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13. September 2018 – 38. Ausgabe

 

Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ich bin selbst in der Flüchtlingshilfe aktiv und rechne mich zu den humanitär orientierten und demokratischen Menschen. Was jedoch in unserem Land passiert, verdient weder die eine, noch die andere Bezeichnung. Jede Kritik, sei sie auch noch so berechtigt, wird im Keim regelrecht erstickt, sofern sie nicht auf der sozialistischen, als „christlich“ verkleideten Linie einer verblendeten und realitätsfernen Frau Merkel liegt. Man darf gespannt sein, wie lange Herr Maaßen nun noch geduldet wird – denn Frau Merkel trägt Leim am Hosenboden, und zwar um jeden Preis. Diese Frau ist die große Gefahr für unsere Zukunft. Sie verhöhnt alle Demokraten und lässt ihr Volk ohne mit der Wimper zu zucken im Stich. Weiterhin hat sie tausende von Menschen auf dem Gewissen, sie sie mit ihren blinden und völlig irrationalen Einladungsimpulsen auf das Mittelmeer gelockt hat. Darüber redet kein Mensch. Genausowenig, wie vom völligen Ausverkauf unserer innenpolitischen Stabilität. Ich bin ehrlich entsetzt darüber, dass so wenige Menschen darüber entsetzt sind. – Petra Knoblauch


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Das katholische Priestertum war für mich seit jeher eine zahlenmäßig überproportionale Ansammlung Pädophiler und Homosexueller, wobei ich letzteres nicht verwerflich finde. Es spricht schlich gegen die Natur, von jungen Männern den Verzicht auf Sexualität und eigenes Familienleben zu verlangen. Das kann sich einfach nur in diese Richtungen kanalisieren, die die Kirche Jahrhunderte vertuschte und mit ihrer Macht jedwedes Aufbegehren unterdrücken konnte. Die Bekundungen des Bedauerns sind für mich deshalb heuchlerische, da sich an den Rahmenbedingungen für die jungen und älteren Priester ja nichts ändert. Dann und wann das Glück selbst in die Hand zu nehmen und alles Weitere zu unterdrücken wird nie funktionieren. Und dass Nähe und Fürsorge zu Kindern pädophiles Gesindel weiterhin anlockt, weil alles vorhanden ist, was diese Kriminellen brauchen, liegt auf der Hand. Erst, wenn die katholische Kirche ihrem jungen Nachwuchs und dem Stammpersonal ein normales, dem Sexualtrieb und dem Familienleben angepasstes Leben in Aussicht stellen würde, wären die Anreize für Pädophilie nicht mehr gegeben. – Kurt Nickel


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Ich hol‘ die Zeit aus dem Briefkasten, und schon auf der Titelseite ist ein Artikel, für den ich hier DANKE! sagen muss. Unter dem Titel „Auf falschem Gleis“ spricht Herr Tatje lauter richtige Dinge aus, denen ich nur zwei Aspekte anfügen will: Während sich die Republik über die Migranten und vermeintlich von ihnen „Ermordete“ zankt, beteiligen sich lediglich zwischen 10.000 und 20.000 Mitmenschen an den Klagen gegen VW wegen des Dieselbetrugs. Durch die ungefilterten Dieselabgase sterben aber nicht Einzelne, sondern Zehntausende allein in der Bundesrepublik. Und der andere Aspekt: Wie wahnsinnig ist das eigentlich: Um einen oder zwei Erwachsene Menschen (ca. 75 bzw. 150kg) zu transportieren, werden bei den meisten Autofahrten regelmäßig das Zehn- bis Zwanzigfache an Gewicht beschleunigt, gebremst, wieder beschleunigt und gebremst usw. Eine ungeheure Energieverschwendung und Umweltbelastung. Bei Elektroautos wird das Verhältnis Fahrzeug zu Transportgewicht noch schlechter. Nicht das Auto ist schlecht. Schlecht ist, wie exzessiv und unangemessen es genutzt wird. Da ist die Bahn klar im Vorteil. Nicht Migranten bringen die Deutschen um, nein die Deutschen selbst töten in großer Zahl ihre Mitmenschen in ihrem eigenen Land mittels verdreckter Luft. – Sibrand Basa


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ich bin Student und mache zurzeit ein Auslandssemester. Nach den Ereignissen in Chemnitz bin ich von einigen ausländischen Studierenden gefragt worden, was denn in Chemnitz los gewesen sei und wie es dazu habe kommen können. Als ich mit dieser Frage konfrontiert wurde, habe ich mich erstmals in meinem Leben für einen kurzen Moment für mein eigenes Land geschämt. Ein ernüchterndes Gefühl für einen Bürger eines Landes, das sich zurecht mit seiner Weltoffenheit und Gastfreundlichkeit brüstet, die es auch nach den Ereignissen in Chemnitz nicht verloren hat. Trotzdem wäre es fahrlässig zur Tagesordnung überzugehen und zu verkennen, dass sich im Inneren etwas verändert hat und auch die Außenwahrnehmung auf Deutschland allmählich eine andere zu werden scheint. Zumindest bin ich sicher, dass mir eine ähnliche Frage vor einigen Jahren noch nicht gestellt worden wäre.

Meine Generation war bisher in der zugegebenermaßen sehr bequemen Situation, sich nicht ernstlich um unsere Demokratie sorgen zu müssen. Doch wenn der Bundesinnenminister wiederholt mit seiner Rhetorik provoziert und diese anschließend im urpopulistischen Stile relativiert, und wenn der oberste Hüter unserer Verfassung zum Berater der AfD wird und damit der Demokratie und dem Rechtsstaat einen Bärendienst erweist, dann muss Schluss sein mit dieser Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit. Aus der Mitte der Gesellschaft heraus muss ein Bewusstsein dafür entstehen, dieses Personen und Amtszeiten überdauernde gesäte Misstrauen in die Demokratie und seine Institutionen aus der Welt zu schaffen. Dem darf kein pflicht- und anscheinend auch geschichtsvergessener Verfassungsschutzpräsident entgegenstehen. Hans-Georg Maaßen muss abgelöst werden und die Verfassung vor ihrem Verfassungsschutzpräsidenten geschützt werden. Damit wäre das Misstrauen zwar noch nicht verschwunden und Vertrauen auch nicht automatisch wiederhergestellt, aber dem stünde immerhin kein oberster staatlicher Funktionsträger mehr entgegen. – Joshua Naumann


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

In Zeiten, in denen Rechtsradikale Fratzen in Deutschland wieder salonfähig sind und auch im Parlament sitzen, müssen unsere demokratischen und menschlichen Errungenschaften erneut mit grösster Entschiedenheit und Ernsthaftigkeit verteidigt werden. Es kann nicht angehen, dass die Hüter der Verfassung selbst – in einem Fall mindestens seit seiner Dissertationsschrift offenkundig geworden – von nicht begründbaren pauschalen Vorbehalten gegen Migration und von Ausländerangst durchwoben sind. Solche Personen können in der wichtige Sache der Verteidigung unserer mehrheitlich gelebten christlichen Werte nur gefährliche falsche Signale aussenden. Die Kanzlerin muss im Interesse des Gelingens des Gesamtwerks ihrer Kanzlerschaft gegen rechte Tendenzen in den höchsten Behörden /im Innenministerium reagieren; dringend und ohne machttaktische Fesseln! – Andreas Nickel


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Was mir in den aktuellen Debatten zu den rechten Bewegungen in Deutschland, zu Chemnitz, zur AfD usw. fehlt, ist ein wenig Psychologie. Wir sprechen von der Flüchtlingsfrage als einer Integrationsfrage. Doch wir sprechen zu wenig darüber, dass auch jene Menschen, die jetzt massenweise dem rechten Rand zuströmen, integriert werden müssen. Integriert werden soll und darf selbstverständlich nicht rechtes Gedankengut, ebensowenig wie wir patriarchale, frauenfeindliche Sozialstrukturen integrieren wollen, wo sie aus arabischen Ländern mitgebracht werden. Menschen sind es, die integriert werden sollen. Der Flüchtling wird integriert, weil er ein Mensch in Not ist. Aber hinter dem Menschen aus Deutschland, der rechten Meinungen zuströmt, steckt auch ein Mensch in Not. Niemand wird radikal, wenn nicht aus innerer Not, aus Angst, aus Unsicherheit.

Im Grunde bedürfte es nur ein wenig Familienpsychologie, um zu verstehen, was in jenen Menschen vorgeht, die dem rechten Rand zuströmen (oder dort längst schon sind). Wenn in einer großen Familie die Eltern entscheiden, dass noch ein weiteres Kind adoptiert wird, so müssen sich alle Kinder mit dieser Entscheidung und der damit verbundenen neuen Situation arrangieren. Die gelasseneren, selbstsichereren (vielleicht älteren) Kinder werden den charitativen Gestus der Eltern erkennen, verstehen und mittragen. Aber – wie in jeder Gruppe – so auch in jeder Familie gibt es das eine Kind (vielleich das jüngste), das etwas unsicherer ist, das sich durch das adoptierte Kind einer Konkurrenz ausgesetzt sieht. Dieses Kind wird nun beginnen, das adoptierte Kind anzugreifen. Von den meisten Eltern wird dieses aggressiv-agierende Kind dann auf die Familienregeln verwiesen, es wird ermahnt, es wird – auf welche Weise auch immer – bestraft. Und es wird dadurch abgewertet und nur noch mehr verunsichert, und in seiner Überzeugung, nicht dazu zugehören, noch bestärkt. Was dieses Kind in Wirklichkeit bräuchte, wäre Zuwendung, Interesse, Empathie der Eltern. Denn in der Ablehnung des adoptierten Kindes artikuliert sich nur die eigene Unsicherheit, das Gefühl, nicht gesehen zu werden, nicht dazu zugehören, falsch zu sein, ungeliebt zu sein. Was die Eltern also lernen müssen, wenn sie die Familiensituation mit dem neuen Kind in eine gute Situation verwandeln wollen, ist, mit Empathie auf ihr verunsichertes Kind einzugehen. An diesem Beispiel kann etwas Prinzipielles deutlich werden, das sich in kleiner Form bei Konflikten in jeder Familie, in jeder Gruppe und so auch in der Gesellschaft als Ganzes wiederfindet.

Der Gedanke, dass jene Menschen in Deutschland, die zum rechten Rand drängen, selbst verunsicherte und ängstliche Menschen sind, fehlt mir in der aktuellen Debatte, bzw. er wird zu wenig diskutiert. Die Polarisierungen und Abgrenzungen stehen in den Medien im Vordergrund. Es ist gut, dass Journalisten in Deutschland dieses Mal wach sind, und nicht wie in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts schlafen. Aber die Lösung der Problematik liegt gerade eben nicht in der Polarisierung und Abgrenzung. Hier bräuchte es seitens der Politik langfristige, auf Jahrzehnte und Generationen hin veranlagte Strukturpläne für alle jene Orte (nicht nur in Ostdeutschland), in denen rechts denkende Menschen zunehmen. Es bräuchte politisch gesehen die Geste der Zuwendung, des Interesses, der Empathie. Wie gesagt: nicht für rechtes Gedankengut! Hier gilt es immer, sich klar abzugrenzen. Aber es bedürfte der Empathie für den verunsicherten, verängstigten Menschen, der sich hinter dem rechten Gedankengut und dem Hass auf Andere versteckt. Die Hardliner und schon längst Radikalisierten wird man nicht mehr erreichen können. Aber alle anderen. Dabei wären gewiss Besuche seitens der Politiker in den entsprechenden Orten hilfreich. Aber vor allen Dingen bräuchte es Sozialarbeit, es bräuchte Kindergärten, gut ausgestattete Schulen, viele offene Jugendzentren, Zentren der Begegnung, Beratungsstellen, gute Ausbildungsangebote, gute Arbeitsplätze usw. usf. Wo sind die Politiker, die solche Dinge nicht nur andenken, sondern auch durchführen, damit eine sich zunehmend spaltende Gesellschaft auf lange Sicht wieder zusammenfinden kann? – Ralf Matti Jäger


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Der Zusammenbruch des Glaubens innerhalb einer Generation ist schon weitgehend und „das Ausmaß der Verbrechen“ . Kindesmissbrauch in der Katholischen Kirche in Die Zeit, Der Spiegel, u.a. wird sein weiteres tun. Die Kirche ist in einer ihrer tiefsten Krise seit der Reformation. Es zeigt sich auch, dass die in der Regel die Täter homosexuell veranlagt sind. 90 Prozent der Fälle, die sowohl in der Vergangenheit als auch heute die zuständige Kongregation für die Glaubenslehre erreichten, betreffen, was die Opfer angeht, heranwachsende männliche Jugendliche. Der ehemalige „Staatsanwalt“ der Kongregation und heutige Erzbischof von Malta Charles Scicluna erklärte einmal, es sei verfehlt, generell von „Pädophilie“ zu sprechen, Vielmehr handele es sich um die sexuelle Annäherung an männliche Jugendliche oder „Ephebophilie“, in der Regel verbunden mit der Ausnutzung spezifischer Abhängigkeitsverhältnisse.

Die Berichte bezeugen, dass es in der Kirche getarnte Wölfe; Mietlinge gibt, die sich erfolgreich als Hirten ausgegeben haben und sich noch ausgeben. Wir sehen, viele Gläubige, dass diese Wölfe, Mietlinge Unterstützer haben – die sie entweder direkt fördern oder durch ihr Schweigen dazu beitragen, dass diese Wölfe, Mietlinge weiter die Schafe der Kirche reißen und die Kirche Jesu Christi mit deren Leid beschmutzen.

Und ich weiß um viele wunderbare Priester und Erz-Bischöfe, als dass wir Gläubige glauben könnten, dass die Kirche Christi an sich nicht mehr die Kirche Jesu Christi sein könnte. Sicher, man kann auch jedem Priester oder Bischof nur vor den Kopf gucken, aber es fehlt die Phantasie, dass es sich bei ihnen um „predator priest“ (Raubtier-Priester- wie amerikanische Medien es zwischenzeitlich nennen) handeln könnte. Der Satan leistet derzeit Überstunden, in denen er nicht nur die verständliche Wut auf die Täter am Kochen hält, sondern auch den Zweifel an Priestern und Erz-Bischöfen, Ordensleuten, Diakonen, ec., und der Kirche als Ganzes säht; das Misstrauen ist groß. Und die Neu-Heiden blasen das halali auf das Fundament der Kirche Jesu Christi und ihre Lehre.

Und in dieser Situation gerät auch noch Papst Franziskus – Jorge M. Bergoglio – in den Fokus: zuerst: „Wer bin ich, um zu urteilen?“ – ein Brandbeschleuniger, wie ein verweltlichter Papst – der der Welt nachrennt. Schlimme Vergehen gegen männliche Heranwachsende, Minderjährige, begangen durch homosexuelle Täter – und das über Jahrzehnte; und dann als Vertuscher wie der Fall McCarrick u.a. aufzeigt. Die Zeugen sind glaubhaft! Zu diesem Schluss tragen auch Reaktionen des Papstes bei, die man als „pampig“ bezeichnen kann, wenn er Kommentare zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen ablehnt: „Ich werde kein einziges Wort dazu sagen!“ Ist das nicht eine Antwort, die dem Amt, und vor allem mit Blick auf den dramatischen Hintergrund, skandalös ist? Wo er doch zu vielen Themen eine Meinung hat, an denen man sich sehr wohl reiben muss; er hat keine Hemmungen, sich zu jedem nur erdenklichen Thema zu äußern, mehr oder weniger qualifiziert. Er hat diejenigen in sein Umfeld geholt, die seine Agenda voranbringen konnten. Darunter eben auch einen McCarrick oder einen Danneels. Es geht nicht darum, ob „Konservative“ – was das auch immer sein mag, eine Rechnung mit dem Papst offen haben. Es geht um die Wahrheit; denn nur die Wahrheit rettet! Das scheint schwer zufallen zur Zeit in Rom. Denn liberal/linke Kräfte, die schon seit Jahrzehnten insbesondere in der Moraltheologie aber auch in dogmatischen Fragen „zeitgemäße Änderungen“ der Lehre der Kirche vornehmen wollen, sehen sich durch Franziskus „an der Macht.“

Aber, die Kirche wusste stets, dass der Papst nur der Stellvertreter Jesu ist, dass er als Gesetzgeber an die Offenbarung gebunden ist, die sich nicht auf die Evangelien beschränkt, sondern sich in den Lehren der Kirchenväter entfaltet. Gleichwohl gehört ihm die katholische Kirche nicht! Er handelt nicht im eigenen Namen, sondern er ist Treuhänder eines anderen, Jesu Christi und seiner Kirche. Er ist nicht ihr Befehlshaber, er muss gehorchen: „Weg und hinter mich, Satan!“ Mk 16, 21-23, sagt Jesus zu Petrus. Ihm scheint kaum bewusst, dass er vieles einfach nicht kann, was die Tradition und Lehre der katholischen Kirche ihm versagen. Er wird den Nihilisten, Hedonisten, Utilitaristen und Neu-Heiden nicht nachrennen können um eine Zivilreligion des Zeitgeistes zu befriedigen. Er kann daher auch nicht beliebig seine Meinung wechseln und einmal für dies, einmal für jenes eintreten. Je nachdem, wie günstig es erscheint. Er ist ein Gesandter, der seine Botschaft zu überbringen hat, die viel größer ist als er. An dieser Treue wird er gemessen, sie ist sein Auftrag! „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben…“ Joh 14, 6, d.h. in unserem Fall: Täter und Vertuscher aus dem Kleriker-Stand entlassen; sie müssen bestraft werden!

Und dieser Papst ist nicht in der Lage, die rechten Worte im Angesicht des Missbrauchskandals welt-weit und der gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu finden? Dieser Papst weigert sich, sich dazu zu äußern und reagiert aggressiv-pampig auf Nachfragen der Journalisten? „Wer soll ich richten?“ sagte er, als er nach schwulen Priestern gefragt wurde. Einige Missbrauchsopfer aus seiner früheren Erzdiözese, die von Priestern der Diözese damals missbraucht wurden kommen in einer Doku zu Wort und meinen: „Er empfängt alle diese Berühmtheiten wie Leonardi di Caprio und öffnet ihnen seine Türen. Für uns hat er nicht einmal ein paar Zeilen, um zu sagen, dass es ihm leid tut.“ Oder: „Ich erwarte nichts von ihm und glaube ihm nicht … Der Papst hat als Erzbischof hier nichts unternommen.“ Alle Missbrauchsopfer hatten versucht, Erzbischof Bergoglio zu kontaktieren, doch keiner bekam eine Antwort.

Die Mainstream-Medien wollen dies über Bergoglio nicht hören, sie könnten, wenn sie wollten, wollen können tun sie nicht! Viele homosexuelle Strömungen im Vatikan hat schon der Bericht der drei Kardinälen unter Benedikt XVI. ausgemacht; diese Dokumente übergab er Bergoglio nach seinem Rücktritt in CastelGandolfo; bis heute hörte man nichts mehr davon. Homosexualität bei Priestern und Erz-Bischöfen, Diakonen, Ordensleuten. die in der Verkündigung und Jugenderziehung und -bildung stehen, ist wieder in den Mittelpunkt in der katholisch-römischen Kirche gerückt. Die Offenlegung der Täter und der Vertuscher und ihre Entlassung aus dem Kleriker-Stand ist ein notwendiger Akt für die Gesundung der Kirche Christi und für die Täter Zuspruch, dass man sie hört und ihnen glaubt! Und keine Weihe für homosexuelle Priesteramtskandidaten! Vgl. auch Statement des Weihbischofs von Chur Eleganti: „Homosexuellen-Tabu ist ein Teil der Vertuschung“ v. 05.09.2018 – der John Jay Report von 2010 zum sexuellen Missbrauch in der Kirche in den USA zeigt: In einem Zeitraum von 60 Jahren waren 81 % aller Opfer männlich. Folglich handelt es sich bei der weit überwiegenden Mehrheit der Täter um Homosexuelle. Der Final Report der Royal Commission in Australien von 2017 kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dies sind die Fakten; es geht vorwiegend um homosexuelle Täter; also homosexuelle Straftäter; das ist die Wahrheit! Benedikt XVI. gab schon die Weisung, wer Homosexualität praktiziert nicht in die Seminarien aufzunehmen und keine Weihe; so auch Bergoglio 2016.

Die Lehre die es für die Kirche Jesu Christi zu ziehen gilt ist, keine homosexuelle Männer zu Priester zu weihen, keine Vertuschung, sondern Offenlegung und Strafanzeige und die Opfer anhören und ihnen glauben. Den Eltern muss gesagt sein, dass sie auf ihre Kinder achten, denn sie sind die ersten Anwälte ihrer Kinder, Jugendlichen, Heranwachsenden; sie müssen sofort einschreiten, kein Schweigen, kein Schweigegeld annehmen; Öffentlichkeit suchen! Das Böse hat in der Kirche Christi überhand genommen. Man sieht es auch an der praktischen Umsetzung von Amoris Laetitia und die faktische Zulassung konfessionsverschiedener Paare zur Interkommunion; die Lehre über die niemand verfügen kann, wird einfach nivelliert um der Welt zu gefallen. „Der Rauch des Satans“ ist in die Kirche Christi eingedrungen. Und so zeigt sich im Gebaren des Jorge M. Bergoglio: Erzbischof Viganó: „Schweigen des Papstes ist ein klassisches Nicht-Dementi!“ – so Weihbischof Marian Eleganti, Chur, Schweiz. – Dr.Dr. Michael Joseph Schaaf


Leserbrief zu „Alte Kameraden“ von Hannes Vogel

Spätestens seit den Exzessen von Chemnitz drängt sich der Eindruck auf, die AfD sei so etwas wie der „legale“ und in Parlamenten vertretene Flügel diverser rechtsradikaler und rechtsextremer, teilweise gewaltbereiter oder sogar offen gewalttätiger Parteien und Gruppierungen. Diese Konstellation könnte in der Tat unsere Demokratie wenn nicht gefährden, so doch massiv beschädigen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Dann bis zum nächsten Mal“ von Uwe Jean Heuser

Eine Bundeskanzlerin, die in Sachen Ökonomie, nun ja, wenig beschlagen ist, aber, viel schlimmer, ein Finanzministerium, an dessen Spitze (Minister und Staatssekretäre verschiedener Fakultäten und Zuständigkeiten) seit vielen Jahren Personen stehen, die wohl mit den kleinsten Details eines Bundes- haushalts oder den Tücken des Länderfinanzausgleichs vertraut sind, aber in punkto Geld-, Währungs- und Bankenpolitik weder ausgebildet noch aus- gewiesen sind – muss einem da vor dem nächsten Crash und der Handhabung desselben durch die Bundesregierung nicht ein wenig bange sein? (Man möchte diese Personen nicht nach einer spontanen Erklärung fragen, was wohl Target 1 und 2 bedeuten und wie sie mit den entsprechenden Salden verfahren wollen.) Fast noch skandalöser ist der Umgang der Kanzlerin mit dem früheren Bundes- bankpräsidenten Axel Weber und dessen Nachfolger Jens Weidmann, die sie in völliger Verkennung (oder absichtlicher Missachtung) der Wichtigkeit dieses Amtes für die Position des EZB-Präsidenten fallenließ. Leider findet diese groteske Fehlleistung in der Öffentlichkei kaum Beachtung. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Alter!“ von Ulrike Gastmann

Mich wundert inzwischen, dass bei der Diskussion über Renten in der Zukunft nur über weitere Kreise von Beitragszahlern wie Selbstständige, Beamte und Abgeordnete gesprochen wird, was sicher eine Erweiterung der Zahl der Beitragszahler bringen würde, aber auch die Zahl der Rentner entsprechend erhöhte. Wenn ich die Entwicklung der industriellen Fertigung in der letzten Jahrzehnten betrachte, fällt doch der Ersatz von sehr vielen Arbeitsplätzen durch Maschinen und Roboter auf, die dann im Regelfall keine Beiträge mehr zur Sozialversicherung zahlen. Wie kann man diese gewaltige Änderung in unserer Industrielandschaft einfach so hinnehmen, ohne sich Gedanken über die Auswirkungen zu machen? Dazu fehlt nach meiner Ansicht ein konstruktiver Beitrag der Betriebswirtschaft und der Politik. – Dr. Klaus Reiber


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Wer hat den umfänglichen Artikel geschrieben? – Jeder von uns, also auch Journalisten, Regierungssprecher und Regierungsmitglieder müssen sich, bevor sie sich äußern, zwei Fragen stellen: 1. Ist, was ich sagen möchte, wahr? 2. Ist die Aussage nützlich? Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass oft nur die zweite Frage gestellt wird. Das gilt für Frau Merkel ebenso wie für Herrn Maaßen, aber auch die ARD und Sie. Wenn Sie Herrn Maaßen vorwerfen, er habe die Kanzlerin „konterkariert“, obwohl er sie allenfalls korrigiert hat, und das Fernsehen einen Vorgang “ Hetzjagd“ nennt, obwohl das vorliegende Filmmaterial das nicht hergibt, wird gegen die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit verstoßen. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Zufälligerweise erhalte ich heute die Zeit mit Ihrer Seite Dossier : „Seehofers 69 “ ich schicke Ihnen meinen Protest an diese Bundesregierung, den ich am 11.09. an die Pressestelle geschickt habe,Ihr Artikel ist gut,hoffentlich fällt dieser Artikel Herrn Seehofer in seinem 69.Lebensjahr in seine 10 Finger + hoffentlich können diese diesen Artikel festhalten.

Ich, Doris Wylezol, erhebe hiermit Einspruch gegen die Abschiebung von Afghanen nach Afghanistan. Da Großbritannien die Abschiebung eingestellt hat, alle Berichte von großer Gefahr um Leib, Leben und Existenz sprechen, erhebe ich hiermit Einspruch und fordere Sie alle auf, diese Praxis zu stoppen. Die Berichte sagen auch, daß alle ausländischen Vertretungen in Kabul hinter Mauern und von Sicherheitsdiensten bewacht werden. Ich finde es unerträglich, daß alle anderen Menschen- normale Bürger- dieser Kriegssituation ausgesetzt sind und die abgeschobenen ausgesetzt werden und werfe der Bundesregierung vor , gegen Das Völkergrundrecht zu handeln. Es kann nicht sein, daß Menschen aus diesem Land und manchmal auch erarbeiteten Existenzen in eine solche Situation abgeschoben werden. Was bedeutet das C vor den Buchstaben (C) SU,(C)DU ? Ich finde auch die Wortwahl des Innenministers Herrn H. Seehofer unerträglich- in der Vergangenheit “ zu meinem 69 Lebensjahr werden 69 Afghanische Menschen nach Afghanistan zurückgeschickt “ ( es ist nicht wörtlich aber der Kontext stimmt) und manche andere seiner Äußerungen. Ich schäme mich auch für ihn: Frage an IHN und ALLE ANDEREN:

Geht es diesem Land so schlecht, daß solche Methodik angewandt wird?
Glauben Sie wirklich, daß Vielfalt in diesem Land eine Gefährdung bedeutet?
Glauben Sie wirklich, daß unterschiedliche Kulturen für dieses Land eine Gefährdung bedeuten?
Glauben Sie wirklich, daß dieses Land unbeschadet aus solchen Aktivitäten in die Zukunft geht?
Glauben Sie, daß es Sinn macht, in diesem Land zu leben, wenn Angst vor Verfolgung, Hetze für einen nicht gebürtigen Deutschen sich stärker ausbreiten?
Und glauben Sie wirklich, daß die “ Deutschgebürtigen“, die “ nicht- wie _Deutsche-aussehen“ ( was immer das auch beinhaltet ) ebenfalls Angst haben müssen?
Haben Sie schon mal an einen Zusammenhang zwischen der Wegwerfkultur von Lebensmitteln+ Wegwerfkultur allgemein ( Wegschiebekulktur= Abschiebekultur) und der Suche nach Lebenschance und Frieden + Existenzsicherheit nachgedacht?
Doris Wylezol


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

An Ihren Autoren kann man verzweifeln. Wer liest endlich den Autoren die Leviten. Die Staatshoheit liegt meines Wissens nicht bei den Medien. Wo kommen wir hin, wenn jeder Journalist glaubt Politik machen zu müssen. In Amerika ist es nicht viel anders. Was mir besonders zuwider ist, ist die Tatsache, daß der Journalismus fast nur noch im moralisieren und skandalisieren seine Arbeit sieht. Auffallend, fast immer an der falschen Person adressiert. Was Sie interessiert, interessiert kaum die Menschen. Darüber sollten sie ihren geistigen Schmalz auslassen. Alle paar Wochen treiben die Medien eine andere Sau durchs Dorf als würden sie sich untereinander absprechen. Vorgestern war es Winterkorn, gestern war es Seehofer, nur die AfD ist für die Presse und den elektronischen Medien ein fortwährendes Thema. Das hat dazu geführt, daß sie keiner mehr mag. Für Sie sind natürlich die Bürger schuld, die Sie sogar als Lügenpresse hinstellt. Ihre Reputation ist im Eimer. Ihnen geht es wie der Politik.

