inneren Friedens, des Gemeinschaftsgefühls. Natürlich nicht 24 Stunden und 7 Tage die Woche. Die Entscheidung liegt letztendlich bei jedem selbst, welchen Gefühlen, welchen Momenten mehr Raum geschenkt wird. Mir ist es wichtig, den Patchworkern da draußen Mut zu machen, sie nicht zu frustrieren. Deshalb veranstalte ich im Oktober dieses Jahres einen Online-Kongress zu genau diesem Thema. Gerald Hüther, Katia Saalfrank, Jan Uwe Rogge und viele wunderbare, inspirierende Menschen sind dabei. Vielleicht möchten Sie etwas darüber schreiben? Das würde mich freuen. Mehr Informationen finden Sie hier: www.patchworkfamilien-kongress.deYvonne Woloschyn


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Bis jetzt habe Ihre Artikel immer mit Freuden gelesen mit diesem „Bingo!“ auf den Lippen. Umso mehr bedaure ich Ihre öffentliche Konversion im letzten Zeit-Magazin, wo Sie sich als Anhänger der neuen westlichen Mode-Religion zu erkennen geben. Ich wünsche Ihnen alles Gute und dass Sie Ihr Seelenheil finden mögen, und um das geht es ja bei Religionen. Sie werden jetzt natürlich vehement bestreiten, dass es sich um eine Religion handelt. Das ist ganz natürlich, das tun alle Anhänger irgendwelcher Sekten. Ich frage mich nur, ob das der gleiche Bernd Ulrich ist, der sonst so brilliante politische Analysen geschrieben hat. Analysen mit geschichtlichen, wirtschaftlichen und sozialen Bezügen. Denn der Bernd Ulrich aus dem letzten Zeit-Magazin lässt genau das vermissen und verlegt sich statt dessen auf Anekdoten im Homestory-Niveau, erfindet moralische Postulate aus dem Zauberzylinder und das Schlimmste: das eigentliche Problem, die schädliche Massentierhaltung und ihre Auswüchse und wie man politisch dagegen angehen sollte, werden komplett ausgeblendet. Politik fand in diesem Artikel nicht statt. Statt dessen wirft er sich, ganz Sekte eben, in eine neue individuelle Heilslehre, die alle anderen zu bösen Carnivoren erniedrigt. Aber so ist das ja auch am einfachsten für einen selbst. Nebenbei: nur nicht für die Leute, die sich zweimal überlegen müssen, was sie jetzt bei der Party für den Herrn Ulrich kochen sollen. Aber das gute daran ist, dass solche Moden auch wieder vorbei gehen. Die veganen Köche kochen wieder normal, die veganen Kochbücher landen im Altpapier und die Veganer werden neben köstlichen vegetarischen Gerichten wieder köstlich-zart geschmorte Lammschulter mit Bohnen und Speck essen und dabei diesen verzückten Gesichtsausdruck haben. Einmal die Woche. Der Rest ist ohnehin vegetarisch in meinem Speiseplan. Dafür wird die Massentierhaltung verboten und die ländlich-bäuerliche Struktur durch Ausbau der ökologischen Landwirtschaft gefördert. – Achim Hauck


Leserbrief zu „Streit um ein Privileg“ von Catiana Krapp

Ich habe gerade oben genannten Artikel gelesen und bin mir unsicher ob die Besteuerung eines Dienstwagens korrekt dargestellt ist. Ich hatte mich mit dem Thema näher beschäftigt und neben dem einen Prozent müssen meines Wissens nach sobald Sprit übernommen wird noch monatlich 0,03 Prozent des Listenpreises mal der Strecke zur Arbeit versteuert werden. Dies wären beim 100000 Euro Auto und 30 km Entfernung nochmal 900 Euro monatlich. Insofern glaube ich wird diese wichtige Diskussion (bezüglich Umweltschutz) geführt ohne das Thema der 1prozentregel korrekt darzustellen und ist so unglücklicherweise extrem angreifbar… Dies bin ich sonst von den Artikeln in der Zeit nicht gewohnt. Es kann aber auch sein, dass ich die Thematik selber nicht verstanden habe. Dachte mir diese Anmerkung könnte für den Autor wertvoll sein. – Georg Reith


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ich danke Ihnen für Ihren Beitrag, finde das Brimborium um die Erdogan Fotos auch unerträglich. Özil hätte das besser nicht gemacht, weil er als Teil der deutschen Nationalmannschaft nicht irgendwer ist, sondern eine Person von öffentlichem Interesse. Da muss man sich gewisse Dinge verkneifen, die sich ein Otto Normalverbraucher erlauben kann. Aber Özil die Schuld am Scheitern zu geben war einfach eine Gemeinheit, denn gespielt hatte er gut. Punkt. Integration – man kann es nicht mehr hören, dieses Wort. Sie klappt nur, wenn beide Seiten sie wollen und dann muß es auch gut sein. Nur, es wollen sich nicht alle, die zu uns kommen, auch integrieren. In den Schulen müssen sich manche Kinder als Scheißdeutsche titulieren lassen, das sind halt leider meistens Menschen die zum islamischen Kulturkreis zählen. Da geraten dann Unschuldige schnell unter Generalverdacht. Sehen Sie, ich bin eine „Biodeutsche“, und die sogenannte „Frankfurter Schule“ und ihre gesamte linksgerichtete Nachkommenschaft hat beschlossen, dass die Deutschen sich bis in alle Ewigkeit für die Nazizeit und alles, was damit zusammenhängt, schämen müssen, auch die, die nichts dafür können, auch meine Eltern waren im Krieg noch Babies. Ich finde es furchtbar, was die Deutschen getan haben, es darf nie vergessen werden aber ich brauche mich dafür nicht zu schämen und ich schulde auch niemandem wegen der deutschen Vergangenheit irgendeine ehrenamtliche Dienstleistung. Was mich beunruhigt ist, dass der deutsche Rechtsstaat, der übrigens allen Bewohnern unseres Landes gut bekommt, immer mehr aufgeweicht wird. Behörden werden gegeneinander ausgespielt, es gibt sogar schon Gerichtsurteile nach Scharia-Recht. Eine Deutsche, die sich vor Gericht beklagt, von ihrem muslimischen Ehemann geschlagen worden zu sein, bekommt zur Antwort, was sie denn wolle, das gehöre im Islam dazu und das habe sie hinzunehmen ! Dazu bekomme ich zu hören, dass ich zu akzeptieren habe, dass zehntausende junge Männer ohne Pass aus dem islamischen Kulturkreis, die in Bälde ihre Familien nachholen werden, hier in Deutschland absichtlich angesiedelt werden sollen. Ich frage mich, wann werde ich ein Kopftuch aufgezwungen bekommen und werde um mein Leben bangen müssen, weil ich Christin bin? Wir hatten schon 2015 Obdachlosigkeit im zweistelligen Prozentbereich, Tendenz steigend, und da sagt man uns, dass ab Sommer 2018 monatlich 1000 Personen nachgeholt werden dürfen plus eine sechsstellige Anzahl Personen jährlich, fast alles Muslime. Ist das völlig absurd, wenn ich mich vor dem Hintergrund der immensen Obdachlosigkeit und der Mondpreise für Immobilien frage, wo diese Leute wohnen sollen, und wo sie arbeiten sollen, wo wir schon für so viele eigene Leute keine Arbeitsplätze haben? Man ist k e i n Rassist, wenn man sich das alles fragt. Wenn die Bewohner Deutschlands sich da fragen, wie das enden soll und Angst haben, dann ist das kein Rassismus und dann sind sie auch keine Nazis und auch keine Scheißdeutschen. Sie, Frau Kekilli, haben eine tolle Karriere gemacht, ich kann Ihnen nur raten, halten Sie die Ohren steif! Es ist nicht schön, wenn Sie immer wieder die Herkunft Ihrer Eltern aufs Brot geschmiert kriegen, genauso, wie ich von meinen eigenen Landsleuten aufs Brot kriege, was unsere Vorfahren alles Fürchterliches getan haben und ich mich doch so schämen soll, mir alles gefallen lassen soll. Wir lassen uns nicht verbiegen, halten den Kopf gerade und gehen unseren Weg – und freuen uns über das, was wir erreicht haben. JESUS Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben! – Kathrin Wiem


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

In Deutschland stagniert die Menge der verzehrten Tierprodukte; ebenso wie die Zahl der Vegetarier, weltweit nimmt letzere ab und der Fleischkonsum zu. Es ist den schlecht Ernährten in aller Welt nicht zu verdenken, wenn sie zu allem Erreichbaren greifen, das ihnen helfen könnte. Allerdings wird dazu geraten, eine ausreichende und gesunde Ernährung weniger auf Fleisch zu gründen. In Ost- und Südasien halten sich viele Buddhisten und Brahmanen schon lange streng an eine vegetarische Ernährung, sie spielt in der Öffentlichkeit eine Rolle. Mit  Vorstellungen von Gewaltlosigkeit ist sie auch in modernen Gesellschaften zunehmend vertreten. Bekannte Vorläufer sind Pythagoras und seine Schule, überliefert in den Metamorphosen des lateiniachen Dichters Ovid. Es gibt jedoch nur spärlich verlässliche Daten, wieviele Vegetarier es wirklich gibt. Denn das bloße Bekenntnis sagt oft wenig aus, wie sehr der Vorsatz eingehalten wird. So hat Bernd Ulrich im Zeitmagazin 32 vom 2. 8. 2018 zugegeben, während seiner vielen Jahre als Vegetarier oft fleischlichen Genüssen erlegen zu sein. Selbst ein prominenter bekennender Vegetarier wie Albert Einstein aß ganz gerne Linsen mit Würstchen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt wohl verlässlich an ( wie im BMEL Ernährungsreport 2016, Seite 6 ), dass rund 3 % der Bevölkerung weder Fleisch noch Wurst essen. Es kann also in Deutschland nicht mehr Vegetarier geben als diese rund 3 % . Das hindert Interessenvertreter wie den Vegetarierbund ( vebu/ proveg ) nicht daran im August 2018 immer noch  „von 8 Millionen Vegetariern auszugehen“  „also rund 10 %“  der Bevölkerung. Bernd Ulrich zitiert ( Zeitmag.32, Seite 22 ) vermutlich eine zurückliegende noch schwindelerregendere Behauptung, über „ angeblich 10 Millionen Vegetarier und 1 Million Veganer“ . Wie kann man solche Aufplusterungen auf mehr als das Dreifache oder gar Fünffache in die Welt setzen bzw. ungeprüft zitieren ? – Herbert Gratzl


