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23. August 2018 – Ausgabe 35

 

Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Die Autoren hatten den Finger im richtigen Loch, doch der General war eben schlauer. Er speiste die Frager mit mangelnden Kreiswehrersatzämtern und Kasernen (um später zu betonen: „Sicherheit kostet Geld.“) und lenkte dann geschickt aufs Ausland. Der Ausflug zum Nebenkriegsschauplatz „Veteranenorden“ versaute final den guten Ansatz. Ich hätte eher nach der Kontrollfunktion der Wehrpflicht, der „Schule der Nation“ oder nach der Sicherheitsperzeption Deutschlands im Vergleich etwa zur Schweiz gefragt. Das wäre zum politischen Thema „Wehrpflicht“ spannend gewesen. Schade eigentlich. – Peter Baranec


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Ihr Artikel hat mich maßlos geärgert. Ich bin selbst gerade eine schwangere Lehrerin und habe die ersten beiden Male auch bis zum Mutterschutzbeginn durchgehalten, stehe also nicht in Ihrer Kritik und der von Frau Bogedan. Dennoch fühle ich mich betroffen. Zum einen halte ich den Artikel für sehr einseitig. Er enthält lediglich die Meinungen von Schulleitern und Frau Bogedan. Schwangere Lehrerinnen kommen gar nicht zu Wort, Ärzte nur sehr wenig. Die Gründe für die Krankschreibungen der Kolleginnen werden also gar nicht aufgegriffen, ebenso fehlen belastbare Statistiken, wie viele Kolleginnen denn tatsächlich vorzeitig krankgeschrieben werden. So kann der Artikel dem Problem nicht objektiv gerecht werden und so entsteht der Eindruck, die schwangeren Kolleginnen hätten kein Verantwortungsbewusstsein und würden sich grundlos krankmelden. Es ist nun mal ein großer Unterschied, ob man als Schwangere bei heißen Temperaturen wie in diesem Sommer bei den Bundesjugendspielen auf dem Sportplatz steht und Sprungweiten der Schüler misst, oder ob man den Tag sitzend in einem klimatisierten Büro verbringt. Es freut mich für Frau Bogedan, dass ihre Schwangerschaften so gut verlaufen sind, dass ihre Kinder gesund sind und sie lange arbeiten konnte. Das ist aber nun mal nicht der Regelfall. Ich habe mehr als einmal Kolleginnen erlebt, die mit verschiedenen Komplikationen gekämpft haben und das unabhängig von ihrer Tätigkeit als Lehrerin: Schlaflosigkeit, extreme Wassereinlagerungen, vorzeitiger Blasensprung, permanente Übelkeit, drohende Fehl- oder Frühgeburt, Totgeburten. Ich glaube nicht, dass Frau Bogedan oder ein Schulleiter die Verantwortung übernehmen wollen, über den Gesundheitszustand von Schwangeren zu entscheiden und zu beurteilen, ob die Kollegin arbeiten kann oder nicht. In Bremen sollte, wie in allen anderen Bundesländern, lieber eine stabile Reserve von Vertretungslehrkräften aufgebaut werden, statt auf die betroffenen Kolleginnen einzudreschen, indem man ihnen mangelnde Einsatzbereitschaft und Verantwortungslosigkeit vorwirft. – Sabine Hernadi


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Dies wäre definitiv der richtige Weg. Aber wieso sollte es einen Stichtag geben. Es spräche doch nichts dagegen, auch weiterhin Asylsuchende aufzunehmen gegen die Voraussetzung einer festen Anstellung. Ich denke die meisten Menschen stört es, dass viele Ausländer nach Deutschland kommen, Sozialleistungen beziehen aber keine Gegenleistung erbringen. Wenn nun jedoch von Beginn an festgelegt wird, jawohl ihr dürft bleiben aber nur wenn ihr eine feste Arbeitsstelle habt. Dann wären wahrscheinlich auch die schärfsten Kritiker erstmal befriedigt. Und so gelingt die Integration mit Sicherheit viel besser. Aus welchen Gründen die Christdemokraten dies torpedieren sollten, ist mir echt schleierhaft. Dies wäre doch eine tolle Gelegenheit mit dem katastrophalen Verhalten diverser Politiker aus den Reihen der Schwarzen aufzuräumen. – Yves Pulst


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Ich sehr ein Problem: unseren Förderalismus. Ich habe seit dies beschlossen wurde noch nie verstanden, weshalb gerade so wichtige Themen wie die Bildung nicht in Bundeshand liegen. Auch vor dem Hintergrund, dass immer wieder über Bildung debattiert wurde und die Ergebnisse der Pisa Studien. – Yves Pulst


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

„In Jahren mit wenigen Schülern gibt es wirklich weltbeste Bildung, und in Jahren mit vielen Schülern sind auch noch genügend Lehrer da.“ Diesen Satz eines gestandenen Fachjournalisten habe ich mir auf der Zunge zergehen lassen. Nach fast 40 Jahren Berufsleben als Gymnasiallehrer mischt sich in die Süße der richtigen Erkenntnis aber auch Bitternis beim Rückblick auf ein kultus-und finanzpolitisches Versagen voller Ideologie und Verlogenheit. Natürlich könnte die Vorstellung, dass die von Herrn Hartung geforderte Ausstattung unseres Bildungssystems mit Personal verwirklicht würde, bei den Finanzpolitikern Kabelbrände in Herzschrittmachern auslösen. Das war aber nach dem Alarmruf von 1964 durch Professor Picht nie anders. Schon während meines Studiums habe ich viele Ergebnisse der Unterrichtsforschung kennen gelernt, die von der Politik regelmäßig als finanziell nicht realisierbar abgetan wurden. Warum, so haben sich viele Studenten gefragt, wird viel Geld in eine Forschung gesteckt, deren Ertrag den Schulen nie zugute kommen wird? Die Antwort habe ich während meiner Dienstzeit gefunden: Innovation in Schule und Unterricht ist nur so lange willkommen, wie sie „aufkommensneutral“ umgesetzt werden kann. Solche Modelle wurden als große Reformansätze gefeiert. Die Reduzierung der Referendarzeit von zwei auf eineinhalb Jahre und der Gymnasialdauer von neun auf acht Jahre sollte lediglich Personallücken stopfen und Personalkosten sparen. Qualitätsverbesserung im Bildungswesen ist ein jahrzehntelanges Mantra der Politik. Die Wahrheit ist, dass die Schule schon immer als Spardose herhalten musste. Als ich 1975 in den Schuldienst eintrat, bekam eine Lehrkraft mit voller Stelle für Klassenleitung, Korrekturen etc. so viel Entlastung, dass sie dadurch ein bis zwei Lerngruppen weniger pro Woche unterrichten musste. Die „Entlastungstöpfe“ wurden in den Folgejahren so gekürzt, dass keine oder maximal eine Wochenstunde für die Entlastung einer Lehrkraft übrig blieb. Währenddessen wurde die wöchentliche Pflichtstundenzahl für Vollzeitlehrer im Gymnasialbereich von 24 auf 26,5 Stunden erhöht. Von einer Verringerung der Lehrer-Schüler-Relation ist bis heute nicht die Rede. „Weltbeste“ Bildung erfordert mehr als nur das längst überfällige Eingeständnis der Politik, versagt zu haben. Wenn unsere Gesellschaft tatsächlich den Bildungsnotstand beheben will, müssen bei der Verteilung des Reichtums in unserem Gemeinwesen völlig neue Wege beschritten werden. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Frage 1 nach den Kosten der SCHOLZ´schen Rentenpläne ist durchaus angebracht. Wenn man die diversen Modelle der Alterssicherungssysteme der Bevölkerung in toto betrachtet, so fällt doch immer wieder auf, dass die Pensionen der Beamten, Richter und Soldaten außen vor bleiben. Etwaige Anfragen bei dieser vom System „Alimentierung“ her begünstigten Klientel werden stets unter dem Gesichtspunkt „Ewigkeitsgarantie“ abgebügelt. Sei´s wie´s sei: Wenn man – und das gilt insbesondere auch für die kürzlich eingesetzte Rentenkommission – nicht in der Lage ist, die Bevölkerung als Ganzes in die Betrachtungen einzubeziehen, so darf man sich nicht wundern, wenn diese Leugnung der einseitigen Bevorzugung der Pensionäre irgendwann zum „Aufstand der Rentner“ führt; bis jetzt haben es die Pensionäre verstanden, sich als benachteiligte Klientel in Szene zu setzen – das wird aber irgendwann nicht mehr funktionieren. – Roland Zahn


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Der (verhinderte) Artikel von Thomas Glavinic ist die Wucht. Eine köstliche Real-Satire, die sich kein Comedian so schnell ausdenken könnte. Allerdings ist mir im Nachhinein das Lachen doch ein wenig im Halse steckengeblieben, beschreibt der Artikel doch teutonische, speziell wohl  „Bayreuther Zustände“, die eine Demokratie in der Summe untergraben können:
War da nicht was, mit  „Racial Profiling“ (oder sollte man hier von „Dress-Code-“, oder gar „Nasen-Profiling“ sprechen), speziell  in den USA, die anlasslose Personenkontrollen allein nach dem Aussehen möglich macht ?
War da nicht was, mit einer einseitigen „Wahrnehmung“ deutscher Beamten im NSU -Prozess, wo Opfer zu Tätern gemacht werden sollten, wie die erschütternden Berichte der Nebenkläger deutlich gemacht haben ?
War da nicht was, mit dem neuen Polizeigesetz, das Juristen, Datenschützer und Menschenrechtler stark kritisieren, das die Befugnisse der Polizei schon bei angeblich „drohender Gefahr“ stark ausweitet? Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat allerdings die glaubhafte Schilderung, dass hier Beamtin und Beamter mit dem nachträglich und eigenmächtig gesetzten Kreuz Urkundenfälschung im Amt begehen, um offensichtliche eigene Fehleinschätzungen zu kaschieren. Da bekommt mein Vertrauen in das rechtsstaatliche Handeln unserer Polizei wieder einen ziemlichen Knacks…. Soll man den Beamten/ innen wünschen, dass Sie für einen Workshop zu ihrer Wahrnehmung in Bezug auf Racial Profiling offen sind und das jemand in der Bayreuther Polizei dem offensichtlichen Fehlverhalten nachgeht und zumindest Besserung gelobt…? Der Weihnachtsmann (und erst recht) Knecht Rupprecht mit Kapuzenvermummung und Rauschebart wären am Nebeneingang in Bayreuth zur Kindervorstellung sicherlich direkt niedergestreckt worden. Gut das nicht Weihnachten war! Glück gehabt Herr Glavinic! Und vielen Dank für diesen humorvollen, mutigen (siehe „Maske“:) und hintergründigen Blick auf deutsche „Wahrnehmung“. – Martin Kaiser


Leserbrief zum Titelthema „Wie findet man die Richtigen?“

Herr Steinmeier hält es für notwendig, türkische Mitbürger und Nachbarn zu Kaffe und Kuchen einzuladen… Damit löst er kein Migrationsproblem!!! Seit 1972 habe ich mit türkischen Mitbürgern gewohnt … mit der ersten Generation war das richtig schön… Die zweite Generation hat dann sehr schnell festgestellt, dass unser “ souzialer Rechtsstaat“ ohne eigene Anstrengung für ihre Versorgung aufkommt … und gelernt, „Recht“ nach BGB … nicht so ernst zu nehmen … Türken erhalten aus der Türkei auf Wunsch neue Namen, der „Clan“ ist gerichtsfest… Zeugen nach Bedarf… Sozialhilfe für Frau und Kinder … Range Rover gehört ihnen nicht – von Freunden zur Verfügung gestellt … Häuser in der Türkei … „Mahnbescheide“ … lt. „eidesstattlicher Versicherung“ = mittellos…. und notfalls in die Türkei „abgetaucht…. Gerichtsurteile entweder mit „Zeugen“ abgewehrt – der deutsche Kläger lügt…. und wenn doch einmal ein Urteil zu Gunsten „deutsch“ ERTEILT WIRD … = sind diese Menschen in D = mittellos… Mit viel Aufwand und Kosten und türkischer Botschaft und „Beglaubigungen der deutschen Urteile“ und Rechtsanwalt in der Türkei …. verschiebt ein Gericht nach dem anderen dort die „Zuständigkeit“, bis der Beklagte in seinem Heimatort per „Bakschisch“ den Rechtsweg „erledigt…. Nach mehr als 5 Jahren habe ich aus der Türkei kein Anerkenntnis des deutschen Urteils oder Geld… Der Schuldner fliegt unbehelligt in Deutschland ein und aus … und das ist kein Einzelfall!!! Migranten helfen?  Wir hatten vietnamesiche Bootsflüchtlichnge – die immer korrekt waren…- Ghanaer mit diversen Ehefrauen und noch mehr Kindern mit Sozialgeld-Anspruch – obwohl Ghana von Deutschland unterstützt wird – die ebenfalls deutsche Gerichtsurteile als für sie nicht relevant ansehen – Libanesen haben auch keine Hemmungen, Deutschland und sein Recht auszubremsen… Wir haben lt. BGB Gesetze aus der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, der Nazizeit und der Nachkriegszeit!!! Gut… ggf… nur für die heutige Zeit nicht mehr glaubwürdig. Ja, Richter und Gerichte müssen sich an die deutschen Gesetze halten – aber wenn die Zeit neue Anforderungen aufzeigt, müssen diese Gesetze notfalls der Jetztzeit angepasst werden. Das hat nichts mit „Fremdenhass“ zu tun, sondern ist berechtigtes Interesse von Staat und Bürgern, um die Demokratie glaubhaft zu erhalten!!!! Wir haben die Trennung von Staat und Kirche … und inzwischen alle Religionen der Welt, die gegeneinander „fighten“ … hier bei uns. Wir müssen allen Bürgern – wie es in Usbekistan praktiziert wird – die Religionsfreiheit zugestehen… allerdings als „Privatsache“ und  ohne Religionsunterreicht in den Schulen. Warum? Weil Religion „Privatsache“ ist und zu sein hat… Für Ethik und Moral haben wir Kant, Leibnitz etc … gerne als Lehrstoff… Wichtig und richtig wäre auch dafür: Molekularbiologie und Genetik – schon im Kindergarten – mit kindgerechten Bilderbüchern etc…. Alle Menschen dieser Welt sind nach dem gleichen „Bauplan“ vorhanden und entstanden … in bunter Vielfalt und ich selber nenne mich „Mutante von Adam & Eva“ … Alle Menschen haben genetische „Macken“ – kein Mensch ist gleich einem anderen – was die Wissenschaft längst bewiesen hat…und das ist Wissen, das alle Politiker, Ärzte, Pharmaindustrie etc. mit Vehemenz verhindern -Menschen, die gelernt haben, wie der Mensch „gebaut“ ist und funktioniert … und die wissen, dass bei Krankheit etc. der andere Mensch genau der sein könnte, der die für ihn passenden „Ersatzteile“ etc. zur Genesung haben könnte – würden die „Menschenwürde“ ggf.  verstehen und achten können … Das wäre ein Deutschland, das für Bürger aller Nationen und Generationen lebenswert sein könnte… ohne den Frust und die Hilflosigkeit, den mir die Politik heutzutage verursacht!!!! Wovon die AfD nicht wenig profitiert… Die Römer wußten schon: „Die Dummheit ist immer die Mehrheit“ – was jeder Wahlkampf heute noch bestätigt … Dazu noch: „Nur ein dummer Bürger ist ein guter Bürger“ … weshalb „Bildung“ und „Wissen“ nichtso „gewünscht“ sind… Es wird sich zu meiner Lebenszeit nichts mehr ändern und Bürger wie ich werden sicher nicht bei ihrem Staatsdpräsidenten zum Kaffee eingeladen … trotz 20 Jahre Elternpflege nach Verkehrsunfall – ohne Pflegeversicherung – ohne Rentenanspruch !!! Kindertraining „Hockey“ – um Kinder „von der Straße zu holen “ – kostenlos … Elternvertretung und zusätzlich Pädagik-studium mit 50 Jahren, um Kindern aus „sozial schwachen Familien“ fundiert  helfen zu können !!! Gerne stehe ich für mehr Information zur Verfügung. – Ingrid Reifschläger


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Die hochgerechneten Kosten als Totschlagargument gegen die Forderung der SPD zu benutzen, ist doch unfair. 48 Prozent des durchschnittlichen Einkommens (inklusive Lehre usw.) für den Rentner, bis zu 71 Prozent vom letzten Gehalt für den Pensionär – immer noch wird die Vorzugsbehandlung der Beamten von der Politik als gottgegeben angesehen. Wie wäre denn mal folgende Rechnung: Wieviel muss der Staat durchschnittlichen für einen Pensionär ausgeben, wieviel für einen Rentner nach Abzug seiner beträchtlichen Eigenleistung? Mit desem Ergebnis vor Augen würde wohl niemand ernsthaft die Frage verneinen, ob der Staat die Rente dauerhaft wenigstens auf 48 Prozent stabilisieren soll. – Ulf May


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Ihr Vorschlag, abgelehnten Asylbewerber ein Bleiberecht zu geben, sofern sie „gut integriert“ sind und einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz haben, irritiert mich sehr. Sie sagen m.E. damit, dass der Missbrauch schon in Ordnung ist, sofern er der deutschen Wirtschaft nutzt. Denn die Randbedingung ist nicht nur gute Integration, sondern  Beitrag zur deutschen Wirtschaft. Wer also nicht nuetzlich ist soll abgeschoben werden, unabhaenging davon, warum dem so ist. Manche Asylbewerber wollen sich vielleicht nicht integrieren oder selbst fuer ihren Lebensunterhalt aufkommen. Andere koennen es vielleicht nicht, weil ihnen z.B. der Zugang zu Sprachkursen etc. durch Traditionen ihres Landes oder ihrer Familie verwehrt wurde oder weil in der Gegend, in der sie leben, kein Bedarf an Arbeitskraeften oder Auszubildenden besteht oder weil sie nicht die entsprechenden Vorkenntnisse mitbringen. Das ist – soweit ich den Vorschlag verstehe – voellig egal – diese Menschen sollen abgeschoben werden. Oder anders formuliert: Das sind die Richtigen fuer die Abschiebung. Sie setzen damit das Signal, dass Ayslmissbrauch belohnt werden kann. Nachdem die bisherigen strengen Asylregeln Menschen nicht von der Flucht abgehalten habe, die diese nicht erfuellten, bezweifele ich stark, dass ein Detail wie eine „Stichtagsregelung“ irgendeinen Effekt auf die Zahlen haben wird.Ein Vorschlag wie der Spurwechsel bestraft ausserdem diejenigen, die arbeiten wollen, sich aber eine Flucht aus finanziellen, familiaeren, gesundheitlichen oder sonstigen Gruenden nicht leisten koennen – also z.B. viele Frauen. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Hier muss Hass heilig werden“ von Wolfgang Voigt

Die Rekonstruktion oder  auch Nachempfindung  von Teilen der früheren der Frankfurter Altstadt – nur 10% des früheren Altstadtareals – hat zu einer teilweise hysterischen Diskussion solcher , historisch ästhetisierender,  Wiederaubau-Entschlüsse geführt .Vor allem jüngere Architekten beklagen, hier werde eine Art von „“Gebäude-Leichenfledderei“  betrieben. Diese Argumentation ist  überaus unseriös. Die Frankfurter Bürgerschaft hat dies in ihrer großen Mehrheit eindeutig gewollt, so wie auch die Alte Oper in Privatinitiative wieder erstanden ist. Der große hessische Architekt Christoph Mäckler war mit im Beratungsgremium für den teilweisen Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt und stellt dem Ergebnis aus seiner Sicht ein sehr  gutes Zeugnis aus. Städte brauchen eine Erinnerungskultur.  Für postmoderne, gewagte,  Architektur gibt es genügend freie Areale, die nicht historisch im Kollektivbewußtsein verankert  sind. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Wir Wiedergutgewordenen“ von Josef Joffe

Wie gewohnt,  hat Josef Joffe einen vorzüglichen Essay zum deutsch-israelischen oder israelisch-deutschen Verhältnis geschrieben. Ja  , besonders wenn deutsche Autoren die Feder ergreifen , müssen sie sich schon der historischen Prekarität des Verhältnisses von „Deutschtum“  und Jüdischsein bewußt sein. Eine anti-zionistische Kritik „von oben herab“, geht gar nicht. Es gibt immer aber  noch genügend, liberal gesinnte Israelis, die nicht wollen, daß Palästina nur ein „Hintersasse“ des – nach Schweizer Denken – israelischen fremden Vogtes ist.   Ob nun der Untertitel des neuen Joffe-Buches „Der Gute Deutsche“,nämlich: „Die Karriere einer moralischen Supermacht“,  hilfreich ist, ist eher fragwürdig. Deutschland, damals noch  die alte BRD, mußte sich seit 1949 seiner historischen Verantwortung stellen. Dies hat unser Land  im Rahmen seiner Möglichkeiten getan, ist allerdings  auch ohne Zeitende eine Dauerverpflichtung erster Rangordnung . Daß aus einem Vorverständnis von Generationen übergreifender  Kollektivschuld nachträglich  Kollektivscham  für nicht unmittelbar verantwortliche Generationen herausgefiltert wurde , dürfte auch bei den meisten Israelis  heute in etwa  so gesehen werden. Das Wort “Erinnerungskultur“ ist allerdings zu Respekt erheischend. Dieses Wort ist eher zu vermeiden. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Die sogenannte Rentenkommission mit dem gemütlichen offiziellen Titel „Verlässlicher Generationenvertrag“ soll sich „mit der nachhaltigen Sicherung und Fortentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung und der beiden Rentensäulen … befassen“ und bis 2020 Empfehlungen dazu erarbeiten. Das schließt doch nicht aus, dass in dieser langen Zeit politische Forderungen gestellt werden, mit denen sich die Kommission befassen kann, also auch mit dem aktuellen Verlangen von Olaf Scholz nach einem stabilen Rentenniveau bis 2040. Am Ende wird in jedem Fall eine politische Entscheidung über den Mix aus Beitragssatz, Regelaltersgrenze, Sicherungsniveau und steuerlicher Kofinanzierung stehen. Scholz möchte die eine Stellschraube fixieren und muss daher die drastischen Konsequenzen für die drei anderen in Kauf nehmen. Leider wurde die Kommission nicht beauftragt, darüber nachzudenken, dass in den Industrieländern der Anteil der Löhne am Volkseinkommen sinkt und somit die Basis der lohnzentrierten Umlagesysteme erodiert. Dieser Trend ist langfristig ähnlich gravierend wie die demographische Entwicklung. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Auf der Jagd“ von Moritz Herrmann

In dieser Kolumne muss ich mich wirklich über meine Hamburger Mitbürger wundern: Lieber schnell den Kammerjäger rufen, der die Wespen „wegmachen“ soll, als für einige wenige Euro mehr den Nabu zu rufen, der jedes Wespennest schonend entfernt und die Tiere dann umsiedelt. Laut Nabu ist deren Tod nicht ein „weicher“, wie eine Kundin meint (was für ein merkwürdiger Begriff), sondern ein langer und qualvoller. Ich hätte mich gefreut, wenn der Autor ausdrücklich auch auf diese Alternative hingewiesen hätte. Außerdem ist in meiner Familie kein Mitglied zu Schaden gekommen trotz des wespenreichen Sommers, weil auch hier gilt: Ich tu dir nichts, du tust mir nichts. – Linde Schütte