Jetzt recht sich auch der Personenkult. Frau Merkel war ja für viele Bürger die Mutter Gottes. Die Jugend lies man verblöden. Alles Untaten der Linkspopulisten und keiner regt sich darüber auf. Ihr Blatt ist auch nicht immer lesbar. Besonders dann nicht, wenn Sie die Demagogen zu Wort kommen lassen. Die Querdenker, die nicht in die gleiche Richtung liefen, wurden alle entsorgt, die eigentlich das Salz in der Suppe sind. Über die fatale Flüchtlingspolitik will ich mich gar nicht erst auslassen. Darüber ist genug dummes Zeug erzählt worden. Radikalisierung wird nur der Rechten zugesprochen. Dabei geht die Radikalisierung von den Etablierten aus. Die AfD ist für mich die Demokratischste Partei unter den Parteien. Manche Politiker sollten sich auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen – das wäre bitternötig. Man muß kein Hellseher sein um zu erkennen wo Deutschland eines Tages landen wird – auf dem Scheiterhaufen der Geschichte. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Anständige, aber geschiedene und wiederverheiratete Arbeitnehmer werden gekündigt, die Kinderschänder unter den Talaren werden „brüderlich ermahnt“ und in eine andere Gemeinde versetzt, alles unter dem barmherzigen Mantel des Schweigens. „Heilige Kirche“? – Gerhard Bätz


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Ich schätze Hrn. Kehlmann – seine Bücher, sein Schreibstil. Sehr bemerkenswert war auch sein Artikel über Mauthausen und die Geschichte seines Vaters. Nichtsdestotrotz bzw. gerade deswegen hätte ich erwartet, dass er in der Kritik der Asylpolitik von Sebastian Kurz nicht nur pauschal verurteilt. Denn die Politik zu verurteilen und schlecht zu reden, ist momentan Volkssport und trägt nicht zu einer Weiterentwicklung, geschweige denn Verbesserung der Situation bei: Zu Viele kritisieren an der Politik herum, ohne aber selber Lösungsszenarien, geschweige denn den Mut zu haben, dafür auch Verantwortung zu übernehmen (also selber politisch tätig zu werden). Denn: dass es nicht möglich ist, tatsächlich ALLE Flüchtenden aufzunehmen, zu integrieren und ihnen auch Zukunftsperspektiven zu geben ist wohl klar. Es muss Kriterien/Regeln der Zuwanderung geben – die Frage ist nur, wie diese ausgestaltet sind. – Christa Hönig-Sterrer


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Viel mehr als das, was ich im Betreff schreibe (Dankeschön an Daniel Kehlmann), habe ich nicht zu sagen. Der Artikel von Daniel Kehlmann ist wunderbar geschrieben. Nichts hinzuzufügen ist dem schlichten Schlusssatz: „Nicht vergessen …… heißt auch: Menschen helfen, die Hilfe brauchen, auch wenn sie eine andere Religion haben, eine andere Kultur, andere Sprache, andere Hautfarbe, und zwar im Angedenken an die Vertriebenen und die Toten unseres eigenen Landes vor noch nicht langer Zeit.“ – Helga Schneider


Leserbrief zu „Alte Kameraden“ von Hannes Vogel

Sie machen sich mit solchen Beiträgen langsam lächerlich. Auch vor Gericht hätte es Bestand gehabt, was das Schiedsgericht der AfD festgestellt hätte. Und selbst wenn es so wäre, kann man nicht daraus schließen, daß das schädlich für unser Land wäre. Ihr Autor scheint zu den Linkspopulisten zu gehören, die für mich die wirklichen Täter sind. Die NPD gibt es seit der Geburtsstunde unserer Republik. Die kann man vernachlässigen. Die ganze Seite hätten sie lieber den Linkspopulisten widmen sollen. Das sind die wirklichen „Straftäter.“ – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Herr Kehlmann verrät das Angedenken seiner Ahnen, indem er ihr Schicksal mit dem der heutigen i-phone Flüchtlinge vergleicht. Diese flüchten nicht „vor“ etwas sondern „zu“ Geld und Konsum. Getrieben von einer ausufernden Flüchtlingsindustrie. die blendend verdient. Willkommen geheissen von Teilen der Gesellschaft, die billige Arbeitskräfte und tüchtige Konsumenten benötigt. Er vergleicht Tausend mit mehr als einer Million. Und, schlimmer noch, er unterschlägt, dass die Muslime Israel vernichten wollen. Dass die Muslime in ihrer Mehrheit die Juden hassen. Er verschweigt die riesigen Probleme, die unsere Gesellschaft schon jetzt zerreisst. – Cornel Muth


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Vielen Dank für Ihre Recherche. Diese Informationen haben in der bisherigen Kommunikation zu „Chemnitz“ gefehlt. Danke für die Schlaglichter der Aufklärung in der sich überschlagenden Deutungsschlacht! Im Lichte der von Ihnen recherchierten Fakten erscheint das kopf- und verantwortungslose Agieren zentraler Träger des Gewaltmonopols in unserem Lande umso fragwürdiger. Die Bedeutung der Vierten Gewalt wächst in einer Welt, in der die Wahrheit immer mehr unter die Räder von Emotionen, Illusionen und Taktik gerät. Und es bleibt die Frage: Was eigentlich ist hier los? – Reinhard Koine


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Wenn man sich die im Gefolge der Chemnitzer Ereignisse sich entwickelnde ‚Causa Maaßen‘ zu Gemüte führt, fragt man sich letztendlich: Wer schützt eigentlich die Verfassung vor dem ‚Verfassungsschutz‘? – Dieter Rogge


Leserbrief zu „Dann bis zum nächsten Mal“ von Uwe Jean Heuser

Ihr Autor Uwe Jean Heuser hat es am Schluß gesagt: verantwortungsvoll wirtschaften! Schlicht und einfach gesagt: Es ist zu viel Geld unterwegs. Aber das ist nicht allein der Grund. Viel Geld liegt in verkehrten Händen. Das macht die Sache so unkalkulierbar. Ich habe damals in meinem Bekanntenkreis vor der New Economy gewarnt. Die meisten wollten davon nichts wissen: „Das ist die neue Generation im Business, die marschieren nach vorn, die zeigen den Alten wie man heute Geschäfte macht.“ Das Ergebnis ist bekannt. Die Immobilienblase war auch vorauszusehen. Es viel mir nicht schwer das Desaster vorauszusehen. Ich saß selbst im Ausschuss für die Vergabe von Hypothekendarlehen. Allerdings nicht in einer Handelsbank – die durften damals (70er Jahre) keine Hypothekendarlehen vergeben, das oblag den speziellen Pfandbriefanstalten. 60% vom Verkehrswert des Objektes war Ende der Fahnenstange. Wer mehr wollte mußte zu seiner Geschäftsbank gehen. Bei einem Konkurs des Darlehensempfängers lagen wir immer auf der sicheren Seite. In Deutschland ist mit den Menschen kein Blumpott zu gewinnen. Die haben Angst vor der eigenen Courage. Außer Sparbuch ist da nicht viel zu machen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über Entschuldigungen und Selbstkritik“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich teile Ihren Abscheu vor den grässlichen Schauprozessen und deren Folgen und Begleiterscheinungen, wie sie beispielsweise Wolfgang Leonhard geschildert hat und wie es sie vermutlich in allen totalitären Regime (und deren Miniaturausgaben in Form von terroristischen Vereinigungen) seit Menschengedenken gab und gibt. Mir ist auch das moderne PR-Instrument der Entschuldigung, Selbstkritik und sogar Selbstanklage in den sogenannten sozialen Netzwerken zuwider – aber m. E. gehen Sie bei Ihrer Kritik daran deren Verfassern auf den Leim. Offensichtlich hat inzwischen so gut wie jeder, der öffentlichkeitswirksam agieren will oder muss, einen PR-Berater (oder ein ganzes Heer davon) hinter sich – Leute, die darauf getrimmt sind und (oft üppig) dafür bezahlt werden, dass sie Texte verfassen, die den Auftraggeber in einem möglichst guten Licht erscheinen lassen sollen. Diese Leute werden ganz besonders benötigt und herangezogen, wenn sich ihr Klient/Mandant/Kunde einen Fauxpas erlaubt hat – und schon werden die Floskelmaschinen angeworfen und produzieren gestanzte Phrasen, bei denen es nicht um die Meinung oder gar die Gefühle des angeblichen Verfassers, sondern einzig und allein um den Eindruck geht, den diese Texte auf naive und unkritische Leser machen. Es liegt also in aller Regel überhaupt keine Selbstkritik und keine Entschuldigung vor, sondern einzig und allein eine PR-Maßnahme. Dass diese Art der Unwahrheit nicht durch Androhung von nackter und grausamer Gewalt – wie bei Leonhard -, sondern durch schiere Angst vor Popularitätsverlust „erzwungen“ wurde, macht sie nicht unendlich viel sympathischer.

PS 1 Ich kenne niemanden, der nicht überzeugt davon ist, dass die Verlautbarungen von Özil nach dem Erdoğan-Eklat keinesfalls von ihm, sondern ausschließlich von seinen „Beratern“ stammen.
PS 2 Ich bin mir ziemlich sicher (werde es aber nie beweisen können, aber auch nie einen Gegenbeweis erhalten), dass das berühmte Merkelsche „Wir schaffen das!“ keinesfalls eine spontane Formulierung war, wie es gern dargestellt wird. Merkel hatte Empörung ausgelöst, als sie in einer TV-Sendung bei dem „Flüchtklingsmädchen Reem“ mit der Bemerkung, dass manche Asylbewerber auch wieder gehen müssten, einen Tränenausbruch hervor- rief. Ein klarer Katastrophenfall für die Spin Doctors im Kanzleramt und in der CDU-Pressestelle. Und da gab es doch das legendäre „Yes, we can!“ von Obama – frei übersetzt: „Wir schaffen das!“ (Nur so ein völlig unsachlicher Nebengedanke…) – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Kriegsverweigerung? Frau Merkel schließt Bundeswehreinsatz in Syrien nicht aus. Dazu sage ich nur: Frau Merkel hat aus der Geschichte nichts gelernt. Wie weltfremd ist diese Haltung! Aus der Geschichte nichts aber auch gar nichts gelernt. Die Kriegseinsätze in Vietnam, Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, Libyen, alle haben ihre Wirkung verfehlt. Sie bewirkten Chaos. Darüber hinaus haben Sie die Werte der Aufklärung, der Demokratie und der Freiheit in Verruf gebracht. Der politische Islam in den arabischen Ländern sieht sich als Opfer der gottlosen westlichen Welt und deren Denkweise der Aufklärung. Diese Überzeugung ist sehr stark verbreitet, auch bei der Mehrheit der Migranten aus diesen Ländern in Deutschland. Jede Aggression bestärkt Muslime in dieser Einstellung.

Auf welches Strafrecht will sich ein Überfall, eine „Bestrafung“ der syrischen Regierung berufen? Ein derartiger Schritt wäre ein Schlag gegen die Demokratie und ein weiterer Schritt zur Spaltung der Gesellschaft. Frau Merkel sollte sich sehr viel Zeit nehmen bevor sie sich (im Alleingang) entscheidet. Vor allem sollte sie das Ende, die Konsequenzen eines solchen Schrittes bedenken. Der IS in Deutschland schläft nicht. Vielen Migranten haben ohnehin ein distanziertes Verhältnis zu unserem Land und seinen Einwohnern. Die Zahl der offenen Gegner würde wachsen. Merkel setzt Moral und Gesinnung vor analytische, nüchterne Politik. Sie verurteilt die Besetzung der Krim, die Aggression gegen Georgien, die Unterstützung der Separatisten im Osten der Ukraine durch Russland. Nun erwägt sie, alles beiseite zu wischen, ihre Erfahrung der Geschichte und ihre Kritik an andere Aggressoren. Es sind genug Fehler, die sich Frau Merkel geleistet hat. Sie kosten uns Milliarden Euro, – die doppelte Energiewende (erst Laufzeiten der AKW verlängern, dann vorzeitig abschalten), – Förderung alternativer Energieerzeugung, ohne deren Weiterleitung zu bedenken. – Grenzöffnung (faktisches Bleiberecht für die Mehrheit, die es bis zu uns schafft), ohne die Folgen zu berücksichtigen.

Der Bund schwelgt in üppigen Steuereinnahmen. Auslandseinsätze sind kein Problem. Versäumnisse und Fehler der Politik werden zwar festgestellt, jedoch nicht als solche bezeichnet und auch nicht konsequent korrigiert. In einer funktionierenden Demokratie erfolgte ein Aufschrei. Hier empören sich nur die Extremisten. Die Mitte der Gesellschaft folgt Frau Merkel weiterhin ohne nachzudenken. – R. Schmolling


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Vielen Dank für die Berichterstattung, die ein relativ realistisches Bild über das strittige Video und über die Gesamtsituation entstehen lässt. Ihre Schlussfolgerungen kann ich dennoch nicht immer nachvollziehen. Inhaltlich stimme ich zu, dass die offene Demostration von rassistischer Aggression zunehmend bedrohlich ist und dass dem entschlossen entgegengetreten werden muss. Sollten Sie diesen Leserbrief veröffentlichen, so bitte ich darum, diesen Satz nicht wegzukürzen.

Der politische Streit über das Video hat sich hingegen verselbstständigt. Wenn ich es recht verstehe, so hat die Kanzlerin den Begriff „Hetztjagd“ als Tatbestand in die Debatte eingeführt. Fragt man einen Biologen nach dem Ursprung dieses Wortes, so beschreibt er die Taktik eines Beutegreifers, ein Opfer bis zu dessen körperlichen Erschöpfung zu jagen, um es dann niederzumachen. Ein Analogon dazu kann ich in Chemnitz bislang nicht erkennen. Von daher ist es nach meinem Kenntnisstand gerechtfertigt, dem Begriff „Hetzjagd“auch öffentlich zu widersprechen. Das muss erlaubt sein. Wenn eine solche Korrektur an sich schon eine ungehörige in-Frage-Stellung der Kanzlerin oder eine wäre, so wäre es schlecht bestellt um unser politisches System. Diese Korrektur beinhaltet auch nicht eine Bagatellisierung der Vorgänge in Chemnitz. Letztendlich versucht nun jeder, für sich oder seine Partei Profit zu schlagen aus dieser unseligen Video-Debatte. Das lenkt hervorragend von den eigentlichen Problemen und Herausforderungen unserer Zeit ab. Politik und Medien reichen sich hier die Hand, um den Kesseldruck hoch zu halten. Das geht leider auf Kosten weniger spektakulärer Themen, die aber für die Zukunft weitaus bedeutsamer sind. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Start-up Nation“ von Katja Scherer

………das Wachstum im vergangenen Jahr immerhin bei fast einem Prozent. was hilft das dem land, in dem die geburtenrate ueber 5 % ist? warum wird das hauptproblem dieser laender nur am rande erwaehnt und nicht mit viele ernergie angegangen? die zahllosen ngo’s, die in afrika vor sich hinwerkeln tanzen ALLE um dieses zentrale problem herum und die medien erwaehnen dieses problem fast nie. – siegried wittmann


Leserbrief zu „Nimm und lies“ von Iris Radisch

Sie schreiben, dass formal dieses Jahr alles in Ordnung sei, bei der shortlist. Protest: Vier Autorinnen, nur zwei Autoren. Wo bleibt die gendergerechte Parität? Auch wir Männer bestehen auf Nicht-Diskriminierung! ;-) – Roland Fischer


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

wenigstens auf eine zeitung ist verlass, die kluge zeit-analyse zu „lage, ziel, maßnahme“ kommt unweigerlich zu dem schluss: keine weiteren kriegsspiele durch den westen und die saudis. es besteht eine friedenschance, auch wenn sie nicht so ist, wie man sich sie in unserem demokratischen selbstverständnis wünscht. was für ein syrien wünschen sich die saudis? totalitär whahabitisch? die amerikaner? wie sieht mossul heute aus, wie basra, wie bengasi, wie bagdad oder kabul? haben wir das alles schon vergessen, wieviel schlimmer dort die jetzigen zustände sind. in damaskus lebten und leben immer noch – und das ist einzigartig im nahen osten – verhältnismäßig friedlich miteinander/nebeneinander.: christen, juden, jesiden,orthodoxe, alewiten, atheisten, schiiten, sunnisten etc. allein das wäre in meinen augen schon schützenswert – ebenso wie die kleine chance, nach der letzten großen schlacht endlich frieden in diesem teils hochzivilisierten und ehemals an kulturschätzen so reichen land zu schaffen. bitte schreibt weiter so mutig gegen die sogenannten „vergeltungsschläge“ an. die syrer sehnen sich einfach nur noch nach frieden. „ich würde die erde küssen, könnte ich zurück nach aleppo – in ein aleppo wie vor dem krieg, selbst unter Assad“, so ein syrischer flüchtling. – gilla schmitt-thiel


Leserbrief zu „Das erwachsene Kind“ von Ijoma Mangold

Erweisen Sie da dem Herrn Kaiser-Küblböck nicht ein wenig zuviel der Ehre? Auch im Sinne des „De mortuis nihil nisi bene“ (korrekt übersetzt als „nur im Guten“, nicht etwa „nur Gutes“) erscheinen mir Prädikate wie „charismatisch“, „was immer er machte, … erhielt Sinn“(!) und seine „selig-ferne Welt“ weit übertrieben. War er nicht einfach ein überdimensionaler, weitgehend talentfreier Klassenkasper in einer ohnehin schon schrillen Multimediawelt, ein alberner Zappelphilipp, der sich opportunistisch die Oberflächlichkeit und Sensationsgier des Reality-Show-Publikums und den Schlagzeilenbedarf der Boulevardpresse zunutze machte? Und der damit ganz unfreiwillig auch ein Schlaglicht auf manche kulturellen Maßstäbe und Präferenzen in diesem unserem Lande geworfen hat? Möge er in Frieden ruhen! – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Schade, dass Sie nicht mal dem Seelenmissbrauch, der geballt in der katholischen Kirche stattfindet, nachgehen und darüber berichten. Ist vielleicht zu mühsam und zu schwer beweisbar…. Dann schreiben Sie doch über was leichteres: wie die Kirche ihr immenses Vermögen z B durch Erbpachten noch weiter vermehrt. Auf dem Grundstück der Kirche sind z B in Freiburg in der Deutschordenstrasse 137 Luxuswohnungen entstanden. Aus jeder Wohnung bezieht die Kirche monatlich mehrere hundert Euro Erbpacht. Den befremdeten Interessenten wird erzählt, dass dieses Geld Kindern in armen Waisenhäusern zugute kommt. Und von solchen Objekten gibt es viele allein in Freiburg. Wieviele werden es in Deutschland und weltweit sein ? ! Wie blöd müssen die Menschen sein, die das Handeln der Kirche offenbar hirngewaschen hinnehmen? Ich finde die zusätzliche Bettelei um Spenden entsetzlich und möchte diesen Kirchensumpf nicht weiter unterstützen. – Christine Heller


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Im Artikel wird erläutert, warum die Menschen in Deutschland zu viel Auto- und zu wenig mit der Bahn fahren – und wie man das ändern könnte. Leider ist die Analyse im Wesentlichen falsch, woraus dann auch zwangsläufig folgt, dass der „Verbesserungsvorschlag“ nicht – jedenfalls nicht „automatisch“ – zum Ziel führen kann.

Als erster Grund, warum 2 von 3 Deutschen lieber mit dem Auto zur Arbeit fahren, wird mit „Steuererleichterungen“ begründet. Zuerst einmal wird die Pendlerpauschale genannt, die die Autofahrer bevorzugt, weil die Pauschale für Bike- und Bahnfahrer bei 4.500 Euro gedeckelt ist, bei Autofahrern aber nicht. 4.500 Euro und 30 Cent pro Entfernungs-km bedeutet, dass man mehr als 70 km Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsort haben muss, um einen steuerlichen Vorteil bei der Benutzung des Autos zu haben. Gemäß einer Veröffentlichung in ZEIT-Online („Eine Nation pendelt“, 2.6.2016) haben nur ca. 4% aller Pendler einen Arbeitsweg von mehr als 50 km. Die Zahl derer, die mehr als 70 km hat, ist somit nochmals kleiner. Dann wird die Steuersubvention beim Dieselkraftstoff genannt. Das würde bedeuten, dass Dieselfahrer das Autofahren bevorzugen, weil es billiger wäre als die Benutzung von ÖPNV. Wer rechnen kann, weiß aber, das das Autofahren in der Regel (d.h. wenn man alleine im Auto sitzt) keinesfalls billiger ist als Bahnfahren. Und da spielt der Unterschied zwischen Diesel und Benziner keine große Rolle. Die angeblichen steuerlichen Gründe für die Autonutzung sind somit vernachlässigbar.

Das zweite Problem ist angeblich die – bei der Bahn fehlende – Verlässlichkeit. Das ist nun eine wirklich abenteuerliche Annahme. Es stimmt zwar, dass über die Unpünktlichkeit der Bahn ausreichend gesprochen wird. Aber welcher Pendler, speziell im Bereich von Großstädten, behauptet, dass er mit dem Auto immer pünktlich ankommt ? Es sei denn, er kalkuliert die Staus schon von vornerherein mit ein und fährt entsprechend früher los. Die Zuverlässigkeit kann es also sicherlich auch nicht sein.

Das dritte Problem sei die schlechte Anbindung des Landes an die Stadt. Da ist sicherlich am ehesten etwas dran, wobei auch in Gebieten, wo diese Anbindung vergleichsweise gut ist (z.B.. S-Bahn München), immer noch sehr viele Pendler das eigene Auto benutzen. Dazu weiter unten mehr. Die sicherlich gewichtigeren Gründe für die Bevorzugung des Autos werden in o.g. Artikel überhaupt nicht erwähnt – was ich leider bei diesen Diskussionen über ÖPNV- oder Autonutzung immer wieder feststelle.

Die wichtigsten Gründe für die Autonutzung sind in Komfort und Bequemlichkeit sehen, die das Autofahren bietet – und zwar in mehrfacher Hinsicht:

  1. Fahrt von Tür zu Tür, ohne Umsteigen
    Kaum jemand wohnt direkt neben dem (S-/U-) Bahnhof und arbeitet auch direkt neben diesen. Folglich sind Wege zu- und von Haltestellen und Umsteigvorgänge notwendig. Diese kosten Zeit und oft auch Nerven, vor allem, wenn Anschlüsse dann auch mal nicht klappen.
  2. „Abfahrtszeiten-Streß“
    Die festen Abfahrtszeiten aller ÖPNV-Mittel erzeugen Streß. Entweder man geht so rechtzeitig aus dem Haus, dass man die Abfahrtszeit nicht verpasst, dann verbringt man eigentlich unnötige Wartezeit am Bahnsteig. Oder man geht knapp los, dann läuft man ständig in Gefahr, die Abfahrt zu verpassen. Ganz schlimm wird es, wenn einem kurz vor dem Verlassen der Wohnung (oder des Arbeitsplatzes) noch etwas einfällt, was man vergessen hat (oder man muss mal) – dann sind Bahn oder Bus weg ! Das Auto wartet vor der Tür, bis man eben kommt – und fährt dann auch sofort los.
  3. Wetter
    Wege oder Abschnitte des Weges, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegt, sind nun mal wetterabhängig – und damit bei schlechtem Wetter nicht komfortabel. Es ist zwar kein Unglück, mal im Regen oder Schnee zu gehen oder Fahrrad zu fahren, aber niemand wird ernsthaft bestreiten, dass dies im Auto wesentlich angenehmer ist. Die Liste könnte ich noch fortsetzen, aber stattdessen möchte ich hier ein Beispiel aufführen, dass die Problematik anschaulich auf den Punkt bringt. Ein Kollege von mir fährt täglich aus einer Gemeinde im Umland (mit S-Bahnanschluss) von München in die Stadt zu unserem Büro. Als ich ihn mal darauf ansprach, auch wegen des – fast – täglichen Staus am Autobahnende, den er dabei in Kauf nahm, meinte er: Ich sitze lieber 10 Minuten länger warm und trocken im Auto und kann ungestört meine Musik hören, als dass ich diese 10 Minuten auf einem zugigen S-Bahn-Bahnsteig warte und mir von meinem Gegenüber ins Gesicht husten lasse oder in der gut gefüllten S-Bahn mir der Rucksack des vor mir Stehenden in den Oberkörper stößt.

Ein weiterer wichtiger Grund für die Autonutzung ist die Flexibilität, die es bietet. Man kann kurzfristige Änderungen von Weg und Ziel einfach realisieren. Man kann beispielsweise auf dem Weg von der Arbeit zur Wohnung noch beim Getränke- oder Supermarkt „vorbeifahren“ und benötigte Waren mitnehmen. Alle bisher erwähnten Vorteile des Pkws gegenüber dem ÖPNV lassen sich auch mit noch so vielen Milliarden nicht zugunsten des ÖPNV ändern – sie sind systembedingt.

Auch der dritte von Ihnen genannte Punkt, die schlechte Anbindung des Landes an die Städte, lässt sich selbst mit dem allergrößten Aufwand nur bis zu gewissen Grenzen verbessern. Es wird niemals möglich sein, jedes noch so kleine Dorf an ein S-Bahnnetz anzuschließen, so dass jeder Bewohner mit – sagen mir mal – maximal 1000 m Fußweg eine S-Bahn erreicht, die ihn dann ohne Umsteigen zum Ziel bringt. Wenigstens erkennen Sie in o.g. Artikel an, dass die Bahn nicht gerade wenig investiert. Der Satz „Es braucht aber noch mehr Geld, soll die Bahn das leisten, was von Ihr erwartet wird“ ist zu einfach, um nicht zu sagen banal. Einfach nur mehr Geld hineinstecken ist nicht sinnvoll.

Erst muß man sich darüber klar sein, wass die Bahn systembedingt leisten kann und was nicht. Daraus ergibt sich dann, was man von der Bahn erwarten kann und was nicht. Eine öffentliche Diskussion darüber vermisse ich allerdings – zugunsten der Bahn nehme ich aber an, dass diese Dinge von den Fachleuten intern sehr wohl gesehen werden. Warum es dann nicht öffentlich diskutiert wird ? Darüber kann ich nur spekulieren: Unwissenheit, „Kopf-in-den-Sand-stecken“, Angst vor der Wahrheit, die nicht „ins Konzept“ passt ? Vielleicht können Sie dazu etwas sagen – warum z.B. werden die wirklichen Gründe für die Bevorzugung des Autos in o.g. Artikel nicht einmal erwähnt ? – Herbert Rein


Leserbrief zu „Stimmt’s?“ von Andrea Morhaus

Was in jedem Fall nicht stimmt, ist Ihre Aussage, dass bei einem Anstieg des Todesfallrisikos von 34 Mikromort um 19 Mikromort das Todesfallrisiko etwa um das Anderthalbfache steigert! Ess muss richtig heißen: „das Todesfallrisiko steigert sich AUF etwa das Anderthalbfache“ Als ehemaliger Mathematiklehrer ist es mir ein Anliegen, allen Menschen den fachlich exakten Gebrauch der deutschen Sprache ans Herz zu legen. Es ist wirklich ein Unterschied, ob etwas um das Anderthalbfache sich steigert oder nur auf das Anderthalbfache anwächst. Im ersten Fall steigert es sich nämlich auf das Zweienhalbfache, im zweiten Fall wird es um die Hälfte mehr. So kleine Unterschiede dürfen nicht unter den Tisch fallen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie einmal dazu eine ‚Stimmt’s‘ – Geschichte brächten. – Josef Ehrl


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Es ist hervorzuheben, dass sich die Autoren des Artikels bemüht haben, auch die Gegenseite der Mehrheitsmeinung zu Wort kommen zu lassen und genau recherchiert zu haben. So wird ziemlich deutlich, dass der kurzen Verfolgung zweier Afghanen durch einen Teilnehmer der Demonstration eine Streit bzw. eine Provokation vorausgegangen sein muss. Das ist auch aus der Analyse der ersten Sekunden des Videos ersichtlich. Da dieses Video immer als Beweismittel für „Hetzjagden“ angeführt wurde, hatte also Hans-Georg Maaßen vollkommen recht, wenn er Desinformation befürchtete und deshalb korrigierend eingriff. Das übergehen die Autoren jedoch. Sie weisen aber darauf hin, dass es andere Verfolgungsjagden und Gewalttaten gegeben habe, u.a. gegen Journalisten, die nur mündlich berichtet wurden. Das halte auch ich für durchaus wahrscheinlich. Ist es aber nicht seltsam, dass derartige Hetzjagden nicht per Handy-Aufnahmen festgehalten wurden, obwohl Handys doch allgegenwärtig sind und es sich bei den Betroffenen z.T. um Journalisten, also Medienprofis, handelte?

