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6. September 2018 – Ausgabe 37

 

Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Als Liberaler stimme ich Ihnen im Grundsatz zu: Das freie Unternehmertum ist der Grundpfeiler unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Verfolgt man die Aufregung um Sahra Wagenknechts „Aufstehen“-Bewegung, scheint es, als habe man in Fragen des Wirtschaftssystems nur die Wahl zwischen verstaatlichender Planwirtschaft und entfesseltem Kapitalismus. Beides ist jedoch ein Irrweg.

Planwirtschaft funktioniert nicht. Negativbeispiele wie Nordkorea oder Kuba sprechen für sich. Doch auch eine von allen Fesseln befreite Wirtschaft ist problematisch. In den 1930er Jahren erkannten führende Ökonomen, dass der alte Laissez-Faire-Liberalismus in der Tradition des klassischen Denkers Adam Smith, der auf die Beeinflussung des Wirtschaftsprozesses entsprechend einer staatlichen Ordnungskonzeption komplett verzichtete, versagt hatte. Wettbewerbsverzerrende Monopolbildungen und die Weltwirtschaftskrise gaben ihnen recht. Daher suchten sie nach einer funktionsfähigen und menschenwürdigen Wirtschaftsordnung. Die Bürger sollten weiter frei sein, sich zu entwickeln und nach Wohlstand zu streben. Aber der Staat sollte dafür sorgen, dass es gerecht zugeht. Dieser „Ordoliberalismus“ bildete nach dem 2. Weltkrieg den Grundstein des deutschen wirtschaftlichen Wiederaufstiegs. Wenn man nicht sicher ist, was die Zukunft  bringen wird, lohnt oft ein Blick zurück. Wir sollten uns daher wieder auf die Prinzipien des „Ordoliberalismus“ besinnen und Extreme wie Planwirtschaft bzw. Laissez-Faire-Liberalismus endgültig ad acta legen. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Mit perfekten Tarnfarben versehen haben wir es mit einer scheinbaren Widersprüchlichkeit zu tun: einer Zunahme von Scheinmoral steht ein Schwinden von Anstands- und Respektmoral gegenüber. In gekonntem Ablenkungsmanöver lenkt wuchernde Bigotterie von einer schleichenden Verrohung der menschlichen Umgangsformen ab. Sippenhaftig gesuchte Empörung als Normalzustand liegt genauso im Trend, wie die beschuhten Füsse auf dem gegenüberliegenden Sitzpolster in der Strassenbahn oder das stinkende Kalbsleberbrötchen im überfüllten Zugabteil. Wie so oft: etwas weniger von diesem, etwas mehr von jenem käme der goldenen Mitte näher. – Alexander Mueller


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Ja, das ist völlig richtig, was der Gesundheitsminister Spahn da auf den Weg bringt bezogen auf die Organspende, da es ja leider zu wenige gibt und deshalb nun der Umkehrschluss. Und deshalb habe ich seit vielen Jahren mehrere Organspenderausweise – damit man wenigstens einen sofort findet, wenn der Tod eingetreten ist. Es geht ja um wenige Minuten. Wenn eines meiner Organe – nach der Feststellung des Todes/Gehirntod – einem anderen Menschen hilft, sein Leben besser/überhaupt zu leben, dann soll das so sein und es wird mich mit großer Freude erfüllen. Ich kenne da ein paar Organe in mir, da würde sich Mancher freuen, sie nach meinem Tod zu erhalten. Scherz beiseite ! Die neue angedachte Regelung ist so sehr sinnvoll, und bitte nun nicht irgendwelche religiösen oder sonstige Gründe = da kann ja jeder im Vorwege regeln, was man zulässt und was nicht. Wir Agnostiker/Atheisten sehen im Leben, der Natur das höchste Gut und Wesen. Geben wir der Natur zurück, was man als Leihgabe erhalten hat und es lebt weiter – halt nur in einem anderen Körper. That´s it ! – Sven Jösting


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Dieser Gesetzentwurf bedeutet nichts anderes als die Einführung von staatlich verordneter Leichenfledderei und Zwangszerstückelung post mortem. Kein Staat darf sich das Recht anmaßen, noch über den Tod hinaus über die Körper seiner „Untertanen“ zu verfügen. Hat hier etwa das chinesische Beispiel als Vorbild gedient, wo ja angeblich die Justizopfer ausgeweidet werden? – Was dagegen notwendig wäre, ist eine großzügige staatliche Förderung der Entwicklung im Labor wachsender Körperteile und Organe und nicht die zwangsweise Umwidmung der Menschen zu beliebig verfügbaren Ersatzteillagern.- Im übrigen lehne ich es ab, für Menschen, die mir fremd sind oder vielleicht sogar zuwider sein könnten, Körperteile zur Verfügung zu stellen; sterben müssen wir schließlich alle, der eine früher, der andere später. – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Nett, dass ich erfahren habe, dass Herr von Uslar in den Liedern der Toten-Hosen und der Band Feine Sahne Fischfilet die klaren, mitreißenden und humanistischen Sätze genießt. Enttäuschend, dass er im gleichen Artikel einen Ministerpräsidenten verunglimpft. Ärgerlich, dass er beides überhaupt nicht ausführt und inhaltlich unterlegt und so ein Artikel auf Seite 1 abgedruckt wird. Das kann man in der Rubrik „Leserbrief“ schreiben. Beängstigend, dass er in einer Zeitung, von der ich inhaltlich anspruchsvollere Artikel erwarte, die Aufteilung der Gesellschaft in „Arschlöcher oder Nicht-Arschlöcher“ als ernsthafte, bedenkenswerte politische Botschaft bezeichnet. Und das von einer Band, die in einer Demo gegen Gewalt auftritt, gleichzeitig aber zu Gewalt gegen deutsche Polizisten aufruft!

Da bin ich doch dankbar, dass das verantwortungsvolle Amt eines Ministerpräsidenten von Menschen ausgeführt wird, die sich bemühen, nicht vorschnell weiter zu spalten, sondern abwägend wieder eine Basis zu definieren, die auch von einer breiteren Schicht der Bevölkerung mitgetragen wird. Denn davon lebt unsere Zivilgesellschaft, nicht von der Polarisierung. Aufruf zur Gewalt ist inakzeptabel, egal aus welchem Anlass und von welcher Seite, Herr von Uslar. Und für „Die Zeit“ (und mein Abo) bin ich froh, dass dort auch Journalisten tätig sind, die das Thema der politischen Spaltung ganz hervorragend aufarbeiten. Die Artikel „Klappe halten?“ von Herrn Machowecz in N° 25 und „Haltet den Rand!“ in N° 33 von Herrn Wefing sind Leuchttürme in den Wirrungen der letzten Monate und sollten Anleitung zum Umgang mit politisch Andersdenkenden sein. – Dr. Kai-Uwe Schumann


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Der Kern Ihrer Aussage (mehr Kommunikation und Offenheit der Justiz) mag seine Rechtfertigung haben. Im Grunde reden Sie mit Ihrer nur teilweise differenzierten Betrachtung aber m. E. als Teil der sog. vierten Gewalt denen das Wort, die meinen das Volksempfinden zu repräsentieren. Das Urteil ist eben gerade einmal anderthalb Jahre unter der Höchststrafe. Wäre es nicht Aufgabe einer gewissenhaften Berichterstattung und natürlich auch möglicher Kritik, sich seitens der vierten Gewalt mit den Umständen der Tat und den des folgenden Verfahrens auseinander zu setzen und das dem „Volk“ zu erklären? Oder führt die Angst vor Titulierungen wie „Lügenpresse“ u.ä. dazu, dass die vierte Gewalt sich gar selbst für überflüssig/unzuständig erklärt? – Peter Holzschuher


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Ich habe schon eit langem den Organspendeausweis in meiner Geldbörse. Da steht drauf, dass ich keine Organe spende. Das will ich deshalb nicht, weil ich den Organtransplanteuren nicht über den Weg traue. Außerdem widerspräche das Verfahren wie bei einer Organspende vorgegangen wird meinen Anweisungen in der Patientenverfügung. Die Vorstellung von Herrn Spahn halte ich für falsch, dass man expliziet widersprechen muß, ansonst gilt das als Einverständnis. Warum wird die Frage Organspende ja oder nein nicht auf dem Personalausweis vermerkt? Mit jedem neuen Ausweis wird das geklärt und Kundgetan, nebst automatischer Weitergabe an das Transplantationszentrum. Und alle Verfechter der Organspendepraxis, nein ich beanspruche für mich keine Organspende. – Friedrich Gropengießer


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

In Ihren doch sehr allgemeinen und z.T. nebulösen Formulierungen für die Auswirkungen der Finanzkrise vor zehn Jahren („atemberauben in ihrer Zerstörungskraft, anarchisch, erschreckkend“) kommt der wichtige Aspekt der Gerechtigkeit gar nicht in den Blick. Die Krise hat gerade auch für die breite Bevölkerung deutlich gemacht, dass unser Wirtschaftssystem in seinen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln ungerecht ist. Diejenigen, die in führenden Managementpositionen mit grundsätzlichen Fehlentscheidungen aus Profitgier die Krise mit befördert haben (z.B. Ackermann), wurden belohnt (Prämien, Gewinne privatisiert), während die breite Bevölkerung die Zeche zu zahlen hatte und noch weiterhin abzahlen wird. Milliarden Steuergelder wurden aufgewendet, um das angelegte Kapital der ohnehin sehr Vermögenden auch international zu retten, während sie für den hiesigen Straßenbau, die Bildung, die Pflege, die Renten, öffentliche Schwimmbäder, den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, die Lebensversicherungen fehlen oder für notwendige Sanierungen und Investitionen z.T. neue Staatsanleihen aufgenommen werden müssen. Wie ungeschoren man trotz schweren Betrugs mit weitreichenden Folgen für viele Menschen (Arbeitsplätze und Image der deutschen Wirtschaft) davon kommt, wenn man nur einer bestimmten Führungsschicht angehört, hat ja gerade die Automobilindustrie wieder vor Augen geführt. Dem Wirtschaftsliberalismus von Ihnen fehlt die Orientierung am Gemeinwohl; wie sollte er sie auch haben, weil es in Ihren Augen ja anonyme Marktkräfte sind, die wirken. Viele Menschen haben inzwischen erkannt oder selbst erfahren, dass sie von diesem System in seiner jetzigen Form betrogen und von seinen Gesundbetern an der Nase herum geführt werden. – Bernd Schmidt


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Tina Hildebrandt weiß, daß tausende von Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan warten; viele werden sterben, weil es keins für sie gibt. Diese unerträgliche Situation ist seit Jahren bekannt, wird immer drängender, unsere Gesellschaft, das sind wir, das sind unsere Politiker, war bis gestern handlungsunfähig. Jetzt hat der Bundesgesundheitsminister eine bekannte, in anderen Ländern geübte Regelung empfohlen, die eine Entscheidung fordert – oder eben auch nicht. Wer nicht spenden will, muß nicht, aber er soll es sagen. Ist das zu viel verlangt? Täglich werden uns in banaleren Fragen Antworten abverlangt. Richtig ist, daß im Spende-System und in den Kliniken ein großer Nachholbedarf besteht. Trotzdem, und das ist ja auch gut so, bleibt für mich als eventueller Spender oder meine Angehörigen die Schwelle, Nein zu sagen, sehr niedrig. Jens Spahn könnte durch seine Initiative mehr Menschenleben retten als alle seine Amtsvorgänger zusammen.- Möglicherweise wird in der Zukunft durch Gewebe-Züchtungen oder andere Techniken der Bedarf an gespendeten Organen wieder abnehmen. Dürfen wir so lange warten? – Dr. med. Leo Voss


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Dem Inhalt des Artikels ist voll zuzustimmen. Allerdings hätte ich gern noch einen Zusatz gelesen, der sich mit der richterlichen und damt gerichtlichen Akzeptanz fremder Sitten und Gebräuche, wie z.B. der Vielehe, die dem deutschen Gesetz eindeutig widerspricht, beschäftigt. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ergänzend zu den Vorschlägen sollte man kein Geld mehr auszahlen, sondern nur noch Sachleistungen gewähren. Wenn man sich das Muster der Migration ansieht – gut organisierte Gruppen, die über tausende Kilometer und zig Staatsgrenzen halbwegs gut gekleidet und gut genährt und stets mit Handy mit weltweiter Flatrate, aber ohne weitere Verwandte hier eintreffen und ein Heer von Dolmetschern, Unterstützern und Anwälten zur Hand haben, die Abschiebungen fast unmöglich machen – und dann einmal die bekannte Schablone der Zwangsprostitution oder der Arbeitssklaven darüber legt, kommen erstaunliche Parallelen zu Tage.

15 Mrd € kostet der Spaß den deutschen Steuerzahler mindestens pro Jahr, und die OK wäre nicht die OK, wenn sie davon nicht 5-10 Mrd € in die eigene Tasche umleitet. Bezahle die „Flucht“ und kassiere die Stütze – und wer nicht spurt, dessen Verwandten geht es an den Kragen. Gutmenschen sollten sich wirklich einmal fragen, ob sie statt Humanität nicht Menschenhandel in großem Umfang stützen. Bei Sach- statt Geldleistungen wäre das Abkassieren nicht mehr ganz so einfach. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Frau Nienhaus schreibt: “ Dabei kann er (Trump) aus der Geschichte lernen…..“. Hier sind Zweifel angebracht. Seine eigenen und wichtigsten Mitarbeiter attestieren ihm, ein denkunfähiger Idiot mit dem Gehirn eines Fünft- oder Sechsklässlers zu sein. Die seriöse amerikanische Presse, wie z.B. die New York Times, scheint sich dieser Meinung anzuschließen, sonst würde sie derartige Zitate nicht wiedergeben. – Klaus Grasenick


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Die Höchststrafe ist bei Delikten mit Strafrahmen nur zu verhängen, wenn eine schwerere Schuld kaum denkbar ist. Also die zynische Gegenüberlegung: Was wäre gewesen, wenn der Täter nicht aus Eifersucht seine Ex-Freundin erstochen, sondern aus antisemitischen Gründen 10 Kleinkinder über Jahre missbraucht und zu Tode gequält hätte? Gleich schweres Verbrechen? Dass die Verhandlung einer Jugendstrafsache nicht öffentlich ist, hat der Gesetzgeber, nicht die Justiz entschieden. Der Richter darf seine Erwägungsgründe nicht der Presse mitteilen. – Dr. Christopher Woitkewitsch


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Frau Hildebrandt differenziert provozierend in ihrem Contra-Beitrag zwischen verschiedenen Todesgraden. „Tot genug“ zur ethischen Rechtfertigung, aber „nicht zu tot“ zur Transplantation. Das ist unredlich. Der „hirntote“ Mensch ist unwiederbringlich tot. Lebenden Menschen werden keine Organe entnommen. Da einzelne Organe des Toten noch durchblutet werden, sind sie noch funktionsfähig und darum transplantierbar.

Sie möchte nicht falsch verstanden werden und schreibt dann: „Nichts spricht dagegen, wenn Menschen entscheiden, dass ihr Körper, wenn er ohne maschinelle Hilfe nicht mehr lebensfähig ist, einen anderen retten soll. Aber die Entscheidung darüber muß bei ihnen liegen…“ Das ist natürlich eine Selbstverständlichkeit und gilt insbesondere für die vielen Menschen auf Intensivstationen, die z. B. bewußtlos sind und ohne maschinelle Hilfe sterben würden, aber durch die Therapie evtl. geheilt oder gebessert werden. Ihnen werden keine Organe entnommen. Es ist auch reisserisch, wenn man den Unterschied zwischen Leben und Tod verwischt und den Menschen damit Angst macht. – Dr. Thomas Meyer-Diewock


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Der Mangel an Taten lässt die Moral wuchern. Eine Aussage, die ihre Gültigkeit über Jahrzehnte unter Beweis stellte. Von der anderen Seite betrachtet, implizierte diese Feststellung die beschworene Illiberalität eines Orbán…? Auf den Punkt gebracht und enttäuschte Gesichter ob der „grau“ unterlegten Verhaltensvorgabe provozierend, sind die Extreme in beiden Richtungen – Moraldisput vs. politische Entscheidung in „Basta-Manier“ – nicht zielführend. Es ist wie das Leben selbst, eine ständige Gratwanderung, ein Billard-Spiel auf der Suche nach der Nachhaltigkeit in der Aktion. Ein weiterer Kommentar, der mir „Die Zeit“ so lesenswert macht! – Wolfgang Sauer


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Frau Parnak möchte ich herzlich danken für ihre Erwiderung auf Herrn Dachsels Twitter Euphorie. Möchte noch hinzufügen, dass der Herr, wenn er sogar auf dem Klo twittert, unbedingt zum Arzt gehen sollte. Er ist wahrscheinlich hochgradig von Mediensucht befallen. Das ist eine ernste Sache! – Rolf Wittig


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Bisher war es so, dass ein Organspender aktiv werden musste, um seine Bereitschaft zur Spende zu bekunden. Nun muss derjenige aktiv werden, der zu einer Organspende nicht bereit ist. Was wir also jetzt erleben, ist ein Aufstand der Faulen. – Michael Schmitz


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Summa summarum enthält der oben genannte Beitrag viele Gedanken, denen ich gut folgen kann. Insofern bin ich gespannt, was die Fachleute zu diesem Plädoyer für einen doppelten ‚Spurwechsel‘ sagen werden, inwieweit er rechtlich umgesetzt werde n kann und mit dem Grundgesetz in Übereinstimmung steht. Doch der Anlass für meine Rückmeldung ist ein anderer. Ich bin über zwei Satzkomplexe gestolpert. Möglicherweise ist etwas schlampig formuliert worden, was bei einem solch heiklen Thema nicht passieren sollte. Vielleicht bringt es aber zum Ausdruck, dass vor lauter Angst vor dem rechten Mob rechts populistisch geschrieben worden ist, ohne es zu merken, ohne es noch kontrollieren zu können. Letzteres wäre allerdings mehr als erschütternd. Erstens: „… Menschen … lesen, das jeden Tag irgendwo in Deutschland ein Asylbewerber einen Menschen tötet.“ Also ich lese das nicht jeden Tag. Da ich mich zur Gruppe der Menschen zähle, frage ich mich, ob ich etwas überlesen habe, Abonnent der falschen Zeitung bin und ob es statistische Belege für dieses Aussage gibt. Oder hält man diesen Kotau vor dem rechten Mob mittlerweile für erforderlich? Hoffentlich nicht! Ich bin gespannt auf exakte Zahlen. Zweitens: „Für diese Menschen ist der Mord in Chemnitz das Problem, nicht der Mob. Und sie sind damit nicht allein.“

Nun, dass dieses Menschen damit nicht allein sind, ist angesichts der Wahlerfolge der AfD in Verbindung mit den Ergebnissen der Bielefelder Rechtsextremismus -Studien, die Rechtsextremismus seit Anfang der 1990er Jahre als Phänomen der Mitte der alten Bundesrepublik Deutschland ausweisen, nicht sonderlich überraschend. Könnte es sein, dass jemand, der solche Satzkomplexe schreibt, mit zu dieser bundesdeutschen rechtsextremistischen Tradition gehört? Wer nicht zu dieser Tradition gehört, schreibt andere Sätze, z. B.: Der Mord in Chemnitz muss für alle anständigen Deutschen ebenso ein Problem sein wie der rechte Mob (woran ich keine Zweifel habe, dass das der Fall ist). Denn jeder, der zu suggerieren bereit ist, dass der Mord in Chemnitz das eigentliche Problem sei und der rechte Mob ein davon abgeleitetes, reproduziert die rechtsextremistischen Orientierungen, mit der der rechte Mob sich legitimiert fühlt. – Dr. Berno Hoffmann


Leserbrief zu „Linker Großversuch“ von Peter Dausend

Ich vermag nicht zu erkennen, dass sich die SPD im „Hauptwiderspruch zwischen Nationalem und Internationalem“ an die Seite Wagenknechts und damit des deutschen Arbeiters gestellt hat. Vor allem von letzterem ist die Partei weit weg. Sie vertritt doch nach wie vor die Position, die sozialen und Migrationsfragen seien nur international , zumindest europäisch, zu lösen, obwohl das für das Flüchtlingsproblem nicht funktioniert. Die SPD ist in der EU für noch mehr Integration und die Abgabe nationaler Kompetenzen nach Brüssel, was ein Irrweg ist. Die gut gefüllten öffentlichen Kassen in Deutschland bieten zur Zeit die Chance, ein wenig mehr Umverteilung auf nationaler Ebene zu machen, aber die weitere soziale Spaltung wird das nicht verhindern: Kinder- und Altersarmut, verzerrte Einkommensentwicklung , Vermögenskonzentration ,… zu all dem gibt es von der SPD keine Lösungskonzepte. Die Partei betreibt weiter eine neoliberale Politik. Ihre Vertreter haben große Berührungsängste mit der Bewegung „Aufstehen“. Sie versammeln sich lieber hinter Nahles, Schulz und dem anderen blassen Führungspersonal mit dem Banner „Untergehen“. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Auch ich habe so manche Frage an die sozialen Bewegungen, von denen auf Seite 1 gesprochen wird. Auch mir gefällt nicht alles, was in den aktuellen sozialen Bewegungen passiert. Doch die Behauptung, das s all die se Bewegungen etwas gemein hätten, nämlich die Richtung und diese wäre „antiliberal “, ist, sorry für die harten Worte: absurd bzw. vornehmer oder liberal formuliert: Intellektualpopulismus. Von diesem auf Seite 1 DER ZEIT belästigt zu werden, ist allerdings kein Grund, mein Zeit-Abo in F rage zu stellen, damit verstieße ich nämlich gegen meine liberale Grundhaltung. Wichtiger: Hat man schon etwas von der Inklusionsbewegung gehört? Dieser geht es um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Verbindung mit den Artikeln 3 (3) und 20 (1) des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Also darum, dass Menschen aufgrund Behinderung usw. nicht mehr diskriminiert werden. Das soll antiliberal sein? Meiner Auffassung nach ist das liberalistisch, sozialistisch und demokratisch. Möglicherweise wurde nicht an die Inklusionsbewegung gedacht (deren nötige erziehungswissenschaftliche Kritik spare ich mir hier, da es hierzu genügend gute Literatur gibt), sondern an Aufstehen, die neue linke Sammlungsbewegung.

Nun ja, da ich diese Bewegung ebenso unterstütze wie andere der neuen progressiven sozialen Bewegungen, die sich gegen eine falsch verstandene neoliberale Globalisierung richten, könnte man mir vorwerfen, mein Urteil sei etwas getrübt. Indes wird umgekehrt ein Schuh draus. Mir sind diese Bewegungen deswegen sympathisch, weil diese Bewegungen nicht antiliberal, sondern liberal, sozialistisch und demokratisch aufgestellt sind (dass es immer „Spinner “ und „Trolle “ in sozialen Bewegungen gibt, sei der Vollständigkeit halber angemerkt) . Hier sind keine Feinde der Freiheit am Werke. Vielmehr hat man s ich vorgenommen die Freiheit zu schützen vor einem ihrer größten Feinde, dem Neoliberalismus. Daher kann m an mit Bezug auf diese progressiven sozialen Bewegungen auch von einem richtig verstandenen, einem Kritischen Neoliberalismus, oder, was ich präferiere, vom Demokratismus sprechen. Anders ausgedrückt, auch der Neoliberalismus ist durch Illiberalität gekennzeichnet hat seine antiliberalen Elemente. Nicht anders als der Konservatismus, Demokratismus, Sozialismus, Republikanismus, Kommunitarismus, Veganismus, Ökologismus, die ebenso Liberalität und Illiberalität verbreiten können. Mithin darf der Glaube, dass der Neoliberalismus der Garant für liberales Denken wäre, als abwegig benannt werden. Hin und wieder ist der Neoliberalismus auch der Feind der Liberalität, und manchmal ist das auch gut, z. B. wenn er die Bekämpfung des Rechtspopulismus oder die Rechte der Tiere, wenn er also, allgemein gesprochen, demokratische Tugenden gegen eine falsch verstandene Liberalität unterstützt. Historisch ist übrigens interessant, dass sich viele Liberale als Steigbügelhalter der Nazis betätigt haben. Kur zum, liberal ist nicht immer gut, sonst würde liberales Denken nicht in der Lage sein, rechtsextremistische und rechtspopulistische Bewegungen mit den progressiven sozialen Bewegungen in einen Topf zu werfen. – Dr. Berno Hoffmann


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Gegen die Widerspruchslösung spricht auch eine ganz praktische Überlegung: Welche Klinik riskiert einen Prozess, weil nach der Organentnahme noch der Widerspruch aufgefunden werden könnte? Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat der Spende zugestimmt; das sollte ausreichen, wenn die Kliniken sich besser darum kümmern. – Friedrich Gebhardt


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Sie schreiben am Ende völlig zu Recht: „Der Mangel an Taten lässt die Moral wuchern. Das allerdings ist hier und heute weniger die Schuld der Theologen und Redakteure als die der Politik.“ Leider vergessen (?) Sie zu erwähnen, wer „hier und heute“ und bereits seit dreizehn Jahren die Richtlinien unserer Poltik bestimmt – die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und wird sie nicht fast ebenso lange schon – auch von Redakteuren – für ihren unaufgeregten, mit angeblich geradezu naturwissenschaftlicher Sachlichkeit betriebenen Politikstil gelobt? Und wird darüber der eklatante Mangel an Taten (Steuerreform, Altersversorgung, Digitalisierung, Pflege, …) ihrer vier Kabinette nicht geflissentlich vergessen, verdrängt oder bewusst verschwiegen? Ein weiterer Punkt, der in Ihrer bedenkenswerten Analyse zu dem Stichwort „Empörung von allen Seiten“ m. E. zu kurz kommt: die Fragmentierung unseres Staates und unserer Gesellschaft. Unser Volk zerfällt in immer kleinere, oft schrille und schillernde Interessen- gruppen, die lautstark und meist mit moralischem Anspruch und moralisierendem Unterton ihre vermeintlichen Rechte einfordern.

Die Dominanz der Volksparteien, der Einheitsgewerkschaften, der großen christlichen Religionen, um nur einige zerfallende Blöcke zu nennen, ist vorbei. Das muss für sich genommen nicht schlimm sein bzw. man muss es nicht schlimm finden, aber die daraus resultierende Kakophonie der Ansprüche und Forderungen erscheint mir sehr bedenklich. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Der gute Herr Ulrich möchte seine eigenen moralischen Ansprüche gerne verstecken, schafft es aber mind. dreimal im Text den Fleischkonsum als eines der wichtigsten ökologischen Probleme, zu benennen. Tja, da verfällt auch er dem Ablasshandel der Wohlstandsgesellschaft ; Fleischverzicht versus Wohlstandserhalt und Luxuskonsum. Ich sehe die Unmoral im gefühlten und befürchteten aber noch nicht ausgesprochenen Verzicht der Gesellschaft auf alles, was nach dem Essen, Wohnen und der Kleidung kommt. 80% sämtlichen Handelns dieser Gesellschaft ist schädlich für die Umwelt. Die Abschaffung der westlichen Hegemonie, des Kapitalismus und des Wohlstands sind die einzige Möglichkeit unsere Schuld zu tilgen. Mathematisch nützt es zwar nichts, wenn der Deutsche 50% weniger Fleisch isst und der Rest der Welt nur 1kG mehr zu sich nimmt, aber seis drum, der Ablass ist getan, Hauptsache die Ferienreise bleibt erhalten, und das E-Bike und das Smartphone….Nicht weniger Fleisch, sondern mehr! Dafür weniger Kreuzfahrten, Formel 1- Rennen, Motoryachten usw. Mit Spaßveranstaltungen wird niemand ernährt Herr Ulrich, nur bespaßt! – Reinhard Seevers


Leserbrief zu „Boom, boom, clap, clap“ von Felix Lill

Die Geschichte der Popmusik läuft auf einen musikalischen Einheitsbrei hinaus, wie der Artikel von Felix Ill klug herausarbeitet. Vielleicht einer der Gründe, weshalb ich immer weniger die gängigen Pop-Radiosender einstellen mag. Man muss, glaube ich, auch bei der Popmusik einen Gedanken anwenden, den Hegel schon vor 200 Jahren auf die Kunstgeschichte allgemein bezogen hat: Der läuft darauf hinaus, dass zwar immer wieder bedeutende Kunstwerke entstehen, die Kunst aber in ihrer „höchsten Bedeutung“ eine vergangene ist: die große Zeit ihrer maximalen Relevanz und Originalität hatte sie in Hegels Augen bei den alten Griechen. So mag es auch mit der Popmusik sein: Sie hatte ihre große originelle Zeit in den 60ern und 70ern des 20. Jahrhunderts, war hier verbunden mit bedeutenden gesellschaftlichen Veränderungen und Strömungen im Umfeld der 68er. Und das war’s. Danach bleibt im Wesentlichen Geschäft und Epigonentum – zunehmend digital unterstützt. Ein Hörvorschlag aus der guten alten Zeit: The Who live at Leeds, 1970: Drei junge Männer bearbeiten derart wild und leidenschaftlich Gitarre, Schlagzeug und Bass, dass dabei etwas rauskommt, was Hegel vermutlich das „Absolute Analoge“ genannt hätte: Musik als pure Gegenwärtigkeit, niemals und von niemandem reproduzierbar. – Dr. Olaf Hähner


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Das Thema, das Harald Martenstein im Zeitmagazin behandelt, ist sicher auf einer allgemeineren Ebene zeitlos, da es um die Frage geht, wie geschlossene Weltbilder und doktrinäre Meinungen entstehen und warum Meinungskämpfe nicht selten aggressiv bis fanatisch ausgetragen werden. Der Autor nennt als Gründe Ressentiments und Vorurteile, den Wunsch nach einem festen Standpunkt anstelle von Unsicherheit, einseitige Informationsgewohnheiten und das Ringen um Macht, wodurch das Auffinden von Gemeinsamkeiten verhindert werde.

Doch warum sollten diejenigen, die die jeweils gegnerische Meinungen verteufeln, „weder dumm noch böse“ sein, obwohl ein solches Verhalten durchaus „die Intelligenz beleidigt“. Vielleicht stellt die Lösung des Problems die Berücksichtigung Intellektueller, neurotischer, aber auch wirtschaftlicher Faktoren dar. Natürlich gibt es intellektuelle Defizite, die eine weitgehend sachliche Urteilsfindungen verhindern. „Der Mangel an Urteilskraft ist eigentlich das, was wir Dummheit nennen“, formuliert z.B. Kant, der hinzufügt, dass dem gar nicht abzuhelfen sei. Doch es gibt auch neurotische Gründe. Nicht umsonst sagen einige, dass die Migrationsdebatte „hysterisch“ geführt wird. Nun behaupten Psychoanalytiker, dass es bei dieser Neurose zu „Denkstörungen“ kommt, was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass man nur eine so eingeschränkte Zahl von Informationen aufnehmen, dass ein ausgewogenes Urteil unmöglich wird. Dennoch vertreten diese Leute ihre Meinung mit umso größerer Heftigkeit. Sie gehen dabei durchaus bösartig vor, da der Erfolg für sie die Mittel heilig. Zudem erkennen Sie oft instinktiv Schwachstellen des Gegners liegen. Manchmal sind sie belehrbar, wenn man ihnen die genannten Gründe vermittelt. „Hysteriker“ (im Sinne der psychoanalytischen Charakterlehre) haben aber auch eine starke Neigung zur Täuschung ebenso wie zur Anpassung, wodurch sie sich Vorteile erhoffen. Sie werden also gewöhnlich die Ansichten der Mehrheit, z.B. der „Guten“, übernehmen, da sie dadurch Ärger und Nachteile vermeiden. Auch wirtschaftlicher Erfolg stellt sich so leichter ein. Von Journalisten gilt das natürlich auch. Sie sind angeblich jedoch oft selbst nicht „hysterisch“, sondern lieben es nur, die Leser zu „hysterisieren“ und Skandalisierungs-Kampagnen zu betreiben.

Daneben gibt es Ideologen, die im gusseisernen Käfig Ihrer von Jugend auf schrittweise erlernten Vorurteile leben, wozu oft Persönlichkeitsstörungen, früher psychopathische Verhaltensweisen genannt, kommen. Solche Leute sind gut wie nicht veränderbar. Auch bei sog. Normalen sind die Prozesse, die zur Bildung verfestigter Meinungen führten, oft sehr vielschichtig. Deshalb riet Schopenhauer dazu, anderen Meinungen nicht zu widersprechen, denn um sie den Menschen auszureden, müsste man „Methusalems Alter erreichen“. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Gratulation zu ihrer realistischen und vernünftigen Sichtweise zu den Menschen die in den letzten Jahren hier aufgenommen wurden !, ich meine nicht zu übertreiben wen ich sage das auf solch eine Darstellung der Verhältnisse durch einen gemäßigten Politiker viele Menschen wie ein dürstender auf Wasser hoffen , man kann dem Land wirklich nur wünschen das die wichtigsten politischen Entscheider im Land dies ebenso sehen würden, und danach handeln und die Problematik der Afd und anderer ähnlicher Gruppierungen würde sich innerhalb kurzer Zeit magalisieren. – Mayrhofer Herbert


Leserbrief zu „Gegen die Angst“ von Martin Machowecz

Soeben habe ich in der Zeit den Artikel „Gegen die Angst“ gelesen und darum schicke ich Ihnen eine email, die ich in der vergangenen Woche an Unseren Bundespräsidenten geschickt habe. Es ist die Angst, die uns Menschen fast immer lenkt, weil das Gehirn die Aufgabe hat, uns sicher durchs Leben zu führen. Wie lange wird es noch dauern, bis die „Intelligenz“ in unserem Lande die Ergebnisse der modernen Hirnforschung zur Kenntnis nimmt??:

Ich beschäftige mich beruflich und privat mit moderner Hirnforschung und der Evolution und möchte Ihnen darüber berichten, in der Hoffnung, dass dieser Bericht auch den Bundespräsidenten erreichen wird.