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Der Rassismusbegriff von Frau Kekilli ist aus meiner Sicht deutlich überspannt. Er trifft zu für Benachteiligungen von Zuwanderern in der Schule , auf dem Wohnungsmarkt  und bei der Arbeit. Man könnte noch den Moscheebau hinzufügen, wo leider immer wieder Abwehrängste  sichtbar werden. Ist es aber Rassismus, wenn sie , wie andere Menschen mit sichtbarem oder bekannten Migrationshintergrund , auf ihre Wurzeln oder die ihrer Familien angesprochen wird?  Von Frechheiten abgesehen kann man darin auch  Interesse oder Zugewandtheit sehen. Wenn ich z. B. mit meiner türkischstämmigen Freundin G. zusammen  bin, interessiert mich bei ihr besonders ihre Einschätzung der Entwicklung in der Türkei und ich bin immer wieder überrascht, dass sie andere Wahrnehmungen hat als ich. Wenn ich negative Vorurteile nach Lektüre der deutschen Presse habe , hat sie positive aus der türkischen Presse. Das dient der Objektivität. Wenn ich  mich mit meinem iranischstämmigen Freund K. treffe, interessiert mich immer seine Sicht auf den Iran. Weiß ich doch, dass er – wie meine Freundin G. – zwei Heimatherzen hat. Eines für Deutschland und ein zweites für das Land seiner Vorfahren. So ist es auch bei den Menschen aus dem Irak, die ich begleite.  Zwei Heimatherzen beobachte ich auch bei mir. Obwohl ich als gebürtiger Schwabe über 40 Jahre im Rheinland lebe, empfinde ich mich dennoch häufig eher als Schwabe. Ist es rassistisch, wenn meine Freunde deshalb bei mir oft Witze über  meine knauserigen Landsleute machen? Oder über Ostfriesen oder Bayern ? Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sollten dazu stehen, dass sie ein zweites Herz für ihre Herkunft haben. Das ist nicht negativ , sondern macht unsere Gesellschaft reicher und interessanter. Mesut Özil hat mit Recht gesagt, dass er sich nicht  nur Deutschland, sondern gleichermaßen auch der  Türkei verbunden fühlt. Ist das schlimm ? Nein, es ist normal und selbstverständlich und sollte von allen respektiert werden. Es wäre verklemmt, darüber nicht offen zu sprechen. Frau Kekilli will demgegenüber offenbar vermeiden, dass sie auch als türkischstämmige Frau gesehen wird. Warum eigentlich? Ihre ersten Rollen bei Fathi Akin hätte sie sicher nicht bekommen, wenn sie blond und blauäugig wäre. Und das Los von Schauspielern, dass sie oft zu sehr auf bekannte Rollen oder auf  Aussehen oder Herkunft festgelegt werden, teilt sie mit unzähligen Kolleginnen und Kollegen. Daraus Rassismus zu machen, ist zu schlicht. – Rudolf Grupp


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Dank des Verfassers Gero von Randow wissen nun die ZEIT-Leser, wodurch „Migration, Kriege und Dschihad“ verursacht sind: Der Kolonialismus ist schuld. Selbstverständlich ist er auch für Hunger und Umweltkrisen verantwortlich. Überprüfen wir einige Argumente dieses Eröffnungsbeitrags zum Thema Kolonialismus, wobei wir den Focus auf den deutschen Kolonialismus legen, der bekanntlich seit 100 Jahren beendet ist, nämlich mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg 1918. Zwar weist Gero von Randow darauf hin, dass die Deutschen nur kurze Zeit Kolonien hatten und nur über ein kleines Gebiet herrschten, doch sie hätten „einen bleibenden Eindruck“ hinterlassen. Das kann ich bestätigen, da ich es sowohl in Afrika wie auch in arabischen Staaten erlebt hatte, dass in den jeweiligen Ländern, wo Bewohner aus den ehemaligen Kolonien arbeiteten, mir als Deutschem gegenüber große Freundlichkeit entgegenbrachten, die Namen deutscher Politiker aus der Kolonialzeit nannten und stolz einige deutsche Sprachkenntnisse demonstrierten. Dass Aufstände niedergeschlagen wurden, lag am Zeitgeist des damals herrschenden imperialistischen Denkens. Dabei Völkermord und eine totale Vernichtungsabsicht zu unterstellen, gehört meines Wissens eher zur Desinformation linker Agitation, worauf allein schon die Zahlen hinweisen. Bei der Nennung von  Gewinnen durch den Kolonialismus – wobei im Artikel selbst dankenswerter Weise gesagt wird, er sei für Deutschland ein Verlustgeschäft gewesen – fehlt  die Information, dass zugleich moderne Technik, Wirtschafts- Verwaltungs- und Rechtskenntnisse exportiert wurden, von denen die Betroffenen bis heute profitieren: Z.B. hätten die „Schutzsuchenden“ niemals ohne Handys, Fernsehen und Rundfunk von der deutschen Willkommens-Euphorie gehört, die als Pullfaktor entscheidend bei der Massenmigration mitwirkte. Eine erhebliche  Lücke in der Argumentation des Autors ist auch die fehlende Unterrichtung über den arabischen Kolonialismus, der mit unvergleichlich größere Grausamkeit weite Gebiete Afrikas beherrschte, weshalb, z.B. in Sansibar, auch heute noch der Hass auf diese Kolonisatoren zu bemerken ist. Unverständlicherweise wurde zugleich der aufgezwungenen Islam beibehalten. Sicherlich ist die Globalisierung der Welt mit den dazugehörigen weltweit agierenden Konzernen problematisch, auch was die gerechte Bezahlung der Bodenschätze, z.B. in Afrika, betrifft, doch ohne Welthandel und Massentourismus wären die früheren Kolonialstaaten wohl keineswegs in einem besseren ökonomischen Zustand. Völlig unbeachtet lässt der Autor auch den Umstand, dass sich einige Staaten damals mir den kommunistischen  Staaten verbündeten, ohne dass es Ihnen nun besser ginge. Übrigens ist es die gleiche kapitalistische Globalisierung, die den Gedanken der Einen Welt befördert, wo in einer Art Fernstenliebe alle den gleichen Wohlstand beanspruchen könnten. Die Nächstenliebe zu den sozial Schwachen im eigenen Land ist weit weniger attraktiv, da es sich nicht um junge Männer, meist aus der Mittelschicht, handelt. Noch weniger kümmert es bestimmte Agitatoren, dass die Lasten der Massenmigration sowohl auf dem Wohnungsmarkt wie bei der Konkurrenz um einfache Arbeitsplätze überwiegend das untere Drittel der Gesellschaft zu tragen hat. Die technischen Erfindungen, die vorwiegend in Europa gemacht wurden, erklärt der Autor mit dem Reichtum, der den Kolonien geraubt wurde. Da es durchaus in den afrikanischen Staaten eine Führungsschicht gibt, die in Geld  schwimmt, müssten also auch dort bahnbrechende Erfindungen, die den Fortschritt befördern, gemacht werden. Weiß der Autor nicht, dass z.B. Singapur, das keinerlei Bodenschätze besitzt und zur selben Zeit die Selbstbestimmung erreichte wie einige afrikanische Staaten mit sehr hohen Rohstoffvorkommen, nunmehr ein sehr hohen Durchschnittseinkommen aufzuweisen hat – im Gegensatz etwa zu Guinea. Erst kürzlich hat der Historiker Heinrich August Winkler, der meines Wissens eher dem linksliberalen Spektrum zuzuordnen ist, auf die Hauptursachen der Armut in Afrika hingewiesen: fehlende Geburtenkontrolle, Korruption und ein Clan-Denken, das eine konstruktive Identifikation mit dem Staat nicht zulässt. Diese Strukturen sind weit älter als der Kolonialismus. Herr von Randow versucht in bewährter Manier auch auf dem Gebiet der Kolonisation eine weitgehend irrationale Schuldverschiebung an die Nachgeborenen vorzunehmen, um sich und seine Gesinnungsgenossen völlig zu Unrecht als moralische Instanz narzisstisch aufzuwerten. Schuldwahn und Schuldtyrannei sind jedoch ungeeignete Mittel, die wahren Ursachen für Missstände zu erkennen. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Über schwindende Intelligenz“ von Harald Martenstein im ZEIT-Magazin

In der neuen Kolumne von Harald Martenstein erfährt man, dass der durchschnittliche Intelligenzquotient in Europa seit den Neunzigerjahren sinkt – um zehn bis zwanzig Punkte pro Jahrzehnt.  Nach den Maßstäben der Neunzigerjahre wären wir heutzutage also bei einem Durchschnitts-IQ von 60 bis 80 angelangt. Und nach heutigen Maßstäben hätten die Europäer der Neunzigerjahre im Schnitt ganz locker die Grenze zur „Hochbegabung“ erreicht. Wer soll diesen Unsinn glauben? Dass die These vom Niedergang der Intelligenz „mittlerweile gut belegt“ sei, wie Martenstein schreibt, ist schlichtweg falsch. Der von Martenstein erwähnte Edward Dutton gehört zum Dunstkreis von Richard Lynn, einem neo-eugenischen Psychologen, der behauptet, dass die westlichen Gesellschaften immer dümmer werden, weil sich die Minderintelligenten am stärksten vermehren. Da raunt die Eugenik-Bewegung der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Schon klar: Bei Kolumnen dieser Art geht’s auch mal um gefühlte Wahrheiten. Im Falle von Harald Martenstein könnte es aber nicht schaden, ab und zu mal einen Fakt-Checker über die Texte schauen zu lassen. – Martin Niggeschmidt