Leserbrief zu „Ganz oben“ von Sigmund Jähn

Bedanke mich sehr für den sehr interessanten Artikel über Sigmund Jähn. Vielleicht hätten Sie allerdings diesen Beitrag nicht ausschließlich in der Regionalausgabe „Zeit im Osten“ bringen sollen. Denn da ist er ja, wie bei Ihnen erwähnt, mehr als bekannt. – Uta Rosenhauer


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

IM LEERERZIMMER, heißt es auf der Titelseite der ZEIT Nr. 35, und es folgen hochdramatische Feststellungen hinsichtlich der schier unglaublichen Katastrophe in unseren Schulen, vornehmlich in Grundschulen, und hier besonders in sogenannten Brennpunktschulen. Dazu eine Geschichte aus der gar nicht so weit entfernten Vergangenheit, die stringent auf die beschriebene Gegenwart verweist : Mit zweiundzwanzig Jahren (!) übernahm ich in Anderten, damals ein Vorort der Landeshauptstadt Hannover, nach einem unglaublich qualitätsvollen Studium an der Pädagogischen Hochschule Hannover nach sechs Semestern (!) eine fünfte Klasse. Diese Klasse war aus zwei vierten Klassen „zusammengeworfen“ worden, und niemand aus dem Kollegium wollte nun Klassenlehrer dieses „Haufens“ werden. Als sog. Junglehrer übernahm ich diese Klasse mit 52 Schülerinnen und Schülern, zudem aus Mangel an üblichen Klassenzimmern zusammengepfercht in einem Vorraum der Wohnung des Hausmeister- und Putzehepaars auf gut sechzig Quadratmetern mit dem wahrlich sicheren Gefühl: wird schon werden, krieg ich hin. Und es wurde! Hatte ich doch während meines Studiums erfahren und gelernt, wie man auch mit so einer großen Klasse „fertig“ wird, und das zusammen mit drei oder vier weiteren Studierenden während des sechswöchigen Stadtschulpraktikums, während des semesterbegleitenden Fachpraktikums (zu zweit) und ganz allein während des fast dreimonatigen Landschulpraktikums in einer einklassigen Dorfschule. Vorlesungen und Seminare wurden um 1960 von Hochschullehrern gehalten, die durchweg vor ihrer Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule mindestens fünf Jahre als Lehrer gearbeitet haben mussten, und reine Wissenschaftler waren selten. Nach vier Wochen war es möglich, mit den vielen Kindern tatsächlich zu arbeiten, und nach einem Vierteljahr hospitierten Kolleginnen bei mir, um zu schauen, wie dieses „Wunder“, wie sie es nannten, möglich war. Eigentlich ganz einfach: während eines hervorragenden Studiums gelernt haben, wie man es macht, und bis auf die Fächer Sport, Hauswirtschaft, Musik und Sport den gesamten Fächerkanon der „Volksschule“ unterrichten wollen, um die Kinder tatsächlich wirklich kennen lernen zu können, ihre Stärken und Schwächen entsprechend zu fördern und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Gewissermaßen neben dem Unterricht in dem viel zu kleinen Klassenraum: mindestens ein „Lehrgang“ pro Woche z.B. in die nahegelegene Gaim (ein kleines Waldstück), mindestens eine siebentägige Klassenfahrt pro Halbjahr, mindestens eine Theateraufführung pro Jahr, Feiern eines jeden Geburtstags mehrere Stunden lang mit Musik und Tanz, mittendrin ein „Waldeinsatz“ von vier Wochen in Barsinghausen, und, und, und. „Natürlich“ ist dies alles heute überhaupt nicht mehr möglich. Nebenbei eine Schulzeitung geführt, das „Schulecho“, prominente Personen eingeladen, u.a. Schlagersänger, schließlich auch den damaligen Kultusminister, der uns ganz eindeutig die Ziele des Ministeriums so formulierte: in Zukunft wird es nur noch Klassenstärken von 14 bis 18 Schülerinnen und Schülern geben, und dieses Ziel wird sehr schnell erreicht werden… Nach fünf Jahren mit meiner Klasse (es wurde gerade rechtzeitig das neunte Schuljahr eingeführt) habe ich 32 Schülerinnen und Schüler (niemand ist durch mich „sitzen geblieben, einige hatten aber schon bis zur vierten Klasse ein oder sogar zwei Schuljahre wiederholen müssen) entlassen, die sämtlich bereits eine Lehrstelle hatten (im neunten Schuljahr hatten wir jede Woche einen Berufsfindungstag) und, soweit ich dies verfolgen konnte und bis heute verfolge: alle haben ihre Lehre mit Erfolg abgeschlossen, mehr als ein Drittel hat später studiert, niemand ist „unter die Räder“ gekommen. Bis heute Klassentreffen, mit einem „Schüler“ spiele ich heute Skat, einige besuchen mich regelmäßig, sogar aus den Niederlanden und aus Kanada. Nach einer weiteren Klassenführung an einer Realschule in Langenhagen bei Hannover rief man mich sozusagen zurück an die Pädagogische Hochschule, zuerst als Wissenschaftlichen Assistenten, später wurde ich Akademischer Oberrat, schließlich Hochschuldozent. Das Kollegium der Hochschule hatte sich sehr verändert und veränderte sich bis zum meinem Weggang in den Ruhestand weiterhin: zunehmend wurden Stellen mit Wissenschaftlern besetzt, die nur noch wenig oder gar keine Schulerfahrung hatten außer der eigenen, die Praktikazeiten wurden immer weniger, das Studium länger, ohne dass es damit qualitätvoller wurde, das für Forschung und Lehre zur Verfügung gestellte Geld wurde immer weniger, die Studentenzahlen hingegen wuchsen, und um es schon an dieser Stelle zu sagen: der Fachbereich Erziehungswissenschaften der Leibniz Universität Hannover, wohl der größte Fachbereich überhaupt, wurde in diesem Jahrhundert 2011 eliminiert, geschlossen, und über zweitausend Studierende mussten schauen, wo sie blieben. Von wegen Lehrermangel: der größte Standort der Lehrerausbildung in Niedersachsen wurde geschlossen, also kann der Mangel doch ganz und gar nicht so groß sein, wie hier in der ZEIT behauptet wird! Alles Lüge? Ganz sicher nicht! In der Politik passiert nichts zufällig, wenn es doch passiert, war es so geplant. Dieser Aussage Franklin D. Roosevelts ist nichts hinzuzufügen, und ich habe es erlebt, miterlebt über Jahre, darunter gelitten wie so viele, wie man Schulen und ihre Lehrer behandelt, wie man über Jahre Schulen hat verwahrlosen lassen, wie die Lehrerausbildung geschliffen und die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer für den unteren Schulbereich behandelt worden sind und behandelt werden. Nein, es ist nicht nur das gegenüber Gymnasiallehrern geringere Gehalt und das höhere Stundendeputat, beides gänzlich ungerecht, es ist die Gleichgültigkeit der politischen Kaste, die Lehrer und ihre Schüler offensichtlich mutwillig schlecht behandelt, und dies seit Jahren und immer weiter. Dass es so ist, wie es heute ist und als kaum veränderbare Katastrophe beschrieben wird, hat ja viele Jahrzehnte „gebraucht“ und war allen Beteiligten schon immer bekannt. Also, wie spricht Roosevelt?! Natürlich, an einen Plan zu dieser Misere mag man nicht einmal glauben, sind es doch Kinder, die hier zu leiden haben. Oder geht es um die viel beschworene „Bildung“, deren Niveau man auf diese Art und Weise senken will? Jetzt und für immer? Dauerhaft. Nur: warum? Machen wir uns es doch weiterhin leicht: Nur nicht an Roosevelts Ausspruch glauben! – Dieter Osler


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Dass der Eindruck entstanden ist, dass „Schüler und Schulen mit Umbrüchen stets ganz gut klar kamen“, kann nur daran liegen, dass wir alle uns inzwischen daran gewöhnt haben, wie schlecht unsere Situation in den Schulen ist. Seit Jahrzehnten wird eine Krise verwaltet ohne zukunftsweisendes Konzept, zerfleddert im Profilstreit der föderalistischen Bildungspolitik. Die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten jahrzehte trugen zur Verschärfung nur bei, eine wirklich Denk-Wende in den aus einem anderen Jahrhundert stammenden Schulstrukturen ist nicht in Sicht. Mein Vorschlag für einen „guten, schnellen und einfachen“ Anfang, um mehr Unterrichtsstunden zu haben, ist dieser: Beseitigt alle „Nebenarbeiten“, die wir Lehrer*innen neben unserem Unterricht erfüllen müssen, wie Aufsichten, Computerwartung, Sammlungsbetreuung, Bücherausgabe, Bibliotheksbetreuung, Verwaltungsarbeiten, Erstellung von Stunden- und Vertretungsplänen, Sozialarbeit, Putzdienst, Aufräumarbeiten, Praktikumsbetreuung usw. Für viele dieser Arbeiten werden Anrechnungsstunden gewährt, die dann nicht unterrichtet werden müssen. WEnn diese „Nebenarbeiten“ wegfallen, werden mehr Koleg*innen bereit sein, eine volle Stelle zu unterrichten, die aktuell (wie der Autor dieses Briefes) vor der Überarbeitung in die Teilzeit fliehen Stellt nicht-pädagogische Fachkräfte ein, damit der Schulbetrieb reibungslos funktionieren kann. Stellt pädagogisches Personal ein, das nicht unterrichtet, aber alle Betreuungen neben dem Unterricht erfüllt. Dann können wir Lehrkräfte jede Stunde pünktlich beginnen und können mehr unterrichten. – Dirk Wolf


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Ich glaube nicht, was Sie meinen, dass eine Arbeitsstelle der Sicherheit dient, und fürchte, dass sie den gleichen Misserfolg erleben wie der Hamburger Senat mit seinem Abkommen mit den islamischen Verbänden. Sind denn die Gefährder, die es als religiöse Pflicht ansehen, Ungläubige zu töten, arbeitslos? Inzwischen wissen wir doch, dass zur Integration eine Arbeitsstelle nicht reicht. Die Türken Deutschlands, die Erdogan wählen, haben meist eine Arbeit. Moslems, die Juden oder Homosexuelle beleidigen, dürften auch nicht immer arbeitslos sein. Geld zu verdienen reicht auch nicht aus, um zu verhindern, dass Männer ihre Frauen zum Tragen des Kopftuchs oder Schlimmeren zwingen, ihre Töchter zwangsverheiraten oder gar, wenn sie aus Afrika stammen, ihre kleinen Töchter dort grausam verstümmeln zu lassen. Da ist viel mehr Druck unsererseits nötig! – Erika Reiber


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Das „Sommerloch“ sollte mit einem heißen Thema gefüllt werden, mit einem superheißen, dass so heiß ist, wie derzeit dieser Sommer, und dass nicht so (über)flüssig daherkommt, wie ein Regenschauer, der zur Zeit leider nicht auf uns herniederprasselt! Alles nur ein heißes Lüftchen, das keinerlei Abkühlung bringt. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Ist Ihnen klar, dass Sie von der einzigen Alternative schreiben und dann gleich drei aufzählen, mit beliebigen Kombinationsmöglichkeiten und dabei mindestens eine weitere vergessen haben: Das b dingingungslose Grundeinkommen finanziert durch eine Kombination aus erhöhter Umsatzsteuer und angemessener Erbschaftssteuer? Und es gibt vermutlich noch weitere. Das Wort alternativlos hat es verdient, Unwort des Jahrzehnts zu werden. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ Von Marc Brost und Peter Dausend

Die polemische Einordnung des einjährigen Dienstes als „Zwangsarbeit“ kann ich nicht nachvollziehen. Nach dieser Logik wäre ja auch die Schulpflicht, das Steuernzahlen oder die Straßenverkehrsordnung ein tyrannischer Eingriff des Staates in unsere persönliche Freiheit. Mir hat der Zivildienst in einem Altenheim damals geholfen, den für mich richtigen Lebensberuf zu finden: Hausarzt. Wer weiß, ob ich ohne die Erinnerungen an diese Zeit die Energie für ein ganzes Medizinstudium aufgebracht hätte! – Gotthard Falcke


Leserbrief zu „Wörterbuch Merkel-Deutsch“ von Marc Brost

für den im Betreff genannten Beitrag danke ich Ihnen, insbesondere für den Mut, sich ihrer journalistischen Aufgabe ohne Rücksicht auf die „politische Korrektheit“ zu stellen. Frau Merkel sagte vor der Sommerpause in Berlin der Hauptstadtpresse, dass es ihr sehr wichtig sei, „auf ihre Sprache zu achten, präzise zu sein“. Weiter Merkel: “Ich glaube,  dass es zwischen Denken, Sprechen und Handeln einen ziemlich engen Zusammenhang gibt.“ Ich frage mich, ob ihre eigene Erkenntnis sie zu dieser Weisheit geführt hat. Offensichtlich wurde ihr diese Aussage zugearbeitet. Sie selbst hat sie „trotz langen Überlegen“ weder wirklich verstanden und noch tatsächlich verinnerlicht. Wenn Frau Merkel frei spricht, gibt sie mitunter peinlich infantile Ratschläge. So sei es hilfreich aus Angst vor zunehmender Islamisierung, Blockflöte zu spielen, in die Kirche zu gehen und christliche Lieder zu singen, bibelfest zu werden und religiöse Bildtafeln erklären zu können    o d e r  sie äußert Phrasen, dass sie dem Land was zurück geben wolle und sie frage sich, ob sie noch neugierig und genug geistig rege sei. Wenn solche inhaltsleeren („postfaktischen“) Statements angesichts einer bedeutungsschweren Entscheidung, erneut als Kanzlerkandidatin anzutreten, geäußert werden, ohne dass es bei diesen Phrasen zu einem Aufschrei in der Opposition, in der Presse und in der Bevölkerung kommen würde, halte ich das für ein Phänomen massenhafter Vereinnahmung der Öffentlichkeit. Größte nationale und globale Krisen erfordern klare Aussagen – Fehlanzeige! bei Frau Merkel. Sie hat den „ziemlich engen Zusammenhang zwischen Denken, Sprechen und Handeln offensichtlich nicht wirklich begriffen. Ähnlich verhält es sich mit ihrer Schwarz-/Weissmalerei wider besseren Wissens („Nationale Abschottung oder europäische Lösung“), mit der EU als Stabilitätsunion, mit der Wettbewerbsfähigkeit.  Für mich sind das allgemeine Worthülsen ohne konkreten Inhalt. Ähnlich ihr „Vom Ende her denken“. Eine grenzenlose Zuwanderung ist verantwortungslos, Eine Flüchtlingspolitik, die Unmögliches für schaffbar erklärt, ist irrational, die Asylgesetzgebung ist überholt, weil sie nicht für Massen-Migration vorgesehen war (Chateaubriand bereits vor fast 200 Jahren: Nicht die Gesetze bestimmen die Aufgaben, sondern die Aufgaben die Gesetze. Die Psychoanalyse ‚Das Phänomen „Merkel“‘ des Dr. med. Hans-Joachim Maas, hat mir geholfen, das Merkel-Deutsch besser zu verstehen. Diesen Beitrag fand ich in dem Buch „Frau Merkel hat mich eingeladen“. – Reinhard Schmolling


Leserbrief zu „Ein Fall von Heuchelei“ von Jens Jessen

Als ich 17 war, wurde ich von einer doppelt so alten Frau „sexuell mißbraucht“. Ich habe es sehr genossen. Sie war liebevoll, lustvoll, schamlos und unmoralisch. Ich verdanke ihr viel und sicher auch die Frauen in meinem Leben. – Alfred Preuß


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Es ist noch nicht so lange her, dass ich selbst (zu) viele Ausfallstunden meiner Kinder beklagt habe.
Trotzdem läßt der Autor m.E. einige wichtige Aspekte (Ursachen) unerwähnt bzw. stellt diese verzerrt dar. Wegen der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen in den zurückliegenden 4 Jahren, kamen ca. 200.000 – 300.000 mehr schulpflichtige Flüchtlingskinder nach Deutschland als das auf Basis der Zahlen von 2013 und 2014 extrapoliert werden konnte. Das Schüler zu Lehrer Verhältnis in Deutschland liegt bei 11:1 (allgemeinbildende Schulen). Allein dadurch ergibt sich rechnerisch ein Mehrbedarf von 18.000 – 27.000 Lehrern. Diese Wahrheit mag für manche unbequem sein, aber sie ist nun mal nicht wegzudiskutieren. Die Anzahl der jährlichen Geburten war von 1997 bis 2006 fallend (812.000 auf 672.000), danach bis 2013  im Korridor 665.000 – 682.000 oszillierend (Quelle: Statista). Vor diesem Hintergrund kann ich die Aussage „..doch den Kultusministern war entgangen, dass viel mehr Kinder geboren wurden, die nun, ach!, sechs Jahre später an die Schule strömen“, in keiner Weise nachvollziehen. Selbst wenn ich berücksichtige, dass die Anzahl der Geburten von 2011 – 2013 um 10.000 (1,5%) pro Jahr anstieg, ist diese plakative Aussage nicht haltbar. Für sehr berechtigt halte ich die Fragestellung, ob wir uns generell genügend Lehrer leisten. Im europäischen Vergleich sind wir gerade mal Durchschnitt (eurostat). Lediglich Frankreich, UK, Niederlande, Schweden und Rumänien weisen ein noch größeres Schüler pro Lehrer (auf Vollzeit umgerechnet) Verhältnis aus. Darüber hinaus gilt es, die zu starke Fragmentierung und Undurchlässigkeit im Lehrermarkt abzubauen. Es muss für Lehrer wesentlich einfacher werden, zwischen den Bundesländern, zwischen den Schularten und zwischen einzelnen Schulen zu wechseln oder einfach mal auszuhelfen. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Ich bin sehr ärgerlich über diesen Artikel und halte ihn für völlig überflüssig, weil sämtliche Fakten seit langem bekannt sind. Wie wäre es mit einer kräftigen Schelte gegen die Kultusminister, was nämlich nicht nur ‚peinlich‘ ist, sondern ein Armutszeugnis aller, die gemeinschaftlich zurücktreten müssten, denn sie haben sich an der Jugend vergangen und tun es weiter. Aus meiner Sicht benehmen sich die Kultusminister seit Jahren wie ehemalige Könige, die die Massen verarmen lassen und selbst ein sanftes Ruhekissen haben. Wie können Sie mir erklären, dass es in unserem so hoch gelobten Land 4 Millionen Analphabeten gibt, ohne die Migranten gerechnet? Ob die Zahl stimmt, weiß ich natürlich nicht, allerdings glaube ich, dass ich sie vor einigen Jahren in der ‚Zeit‘ gelesen habe. – Gisela Robra


Leserbrief zu „Schlicht wütend“ von Jochen Bittner

Heute mache ich es mir einfach und schicke meinen Leserbrief vom 06.08.2018 (s. unten) nochmals. Sie brauchen im ersten Satz nur die Länderliste um Dänemark und Schweden ergänzen. Ich bin nur noch entsetzt! Der entscheidende Satz dieses Artikels ist: „Oh ja, es ist etwas zerstört worden in Schweden, sagt Jönsson – der ungeschriebene Vertrag zwischen Bürger und Staat, der Volksheim-Gedanke, der lautet: Du hälst dich an die Gesetze und zahlst Steuern, dafür wirst du beschützt.“ Dieser Satz beschreibt sinngemäß die Situation in Deutschland und Europa! – Rainer Funke


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Es gibt vermutlich Fälle, in denen ein „Spurwechsel“ sinnvoll wäre. Darin einen größeren Lösungsansatz für den Fachkräftemangel zu sehen, ist Wunschdenken. Nur ein kleiner Teil der angelehnten Asylbewerber mit Beschäftigung hat eine abgeschlossene Berufsausbildung, das läßt sich aus Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ableiten. Um Missbrauch zu verhindern, müsste klar geregelt sein, dass die Rückführung nur ausgesetzt ist und bei Verlust oder Aufgabe der Beschäftigung / Ausbildung das Aufenthaltsrecht erlischt. Erst nach 7-10 Jahren kann daraus eine unbefristete Niederlassungserlaubnis werden. So wie das eben heute geregelt ist, für Menschen, die zum Arbeiten ach Deutschland kommen. Frau Lobensteins Ausführungen zu demotivierten, ins Drogengeschäft und in Schwarzarbeit abgleitenden Auszubildenden, ob der unklaren Bleibeperspektive, erscheinen mir sehr manipulativ. Einzelfälle werden verallgemeinert und, das darf nicht fehlen, die Deutschen sind böse und die Flüchtlinge gut Keule wird auch noch einmal ausgepackt. Sie suggeriert damit, dass Flüchtlinge in Ausbildung bisher ausschließlich durch höchste Leistungsbereitschaft und niedrigste Abbruchquoten aufgefallen wären. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Lasst die Bäume stehen“ von Petra Pinzler

Es ist schon erstaunlich, wie in diesem Artikel argumentiert wird: „…um hässliche Szenen zwischen Protestierenden und Polizei zu verhindern“ sollen Arbeiten ausgesetzt werden, die zur kurzfristigen Nutzung von Braunkohle erforderlich, rechtlich genehmigt sind und die inhaltlich in keinem Zusammenhang mit der langfristigen Aufgabe der eingesetzten sog. Kohlekommission stehen. Denken wir dieses Argument einmal weiter – Aktivisten würden eine Zeitungsredaktion besetzen, um gegen angebliche Fake-News zu protestieren. Oder Rechtradikale eine Flüchtlingsunterkunft, weil sie gegen Einwanderung protestieren wollen. Würde die ZEIT dann auch im Sinne der Besetzer argumentieren, wenn diese mit Gewalt für den Fall einer Räumung drohen und es „hässliche Szenen“ geben könnte? Gewaltenteilung ist ein hohes Gut unserer Gesellschaft, eine Einmischung von Politik oder gesellschaftlichen Strömungen in Judikative und Exekutive kann schnell dazu führen, dass Vertrauen in den Rechtsstaat verloren geht. – Gero Vinzelberg


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Da wird ein Generalinspekteur bei Amtsantritt gefragt: Was machen Sie nach innen anders im Umgang mit Ihren Soldaten ? – Antwort: Unangekündigte Besuche.Ich fliege morgens mit dem Hubschrauber irgendwo hin (!), lande weit abseits der Kaserne, und tauche dann plötzlich irgendwo auf. „Das Gute daran ist: Niemand kann einem da etwas vormachen,es gibt keinen Fake“ Was für eine Führungspsychologie mag da wohl in der Bundeswehr herrschen ? Hat der Mann nichts anderes zu tun ? Kontrollieren nicht vielleicht schon zuständige Vorgesetzte vor Ort ? Was mögen die denken, wenn plötzlich ein Viersterne-General bei ihnen prüfend über die Spinde wischt ? Zuletzt tauchte der General unangemeldet in einem Sanitätsbereich auf, „um ein authentisches und realitätsnahes Bild zu sehen“. Er wurde gefragt: „Sind Sie krank ?“ – Realsatiere – Jürgen Beiler