Merkwürdig ist auch, dass keine sog. Normalbürger unter den Demonstranten im Artikel zu Wort kommen. Ihnen hat z.B. die NZZ, die durchaus nicht unkritisch gegen rechts ist und von weit mehr als 200 Jahren schweizerischer Demokratie-Erfahrung geprägt wird, immerhin einen Artikel mit der eher drolligen Überschrift gewidmet: „Ich bin Oma, kein Rassist“. Viele politische Konflikte könnten nicht hochgekocht werden, wenn alle wichtigen Aspekte, also die ganze Wahrheit, berichtet würden. Das gilt auch für die Massenmigration im Herbst 2015. Etwa ein halbes Jahr verging, bis man erfuhr, dass es sich vorwiegend um Leute aus den Flüchtlingslagern in Nachbarländern der Konfliktstaaten handelte, nicht um direkt aus den Kriegsgebieten Geflüchtete, und dass die Bundesregierung im Frühjahr 2015 auch der Kürzung der UN-Mittel, dem eigentliche Auslöser der Massenmigration, zugestimmt hatte – sei es mit Wissen um die möglichen Folgen oder aus Gedankenlosigkeit. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Das Mahnmal von Rio de Janeiro“ von Andreas Sentker

Angesichts der Katastrophe in Rio, die zur unwiederbringlichen Vernichtung von Sammlungen und damit von Kulturgut und Teilen des Archivs der Natur geführt hat, ist es sicherlich gerechtfertigt, ja sogar notwendig, die Situation der Sammlungen auch in Deutschland zu hinterfragen. Es ist jedoch nicht damit geholfen, unzutreffende Beispiele anzuführen. Im Naturkundemuseum Stuttgart, einem der größten und ältesten Naturkundemuseen Deutschlands, mit Sammlungen, die teils aus dem 18. Jahrhundert und die ältesten Objekte sogar aus dem 17. Jahrhundert stammen, sind die Sammlungen, dank der Investitionen des Landes Baden-Württemberg, auf einem sehr hohen, international entsprechenden Standard untergebracht. Dies trifft auch für die von Herrn Sentker angeführte Säugetiersammlung zu, die seit 2011 in einem klimatisierten Depot von ausreichender Größe aufgestellt ist. Dazu kommt, dass das Naturkundemuseum Stuttgart in seinen Gebäuden Museum am Löwentor und Schloss Rosenstein über eine Brandmeldeanlage verfügt. Der Glaubwürdigkeit der Presse ist mangelhafte Recherche im Vorfeld eines Beitrags bestimmt nicht dienlich. – Prof. Dr. Johanna Eder


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Es ist mir ein Rätsel, warum der Verfassungsschutz nicht gegen eine Organisation ermittelt, die in diesem Ausmaß gegen die Verfassung verstößt. – Alfred Preuß


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Frage: Fällt Ihnen eigentlich auf wie voreingenommen Sie alle Ereignisse, die auch nur im Entferntesten mit Ausländern zu tun haben, deuten, einfärben und beschreiben? Mein ZEIT-Magazin hatte doch immer noch etwas mehr Kultur und Distanz, aber zunehmend schreiben auch Sie im Chor der „Gutmenschen-Gemeinde“ in vorhersehbarer Weise! Es reicht heute bereits aus, wenn ein Mensch, der zufällig einen Migrations-Hintergrund hat, einen Schubser/Stoß von seinem Nachbarn bekommt ! Die gesamte Presse beißt sofort ins gefundene Fressen! Rassisten! Nazis! Antisemiten! Völlig hirnrissig aus ihren Stiften gesaugt! Chemnitz hat 250.000 Einwohner, mögen davon ein paar Tausend ihr verbrieftes Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen haben, mögen sich davon einige Menschen daneben benommen haben – sowas kommt in den bravsten, liberalsten Gegenden der Welt vor! Eine derartige Medien-Hetze und seitenlange Artikel zur „Klärung“(!), setzen das ganze Land ins Unrecht!

Wie mit Herrn Maaßen (und auch mit Herrn Seehofer) umgegangen wird, wegen einer Video-Szene, die nur einen rennenden Mann zeigt, und erst durch Worte und Interpretation eine kriminelle Färbung bekommt, ist so durchsichtig! Wie steigen SIE – die Medien – ein, um der Bevölkerung wieder einmal klar zu machen, was sie darin zu sehen hat, was GUT und BÖSE ist! Es gibt scheinbar in unserer Demokratie keine freie Meinungsäußerung mehr! Politiker für so etwas derartig abzustrafen spricht eine deutliche Sprache! Was die „richtige“ Reaktion der Menschen ist, bestimmen zunehmend NUR NOCH die Medien! Passt sie ihnen nicht: Kamera auf irgendwelche kriminellen Idioten halten, – (die aber tatsächlich nur einen kleinen Randalierer-Haufen darstellen) und „SIEHSTE?!! “ schreien und das vielfach wiederholen! Es macht mich langsam krank wie wir von IHNEN (den Medien) Meinungs-gegängelt werden und in Ecken gedrängt, die jede Eigeninitiative der Bevölkerung verunglimpfen und ersticken SOLL – es sei denn, sie entspricht dem Medien-MAIN STREAM – der Gutmensch-geprüften „Asche aufs Haupt“- Pflichthaltung der Urbevölkerung dieses Landes. (DEUTSCH kann man wegen der Konnotationen ja nicht mehr sagen!)

WARNUNG: Wenn die Medien unisono so weitermachen liegt die AfD bald über den Werten der CDU! (aber ich schätze, Sie kriegen es noch rechtzeitig hin, die demokratisch gewählte AfD überwachen und verbieten zu lassen!)

(Zu mir: Ich bin weiblich, weder „Nazi“ noch „links“ oder „rechts“ und auch keine Gewohnheits-LINKS-CDU-SPD-FDP-AfD-Wählerin! Für Ihre Statistik: 76 Jahre, gebildeter Mittelstand, immernoch voll berufstätig, allgemein interessiert an Politik, Wissenschaft und Kultur! Pflege selbst zu denken – egal woher der Wind weht oder was SIE (die Medien) vorgeben!) – Helga Bischof


Leserbrief zu „Gestrandet in Unna“ von Anna Mayr

Schade, dass Frau Anna Mayr nicht mich als Begleitung durch Unna mitgenommen hat. Ich lebe seit 50 Jahren in Unna und hätte ihr vielleicht das Sehens- und Liebenswerte der Stadt Unna aber auch seine Merkwürdigkeiten in der Kürze der Zeit humorvoller erklären können. Das negative Bild, das gezeichnet wurde, speziell von Königsborn, ist nicht stimmig. – Hildegard Buller


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ich würde mir gerne die Zeit nehmen, um fünfzehn ausführliche Leserbriefe zu Ihrem gemeinsamen Artikel zu schreiben. Einen an jede Autorin, einen an jeden Autor. Aber dazu müsste ich wissen, wer von Ihnen für welchen Teil des von Ihnen gemeinsam geschriebenen Artikels verantwortlich ist. Wenn ich nun, nachdem diese Information mir nicht vorliegt, Ihnen allen gemeinsam nur einen Leserbrief schreibe, dann ist das für mich jedenfalls nur die zweitbeste Lösung. Ich will nämlich niemand in Sippenhaft nehmen. Und zu Ihrem Artikel kann ich leider nur sagen: Er bleibt, obwohl ich Ihre großen journalistischen Anstrengungen teilweise auch sehr gerne würdigen möchte, gesamthaft hinter meinen – zugegeben hohen – Erwartungen deutlich zurück.

Und ich kann Ihnen auch das konkrete Wort und das folgende Satzzeichen nennen, wo Ihr Artikel jäh aufhört, meinen Ansprüchen an einen Artikel – vor allem zu einem derart wichtigen Thema – zu genügen:

Es ist dies im drittletzten Absatz der fünften Spalte auf Seite 2 das Wort „Mord“ und das dahinter stehende Fragezeichen. Darf ich die verantwortliche Autorin, den dafür veranwortlichen Autor bitten, mich darüber aufzuklären, was das Wort „Mord“ und das Fragezeichen in diesem Artikel an dieser Stelle bedeutet?
*
Vielleicht habe ich ja eine entscheidende Information nicht. Unbestreitbarer Fakt ist nach meinem momentanen Erkenntnisstand, dass den von den Medien nun seit Wochen (m.E. ziemlich unscharf) beobachteten und (m.E. ziemlich scharf) kommentierten Ereignissen in Chemnitz ursächlich ein Tötungsdelikt zu Grunde liegt. Ein 35-jähriger Mann ist durch 5 Messerstiche, die er sich aller Wahrscheinlichkeit nicht selbst zugefügt hat, zu Tode gekommen. Ob der Wahrspruch der Richter gegen den/die bereits bekannten und festgesetzten mutmasslichen Täter am Ende auf Notwehr, auf Totschlag oder auf Mord lauten wird, sei hier dahingestellt. Wesentlich aber ist meiner Meinung für eine sachliche Beurteilung der folgenden Ereignisse wohl, dass man an keiner Stelle in Zweifel bringt, dass am Anfang der Eskalationsspirale kein Kavaliersdelikt, sondern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Kapitalverbrechen stand. Genau diesen Eindruck, dass diese Grundvoraussetzung für die Beurteilung der Vorfälle in Chemnitz in Frage gestellt wird, hat man aber als Leser Ihres gemeinsamen Artikels – und zwar an der von mir genau bezeichneten Stelle.
*
Über Ihren Artikel, der vor allem in jenen Passagen, der die Umstände der Entstehung des „Hase“-Videos beleuchtet, erfreulich detailreich und informativ ist, lässt sich auch eine ganze Menge Gutes sagen – aber er bleibt eben leider, gesamthaft, aus den von mir genannten Gründen, hinter meinen Erwartungen an einen ZEIT-Artikel so deutlich zurück, dass mir das Anlass zu einer nicht geringen Besorgnis ist.
*
Wer die fünf Axiome von Paul Watzlawick verinnerlicht hat (und als hilfreich zur Analyse von Kommunikation einschätzt) wird all meine kritischen Anmerkungen und Fragen zu Ihrem Artikel wohl verstehen. Und wer – nur zum Beispiel – die Filme von Antonioni („Blow up“), Capra (vor allem sein Meisterwerk) und Kurosawa („Rashomon“, „Ikiru“) kennt, auch. Und dann könnte man, nach der Lektüre jener Passagen Ihres Artikels, bei denen es aus meiner Sicht nichts zu beanstanden gibt, auch zu der Erkenntnis kommen, dass die Aussagen des Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungschutz zwar unerfreulich waren. Aber in Anbetracht aller relevanten Umstände ein insgesamt maßvoll eingesetztes und sinnvolles Korrektiv zu den von überregionalen Medien aus Chemnitz gebrachten Berichten. – Peter Jungwirth


Leserbrief zu „Zum Start der Spielzeit: Euch muss nichts peinlich sein!“ von Peter Kümmel

Mit leichter Empörung las ich soeben Ihre Verlustmeldung über das Wesen des Theaters. Wie repräsentativ ist diese Beobachtung? Welchem Main Stream folgen Sie da? Ich bin mir sicher, es gibt sie, die von Ihnen vermisste Spiellust. Darf ich Sie hiermit ganz herzlich zur Premiere von WIE ES EUCH GEFÄLLT am Samstag den 22.9.18 am Theater Pforzheim einladen? Hannes Hametner führt hier in seiner Regie ein Ensemble dass nach dem Credo ‚ the readiness is all‘ (Hamlet, V II) voller Lust und Liebe für das Fach spielt. Als Bühnenbildnerin dieser Produktion würde ich mich sehr freuen Sie zu empfangen. – Anne Habermann


Leserbrief zu „»Ich wollte nicht ›die Kranke‹ sein«“ von Peter Dausend und Britta Stuff

Mitten in der schrillen Aufgeregtheit politischer Berichte und Kommentare eine ganze DIE ZEIT Seite Stille und Besinnung auf das Wesentliche im Leben: der tiefe Einschnitt in der Biografie von Frau Dreyer, Niedergeschlagenheit, Aufstehen, neue Kraft schöpfen trotz, vielleicht sogar aus der Krankheit, deren Verlauf man nicht vorhersehen kann, kämpfen, sich selbst und das chronische Leiden nicht verstecken! Sich nicht beirren lassen von Gehässigen und Schmähern! Ihnen wünschte man gelegentlich eine ähnliche Zäsur, wie Frau Dreyer sie hatte! Obwohl kein Anhänger ihrer Politik habe ich große Achtung vor ihr! Vorbildern wie ihr, auch nicht so prominenten (wie etwa der Frau aus Leipzig, über die Frau Gastmann in der letzten Ausgabe berichtete), sollten Sie öfter eine ganze DIE ZEIT Seite widmen! Vielleicht verschöben sich dann unsere Prioritäten allmählich von Macht und Geld hin zu (Lebens)Leistung und Bescheidenheit? – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Im Allgemeinen schätze ich Ihre Beiträge sehr, aber zu dem oben genannten muss ich ein paar Anmerkungen machen:
Eine von Ihnen so genannte „Entscheidungsschlacht“ ist der offenbar bevorstehende Kampf um das syrische Idlib gewiss nicht: Der Krieg ist längst entschieden, Idlib kann „nur“ sein blutiges Finale zur Selbstbefriedigung zweier brachialer Diktatoren werden. The winner takes it all.

Was den möglicherweise bevorstehenden Giftgaseinsatz betrifft: In einem solchen Falle nicht oder nur mit verbalen Drohungen zu reagieren hieße, eine mehrfach bekräftigte Übereinkunft der zivilisierten Welt in die Tonne zu treten: Die Haager Landkriegsordnung von 1907, das Genfer Protokoll von 1925, die Chemiewaffenkonvention von 1993 – alle von Russland und die beiden letzteren auch von Syrien (1968 bzw. 2013) unterzeichnet! Die „Logik, dass man Bomben wirft, um zu beweisen, dass man bereit ist, Bomben zu werfen“ (Lau) ist m.E. gar nicht so absurd wie von Ihnen suggeriert: Leere Dohungen werden schnell als solche erkannt (was schon der Friedensnobelpreisträger Obama erkennen musste). Und was den UN-Sicherheitsrat betrifft: natürlich kann es kein UN-Mandat geben, weil Assads Verbündeter Russland das im Sicherheitsrat blockieren würde – das gleiche Russland, das sich im Falle der Ostukraine selbst keinen Deut um Völkerrecht schert. Muss man den Verbündeten von Sicherheitsratsmitgliedern wirklich alles durchgehen lassen? Und schließlich: was würde es für die gerade sich entwickelnde Europäische Verteidigungszusammenarbeit bedeuten, wenn sich Frankreich und das Vereinigte Königreich zum Handeln entschlössen und die Deutschen nur die Hände in der (Uniform-)hose ballten? Zukunftsträchtig wäre das gewiss nicht. – Dr. Wolfgang A. Dauch


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Vielen Dank für die ausführliche, nüchterne Darstellung der Abläufe in/wegen Chemnitz. Es fehlt mir allerdings eine Bewertung der Aussage von Herrn Kretschmer, …“es gab keine Hetzjagd“. Aus der (milderen) Formulierung von Herrn Maaßen, seiner Behörde lägen „keine belastbaren Informationen“ über Hetzjagden vor, den Schluß zu ziehen, er habe „im Klartext gesagt: der Kanzlerin … ist nicht zu trauen“, ist eine böswillige Interpretation. So auch: er habe „auf dem Boulevard die Kanzlerin konterkariert“. Es gab keine Hetzjagd? Doch der deutschen Presse gegen Herrn Maaßen. – Heinz-Dieter Busch


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Das war ein wichtiger Artikel, in dem endlich der Kontext des umstrittenen Videos freigelegt wurde! Und was wurde sichtbar? Dass das Video nicht als Beweis taugt für die Aussage, es habe Hetzjagden gegeben. Die Zeit-Autoren gehen darüber locker hinweg und meinen, das sei nicht so bedeutend, da es andere Belege für Hetzjagden gebe. Aber wie sollen sich die Bürger ein Urteil bilden, wenn die Beweise nicht stimmen? Hier hätte ich mir andere Schlussfolgerungen gewünscht! Halten wir fest: Journalisten übernahmen ungeprüft die Wertung einer Quelle, die sie gar nicht kannten, und somit auch die Interessen, die dahinter stehen, nicht. Der Verdacht, dass hier – mal wieder- politisch manipulativ und nicht sachlich vorgegangen wurde, drängt sich auch Lesern auf, die sich nicht im rechten politischen Spektrum verorten und das Wort „Lügenpresse“ nicht in den Mund nehmen wollen. Aber nicht nur falsche Belege, auch die Sprache nährt diesen Verdacht. Was soll das Wort „Mob“ als Bezeichnung für rechte Demonstranten, das in vielen Berichten verwendet wurde? Wer zum „Mob“ gehört, dem spricht man das Individuelle ab. Mit „Mob“ meint man nicht unbedingt Menschen, die sich nicht an Gesetz und Moral halten (Herr Winterkorn gehört nicht zum „Mob“) , sondern solche, die sich nicht zu benehmen wissen. Mit Kriminellen würde man sich noch auseinandersetzen, nicht aber mit dem „Mob“. Deshalb ist der Begriff so fatal: er verfestigt die Spaltung in „Die da oben“ und „Den Dreck da unten“. Eine Kommunikation wird so unmöglich gemacht. – Brigitte Zetkowski-Boldt


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Es ist irritierend, wie eine Berichterstattung auf der Titelseite einer eigentlich seriösen Zeitung durch Formulierungen Tatsachen verdreht und ein allerbestes Beispiel für Fake News abgibt. Eigentlich sollte erläutert werden, warum Bahnfahren stärker gefördert werden sollte. Stattdessen wird tatsächlich in die Welt gesetzt, Diesel für Autofahrer würde mit 8 Milliarden Euro subventioniert. Das ist falsch (fake), 47,04 Cent pro Liter Diesel gehen an den Staat, gemeinsam mit der Mehrwertsteuer also knapp die Hälfte des Preises. Richtig ist: Die Steuer auf Diesel ist gegenüber der Benzinsteuer ermäßigt. Jedoch ist bei der KFZ-Steuer die Steuer auf Benziner ermäßigt. Auch kann man durchaus argumentieren, diese Steuern bilden nicht die Kosten für Umwelt und Gesellschaft ab. Dennoch kommt dann keine Subvention heraus.

Dann wird behauptet, der Staat zahle für Dienstwagen dazu. Gerne hätte ich von dieser Möglichkeit gewußt. Ich Idiot versteuere eine private Nutzung für das Auto, welches Aufgrund meiner Dienstfahrten gekauft wurde. Ich zahle also Geld an den Staat und könnte tatsächlich Geld vom Staat bekommen? Natürlich könnte ich mir privat einen zusätzlichen Wagen für die Fahrt zur Arbeit kaufen (Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmittel 3,5h zzgl. 4 km Fußweg). Die Umweltbilanz verschlechtert sich deutlich, wenn wegen meiner Wenigkeit zwei Autos hergestellt und irgendwann verschrottet werden müssen. Gerne möchte ich Ihnen versichern, dass Ihre Artikel auch interessant sind, wenn Sie nicht die Bevölkerung manipulieren. Es gibt nämlich Menschen, die Ihnen glauben und Sie zitieren werden. Die Intention Ihres Artikels unterstütze ich ausdrücklich. – Felix Cordier


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Gibt es eine Erklärung jetzt und auch in Zukunft dafür, warum die drittgrößte Handelsnation, die viertgrößte Industrienation, die wie keine andere wirtschaftlich vernetzte Bundesrepuplik Deutschland, nicht bereit ist, mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen? Zynisch zu meinen, der „Einsatz“ sei „völkerrechtlich illegal“, weil „Russland den Sicherheitsrat blockieren würde.“ Was ist von denen auch anderes zu erwarten, wenn sie sich kollateral am Töten von Zivilisten beteiligen. Die Bedrohung von Leib und Leben ist der häufigste Grund für Massenflucht und Migration. Mehr als 2 Mio. Zivilisten sind jetzt in Idlib davon betroffen. Kinder und alte Menschen leben täglich mit der Angst, von Fass- und Giftgasbomben getötet oder verstümmelt zu werden, die Heimat und ihr Zuhause zu verlieren. Eine Antwort darauf ist schon 98 Jahre alt. Max Weber: „Du sollst dem Übel gewaltsam widerstehen, sonst bist du für seine Überhandnahme verantwortlich. Keine Ethik der Welt kommt um die Tatsache herum, dass die Erreichung guter Zwecke in zahlreichen Fällen daran gebunden ist, das man sittlich bedenkliche oder mindestens gefährliche Mittel … in Kauf nimmt.“ (aus „Politik als Beruf“). – Harald Braun


Leserbrief zu „»Ich wollte nicht ›die Kranke‹ sein«“ von Peter Dausend und Britta Stuff

Das Interview, das Peter Dausend und Britta Stuff mit der rheinlandpfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (zugleich stv. Vorsitzende der SPD) führten , macht deutlich, wie authentisch sich diese Spitzenpolitikerin auch zu ihrer eigentlichen Persönlichkeit einbringen kann. Da Malu Dreyer – trotz ihrer MS-Behinderung – das Ministerpräsidentenamt ganz offensichtlich sehr professionell ausübt, sollte sie auch für allerhöchste Staatsämter im Blickfeld bleiben. –Was die Kanzlerkandidatenfrage innerhalb der SPD anbelangt, darf die Partei nicht noch einmal mit einem Schnellschuß à la Martin Schulz operieren. So etwas muß einfach danebengehen. Aus heutiger Sicht hat der Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz die besten Chancen, sich als nächster Kanzlerkandidat der SPD aufzustellen. Natürlich hat auch die SD-Parteichefin Andrea Nahles eine Art von Zugriffsrecht, falls es ein solches überhaupt gibt. Aber Nahles ist zu klug, um nicht zu wissen, daß sie in Teilen der Wahlbevölkerung nicht überaus beliebt ist, mag diese Einschätzung vielleicht auch eher ungerechtfertigt sein. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al. und zu „Alte Kameraden“ von Hannes Vogel

Sie haben heute mit den Artikeln eine ausgezeichnete Recherchenarbeit und eine weiterhelfende Analyse in Sachen Vereinigung von AfD-Anhänger und führenden deutschen Neonazis gebracht. Ich gratuliere! Diese Gruppen vereinen sich mit Chaoten und randalieren und terrorisieren insbesondere in Städten der neuen Bundesländer. Wenn dann noch zusätzlich Attacken höchster Beamter und des Innenministers gegen die Bundeskanzlerin geritten werden, dann scheint es an der Zeit zu sein, dass sich verantwortungsbewusste Bürger gegen diesen „Mainstrom“ zur Wehr setzen. Wehret dem Anfängen!

Mein Großvater musste 1933 ins Gefängnis gehen, weil er mit der Reichsregierung nicht einverstanden war. Ich bin Altenaer und stolz auf die Altenaer Kümmerer, die sich um die zu uns Geflüchteten ausgezeichnet mühen! Zwei Gebote sollten alle Deutschen prägen: 1. Liebe Gott ( in Trinität )! und 2. Liebe deinen Nächsten! – Wolfgang Wiechel


Leserbrief zu „»Die Null-Lösung wollen wir beenden«“ von Claas Tatje

Im Artikel über die Musterklage zum VW-Teil des Dieselskandals fehlt eine Überlegung: Weshalb haben VW und die anderen überhaupt Abschalteinrichtungen eingebaut? Die Antwort ist: Sie wollten den Verbrauch von Harnstoff („AdBlue“) verringern, um Akzeptanz der SCR-Technik zu erreichen. Liefen die SCR-Katalysatoren immer, müßte man öfter als derzeit 32 Gew-% Harnstofflösung nachtanken: Das erfordert zusätzliche Handgriffe beim Benutzer und erhöht auch die effektiven Verbrauchskosten. Bekanntlich braucht man auf 100 Liter Diesel je nach Betriebsbedingungen 2 bis 8 Liter Harnstofflösung. Für einen 60 Liter-Tank müßte der AdBlue-Tank für den ungünstigsten Fall mindestens 4,8 Liter fassen können. Wenn ein Fahrzeug z.B. 5 Liter Diesel pro 100 km verbraucht und das Wartungsintervall 15000 km beträgt und nur bei der Wartung AdBlue nachzutanken ist, wäre dafür ein 60-Liter-Tank notwendig und im Mittel würde man dann immer eine halbe Tankfüllung voll, also 32,7 kg mehr Masse, mit sich führen. Schon 60 Liter Platzbedarf ist ein technisches Problem!

Inhaber der eingetragenen Marke „AdBlue“ ist der Verband der Automobilindustrie e.V., die den Markennamen für die ISO-genormte wässrige Harnstofflösung per Lizenzvergabe nutzt. Die verdienen also auch mit, wobei zwei Herzen in deren Brust schlagen: Lizenzeinnahmen aus der Verwendung des Markennamens zu bekommen, was durch viel Verbrauch befördert wird, aber auch die Sorge der Vereinsmitglieder über die Akzeptanz der SCR-Technik, die nur bei unmerkbarem Verbrauch von Harnstofflösung eintritt. Damit der Idealbenutzer, der für alle technischen Handgriffe außer dem Tanken den Dienst der Fachwerkstatt beansprucht, nicht unglücklich wird, hat die Automobilindustrie ein technisches Kartell gebildet. Der Platz für einen zusätzlichen Tank und dessen Volumen und auch die Harnstoffkosten stehen SCR-Katalysatoren im Weg. Eigentlich wollte man das fast „unsichtbar“ machen, wie die unsägliche Position für das Scheibenwischeradditiv auf der Wartungsrechnung!

VW und die ganze Industrie hat bei den Treibstoffverbrauchswerten geschummelt – und bei Dieselfahrzeugen mit SCR-Katalysator zusätzlich bei dessen Betriebskosten. Gemeinsam haben sie technische Märchen gesponnen, von „Thermofenstern“ bei denen man den SCR-Katalysator abschalten müsse usw. Ziel war immer, das vorzuhaltende Volumen und den Verbrauch von AdBlue klein erscheinen zu lassen. Allgemein kann ein Geschädigter verlangen, den eingetretenen (und bei einem Dauerschaden: den eintretenden Schaden) auszugleichen. Das heißt: den Schaden durch höheren als versprochenen Verbrauch an Treibstoff und AdBlue in Geld auszugleichen und zusätzlich die Minderung des Gebrauchswerts durch manipulativ zu klein gestaltete AdBlue-Tanks und die Behebung der Schummelsoftware.