Krawalle in Chemnitz: Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass unsere Gehirne uns Menschen sicher durchs Leben bringen sollen. Jede Gefahr, die unser Gehirn wahrnimmt, wird bewertet, verglichen und dann handelt das Gehirn selbstständig (im Unterbewußtsein). Ein Beispiel: Homo Sapiens vor 50.000 Jahren auf der Suche nach Nahrung in der Savanne. Plötzlich taucht ein Säbelzahntiger auf. Das Gehirn reagiert sofort, indem es die Hormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin produziert und ins Blut schickt. Die Folge: der Herzschlag wird erhöht, der Blutdruck steigt, das Immunsystem wird heruntergefahren. Das geschieht, damit wir sofort angreifen oder weglaufen können. Ist die Gefahr vorbei, reguliert das Gehirn die Hormonauschüttung wieder herunter. Doch an dieser Stelle kann es problematisch werden; wenn das Gehirn „glaubt“ die Gefahr ist nicht vorbei, dann werden witerhin die Stresshormone ausgeschüttet, ohne dass wir bewußt eingreifen können und das ist absolut schädlich für uns.

Nun meine Theorie: „Wenn also Menschen unbewußt Angst haben, dann können sie nicht realistisch denken, weil ihre Gehirne den Flucht oder Angriff-Modus nicht verlassen können, permanent werden die Stresshormone ausgeschüttet. Angst vor Arbeitslosigkeit, vor der Digitalisierung, vor allem Fremden und vor Überfremdung usw. können Auslöser sein, auch wenn diese Ängste keinen realistischen Hintergrund haben. Menschen in diesem Zustand reagieren nicht „normal“ , entweder greifen sie an oder laufen weg. Doch dieses Handeln wird aus dem Unterbewußten gesteuert und kann sich im Gehirn verfestigen, vor allem dann, wenn der Eindruck entstanden ist: „Die da Oben machen sowieso was sie wollen, um uns kümmert sich niemand“. Unsere Demokratie ist in Gefahr, wenn die Mehrzahl der Menschen nicht mehr versteht, was die Politik eigentlich macht. Und ich glaube, dass wir genau diesen Zustand erreicht haben. Als Homo Sapiens noch in kleinen Gruppen auf dem Weg rund um die Welt war, da lernten die Gehirne jeden Tag alles neu. Ohne Strassen, ohne GPS und ohne fahrbaren Untersatz eroberten die Menschen zu Fuß die ganze Welt. Davon sind unsere Gehirne bis heute geprägt, denn sesshaft geworden sind wir erst vor ca. 10.000 Jahren, evolutionär gesehen ist das eine sehr kurze Zeit. Die Wanderungen um die Welt geschahen in kleinen, überschaubaren Gruppen, jeder kannte jeden, innerhalb dieser Gruppen gab es kaum Ängste, weil jeder auf jeden angewiesen war, die Gruppe mußte zusammenhalten, um überleben zu können. Heute leben viele Menschen völlig vereinzelt, Kinder wachsen „alleinerziehend“ auf. Und dann ist da noch die Globalisierung, die kaum jemand in seiner Komplexität verstehen kann. All das zusammen genommen erzeugt Ängste, die im Unbewußten wirken und vom Verstand nicht reguliert werden können, weil wir auf das Unbewußte keinen Zugriff haben.

Darum sind Ausbrüche, wie jetzt in Chemnitz nicht außergewöhnlich, sie sind Ausdruck unermesslichen Angst, die sich im Unbewußten abspielt. Der amerikanische Hirnforscher David Eagleman schreibt in seinem Buch, „Inkognito“ unter anderem, 2 Paradigmenwechsel hat die Neuzeit bis jetzt erlebt, zuerst war es Gallilei, der die Sonne in den Mittelpunkt unseres Sonnensystems stellte, dann folgte Darwin, der den „lieben Gott“ entronte, indem er Homo Sapiens von einem Ur-Affen abstammen ließ. Jetzt müssen wir feststellen, dass unsere Gehirne ganz anders funktionieren, als es immer noch an vielen Orten gelehrt wird. Seit Hirnforscher wissen, dass unsere Gehirne plastisch sind, sich also in jedem Moment verändern; äußere Reize und Reize aus dem eigenen Körper entweder als wichtig oder unwichtig einschätzen, dementsprechend verarbeiten, ständig auf Gefahren achten, (wir essen keinen stinkenden Fisch), alle Funktionen des Körpers permanent kontrollieren, mit den äußeren Reizen vergleichen und einordnen. Nun wird es Zeit, dass die Politik sich um dieses Thema kümmert und den Menschen vermittelt, dass wir Alle umdenken müssen.

Ich möchte mich ein wenig beschreiben, geboren 1937 in Hamburg, 1943 den Vater in Stalingrad verloren, das Geschäft und die Wohnung meiner Eltern in Hamburg im Juli 1943 ausgebombt, aufgewachsen in dem Dorf Dibbersen in einem kleinen Wochenendhaus, ohne fliessend Wasser und ohne Strom, aber mit einer liebevollen und gleichzeitig strengen Mutter. Volksschule in Dibbersen, anschließend Realschule in Buchholz. Dann Schlosserlehre, Monteurarbeiten im In-und Ausland, insgesamt 15 Jahre, danach Wechsel in eine Tauchsport-Firma, dort Leiter der Tauchanzugfertigung 14 Jahre lang. Es folgte 1 Jahr in einem Sägewek, nach der Pleite 1985 gründete iich die Firma Beluga Tauchsport. Bereits 10 Jahre später, musste ich 20 Mitarbeiter entlassen, dank der Globalisierung kamen die Tauchanzüge nun aus China. Auf der Suche nach Arbeit für 4 „Übriggebliebene“ stieß ich auf einen Ergotherapeuten, der mich bat, für einen seiner Patienten eine Sandweste herzustellen. Da der Einsatz dieser Weste erfolgreich war, bestellte er immer wieder solche Westen. Seine Erklärungen verstand ich als Maschinenbauer und Tauchanzughersteller nicht, fand dann aber das Buch „Neustart im Kopf“ von Norman Doidge. Doidge beschreibt in diesem Buch die Entdeckung der Plastizität der Gehirne. Nun war meine Neugier geweckt, ich wollte alles über unsere Gehirne wissen. Im vorigen Jahr, inzwischen bin ich 80 Jahre alt, habe ich die kleine Firma in jüngere Hände gegeben und versuche nun möglichst viele Menschen zu überzeugen, dass wir in Bezug auf unserer Gehirne umdenken müssen. Darum auch dieser Brief.

Nun möchte ich die wichtigsten Autoren und ihre Bücher nennen, die mich zu diesen Überlegungen gebracht haben: Joachim Bauer: „Warum ich fühle, was Du fühlst“, „Das Gedächtnis des Körpers“, „Das kooperative Gen“, „Schmerzgrenze“, „Selbststeuerung“, „Arbeit“. Niels Birbaumer: „Dein Gehirn weiss mehr, als du denkst“, „Denken wird überschätzt. Norman Doidge: „Neustart im Kopf“, „Wie das Gehirn heilt“. Eric Kandel:“Auf der Suche nach dem Gedächtnis“. Herrman Parzinger:“Die Kinder des Prometheus“. Hans Joachim Maaz:“Das falsche Leben“. – Jürgen Pastorino


Leserbrief zu „Ein bisschen Wut“ von Ulrike Gastmann

Geschätzte sprachbegabte Ruferin des Ostens, Keine Zweifel. „Ein bisschen Wut „des Ostens ist garnicht mal schlecht. Auch kann man in dieser tauben und verblendeten Gesellschaft Verlierer sein ,ohne andere zu hassen, diese Semantik über die Ereignisse in Chemnitz sind optimal und voll gerecht. Wenn jedoch das mediale Orchester bloß erneut vorrangig am lautesten und abstoßendsten zu übertönen weiterhin medienwirksam seine „Propaganda-Strategien mit Radikalisierung-Popularisierung-Rivalisierung“ zu instrumentalisieren versucht. Gehen einmal mehr alle sanften Töne der schweigenden und erduldenden Mehrheit in OST und West kläglich unter und werden als „Wortklauberei“ der Widersprechenden im Mainstream der Meinungen und Stimmungen listenreich als falsch verbucht: „Es gab keine Hetzjagd, keinen Mob „-damit hat Ihr Sachsenkönig -Kretschmers sogar völlig zu recht hingewiesen.

Denn wer nicht erkennen will, das alle Problematik und Dramatik um Chemnitz bloß eine semantische Auslegung/Deutung der Hetz/-Hass-Debatte darstellt- setzt sich doch eindeutig selbst allein bloß in die Miesen.(Missdeutungen) Das mutige SachsenWort-Keine Hetzjagd und keinen Mob-ist keine Verharmlosung durch Wegschauen -kein Zwinkern nach rechts -Wie Partei-Vize R.Stegner und Grünen -Chefin A. Baerbock so unsinnig leichtfertig in der BILD gern behaupten. Nein -beide betreiben ein böses Wortspiel und Zweck Rhetorik-um im Mainstream -Unsinn allein bloß zu verweilen. Sie wollen damit die Kern-Semantik aller wohlmeinenden Politik und Vernunft lediglich enthaupten. Das ist für mich die eigentliche kulturelle Ignoranz und Arroganz ,die als Übergriffigkeit von uns empfunden wird;(als ein bisschen Wut),weil gerade diese Semantik den Afd-Populisten in die Hände spielt. Richtig, man bräuchte ein wirkliches Besinnen und Nachdenken,um all diesem Medien-Unsinn zu entrinnen. Darauf, dass es Not tut ,zu allen Zeiten und Orten wo Politik gemacht wird, Mitsprache und echte Teilhabe einzubeziehen. Sonst gehen die Menschen, die noch Menschen bleiben wollen, lieber auf die Straßen zum Demonstrieren-von den Medien unverziehn. Ein bisschen Wut muss also sein! Kein Frieden auf Erden kommt doch von sich ganz allein! – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Wie bildet man eine Bildungsnation?“ von Manuel J. Hartung

Nennen Sie das Kind beim Namen. Ich war eng mit einer Schule im Elternbeirat verbunden und durch meine Kinder auch darüber hinaus. Die SPD regierenden Länder schneiten ständig schlechter ab als die konservativ regierenden Länder und das nicht erst seit heute. Und dort wo die Grünen mit in der Regierung saßen, wie in NRW, wo ich auch lebe, sieht es noch schlechter aus. Die Leser der „Zeit“ wollen auch die Gründe wissen. Warum ist ihr Autor so zurückhaltend? Die Bildung formt eine Gesellschaft über das Wohl und Wehe des Zusammenlebens. Die Politik hat komplett versagt. Das höchste Gut einer intakten Gesellschaft. Wir hätten heute nicht das ganze Drama, was sich gerade abspielt, ertragen müssen. Die Kultusminister der Länder hätten zum Teufel gejagt werden müssen. Nichts, aber auch gar nichts ist passiert. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Um es mit den Worten meines verstorbenen Freundes zu sagen: „genau, mit anderen Worten: ganz genau.“ – Thomas Miesel


Leserbrief zu „Jetzt droht der Hammer – Was haben die Chefs gewusst?“ von Claas Tatje

Die „Zeit“, wie so oft. berichtet eigentlich immer astrein. Einige Beiträge sind, sagen wir; ;gewöhnungsbedürftig. Ich behaupte: Winterkorn wusste gar nichts. Der Rufmord war, wie so oft, überhastet. Wie stellen sich manche Journalisten die Arbeit eines Vorstandsmitgliedes vor.? Der ist weit weg vom Geschehen. Der Vorsitzende weiß gar nichts. Der erschließt neue Märkte und verhandelt mit Ministern bis hinauf zum Präsidenten. Er betreibt Kundenpflege und tourt auch sonst durch die Welt. Wie grünäugig muß man sein, um so viel Wind um den Mann zu machen. In ihrer gleichen Ausgabe ist ein Beitrag über „Moral“ von Bernd Ulrich zu lesen. Das sollten viele Kollegen anderer Printmedien sich zu herzen nehmen. Die kommen sonst nie von der Lügenpresse weg. Vom Fernsehen will ich gar nicht erst reden. Da sitzen alles Nachfolger von Karl-Eduard von Schnitzler, Chefagitator der DDR. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Eine klare Ansage, verständlich und nachvollziehbar. Merci – Max Steinacher


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ich finde es sehr richtig, Asylbewerbern, die eine Arbeitsstelle gefunden haben, Deutsch lernen und sich in Deutschland wohlfühlen, eine Möglichkeit zu bieten, in Deutschland zu bleiben, unabhängig von dem Ausgang ihres Asylverfahrens. Was Boris Palmer hier jedoch als einen Spurwechsel in die Gegenrichtung bezeichnet, sehe ich sehr kritisch. Gerade solche Asylbewerber, die mit der Polizei in Konflikt geraten, in zentralen Aufnahmeeinrichtungen unterzubringen, schürt meiner Meinung nach Gewalt und Probleme in diesen Einrichtungen. Wie soll es diesen Asylbewerbern gelingen, sich in Deutschland zu integrieren und in die Gesellschaft, wie sie hier funktioniert, einzuleben? Es ist denke ich sehr gefährlich, gerade jene Asylbewerber in Zentren zusammenzustecken, die auffällig geworden sind.

Außerdem schreibt Boris Palmer in seinem Text, dass es nicht rassistisch ist, wenn Gewaltverhalten von Asylbewerbern weniger duldsam behandelt wird, als ähnliches Verhalten von „Inländern“. Er begründet dies damit, dass Asylbewerber hier Hilfe in Anspruch nehmen und demnach auch den Helfenden Achtung entgegenbringen müssen. Ich glaube an dieser Stelle sollte man sich einmal die Frage stellen, ob die Bedingungen, in denen einige Asylbewerber bei uns in Deutschland leben und teilweise untergebracht sind, wie sie medizinisch und sozial versorgt werden, wirklich so sind, dass in so einer Situation ein einwandfreies Verhalten zu erwarten wäre. Ich glaube, man muss ansetzen bevor es zu solchen Fällen, wie in dem Artikel beschrieben, kommt, indem man die Situation des Einzelnen mit etwas mehr Empathie betrachtet und dabei nicht aus den Augen verliert, dass es hier um Menschen mit individuellen Erfahrungen und Situationen handelt. – Luisa Gerdsmeyer


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Es gibt gute Gründe zum Ausschluss der Öffentlichkeit im Jugendstrafverfahren, in allen anderen Verfahren wird der Richterspruch ausführlich begründet – und dann oft öffentlich, auch von manchen Politikern (die es eigentlich besser wissen sollten) kritisiert. Aber zur Sache selbst: Man stelle sich vor, die ethnische Verteilung wäre umgekehrt, also ein „Volksdeutscher“ hätte ein afghanisches Mädchen erstochen, weil sie ihn verlassen hat. In diesem Fall wären der „Öffentlichkeit“ selbst die 8 1/2 Jahre viel zu hoch gewesen. Man hätte eine erheblich Teilschuld dem Mädchen zugesprochen und im Leben des Täters nach „mildernden Umständen“ gesucht (z.B. ein Kindheitstrauma, weil man ihm mit 4 Jahren den Schnuller weggenommen hat). So tickt das „gesunde Volksempfinden“ – und der Vernünftige weiß, was er von ihm halten soll! – Günther Lettau


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Der Satz:“Nach ihrem Tod beziehungsweise in manchen Fällen „Hirntod“…..“ ist schlicht unwahr. Nur vom lebenden (hirntoten) Körper können Organe verwendet werden, nicht nur manchmal. Das ist ja schliesslich die Krux.Könnten die Organe vom toten Menschen verwendet werden, wäre die Zustimmung viel grösser. – Friedrich clemens


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Mein Körper gehört mir! Daran kann und darf auch die jetzt diskutierte Widerspruchslösung nichts ändern. Denn sie definiert menschliches Dasein als rein zweckgebunden, was ja für viele Lebensbereiche heute schon gilt. In letzter Konsequenz heißt das: Der Mensch wird geboren um zu konsumieren. Wenn er dazu nicht mehr taugt, soll man ihn wenigstens noch als Ersatzteillager benutzen können. Die Behauptung, dass jedes Jahr hunderte von Menschen sterben, weil sie kein Spenderorgan erhalten, war schon immer falsch und bleibt auch falsch. Diese Menschen sterben, da sie krank sind. Es kann nicht sein, dass jeder Gesunde automatisch in der Verantwortung steht gegenüber einem Kranken, der ein Organ braucht. Zudem erscheint mir die Forderung nach der Widerspruchslösung bis zu einem gewissen Grad unehrlich, da sie ingeheim darauf hofft, dass möglichst viele nicht widersprechen, wobei dies nicht unbedingt auf einer wohlüberlegten Entscheidung beruhen muss. – G. Lambertz


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Ein hervorragender Beitrag! Er spiegelt die Gegenwart 100%zig! Unser Rechtsstaat wird überstrapaziert:wir wollen mal wieder die Besten sein! Beispiel: zwei Polizisten fordern einen Farbigen auf,sich auszuweisen.Der Farbige erstattet Anzeige,es kommt zur Gerichtsverhandlung:der Farbige bekommt Recht:das Verlangen der Polizisten sei unverhältnis gewesen!So untergräbt man nicht nur den Respekt vor der Polizei,sondern auch deren Pflicht ,observierend tätig zu sein.. 2. Beispiel : bei etwas gutem Willen der Justiz hätte das Bestehen auf Rückführung des abgeschobenen Tunesiers ( um ihn noch einmal zu hören!) auch anders gelöst werden können. Bei der Gelegenheit: der Gesetzgeber ist dringend aufgefordert , das Alter der Strafmündigkeit der Jugendlichen abzusenken. Daß z.B. jugendliche Mörder bis zum 21. Lebensjahr nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden,ist ein Unding. Wir leben in anderen Zeiten. – Jörn Knigge


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Ein Leitartikel, der diesen Namen verdient! Chapeau, Herr Ulrich! Man könnte die moralische Aufladung der ökologischen Debatte auch mit Charles Taylor als Reaktion auf das „Unbehagen an der Immanenz“ deuten: „Das Bedürfnis nach Sinn kann man also durch eine Wiederbelebung der Transzendenz stillen, aber man kann auch versuchen, das ‚Eine, was nötig ist’ rein immanent zu bestimmen, beispielsweise durch das Projekt, eine neue Welt der Gerechtigkeit und des Wohlstands zu schaffen“ (Ein säkulares Zeitalter, S. 525). Ich sage das nicht abwertend, denn das Ziel etwa der Energiewende ist ein hehres. Es sollte nur das „Eine, was nötig ist“, die Frage nach Gott und dem eigenen ewigen Wohl und Wehe, nicht verdrängen! – Marcel Haldenwang


Leserbrief zu „»Es geht hier um Hinterfotzigkeit«“ von Katrin Wilkens

Soll er mal probieren, der Herr Seminarteilnehmer, ob er es schafft sich an mir an der Supermarktkasse vorbeizubrüllen. – K.L. Scharnweber


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Da ist Ihnen ein aufrüttelnder Bericht in obendrein ausgezeichneter Übersetzung gelungen, einer wirklichen Übersetzung nämlich, nicht einer Übertragung von Internationalismen in ihre deutsche Form, die oft zu Lasten der Griffigkeit oder gar des zutreffenden Inhalts geht. Sogar der seit einiger Zeit sich im Deutschen ausbreitende englische Plural wird weitgehend vermieden. So wird der Artikel sprachlich packend. Glückwunsch! Und: danke! – Gesa Pansch


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Vielen Dank für Ihren Artikel, den ich mit Interesse gelesen habe. Mit Ihrem Artikel bestätigen Sie als höchster Moralapostel der ZEIT in eindrucksvoller Weise die Analyse von Arnold Gehlen. Ihr Diktum „Manches muß einfach verboten werden, dass die Gesellschaft von ethischen Debatten entlastet wird!“ ist nicht unmoralisch, sondern perfide. – David Cramer


Leserbrief zu „Im Namen der Opfer“ von Evelyn Finger

Es geht um die Wahrheit! „Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die böen Geister des himmlischen Bereiches.“ Eph 6, 12 Jorge M. Bergolgio habe wichtigere Themen, so Kardinal Cupich als sich mit dem sexuellen Missbrauch zu beschäftigen; nämlich Klimawandel und Migration. Täter und Vertuscher des sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen – in der Regel männlich – zeigen eine Struktur des Verschweigens, des Vertuschens und der mafiösen Karrieförderung im US-amerikanischen Episkopat wie auch auch welt-weit in katholischen Kirche. Dieses geht es offensichtlich nur noch darum, von sich abzulenken und andere Themen zu setzen. Die Verkündigung des Evangeliums kommt darin nicht vor. Ähnliches ist auch in den europäischen katholischen Ortskirchen zu beobachten; sie schweigen weitgehend und tun erschüttert. Sie offerien eine Papsttreue die Gläubige erschreckt. „Wer bin ich, um zu urteilen?“ eines Jorge M. Bergoglio wirkte als Brandbeschleuniger. Das Zeugnis des Erzbischofs Viganó ist erschlagend- und zeigt die Problematik die Struktur des Verschweigens und Vertuschens und Desinteressens.

Man muss daraus schließen, dass gar kein Interesse an der Wahrheit oder an den Opfern existiert. Der Grund ergibt sich aus zweierlei Sachverhalten. Zum einen kommt immer mehr zum Vorschein, dass es im Kern und in der Mehrheit gar nicht um sexuellen Missbrauch an Kindern beiderlei Geschlechts geht. Es geht um eine postmoderne Neufauflage des antiken Lustknaben. Junge Männer („special-boys“) stehen weitgehend im Fokus der Täter („predators“), die in Abhängikeit gehalten werden. Die Gesellschaft kümmert dies wenig, so lange es mündige junge Männer sind. Wehe nur, wenn es sich um Kinder handelt. Homosexualität ist gerade der Zankapfel der Moraltheologie unserer Tage. Sind homosexuelle Handlungen in sich schlecht oder handelt es sich um eine berechende Schöpfungsvariante? Daran entlang verläuft die Streitlinie. Es geht dem Katechismus an den Kragen, nicht mehr und nicht weniger. Sogar Erz-Bischöfe, Priester, ec. wollen solche „Bünde“ auch segnen, weil sie so viel beinhalten für einander.

Das Drama liegt genau da. Seminaristen haben einem aktiv homosexuellen Klerus „gedient“ als Lustknaben, die in Abhängigkeiten standen. in solch einem Seminar machte Karriere, wer dem Kardinal McCarrick als Betthaserl zur Verfügung stand. Ein Anziehungspunkt für homosexuelle junge Männer ist das. Homosexuelle Strukturen im Klerus bilden sich genau auf solchen Wegen. Die gegenwärtige Krise in der ganzen katholischen Welt-Kirche ist eine Krise des Zölibats, die von Männern verursacht wurde, die gar nicht wollen, den versprochenen Zölibat zu leben. Hauptsache, man lebt ihn nicht mit Frauen aus, heißt das Motto. In Rom wurde diese Form von Zölibatsbruch weitgehend geduldet, gedeckt und vertuscht. Lediglich Benedikt XVI. wehrte sich vehement gegen diese Abart; man hat es ihm nicht gedankt. „Wer bin ich, um zu urteilen?“, das war der Brandbeschleuniger des Jorge M. Bergoglio, der „hinterlistiger“ Kerl, der ungeeignet für Bischofsamt ist – so sein ehemaliger General.

Bergoglio kümmerte sich um derartige Strukturen gar nicht. Er hat diejenigen in sein Umfeld geholt, die seine Agenda voranbringen konnten. Darunter dann eben auch einen McCarrick oder einen Danneels und andere. Diese Fehler holen ihn jetzt ein. Es geht gar nicht darum, ob Recht-Gläubige eine Rechnung mit dem Papst offen haben. Es geht um die Wahrheit. Die Wahrheit ist an den Tag zu bringen. Gerade die Lumpen und Gesellen, die in der Vergangenheit am lautesten nach Transparenz, Aufklärung und Dialog gekläfft haben, reden nun dem Schweigen das Wort. Liberale, linke Gesellen/innen, die schon seit Jahrzehnten insbesondere in der Moraltheologie aber auch in dogmatischen Fragen „zeitgemäße Änderungen“ der Lehre der Kirche verlangen, sehen sich durch Papst Franziskus „an der Macht“. Das Lk-Evangelium 11, 29-32 berichtet, dass immer mehr Menschen zu Jesus kommen. Aber Jesus ist nicht erfreut über ihr Interesse, sondern urteilt: „Diese Generation ist böse“. Sie fordern Zeichen, obwohl sie schon längst eines haben: Jesus selber! Er ist das Zeichen“ „Diese Generation“, verweigert sich seiner Botschaft und fordert weiterhin Zeichen. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben…“ Joh 14, 6.

Die praktische heuchlerische Umsetzung von Amoris Laetitia und die faktische Zulassung konfessionsverschiedener Paare zur Interkommunion sprechen eine deutliche Sprache, der „Großreformer“, dieser Irrlehrer, die der hl. Pauls Betrüger (2 Kor 11, 13) nennt; die Offenbarung nennt sie Lügenapostel (Offb 2, 2). Ich nenne sie nur Lumpen und Taugenichts; Wölfe, Mietlinge, die sich in die Herde eingeschlichen haben; und sie werden sie nicht schonen. Es ist eine Krise, die in den Strukturen der Kirche Jesu Christi weltweit seit mehr 40 Jahren ihn Unwesen treibt; eine weitere Folge des II. Vatikanums. Die Geißel der Unzucht (II.Vat., GS 47) treibt in all seinen Facetten ihr Unwesen. Bergoglio ist ein Mann, dessen rücksichtloser und zynischer Modus Operandi in Argentinien bekannt war, bevor er zum Papst gewählt wurde. (Vgl. das Buch The Dictator Pope von Henry Sire); aber auch Kenner des Bergoglios in Argentinien; es ist kein Mangel an Zeit, der ihn hindert sein Heimatland zu besuchen. Er hat dort tatsächlich kräftige Feinde. Abtreibung und Homosexualität sind für ihn eine gastfreundliche Kirche. „Wer soll ich richten?“ sagte Bergoglio, als er nach schwulen Priestern gefragt wurde. Die Francis Agenda wird jetzt wirklich erst richtig erkannt – die Mainstream-Medien merken dies und wollen gegensteuern.

„Gott lässt sie dem Irrtum verfallen, so dass sie die Lügen des Satans glauben, damit alle gerichtet werden, die die Wahrheit nicht glauben…“ 2 Thess 2, 11f.. Pope Francis ignorierte bewusst das Zeugnis Viganós; aber dieser Papst ist bereit, alle Arten von Vergehen zu übersehen, solange der Täter für ihn nützlich ist. Vgl. auch Kardinal Maradiaga, Honduras. Das Team Francis scheint ein Licht zu dämmern, dass Not am Mann ist. Zu seiner ewigen Schande und mit Hilfe unwissender weltlicher Nachrichtensender und -zeitungen will es sicherstellen, dass die Öffentlichkeit es nicht versteht und weiterhin an den Reformator Franz glaubt. „Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten“ 1 Kor 15, 33, das ist die Hl. Schrift Trost und Zuspruch: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ Lk 12, 32.
Es gibt in der Kirche Skandale, tadelswerte und beschämende Vorkommnisse; kein Katholik kann das leugnen. Die Kirche hat sich immer dem Vorwurf und der Schande ausgesetzt, Mutter unwürdiger Söhne zu sein. Sie hat gute Kinder, und weitaus mehr solche, die schlecht sind… Gott hätte eine Kirche gründen können, die rein ist; er hat jedoch vorhergesagt, dass das vom Feind gesäte Unkraut zusammen mit dem Weizen wachsen werde bis zur Ernte am Ende der Welt. Er sagte, dass seine Kirche einem Fischernetz gleiche, in dem sich „Fische aller Art“ befinden, die aber erst am Abend sortiert werden (Mt 13,47f). Und er ging noch weiter und erklärte, dass es weitaus mehr Schlechte und Unvollkommene als Gute geben würde. „Viele sind gerufen“, so sagte er, „aber wenige auserwählt“ (Mt 22,14), und sein Apostel verkündet, dass es einen Rest gibt, der aus „Gnade erwählt ist“ (Röm 11,5). Es gibt also in der Geschichte und im Leben der Katholiken unaufhörlich eine Menge Dinge, die dem Widerspruchsgeist in die Hände arbeiten…
Wir lassen aber den Kopf nicht vor Scham sinken und verbergen unser Gesicht nicht in den Händen, sondern erheben Gesicht und Hände zu unserem Erlöser „Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn…, so schauen unsere Augen auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig ist“ (Ps 123,2). Wir wenden uns an dich, gerechter Richter, denn du schaust auf uns. Wir machen uns nichts aus Menschen, solange wir dich haben… solange du uns, wenn wir versammelt sind, gegenwärtig bist, und wir dein Zeugnis und deine Zustimmung in unseren Herzen tragen.“
Sel. John Henry Newman (1801-1890), Theologe, Konvertit und Kardinal, Gründer eines Oratoriums in England. Aus: Predigten zu verschiedenen Anlässen, Nr. 9, 2.6 Dr.Dr. Michael Joseph Schaaf


Leserbrief zu „Gegen die Angst“ von Martin Machowecz

Wie ist das nur möglich? Da werden wir bereits von Angsthasen regiert, die dann auch noch wiedergewählt werden wollen! Solche Politiker braucht kein Mensch. Dabei ist es doch gar nicht sooo schwer. Die Leute haben einfach genug von wohlfeilen Worten und möchten schlicht und einfach mal Taten sehen. Wie wäre es also mit einer mediengerechten Abschiebung ausreisepflichtiger Asylbewerber bei bestem Tageslicht vor laufenden Kameras und klickenden Fotokameras unter Anwesenheit des Ministerpräsidenten, der dabei mit anerkennenden Worten nicht spart und vor Genugtuung dabei fast in jedes bereitgehaltene Mikrofon „beißt“ und keinesfalls verbiestert oder gar dröge `dreinblickt ? Das sind dann mal Taten und Bilder, die so mancher Bürger endlich einmal in den Abendnachrichten sehen möchte! Das Gute dabei, der Vorgang läßt sich beliebig wiederholen und man gewinnt dabei nicht nur verlorgengeganges Vertrauen mancher Bürger zurück, sondern gewinnt selbst auch noch an Statur und vielleicht auch eine Wahl. So einfach kann Politik sein! – Axel Jeske


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Nur wenige Menschen in Deutschland besitzen einen Organspendenausweis. Die Last der Entscheidung für oder gegen eine Organspende liegt oftmals bei den Angehörigen. Als einem Angehörigen gilt meine erst Sorge dem kranken oder verunglückten Partner, Freund oder Verwandten. Da ist es schon eine äußerst schlimme Nachricht, wenn ich vom Arzt über dessen Hirntod informiert werde. Er macht mir damit deutlich, dass jede weitere Therapie nicht mehr zu einem Überleben führen würde. Anschließend will mir der Arzt vermitteln, dass eine Organspende vier oder fünf sehr kranken Menschen helfen kann. In dieser Situation und ohne Kenntnis vom Willen des Betroffenen fällt eine Entscheidung sehr schwer, ich fühlte mich überfordert und einem Gewissenskonflikt ausgesetzt. Deshalb würde ich die Einführung der Widerspruchsregelung befürworten. – Prof. Dr. Wolfgang Hachtel


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Ihrem Meinungskommentar auf der ersten Seite der ZEIT entnehme ich, dass Sie so berauscht waren, dass Sie die Inhalte einiger Songs (z.B: von K.I.Z.) nicht mehr wahrgenommen haben. Da waren nicht nur „humanistische Sätze“ zu hören, sondern Aufforderungen zur Gewalt – voller Hass. Ich finde es traurig, dass die einst liberale, objektive ZEIT sich in ein linkes Kampfblatt bzw. „Merkel-Unterstützer-Blatt“ gewandelt hat. Eine faire Darstellung der politischen, gesellschaftlichen Geschehnisse kann ich leider nicht mehr erkennen, und so wird die ZEIT (leider) immer weniger „meine Zeitung“. – Reimond Rohde