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Wenn   den   Schulen   einerseits  immer   mehr   aufgebürdet   wird   wie   etwa  die   Inklusion,   die   Unterrichtung   von   Zuwanderern   ohne   Deutschkenntnisse,   die   Ganztagsbetreuung,   der   Einsatz   digitaler   Medien,   andererseits   aber   Lehrer wenig   entlastet   werden,   muss   man   sich   über   fehlende  Bewerbungen   um  freie   Stellen  nicht   wundern. Es   ist   daher  an   der   Zeit,  mehr   zur   Attraktivitätssteigerung   des   Lehrerberufes   zu   tun,   insbesondere   des   Grundschullehrers,   was   das   Image, aber   ebenso  dessen   Bezahlung   im   Vergleich  zu  Lehrern anderer Schulformen  betrifft. So   sind   Lehrer  z. B.   keine   „Halbtagsjobber“  mit   zu  viel   Freizeit   und   Ferien. Auch   in   der   sog.   unterrichtsfreien   Zeit   haben   sie   eine   Menge   Aufgaben   zu   erledigen   wie  z.B. Vor- und   Nachbereitung   des   Unterrichtes incl. Anfertigen  von   Arbeits-   und  Anschauungsmaterialien,  Korrektur   von  Haus-  und   Klassenarbeiten,   Verfassen   von   Berichten,     Beurteilungen,   Zeugnissen   und   Elterninfos, Vorbereitung   und   Durchführung   von  Sitzungen,   Konferenzen,   Festen   und   Feiern   der   Schule   und   Klassen,   Gespräche   mit   Kindern   und   Eltern,   Zusammenarbeit   mit  Ämtern,   Schulausflüge   und   Jugendherbergsaufenthalte, Fortbildungen  …. Die   Vermittlung   von   mehr  Hintergrundwissen   würde   sicherlich  dazu   beitragen,   ein   besseres   Bild  von   dieser  Berufsgruppe  zu   vermitteln. Dies  würde bestimmt mehr  junge   Menschen   motivieren,   Lehrer   zu   werden  und   somit   dem   Lehrermangel   abzuhelfen. Zudem dürften Lehrerbedarfsprognosen nicht „auf Kante genäht“ sein. Es müssten weitaus mehr Reserven für Ausfälle durch Schwangerschaft,  Krankheit, aber auch für unvorhersehbare Schwankungen bei der Schülerzahl vorgehalten werden. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Bestimmt haben Sie sich, wie auch der geneigte Leser, schon gedacht, daß wir alle uns glücklich schätzen können, daß Sie nicht in das Festspielhaus zu Tristan und Isolde vorgedrungen sind. Die Geschichte der Wagnerrezeption hätte in weiten Teilen neu geschrieben werden müssen, dies wird der Welt jetzt bedauerlicherweise vorenthalten, aber so unterhaltend, entlarvend und mit austrikalem Understatement getränkt, wie Ihr Beitrag in DIE ZEIT nun geworden ist, das hätte der geplante Originalbeitrag denn doch nicht leisten können. Womit an dieser Stelle natürlich bestimmt nicht unterstellt oder insinuiert werden soll, daß der Verlauf Ihres Besuches in Bayreuth so geplant gewesen sein könnte, allerhöchstens im Unterbewußtsein, bekanntermaßen eine Wiener Spezialität. Als blauäugiger Dichter und maximaler Europäer reist man bestimmt grundsätzlich ohne kleinbürgerliche Ausweisdokumente und kommt auch schon einmal so entspannt an, daß das erste Drittel bereits vorbei ist. Dies alles ist natürlich kaum vorhersehbar und total charmant. Mit Ihrer proletarischen Lässigkeit liegen Sie im Trend der letzten Jahre in Bayreuth, da dürfen es schon einmal das schlabberige T-Shirt oder die nackten Füße in Jesuslatschen sein. Die geschätzten Ordnungshüter waren hier vielleicht nicht ganz mit den neuesten Modetendenzen vertraut. Eine kulturbeflissene Zeitung wie DIE ZEIT liegt voll im Zeittrend, Leute zu den Festspielen zu schicken, die unbelastet von zu viel Kenntnissen mehr den Zeitgeist ein wenig ventilieren und so wie Sie dem Affen auch mal Zucker geben. Also, Mission completed und ein wenig Eigenwerbung hat einem aufstrebenden Jungdichter noch nie geschadet. – Christian Mende


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Der Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung 2015 prognostizierte für das Jahr 2030 ein Rentenniveau von nur noch 44,3 %, mit weiter sinkender Tendenz. Das ist alarmierend. Es ist dringend geboten, das Thema Rente wieder in den Focus zu nehmen, und Scholz spricht es aus: Sicherung des Rentenniveaus bis 2040. Das spricht für die Ausrichtung seiner politischen Prioritäten am größten demographischen Wandel der Nachkriegszeit und dessen Herausforderungen. Das ist gut, vernünftig und dient dem Wohle der Bevölkerung. Es sind nur noch 7 Jahre, bis die Sicherung ausläuft; das ist in der Politik nicht viel Zeit. Ab 2028 kommen die geburtenstarken Jahrgänge, dann wird es eng für die Rentenkassen. Die Politiker wissen das und schieben das Problem vor sich her bzw. in eine Rentenkommission. Da ist es gut, dass Scholz das Problem direkt anspricht. Anscheinend geht es mit der SPD wieder bergauf, vielleicht wird sie sogar wieder wählbar. Die CDU-Generalsekretärin wirft der SPD „Parteitaktik“ vor und spricht von „sehr populistischen Vorschlägen“. Dieser Vorwurf rührt von einem für die CDU leider selbstverständlich gewordenen Wirtschaftslobbyismus her. Daher wäre es gut, wenn Rentenpolitik auch Wahlkampfthema würde. – Prof. Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Was gegen einen sogenannten Spurwechsel bei der bisherigen Asylpolitik spricht – außer ideologisch begründeter „Flüchtlingsabwehr“ – weiß ich auch nach dem Lesen des überaus zutreffenden Leitartikels von Caterina Lobenstein nicht. Mag man sich denn seitens der Union nicht endlich zuvorderst den Realitäten in diesem Land stellen und ein Einwanderungsgesetz mitkonzipieren, das den sozialen und wirtschaftlichen Bedürfnissen aller Beteiligten deutlich gerechter wird und das den Vorgaben der (anvisierten) europäischen Asylgesetzgebung entspricht? Allein die reflexartige Negation (und reaktionäre Naivierung) der Möglichkeit für einen rechtsgesicherten Spurwechsel (inkl. Stichtagsregelung) zeigt, an einem wirklich sinnvollen Grund dagegen herrscht Mangel. Der Wille zur Gestaltung zukunftsgerichteter und nachhaltiger Flüchtlings-, Einwanderungs- und Wirtschaftspolitik jedenfalls, wollen wir in Deutschland unseren Wohlstand und, angesichts des fortschreitenden demografischen Wandels, die Sicherung unserer Altersversorgung erhalten, sieht gänzlich anders aus. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Deutschland braucht mehr Pädagogen fordern Sie zu Recht. Das ist keine neue Erkenntnis, und der Staat hätte ihr längst Rechnung tragen können, wenn Bildung auch in der praktischen Politik Priorität hätte, Kinder eine angemessene Wertschätzung erführen und die wohlhabenden Deutschen die Defizite nicht privat ausgleichen könnten. Wenn Unterricht nicht erteilt wird, ausfällt, fachfremd oder nicht sachgemäß erteilt wird, kümmert das kurzfristig niemanden, die Schüler freut es sogar und der Staat spart Millionen. Langfristig aber sind die Folgen für Land, das nur Humankapital anzubieten hat, eine Bedrohung des Wohlstandes. Wenn BMW ein fehlerhaftes Auto auf den Markt bringt, werden die Defizite für den Kunden in den Werkstätten kostenlos beseitigt. Wenn die Ausbildung der Schüler defizitär ist, schicken betuchte Eltern ihre Kinder ins Internat, eine gute Privatschule oder heuern einen Privatlehrer an. Für andere bleibt die „Schülerhilfe“ oder die Resignation. Schüler, die wegen des Lehrermangels nicht genug gelernt haben, gehören zurück in die Schule oder in kostenlose Kompensationseinrichtungen. Wie kann es sein, dass ein Auto eine höhere Wertschätzung erfährt als ein Kind? Kann es richtig sein, dass ein Schulsystem so ineffektiv ist, dass Hunderte Reparaturbetriebe, sprich Schülerhilfen, eingerichtet werden mussten? Es ist meines Erachtens nicht zutreffend, dass Kultusminister von den Entwicklungen überrascht werden: Wenn man die Geburtszahlen von 2018 kennt, weiß man, wie viele Pädagogen man an den Grundschulen in sechs Jahren, an den Sekundarschulen in zehn Jahren benötigt, Zeit genug, um durch Werbung und Anreize genügend Fachkräfte auszubilden. – Wenn es um Reformen geht, die ebenfalls mehr Lehrer erfordern, dürfte man sie konsequenterweise nicht vor sechs Jahren nach Beschluss durchführen. Nur Mehrbedarf, der durch wenig durchdachte politische Entscheidungen wie die Zuwanderung von Hunderttausenden von Kindern entsteht, sollte man den Kultusministern nicht anlasten; sie führen zwangsläufig mindestens sechs Jahre lang zu Mangelverwaltung. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Ganz oben“ von Sigmund Jähn

Vielen, vielen Dank für den wunderbaren Artikel zu Sigmund Jähn. Sie fragen, warum die Bundesregierung keine Ehrung für Sigmund Jähn übrig hat. Es liegt meines Erachtens an der Machtarroganz, beginnend bei der Kanzlerin, die menschliche Größe unmöglich macht. Denn menschliche Größe, oder einfacher gesagt Ehrfurcht vor dem Leben, Achtung des Anderen, sind notwendig, wenn man ein besonderes Lebenswerk würdig ehrt. Ich kann die Behauptung, dass vor allem Frau Merkel zu menschlichen Regungen, zu Ehrfurcht kaum fähig ist, untermauern. Am 9.Mai 2015 jährte sich zum 70. Mal der Tag des Sieges der Roten Armee über Hitlerdeutschland. Die Bundesregierung war auf der offiziellen Festveranstaltung auf dem Roten Platz in Moskau nicht anwesend. Warum? Ich habe bei einem Bundestagsabgeordneten nachgefragt (Brief ist beigefügt). Die Antwort auf meinen Brief hat mir Herr de Vries am Telefon gegeben. Er hat mir erklärt, dass die Bundeskanzlerin dem Herrn Putin durch ihre Anwesenheit auf der Festveranstaltung eine Bühne zur positiven Repräsentation geboten hätte, was sie nicht wollte. Ich rede seitdem nicht mehr mit ihm. Hat die jetzige Bundesregierung verstanden, dass sie Verantwortung für einen ganzen Staat trägt, dass sie Repräsentationspflichten hat? Willy Brandt war zu einem Kniefall fähig. Die Kanzlerin ehrt Sigmund Jähn nicht, weil sie nicht begriffen hat, was dieser Mann für viele Menschen bedeutet. – Wilfried Schulze


Leserbrief zu „Und plötzlich macht es Knack“ von Urs Willmann

Erlauben Sie mir einen Vergleich am eigenen Leib hinzuzufügen. Zum Zeitpunkt des eigenen Unfalls bereits weit Ü60 und mit Erfahrung aus 40 Jahren als Unfallchirurg, der anfangs Kreuzbandrupturen noch offen selbst versorgt hat, möchte ich gern zu Ihrem Artikel Stellung nehmen. Eigentlich sollte es keinen Streit bei der Behandlung des Kreuzbandrisses mehr geben. Beide Behandlungen  -konservativ versus operativ-  sind berechtigt. Entscheidend und eigentliche große Kunst operativer Fächer ist die Indikation. Wann mache ich was bei welchem Patienten? Wann erreiche ich bei wem den vermutlich besten Benefit?  Bei Kreuzbandverletzungen ist die Op nur die eine Seite der Medaille, Physiotherapie und ständiges eigenes Training die andere Seite. Wie Sie richtig schreiben, kenne auch ich Menschen (nicht nur aktive Sportler), die ihr gerissenes Kreuzband gut muskulär kompensieren und andererseits Menschen, die nach einer erfolgreichen Op nach zwei Jahren die gleiche Instabilität im Knie haben wie vor der Op, weil sie eben nicht ständig trainieren. Vor einem Jahr habe ich mir beim Golfspiel (!!!) links beide Kreuzbänder und das Innenband gerissen! Beim Hinterherrennen eines weggeflogenen Schirms bei Regen krätschbeinig so unglücklich ausgerutscht, dass es „Knack“ gemacht hat und ich sofort wusste, jetzt sind die Bänder kaputt. Dass gleich alle drei Bänder gerissen waren und eine komplette Instabilität mit Luxationstendenz resultierte ergab sich aus der Klinik und anschließenden Diagnostik. Es resultierte eine komplette vorderinnenseitige Instabilität. Als Jugendlicher in der Leichtathletik Leistungssportler habe ich auch später immer Sport getrieben (Tennis, Ski alpin und nordisch, Radfahren, Tischtennis und schließlich Golf). Golf für den Laien erstaunlicherweise deshalb, weil Bandscheibenschäden weiteres intensives Tennisspielen nicht mehr erlaubten. Will damit eigentlich sagen, ohne Sport geht es nicht. Nach mehreren Untersuchungen und Gesprächen mit Kollegen (besonders mit denen, die derartige Verletzungen oft operieren und auch deren Komplikationen kennen  -diese müssen nicht unbedingt Sportärzte bei berühmten Fussballclubs sein, um fachlich kompetent zu sein-  habe ich mich trotz deutlicher Instabilität zur konservativen Variante entschieden. Dass ich eine höhere Wahrscheinlichkeit habe, Arthrose zu kriegen, ist mit nunmehr 70 Jahren in Kauf genommen. Durch ständiges Üben auf dem Hometrainer, dem Balancebrett, mit dem Teraband kann ich weiter problemlos Golf spielen, Tischtennis (mit Bandage zur Sicherheit), kann tanzen, radfahren und schwimmen sowieso, mit Enkeln spielen. Ob ich allerdings wieder in alter Form alpin Skifahren werde, weiß ich noch nicht, dass Risiko, im worst case eine komplette Luxation zu erleiden, ist nicht klein. Vielleicht blaue Pisten mit Bandage. Man muss dann halt entscheiden, was einem für den Erhalt der bisherigen Lebensqualität wichtig ist. Eine Garantie, dass ich nach einer durchaus aufwendigen und eben komplikationsbelasteten OP insbesondere Letzteres einschränkungsfrei wieder hätte machen können, kann ohnehin niemand geben.Ich wünsche Ihnen eine weitere erfolgreiche Rehabilitation und wenn noch nicht gleich joggen, versuchen Sie es erst mit nordic walking. Vielleicht sollten wir uns in zwei, drei Jahren nochmal über den Zustand unserer Kniegelenke austauschen, Sie der offenbar weitaus Jüngere, ich der Ältere… In diesem Sinne lassen Sie uns weiter Sport treiben, Rekorde überlassen wir der Jugend – Dr. Bernhard Genzel


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Frau Knuth ist wirklich zu bedauern – offensichtlich hatte sie in ihrer Schulzeit nur wenig fähige Lehrer, die es verstanden haben, sinnvolle Hausaufgaben zu erteilen – kein Wunder, dass sie heute einen solchen Quatsch ungestraft veröffentlicht! Wie wohltuend hingegen sind die sachlichen Abwägungen von Herrn Hartung, dessen Kernsatz dick zu unterstreichen ist: Es gibt kein Lernen ohne Anstrengung! Lernen muss und kann nicht immer Spaß machen! Sinnvoll gestellte Haus- und Übungsaufgaben sind so nötig wie die Luft zum Atmen! Offensichtlich hat Frau Knuth auch keinerlei Ahnung davon, was Vierzehnjährige in der Pubertät am Nachmittag machen – von wegen „am Fenster sitzen und den Wolken nachschauen“ – diese romantische Vorstellung mag im 19. Jahrhundert gegolten haben! – Franz Schneider


Leserbrief zu „Schlicht wütend“ von Jochen Bittner

Sie zitieren Herrn Abdirahman folgendermaßen: “ Die Politik habe viel zu lange nicht begriffen, dass es nicht reiche, einem Zuwanderer Geld und ein Dach überm Kopf zu geben. „Man muss ihm auch eine Bedeutung geben.“ “ In diesen zwei Sätzen steckt das ganze Desaster. Einerseits stimmt es natürlich, dass schlichtes Ruhigstellen nicht die Lösung sein kann. Andererseits umgehen diese beiden Sätze eine banale Tatsache: Die Leute, die nach Europa fliehen, sind in Gesellschaften sozialisiert worden, die zum Davonlaufen sind … warum sonst laufen sie von Zuhause weg? Es bedarf also nicht nur des Gebens von Geld, Dach und Bedeutung, es bedarf einer Erziehung. Es muss eingefordert werden, dazuzulernen und sich zu assimilieren. Wenn jemand aus einer verkrachten Gesellschaft zu uns flieht, dann ist es doch logisch, dass nicht unsere Gesellschaft sich diesen zum Davonlaufen schrecklichen Verhältnissen anzupassen hat, sondern umgekehrt, die Leute aus gescheiterten Verhältnissen haben zu lernen, wie man sich in Gesellschaften einfügt, die offensichtlich nicht zum Davonlaufen sind, sondern, ebenso offensichtlich, hoch attraktiv … sonst würden die ja woanders hin fliehen und nicht zu uns. Zu diesem Gedankengang scheinen aber Menschen, die schon die Feststellung, dass Personen aus unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich sozialisiert sind, für rassistisch, fremdenfeindlich und faschistisch halten, nicht fähig zu sein. Deshalb werden alle, die das aussprechen, in die rechte Ecke verbannt, lächerlich gemacht, für debil hingestellt … so lange, bis es zu einem unüberwindlichen Widerwillen gegen die ehemalige Hegemonie derer kommt, die uns die Welt als Streichelzoo verkaufen wollen. Und dann ist das Erschrecken groß, dass eine vormals friedliche und konsensorientierte Bevölkerung „plötzlich“ gespalten und unversöhnlich daherkommt. Kurz ausgedrückt liegt das Versagen darin, dass geradezu banal logische Selbstverständlichkeiten hartnäckig geleugnet werden. Zum Schaden derer, die hier ein besseres Zuhause suchen, und zum Schaden von denen, die ihr besseres Zuhause behalten möchten. Und das geschieht nicht nur in Schweden, es passiert auch hier in Deutschland. Wir werden an den Wahlen in Schweden ablesen können, was uns hier blüht, wenn nicht im Geschwindschritt Realismus einzieht in die Debate und ins öffentliche Handeln. – Hans List


Leserbrief zu „Hier nicht“ von Anja Reiter

Schön, das dieses verzopfte, sehr „österreichische“ Thema einen Artikel in der „Zeit“ wert ist. Vielleicht sollte Deutschland eine Reisewarnung  – zumindest für den Osten Österreichs – herausgeben. Die Wälder hier sind wirklich unsicher für Radfahrer. Diese und diejenigen, die Nägel und Scherben, Drähte und Baumfallen verteilen sind zu Gesetzlosen geworden. Es sind nicht nur einzelne Waldbesitzer und eine abgezirkelte, arrogante Jagdgesellschaft – meist Pächter öffentlicher Wälder, die quer durch Landschaft mit dem Auto bis direkt zum Ansitz fahren-, die sich durch Wanderer, Pilzesammler und eben Radfahrer gestört fühlen. Leider scheinen sich auch die meist älteren Spaziergänger an eine gemeinsame Nutzung der Waldwege nicht gewöhnen zu wollen. Es herrscht eine rechtliche Konzept- und daher Perspektivlosigkeit. Und eigentlich müssten die Fahrradhändler beim Verkauf eines Mountainbikes darauf hinweisen, dass dessen artgerechter Gebrauch sowohl auf Straßen (ohne Reflektoren und Lichter!) als auch abseits davon nicht erlaubt und mit ernsten Konflikten verbunden ist. Mit dem Boom an E-Bikes wird sich die Situation zusätzlich verschärfen. Im Osten Österreichs sind die Berge zwar flacher als im Westen, die Weitsicht aber trotzdem eingeschränkter. Was dort und im angrenzenden Ausland als Wirtschafts- und – wenn man so will – Gesundheitsfaktor schon lange erkannt wurde ist da nicht einmal wert, eine anachronistische Gesetzgebung zu überdenken. Aber vielleicht liegt in der momentanen Starre auch ein gewisser Reiz: Für diejenigen, die sich den Spaß nicht verderben lassen wollen, ein bisschen „Outlaw“ zu sein. – Benedict Marginter


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Was soll mir Thomas Glavinic damit sagen? Diesen Artikel zu schreiben ist eines, ihn dann zu drucken etwas anders. Ich frage mich: „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ Damit keine Zweifel aufkommen, das kann die Zeit demnächst einfach weglassen. – Margit Kersten


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Thomas Glavinic ist ein sprachgewandter Autor, der in seinen Romanen bewiesen hat, dass er ein Gespür für den Hang der Menschen zu Wundersamen und Numinosem hat. Die ZEIT schickt ihn nach Bayreuth zu den Wagner-Festspielen. Da freut sich der Leser darauf, etwas darüber zu erfahren, wie der Autor den Geist des grünen Hügels erlebt, was er für eine Beziehung zu Wagners Musik hat und wie er die „Wagner-Jünger“ mit ihrer kultischen Verehrung des Meisters wahrnimmt. Der Artikel „Verdächtige Wahrnehmung“ wird dann aber eine rechte Enttäuschung: Glavinic scheint sich für Wagner kaum zu interessieren. Er schreibt eine etwas platte Satire über überforderte Beamte, die mit seiner (absichtlichen?) Provokation nicht umgehen können. Das liest sich flott, nicht ohne Witz, aber zu Wagner , seiner Musik und seinen Jüngern kein Wort. Vielleicht wollte Glavinic sich das  langeSitzen auf harten Stühlen im unklimatisierten Festspielhaus ersparen. Insgesamt: Thema verfehlt! – Dr. Martin Klupp