Für die Industrie ist die Obsoleszenz durch Fahrverbote eine gute Sache, die sie auskosten möchte. Deshalb bezeichnet sie die Nachrüstung als „technisch unmöglich“ und hilfsweise als „zu teuer“. Weil in den Behörden der Sachverstand fehlt, das technisch Machbare überhaupt zu beurteilen und noch mehr, die Kosten einer industriellen kalkulation nachzuvollziehen – und weil die enge Verknüpfung mit der nicht öffentlich zugänglichen Einzelheiten der Softwarekomponenten in der Motorsteuerung Nachrüstungs-Konkurrenten verhindert, befindet sich die Automobilindustrie in einer (durch ein Kartell gebildeten) Monopolposition. Vor diesem Monopol kapituliert der Verkehrsminister – entweder weil er keine Ideen hat, oder weil die Industrielobby so nett ist.

Man müßte eine Verpflichtung herbeiführen, die Motorsteuerungssoftware einschließlich der Ansteuerung der Motorkomponenten, der Abgasbehandlungskomponenten usw. und typischer Prüfstands-Meßberichte ordnungsgemäß laufender Motoren und Daten über die mechanischen Eigenschaften der Übergänge zwischen Fahrzeug und Abgassystem komplett öffentlich zugänglich offengelegt werden müssen, so daß Interessierte technisch in die Lage versetzt werden, bessere Abgaskomponenten als Nachrüstsätze zu entwickeln. (Die Industrie wird dagegenhalten, das konterkariere die „Wegfahrsperre“.) Wer einen Nachrüstsatz samt entsprechender Dokumentation gegenüber dem Kraftfahrt-Bundesamt offenlegt, soll dafür eine Zulassung bekommen und sie in den Verkehr bringen können. Für die Zulassung geänderter Abgaskomponenten sollte die Behörde auf Crashtests verzichten und sich mit rechnerischen Nachweisen begnügen, solange die Änderungen bei vernünftiger technischer Beurteilung erwarten lassen, sich so zu verhalten, wie die ursprünglich vorgesehenen. Erst nach so einer Regeländerung kann man überhaupt über Kosten für akzeptable Nachrüstungen diskutieren. Die Kalkulationen der Industrie sind nämlich durch deren anderen Handlungsoptionen gelenkt.

Weil das Abgasproblem nicht nur Autos mit Schummeleinrichtungen betrifft und eine Nachrüstung – vor allem bei den viel innerstädtisch benutzten Kommunalfahrzeugen, Taxis, Omnibussen und Lieferfahrzeugen und deren großem Anteil an den innerstädtischen Emissionen überhaupt – müßte so eine öffentliche Dokumentationspflicht für alle Hersteller von Kraftfahrzeugen gelten, z.B. für alle Modelle, die Softwarekomponenten bei ihren Verbrennungsmotoren enthalten und innerhalb der letzten 20 Jahre erstmals in den Verkehr gebracht wurden. Diese Dokumente wird es in der Industrie geben, allerdings wenig Neigung, sie so zu veröffentlichen, denn das gäbe einen schnellen technischen Fortschritt, der die Meßlatte für die künftige Modellpolitik für die Industrie erhöht: Am Machbaren, nicht am Behaupteten! Seit Jahren beglückt die Automobilindustrie ihre Kundschaft mit technischen Märchen und veränderten trendigen Erscheinungsbildern, weniger mit wirklichen technischen Verbesserungen. Dann wird das wenigstens in Bezug auf die Umwelt mal anders – und das sogar rückwirkend! – Adalbert Hanßen


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Die Afghanen sind das Elend ihrer Heimat
Eine große, aufwendig recherchierte Reportage. Angestoßen von einem frivolen Politikerspruch, der Flüchtlinge auf eine Zahl reduzierte und ihre Abschiebung als Geburtstagsgeschenk betrachtete. Unmenschlicher geht es kaum. Das ZEIT-Dossier dagegen wird mit seiner Vollständigkeit und Empathie der Würde der Betroffenen gerecht. Ein ergreifendes Dokument!

Es weist aber keinen Weg aus dem Elend des Landes und seiner Bürger. Wie zu lesen ist, will eine die Mehrheit der Afghanen ihre Heimat verlassen. Aus Furcht vor den Taliban und dem IS Denkbar, dass nur die dort stationierten 10.000 amerikanischen und 1000 deutschen Soldaten noch schlimmere Massaker verhindern. Warum verteidigen sich aber die wehrfähigen jungen Männer nicht? Vor 200 Jahren haben ihre deutschen Altersgenossen, Studenten, mit den Soldaten, gegen die Fremdherrschaft Napoleons gekämpft. Aus Nationalbewusstsein und Heimatliebe! Beides fehlt den Afghanen heute. Und viele von uns denken nur daran, wie wir sie loswerden. Das ist unsolidarisch. Wir sollten sie aber, und zwar bei uns, motivieren, trainieren und ausstatten, damit sie ihr Land befreien können. Vielleicht bräuchten wir dann ein paar junge Männer nach Afghanistan schicken. – Helmut Mehrer


Leserbrief zu „Einsatz an der Ostflanke“ von Sigmar Gabriel

Kanzlerin Angela Merkel hätte längst auf die sehr konkreten europäischen Integrationsvorschläge von Emmanuel Macron reagieren müssen. Wenn sie es denn sehr spät ansatzweise getan hat, ist ihre Replik nur sehr vage und läßt eigentlich Alles aus deutscher Sicht doch offen. Anders jetzt Sigmar Gabriel in seinem neuem Buch: „Zeitenwende in der Weltpolitik“ .Gabriel sieht die Doppelbödigkeit der Anforderungen von Verbündeten an die Bundesrepublik. Man verlangt ,mehr Führung von Deutschland, will diese aber in Wirklichkeit gar nicht, man verlangt mehr Verteidigungs-Anstrengungen der BRD in Richtung auf das 2% Ziel ( Anteil der militärischen Ausgaben am BSP), will aber im Grunde auch keine stärkere Aufrüstung Deutschlands. Außerdem wird moniert, daß der Bundestag über alle Auslandseinsätze zu beschließen hat, was die Bundesrepublik aber daran hindert, kurzfristig an internationalen Interventionen teil zu nehmen, auch wenn diese durch UNO- oder sonstige Beschlüsse gedeckt sind. –Sigmar Gabriel schlägt nur vor, daß die BRD selbst 1,5% der Verteidigungsausgaben am BSP einhält und weitere 0,5% insbesondere europäischen Bündnispartnern zur Verfügung stellt. ^Eine solche deutsche Subvention gesamt- europäischer Verteidigung würde allerdings wieder den Tatbestand einer unmittelbaren Mithaftung Deutschlands an militärischen Ausgaben benachbarter Staaten mit erfüllen, was das BVerfG kaum zulassen dürfte. Eine sehr enge militärischen Konföderation mit Frankreich – auch durch den gegenseitigen Austausch von Soldaten –wäre zweifellos im Interesse der Bundesrepublik. Ob dies auch so, wie von Gabriel skizziert , von Frankreich gesehen wird, bleibt abzuwarten. Immerhin ist ein deutscher Politiker mit Gabriel endlich einmal in Sachen: viel engere militärische Zusammenarbeit tätig geworden. Auch kann man jetzt nicht mehr der SPD vorwerfen, angeblich stets die militärischen Dominanz Rußlands klein zu reden. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Es war klar, was auf die Äußerungen Maaßens gegenüber der Bild folgt: Eine Hetzjagt: Von seiner Dissertation, die natürlich aufklärt, dass er von Grund auf Migrationsbewegungen eher problematisch sieht hin zu „in privaten Gesprächen wurde Maaßen noch wesentlich deutlicher..“ Das Wort Hetzjagd ist genauso überflüssig wie der Gebrauch des Wortes für Vorfälle in Chemnitz. Was mich so maßlos ärgert ist die Tatsache, warum nicht EIN Artikel über die Straftaten handelt, die Migranten, bereits abgelehnt aber immer noch in Deutschland befindlich, begehen. Sie gehen völlig unter und das kann einfach nicht sein. Man kann nicht behaupten, Protestbewegungen, wenn auch stark von rechts aufgeladen, kommen aus dem Nichts. – Steffen Kaufmann


Leserbrief zu „Die Trümmerfrau“ von Hannah Knuth

Man muss über die Berliner Schulpolitik entsetzt sein, man darf auch die zuständige Senatorin kritisieren, falls begründbar, auch für überfordert oder gar unfähig halten. Aber eines muss, besonders in der Zeit, endlich aufhören: Die Cahrakterisierung bei Frauen durch ihr Äußeres: „Scheeres, knallroter Lippenstift, dunkelblaues Kleid.“ In fast allen Artikeln, ob Wissenschaft, Forschung o. ä. liest man solche Charakteristika bzgl. der betroffenen Frauen, aber selten oder gar nicht bzgl. der Männer. Die journalistische Unart – Bild Niveau – sollte endlich mal von höchster Stelle untersagt werden! – Dr. Artur Behr


Leserbrief zu „Darum verlasse ich den Bundestag“ von Marc Brost

Die von Sarah Wagenknecht, Fraktionschefin der LINKE im Bundestag, initiierte Bewegung:: Aufstehen“ , hat in der Öffentlichkeit einiges Aufsehen erweckt. Es überwiegt zwar Skepsis, ob diese Bewegung überhaupt im engeren Sinne – also instrumentalistisch – politische Ziele , dann aber auch Partei gebunden, verfolgt? Oder ob man die Bewegung eher vergleichen muß mit dem Schlußmann in einem Ruderboot, der den Kurs des Ruderbootes steuert und der gewissermaßen den Schlagtakt der Rudernden vorgibt?? Im Ruderboot säßen dann sämtliche „offiziellen“ ,links einzuordnende , Parteien. ^^ Wenn der Grünen-Politiker Gerhard Schick jetzt den Bundestag verläßt, um eine Bürgerbewegung zu gründen, „die die Banken bändigt“, dann stellt sich doch die Frage, ob auch diese Bürgerbewegung gewissermaßen Ziele verfolgt, die von den im Bundestag vertretenen Parteien nicht aufgegriffen werden .^Fakt ist, daß im GG politische Bewegungen eigentlich nicht vorgesehen sind, sondern eben nur Parteien. Auch heißt es im GG, die Parteien wirkten an der politischen Willensbildung mit, was im Klartext ja bedeutet, daß es viele andere politischen Kräfte gibt ,die ebenfalls den politischen Diskurs besetzen. Dazu gehört vor allem die veröffentlichte Meinung, also die Presse und elektronischen Medien. ^ Man sollte politische Bewegungen, gewissermaßen politische °start-ups° nicht von vornherein unter einen reinen Ideologieverdacht setzen. Solche Bewegungen, auch „Pulse of Europe“, vermögen durchaus den Wettbewerb der Ideen zu fördern und einen Veränderungswillen für Wirtschaft und Gesellschaft zu beflügeln. Manche Protagonisten sagen, solche Bewegungen würden helfen, aus der Knechtschaft des Parteienproporzes auszutreten. Aber haben wir denn in der Bundesrepublik einen Parteienproporz , wie weiland in Österreich, oder auch den Parteienkonsens in der Zusammensetzung des CH-Bundesrates=Bundesregierung in der Schweiz?? Die Antwort lautet doch: NEIN. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Es ist gut, dass sie mit so viel journalistischer Energie die Aufklärung des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche unterstützen. Noch glaubwürdiger wäre es jedoch gewesen, wenn der Artikel nach dem 25.September erschienen wäre. Vielleicht hätte die katholische Kirche sie ja überrascht durch eine sehr transparente Veröffentlichung. Durch ihre Vorabveröffentlichung entsteht zumindest bei mir der Eindruck, dass es Ihnen auch ( oder zuerst?) um Quote und Vorverurteilung der Kirche geht. Schade. – Andrea Schwarz


Leserbrief zu „Alter!“ von Ulrike Gastmann

Ich möchte mich einfach einmal bei Ihnen für ihre Rubrik „Ruf des Ostens“ bedanken! Als Lehrerin in einer Stuttgarter Werkrealschule kommt mir natürlich vieles aus Ihrem Alltag bekannt vor. Aber, davon abgesehen, empfinde ich Ihre Gedanken, Einsichten und Einschätzungen immer als sehr bereichernd. Und es wird oft deutlich, was Politik und gesellschaftliche Strömungen für Einzelne bedeuten – klug, einfühlsam und engagiert beschrieben. – Ute Birrel


Leserbrief zu „Gestrandet in Unna“ von Anna Mayr

Der Verkehr im Ruhrgebiet lässt keine Zeit für Höflichkeit? Selbst wenn dem so wäre, was nicht der Fall ist, können sich die hochnäsigen Hamburger im Sozialverhalten ein Stück vom Ruhrgebiet abschneiden. Ich weiss wovon ich rede, ich würde vor 30 Jahren in Essen Werden als zugereister Badener eines besseren belehrt und in Hamburg stets aufs Neue eines Schlechteren. Mit solchen Äußerungen zeigen sie nur, dass sie witzig sein wollen, aber es halt nicht koennen. Stattdessen werden mal eben 6 Mio „Pottler“ beleidigt. Humorigkeit geht anders. – Markus Harder


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ich schreibe Ihnen, weil ich die Debatten über Sachsen und Chemnitz verfolge. In diesem Kontext meine ich, das ein Aspekt bisher zu wenig öffentlich thematisiert ist. Die Sachsen, wie die neuen Bundesbürger insgesamt, haben nicht nur weniger Erfahrungen mit Migration und Interkulturalität, sondern sie haben weniger Erfahrungen im Umgang mit Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus. Das erscheint paradox, weil explizit Sachsen seit 28 Jahren ein hotspot ist. Jedoch war in dieser Zeit kaum Raum – und damit meine ich v.a. den öffentlichen Diskurs – für eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Radikalität und Extremismus, wohl sogar in jeglicher Richtung. Damit fehlt v.a. Abstraktion und Reflexion in diesem Feld. Ich meine damit unsere Politikerinnen und Politiker, die schlicht andere Thema abarbeiteten und jetzt trotz ihres jahrelangen Engagements, hilflos und an den falschen Stellen dünnhäutig wirken. Wenn dies – das ist eine Frage an die Redaktion – so nachvollziehbar wäre, wäre die politische Bildung unserer Verantwortungsträger jetzt in den Fokus gerückt.

Untermauert sehe ich meine Perspektive aus meiner Erfahrung als Lehrer. Die Diskurse in den Kollegien drehten sich häufig um Schulschließungen, Schulzusammenlegungen, mangelnde Nachwuchsgewinnung, Zwangsteilzeit oder neuerdings um die Möglichkeit der Verbeamtung der jüngeren Kollegen und Kolleginnen. Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus haben meiner Wahrnehmung nach keinen dauerhaften Platz in der Kommunikation. Es bleiben nur einzelne Lehrerinnen und Lehrer sowie einzelne Momente übrig. Obwohl meine Schule nur wenige Gehminuten vom Chemnitzer Stadtzentrum entfernt liegt habe ich das Gefühl, der Diskurs meiner Schule kehrt zu anderen Themen zurück. Diese scheinen schlicht bewegender. Das erschreckt mich. – Ein Lehrer


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Um das Ausmaß des Skandals zu erfassen, sollte in Erinnerung gerufen werden, dass wir Christen uns, inhaltlich und dem Namen nach, auf jemanden berufen, der unserem Glauben nach sein Leben geopfert hat, um den Menschen eine Lebensperspektive zu eröffnen. Der Priester repräsentiert dem Verständnis der katholischen Kirche nach diesen Jemand, nämlich Jesus Christus, am Altar. Welch ein Debakel für die Glaubwürdigkeit der Kirche, wenn ein durchaus nicht unerheblicher Anteil ausgerechnet dieser Repräsentanten jungen Menschen, die ihnen vertraut haben, keine Perspektiven eröffnet sondern ihnen durch Missbrauch eine schwere Hypothek für ihren weiteren Lebensweg aufgeladen hat.

Ohne relativieren zu wollen, was den Opfern angetan wurde: Es ist bekannt, dass viele, die zu Tätern wurden, in ihrer Kindheit und Jugend selbst Missbrauch erfahren haben. Noch größere Schuld trifft daher diejenigen, die in den Kirchenleitungen über Jahrzehnte die Sorge um das Ansehen der Kirche bzw. speziell des Klerus über das Wohl sich in den Gemeinden engagierender junger Menschen gestellt haben, indem sie nur im Ausnahmefall konsequent handelten, wenn ihnen bekannt wurde, dass ein Priester zum Missbrauchstäter geworden war. Welch ein Widerspruch liegt darin, etwa einem wiederverheirateten geschiedenen Laien als Konsequenz seines „Fehlverhaltens“ den Kommunionempfang zu versagen, aber es im Falle eines Klerikers, der Kinder missbraucht hat, bei einer Ermahnung oder allenfalls einer Versetzung (zur Weiterführung u.a. der Kinder- und Jugendarbeit in einer anderen Gemeinde) bewenden zu lassen? „Glaubwürdigkeit“ im wahrsten Wortsinne sieht anders aus.

Der Artikel macht eines deutlich: Mit immer neuen Entschuldigungen allein ist es nicht getan. Ohne die Bereitschaft der Kirche, ihr Selbstverständnis und ihre Strukturen, die Rolle des Klerus sowie die Schattenseiten des Pflichtzölibats offen und selbstkritisch zu hinterfragen, ohne ihren Willen zu grundlegender Erneuerung wird es nicht gehen und wird sich die katholische Kirche in ihrer Bedeutung weiter marginalisieren. – Michael Hundertmark


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Es sind zwar nur sechs Worte. Dennoch steckt in diesem kleinen Satz eine Entgleisung, die völlig unnötig ist. „Für Urlauber ist das kein Problem“ macht Urlauber zu Bürgerinnen und Bürgern 2. Klasse, selbst wenn sie in der 1. Klasse mit der Bahn unterwegs sind. Man muss vermuten, dass der Autor seine Urlaubsreisen – hoffentlich auch im wunderschönen Deutschland – wohl nur per Auto unternimmt. Sonst würde er wissen, dass nervige Verspätungen, wenn dann der Anschlusszug auch nicht wartet, zu schwierigen Situationen in Zügen und auf Bahnhöfen führen können. Erst recht, wenn Kinder mit im Spiel sind. Nicht zu vergessen, dass man den Bruttosozialprodukt-Anteil von Urlaubsreisenden (sprich: der Tourismus-Branche) nicht vernachlässigen darf. Einen Vergleich zum Bruttosozialprodukt-Anteil der Werktätigen lassen wir großzügig mal außen vor. Dies schreibt jemand, der an sich, da im Ruhestand, mehr Zeit im Alltag haben dürfte. Stressfaktoren durch Verspätungen der Bahn ist er aber dennoch ausgesetzt. Also holen wir die aus Sicht des Autors offensichtlich zeitlosen Urlauber wieder mit ins Boot (bzw. in den Zug). – Dr. Werner Schlummer


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Bei aller gut recherchierten Berichterstattung über Gewalt oder Nichtgewalt in Chemnitz, sowie bei allen Meinungen dazu wird ein Aspekt völlig außer Acht gelassen: Das große Bild des Demonstrationszuges durch Chemnitz, auf dem alles was an Rechten aus nah und fern zusammen gekommen war deutlich sichtbar wurde, hat mir den Satz in Erinnerung gerufen „Der Schoß ist fruchtbar noch…“ . Über alles wurde diskutiert, es war aber keine Bemerkung, keinen Kommentar wert, dass diese Leute nicht nur unter der Deutschlandfahne marschierten – was jedesmal ein Affront gegen die ersten Demokraten des Hambacher Festes ist. In den beiden ersten Reihen trugen alle – feierlich wie zum Trauerzug gekleidet – eine weiße Rose in der Hand oder am Revers. Für mich war das eigentlich genauso schlimm, wenn nicht schlimmer, als die anderen Vorgänge. Hier schmückten sich diese Leute mit dem Symbol der Freiheit, für das die jungen Menschen der „Weißen Rose“ von den Nazis umgebracht wurden. Deutlicher kann man seine Verachtung und seine geistige Haltung nicht zum Ausdruck bringen! Das hätte mehr Aufmerksamkeit, auch von der Justiz, verdient. – Wolf-Rüdiger Zimmermann


Leserbrief zu „Über Entschuldigungen und Selbstkritik“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Warum sollte mich mein Geschwätz von gestern noch bekümmern? Was vorbei ist, das ist doch wohl vorbei! Denkste Mensch, du machst eben bei (fast) jeder Gelegenheit deine Fehler. Lerne gefälligst aus deinen Fehlern, und bleib der „selbstkritische Mensch“, der lieber zweimal zuviel, als einmal zu wenig, hinterfrägt! Die Worte: „danke“ und „bitte“, sollten im täglichen Umgangston immer einen Platz haben! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Neue Mythen für das Land“ von Thomas E. Schmidt

In dem Artikel schreibt Herr Schmidt, dass die Filmindustrie bisher zu verhindern wußte, die „Dreigroschenoper“ ins Kino zu bringen. Ich habe in Hamburg (1956/57?) einen 1931 gedrehten Film mit Rudolf Forster als Mackie Messer, Lotte Lenja, Paul Kemp, Ernst Busch u.a. gesehen. Er hat mich damals so beeindruckt, dass ich bis heute ein Fan der Melodien bin. Jene Verfilmung kann man sich übrigens im Internet ansehen. – Hannelore Hett-Hein


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Grundsätzlich schreibe ich keine Leserbriefe, da ich meine verfügbare Zeit lieber in meine Familie, meine Hobbys und mein Kapital investiere. Ihr Artikel „Auf falschem Gleis – “ lässt mir hier aber keine andere Wahl mehr als doch mit alten Gewohnheiten zu brechen und mich am PC über diese Art von Journalismus zu beklagen. Denn wenn ich solche Artikel, so prominent platziert lesen möchte (fast 50% der Textfläche auf Seite 1), hätte ich wohl die Bild oder das örtliche Lokalblatt abonniert. Nicht aber die für mich bedeutendste Wochenzeitung Deutschlands. Dabei ist es grundsätzlich gar nicht mal das Thema an sich, was mich auf der ersten Seite stört. Es hat den Platz und die damit verbundene Aufmerksamkeit sicherlich verdient. Die Redaktionssitzung hat also ihren Job gut gemacht. Die Art und Weise wie der Artikel aufgebaut ist, erscheint hingegen Journalismus verachtend. Es gibt ein Problem – bei der Bahn hapert es an allen! Es gibt einen Verursacher – die subventionierte SUV bauende, umweltverpestende, deutsche Automobilherstellertriade und es gibt einen Schuldigen, der Staat, die Minister die das Geld hierfür bereitstellen. Daneben ist es selbstverständlich alternativlos, dass nur mit einer Verdopplung des Schienenverkehrs die Klimaziele eingehalten werden können.

Es tut mir in der Seele weh, so etwas gerade Ihnen schreiben zu müssen, aber dieser argumentative Aufbau erinnert mich sehr stark an Parteiprogramme wie die der AFD oder die Tweets von Onkel Donald – Trump. Mir ist bewusst, dass sie auch nur ein Wirtschaftsunternehmen sind und jeder Lesereuro zählt, dass Niveau zu senken um publikumswirksame Schlagzeilen herauszubrüllen wird ihnen aber am Ende mehr Schaden als Nutzen zufügen, wie man am Beispiel der CSU etwa gerade gut beobachten kann. Und, da bin ich ganz Egoist, mir meine hoch geschätzte Lektüre verderben. Nun aber noch ein paar Worte zur These des Redakteurs, dass die Autobauer das falsche Angebot haben, um die deutschen Klimaschutzziele für 2030 noch zu erreichen. Betrachten wir das hier uns jetzt, stelle ich mich hinter ihm. Gleiches gilt für mich übrigens auch für die Bahn! Wer allerdings ein wenig weiter denkt, der würde auch sehen, dass z.B. durch die Digitalisierung und deren Auswirkung wie dem autonomen Fahren etwa, enormes Potenzial schlummert.

So könnten moderne Mobilitätslösung die Fahrzeugauslastung an sich deutlich steigern, die Verknüpfung der unterschiedlichen Fortbewegungsmittel miteinander optimieren, die Verkehrssteuerung verbessern, bestehen Kapazitäten massiv erweitern und just in time optimieren. Also eigentlich genau das machen, was in unserer Industrie bereits heute schon „State oft the Art“ ist und dank dessen Deutschland nach wie vor zu den Top Industrienationen gehört. Diese Innovationen haben die vielen Unternehmen aber nicht deswegen hervorgebracht, weil Milliarden vom Staat kamen, sondern weil der Wettbewerb sie dazu gezwungen hat und viel wichtiger, weil sie über andere Strukturen verfügen als etwa die Deutsche Bahn als Staatsunternehmen, welches auch heute noch unter teilweise verkrusteten Strukturen und dem allgegenwärtigen politischen Einfluss leidet.

Ein Sinnbild sei an dieser Stelle erlaubt. Wenn wir heute der Deutschen Bahn „einfach so“ Milliarden von Euros zur Verfügung stellen und erwarten damit eine Verdopplung der Passagierzahlen binnen 12 Jahren zu erzielen, erscheint mir das etwa so realistisch, wie wenn wir nach 1990 den maroden ostdeutschen Staatsunternehmen ebenso viele Mittel zur Verfügung gestellt hätten, mit der Erwartungshaltung neue nationale Champions daraus generieren zu können. Meiner Meinung nach hat es noch nie geholfen, Mittel in ein marodes System zu stecken, bevor nicht Grundlegendes geklärt ist. Bei der Bahn wäre es aus meiner Perspektive daher vorrangig, die lokalpolitischen Einflussfaktoren zu begrenzen, eine klares Grundgerüst durch die Trennung von Netz (unter staatlicher Kontrolle) und Verkehr (als AG geführtes Wirtschaftsunternehmen – warum nicht mit Vorbild VW) zu schaffen und an den viralen Punkten in Planung, Genehmigung und Umsetzung bei der Bahn und vor allem bei den zuständigen Behörden ausreichend neue Stellen für eine Expansion zu schaffen sowie gesetzliche Rahmenbedingungen anzupassen.

Oder wie sonst ist es zu erklären, dass es mit Ausnahme des Berliner Flughafens, vermutlich keine größeren Demütigungen im deutschen Infrastrukturbereich gibt, als die bei der Bahn. So ist wohl noch keine Hochgeschwindigkeitsstrecke rechtzeitig fertig gestellt geworden (z.B. München – Berlin um mehr als 10 Jahre verspätet) und noch kein Bahnhof planmäßig eröffnet. (z.B. Stuttgart 21). Selbst wenn das Ausland uns arme Deutsche mit Millionen Euros für den Streckenbau im Inland unterstützt (Strecke München nach Zürich) schaffen wir es nicht uns in Bewegung zu setzen. Für mich ist allerdings das Sinnbild für unsere Unfähigkeit schlecht hin, dass Bahnprojekt Brennerbasistunnel. Die ist bekannter weise durch die drei Parteien Deutschland, Österreich und Italien initiiert und soll neben einer Verlagerung des Güterverkehrs auch für eine schnelle Personenbeförderung zwischen München und Verona bis 2026 + X sorgen. Doch während die Italiener und die Österreicher, welche mit dem eigentlichen Tunnel und der Nord – Südzuführung durch die gesamten Alpen zu kämpfen haben, annähernd in Time & Costs sind, haben wir im bayrischen Flachland noch nicht einmal die künftige Streckenführung bis zur Grenze geklärt.