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Herrn von Randows Kolonialismus-Debatte ist so ahistorisch wie wohlfeil, lenkt sie doch so wunderbar von der eigentlichen deutschen Verantwortung ab, die Europa heisst. Hierzu nur ein paar Zahlen: Opfer des Herero-Aufstands ca. 40000-60000; Opfer des Aufstands im Warschauer Ghetto ca. 40000; Opfer des Boxeraufstands ca. 100000 (keine genauen Zahlenangaben; dazu ca. 30000 von den Boxern getötete Opfer); Opfer des Warschauer Aufstands ca. 200000 (Zivilisten). Wenn Herr von Randow also argumentiert, dass man doch eine Verantwortung für die Verbrechen von vor ca. 120 Jahren habe, dann kann man – so einfach ist Geschichte – die etwa 40 Millionen europäischen Opfer des 2. Weltkriegs und des rassistischen Massenmords, für die Deutschland nicht minder die Verantwortung trägt, schlicht überspringen. So ist es natürlich viel wichtiger, ein bisschen Schnitzwerk und ein paar Flechtteppiche, über deren Erwerb oder Raub keine Unterlagen existieren, großzügig an Nationen und Volksgruppen zurückgeben, auf dass sie dort den Palast eines Potentaten zieren oder einen Häuptling schmücken, oder gestohlen werden oder einfach vergammeln, wohingegen man die jüdischen Deutschen abgepressten und zu einem deutlich unter Marktwert gekauften oder gestohlenen Kunstwerke trotz subtiler Buchführung aus fadenscheinigen Gründen nicht restituieren muss. Frau März hat mir ihrer Beobachtung in der gleichen Ausgabe der ZEIT ganz recht, wenn sie darauf hinweist, dass die deutschen Verbrechen im Dritten Reich in Vergessenheit geraten oder marginalisiert werden, dass es eine „jetzt ist aber auch mal gut“-Attitüde gibt. In diesem Licht ist auch Herrn von Randows Plädoyer zu betrachten. Deutschland will sich gar nicht mit der Tatsache beschäftigen, dass es nur dem Goodwill und der pazifistischen Gesinnung der europäischen Nachbarn zu verdanken ist, dass es wieder in den Kreis der zivilisierten Staaten aufgenommen wurde, dass es sich vereinigen durfte und dass man es nicht mit Sonderregeln belegte. Man kann es durchaus auch als trockenen Bellizismus bezeichnen, dass sich die Deutschen mit überwiegender Mehrheit gegen eine funktionierende Armee mit adäquater Ausstattung und gegen die Teilnahme an internationalen Einsätzen (Ausnahme: Mädchenschul- und Brunnenbau in Afghanistan) aussprechen. Es ist wie beim Trinker, der nach Exzessen und Filmrissen nun nicht nur dem Alkohol abgeschworen hat, sondern gleich noch die Prohibition einführen will, um gar nicht mehr in Versuchung zu kommen. Dabei wäre es ein wichtiges Zeichen, würde Deutschland sich in den unbedingten Dienst einer europäischen Einigung und einer Europäisierung der Welt stellen, auch wenn dies die schwarze Null gefährden und die Gewinne deutscher Unternehmen schmälern würde. Was Deutschland durch fehlende Reparationszahlungen durch das besonnene Handeln der Kriegsgegner eingespart hat, kann es auch in 100 Jahren nicht für Europa ausgeben. Der Fingerzeig Herrn von Randows auf das südliche Afrika und auf China erinnert ein wenig an die großen Gesten des Führers während der Auftritte auf dem Zeppelinfeld, wo er auch weit über die Divisionen an Hitlerjungen in die Ferne wies, um ihnen zu zeigen wo sie dereinst für seine Allmachtsfantasien verrecken würden. Europa ist für Herrn von Randow nicht weiter von Bedeutung, auch wenn er seine Frankophilie immer wieder gern hervorhebt. Gleichzeitig fällt der Verweis auf Karl May auch auf ihn zurück, betrachtet er die Kolonisierten doch als edle Wilde, die von dummen Rassisten in eine sklavenartige Knechtschaft gezwungen wurden, die ihnen selbst keinerlei Nutzen und ihrer Hochkultur das Verderben brachte. Nun wird aber gleichzeitig gern die größte aller Ex-Kolonien als gelungenes Beispiel eines Nation Building herangezogen: Indien, gern auch als größte Demokratie der Welt bezeichnet. Eine Handvoll britischer Expeditionäre schaffte es, das von Feudalherrschaft und Kastenwesen geprägte Reich so tiefgreifend zu reformieren, dass es mittlerweile als insgesamt gefestigte Demokratie gilt, mit einem bei der Größe und der Komplexität sowie der sozialen Vielschichtigkeit nicht auffällig schlecht funktionierenden Verwaltungsapparat. Inder und Indischstämmige sind mittlerweile in vielen wirtschaftlichen, exekutiven und politischen Bereichen weit aufgestiegen. Wenn der Kolonialismus also nur schlecht war, ist Indien nur ein Ausreißer? Herr von Randow argumentiert gleichzeitig wie einer jener Herrenmenschen, die er kritisiert. Es führt das fortwährende Elend Afrikas auf die von den Kolonialherren begründeten und auch später unterstützten Strukturen zurück. Indes, weshalb gibt es Länder, in denen Stabilität entsteht, die sich demokratisieren und Rechtsstaatlichkeit entwickeln und dann wieder Länder, in denen dies misslingt? Hierzu wurde schon auf die Problematik des Menschenraubs für den Sklavenhandel hingewiesen, der insbesondere die Staaten Westafrikas betraf. Der Sklavenhandel war jedoch zu Beginn des institutionalisierten, des staatlichen Kolonialismus bereits seit Jahrzehnten beendet. Überdies war der Sklavenhandel kein ausschließlich europäisches Geschäft. Liegen hier also nicht auch jahrhundertealte innerafrikanische Konflikte zugrunde, Konflikte die bereits vor der Kolonialzeit für Differenzen sorgten und zu kriegerischen Auseinandersetzungen führten? So ist auch der Völkermord in Ruanda auf einen vor der Kolonialzeit zurückreichenden Rivalismus zwischen Tutsi und Hutu zurückzuführen, der zwar durch die deutsche Besatzung verstärkt, aber nicht begründet wurde. Es ist also keinesfalls so, dass die Afrikaner ohne das Zutun der Europäer mittlerweile in Frieden und Wohlstand leben würden wie im fiktiven Wakanda. Ob sich dereinst afrikanische Großmächte entwickelt hätten, die den Kontinent unter sich aufgeteilt und möglicherweise für eine gefährliche Multilateralisierung der Welt inklusive atomarer Bedrohung gesorgt hätten ist ebenso spekulativ wie die Ausbildung eines Flickenteppichs an Duodezfürstentümern wie auf deutschem Boden im 17. und 18. Jahrhundert. Daneben sollte man auch nicht vergessen, dass die Herrschaft eines Volkes über andere offenbar Teil des Menschseins ist. So unterwarfen auch die Völker des Altertums andere Völker, versklavten sie und zerstörten ihre Städte. So zu tun, als sei dies eine Erfindung der Europäer des 19. Jahrhunderts, ist lächerlich und weist auf erhebliche Mängel im Bereich Geschichte hin. Im Hinblick auf die Debatte um die Rückgabe von Artefakten wird die Kurzsichtigkeit des Herrn von Randow deutlich, der die eigentliche Intention dieser insbesondere von Frankreich entfachten Großzügigkeit gar nicht diskutiert. Dabei erwähnt er die strikte und repressive französische Flüchtlingspolitik mit keinem Wort. Man sollte sich jedoch im Klaren darüber sein, dass die Rückgabe von Handarbeiten, deren Erwerbsform nicht bekannt ist, rechtlich nicht begründet werden kann. Damit liefe die Restitution auf eine Tauschhandel hinaus, bei dem die afrikanische Tauschware die Rücknahme der Migranten sein wird. In Ländern, mit denen man sich freundschaftlich verbunden fühlt und mit denen man kulturpolitisch zusammenarbeitet, kann man davon ausgehen, dass sie sich an allgemeine Grundrechte halten und somit das Qualitätssiegel sicherer Drittstaat verdienen. Durch die Herausgabe von in den Archiven schlummerndem Kunsthandwerk und vielleicht den einen oder anderen weißen Elefanten in Form eines im Nirgendwo platzierten Museumsbaus, der durch kreative Buchführung zur Alimentierung der Herrscherclique dient, wird man rasch eine Lösung für die mediterranen boat people finden, die mit ihrem Geld auch jetzt schon dafür sorgen, dass sich Herrscher und ihre Subalternen in korrupten Staatsruinen bereichern. Hier von Altruismus auszugehen, ist in seiner Naivität beinahe niedlich. Dabei ist es auch fraglos billiger, einen einstelligen Milliardenbetrag unter dem Mantel der Entwicklungshilfe irgendwo in Afrika zu versenken, als einen deutlich höheren Betrag für eine innereuropäische Lösung des Migrationsproblems auszugeben; die 15 Mrd. für Griechenland sind nur ein erster Hinweis darauf, wie teuer ein neues Dublin-Abkommen würde. Einmal in Afrika angekommen, wird das Interesse für die rückerstatteten Schätze rasch erlahmen. Es ist kaum vorstellbar, dass in Ländern, in denen die Mehrheit der Menschen tagtäglich um ihre Existenz kämpft, der eine Dollar Tageseinkommen für den Besuch eines Museums ausgegeben wird, dessen Edukationsauftrag schon an der Illiterarität der meisten Besucher scheitert. So werden die Preziosen also in einem Herrscherpalast oder auf dem Kunstschwarzmarkt enden. (An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass die Sicherheit eines Museums auch von funktionierender Infrastruktur, insbesondere von vorhandener Elektrizität abhängt, die in kaum einem afrikanischen Staat durchgehend gewährleistet werden kann.) Die Möglichkeit, gerade afrikanische Kunst einem internationalen Publikum in Städten wie Paris, London oder Berlin zugänglich zu machen und ein enstprechendes Bewußtsein zu fördern, wird so verspielt. Herr von Randow darf sich gern kraftvoll auf die entbößte Brust klopfen und lauthals um Verzeihung für seine Fehler und die seiner Vorfahren bitten. Nur sollte er das nicht in publizistischer Form tun. Wenn er sich gegeißelt hat, kann er auch gern eines seiner Omeletts kochen. Seitenlange moralisierende Artikel zu schreiben, die eine echte Marginalie der deutschen Geschichte darstellen, kann er sich sparen. – Dr. David Wolff