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich stimme Ihnen voll zu. Der in der etablierten Politik, vielen Medien und Verlagen vorherrschende Typ von selbstgerechtem Humanismus schafft ein Vakuum, dessen Anziehungskräfte Gruppierungen wie die AFD zwangsläufig nach oben ziehen. Dazu will ich auf „Homo Deus“ verweisen, wo (moderner) Humanismus als die Abkehr des Sinns von Aussen und Oben und Ersetzung durch eine Sinnfindung von Innen definiert wird. Wenn ein Vakuum mit Sensibilisierung für bislang nicht Gehörtes verbunden ist, wird eine neue Stimme als das Innere ansprechende Botschaft empfundenen und nicht weiter auf Differenzierungen hin überprüft. – Martin Bode


Leserbrief zu „Der Tag, an dem die Welt fast unterging“ von Marc Brost

Prinzipell hätte das ein schöner und interessanter Artikel sein können. Ich lese ihn trotzdem nicht. Warum? Weil ich es für skandalös halte, dass in einem Artikel mit neun Interviewpartnern keine einzige Frau zu Wort kommt. Gibt es keine Investmentbankerinnen? Waren durch die Lehman Pleite keine Frauen betroffen? Gibt es in den Reihen der vielen guten Politikerinnen keine, die kompetent zu Fragen des Autors hätte Stellung nehmen könnte? Oder hält der Autor Frauen und deren Sicht auf die Welt schlicht für irrelevant wenn es um das Thema Finanzen geht? Von einer Zeitung wie der ZEIT, die ich seit vielen Jahrzehnte gerne lese, hätte ich mir eine ausgewogenere Herangehensweise an die Thematik erwartet und gewünscht. Statt dessen erhalte ich das – durch den Artikel deutlich manifestierte – Signal, dass sich seit den 1950er Jahren der Blick auf Finanzen und Frauen anscheinend auch bei Ihren Autoren nicht geändert hat. Sehr schade! – Katrin Steinack


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Endlich der erste vernünftige Beitrag zum Thema „Flüchtlinge in Deutschland“. Chapeau! – Dr. André Hempel


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Ich verstehe nicht, dass die ZEIT und alle anderen Zeitungen, die in den Presseschauen von DLF und NDR Info zitiert werden, nicht erwähnen, dass Handel, besonders Fernhandel, das Klima heizt. Vor rund 120 Jahren warnte der Chemiker und Nobelpreisträger Svante Arrhenius vor dem Kohlendioxid, und inzwischen sind weitere Treibhausgase wie das Methan durch (auch deutsche) Kühe und Schafe hinzugekommen. Aber Wirtschaftswissenschaftler und die Anhänger einer liberalen Wirtschaft tabuisieren das Problem und halten die Folgen , etwa die Verstärkung der Dürre in der Sahelzone, für belanglos. Vielleicht nutzt Trump, der die Klimatheorie für eine Lüge hält, mittelbar der Menschheit! Man muss auch bedenken, dass die Industrialisierung der europäischen Länder durch Beschränkung des Außenhandels geschah. – Erika Reiber


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ich unterrichte an einer Berufsbildenden Schule in Niedersachsen die sog. unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Wenn ich nachmittags durch die Fußgängerzone meiner Stadt gehe, sehe ich nicht lauter dunkelhäutige, fremd aussehende Männer, sondern ich treffe Mohammed, Ahmad und Mustafa oder Freunde von ihnen. Manchen gebe ich die Hand, manche umarme ich sogar, auch wenn sie – oh Schreck – Muslime sind! Natürlich finde ich nicht alles gut, was sie so denken und sagen. Aber welcher Mittel- oder Oberstufenlehrer kann das denn behaupten? Ich verstehe die ganze Aufregung einfach nicht. Lernt doch diese „Moslems“ mal kennen. Es sind tatsächlich einfach nur ganz normale Jungs. – Dr. Kristin Lindemann


Leserbrief zu „Für ein Recht der Gastfreundschaft“ von Étienne Balibar

Das Problem aller Probleme liegt in der Bildung. In Afrika wurde das sträflich unterlassen zum Zwecke der Macht einiger wenige, die sich im Ausland haben bilden lassen, um dann ihr Unwesen in ihrem Heimatland zu treiben. Das hatte für mich alles Methode. Selbst in Deutschland wurde das durch eine lebensfremde Ideologie festgeschrieben. Wir stellen zwar die Räumlichkeiten zur Verfügung aber lernen müsst ihr selbst. Ich kann nur für NWR sprechen Konsequenz: Die Firmen werden mit Schülern konfrontiert, die sie daran verzweifeln lassen. Fachkräfte sind so gut wie ausgestorben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Seit über 40 Jahren lese ich regelmäßig die Zeit, selbst während meiner Zeit im Ausland. Ich habe diese Zeitung -von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen- immer sehr geschätzt, insbesondere weil sie sich bewußt von der jeweiligen Hysterie klar abgegrenzt hat und die jeweiligen Artikel ein hohes Mass an Objektivität hatten. Wo das einmal nicht der Fall war (Thema Flüchtlingskrise), haben gerade Sie persönlich durchaus auch Fehler eingeräumt. Ich sage das ganz bewußt, da ich hier in Berlin Flüchtlinge betreue und mich manchmal wirklich frage, wie wir Integration „schaffen“ wollen.

Tief bestürzt, geradezu schockiert bin ich jedoch über den Artikel „ Die tanzende Mehrheit“ auf S.1 der Zeit 37/2018. Aus meiner Sicht ist das der Tiefpunkt des Journalismus, wie ich ihn eigentlich gerade von Ihrer Zeitung nicht erwartet hätte.

Zunächst ist es m.E. falsch, bei diesem Ereignis in Chemnitz von einer „politischen „ Mehrheit zu sprechen. Sicher auch Sie wissen, was normalerweise Eintrittskarten für „die toten Hosen“ und die anderen Bands kosten. Hier gab es das für lau. Wenn trotzdem nur 60000 Menschen gekommen sind bei einem Einzugsgebiet von Chemnitz (ca 100 km) von mehreren Millionen Menschen ist die Resonanz m:E. enttäuschend.

Viel schlimmer und für mich geradezu widerlich ist, dass hier der „Mehrheit“ unterstellt wird, dass sie damit einverstanden ist, dass die Bands gewaltverherrlichende Songs über das Verprügeln und Demütigen von Polizisten predigen und eine Frau, die andere Ansichten als die Band hat, am liebsten auf die übelste Art vergewaltigen möchten. Jetzt sagen Sie nicht, dass das Kunst sei. Das war ganz klar als politische Veranstaltung gegen rechts in Chemnitz geplant und angekündigt. Wenn Sie -wie in dem Artikel getan- sich mit den politischen Botschaften dieser Bands solidarisieren, ja sie sogar der Mehrheit zuschreiben, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr, ob dann die Rechten wirklich schlimmer sind.Mit solchen Artikeln und Huldigungen werden Sie nicht nur weitere Bürger der AfD zutreiben, sondern die Spaltung in dieser Gesellschaft noch weiter vertiefen.

Stellen Sie sich doch bitte einmal vor, bei einer vergleichbaren „rechten“ Veranstaltung hätte eine Band allen Journalisten Prügel angedroht, den Journalistinnen sogar eine Vergewaltigung. Hätten Sie dann auch nur geschrieben „Rechts tanzt“ oder hätten Sie sich nicht darüber -zu recht- empört?

Wir müssen m.E. sehr aufpassen, dass wir nicht wieder zwischen Extreme kommen. Der Sozialismus ist für mich genauso verachtungswürdig wie der Nationalsozialismus. Beide haben unendliches Leid über die Menschen gebracht, sie eingeschüchtert und versklavt. Fragen Sie dazu mal die Menschen in Chemnitz, die -anders als wir beiden Wessis- das z.T noch hautnah erlebt haben. Bisher hat jeder Sozialismus in einer vor Gewalt und Unterdrückung triefenden Diktatur geendet, genau wie der Nationalsozialismus. Ich wäre Ihnen daher ausgesprochen dankbar, wenn Sie klarstellen würden, dass die Mehrheit zwar gegen rechts ist, aber nichts auch gar nichts mit den Gewaltphantasien einiger der dort aufgetretenen Bands zu tun hat. – Günther Schubert


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Das liberale Credo, wonach Märkte die Probleme lösen, aber nie Ursache von Problemen sind, ist hinlänglich bekannt. Sämtliche Versprechen der neoliberalen Wirtschaftsvordenker haben sich – mit Ausnahme für eine kleine Minderheit – in Luft aufgelöst. Auch bloss bescheidenster «Reichtum» – oder sagen wir lieber Wohlstand – für alle will sich einfach nicht einstellen, trotz «Arbeitsmarkt», weder für «Leiharbeitende» noch für «Zeitarbeitende». Was machen denn diese «Arbeitenden» trotz dieses Marktes falsch, weshalb löst der Markt dieses «Dauerproblem» nicht, Frau Nienhaus? Ja natürlich, den Banken fehlt es an «Freiheit», dann kommt das für die «Arbeitenden» schon in Ordnung, und falls doch nicht? Dumme Frage. – Oskar Gröflin


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Martenstein, ich liebe Sie! Ich kann mich noch gut an die erste Kolumne erinnern, die ich – vor wievielen Jahren? – bewusst von Ihnen gelesen habe: Es ging darin um Ihr Boot, auf einem der Berliner Seen liegend. Sie brauchten dringend einen Handwerker, weil eines der Fenster kaputt war und haben keinen bekommen, weil die alle keine Zeit hatten. Vermutlich gibt es das Boot längst nicht mehr, aber Ihre Kolumnen, die gibt es Gottseidank noch. Es geht mir wie Axel Hacke, der die Geburtstagslaudatio auf Sie schreiben durfte: auch ich lasse zuerst das Magazin aus der zusammen gefalteten Zeit fallen, schlage die Seite 2 auf und lese, was Sie diese Woche umtreibt. Meistens verschlucke ich mich dabei vor Lachen an meinem Cappuccino (ich richte es mir immer so ein, dass ich irgendwo gemütlich sitze, den Kaffee vor mir mit einem kleinen Keks dazu – mein Martenstein-Ritual sozusagen). Dabei halte ich mir den Bauch und gluckse ganz unerwachsen über Ihren gelegentlichen Fatalismus und über Ihre stoische Fähigkeit, die grotesken Absurditäten unseres alltäglichen Lebens zu ertragen. Nicht immer sind Ihre Kolumnen lustig – machmal sind sie auch bitterernst, aber das macht nichts. Denn immer ist Ihr klarer und unverkrampfter Blick auf das Wesentliche und Ihre ausgesprochen liebenswerte Eigenschaft, sich selbst nicht in den Mittelpunkt des Universums zu stellen, eine echte Bereicherung meines Tages. Dafür möchte ich Ihnen jetzt einfach mal danken. Ich freue mich, dass es Sie gibt. – Dr. Annette Häussler-Schuster


Leserbrief zu »Das Geld fließt unkontrolliert« von Johanna Schoener

Als Vater ehemaliger Kinder hätte ich niemals meine Kinder in die Kita gegeben. Nicht bei dem Personal und überhaupt bei dem Zustand unseres Staates. Dazu passt auch gut ihr Beitrag auf gleicher Seite. In einem Tierheim wären die Kinder besser aufgehoben……. Es gibt aber auch Kitas die von vernünftigen Menschen geführt werden. Es ist also nicht überall so. Zu Bayern hätte ich mehr Vertrauen, meine Kinder in fremde Hände zu geben. Sofern überhaupt Plätze frei sind. Die Erziehung in den allermeisten Einrichtungen ist geprägt von Gefahrenabwehr in der Kita und keine Balgereien. Alles kontraproduktiv für das Kind. Später zeigen sich dann die Ängste im Alltag. Manche Politiker sprechen im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise von den Ängsten in der Bevölkerung, die sie selber produziert haben. Damit will ich nicht sagen, das durchaus Gefahren von ihnen ausgehen ausgehen können. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Pendeln für die Eltern“ von Ines Schipperges

Ihre Autorin kann erzählen was sie will, pendeln zwischen den Eltern ist komplette Scheiße. Selbst 3 Kinder großgezogen. Anders sieht es aus, wenn aus Kindern Erwachsene werden. Aber bis dahin können Kinder für ihr weiteres Leben psychischen schaden nehmen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Skandale und Legenden“ von Jens Jessen

Eigentlich dürfte der Medienhype um das Skandal-Buch von Manfred Lütz schon abgeebbt sein. Es tummelte sich ja das ganze Frühjahr auf der SPIEGEL-Bestseller-Liste auf vorderen Plätzen, ist jetzt aber dort verschwunden. In diesem Sinne ist Ihre im wahrsten Sinne des Wortes auf Seite 40 der heutigen ZEIT-Ausgabe abgedruckte schmalbüstige Rezension verspätet. Lütz glaubte wohl wegen des Ansehensverlustes der kath. Kirche insbesondere durch die Missbrauchsfälle ein Gegenmittel gefunden zu haben, um ihr Image wieder aufzupolieren. In der Zwischenzeit hat es aber im Internet fundierte und ausführliche kritische Kommentare zu diesem Buch gegeben. Sicherlich lagen diese nicht im Sinne der Steigerung des Verkaufserfolges. Zusammenfassend sei auch auf die Seite des Buch-Autors verwiesen. https://hpd.de/artikel/warum-kann-man-atheist-nicht-den-stand-forschung-zur-kenntniJosef Breinbauer


Leserbrief zu „Linker Großversuch“ von Peter Dausend

Meiner Meinung nach ist eines der Hauptprobleme unserer Gesellschaft und unseres Staates die Fragmentierung in immer mehr und immer schrillere und schillerndere Gruppen und Grüppchen, die, je kleiner sie sind, desto lautstärker ihre Interessen vertreten und ihre vermeintlichen Rechte einfordern. Die Tatsache, dass in vielen Ländern und Kommunen mindestens drei Parteien für eine handlungsfähige Exekutive benötigt werden, ist nur ein kleines Beispiel dafür. Dies führt häufig zu einer Polarisierung und Fanatisierung oder dazu, dass die Forderungen kleiner Minderheiten, ob berechtigt und nach- vollziehbar oder nicht, gegenüber den Anliegen der Mehrheit weit überproportional berücksichtigt und umgesetzt werden. Die Initiative von Wagenknecht und Lafontaine wird nicht zu einer Sammlung, sondern zu einer weiteren Spaltung der demokratischen Parteien und Sympathisanten aus dem eher linken Spektrum führen: Zusätzlich zu SPD, Grünen und Linkspartei pur gibt es dann noch die sogenannte Sammlungsbewegung. Diese wird auch diverse Sektierer, Querulanten und Maulhelden anziehen, die, wie üblich, die Gutwilligen rasch vergraulen werden. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Besser kann man über dieses Thema nicht schreiben. Danke. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Boom, boom, clap, clap“ von Felix Lill

Die Geschichte der Popmusik läuft auf einen musikalischen Einheitsbrei hinaus, wie der Artikel von Felix Ill klug herausarbeitet. Vielleicht einer der Gründe, weshalb ich immer weniger die gängigen Pop-Radiosender einstellen mag. Man muss, glaube ich, auch bei der Popmusik einen Gedanken anwenden, den Hegel schon vor 200 Jahren auf die Kunstgeschichte allgemein bezogen hat: Der läuft darauf hinaus, dass zwar immer wieder bedeutende Kunstwerke entstehen, die Kunst aber in ihrer „höchsten Bedeutung“ eine vergangene ist: die große Zeit ihrer maximalen Relevanz und Originalität hatte sie in Hegels Augen bei den alten Griechen. So mag es auch mit der Popmusik sein: Sie hatte ihre große originelle Zeit in den 60ern und 70ern des 20. Jahrhunderts, war hier verbunden mit bedeutenden gesellschaftlichen Veränderungen und Strömungen im Umfeld der 68er. Und das war’s. Danach bleibt im Wesentlichen Geschäft und Epigonentum – zunehmend digital unterstützt. Ein Hörvorschlag aus der guten alten Zeit: The Who live at Leeds, 1970: Drei junge Männer bearbeiten derart wild und leidenschaftlich Gitarre, Schlagzeug und Bass, dass dabei etwas rauskommt, was Hegel vermutlich das „Absolute Analoge“ genannt hätte: Musik als pure Gegenwärtigkeit, niemals und von niemandem reproduzierbar. – Dr. Olaf Hähner


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Die bekannte linksliberale Hetze nach dem Motto: „Die westliche Kultur ist die Ursache des Unheils in der Welt“, welche uns unter anderem – als Gegenreaktion – einen Trump als amerikanischen Präsidenten beschert hat. Ich empfehle mal, in einem Geschichtsbuch zu lesen, wie es in Afrika vor dem „Kolonialzeitalter“ (Kolonisierung gab es zu allen Zeiten und bei allen Völkern) aussah; z.B. Fischer Weltgeschichte, Band 32 Afrika, 1966, Herausgeber Pierre Bertaux (Sorbonne, Paris). Der böse weiße Mann hat in Afrika (mutatis mutandis in den anderen erwähnten Regionen) gesorgt für Bildung – nicht für alle, aber für einen Teil -, Straßen, feste Häuser, Medizin, Staatsbewusstsein usw. usw. Vor der Ära „böser weißer Ausbeuter“ wurden von zehn Kindern zwei groß, heute sind es sechs! Die Bevölkerungsexplosion in Europa im 19. JH war nur möglich durch die Erfindung des künstlichen Düngers – wenn es die Afrikaner anders können, wer hindert sie daran? Die Europäer haben Fabriken und Bergwerke hinterlassen zur Förderung der Bodenschätze, derer sich die Einheimischen jetzt bedienen können; wenn sie uns diese nicht verkaufen wollen, wer hindert sie daran? Mir ist allerdings noch nicht zuOhren gekommen, dass die Käufer unserer Autos und Maschinen uns ausbeuten. Geschichtliche Ereignisse aus dem Zusammenhang gerissen darzustellen, ist ebenfalls Geschichtsklitterung. In diesem Fall ohne Erwähnung der Vorgeschichte: Die Europäer haben in Afrika keine Sklavenjagden veranstaltet im Gegensatz z.B. zu den Arabern (sieben JH lang), welche aber, da nichts davon in ihren Geschichtsbüchern steht und sie jetzt Schutzsuchende sind, zu den Lieben gerechnet werden. Afrika war vor der Kolonisation mehr als jeder andere Kontinent ein Land der Gemetzel; man schlug sich nämlich in durchaus menschlicher Weise um Weidegründe und Wasserstellen; ein begehrterer Besitz als Land waren Personen, d.h. Gefangene bzw. Sklaven. Die Europäer haben diese von den Häuptlingen gekauft, und wenn Afrika heute noch (wieder) so verfasst scheint, dass zunächst alles den Häuptlingen zusteht, sehe ich nicht, wieso dass eine westliche Schuld sein soll. – Werner Koetz


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Im Knast ist immer noch ein Zimmer frei, und der Wald ist abgeholzt und platt. RWE hat zwar das Recht auf seiner Seite, doch das Klima wird wieder um ein Stück Natur geprellt werden! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „»Wir mögen die Stadt«“ von Roland Lindenblatt

Karl Marx macht eine finstere Miene zum bösen Spiel, 200 Jahre hat er schon auf seinem „Sockel“, aber die „Ewiggestrigen“ bleiben anscheinend auf immer und ewig die „Ewiggestrigen“, nicht nur in Chemnitz! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Begabung ohne Ziel“ von Stefan Willeke

Das war ein typischer Klatschpresse-Artikel, der die eventuell noch vorhandenen Intentionen eines seriösen Journalismus bei der ZEIT gänzlich unterminiert! Schade! Klar, die Vertreter des „Neoliberalismus“ sind und bleiben einfach die Feindbilder schlechthin eines gewissen linksgrünen Milieus in der Mehrzahl der deutschen Redaktionsstuben. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Die Kolumne habe ich mit Interesse gelesen. Diese unvoreingenommene Betrachtung von Problemen ist leider selten geworden. Die Urteile stehen von vorn herein fest. Eine Kritik ist nicht willkommen. Dagegen werden polemische Allgemeinplätze als Einwand erhoben, statt sich damit sachlich auseinander zu setzen. Das ist unbequem und setzt die Abwägung von Sachargumenten voraus.

So erging es bereits Robert Havemann, Rudolf Bahro und zahlreichen anderen weniger bekannten Kritikern des „autoritären Sozialismus“ während des Kalten Krieges. Sie wurden als Renegaten, Verräter, Phobie-getriebene herabgesetzt, verspottet und diffamiert. Der Umgang mit Kritik von heute unterscheidet sich kaum von dem damals. Heute sind es nicht mehr Renegaten, Verräter „der Sache“ und Phobie-getriebene, sondern Fremdenfeinde, Islamfeinde, Rassisten – ein Zeichen der Radikalisierung der Sprache ins Absolute. Die Reaktion der „Rechten“ ist bekannt.

Heute sind es die Kritiker, die aufklären wollen über eine Religion, deren Wesen weitgehend unbekannt ist, die jedoch den Alltag beeinflusst. Sie heißen Hamed Abdel-Samad,, Necla Kelek, Seyran Ates, Henryk M. Broder und viele Ungenannte vor allem aus den Reihen der Muslime in der muslimischen Welt. Sie sind Aufklärer im klassischen Sinne. Deshalb sind sie eine unerträgliche Provokation für alle Beschwichtigen aus Politik und Publizistik.

Angesicht der Spaltung der Gesellschaft ist jede Verweigerung der sachlichen Auseinandersetzung mit Kritik ein Schlag gegen die Demokratie. Die Folgen sind konkret nicht absehbar. Es werden keine guten Entwicklungen sein, wenn dem nicht Einhalt geboten wird. – R. Schmolling


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Danke für Ihren Artikel! Sie sprechen mir aus der Seele! Darf ich Ihnen wärmstens einen Artikel aus der LVZ empfehlen: es handelt sich um ein Interview von Prof. Maaz aus Halle vom 5.9.2018 (auf der Homepage der LVZ zu finden unter Maaz) mit der Überschrift: „Die Kritiker der Sachsen gehören auf die Couch“.

By the way: Alle die sich an den Pegida-Demonstrationen in Dresden beteiligt haben, finden meine Unterstützung! Statt bräsig mit einer Flasche Bier zu Hause auf der Couch vor der Glotze seinen Feierabend zu verbringen, werden Schilder gemalt, gehen diese Bürger auf die Straße und äußern sich politisch. Wenn auch nicht in meinem Sinne: selbst bin ich links und SPD-Mitglied seit 1994. Wenn auch nicht in meinem Stil. Aber jeder kommuniziert eben so, wie er kann. – Jens Oswald


Leserbrief zu „Frankfurt schafft das“ von Benedikt Erenz

Natürlich schafft Frankfurt das. Wer denn sonst? Ich, Nostalgiker, ließ bereits 1980 nicht locker und forderte als Architekt den Abbruch des erst 6 Jahre alten Betonbrockens Technisches Rathaus. Um auf dem leergeräumten Gelände Fachwerkhäuser und Schirngassen aufzubauen. Meinen preisgekrönten Wettbewerbsentwurf von damals kann man noch heute in einem Bildband des Vieweg-Verlags nachblättern. Nun fliege ich in wenigen Stunden nach Frankfurt, weil mich die Initiatoren des Wiederaufbaus, Pro Altstadt e. V., als Ehrengast geladen haben. Zu ihrer Tagung „Altstadt 2.0 – Städte brauchen Schönheit und Seele“. Weil der Wiederaufbau des „Altstädtchens“ am Hühnermarkt eben auch auf meinen Schultern, denen des frühen Ideengebers, ruht. Wieder werde ich nicht locker lassen und den Abbruch der entsetzlich langen Kunsthalle Schirn fordern, ein Bau der Postmoderne, der, wie das Preisgericht von 1980 über den Entwurf formulierte, als „Antithese zur Altstadtbebauung zu sehen und in Maßstabsbezug zum Technischen Rathaus zu setzen sei“.

Der Bezug Rathausklotz ist nicht mehr da, aber die Antithese steht noch. Wozu ist sie nun heute in Maßstabsbezug zu setzen? Klar, zum neuen Altstädtchen. Da muß es doch jedem vernünftigen Stadtplaner und Architekten einleuchten, dass das ein mehr als fragwürdiges Maßstabsverhältnis ist – die 150 Meter lange Schirn und ihre Rotunde stehen wie ein Stachel im Fleisch des verwinkelt romantischen Altstädtchens. Das kann auf Dauer nicht so bleiben, und wenn sich die Stadtdezernenten noch so gegen einen Abbruch sträuben. Wir müssen diese seelenlose Welt der Moderne verändern. Der Weiterbau an der Frankfurter Altstadt wird auch durch die hartgesottensten Rekonstruktionsgegner, die in diesen Tagen auf den Plan treten, nicht aufzuhalten sein. Frankfurt schafft das. – Axel Spellenberg


Leserbrief zu „»Kauf einfach für Tomatensoße ein«“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Normalerweise lese ich Ihre Kolumne ja wirklich sehr gerne, aber bei der Tomatensoßen-Story ging mir Ihre arg anbiedernde und mehrfache Veganer-Lobhudelei doch ziemlich auf den… nein, lassen Sie mich das anders ausdrücken…, war Ihre wiederholte Veganer-Überhöhung für mich inhaltlich absolut nicht nachvollziehbar. Ich kenne nämlich, ich muss da ganz offen mit Ihnen sein, etliche lebende Gegenbeweise Ihrer verallgemeinernd formulierten Gelassenheits-Theorie. – Michael Schmittnägel


Leserbrief zu „Pendeln für die Eltern“ von Ines Schipperges

Ich habe mich bereits über ihren Leitartikel über Patchworkfamilien vor einigen Wochen ziemlich geärgert und nun das -“Pendeln für die Eltern“! Was soll dieser provozierende Titel? Meine Kinder leben im Wechselmodell, was ich schon oft bereut habe. (Vor zwei Jahren habe ich sie gefragt, ob sie das noch so wollen, oder lieber mehr bei mir sein möchten. -Sie wollen es genauso, war die Antwort.) Ich bin aber auch Psychologin und weiß, dass nicht wenige Väter beim Residenzmodell nach einigen Jahren frustriert aufgeben und aus dem Leben der Kinder verschwinden! Und was ist mit dem deutlich erhöhten Anteil an Straftätern, die ohne Vater aufgewachsen sind? Wann berichten Sie endlich über die vielen unglücklichen Ehen und teils unzumutbaren Zustände in denen Kinder dort aufwachsen? Es ist wirklich schwer zu entscheiden, was nach einer Trennung das Beste für die Kinder ist.- Ihre einseitige und negative Darstellung ist es sicher nicht. – Johanna Trautmann


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Moral ist nicht in Stein gemeißelt wie die 10 Gebote, sie ist ein schwankendes Rohr im Wind des Zeitgeists! Allenfalls ist sie ein Stein im Fundament unseres politischen Hauses, dessen Dach von wenigstens den vier folgenden starken Pfeilern getragen wird: -unserer Vergangenheit, deren Reichtum wir bewahren, deren Fehlentwicklungen wir aber endlich erkennen und vermeiden müssen -dem Vertrauen der Bürger in ihre gewählten Vertreter; die Stimmen für sie sollen Ansporn sein für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Politik. Zukunft aber beginnt erst jenseits einer Legislaturperiode! -dem Amtseid, der unsere Regierung verpflichtet, den Schutz des Volkes an oberste Stelle zu setzen -der allgemein gültigen Richtschnur für jeden verantwortungsvoll (politisch) Handelnden: was auch immer du tust, tue es überlegt und bedenke das Ende! Alle Pfeiler zeigen tiefe Risse, die nicht mit einem übermoralischen Anstrich übertüncht werden dürfen, sondern wieder standfest gemacht werden müssen mit einem Kitt aus Bürgernähe, Glaubwürdigkeit, überzeugendem und konsequenten Handeln und einem Schuß Begeisterung, sich für dieses Land einbringen und einsetzen zu dürfen! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ihr Journalsten selektiert, assistiert vom Redaktionsnetzwerk, in der Wertigkeit von „links“ und „rechts“ einseitig. In Eurer linksgrünen Befangenheit negiert Ihr, dass die Träger schwarzrotgoldener Fahnen nicht unbedingt gleichzusetzen sind mit naziaffinen Dumpfbacken. Diese identifiziert, nennt ihre Namen! Doch vergesst nicht, die schweigende Mehrheit zu würdigen! Vernachlässigt nicht jene Demonstranten, die ihre deutschnationalen Grundüberzeugungen zeigen und gegen unbeliebte Überfremdung auf die Strasse gehen. Die Sachsen wissen z.B. um die schlimmen Zustände an vielen deutschen Schulen und in islamregierten Vierteln und befürchten mit Recht Ähnliches in Dresden, Chemnitz und Leipzig.

Diese Befürchtungen, verbunden mit Ablehnung übertriebener Klimaangstmache und teurer Energiewende, benennt die AfD in ihrem Programm und bekommt verständlicherweise Zuspruch von diesen Besorgten. Solange Ihr diese Leute ignoriert, indem Ihr auch nicht erkennen wollt, dass eine große Minderheit keinen europäischen Einheitsstaat wünscht , -solange befördert Ihr die Extremen! Benennt und akzeptiert die Vlefalt der Meinungen, wie Ihr die Vielfalt der Kulturen lobt. Es werden künftig Koalitionen erzwungen, die für Euch noch undenkbar sind, falls Eure Meinungsmaschinerie nicht umsteuert. – W. Eckardt


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Der Hambacher Forst wäre doch mal ein Testfall. Einfach nicht weiter machen mit dem Tagebau, dann stehen nach ein paar Monaten die Bagger still. Wenn Milliarden für Migranten da sind, sollte man doch wohl auch ein paar tausend Bergleute finanzieren können. Gibt es trotzdem weiter Strom (vermutlich aus Dreckschleudern in Osteuropa, was mit ziemlicher Sicherheit krampfhaft verschwiegen werden wird), können sich die Grünen ja bestätigt fühlen. Besser wäre es allerdings, wenn tatsächlich der Strom stunden- oder tageweise ausfallen würde. Denn das würde die Diskussion mal wieder etwas mehr an die Realitäten binden. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Sie sprechen mir aus der Seele. Höchste Zeit dass sich Politiker ihrem Auftrag stellen, nämlich sich wieder dem Interesse der gesamten Bevölkerung samt Umwelt zu widmen statt ausschließlich ihrem eigenen Wahlvolk und damit sich selbst zu nützen. Ob betrügerische Autobauer verlangen, dass der Staat die Folgekosten ihres Betrugs mitfinanziert oder Landwirte, die den Klimawandel mit befördern, nach einem trockenen Sommer nach staatlicher Unterstützung rufen anstatt in guten Jahren Vorsorge zu treffen – die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen aber allen ist gemein: der Griff in den Steuertopf ist zur Selbstverständlichkeit geworden und erfolgt ganz automatisch. Klare Ansagen seitens der Politik, nicht nur verbal sondern in Form verbindlicher Regelungen im Sinne des letzten Absatzes Ihres Artikels wünscht sich. – Susanne Gutmann


Leserbrief zu „Für ein Recht der Gastfreundschaft“ von Étienne Balibar

Danke für diesen exzellenten Beitrag! So haben wir das Thema auf der Sea-Eye bei unserer nächtlichen Brückenwache vor der libyschen Küste auch diskutiert: Das Recht auf Freizügigkeit ist ein universelles Menschenrecht und das Recht auf Gastfreundschaft die logische Konsequenz daraus. Lediglich zwei Einwände sind zu erheben.