Mehr Geld, einfach so erscheint mir daher im Gegensatz zum Autor genau der falsche Weg zu sein. Wie wäre es also stattdessen, wenn die Politik und die Bahn überfällige Reformen angehen und die Subventionen für die Autoindustrie künftig an die Entwicklung und Vermarktung moderner Technologien geknüpft werden? Das geht nicht. Werde wir sehen. Vielleicht fahren ja schon 2019 auf österreichischen Autobahnen mit Immissionsschutz Tempolimit künftig Elektroautos anstatt 100 km/h mit 130 km/h. Wie etwa betroffene Außendienstmitarbeiter künftig ihren Firmenwagen dann auswählen, wird interessant zu verfolgen sein. – Christoph Schnabel


Leserbrief zu „Die Mutmacher“ von Stefan Schmitt

50 Gigatonne CO2-Equvivalent bedeutet eine enorme Energie, denn das CO2 lässt sich ja direkt in Ws umrechnen, das wird bei der ganzen Diskussion immer unterschlagen. Diese Energie heizt in letzter Konsequenz die Atmosphäre auf. Schätzt man diese vom Menschen generierte Wärme ab so erhält man bei dieser groben Abschätzung ein verblüffendes Ergebnis, die Menschheit generiert in etwa die der Sonneneinstrahlung entsprechende Energiemenge. Ich muss es nochmals nachrechnen, aber vielleicht überprüfen Sie meine Abschätzung. Hier meine Ausgangsgrößen:

Solarkonstante ungefähr 1,3 kW/m2 – das ist eine Leistung, die auf die Projektionsfläche der Erdkugel und 24h in Energie (Arbeit) umgerechnet werden muß.
Erdradius ungefähr 6,3 106 m – Projektionsfläche der Erdkugel = RErde ² *p
Energieäquivalent CO2 0,25 kg/kWh – das ist die Energie die in etwa der Oxidation von CH4 entspricht. – Peter Schröder


Leserbrief zu „Manager des Himmels“ von Christina Rietz

Herzlichen Dank für Ihren Artikel in der das Berufsbild Fluglotse und die Ausbildung dahin ausführlich und inhaltlich stimmig erläutert werden. Sie schreiben richtigerweise dass man von unserer Arbeit nur hört wenn etwas schief läuft. So hat sich auch durch die verzerrte mediale Berichterstattung der letzten Jahre ein Bild über Fluglotsen verfestigt in welchem wir als streikwütige Egomanen beschrieben werden die den Hals nicht voll genug bekommen. Ihr Artikel ist da wohltuend sachlich und hilft der Flugsicherung vielleicht auch den ein oder anderen zu finden der sich für den Beruf interessiert. Auch uns hat der Fachkräftemangel voll erfasst und wir suchen intensiv nach geeigneten Bewerbern für den Beruf. Ebenfalls leisten Sie hervorragende Aufklärungsarbeit dass Fluglotsen eben nicht „die mit den Kellen auf dem Rollfeld“ sind. – Stefan Wolf


Leserbrief zu „»Ich wollte nicht ›die Kranke‹ sein«“ von Peter Dausend und Britta Stuff

Der Bericht der Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat bei mir eine eigene Lebenssituation berührt. Meine Frau hat 30 Jahre mit der MS leben müssen, zuerst gekämpft und sie dann ignoriert. 1976 kam der erste Schub und es schlossen sich 13 Jahre „Krankheitsschlaf“ an. Unterbrochen von einigen Sichtirritationen und zunehmend schweren Beinen (Krampfadern?), bis 1989 eine MRT ein klare, eindeutiges Ergebnis brachte: Multiple Sklerose.

Verlaufsform sekundär, chronisch-progredient. (Nach einem ersten Schub fortschreitend). Es folgte Jahre zwischen Stillstand und Fortschreiten. Alle Therapieversuche zwischen 1990 bis zu ihrem Tod 2015 habe ich in dem Taschenbuch „30 Jahre Leben mit MS“ beschrieben. Es ist im Online-Buchhandel erhältlich. Die Haltung, die Frau Dreyer zu Ihrer MS gefunden hat, ist genau richtig. Ebenso hat meine Frau sich nach Jahren auf den Rollstuhl eingestellt, er ist ihr ein guter Freund und Helfer geworden. Ich kann Frau Dreyer nur bestärken, Ihren Lebensplan unbeirrt weiter zu gehen, und Ihren Mann ermutigen, die Pflege-Rolle irgendwann anzunehmen. – Bernd Ringel


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

15 Journalisten für 2 Seiten. Allein an den Überschriften erkennt man: So viel Hauptstädtische Blase war nie. Ihr Kollege Henning Sußebach hat es in seinem Büchlein „Deutschland ab vom Wege“ wunderbar ausgedrückt: Weniger Hauptstadtkorrespondenten, mehr Berichte aus den Ländern. Lassen Sie die Seite „Fußball“ weg und Sie haben Platz genug. – Hartmut van Meegen


Leserbrief zu „Gestrandet in Unna“ von Anna Mayr

In der aktuellen Ausgabe veröffentlichen Sie auf Seite 62 einen Artikel des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen gegen den Pauschalismus im öffentlichen Diskurs, um dann wenige Seiten weiter in „Gestrandet in … Unna“ diese liebenswerte Kreisstadt am Rande des Ruhrgebiets grob verallgemeinernd zu diffamieren. Vor 20 Jahren sind wir, mein Mann und ich, nach Stationen in Birmingham, Philadelphia, München, Karlsruhe, Ulm, Nürnberg und Berlin aus beruflichen Gründen in eben besagtem Unna gestrandet, und, zugegeben, wir waren nicht wirklich begeistert. Insofern ist der erste oberflächliche Eindruck, den Anna Mayr in ihrem Artikel widergibt, vielleicht nicht ganz verkehrt. Allerdings verkennt sie völlig, dass es in Unna, wie in vielen anderen gebeutelten Kommunen des Ruhrgebietes, eine extrem engagierte Zivilgesellschaft gibt, die zu Recht stolz ist auf die, im Vergleich mit den großen Metropolen, vielleicht kleinen Schätze dieser Stadt, so das Zentrum für Internationale Lichtkunst in der ehemaligen Lindenbrauerei (ein Paradebeispiel, wie ein alter Industriestandort ein neue Nutzung erfahren kann) oder auch das kleine, aber feine Nicolaiviertel, in dessen Mitte sich zum Beispiel das Nicolaihaus mit der Internationalen Komponistinnen-Bibliothek befindet.

Auch der im Artikel geschmähte Stadtteil Königsborn hat weit mehr zu bieten als nur den besten Dönerladen der Stadt. Auf der Bolzplatzseite befindet sich, um nur ein Beispiel zu nennen, der Circus Travados, einer der wenigen festen Zirkusbauten in Deutschland oder gar in Europa mit angeschlossener Zirkusschule. Unna zeichnet sich darüber hinaus aus durch eine für die Größe der Stadt extrem lebendige und aktive Kulturszene. Als Kulturmanagerin darf ich häufig Künstler aus dem In- und Ausland zu den in Unna stattfindendenFestivals begrüßen (Celloherbst am Hellweg, Take5 Jazz am Hellweg, um nur die größten zu nennen) und ich kann versichern, dass unsere Gäste die lebendige und persönliche Atmosphäre unserer Stadt stets besonders loben. Das bringt mich zu der erwähnten fehlenden Höflichkeit der Unnaer Einwohner, die eingangs im Artikel erwähnt wird.

Ja, der „Ruhri“ und somit auch der Unnaer ist sehr offen und direkt und äußert seine Meinung schnörkellos und ohne Umwege, dabei ist er aber immer sympathisch und humorvoll, was wir in den zwanzig Jahren, die wir in Unna wohnen, sehr zu schätzen gelernt haben. Wir bedauern sehr, dass durch Ihren Artikel über Unna stereotype Bilder über die vermeintlich klassische Ruhrgebietskommune hervorgerufen werden. Leser, die noch nie in unserer Region oder in Unna waren, werden durch den Artikel sicher nicht motiviert werden, sich diese Region und Stadt näher anzuschauen. Jedem seine eigene Meinung, wie der eingangs erwähnte Bernhard Pörksen zu Recht einfordert, aber bitte doch mit mehr Augenmaß und Objektivität – und vielleicht auch – mit ein wenig mehr Humor. – Alexandra Schneider, Hans-Peter Schneider


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Hervorragend recherhiert und schreibend umgesetzt ! Stark berührt von dem Fahrrad von Allahyar in Wolfratshausen. Zynischer geht’s nicht, wenn die Polizei bei einer Abholung sagt: Aufstehen, Urlaub beendet ! Ähnliche Abschiebedramen gibt es auch in Europa, wenn z.B. Eritreer mit DUBLIN III völlig überflüssig nach Italien zum Asylantrag abgeschoben wurden; ´dort nichts geschah (auch schon vor Salvini). Nach ihrer abenteuerlichen Rückkehr in Deutschland eine Odyssee durch 5 deutsche Flüchtlingsunterkünfte machen und mit einer Zitterpartie von 12 Monaten auf eine evtl. neue Abschiebung warten müssen. Obwohl nicht straffällige Eritreer Präferenz bei der Erteilung von Asyl haben. Ich überlege noch, ob ich den Artikel den auch von Abschiebung bedrohten Westafrikanern zeigen soll. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Ihr plakativer Beitrag ist eine ungeheuerliche Auflistung von 2018 aus Deutschland in die Irre geführten Menschenschicksalen. Das hoheitlich angeordnete Kreuz in den Amtsstuben konterkariert diese verwerflichen Verwaltungsakte unchristlichen Handelns auf eine zum Widerstehen herausfordernde Weise. Die Werte Heimat, Gottesgeschöpf, Mitmensch, Schutz und Geschwisterlichkeit ,geschweige denn eine christlich soziale Leitkultur sind im Seehofer`schen Masterplan nicht zu erkennen. Nie wieder! – Gertrud Tammena


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Wer setzt endlich diesem „Sündikat“*) Grenzen? Es ist Zeit, die Pfründe der Kirchen zu beenden! Warum soll man die Bischöfe noch zahlen? Warum soll man den Religionsgemeinschaften die Schulen bezahlen? Wer sich so gegenüber schutzbefohlenen Kindern verhält wie die Katholische Kirche, (vgl Das Ausmaß der Verbrechen, Die Zeit vom 13.09.2018 S.54), dem sollte endlich entschieden entgegengetreten werden! Schluss mit dem Vertuschen! Schluss mit konfessionellem Religionsunterricht! Wir brauchen ethische Werte, die den Menschen gerecht werden! Religion wird zu oft dazu benutzt, Gewalt auszuüben und Missstände zu vertuschen! Man muss Religionen und Glaubensgemeinschaften in ein ethisches Konzept der Menschenrechte einbinden.Das ist wie bei Medikamenten und Drogen: Ein unkontrollierter Zugang kann tödlich sein! Das ist zumindest erwiesen.
*) Verbindung von Sünde (unethischem Verhalten) und Syndikat (Organisation, die Verbrechen zumindest duldet, ermöglicht und nur partiell und unzureichend sanktioniert; sie macht sich zumindest der unterlassenen Hilfeleistung schuldig) – Walter Bauer


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al. und zu „Das W-Gespenst“ von Josef Joffe

Die Wurzeln für die ganze derzeitige Aufregung über Chemnitz, die AfD, Pegida sowie über Rechtsradikalismus liegen in den Neunzigern des letzten Jahrhunderts. Da wurde eine Riesen-Chance vertan! Die damalige Politik hat grob fahrlässig, wohl aus purem Eigennutz die Umsetzung des § 29 aus unserem Grundgesetz (Neugliederung des Bundesgebietes) unterlassen. Eine Reduzierung der Anzahl der deutschen Bundesländer von 16 auf beispielsweise 5 hätte neben unzähligen anderen Vorteilen auch dafür gesorgt, dass eine wahre Integration der 6 sogenannten neuen Bundesländer menschlich und geografisch so vollziehbar gewesen wäre, dass wirklich zusammen wächst, was zusammen gehört. Aber nein, anstatt eine solche Neustrukturierung auch nur anzudenken, hat unsere politische Führungsschicht, wohl um eventuelle Vorwürfe zu entkräften, kurzerhand aus der SOLL-Vorgabe im § 29 des GG eine KANN-Verwässerung gezaubert und damit quasi das Thema endgültig beerdigt. Und so bleiben viele Bürger der neuen Bundesländer weiterhin mit ihrer von der DDR-Diktatur gewaltsam anerzogenen politischen „Unmündigkeit“ samt deren Folgen oder Besorgnissen allein gelassen. Manche sogar so stark, dass sie sich die Mauer zurückwünschen! Tatsache ist, die Mauer und die Stacheldraht-Zäune sind zwar körperlich verschwunden, aber die geistigen Abgrenzungen unverändert geblieben. – Gerd Liebchen


Leserbrief zu „Zum Start der Spielzeit: Euch muss nichts peinlich sein!“ von Peter Kümmel

Peter Kümmel kann den modernen Theaterinszenierungen nicht mehr viel abgewinnen, weil die Schauspieler nicht mehr mit Herzblut spielten. Sie versetzten sich nicht wirklich in fremde Personen, spielten allenfalls sich selbst oder schlüpften in die Rolle von Dozenten, die dem Publikum etwas beibringen wollten. Das Bühnenspiel sei ihnen peinlich, sie distanzierten sich vom eigenen Tun. Vergeblich suche man noch nach Schauspielern, die sich als fragende, suchende und forschende begriffen, die den Kontrollverlust nicht scheuten, die noch ihr Talent sich verwandeln zu können unter Beweis stellten. Schuld daran sei der Regisseur. Kümmel sieht ihn als den großen Zampano, der sich in seinen persönlichen Interessen austobt und dafür die Schauspieler zu seinen Erfüllungsgehilfen macht. Der Regisseur mache aus sperrigen Theaternstücken verdauliche Häppchen und unterlege das Ganze mit ironischer Distanz. Schauspieler, die dagegen innerlich rebellierten, blieben letztlich doch dem System ausgeliefert.

Peter Kümmel reiht sich damit in die Reihe der Theaterkritiker ein, die den Beruf des Regisseurs mit dem eines Oberlehrers vergangener Zeiten gleichsetzen. Damit liegt er meiner Meinung nach falsch. Der Regisseur ist in erster Linie Künstler und als solcher zu achten, selbst wenn sein Werk schwer zu fassen ist. Eine Inszenierung beginnt normalerweise damit, dass ein Regisseur die Idee für ein Bühnenstück hat. Er imaginiert, wie Wort und Bild kompositorisch und rhythmisch ineinandergreifen könnten, um ein reifes und zeitgemäßes Spiel vorstellig zu machen. Im modernen Theater kann der Regisseur auf unterschiedliche Textarten zurückgreifen, auf verschiedene Sprechformen, auf Musik und auf alte und neue Möglichkeiten des Körperausdrucks. Ein Regisseur sollte heutzutage ein großes Repertoire an Inszenierungsmöglichkeiten parat haben. Es versteht sich von selbst, dass er Texte und ihren jeweiligen Hintergrund analysieren und interpretieren kann, um sie dann in den Mantel der Kunst zu kleiden. Darüber hinaus muss ein Regisseur über hervorragende Führungsqualitäten verfügen. Das bedeutet: Er muss die Schauspieler in ihrer Eigenart und in ihrem Talent erkennen, ihre Ideen aufnehmen (das kann bis zu einer partnerschaftlichen Entwicklung des Stückes gehen), seine eigenen Vorstellungen überzeugend überbringen, die Gruppe als Ganzes im Blick haben und er muss sensibel auf Stimmungen und Befindlichkeiten eingehen. Gute Schauspieler sind wie Zuchtpferde – leistungsstark, nervös und hochgradig empfindsam. Um sie als Gruppe in die „Manege“ zu bringen, brauchen sie eine gute Führung. (Ich will nicht ausschließen, dass es auch schon einmal ohne geht.)

Peter Kümmel vermisst schmerzlich die echte Verwandlung des modernen Schauspielers. In ihr sieht er die große Bühnenkunst. Es ist jedoch nicht ausschließlich die Verwandlung in andere Charaktere, die ein Stück brillieren lässt; es kann auch die Gleichschaltung einer Bewegung in Gruppe sein, auch die in ihrer Symbolik überzeugende stilisierte Bewegung, und ach so vieles andere! Vielleicht ließe sich die Kunst des Regisseurs vergleichen mit der des Dirigenten. Auch der Dirigent kann nicht mit jedem Konzert und vor jedem Publikum punkten. Ich denke jedoch, dass beide, der Regisseur und der Dirigent, meistens weitaus höhere Leistungen zur Vorstellung bringen, als wir im Publikum auch nur annähernd begreifen. Darum: Stört ihre Kreise nicht! – Lydia Spiekermann


Leserbrief zu „Ein Wagnis namens Nähe“ von Hanno Rauterberg

Ganz so wie Hanno Rauterberg schreibt, dass Lotte Laserstein „aus dem kollektiven Gedächtnis ausgelöscht“ ist, „als hätte es sie nie gegeben“ ist es nicht. Nach ihrer internationalen Wiederentdeckung fand eine große Ausstellung im November 1987 in London statt und 2004 gab es eine Ausstellung in Berlin „Lotte laserstein – Meine einzige Wirklichkeit“. Vor wenigen Jahren kaufte die Neue Nationalgalerie in Berlin das im Beitrag gezeigte wunderbar melancholische Gemälde Abend über Potsdam. Eine sorgsame recherchierte und mit Interpretationen gleichzeitig vorsichtige Lebensgeschichte von Lotte Laserstein publizierte in diesem Jahr der schwedische Schriftsteller Fredrik Sjöberg im Galiani Verlag. Ich will Hanno Routerberg garnicht wiedersprechen, wenn er das angebliche Vergessen dieser Malerin mit der Ignoranz gegenüber Frauen in der Kunst beschreibt, aber es ist ein wenig geschichtsvergessen, denn im Nachkriegsdeutschland ging man ausgesprochen hartherzig mit Menschen um, die Entschädigungen für erlittenes Unrecht einforderten. Immerhin konnte sie wohl einige Ansprüche durchsetzen, aber wie hat sich das leitenden Personal der Kunstschule oder Kunsthochschule verhalten als sie ins Exil getrieben wurde und auch nach dem Krieg? Das würde man doch gerne wissen. – Prof. Dr. Harald C. Traue


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Der Herbst 2015 war eine absolute Ausnahmesituation die sich niemand vorstellen konnte und die sich so auch nicht wiederholen wird. Wie die Herren Roman und Maaßen über die Entscheidung von Frau Merkel im Herbst 2015 denken ist nicht maßgeblich. Sie haben ihren Job zu tun und nach allem was man heute weiß haben sie keine Glanzleistungen abgeliefert. Frau Merkel muss von ihren gut bezahlten Spitzenbeamten erwarten dürfen, dass sie die Ihnen übertragenen Aufgaben erledigen, so wie jeder andere Vorgesetzte dies zu Recht auch erwarten kann. In meinen Augen hat sich Herr Maaßen mit seinem Vorgehen disqualifiziert. Er sollte zurücktreten. – Dorothee Winter


Leserbrief zu „Sie hatten kein Bett frei“ von Björn Stephan

Das Betteln um ein Krankenhausbett ist beschämend; ich selbst erinnere mich an manch zorniges Telefonat mit Krankenhausärzten. Es klemmt noch immer im reibungsarmen Ineinandergreifen von ambulanter und stationärer Medizin! Im beschriebenen Fall allerdings, unter Berücksichtigung der Anamnese und des Alters von Herrn F. hätte man auch den Dingen ihren Lauf lassen können. Wäre sein Hausarzt vor Ort gewesen, hätte er den Angehörigen möglicherweise vorgeschlagen, auf eine Krankenhauseinweisung zu verzichten – und wenn sie einverstanden gewesen wären, ihn zu Hause nur noch symptomlindernd zu behandeln; mit Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, notfalls auch durch ein Palliativteam. Er wäre friedlich eingeschlafen, so, wie das früher einmal die Regel war bei alten Menschen, die ihr Leben gelebt hatten! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Eine einfache Wahrheit sagt, eine Demokratie kann nur durch Demokraten verteidigt werden. Wie sich aber zeigt, stehen die Antidemokraten nicht mehr nur rechts der CSU, sondern sind mittlerweile weit in die Mitte vorgerückt. Antidemokratische Gedanken sind in der Führung der CSU zu finden, wie auch bereits in der Bundesregierung. Der amtierende Bundesinnenminister, wie auch ausgerechnet der Chef des Verfassungsschutzes, stehen nicht mehr klar genug zum Grundgesetz. Auch die sächsische Verwaltung und die sächsischen Sicherheitsbehörden scheinen weniger überfordert, denn, ich wage die Behauptung, von antidemokratischen Kräften unterwandert zu sein. Zumindest kommt man nicht ob hin, die eine (akribische Kontrolle eines Fernsehteams) oder andere Aktion (mehrfach ungenügend informierte wie vorbereitete Polizeikräfte in Chemnitz) in diese Richtung zu deuten. Mal abgesehen von Merkwürdigkeiten (NSU, Tod eines Asylbewerbers in Dessau, Selbstmord eines Terrorverdächtigten in Leipzig, unzählige abgebrannte Unterkünfte bundesweit) diverser Sicherheitsbehörden. So braucht es keine AFD die 2. Demokratie auf deutschen Boden zu zerstören, die einst auf den Trümmern des von Nationalsozialisten zerstörten Deutschlands errichtet wurde. Da bleibt mir nur mit den Worten von Bruno Moravetz zu fragen: „Wo ist Merkel?“ – Dr. Till Borchert


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ganz folgerichtig – jetzt wird der Popanz „Affäre Maaßen“ aufgebaut:
Die Agenda des Establisments und der Mainstreammedien (und der Mainstreamkünstler) geht so: AfD, Rechtspopulisten, Pegida usw. wollen unsere Demokratie, unseren Staat, unsere freie Gesellschaft zerstören! – eine Herrschaftsstrategie, die jetzt deutlich am Beispiel Chemnitz sichtbar wird. Das alles nur, um den entscheidenden Diskurs in der Öffentlichkeit zu verhindern – darüber: Daß und warum die „Willkommenskultur“ gescheitert ist. Daß sie im großen und ganzen nur Schlechtes gebracht hat. Daß sie auf Dauer nicht bezahlbar ist. Daß sie der Zukunft der Einheimischen und ihrer Kinder schadet (das gilt übrigens auch für die Migranten). Und daß, das alles vorausgesetzt, unser führendes Politikpersonal dann schleunigst seinen Hut nehmen müßte.

Untergehende oder abdankende Gesellschaften kümmern sich erfahrungsgemäß nicht um die Ursachen ihres Sterbens – deshalb gehen sie ja unter. Aber sie diskutieren, proklamieren, problematisieren eifrig, verbissen, verbohrt – als Verdrängungs- und Abwehrmechanismus – alles mögliche: Antirassismus, Antidiskriminierung, Kampf gegen Rechts, Digitalisierung, Inklusion, sexuelle Vielfalt („Ehe für alle“), Gender ohne Ende, Quoten, Mobilisierungsoffensiven für dies und das (mobilisiert wird dann normalerweise nichts), Dieselfahrverbote, Klimarettung, Eisbärenrettung, Feindbild Trump, Feindbild Orban, Feinbild Polen usw. Man kann eine ganze „Zeit“-Ausgabe damit füllen. – Friedhelm Bestek


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Den Artikel über Ihren Vater habe ich sehr aufmerksam gelesen. Dabei kam mir die Erinnerung an ihn: Es muss ungefähr 1970 gewesen sein, als er für eine Filmproduktion beim damaligen SDR Regie führte. Ich selber war Cutter-Assistentin und konnte ihn aus nächster Nähe im Schneideraum erleben. Er war sehr charismatisch und hatte auf eine besondere stille Art viel Geduld und Hingabe an seine Arbeit. Nun zu Ihrem Bericht: Kurz vor Ende erwähnen Sie , dass Sie ein Stück über das Schiff, das nicht in Havanna anlegen durfte, geschrieben haben. Leonardo Padura hat dieses Thema der MS St.Louis in seinem Buch „Ketzer“ aus kubanischer Sicht beschrieben – was es für die wartenden Familien am Hafen von Havanna bedeute. Er hat wie immer einen spannenden historischen Roman nach ausgiebiger Recherche verfasst. Padura versucht in seinen letzten Romanen, Kuba in historischen Verflechtungen mit anderen Ländern zu zeigen und den Blick über Kuba hinaus zu öffnen. Vielleicht kennen Sie diesen Roman und ich schreibe Ihnen nichts Neues. Übrigens: Ihr Buch, „Die Vermessung der Welt“ war mir ein intensives Leseerlebnis über die Abenteuer des Alexander von Humboldt, das ich nicht vergessen werde. Für Ihr neues Stück wünsche ich Ihnen viel Erfolg. – Ursula Holzwarth


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Zu Ihrer Erklärung, warum Sie den Artikel bewusst(vermutlich auch unter Zuhilfenahme „inoffizieller“ Quellen) vor der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht haben, möchte ich anmerken, dass die von Ihnen genannte Deutungshoheit m. E. weder bei Ihnen noch bei der Kirche liegen kann sondern einzig und allein beim Leser. Beim Artikel „Wir sind das Volksfest“ mutet es befremdlich an, dass nahezu alle (schon mitgebrachten) Vorurteile über die Ostdeutschen insbesondere über die Sachsen bei einem Spaziergang am Tag der Sachsen in Torgau bestätigt werden ohne dass auch nur Ansätze einer ernsthaften oder soliden Auseinandersetzung zu finden sind. Auf die Art und Weise der Redakteurin kann ich durch jede beliebige Region oder Stadt unseres Landes ziehen und zum gewünschten Ergebnis kommen. Es sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass die AfD kein ostdeutsches Phänomen ist und dass die Partei auch im Westen der Bundesrepublik teilweise zweistellige Prozentsätze bei Wahlen bzw. Umfragen erzielt. Der Unterschied ist wohl nur der, dass in Westdeutschen Regionen niemand mit blauen Luftballons herumläuft auch wenn er diese Partei gut findet oder sie sogar wählt. – Michael Süßmilch


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Auf den Langstrecken konkurriert die Bahn mit den Inlandsflügen, für welche die Fluggesellschaften – immer noch? – keine Kerosinsteuer bezahlen, und mit den Langstreckenbussen (Flibuxbus & Co), die keine Maut bezahlen (müssen), während die Bahn das für die Nutzung des Schienennetzes tun muss. Mit welcher politischen Begründung werden Langstreckenbusse, die Diesel verbrennen und die Autobahnen verstopfen, gegenüber der Bahn (und übrigens auch den Lkws) bevorzugt? Und mit welcher politischen Begründung wird auf Benzin und Diesel Steruer erhoben, auf Kerosin aber nicht? Hier gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen, wäre doch der erste Schritt, der Dumpingpreise verhindern helfen würde und wodurch nicht mehr Steuern ausgegeben, sondern eingenommen würden. – Dr. Gerd Wenner


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Daniel Kehlmanns Gedenkrede besticht und berührt in jeder Hinsicht. Persönlich stockte mir während der Lektüre jedoch mehrmals der Atem angesichts der Tatsache, dass sich in den KZs auch mancher Nationalsozialist mit Begeisterung der Musik hingab. Von Rudolf Höß, dem Schlächter von Auschwitz, ist dies jedenfalls bezeugt. – Wolfgang Strobl


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Mit Erstaunen und Irritation über Ihre Ahnungslosigkeit bzw. fehlende mathematisches Verständnis habe ich folgende Aussage in Ihrem Artikel gelesen (1. Spalte unten):
„Wer mit dem Auto ins Büro oder zur Fabrik fährt, kann für jeden Kilometer Distanz 30 Cent von der Steuer absetzen. Da kommen schon mal 10.000 Euro zusammen“ Der erste Satz ist richtig, der zweite Satz zeigt m.E. sehr deutlich, dass Ihr Autor überhaupt nicht nachgedacht hat. Hat Herr Tatje nur mal überschlägig gerechnet, wie weit man jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fahren muss, um 10.000 € im Jahr als Werbungskosten geltend zu machen. Ich vermute nicht:

Die Rechnung wäre:
10.000 € : 220 durchschnittlich Arbeitstage im Jahr : 0,30 € = 151,51 km
Diese 151,51 km sind die Entfernungskilommoter zur Arbeit nicht die gefahren KM. Entfernungskm sind diejenigen KM, die angeben wie weit die Arbeitsstätte von zu Hause weg ist! Um 10.000 € zu erhalten muss der Steuerpflichtige also an 220 Tagen im Jahr zu seiner 151, 51 km entfernten Arbeitsstätte hin und zurück fahren, also 2 x 151, 51 = 303 KM ! Die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitnehmer jeden Tag zur Arbeit so weit fahren halte ich für sehr gering, bzw. davon wird es nicht viele Arbeitnehmer geben. In Ihrem Artikel wird aber suggeriert, dass dies so wäre und dass viele Autofahrer so viel Werbungskosten geltend machen.