Leserbrief zu „Eine Frage der Ähre“ von Kolja Rodzio

Mein Mann und ich, Biolandwirte, sitzen heute um 12 Uhr in der Küche statt draußen in der Hitze zu arbeiten und diskutieren über ihren Artikel: „Eine Frage der Ähre – Wer zahlt, wenn die Ernte bedroht ist?“ (Dass wir nicht fragen müssen: Was essen wir, wenn die Ernte bedroht ist, ist ein unglaublicher Luxus!) Vielen Dank für ihren Artikel –die Fragestellung hat uns interessiert und wir fanden darin viele Gedankenanstöße! Im Folgenden habe ich Inhalte aus unserem Küchengespräch zusammengefasst. Vielleicht ist es für sie interessant, wie ihr Artikel am Esstisch eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebes verdaut wird. Die Abfolge der Themen ist assoziativ – halt wie im Gespräch. Wir bewirtschaften seit 21 Jahren einen Pachtbetrieb und erzeugen Qualitätsrind- und Schaffleisch, Getreide, Kartoffeln und Möhren pflegen Streuobstwiesen –  alles in Bioqualität – aber wir sind selbst schuld. Sprich auf Grund unserer Ausbildungen und dem Arbeitsangebot hätten wir die Möglichkeit unseren Lebensunterhalt als Dienstleister zu verdienen. Wir haben zusätzliche Standbeine, mein Mann als Kontrolleur und ich als Lehrerin.  Ich würde vermutlich als Lehrerin eine erweiterte Anstellung bekommen können und mein Mann im Bereich der Betriebskontrollen. Aber wir tun dies nicht und arbeiten lieber in der Landwirtschaft, solange wir es uns leisten können. Wenn ich von besorgten Mitmenschen auf die Dürresituation angesprochen werde, antworte ich in der Regel, dass wir noch nicht sagen können, welche finanziellen Konsequenzen das haben wird. Manchmal steigen bei Fehlernten die Preise, so dass unverhofft bei weniger Erntearbeit und Menge doch ein normaler Gewinn entsteht. Dann gibt es auch wieder Folgen, wie zum Beispiel eine schlechtere Fruchtbarkeit der Tiere oder eine Bestandsveränderung auf den Grünlandflächen, die sich erst in den Folgejahren zeigen. So wäre ich verhalten beim Standpunkt von Frau Klöckner, dass eine Bilanzierung noch nicht möglich ist und sich komplex gestaltet. Im vergangenen Erntejahr gab es große Ausfälle im Obstbau auf Grund eines späten Frostes. Statt 5000 Liter Apfelsaft konnten wir nur 900 Liter keltern. Es gab Unterstützungszahlungen des Landes, an die wir allerdings nicht herangekommen sind – unser Betriebsgewinn aus dem Verkauf von Streuobst  ist trotz des nicht unerheblichen Umfangs zu gering,  Streuobst hat  im Gegensatz zu Tafelobst viel ideelen, aber keinen monetären Wert. Bei eventuellen Ausgleichzahlungen ahnen wir jetzt schon, dass wir in sämtlichen Betriebszweigen unter die Mindestauszahlungsgrenze fallen werden und das Geld unter den „wirklich wichtigen“ Betrieben verteilt werden wird. Aber im Prinzip machen wir es betrieblich richtig. Wir gleichen das hohe Risiko einer Lebensmittelerzeugung dadurch aus, dass wir andere Standbeine aufgebaut haben und damit schlechte Erntejahre überbrücken, also unsere Landwirtschaft selbst subventionieren. Für Banken und Kernkraftwerksbetreiber wäre so ein Standbein in einer anderen Branche auch anzudenken. Ich denke das entspricht dem Gedanken von Herrn Mußhoff der unterschiedlichen Einnahmequellen. Aus meiner Sicht wäre die logische Folge, dass Landwirtschaft im Haupterwerb nicht mehr gesellschaftlich tragfähig ist und sich die Landwirte selbst darum kümmern, dass wenn sie schon unter hohem wetterbedingten Risiko Lebensmittel erzeugen, dann auch für die finanzielle Basis eines Risikoausgleiches sorgen. Wir haben überlegt, wie wir unseren Betrieb an die langfristig zu erwartenden Klimaveränderungen anpassen könnten, so dass die Wahrscheinlichkeit unerwarteter wetterbedingter Ertragseinbußen sänke. Wir bewirtschaften 30 ha Grünland als Futtergrundlage für unsere Rinder und Schafe. Wir können den Tierbestand reduzieren. In Überschussjahren Futter, sofern sich dann Abnehmer finden, zu schlechten Preisen verkaufen. Allerdings gewährleisten die Tiere auch unseren Dünger, so dass wir damit auf lange Sicht die Erträge senken würden. Im Ackerbau bewässern? Das machte den Anbau unseres Biogetreides vollends unrentabel, in unserer kleinparzellierten Struktur. Betriebswirtschaftlich betrachtet müssten wir mit der Landwirtschaft aufhören. Im Artikel steht, dass wir Bauern für 7,2Prozent der Emissionen klimaschädlicher Gase verantwortlich sind, also besonders die Tierhalter.  Volltreffer – das sind wir, auch unsere Rinder und Schafe verursachen Methanemissionen. Wir sollten also besser gar keine Tiere mehr halten –Fleisch essen ist eh ungesund.  Die Weideflächen können dann bewalden, was zusätzlich für besseres Klima sorgte. Im mittleren Schwarzwald gibt es da höchstens das Problem mit dem Tourismus – Offenhaltung der lieblichen Schwarzwaldlandschaft, friedliche Tiere beim Weiden.  Außerdem mähen wir Hochwasserdämme unseres Schwarzwaldflusses. Diese müssten dann von einem anderen Dienstleister gepflegt werden, das Gras fände eventuell in einer Biogasanlage Verwendung. Wir gehören zu den Erzeugern, die ihre Tiere artgerecht halten, an Wiederkäuer ausschließlich Raufutter verfüttern. Unter unseren Kunden sind wir ein Geheimtipp –super Fleischqualität. Ein angemessener Preis für Menschen mit einem bewussten Fleischkonsum. Wir pflegen und erhalten eine artenreiche Kulturlandschaft –aber wir sind selbst schuld. Wir sollten aufhören und die Branche den Betrieben überlassen, die flächenungebunden wirtschaften, wie Hühner und Schweinehalter. Wetterschwankungen wirken sich da wenig aus, da das Futter sowieso zugekauft wird und je nach Weltmarktlage geordert wird. Oder dem Trend folgend Umwelteiflüsse weitgehend auszuschalten, sprich Substratanbau in Gewächshäusern. Damit steigen zwar die Emissionen, aber die Erntemengen sind wetterunabhängig planbar. Aber wie ist das mit der Schuldfrage. Der Klimawandel ist unserem System geschuldet. Ich gehöre zu der Generation, die früh gegen Kernenergie demonstriert hat und für die Jute statt Plastik Bewegung warb –erfolglos. Wir setzten auf Information und Bewusstseinswandel. Jeder Konsument hat die freie Wahl und bestimmt damit, was erzeugt wird.  Wer sich wandeln konnte hat sich gewandelt und es wird sichtbar, dass dies bei weitem nicht ausreicht. Ich träume davon, dass in den Läden umweltfreundliche Produkte preiswerter sind, als umweltschädliche –das Gegenteil ist der Fall und die Allgemeinheit trägt die Konsequenzen und die Kosten. Bei landwirtschaftlichen Themen wird immer der Bauernverband zitiert, obgleich ich anzweifle, dass die Interessen, welche der Bauernverband vertritt tatsächlich der Mehrheit der Landwirte nützt. Ich halte die ABL für eine bessere Vertretung des Berufsstandes. Eine rentable Landbewirtschaftung  ist die, aus welcher wir eigentlich die Lebensmittel nicht haben wollen. Wir wollen den handgeschöpften Käse aus einem kleinen Seitental im Hochschwarzwald und brauchen dafür den Landwirt, der eine verlässliche Form der Selbstsubventionierung hinbekommt und selbst daran schuld ist, dass er Landwirt bleibt. – Alexandra Sütterlin-Hilscher und Uli Hilscher


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Wenn ich Frau Kekillis Maßstäbe an sie selbst anlege, ist sie eine Rassistin. Zwar gesteht sie ein, dass es auch gute Deutsche und schlechte Türken gibt. Aber so wie sie es formuliert, sind der gute Deutsche und der schlechte Türke lediglich die Regel bestätigende Ausnahmen. Wenn‘s passt,  wird vehement vor Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen gewarnt. Andersrum, wenn es gegen Deutschland und Deutsche geht, scheint es aber durchaus legitim zu. So wächst nichts zusammen, das ist der falsche Weg. – Dietmar Baier


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ganz herzlichen Dank für Ihren Beitrag zum Thema vegane Ernährung. Sie haben mit einer guten Mischung aus Ernsthaftigkeit, sachlichen Argumenten, Humor und Mitgefühl die meisten Aspekte dieser Thematik wunderbar auf den Punkt gebraucht und ich bin ganz Ihrer Meinung. Niemand kann die Fakten leugnen, die uns eigentlich zwingen sollten, auf tierische Produkte zu verzichten. Ich finde die Zustände im Zusammenhang mit der Erzeugung tierischer Produkte unerträglich und kann das praktizierte Wegschauen und Verdrängen schwer aushalten. Wir haben kein Recht, mit unseren Mitgeschöpfen auf diese Art umzugehen. Ich bitte meine Lieblingszeitung um weitere, aufklärende Beiträge zu diesem Thema. – Andrea Nikol


Leserbrief zu „Streit um ein Privileg“ von Catiana Krapp

Entschuldigen Sie, wenn ich mal etwas unhöflich reagiere, aber wie oft muss man Ihnen eigentlich noch vorrechnen, dass E-Fahrzeuge in D nicht umweltfreundlicher sind als Verbrenner, bis Sie das mal verinnerlichen? Wenn man mal von Google und anderen Internetriesen absieht, die ihre eigenen Kraftwerke zum Betrieb ihrer Serverfarmen betreiben, hat Kalifornien so viel Windstrom, dass der dort produzierte Tesla wirklich fast mit Nullemission herumfährt, wobei man aber schon die Augen fest vor der Sauerei bei der Produktion zumachen muss. Die ist nämlich in Summe verglichen mit den Verbrennern nicht besonders gut. Hier ist aber nicht Kalifornien. De Fakto kommt jede kWh zusätzlich für E-Fahrzeuge aus einem Kohlekraftwerk. Falls Sie sich mit dem Dreisatz aus der Schule noch auskennen, können Sie selbst nachrechnen, dass ein E-Auto so auf ca. 230 g CO2 / km kommt, ein Diesel aber nur auf 115. Wenn man den Energiemix zugrunde legt, womit Sie aber denjenigen, die sich um weniger Emissionen bemühen, die Bilanz versauen, ist ein E-Auto trotzdem nicht klimafreundlicher, und da ändert sich auch nichts dran, wenn man hier die Kohlekraftwerke schließt, denn dann kommt der Kohlestrom halt aus Polen, den Niederlanden oder sonst wo her. Man sollte so was wie die CO2-Besteuerung wirklich herbeiwünschen. Als Flottenmanager würde ich den Blödsinn bis durch den EU-Gerichtshof klagen. Irgendwo wird sich sicher ein Richter auftreiben lassen, der noch in der Lage ist, eine simple Dreisatzrechnung zu verstehen. – Gilbert Brands


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Ein guter, oft auch spaßiger Artikel. Dass der viel zu hohe Fleischkonsum der Weltbevölkerung stark eingeschränkt werden muss, steht außer Zweifel. Die Massentierhaltung ist ein unmenschlicher (untierischer ) Vorgang und die dadurch entstandene Nitratvergiftung des Grundwassers unverantwortlich.Auch Methangas gäbe es weniger, wenn es nicht die Fabriktierhaltung der Kühe gäbe. Eine vegane Ernährung wäre also ein guter Ansatz. Aber:  Das Essen von Tofu, der aus Sojamilch der weißen Sojabohne hergestellt wird, fördert aber natürlich auch den weltweiten Soja-anbau, für den die Regenwälder z.b. in Südamerika und in Indonesien abgeholzt werden. Der Bestand des Regenwaldes ist aber dringend erforderlich für den CO2- Abbau. Und…Soja hat beim Verzehr auch hormonelle Wirkungen. Wo liegt also das richtige Mittelmaß, das der Gier der Menschen Grenzen setzt? – Dr.med.Dagmar Zimmermann


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Glückwunsch zu dem bewegenden Artikel! Als 4-facher Familienvater, seit 23 Jahren Ehemann und (Familien-, Paar-) Psychotherapeut habe ich dazu noch einen Aspekt – die Perspektive der Kinder – , der leider im Artikel fehlt: Alle Frauen und Männer in Ihrem Artikel die gleichzeitig Väter und Mütter sind, werden aus der Sicht der Kinder ausschließlich als letztere wahrgenommen – wie „Sonne und Mond“. In der Regel sind beide Elternteile seit der Geburt da, im Idealfall ein Team und somit viel besser als nur die Summe aus 1+1. Aus der Kindsperspektive ist es diesen bis zur Pubertät nicht möglich, die Eltern auch als Paar, als Mann und Frau wahrzunehmen. Ob diese sich gut oder weniger gut verstehen, Sex haben oder miteinander schmusen, ist den Kindern egal, hauptsache sie kuscheln mit ihnen, wurscht ob einzeln oder als Papa&Mama. Kommt es zu Paarproblemen, sollten Eltern diese „intern“ (auf der Erwachsenenebene!) klären, sich Zeit nehmen und die Partnerschaft notfalls auf „Standby“ setzen. Was machen die meisten Ihrer Protagonisten? Sie stürzen sich egoistisch von einem Liebesabenteuer ins nächste, machen damit ihre Erwachsenenprobleme zu denen der Kinder, „überfahren“ diese sowohl inhaltlich als auch mit der Geschwindigkeit der Veränderung. Mehr Geduld mit dem „alten“ Partner, mehr Ausdauer bei Krisen und wo nötig ggf. Beratung/Begleitung durch erfahrene Paartherapeuten (für die eine drohende Trennung die Regel ist und nicht das erste Mal) würde den Kindern, den Erwachsenen (und der Gesellschaft) viel Leid ersparen. Es ist doch erstaunlich, wo wir uns beraten lassen: bei der Steuer, beim Autokauf, bei körperlichen Beschwerden, beim Hausbau und der Finanzierung, beim Urlaub usw. Überall hören wir den Spezialisten aufmerksam zu, berücksichtigen deren Meinung, schlafen eine Nacht darüber usw. Aber wenn wir Schwierigkeiten in der Partnerschaft oder mit den Kindern haben? Fehlanzeige! Da werden Entscheidungen einsam, alleine, egoistisch und oft überhastet getroffen mit dem entsprechenden Resultat: es sind oft Schlechte und die Kinder leiden. Ein schönes Beispiel bringen Sie am Ende auf S. 60 mit „Christin und Sven“ und siehe da! Allen Beteiligten geht es besser als den Protagonisten auf S. 59, 60 und insbesondere S. 61 „Der Schein trügt“. – Dr. med. Jens Oswald