  1. Gastrecht ist seinem Sinn nach immer befristet. Wer dauerhaft bleibt, ist kein Gast mehr. Wie soll das in der Praxis umgesetzt werden?
  2. Der Autor setzt die Freizügigkeit der Menschen in einen Zusammenhang mit dem freien Fluss der Finanzströme und legt damit den Verdacht nahe, dass er eine der Hauptursachen für Migrationsbewegungen nicht erkannt hat. – Dr. Matthias Wilke

Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Wie wäre es mit ein bisschen Pragmatismus in dieser Debatte? Wenn ich eines Tages ein Organ empfangen möchte, sollte ich wohl auch bereit sein, eines zu spenden. Ich schlage eine praktische, ganz ohne Moralkeule funktionierende Regelung vor: empfangsberechtigt ist nur, wer sich bis zum 25. Lebensjahr als Spender in einer entsprechenden Liste eingetragen hat. (Die Eintragung muss schon deutlich vor dem „Bedarfsfall“ erfolgen, daher die Altersgrenze). Damit kommen wir aus dem Gemeinnutz-Thema raus, und wir behandeln das wie eine Art Verein auf Gegenseitigkeit. Die Datenverwaltung kann bei der Krakenkasse liegen, die sowieso gesundheitsbezogende Daten verwaltet. – Dr.-Ing. Christoph Tiebel


Leserbrief zu „AfD als Nr. 2“ von Josef Joffe

Es ist ja schön, dass Josef Joffe die „Oma mit Mindestrente“ entdeckt. Aber was will er der Enkelin oder dem Enkel sagen, wenn Umverteilung, die möglicherweise die Voraussetzung für eine bessere Rente wäre, nichts bringt: Flüchtlinge raus oder zumindest in ein Lager mit einer Mindestversorgung („ohne die vielen Wohltaten“)?. Mag sein, dass eine solche Sündenbockstrategie verfängt und das „psychische Gut“ des Gerechtigkeitsgefühls kurzfristig befriedigt. Aber das ist ja hoffentlich nicht das Niveau der Zeit und ihres Herausgebers. – Jürgen Schlachter


Leserbrief zu „Der Mann, der ewig leben will“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

Sehen wir uns die Entwicklung des Lebens auf der Erde an, so widerspricht der Glaube – man könnte auch sagen Wahn – von Aubrey de Grey dem elementaren Prinzip der Evolution. Nur mit dem Tod und in der Abfolge von Generation zu Generation verändert sich der Genpool, der die Arten befähigt, solche Herausforderungen zu bewältigen, die sich ändernde Umweltbedingungen an das Leben stellen. Der Tod des Individuum findet sich wieder im fortwährenden Aussterben der Arten. Und davon wird auch die Art Homo sapiens keine Ausnahme machen. – Jürgen Zander


Leserbrief zu „Frankfurt schafft das“ von Benedikt Erenz

Im Vorfeld der nunmehrigen Fertigstellung von Teilen der Frankfurter Altstadt hat es – in erster Linie von Architektenseite – heftige Kritik an historisierendem Bauen gegeben. Kurz gesagt, hieß es: dies sei Alles ein „fake“. Es gelte stets , zeitgenössisch zu bauen. Nun hat aber den Kritikern das jetzt zu Sehende und zu Bewundernde einfach die Sprache verschlagen .Nur der große Frankfurter und hessische Architekt Christoph Mäckler hat sehr frühzeitig die Chance für Frankfurt a.M. erkannt, an die große architektonische Vergangenheit als Freie deutsche Reichsstadt wieder anzuschließen .Bei der Alten Oper war es ja auch so, daß es erst einer Bürgerinitiative bedurfte, um sie wieder einigermaßen originalgetreu wieder aufzubauen. Bestimmte Teile der Architektenzunft sollten sich darauf besinnen, daß die Bürger einer Stadt ein legitimes Interesse haben, spezifische Teile des Weichbildes ihrer Stadt aus früheren Zeiten wieder erstehen zu lassen. Dies „Leichenfledderei“ zu nennen, ist doch Unfug !! – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Jetzt droht der Hammer“ von Claas Tatje

Jetzt droht der Hammer – nichts droht. Die Medien sind seit Monaten außer Rand und Band. Die Moral kannte Mal wieder keine Grenzen. Die Täuschung war nicht die feine englische Art. Der Bohai der Medien war wie immer überzogen. VW brummt wie zu allen Zeiten. Die liefern halt Spitzenklasse. Nur das zählt. Und die Sesselfurzer an den Richtertischen sollten sich bedeckt halten. Sonst wird ihnen der VW vor der Tür weggenommen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Es geht hier um Hinterfotzigkeit«“ von Katrin Wilkens

Endlich haut einer Mal auf den Tisch. Duckmäuser und Weicheier bestimmt heute den Alltag. Das kann nur repariert werden, wenn die Kultusminister und Pädagogen ihre verblödete Kuschelromantik aufgibt. Und dabei kann der Bürger alt und grau werden. Die gehören aus den Rathäusern und Schulen geworfen. Das wichtigste wäre zunächst der Jugend Selbstkritik zu lehren. Die glauben doch alle, daß sie beleidigt werden, wenn einer Klartext mit ihnen spricht. Hauptsächlich haben das die „Grünen“ verzapft. Die SPD ist auch nicht viel anders. Die Oberdiktatorin Frau Merkel, die unseren Staat ständig sagt, wo es lang zu gehen hat ist das Ergebnis der ständigen Unterwürfigkeit der vorwiegend jungen Menschen. In anderen Ländern hätte man sie schon längst vom Thron runtergeholt. Wenn Frau Merkel sagt: Die Bürger sollten alle Barfuß durch die Gegend laufen, weil das die Straßen und Schuhe schont und außerdem gesund für die Füße ist, werden das fast alle tun. Das Auto ist „Heilig“ da geht gar nichts. Warum auch! – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Gegen die Angst“ von Martin Machowecz

Es ist nur einige Tage her, da hat sich anlässlich des Hutbürgers Herr Kretschmer sehr fragwürdig zur Pressefreiheit geäussert. Jetzt äussert er sich fragwürdig zu den Vorgängen in Chemnitz. Damit hofft er wohl der AFD Stimmen abzujagen. Das ist nicht gegen die Angst, sondern verstärkt die Angst. Es geht hier um unsere Demokratie die gefährdet ist, weil immer weniger Politiker sagen, wo sie stehen, nur auf Umfragen schielen und das Grundverständnis eines demokratischen Rechtsstaats fehlt. Weniger Verständnis für die Rechten und mehr visionärer Mut täten hier gut, aber dafür bräuchten diese Menschen erstmal Visionen der Zukunft. – Matthias Möller


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Der ZEIT-Artikel fasst seine Botschaft im Untertitel zusammen: „Seit Jahrhunderten liefert der arme Süden, was den Norden reich macht: Rohstoffe und billige Arbeitskräfte. Daran hat auch das Ende des Kolonialzeitalters nichts geändert.“ Dargestellt wird dieser Zusammenhang an Zuckerlieferungen aus der Karibik, an Baumwolle aus der Karibik (, später Nordamerika, Indien, Ägypten und Westafrika) und schließlich an Kaffee- und Teelieferungen aus anderen Teilen der Welt. Die Industrielle Revolution kommt im Text nicht vor; da haben keine Engländer zur Verarbeitung der genannten Baumwolle Spinnmaschinen und Webstühle erfunden, da hat kein James Watt die Dampfmaschinen so verbessert, dass sie Maschinen, Züge und Schiffe in nicht gekannter Größe und Geschwindigkeit antreiben konnten.

Ich begreife, dass die Fakten der (ersten) Industriellen Revolution manchen Autoren nur als uralte Märchen erscheinen. Dankenswerterweise hat China Anfang der 1960er Jahren mit seinem gescheiterten „Großen Sprung nach vorne“ noch einmal gezeigt, dass ohne Naturwissenschaften und Technik kein Fortschritt zu haben ist. Und das Erfinden spielt weiter eine entscheidende Rolle, auch wenn Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten es selten anerkennen. Ich nehme vier Beispiele aus der Statistik der Weltbank.

  1. a) Südkorea war von 1905 bis 1945 japanische Kolonie: Im Jahr 2016 wurden dort pro 1000 Einwohner 7,9 Kinder geboren, je 1000 Einheimische 3,192 Patente beantragt, und pro Kopf ein Bruttoinlands-produkt von 27609 (US-)$
    b) China war nie ganz besetzt: Seine Zahlen sind 12 Kinder, 0,874 Patentanträge und 8827 $.
    c) Haiti erkämpfte sich um 1800 seine Freiheit: 2016 produzierte es 24 Kinder pro 1000 Einwohner, 0,00 Patentanträge und ein BIP pro Kopf von 735 $.
    d) Liberia konnte 1847 seine Unabhängigkeit verkünden: 2016 schuf es 34 Kinder pro 1000 Einwohner, 0,000 Patentanträge und ein BIP von 455 $ je Kopf.

Wie könnte man die Menschen in den armen Ländern von den Vorteilen überzeugen, die ihnen erwachsen, wenn sie ihre Fortpflanzungorgane weniger und ihre Gehirne mehr zu benutzen? Mich beeidruckt am meisten Südkorea – aber China besitzt Atomwaffen und es konnte Anfang September alle afrikanischen Staatspräsidenten einladen und für die nächsten drei Jahre wieder 60 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern zu versprechen. Bleibt zu hoffen, dass die Chinesen und ihre Fans mit ihren wirtschaftlichen Erfolgen dauerhaft zufrieden sein können und sie sich nicht genötigt sehen, der Welt die Güte ihres Gesellschaftssstems durch die Qualität ihrer Militärtechnik zu demonstrieren. – Armin Amrhein


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

An Ihrem Kommentar komme ich leider auch nicht vorbei. Dass Bücher von Ihnen im gleichen Verlag erscheinen, in denen auch Bücher von Thilo Sarrazin verlegt werden, wusste ich nicht. Jetzt weiß ich es. Chapeau! Dabei geht es Ihnen aber nicht um das Buch – schade, denn in einem lesenswerten Artikel der „Zeit“ hätten Sie sich gut darüber informieren können (Naomi Bader: Auf der Suche nach dem Sarrazin-Effekt). Worum geht es Ihnen denn wirklich? Aha, um das „Grundsätzliche“. Na dann!

Der Inhalt des nächsten Absatzes erscheint etwas läppisch. Graham Greene, Goethe und auch Einstein hätten sich in einem Aphorismus kritisch gegenüber dem Christentum bzw. Judentum geäußert? Wie leicht die es sich machen! Immerhin haben sie aber keine ganzen Bücher verfasst – die hatten weiß Gott Besseres zu tun! – und so ganz Unrecht hatten sie ja nicht, wenn man einmal (informiert, vorurteilslos) ihren Denkanstößen folgt. Das ließe sich in Geschichtsbüchern nachlesen. Als „Ressentimentverstärker“ würde sie wohl aber niemand bezeichnen, wenn er es nicht für ein „Kinderspiel“ hielte, über „alles Mögliche polemisch und spöttisch zu schreiben“. Ja, witzig; der Satz kann aber auch nach hinten losgehen… Gedankensprung – mal was ganz Anderes: „Wollen wir für den Islam die liberalen Ideen der Aufklärung verraten?“ Wieso denn jetzt diese rhetorische Frage? Wer sollte das wollen? Will das wirklich jemand? Kennen Sie jemanden, der das will? Ein Vorwurf Sarrazins an die „Hypermoralisten“, vielleicht? Sorry, aber ich muss mir alles hier zusammensuchen…

Ich versuche immer noch zu verstehen, worin der gedankliche Zusammenhang zur vorherigen und zur nächsten These besteht, die lautet: „Es entstehen aber zwei verschiedene Öffentlichkeiten.“ Oh ja, sicher richtig, oft konstatiert und beklagt (USA). Etablierte Medien und Webzeitungen also. Wie gut, dass wenigstens Sie beides lesen, ganz im Unterschied zu den Anderen, die in ihrem geschlossenen Weltbild verharren. Worüber konkret sollten die beiden Seiten denn einmal vorurteilsfrei diskutieren, um zu erkennen, dass die jeweils anderen „weder dumm noch böse sind“. Aber die beiden „doktrinären“ Lager ringen ja nur noch um die Macht. Die Machtergreifung also ist das Ziel. Mein Gott… Ich würde noch inhaltlich etwas zum letzten Absatz schreiben, wenn er’s denn wert wäre. Goethe sagt: „Getretener Quark wird breit, nicht stark.“ Und ja, Ressentiments beleidigen die Intelligenz. – Michael Kuhn


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ein Artikel von Herrn Palmer der einem Respekt abfordert. Das Thema wird auf den Punkt gebracht. Wenn so im Umgang mit Migranten und denen die die momentan schlechte populistisch aufgeheizte Sitiation missbrauchen verfahren wird, gewinnt der Staat und die Politik auch wieder ihre Souveränität zurück. Besonders hat mich beeindruckt, dass seine politische Heimat, seinen Blick für die Realität nicht getrübt hat. – Heibz Ullrich


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Wissen Sie, Campino hat sich mal auf den Schienen bei Ahaus neben mich gesetzt, um den Castor-Transport zu blockieren. Er saß etwa eine Schwelle entfernt. Er hat etwas schwadroniert, dass so eine Blockade nicht so seins wäre, er bräuchte mehr Action (Liebeslied-mäßig, nehme ich an). Nach der relativ harten Räumung lief ihm das Blut aus der Nase – und alle PR-Erwägungen mal bei Seite gelassen, fand ich das damals ziemlich klasse, dass es sich so konkret mit uns solidarisiert. Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir auf verschiedenen Planeten leben.

Die angekündigte Schweigeminute auf diesem unsäglichen Konzert war ein Musterbeispiel für die Instrumentalisierung eines Mordes, es war pure, zynische Propaganda. Wer die Zusammenhänge nicht kannte, hätte nach der Ansprache voller Unwahrheiten vor der Schweigeminute nur davon ausgehen können, dass Daniel Hillig das Opfer eines rechten Mobs geworden ist. Und so ist auch das ganze Konzert zu verstehen: Zynische Propaganda und Hetze gegen Menschen, die gegen tatsächliche Probleme aufstehen. Der Auftritt von K.I.Z. ist „musikalisch stark und routiniert“? Die Texte von K.I.Z. triefen von Hass und nach meinem Empfinden krankhaften Gewaltfantasien.

Feine Sahne Fischfilet wiederum weist darauf hin dass sich jeder entscheiden müsse, will er ein Arschloch sein oder nicht? Die Mitglieder dieser Band haben immerhin eine gesunde Selbsteinschätzung und wissen, dass Sie richtige „Arschlöcher“ sind – oder habe ich da etwas falsch verstanden? Aber es gab natürlich auch Lichtblicke. Pietätvoll und tiefsinnig, wie es am Ort eines frischen Verbrechens angemessen ist: „Wer nicht hüpft, der ist ein Nazi!“

– das wird auch die Witwe und die Kinder des Toten zu Tränen gerührt haben. Wenn sie nicht so widerwärtig wäre, wäre diese Kinderei zum Lachen.

Ich nehme an, dass Sie mittlerweile wissen, dass die 7,6% Ausländer in Chemnitz für 45,5 % der Gewalttaten 2017 verantwortlich waren. Vielleicht haben Sie auch das Gespräch mit dem DJ auf Youtube gesehen, dann wüssten Sie auch, dass die Gewalt vor allem von einer überschaubaren Gruppe von wenigen Dutzend Menschen ausging. Was die Leute auf die Straße treibt, ist doch der Umstand, dass die Gewalt im öffentlichen Raum, hier in der Chemnitzer Innenstadt, massiv zugenommen hat und dagagen offenkundig nicht wirklich vorgegangen wird. Dazu muss man sich nur mal die Historie des mutmaßlichen Haupttäters anschauen – der gar nicht hätte dort sein dürfen – wieder mal. Und der Beweis für die Hetzjagden? Ein aus dem Zusammenhang gerissenes Video, in dem ein deutsch aussehender Mann einem ausländisch ausehenden Mann ein paar Meter hinterherläuft. So what?

Ich habe selbst in meiner westfälischen Mittelstadt in diesem Jahr fünf junge albanische Männer (jedenfalls von dort stammend) gesehen, die zwei junge Deutsche durch die Fußgängerzone gehetzt haben (ohne irgendeinen Grund außer dem Hass und der Lust an der Gewalt). Einen haben sie eingeholt, zu Boden gerissen und begonnen ihn zu dritt verprügeln, während die anderen beiden den zweiten weiter verfolgten. Wenn ich nicht in dem Moment sehr plötzlich mit dem Rad und – wegen der Kälte – einer schwarzen Sturmmaske statt Fahrradhelm über dem Gesicht aufgetaucht wäre (ich war auf dem Weg zu meinem Doppelkopf-Stammtisch) und die fünf verscheucht hätte, dann wäre das übel ausgegangen. Das war dann eine kurze Mitteilung auf der Lokalseite ohne Bezug zur Herkunft der Täter. Obwohl diese sicher keine anderen Albaner überfallen hätten. So etwas ist Alltag in ganz Deutschland geworden – und das lächerliche „Hase-bleib-hier“-Video soll irgendetwas beweisen!

Fast die gesamte Deutsche Journalistenschaft muss sich fragen lassen, warum sie offenkundig vollständig auf die Recherche verzichtet, sobald eine Nachricht ins eigene linke Weltbild passt? Guter Journalismus will informieren, nicht erziehen! Sie sollten sich schämen. – Michael Frank


Leserbrief zu „AfD als Nr. 2“ von Josef Joffe

Sie haben völlig Recht. Wer den „Abgehängten“ nichts liefert, spielt den Rechtspopulisten in die Hände. Die Verantwortung für das Erstarken der rechtspopulistischen Kräfte in Europa liegt auch bei den Sozialdemokraten. Die 1970er Jahre gelten den europäischen Sozialdemokraten bis heute als Goldenes Jahrzehnt. Doch wieso waren sie damals – im Vergleich zu heute – so stark? Waren die Menschen damals „linker“ als heute? Dies wird man verneinen müssen. Die überraschende Antwort ist, dass die Sozialdemokraten damals „rechter“ waren. Wir werden dafür sorgen, dass unsere deutschen Arbeitnehmer zuerst Arbeit erhalten“.

Dieser Satz stammt nicht von einem rechtspopulistischen AfD-Politiker, sondern wurde 1973 von Walter Arendt, einem deutschen Gewerkschafter und damaligen Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, in einem Interview geäußert. Positionen, die man heute eher am rechten Rand verorten würde, kamen damals aus der Mitte der linken Bewegung. Die Strategie der europäischen Sozialdemokraten, eine linke Politik mit Fokus auf die Interessen der Staatsangehörigen des eigenen Landes zu verfolgen, kam beim Wähler sehr gut an. Daher erreichte beispielsweise die österreichische SPÖ unter Bruno Kreisky bei den Nationalratswahlen 1971, 1975 und 1979 jeweils die absolute Mehrheit.

Heute haben viele Bürger jedoch den Eindruck, dass die europäischen Sozialdemokraten sie mit ihren Sorgen und Nöten alleine lassen und sich eher für die Interessen von Migranten einsetzen. Wähler, die ihre Interessen von den Sozialdemokraten nicht mehr vertreten sehen, wenden sich rechten Gruppierungen zu. Dies mag man bedauerlich und falsch finden – überraschend ist es jedoch nicht. – Michael Pfeiffer


Leserbrief zu „Was er auslöst, ist gewaltig“ von Axel Hacke

Ähnlich wie Herr Hacke bin auch ich -in diesem Zusammenhang wichtig:Jahrgang 1973, Feministin!- nicht immer Ihrer Meinung, finde Sie aber genauso großartig! Ich freue mich jede Woche auf ihre Kolumne, die sie hoffentlich trotz Erreichens des gesetzlichen Rentenalters noch lange schreiben werden. Herzliche Geburtstagswünsche aus Oberbayern. – Dr.med.Agnes Maria Bitterlich


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Erste Seite: „Die Justiz muss ihre Entscheidungen besser erklären“. Und zwar: „Abschiebungen, die nicht durchgesetzt werden, Verwaltungsgerichte, die unter einer Asylklage-Flut an den Rand des Stillstands kommen usw.“ Es ist doch kaum anzunehmen, dass einem Zeit-Redakteur die Problematik der Abschiebung oder die Überlastung der Gerichte wirklich erklärt werden müssten. Seite zwei: Ein „grüner Oberbürgermeister“ erklärt: „Die Zahl der schweren Straftaten von Asylbewerbern ist um Vielfaches grösser, als die Zahl von einer Million mehr Menschen in Deutschland zu erwarten liesse“. Hier möchte man doch mehr genaue Belege von einem Oberbürgermeister erwarten, als „von einer Million mehr“. Der Versuch, mit AfD Mitglieder ins Gespräch zu kommen, indem man ihre Argumente übernimmt – denn dass ist hier offenbar der Fall – sollte nicht seinen Platz in Der Zeit finden. – Louis Hay


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Artikel. Zwischen der immer gleichen Litanei verblendeten Gutmenschentums auf der einen und der galligen, opportunistischen Bauernfängerei im Stil der AfD auf der anderen Seite – endlich einmal ein realistischer, pragmatischer und praxistauglicher Ansatz. Davon brauchen wir dringend mehr! – Michael Brabänder


Leserbrief zu „Im Namen der Opfer“ von Evelyn Finger

Sexueller Mißbrauch durch katholische Priester und kein Ende – das geht schon seit Jahren durch die Presse. Es wird Bestrafung der Täter gefordert, mal wieder. Ja – die Vertuschung durch kirchliche Würdenträger muß aufhören und die Kinder müssen geschützt werden. Aber damit hört es auf und ich vermisse da etwas.

Jeder Priester kennt die Evangelien und jeder Priester kennt die Bergpredigt. Jedoch offensichtlich dringt der Sinn dieser Sätze oft nicht in das Herz ein. Da stellen sich Fragen an die Ausbildung zum Priester und das Theologiestudium: Wie kann die Liebe Gottes und der innere Liebesquell fühlbar, erfahrbar und lebbar gemacht werden. Diese Frage geht weit über sexuellen Mißbrauch hinaus und hier wünsche ich mir, daß diese Frage viel mehr im öffentlichen Raum diskutiert wird. Und noch eins: Wenn seit Jahren sich über dieses Thema ständig empört und strenge Bestrafung gefordert wird – und Empörung ist gut und leicht, da man dann ja immer auf der guten Seite ist – dann sollte vielleicht nicht vergessen werden, daß Jesus nicht richtete und keine Bestrafung forderte und auch Menschen die Unrecht taten als Kinder Gottes sah. Und natürlich verstößt es keineswegs gegen die Liebe, wenn das Zölibat in Frage gestellt wird. Denn auch die Sexualität ist ein Geschenk Gottes. – Dr. Thomas Deutschbein


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

„Scheiß“ einfach (sittsam) auf die Moral(is)! „Mein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden“(frei nach dem Gebet „Vaterunser“). Dein SUV verbraucht im „Stand-by“ locker zwei Parkplätze, und du zahlst die Parkgebühr für einen! Viel höher, noch länger, und breiter, eine Sprit-Verbrauchschleuder, leider! Schnell durchs Leben rasen, und viel zu viel Trübsal abgasen. „Ich will Spaß, ich geb Gas.“ („Markus“ Mörl; Neue Deutsche Welle) Ein Leben mit Moral ist möglich, mit doppelter Moral die reale Realität! Doppelmoral = verschiedene Grundsätze gelten lassende, zweierlei Maßstäbe anlegende Moral. (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014) – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

„Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“ steht in vielen Sprachen auf einer Tafel hinter dem Karl-Marx-Kopf in Chemnitz geschrieben – dieser revolutionäre Aufruf von Karl Marx, gerichtet an die Unterdrückten, die sich selbstbewusst erheben und für ihre Freiheit eintreten sollten.

„Ihr, die Freiheit und das Leben liebenden Menschen, vereinigt Euch!“ möchte man heute rufen. Besonders laut vielleicht als gebürtige Chemnitzerin, der die jüngsten Ereignisse die Kehle zuschnüren, die aber nicht erstaunt darüber ist, dass sich diese Szenen in Chemnitz abgespielt haben. In einer Stadt, in der – wie in der ganzen DDR – der Rassismus so alltäglich und normal war wie der offizielle „Antifaschismus“ und die „internationale Völkerfreundschaft“. Antifaschismus ohne 68er Bewegung oder irgendeine „innere Bewegung“ blieb eben eine Floskel. Und da man aufgrund fehlender Reisefreiheit keine anderen Völker kennenlernen konnte, ließ sich auch die Floskel der „Völkerfreundschaft“ nur schwerlich beleben. Immerhin kamen einige Vertreter fremder Völker zu uns in die DDR. Die Gastarbeiter aus Vietnam (auf sächsisch: die „Fidschis“ und Kuba und einige Studenten aus afrikanischen Ländern (auf sächsisch: die „Nescher“). Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es einem Spießrutenlauf glich, wenn man als Frau mit einem Afrikaner im Chemnitz der 80er Jahre unterwegs war: Ungläubiges Glotzen (immer), Beleidigungen und Beschimpfungen (häufig), an der Bushaltestelle angespuckt und mit Regenschirmen “angepiekst“ werden (1 Mal) und tätliche Angriffe in Clubs und Diskos (4 Mal). Mittlerweile gehe ich nicht mehr zu den Klassentreffen meiner Polytechnischen Oberschule. Ich halte den Spagat nicht aus: ich mag meine Klassenkameraden, mit denen ich 10 Jahre lang die Schulbank gedrückt habe, fast alle haben einen guten Job, fast alle haben eine Familie und Kinder und stehen gut und fest im Leben. Wir reden über dieses gute Leben, aber je weiter der Abend voranschreitet, umso mehr drehen sich die Gespräche um die Wut auf die „Ausländer“ und umso mehr häufen sich die rassistischen Witze.

Es ist kaum erträglich, wenn ich daran denke, dass meine dunkelhäutige Nichte und mein dunkelhäutiger Neffe heute derselben unfreien und lebensfeindlichen Atmosphäre in unserer Heimatstadt ausgesetzt sind wie ihr Vater in den 80er Jahren. In der letzten Ausgabe der ZEIT stand, dass ein Freund des ermordeten Daniel H., der auch kubanische Wurzeln hatte, es unerträglich findet, dass die Menschen, die „Daniel das Leben schwer gemacht haben“ seinen Tod jetzt für ihre Zwecke missbrauchen. Dem ist nichts hinzuzufügen. – Julia Schwaben


Leserbrief zu „Jetzt droht der Hammer“ von Claas Tatje

Die Argumente auf Kläger- und Anwälteseite treffen nicht der Kern des Problems: Die meisten Betrugsfahrzeuge haben einfach zu kleine Addblue-Tanks. Die Katalysatortechnik funktioniert bestens ohne Softwarebetrug, wenn die Mengenverhältnisse zum Diesel eingehalten werden. Um das Machbare im Rahmen der NOX-Grenzwerte abzuschätzen, eignet sich der Dreisatz aus der Grundschule. Könnte es sein, dass eine übermäßige Bezahlung dazu beiträgt, den zu vergessen? Von Mitarbeitern am Band wird Mitdenken sicherlich erwartet … vom Vorstand nicht? Armes Deutschland! Bildungsnotstand in der Top-Etage und kann man wirklich dem Prinzip der „Drei Affen“ vor Gericht bestehen? – Dr. Wolfgang Thiel


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

5 Spalten zusammengefasst auf einen ausschlaggebenden Satz: „Manches muss einfach verboten werden (…)“. Leider haben unsere Politiker zu wenig Rückgrat, um bestimmte Dinge zu verbieten oder zu regulieren. Somit wird beispielsweise niemals das Klima gerettet werden, weil immer die Angst des Machtverlustes des Politikers stärker ist als der Mut, essentiell Wichtiges durchzusetzen. – Robert Cihlars


Leserbrief zu „Der Mann, der ewig leben will“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

Demnächst, auf einer Familienfeier: Großmutter (240 Jahre) zu ihrem Enkelsohn: „Na, mein Spatz, Du hast aber schon lange nicht mehr mit mir geskypt!“ Enkelsohn (190 Jahre): „Jaa, Omi, weil man das seit 150 Jahren nicht mehr macht“. – Dirk Warnecke


Leserbrief zu „Für ein Recht der Gastfreundschaft“ von Étienne Balibar

Menschenrechte für Sklaven, das geht gar nicht! Das würde das erfolgreichste, von unserer westlichen Zivilisation zur Hochkultur gebrachte, aller menschlichen Geschäftsmodelle aushebeln. Die Begründung lesen Sie bitte in der selben ZEIT Nr 37, Seite 17 in „der große Landraub „.
ps
Liebe ZEIT-Redakteure, eine, event. nicht beabsichtigte, aber äußerst gelungene direkte Gegenüberstellung pro und contra zur Sklavenwirtschaft als Basis und Antrieb unseres Wirtschaftens!
Super, super und nochmals super!
Die Spartaner haben es versucht, wie man Ausbeutung schaffen könnte mit bis zu 100 Sklaven je Staatsbürger – durch Selbstversklavung. Es hat sie nicht vor dem Untergang bewahrt. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Ich finde es sehr gut das sich junge Menschen so für die Rettung von Bäumen einsetzen, da sagt man noch das die „Jugend von heute nur auf ihre Smartphones schauen“. Auch wenn das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein in Sache Klimaschutz ist, aber 600 Hektar Forst mehr oder weniger machen nach meiner Ansicht schon ein Unterschied. Ich hoffe die Politik wird eine Einigung in Sachen Braunkohleausstieg finden und der schöne Forst darf sich weiter an spielenden Kindern erfreuen. – Sebastian Linkewitz


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Ihr Kommentar ist an den Fakten vorbei geschrieben. Von einem Konzert, das sogar der Bundespräsident empfiehlt, hätte ich erwartet, dass es den Menschen etwas sagt, die die Mitte des Landes abbilden. Weit gefehlt. Die in dem Kommentar so hervor gehobene Gruppe K.I.Z. war dort mit folgendem Liedtext vertreten:

„Ich ramm die Messerklinge in die Journalistenfresse
Trete deiner Frau in den Bauch, fresse die Fehlgeburt
Ich fick sie grün und blau, wie mein kunterbuntes Haus
Nich alles was man oben reinsteckt kommt unten wieder raus
Tret so lange auf dein Kopf bis vier und drei acht machen
Die Missgeburt vom Jugendamt wird sich eine Kugel fangen
In der Schule hatte ich eine eins im Tiere quäl’n
Nach meinem Uppercut kannst du dein Arsch ohne Spiegel seh’n
Ich hoff, dass Ihr bald alle abhaut in die Staaten
Zum Geburtstag wünsche ich mir, dass ihr aufhört zu atmen“

Wenn mit solchen Texten „ein Zeichen gegen Rechts“ gesetzt werden soll, dann weiß ich nicht, vor wem wir uns mehr fürchten sollten. Ganz abgesehen davon, dass so ein Müll sowohl Anstand als auch Intelligenz beleidigt. Und nein: ‚Kunst‘ ist es auch nicht.

Campino ist ganz sicher kein ‚König‘, sondern in meinen Augen eher ein prinzipienloser Schwätzer, der zwar den Mund aufgemacht hat bei Kollegah und Farid Bang, aber nicht den Mut hat, die Bühne zu verlassen, wenn genau solche Hass-Texte bei „wir sind mehr“ vorgetragen werden. Es ist Job der Medien, gegen Rechtsextremismus und gegen Linksextremismus anzuschreiben – für unsere Demokratie. Es ist nicht Ihre Aufgabe, an Fakten vorbei linke Entgleisungen zu beschönigen. – Lisa Werle


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Wenn man freiwillige Organspendern nur schwer zu selbsttätigen Registrierung bringen kann, auf der anderen Seite aber auch nicht di Widerspruchslösung möchte, sollte man die Menschen einfach fragen! Jeder in Deutschland braucht einen Personalausweis. Wenn bei Beantragung die Bereitschaft zur Organspende erfasst –du dann möglicherweise sogar direkt in den Ausweis eingetragen wird– könnte mittelfristig die Anzahl der Spender in die Nähe der in Umfragen ermittelten 74% bringen. – Michael Koehn


Leserbrief zu „AfD als Nr. 2“ von Josef Joffe

“ Es geht aber um „psychische Güter“ “ Damit hat Herr Joffe den Kern der Sache getroffen. In den Jahrzehnten um den Jahrhundertwechsel wurde uns eingebläut, dass sich jeder erst mal für sein Dasein zu rechtfertigen habe. „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen.“, so der ministeriale Originalton. In der Hochphase ging das so weit, dass der gemeine Lohnempfänger begründen musste, überhaupt Lohn für seine Arbeit bekommen zu wollen. Schließlich müsse jeder Cent erst mal verdient werden, bevor er irgendwem ausgezahlt werden könne. Um dem Nachdruck zu verleihen wurden im Wochentakt Entlassungen zu Zehntausenden angekündigt. Es sollten ja in erster Linie die von der Botschaft erreicht werden, die noch nicht entlassen waren. Die Demütigung hat ihr Ziel erreicht. Wir haben uns gefügt. Aber damit waren die Akteure offenbar nicht zufrieden. Kurze Zeit später sprangen die angeblich leeren Kassen auf, und Fantastilliarden sprangen heraus, um die selbstverschuldete Pleite von Bankern abzuwenden. Das war „alternativlos“. Mit der Folge, dass eine „Alternative für Deutschland“ gegründet wurde. Die musste natürlich sofort bekämpft werden. Und was eignet sich in Deutschland besser dafür als die Nazikeule?