Wahrscheinlich kommt Ihr Auto mit dem Rad oder der U-Bahn zur Arbeit und kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen weite Wege zur Arbeit mit dem Auto fahren müssen (wenn auch nicht gleich 303 Km), weil es keinen ÖPNV für solche Distanzen gibt. Ich selbst bin viele Jahre auch 100 KM eine Strecke am Tag mit dem Auto gefahren und bin sehr froh heute mit dem Zug zu einem anderen Arbeitgeber fahren zu können, ich ärgere mich aber über ihre nicht gut ermittelten Angaben! – Arndt Brücker


Leserbrief zu „Zurück aus dem Dschihad“ von Yassin Musharbash

Vielen Dank an das Layout für die niedlichen infantilen Kinderzeichnungen, die den Artikel illustrieren. So unpassend wie gedankenlos. Nebenbei: Können Sie Ihre Illustratoren demnächst nicht mal wenigstens in einen Wacom-Cintiq-Anfängerkurs schicken, bevor Sie sie wieder an den Rechner lassen? – Theo Schlag


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Indem man kleine Kinder dazu bringt, ihren Verstand auszuschalten und das irrationale Gerede der Priester kritiklos zu glauben, hat man beste Vorraussetzungen für den Missbrauch geschaffen. Wer sich nicht darüber wundert, dass eine vermeintliche Autorität verwirrendes Zeug redet, der akzeptiert auch eher, dass diese Autorität dann auch noch bizarres Zeug tut. Insofern ist die Frage danach, wieviel die Verantwortlichen gewusst und vertuscht haben, jetzt im Nachhinein irrelevant. Wichtiger ist die Frage, wieso man Religionsunterricht an Schulen nicht durch Ethikunterricht ersetzt. – Margot Neuser


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Gerade lese ich Ihren Artikel, am Ende der ersten Spalte schreiben Sie über die beiden Afghanen, dass es sich „um migrantisch aussehende Männer“ handelt. Ich bin nun keine Expertin in Rassismus oder politisch korrekter Sprache, aber das scheint mir einfach unfassbar. Ich selbst bin Migrantin in Kanada (Grüße an Herrn Lindner, zu dem ich auch so viel zu sagen hätte), mit deutschem Pass, blauen Augen und blasser Haut. Wie sehe ich aus, wenn nicht „migrantisch“? Kann jemand der nicht kaukasisch aussieht, nach dieser Formulierung jemals „deutsch“ sein, offensichtlich Ihrer Meinung nach mit einem migrantischen Aussehen nicht. Ist das tatsächlich die Ansicht der Zeit?

Liebe Zeit, ich halte diese Formulierung für einen gigantischen Fehlgriff. Was ist passiert, dass rechtes Gedankengut bzw. Formulierungen schon in der Zeit Einzug halten, offensichtlich auch ohne dass dies irgendjemand als problematisch aufgestoßen wäre? Vermutlich wollten Sie damit ausdrücken, dass die beiden dem Stereotyp der Rechten von einem Migranten entsprechen. Aber das so zu verkürzen, halte ich für mehr als fragwürdig. Was ist mit meinen amerikanischen Freunden, die nach Deutschland migriert sind und nicht „migrantisch“ aussehen? Was ist mit mir? Was ist mit all den Menschen die seit Generationen in Deutschland leben, aber optisch eben nicht dem kaukasischen Aussehen entsprechen? Ist man als Koreaner jemals Deutsch? Ich finde es sehr traurig, dass nun auch die Zeit diese Sichtweise für offensichtlich akzeptabel hält.

Mit „migrantisch aussehenden Männern“ haben Sie aus meinen Sicht das Vokabular der Rechten übernommen und helfen der rechten Tendenz in der Bevölkerung (unmerklich?) zur größeren Akzeptanz. Ich hoffe nicht, dass dies das Ziel der Zeitredaktion ist, auch wenn ich mich in letzter Zeit wiederholt über (Recherche)Qualität und tendenziöse und einseitige Berichterstattung wundere (nicht unbedingt auf politisches beschränkt, auch Ihre ökonomischen Artikel stellen ökonomische Dinge gerne als Naturgesetz hin…wo es doch bei uns auch eine große Meinungsvielfalt gibt mit einem allerdings sehr dominanten Mainstream). – Susanne Rühle


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Im Mißbrauch groß,
im Vertuschen groß,
und die Opfer sind wie immer,
selber Schuld!

Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen. (aus: „Vaterunser“, Gebet) – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „»Ich wollte nicht ›die Kranke‹ sein«“ von Peter Dausend und Britta Stuff

Der Mensch ist einfach keine „chronische Krankheit“, der Mensch ist Mensch. Seine Krankheit ist ein Teil des Menschseins, sie gehört zum Menschen, aber sie sollte nie im Lebensmittelpunkt stehen; leichter gesagt, als ausgehalten! Malu Dreyer ist eine bewunderswerte Frau mit eine chronischen Krankheit, die sie ein Lebenlang chronisch begleiten wird. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Bla, bla, bla… Mehr kann ich für den Leitartikel des Herrn Lau in der letzten DIE ZEIT nicht übrig haben. Es ist ihnen wahrscheinlich nicht klar, dass Sie sich mit so einer Art von Schwachsinn am Völkermord in Syrien mitverantwortlich machen; dass Sie damit schon lange die Glaubwürdigkeit Deutschlands auf das Spiel setzen und dass Sie mit dieser Haltung auch das Spiel des Herrn Putin und Konsorten spielen und somit den Eindruck erwecken Handlanger bzw. Agenten desselben Herren zu sein. – Hard Noflatscher


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Ihr Interesse am weiteren Ergehen der 69 abgeschobenen afghanischen Geflüchteten ist zu loben, ebenso wie der zuvor ergangene Bericht über den aus Ellwangen abgeschobenen Yussif O. Ich möchte Ihr Handeln mit dem von engagierten Pädagog*innen vergleichen, denen nicht egal ist, was aus denjenigen wird, die in ihren Verantwortungsbereich fallen. Wie auch bezüglich Schüler*innen sind es häufig Leute, die nichts mit den Betreuten zu tun haben, nur vom Weiten sehen, dass diese nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen, und von ihrem Standpunkt Druck auf die Politik machen. – Christoph Hörentrup


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Danke für diese unglaubliche Recherche. Es ist erstaunlich, was guter Journalismus möglich machen kann. Für mich wird aus dem Text eines deutlich: Egal wie sich ein Geflüchteter hier bei uns verhält, ob er gut Deutsch lernt, sich integriert, ein soziales Netzwerk aufbaut, eine Berufstätigkeit ausübt, oder aber ob er kriminell wird, kleine, oder sogar schwere Straftaten begeht, all das spielt keine Rolle wenn es um Abschiebung (oder sollten wir sagen: Deportation) geht. Hier zählen andere Parameter, z.B. wie deutsche Behörden die ungefähre Sicherheitslage in einem Herkunftsland einschätzen, oder wie alt ein bayrischer Ministerpräsident gerade wird. Dass die Betroffenen in eine Zukunft geschickt werden, die für einige den Tod bedeutet, wird aus Ihrem Artikel deutlich. Mit diesem Vorgehen demotiviert man die Menschen, die unser Leben hier in Deutschland bereichern könnten und man stärkt die rechtsradikalen Kräfte in diesem Land. Die Rechnung gibt’s in Kürze bei den Wahlen in Bayern, Herr Seehofer, auch wenn Sie das vielleicht nicht mehr interessiert. – Bernd Kilian


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Die Schlussfolgerungen der beiden Autorinnen sind absolut folgerichtig und schonungslos benannt. Wie will die katholische Kirche ihren Gläubigen moralische Instanz sein, wenn sie die einfachsten Grundzüge eines menschenwürdigen Umgangs miteinander so schändlich verletzt? Das Recht mit erhobenem Zeigefinger das System des Kleinhaltens und Angstmachens aufrecht zu erhalten, hat sie nun endgültig und unwiderruflich verwirkt. Bleiben oder gehen? – Ferdinand Reelsen


Leserbrief zu „Bayern macht’s besser“ von Thomas Kerstan

Über den Artikel mag sich der Wahlkampfleiter der bayerischen CSU gefreut haben. Die Praxis sieht aber anders aus. Dass Bayern auf dem Papier den Lehrerbedarf in den Grundschulen deckt, geht auf zwei Maßnahmen zurück. Erstens wurden alle Ersatzkräfte eingeplant, so dass jetzt für schwangere oder kranke Lehrkräfte keine Vertretungen mehr möglich sind – der Unterrichtsausfall ist unverantwortlich hoch. Zweitens wurden Gymnasiallehrer nach ihren Abschlussprüfungen vor die Alternative gestellt, entweder arbeitslos zu werden oder in die Grundschule zu gehen. Lehrkräfte, die in ihrem Studium von Psychologie, Pädagogik und Bildungssoziologie fast nichts gehört haben, geschweige denn von Methodik und Didaktik, wie man Erstklässlern Lesen und Rechnen beibringt. Die Motivation der Kollegen und die Qualität des Unterrichts kann man sich vorstellen. So verschleiert die Staatsregierung den Lehrermangel vor der Öffentlichkeit – und auch der Zeitredakteur lässt sich täuschen. – Prof. Dr. K. Sarimski


Leserbrief zu „»Im Blindflug unterwegs«“ von Johanna Schoener

Ihr Interviewpartner, Herr Zorn, behauptet, es gebe keine Erkenntnisse, dass Lehrkräfte, die als Quereinsteiger unterrichten, schlecht für den Lernprozess der Schüler sei. Diese Aussage erweckt den Eindruck, als ob ein pädagogisches Studium für den Lernerfolg des Schülers ohne Bedeutung sei. Das kann nicht unwidersprochen bleiben. Es stimmt: Untersuchungen der empirischen Bildungsforschung beziehen sich durchweg auf ausgebildete Lehrkräfte. Es gibt aber nur deshalb keine Erkenntnisse, weil jede Untersuchung in Klassen von den zuständigen Ministerien genehmigt werden muss. Und ich kenne kein Landesministerium, das eine solche Untersuchung genehmigen würde. Wohl wissend, wie katastrophal die Ergebnisse wären.

Am Schluss des Interviews fordert er langfristige Visionen. Eigentlich wissen wir, was wir in Brennpunktschulen brauchen:
Als Ergänzung zu gut ausgebildeten Lehrkräften an jeder Schule Sozialpädagogen/-arbeiter. Wir wissen, dass der Schulerfolg von Kindern, die unter schwierigen Lebensumständen aufwachsen, in hohem Maße von Merkmalen wie Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, Durchhaltevermögen und Sozialkompetenz bestimmt wird – eben das, was sie in ihren Familien nicht lernen. Hier können Sozialpädagogen innerhalb und außerhalb des Unterrichts wesentliche Unterstützung geben. Und zusätzlich Kontakt zu den Eltern pflegen und Hilfen suchen für Eltern, die bei Armutslagen, psychischer Krankheit, Suchtproblemen o.ä. allein keinen Ausweg finden.

Eigene Entscheidungsspielräume der Schulleitungen, bessere Ausstattung mit Sachmitteln, Fortbildungsbudgets – das hilft, Lehrer für Brennpunktschulen zu gewinnen. Unter den Studierenden im Lehramt Grundschule sind genügend, die eine hohe Motivation mitbringen, sich eben den Schülern zu widmen, die es schwer haben. Es darf nicht länger akzeptiert werden, dass Schulbehörden und Kultusministerien an ihren althergebrachten bürokratischen Regelwerken festhalten und Veränderungen blockieren. Es gilt: Aufstehen gegen Bildungsungerechtigkeit! – Prof. Dr. K. Sarimski


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Der Vorwurf eines Bündnisses mit dem „Möchtegern-Diktator“ Ungarns an „einem jungen Kanzler“ und die Angst vor einer Wiederholung von Zuständen wie im unseligen Dritten Reich erscheint mir bei Daniel Kehlmann als Angehörigem einer Opferfamilie als persönlicher Reflex verständlich. Dies auch deshalb, weil mein damals 17 jähriger Cousin nur deshalb zu einer Strafkompanie eingezogen wurde – und kurz darauf umkam – weil mein Onkel den obligaten Hitlergruß ablehnte. Im Gegensatz zu Daniel Kehlmann besteht meine Reaktion jedoch nicht darin, unsere Grenzen allen zu öffnen, auch wenn sie unter anderem eine andere Religion haben. Am Beispiel Frankreichs zeigt sich als Folge der Masseneinwanderung, dass sich viele jüdische Bürger angesichts des dortigen islamistischen Antisemitismuses zur Auswanderung veranlasst sehen: genau das, was Herr Kehlmann, ebenso wie „der junge Kanzler“, eigentlich für alle Zukunft verhindert sehen will. – Dr. Heinrich Birnleitner


Leserbrief zu „»Bescheiden sein und die Wahrheit sagen«“ von Georg Blume

Wenn der Spitzen-Gewerkschaftler Laurent Berger sagt: „Entweder wir wagen mehr Europa. Dann müßte Deutschland dabei der Taktgeber sein. Oder wir geben uns der Illusion hin, daß es für all die Probleme nur noch nationale Lösungen gibt“ …. dann ist nicht davon auszugehen, daß das offizielle , politische, Frankreich diese Meinung teilt. Auch die anderen 26 EU-Mitglieder ( nach dem Brexit )sehen keineswegs in der Bundesrepublik den alleinigen Taktgeber. Um es pointiert zu sagen, gerade eben nicht. – In der Europa-Politik wird leider viel mit unaufrichtiger Rhetorik gearbeitet. ^Wenn wiederum der frühere AXA-Vorstand Henri de Castries sagt: “Ich fürchte den Nationalismus, überall in Europa“. Dann ist ihm dies abzunehmen. Aber die Re-Nationalisierung bestimmter europäischer Staaten ist nun einmal ein Fakt und man darf nicht nur auf Ungarn und Polen schauen. Der frz. Patriotismus hat auch zumindest eine Berührungsnähe zum Nationalismus, während die Bundesrepublik es bei dem Leitmotiv „Verfassungspatriotismus“ beläßt. ^Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstreicht in seinem in Kürze erscheinenden Buch über die Wende in der Weltpolitik, daß die europäischen Staaten in erster Linie in Fragen der äußeren Sicherheit enger zueinander rücken müssen.. ^Das Herbeisehnen charismatischer Persönlichkeiten à la Emmanuel Macron wird zurecht von Henri de Castries und Laurent Berger als – unter Würdigung geschichtlicher Erfahrungen – eher weniger probate Lösung angesehen . Man sieht ja an Donald Trump, wohin es führt, wenn eine ganze Nation wie die USA von einer egomanen Persönlichkeit dominiert wird. ^^ Auf jeden Fall läßt sich die von vielen Europa-Enthusiasten geforderte Überwindung der Nationalstaatlichkeit nicht mit dem Beton-Hammer herbei führen. Das hat inzwischen auch der Philosoph Jürgen Habermas verinnerlicht. Habermas wird am kommenden Freitag 21.9. im Humankolleg in Bad Homburg zu Europa sprechen. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Darum verlasse ich den Bundestag“ von Marc Brost

Die Bürgerbewegung Finanzwende, die Herr Gerhard Schick ins Leben rief, würde ich sogar als nicht begüterte Rentnerin unterstützen (für meine Kinder und Enkel), denn die Gefahr einer erneuten Bankenkrise steht ja schon seit längerem im Raum und wenn man die Herunterstufung der Dresdner bzw. Commerzbank anschaut weiß man ja, daß diese Bank z.B. j e d e s krumme Geschäft aus Geldgier macht, wie die Cum-Cum und Cum-Ex-Geschäfte gezeigt haben. Nachdem das von den Steuerbehörden geschaffene Schlupfloch endlich erkannt und angeblich gestopft war, durften ja sogar die in diese krummen Geschäfte involvierten Banken an einem neuen, angeblich sichereren Gesetz mitschreiben, was zur Folge hatte, daß diese krummen Geschäfte dann genau so – aber aus dem Ausland – weitergehen konnten. Eine Prüfbehörde für a l l e Banken und ihre wichtigsten Geschäftsmodelle wäre daher die m.E. einzige Lösung. Die „Bürgerbewegung Finanzwende“ würde sicher dazu beitragen. – Ingrid Schröter


Leserbrief zu „Neue Mythen für das Land“ von Thomas E. Schmidt

Nach der ZEIT-Kino-Kritik betr. oben genannten Film wollte ich nicht hingehen. Meine Frau schleppte mich dann hin. Ich war vermutlich in einem anderen Film als Herr Schmidt bzw. er war in einem anderen. Ich habe selten einen so interesanten Film gesehen, noch dazu so kurzweilig und informativ. Heute sprach ich mit 2 Bekannten. Ihnen ging es wie mir. Ich weiß nicht, was mit Herrn Schmidt los war, möglichweise ist er von der pol. Correctness der ZEIT infiziert, die Kapitalismus nicht mehr anspricht, Armut eher verdrängt und eindeutige Posen von zweideutigen (oder anders rum) Menschen lieber verdrängt. Über Geschmack lässt sich halt streiten! – Hans Bichler


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Vielen Dank, für die Einordnung der Finanzprobleme bei der Bahn in einen übergeordneten, verkehrspolitischen Gesamtkontext. Eigentlich müsste hier für mich als Stadt- und Verkehrsplaner konsequenterweise nur noch ergänzt werden, dass ein wesentliches Problem der fehlenden Gelder bei die Bahn am sturen Festhalten an dem verkehrsplanerisch völlig unsinnigen und unnötigen Projekt S-21 besteht. Dort werden Milliarden verbrannt und im wahrsten Wortsinn verbuddelt, die über Jahrzehnte überall in Deutschland fehlen. Mit den Geldern könnte man schnell sehr viele kleine Verbesserungen bei der Bahn realisieren, wenn man das Projekt S-21 endlich beenden würde. – Dipl.- Ing. Rainer Widmann


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Ein grundsätzliches Problem der deutschen Bundesregierung war und ist die sachpolitische und inzwischen ebenso personelle Zerrissenheit innerhalb der Union, namentlich zwischen Merkel und Seehofer; hinzu kommt freilich die anhaltende Schwäche der SPD. Der öffentliche und politische Diskurs in Deutschland hat nicht zuletzt deshalb bedenklich an Maß und Mitte verloren. Verantwortlich dafür sind nicht allein die unsägliche Wortwahl und Gewalt der Rechts- und Linksextremen, sondern eben auch der mitunter fahrlässig-naive, spalterisch wirkende Umgang von Begriffen und Informationen durch Vertreter der gesellschaftlichen Mitte.

Dass Diskussionen und „gerahmter“ Populismus substanziell zur Demokratie gehören, ist unzweifelhaft, aber zumindest ihre (offiziellen) Mandatsträger sollten diese verantwortungsvoll und zukunftsorientiert führen – ganz im Sinne unserer freiheitlich demokratischen Grundwerte, die wir ja gerade zu verteidigen gedenken. Dies muss selbstverständlich im Besonderen für den Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz gelten, dessen rechtsstaatliche Institution dafür Sorge zu tragen hat, dass nichts und niemand den Bock zum Gärtner macht.

BfV-Chef Hans-Georg Maaßen allerdings ist dabei zuletzt überaus selbstgefällig vom kompetenten Weg abgewichen, vermittelte er doch mitunter die Absicht, Feuer mit Benzin löschen zu wollen, ein Pyromane im Kleid von Deutschlands oberstem Feuerwehrmann zu sein. Dass er damit auch zum Spielball polittaktischer Überlegungen und persönlicher Animositäten geworden ist – in dieses leidige Spiel hat er sich höchstselbst gebracht. Und deshalb wird Maaßen keineswegs Bauernopfer sein, sollte er zwecks (zwischenzeitlicher) Koalititionsbefriedung zum Rücktritt gezwungen werden. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Ich würde mir wünschen, dass staatliche ( Jugendämter, Staatsanwälte, ) und politische
Gruppierungen (Grüne, ehemalige DDR), und nicht-katholische, religiöse Gemeinschaften dem Vorbild der katholischen Kirche folgen und ihre Daten einer gründlichen Aufarbeitung unterziehen würden. Eines ist schon lange Konsens, dass die weit überwiegende Mehrheit der Missbrauchsfälle im familiären und privaten Umfeld verübt werden von nicht zölibatär lebenden Männern. Die Dunkelziffer ist hierbei mit Sicherheit um ein Vielfaches höher als im kirchlichen Bereich. Während Missbrauch in der Kirche schon immer als schwere Sünde gebrandmarkt wurde, gab und gibt es politische Gruppierungen, die Missbrauch offiziell propagieren und propagierten. Ein trauriges Beispiel sind die Grünen, die in den 80er Jahren offiziell darüber nachdachten, Sex mit Kindern straffrei zu stellen. Es gab schon gedruckte Handreichungen für Erzieherinnen in Krippen und Kindergärten, ihre Schützlinge im Intimbereich zu stimulieren. Die Genderpolitik verfolgt die Absicht, Kinder von Geburt an gezielt in ihrer sexuellen Identität zu verunsichern, damit sie „frei“ wählen können, welchem von einer Vielzahl von Geschlechtern sie angehören wollen. Damit wird den Kindern unter dem Deckmantel der Freiheit schwerer seelischer Schaden zugefügt. Und aus Opfern werden bekanntlich oft Täter. Die einseitige Beschuldigung der katholischen Priester als Täter hat Sündenbockfunktion, um von viel größerer Schuld in anderen Bereichen abzulenken. – Dr. Martina Häring


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

Auf falschem Gleis befindet sich wohl der Autor, zumindest hinsichtlich der Bewertung des Autofahrens. Otto-Durchschnitt hat einen Arbeitsweg von 10,5 km (einfach). Er kann dafür 3,15 € pro Tag steuerlich ansetzen, was ihn bei 250 Arbeitstagen auf 787,50 € bringt. Bei seinem durchschnittlichen Steuersatz von 19,2 % erhält er 151,20 € ins Portemonnaie (…weit entfernt von 10.000 €). Dies gilt aber nur, wenn er mit seinen Werbungskosten den Werbungskostenpauschbetrag von 1.000 € übersteigt. Otto fährt einen Kleinstwagen, der ihn laut ADAC 30 Cent pro km kostet, also 1.575 € p.a. für die Fahrt zu Arbeit. Selbst seine Betriebskosten kann er mit einer etwaigen Steuerrückzahlung nicht bestreiten. Aber Otto hat ja einen Diesel, dafür bekommt er massig Subventionen. Er spart bei seinen durchschnittlichen 13.922 km und angenommenen 5 l Verbrauch ganze 125,30 € gegenüber einem Benziner. Leider muss er p.a. ca. 150 € mehr Kraftfahrzeugsteuern zahlen, als bei einem vergleichbaren Benziner. Gut, dass Otto Autofahrer rechnen kann und nicht zu den 12% Beschäftigten gehört, die einen Dienstwagen nutzen, sonst würde er sich nach dem Artikel ganz umsonst richtig schlecht fühlen. – Andreas Klingebiel


Leserbrief zu „Einsatz an der Ostflanke“ von Sigmar Gabriel

Dieser Beitrag von Sigmar Gabriel hat schon ein deutliches G’schmäckle. Investition in eine Verteidigung im eigentlichen Sinne dieses Wortes betreibt eigentlich nur Israel. Im Westen wird unter „Verteidigungspolitik“ aber mehr verstanden, überall auf der Welt beliebig Bomben werfen zu können, wenn einem mal was nicht passt – mit dem bekannten Erfolg, dass wir nahezu alle brandgefährlichen Krisenherde im arabisch-afrikanischen Raum dieser „friedensstiftenden“ Bombenpolitik verdanken. Der desolate Zustand der Bundeswehr ist nicht zuletzt auch darauf zurück zu führen, dass die Politik sich nicht darauf einigen kann, die Bundeswehr verfassungsgemäß das Territorium der BRD verteidigen zu lassen oder aus wirtschaftlichen Gründen (der ehemalige Bundespräsident Köhler) im fernen Osten oder in Afrika unerklärte Kriege mitführt. Würde man sich auf die Landesverteidigung beschränken, dürften die bisherigen Mittel ausreichen, und man müsste den Nachbarn auch nicht dauern einreden, dass sie vor Deutschland keine Angst haben müssen.

Wenn ausgerechnet der ehemalige SPD-Chef Kriegs- und sonstige Auslandskosten vergrößern will, während hier die Infrastruktur (Renten, Schulen, Verkehr) an allen Ecken und Ende zusammenbricht, weil kein Geld da ist, kann man wirklich nur froh sein, dass Gabriel „weg vom Fenster“ ist. Wer solche Staatslenker hat, braucht wirklich keine äußeren Feinde mehr. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Kritik am geplanten Textilsiegel“ von SDJ

Seit Jahren kämpfe ich gegen die pauschale Verunglimpfung der Textilindustrie. Was hier gemeint und betroffen ist, ist die Bekleidungsindustrie. Sicher sind die Zustände in Fernost in der Bekleidungsindustrie teilweise katastrophal, aber das hat absolut nichts mit der Textilindustrie zu tun. Die Textilindustrie, die in Deutschland und Europa sehr stark vertreten ist, stellt z. B. folgende Produkte her: Heimtextilien, Teppich- und Auslegeware, spezielle Schutzkleidung, medizinische Textilien, Geotextilien für den Erd- und Grundbau, usw. Diese Liste ist noch lange nicht vollständig. Es geht also hier um kein Textilsiegel, sondern um ein Bekleidungssiegel!!! Zum Vergleich: Würden Sie wegen des Dieselskandals die Stahlindustrie verantwortlich machen, nur weil sie Stahlbleche liefert? Meine Bitte: Bleiben Sie korrekt bei Ihrer Wortwahl. – Freigang Müller


Leserbrief zu „»Im Blindflug unterwegs«“ von Johanna Schoener

Vor dem Hintergrund wachsenden Lehrermangels insbesondere in den Grundschulen ist grundsätzlich wohl nichts gegen den Einsatz von Quereinsteigern einzuwenden, vorausgesetzt natürlich, dass sie über die nötigen fachlichen, didaktisch-methodischen und erst recht pädagogischen Qualitäten verfügen. Mit ihrem speziellen Fachwissen und ihren Erfahrungen können sie sogar frischen Wind in die Schulen bringen. Sind Schulen z.B. mit traditionell ausgebildeten Lehrkräften und Seiteneinsteigern besetzt, können sie sich auch gegenseitig unterstützen und auch damit das Lehren und Lernen an ihrer Schule bereichern. Um Quereinsteiger allerdings nicht unzumutbar zu belasten und dadurch das Lernen zu beeinträchtigen, muss vermieden werden, Quereinsteiger „überproportional oft an schwierigen Standorten“ einzusetzen, an sog. Brennpunktschulen. Wenn möglich, sollte die Arbeit der hier tätigen Lehrpersonen besonders anerkannt werden, z.B. durch Stundenermäßigungen. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „Auf falscher Spur“ von Götz Hamann

Zuerst mal zu Einstimmung (bitte weiterlesen) ein paar Fragen an Sie, die, da Suggestivfragen, nicht beantwortet werden müssen:
(a) was halten Sie persönlich von unserer Steuerquote, ist diese zu hoch oder zu niedrig,
(b) haben Sie schon mal einen Handwerker beauftragt, einen Maler, und nach vorzüglicher Arbeit haben Sie dem Maler in den Hintern getreten und ihn um seinen Lohn betrogen, oder hat Ihre Frau dem Maler einen Sprudel und eine Butterbrezel hingestellt?
(c) Wissen Sie was das ist: „Software“?
Ich meine hier nicht Excel öffnen, das sind Anwendungen, ich meine „Software“, wenn Sie jetzt (vorlaut) mit „ja“ antworten sollten: malen Sie mir mal bitte den Google-Algorithmus auf einen Zettel, dann wissen Sie auch was eine IDE ist, und was Incentives sind, und Projektmanagement, der Eisverkäufer schmeißt an einem regnerischem Tag sein unverkauftes Eis in die Tonne, was macht eine Firma die Software entwickelt wenn keine Aufträge da sind?