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Was Sibel Kekilli unter dieser Überschrift in die Zeit vom 2. August 2018 schreibt, hat weithin meine Zustimmung – wer möchte ernsthaft die Erfahrungen und Befindlichkeiten, von denen sie spricht, in Abrede stellen; zumal sie dies reflektiert und im Bemühen um Ausgewogenheit tut? (Wenn sie z. B. auch den Rassismus im „türkischen Zuhause und Umfeld“ erwähnt.) Ihre Feststellung: „Das Foto, das Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten gemacht hat, war nicht  richtig. Punkt.“ verdient allerdings Kritik und Widerspruch, weil danach nichts mehr folgt! Sich deutlich, zweifelsfrei und begründet von einer Unterstützung und Wahlkampfhilfe für den Autokraten Erdogan zu distanzieren, hätte zum Thema gehört! Wer sich gegen Schubladendenken ausspricht, muss den offenen und umfassenden Dialog suchen und darf relevante Sachverhalte, Themen und  Zusammenhänge nicht ausblenden. Denn ein klares  Bekenntnis zu Menschenrechten, Grundgesetz und Demokratie (anders als im „Fall Özil“ geschehen) ist zugleich Basis und unverzichtbare Orientierung für eine solche – dringend notwendige – Debatte. Mit seinem Fototermin hat Mesut Özil  Erdogan unbestreitbar genutzt und hierzulande Schaden angerichtet – und unter anderem Wasser auf Mühlen von Rassisten gegeben. Seine nach längerem Schweigen veröffentlichte „Erklärung“ hat das in keiner Weise korrigiert oder gemindert. Politisch unkluges und fragwürdiges Verhalten ist in unserer Demokratie unter dem Schutz der Meinungsfreiheit (anders als in der Türkei unter Erdogan) kein Straftatbestand; wo dies antidemokratische Positionen beinhaltet und /oder verharmlost, ist Kritik freilich vorrangig geboten. So bleibt leider die Frage, warum Frau Kekilli glaubte, auf ein deutliches Wort der Kritik an der Aktion von Mesut Özil verzichten zu können. – Franz W. Kunstleben


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

„Bernd Ulrich, ich danke zutiefst für Ihren großartigen und rührenden Artikel über Ihr erstes Jahr als vegan lebender Mensch. Sie berichten so wunderbar über Ihre Erfahrungen, die (leider) alltäglichen Situationen und Konfrontationen, die ich in 13 fleischlosen und inzwischen fast vier veganen Jahren ebenfalls zur Genüge kenne, und zählen – ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben – alle wichtigen Beweggründe für den Veganismus auf. Als vegan lebende Ärztin (in Weiterbildung für Allgemeinmedizin) ging mein Herz besonders in den Passagen über den Orthopäden- und Hausarztbesuch auf. Veganismus ist nicht nur die Rettung der unzählig leidenden Tiere auf diesem Planten, er ist ebenso die Rettung des Selbigen und auch die Antwort auf die Frage der immer weiter zunehmenden sogenannten Zivilisationskrankheiten, deren Folgen und die dadurch verursachten, unnötigen Tode und Kosten für unser Gesundheitssystem. Ich schließe mich Ihnen an: Die Euphorie hält an, ich kann nichts dagegen tun.“ – Nadine Presser


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Mit Interesse habe ich als Betroffener den Artikel gelesen. Geärgert hat mich, dass keine positiven Aspekte, sondern nur negative Aussagen im Artikel zu finden waren. Erstens ist bzw. kann eine Patchwork-Familie nie die anzustrebende erste Wahl für eine Familienbildung sein, sondern sie ist immer erst der zweite oder weiterer Versuch nach dem Scheitern der ursprünglichen Familien. Es handelt sich also nach dem Motto „Klappe die Zweite!“ um einen erneuten Versuch wieder eine Familiensituation zu schaffen. Natürlich ist dies in der Regel komplizierter und damit meist schwieriger, da hier noch die Beziehungen der Expartner und der Verwandten Einfluß ausüben, der nicht immer von Wohlwollen geprägt ist. Dazu kommt, dass die Mitglieder einer Patchwork-Familie mehr oder weniger unter einem Trauma der gescheiterten Familie leiden. Also insgesamt ist die Ausgangsituation für eine Patchwork-Familie deutlich komplexer und schwieriger. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass bei gutem Willen aller Beteiligten eine Patchworkfamilie letztendlich gut funktionieren kann. Für die drei Enkel und zwei Enkelinnen von uns gibt es keine Stief-Oma bzw. keinen Stiefopa, sondern nur Oma und Opa und davon haben sie sogar mehrere als in einer normalen Familie! – Dr. Michael Wiese


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Der Artikel v. H. Ulrich über Veganer spricht mir aus dem Herzen! Ich habe bisher immer klein beigegeben, wenn ich als Veganer unter „Mischköstlern“war. Dieser Artikel hat mich gestärkt, dass ich mich nicht rechtfertigen muss! Danke!!! Ich werde den Artikel weiter verbreiten, er ist einfach zu gut!!!! – Waltraud Perst


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Der Artikel von Gero von Randow zeichnet die düstere Geschichte des deutschen Kolonialismus nach und zieht eine Entwicklungslinie vom Kolonialismus zu den heutigen  weltpolitischen Konfliktlagen: „Dschihad, Krieg, Hunger, Migration, Umweltkrisen – keines dieser harten Themen von heute ist zu verstehen ohne die Kolonialgeschichte.“ Ebenso überzeugend weist er nach, dass die Zeit des Kolonialismus „noch lange nicht zu Ende ist“. Schließlich konfrontiert er uns Heutige mit der moralischen und rechtlichen Verantwortung, die daraus erwächst: Unser westlicher Wohlstand beruht zu einem erheblichen Teil auf der Unterdrückung und Ausbeutung der kolonialisierten Völker. Genauso stringent ist die aus all dem abgeleitete Forderung: Wir müssen diesen Wohlstand teilen, denn er beruht letztlich auf „ungerechtfertigter Bereicherung“. Jetzt wird’s schwierig: Wie kann man diese moralisch und rechtlich unangreifbare Forderung umsetzen in politisches Handeln? Geht es in der Politik doch immer, trotz aller hehren Beteuerungen, in erster und letzter Linie um Interessen. Aber vielleicht bietet gerade die gegenwärtige Situation eine realistische Chance, politische Mehrheiten für eine faire Afrika-Politik zu finden, wenn man die moralische Begründung mit einer pragmatischen, interessegeleiteten Begründung verbindet: Die Angst in Europa vor einer nicht mehr steuerbaren, nicht mehr abwendbaren „Flut“ von Migranten könnte manchen von der Notwendigkeit einer fairen Afrikapolitik, die Schluss macht mit der immer noch stattfindenden „ungerechtfertigten Bereicherung“, überzeugen. – Paul Humann


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Was der „Fall Özil“ und die Berichterstattung darüber mit mir macht: Beides macht mich zornig. Denn es geht nicht um Rassismus, sondern um Demokratie. Mesut Özil posiert mit dem Repräsentanten eines Staates, dem die Europäische Union die Mitgliedschaft verweigert, und zwar wegen erheblicher Demokratie-Defizite. Darauf bezieht sich die Kritik an Mesut Özil, vollkommen unabhängig von seinem Migrationshintergrund. Dies wird in fast allen Beiträgen zum „Fall Özil“ nicht berücksichtigt, wäre aber der Kern der Diskussion. – Eberhard Brinkmann


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Mein Mann und ich sind sehr überrascht über die sehr einseitig dargestellte Sichtweise des o.g. Artikels. Wir bedauern es, dass nur eine negative Sicht auf Patchwork-Familien stattgefunden hat. Wir selbst leben mit 3-4 Kindern in einer Patchwork-Familie (9, 10, 13, 15). 2 Kinder meines Mannes und 2 von mir. Und wir lieben das kunterbunte Leben im Kreise unserer Familie. Und ebenso all dazugehörige Großeltern. Es ist immer etwas los. Jeder spielt mal mit jedem. Jeder lernt von jedem. Die Kompromissbereitschaft ist recht groß und auch die gegenseitige Rücksichtnahme. Sicher gibt es bei uns auch mal Diskussionen, Auseinandersetzung und Streit. Gehört ja auch mit zum Leben dazu und ist normal. Weit überwiegender sind jedoch die Sonnenseiten und harmonischen Zeiten. Bevor wir nach 2 Jahren mit allen Beteiligen zusammen gezogen sind, haben wir 1 Jahr lang für ein halbes Jahr auf Probe 1x Monat ein WE mit Übernachtung zusammen verbracht, einen gemeinsamen Urlaub und für ein halbes Jahr auf Probe im Wechsel die Wochen miteinander verbracht. Uns sozusagen Schrittweise angenährt. Und viele Gespräche unter uns Erwachsenen und mit den Kindern (einzeln und in Gemeinschaft) miteinander geführt. Meine Vorzeige- und Bilderbuch-Familie ist die Familie meines besten Schulfreundes (auch eine Patchwork-Familie). Ich kenne auch „normale“ Familien, die toll sind. Was wir uns von der Zeit wünschen, ist eine wie bisher stattgefundene differenzierte Betrachtungsweise, die zu gleichen Teilen positive wie auch negative Aspekte ehrlich beleuchtet. Denn alles im Leben hat stets eine positive (starke) wie negative (schwache) Seite. Und die positiven Seiten sollten wir stärker ins Licht rücken und die schwachen Seiten als Chance zur positiven Veränderung sehen oder akzeptieren, wenn sie nicht veränderbar sind. Welchen Satz ich gut an ihrem Artikel finde: Zum Erziehen eines Kindes, bedarf es eines ganzen Dorfes. – V. Weidt


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Danke für diese seltene aber um so wichtigere Erinnerung an die Verantwortung Europas für den Kolonialismus und seine Folgen! In den 1980er Jahren wurde ja die Machtausübung durch Kreditvergabe als neues Instrument entdeckt, über Rohstoffe und Arbeitskräfte global zu verfügen. Die ungerechtfertigte Bereicherung ging trotz Dekolonialisierung weiter. „Ungerechtfertigt“, das ist nur offiziell kein ökonomischer Begriff. Der Stärkere bestimmt die Regeln. ‚America first‘ oder ‚Deutschland über alles‘, so einfach ist das, der Weg in die Sackgasse, in den Klimawandel. Wir brauchen ein neues wirtschaftliches Denken, in dem endlich soziale und ökologische Kosten mit bilanziert werden anstatt sie zu externalisieren. Sie fallen tatsächlich als Bumerang auf uns zurück. Wann und wie lösen wir die fossile Betriebsweise der Weltwirtschaft ab? Mit der Industrie 4.0? Mit steigenden Rüstungsausgaben? Wer recherchiert die Bedingungen und nicht nur die finanziellen Kosten des steigenden Rohstoffbedarfs? Bitte schreiben Sie mehr darüber. – Friedrich Brachmann