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Es treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Nun hat die CDU verdeckt über den Vorschlag  den Freiwilligendienst einzuführen ein richtiges Fass aufgemacht, dann macht es der neue Generalinspekteur gleich wieder zu. Wer die Bundeswehr ein bisschen kennt, weiß das die Ministerin ihren Segen gegeben hat, warum nur? Mit dem Freiwilligendienst hätte man gleich mehrere richtige Schritte unternommen. Die Wehr-pflicht ist deshalb wichtig weil Deutschland sich nicht mehr für ein paar Tage verteidigen könnte. Hier müssen junge Männer und Frauen tatsächlich wieder zur Waffe greifen, weil wie auch der General-inspekteur vollmundig ausführt, die Sicherheitslage in Europa sich geändert hat. Nein sie hat sich nicht nur geändert, sondern es muss schon die Frage gestellt werden, wären die USA, unter dem irrlichternden Präsidenten überhaupt noch bereit für die westlichen Werte eigenen Blutzoll zahlen zu wollen? Denn die Klammer des NATO-Vertrages sind demokratische Prinzipien, die derzeit in rasender Geschwindigkeit von der amerikanischen Administration eingerissen werden. Und ja, wir brauchen in unseren diversen sozialen Einrichtungen wieder etwas ähnliches wie den damaligen Ersatzdienst, wenn wir den jetzigen Kollaps, z.B. im Pflegedienst, ernsthaft begegnen wollen. Wenn also der General nun fordert, die Landesverteidigung wieder stärken zu müssen und eine Möglichkeit dazu gleich wieder aus der Hand gibt, ist das unschlüssig. Auch zu behaupten, dass es keine schwerwiegende Begründung für die Wehrpflicht gibt, ermangelt einer sauberen Lage-beurteilung. Eine Vorgehensweise wie in der Ukraine kann ich mir auch anderenorts vorstellen. Als ehemaliger Disziplinarvorgesetze im Auslandseinsatz habe ich gelernt, dass jeder Soldat gut daran tut sich angepasst zu verhalten. Die Bundeswehroberen können konstruktive Kritik nur sehr einge-schränkt ertragen, deshalb ist die Generalsfeststellung zwar richtig, dass die sicherheitspolitische Debatte zu wenig wahrgenommen wird. Das liegt allerdings ursächlich auch daran, dass die aktiven Soldaten gelernt haben sich nicht zu weit, mit ihrer Meinung, aus dem Fenster zu lehnen. Über Strategie, also die Kriegskunst, reden nicht einmal die die es gelernt haben, nämlich die Soldaten in den passenden Verwendungen.  Reflexartig scheint mir immer noch ein Trauma zu existieren, die Skepsis der Politiker vor den Generalen – in Deutschland des Jahres 2018 total unbegründet. – Uwe Lampe


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Ganz unterhaltsam zu lesen, aber es bleiben Fragen offen: 1. Welcher Zeit-Mitarbeiter hat den Autor ohne jegliche journalistische Erfahrung und offenbar einem geringen Interesse am Thema und einem gering ausgeprägten Ordnungssinn für diesen Aufrag engagiert? 2. Welcher Bayreuther Taxifahrer ist nicht in der Lage, einen Festspielbesucher am Haupteingang abzusetzen? 3. Wünschen wir uns wirklich Polizisten, denen Herr Glavinic an einem solchen Ort in seinem Aufzug verdächtig erscheint? – Peter Krempin


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Mit Interesse habe ich als im Hamburger Schuldienst tätiger Schulleiter und Mitglied der Vereinigung der Hamburger Schulleitungen (VLHGS) ihre Berichterstattung zur Krankschreibung von schwangeren Lehreinnen gelesen. Es ist richtig, dass die Vertretung von Lehrerinnen im Mutterschutz und in der Elternzeit, aber auch bei einer Krankschreibung in der Schwangerschaft eine Herausforderung für die Schule ist und für Kinder bedeutet, dass sie häufiger wechselnde Lehrkräfte haben werden. Dies ist aber doch ein lange erwartbares Phänomen gewesen und fällt uns nur deshalb heute auf, weil seit langem die Kollegien in Hamburg zumimdest wieder aus jungen Lehrkräften bestehen, die ganz natürlicherweise eine Familie gründen – und sich als werdende Mütter und junge Väter zu Recht ihrem Nachwuchs widmen. Wir reagieren nur deshalb erstaunt, weil aufgrund der lange hohen Durchschnittsalter der Kollegien für geraume Zeit keine jungen Eltern mehr im Schuldienst waren. Die Tatsache, dass nun aber nach der intensiven Pensionierungswelle wieder junge Eltern Kinder im Dienst bekommen ist erfreulich; dieser Tatsache wurde jedoch in der Bildungspolitik nicht vorausschauend begegnet. Mit dem Aufbau eines anderen Vertretungspools auch für kurzzeitige oder unerwartete Ausfälle würde man heute den Schwangerschaften und Krankschreibungen begegnen können – und zwar mit Lehrkräften, die dann auch an der jeweils betroffenenen Schule tätig waren und den Kindern vertraut wären. Aktuell haben wir jedoch einen fast leer gefegten Lehrermarkt und sind froh, die vorhandenen Stellen überhaupt besetzen zu können. In einer solchen Situation der zunehmenden dramatischen Unterversorgung werden Schwangerschaften und Elternzeit zur Herausforderung. Dies liegt aber nicht an den Eltern im Lehrerkollegium, sondern an einer Bildungspolitik, die der demograohischebn Veränderung nicht vorausschauend begegnet ist. – Arne Wolter


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Jeder nicht hinter dem Mond lebende Bürger weiß, dass man im Falle des Falles sich ausweisen können muss- das gilt, trotz EU und Schengen, vor allem, wenn ich mich im Ausland bewege. Ohne einen Ausweis zu reisen und dann vor die geschilderten Probleme gestellt zu werden, ist nicht das Produkt von Schikane, sondern von eigener Ignoranz -hier allerdings eben nicht!  Denn der Autor demonstriert mit seiner larmoyanten Darstellung ja, dass er als „weltbekannter Autor“ gefälligst anders zu behandeln sei als der stinknormale Bürger. Also eher Arroganz als Ignoranz- besonders kritisch wird es  ja bekanntlich, wenn beides sich verbindet! Eine ziemlich widerliche Lektüre, dieser Artikel! – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in der Ausgabe Nr 35 zu den Krankmeldungen von schwangeren Lehrerinnen in Deutschland. Vor allem die folgende Passage hat mich stutzig werden lassen: „ Man spricht von einem „individuellen Beschäftigungsverbot“, das nicht nur ein Gynäkologe aussprechen darf, sondern jeder Hausarzt. Und das zudem finanzielle Vorteile hat: Anders als eine Krankschreibung zieht ein vollständiges Tätigkeitsverbot keine Gehaltseinbußen nach sich“. Habe ich richtig verstanden ? Ist es wirklich so ? Wird Schwangerschaft in Deutschland wirklich nicht als Krankheit betrachtet?  Über den gesetzlichen Mutterschaftsurlaub hinaus kann also eine schwangere Lehrerin aus gesundheitlichen Gründen zu Hause bleiben, wenn die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit ein Risikofaktor ist. Ich bin in Frankreich ansässig und kann es kaum glauben. Von einem solchen Recht habe ich hier noch nie gehört. Ein konkretes Beispiel: Meine Tochter, Deutschlehrerin an zwei verschiedenen collèges (Realschulen), die 8o km voneinander entfernt sind, erwartete ihr zweites Kind, das im Juni geboren wurde. Ihre Ärztin riet ihr in den ersten Monaten ihrer Schwangerschaft davon ab, wöchentlich 450 mit dem Auto zu fahren, um ja kein Risiko einzugehen.  Sie befolgte ja auch den Rat Ihrer Ärztin. Und so blieb sie schon im Januar zu Hause, zumal sie bei ihrer ersten Schwangerschaft mit schweren Rückenschmerzen zu kämpfen hatte. Ihre Fehlzeiten wurden von der Schulbehörde kommentarlos als Krankheit betrachtet und dementsprechend wurde ihr Gehalt reduziert, bis der gesetzliche Mutterschutz anfing, d.h. 6  Wochen vor der Geburt. Wie gern hätte sie ihre Schwangerschaft in Deutschland verbracht ! Ich wäre Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie mir die nötigen Hinweise auf die entsprechenden (deutschen) Gesetzestexte vermitteln könnten. Zu gern würde ich mich bei der zuständigen europäischen Kommission über diese offensichtliche Ungleichbehandlung schwangerer Frauen ( wohl nicht nur Lehrerinnen!) in Europa beschweren ! – Martial Torchy


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Der Personalmangel an deutschen Schulen ist ein ernstes Problem. Unter fehlenden Lehrerinnen und Lehrern leidet die Qualität von Bildung und viele Schülerinnen und Schüler bekommen das unmittelbar zu spüren. Darüber muss berichtet werden. In diesem Sinne trifft der Artikel einen wunden Punkt. Es sei an dieser Stelle jedoch die Frage erlaubt, ob es zielführend ist, sich im Wesentlichen auf die Beobachtungen einer Bildungssenatorin ohne Erfahrung im Schuldienst und die Beschwerden von Schulleitungen zu stützen. Denn so zu tun, als läge der Lehrermangel an den schwangeren Lehrerinnen mit Beschäftigungsverbot oder an den Vätern, die ihr legitimes Recht auf Elternzeit in Anspruch nehmen, ist Augenwischerei und verstellt den Blick auf das eigentliche Problem: Seit Jahrzehnten gibt es in Schule keine planvolle und zielführende Einstellungspolitik auf Länderebene. Die Politik reagiert allenfalls kurzfristig auf entstehende Engpässe. Mal herrscht absoluter Einstellungsstopp und qualifizierteste Lehrkräfte stehen jahrelang ohne Stelle da. Mal (wie auch jetzt) wird jeder eingestellt, der nicht bei drei auf dem Baum ist – egal ob eine zum Studium und Referendariat äquivalente Qualifikation vorhanden ist oder nicht. In diesem Sinne sei Weiterdenken erlaubt: Warum sind Schulen nicht mit einer derart dichten Personaldecke ausgestattet, dass sie kurzfristige Ausfälle wie bei Schwangerschaft und Elternzeit selbst auffangen können? Das hieße: Statt immer nur den Notstand zu verwalten muss mehr Geld in die Schulen! Das sollte Bildung unserer Gesellschaft wert sein. – Cornel Lobitz


 Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Vielen Dank für Ihren Artikel zu Artenschwund und Landwirtschaft! Der Text ist so zart und ängstlich wie der aussterbende Lerchennachwuchs. Ich habe im Artikel vermisst, die Rechte der nach uns kommenden Generationen einzufordern, wie es sich auch die Stiftung des World Future Council mit Sitz in Hamburg zur Aufgabe gemacht hat. Diese Stiftung wird im Herbst zusammen mit den Vereinten Nationen einen Preis für politische Vorgaben und Gesetze an solche Länder vergeben, die den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und ökologisches Wirtschaften mit Priorität fördern. Ich frage mich, ob Deutschland hierbei in die engere Wahl gekommen sein mag. Wurde der Artikel schon vor dem monatelangen Trockensommer geschrieben? Jedenfalls ist ein Verweis zum Klimawandel immer gut und richtig. Bitte vermeiden Sie Pauschalisierungen wie „die Politik“ oder „die EU“. Benennen Sie die Parteien oder Personen, die spezifische Interessen vertreten und durchsetzen. Die Bundesministerin Klöckner vertritt die Interessen der CDU-Wähler, auch wenn sie sich hinter dem Gespenst der Bürokratie versteckt. – Jürgen Faust-Fischer


Leserbrief zu „Mit Vollgas ins nächste Debakel?“ von Johannes Edelhoff et. Al

Sie schreiben, dass sich der Bund und Toll Collect fast 14 Jahre lang vor einem privaten Schiedsgericht gestritten haben und die Bezahlung der Anwälte knapp eine halbe Milliarde Euro verschlungen habe. Ist diese Bezahlung nicht unanständig? – Reinhard Hausmann


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Ich freue mich immer sehr über Berichte in der Zeit, die sich im weitesten Sinne mit unserer Umwelt, mit unserer Natur beschäftigten. Hier meine Leserreaktion auf Ihren kurzweiligen Beitrag : Alles hängt irgendwie zusammen. Werden Stellschrauben verdreht, wirkt es sich auf das gesamte System aus. Es liegt auf der Hand: In der Natur eingesetzte Nervengifte verursachen den Tod vieler Insekten und somit auch den Tod vieler Vögel! Herr Berthold hat’s erkannt. Er mahnt seit Jahren. Von vielen Landwirten und Politikern wird das nicht wahrgenommen oder verharmlost. Die Agrarwirtschaft wird dagegen immer weiter optimiert. Schläge werden größer und größer. Es kommen GPS-gesteuerte Industriemaschinen zum Einsatz. Solange bei vielen Bauern Ignoranz und Profitdenken vorherrschen, wird sich daran nichts ändern. Natürlich haben auch wir Verbraucher einen Anteil an der Misere. Wir wollen alles möglichst billig kaufen, und wir wertschätzen gute Lebensmittel nicht! Ich erinnere mich übrigens gern daran, dass ich vor langer Zeit allmorgendlich durch lautes Vogelgezwitscher aufwachte. Heute ist‘s der Verkehrslärm… – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Repetitio mater studiorum est ( die Wiederholung ist die Mutter des Lernens). Daran hat sich seit  der Antike nichts geändert. Wenn Frau Knuth englische Wörter aufschreiben soll, die sie schon kennt, liegt es an der Klugheit des Lehrers, ihr zu erlauben, nur die unbekannten Wörter aufzuschreiben.Daraus und aus ihrer Chemie-Katastrophe folgt, daß die Schulpolitik gut ausgebildete Lehrer finden muß, die selbst gelernt haben, wie ein kleiner Schüler den im Unterricht schon gelernten Stoff durch kluge Hausaufgaben wiederholen kann. Im Unterricht wird erkannt und gelernt, in der Hausaufgabe wird wiederholt, egal was ein Erlaß sagt. Es wird aber noch eine Zeit dauern, bis die Wiederholung gleich Hausaufgabe in der Schule stattfinden kann, das sehen wir täglich an der Schulpolitik. Solange wird zu Hause wiederholt, ohne Anstrengung, durch gute Lehrer kontrolliert. Die Soziologische Sehweise von Frau Knuth ist falsch, weil sie nicht auf den Gegenstand aller Schule, nämlich den Schüler, sieht, noch  auf die Inhalte.Der Fehler der Schulpolitik ist ja, daß es Streit um Schulformen, Lehrpläne, Geld für Lehrer geht, nicht um Inhalt. Wie der bekannte Streit der Deichgrafen über die längste Feder am Hut, während überall die Flut hereinbricht. Gerechtigkeit beim Lernen gibt es nicht, weil die Schüler und ihr Leben nie gleich sind, aber die Lehrer können gut ausgebildet, human und geduldig sein, wenn die Schulpolitik das zum Ziel hat. – Alwin Meynecke


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Danke für den unterhaltsamen Bericht von Herrn Clavinic, zeigt er doch uns „normalen“ und selbst zahlenden Festspielbesuchern dass wir uns in Bayreuth, falls wir einen gültigen Ausweis in der Tasche haben, sicher fühlen können. – Prof. Gotthard Popp


Leserbrief zu „Ein Fall von Heuchelei“ von Jens Jessen

Meinen Sie den Beitrag über Asia Argento wirklich ernst? Er klingt nämlich beängstigend ähnlich den reinwaschenden, Unglauben streuenden, verachtungsvollen Versuchen angeklagter Täter, ihren Missbrauch kleinzureden: zwischen 17 & 37 Jahren und den gesellschaftlichen Rollen von Frau Argento und ihrem Ankläger bestand ein erhebliches Machtgefälle, daran ändert auch Sexualmündigkeit nach deutschem Recht nichts. Die meisten Opfer der MeToo-Debatte waren ebenso sexualmündig, aber offenbar fallweise nicht einmal in der Lage, deutlich „Nein!“ zu sagen. Junge Männer sollten nicht so wehrlos sein können wie junge Frauen? Möchten Sie sich einmal genauer über Gewalterfahrungen von Männern durch Frauen informieren und sich fragen, was diese Personen ertragen müssen, wenn sie versuchen, Hilfe zu erhalten oder eine Anzeige zu erstatten? Da ist die Vorstellung vom „starken Geschlecht“ (dem selbstverständlich die des „schwachen Geschlechtes“ als dem der Frau festgeschrieben gegenübersteht!) erstaunlich wirkungsvoll. Reicht Ihnen tatsächlich die Auffassung der Sexualmündigkeit für die Feststellung, wann jemandem psychische Gewalt angetan wurde, und wann „in die Liebe eingeführt“? So sehr viel Liebe kann da nicht im Spiel gewesen sein, wenn sein Schweigen mit der nicht ganz unerheblichen Summe von 380.000 $ erkauft werden muss – von den aus heutiger Sicht gruseligen Vorstellungen partnerschaftlicher und gesellschaftlicher Rollen in Romanen „aus weniger prüden Zeiten“ ganz zu schweigen. Natürlich dürfen beide Fälle nicht gegeneinander aufgewogen werden. Natürlich muss man Versuchen Einhalt gebieten, die Anklage im einen Fall als Entschuldigung für den anderen zu nutzen. Diese Vorsicht muss aber in beide Richtungen gelten. Sex kann in sich schon sehr, sehr wirkmächtig sein, da ist die Sicherung der gegenseitigen Freiheit beider Partner schwierig genug. Eigene Macht und des Anderen Abhängigkeit da als Druckmittel zu nutzen ist immer falsch. Für sich eine Freiheit und einen Schutz zu fordern, den man anderen nicht zugesteht, ist für keinen einzigen Menschen in Ordnung, egal welches Geschlechtes, sozialen Rangs, nationaler Zugehörigkeit oder was auch immer. Eine derartig apologetische Reaktion auf ein deutliches Fehlverhalten (die Wahrheit  der Beschuldigungen gegen Asia Argento vorausgesetzt) ist weder der Diskussion noch einer Suche nach Gerechtigkeit irgendwie hilfreich. – Anja Rutter


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Die Artikel „Diagnose Schwank“ und „Die Kita als Bazillensumpf“ beschreiben das Phänomen der -gemäß der Recherche- immer häufiger ausgestellten „Individuellen Beschäftigungsverbote“ aus Sicht der Schulleiter und Kitaleitungen. Leider werden diese beiden Artikel nicht dazu genutzt, sachdienliche Informationen über das seit 2018 neu gefasste Mutterschutzgesetz zu geben. Dieses sieht z.B. vor, dass jeder Arbeitsplatz ganz grundsätzlich darauf hin in einer Gefährdungsbeurteilung beurteilt werden muss, ob und welche Gefahren für Schwangere und Stillende am Arbeitsplatz vorliegen und wie diese bereits im Vorfeld abgestellt werden könnten. Weiterhin wird Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen gemäß der o.g. Gefährdungsbeurteilung eine Vorsorge gemäß der Arbeitsmedizinischen Vorsorgeverordnung angeboten bzw. ist diese sogar Pflicht, so dass bei Einhaltung der gesetzlichen Standards gar keine „Überraschungen“ im Falle einer Schwangerschaft mehr gibt, zumindest was den Impfschutz angeht.Auch ein individueller Zuschnitt der Tätigkeit unter Ausschluss von z.B. Infektionsgefahren wäre möglich. So könnte eine Erzieherin z.B. auch administrative Aufgaben übernehmen. Genau zur Beratung in diesen Fragestellungen gibt es in Deutschland Betriebsärzte, Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsichtsämter, die Arbeitnehmern und Arbeitgebern in diesen und allen anderen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mit Rat und Tat zur Seite stehen. – Dr. Annette Fister


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Der Beitrag „Vages Versprechen“ enthält eine sehr irreführend formulierte Passage, in der vom „Wohlstand“ der zukünftigen Ruheständler die Rede ist, der sogar deutlich höher als heute sein könne, wenn die Renten  analog zu den Löhnen um etwa ein Prozent jährlich wachsen würden. Dies ist insofern irreführend, als angesichts der strukturellen Rentenabsenkungen der letzten Jahrzehnte auf jetzt 48 Prozent – trotz gelegentlicher punktueller Rentenerhöhungen – kaum noch ein Neurentner und schon gar nicht Neurentnerinnen in so etwas wie „Wohlstand“ schwelgen. Das Wort „Wohlstand“ und heutige oder zukünftige RentnerInnen passt angesichts der schon jetzt gegebenen Armutsgefährdung jedes fünften Rentners/jeder fünften RentnerIn nicht mehr in diesen Kontext. Zwar mag es auch zukünftig unter den Babyboomern in Rente solche geben, die dank eines Erbes oder Ersparten sich einen „wohlverdienten Ruhestand“ an den sonnigen Plätzen dieser Welt oder im Seniorenstudium leisten können. Doch das Gros der Rentenbezieher wird , zumal in teuren Städten, wo Lebenshaltungskosten und besonders die Wohungsblase Ältere in die Armut treibt, fern von Wohlstand leben. Schon heute kann in einer Stadt wie München jemand, der 45 Jahre lang Vollzeit in die Rente eingezahlt hat, mit einer durchschnittlichen Altersrente nicht über die Armutsgefährdungsgrenze gelangen. Diese liegt in München derzeit bei 1350 Euro. Will man verhindern, dass zukünftig noch mehr Menschen auf aufstockende Grundsicherung im Alter angewiesen sind, sollte man ernsthaft über den mutigen und überfälligen Vorstoß von Olaf Scholz nachdenken. Zumal auch die Finanzierung der Altersarmut Geld kostet, und für die Menschen,  die zum Sozialamt zur Aufstockung ihrer Renten müssen, etwas erniedrigendes hat. Dies hat unser Forschungsprojekt über Prekären Ruhestand gezeigt. Sicherlich sind auch die von uns Interviewten Frauen keinesfalls ad Hof zur AfD gewandert, aber sie sind zurecht wütend und enttäuscht und mit einem harten Überlebenskampf beschäftigt. Es wird keinesfalls reichen, die Rentenabswnkungen einzufrieren, mehr EinzahlerInnen in die Rente – zB auch mal wir Beamte – und auskömmlichere gesicherte Arbeitsverhältnisse würden Altersarmut vorbeugen. Nur die Renten erhöhen aus versicherungsfreien Mitteln wie etwa Steuern reicht halt nicht. – Irene Götz


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Die 3 Autoren des Beitrags ‚ Vage Versprechen ‚ beschäftigen sich in den beiden ersten Abschnitten mit den Kosten und deren Finanzierung. Unabhängig von Annahmen und Alternativen vermisse ich die Erwähnung der Pensionen. Wie sieht es mit deren Finanzierung aus ? Was ist daran gerecht ? Immer mehr junge Menschen wollen Beamte werden ! Warum wohl ? Sie säen nicht, sie ernten nicht und die Haushalte ernähren sie doch! Und wenn das Geld nicht reicht, dann werden schnell die Steuern erhöht und dann dürfen auch die Menschen 2. Klasse wieder ihre Anteile entrichten. Dann kommt sofort wieder die Frage nach dem Wachstum und der Wettbewerbfähigkeit ins Spiel. Damit sind wir wieder bei den Rentnern oder können Sie mir sagen, ob und wann Beamte Beiträge zum Wachstum geliefert haben. Andere Privilegien lasse ich ausser Acht. – Dieter Stremme


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Der Bericht über den Bayreuthbesuch von Herrn Glavinic bringt mich als Österreicherin wirklich zum Fremdschämen. Vorschlag zur Wiedergutmachung für Ihre österreichischen Leser: Bitte schicken Sie nächstes Jahr einen peinlichen Deutschen mit ausgebeulten Jeans und Rucksack zu  einer Aufführung ins große Festspielhaus in Salzburg. Bin schon gespannt, was dieser dann zu erzählen hat. – Veronika Barta