Jetzt geht’s los: Der Auftraggeber, hier der Bund, presste dem Auftragnehmer, hier der Toll Collect GmbH 17000 (siebzehntausend) Seiten Vertragstext aufs Auge (DIE ZEIT, Nummer 33, Seite 19), kann mir irgend jemand erklären, was das soll, diese bürokratische Meisterleistung? Wie viele Juristen beschäftigt die Telekom? ich meine jetzt nicht Juristen die Überstunden schrubben, beschäftigt sind, sondern Juristen, die so da rum sitzen, die Daumen drehen, Zeit haben, und diese Seiten so mal lesen können, und wie lange das dauert (900 Juristen brauchen einen Monat?), was ist das für ein Verhältnis zwischen Auftraggeber und Lieferant? Warum wird dieses Thema so unter den Teppich gekehrt? Und warum wurde in DER ZEIT Nummer 33 auch so wenig über diese siebzehntausend Seiten berichtet?

Es geht weiter: Was sind übliche Entgelte in der Softwareentwicklung? Normalerweise zahlt der Auftraggeber eine Pauschale, die nicht zurückgefordert werden kann, und dann 50% vom Gewinn, den der Auftraggeber durch diese Rationalisierung erzielt. Einfach, genial und gerecht. Hier, wo eine Software entwickelt wurde, die einmalig ist, die es so noch nie gab, die eine Goldader anzapft, die jährlich 4500 M€ (Megaeuro) einbringt, angemessen wären dann 50%, macht 2250 M€ jährliches Entgelt, und was erhält der Lieferant: mickrige 5,3 M€, das sind 5,3/2250*100=0,24%, ein Nasenwasser. Oder der Auftrag wird zu einem Festpreis vergeben, Sie können das Microsoft-Office-Paket erwerben, das war es dann, Einfach und gerecht.

Abgerechnet wird aber „auf Nachweis“, auf Stundenbasis, diese Abrechnung ist Geschichte, das geht seit Jahrzehnten nicht mehr, diese Abrechnung öffnet dem Betrug Tür und Tor, auf die Entwickler kommt „unproduktive“ Mehrarbeit zu, die mögen das nicht, überhaupt nicht, ein „Bullshit-Job“, unnötige Arbeit, raus kommt: am Freitag darf niemand das Büro verlassen, bevor er nicht seinen Stundenzettel abgegeben hat, es wird dann auf die Uhr geschaut, in der Nase gebohrt und das Formular ruck zuck ausgefüllt: „Hast Du mir ‚ne Projektnummer, wo ich noch was draufpacken kann?“, wenn der Chef das Alles nicht selbst erledigt. Na denn. Und dann gibt es extra abgestellte Leute, die diese Zettel einsammeln, „ablochen!“, in Ordner „abheften!“, und das in einer Softwareentwicklung. Grauslich!

Wer übernimmt das Risiko für Zeitverzögerungen oder Scheitern des Projektes? Wenn Sie zum Zahnarzt gehen übernehmen Sie 100% des Behandlungsrisikos, der Zahnarzt 0%, Ihr Maler, Anstreicher übernimmt nur einen kleinen Teil seines Arbeitslohnes als Risiko für schlechte Werksleistung, von der Farbe, dem Material nichts, 0%, beim Toll Collect waren vereinbart Konventionalstrafen UND Schadensersatz, das Schadensersatz vereinbart wurde ist völlig ungewöhnlich in der Softwarebranche, wie soll das auch gehen, und wie soll das finanziell bewertet und eingepreist werden, was hier so ungewöhnlich ist, ist das „UND“, hoch kriminell: der Bund erhält dann einen finanziellen Anreiz dieses Projekt scheitern zu lassen, und die letzten Projektänderungen vom Bund, kurz vor Ultimo, wurden nur lanciert, um mehr Geld einzunehmen, um das Projekt scheitern zu lassen. Sehr ungewöhnlich.

Kleinkram ist jetzt die „Oldtimer Rallye“, Events und Incentives gehören zur Softwareentwicklung, seit es Software gibt, und wer das nicht schnallt, hat keine Ahnung von Softwareentwicklung. Klar, die Buchhaltung tut sich schwer mit vorgelegten Rechnungen auf denen „gestriges Besäufnis“ steht, schreiben wir halt etwas anderes darauf: „Schnittstellenvereinbarung 4711“, kreativ sind wir allemal. Auch gibt es seit uralter Zeit eine Regel, wie mit diesen Events umzugehen ist: eine spezialisiere Fremdfirma organisiert diesen Event und rechnet ihn mit einer Gesamtrechnung ab, das Besäufnis ist dann Betriebsausgabe dieser Firma, welche das Finanzamt nicht zu interessieren hat. Fertig. Klar, der Name „Oldtimer Rallye“ hätte auf keinem Dokument stehen dürfen, ein unverzeihlicher, schwerer Fehler des Auftraggebers, vor allem des Auftragnehmers dieses Events. Das war es, der Rest ist logisch, nachvollziehbar. Die 9600 M€ Schadensersatz vor dem Amtsgericht einklagen? Geht schlicht nicht, einmal kommen dann alle Mauscheleien ans Tageslicht, auch müsste die Telekom sofort Insolvenz anmelden. Niemand will das. Was kann man dem Auftraggeber, dem Bund, an Scheinrechnungen so jährlich unterschieben? Dann dauert es also 14 Jahre, solange muss das Schiedsgericht verhandeln. Alles nachvollziehbar und bekannt.

Wie sieht die Zukunft aus? Das Wort: „VW-Abgas-Skandal“ ist ein Begriff. Wer jetzt ungläubig schaut, hat keine Ahnung, was mit Software möglich ist, wer müde lächelt: „die Amerikaner haben lange gebraucht, darauf zu kommen“, hat bedeutend mehr Ahnung. In der Zeitung steht: „die Telekom stellt Personal frei, Softwareentwickler“, wir alle können erahnen: jeder der bei der Telekom mit diesem Thema auch nur am Rande zu tun hatte, hat seine „Duftmarke“, in Form eines schlichten Kündigungsschutzes in der Toll-Collect-Software verewigt. Es bleibt interessant!

https://de.wikipedia.org/wiki/Steuerquote
Google-Algorithmus: https://www.youtube.com/watch?v=oF7YO01On4Y nach etwa 7:05 Minuten
https://de.wikipedia.org/wiki/Integrierte_Entwicklungsumgebung
http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/incentives/incentives.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Projektmanagement

https://en.wikipedia.org/wiki/Bullshit_Jobs
https://de.wikipedia.org/wiki/AktenordnerEin/e Leser/in


Leserbrief zu „Die Mutmacher“ von Stefan Schmitt

Hier ist ein Versuch, Euch Mut zu machen. Die Berichte von Eurem Einsatz erinnern uns Österreicher unweigerlich an die Besetzung des Auwaldes an der Donau östlich Wiens im Dezember 1986. Damals hatte die Industrie in trauter Einigkeit mit der Gewerkschaft und unterstützt von der Regierung beschlossen, just dort ein großes Wasserkraftwerk zu errichten. Das hat Naturschützer aus allen Lagern zur Besetzung der „Hainburger Au“ mobilisiert. Eure derzeitige Erfahrung verrät Euch, was folgen musste. Holzfäller, dann Polizei… Aber die Menschen ließen sich nicht vertreiben. Die Lage eskalierte. Nur beim Weihnachtsgottesdienst blieb es ruhig. Da machte ganz überraschend BK Sinowatz dem Ganzen ein Ende. Er rief den „Weihnachtsfrieden“ aus und dann alle an einen Tisch. Fazit ist der „Nationalpark Donauauen“ östlich von Wien mit seinen kleinen Wasserarmen, großen Bäumen, vielen seltenen Vögeln und anderen Tieren. Das schafft Ihr auch! Lasst Euch nicht entmutigen! Ihr seid alle herzlich eingeladen, wenn erst alles überstanden ist!!
PS.: Seither hat bei diversen solcher Vorhaben die Drohung mit einer „Hainburger Au“ ihre Wirkung nicht verfehlt. – Christine Preyer


Leserbrief zu „Auf falscher Spur“ von Götz Hamann

Die Reaktion der SPD in Persona Sebastian Hartmann, Vorsitzender der Landes – SPD NRW zeigt das ganze Dilemma der Partei auf: Sie hat verlernt, Haltung zu zeigen. Anstatt zu verhindern, dass die erneute Privatisierung gegen die Interessen des deutschen Staates durchgezogen wird, verweist Herr Hartmann auf das politische Risiko, dass Herr Scheuer trägt. Schöner kann man sich nicht aus der Verantwortung stehlen. Bitte bleiben Sie bei der Story hart am Ball! – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Gestrandet in Unna“ von Anna Mayr

„Anna Mayr kam vor 23 Jahren an einem verregneten Totensonntag im Ruhrgebiet zur Welt“, erfährt man über Ihre junge Autorin bei Google. Lüftet dieser Umstand das Geheimnis über die Art und Weise, wie Mayr glaubt, die fehlende Attraktivität der 70000-Einwohner-Stadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets, 2010 immerhin angesehenes Teilstück der Kulturhauptstadt Europas, „Zeit“-Lesern im Schnelldurchgang präsentieren zu sollen? Da muß man Mayr dankbar sein, dass sie ihr 2-Stunden-Unternehmen nicht gleich am mangelnden Parkplatz scheitern läßt. Sie findet sogar „den besten Döner der Stadt“ heraus, bevor sie im Stadtteil Königsborn (wo kommt dieser Name wohl her?) „unangenehme Menschen mit seiner (sic) Knofi-Fahne abwehren muss“. Ach, einen „Central Park“ konnten Sie nicht vorfinden?

Hätten Sie ein paar Minuten nur für Ihre „recht unspektakuläre Stadtkirche“ genommen, oder sich um das „Kulturzentrum Lindenbrauerei“ oberhalb des Lichtkunst-Museum gekümmert – da wird man aus der angefügten farbigen Unna-Illustration von Monja Genschow beinah besser informiert als von der jungen Frau aus dem Ruhrgebiet. Oder hätten Sie beim Marktplatz die regelmäßigen Open-Air-Konzerte der Neuen Philharmonie Westfalens erwähnt, ganz zu schweigen vom jährlichen Stadtfest, das von Zehntausenden Besuchern aus dem restlichen Ruhrgebiet angesteuert wird. Immerhin, die „Festa Italiana“ ist Ihnen eine Randnotiz wert. Wenn der „Eselsbrunnen“ der Autorin keine Vorlage für mindestens drei weitere bemerkenswerte Brunnen liefert nebst zu vier teils europaweit bekannten Unnaer Künstlern (Josef Baron, Ernst Oldenburg, Karlernst Kürten und Wilhelm Buschultes Glaskunst), die 2010 in der Stadtkirche zu einer überragenden Ausstellung vereinigt waren, dann könnte tatsächlich ein derart herablassend verfasstes Stadtportrait seinen Anteil haben, dass in „zehn Jahren vielleicht der vierte Ein-Euro-Shop“ am Marktplatz einzieht.

Vielleicht erfährt Frau Mayr in ihrem andauernden Journalistik-Studium noch rechtzeitig, dass „kritisch“ nicht mit „destruktiv“ gleichzusetzen ist, bevor sie weiteren bemerkenswerten Kulturbemühungen in der „Provinz“ zum „Stranden“ verhilft. – Ulrich Knies


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Wer kritisiert – was ich ja mehr als einmal getan habe, und das mit einiger Schärfe – der soll auch loben, wenn es dazu Grund gibt. Heute rufe ich: BRAVA! BRAVA!! BRAVISSIMA!!! Sie haben denen, die etwa vorhatten, eine geschönte Zusammenfassung der Untersuchungsresultate zu präsentieren, ihren Weizen verhagelt. Eine journalistische Glanzleistung! Danke!!! – Thelma von Freymann


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Wohl selten bisher hat DIE ZEIT eine solch große Schar von MitarbeiterInnen (9 + 6) ins Feld geschickt, um einen 2seitigen Beitrag über „Die Deutungsschlacht“ mit Schlachtenbild und Portraits vom Feldherrenhügel zu liefern. Es muß viel Nebel über dem Schlachtfeld gelegen haben, denn die Ausgesandten vermögen der Leserschaft das Geschehen um Chemnitz kaum klipp und klar zu vermitteln. Zwar werden zahlreiche Fakten berichtet, aber die angesagte „Deutung“ bleibt schließlich doch den LeserInnen überlassen. Zu wenig bis gar nicht wird herausgearbeitet, dass Innenminister Seehofers Satz „Die Migration sei die Mutter aller Probleme“ absolut richtig ist. Dabei könnte dieser durchaus der Assoziation „Mutter aller..“ – Saddam Hussein – Araber“ aus Seehofers Unterbewußtsein entsprungen sein und damit wiederum auch im genau passenden Kontext stehen. Nur wenn die Kanzlerin endlich offen zugibt, daß die Öffnung der Schleusen zur Zuwanderung falsch war und nachhaltige Korrekturen ganz friedlich auch in Gang setzt, kann sie die Drift aus der Mitte nach rechts in der Gesellschaft stoppen. Andernfalls hätte sie bei der Amtsübernahme sogar einen Meineid abgelegt. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Die Deutsche Bischofskonferenz hat eine unabhängige Kommission beauftragt, die schlimmen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu untersuchen. Die Missbrauchstudie sollte nun am 25. September veröffentlicht werden. Es ist doch das gute Recht der Auftraggeber den Termin der Veröffentlichung selbst festzulegen. Ein nicht genehmigter Vorabbericht ist unseriöser Journalismus. Die Begründung, der Kirche nicht die Deutungshoheit allein zu überlassen, ist in meinen Augen scheinheilig. Letztendlich ging es um einen zeitlichen Vorsprung vor der Konkurrenz. – Rupert Jäger


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Mit Ihrer Schlussfolgerung ist eine der wenigen Aussagen die nach meinem Verständnis korrekt und objektiv formuliert ist. In der Zeit erwarte ich schon, dass der Journalismus noch durch Stil und Unvoreingenommenheit geprägt wird. Gerade in Syrien zeigt sich wie hilflos, wie unnütz, wie mörderisch Militäreinsätze sind. Schon Tucholsky hatte 1932 geschrieben „Soldaten sind Mörder“ die gegen ihn angestrebte Klage wurde abgewiesen. Also Finger weg, dazu gibt es Diplomaten und eben die Politik. Leider ist die Grottenschlecht und weit, weit weg von der Glaubwürdigkeit, die sie uns im Westen zuordnen. Auch ist es Unfug, dass die Linken nur von Völkerrecht sprechen wenn es die Amis betrifft. Weit gefehlt, auch Sie vergessen in Ihrem Artikel wie der Syrienkonflikt begann, wie der IS entstand. Richtig; durch einen Völkerrechtwidrigen Angriffskrieg gegen den Irak.

Noch verschlimmert wird dieser Umstand dass seinerzeit mehrfach UN Delegationen im Irak waren und Waffen, der Produktion und…. gefunden haben wollen. Bis heute ist von alledem nichts aufgetaucht. Nichts als Lügen und Betrug, auch Sie wollen davon heute nichts wissen. (Leider spielt sich im Iran das selbe Theater ab, trotz anderslautender Berichte der Atomkommission wird behauptet dass die eine bombe bauen). Auch die Zeit spielt dabei mit. Schildern Sie mir doch bitte einen Fall indem Russland sich so Militärisch verhalten hat wie die USA? Mir ist nur Afgahnistan bekannt. Die Linke(damit meine ich nicht die Partei) hat zu keinem Zeitpunkt die Krim Aktion Russlands für Gut empfunden. Doch wer im Irakkrieg geschwiegen hat und keine Sanktionen gegen die USA forderte, der hat auch kein Recht gegen Russland jahrelange Sanktionen und Embargos zu verhängen.

Nach dem Irak Krieg gab es bei uns nur zwei Ausgeschlafene, die gesagt haben „das gibt keinen Arabischen Frühling sondern einen Herbst“ Das waren P.Scholl-Latour und der Berliner Islamwissenschaftler Lüders. Beide prognostizierten genau das Szenario, dass seit Jahren besteht. Dabei reden wir noch nicht von Ägypten, von Lybien und die Militärmacht Israel die mir wirklich Angst bereitet. Wer da alles mitwirkt um seiner Vorteile Willen, selbst die Türkei will sich der Kurdenfrage entledigen, ein Verbrechen oder gar Völkermord, anderst kann ich das nicht bezeichnen, zeigt doch, dass Kriegspielen Niemals eine Option sein kann. Was bitte macht der Iran, die Saudis (auch so ein Verbrecherregime) in Syrien? Nun sagte kürzlich ein deutscher EU Abgeordneter „Russland führt in Europa Krieg“ als er von Syrien sprach. Dass muss einer verstehen wer will, ich nicht.

Keine UN, keine USA, eine EU bemüht sich um einen Rückzug der Kriegsbeteiligten aus fremdem Gebiet. Dann handelt Russland und siehe da, wir haben wieder unseren Feind, so einfach geht dass im Westen. Auch Sie schreiben von Giftgas Einsätzen Assats, alle öffentlich gewordenen Berichte, geben eben dass nicht her. Bis heute ist ungeklärt wer die Waffen eingesetzt hat. Weshalb also verharren Sie in Falschinformationen? Mir ist Russland etwas bekannt, noch nie habe ich dort etwas von Feindseligkeit oder gar von Krieg gegen den Westen vernommen. Die Menschen wollen genau wie wir ihren Frieden. Nehmt dieses Land wieder in die G Staaten auf, dann könnt Ihr wenigstens Geschäfte abschliessen, denn das braucht das Land dringend, wenn die Menschen schon einerlei sind.

Zum Abschluss, ich bin ein bekennender Alt 68er, auch wir wollen keinen Assat, aber auch keinen US Präsidenten der nur mit Gewalt operiert, ob im Handel oder im Krieg (760 Mrd $ Militärhaushalt) und die zeigen mit dem Finger auf andere. Leider hat die Bundesrepublik noch immer kein Rückrat und eigene Gesellschaftliche Stärke um sich zu positionieren. Wir dackeln wie die Lemminge Onkel Sam hinterher. Aus meiner eigenen Geschichte, der 60er und 70er Jahre habe ich Erfahrung darin, wer eine Revolte beginnt, läuft Gefahr diese zu verlieren.

Wie heist dass bei uns so schön „mit aller Macht des Rechtsstaates“. Mit Schrecken erinnere ich mich an die Polizei Reaktionen gegenüber uns Demonstaranten unter dem so hochgelobten Kanzler Schmidt als wir seine Nachrüstung nicht wollten. Vielleicht sagt mal ein Journalist dass die Rebellen in Syrien den Krieg beenden sollen. Das habe ich noch nicht gelesen, wäre ja mal eine Variante. Also, wie Sie richtig schreiben, keine Kriegseinsätze Deutschlands. Am Besten durch Niemand. Abrüstung ist zwingend geboten, wir haben andere Aufgaben zu lösen. – Hartmut F. Wolf


Leserbrief zu „Eine passende Lüge“ von Miguel Helm und Daniel Müller

Schuldet dieses Land Hussein H tatsächlich etwas? Es ist sehr bedauerlich, dass er nicht nur Opfer der falschen Anschuldigungen seiner Freundin, sondern auch einer schlampigen Behandlung durch die Polizei und Justiz wurde, wodurch er acht Monate unschuldig im Gefängnis saß. Und es ist ekelhaft, dass und wie die AFD aus diesem Fall politischen Profit zu schlagen versucht. Doch was Hussein H. passierte, passiert wohl leider hin und wieder auch anderen Menschen in Deutschland, ob Deutsche oder Ausländer. Sein Fall ist keinesfalls typisch für die Behandlung von Ausländern durch die deutsche Justiz oder Polizei.

Nach Ihrer Beschreibung seines Lebens ist Hussein H. aufgrund privater Probleme aus dem Irak geflüchtet. Die Glaubwürdigkeit der kurzen Beschreibung seiner Lebensumstände (Whiskey- und Wodkabesäufnisse wegen des Krieges, Arbeit auf dem Bau und dem Feld, geschwängerte Freundin mit anschließender Verfolgung durch deren Familie) bleibt für mich offen. Doch es ist eindeutig, dass er nicht aus politischen oder anderen Motiven, die einen Asylantrag begründen, nach Deutschland kam. Deshalb ist nicht nachvollziehbar, warum er überhaupt einen Aufenthaltsstatus als „geduldet“ erhielt. Sollte er andere als seine privaten Probleme angegeben haben, um die Flucht nach Deutschland zu begründen? Das wäre ja dann „Asylbetrug“! Sicherlich erhielt er soziale Leistungen und kostenlosen Rechtsbeistand. Dennoch war er als Kleinkrimineller in Berlin unterwegs. Er hat nicht gefragt, ob er diesem Land etwas schuldet. Unglücklicherweise geriet er an die falsche Freundin, die ihn zu Unrecht ins beschuldigte.

Sie schreiben nun: „er weiß, dass dieses Land ihm etwas schuldet.“ Ich meine, das Land schuldet ihm nicht mehr als die Entschädigung für die ungerechtfertigte Haft, die in solchen Fällen zu gewähren ist. Ansonsten schuldet er diesem Land, dass er in sein Heimatland zurückkehrt und dort versucht sein Leben in Ordnung zu bringen. – Dr. Wilhelm Hofmeister


Leserbrief zu „Die Mutmacher“ von Stefan Schmitt

Was mir zuletzt Mut gemacht hat ist, dass es noch viele andere Initiativen gibt, die in Sachen Umwelt etwas bewirken können. Bisher habe ich immer die CSU gewählt, Aber das scheint mir jetzt nicht mehr möglich, weil sie eine so harte und unmenschliche Asylpolitik macht. So lernte ich die ÖDP kennen, die zwar klein ist, aber trotzdem einiges bewirken konnte. Ich bin mit 77 Jahren noch Mitglied geworden und bin begeistert, welch eine gute und erfolgreiche Arbeit sie mit dem Volksbegehren – z.B. dem Nichtraucherschutz, gegen Flächenfrass und für Artenschutz – geleistet haben. Ich finde, dass sie mehr Präsenz in der Öffentlichkeit und in den Medien verdient hätten. Herr Ludwig Hager, Kreisvorsitzender in Nürnberg wäre für ein Interview bereit unter ludwig.hager&oedp.de – Brigitte Schmid


Leserbrief zu „Alles in zwölf Kisten“ von Fredy Gareis

Leider stelle ich fest, dass die „Entdecken“-Seiten mir immer beliebter erscheinen. Es fällt mir damit leicht, mich nicht mehr um Politik und Wirtschaft zu kümmern. Schade, aber eben auch super. Zur Sache:bGanz wunderbar die neue Serie „Leben auf Rädern“. Ich bin gleich mit eingezogen in das Auto (rein imaginär natürlich). Ich hoffe auf mindestens 98 weitere Folgen. Aber mal ehrlich: Ist das echt? Macht der das wirklich? Fragt ihr ihn das für mich? Sagt ihm dann bitte auch: Das Ende, war die beste Pointe seit mindestens 63 Tagen für mich. Falls es wahr ist: Danke für den Mut und das Teilhaben lassen. Natürlich auch viel Glück! – Martin Staffa


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Das WUNDERbare der Sündenvergebung ist die katholische Beichte: Bischöfe und Priester können sich gegenseitig den Kindesmissbrauch in der Beichte abnehmen und dank diverser „Ave Marias“ verzeihen. – Angela L. Munemann


Leserbrief zu „Komm mir nicht zu nahe“ von Elisabeth von Thadden

Das „ius primae noctis“, von Frau von Thadden als Recht des Fürsten, der seine weiblichen Untertanen vor der Hochzeit sexuell missbrauchen durfte, beruht auf einer unausrottbaren Legende, von der Aufklärung gern als Argument gegen den Absolutismus gebraucht. Dieses „Recht“ war nichts anderes als eine Hochzeitssteuer (Reiner Sahm: Von der Aufruhrsteuer bis zum Zehnten, Fiskalische Raffinessen aus 5000 Jahren, Seite 35), hatte also mit eindeutig zweideutigen Avancen eines Landesherren nichts zu tun. – Heinz-Peter Martin


Leserbrief zu „Ein Wagnis namens Nähe“ von Hanno Rauterberg

Die „Museums“ Beilage der letzten Zeit lag noch gefaltet auf meinem Schreibtisch. Der gelbe Pulli, die rätselhaft verzagten Blicke, der Hund und das grüne Kleid hielten für einen Moment meinen schweifenden Blich ruhen, und mich die Zeitung aufschlagen. Da war es wieder, dieses Bild, welches mich in der großartigen Retrospektive von 2003 in Berlin in einem wunderbaren Museum, von dem mir der Name nicht gleich einfiel, so gefesselt hat. Seit dem suche ich sie, in den Museen, diese beeindruckende Malerin Lotte Laserstein. Man sieht wenig von ihr, im aufgeblähten Kunstbetrieb der führenden deutschen Museen , da haben sie Recht. Aber es gab diese eine Ausstellung in Berlin, die wohl alle wichtigen Kulturmenschen verpennt haben. Nur weil es „Das verborgene Museum heißt“ sollten die vielen aufregenden Künstlerinnen, die dort immer wieder ausgestellt werden, nicht verborgen bleiben. So wie schon einstmals.

Es wäre schön gewesen, wenn sie vielleicht ein wenig besser recherchiert hätten. Denn irgendwie ist das für Sie, der immer so gut informiert ist im Kunstbereich, doch ein wenig peinlich, nicht zu wissen daß es vom 7.11.2003 – 1.2.2004 diese sehr schöne Retrospektive „Lotte Laserstein-Meine einzige Wirklichkeit“ im Museum Ephraim Palais gab und dann noch zu schreiben: „Hunderte Kunstmuseen in Deutschland, und keinem fiel ein, sie, die großartige Malerin Lotte Laserstein, jenem Vergessen zu entreißen,…“

Schade dieses kleine Museum hätte durch Sie und Ihren Artikel vielleicht ein wenig mehr Aufmerksamkeit erhalten und die vielen interessanten, vergessenen Künstlerinnen, die dort in den letzten Jahren gezeigt wurden (die ich alle leider verpaßt habe, weil auch mir das Museum aus dem Gedächtnis rutschte) hätten es alle verdient auch in die „großen Häuser“, neben den „großen Männer“ platziert zu werden. Danke aber trotzdem für Ihren Artikel. Er hat bewirkt, daß ich mir natürlich die nächste Ausstellung (Eva Besnyo und Maria Austria) im „Verborgenen Museum“, bei meinem nächsten Berlinbesuch, ansehen werde, daß ich erfahren habe, daß Lou Albert Lasard eine Schwester hatte, die auch Malerin war (aber das ist eine andere Geschichte) und daß ich im Dezember das „Städel“ besuche. – Katrin Bergholz


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Der Hehler ist so schlecht wie der Stehler! Der Vertuscher (als Institution oder Individium) ist so schlecht wie der Missbraucher! – Ulrich Thumm


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Natürlich tut es mir leid für die Menschen, die abgeschoben worden sind. Aber man kann doch nicht Bundespolitik nach Gefühlslage machen. Wenn es danach gehen würde, würde man zukünftig niemanden abschieben. Ich bin mir darüber im Klaren, dass das hart klingt, aber der Staat muss auch von seinem Recht Gebrauch machen. – Ugur Yildiz


Leserbrief zu „Du Schöne!“ von Alice Bota

Schade dass der Artikel über die sicherlich faszinierende Stadt Odessa durch das Eingangsfoto von S.Bolesch mit den Tänzerinnen einen m.E. sexistischen Beigeschmack bekommt. Als läge der Reiz der Stadt zwischen den Schenkeln der Bewohnerinnen. – Susanne Reichert


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Bravo Evelyn Finger, bin selbst katholisch aber diese Kritik an der Kirche ist mehr als wichtig. – Klaus Lang


Leserbrief zu „Auf falschem Gleis“ von Claas Tatje

– Wer hilft der Deutschen Bahn –
Kann ein stärkeres finanzielles Engagement der Bundesregierung helfen, die Deutsche Bahn wieder in Fahrt zu bringen. Da die DB die komplette Eisenbahn Infrastruktur in Deutschland in der Hand hat, tritt sie zumindest beim Fernverkehr als Quasi – Monopolist auf. Aber selbst in diesem Geschäftszweig wird kein nennenswertes Ergebnis erzielt. Kann eine mögliche Bevorzugung anderer Verkehrsträger der DB das Leben derart schwermachen? Aber auch die Bahn bekommt großzügige Unterstützung von der öffentlichen Hand. Im Bundesimmissionsschutzgesetz wird der Bahn ein Schienen- und ein Gleispflegebonus gewährt. Der Eisenbahnverkehr wird leise gerechnet und erspart so der Bahn viele Milliarden beim Lärmschutz. Im Regio Verkehr ist der Großteil der Verbindungen nur in den Stoßzeiten ausgelastet.