Als sei das noch nicht genug der Demütigung, wurde dann ganzen Heerscharen von Fremden wie selbstverständlich das gewährt, was uns zuvor wie selbstverständlich verweigert wurde: Hilfe bei Bedürftigkeit. Die Neuankömmlinge mussten sich nicht rechtfertigen für ihr Begehren nach Unterhalt, Behausung, Nahrung. Ja, es wurde ein natürliches Recht auf Teilhabe proklamiert, das zuvor entrüstet verneint worden war, als es um uns ging. Viele mögen es vielleicht nicht so detailliert in Worte fassen, aber da ist zumindest eine Wurzel des Aufbegehrens zu finden. Wenn es nicht aufhört, solcherart das Beet zu bereiten für die Vereinfacher von ganz rechts, wird sich die Ablehnung „des Systems“ immer weiter verfestigen. Meine Befürchtung ist, dass wir die AfD noch als Nr.1 erleben werden, wenn diese fortgesetzte Demütigung nicht beendet wird. Was indes nicht zu erwarten ist, weil ja jede Anerkenntnis solcher Empfindungen ein „den Rechten nach dem Mund reden“ wäre. Es ist nichts Gutes zu erwarten für die Zukunft. – Hans List


Leserbrief zu „Hätte müssen“ von Jörg Kramer

Die Fußballer werden ihren Beitrag gar nicht verstehen, der alles richtig dargestellt hat. Joachim Löw hätte schlicht und einfach zurücktreten müssen, weil sich seine Fehler inflationiert haben. Jeder Mensch macht Mal einen Fehler, wenn sich das aber summiert hat, dann stimmt was nicht mit seinen fußballerischen Fähigkeiten. Daß das überhaupt diskutiert werden muß, zeigt doch, daß der ganze Fußball im Kokon einer Vetternwirtschaft steckt. Vielleicht ist Bayern eine Ausnahme. Hinzu kommt die Heroisierung durch die Fußballfans, für die sind die Profis Lichtgestalten. Diese Haltung zieht sich aber durch unser ganze Gesellschaft. Natürlich ist nichts gegen Idole zu sagen. Vorbilder ist gut für das Ego der Bürger. Heldenverehrung dagegen ist Dummheit. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

„Wir schulden Ihnen (diesen Menschen) zumindestens unsere Aufmerksamkeit.“ Dafür hat der faktenreiche Text hervorragend gesorgt! Es bleibt die Frage:Wie können die bestehenden Muster der Ungleichgewichte durchbrochen oder wenigstens abgemildert werden? – Angelika Thieme


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Welche Absicht Herr Spahn mit seinem Vorschlag der Einführung der Widerspruchsregelung verfolgt sei dahingestellt. Wenn er den Tausenden von auf ein Spenderorgan wartenden schwerst kranken Menschen wirklich helfen möchte, sollte er eine besondere Wartestufe anstreben: Bevorzugt wird jeweils derjenige auf eine Organspende hoffende Mensch, der unwiderruflich selbst seine Spendebereitschaft schon zu einem Zeitpunkt erklärt hat, solange er noch gesund war; bevorzugt vor jedem, der sich, warum immer, geweigert – oder versäumt – hat, im Falle seines Todes seine eigenen Organe zu spenden.

Bereits nach kurzer Zeit wäre der Organmangel behoben, weil sich sehr viel mehr als bislang gesunde Menschen verpflichten würden, im Todesfall ihre eigenen Organe verpflanzen zu lassen. Denn jeder wäre sicher, nicht so viele Jahre wie bislang während fortschreitender Erkrankung auf eine baldmöglichste Rettung hoffen – oder auf den währenddessen herannahenden Tod warten zu müssen.

Natürlich wären alle bestehenden Bestimmungen und Bedingungen einzuhalten, ohne dass irgendjemandes Freiheit beschnitten werden müsste, wie es zweifellos im Rahmen der „Widerspruchslösung“ unumgänglich wäre. Viele tausend schwer Leidende wären zu retten, bevor sie in ihrem stetig sich verschlimmernden Krankheitszustand sterben müssten. Was die Leiden noch ganz wesentlich verschlimmert: Je länger jene bangen, umso schlechter sind ihre Chancen, einen Austausch ihrer erkrankten Organe nach unnötig verlängerter Zeit überhaupt noch zu bewältigen – dass ihr Körper wie auch ihre Seele das endlich erhaltene Organ annimmt und nicht abstößt.

Weitere Maßnahme:
Gleichzeitig müsste die Zuverlässigkeit der Todesfeststellung verbessert werden durch die in anderen Fällen längst bewährte Messung der Flüssigsauerstoff-Konzentration im Gehirn, um jedem zu garantieren, dass eine Entnahme eines seiner Organe erst dann erfolgen kann, wenn jede Wiederbelebung absolut ausgeschlossen ist; was mit den bislang vorgeschriebenen Methoden allein nicht ausreichend gesichert ist, wie einige Aufwach-Ereignisse bekanntlich bewiesen haben.

Es würde keine Verzögerung der Entscheidung verursacht, da diese Messung mittels Laser durch die Schädeldecke hindurch sekundenschnell fehlerfrei in beiden Gehirnhälften erfolgt. Das Vertrauen der Menschen – und damit ihre Bereitschaft zur Erklärung der Spendenbereitschaft – würde ganz wesentlich erhöht, wenn jeder absolut sicher sein darf, dass keinesfalls auch nur ein einziger Schnitt erfolgt, bevor er – oder sie – unwiderruflich gestorben ist.

Wieweit die Entscheidung wesentlich beschleunigt würde, wenn nicht – bei Volljährigen – erst noch die Zustimmung von Angehörigen eingeholt werden muss, bleibt der gesetzlichen Regelung vorbehalten. Hier könnte sich Herr Spahn genügend hervortun, statt eine aussichtslose Parlamentsdebatte zu verursachen.

Die nichtinvasive Messung der Sauerstoffsättigung im Gehirn arbeitet nach dem Prinzip der transkraniellen Spektroskopie nach Prof. Jobsis und dient z. B. zur Überwachung von Säuglingen zum Schutz vor dem Plötzlichen Kindstod – ohne schädlich Folgen. Entsprechend Gesetzesänderungen wären zu begrüßen. – Gerhard Hestermann


Leserbrief zu „Begabung ohne Ziel“ von Stefan Willeke

Stefan Willeke bestätigt mein schon immer massives Störgefühl über diesen ‚Gast in der eigenen Talkshow‘. Jetzt weiß ich erst, was wir an Politikern wie Merkel, Nahles oder Kretschmann haben, die vollkommen authentisch wirken – obwohl jeder der drei durchaus Macken hat. Aber vielleicht werden wir ja in zehn Jahren von Menschen ohne Eigenschaften regiert, die ihren eigenen Avatar spielen. Falls Avatare denn Verantwortung übernehmen können. – Werner Brendli


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Hier fühlt man sich an die Anti-Atomkraftbewegung der 70er Jahre erinnert. Wer die Wyhl-Geschichten aus Südbaden kennt, der wundert sich, dass Behörden, Industrie und Politik nichts gelernt haben. „Normale, einfache Bürger“ mit Anstand und Zivilcourage haben am Kaiserstuhl die Natur bewahrt und die Bevölkerung geschützt und die sinnlosen Risiken der Atomkraft verhindert. Auch im Hambacher Fort ist offensichtlich, dass Bürger die Natur vor einer völlig unsinnigen, unzeitgemäßen Zerstörung bewahren wollen. Respekt vor diesen Bürgern. – Dr.Jürgen Pietsch


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Beschwingt gezwitschert passt die ganze „Kontroverse“ in einen einzigen Tweet:
Felix Dachsel: Da simmer dabei! Dat is pri-hi-ma! VIVA TWITTOLONIA!
Charlotte Parnack: Ich nutz die Twitterwelt, widdewidde wie sie mir gefällt. Hey…
Damit wäre doch alles gesagt. Und Twitter könnte zu Schulungszwecken genutzt werden, als Übungsfeld für mehr Konzentration auf‘s Wesentliche und präzises Formulieren (einige Trainingseinheiten dazu unter @kaditext). So mancher Aufsatz in der ZEIT würde dadurch sehr gewinnen. Wer den längsten schreibt, mag in der Redaktionshierarchie weit oben sein, aber darauf kommt es ja nicht an. Jedenfalls Lesern und Leserinnen nicht. – Dr. Gabriele Kleb


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wenn ein Verlag ein Buch von Herrn Sarrazin nicht publiziert, ist diesem Verlag zu dieser Entscheidung zu gratulieren. Jemandem, der seit Jahren so offenkundig rassististische und aufhetzende Bücher schreibt, nicht weiterhin beim Verbreiten seiner Thesen behilflich zu sein, ist eine sinnvolle Idee. Wenn Ihr Verlag, Herr Martenstein, schreibt, er wolle das Buch nicht veröffentlichen, weil es „antimuslimische Ressentiments verstärken könnte“ stolpern wir wieder wie so oft an der Stelle über eine Vermischung, von der Sie sich leider provozieren lassen:

Wenn über „Muslime“ in Deutschland gesprochen wird, dient dieser Begriff doch in den seltensten Fällen um eine Beschreibung von Menschen einer bestimmten Religionszugehörigkeit. Das sehen wir allein schon daran, dass es „den Islam“ so nicht gibt, genauso wenig wie Katholizismus, Calvinismus, Evangelikale und evangelische Kirche, russisch-Orthodoxe, aufgeklärt Gläubige und tiefgläubige, bibeltreue Christen das selbe sind – zumal es ja keine islamische Konfession gibt, der man beitritt und die dann in einer Statistik auftaucht. Man geht vielmehr davon aus, dass alle Personen aus bestimmten Ländern muslimischen Glaubens seien, was in etwa so ist wie zu sagen, dass alle Italiener „christlich“ wären (was alle jüdischen, atheistischen, muslimischen usw. Italiener auslässt und nicht mal zwischen „katholisch“ und „christlich“ zu differenzieren weiß).

Kritik an monotheistischen Religionen wie an patriarchalen Strukturen ist richtig und wichtig, das ist die eine Sache. Das, was in Deutschland in weiten Teilen des Diskurses, und gerade bei Autoren wie Herrn Sarrazin passiert, ist das Gleichsetzen von Dingen, die nicht das selbe sind, und das führt dann weniger zu religionskritischen Positionen, sondern zu Rassismus (und eben nicht nur zu „antimuslimischen Ressentiments“). Chemnitz here we go. Deshalb ist die Sache in der Form wie sie oft passiert und wie ein Herr Sarrazin sie forciert leider nicht so einfach wie Katholizismuskritik. Und wenn wir zu den von Ihnen, Herr Martenstein, heraufbeschworenen Gefahren kommen:

Ein „Apartheitssystem der Meinungen“ zu behaupten ist grotesk. Ganz abgesehen davon, dass man sich fragen muss, ob diese Formulierung eine Bagatellisierung der rassistischen Strukturen in Südafrika innewohnt, muss man doch als anständiger Mensch sagen: Es gibt Meinungen, die müssen wir nicht veröffentlichen. Wir müssen nicht öffentlich darüber schreiben, dass Frauen vergewaltigt werden wollten, Juden geldgierig wären und Schwule Kinderficker seien. Darüber müssen wir 2018 nicht diskutieren denke ich.

Wenn Herr Sarrazin allen Personen muslimischen Glaubens attestiert, ihre Religion hätte sie mental so geprägt, dass sie sich „explosionsartig vemehr[en]“ und immer fanatischer werden (wenn ich aus der Buchbeschreibung vom FinanzBuch-Verlag zitieren darf https://www.m-vg.de/finanzbuchverlag/shop/article/15466-feindliche-uebernahme/) müssen wir uns fragen, wie weit seine Thesen von derartigem Bullshit entfernt sind – kurz gesagt: ich vermute keinen Zentimeter. Allein schon deshalb erübrigt sich wohl die Frage, ob man sie auf die gleiche Stufe wie Einstein, Goethe oder Fontane stellen möchte.

Und wenn Sarrazin dann noch deutschen Staatsbürger*innen muslimischen Glaubens pauschal mit „robusten Mitteln“ zu kultureller Umerziehung droht: worüber spricht er? Soll ich als Bohème-Schwuchtel dann demnächst auch auf Zucht, Ordnung, Männlichkeit und Monogamie getrimmt werden, bis ich in sein Weltbild passe? Und mit was sind „robuste MIttel“? Wie soll man sich das bildlich vorstellen?! Müssen wir uns solche Vorschläge wirklich gefallen lassen? Hat das was mit Demokratie zu tun?

Wenn Sie, Herr Martenstein, den hier lebenden Muslimen eine Integration in eine freie, relativ tabulose Gesellschaft anempfehlen möchten (ich vermute, jedenfalls denjenigen, die darin noch nicht integriert sind und diese unsere Gesellschaft stören), schlage ich vor, wir sollten patriarchalen, menschenfeindlichen Personen in diesem Land diese Integration dringendst anempfehlen. Das sind die Personengruppen, die sich zu integrieren haben, unabhängig von ihren Religionen oder nicht-Religionen; das ist die „Feindes“linie (um mal Herrn Sarrazins Vokabular zu benutzen) über die wir sprechen müssen; und das schließt dann die integration von christlichen und atheistischen Neonazis, Neurechten und Rassisten mit ein. Ich hoffe, darauf können wir uns einigen.

Aber diesen „Kritikern der Hypermoral“ (was soll „Hypermorall denn eigentlich sein?) in einen menschenfreundlichen, moralischen, ethischen Diskurs zurückzuholen, indem wir Bücher von Herrn Sarrazin diskutieren, ist krass. Genauso wie sich jede*r in eine freie, tabulose Gesellschaft zu integrieren hat, sollte auch Herr Sarrazin und seine Anhängerschaft das tun. Punkt. Und last but not least, das muss ich wirklich sagen: mich kotzt es an, wenn hier so rumgeseehofert wird: Als hätte Deutschland 2018 keine anderen Probleme als Religionen. Und jetzt bin ich auch noch so blöd, und vergeude meine Zeit dazu, mich zu dem Thema zu äußern.

Könnten wir also ab sofort mal über Mieten sprechen? Über Digitalisierung und ihre Folgen für die Beschäftigung? Über Visionen für Europa und das Zusammenarbeiten der Länder international? Über Klimawandel? Über Sachsen? Über die Gründe die es ermöglichen, dass dieser sogenannte Innenminister weiterhin im Amt ist? Darüber in welchem Zustand die Welt, Europa und der Sozialstaat den zukünftigen Generationen hinterlassen wird dank dem Höllentanz eines entfesselten Kapitalismus? Sich von den Neonazis und Neurechten die Agenda diktieren zu lassen dient denen und löst keinerlei Probleme. – Matthias Nebel


Leserbrief zu „Im Namen der Opfer“ von Evelyn Finger

Stellen Sie sich bitte folgendes Szenario vor: Der Täter – ein Priester der katholischen Kirche – sucht seinen Diözesanbischof auf und beichtet diesem seine Taten. Der Bischof verlangt vom Priester Reue und Besserung. Selbiger ist erschüttert und verspricht Besserung. Er ist sogar bereit, das Bistum zu verlassen und in einem neuen Umfeld – sündenfrei – neu anzufangen. Diese Bereitschaft wird ihm als Zeichen der Reue gewertet. Ihm wird eine neue Stelle in einem anderen Bistum vermittelt. Im Gegenzug kommt ein sündiger Prieser aus diesem Bistum in das erstgenannte.

Und wenn die Staatsanwaltschaft bereits ermittelt, legt der erstgenannte Priester – im Rahmen eines Deals mit der Staatsanwaltschaft – noch einen Zwischenstop in einem abgeschiedenen Kloster als Seelsorger daselbst ein. Raus darf er für eine gewisse Zeit nicht – man könnte das Hausarrest nennen. Die beteiligten Bischöfe werden sich solange nicht als Täter verstehen, solange ein solches System läuft – auch deshalb läuft, weil sie in Sachen Beichtgeheimnis alles „richtig“ gemacht haben. Besser würde es wahrscheinlich werden, wenn der Codex Iuris Canonici klar vorgäbe, dass das Beichtgeheimnis entfällt, wenn der Täter bei schweren Taten gegen das Leben oder die Gesundheit oder die Unversehrtheit einer anderen Person nicht innerhalb von 14 Tagen nach der Beichte bei der weltlichen Macht Selbstanzeige erstattet. Tut er dies nicht, müsste der Beichtvater zu einer solchen Anzeige verpflichtet werden. Vermutlich wäre das Beichtgeheimnis, das gute Gründe für seine Existenz vorweisen kann, dann noch als ernsthafte Glaubensangelegenheit zu erhalten. – Franz Hamburg


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Ein solcher Artikel war längst überfällig und sollte in diversen Fassungen Wiederholt werden. All die Beteuerungen der westlichen Welt, der Dritten Welt zu helfen, sind im Grunde eine Farce. Es ist kaum zu glauben, mit Welcher Chuzpe die Kolonialstaaten in Afrika und Südamerika geraubt Haben und sich die Taschen vollgemacht. Niemand hat das interessiert. Nicht mal eine Entschuldigung der Länder Portugal, Belgien , Spanien, Frankreich und den Niederlanden hat es gegeben. Ganz zu schweigen Von Wiedergutmachungszahungen. – Manfred Mengewein


Leserbrief zu „Wochenmarkt“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Im neuesten ZEIT- Magazin veröffenlichen Sie ein Rezept „Pasta Puttanesca“. Da meine Frau eine Meisterköchin ist, fiel ihr der Name sofort auf – dann hatten sie und ich etwas zum Schmunzeln. Dieser Name heißt nämlich „Hurenpasta“, wir sind uns nicht sicher, ob Ihnen das bewusst gewesen ist. Nun haben wir nichts gegen Prostituierte – die Damen machten ihren Freiern auf Ischia und in Süditalien früher ein schnelles Gericht zwischendurch, damit diese wieder zu Kräften kamen……………. (Quellen: Wikipedia und Wagenbach-Verlag „Italiens Küche“ von 1992, Seite 125) Nichts für ungut, aber das mussten wir einfach loswerden. – Christel und Uwe Martensen


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Zunächst einmal möchte ich vorausschicken, dass ich keine Allotransplantationen durchführe, also kein professionelles Interesse an Transplantationen habe, nur ein Interesse als potentieller Patient. Ich möchte einen Vorschlag zur Organtransplantation machen, der meines Wissens bisher noch nicht veröffentlicht worden ist:

Meiner Meinung nach sollte nur derjenige, der selber bereit ist, ein Organ zu spenden, auch eines empfangen dürfen. Damit gäbe es keine verstörenden Berichte mehr, wie bei dem, als die Eltern eines Kindes, das trotz Organtransplantation verstorben ist, der Organentnahme bei ihrem Kind widersprochen haben (der Fall wurde in der Presse erörtert, ich finde das Zitat nicht mehr). Das Einverständnis zur Organspende sollte mindestens zwei Jahre alt sein, um berechtigt zu sein, selber ein Organ zu bekommen, damit man nicht im Augenblick der eigenen Organbedürftigkeit seine Bereitschaft erklärt, nun selber Organspender zu werden. Man könnte, um Organe nicht verfallen zu lassen, das auch so gestalten, dass diejenigen, die nicht spenden möchten, an das Ende der Warteliste kommen und dort auch bleiben, es sei denn, es findet sich kein geeigneter Organempfänger. Härtefälle und Ausnahmen sollte es nicht geben, und nachdem man selber ein Organ empfangen hat, darf man der Organentnahme bei sich nicht mehr widersprechen.

Dieser Vorschlag ist gerecht, denn er betrifft ausnahmslos alle Patienten, unabhängig von der sozialen Stellung und dem Einkommen. Religiöse Gründe, die einen davon abhalten, ein Organ zu spenden, wie z.B. die Sorge, unvollständig vor seinen Gott zu treten, müssten ja auch für den Empfänger gelten, denn um z.B. ein Herz zu empfangen, muss das eigene entfernt werden, also ist man genauso unvollständig. Der Vorschlag lässt sich mit sowohl mit der Widerspruchslösung als auch mit der Zustimmungslösung kombinieren, auf jeden Fall entsteht ein Junktim zwischen der eigenen Bereitschaft, zu spenden, und dem Anrecht, ein Organ zu empfangen. Das ist Ausdruck der Solidarität, die im Gesundheitssystem selbstverständlich sein sollte. Jetzt ist es so, dass man der Organentnahme bei sich widersprechen kann oder ihr nicht zustimmen muss, und das hat für einen selber keine Konsequenz. Das ist nicht in Ordnung. – Prof. Dr. Janknecht


Leserbrief zu „Wie wollen wir alt werden?“ von Karin Jurczyk und Maria S. Rerrich

Es begann eigentlich damit, dass wir unser gebrechlich werdenden Mutter/Schwiegermutter einen Fahrstuhl in ihrem Wohnbereich vor 10 Jahren einbauen ließen. Er war als eine prophylaktische und medizinisch geschuldete Maßnahme gedacht. Kosten: Ein Kleinwagen und Null € Unterstützung. Sie hatte noch keine anerkannte Pflegestufe. Jahre später kam der Kampf mit dem Medizinischen Dienst. In teilweiser menschlich entwürdigender Weise wurde der Pflegegrad ermittelt. Danach haben wir sie mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes und seiner aufopferungsvollen Helferinnen und Helfern in häuslicher Atmosphäre gepflegt.

Drei große Ordner haben sich mittlerweile gefüllt. Es ging im wesentlichen um „Vermittlungsdienste“ zwischen den beteiligten Einrichtungen der Krankenkasse, Pflegekasse, Pflegedienst, Beihilfestelle der Besoldungskasse, Arzt, Krankenhaus, Medizinischer Dienst und Sanitätshäuser. Den Anbieter einer häuslichen Notrufanlage nicht zu vergessen. Die zusätzliche Verwaltungsarbeit war manchmal entwürdigend und zermürbend. Wir wurden zeitweise behandelt, als wenn wir, stellvertretend für den Pflegebedürftigen, von anderen Almosen fordert die ihm eigentlich nicht zustehen.

Wir fragen uns, warum der Gesetzgeber pflegenden Angehörigen diese zusätzliche Arbeit nicht erleichtert bzw. erspart. Mittlerweile befindet sich meine Schwiegermutter in einer Pflegeeinrichtung. Dies könnte einerseits als Kapitulation vor den ständig steigenden Anforderungen gesehen werden. Wir betrachten es andererseits als eine von uns getragene Entscheidung, rechtzeitig eine angemessene Hilfeleistung eine Pflegeeinrichtung in Anspruch zu nehmen, auch wenn damit für uns weitere emotionale und finanzielle Belastungen verknüpft waren. Die Verantwortung von uns ist geblieben.

Diese Forderungen entspringen unserer Arbeit und der dadurch gemachten Erfahrungen:

  1. Entbürokratisierung der Pflege
  2. Bessere finanzielle und öffentliche Würdigung aller Pflegekräfte
  3. Stärkung der ambulanten/häuslichen Pflege
  4. Verpflichtende Beratung und Begleitung der pflegenden Angehörigen

Wir verfassen diesen Leserbrief nicht nur aus persönlicher Betroffenheit heraus, sondern vor dem Hintergrund des Ablebens eines guten Freundes. Er pflegte ebenso aufopferungsvoll beide Elternteile. Kurz vor Weihnachten flatterte eine Forderung einer öffentlichen Einrichtung ihm ins Haus. Er nahm sich daraufhin das Leben. Letztlich können wir den Autorinnen in der dramatischen Analyse nur zustimmen. Hunde bekommen leider oft mehr Aufmerksamkeit als Alte, Pflegekräfte und pflegende Angehörige. – Sabine Voß-Teuber & Peter Voß


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Gerade zu dieser Thematik „Islam und Islamkritik“ zeigen Sie eine bewundernswerte Noblesse in der Diktion, gepaart mit einer klaren und unmißverständlichen Tiefenschärfe, präzise Analyse, verdichtet beinah wie bei einem Gedicht. Herzlichen Dank dafür.

Wenn jemand „demokratieunfähig“ wird, muß er eigentlich aus dem Zustand der Demokratiefähigkeit herabgestiegen sein. Ich denke aber, daß Demokratiefähigkeit ein kulturelles Lernprogramm darstellt, in dem etwas erworben wird, um es zu besitzen, aber nicht als einen inneren selbstreferentiellen, sich selbst bedingenden und stabilisierenden Prozeß der Gewalten der Seele, also eines inneren Prozesses des Seins, sondern als eine Materialität oder Submaterialität des Habens im Außen, also in Form eines Textes, das heißt Gesetze: Verfassung, Staatsgesetze, Vernunftgesetze, Moralgesetze, Gottesgesetze insbesondere. Der Mensch ist deswegen die riskierte oder riskante oder mißglückte Konstruktion des Artenwandels, weil er unfähig ist, die anthropologischen Konstanten zu verinnerlichen und sie in sein personales Leben zu integrieren. Die Migration dieser anthropologischen Gewalten findet nicht in seinem Inneren statt, deshalb auch keine Integration, sondern der Mensch ist ein Zauberer, eigentlich ein böser, und ein Optimierer der Verdrängung dieser Primärgewalten, die er zu seiner anthropologischen Sekundär-Konstanten gemacht hat, was seine höchste Leistung ist. Das Grundexistential des Menschen ist das Fremde, der Riß der Entfremdung gegenüber der Welt, der mitten durch ihn geht, der er ist. Der Schrecken, die Angst, die panische Angst vor der Fremdheit, die pathologische Dissoziation des Bewußtseins in der Gewißheit des Todes. Die panische Flucht in das Glaubensheil von exkorporierten, von sich selbst abgetrennten Seins-Texten steht im kommunikativen Wechselbezug zu einem unbedingten Narzißmus. Dieser aber ist demokratieunfähige Engführung, Ge- und Verschlossenheit, Konformismus, Political Correctness, Demokratismus. Darin offenbart sich Grenzenlosigkeit als chimärenhafte Autoimmunerkrankung. Ausgrenzung, Rassismus, Faschismus in und bei sich selbst.

Ich denke, daß der Islam eine Folie, ein Spiegel, eine Projektionsfläche oder ein fluoreszierender Wiedererkennungsmarker darstellt, besonders in Deutschland mit seiner Nazi-Vergangenheit, aber auch, natürlich entsprechend abgeschwächt oder fragmentarisiert, in Europa und der nicht muslimischen Welt. Der Islam ist ein Wiedererkennungspflock, an dem der Devotismus, der devote Gehorsam, die Unterwürfigkeit, der „Kadavergehorsam“ von einst der Deutschen angebunden ist, kurz das, was strukturell-kollektiver Gehorsam, besser noch. was der devote Leistungs-Gehorsam der Deutschen ist. Der Islam wird im 21. Jahrhundert zum Sinnbild für den exkorporierten neuen, abgemilderten „Kadavergehorsam“. Der devote oder vorauseilende Leistungsgehorsam gegenüber dem Islam fügt sich diesem repressiven und gewalttätigen Apparat bis hin zu Todesdrohungen, was auch eine Parallele zur NS-Zeit legt. Der algerische Intellektuelle Boualem Sansal zum Beispiel, im Islam sozialisiert, sagte schon 2016 in der ZEIT, Nr. 15: „Die Verführungskraft des Islam sei ihm unheimlich.“ Diese Unterwerfungsstruktur manifestiert sich auch stark in dem diktatorischen Knformismus und der strikten Engführung der Meinungsfreiheti in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, in denen die Protagonisten des politischen, aber auch teilweise des kulturellen Journalismus Ausgrenzung vornehmen, Brandmarken des Hasses, der Hetze, der Verleumdung und Pathologisierung setzen. Die Begriffe für dieses „Apartheidsytem der Meinungen“ der Öffentlich-Rechtlichen und anderer Medien sind: Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, Weltverschlossenheit als die Feinde der Toleranz, der Weltoffenheit. Haß, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit haben immer ihren Grund im Selbsthaß, im Autorassismus, in der eigenen selbstbezüglichen Xenophobie. Das eigene Fremde muß ausgemerzt oder verdrängt werden, weil es ansonsten den Schmerz verursacht, der zwar essentiell lebenswichtig ist, aber unerträglich. Das ist das verbindende Element zwischen den Rechten und den Linken. Deswegen können die Linken ohne die Rechten gar nicht existieren, deswegen gibt es die Experten für die Rechten und Rechtsextremisten, weil diese eine defizitäre Identität besitzen, die sie antreibt, und dieses Defizit haben jene Experten der Linken mit ihnen gemein, nämlich die Verdrängung dessen, was Schmerzen macht, nämlich das Fremde. Der Prozeß bezüglich der Verdrängung und Eliminierung des verhaßten Fremden lief im NS-Staat von innen nach außen, heute von außen nach innen. Freiheit ohne Grenzziehungen, Toleranz und Weltoffenheit an sich ohne Grenzziehungen sind fremden- und menschenfeindlich. Diese Haltung führt letztlich in den Faschismus.

Unbedingt in Erinnerung zu rufen ist die richtige kulturkritische Feststellung der Mitscherlichs aus den 60-ern, was die Deutschen auszeichnet, die nach wie vor dem Grunde nach gilt, nämlich die Deutschen besitzen die: „Die Unfähigkeit zu trauern“. – Rolf Wollgarten


Leserbrief zu „AfD als Nr. 2“ von Josef Joffe

In seiner Kolumne fordert Joffe, dass die Politik den „Abgehängten“ Angebote machen müsse, um der AFD das Wasser abzugraben. Die Mär der „Abgehängten“ und „besorgten Bürger“ ist nun schon drei Jahre alt, und die Politik hat sich zu großen Teilen sprachlich und politisch längst auf diejenigen zubewegt, die sie dafür hält – doch ohne Ergebnis. Die Wut wurde nur größer! Joffe selbst schreibt die „Abgehängten“ in Anführungszeichen, denn auch er kann nicht bezweifeln, dass es sich dabei nur um eine Chiffre handelt. Längst äußern auch hochqualifizierte IT-Experten diffuse Ängste vor Unsicherheit – wenn man sie aber auf die Gründe dafür anspricht, kommt wenig Konkretes. Konkrete Ängste oder Forderungen kann und muss die Politik aufgreifen – da aber, wo das Unbehagen schon durch die Anwesenheit von Fremden (in Chemnitz waren ja nicht nur vermeintliche Flüchtlinge, sondern auch ein jüdisches Restaurant Opfer rechter Gewalt) ausgelöst wird, muss der Staat endlich endlich klare Kante zeigen.

In den 70er Jahren war viel von wehrhafter Demokratie (gegen vergleichsweise harmlose Kommunisten) die Rede, sie ist heute mindestens ganauso notwendig. Wenn selbst der Sicherheits- und Polizeiapparat in Teilen mittlerweile rechts unterwandert ist, ist nicht Dialog, sondern Law and Order das Gebot der Stunde. Dieses einstige Markenzeichen der CDU muss nun gegen Teile dieser Partei in Stellung gebracht werden – allen voran Innenminister Seehofer und die verfassungspolitischen Irrläufer der CSU. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Wie bildet man eine Bildungsnation?“ von Manuel J. Hartung

Schon allein die Überschrift ist treffend! Sie haben recht: Eine Reformierung des Föderalismus im Bereich der Bildung ist dringend nötig. Die Überforderungen sind treffend und absolut richtig beschrieben: Nicht mehr Länder-, sondern Global-Wettbewerb; 16 verschiedene Schulsysteme; Fehleinschätzung der Schülerzahlen mit Konsequenz Lehrer(innen)-Mangel; hohe Kosten. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Danke für Ihren Beitrag! – Peter O. Chott


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Bernd Ulrich springt in seinem Essay intellektuell zu kurz. Moralisch aufgeladen ist das konkrete Tun – der Maßstab zu dessen Beurteilung ist die zugrunde liegende Ethik. Hier postuliert Ulrich das Weiterbestehen eines Konsenses, in dessen Aufkündigung ich die Ursache des beschriebenen Streits sehe. Ethisch gut ist, was dem Zuwachs der Art dient. Wenn das stimmt, hat Ulrich recht. Wenn sich nun aber die Einstellung Bahn bricht, dass wir eh schon zuviele sind? Wenn 7 Mrd. Menschen das weitere Wachstum der Art Homo Sapiens nicht mehr wünschbar macht? Wenn der ökologische Kollaps notwendig erscheint, um wenigstens einigen das Überleben zu ermöglichen? Wie viele Menschen erträgt der Planet und welche Maßnahmen sind erforderlich, um diese Grenze nicht zu überschreiten? Dieser ethische Diskurs muss geführt werden – dann können auch moralische Fragen gelöst werden. – Holger App


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Sie fordern mehr Freiheiten für die Wirtschaft. Sie verweisen auf die gute Witschaftslage in Deutschland und beklagen die Kritik und die Tendenz, der Wirtschaft Fesseln anzulegen. Dabei verkennen Sie, dass es nur Deutschland so gut geht, dass wir einen Handelsbilanzüberschuss haben, der einmal nicht allen Regionen zugute kommt, zum anderen, dass unsere Handelspartner in Europa nicht gleich viel an uns verkaufen können, wie sie uns abnehmen. Sie verschulden sich. Weder in der Aufteilung der Produktion, noch der Steuern, und schon gar nicht der Migranten sind wir bereit, Solidarität innerhalb der EU zu üben. Ein Teil der Bürger lehnt Hilfen ab, die anderen sind über den Egoismus unzufrieden. Die Regierung laviert.

Die Regierung deckt den Diesel-Skandal. Sie verzögert die Energiewende, um die Energiewirtschaft von der Abschaltung der Braunkohlekraftwerke zu verschonen. Sie vermeidet wirksame Maßnahmen gegen den unangemessenen Mietenanstieg, der schon mittelfristig den sozialen Frieden gefährden wird. Aktivisten, die ungeheuerliche Missstände in den Ställen der Schweine- und der Geflügelzüchter dokumentieren, werden durch neue Gesetze kriminalisiert. Nicht nur in diese Fällen haben sich die Koalitionsparteien zum Kumpan der Wirtschaft gemacht. Eigentlich sollte der Staat die Wirtschaft kontrollieren.