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Der Erlebnisbericht  von Thomas Glavinic über seinen polizeilich verhinderten Besuch der Bayreuther Festspiele ruft Bilder aus der unrühmlichen Vergangenheit der deutschen Polizei hervor. Weiß das Polizeipräsidium Oberfranken von dem Vorgang und hat es dazu bereits öffentlich Stellung genommen? Ansonsten hätte ich nur den satirischen Vorschlag, den Fall in der Abteilung 411 des Kommissariats München zu melden und dort Frau Kriminalrätin Dr. Eva-Maria Prohacek und Herrn Kommissar Andre` Langner in filmisch epischer Distanz zur internen Ermittlung einzusetzen. Vielleicht kann man so erkunden, was bei der Polizei in Franken so falsch gelaufen ist. – Dr. Hartmut Kronsbein


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

In dem Artikel „Verdächtige Wahrnehmung“  habe ich einen Satz etwa wie folgt vermißt: Warum nur lassen mich die Piefkes nicht meinen Job machen? Jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch nimmt Ausweis oder Pass mit, wenn er in fremde Länder reist, die in der Regel ein Ausländerrecht haben wie es in Deutschland auch der Fall ist. Der Autor, Thomas Glavinic, beschreibt voller Verachtung die fränkischen Polizisten, die jedoch auch nur ihre Arbeit tun. Als Subunterschrift seines Beitrags hätte er wählen sollen: Wie meine eigene Ignoranz mich hinderte, Tristan in Bayreuth zu erleben. Ich bin enttäuscht in der ZEIT einen Artikel zu lesen,  der nicht dem sonst üblichen Niveau dieser Zeitung entspricht. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Die Zeit hat also dem Autor Eintrittskarten in Bayreuth besorgt. Diesem war die Teilnahme offensichtlich nicht wichtig genug, auch rechtzeitig zu kommen. Wer in solch einem Aufzug ins Theater kommt, mit all dem beschriebenen Krempel, kommt auch nicht des Ereignisses wegen, sondern um aufzufallen oder zu provozieren. Dazu kam es dann aber nicht, schließlich hat ihn die Polizei erstmal festgehalten. „Gut so“ denke ich mir, schließlich geht der Opernbesucher ja nicht nur der Kunst wegen ins Theater, sondern auch wegen einer bestimmten Atmosphäre. Der Autor aber, um überhaupt etwas zum Schreiben zu haben, versucht die Polizei lächerlich zu machen. Nun stellen sich einige Fragen:
1. Wurde mit dem Autor, über die Erstattung des Eintritts hinaus, ein Honorar vereinbart?
2. Wurde dieses ausbezahlt?
3. Warum wurde das Erzeugnis abgedruckt, sollte es nicht um die Wagner-Festspiele gehen? Mein Vorschlag: verlosen Sie die nächsten Karten unter Zeit-Lesern. Vielleicht kann der Gewinner nicht so gut formulieren wie Herr Glavinic, aber man wird bestimmt etwas interessantes über die Festspiele erfahren. – Frank Hrebabetzky


Leserbrief zu „Wörterbuch Merkel-Deutsch“ von Marc Brost

Ein herzliches Dankeschön für die ansatzweise Dechiffrierung des Merkelschen Worthülsensalates! Ist es der Kanzlerin wirklich wichtig, wie sie in Berlin vor der Sommerpause gegenüber der Presse sagte „auf meine  Sprache zu achten und präzise zu sein“ ?? Ein stellvertretendes Beispiel für rhetorische Kanzlerpräzision: „Deshalb ist die Zeit gekommen, hier wirklich in eine Phase einzutreten, wo wir konkret sagen: Was müsste gemacht werden?“ (Merkel 2016) Es ist eben die „Qualität“ dieser Art von Kommunikation, die an Zynismus grenzt, jeden Zuhörer beleidigt und jedes Interview mit ihr zur unfreiwilligen Satire macht. – Michael Deil


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Die Antworten, die General Zorn in diesem Interview gibt, finde ich sehr gut, klar und überzeugend. Schön, dass mal jemand nicht um den Brei rumredet! – Dieter Wurm


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Entweder bekommt sie zu wenig Kinder oder wenn doch, ist sie ein Sensibelchen und verweigert als Schwangere gern die Arbeit. Dabei ist der „Bildungsnotstand“ politisch herbeigeführt. Studienplätze an Universitäten wurden extrem reduziert und zu wenige Lehrkräfte eingestellt. Warum sucht ausgerechnet ein Zeitredakteur faule Ausreden für politische Versäumnisse und stützt sich dabei auf alte Stereotype? Denn familienfreundlich ist der Beruf einer Lehrerin oder eines Lehrers schon lange nicht mehr. Eine Vollzeitlehrkraft arbeitet durchschnittlich fast 50 Stunden wöchentlich. Immer mehr Lehrkräfte sind diesen diesem enormen Arbeitspensum nicht gewachsen und beantragen Teilzeit. Trotz der Veränderung zur Ganztagsschule hält sich das Vorurteil standhaft, Lehrkräfte arbeiten nur vormittags. In den Schulen fehlen jedoch häufig individuelle Arbeitsplätze und auch Personalräume, in denen Beschäftigte Pausen einhalten können. Übrigens ist die Schule auch ein Arbeitsplatz, an dem Mutterschutzgesetze Gültigkeit haben. Wenn der Immunstatus unzureichend ist, muss ein bertiebsärztlicher Dienst der schwangeren Kollegin ein befristetes Beschäftigungsverbot aussprechen. Individuelle Beschäftigungsverbote werden dann attestiert, wenn die Gesundheit der Schwangeren und oder das Leben des ungeborenen Kindes in Gefahr sind – und das ist gut so. Als gewählte Frauenvertreterin in Berlin im Bezirk Tempelhof-Schöneberg bin ich ständig an Schwangerschaftsmeldungen jährlich beteiligt. Ich berate bzw. unterstütze Schulleitungen sowie die Kolleginnen. Dabei erlebe ich, dass Kolleginnen wie Schulleitungen verantwortungsvoll mit ihren Rechten und Pflichten umgehen. Ihr Bericht, Herr Spiewak, skandalisiert und diskriminiert. – Elke Gabriel


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Wie sind Sie, ich und viele andere nur auf die Welt gekommen? Wie haben unsere Mütter das nur gemacht? Wie krank muß eine Gesellschaft bzw. ein Teil davon eigentlich sein, um eine Schwangerschaft als Krankheit – in der Mehrzahl sogar überhöht als Risiko-Schwangerschaft – zu bezeichnen?  Geht`s nicht ein bischen normaler? Es geht hier ausdrücklich nicht um die wenigen tatsächlichen Risiko-Schwangerschaften! Wie wäre es mit etwas mehr Ehrlichkeit? Sind nicht eher eine verminderte Belastungsbereitschaft, gesteigerte Ansprüche an eine sogenannte Work-Life-Balance, Egoismus und eine gewisse Weinerlichkeit verbunden mit Lust- und Verantwortungslosigkeit die wahren Gründe für überdimensionierte „Krankschreibungen“ in der Schwangerschaft im Schuldienst? Es geht auch nur um den Schuldienst, Kitas sind in der Tat deutlich problematischer. Fatal ist dabei allerdings nur, wenn das vor jungen Menschen in den Schulen geschieht, die eigentlich u.a. zu Verantwortung und Sinn für die Gemeinschaft erzogen werden sollen. Lediglich zu sagen: ich bin schwanger, tschüß ich bin dann mal weg reicht einfach nicht! Die Verantwortung für diese „Krankschreibungen“ gar dem Arzt anzulasten, ist geradezu grotesk. Ich hoffe nur, daß es auch heute noch junge Lehrerinnen gibt, denen nicht vollkommen egal ist, was aus den ihnen anvertrauten Schülern wird, ansonsten hätten sie ihren Beruf – sich berufen fühlen – verfehlt. – Axel Jeske


Leserbrief zu „Lasst die Bäume stehen!“ von Petra Pinzler

Es ist etwas, was mir schon lange auf der Seele brennt: Die Abgehobenheit der deutschen Elite gegenüber ganz existentiellen Probleme der Gegenwart. Zur Elite zählen sich ja auch die Journalisten. Z.B.: die Kohlekommission, die ja den Ausstieg Deutschlands aus der Elektrizitätserzeugung aus Kohle vorbereiten soll. Es geht damit um das Problem, wie die Beschäftigten dieser Industrie anderweitig untergebracht werden können.Das Hauptproblem ist aber doch, wie soll der Verlust an Energie aufgefangen werden, zumal wir doch auch noch den Verkehr auf Elektrofahrzeuge umstellen wollen? Also wesentlich mehr Elektroenergie benötigen werden. Sonnen- und Windenergie sind in dem jetzigen Zustand keine Lösung. Wenn die Sonne scheint und der Wind weht, können beide zur Zeit etwa die Hälfte der Elektrizität liefern*. Das läßt sich sicher ausweiten. Aber die Sonne scheint nur am Tag und der Wind zeigt selbst auf dem Meer gelegentlich Schwäche. Ich habe selber eine Solaranlage auf dem Dach und eine Batterie im Keller. Im diesjährigen Sommer war ich damit fast autark. Der vergangene Winter war einer der trübsten seit langer Zeit. Die Photovoltaik hat fast nichts gebracht, denn nur die direkte Sonneneinstrahlung liefert Energie im nennenswerten Ausmaß. Wenn man tatsächlich auf grüne Energien umschwenken will, muß man diese verstetigen, d.h. Speicher im bisher weder vorhandenen noch geplanten Ausmaß schaffen. Ansonsten können können Sie sich vorstellen, wie im Winter die Züge nachts auf halber Strecke stehen bleiben ohne Heizung und ohne Licht. Die Bevölkerung ohne Heizung eine kalte Nacht verbringt, usw. Man kann wahrscheinlich nur entweder die Atom- oder die Kohlekraft abschalten. Aber nicht beides zugleich. Es sei denn, man lebt in Norwegen, Österreich oder der Schweiz. – Heinrich Marsmann


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Hannah Knuth vertritt die offenbar verbreitete Meinung, dass Bildungsgerechtigkeit das höchste Gut in der Bildungspolitik sei. Wenn dem so wäre, hätte ich eine einfache Lösung: alle lernen das Gleiche, nämlich nichts. Ich lasse mich jetzt mal zu der These hinreißen, dass der Bildungserfolg zukünftiger Leistungsträger noch einen Hauch wichtiger ist. Wenn jene nämlich nicht mehr zu den Kindern der Tigermütter aus Fernost aufschließen können, dann weiß ich nicht, wo später die finanziellen Reserven z.B. für Integration und Inklusion herkommen sollen. Die entscheidende Frage lautet also nicht, wie sich Hausaufgaben auf die Bildungsgerechtigkeit auswirken, sondern auf den Bildungserfolg. Und hier sagt meine eigene Erfahrung klar: Hausaufgaben sind unverzichtbar. Sich schulisch bilden heißt, aus fremdem Wissen eigenes Wissen zu machen. Dazu reicht es nicht, im Unterricht kurzfristig ein Konzept zu verstehen und ein wenig darüber zu quatschen. 1. Wenn Stoff und Methoden nicht auch gepaukt werden, dann bleibt von Vokabeln oder Termumformung nichts hängen. Das hat nichts mit konservativer Romantik zu tun, sondern damit, wie sich Neuronen vernetzen. Zum Trainieren ist die Schulstunde aber zu schade, zu kurz und sie erlaubt nicht die nötige Konzentration. 2. In einer Analyse oder Interpretation soll sich das eigene Weltbild an fremden Ansichten reiben und schließlich an ihnen wachsen. Das geht nicht auf Knopfdruck, nicht unter Zeitdruck und nicht ohne die Ruhe am eigenen Schreibtisch. Wenn es gut werden soll, dann darf das Ringen auch mal zwei Stunden dauern, nachdem das Unterbewusstsein beim Fußballspiel vorgearbeitet hat. Auch das funktioniert nur als Hausaufgabe. Und wenn Hausaufgaben doch irgendwann abgeschafft werden? Dann werden Eltern, die ihre Kinder beruflich nicht ins Messer laufen lassen wollen, und findige private Anbieter von Hausaufgabenersatz schon zueinander finden – sofern die Eltern hinreichend betucht sind. Wobei wir dann doch wieder bei der Bildungsgerechtigkeit wären. – Jan Mohring


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Ein Volk ist doch nicht nur eine Zweckgemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Nationen zur Optimierung der heimischen Wirtschaft! Würden alle Asylbewerber, die irgendeine Beschäftigung gefunden haben, dauerhaft hierbleiben, Familien gründen, Trittbrettfahrer anlocken – eher über kurz als über lang wäre Deutschland ein multikulturelles Beliebigkeitsland! Ein Blick in die Zukunft, jenseits der jetzigen Legislaturperiode, sollte doch jedem möglich sein! Natürlich sollte jeder Immigrant arbeiten – als kleine Gegenleistung für die (vorübergehende) Aufnahme in einem freien, demokratischen Land; oder eine Ausbildung machen, wenn er dazu willens und fähig ist- immer mit der strikten Verpflichtung, nach deren Beendigung in  sein Heimatland zurückzukehren, um die erlernten Kenntnisse und Fähigkeiten zu dessen Nutzen einzubringen und um seinen (jüngeren) Landsleuten zukünftig das gleiche zu ermöglichen! Zum Verständnis, vielleicht sogar zur Freundschaft zwischen den Bürgern des Aufnahmelandes und den Immigranten trüge dies vermutlich mehr bei als es die krampfhaften Integrationsversuche von Millionen Asylbewerbern sowieso nicht vermögen! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Bevor es zu spät ist“ von Caterina Lobenstein

Der Überschrift Ihres Artikels zufolge finden Sie den Vorschlag, abgelehnte Asylbewerber mit Job im Land zu lassen, richtig. Indes liefern Sie in Ihrem Text so gut wie keine inhaltlichen Argumente dafür, warum diese gut vertretbare Meinung vorzugswürdig sei; die Argumente gegen den Spurwechsel, die sich unschwer der seit Jahrzehnten währenden Diskussion um dieses Thema hätten entnehmen lassen, reißen Sie in Ihrem immerhin zweispaltigen Artikel allenfalls an. Im Übrigen arbeiten Sie sich weitgehend sachfremd und wider Ihr Eingangsstatement an parteipolitischen Streitereien ab. Ihr Text scheint im Übrigen allein von einem moralischen Impetus getragen – dieses gravierende Manko findet sich auffällig häufig in Ihren Texten zu asyl- und ausländerrechtlichen Themen. Der Mangel an sachlicher Argumentation und logischer Stringenz wird der Komplexität dieser Themen allerdings nicht ansatzweise gerecht. Dies ist ärgerlich; eine informierte Meinungsbildung wird dem Leser so jedenfalls nicht ermöglicht. Da sich Ihre (Chef-)Redaktion an diesen qualitativen Mängeln offenbar nicht zu stören scheint, sondern stattdessen bestürzender Weise wegen eines Teils der Leserschaft Kotaus vollzieht, anstatt die Diskussion um streitbare Standpunkte auch einmal durchzuhalten (vgl. Seite 1 in „Die Zeit“ Nr. 30), sehe ich mich zu diesem Leserbrief veranlasst. Im Einzelnen:Nach länglicher Darstellung des Streitgegenstands und allenfalls oberflächlicher Auseinandersetzung mit der Gegenmeinung, die Sie mit deutlich negativer Konnotation und teilweise sachlich falschen Verknüpfungen zurückweisen, erfährt der Leser nach mehr als der Hälfte des Textes(!) erstmals und ohne Weiteres, dass der sogenannte „Spurwechsel“ keine schlechte Idee sei; jedenfalls gelte dies, wenn er über eine „Stichtagsregelung für Altfälle“ ein einmaliges Angebot an die hier lebenden abgelehnten Asylbewerber bleibe. Man solle nicht Migranten abschrecken, die möglicherweise gar nicht mehr kämen, sondern müsse sich um diejenigen kümmern, die bereits hier seien – wie dies geschehen soll, lassen Sie allerdings offen. Weiter führen Sie aus, es wäre das falsche Signal, den ausbildenden Unternehmen die mühsam rekrutierten Arbeitskräfte wegzunehmen. Dazu nennen Sie vier Gewerbebereiche, die von prekären Arbeitsverhältnissen und einer nicht unerheblichen Durchdringung von Schwarzarbeit geprägt sind. Dessen ungeachtet führen Sie anschließend sinngemäß aus, es sei auch sicherheitspolitisch geboten, vollziehbar ausreisepflichtige Ausländer mit guten Deutschkenntnissen und festem Arbeitsplatz nicht abzuschieben, sondern eine legale Perspektive zu bieten; anderenfalls würden sie empfänglich für Schwarzarbeit und Drogengeschäfte. Dieser Schluss drängt sich nun nicht gerade auf. Insgesamt lässt Ihre Pro-Ansicht sachliche Argumente sowie logische Stringenz vermissen und offenbart eine etwas naive Sicht auf die Dinge. Das wesentliche und naheliegende Argument gegen den Spurwechsel lassen Sie – aus welchen Gründen auch immer – unerwähnt: Es gibt kein unbeschränktes Einreiserecht, vielmehr unterliegt dieses Regeln. Wenn eingereiste Drittstaatler sich auf asylrechtliche statt auf aufenthaltsrechtliche Bleibegründe (wie bspw. Studium, nichtselbständige oder selbständige Beschäftigung oder familiäre Verbindungen) berufen, müssen sie sich daran festhalten lassen; dies ist ja schließlich auch Grundlage Ihres Asylverfahrens. Ein Meistbegünstigungsprinzip im Sinne eines Spurwechsels wäre eine gravierende Benachteiligung für all diejenigen Ausländer, die sich an die geltenden einreiserechtlichen Regelungen gehalten haben. Dies gilt umso mehr für diejenigen unter den abgelehnten Asylbewerbern, die über ihre Identität, Herkunft oder Asylgründe nicht die Wahrheit gesagt haben – ein Grund, diesen Personenkreis zu bevorzugen, wird von Ihnen nicht genannt und ist auch sonst nicht ersichtlich. Hinzu kommt: Warum sollte sich in Zukunft ein einreisewilliger Ausländer an die geltenden Einreiseregelungen halten? Wegen der Stichtagsregelung? Die Annahme einer „Begrenzung“ durch eine Stichtagsregelung ist in der Tat naiv; das Ausländerrecht ist voll von nun aber wirklich abschließenden Altfallregelungen, die verlässlich immer dann eingeführt wurden, wenn man geltendes Recht nicht mehr vollziehen wollte, sich in der Sache ob der Menge der betreffenden Ausländer aber nicht mehr anders zu helfen wusste – Probleme gelöst wurden damit selten. Sie lassen ebenfalls unerwähnt, dass es im geltenden Aufenthaltsgesetz bereits vielfältige Möglichkeiten zu legaler Migration gibt. (Daher ist der Ruf nach einem Einwanderungsgesetz m.E. auch vornehmlich symbolpolitisch motiviert; dass der Spurwechsel im Entwurf eines Einwanderungsgesetzes keine große Rolle spielt, nimmt jedenfalls nicht Wunder, weil dieser rechtssystematisch eben im Asylrecht – und nicht im Aufenthaltsrecht – implementiert werden müsste.) Dies mag mangelndem Überblick über die – zugegebenermaßen schwierigen – Materien des Ausländerrechts geschuldet sein. Nicht hinnehmbar ist indes, dass Sie an keiner Stelle auf die erst 2016 eingeführte sogenannte „3+2-Regelung“ hinweisen. Ich bitte Sie daher, § 60a Abs. 2 Sätze 3 ff. des Aufenthaltsgesetzes zur Kenntnis zu nehmen. Mit dieser Vorschrift hat der Gesetzgeber die von Ihnen geforderten Perspektiven geschaffen. Die Regelung bietet für abgelehnte Asylbewerber grundsätzlich die Möglichkeit einer Ausbildung nebst anschließender Erwerbstätigkeitsuche. Die von Ihnen lediglich behauptete – und auch in quantitativer Hinsicht kaum unterlegte –  arbeitsmarktpolitische Notwendigkeit drängt sich daher nicht auf. Außerdem mogeln Sie sich um die – wie immer – entscheidenden Detailfragen: Soll das Aufenthaltsrecht dauerhaft an das Vorhandensein einer Beschäftigung gekoppelt sein? Muss diese zur eigenständigen Sicherung des Lebensunterhalts ausreichen oder dürfen ergänzend staatliche Transferleistungen bezogen werden? Wer prüft das alles? Schon jetzt sind die Ausländerbehörden mit dieser Frage massiv überfordert und die Strafgerichte mit Fällen von Schwarzarbeit und Leistungsbetrug gut beschäftigt. Wie verhindern Sie allfälligen Missbrauch durch die Arbeitgeber zu Lasten der Ausländer gerade in denen von Ihnen genannten Branchen, die dafür prädestiniert sind? Sehen Sie nicht auch die Gefahr einer Vertiefung prekärer Beschäftigungsverhältnisse, weil über dem Ausländer das Damoklesschwert der Notwendigkeit eines Beschäftigungsverhältnisses schwebt, damit er seinen Aufenthaltstitel behält? Oder andersherum: Sehen Sie nicht die Gefahr von Scheinarbeitsverhältnissen, wenn es ausreichen würde, einmal eine auskömmliche Beschäftigung gehabt zu haben? Schließlich empfehle ich ausnahmsweise einmal, den Blick nicht über den Tellerrand, sondern auf die Probleme vor der Haustür zu richten: In der Europäischen Union besteht bereits eine massive Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher. Wäre es nicht vorzugswürdig, über die Regelungen des Freizügigkeitsrechts zunächst die Zukunftshoffnungen der Bürger der Europäischen Union zu stärken als die Interessen von Drittstaatlern zu berücksichtigen? Ihr „sicherheitspolitisches“ Argument ist schließlich logisch nicht nachvollziehbar, es verkehrt Ursache und Wirkung: Mangelnde Perspektiven und ein subjektiv als nicht hinreichend empfundenes Einkommen (hier nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, durch das Ausländer ein Vielfaches dessen erhalten, was sie in ihren Herkunftsländern bekommen haben) geben kein Recht zu kriminellem Handeln! Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen: Sachlich betrachtet würde den sicherheitspolitischen Bedürfnissen gerade durch die Rückführung der Nicht-Bleibeberechtigten genügt. Es lässt sich daher gut vertreten, den Fokus auf den Abbau der in der Praxis ohne Zweifel bestehenden Rückführungshindernisse zu legen statt diese hinzunehmen. Zu alldem von Ihnen kein Wort. Im Weiteren:Sachlich falsch und teilweise unredlich ist es, wenn Sie behaupten, die „Christdemokraten“ versuchten um jeden Preis, abgelehnte Asylbewerber – auch psychisch Kranke und im laufenden Asylverfahren Befindliche – loszuwerden; ihre parteipolitische Antipathie diskreditiert Ihren Artikel maßgeblich. (Nur vorsorglich weise ich darauf hin, dass ich mein Kreuz stets links der „Christdemokraten“ zu machen pflege, hier also nicht als deren – oder sonstiger – parteipolitischer Advokat auftrete, sondern auf die Wichtigkeit der Einhaltung und Durchsetzung bestehender gesetzlicher Regelungen dringe.) Abschiebung ist Gesetzesvollzug – dies ist nicht Aufgabe einer Partei, sondern der Behörden unter Kontrolle der Gerichte. Wenn Sie schon auf Teufel komm raus parteipolitisch argumentieren wollen, müssten sie redlicher Weise wenigstens erwähnen, dass zuletzt das von der „Linken“ regierte Thüringen die höchste Abschiebequote hatte. Wenn Sie auf Gesetzesverschärfungen zur Vorlage von ärztlichen Attesten, die gesundheitliche Abschiebehindernisse bescheinigen, anspielen, sollten Sie wissen und darlegen, dass der Gesetzgeber (auch hier: nicht nur die CDU/CSU, sondern die große Koalition) lediglich die ständige verwaltungsgerichtliche Rechtsprechung nachvollzogen hat, mit der den in der Praxis häufig anzutreffenden Gefälligkeitsattesten von bestimmten Ärzten begegnet werden soll. Wenn Sie auf Abschiebungen während eines laufenden Klageverfahrens hinweisen, sollten Sie mitteilen, dass es bisher – soweit bekannt – nur drei Fälle gegeben hat, in denen Asylbewerber abgeschoben worden sein sollen, deren Klagen noch rechtshängig gewesen sind. So dies zuträfe, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Verstoß gegen Art. 19 Abs. 4 des Grundgesetzes. Allerdings taugen diese wenigen Fälle in quantitativer Hinsicht wohl kaum für Ihre durchscheinende Ansicht, der Staat breche (systematisch) Recht. Unabhängig davon benennen Sie auch hier wiederum die andere Seite der Medaille nicht. In weitaus größerer Zahl wird der Staat bei der Durchsetzung geltenden Rechts – hier der Abschiebung – gehindert: durch die Ausreisepflichtigen, indem diese ihre Reisedokumente nicht vorlegen oder an der Beschaffung nicht mitwirken; durch nichtstaatliche Organisationen, die vollziehbar Ausreisepflichtige dem Zugriff der Behörden zu entziehen versuchen (Stichwort: Kirchenasyl); die Herkunftsstaaten, die sich der völkerrechtlichen Pflicht, eigene Staatsangehörige zurückzunehmen, durch Aufstellung bürokratischer Hürden entziehen… Ich bitte Sie zu erwägen, zukünftig etwas sorgfältiger, ausgewogener und sachorientierter zu schreiben, damit sich die Leserschaft eine informierte eigene Meinung bilden kann. Dies war bisher das große Pfund Ihrer Zeitung. Anderenfalls erweisen Sie nicht nur dieser, sondern auch der demokratischen Meinungsbildung einen Bärendienst: die Leute, die sowieso schon ihrer Meinung sind, sehen sich lediglich bestätigt; die, die anderer Meinung sind oder sich eine solche erst bilden wollen, bekommen keine Argumente an die Hand, die vielleicht zu einer Meinungsänderung oder wenigstens Diskussion führen könnten. – Dr. Mathias Reinke