Leserbrief zu „Warum nicht eine Friederike-Krüger-Kaserne?“ von Peter Tauber

Friederike-Krüger-Kaserne: ernsthaft? Dann aber braucht die Polizei bitte auch eine Hauptmann-von-Köpenick-Liegenschaft! Die hochwichtige sicherheitspolitische Themenstellung „ich tu so, also ob ich jemand anders wäre, und bin auch noch sehr gut darin“ wird nur so gendergerecht realisiert, hier sogar ressortübergreifend. Sarkastische fehlleitende Überspitzung? Vielleicht. Allerdings hat Herr Tauber mit den Fragwürdigkeiten angefangen. Er legitimiert seinen grundsätzlich ehrenwerten Vorschlag im Wesentlichen mit zwei Eigenschaften Friederike Krügers – sie war sehr tapfer, und sie war eine Frau. Selbst nach eigenem Bundeswehrverständnis aber ist Tapferkeit allein nicht traditionsstiftend. Daran ändert auch das Geschlecht nichts. Bleibt also ein Geschmäckle: möglicherweise will hier einer in einem deutschen Leitmedium zu Zeiten gesellschaftlich kontrovers geführter Geschlechterdebatten mit einem vermeintlich gewagten Vorschlag auf der genehmen Genderseite aus der Sonne kommen. Stattdessen könnte man ja mal Selbstverständliches wagen: Geschlechtergerechtigkeit auch bei der Liegenschaftsbenennung ernst nehmen – und es einfach mal tun. Sinnvolle Benennungsregelungen gibt es nämlich schon. Die sehen allerdings nicht vor, dass ein parlamentarischer Staatssekretär einen Vorschlag zur Namensgebung in einem Gastbeitrag einer Zeitung unterbreitet. – Jens von Rauchhaupt


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Schwankend zwischen Amüsement und Befremden habe ich den schönen Artikel von Bernd Ulrich gelesen und bin am Ende zum Schluß gekommen, ihn für satirisch zu halten – Vorbild Horaz? Eine ernste Frage stellt sich mir bzw. möchte ich an Herrn Ulrich richten:Was ist ‚moralische Überlegenheit‘? Und: Wie stelle ich diese her? Und: Wozu dient ‚moralische Überlegenheit‘? – Bernhard Ahlrichs


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Sibel Kikelli berichtet über ihre Erfahrungen als Einwanderungskind in Deutschland, die ich als Einwanderungskind aus der ehemaligen UDSSR gut nachvollziehen kann. Gestolpert – und das nicht das erste Mal in der ZEIT – bin ich über die Bezeichnung der Deutschrussen. Die richtige Bezeichnung für die deutschstämmigen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion lautet die Russlanddeutschen, die Wolgadeutschen oder eher negativ besetzt die Aussiedler bzw. die Spätaussiedler, wobei der letzte Begriff auch für die Einwanderer aus Polen und Rumänien ebenfalls deutscher Abstammung gilt. Die Bezeichnung Russlanddeutsche bedeutet, dass es Deutsche sind, die in Russland gelebt haben (anfangs im Wolgagebiet, bis 1941 Stalin befahl, „Hunderttausende deutschstämmiger Sowjetbürger nach Sibirien zu schaffen“, so bin ich zwar nicht in Sibirien, aber in Kasachstan geboren), welche dem s.g. „Einladungsmanifest“ der Katharina der Grossen im 18 Jhdt. gefolgt sind und die Nachfahren dieser deutscher Auswanderer sind vor allem in den 1990er Jahren in ihre alte Heimat Deutschland wieder zurückgekehrt, das ist die Kurzversion dieser Geschichte. Mich regt es auf, dass viele in Deutschland die Geschichte der Russlanddeutschen nicht kennen, und oft das Negative, was über die Russlanddeutschen in den Medien berichtet wird, aufnehmen. Ich könnte viele positive Beispiele nennen für die Russlanddeutschen, die es „geschafft“ haben, sich vorbildlich integriert haben, gute Berufe ergriffen haben und sich als Deutsche identifizieren, jedoch mit Wurzeln aus Russland, aber das ist eine andere (Integrations-) Geschichte. Ich kann von mir sagen, dass ich in der Schule (Süddeutschland) als ich vor 25 Jahren mit 12 Jahren nach Deutschland kam, nicht gefördert wurde, wie es Sibel Kikelli von ihren deutschstämmigen Mitschülern aus Russland erlebt hat. Ich hatte aber das Glück, dass mir eine ehemalige Lehrerin Nachhilfestunden in Deutsch gab, der ich ewig dankbar verbunden bin. – Marina Fink


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Vielen Dank für den wunderbaren Artikel von Herrn Ulrich. Er spricht mir darin in Allem aus der Seele. Leider habe ich mich bisher nicht getraut, mich frei von tierischn Produkten zu ernähren; gleichwohl vermittel der Artikel Mut. Daher meine Bitte: können Sie mir ein für Anfänger geeignetes Kochbuch/bücher empfehlen? – Günter Petring


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Danke für diesen wunderbaren Artikel. Sie haben mir vielfach aus dem Herzen gesprochen. Das Leiden unserer Nutztiere und der schizophrene  Umgang der Fleischeser damit, aber auch die Vorteile ihrer veganen Lebensweise und die Reaktionen Ihrer Umwelt darauf wurde in ihrem Arikel sehr überzeugend geschildert. Ich habe seit 1984 kein Fleisch mehr gegessen und erinnere mich noch sehr gut an die ersten Einladungen zu Grillabenden, an denen ich zwecks mangelnder Alternativen an pappigem Baguette kaute („ich dachte Hähnchen isst du“), weil auch der Nudel- und Kartoffelsalat mit Fleischwurst verfeinert war („kannst du ja aussortieren“). Diese Ignoranz findet man in Bezug auf Vegetarier heute nur noch selten. Die Reaktion “ Ich esse ja auch kaum noch Fleisch“ dagegen umso häufiger. Das erzeugte Tierleid durch die Ausbeutung von Produkten wie Milch und Eier wird in der Regel komplett ausgeblendet. Noch esse auch ich gelegentlich Milchprodukte und Eier, aber nach ihrem Artikel überlege ich auch dieses einzustellen und den Schritt in ein veganes Leben zu tun. – A. Busch


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Wunderbar, lieber Herr Ulrich! Sachlich, anschaulich und mitreißend stellen Sie alle wesentlichen Argumente für eine vegane Lebensweise dar. Wobei ein Argument fehlt: Offenbar steigert vegane Ernährung auch die Kreativität und Produktivität. Die Qualität und die Schlagzahl Ihrer hochkarätigen Artikel ist in den letzten Monaten nochmal deutlich gestiegen. Sie sind offensichtlich in der Form Ihres Lebens! Zwar ist ein Kausalzusammenhang hier schwer nachweisbar, aber eine Korrelation besteht zweifelsfrei. Ein besseres, eindringliches und überzeugendes Plädoyer für den Veganismus habe ich bisher nirgendwo gelesen. Bitte stellen Sie den Text als CC-Lizenz ins Netz. Er verdient eine möglichst maximale Verbreitung. Vielleicht haben Sie auch Lust, ihn als kleines Büchlein oder Broschüre herauszubringen. Die großartigen, ganzseitigen Zitate mit den unscharfen Hintergrundfotos verdienen eine deutschlandweite Plakataktion. Es macht Mut, dass endlich eine der führenden meinungsbildenden Persönlichkeiten in Deutschland so offen und direkt für den Veganismus wirbt. Bitte nutzen Sie Ihren Einfluss, damit nun auch endlich politische Konsequenzen folgen: Der reduzierte Mehrwertsteuersatz darf nur noch für vegane Lebensmittel gelten.Auf alle Fleischprodukte ist eine zusätzliche Fleischsteuer fällig, die dem Gesundheitssystem zugeführt wird, um die Folgekosten des Fleischkonsums aufzufangen. Sinnvoll wären zudem Warnhinweise auf jedem tierischen Produkt wie auf Zigaretten. Die Protestschreie werden nun kurzfristig Wellen schlagen  – wie damals bei den Antirauchergesetzen, die heute niemand mehr in Frage stellt. Und die gesellschaftlichen Folgen des Tierkonsums sind weitaus zahlreicher und gravierender als beim Rauchen!
Die Reduktion des Fleischkonsums muss genauso als staatspolitisches Ziel festgeschrieben werden, wie die Senkung des Energieverbrauchs oder des CO2-Ausstosses, zumal die Massentierhaltung beides massiv beeinflusst. Weiterhin sollten Tiere nicht mehr den Rechtsstatus als Gegenstände haben, sondern als Lebewesen mit einem Recht auf Leben, wie es z.B. in der Schweiz längst der Fall ist.
Vermutlich haben Sie selbst noch bessere Ideen, von denen ich gern in weiteren Artikeln erfahre. Erhalten Sie sich Ihre Begeisterung und schreiben Sie weiter zu diesem Thema. Ich danken Ihnen von Herzen! – Sebastian Marcks


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ich habe bis heute mit meinen Überlegungen gebraucht, ob ich mich zu diesem Artikel äußern soll. Da ich jedoch hoffe, dass meine Leserzuschrift Frau Kekilli erreicht, möchte ich ihr mitteilen: Ich habe sie die ganzen Jahre als autonome, emanzipierte Frau angesehen, die auch noch dazu blendend aussieht. Ihre Rollen in den Filmen, auch die Sarah Brandt im Tatort, wurden von ihr immer mit ausgezeichneten schauspielerischen Qualitäten gespielt. Als Türkin wurde sie in meiner Familie diesbezüglich nicht wahrgenommen! Dass sie nun auf den „MeTwo“-Zug aufspringt, der in seinen Auswüchsen genauso daneben liegt wie die „MeToo“-Anklagen (Siehe den Artikel „Was ist Rassismus?“ Von Ijoma Mangold, ebenfalls Zeit 33, der sehr ausgewogen ist.), hat mich sehr enttäuscht. In den Schulen, davon kann ich aus eigener Erfahrung berichten, wurden und werden die türkischen Kinder seit 30/40 Jahren besonders gefördert. Wenn sie jedoch 2 Mal wöchentlich auf Druck des Elternhauses die Moschee besuchen mussten, um den Koran auf arabisch zu lernen und die entsprechenden Mütter bis heute kein Deutsch können und die Väter nur gebrochen Deutsch sprechen, konnten die Deutschkenntnisse dieser Kinder zumeist nicht für den Besuch des Gymnasiums reichen. (Dass das  deutsche Schulsystem an dieser Stelle seit Jahrzehnten überholungsbedürftig wäre, steht außer Frage!) Dass ein Deutschpole oder ein Deutschitaliener gar nicht mehr in unserer Gesellschaft als Ausländer wahrgenommen werden, hat natürlich mit seiner (vermutlich fast )vollständigen Integration in die deutsche Gesellschaft zu tun. Aber auch Vietnamesen und Japaner, also ebenso Menschen mit einem anderen als dem christlichen Religionshintergrund, werden doch als normale Mitbürger akzeptiert, weil sie sich auch so verhalten ohne ihre eigene Identität zu verleugnen. Da muss man sich doch fragen, was der islamische Glaube, der ja angeblich auch Toleranz gegen Andersdenkende beinhalten soll, mit der mangelnden Integration vor allem der türkischen Mitbürger auf sich hat?? Dass mit dem Fall Özil dies vielleicht in das Bewusstsein von Politikern und Bevölkerung gerückt ist, hat wohl sein Gutes. – Marita Becker