Wenn SIEMENS glaubt, durch Schließung weniger profitabler Fabriken die durchschnittliche Umsatzrendite und in deren Folge den Aktienkurs erhöhen zu können, werden Werke in Görlitz und Erfurt geschlossen, nicht in Bayern. Daraus kann man schließen, dass sich das deutsche Spitzenmanagement nicht mehr für gesellschaftliche Entwicklungen verantwortlich fühlt. Vor diesem Hintergaund ist es leichtfertig, wenn nicht verantwortungslos, mehr „Beinfreiheit“ für die Wirtschaft zu fordern. Auf allen Gebieten obsiegen derzeit wirtschaftliche Interessen. – Jürgen Kirschning


Leserbrief zu „Die Rente wird reichen“ von Wolfgang Steiger

Schon der Titel des Beitrages von Wolfgang Steiger ist irreführend, schließlich reicht für viele die Rente heute bereits nicht für eine ausreichende Grundsicherung. Man müßte also die Frage stellen, für was soll die Rente reichen. 48 % bedeutet auch im übrigen, dass die staatliche Rente für Jedermann Einschränkungen im gewohnten Leben bedeutet. Wenn der Staat gleichzeitig eine private Ergänzungs-Versicherung fordert, hat er sich von der Alterssicherung verabschiedet. In der Renten- und in der Sozialversicherung gilt es, viele Ungereimtheiten aufzulösen. Meines Erachtens kann es nicht sein, dass die Renten, Hauptverursacher der Kosten in der Krankenversicherung, weniger Beitrag leisten (weil die Bezugsgröße kleiner ist). Die eingeforderte Solidarität innerhalb der begrenzten Einkommensschicht der Pflichtversicherten, und daszudem ohne Beamte, entbehrt jeder sinnvollen Lösung. Soll die Einkommenssteuer zu mehr Gerechtigkeit führen, ist jede weitere Umverteilung ungerecht. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass die nächste Bundestagswahl an der Rentenfrage entscheiden wird.

Mir fehlen die konkreten Zahlen. Aber man kann eine einfache Rechnung aufstellen. Werden vom 20. Lebensjahr bis zum 65. Lebensjahr, also für 45 Jahre, 20 % des Einkommens der Rentenkasse zugeführt, sollte die Beiträge für weitere 20 Jahre Rente mit im Ergebnis 48 % Auszahlungsmodus reichen. Reicht das nicht, läuft irgendetwas gravierend falsch. Es wird Zeit, dass man die Rente umstellt und ins Verhältnis setzt zu den eingezahlten Beiträgen. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um sogenannte Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberanteile handelt. Es bleiben Lohn(kosten)-Anteile. Warum es an dieser Stelle zu einer Aufspaltung kommt, heißt für mich, der Beitragszahler wird für dumm verkauft. Der sogenannte Generationsvertrag ist ein politisches Konstrukt, der nach dem Krieg genial gewesen ist. Die entscheidene Grundlage leerer Rentenkassen sollte heute keine Basis mehr sein. Allerdings gibt es heute noch viele Rentenbezieher ohne angemessene Beitragsleistungen in die Rentenkasse. Da wurde politisch entschieden, deshalb sollten die fehlenden Einzahlungen auch durch den Staat ausgeglichen werden, die Rentenkasse also von solchen Solidaritäten befreit werden.

Unser Staat manipuliert an allen Stellschrauben. Kein Wunder, wenn keiner dem heutigen System traut und keiner heute voraussagen kann, was bis 2040 passiert. Egal welche Beschlüsse man heute herbeiführt – es gibt bis dahin so viele politische und fremdbestiimte (Weltwirtschaft) Veränderungen, dass das man eine solche Festlegung besser unterläßt. Wird heute von vielen geglaubt, dass bis 2040 das Rentensystem nicht mehr in dieser Form existiert, liegt das auch an der Forderung nach dem bedingungslosen Grundeinkommen. Es wird kommen! Die Tendenz für die Rentenbezieher haben wird bereits dank wachsender staatlicher Zuschüsse. Sie liegen heute bereits bei 25 % bis 33 %. – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Zu dem Artikel darf ich, ohne großen weiteren Kommentar, aus dem Antrittserlass des Reichsjustizministers Thierack von 1942 (zitiert nach Hennig von Alten, Recht oder Unrecht, Seite 27, 2009, Books on Demand GmbH) zitieren:

„Der Richter ist der Beste und kann allein Anerkennung verdienen, dessen Urteil das vom Volke getragene Rechtsgefühl verkörpert. Das gesetzte Recht soll dem Richter hierbei helfen, nicht aber soll es den Richter so beherrschen, dass er darüber die Verbindung zu dem Rechtsgefühl seines Volkes verliert. Das Recht ist Leben, nicht die starre Form eines Rechtsgedankens. Rechtsgestaltung ist lebenswahre Anwendung des Rechtsgedankens, nicht die Auslegung toter Buchstaben. Ihnen zuliebe darf das wirkliche Leben nicht zurechtgebogen werden.“ Ist es schon wieder soweit? Im Übrigen: Sollten achteinhalb Jahre Jugendstrafe (achteinhalb Jahre!) tatsächlich als Rechtsfolge gar nicht mit dem geltenden Recht in Einklang stehen, gibt es immer noch Rechtsmittel. Glücklicherweise aber keine Einspruchsmöglichkeit der Justizverwaltung wie weiland. – Christian Grauer


Leserbrief zu „Was er auslöst, ist gewaltig“ von Axel Hacke

Danke Axel Hacke! Man kann Harald Martenstein nicht besser würdigen: Zum einen bezüglich der Freiheit der persönlichen Meinung, die er auslebt, zum anderen mit dem Entsetzen über heute üblich gewordene Wut-Reaktionen dagegen, die leider auch vor manchen Zeit-Lesern nicht halt machen. – Martin Ningelgen


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Meine resignative Feststellung vom 20.08.18: „Geschichte analysieren und Betrachtungen darüber anstellen, wie dies die „ZEIT“ gerade vorführt, kann man immer, Lehren daraus sind jedoch nicht zu erwarten.“ wird durch den neuen Beitrag „Der große Landraub“ in nur bestätigt. Auch dabei geht es im weitesten Sinne um den Kolonialismus. Die AutorInnen S. Becker und M. Schneider sind in ihren Folgerungen recht bescheiden und stellen fest, dass wir den betroffenen Menschen „mindestens unsere Aufmerksamkeit“ schulden. Ich wiederhole deshalb meine Feststellung: „Der Kolonialismus war eine Phase der Menschheitsgeschichte, dessen geographische Orientierung dem Entwicklungsstand der beteiligten Kontinente entsprach. Wäre der Entwicklungsstand der Afrikaner oder anderer kolonisierter Völker im Vergleich zu den Europäern umgekehrt gewesen, hätten diese uns kolonialisiert. Die genetische Determiniertheit des Menschen bezüglich Besitz- und Machtgier ist nun einmal leider irreversibel. Deshalb: Alles aufrechnen wollen, was Völker einander in den vergangenen Jahrhunderten angetan haben, geht nicht.“ Die Formen des Kolonialismus haben sich geändert, aber die Menschheit marschiert vor allem durch ungebremste Vermehrung bedingt unaufhaltsam auf ihr vorzeitiges Ende zu. Dies mit dem Ende des Planeten gleichzusetzen, wie oft zu hören, ist Unsinn. Die Erde folgt den allein physikalischen Gesetzen, wird sich weiter drehen und die Sonne umrunden wie eh und je – als ob nichts gewesen wäre. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Rohstoffgewinnung muss nicht grundsätzlich und unabdingbar negative soziale und ökologische Folgen haben: Das Weltkulturerbe Salvador de Bahia (1. Hauptstadt Brasiliens) im Nordosten des Landes ist Folge des 1. Zuckerbooms der Niederländer, bevor die Zuckerproduktion in die Karibik verlegt wurde; die Diamanten in Botswana sind Grundlage wirtschaftlichen Aufschwungs; Kupfer ist ein wichtiger und positiver Wirtschaftsfaktor in Chile. Ohne den Kauschukboom gäbe es am Amazonas keine Großstadt Manaus mit einem Opernhaus.

Wenn sich allerdings ein verantwortungsloser Konzern und eine korrupte Regierung zusammen tun, dann sind z.B. im Nigerdalta die sozialen Folgen für das Volk der Ogoni furchtbar und die ökologischen Schäden im Delta irreparabel. Wenn die US-Regierung ihre Baumwollfarmer subventioniert und damit den Baumwollanau in Westafrika ruiniert, dann liegt das nicht an der Baumwollproduktion sondern am Missbrauch wirtschaftlich-politischer Macht. Das Übel liegt also nicht in der Rohstoffgewinnung an sich, ohne die keine Wirtschaft möglich wäre, sondern in den politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die nicht für Menschenrechte, Rechtssicherheit, Umweltschutz und andere Grundrechte menschlicher Existenz sorgen. – Dr. Artur Behr


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Der Hambacher Forst mag für sich allein nicht relevant sein, aber ihn zu erhalten, könnte ein langfristig sinnvolles Signal sein. Durchaus möglich, dass die AfD einige zusätzliche Stimmen in Brandenburg bekommen wird. Man fragt sich aber, ob die sog. Volksparteien immer noch nicht erkannt haben, dass sie ihre Energie damit verschwenden, Löcher zu stopfen, obwohl der Damm schon bricht. Während sie den Interessen von Konzernen und Lobbies hinterher laufen, fühlt sich ein zunehmender Teil der Bürger längst abgehängt, und nur noch im Wahlkampf zur Stimmabgabe relevant. Es ist kein Wunder, dass sich immer mehr denen zuwenden, die lauthals versprechen, dies alles zu ändern. Der Hambacher Forst ist ein kleines, aber wichtiges Puzzleteilchen. Es wird sich zeigen, ob die etablierten Parteien noch begreifen, dass es für sie, nicht nur hier, um mehr geht, als um einige Stimmen in Brandenburg. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer und zu „Gegen die Angst“ von Martin Machowecz

Etwas erschreckt mich an beiden Artikeln. Beide Politiker machen den gleichen Fehler wie er in der Diskussion (bisher allerdings eher von ganz rechts) immer wieder auftritt: „die“ Asylbewerber, Flüchtlinge oder wie sie auch gerade tituliert werden, werden als homogen auftretende Gruppe missverstanden. Es gibt „den“ Asylbewerber genauso wenig wie den Rheinländer, den Sachsen, den Deutschen usw. usw. Diese undifferenzierte Betrachtungsweise führt immer wieder zu Verallgemeinerungen und so letztendlich zu Vorurteilen. Der Schritt – sicherlich weder von Kretschmer noch von Boris Palmer so beabsichtigt – hin zum „die Asylbewerber sind doch selbst schuld“ bzw. „schuld an allem“ ist für einige recht kurz – siehe Chemnitz. Zu erklären, dass die Kriminalitätsstatistik differenzierter zu betrachten ist, ist zu kompliziert? Die Menschen fühlen anders? Fühlen ist also wichtiger als Argumente austauschen und Halbwahrheiten in Frage zu stellen? Doch nicht im Ernst!

Wir nehmen in der Politik viel zu viel Rücksicht auf Gefühle und Stimmungen. Und natürlich hat die Berichterstattung allein schon dadurch, worüber sie berichtet, Einfluss auf die, diese Berichte lesen oder sehen. Wie ist es sonst zu erklären, dass wir nicht täglich unter Angstzuständen in unser Auto steigen, aber besorgt sind, wenn uns dunkelhäutige Männer entgegenkommen? Welchen rationalen Grund hat das? Keinen! Es sterben viel mehr (ca. 3000 mehr) Menschen jedes Jahr durch Verkehrsunfälle als durch Menschen mit irgendeiner Art von Migrationshintergrund. Warum in alles um der Welt machen wir uns aber seit Jahren Gedanken um Asylgesetze – sollten die Zeitungen und Diskussionen nicht besser nach besseren Verkehrskonzepten suchen? Das hat nichts mit der Art der Berichterstattung in den Medien zu tun? Nichts damit, dass Politiker egal welcher Couleur, immer weniger Wert auf den Austausch von Argumenten und immer mehr Wert auf die Wirkung beim Volk legen? Doch nicht im Ernst!

Wir müssten in Deutschland (und auch in einigen anderen europäischen Ländern) doch langsam dazu über gehen, an unseren Landesgrenzen Reklameschilder aufzustellen: Lehrer gesucht, Ärzte gesucht, Handwerker gesucht, Einzahler ins Rentensystem gesucht….. Klingt witzig, ist aber ernst. Eigentlich weiß das jeder, aber wir haben noch immer kein Einwanderungsgesetz, dass das regelt. Dann könnte die Asylgesetzgebung wieder dafür gelten, für die sie erfunden wurde: für verfolgte Menschen. Warum gibt es das immer noch nicht? Welchen vernünftigen Grund gibt es dagegen? Könnten wir die Fokussierung auf dieses eine Thema mal wieder lassen und uns den wirklichen Problemen der Zukunft widmen? Es gibt reichlich notwendige Entscheidungen in Ökonomie, Ökologie und Migrationspolitik. Lasst uns darüber streiten und debattieren! Ganz ernsthaft!

Gerne könnte sich Herr Kretschmer auch mal um Empathie mit denen bemühen, die in Chemnitz (und auf jeder Pegida-Demonstration) beschimpft, und diesmal sogar verfolgt, bedroht und verletzt wurden? Kann er diese Menschen mal fragen, ob sie sich gefühlt haben wie bei einer Hetzjagd? Ob sie Angst um ihr Leben hatten? Ob diese Menschen interessiert, ob das ein Mob war, oder was auch immer? Gibt es irgendeinen Grund, dass Menschen durch die Stadt gejagt werden? Hat er diese Menschen überhaupt mal aufgesucht und mit ihnen gesprochen? Muss man ernsthaft Angriffe auf Menschen relativieren? Die AfD hat es geschafft, mit immer neuen Tabubrüchen die Empörung über das, was gesagt werden darf, immer weiter zu verschieben. Relativierungen von Nazi-Verbrechen und unzulässige Verallgemeinerungen über jedwede Menschen mit Migrationshintergrund haben Platz bis in die Parteien, die sich gerne als Mitte beschreiben, gefunden. Statt deutlich immer wieder zu widersprechen wurde nachgeplappert, relativiert, auf den Karren aufgesprungen. Auf Tatsachen immer wieder zu bestehen ist anstrengend und weckt vielleicht weniger Gefühle und gute Stimmung beim Wahlvolk, aber nun stehen alle Politiker erstaunt in Chemnitz und fragen sich, wie das so eskalieren konnte. Doch nicht im Ernst?

Viele Politiker möchte sich aus Sorge um Wählerstimmen nicht eindeutig gegen rechte Parolen stellen. Für viele Problem in Deutschland und Europa sind die Lösungsansätze der Parteien gar nicht so weit von einander entfernt, als dass in demokratischen Prozessen dafür keine Kompromisse gefunden werden könnten. Aber der Eindruck verfestigt sich, dass die regierenden Parteien im Bund, Ländern und auch Europa sich aus Sorge um Wählerstimmen davor scheuen, Entscheidungen zu treffen. Umbau der Agrarsubvention in Europa, Steuerung der Einwanderung, Veränderung der Wirtschaftspolitik gegenüber afrikanischen Ländern und viele andere Themen: hier müssen Entscheidungen her. Das heißt in der Demokratie: sich die Argumente um die Ohren hauen und so zu Kompromissen finden. Das kann dauern und ist unbequem, aber so funktioniert Demokratie! Ständig hat irgendjemand Angst, eine Entscheidung könnte die eigene Wählerschaft verschrecken. Möglicherweise ist das so. Dann muss die Politik erklären, warum diese oder jene Entscheidung wichtig und richtig ist! Das ist mühsam. Wir leben in einer Demokratie, die wiederum von der Annahme ausgeht, dass man durch den Austausch von Argumenten sachlich und verantwortungsbewusst Entscheidungen trifft. Könnte es nicht sein, dass die AfD auch deswegen Zulauf hat, weil immer mehr Wähler den Eindruck gewinnen, dass aus lauter Sorge vor dem Verlust von Wählerstimmen die anderen Parteien kaum noch zu Entscheidungen kommen? Weil der Eindruck entsteht, dass innerhalb und zwischen den Parteien kaum noch öffentlich um Entscheidungen gerungen wird? Dass dies soweit geht, dass die FDP sogar davor zurückschreckt, mit zu regieren und die SPD erst mühsam dazu überredet werden muss? Kann all dies zur Entfremdung von den etablierten Parteien führen? Und wenn dann aus weiterer Sorge um Wählerstimmen den rechten Parolen und Unwahrheiten kaum widersprochen wird, dass sich dann der Eindruck bei einigen manifestiert, die AfD hat ja doch recht mit ihren Parolen? Könnte man darüber mal ernsthaft nachdenken?

Nach den letzten Wochen in Chemnitz ist doch eins völlig deutlich: Die AfD ist nach diversen Flügelkämpfen mitten im rechtsradikalen Spektrum angekommen. Immer unverdeckter und skrupelloser. Lange hat man versucht, die AfD wie eine normale demokratische Partei zu behandeln. Das ist sie nicht mehr. Darum: Medien, ladet keine AfD Vertreter mehr ein. Nicht in euren Talkshows, nicht in euren Sommerinterviews oder sonst wo. Sie stellen nur ihre Empörung zur Schau, sie verbreiten ihre Unwahrheiten und sie polemisieren. Die AfD hat kein Interesse am demokratischen Diskurs. Zeitungen, widersprecht den Unwahrheiten der AfD immer und immer wieder. Politiker, solange ihr in euren Parlamenten auch nur eine hauchdünne Mehrheit habt, wählt keine Mitglieder der AfD in Ausschüsse und Gremien und Präsidien. Und redet ihnen nicht nach! Erklärt immer wieder, was Rechtstaatlichkeit und Gewaltenteilung bedeutet, besteht auf die Einhaltung der Menschenrechte, lebt die Demokratie, trefft Entscheidungen. Ganz im Ernst! – Ralf Schürmann


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Danke, Frau Parnack, für diesen Artikel, der all mein Unbehagen treffsicher auf den Punkt bringt und es mir erspart, dem Kollegen Dachsel ob seiner Ausführungen zu schreiben (vielleicht hätte ich das trotzdem machen sollen). Ihren Argumenten ist nichts hinzuzufügen- chapeau! – Karl-Heinz Grau


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Sieht so eine lebendige, wehrhafte Demokratie aus: da, wo es nicht wehtut, das Maul weit aufzureißen, über Christen, Konservative, „Rechte“, die schon aufgrund unserer Demografie immer mehr vor sich hinschrumpfen; dort aber, wo man sich blaue Flecken holen könnte, allenfalls still vor sich hinzugrummeln, wenn es eigentlich um schonungslose Kritik an einem aggressiven Islam geht, der Unfrieden bis hin zum Terror in unser Land gebracht hat! Übt man sich jetzt schon in vorauseilendem Gehorsam, indem man Bücher und Texte lieber nicht veröffentlicht, durch die irgendein Mufti seine Religion beleidigt fühlen und daher eine Fatwa verhängen könnte? Die Reaktion der islamischen Welt auf die Mohammedkarikaturen hat inzwischen aus einer streitbaren eine Angsthasendemokratie gemacht! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „»Dass ich ganz allein daran die Schuld trage«“ von Jean Boué

Haben Sie vielen Dank für den Bericht zum Fetalen Alkohol-Syndrom! Ich war, ehrlich gesagt, sehr erleichtert, endlich einmal über dieses Thema zu lesen. Mit Bekanntmachen meiner Schwangerschaft sah ich mich mit einer Unzahl gutgemeinter Ratschläge konfrontiert, wie ich mich in der kommenden Zeit zu verhalten und zu ernähren hätte. Am Ende des ersten Trimesters erhielt ich von einer überengagierten Mutter eine Anleitung, wie man einen Buggy fachgerecht zusammenklappt und im Kofferraum verstaut („Pass auf, du musst das jetzt lernen!“); im zweiten Trimester wurde ich argwöhnisch gefragt, ob ich mein Kind denn zu impfen gedächte. Ich weiß nun, dass Bananen ganz schrecklich gut für mich sind, Parmaschinken und Rohmilchkäse jedoch ganz, ganz schlecht. Auch auf die Tatsache, dass ich nach der Geburt erst einmal kein Sozialleben mehr haben werde, fühle ich mich durch die (selbstverständlich für alle werdenden Eltern geltende) Erfahrung allerhand gewordener Väter und Mütter nunmehr bestens vorbereitet.

Wann immer ich jedoch gestehe, dass ich mich nach einem anstrengenden Tag manchmal danach sehne, mich mit einem Glas Rotwein auf die Couch zu verkrümeln, dies aber mit dem Wissen um die möglichen Konsequenzen für mein Kind nicht tue, wechselt die Rhetorik von milder Strenge zum wohlwollend-verständnisvollen, mit verniedlichendem Diminutiv versetzten Apologiegesang: „Och, ich denke, wenn du ab und zu einmal ein kleines Gläschen trinkst, kann das doch dem Mäuschen nicht schaden…“ – „So ein halbes Sektchen zu Sylvester…“ Unsere Gesellschaft tut sich leicht, zu leicht damit, Gründe zu finden, um die Korken knallen zu lassen. Sie ist routiniert darin, Alkoholkonsum verharmlosen. Anscheinend vergisst sie aber schnell – oder weiß es einfach immer noch nicht – dass ein striktes Nein zum Alkohol zu den wenigen unanfechtbaren Verhaltensregeln für Schwangere gehört. Dieses Nein sollte auch von einem trinkafinen Umfeld Beachtung und Unterstützung finden, anstatt durch gemütliche „Wird-schon-nicht-so-schlimm-sein“-Phrasen entkräftet zu werden. – Dr. Heike Muranyi


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Man möchte dem Artikel eine weite Beachtung wünschen. Die Beobachtung von Bernd Ulrich verweist auf ein zunehmendes Problem unserer Gesellschaft. Die Kluft zwischen Moral und Verantwortung wird offenbar immer größer. Mit Gesetzen alleine ist diese Kluft nicht zu schließen. Der TÜV ist gesetzlich geregelt, aber wo blieb über Jahre die realitätsbezogene Überwachung der Abgaswerte? Die Vorschriften für die Großschlachtereien und die Massentierhaltung existieren. Doch die Überwachung dieser Vorschriften ist offenbar vollkommen unzureichend. Die Frage ist, warum der Staat auf sein Überwachungsmonopol verzichtet. Wie Bernd Ulrich abschließend feststellt, ist es die Schuld der Politik, die – warum auch immer – auf die Wahrnehmung ihrer Aufgaben verzichtet. Bernd Ulrich hat das Unbehagen von uns Bürgern treffend formuliert. – Klaus Grieshaber


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Endlich mal hat es ein ehrlicher, ideologie- und scheuklappenfreier Artikel zu diesem Thema in die ZEIT geschafft ! Bewundernswert nüchtern und unaufgeregt gelingt es Herrn Palmer, die ganze Bandbreite der „real existierenden Asylbewerber“ grob zu skizzieren. Weiterhin wird der Wunsch der aufnehmenden Bevölkerung nach Schutz vor dem kriminellen Teil dieser Menschen nicht als rassistische Einstellung gebrandmarkt, sondern als legitimes Anliegen und als Gebot der Selbstachtung anerkannt. Gerade das Negieren von Auffälligkeiten in krimineller Hinsicht bei bestimmten Gruppen innerhalb der Asylbewerber durch Teile der Politik, vereitelte oder verschlampte Abschiebungen auch Schwerstkrimineller und das Nicht-Berichten über entsprechende Straftaten aufgrund erzieherischer Anmaßungen von Teilen der Medien ist doch Wasser auf die Mühlen der AfD. Konsequent und begrüßenswert fordert Herr Palmer dann den „Spurwechsel“ in beide Richtungen und zeigt sogar Wege auf, wie das der abstrus verfahrenen Rechtslage in unserem Land zum Trotz dennoch bewerkstelligt werden könnte. Bravo an Herrn Palmer, dem als Preis für seinen realistischen Blick nun vermutlich ein Partei-Ausschlussverfahren drohen wird! – Christoph Erdmann


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Boris Palmer schaut tief in die Seele der konservativen schweigenden Mehrheit der Deutschen und spricht das aus, was viele bewegt, die keine Nazis oder Rassisten sind. Mit viel Einfühlungsvermögen und ideologisch unverstelltem Blick schildert er zutreffend die Befindlichkeit vieler Menschen in unserem Land, ihre Ängste und Sorgen. Solche im besten Sinne des Wortes „Realpolitiker“ bräuchten wir noch viele mehr. – Roland Meinhardt


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

„Libenter homines id, quod volunt, credunt“ (Gerne glauben die Menschen das, was sie sich wünschen).

So zumindest scheint es Moritz von Uslar bei seiner Rezension zum „Wir sind mehr-Konzert“ ergangen zu sein. Zwar bin ich auch grundsätzlich der Ansicht, dass Musik (und Sport) gesellschaftlich positive Kräfte freisetzen und verknüpfen kann, doch in Bezug auf die Tiefe und Komplexität der Probleme, die sich in Chemnitz in Form von rechtsextremer Gewalt und offenem Rassismus Bahn geschlagen haben, ist das Konzert wohl bestenfalls ein kleiner Tropfen auf einen großen heißen Stein gewesen.

Denn für eine sinnhafte, verbindende und verbindliche Einflussnahme braucht dieser Event eine vielschichtige, nicht nur demonstrative Fortsetzung; es braucht Veranstaltungen, die weniger auf eine punktuell große, zwecks Selbstrückversicherung zu gewinnende Gegenoffensive, als vielmehr auf einen breit angelegten, ernsthaften Dialog setzen. Einen Dialog freilich, der viel Zeit, Nerven und gegenseitigen Respekt abverlangt. Tatsächlich gelebte Demokratie eben, aber genau die wollen wir doch auch verteidigen. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Die Rente wird reichen“ von Wolfgang Steiger

Das Politiker-Geblubber des Herrn Steiger zum Thema Rente möchte man eigentlich nicht in der ZEIT lesen, denn es ist nicht nur nichtssagend sondern auch irreführend und falsch. Wenn man bedenkt, dass 21% der deutschen Arbeitnehmer im sogenannten „Niedriglohn“ Segment zu finden sind und somit einen Monatslohn von weniger als 2000 € bekommen, kann man doch leicht ausrechnen, dass selbst, wenn die Rente bei 48% des Lohnes bleibt, diese Menschen mit einer Rente auskommen müssen, die deutlich unter 1000 € liegt. Ist dieser Umstand etwa nicht als Armut anzusehen? Ich meine schon. Und wenn Herr Steiger anführt, dass in Skandinavien die Menschen darüber nachdenken die private Vorsorge auszubauen oder länger zu arbeiten, dann bleibt diesen Niedriglöhnern nur die zweite Möglichkeit, denn für die erste haben sie kein Geld übrig.

Ich befinde mich als ehemalige Hauptschullehrer ( Beamter) in einer komfortablen Situation und kann ein entspanntes Rentnerleben führen. Aber auch meine Pension würde nicht ansatzweise ausreichen um ein Alten- oder gar Pflegeheim für mich und meine Frau zu finanzieren, da meine Frau nur eine Minirente von ca. 300 € bezieht. Da stimmt eben das ganze System nicht. Vielleicht sollten sich die deutschen Politiker einmal das schweizer System anschauen und dann überlegen ob es nicht sinnvoll wäre in dieser Richtung mehr Geld von Staats wegen zu investieren. – Gert Henke


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Hübsch, wie euphorisch sich der Herr Dachsel in seinem Twitterbad der Kurzgenüsse aalt! Merkt er nicht, dass er mit vielen gaaanz wichtigen Planschern in einem überfüllten Freibad sitzt, in dem das lustige Aufpatschen seiner kleinen Gedankenspritzer Mitbadende zwar kurz mal nass macht und vielleicht sogar etwas über den Rand geht, aber sehr oft kaum mehr ist als die Wichtigtuerei des Trampeltiers, das da gerade wieder vom 10m Turm plumpst…

Amüsant auch, dass er mit der und für die ZEIT schreibt, die das Lesen eines jeden Artikels in der Regel braucht, und die ein Vielfaches der Zeit für seine geliebten 280 Zeichen übersteigt… Ja, will er sich denn den ZEITungsast absägen, auf dem er selber sitzt, wenn Alle nur noch tweeten aber nicht mehr die Lesegeduld und das ABO für eine journalistische LangZEITarbeit aufbringen? –Jan Rainer Bruns


Leserbrief zu „Der große Landraub“ von Sven Beckert und Mindi Schneider

Kritisch ergänzend ist anzumerken, dass ehemals selbst kolonialisierte Länder wie Korea, Indien und vor allem die VR China in weiten Teilen Afrikas einen an westlichen Vorbildern orientierten Neo-Kolonialismus betreiben: Landkauf und -pachtung für eine auf Export gerichtete, kapitalintensive und ökologisch bedenkliche Produktion; Fremdbestimmung bei Infrastrukturprojekten, vereinbart mit korrupten Potentaten ohne wirkliche Beteiligung lokaler Arbeiter und Dienstleister, und daher mit vernachlässigbarem Wissens- und Technologietransfer für die einheimische Entwicklung verbunden; ungleiche Verträge zur kapitalintensiven Rohstoffausbeutung und mit minimaler Einbindung einheimischer Arbeiter; vor allem die seit Jahrzehnten andauernde Überschwemmung der sog. Entwicklungs- und Schwellenländer in Afrika mit billigen Konsumgütern, die vorhandenes Handwerk, erfolgreiche Manufakturen, florierendes Gewerbe und die aufkeimende Industrialisierung beeinträchtigen oder zerstören. Nebenbei erwähnt: Kaum ein Mensch aus „dem armen Süden“ zieht es in die eingangs gennannten Ex-Kolonien. – Dr. Diethard Ma


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

Bitte kümmern Sie sich um Ihren Kollegen Moritz von Uslar! Immerhin bejubelt er in seiner Titelseiten-Kolumne ein Event, in dem unter anderem angekündigt wurde, Journalisten die Kehle durchzuschneiden (und ähnlich ging es wohl geraume Zeit noch weiter). Möglicherweise ist Herr von Uslar stark suizidgefährdet (oder sollte sich besser beim nächsten Mal die Texte anhören, bevor er von „klaren, mitreißenden, humanistischen Sätzen“ fabuliert). – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Die tanzende Mehrheit“ von Moritz von Uslar

„Was der Politik so schwerfällt – klare, mitreißende, humanistische Sätze zu sprechen -, das kann der Pop.“ „Feine Sahne Fischfilet“ hat neben „Es gibt nur Arschlöcher oder Nicht-Arschlöcher, entscheidet Euch!“ noch weitere klare, humanistische und demokratische Gesinnung bezeugende Sätze gesprochen wie „Die Bullenhelme – sie sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.“ Es muss schön sein, ein klares einfaches Weltbild zu haben, zu den Guten und zur Mehrheit zu gehören. Spalten und einfache Lösungen anbieten – das machen nur die anderen. Bemerkenswert, ein solcher Kommentar auf Seite 1 der ZEIT. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Für ein Recht der Gastfreundschaft“ von Étienne Balibar

Der Autor stellt sehr weitreichende Forderungen. Es läuft darauf hinaus, dass jeder dahin gehen und bleiben kann, wo er will. Deshalb würde es mich brennend interessieren, wie nach Einschätzung des Autors die Welt in fünf, zehn oder zwanzig Jahren aussehen würde bei sofortiger konsequenter Umsetzung seine Forderungen, denn dafür ist er dann (mit)verantwortlich. Außerdem scheint er wie viele Denker aus dem linken Spektrum der Ansicht zu sein, diejenigen, denen es gut geht, können nichts dafür und haben einfach nur Glück gehabt, und diejenigen, denen es schlecht geht, können auch nichts dafür. Deshalb bleibe ihnen nur die Flucht. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Der heutige Wirtschaftsliberalismus ist nicht mehr das, was er war. Die Freiheit des Marktes wird verstanden als „I am first!“ – auf Kosten der Gemeinschaft und des Gemeinwohls. Anders sind die Dreistigkeiten auch der deutschen Wirtschaftseliten und ihre Verstrickungen in vielfältige gerichtliche Verfahren nicht zu erklären. Es gibt naturgegebene Grundlagen, die das Wohl aller Menschen garantieren wie Menschenrechte, Verpflichtung des Eigentums und der Respekt vor den Ressourcen der Natur. Die Arroganz, mit der in Chefetagen vieler Unternehmen dagegen verstoßen wird, ist der Radikalismus des heutigen globalen Liberalismus!