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Eberhard Zorn legt, vielleicht ja nicht mit voller Absicht, den Finger in die Wunde: „Laut Grundgesetz (brauche es) eine schwerwiegende sicherheitspolitische Begründung, um ganze Jahrgänge junger Menschen zum Wehrdienst zu verpflichten.“ Genau das aber sehe er derzeit nicht. Nun, exakt hier liegen Problem und Grundwiderspruch der aktuellen Debatte: Es ist nach wie vor keine existenzielle Bedrohung auszumachen – auch keine neuerliche Aggression aus dem Osten, die man gegenüber der nachhaltigen Expansion der NATO als Überreaktion deuten könnte. Dennoch stehen neue Ressourcen für die Bundeswehr auf der Tagesordnung, materielle wie personelle. Und diejenigen Formen auswärtiger Gewalt, die die praktisch wahrscheinlichsten bleiben – Einsätze out of area – sind trotz unstreitiger Grundrechtsrelevanz bis heute nicht nach dem Qualitätsstandard des Art. 19  Grundgesetz definiert. Sie wurden bisher ausnahmslos durchgewinkt, mit bald 200 institutionell ganz atypischen ad-hoc-Entscheidungen eines Parlaments. Nebenbei: Man hat die Expeditionen auch niemals systematisch evaluiert. Andererseits wäre darunter ein Goldstandard wohl auch nur sehr schwer auszumachen, siehe etwa ISAF. Verfassungspatrioten haben es da schwer und die Väter und Mütter des Grundgesetzes dürften sich im Grabe wälzen. Die Außenhandelsmanager, mit denen sich der Generalinspekteur gerne austauscht, sehen das vermutlich entspannter. – Dr. jur. Karl Ulrich Voss


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Danke für Ihre Beiträge zum Thema Hausaufgaben. Beide finde ich schlüssig und nachvollziehbar. Eines, liebe Frau Knuth, kenne ich aber aus meinem Alltag mit schulpflichtigen Kindern auch ohne Hausaufgaben nicht: Langeweile. Solange Smartphone, Tablet, Spielkonsole und TV-Fernbedienung in greifbarer Nähe liegen, ist für „Beschäftigung“ gesorgt. Da sind mir Hausaufgaben eine willkommene Abwechslung. – Martin Schliemann


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Der Artikel von Thomas Glavinic hat mich zuerst erheitert und schließlich beklommen gemacht. Wie schnell kann Mann in die Fänge der Staatsmacht geraten. Versuchen wir aber auch die Bayreuther Polizei zu verstehen, die für die Sicherheit eines erlesenen Festival-Publikums so sorgen muss, wie wir sie an jedem Flughafen erwarten und uns den dortigen Ritualen geduldig unterordnen. Es gibt auch Möglichkeiten, solchen Missverständnissen vorzubeugen und sie gehören durchaus zum professionellen Handeln auch eines Journalisten. Sollte mir einmal die Gnade erwiesen werden, für DIE ZEIT über die Bayreuther Festspiele recherchieren und schreiben zu dürfen, so würde folgende Regeln einhalten:
1. Ich reise am Tag vor dem Event an
2. Ich bin eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung an der Pressestelle zwecks Akkreditierung
3. Ich trage festliche Kleidung, schon allein aus Respekt vor den Künstlern und dem Publikum
4. Meinen Personalausweis habe ich wie immer dabei
5. Den gefundenen spanischen Führerschein einer Bekannten lasse ich im Hotel
6. Meine Fetisch-Maske lasse ich auch im Hotel, zu Tristan und Isolde brauche ich sie ja nicht Vielleicht, werte Redaktion können Sie die Arbeit Ihrer Journalisten optimieren, indem sie ihnen eine Checkliste mit den üblichen zivilen Verhaltensweisen als Handreichung überlassen. Bei allem Respekt vor einem freien Journalismus und der künstlerischen Freiheit, kein Geschäftsreisender eines Industrieunternehmens könnte sich solche Marotten erlauben, wie der von Ihnen Beauftragte. – Hermann Obert


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Dass es nur eine einzige Lösungsalternative gibt (länger arbeiten, mehr ausländische Arbeitskräfte, höhere Beiträge und Steuern oder weiter wie bisher), kann bezweifelt werden. Es gibt eine Vielzahl von Langfristprojektionen die zeigen, dass bei einer einheitlichen Erwerbstätigenversicherung, in die Selbstständige und Beamte auch einzahlen würden, die Beitragssätze, selbst bei steigendem Rentenniveau, wesentlich länger stabil blieben. Auch diese getroffenen Annahmen sind nicht unrealistisch. Eine Lösung, bei der die jüngere Generation, die im materiellen Wohlstand aufgewachsen und angesichts der Tatsache, das jährlich 250 Milliarden Euro vererbt werden, nicht überfordert wird. Der Staat würde mit dieser Lösung seinen Auftrag erfüllen, der sozialen Ungleichheit, die sich angesichts der Dialektik von Freiheit und Gleichheit auf dem Boden der Gesellschaft immer wieder produziert, entgegenwirken, relativieren, um dadurch die individuelle Freiheit und rechtliche Gleichheit real zu erhalten. – Franz Pastusiak


Leserbrief zu „Ein Fall von Heuchelei“ von Jens Jessen

Jens Jessen findet es weltfremd, beruflich abhängige junge Männer als ebenso wehrlos zu sehen wie junge Frauen. Nun, dies nannte man im Feminismus der 70er Jahre „doppelten Standard“. Dass Männern Dinge zugestanden werden, die man Frauen verwehrt, gilt zum Teil bis heute, aber fast zwei Generationen später wirkt die Verzerrung auch andersherum: Männern wird nicht ohne Weiteres zugestanden, dass sie Opfer von Frauen werden können. Die Dunkelzifferforschung zeigt seit Jahren, dass unter den 18-27Jährigen in Europa 32% der Frauen, aber auch 27% der jungen Männer beschämt zugeben, schon einmal Opfer sexueller Aggression gewesen zu sein (von der Drohung körperlicher Gewalt bis zur Ausnutzung von Widerstandsunfähigkeit). Der Erfolg der MeToo Kampagne liegt in ihrer öffentlichen Denunziation sexueller Ausbeutung, ihre Heuchelei lag schon immer in deren einseitiger Zuweisung an Männer. Dies war historisch zutreffend und ist es immer weniger. – Prof. Dr. Stefan Hirschauer


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Da haben Sie, Herr Glavinic, ebenso wie das ZDF-Team, das in Dresden am 16.8.2018 während einer Pegida-Demonstration von der Polizei festgehalten wurde, aber Glück gehabt, dass Sie körperlich unversehrt geblieben sind! Prof. Jitzchak Jochanan Melamed hatte am 11.7.2018 weniger Glück: Er wurde aufgrund einer Verwechslung von Polizisten geschlagen und sollte hinterher offenbar mit Drohungen dazu gebracht werden, auf eine Beschwerde gegen die Polizisten zu verzichten. Noch weniger Glück hatte Pawel Iljenko aus Paderborn: Er starb am 9.7.2018 in Rietberg-Mastholte während eines Polizeieinsatzes mit Gewaltanwendung. An einer Aufklärung der Todesumstände sind Polizei und Staatsanwaltschaft offenbar nicht wirklich interessiert. Da Pawel Iljenko nicht prominent war, schaffte es sein Tod auch nicht in die überregionale Presse. Also: Freuen Sie sich des Lebens! Sie sind noch einmal davongekommen. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

„Zumindest in Berlin gibt sich die Schulverwaltung nicht die Mitteln, geeignete Quereinsteiger zu finden, um das „Leererzimmer“ voller zu bekommen. Eineinhalb Jahre lang habe ich versucht, über den Quereinstieg Lehrerin zu werden – darüber könnte ich ein gleichzeitig lustiges und trauriges Buch schreiben. Das tue ich erstmal nicht, sondern gehe direkt zum Kern meiner Aussagen, und zwar: Die starren Kriterien, mit denen die Berliner Senatsverwaltung die Bewerber sortieren, bewirken, dass gute Bewerber keine Chance bekommen. Wert wird fast nur auf Fachwissen gelegt, obwohl jeder weiß, wie wichtig pädagogische und didaktische Kompetenzen wichtig sind, insbesondere für die Grundschule. Erfahrung mit Kindern, die Beherrschung von Fremdsprachen, zusätzliche Qualifikationen werden beispielsweise wenig berücksichtigt, verglichen mit dem formalen Abschluss in bestimmten Fächern wie Mathematik. Ich bin hochmotiviert, Ingenieurin für Energie- und Umwelttechnik, habe diverse Erfahrungen mit Kindern, noch 30 Jahre Berufsleben vor mir, als Französin für viel Geld beim Goethe-Institut meine Kenntnisse der deutschen Sprache nachweisen gelassen, und woran ist meine letzte Bewerbung am Anfang des Jahres gescheitert? „Das Fach Sachunterricht Naturwissenschaften [war] nicht als Bedarfsfach ausgeschrieben“, es sei denn, die Bewerberin oder der Bewerber hatte Physik oder Chemie studiert. Als Ingenieurin konnte ich mich also nicht bewerben. Es war nicht zu fassen. Immer wieder neue Steine wurden mir in den Weg gelegt. Ich habe es (erstmal) aufgegeben. Erstmal bleibe ich in der Forschung und genieße weiter die interessanten Themen, die Zusammenarbeit mit meinen wunderbaren KollegInnen und die flexiblen Arbeitszeiten. Mir tut es leid um die vielen Kinder, bei denen Unterrichtsstunden ausfallen.“ – Perrine Chancerel


Leserbrief zu „Wörterbuch Merkel-Deutsch“ von Marc Brost

Endlich wieder Aufklärung! »Sapere aude!« statt vorgegebene Rahmen des Denkens, wie sie von geld- und einflußgierigen Mäulern des NLP gerne veräußert werden. – Volker Homann


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Herzlichen Glückwunsch zu dem Artikel, so habe ich einmal einen Artikel über Landwirtschaftspolitik gelesen, was Ihnen durch geschicktes Hinführen und dann doch genügend Sachinformation und Übersichtlichkeit gelungen ist. – Anton Hobiger


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Die Modelle berücksichtigen nicht, dass der demografische Bauch über die Jahre nach oben aus der Pyramide heraus wächst. Die zusätzlichen Kosten sind daher zeitlich begrenzt und können ähnlich wie beim Hausbau langfristig finanziert werden. Die Hektik, die mit den verschiedenen Modellen verbreitet wird, könnte daher eher nach hinten losgehen. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die Trumps dieser Welt lieben diese Industrie“, von Petra Pinzler

es stimmt schon sehr traurig, dass Deutschlands regierende Politikerinnen und Politiker längst nicht alles tun, was in ihrer Macht stünde, um die drohende Klimakatastrophe noch abzuschwächen und die selbst gesetzten Klimaschutzziele doch noch zu erreichen. Die Braunkohleförderung und -verstromung z. B. könnte man sofort stoppen, ohne die Stromversorgung zu gefährden. Die – vergleichsweise wenigen – dort Beschäftigten könnte man umschulen oder frühverrenten (vgl. auch https://www.umweltbundesamt.de/themen/braunkohleindustrie-kaum-betriebsbedingte) oder zur Not sogar bei vollem Gehalt bis zur Rente von der Arbeit freistellen. Das wäre gesamtgesellschaftlich gesehen immer noch sinnvoller, als sie weiterhin das Klima schädigen zu lassen. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Eigentlich zeigt der Artikel nur eines: Der Personalnotstand an den Schulen sorgt für alle am Schulwesen Beteiligten für Riesenprobleme. Lösungsvorschläge zeigt der Artikel aber nicht auf. Dafür reiht sich Martin Spiewak ganz bequem in die Klagewelle der Bremer Bildungssenatorin, sowie einzelner Verantwortlichen in Schulleitung und Schulverwaltung ein. Scheinbar übereinstimmend haben sie sich zusammengetan und einen Verantwortlichen für die Personalprobleme an den Schulen gefunden: Junge, schwangere Lehrerinnen. Der ganze Artikel ist vollgespickt mit vorwurfsvollen Aussagen jungen Lehrerinnen gegenüber: „Doch manche junge Kollegin, die gerade mit dem Unterricht begonnen hat, ist schon bald wieder weg – weil sie eigenen Nachwuchs erwartet.“ Aus eigener Erfahrung als Lehrer an einer Grundschule weiß auch ich, dass es für die Schule in Zeiten fehlender Ersatzlehrer organisatorisch schwierig ist, Ersatz zu finden und dennoch muss der Ausfall irgendwie kompensiert werden. Oft bleibt es am übriggebliebenen Lehrerkollegium hängen. Sicher gibt es auch unter den Lehrern einige „schwarze Schafe“, die die Familienfreundlichkeit des öffentlichen Dienstes für ihr privates Glück großzügig auslegen, oder auch anders gesagt: ausnutzen. Doch wird hier einer Lehrerin nicht zugestanden, schwanger zu werden? Soll sie – weil sie beruflich für eine Gruppe von Kindern verantwortlich ist – nicht selbst eigenen Nachwuchs erwarten dürfen? Soll die Kollegin vorher von der Schulverwaltung oder gar von den Eltern ihrer Schülerschaft das Einverständnis einholen, ob sie jetzt schwanger werden darf? Soll die Lehrerin ihr privates Glück hinten anstellen, bis die Verantwortlichen in der Schulpolitik die Rahmenbedingungen geändert haben, damit es auf dem Arbeitsmarkt wieder mehr Lehrer gibt? „Lehrerinnen, die ein Kind erwarten, melden sich viele Monate vor der Entbindung vom Schuldienst ab.“ Auch dieser Satz ist pauschalisierend und verunglimpft alle schwangeren Lehrerinnen. Wenn auffällt, dass viele schwangere Lehrerinnen ihre Arbeit nicht bis zum Eintritt des Mutterschutzes ausführen können, stellt sich vielmehr eine andere Frage: Wie können die Arbeitsbedingungen für schwangere Lehrerinnen geändert bzw. verbessert werden, damit sie bis zu ihrem Mutterschutz ihrer Arbeit nachgehen können?Eine Frage muss sich Martin Spiewak gefallen lassen: Wieso kommen diejenigen in dem Artikel nicht zu Wort, um die es hauptsächlich geht und die in großem Maße angesprochen und kritisiert werden? Junge Lehrerinnen, die ein Kind erwarten. Bei genauerer Überlegung zum Lehrermangel in unserem Land sollte doch jedem auffallen: Lehrkräfte und Schulleitungen sind für den Personalnotstand nicht verantwortlich! Vielmehr sind sie – zusammen mit den Schülerinnen und Schüler und ihren Eltern– nämlich diejenigen, die ihn ausbaden müssen. Und dass der „schwarze Peter“ den Lehrern, hier in Gestalt der schwangeren Lehrerinnen zugeschoben wird, das zeigt der Artikel besonders gut! Mir bleibt für Ihren Artikel letztendlich nur eine Diagnose: Abgesehen von einzelnen Aussagen („Man kann jungen Frauen schlecht vorwerfen, dass sie Kinder bekommen. Und einen jungen Vater nicht kritisieren, dass er eine Auszeit nimmt, um sich um seine Familie zu kümmern.“, „Es gibt Lehrerinnen, die geradezu darauf bestehen, bis zum letzten Tag vor dem Beginn des offiziellen Mutterschutzes zu unterrichten. Weil ihnen die Schwangerschaft kaum zusetzt, weil sie gern zur Arbeit gehen, aus Verantwortungsgefühl.“) ist der Artikel einseitig recherchiert und er diffamiert pauschal alle jungen Lehrerinnen, die ein Kind erwarten. – Philipp Heuer


Leserbrief zu „Herr Draghi, die Rechnung bitte“ von Uwe Jean Heuser

Der Artikel hätte es verdient mehr als nur eine Randglosse zu sein! Mit seiner Entscheidung, die Zinsen bis Mitte 2019 nicht anzuheben, hat Mario Draghi eine Chance vertan, das Vertrauen der Bürger in eine EU-Institution zurückzugewinnen. Die europäische Zentralbank scheint sich mehr der Investmentbanken- und Wirtschaftslobby als den EU-Bürgern verpflichtet zu sehen. Nachdem sich die Wirtschaft innerhalb der EU erholt hat, ist es höchste Zeit, dass nun auch wieder die Bürger die Möglichkeit haben ihr Geld wenigstens verlustfrei und unabhängig vom Aktienmarkt anzulegen. Eine Reform der EU-Institutionen, die zu viel mehr Transparenz führt und den Einfluss der Lobbygruppen auf Entscheidungen offenlegt, ist dringend notwendig. – Dr. Gudrun Rogge-Wiest


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Was erwarten Sie von einem Land, das so viele Kultusministerien braucht, wie es Bundesländer hat? Und das seine Lehrer zu den Ferien zu Arbeitslosen macht? Was erwarten Sie von einem Land, das sich Politiker leistet, die sich nur Selbstzweck sind und auch so handeln? Am Ruder bleiben und für gute Pensionen sorgen. Was erwarten Sie von Politikern, die von dem, wozu sie da sein sollen, keine Ahnung haben? Diese Politiker labern u. labern und erzählen uns von Stellschrauben, an denen sie drehen können, um etwas zu verändern. Aber nicht zum Besseren. Und wann? Und wenn sich die damit verbundenen Änderungen einstellen, war es Murks, was sie gemacht haben und diese Politiker sind mit guten Pensionen verschwunden oder auf gut dotierten Posten von Wirtschaft u. Industrie. Wie heißt es so „schön“ makaber? Jedes Land hat die Politiker, die es verdient. Es wundert mich nicht, daß die Populisten auf dem Vormarsch sind. Wir haben es nicht anders verdient, weil wir es so schön bequem fanden mit dem „weiter so“. Traurig aber wahr. Trotzdem: – Herbert Kaiser


Leserbrief zu „Vage Versprechen“ von Roland Lindenblatt et. Al

Dieser Beitrag war für die Zeit unwürdig. Das die Arbeitgeber (INSM) nicht Beifall klatschen ist klar, genauso wie die Berechnung unseriös ist. Kein Wort über beispielhafte Lösungen in Österreich oder der Schweiz. Und in der  Rentenkommission ist kein Betroffener Rentner, sondern der oberste Lobby Vertreter der finanzindustrie und Politiker die keinen Cent in die Rentenkasse eingezahlt haben aber dennoch dicke Pensionen beziehen. Kein Wort über Beamte, soll dort auch die Altersgrenze verschoben werden, sollen die auch nur noch 48% der letzten Bezüge erhalten.  Klar ist, um eine ordentliche Rente zu gewährleisten müssen alle in die Rentenkasse einzahlen. Selbständige, Millionäre, Beamte und Kapitalerträge sowie Erträge aus Mieten etc. Und verzichten Sie bei so einem ernsten Thema auf Nebelkerzen wie Wirtschaftsstandort, Rüstungsausgaben und AfD. Bitte beauftragen Sie zu diesem Thema Personen die nicht neoliberal verblendet sind, sondern alle Alternativen berücksichtigen. – Gösta Ahrweiler