Leserbrief zu „Zukunft im Schwitzkasten“.von Stefan Schmitt

Niemand wird bestreiten, dass wir einen sehr heißen Sommer haben, und niemand kann ausschließen, dass wir möglicherweise auch in einem Klimawandel leben – das ist ja bekanntlich immer der Fall. Was mich stört, ist der nicht zu stoppende Ruf nach der Politik. Der hat ja nur Sinn, wenn die Politik etwas tun kann. Es ist bis zum heutigen Tag nicht bewiesen, dass es den Treibhauseffekt von Arhenius wirklich gibt, im Gegenteil, er ist m. W. dreimal wiederlegt worden. Aber nur, wenn der wirkliche wissenschaftliche Beweis da ist, der nicht nur aus vielen Annahmen besteht, dass CO² die Ursache für die Erwärmung der Athmosphäre ist, also der Klimawandel tatsächlich antropogen ist, dann kann man (vielleicht) etwas tun. Jetzt haben wir einen sehr schönen Sommer, der allerdings mit einer gr0ßen Dürre verbunden ist. Schaltet die Hysterie ab! – Dietrich Schönherr


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

In Ihrem Artikel klagen Sie über eine mangelnde staatlich unterstützte psychologische Begleitung von Patchworkfamilien. Das ist so nicht richtig. Erziehungs- und Familienberatungsstellen sind gesetzlich verankerte Einrichtungen der Kommunen, Gemeinden und Städte, die von allen Eltern kostenlos genutzt werden können. Wir – therapeutisch ausgebildete Diplom-Psychologen und Diplom-Sozialpädagogen  – begleiten Eltern in allen Lebenslagen, in schwierigen Paarsituationen, in Trennungen und natürlich auch in Patchworkfamilien und arbeiten gegebenenfalls auch mit den Jugendämtern und Familiengerichten zusammen. – Kristina Schufft


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Ich habe mich über Ihren Artikel zum Fall Özil von Herzen gefreut. Wenn ich so etwas lese, fühle ich mich dann wieder ein wenig „heimisch“, in diesem verrückten Land, in dem ein Herr aus Bayern uns – und den Zugewanderten – etwas sagen will zu einer angeblichen „deutschen Leitkultur“, wobei Leute in Sachsen, im Rheinland oder in Hamburg vermutlich Schwierigkeiten haben seine Art von „Deutschsein“ zu verstehen. Und er hat vermutlich gar keine Ahnung, wie unsere Dichter und Denker, also Goethe, Schiller, und Heine, und Kant und Schelling „Deutschsein“ verstanden haben – nämlich im europäischen Kontext und als Weltbürgertum.Ich habe nach dem Krieg diese Art von Einstellung sehr vermisst, denn ich war durch meinen Vater mit Heine und Tucholski sozialisiert worden. Mir war alles zu „bierernst“ ind ideologisch ( auch die 68er) Ich bin as Minderheit im eigenen Land aufgewachsen: Ich weiß noch wie ich heulend am Radio gesessen habe, als Adenauer über Willy Brandt sagte: „Wo war er denn der Herr Brandt alias Frahm, als wir det Vaterland verdeidischt haben. Fü ihn war damals Brandt ein Vaterlandsverräter, weil er von Norwegen aus genen die Nazis kämpfen musste. Dieser Vaterlandsverräter hat dann die Ostpolitik eingeleitet, die dann schließlich zur Wiedervereinigung führte und hat das deutsche Ansehen in der Welt gerettet, als er in Warschau auf die Knie ging.Ich habe das jeden Tag in der Schule mitbekommen: Man hatte am Niederrhein katholisch und CDU-Wähler zu sein – und wir waren evangelisch und SPD. Als meine Mutter 1951 als SPD-Frau für den Stadtrat kandidierte, endete die Predigt des Ev. Pfarrers: „Und wenn ihr trotzdem den Antichristen wählt, dann fahret hinab in die Hölle. Amen“ (Wir saßen auf der Empore, mein Vater spielte die Orgel und leitete den Chor.Dass half alles nichts, wir waren die Atheisten. MIttags haben wir uns den Bauch gehalten vor Lachen über den Blödmann – und abends war meine Mutter gewählt)Dass ich in der Kirche gelandet bin, dass hat der Kabarettist da oben zu verantworten! Aber das alles hat mich geprägt: in Chicago habe ich dann mit einer schwarzen Gang gearbeitet, in Japan später mit den „Unberührbaren“ und den „Koreanern in Japan“ Der „deutsche Lappen“ war dabei völlig unwichtig. Da wo ich bin, bin ich verantwortlich. Ich freue mich deshalb über diese neue alte Art „“deutsch“ zu sein in der Tradition Heines in manchmal „bitterböser“ kritischer Liebe, wie ich sie neuerdings bei Migranten erlebe (siehe Navid Kermani) Und deshalb habe ich mich so über Ihren Artikel gefreut.So fühle ich mich dann doch hier „zu Hause“ Danke! – Ulrich Schäfer


Leserbrief zu „Kann das gut gehen?“ von Katrin Hörnlein und Jeanette Otto

Ich freue mich darüber, dass das Thema Patchwork durch den Artikel einen öffentlichen Raum bekommt. Die Statistik macht ja deutlich, dass das Leben als Patchworkfamilie längst keine Nische mehr ist sondern breite Realität. Es ist daher gut und wichtig, darüber in der Gesellschaft zu sprechen, auch damit das Bild der „bösen Stiefmutter“ endlich der Vergangenheit angehört. Dennoch hat mich die Lektüre des Artikels traurig und nachdenklich gestimmt. Beim Lesen bin ich immer wieder über negative Begriffe gestolpert: Tragödien, Scham, Zerreißproben, beißende Eifersucht, Überforderung, Stress, fehlende Anerkennung, Angst, Kompromisse, Vorwürfe, Schlachten, Kampf. Ich finde vor allem die kriegerische Bezeichnung von Fronten und Gegnern unfassbar traurig, da diese Haltung nicht zu einem empathischen Umgang führen kann. Die Erfahrungsberichte im Artikel sind entmutigend und frustrierend. Für Patchworker selbst sind die beschriebenen Probleme jedoch hinlänglich bekannt. Was aber in dem Artikel überhaupt nicht vorkommt, sind konkrete Möglichkeiten, wie es denn besser klappen kann. So unterschiedlich die Lebenssituationen der Menschen mit ihren individuellen Erlebnissen sind, eines haben sie alle gemeinsam: Sie sind schrecklich unglücklich und schaffen es nicht, eine Lösung zu finden. Diese Verzweiflung betrifft jede Position im Geflecht, die Stiefmutter, die Exfrau, den leiblichen Vater, die Kinder, Stiefkinder, ja selbst die Großmutter. Es besteht die Tendenz, einen Sündenbock zu suchen, der für das eigene Leiden verantwortlich ist. Aber Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. Das Problem ist hier jedoch nicht die Patchworksituation, das Problem ist die Unfähigkeit, der beteiligten Personen, ihre echten Gefühle auszudrücken. Ich bin davon überzeugt und weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass es möglich ist, auch mit einer Exfrau, die völlig andere Erziehungsansichten hat, auch nach unschönen Gerichtsverhandlungen und auch mit “schwierigen” Bonuskindern ein glückliches Familienleben aufzubauen, das vor allem von einem wertschätzenden Umgang untereinander geprägt ist. Die Grundlage dafür ist die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation. Wage ein liebevolles Menschenbild. Statt den anderen mit Erwartungen zu überfordern, fang bei dir selbst an. Frage dich, welches Gefühl in dir lebendig ist und was du brauchst, das dein Leben bereichern würde. Statt dich als Opfer der Umstände oder der „gemeinen“ Ex zu sehen, übernimm Verantwortung für deine Gefühle. So so entstehen tragfähige authentische Beziehungen, und auf dieser Basis können Konflikte wertschätzend gelöst werden – „Patchwork auf Augenhöhe“ – Marita Strubelt


Leserbrief zu „Was der Fall Özil mit mir macht“ von Sibel Kekilli

Sie wünschen sich, dass Integration selbstverständlich und Rassismus passe` ist. Dies ist zunehmend nicht mehr so. Sicher ist es nicht richtig, Menschen anderer Nationalität oder Deutschen mit Migrationshintergrund voreingenommen oder feindselig gegenüber zu sein. In der Generation der Gastarbeiter und der Ihrer Eltern war es nicht Feindseligkeit, sondern es war Unsicherheit gegenüber der Fremdartigkeit. Die Generation Ihrer Eltern kam und wollte es besser haben, und das besonders für die Generation ihrer Kinder, dafür haben sie hart gearbeitet. Ihre Eltern hatten mit Ihnen Erfolg. Sie haben erreicht was sie wollten. Heute ist aus meiner Sicht die Feindseligkeit vorrangig gegenüber den Türken gegeben, da es zu viele „Erdogan-Türken“ in Deutschland gibt, die besser leben wollen und fordern, sich aber nicht einbringen, teilweise sehr aggressiv sind und ihre Religion durchsetzen bzw. sie nicht den hiesigen Gesetzen anpassen wollen. Erdogan betreibt seine Politik in Deutschland gegen die Integration. Er verfolgt sein Ziel gemäß seiner Aussage Ende der 90er Jahre, Mitteleuropa zu islamisieren,  strategisch. Genau wie er seinerzeit gesagt hat, die Demokratie, für die er sich einsetzt, ist nur ein Vehikel zum Ziel des islamischen Staates. Den will er unbedingt erreichen. Hinzu kommt, dass das Gesetz der „zwei Nationalitäten“ für Nicht-Europäer von den  Deutschen nicht akzeptiert wird. Bei den Migranten der anderen Nationalitäten steht die Unsicherheit, die hohe Zahl und die Angst vor der Zukunft mit Migranten im Vordergrund. Es wäre zu wünschen, dass eine Politik konsequent und durchsetzungsstark gegen das Erdogan-Türkentum gemacht wird und die Medien das Problem der Migranten nicht ständig hochspielen, um es dadurch zu verschlimmern. Sie bauschen es nur auf. Ich wünsche Ihnen, trotz der gelegentlichen Unstimmigkeiten, ein glückliches Leben in ihrer deutschen Heimat. – Hubert Ludorf


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Das Thema Essen ist ein emotionales Thema, dass haben die Grünen leidvoll erfahren, als Sie den Vorschlag eines Veggiedays im Wahlkampf machten. Ich nehme an, dass Sie sich über mangelnde Zuschriften – von ganz zustimmend bis ganz ablehnend – nicht beklagen können. Ich schätze Ihre  Beiträge sehr und finde auch Ihr persönliches Bekenntnis zur veganen Ernährung einen sehr klugen und lesenwerten Artikel. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Internationalen Naturschutzakademie des Bundesamtes für Naturschutz auf der Insel Vilm habe ich von 2011-2013 eine dreijährige Tagungsreihe zu „Nachhaltigen Lebensstile und bewusstem Fleischkunsum“ betreut. Zusammen mit Umweltethiker/innen haben wir mit zahlreichen Referent/innen besonders die Themenfelder Naturschutz u. Landwirtschaft, Klimaschutz und Gesundheit betrachtet. Daraus ist ein sehr guter und ausgewogener Sammelband entstanden, Siehe   https://www.metropolis-verlag.de/Nachhaltige-Lebensstile/1089/book.do und das beigefügte Cover. Auch der beigefügte Artikel aus der Naturwiss. Rundschau von meinem Kollegen Dr. Reinhard Piechocki, beschreibt sehr ausgewogen die Probleme des Fleischkonsums von uns Menschen. Beide Veröffentlichungen sind eine Fundgrube für gute Argument, falls die Angriffe bestimmter Leser/innen zu heftig und unsachlich ausfallen sollten. Nun zu meiner Kritik. Sie schreiben auf der Ebene der persönlichen ethischen Positionierung sehr vieles, was ich nachvollziehen kann. Ganz viele Argumente haben auch wir in unserem Buch versammelt, einschließlich des viel zu hohen Fleischkonsums und des skandalösen Umgangs mit den Nutztieren bei uns in Deutschland. Der Veganismus kann aber leider keine Lösung sein. Der größte Teil der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Grünland/Grasland und kein nutzbares Acherland. Dieses meist extensive, oft trockene Grasland ist nur durch Tiere zu verwerten. Es muss durch den Tiermagen. Die Masai in Tansania z.B. leben vom Fleisch und Blut ihrer Rinder und der Milch. Der Veganismus hat es hier mit eimen praktischen und ethischen Dilemma zu tun. Es geht um das gute Fleisch, den bewussten Fleischkonsum, um einen guten Umgang mit den leidensfähigen Tieren. Es geht nur individuell ohne Fleisch aber nicht für alle Menschen. Der Veganismus ist eine Wahlmöglichkeit in den Industrieländern des Nordens und zugleich eine Eindeutigkeit. Aber wie so oft im Leben geht es nicht um Eindeutigkeiten sondern um Vielfalt möglicher Lebens- und Ernährungsmodelle. Diesen Hinweis könnte man in der Debatte noch nachreichen. – Dr. Norbert Wiersbinski