Die Herausforderungen der globalisierten Wirtschaft können nicht sein, das Wachstum weiter zu steigern, um Kapitalinteressen nachzukommen. Das Vertrauen in diese sich verselbstständigenden Mächte ist verloren gegangen. Die höchste gesellschaftliche und wirtschaftliche Priorität in unserem Jahrhundert liegt darin, die Schere zwischen arm und reich zu schließen und der fortschreitenden Ausbeutung der Natur entgegen- zutreten. Beides bedroht in höchstem Maße die Lebensgrundlagen der Menschheit. Dahinter stehen tiefgreifende Fragen: Wo sind die Modelle einer globalen Wirtschafts- ordnung, die das Überleben der Menschheit garantieren? Wie reduzieren wir den Anteil der Warenproduktion, der gegen Kriterien der Nachhaltigkeit verstößt? Was ist der eigentliche Sinn von Wirtschaft und Warenaustausch? Was verstehen wir unter Arbeit unabhängig von der Arbeit, die bezahlt wird, und wie kann ein neues Arbeitsverständnis zum Träger einer neuen Wirtschaft werden? Möglicherweise müssen wir lernen, unser Wirtschafts- und Finanzsystem von Grund auf neu zu überdenken! – Walter Moritz


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Danke. – Marita Kruckewitt


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Ich schätze sie seit Jahren als einer der wenigen rotgrünen Politiker in Deutschland, die halbwegs realistisch denken, auch unbequeme Wahrheiten offen aussprechen, und nicht vollends in eine ideologisierte Multikultiträumerei verfallen sind (wo ist eigentlich das Land, wo dies funktioniert?). In vielen Punkten stimme ich ihrem Artikel zu. Sie übersehen aber einige Gründe, weswegen etliche Menschen (Laut NZZ vom 20.8.2018 bilden die Kritiker sogar die Mehrheit, zumindest aber sind es sicher deutlich mehr als nur die erwähnten AfD-Wähler) in unserem Land Probleme mit der Merkelschen Flüchtlingspolitik und deren Auswüchsen haben. Die Erklärung einer erhöhten Kriminalität der Asylbewerber wegen ihrer anderen alters- und Sozialstruktur und einer sonstigen Normalisierung stimmt nur dann, wenn diese (im Laufe der Zeit) komplett assimiliert werden. Da diese aber meistens aus anderem kulturellen und religiösen (islamischen) Umfeld kommen und oft Mentalitäten wie Clanstrukturen, Zwangsehen, bis hin zu Ehrenmorden mitbringen, wird dieses, selbst bei gutem Willen, Jahrzehnte dauern bis sie einigermaßen mitteleuropäisches Denken, Fühlen und Handeln annehmen. D.h. also nichts weiter, als das wir uns dauerhaft an diese erhöhte Kriminalität gewöhnen müssen.

Ganz offensichtlich gibt es, im Gegensatz zu ständigen Beteuerungen, auch oftmals kein Interesse an Integration. Hier nur einige Beispiele: „Der Bund besitzt kein Konzept für die Integration“ (sinngemäßes Zitat Elmar Theveßen), in u.a. Hamburg und Berlin werden ganze Stadtquartiere nur für unsere Neubürger gebaut und „Integration wird nicht gepredigt“ (Moscheereport C. Schreiber). Außerdem wird sich das Verhältnis der Zuwanderer zur alteingesessenen Bevölkerung durch den demographischen Wandel weiter drehen (siehe dazu auch Pew-Studie von 2017). Dazu kommen noch völlig subjektive Wahrnehmungen: Wenn man in meiner Heimatstadt Hildesheim (Salafistenhochburg) vom Bahnhof Richtung Innenstadt geht, fragt man sich schon mal ob hier noch Deutschland ist. Da können die meistens Merkeltreuen Medien noch so viel vermeintlich gutes berichten: Es ist die schiere Masse an offensichtlich fremden Menschen die viele in unserem Land verunsichert. Sollten dieses unsere verantwortlichen Politiker nicht langsam erkennen, so befürchte ich, war Chemnitz nur der Anfang! – M. Sauer


Leserbrief zu „Frankfurt schafft das“ von Benedikt Erenz

In dem Artikel heißt es zum Ausbruch des 2. Weltkriegs: „Dann machten Deutschlands Rechtspopulisten Krieg“. Dies ist eine unglaublich undifferenzierte (böswillige?) Zusammenhangsherstellung vom verbrecherischen NS-Regime und heutigen sog. „Rechtspopulisten“. Gemeint sind damit im allgemeinen Sprachgebrauch die Wähler und Sympathisanten der AfD. Sie suggerieren, dass (laut aktuellen Umfragen) ca. 17% der Wähler Nazis sind. Dieses ist NATÜRLICH glatt falsch! Die allermeisten AfD-Anhänger (es gibt unbestritten Ausnahmen) sind um die Zukunft Deutschlands besorgte Bürger, die fest auf dem Boden unseres Grundgesetzes stehen. Diese kann man auch erfahren wenn man mit ihnen spricht statt nur über sie zu berichten!

Als Vergleich müssten sie sämtliche „linkspopulistischen“ Anhänger der Linkspartei in Generalverdacht haben eine kommunistische Diktatur errichten zu wollen. Das Eine wie das Andere entbehrt jeder Grundlage und ist Realitätsfern. Wenn das der künftige, primitive Sprachgebrauch einer an sich seriösen Zeitung wird, ist deren Lektüre ZEITverschwendung. Ich bin stinksauer und fühle mich persönlich beleidigt!!! – M. Sauer


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

In den vergangenen Wochen ist mehrfach diskutiert worden, wie schlecht unser Gesundheitswesen für Transplantationen ausgestattet ist und wie viele Möglichkeiten ungenutzt bleiben. Als Gesundheitsminister sollte Jens Spahn da zuerst seinen Möglichkeiten nachkommen und dafür sorgen, dass Krankenhäuser besser für Transplantationen ausgestattet und besser dafür bezahlt werden. Statt dessen lädt er mit der jetzt von ihm ausgelösten Debatte die Verantwortung bei den potentiellen Spendern ab. Ohne bessere Ausstattung führt auch die Widerspruchslösung nicht zu mehr Transplantationen. Ich selbst habe einen Organspendeausweis. – Lutz Reder


Leserbrief zu „Was er auslöst, ist gewaltig“ von Axel Hacke

Zum ersten Mal schreibe ich im zarten Alter von 64 (also nicht weit weg von Martenstein) einen Leserbrief – und dann gleich an ein Schwergewicht wie DIE ZEIT. Allein, ich kann nicht anders. Die Gratulation von Axel Hacke an Harald Martenstein hat mich berührt. Nicht nur, weil ich es genauso mache wie er: Zeitmagazin rausnehmen, Martenstein lesen, am Tisch, im Bett, ja, auch auf dem Klo. Die Kolumne von Martenstein ist ehrlich, nie anmaßend, zeugt von großer Menschenkenntnis und Lebenserfahrung und lässt mich
-wie ihn- manchmal ratlos zurück: Wo ist bei vielen Leuten eigentlich das Gehirn geblieben? Kann man den fortschreitenden Rückgang an Denk- und Urteilsfähigkeit irgendwie wissenschaftlich erforschen? Und würde das etwas bringen? Wir bräuchten eine Legion Martensteins und Hackes, um unsere Gesellschaft wieder ein wenig auf Kurs zu bringen. Gratulation, Harald Martenstein. Und weiter so! – Klaus Jaeger


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Chapeau, Herr Palmer! Wenn man Ihre Beiträge liest, versteht man, weshalb wir ein so großes Problem mit dem Populismus haben – oder umgekehrt: Würden alle Politiker reden und handeln wie Sie, hätten wir ein deutlich kleineres Populismusproblem. Wieso bringen Ihre Kollegen aus der Bundespolitik nicht die gleiche Ehrlichkeit ans Licht? Mit Ihrem Beitrag haben Sie auf jeden Fall – mal wieder – voll ins Schwarze getroffen. – Wieland Herbold


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Ihr Vorschlag in Gottes Ohr: politisch durchgesetzte, kluge Regeln würden die Gesellschaft ethisch entlasten. Nur: die Politik setzt seit Jahrzenten auf Deregulierung ebenso wie auf Liberalisierung und Privatisierung, kurz: Neoliberalismus. Darauf beruht inzwischen unser Wohlstand. Und es gibt eine Vorgeschichte. Denker wie Adam Smith, David Ricardo und John Locke sahen in Ethik und Moral Hindernisse für die Wirtschaft. Egoismen und Gier hingegen bewerteten sie positiv und erhoben sie zu neuen Tugenden.

Nach diesen in wirtschaftswissenschaftliche Lehre gegossenen Ansichten feiert Europa immer noch die Party eines jahrhundertelangen Raubzuges durch andere Kontinente. Sklaverei und Kolonialismus wurden durch Verschuldung und erzwungene Strukturanpassung ersetzt. Das Ziel blieb das gleiche: Zugriff auf billige Arbeitskräfte und Rohstoffe. Langsam kommt Katerstimmung auf. Die globalen Grenzen sind überschritten, Tendenz steigend. Doch kaum jemand traut sich wirklich, einen Blick auf das ganze Ausmaß der Zerstörung zu werfen: 60 % aller Menschen, d.h. 4,3 Milliarden, haben weniger als fünf Dollar am Tag zur Verfügung. Mit diesem Betrag braucht ein Kind fast überall auf der Welt einiges Glück, um seinen fünften Geburtstag zu erleben. (Quelle: Jason Hickel, Die Tyrannei des Wachstums, dtv, 2018, S. 75) Wer kann Fluchtursachen bekämpfen, ohne an diesem Trend ernsthaft etwas zu ändern?

Ein weiterer Imperativ ergibt sich aus der fossilen Betriebsweise der Weltwirtschaft. In der Zeitspanne eines geogeschichtlichen Wimpernschlages von 200 Jahren hat sich die Erdtemperatur bereits um ein Grad Celsius erhöht. Selbst bei einer Vollbremsung des Ausstosses von Treibhausgasen wird sie um weitere 0,5 bis ein Grad steigen. Das Erreichen von Kipppunkten, deren Überschreitung in einen vom menschlichen Einfluss unabhängigen und unkontrollierbaren Klimawandel führt, wird damit fast schon unvermeidbar.

Und wie reagiert die Politik? Außer Lippenbekenntnissen bringt sie vor allem Freihandelsabkommen auf den Weg. Soziale Standards entlang den globalen Lieferketten aber auch Umwelt- und Klimaschutz werden als Handelshemmnisse weitgehend abgebaut. Unternehmen können Staaten für prognostizierte Gewinnausfälle verklagen. Die Regierungen hören weniger auf den Protest aus der Zivilgesellschaft. Sie geben ihre Macht an die großen Player auf dem Markt ab. Der Jurassik Park wird geöffnet. Eine ethische Entlastung findet nicht statt.

Wir sind vielleicht die letzte Generation, die gegen diese Entwicklung noch protestieren kann. Vor dem ‚Aufstehen‘ (Sahra Wagenknecht) braucht es vielleicht ein ‚Aufwachen‘, in welcher Lage wir uns befinden. Eventuell ist die Zivilgesellschaft überfordert. Eventuell können wir die Welt nicht mehr retten. Doch wir, die Gesellschaft, die Medien, die Gewerkschaften und die Kirchen, die Parteien und Nichtparteien sollten alle nicht unter den Möglichkeiten bleiben, die wir haben, es zu versuchen. Oder? – Friedrich Brachmann


Leserbrief zu „Pendeln für die Eltern“ von Ines Schipperges

Kinder müssen immer dann für die Eltern „pendeln“, wenn diese es nicht geschafft haben, ein Paar zu bleiben. Die krasseste Form ist das 14-tägige Besuchspendeln an Wochenenden mit einer hohen Quote an Kontaktabbrüchen. Kindgerecht ist hingegen der Bindungeserhalt zu beiden Eltern bei gleich oder ähnlich verteilten Wohnaufenthalten mit ein- oder zweiwöchigem Wechsel, bei Kleinkindern auch halbwöchentlich. Ideal ist es, wenn Eltern das verantwortungsbewusst selbst regeln und nahe beieinander wohnen bleiben, doch im Konflikt boykottiert oft ein Elternteil dieses Glück. Dann sprechen die Institutionen meist die Kinder nur einer Elternseite zu und zerbrechen damit das Bindungsgefüge. Beratungsstellen, Jugendämter und Gerichte müssen lernen, Eltern in diesem Dilemma sehr zielstrebig an ihre gemeinsame Verantwortung zu erinnern und nachhaltig für ein partnerschaftliches Erziehen auch nach Trennung zu motivieren. – Johannes Zink


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Es sind eben keine gitarrezupfenden Pfadfinder, sondern selbsternannte Umweltschützer, denen es nicht genügt, friedlich zu protestieren, sondern die sich radikalisiert haben und kriminell geworden sind, wenn sie es nicht schon waren. Die Maschinen, Arbeitsgerät und Anlagen zerstören. Die sich vermummen, ihre Fingerkuppen verätzen und keine Ausweispapiere mit sich führen, um ihre Identität zu verbergen. Die sich an Schienen ketten und somit die Förderanlagen blockieren. Die Arbeiter, Werkschutzleute und Polizisten als Kriminelle bezeichnen und sie tätlich angreifen, mit mit Steinen, Flaschen und Exkrementen bewerfen und mit Zwillen beschießen. Davon ist in dem Artikel kein Wort zu lesen. Kann es sein, dass da so ein leiser Ton von klammheimlicher Sympathie mitschwingt? So wie bei vielen der friedlichen Umweltretter, die sich zwar von ihren kriminellen Gesinnungsgenossen distanzieren, aber trotzdem die gewünschte Aufmerksamkeit erhalten? Der Kohleausstieg ist unbestritten erforderlich, aber eben nicht sofort möglich. Wer das nicht einsieht, für die wäre es gut, wenn es technisch möglich wäre, sie ausschließlich (!) mit erneuerbarer Energie zu beliefern. Spätestens bei der nächsten Dunkelflaute säßen sie im Dunkeln und würden die Energieunternehmen lautstark an ihe Versorgungspflicht erinnern. – Gerhard Bätz


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Der Liberalismus kann auf Dauer nur funktionieren, wenn die Dosis stimmt, das gilt für fast alle wirtschaftlichen und sozialen Bewegungen. Daran ist die Politik von Frau Merkel gescheitert. Das zuzugeben, findet in den Medien nicht mehr statt. Die „Zeit“ lässt das nur wenig vermissen. Und was Trump betrifft, stimmt die Analyse ihrer Autorin allerdings nicht. Europa und der Rest der Welt hat von Amerika seit zig Jahren nur wirtschaftliche Vorteile genossen. Das Gedächtnis der heutigen Generation reicht nicht mehr aus, um ordentlich Situationen einzuschätzen zu können.. Daran krankt unsere Gesellschaft. Schuld haben unsere Bildungs- und Schulpolitiker. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

Mir ist es schleierhaft, wie ein solcher Kommentar es bei der Zeit auf Seite 1 schaffen konnte. Herr Wefing, wenn Sie schon einen Kommentar über ein System der Exekutive (Jugendstrafrecht) schreiben, recherchieren Sie doch bitte vorher und schreiben über das System und nicht über einen Einzelfall.

Fehler Nr. 1: Die Strafe hat mitnichten nicht nur die zwei Zwecke, den Täter von weiteren Taten abzuhalten und die Gesellschaft zu schützen. Der wichtigste Aspekt des Strafvollzugs (d.h. Vollzugs der Strafe) besteht in der Aufarbeitung und Reintegration des Straffälligen in die Gesellschaft. Dies scheinen Sie irgendwie vergessen zu haben. Der Richter aber in diesem Fall zum Glück anscheinend nicht.

Fehler Nr.2: Ja, Jugendsachen werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt und geurteilt und das ist gut so. Hier geht es um den Schutz der Opfer, der Angehörigen und auch des Täters. Es geht um Jugendliche, die Ihr Leben noch vor sich haben. Anstatt an dieser Stelle nur die Schlagzeilen der Bildzeitung in etwas kleinerer Schrift zu wiederholen, wäre vielleicht genau diese Erläuterung angebracht gewesen. Über wie viele Tötungsdelikte im Jugendstrafrecht haben Sie denn in den letzten Jahren geschrieben, in denen Deutsche Opfer wie Täter waren? Haben Sie dort auch bemängelt, dass Sie keine Informationen bekommen haben?

Fehler Nr. 3: Der Richter bleibt mit seinem Strafmaß 1,5 Jahre oder 15% unter dem, von der Staatsanwaltschaft geforderten Strafmaß. Hier suggerieren Sie, dass die Höchststrafe ja nur angemessen gewesen wäre und wiederholen nur den Bildzeitungspöbel in anderer Wortwahl. Natürlich bleiben Sie die Erklärung schuldig, wieso Sie dieser Meinung sind und woher Sie die notwendigen Informationen haben. Ich kenne den verantwortlichen Richter genauso wenig wie Sie, habe aber erst einmal eine positive Kompetenzvermutung, gerade weil der Richter ohne Druck aus der Öffentlichkeit sein Urteil fällen kann. Haben Sie sich einmal überlegt, ob es nicht im Prozess Argumente gegeben haben könnte, wieso der Richter so entschieden hat, wie er entschieden hat? Auch welches Strafmaß die Verteidigung vorgeschlagen hat, haben Sie nicht erwähnt. Wissen Sie es? Hier wären Ihre Kompetenzen als Journalist gefragt! Recherche!

Weiterhin, sollte der Richter ein zu mildes Urteil gesprochen haben, gibt es Deutschland das System der Revision, welches auch der Staatsanwaltschaft offen steht. In Ihrem 3. Absatz suggerieren Sie – ohne es zu belegen -, dass dieses Urteil in die Kategorie der „Schandurteile“ fällt. Nun, Sie sind Journalist und haben das wahrscheinlich studiert. Der Richter ist Jurist und hat das studiert. Wahrscheinlich versteht er mehr von der Materie als Sie. Außerdem kennt er den Fall. Recherchieren Sie, sammeln Sie Fakten, präsentieren sie Sie den Lesern. Das ist Ihr Job. Wenn es, wie in diesem Fall, keine Fakten gibt, dann hat das einen Grund, denn der Gesetzgeber (Legislative – Gewaltenteilung, Sie verstehen?) vor langer Zeit einmal festgelegt hat. Selbst wenn der Richter wollte, dürfte er sich nicht äußern.

Fehler Nr. 4: Am Ende ihres Artikels verdrehen Sie diesen Fall auf die übliche Kernessenz „die Migranten sind an allem Schuld“, von – na? von welcher Zeitung wohl? LANGWEILIG! Deutlich unter dem Niveau der Zeit. Fehler Nr. 5: Sie als Journalist haben natürlich mit Ihrer unglaublichen Fachkompetenz im Jugendstrafrecht sofort erkannt, dass der Gesetzgeber das Jugendstrafrecht völlig falsch aufgebaut hat und das dies zu ändern sei. Chapeau. Mein Vorschlag an Sie und ihren Chefredakteur: bevor Sie das nächste mal so einen unsinnigen Kommentar verbreiten, rufen Sie doch einmal kurz ihren Kolumnisten Thomas Fischer an und lassen Sie sich kurz (dieses „kurz“ war jetzt ironisch gemeint ;-) ) die Grundzüge des Jugendstrafrechts erklären. Dann landet so ein Mist auch nicht auf Seite 1 (oder sonst wo) der Zeit. – Iwan-Rescheleit


Leserbrief zu „Begabung ohne Ziel“ von Stefan Willeke

Herzlichen Dank für diesen Artikel; er beschreibt exellent – nur in einem widerspreche ich: Christian Lindner ist nicht klug. – Er ist hoch intelligent, hat ein umfangreiches Wissen. Wie er jedoch mit diesem Wissen umgeht, zeigt seine Klugheit oder auch Dummheit. M. E. fehlt Christian Lindner menschliche Reife, um mit seinem Wissen in der Politik verantwortungsvoll für so viele Menschen Weichen zu stellen. Er pokert und trickst aus; das haben zu viele zu bezahlen, nur er will immer der Gewinner sein. – Da sollte er wirklich lieber keine Politik machen. – Hanna Leinemann


Leserbrief zu „Was er auslöst, ist gewaltig“ von Axel Hacke

Dem großartigen Axel Hacke sei Dank gesagt. Es ist wunderbar, wie er mich mit seiner wie immer sprachlich brillianten Würdigung mit Harald Martenstein „versöhnt“ hat. Zukünftig werde ich versuchen, dem Jubilar mit der gleichen abgeklärten Toleranz zu begegnen. – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Gegen die Angst“ von Martin Machowecz

Der von Ihnen vermutete blinde Fleck bei Herrn Kretschmer koennte vielleicht auch im Auge des Verfassers sein. Wenn man TeilnehmerInnen einer Demonstration, bei der ein schwarzer Block beteiligt ist oder die einen Titel wie „Welcome to Hell“ tragen, zubilligt, dass sie nicht unebdingt gewaltbereit sind, dann sollte man auch TeilnehmerInnen an Demonstrationen, bei denen es rechtsextreme Darbietungen gibt, zubilligen, dass sie mit diesen auch nicht unbedingt einverstanden sind. Andernfalls sieht es sehr danach aus, dass hier mit zweierlei Mass gemessen wird. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Herzlichen Dank für Ihren Artikel zum Thema Twitter. Es tut gut, eine besonnene und geerdete Stimme zu hören in diesen aufgeregten Zeiten. In Anlehnung an Ihre gelungenen Eingangsworte: „Ich sag’s Ihnen lieber gleich. Sie kriegen es ja eh raus.“ Ich bin nicht auf Twitter und war es auch nie. Als Jahrgang 1965 gehöre ich kommunikationsmäßig ja schon zum alten Eisen. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da man Briefe geschrieben hat, nicht aus nostalgischen Gründen oder als Lifestyle-Statement, sondern weil es normal war. Email und SMS empfand ich als große Errungenschaft damals in den 1990ern. Dennoch beschlich mich schon bald das Gefühl, dass wir zwar mehr aber weniger durchdacht zu schreiben begonnen hatten.

Vor ein paar Jahren wurde ich dann von Freunden und Geschwistern „genötigt“, WhatsApp auf mein Handy zu laden, um „in touch“ zu bleiben. Vor kurzem habe ich die App allerdings wieder gelöscht. Es war kein großer Verlust für mich. Will ich denn wirklich immer wissen, wer gerade was macht? Bilder vom gelungenen Sonntagsbrunch sehen? Nein, will ich nicht. Brauche ich auch nicht, um Freundschaften zu pflegen. In Emails haben meine „Kontakte“ wenigstens noch ganze Sätze geschrieben, Subjekt-Objekt-Prädikat und so. Aber diese gute Sitte scheint den meisten abhanden gekommen zu sein. Als ich dann selbst auf die schiefe Bahn geriet, zog ich die Reißleine: mein bester Freund beschwerte sich, dass ich ihm als Antwort auf seine wohl formulierte WhatsApp Nachricht nur ein Smiley schickte, ganz ohne Text. Da wurde mir klar: die sprachliche Verrohung schleicht sich durch die Hintertür ins Haus. – Helmut Grossmann


Leserbrief zu „Ganz nah dran“ von Ulrich Ladurner

In Ihrem Beitrag zitieren Sie Herrn Patassini mit der Aussage, dass vor 10 Jahren die Lage so sicher war, dass die Menschen ihre Haustueren nicht abschlossen, und kommentieren: „Ob es tatsaechlich jemals so war? Zweifelhaft.“ Leider kommen keinerlei Belege fuer Ihre Zweifel, obwohl doch die ZEIT vor nicht allzu langer Zeit als einen Check fuer fake news nannte, dass vertrauenswuerdige Reporter und Journalisten immer Quellen fuer ihre Aussagen geben und sie nachvollziehbar und ueberpruefbar machen. Hier waere also z.B. ein Verweis auf eine Kriminalitaetsstatistik angebracht egwesen – es sei denn, Sie aeussern hier nur ein persoenliches Gefuehl – aber auch das sollte als solches klar zu erkennen sein. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Es ist doch ganz einfach, Herr Stephan: Wenn Sie sich in Ihrem Alltag langweilen und von Tweets zuballern lassen wollen, die zu 99% irrelevant und ungefiltert sind – dann wählen Sie Twitter. Wenn Sie fundierte Information wollen und wahres Interesse an Ursache und Wirkung auf der Welt haben – dann kaufen Sie eine vernünftige Zeitung…und seien Sie vorsichtig bei der nächsten roten Ampel! – Martin Grau


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Man kann und muss darüber streiten, ob moralische Argumente in politischen Debatten hilfreich sind. Ja, Empörung über moralinsaure Äußerungen ist angebracht. Wir alle sollten uns an die eigenen Nasen fassen und überlegen, wo wir selbst Grenzen überschreiten, wenn wir uns über die Grenzüberschreitungen anderer aufregen. Diesen Impuls des Autors teile ich ausdrücklich.

Jedoch überschreitet er für mich eine Grenze, indem er den rechten Topos der Unterscheidung von Nächstenliebe und „Fernstenliebe“ übernimmt, ohne ihn in den Kontext einer bewussten Diskursverschiebung weg von der Nächstenliebe zu sog. „Fernen“ oder „Fremden“ einzuordnen. Die Rede von der „Fernstenliebe“ ist theologischer Unsinn. Sie wird bewusst dafür genutzt, das christliche Gebot der Nächstenliebe zu entschärfen, indem man dann selbst entscheidet, ob mein Nächster wirklich ein Nächster ist, den ich respektiere, oder ein sog. „Fernster“, dem ich im Zweifelsfall die Menschenrechte verweigern darf. Diese Argumentation ist eine Pervertierung des christlichen Gebotes. Und diese Argumentation müsste meiner Meinung in den Kontext eingeordnet werden, wenn man den Begriff „Fernstenliebe“ übernimmt. – Christine Böckmann


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Da ist viel Wahres dran! Wenn es auch zwei Momente in den vergangenen Jahren gab, in denen aus einer brisanten Situation tatsächlich schnell „Politik“ resultierte: nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima und dem Flüchtlingsansturm 2015. Aber meist ist es wirklich absurd, wie aus anerkannten Problemlagen — quasi nichts folgt. Von politischer Seite wird zwar festgestellt, dass die Entwicklung unerfreulich ist (Klima, Umweltschutz, gender pay gap …), aber die Lösung wird auf den Einzelnen verlagert: „Die Verbraucher“ sollten eben Bio-Lebensmittel, weniger Fleisch essen, Elektroautos kaufen; „die Unternehmen“ sich bitte selbst verpflichten usw.

Als gutwilliger, lösungsorientierter Mensch fängt man also mal damit an. Aber über 10 Prozent Beteiligung kommt dieser Ansatz kaum hinaus. Irgendwann, so nach 20 Jahren, wird man es leid, dass die anderen immer noch abwarten. Die Politik auf das Problem (welches auch immer) aufmerksam zu machen, ist müßig: sie kennt es ja schon lange. Also argumentiert man ebenfalls moralisch. Wer vom Status Quo profitiert, weist das zurück. Neben denen, die lieber aus Einsicht selbstbestimmt das Notwendige tun, ohne dazu von der Rechtslage verpflichtet zu werden, und den o.g. Gegenspielern gibt es vielleicht sehr viele, die abwarten. Schließlich kennt man sich nicht in allen Bereichen gleich gut aus, vielleicht ist da doch viel heiße Luft im Thema? Eine deutliche politische Reaktion, Konsequenzen, können einen Sachverhalt sozusagen gesellschaftlich beglaubigen.

Wieder andere wären zwar bereit, ihr Verhalten zu ändern, aber nur, wenn der Nachbar auch mitmacht. Man möchte nicht der Dumme sein und seinen „Verzicht“ dauernd diskutieren müssen – wenn durch Gesetze gezwungen, kann man ein wenig seufzen (früher war alles besser) aber eigentlich war man immer dafür. Ja, nicht so ängstlich, bitte mehr Politik! – Dr. Gunda Matschonat


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Sehr interessant fand ich die Erwiderung von Charlotte Parnack auf den vorangegangenen Artikel von Felix Dachsel. Aber auch sie scheut sich davor, Dachsels unausgesprochene Prämisse ernsthaft infrage zu stellen: denn Twitter ist nicht „der Diskurs“. Twitter ist Twitter und für Journalisten womöglich nur deshalb so interessant, weil sie dort schnell und bequem (extreme) Meinungsäußerungen zu aktuellen Themen bekommen. Zu referieren, was irgendjemand auf Twitter gepostet hat, ist für mich aber nicht Aufgabe des Journalisten. Sondern intensiv relevante Begebenheiten und Hintergründe zu recherchieren, diese einzuordnen und zu bewerten, um sie anschließend zu vermitteln. Herr Dachsel hingegen scheint sich als Seismograph und Botschafter eines aus meiner Sicht im größeren Kontext nicht relevanten Milieus zu verstehen, das sich daran berauscht, mitten in der Nacht über alle Banalitäten der Welt schlecht informiert zu sein. Ich werde in Zukunft vermehrt auf die Artikel von Frau Parnack achten. – Philipp Kohler


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Die Rückverwandlung von Moral in Politik, wie Herr Ulrich sie fordert, wäre ihrerseits moralisch aufgeladen bis zum Platzen. Seine Argumentation verläuft zirkulär. Was Herr Ulrich offenbar ersehnt, ist ein seiner Gesinnung angepasster Dezisionismus. – Dr. Andreas Schäfer


Leserbrief zu „Vor dem Sturm“ von Laura Cwiertnia und Petra Pinzler

Das, was junge Menschen seit 6 Jahren im Hambacher Forst leisten, macht tiefgreifenden Sinn und setzt das Zeichen für einen hoffnungsvollen Bewußtseinswandel in unserer Gesellschaft. So, wie das Großkapital hofiert wird, um wie hier zu seinem Recht auf Abholzung des Waldes und Abbau von Kohle zu kommen, werden Stück für Stück die Grundlagen unserer menschlichen Existenz auf’s Spiel gesetzt. Ist unser Rechtsstaat so verblendet, daß er das dringende Anliegen für unser gesellschaftliches Gemeinwohl von den Kräften unverantwortlicher Zerstörung, zwischen Vernunft und Habgier nicht mehr unterscheiden kann?! – Walter Moritz


Leserbrief zu „Wie wollen wir alt werden?“ von Karin Jurczyk und Maria S. Rerrich

Ein wichtiger Satz in diesem Beitrag lautete: „Was wir brauchen sind endlich Modelle und Einrichtungen der Altenpflege, in denen auch wir eines Tages gerne wohnen wollen und die wir auch bezahlen können“. Alle Vorschläge, die zur Verbesserung der Altensituation bisher öffentlich vorgetragen werden, machen die Einrichtungen noch teurer als sie jetzt schon sind. Es gibt aber realisierte Projekte, welche das älter werden sowohl menschlicher als auch preiswerter machen. Hier ist einer weiteren wichtigen Aussage des Beitrags zuzustimmen: „Eine breite Diskussion ist überfällig!“ Und diese vor allem in den Medien. Ich habe Siedlungen gebaut, in denen man menschlicher und billiger alt werden kann. Warum werden diese Konzepte nicht in den Medien diskutiert? – Theodor Henzler


Leserbrief zu „»Es bleibt ein komisches Gefühl«“ von Tobias Timm

Kunst?
Wenn gegenwärtig Faschingszeit wäre, könnte man die Aufstellung des Abbilds eines Autokraten, der weiß Gott schon genug Unheil angerichtet hat, noch als Ulk durchgehen lassen. Aber ernsthaft: Als Kunst? Etwas anderes ist aber zu bekritteln: In unsrem Staat, in dem fast alles reglementiert ist, ist die Aufstellung einer Statue gewiss genehmigungspflichtig. Das Ding dann aber nach Genehmigung nach wenigen Stunden wieder abzubauen, sieht doch sehr nach einem überschnellen Einknicken der Stadtverwaltung aus. – D. Schuster


Leserbrief zu „Löwen, esst mehr Wilderer!“ von Jens Jessen

Wie Jens Jessen bin ich für ausgleichende Gerechtigkeit. Bei der Treibjagd voriges Jahr, in der Gegend von Arezzo, wo ich lebe, stolperte ein Jäger, verfehlte das Wildschwein und schoss sich ins Bein. Es wurde amputiert. Er geht nicht mehr auf die Pirsch. – Claretta Cerio


Leserbrief zu „Knallt es bald wieder?“ von Heike Buchter

gutenachtlied

rendite rendite
wir tanzen ums
goldene kalb und
kaufen gierig
ramschkredite
ersaufen in
schulden die
halbe miete für
einen zünftigen
crash eine fiese
finanzmarktkrise
ach ihr armen
investorentoren
gute nacht ihr
arbeitsplätze das
sind halt die
marktgesetze wie
zweitausendacht – Michael Gräf


Leserbrief zu „Die Rente wird reichen“ von Wolfgang Steiger

Wolfgang Steiger, als Generalsekretär des Wirtschaftrates der CDU e.V. hat gut reden; er steht kaum in Verdacht auf eine eigene Rente spekulieren zu müssen. Zwei Fakten lässt er nonchalant aussen vor, wobei er in guter Gesellschaft ist:

Er zitiert, dass die Quote von Grundsicherungsempfängern unter den Älteren bis 2030 nur auf 5 % steigen würde ! Wie dumm nur, dass Hunderttausende von Rentnern – jetzt und zukünftig – gerade mal paar Euros jenseits der Grundsicherung darben. Steiger unterstellt, dass keine Angst vor Altersarmut haben müsse, wer mit seiner Rente die Grundsicherung überschreite. Das ist arm. Von Steiger, aber für den Rentnerplural ist das die blanke Armut. Dann die Generationengerechtigkeit, die Steiger in Gefahr sieht: Sollte man nicht von der jungen Generation erwarten dürfen, für die Erfüllung des Generationenvertrages selbst verantwortlich einzustehen ? Nur die nachwachsenden Generationen können durch Nachwuchs an der Schraube drehen, und das Zahler/Empfänger-Verhältnis wieder ins Lot bringen. Was kann die Eltern/Großelterngeneration daran noch ändern? Das sagt ein Vater von drei Kindern, der seine Pflicht getan hat. – Thomas Schröder


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Zu dem „Contra“ der von mir sehr geschätzten Frau Hildebrandt möchte ich doch einige Dinge zu bedenken geben:
Nein, die Definition des Hirntodes orientiert sich keineswegs daran, wie man „den Menschen zur Organentnahme nutzbar erhalten kann“.
Dieses Missverständnis kann u. a. entstehen, weil sich selbst viele Ärzte um saubere Begrifflichkeiten drücken.