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Verdächtige Ressentiments. Wenn man negative Erfahrungen ganzseitig in der ZEIT ausbreiten darf, die ausschließlich auf der eigenen Dusseligkeit beruhen, ist das sehr befremdlich. Thomas Glavinic sollte über die Bayreuther Festspiele berichten, kalkulierte aber seine Anfahrt so knapp, dass er viel zu spät kam. Zudem meinte er, bei einer Auslandsreise auf seinen Personalausweis verzichten zu können. Die Folgen protokolliert er suffisant, wobei wir wie nebenbei auch über seine originellen sexuellen Vorlieben aufgeklärt werden. Aus der Darstellung ergibt sich freilich keinerlei Fehlverhalten der örtlichen Beamten. Trotzdem muss natürlich die Bayreuther Polizei an Glavinics Missgeschick schuld sein, ausweislich der Zwischenüberschrift „Wie die fränkische Polizei mich daran hinderte, an den Bayreuther Festspielen teilzunehmen“. Der Clou des ganzen Textes findet sich gleich zu Beginn. „Alle haben mir abgeraten“ nach Bayreuth zu fahren, verkündet Glavinic siegessicher und will damit suggerieren, dass es ja wohl so kommen musste. Wirklich „alle“? In welchem Milieu lebt der Schriftsteller eigentlich? Den selbstgerechten Kommentar dazu gibt sein T-Shirt mit der Aufschrift „Life is full of fake people“, was man wohl mit „Die Falschen, das sind die Anderen“ verdeutschen sollte. Auch die Photo-Legende passt zum Tenor des ganzen Artikels: „Thomas Glavinic wieder sicher zu Hause in Wien“. Tja, Deutschlandbesuche sollte man besser unterlassen, es ist einfach zu gefährlich hier. Fazit: ein peinlicher Text, von Ressentiments geschwängert, der in meiner ZEIT (die ich seit einem halben Jahrhundert lese) eigentlich nicht vorkommen sollte. – Martin Köhl


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Ja, es herrscht Lehrermangel. Es sind deshalb große Investitionen nötig, die es für Abiturienten attraktiv machen, Lehramt zu studieren. Und mehr Gehalt: Ich, als leidenschaftlicher Erklärer von Mathematik, empfinde den Lehrerberuf nach einem solch anspruchsvollen Studium als finanzielle Zumutung. Aber jetzt auch noch zu versuchen, den vorhandenen Lehrerinnen die Schuld zu geben, sie wären so empfindsam und sollten ihre Schwangerschaft im Dienste eines maroden Schulsystems nicht überbewerten und sich aufopfern, ist den Lehrerinnen gegenüber unfair und hat eine fatale Folge: Abiturienten abschrecken und den Lehrermangel verschärfen. – Agid Ainto


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Nun ist sie von journalistischer Seite vollendet, die Vereinigung von Neoromantik, Heimattümelei und Ökolobbyismus. Die Landwirtschaft ist endgültig ans Kreuz der gesellschaftlichen Verantwortung genagelt, es ist aufgerichtet. Alle stehen sie nun unter dem Kreuz versammelt, Nationalisten, Rückwärtsgewandte, Ökofaschisten und Weltverbesserer, alle sind sie gekommen, den Schuldigen für den Verlust des Agrarfolgers Lerche, bestraft zu sehen. Nach der Biene folgt die Lerche…Welch irrwitziger Text in einer einst so renommierten Wochenzeitung. Berthold:….“ Ändern würde sich nur etwas durch eine Art Mais-Aids oder die Afrikanische Schweinepest oder eine Geflügelseuche oder am besten alles drei.“ Darauf wartet Berthold ….Wegen der großen Hitze stand auf den Äckern das Getreide halb verdorrt und schütter, ein Habitat wie in der Steppe, Lerchenland….. Und vom Kreuz herunter hört man:“ Herr vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Essen wächst im Supermarkt und demnächst werden 9 Milliarden Menschen Seit an Seit mit den Lerchen auf den ausgedörrten Stoppelfeldern der Erde Futter suchen….Lerchenland! –  Reinhard Seevers


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

In Ihrem Beitrag über den Rückgang der Feldlerchen haben Sie richtig erkannt, daß einer der Hauptgründe die konventionelle Landwirtschaft ist. Insbesondere die großflächigen Monokulturen. Sie nennen die Effizienz als Grund für den Strukturwandel. Nur weil es Bauerfunktionäre und Politiker ständig von sich geben, ist diese Aussage falsch. Fakt ist, daß bei Betrieben mit großen Flächen der Betrag  der Direktzahlungen wesentlich höher ist als der eigentliche Gewinn. Diese Betriebe können angeblich so günstig produzieren, weil der Produktpreis vom Einkommensanteil keine große Rolle spielt. Dies sind Betriebe, die durch Steuergelder hoch subventioniert werden und von denen sich die Agroindustrie eine goldene Nase verdient. Das heißt die Produkte sind nur so günstig, weil alle Steuerzahler, auch die bewußt einkaufen und leben, die Direktzahlungen mitbezahlt haben. Da inzwischen Politik und Lobbyismus der Agroindustrie so verfilzt ist, gebe ich Herrn Berthold recht mit der Aussage: Von der Politik ist nichts zu erwarten. Zur Ihrer Information. Selbst bin ich Biolandwirt mit 35 Kühen. Meine Familie kann davon leben meine Direktzahlungen sind nur ein Anteil des Gewinnes. Nur durch nachhaltiges wirtschaften erhalte ich die Bodenfruchtbarkeit und muß diese teuer erkaufen. Außerdem erhalte und pflegen wir Feldgehölze und Streuobstwiesen ohne irgendwelche Zuwendungen. Meiner Meinung ist sollte es für einen Landwirt selbstverständlich sein die Artenvielfalt zu erhalten und als Vorbild für die Gesellschaft fungieren. Es ist ein Armutszeugnis wenn ein Landwirt nur für Geld etwas für die Natur macht. – Ulrich Greiner


Leserbrief zu „Ein Fall von Heuchelei“ von Jens Jessen

Die Gier, Opfer zu sein, schimmert in vielen gesellschaftlichen Foren durch. Argento, Bennett – Sie werden am Ende wohl auch mich nennen – pochen enthusiastisch auf den einmal errungenen Opferstatus. Die Verfehlungen und Missetaten grobschlächtiger, krimineller Machos (Weinstein, Wedel) sollten nicht den Blick auf ihr abstoßendes Tun verengen. Auffallend ist, dass sich im Grunde alle Strömungen lustvoll in der Opferrolle einrichten. Aber einige Opfer scheinen sich besser zu eignen als andere. Sie verteidigen Argento in vorauseilender Argumentation – während mein Leserbrief zu Ihrem Disput mit Bernd Ulrich neulich vorsichtshalber unveröffentlicht blieb (in dem ich, so die Ironie des Schicksals, für Ihre Position Partei ergriff: „Leider muss ich bekennen, das Unbehagen, das Jens Jessen ergriffen hat, zu teilen. Ein Fall, der sich, statistisch betrachtet, verschwindend selten zutragen dürfte, illustriert das inzwischen eskalierte Problem auf entlarvende Weise. Ein Mann ist das Opfer des Übergriffs einer ihm körperlich überlegenen Frau geworden. Er beteiligt sich, durch die Debatte im Netz ermutigt, am neu entfachten gesellschaftlichen Diskurs. Er hofft auf ein Mindestmaß an feministischer Solidarität. Doch eingeräumt wird kein Machtmissbrauch durch die Peinigerin, auch nicht ‚innerhalb der traditionell männlichen Koordinaten‘. Stattdessen erntet der körperlich gedemütigte Mann Entrüstung – denn die Opferrolle ist besetzt, und Ausnahmen von der Regel, wer Opfer ist, sind kategorisch verboten!“). Im konkreten Fall wirft dieses Verhalten ein Licht darauf, dass leider auch in der ZEIT über das Missbrauchsthema nicht offen, nicht vorurteilsfrei berichtet wird. Die ungewöhnliche Konstellation mit Frau als Täterin und Mann als Opfer wird bewusst ausgeblendet – der Feminismus will es so. Kritik an Frau Argento ist, wie Sie jetzt zeigen, auch nicht gesellschaftsfähig. Der 17jährige hätte sich ja befreien können wie Joseph bei Potiphars Weib… – Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Ein Fall von Heuchelei“ von Jens Jessen

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Was soll das fast schon peinliche Relativieren von Frau Argentos Tat? Dass sie 380.000 USD Schweigegeld bezahlt, spricht doch eine deutliche Sprache. Ja, die meisten 17-jährigen Jungs werden es nicht als Missbrauch empfinden, von einer 20 Jahre älteren Frau sexuell bedrängt zu werden. Entschuldigt im Einzelfall gegebenenfalls aber gar nichts. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

30h Unterricht die Woche können anstrengend sein. Das bestreitet niemand, zumindest ich nicht. Dennoch, Lehrerinnen und Lehrer sind Beamte. Und Beamte haben besondere Dienst- und Treuepflichten. § 61 BBG legt fest, dass Beamte sich mit vollem Einsatz ihrem Beruf zu widmen und ihre Aufgaben uneigennützig zu erfüllen haben. Weiter ist gesagt, dass Beamte bei ihrer Amtsführung auf das Wohl der Allgemeinheit Bedacht zu nehmen hätten. Demgegenüber stehen weitreichende Fürsorgepflichten des Staates gegenüber seinen Beamten. Und das auf Lebenszeiten. Für mich heißt das, Lehrer und Lehrerinnen müssen in ganz besonderem Maße die Interessen, Bedürfnisse und das Wohl der Schüler und Schülerinnen berücksichtigen. Dies kann m.E. auch bedeuten, persönliche Interessen zurückzustellen und  an den Lauf des Schuljahres anzupassen. Dies gilt für Schwangerschaft, Elternzeit, Pensionierung und Teilzeitwünsche. Beim Thema Schwangerschaft geht es natürlich nicht um die Schwangerschaft an sich, sondern um die Frage, ob Unterricht wirklich schon ab dem 5. Monaten nicht mehr möglich ist. Lehrer sollten sollte auch im Sozialverhalten Vorbild für die Schüler sein. Und nichts ist überzeugender als „walk the talk“. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Schon vor 30 Jahren stellte ich als Klassenlehrer in allen Klassen von 1-4 folgende Behauptung auf : Die Hausaufgaben sind die größte Quelle häuslichen Ärgers .Immer gab es Zustimmung, manchmal Applaus. Natürlich gab es immer auch andere Stimmen. Der Kompromiss: Immer wenig, immer leicht. – Wilfried Ermel


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Martin Spiewaks unverschämt pauschalisierenden Artikel über Lehrerinnen die kurz nach der „Diagnose“ Schwangerschaft krankgeschrieben werden finde ich mehr als unpassend. Warum? Ich bin junge Mutter die bis zum Mutterschutz, mit vollem Lehrauftrag, inklusiv in einer siebten Hauptschulklasse unterrichtete. Während der Schwangerschaft nahm meine Klasse an einem Wettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teil und gewann eine Klassenfahrt nach Dresden, auf der ich sie selbstverständlich – auch im 6.Schwangerschaftsmonat – begleitete. An meiner Schule gab es übrigens noch zwei weitere Schwangere, die bis 6 Wochen vor Geburtstermin in vollem Umfang arbeiteten. Und das liegt sicherlich nicht an dem super angenehmen Arbeitsklima oder der guten Personalbesetzung unserer Schule sondern daran dass wir unseren Beruf einfach gerne machen. Ich kann natürlich nur aus meinem Arbeitsalltag sprechen. Der Lehrkräftemangel im deutschen Schulsystem liegt sicherlich überwiegend nicht an schwangeren Lehrerinnen sondern eher an schlechter Personalplanung (dass die Generation der „Babyboomer“ irgendwann abtritt war schon vor vielen Jahren klar) und der Unattraktivität des Lehrerberufes. Warum existiert das Wort „schwank“ überhaupt? Liegt es vielleicht daran, dass überwiegend Frauen, die nunmal schwanger werden, im Lehrerberuf arbeiten? Warum nur gibt es so wenige Männer in diesem Berufsfeld, die dieses „Problem“ ja ausgleichen könnten? Liegt das an den fehlenden Aufstiegschancen oder an der geringen Attraktivität des Lehrerberufes aufgrund von fehlender gesellschaftlicher Anerkennung zu der dieser Artikel mal wieder einiges beiträgt? – Verena Wandel


Leserbrief zu „Wehrpflicht? Nein, danke.“ von Marc Brost und Peter Dausend

Was unsere Bundeswehr braucht ist NICHT wieder ein Generalinspekteur der von der Ministerin “bestellt“ wurde. Ein hochdotierter  4 Sterne General ohne jegliche politische und wirtschaftliche Macht die zu tatsächlichen in der Truppe fühlbaren Verbesserungen für Menschen, Material und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen führt. Und das schnell.  Und erst recht keinen der unangemeldet in den Kasernen, bei den notgedrungen zu Improvisationsprofis mutierten Soldaten auftaucht um festzustellen wo es „knirscht und hakt“. Hat General Zorn in seiner Karriere die letzten Jahre  und erst recht die seit der Wende 1989 nicht mitbekommen. Sind ihm die „Auflösungs und Sparorgien“ entgangen ? Was die Bw braucht sind  Politiker die die Armee tatsächlich finanziell, personell und materiell bestens ausstatten um die vom Parlament übertragenen immer umfangreicheren Aufgaben zu erfüllen und die nicht nur Sprüche klopfen. Und einen aktiven  Generalstab der politisch mitreden darf. Der auch die von einer monströsen zivilen Wehrverwaltung geführte Parlamentsarmee wieder durch militärischen Sachverstand auf der Basis des 60 Jahre gewachsen demokratischen Selbstverständnisses endlich den Platz in unserer Gesellschaft verschafft den die in ihr mit Leib und Leben agierenden Soldatinnen und Soldaten verdienen. Letzteres ist der einzige positive Ansatz den ich in dem Interview mit dem GenInsp erkennen konnte. Eine Wehrpflicht lehnt der General ab. Auch als Soldat sollte er über den „gesellschaftlichen Tellerrand“ schauen. Eine Dienstpflicht von z.b. 15 Monaten mit Wahlmöglichkeit in welchem gesellschaftlichem Bereich diese geleistet werden kann für „Männlein und Weiblein“ im Alter von 18-27 Jahren einschliesslich der Möglichkeit des Wehrdienstes könnte unserem sozial immer stärker erodierendem von Egonmanie geprägtem Gesellschaftswesen Auftrieb geben. – Michael Esser


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Ich habe selten so einen einseitig-argumentierenden Artikel in ihrer Zeitung gelesen, der es scheinbar garnicht versucht ein Problem aus allen Perspektiven zu betrachten. Nicht nur, dass er suggeriert, alle fast alle schwanger werdenden Lehrerinnen würden sich eine Krankschreibung fast schon erschleichen und die Ärtze würden dies auch noch unterstützen. Unerwähnt bleibt, dass Lehrbetrieb seit jeher ein Mangelbetrieb ist. Mir ist kein Bundesland bekannt, dass in der Vergangenheit oder in der Gegenwart genügend Lehrkräfte eingestellt hat, um solchen Umständen Rechnung zu tragen. Vielleicht sollte an dieser Stelle darüber nachgedacht werden, ob nicht der Staat als Arbeitgeber hier in der Pflicht steht gegenzusteuern, statt einseitig die Schuld bei den weiblichen und auch teilweise männlichen Lehrkräften zu suchen. Zurecht fordern Lehrkräfte mehr Anerkennung in der Gesellschaft, ihr Beitrag erweist dieser Forderung einen Bärendienst. Und darüber hinaus stellt man sich die Frage, warum Sie Arbeitnehmerrechte fast schon in Frage stellen, die mit Mühe erkämpft worden sind, anstatt diese für alle zu fordern. – Philipp Lechtenberg


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Unverständlich, dass sich eine seriöse Zeitung wie die „Zeit“ einen solchen Alt-Herren-Beitrag leistet; geschmacklose Karikaturen inbegriffen. Naturgemäß hat Herr Spiewak keine Ahnung von den Herausforderungen und Belastungen einer Schwangerschaft. Ebensowenig offenbar davon, welchem Stress LehrerInnen in Grundschulen ausgesetzt sind, von Kitas und ihrem Lärmpegel ganz zu schweigen. Dagegen steht für ihn die Bremer Bildungssenatorin ihren Mann und arbeitet noch im achten Schwangerschaftsmonat; übrigens mit Dienstwagen und Sekretariat, aber das ist wohl Nebensache. Sind Frauen Gebärmaschinen? Wie wäre es denn mit etwas mehr Achtsamkeit? Wenn ein solcher Beitrag gesellschaftlicher Konsens ist,  darf man sich nicht wundern, dass z.B. in Hamburg in nur 18% der Haushalte Kinder leben. – Astrid Vehstedt


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

An 22. August 2018 habe ich als Privatperson im Außenbereich des Richard-Wagner-Festspielhauses vor und während der Vorstellung zum Fliegenden Hölländer ausgiebig fotografiert. Bis auf einen Streifenwagen zur Verkehrsregelung war dabei keinerlei Polizeipräsenz zu bemerken, geschweige denn eine Behelligung durch polizeiliche Kontrollen. Es muss sich somit um eine Promiveranstaltung gehandelt haben, als der mit zwei Stunden Verzug zu Tristan und Isolde eintreffende Autor von der Polizei aufgrund seines unkonventionellen Verhaltens und Erscheinungsbildes überprüft wird. Da Thomas Glavinic sich nicht ausweisen kann und verdächtige Gegenstände im Gepäck führt (Maske, Flüssigdünger, fremder Führerschein), nimmt die Feststellung seiner Identität mehr Zeit in Anspruch, als ihm aufgrund seiner Verspätung lieb sein kann. Zieht man die Polemik des Autors ab, erscheint das Verhalten der Polizei auch nach dessen eigener Schilderung als korrekt und als aus Sicherheitsgründen nachvollziehbar. Nicht angebracht allerdings sind der gehässige Rundumschlag von Thomas Glavinic gegen Land und Leute („ein Hitlerbart würde hier nicht auffallen“), die Verunglimpfung der Polizei („entfesselte Staatsmacht von Bayreuth“), die zahlreichen Falschaussagen („ein Führerschein wird in ganz Europa als Ausweis akzeptiert“) und das Weglassen wesentlicher Informationen (z.B. ob es sich um einen Premierenabend handelte). Der Festspielbesuch des Autors wirkt insgesamt wie eine inszenierte Provokation um Stereotypen zu bestätigen: dass Polizeibeamte ignorant seien, auf dem Grünen Hügel der Geist der Nazis wehe und sich Bayern auf dem Weg zum Polizeistaat befände. Passend hierzu ergeht sich der Autor in Selbstmitleid und stilisiert sich als Opfer polizeilicher Willkür und Schikane. Sein emotionaler Erguss jedoch bewirkt nichts: Dogmatische Gegner wie glühende Verehrer der Bayreuther Festspiele werden in ihren vorgefassten Meinungen bestärkt. Der kritische Zeitgenosse mit Interesse an Argumenten geht leer aus. Schade. – Dieter Hager


Leserbrief zu “Der seidene Faden des Erfolgs“ von Iris Radisch

Seit ich auf der Leipziger Buchmesse die Vertriebsleiter großer Verlage gefragt habe, wer in ihren Verlagen die Auswahl der Autoren vornimmt, ist mir klar geworden, dass hier ein knallhartes Geschäft im Gange ist im Sinne von Investition und maximaler Rendite. Vertriebsleiter lassen den Zeitgeist testen und reagieren schnell auf Trends. Sie sind für den schnellen Erfolg verantwortlich. Meistens ist das Lektorat outgesourcet  und zudem auf Hinweise der Literaturagenturen angewiesen. Michael Krüger war noch ein Verleger alter Schule und betreute selbst wie Suhrkamp seine Autoren persönlich nach deren instinktiv  erfolgreicher Entdeckung. Da inzwischen eine so wichtige Suchphase und Betreuung kaum mehr existiert, kommen viele Autoren, die sonst wohl keine Chance hätten, über  Netzwerke auf den Markt. Es ist traurig, dass über Handelsketten die Aufmachung der Bücher und deren geschickte Stapelung entscheidender ist als die literarische Aussagekraft. Im Literaturbetrieb  existiert ein magisches Dreieck  von Verlagen, Feuilleton und Literaturhäusern sowie Literaturpreisen ,das nur von Kleinstverlagen oder Selbstverlegern durchbrochen wird. Die große Zeit der charismatischen Literaturkritiker ist vorbei, die Gefälligkeitsrezensionen nehmen überhand. Da bleibt dem Autor nur der Zufall (der Entdeckung) oder ein reines Würfelspiel (un coup de dés ,  Mallarmé). Es gibt neben dem entdeckten Markt auch einen qualitativ hochwertigen unentdeckten, der aber nicht zum Tragen kommt wegen der einseitig orientierten Scouts, die nicht in die Niederungen herabsteigen wollen oder können. Es ist schade, dass die Qualitätskriterien dem schnellen Marktumsatz weichen müssen. Die Bestseller von Morgen schlummern vor sich hin, deren Autoren ist das Marktgeschehen fremd und sie sitzen lieber vor Ihren Buchentwürfen und streben nach literarisch wertvollen Bildern und Stoffen als sich verein nehmen zu lassen zu Abenteuern mit dem Buch als Ware. – Dr.Hartmut Brie


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Zunächst mal vielen Dank für Ihre Artikel in der ZEIT „Lasst die Bäume stehen!“ und das Interview mit Bill McKibben. Der Hambacher Forst braucht in den nächsten Wochen vor allem unsere gemeinsame geballte Unterstützung!  Wie können wir noch mehr Unterstützer finden,  Unterstützer, die wirklich eine international bekannte Persönlichkeit sind und laut hörbar ihre Stimme zum Erhalt der Bäume in Medien kundtun werden?
Ich las gestern einen 6 Seiten Artikel, Promotion seines Films  „Alles andere, als die Welt zu retten, wäre unmoralisch“  – Fotos und Interview  – der im August(?) 2017 im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.  Interview: Patrick Bauer, Fotos Andy Kania Al Gore lebt anscheinend zeitweise auf seiner Farm in Tennessee, aber es gibt in Washington D. C. The Climate Reality Project und er reist wohl die meiste Zeit um das Klima Problem bekannter zu machen. Könnten Sie ihn nicht auch interviewen und zu einem Besuch in Garzeiler überreden? Er wäre geschockt! Und es gäbe gewiss einen größeren publicity push. Ich habe am letzten Donnerstag die Sendung Maybritt Illner gesehen, eher vor allem gehört, und bin entsetzt über die laschen Sätze der neuen Umweltministerin „. die Kohlearbeiter würden doch sonst arbeitslos ..“ oder so ähnlich. 5 Jahre arbeitslos – gegen 50 -100 Jahre alte Bäume. Weil die Bäume,Büsche, Tiere nicht schreien, auch nicht wählen können? Könnte man nicht die Kohlearbeiter für die Aufforstung der riesigen brachliegenden Fläche einsetzen? Vor etwa 30 oder 40 Jahren hatte sich die RWE, d.h. diese Braunkohlen-Gesellschaft gerühmt, die Kosten für die damals anstehende Wiederaufforstung bezahlt zu haben. Dazu sind sie doch washrscheinlich jetzt auch verpflichtet? Aber unser Staat rühmt sich ob der hohen Steuerzahlungen und der fast Vollbeschäftigung. Strom soll es angeblich genug geben, im Notfall kann er auch von Nachbarländern bezgen werden. Warum sind wir alle so zaghaft und überlassen die Verteidigung des Naturguts einigen wenigen Kämpfern? – Barbara Pohlman