Leserbrief zu „Die Neuvermessung der Welt“ von Gero von Randow

Folgt auf  ME TOO als moralische Aufforderung an die ehemaligen Kolonialstaa­ten, geraubtes Kunst- und Kulturgut aus den Kolonien an die betreffenden, betroffe­nen afrikanischen Staaten zurückzugeben; und die Niederschlagung des Herero und Nama-Aufstandes 1904 als Völkermord anzuerkennen. Wir kennen die moralische Verpflichtung und Problematik aus den Rückgabeforde­rungen der sogenannten NAZI-Raubkunst und den von meist jü­dischen Verfolgten erpressten Kunstwerken. Die BRD leistete – euphemistisch ausgedrückt – Wiedergutmachungs-Zahlungen an Israel und Überlende der KZ-Vernichtungslager. Wissenschaftlich begründeter Forschungsdrang, Sammelwut und -lust des 19.Jahr­hunderts kannten keine Grenzen; alles und jedes wurde untersucht, zu- und eingeord­net und in Sammlungen und Museen gehortet. Natürlich wurden auch Fundorte, Be­deutungen und mögliche kultische Gebräuche der Stücke  akribisch erforscht und be­schrieben. Ob nun diese Gegenstände geraubt, gegen Glasperlen getauscht oder bezahlt wur­den, weiß kein Mensch. Der in Europa übliche und hoch geschätzte materielle Wert von Kunst- und Kultwer­ken war in Afrika unbekannt. Afrikanische Staaten gab es nicht, es gab Volksstämme und Stammes-ge­biete,  um die in vorkolonialen Zeiten permanent gestritten und ge­kämpft wurde, es gab unter­schiedliche Lebens- und Kulturformen, die der Abgren­zung und Selbstbehauptung dienten, es gab interne Machtkämpfe, es gab Sklaverei, betrieben von Arabern und muslimischen Nordafrika­nern. Gutgläubigen Europäern wird dieses alte Afrika als exotisches Paradies vorschweben, dessen natürlichen, idyllischen Zauber barbarischer Kolo­nialismus grausam zerstörte. Kurzum – von all diesen nach Europa geschafften Schätzen wäre nichts mehr vor­handen, wären sie in Afrika geblieben. Spätestens die postkolo­nialen afrikanischen Potentaten hätten die besten Stücke gegen Bargeld verscherbelt. Es wäre interessant, sich einmal vorzustellen, die kolonialen Zugehö­rig-keiten be­stünden weiterhin, und die politischen und wirtschaftlichen Ent­wicklungen in den Mutterländern hätten auch ihre Kolonien verändert – wie in Martinique und Guade­loupe geschehen, die als französische Dépar­tements gelten: all die mörderischen Un­abhängigkeitskämpfe hätten nicht stattgefunden, all die korrupten Potentaten, die sich privat bereicherten und ihre Länder ruinierten, hätte es nicht gegeben. Es ist kein Wunder, dass nur im armen, kulturreichen Senegal ein Mann wie Leopold Senghor, ein Leh­rer und Dichter in afrikanischer Tradition, 1945 – 58 Abgeordneter der franz. Nationalversammlung – 1960! Präsident des Senegal werden konnte; und Nelson Mandela, der das weiße Südafrika in die schwarz-weiße Un­abhängigkeit führte – ohne Krieg und im Einverständnis mit der weißen Elite. Man braucht nur Namen zu nennen wie Idi Amin (Uganda) oder Robert Mugabe (Simbabwe), um das blutige, kriminelle, macht- und raffgierige, zerstörerische Elend des in die Unabhängigkeit entlassenen, kolonialen Afrikas zu beschreiben, das in wei­ten Teilen bis heute anhält. Das reiche Nigeria präsentiert nur ein aktuelles Beispiel einer korrupten Elite, die ihr Land im Chaos versinken lässt. Das liberale Frankreich betrachtete und behandelte seine Kolonien als Tei­le des Mut­terlandes (mit Ausnahme Vietnams); ein negatives Beispiel blu­tiger Unterdrückung (Ermordung Patrice Lumumbas!) lieferte Belgien. England verfuhr meist souverän, es hatte stets Verwaltungen auf unterer Ebene mit Einheimischen besetzt, die die staatlichen Funktionen weiter­führten, die einheimi­schen Eliten studierten in England, alle sprachen und schrieben Englisch. Ohne die englische Kolonisierung Indiens, die Kolonialverwaltung und die englische Sprache: gäbe es keinen indischen Staat. Ohne die römische Kolonisierung Europas und Englands hätte es keine eu­ropäischen Staatenbildungen gegeben, keine römisch-katholische Kirche, keine gemeinsamen, verbindlichen Glauben, keine Kathedralen, keine la­teinische Sprache, in der sich die Elite aller Länder verständigen konnte, keinen Wissensaustausch zwischen Leibniz und Newton, keine gemeinsame Renaissance, kein Barock… Zurück zum Problem Rückgabe. Sie sollte und kann nur erfolgen an Staa­ten, die de­mokratisch regiert werden und eine sinn- und verantwor­tungs-volle Kulturpolitik ver­folgen. Sinnvoll wäre eine gezielte Rückgabe von altem Kulturgut, um den jungen afrikani­schen Staaten bei der Konstituierung kultureller Identität zu helfen, die aktuell welt­weit via Smartphone von amerikanischen Di­gitalkonzernen auch in Afrika diktiert wird. Europa übt sich im Gedenken, macht sich Gedanken, fordert moralische Schuldein­geständnisse und Wiedergutmachung und der deutsche Morali­smus ruft: WE  TOO ! absurd und aktionistisch hochgetrieben … wie ME TOO ! ! ! Die ältere Moral, namentlich die Kants, verlangt von Einzelnen Handlungen, welche man von allen Menschen wünscht: das war eine schöne naive Sache, als ob ein Jeder ohne weiteres wüsste, bei welcher Handlungsweise das Ganze der Menschheit wohl­fahre, also welche Handlungen überhaupt wünschenswert seien; es ist eine Theorie wie die vom Freihandel, voraussetzend, dass die allgemeine Harmonie sich nach ein­gebornen Gesetzen des Besserwerdens von selbst ergeben müsste. (F. Nietzsche: Von den ersten und letzten Dingen / Menschliches Allzumenschliches: Kap. 23-38: eine Zusammenfassung einiger Aspekte) Moralisch zu Gericht sitzen soll uns wider den Geschmack gehen! Überlassen wir dieses Geschwätz und diesen üblen Geschmack denen, welche nicht mehr zu tun haben, als die Vergangenheit um ein kleines Stück weiter durch die Zeit zu schleppen und welche selber niemals Gegenwart sind – den Vielen also den Allermeisten. (F.Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft, 4.Buch) Wie der Schatten dem Körper folgt, so folgt die Dummheit der Macht. (Paul Valèry: Cahiers) – Rainer Stahlschmidt


Leserbrief zu „Streit um ein Privileg“ von Catiana Krapp

Dummheit ist ja wohl, wenn eine Regierung den gleichen Fehler zweimal begeht:
Das E- Mobil ist kein Beitrag zum Umweltschutz, solange der benötigte Ladestrom wie in Deutschland überwiegend durch Verbrennung fossiler Energieträger gewonnen wird. Bereits im Jahre 2016 hat die damalige Regierung 600 Millionen Euro aus Steuergeldern  zur Verfügung gestellt um jeden Käufer eines E- Mobils mit 4000 Euro zu ‚belohnen‘. Erwartungsgemäß ging die Sache schief denn im selben Jahr war die Zulassung von E- Mobilen in Deutschland sogar rückläufig und ist auch in 2018 keine Erfolgsgeschichte. Ein ökologisch mieses Produkt wird eben nicht besser, wenn man den Käufer mit einer Geldprämie beglückt! Nun also auf ein Neues! Die soeben beschlossene Halbierung der Dienstwagensteuer auf 0,5% für E- Mobile ist der selbe Unsinn. Da die 1%- Besteuerung für Dienstwagen mit konventionellem Antrieb wenigstens bleibt, wird auch die neueste Form der steuerlichen Besserstellung des E- Mobiles zu Recht ein Rohrkrepierer werden. Was bleibt ist die nachhaltige Schädigung der Erdatmosphäre bei gleichzeitiger Verschwendung von Steuergeldern. – Dipl. Ing. Michael Deil


Lesebrief zu „Verschärfte Wahrnehmung“ von Bernd Ulrich im ZEIT-Magazin

Eine Frage und eine Anmerkung zu Ihrem Artikel über Ihr veganes Leben, für den ich Ihnen herzlich danke, insbesondere wegen Ihrer vehementen Anprangerung der Missstände in der Nutztierhaltung. Zunächst die Frage: Sie erwähnen Tofu an einer Stelle. Nun ist die Sojabohne ein schwieriges „Gemüse“. Zum einen, da im herrkömmlichen Soja-Anbau auch Regenwald abgeholzt oder nicht wenig Gentechnik eingesetzt wird. Im Bio-Anbau sieht das anders aus, wird aber auch durch Mono-Kulturen bewerkstelligt. Wie ist also Ihre Einstellung zu Tofu bzw. anderen Soja-Produkten? Ich persönlich bekomme Soja schwer runter – auch nicht mit Senf! Die Anmerkung: Um weitere Argumente zum Thema „Missstände in der Nutztierhaltung“ zu haben, aber auch mit dem Irrglauben der „schlechten Fette“ aufzuräumen sowie insgesamt eine weitere Möglichkeit zur Informationsbeschaffung im Thema Ernährung zu bieten, empfehle ich Ihnen das Buch von Dr. Mark Hyman: FOOD – what the heck should I eat . Es ist nur auf englisch erhältlich und beschäftigt sich mit den US-amerikanischen Verhältnissen, aber Dr. Hyman hat extrem viele Studien zu allen Bereichen der Ernährung gesichtet und bringt sie in diesem Buch auf den Punkt. Sie werden nicht mit allem einverstanden sein, aber darum geht es ja auch nicht immer. Wenn Sie mal einen Moment Zeit haben, können Sie mir ja oben gesetllte Frage beantworten. Wenn Sie keine Zeit haben, dann nicht. Ansonsten wünsche ich Ihnen weiterhin viel Lust an der veganen Lebensweise. Herzlichen Glückwunsch, dass SIe das optimale für sich entdeckt haben. – Dr. med. Marie-Louise Seyen