Wann man im Prozess des Sterbens den „Point of No Return“ ansetzt, ist eine Konvention; aber eben, der Prozess des Sterbens muss an einem unumkehrbaren Punkt angelangt sein. Erst dann ist (und bleibt unwiderruflich) der Mensch tot!
Früher glaubte man, dieser Punkt sei erreicht, wenn Herzschlag und Atmung ausgesetzt haben. Die mit der modernen Intensivmedizin mögliche „Wiederbelebung“ (ein Widerspruch in sich!) hat gezeigt, dass dies eben keine ausreichend sicheren Todeszeichen sind.
Der irreversible Funktionsausfall des gesamten Gehirns bedeutet hingegen zweifellos das individuelle Ende eines Lebewesens, auch wenn einzelne Teile noch funktionieren, aber eben nicht mehr im Sinne eines Gesamtorganismus.

Die folgenden Beispiele mögen sarkastisch klingen, sie wollen aber nur illustrativ sein:
Sie können einem Menschen alle Gliedmaßen amputieren, oder sukzessive alle inneren Organe durch Spenderorgane ersetzen; wenn er das überlebt, bleibt er der nämliche Mensch. Wenn Sie Herrn X das Herz (die Leber, die Niere etc.) von Herrn Y transplantieren, lebt natürlich Herr X weiter und nicht (partiell) Herr Y. Die einzige Ausnahme bildet hier das Gehirn. Könnte man dies transplantieren, würde wohl als Person (zumindest subjektiv) der Organspender und nicht der Organempfänger am Leben bleiben. Würden Sie, wenn man in einem Computer den Prozessor und die Festplatte unwiederbringlich zerstört, das verbleibende (äußerlich unveränderte) Gerät noch einen Computer nennen? Wenn man einen Hahn köpft und der verbliebene Rumpf noch einige Meter weiter flattert oder läuft, lebt dann der Hahn auf dieser Wegstrecke noch? (Hirntot ist er jedenfalls erst einige Minuten später.)

Das will sagen: Wenn man akzeptiert, dass der Hirntod identisch ist mit dem Tod des Menschen, dann ist beim Eintritt des Hirntodes dieser Mensch gestorben und folglich eine Leiche. Ich habe über Jahrzehnte Hirntoduntersuchungen durchgeführt und diese Untersuchung auch immer als eine spezielle Form der Leichenschau angesehen. Die Formulierung, dass ein Hirntoter nach Beendigung der Beatmung und/oder Unterbrechung einer stützenden Kreislaufmedikation noch einmal „richtig“ stirbt, ist aus unter diesem Aspekt widersinnig. Wäre dies so, dann wäre die Organentnahme eine in der Tat nicht zu vertretende Körperverletzung. (Bedauerlich fand ich wieder einmal, dass bei diesem Begrifflichkeiten in der letzten Sendung bei Anne Will auch die beteiligten Ärzte „herumeierten“.) Ganz praktisch bedeutete dies für meine Tätigkeit stets, die Feststellung des Hirntodes erfolgte ohne Rücksicht darauf, ob eine Organentnahme im konkreten Fall medizinisch überhaupt in Betracht kam. Ich sah und sehe konsequenterweise die Weiterführung der Therapie nach Sicherung des (Hirn-)Todes als eine unethische Störung der Totenruhe an.

Mir sind diese Feststellungen deshalb wichtig, weil ich überzeugt bin, dass hier eine nicht unerhebliche Quelle von Unsicherheiten und Ängsten in der Bevölkerung liegt. Es wird eben nicht bei einem „noch nicht ganz Toten“ die Therapie vorzeitig beendet, um ihn „ausschlachten“ zu können. Die Feststellung des Hirntodes ist eine verantwortungsvolle Diagnostik – prinzipiell besteht natürlich dabei, wie bei jeder ärztlichen Handlung, die Möglichkeit von Fehlern.
Man sollte aber nicht vergessen, dass die „normale“ ärztliche Leichenschau bis heute von jedem auch noch so jungen und unerfahrenen Arzt als Einzelleistung durchgeführt werden darf und muss.
Der Hirntod wird hingegen grundsätzlich von zwei speziell neurologisch qualifizierten Ärzten diagnostiziert; an technischen Zusatzuntersuchungen sind in der Regel noch weitere Spezialisten beteiligt.

Dies alles ist natürlich keine Antwort auf die Frage, ob man für die Organentnahme eine Zustimmungs- oder Widerspruchslösung bevorzugt. Vielleicht kann sie aber Argumente liefern, wenn die innere Ablehnung auf, wie ich finde, falschen Voraussetzungen beruht. Ich habe seit Jahrzehnten einen Spenderausweis und bin im Übrigen ein erklärter Anhänger der doppelten Widerspruchslösung. – Michael Klein


Leserbrief zu „Ein Wort für ein Leben“ von Tina Hildebrandt und Uwe-Jean Heuser

Spender gesucht
Organ“spende“ – ja oder nein? Sollen wir unsere Organe spenden um anderen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen? Natürlich sagen wir da „ja“! Aber: wissen wir, wie die Organentnahme erfolgt? Nach dem „Hirntod“, wenn der übrige Mensch noch lebt, werden die Organe entnommen. Das muß schnell gehen. Je mehr der Mensch noch lebt, desto besser. Vivisektion nennt man das. Die Mediziner streiten darüber, ob die Organentnahme mit oder ohne Narkose erfolgen soll. Kostengründe sprechen für eine Entnahme ohne Narkose. Natürlich gibt es Hoffnung, mit fremden Organen gut weiterleben zu können. Wie steht aber die praktizierte Organentnahme zu einem würdevollen Sterben? Wie geht es der Seele – oder was auch immer – dabei? Die Tage Totenruhe vor der Beerdigung oder Feuerbestattung machen dabei schon Sinn. Das geht aber bei Organentnahmen nicht, denn ein Toter Körper eignet sich ja nicht mehr zu Organentnahmen. Und die Organempfänger? Müssen meist ein Leben lang Medikamente nehmen und die Nebenwirkungen erdulden und brauchen nach einigen Jahren neue Organe, da die verpflanzten irgendwann nicht mehr funktionieren. Unsere Schulmedizin erbringt wunderbare Leistungen. Wünschenswert ist dabei, dass bei Behandlungsentscheidungen der Mensch im Vordergrund steht statt monetärer Gründe.

Eine Internetrecherche zu den Themen Organentnahme Ablauf und Organtransplantationen Nebenwirkungen bietet gute Grundlagen zu einer sachlichen Diskussionen fern von emotionalen Argumenten und wirtschaftlichem Denken. Ebenso die Publikationen der Augsburger Gesundheitssoziologin Professorin Dr. Alexandra Manzei. So bewegt sich das Thema Organspende zwischen „Würdevollem Sterben“ und „Lebenswertem Leben“. – Johann Maierhofer


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Wieder einmal eine glänzende Analyse der gesellschaftlichen und geistigen Lage hierzulande. Solche Artikel sind für mich der Grund, warum ich trotz mancher Kritik an Ihrem Blatt iin letzter Zeit mmer noch überzeugter ZEIT-Leser bin. Ich warte jedenfalls schon sehnsüchtig darauf, dass die Politik endlich in einen Lösungswettstreit der aktuellen Probleme eintritt, statt sich mit Symbolpolitik zufrieden zu geben. – Dr. Dirk Kerber


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Herr Palmer ist ein messerscharfer Analyst. Er sagt ganz klar, was uns der Grossteil der Presse und der Politiker verschweigt. Die Mehrzahl der Verbrechen der Asylbewerber, von denen ein Grossteil gar keinen Anspruch auf Asyl hat, wären durch eine andere Flüchtlingspolitik im Jahr 2015 überhaupt nicht passiert. Er drückt es geschickter aus als unser Innenminister [die Mutter aller Probleme….], aber was wahr ist, muss wahr bleiben! Wenn die Anzahl der Tötungsdelikte der Asylbewerber ins Verhältnis dieser zu Ihrem Anteil der Bevölkerung gesetzt würde, entspäche das einer siebenfach erhöhten Häufigkeit der Straftaten, wie Herr Palmer am Beispiel von Baden-Württemberg erläutert. Warum werden der Bevölkerung diese Zahlen von der Politik und der Presse vorenthalten? Ausnahme bildet hier DIE ZEIT mit diesem Artikel. Aber die Anzahl der Leser hiervon dürfte im Verhältnis zu allen Zeitunglesern in der BRD mindestens so gering sein, wie die Anzahl der Asylbewerber zu der restlichen Bevölkerung. Man kann den Eindruck gewinnen, die Politik sei auf dem linken Auge blind, besonders in Rheinland-Pfalz, dem Vorzeigeland verfehlter Asylpolitik. Die letzten 4 Absätze des Artikels weisen in die richtige Richtung, nur wie bekommt man die Politik dazu, dies zu bewerkstelligen? Dann würden die AFD-affinen Wähler wohl wieder zu ihrem früheren Wahlverhalten zurückkehren und diese Partei wieder aus den Landtagen und dem Bundestag verschwinden. Bitte berichten Sie mehr über dieses Thema mit korrekten Vergleichen und Verhältniszahlen. Vielleicht werden einflussreiche Politiker darauf aufmerksam und stellen ihr Handeln endlich um. – Manfred Hoenen


Leserbrief zu „Das Schweigen der Richter“ von Heinrich Wefing

In dem Artikel fordert der Autor, die Justiz müsse „ihre Entscheidungen besser erklären“, müsse „wenigstens im Kern erklären, warum Entscheidungen fallen“. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob die Justiz lediglich durch ihre Urteile zu sprechen oder diese auch zu erklären hat. Es bedarf keiner Begründung, dass sich öffentliche Erklärungen über nicht-öffentliche Verhandlungen bereits deshalb verbieten, weil damit, wie der Verteidiger des vom Landgericht Landau Verurteilten treffend bemerkt hat, die Nichtöffentlichkeit des Verfahrens völlig konterkariert würde.

Das Problem liegt allerdings woanders: Es geht nicht darum, die Öffentlichkeit durch Information in die Lage zu versetzen, eine Gerichtsentscheidung intellektuell nachzuvollziehen. Es geht vielmehr, wie auch Wefing deutlich formuliert, darum, dass eine Rechtsprechung „allzu oft auf Unverständnis stößt, die den Einklang mit der Bevölkerung einbüßt, in deren Namen sie Recht spricht“, an Legitimation zu verlieren drohe.

Hier gibt es indes eine ganze Menge ideologischen Schutt wegzuräumen: Zuerst den, dass die Gerichte „im Namen der Bevölkerung“ Recht sprächen. Die Richter sind gem. Art. 97 des Grundgesetzes „unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen“. Ihre Urteile ergehen „im Namen des Volkes“, womit nicht mehr, aber auch nicht weniger zum Ausdruck gebracht wird, als dass auch die Justiz durch den Souverän, „das Volk“, legitimiert ist. Im Namen des Volkes Recht zu sprechen, bedeutet also nicht, zuvor die Bevölkerung zu befragen: “Wie würden Sie entscheiden?“

Dass die Rechtsprechung den „Einklang mit der Bevölkerung“ suchen müsse, wurde auch vom nordrhein-westfälischen Innenminister jüngst gefordert. Er nannte es Rücksichtnahme auf das „Rechtsempfinden der Bevölkerung“. Wefing meint, „natürlich“ dürfe „das gesunde Volksempfinden, oder was der Boulevard dazu erklärt, nicht Richtschnur des Rechts sein“. Aber was soll es dann sein? Ist es Ahnungslosigkeit oder Verharmlosung, wenn er damit zum einen den explizit nationalsozialistischen Begriff des „gesunden Volksempfindens“ (vgl. § 2 Reichsstrafgesetzbuch von 1935) als eine ernsthafte Kategorie in den Diskurs einbringt, zum anderen suggeriert, der Begriff werde durch den „Boulevard“, also eine eher feuilletonistische Instanz, und nicht durch rechte Populisten, Rassisten und Rechtsextremisten definiert.

Mag man über die der Justiz streiten, nicht streiten kann man über die Erklärungspflicht des Journalismus, erst recht der sich aufklärerisch gebenden ZEIT. Und vor dieser hat der Autor kläglich versagt. Wie bereits die verräterische „Natürlich nicht… aber…“-Rhetorik befürchten lässt, ersetzt er Aufklärung durch dumpfes Geraune: „Straffällige Migranten, die bleiben dürfen usw.“

Wo bleibt die aufklärerische Feststellung, dass selbst nach geltendem Recht natürlich nicht jede Straffälligkeit zur Aufenthaltsbeendigung führt und führen darf. Stattdessen der Hinweis auf Abschiebungen, die nicht durchgesetzt würden, ohne auch den geringsten Verweis darauf, dass es dafür in vielen Fällen gute Gründe gibt.

Nicht fehlen darf die Naturgewalten-Metaphorik von der „Asylklage-Flut“, die die Verwaltungsgerichte „an den Rand des Stillstands kommen“ ließen. Zur Klarstellung: „Am Rand des“ ist eben nicht „im“ Stillstand, den es, solange Richterinnen und Richter arbeiten, auch nicht geben kann. Wo die Feststellung, dass primärer Zweck der Strafe gegenüber Jugendlichen nicht ist, der Gesellschaft zu zeigen, dass der Rechtsstaat Unrecht nicht duldet, sondern die Legalbewährung des Verurteilten.

Wo bleibt die Klarstellung, dass der Grundsatz „Im Zweifel für den Angeklagten“, den jeder betrunkene Autofahrer für sich in Anspruch nimmt, selbstverständlich auch hinsichtlich der Altersfeststellung eines afghanischen Angeklagten gilt.

Wenn der Umstand, dass der Mörder von Kandel „anderthalb Jahre weniger bekommen habe“ als von der Staatsanwaltschaft beantragt, zu „Unverständnis und Unmut“ geführt hat, dann war der Hinweis darauf angezeigt, dass tagtäglich hundertfach Gerichte unter der Strafforderung der Staatsanwaltschaft und unter der Höchststrafe bleiben, ein normaler Vorgang also, der zu Recht niemandes Unverständnis und Unmut erregt. Nichts, aber auch gar nichts außer dem in die Gesellschaft schwappenden Geschrei des rechten Mobs ist bisher bekannt geworden, das die Verhängung der Höchststrafe im Fall Kandel rechtfertigen würde. Auch das hätte Herr Wefing durchaus anmerken können. – Prof. Dr. iur. Winfried Möller


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Vielen Dank für den klaren, prägnanten und mutigen Kommentar von Boris Palmer! Im krassen Gegensatz hierzu das wirre Moral- Geschreibsel von H. Ulrich auf S. 4. Bezeichnenderweise wird mehrmals der Fleischkonsum angesprochen, während z.B. die maximale Klimaschädigung durch Braunkohle nicht erwähnenswert ist. Seit Herr U. kein Fleisch mehr isst, wie wir kürzlich in einem seiner Beiträge erfahren durften, hält er sich für einen besseren Menschen,- seit er auf der Karriereleiter der ZEIT- Redakteure ganz oben sitzt, ist er über jede Kritik erhaben. – M. Kneer


Leserbrief zu „Meine Lehre aus Chemnitz“ von Boris Palmer

Mit dem Artikel von Herrn Palmer wird deutlich, dass man sich als Politiker sehr sachlich mit der Frage „Kontrollverlust – Spurwechsel“ auseinandersetzen kann, das ist sehr zu begrüßen. Ich möchte den Aspekt „Härte zeigen“ noch leicht ergänzen. Neben den seit 2015 Geflüchteten halten sich noch vielmehr Menschen mit Migrationshintergrund aus den diversen Krisengebieten der Welt, auch Europas, in Deutschland auf. Und immer wieder ist über Kriminalität von Großfamilien oder Clans zu lesen, deren Taten die deutsche Polizei oder die Justiz nicht Herr wird. Ich engagiere mich in einem Netzwerk für Flüchtlinge und beobachte mehr ausländische junge und ältere Männer als wir betreuen, die offensichtlich niemand in die Integration begleitet. Sie sind tagsüber im Straßenbild oft in nagelneuem Outfit (z. B. in Sportkleidung mit den 3 Streifen) zu beobachten oder bei sommerlichen Temperaturen mit geöffneten Fenstern in oft hochpreisigen Autos und guter Stimmung. Man fragt sich neidvoll, ob dies den Leistungen des Sozialstaates entspringt. Oder schauen Behörden und Polizei hier vielleicht nicht genauer hin, weil sie noch höhere Quoten des Leistungsmißbrauches oder der Ausländerkriminalität befürchten (müssen)? Oder sind sie schlicht überfordert, weil unterbesetzt?

Es dreht sich also nicht nur um Asylbewerber – die in unserer Kommune diesbezüglich kaum auffällig werden. Es geht m. E. auch nicht um Mehrheiten legal oder illegal Eingewanderter, sondern um Einzelpersonen oder Gruppen. Es geht darum, dass der Staat echte Problemfälle erkennt und handelt. Aber vor allem geht es um den Erhalt bzw. die Herstellung von sozialer Gerechtigkeit und Sicherheit und damit um den sozialen Frieden. – Lothar Hilke


Leserbrief zu „Der Tag, an dem die Welt fast unterging“ von Marc Brost, zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus und zu „Knallt es bald wieder?“ von Heike Buchter

Es ist schon erschreckend, dass fast alle Fachleute heute einen weiteren Crash an den Finanzmärkten und eine erneute Bankenrettung durch die Steuerzahler für sehr wahrscheinlich halten, obwohl die Kreditinstitute jetzt strengere Regeln einhalten und vor allem eine stärkere Eigenkapitalausstattung im Verhältnis zu ihren Risiken vorhalten müssen (Basel III). Es gab damals vor zehn Jahren drei Fehleinschätzungen zur Stabilität der Investmentbanken: Einerseits zogen die von den Banken extra gegründeten außerbilanziell geführten Zweckgesellschaften ihre Liquiditätsgarantien und kehrten so in die Bankbilanzen zurück. Das hat z.B. in Deutschland die IKB mit der „Rhineland Funding“ zu Fall gebracht. Andererseits zogen die Investoren der Zweckgesellschaften ihre Kreditversicherungen (Credit Default Swaps), was beispielsweise die American Insurance Group (AIG) ebenfalls in die Knie zwang und eine riesige Rettungsaktion in den USA, durch die Chinesen mit ihrer AIG-Beteiligung veranlasst, auslöste.

Und drittens hatte niemand mit der engen Vernetzung von Investment- und Schattenbanken, Versicherern und des gesamten Finanzsystems in Gegengeschäften gerechnet. Angesichts einer horrenden Gesamtverschuldung von Staaten, Unternehmen und Privaten weltweit von rd. 270 Prozent der Wirtschaftsleistung ist das Finanzsystem gegen einen erneuten Sturm keineswegs gefeit, zumal der internationale Schattenbanksektor stetig wächst, da er von der Bankenregulierung nicht erfasst wird. Hinzu kommen das ungelöste Problem der gegenseitigen Abhängigkeit von Banken und Staaten (z.B. die Target-Salden) als ein großer Schwachpunkt des internationalen Finanzsystems und die von Donald Trump in den USA initiierte Banken-Deregulierung. Das sind alles keine guten Aussichten zur Vermeidung eines Super-GAUS an den Finanzmärkten und für unsere demokratische Grundordnung, wenn man die Lehmen-Pleite und ihre Folgen als die Geburtsstunde des Rechtspopulismus bezeichnet! – Hans-Henning Koch


Leserbrief zu „Über Islamkritik und geschlossene Weltbilder“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ihre Glosse war eine Wohltat zu lesen. Leider gehören Sie zu den wenigen Journalisten, die sich von vielen Ihrer Kollegen unterscheiden, die sich selbst allein für “wahre Demokraten” halten. – Dr. Klaus Eberbach


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Hab gerade den Artikel übers Twittern gelesen. Darin wird auch Felix Dachsel als enthusiastischer Twitterer erwähnt. Das Gezwitschere scheint ihn wohl sehr zu absorbieren, denn sein Artikel über Pullover, auf den ich zufällig gleich nach dem Twittertext stieß, ließ mich zu einem verdienten Mittagsschlaf kommen. (Du sollst nicht langweilen. Billy Wilder). Tja, dachte es mir, wer seine Hirnmasse an seine Follower verausgabt, dem bleibt wohl nicht mehr viel für seine Kolumne übrig. Ich hab übrigens nichts gegen Twitter. Ich war für 1-2 Tage angemeldet, am Wochenende des G 20-Gipfels Juli 2017. Da fand ich dann aber mein E-Mailfach übervoll u. meldete mich wieder ab. Kann sein, dass ich mich in das System Twitter nicht richtig eingearbeitet habe, bin froh, dass ich mich nicht zu einem Tweed habe verleiten lassen. – Astrid Louven


Leserbrief zu „»Es bleibt ein komisches Gefühl«“ von Tobias Timm

Ist es glaubhaft, das 1,5 Mio. Euro-Budget der Biennale hätte lediglich eine Anlieferung, jedoch den Rücktransport der Statue zu Lasten eines anonymen Künstlers beinhaltet? Oder war diese Figur doch eher, was der Augenschein nahe legte, das Produkt einer Theaterwerkstatt? Das zwingt zum Nachdenken auch über die anderen Einlassungen der Kuratoren. – Ingrid Heuser


Leserbrief zu „Ohne sie geht nichts“ von Johanna Schoener und zu „Wie wollen wir alt werden?“ von Karin Jurczyk und Maria S. Rerrich

Ich freue mich sehr über die breite Aufmerksamkeit, die zur Zeit soziale Berufe, insbesondere im Bereich Pflege und Erziehung, erfahren. Daher würde ich ebenso begrüßen, wenn sich Die Zeit selbst mit einer Geste auf ihren Jobseiten daran beteiligen würde, dass interessante nichtakademische Stellenangebote aus den Bereichen Soziales und Pflege eine Chance hätten über die Printseiten und/oder online zu erscheinen. Natürlich haben Sie dies, liebe „Zeitmacher“, nur indirekt in der Hand. Aber vielleicht ist es Ihnen möglich entsprechende Arbeitgeber über den Weg zu motivieren bei Ihnen Gesuche zu schalten, dass 4 Wochen laufende Inserate nicht erst ab einem Preis von rund 1300,- Euro zu haben sind. Denn soweit sind wir ja noch nicht, dass vor allem kleinere Träger die finanziellen Möglichkeiten hätten, solche Summen zu berappen. – Melanie Arns


Leserbrief zu „Skandale und Legenden“ von Jens Jessen

Ihre Renzion über das oben genannte Buch halte ich für skandalös. Es mag Ihr gutes Recht sein, als eventueller gläubiger Christ- falls Sie dies sind – die katholische Kirche als allein-seligmachende Institution und Inhaberin aller Weisheiten zu empfinden und demzufolge gegen die aus Ihrer Sicht völlig irrigen Ansichten der Kirchengegner zu verteidigen. Dass Sie aber in Ihrer Liste der von der katholischen Kirche begangenen Verbrechen die Judenverfolgung lediglich mit dieser einen Vokabel belegen, ohne darüber auch nur einen Hauch von einem Gedanken über das Ausmaß gerade dieses über rund 2000 Jahre sich erstreckenden Menschheitsverbrechens aufzuwenden, ist wahrhaftig ein starkes Stück. Und wenn Sie wenigstens in die Wagschale geworfen hätten, dass der Verfasser jenes Buches katholischer Theologe und Berater der katholisch Kiche ist, und damit seine Legitimation und Urteilsfähigkeit zu mindest als frragwürdig erkannt und bezeichnet hätten; aber nichts davon! Damit Sie also richtig mal was zum Kochen haben, empfehle ich Ihnen: Der gefälschte Glaube, eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe von Karlheinz Deschner, Knesebeck, München 1988. – Heinz-Peter Martin


Leserbrief zu „Der Mann, der ewig leben will“ von Ilka Piepgras im ZEIT Magazin

De Grey hat bei seinem Selbststudium der Biologie übersehen, dass Lebewesen eine geradezu ungeheure Vernetztheit aller Vorgänge in einem Organismus besitzen. Es ist nicht wie beim Auto, dass man ein Rad abmontiert, und der Rest bleibt intakt, und man montiert es wieder dran. In den Lebewesen ist der Tod einprogrammiert als integraler Bestandteil des Bauplans, nicht als Stoffwechsel-Endprodukt. So hat man bei Pflanzen Gene gefunden, die beim Altern aktiviert werden (SAG’s: senescense activated genes). Wenn man den Tod bei Lebewesen „herausschneiden“ könnte, hätte man den Bauplan lethal zerstört. Die ganzen Kleinigkeiten wie Ersatz-Herzen, -Nieren etc., wo sollen die herkommen? Die Stammzellenforschung hat bis jetzt noch keine einzige Antwort darauf geliefert, nur wilde Spekulationen. Die Knorpelzüchtung – vielleicht auch mal für meine Knie – ist konventionell. Natürlich fände ich es toll, wenn ich bis 90 in etwa gesund leben könnte und dann nicht mehr lange leiden müsste. Um nur schon das zu schaffen, müsste Herr de Grey schon mal anfangen, seinen Lebensstil auf der Überholspur zu ändern. – Günther Scherer


Leserbrief zu „Was er auslöst, ist gewaltig“ von Axel Hacke

Allem, was Sie über Martensteins Kolumnen geschrieben habe, stimme ich „Voll inhaltlich zu“. Sie haben das sehr treffend formuliert. – Ilse Wittenborn


Leserbrief zu „»Es bleibt ein komisches Gefühl«“ von Tobias Timm

Beton statt Pappmaché
In der reflexhaften Wahrnehmung und Berichterstattung zu der Erdogan-Statue fällt auf, worüber nicht berichtet wurde. Zum einen, und das ist vermutlich eine Zäsur in der „Kunst-im öffentlichen-Raum“-Entwicklung in Deutschland, dass dort eine große plastische Arbeit als ein Kunstwerk ohne Autor, ohne einen Künstlernamen aufgestellt wurde. Das fiel aber kaum auf, darüber wurde nicht berichtet. Und zum anderen: Der „Sieg der Kuratoren“. Bekanntlich haben die Ausstellungskuratoren inzwischen die Rolle der „Sinnvermittler“ übernommen und versuchen zumindest zu bestimmen, einen imaginär-kritischen Diskurs aufrecht zu erhalten. Dafür suchen sie sich dann für bestimmte Ausstellungen oder Projekte, wie bei der Biennale in Wiesbaden, die passenden Künstler und ihre Werke aus. Neu an dem Wiesbadener Fall ist aber jetzt, … ich brauche als Kurator den Künstler gar nicht mehr, ich bestelle einfach die passende Arbeit, die in meinen Diskurs gerade passt, Hauptsache sie provoziert und ist staatlich finanziert.

Dementsprechend schlecht ist diese neue Art von Auftragskunst (und gleicht dabei auf merkwürdige Weise der Kunst des „Sozialistischen Realismus“). Über die Qualität des Kunstwerks (die Erdogan-Statue in diesem Fall) selbst wird dann gar nicht mehr gesprochen, es geht nur darum einen möglichst großen öffentlichen Erregungszustand zu erreichen. Und das wird dann als Erfolg gewertet. (Wie subtil dagegen war eine vergleichbar verfremdete Figur, die der Heiligen Bernadette von Lourdes („Madonna“), von Katharina Fritsch bei den „Skulpturen-Projekte ´87“ in Münster.)

Der öffentliche Raum wurde in Wiesbaden wie eine Theaterbühne für eine Versuchsanordnung benutzt. Dafür brauchte man aber keinen Feldversuch, man konnte vorher schon wissen, dass sich die Kurden und die Türken an der Statue streiten würden. Und das ist das Beschämende, die Bürger wohlweislich zu reizen, nur um der eigenen Profilierung wegen. Um dann dem Rest der Bevölkerung zu erklären, dass müsse eine Gesellschaft „aushalten“. – Norbert Kottmann


Leserbrief zu „Löwen, esst mehr Wilderer!“ von Jens Jessen

Jens Jessens „Tierleben“ spricht mir aus der Seele! Kritik an der Massentierhaltung ist ja nun inzwischen Mainstream geworden und gilt als moralischer Ausweis des anständigen Menschen. Dass davon unberührt unser (oft einfach nur gedankenloser ) Umgang mit Tieren ganz allgemein fragwürdig ist, lese und höre ich sehr viel seltener. Der Autor bringt das Thema mit treffenden Beispielen wunderbar und humorvoll auf den Punkt!

Ein fünfjähriger Junge ist (unabsichtlich) mit Karacho in meine Hündin hineingelaufen, die daraufhin vor Schreck gebellt und kurz geschnappt hat. Es gab keine Verletzung, keine Wunde, die Haut blieb intakt, aber das Kind schrie verständlicherweise trotzdem. Die Folge: Anzeige, staatsanwaltliche Ermittlung, Ordnungsamt, tierärztlicher Wesenstest und zuguterletzt, weil alle Bemühungen der Familie gescheitert waren, eine Schmerzensgeldforderung von knapp 900.- €. Dass die Mutter des Jungen ihre Aufsichtspflicht nicht wahrgenommen hatte, spielte überhaupt keine Rolle. – Karin von der Lieth


Leserbrief zu „»Twitter ist wie ein Freibad. Allen ist heiß. Alle müssen brüllen, um gehört zu werden«“ von Charlotte Parnack

Welch eine Erholung dieser Artikel: im Inhalt wie in der Form ! – Dr. Ekkehard Hallensleben


Leserbrief zu „Fußfessel reicht“ von Lisa Nienhaus

Ich möchte gerne eine Anmerkung zum obigen Artikel von Frau Nienhaus machen. Wie kommt denn Frau Nienhaus auf die Idee, die vergangenen acht Jahre in Gold einzurahmen? Der ungezügelte Liberalismus hat, vormals „Neolib“, den ganzen Schlamassel 2008 erst möglich gemacht. Nicht der Staat ist als Retter eingesprungen, sondern die Steuerzahler. Was hätte man alles sinnvolles anfangen können, man spricht von 800 Milliarden Euro oder Dollar an Aufwendungen, um das Schiff vor dem Untergang zu retten. Sorry, Frau Nienhaus ihre gedanklichen Sprünge sind schwer nachvollziebar. – Klaus Liebscher


Leserbrief zu „Wie wollen wir alt werden?“ von Karin Jurczyk und Maria S. Rerrich

Mit Interesse habe ich den Artikel begonnen zu lesen. Ich bin Jahrgang 58 und von der Generation der PflegeheimbewohnerInnen nicht mehr wirklich weit entfernt. Enttäuscht war ich schon nach ein paar Zeilen, weil in besagtem Beitrag definitiv nichts Neues zu lesen war – nur Allgemeinplätze. Dass wir uns insgesamt mehr umeinander kümmern müssen, wurde schon zigfach gesagt…..Auch das Thema Fürsorge auf den Schultern von Frauen, wird immer wieder gekaut – wir wissen es. Danke.

Dass die Ansichten der afrikanischen Ethnologen – offenbar völlig unreflektiert – übernommen wurden, macht den Beitrag nicht besser. Der Vergleich Tiere und alte Menschen ist fragwürdig. Und davon abgesehen – wer nur Empathie für die eigene Spezies aufbringt, ist m. E. unglaubwürdig. Die Einschätzung bezüglich der Deutschen und ihrer Haustiere ist außerdem oberflächlich. Dass sich hier viele Menschen Haustiere halten, mag wohl stimmen. Ob es besagten Tieren deshalb aber immer gut geht, bleibt dahin gestellt. – Eva Gruber


Leserbrief zu „Weniger Moral…mehr Politik!“ von Bernd Ulrich

Liebe Politik,
wir sind zu vielem bereit. Wir wollen wirklich unseren Teil zur Erhaltung unseres Planeten beitragen. Wir haben damit längst begonnen. Wir versuchen alles Mögliche. Aber es ist schwer, wenn das Autofahren von Dir unterstützt wird, während Du Fahrradmobilität eher müde belächelst. Es ist schwer, wenn Du zulässt, dass Plastikverpackungen boomen, während der Verzicht auf Verpackung, Glasflaschen oder biologisch abbaubare Verpackungen ein Nischendasein fristen. Es ist schwer, wenn eine Flugreise soviel wie ein Hemd kosten darf, während die Bahn für die gleiche Strecke das Zehnfache verlangen muss. Wie gesagt, wir sind schon lang auf dem Weg. Aber wo bleibst Du ?
Deine Bürger – Frank Genkinger