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Als Mensch und als Feministin, ist mir bewusst, dass jede schwangere Person diesen Zustand vollkommen unterschiedlich erlebt. Auch kann derselbe Mensch mit jeder weiteren Schwangerschaft vollkommen andere Erfahrungen machen. Ich halte es für ein besonderes Gut unserer Gesellschaft, dass dieser Zustand nicht als Krankheit, aber als hochgradig individuelle und schützenswerte Lebensphase gilt. Urteile darüber, wie leistungsfähig ein Mensch sich in dieser Lebensphase empfindet, basierend auf der eigenen persönlichen Erfahrung auch Kinder bekommen zu haben, halte ich für unreif und sprechen für einen Mangel an Lebenserfahrung. Aufgrund der vorliegenden Statistik nun zu mutmaßen, eine steigende Zahl von Frauen, würde das Bestehen einer Schwangerschaft nutzen, um nicht mehr im Schuldienst arbeiten zu müssen, weil, kein Bock, lieber Wellness, zu empfindlich, völlig verweichlicht … Für eine derartige Deutung gibt es nicht ansatzweise Belege. Das Gegenteil ist der Fall. Leider ziehen Sie in ihrem Artikel nicht die richtigen Schlüsse, sondern schildern ein Problem, welches aus der Rationalität der Funktionssysteme entsteht (Lehrermangel und Aufgabenverdichtung) und machen daraus ein individuelles, nämlich das der schwangeren Frauen. Außerdem möchte ich Sie auf den Artikel der Titelseite derselben Zeitausgabe verweisen. Dort wird vom „Rekord“ – Lehrermangel berichtet. Dieses Phänomen hat logischerweise eine Rekord – Aufgabenverdichtung zur Folge. Schulleitungen aller Orten werden Ihnen bestätigen, dass sie gehäuft mit Belastungsanzeigen aus den Kollegien konfrontiert sind. Der Arbeitsalltag der Lehrkräfte hat sich in den letzten Jahren verändert. Es ist ignorant, zu behaupten, die Lehrerinnen seien möglicherweise empfindsamer und weniger einsatzbereit als früher. Sie leisten doch bereits viel mehr als früher! Im städtischen Raum hat an den Schulen oft bereits ein Generationswechsel stattgefunden. Das heißt, vor kurzem war der Altersdurchschnitt kurz vor der Pension und jetzt sind alle im passenden Alter Familien zu gründen. Das führt dazu, dass z. B. 16 von 60 Lehrkräften (so geschehen im Schuljahr 2014/15; MBS Hamburg) in einem Schuljahr eine Schwangerschaft anzeigen. Das ist das Resultat einer personalpolitischen Fehlplanung und letztendlich leiden darunter die Lehrkräfte, die den Mangel irgendwie ausgleichen sollen und im Endeffekt die Schülerinnen und Schüler, denen es an Kontinuität fehlt. Statt den Finger in die Wunde zu legen, monieren Sie, dass ja nun auch die Lehrer in Elternzeit gehen. Unter welchem Stein sind Sie denn hervorgekrochen? Wer, wenn nicht die Pädagogen, soll mutig voran gehen und ein emanzipiertes Leben führen? Ist Ihnen bewusst, dass die Menschen, die ihre Erwerbsarbeit reduzieren oder gar unterbrechen, um Fürsorge für andere (Kinder, Senioren, Entwicklungshilfe) oder sich selbst (Sabbaticals) zu übernehmen, die Stützen unserer Gesellschaft sind? Verlässliche Ganztagsschulen in denen Lehrkräfte den ganzen Tag verlässlich unterrichten und beaufsichtigen – natürlich größtenteils ohne angemessene Ruheräume für SchülerInnen und Lehrkräfte, ohne Liegemöglichkeiten – dafür aber mit Aufsichten beim Mittagessen und Arbeits- und Planungstätigkeiten, Konferenzen, Förder- und Forderplänen, Gesprächen, Gesprächen und noch mehr Vertretungen. Hinzu kommt der dokumentierte und in den Medien breit diskutierte Anstieg von gewalttätigen Übergriffen gegen Lehrer und Lehrerinnen. Kein Wort darüber in ihrem Artikel? Es ist nicht auf die Schwäche des Indiviuums zurückzuführen, dass es vermehrt zu diesen Krankschreibungen in der Schwangerschaft kommt. Es gibt ganz deutliche Indikatoren dafür, dass die Belastungen objektiv gestiegen sind. – Anna Groß


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Ich wundere mich immer, dass weder Sie, noch das Fernsehen bei ihren Beiträgen über Lehrermangel erwähnen, dass es in einer Reihe von Bundesländern – ich weiss nicht, ob es in allen der Fall ist – üblich ist, die angestellten Lehrer am Schuljahresende zu entlassen und am Anfang des Schuljahres wieder einzustellen. In der Zwischenzeit müssen sie Arbeitslosengeld beantragen. Dies ist ein katastrophales Armutszeugnis für unseren Staat, der sich ja angeblich für gerechte Arbeitsverhältnisse einsetzt. Dazu kommt die ständige Ungewissheit darüber, wo der nächste Einsatzort sein wird. Dies sind sicher keine Anreize, ein Lehramtsstudium zu beginnen und die ganzen Schwierigkeiten, die der Beruf mit sich bringt (unerzogene und verhaltensgestörte Kinder, uninteressierte oder überanspruchsvolle Eltern, dazu viele Kinder, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, und eingedenk dieser Schwierigkeiten zu große Klassen) auf sich zu nehmen. – Friederike Hoffmann


Leserbrief zu „Sind Hausaufgaben noch zeitgemäß?“ von Manuel J. Hartung und Hannah Knuth

Die Kontroverse um Hausaufgaben fand ich äusserst anregend. Wenn der belastete Begriff „Hausaufgaben“ durch „Aufgaben ausserhalb des Unterrichts“ ersetzt wird, lässt sich ein Konsens über den Sinn solcher Aufgaben vielleicht leichter finden. Um Kinder und Jugendliche der Grundschule und der Sekundarstufe I schrittweise zum selbständigen Arbeiten zu führen und sie daran zu gewöhnen, ist es aus pädagogischer Sicht wichtig, ihnen Aufträge und Aufgaben zu erteilen, die sie ausserhalb des Unterrichts anzugehen und zu erledigen haben. Damit solche Aufgabenstellung jedoch die gewünschte Lernwirkung haben, empfiehlt es sich, Folgendes zu beachten: – Die Lehrpersonen prüfen vorher sorgfältig, ob Schülerinnen und Schüler im Unterricht die nötigen fachlichen und sprachlichen Basiskentnisse erworben haben, um einen solchen Auftrag ausserhalb des Unterrichts zu bearbeiten. – Der Auftrag ergibt sich möglichst zwingend aus dem aktuellen Unterrichtsthema – und führt zurück in den nachfolgenden Unterricht, indem die Lehrperson die eingebrachten Lösungen und Ergebnisse als relevantes Element in die nächsten Lektionen einfliessen lässt. – Die Lehrperson unterteilt den Auftrag in mehrere ansteigende Anspruchsstufen, um allen Lernenden je nach Leistungspotential die Teilnahme zu ermöglichen. – Eine von der Lehrperson gutgeheissene Lern-Partnerschaft beeinflusst das Ergebnis im Allgemeinen positiv. Bestess Beispiel ist die oft angeführte Wortschatzarbeit in Fremdsprachen, bei der Partnerarbeit vor Erledigungsmentalität und Selbsttäuschung schützen kann. – Die Lehrperson bespricht mit den Lernenden zusammen mit dem Zeitrahmen den Ort, an dem sie den Auftrag erfolgversprechend erledigen können, das kann zuhause sein, muss aber ebenso in Lernräumen der Schule oder in öffentlichen Gebäuden wie einer Stadtbibliothek möglich sein. Beispiele für diese Art von Aufträgen sind Experteninterviews, Recherchen und Erkundungen in der näheren Umgebung und Lebenswelt so wie an wichtigen öffentlichen Orten wie am Bahnhof, in Museen, an historischen Orten oder in unbekannten Quartieren. Wie der Didaktiker Josef Leisen meint lassen sich zu den meisten curricularen Themen über kluge, offen angelegte Lernaufgaben individuelle und vielfältige Lernprodukte erstellen, die kreative individuelle Lösungen erlauben. – Franz König Reynaert


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Der Autor Martin Spiewak muss den Berufsstand der Lehrer abgrundtief hassen: Natürlich seien Elternzeit und Mutterschutz soziale Errungenschaften, aber bitte schön, nicht für Lehrerinnen und Lehrer – erfahren wir da zu unserem großen Befremden. Spiewak verschweigt, dass es bei diesen Errungenschaften nicht zuletzt um das Kindeswohl geht und dass sie volkswirtschaftlich von Bedeutung sind, denn bei der Familienplanung ist für angehende Mütter und Väter nicht die Situation der überalterten Gesellschaft ausschlaggebend, sondern die eigene Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren. Warum aber sollen das Lehrerinnen und Lehrer nicht dürfen, warum sollen sie, denen das Kindeswohl schon von ihrer Profession her am Herzen liegt, nicht auch an das Wohl ihrer eigenen Kinder denken? Mutterschutz und Elternzeit sind sonst allenfalls aus der Perspektive deutscher Stammtische egoistische Arbeitsvermeidungsstrategien. Die deutsche Bildungsmisere indessen geht zum Geringsten auf werdende Mütter und frisch gebackene Väter zurück. Dies zu insinuieren lenkt von den eigentlich Schuldigen ab: Martin Spiewak macht sich handgemein mit jenem politischen Establishment, für das Bildungsinstitutionen nur Verschiebemasse mit hohem Einsparpotential sind und das auf das Wohl der Kinder keine Rücksicht nimmt – und obendrein noch die Schuld an der Misere den Lehrern in die Schuhe schiebt. – Dr. N. Pechstein


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Hiermit möchte ich mich über den Artikel: „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic vom 27.08.2018 beschweren. Ich selbst bin als langjährige Abonnent und treuer Leser in den letzten fünf Jahren nahezu ausschließlich von ihrer Qualität begeistert gewesen. Dieser Artikel, der als reißerische (natürlich subjektive!) Kurzgeschichte anmutet, hat jedoch mit Qualitätsjournalismus nichts zu tun. Es wird der gesetzliche Auftrag der bayerischen Polizei (siehe insbesondere Art. 2 I PAG) verhöhnt und dies bei einer derzeit latenten Gefahrenlage insbesondere bei Großveranstaltungen. Um nur einige Argumente, die der Autor selbst liefert, aufzugreifen:
– Das Erscheinungsbild
– Die Benutzung des grundsätzlich nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Einganges
– Das Verreisen in Europa ohne Pass (siehe § 8 Freizügigkeitsgesetz/EU – Ausweispflicht) was überdies noch Verwaltungsunrecht darstellt.
– Den Besitz eines spanischen Führerscheins einer fremden Person usw. Ich würde sehr gerne weiter ihr Abonemnt beziehen, jedoch werde ich dieses, sollten weitere Artikel dieser Form, insbesondere des Herrn Thomas Glavinic, erscheinen, kündigen. – Daniel Neubauer


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Wie kann es sein, dass die ZEIT einen Mitarbeiter bezahlt, der außer Stande ist, einen Zeitplan zu erstellen um pünktlich anzukommen. Herr Glavinic reist ohne den nötigen Ausweis und wundert sich, dass die Polizei ihre Arbeit macht. Das mit dem Führerschein der Bekannten ist für mich konstruiert. Wen möchte Herr Glavinic diskreditieren, warum spielt die ZEIT mit und zahlt ihm womöglich für diese dumme Posse ein Gehalt. Hoffentlich nicht von meinen Abonnementgebühren. – Jürgen König


Leserbrief zu „Wir Wiedergutgewordenen“ von Josef Joffe

Für Kritik an der Politik des Staates Israel oder seines Ministerpräsidenten liefert Josef Joffe jetzt einen Verhaltenskodex. Wer kritisiert muss auch loben und darf weder zu häufig,Er muss ferner genau so lautstark und möglichst genau so oft Verletzungen der Menschrechte in anderen Region (vorzugsweise im Nahen Osten) anprangern. Da ich ehrenamtlich für Amnesty International arbeite und viele Protestbriefe und Petitionen an Despoten und Unrechtsregime in aller Welt schreibe, glaube ich, diese Voraussetzung zu erfüllen. Ein Problem habe ich mit der Wortwahl und “emotionalen Ladung der Begriffe”. Als “Wiedergutgewordener” bin ich unsicher, ob bei meiner Kritik an der israelischen Siedlungspolitik nicht doch “Entlastungswille mitschwingt”, oder ob ich mich in meiner Ausdrucksweise angemessen und damit unverdächtig verhalte, wenn meine Empörung mit mir durchgeht. Darum würde ich die Be- und Verurteilung der Politik der israelische Regierung lieber denen überlassen, die den Antisemitismus nicht nur auf der Straße und an Stammtischen finden, wo er beschämenderweise weit verbreitet ist, sondern auch in jedem israelkritischen Kommentar wittern. Aber ich finde und höre da wenig bis gar nichts. Von den Herren Broder, Biller, Tennenbaum und Joffe (beispielsweise) wünschte ich mir aktuell einen Aufschrei und eine eindeutige Verurteilung des neuen “Araberdiskriminierungsgesetzes”. Daniel Barenboim hat es mit seinem eindrucksvollen Beitrag in der ZEIT vorgemacht. Eine solche eindeutige Haltung der “Unverdächtigen” könnte die laut Herrn Joffe “regierende Kritik, die von belehrend über bitter bis feindselig reicht”, überflüssig machen. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Verdächtige Wahrnehmung“ von Thomas Glavinic

Irritiert bereits über einen derart dilettantischen Schreibstil des Herrn Thomas Glavinic, lässt der Inhalt seines „Artikels“, ganzseitig mit dem Titel „Verdächtige Wahrnehmung“ erschienen in der ZEIT Nr. 35 2018 vom 23.08.2018, eigentlich nur zu, diesen als komplett erstunken und erlogen zu bezeichnen. Eine öffentliche Rüge durch den Deutschen Presserat muss hier als zwingend erforderlich erscheinen. Als darüber hinaus verfassungsfeindlich einzustufen ist die vorgenommene und veröffentlichte Aussage: „wir befinden uns an einem Ort der Kunst, und wo Kunst ist, ist Hitler nicht weit.“ Zu fragen bleibt schon, wie etwas, das beginnt mit „Mein erster Besuch der Wagner-Festpiele! Alle haben mir abgeraten.“ überhaupt in der ZEIT erscheinen kann. Aus welchem Grund bitte wurde (von wem?) denn vorab abgeraten, nach Bayreuth zu kommen? In der Annahme sodann, Herr Glavinic hat die gleiche „Tristan und Isolde“-Vorstellung am 20.08.2018 besucht bzw. nach seiner Ankunft nicht sehen können, in der auch ich war, bleibt festzuhalten, dass, zur gleichen Zeit am gleichen Ort, ein Polizeieinsatz wie beschrieben nach meiner Wahrnehmung nicht stattgefunden haben kann. Polizeikräfte in der von Herrn Glavinic behaupteten Anzahl waren erkennbar überhaupt nicht vor Ort. Im Steigenberger-Gastronomiebereich, wo Herr Glavinic sich (in der Beschreibung bis hin zu einem „Café) aufgehalten haben will, war ein beschriebener Polizeieinsatz nicht zu sehen. Ich saß dort exakt dann, als das Geschehen seinen Anfang genommen haben soll, um an meine Eltern eine Postkarte zu schreiben. Es war rein gar nichts zu sehen. Das Personal bezeichnet Herr Glavinic als rassistich agierend (Csárdás). So freundlich wie in Bayreuth habe ich Einlasspersonal und Security allerdings selbst in über 30 Jahren noch nirgendwo erlebt. Am Festpielhaus ist es aufgrund der Abesperrungen gar nicht möglich, von einem Taxi so abgesetzt zu werden, dass auf einen Seiteneingang hingewiesen werden könnte, der zu einem Pressebüro führt. Die ZEIT veröffentlicht damit ganz offensichtlich Lügen, ein Geschreibsel des Thomas Glavinic, zu dem ich zeitnah eine Stellungnahme erwarte. Thomas Glavinic gehört angezeigt, die verantwortlioche Redaktion um Christine Lemke-Matwey ebenso. – Jan Wissel


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Die Situation in den Schulen beschäftigt mich sehr, war ich ja bis zu meiner Pensionierung Gymnasiallehrerin. Dass es heute einen großen Lehrermangel gibt, liegt m.E. vor allem an der Veränderung des Beamtenstatus.Als ich 1971 mit der Arbeit begann, mussten alle Assessoren ein volles Deputat übernehmen, nur Lehrerinnen mit kleinen Kindern konnten auf ein halbes Deputat ausweichen. In den 80-er Jahren wollte das Kultusministerium,( bei uns in Baden- Württemberg  dafür zuständig der Fußballfan Meyer – Vorfelder) , kein Geld für Junglehrer ausgeben. Stattdessen erlaubte man  den beamteten Lehrern, das Deputat beliebig zu reduzieren. Ein Geschenk für jene Kollegen, die sich bewusst waren, dass ihre Pension später durch eine gute Erbschaft aufgefüllt wird- und negativ für alle jene, die diese Aussicht nicht hatten und nun als nicht solidarisch mit  Referendaren kritisiert wurden, denn nur durch diese Deputatsreduzierungen wurden neue Stelle möglich.
Heute klagen Junglehrer, dass ein volles Deputat nicht zu schaffen sei- aber zu meiner Zeit war diese Unterrichtsverpflichtung eine Voraussetzung für die Übernahme in den  Beamtenstatus.
Meiner Meinung nach wären heute viele Probleme gelöst, wenn dieser Flickteppich von Deputaten abgeschafft wäre. Ganz abgesehen davon, dass das billiger für die Staatskasse wäre, denn Teilzeit- Beamte bekommen ihre volle Beihilfe. – Katherina Göggel


Leserbrief zu „Im Leererzimmer“ von Manuel J. Hartung

Im Rahmen der Bildungskatastrophe 1964 habe ich mein Abitur abgelegt und anschließend bis 1968 an der PH Köln studiert.Es herrschte Lehrermangel und die jungen Pädagogen stürmten in die Schulen. Klassenstärke um die 45 Schüler. Wir bekamen in Duisburg an unserer Schule wöchentlich einige  neue ausländische Schüler, aber es gab kein Material und keine Fachliteratur. Wie bringe ich ausländischen Schülern Deutsch bei, diese Frage tauchte im Studium nicht auf. Dass diese Kinder trotz allem Deutsch lernten, war fast ein pädagogisches Wunder. Dann wurden die Pädagogischen Hochschulen geschlossen, alle Lehrer erhielten eine Universitäts-Ausbildung. Referendare gab es immer weniger. Obwohl wir Ausbildungsschule waren, kamen jahrelang keine Referendare mehr. Das änderte sich erst wieder im Laufe der 9oer Jahre. 2005 ging ich in Pension. Das Schreckenswort jeder Schulleitung war – Lehrermangel. Heute schreiben wir das Jahr 2018. Und wie heißt es alle Jahre wieder zu Schulbeginn – Lehrermangel. Es hat sich also in all den Jahrzehnten nichts am Hauptproblem der Schulen geändert. Armes Deutschland! – Ilse Seibel


Leserbrief zu „Tschüss, Lerche“ von Merlind Theile

Danke, dass Sie in dieser ausführlichen  Form auf einen weiteren Aspekt der Verarmung unserer Natur hinweisen! Leider haben Sie nicht  den vieltausendfachen Mord an unseren  Vögeln  in den Mittelmeergebieten erwähnt, den unsere Politiker jeglicher Couleur anscheinend nicht interessiert. Oder gab es je diplomatische Schritte in den entsprechenden Ländern? Und wenn ja, von welcher Partei initiiert? – Lydia Strzebniok


Leserbrief zu „Diagnose: „schwank““ von Martin Spiewak

Das Mutterschutzgesetz ist eine wichtige sozial- und gewerkschaftspolitische Errungenschaft. Seine Inhalte dürfen auch in Zeiten des akuten Lehrkräftemangels nicht zur Disposition stehen. Es dient allein dem Schutz der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes. Daher kann es nicht Verhandlungsgegenstand der Bremer Bildungssenatorin und selbsternannten Feministin Claudia Bogedan und der Schulverwaltungen sein. Krankschreibungen während der Schwangerschaft unterliegen dem ärztlichen Ermessen – und nur diesem. Eine zunehmend differenzierte medizinische Diagnostik führt zwangsläufig vermehrt zu Diagnosen, die – verantwortungsbewusstes ärztliches Handeln vorausgesetzt –  möglicherweise eine Krankschreibung zur Folge haben; dies allerdings nicht nur bei Schwangeren. Die Schuldzuweisungen an die Frauen selbst, die ihre „Befindlichkeiten“ und „Empfindlichkeiten“ angeblich höher werten als ihre Verantwortung ihrem Beruf gegenüber, sind nicht nur polemisch, diffamierend und frauenfeindlich, sondern dienen der Ablenkung von einem chronisch unterfinanzierten Bildungssystem, in dem man überhaupt erst seit ein paar Jahren wieder Frauen im gebärfähigen Alter in den Lehrerzimmern antrifft. Zuvor konnte es somit das Problem der schwangerschaftsbedingten Krankschreibungen kaum geben. Dass sich also die Zahl eben dieser Krankschreibungen erhöht habe, kann demzufolge in der Tat lediglich der subjektive, nicht belegbare Eindruck derer sein, denen die undankbare Aufgabe zukommt, den personellen Notstand in den Schulen zu verwalten. Zudem sollten planungsrelevante Unwägbarkeiten nicht in solch unzulässiger Weise vermischt werden, wie es in Ihrem Artikel geschehen ist. – Martina Jenter


Leserbrief zu „Von Obsessionen verschlungen“ von Ursula März

Der Artikel ist nicht nur deshalb traurig, weil er über einen Mordprozess berichtet – sondern vielmehr, weil er das Potential birgt, die fremdenfeindliche Stimmung in Europa weiter anzuheizen. Wir finden es besorgniserregend über Vergehen von Menschen mit Migrationshintergrund prominent zu berichten. Auch wenn Sie erwähnt haben, dass die Kriminalitätsrate bei jungen Migranten und jungen Menschen ohne Migrationshintergrund gleich ist, wird ein anderer Eindruck durch den Artikel erweckt. Vergehen, die ähnlich schlimm sind, aber von Menschen ohne Migrationshintergrund verübt werden, finden kaum Platz in der Zeitung – weil sie leider alltäglich sind. LeserInnen fühlen sich dabei in Besorgnis und Vorurteil bestätigt: „Die Ausländer sind ja alle kriminell.“ Das schadet all denen, die friedlich zusammenleben möchten. Das schadet der Offenheit unserer Gesellschaft. Das schließt MigrantInnen aus, weil ihnen durch Vorbehalte wichtige Zukunftschancen verwehrt bleiben. Wir möchten ein Gegenbeispiel geben: Als Paar mit unterschiedlichem Migrationshintergrund leben wir seit langem glücklich zusammen. Ein Weltwunder: Ausländer, die friedlich sind. – Melissa Elmas & Robin Ehl