Tagsüber und spät abends herrscht oftmals gähnende Leere in den Zügen. Für die Bahn ist das ein risikoloses Geschäft, da diese Verbindungen von den Ländern bestellt und pauschal vergütet werden. Barrierefreiheit beim Bau neuer Haltestellen ist Ländersache. Parkplätze für Bahnkunden müssen die Kommunen vorhalten. Durch das Eisenbahnkreuzungsgesetz werden Kommunen dazu gezwungen, einen beachtlichen Teil der Kosten zu tragen, die beim Ausbau der Schienenwege anfallen. Beim Güterverkehr hat die Bahn allerdings ein echtes Problem. Durch die extrem enge Taktung der Lieferketten wird ein max. flexibles Transportwesen benötigt. Das ganze Land ist vollgestellt mit unzähligen neuen Industriegebieten. Alle ohne Gleisanschluss. Wenn das Transportgut erstmal vom LKW abgeholt wurde, muss es möglichst schnell zur Weiterverarbeitung. Die Straßenlogistik ist hier unschlagbar und macht auch damit unsere Unternehmen wettbewerbsfähig. Sollte der Staat die Unternehmen zwingen, die Güter von der Bahn transportieren zu lassen? Wie kann der Bahn dann geholfen werden? In Zukunft dürfen der Bahn von der Politik keine Prestigeprojekte mehr aufgezwungen werden. Z.B. wird Stuttgart 21 für die Bahn keinen Mehrwert erzeugen. Das gilt auch für alle Schnellfahrstrecken in Deutschland. Diese Strecken taugen nur zur Geldvernichtung. Z.B. München – Berlin. Die Neubaustrecke durch den Thüringer Wald wurde vor dem Bau rentabel gerechnet, indem hier neben dem ICE auch Güterverkehr geplant wurde. Diese Strecke verursacht jedoch derart hohe Kosten, dass selbst die DB einen Gütertransport auf der Altstrecke bevorzugt. Und der Bau soll hier weitergehen. Laut DB können auf der Fahrt von München nach Berlin noch 4 bis 5 Minuten gewonnen werden, wenn zwischen Bamberg und Forchheim auf 4 Gleise erweitert wird. Kosten min. 1,5 Milliarden Euro. Eine Minute Zeitersparnis kostet somit 300 Millionen Euro. – Lothar Schneider


Leserbrief zu „Wie national soll die Mannschaft sein?“ von Hans Ulrich Gumbrecht

Sehr national sonst können wir die internationalen Meisterschaften vergessen. Oder sie treten als Fußballer aus Deutschland an. Ohne nationales Gehabe. Als unser Planet geschaffen wurde, gab es noch keine Grenzen. Die höchste Instanz hat die Menschenerde ohne Grenzen geschaffen. Das fiel erst viel später der Wissenschaft ein Grenzen zu setzen. Damit waren Kriege vorprogrammiert. Allah hat dann später unsere Erde ohne Grenzen seinen Jüngeren vorgeschrieben. Einige Flüchtlinge in der heutigen Zeit berufen sich darauf. Ihr Autor Professor für Literatur (ohne Namen) wird das wissen. Das nationale Denken der Fußballfans ist fast auf der ganzen Welt unausrottbar. Das geht sogar so weit, daß ein solches Verhalten auch rein National gelebt wird. Dortmund gegen Gelsenkirchen mit Schalke 04. Oder Bayern gegen Hamburg. Der Mensch braucht eine Identifikationsfigur für seinen persönlichen Erfolg. Es ist wissenschaftlich erwiesen: Wenn sein Vorbild absäuft, sprich absteigt, dann geht es dem Fußballfans auch schlecht. Das geht in Ausnahmefällen bis hin zum Suizid. Lassen wir die nationale Würde weiterleben. Konkurrenz hebt das Geschäft. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Die Trümmerfrau“ von Hannah Knuth

Ich greife einen entscheidenden Satz auf: ‚Was in Hamburg funktioniert, funktioniert noch lange nicht in Berlin’. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis die Narben der ‚geteilten Stadt’ verheilt und aus dem Bewusstsein verbannt sind. Das Inseldasein hatte jedenfalls geprägt – die Politik, die Gesellschaft und den Menschen. Wer je, wie ich, über Jahrzehnte mit Berlin und Berlinern schon vor der Wende beruflich zu tun hatte, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich den Berlinern zugesprochene Eigenarten beim Einzelnen wiederfanden: ein wenig selbstherrlich, ein wenig wehleidig, reichlich selbstbewusst sowie aggressiv ablehnend gegen Kritik und Belehrungen von außen. Und, wie es Frau Bildungssenatorin formuliert, hat Berlin seine ‚ganz eigene Verfasstheit’. Das kann ich nur bestätigen. Und Berliner umgarnen nicht, wie Herr Zöllner von der Charité Stiftung formuliert; sie möchten umgarnt werden.

Vor mehr als 30 Jahren wurde in Berliner Behörden, wie auch in anderen Bundesländern (dort mit viel Erfolg), das ‚Neue Steuerungsmodell’ eingeführt, ein Verfahren, das mit Hilfe betriebswirtschaftlicher Standards sämtliche Abläufe analysieren und effizienter gestalten sollte. War das ein Hammer. Was jeder Kaufmannsgehilfe oder Anwärter in industriellen Ausbildungsberufen seit einem Jahrhundert lernen muss, wurde jetzt in Weiterbildungsmaßnahmen selbst Abteilungsleitern und Dezernenten zugemutet. In Berlin! Mir ist nicht bekannt, ob das in Berlin so umgesetzt werden konnte, wie es von den Initiatoren gewünscht bzw. erhofft worden war. Der dramatische Schuldenberg der Stadt spricht nicht dafür. – Walter Stupp


Leserbrief zu „Die Trümmerfrau“ von Hannah Knuth

„Deutschland schafft sich ab“ möchte man bald sagen. Das trifft insbesondere auf die Schulkultur zu. In Berlin hat das nochmal eine besondere Qualität. Als ehemaliger Elternratsmitglied in NRW weiß ich davon ein Lied zu singen. Alles was ich vorgeschlagen hatte wurde verworfen. In NRW wurde die Regierung auch deswegen abgewählt. Federführend für diesen Missstand waren die Grünen und die SPD. Das ist überall dort wo die beiden Parteien in der Verantwortung standen. Bis heute hat sich nur marginal etwas geändert. Und solange wie diese Parteien die Schulen bevölkern (die meisten Lehrerinnen sympathisieren oder sind Mitglieder der Grünen) wird sich auch nichts ändern. Ihre Autorin Hannah Knuth listet die die Anzahl der fehlenden Lehrerinnen auf, es sind fast nur Lehrerinnen. Lehrer können sie mit der Stecknadel suchen, die dringend gesucht werden. Wenn die anständig bezahlt werden. würde es keinen Lehrerinnenmangel geben. So einfach wäre das. Aber, wie schon angeführt liegt es an der lebensfremden Ideologie der genannten Parteien. Ich hätte die schon lange „gefeuert“. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Es ist gerade erst geschehen“ von Daniel Kehlmann

Der Abdruck Ihrer Rede war erschienen in derselben Ausgabe, in deren politischem Ressort über den Fall in Chemnitz berichtet wurde. Im Bericht stand: mehrere Rechtsextreme rannten Menschen mit dunklen Haaren hinterher. Nachdem ich beide Artikel gelesen hatte, schob ich die Zeitung zur Seite und erinnerte mich an einen Vorfall zurück, den ich vor etwa zehn Jahren auf der Straße in Berlin erlebte, in einem bürgerlichen Bezirk. An einer Bushaltestelle wartete ich neben den anderen Menschen auf meinen Bus. Vor uns, hinter dem Haltestellenschild stand ein älterer stämmiger Herr, mit Krücken in den Achselhöhlen. Er wollte aus seinem kleinen Portemonnaie Münzen holen, aber er war dabei so ungeschickt, dass viele Münzen auf den Bürgersteig prasselten. Sofort beugten sich sieben, acht Menschen nach vorn, um das Geld für ihn aufzusammeln. Als ich mich den anderen anschließen wollte, drehte sich der Herr plötzlich mir zu und brüllte mich an: Finger weg! Das Schweigen der anderen.

Lebt man als Migrantin, sind Erfahrungen unangenehmer Vorfälle leider nicht vermeidbar, aber ohne Gelassenheit und Akzeptanz der menschlichen Dummheit ist ein Leben in der Fremde nicht zu bewältigen. Man muss halt damit umgehen. Allerdings behalte ich meinen Pass, das heißt, ich darf meinen Zugehörigkeitsort frei bestimmen. Politische Geschehnisse verfolge ich mit Neugier und Interesse, ohne Angst, weil ich zu jeder Zeit weggehen kann. Deshalb erschüttern mich solche Vorkommnisse nicht wirklich. Aber wie ist es denn mit den anderen, die keine Wahlmöglichkeiten haben?

Ohne Anteilnahme am menschlichen Schicksal oder ohne persönlichen Berührungspunkt ist es leicht und einfach, sich zu distanzieren; ach, die Leute mit dunklen Haaren, die haben mit mir nichts zu tun, die sind sowieso Gesindel, Mutter aller Probleme… Ein weißer Mensch wird ja normalerweise von den anderen derselben Hautfarbe nicht gejagt oder gehetzt, solange er schweigt. Das Jahr 2018 ist zwar weder 1918 noch 1938. Aber ich glaube auch nicht, dass eine historische Geschichte, die zugleich eine menschliche Geschichte ist, ein endgültiges Ende findet. Der alte Herr verschaffte mir, zwar nur einen Augenblick, eine tiefere Einsicht darin, wie es gewesen sein könnte. Unsere Erinnerungen sind miteinander organisch verwoben, in denen eine andere Zeitrechnung herrscht. Es ist ein Glück, dass im politischen Getöse noch sehr viele humane Stimmen herauszuhören sind. Die Stimmen der Vernunft und der Menschlichkeit wie Ihre dürfen nicht untergehen. Die Sprache darf nicht versagen, schon allein wegen der möglichen schwerwiegenden Folgen. Dass wir manchmal im falschen Moment schweigen, ist leider eine zeitlose Geschichte. – Ai Kretschmer-Nakashima


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Die Bundesregierung agiert wie ein schlecht geführtes Unternehmen. Hans-Georg Maaßen wird zum Staatssekretär im Innenministerium befördert, weil man sich auf seinen Rauswurf nicht einigen wollte. Diese vermeintliche Lösung spiegelt ein grundlegendes Verhaltensmuster dieser Großen Koalition wider, in dem halbgare und teure Kompromisse sowie aufgeblähte Führungsebenen fundamentalen Dissens überdecken und die Skeptiker ruhig stellen sollen. Ob sich die Koalition mit dieser Entscheidung etwas Ruhe erkaufen kann, ist mehr als fraglich. Umgehend setzt denn auch das Rumoren in der SPD ein, die in dem goldenen Handschlag eine weitere Quelle der zunehmenden Verdrossenheit über diese Bundesregierung erkennt. Allerdings war Parteichefin Andrea Nahles in die Entscheidungsfindung vollständig eingebunden. Es ist daher anzunehmen, dass sie die Haltung der Union akzeptiert hat. Der „Fall Maaßen“ sagt viel aus über den Zustand der Großen Koalition. Kanzlerin Merkels Machtstellung scheint sogar in ihrer eigenen Partei allmählich zu erodieren. Für eine „neue Dynamik“ im Land war die große Koalition nach eigenem Bekunden angetreten. Es sollte sich „ein neuer Zusammenhalt“ entfalten. Nach 6 Monaten im Amt ist diese Regierung ihren hehren Ansprüchen keinen Deut näher gekommen.

Von Aufbruch, von politischer Leidenschaft in Zeiten einer großen gesellschaftlichen Verunsicherung ist jedenfalls nichts zu spüren. Viele Jahre galt in der Union die Devise, ein Programm sei eigentlich gar nicht nötig, denn man habe ja schließlich Angela Merkel. Wer die Kanzlerin in diesen Wochen erlebt, erhält einen Eindruck wie haltlos diese Devise geworden ist. Merkel wirkt müde, abgeschlafft und antriebslos. Da konterkariert ein Verfassungsschutzpräsident öffentlich Merkels Einschätzung über rechtsextremistische Umtriebe in Chemnitz und der eigene Bundesinnenminister gibt dazu auch noch seinen Segen. Doch Merkel tut so, als sei da nichts gewesen. Augen zu und durch. Das ist auch eine Art von Autoritätsverlust der Kanzlerin. In diesen Zeiten wäre stärker denn je Führung gefragt. Dafür ist Merkel jedoch offenkundig nicht geeignet. Die Kanzlerin hat zwar die Richtlinienkompetenz. Aber eine Richtlinie ist in ihrem Regierungsstil nicht erkennbar. Die nächste Regierungskrise ist daher bereits absehbar. Ein Ausweg aus diesem Regierungsdilemma könnte lauten: Neuwahlen ohne Angela Merkel. In einem künftig zu besetzenden Kabinett sollte konsequenterweise auch Horst Seehofer keinen Platz mehr finden. Die Angst vor einer im Falle von vorgezogenen Neuwahlen noch stärkeren AfD mag zwar durchaus begründet sein, sie sollte jedoch nicht „die Seele aufessen“. Ich bin überzeugt, dass bei den letzten Wahlen ein hoher Anteil an Wählern ihre Stimme lediglich aus reinem Protest der AfD gegeben haben, weil sie mit dem Politik- und Regierungsstil von Angela Merkel gebrochen haben. Diese Wählerklientel ist für die etablierten Parteien keineswegs verloren. Diese Gefahr bestünde schon eher, wenn die Politik so weitermacht wie in den zurückliegenden Jahren. AfD-Chef Gauland hat einmal geäußert, Angela Merkel sei die beste Lebensversicherung der AfD. Deutschland braucht einen politischen Neustart. In dieser Situation wären deutlich mehr Mut und Vertrauen, vor allem auch in die Bürger, gefragt als Verzagtheit und das Eingehen von faulen Kompromissen, nur um die eigene politische Lebenszeit zu verlängern. – Alfred Kastner


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Teil I – An die Bürger
Lieber Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Die Demokratie lebt von Demokraten und von politischer Partizipation. Politische Partizipation ist mehr, als auf die Straße zu gehen, Konzerte zu besuchen, Parolen zu grölen. Politische Partizipation braucht wachsame Bürger, die Informationen sowie deren Quellen immer wieder kritisch hinterfragen, Bürger die in der Lage sind, den Dingen auf den Grund zu gehen, Bürger die nicht blind glauben und vertrauen, sondern die forschen und überprüfen, die versuchen andere Ansichten wirklich ERNST zu nehmen, dabei aber in der Lage sind Provokationen von Tatsachen zu unterscheiden. Wir brauchen neugierige Bürger, die Thesen nicht einfach schweigend hinnehmen, oder etikettieren mit „rechts“ oder „links“, „dafür“ oder „dagegen“, sondern Bürger die gerade eine These, an der sie Anstoß nehmen, akribisch auseinandernehmen und deren Wahrheitsgehalt so lange prüfen, bis sie zu einem Ergebnis kommen, welches die These entweder verifiziert oder falsifiziert. Bei vielen Thesen wird man jedoch meist zu dem Ergebnis kommen: ein bisschen wahr, ein bisschen falsch, ein Einzelfall, verkürzt, verzerrt, komplett aufgeblasen oder umgedreht, hinzu gedichtet oder Entscheidendes einfach weggelassen. Sobald man sich ernsthaft mit der Lösung von Problemen auseinandersetzt, wird man feststellten: Es gibt keine einfachen Antworten auf komplizierte Sachverhalte. Wer das behauptet hat meist nicht tief genug geforscht.

Nur unser Verstand kann die Demokratie retten, wenn Fakten durch manipulativen Sprachgebrauch bis hin zur Unkenntlichkeit verzerrt werden. Also lasst uns die Aussagen der AFD progressiv widerlegen und zwar wohl recherchiert und öffentlich. Sollten wir jedoch bei unseren Recherchen auf tatsächliche Ungereimtheiten oder gar Unrecht stoßen, so ist es unsere Bürgerpflicht, Politiker, Parteien, das zuständige Ministerium, die Medien zu informieren, Petitionen zu verfassen oder vor dem Verfassungsgericht zu klagen. Wir haben eine Vielfalt von Möglichkeiten, konkrete politische Probleme sachlich anzugehen. Das ist nicht unser Problem, sondern die AFD. Die AFD weiß genau: Wenn ein Schüler im Geschichtsunterricht in einer Klassenarbeit über den Nationalsozialismus das schreibt, was vom Lehrer erwartet wird, bekommt er eine Eins, auch dann, wenn er in Wahrheit das Gegenteil denkt. Diese Leute wissen, was sie nicht allzu offensichtlich sagen können, deshalb versuchen sie auf sehr manipulative Art und Weise die Grenze des „Unsagbaren“ immer weiter zu verschieben. Ein sehr deutliches Beispiel, wie gefährlich und manipulativ Herr Dr. Maaßen und die AFD wirklich ist und wie ihre Strategie funktioniert, ist die Scheindebatte über den Begriff der „Hetzjagd“. Martin Knobbe kommentierte im Spiegel (Nr.37/8.9.2918; S. 16) sehr treffend dazu: „Es lässt sich lange darüber streiten, ob es sich in Chemnitz um eine „Hetzjagd“ handelte, um „Ausschreitungen“ oder um einen „Protest“. Worüber sich nicht streiten lässt: Solche Szenen dürfen in Deutschland nicht passieren.“

Wir hatten noch nie eine so gefährliche rechte Partei wie diese, an deren Spitze erstmals hochintelligente, hochgebildete Menschen sitzen, die ihr Recht auf freie Meinungsäußerung gezielt dazu benutzen, durch solche Haarspaltereien Menschen aus einem anderen politischen Lager vermeintlich als inkompetent darzustellen, quasi als Fehlbesetzung für dieses oder jenes Amt. Das ist die Strategie hinter solchen Debatten, neben der Ablenkung vom eigentlichen Thema. Schlimmer noch: man versucht durch solche Debatten derartige Angriffe auf Migranten salonfähig zu machen, indem man solche Taten von dem negativ konnotierten Begriff der Hetzjagd abgrenzt; frei nach dem Motto: So etwas Schlimmes würden wir nie tun. So entsteht der Eindruck, als sei es ganz normal, dass Menschen in diesem Land aufgrund ihres Aussehens angegriffen würden am Rande einer Demonstration, dass es eben manchmal zu „Ausschreitungen“ käme.

Teil II – An die Politiker
Aber nicht nur wir Bürger sollten aus unserem „Wachkoma“ erwachen, sondern auch die Politiker selbst, die demokratischen Volksparteien. Die größte Gefahr besteht darin, dass die Bürger unsere Regierung nicht mehr ernst nehmen können, weil Sie sich ständig gegenseitig widersprechen, meine Damen und Herren Politiker. Man muss sich mal bewusst werden, dass CDU und SPD sich näher sind, als Bundeskanzlerin Dr. Merkel und Innenminister Seehofer. Wäre die CDU unabhängig von der CSU, käme eine Koalition CDU, SPD, plus Grüne oder FDP in Frage. Das heißt: 6% CSU gefährden unsere Demokratie. Wieso? Ganz einfach: Weil der ständige Zwist zwischen CDU und CSU, sowie das notgedrungene verbiegen der SPD (bis hin zur Unkenntlichkeit) die Glaubwürdigkeit der politischen Mitte dieses Landes komplett zerstört. Mit anderen Worten: Die Volksparteien machen sich lächerlich – genau DAS nützt aber der AfD. Lächerlich ist zum Beispiel, dass Herr Dr. Maaßen zugleich gefeuert und befördert wurde. Natürlich liegt es generell im Wesen der Demokratie Kompromisse zu erzielen, aber diese Kompromisse dürfen nicht so weit gehen, dass am Ende der Sinn einer Entscheidung durch die Kompromisslösung entleert wird. Denn dann brüstet sich die AfD wieder mit einem ihrer Lieblingsbegriffe, nämlich dem des „Irrsinns“. Ziel aller Demokraten muss es aber sein, solche Äußerungen zu widerlegen und zwar klar und deutlich. Somit ist in diesem speziellen Falle auch die CSU in der Verantwortung Herrn Seehofer trotz Bayernwahl zu ersetzen. Denn Herr Seehofer sabotiert nicht nur diese Regierung, er setzt die Glaubwürdigkeit der einzigen Volksparteien, die wir haben, aufs Spiel und zwar zu einer Zeit, in der wir uns das wirklich nicht leisten können. Wäre die Koalition an dieser Frage gestern gescheitert, so hätten auch Neuwahlen keinen Neuanfang bringen können, solange Herr Seehofer an der Spitze der CSU Teil einer Koalition wäre. Es gibt eigentlich nur zwei Lösungen für das Problem: Entweder die Schwesterparteien entzweien sich dauerhaft mit der Konsequenz, dass die CSU auf Bundesebene quasi bedeutungslos wäre, oder die CSU ersetzt Herrn Seehofer und handelt fortan kooperativ und verantwortungsbewusst.

Denn was es für langfristige Folgen hat, wenn die politische Mitte versagt, sollten wir alle aus der Weimarer Republik gelernt haben! Abschließend zur Causa Maaßen: Es ist gut, dass dieser Mann keinen Zugang mehr zu Geheiminformationen hat angesichts seiner Nähe zur AfD. Besorgniserregend ist jedoch die Aussage des EX-BND-Chefs Gerhard Schindler, die gestern etwas untergegangen ist, wonach „die meisten Angehörigen der Sicherheitsbehörden“ hinter Maaßen stünden und seinen „Mut“ bewunderten, „dass er die freie Meinungsäußerung hoch gehalten hat.“ Wenn dem tatsächlich so ist, so muss die Frage erlaubt sein, auf welcher Seite die Geheimdienste in diesen Zeiten eigentlich stehen und wer das kontrolliert. (https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/welt-berichtet-merkel-laesst-maassen-fallen-57298616.bild.html) – Roya Friedmann


Leserbrief zu „Wie national soll die Mannschaft sein?“ von Hans Ulrich Gumbrecht

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich Ihre Fußballseite sehe. Dabei bin ich großer Sportfan. Aber eine ganze Seite ausschließlich einer einzigen Sportart zu widmen, finde ich skandalös. Es gibt so viele Sportarten, über die ich gern etwas erfahren würde, beliebte und vielleicht unbekannte. Wieso glauben Sie, die Leser (und besonders Leserinnen) interessierten sich nur für Fußball ? Selbst bei Großereignissen anderer Sportarten berichten Sie kaum darüber. Ich finde das respektlos gegenüber den vielen Sportlern, die sich ohne Milliardenfinanzierung um Leistung bemühen, und auch respektlos gegenüber den Lesern Ihrer Zeitung. – Petra Dachtler


Leserbrief zu „Komm mir nicht zu nahe“ von Elisabeth von Thadden

Durch einen befreundeten Zeitleser angestoßen, ist mir ihre Gestaltung des „Wissen“ in der ZEIT zu einer äußerst nachdenklichen Lektüre geworden: Kaum finde ich aus der Bewunderung ihrer dem Thema so sehr gut angepassten Sprachlichkeit heraus in die „schreckliche“ Normalität unserer Alltagssprache und undifferenzierten Verständigung! Das „Spezial über die Naturgewalt namens Berührung“ – ich hätte hier nur gern statt „-gewalt“ -macht gewählt, um im Zeitalter des „me too“ vom Allzu-Erschreckenden wegzukommen! – haben Sie mit einer so hohen Sensibilität bearbeitet, nein, eher kenntnisreich und vielseitig geformt, dass ich ein Schuft wäre, das nicht in hohem Maße zu respektieren und mich davon „herzens-„bilden zu lassen! Mein ganzer Dank ist Ihnen gewiss!

Selten finde ich in der Zeit (über die Jahre als Abonnent) einen das Wesen eines Menschen so umfassenden und bestimmenden Lebensbereich so gut und kenntnisreich beschrieben wie in diesem Ihrem Essay. Unwillkürlich sehe ich mich einbezogen in mehrfacher Hinsicht: je älter ich werde, wird mir Raum und Zeit – nur für m i c h – wichtiger; daher besitze ich seit 12 Jahren ein ganz auf meine Person zugeschnittenes Eigenheim, um diversen Studien musikalischer und literarischer Art zu frönen. Komme ich dann und wann in eine Familie mit nicht weniger als 6 Kindern – relativ wohlerzogen von 2 bis zu 12 Jahren – überwältigt mich geradezu deren Herzlichkeit und Nähe, von der Begrüßung bis zur erwarteten Beschäftigung mit ihnen. Und spüre, wie gut das tut – eben auch m i r! Man kann gar nicht anders als jeden von ihnen ans Herz zu drücken. Das zugrunde liegende Gefühl großen Vertrauens und direkter Liebe ist ein so kostbares Gut, dass man sich fragt: Was war denn zuerst da: das Zutrauen oder der Wunsch nach Berührung? Bei Kindern ist das fraglos alles Eines.

Bisweilen möchte man als Erwachsener sich bestimmten Personen (weiblichen vielleicht mehr als männlichen) ähnlich innig zuwenden, unterläge man nicht einem strengen Abstandsgebot. Das sich lockert, wenn man dann näher bekannt wird miteinander. Die Frage bleibt dennoch, wie der bzw. die Andere das auffaßt, sich so weit körperlich zu nähern. Ich habe entdeckt, dass dieses „Auffassen“ ganz erheblichen Schwankungen bei ein und derselben Person unterliegt. Wer dann jene phantastische Einfühlsamkeit hätte, wie sie in Ihrer Textbehandlung zugrunde liegt, hätte dann wohl keine Schwierigkeiten. Nur: Jeder Mensch ist anders als ich, und dies gilt es zuvor näher zu erforschen, bevor sich restloses Vertrauen auch „unbedenklich“ physisch übermitteln läßt.

Die Vielzahl der Aspekte in ihrer Darstellung leitet mich z.B. auch weit zurück in die Kindheit, wo eine Mutter, gewiß besorgt um Pflege und Erziehung des jeweiligen Kindes – wir waren 5! – Brust und Schoß von ihrer Liebe ausschloß; sie hatte gewiß ihre Gründe, wenn man in deren Vorgeschichte hineinleuchtet. Damit ist allerdings ihre Haltung der Distanziertheit alles andere als auf die Kinder übergegangen, im Gegenteil! Merkwürdigerweise besteht späterhin für die Zöglinge eine seltsame geistig-seelische „Arbeit“, mit der eigenen Körperlichkeit zurechtzukommen und nicht etwa bei sich bietender Gelegenheit „mit der Tür ins Haus zu fallen.“ Insofern „lehrt“ dann unser „me too“-Zeitalter, wenn ich es so nennen darf, und zusätzlich, sich scharfe Zügel anzulegen… Sie sehen, zu recht verschiedenen, aber durchaus gewichtigen Überlegungen leitet ihr kluger Essay (mich) an, und dafür gebührt Ihnen zweifellos aufrichtiger Dank! – Dr. Rüdiger Brendel


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Beim Lesen bekomme ich Wut und Trauer. Wut darüber wie willkürlich unsere Gesetze exekutiert werden, Trauer über das Schicksal der Menschen die unter den populistisch geprägten Entscheidungen leiden müssen. – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Die Trümmerfrau“ von Hannah Knuth

Anfang der 1960er Jahre gab es auch einen eklatanten Lehrermangel in meinem ziemlich strengen pfälzischen Mädchen-Gymnasium. Man holte sie aus der Pension. Eine Deutschlehrerin hatte in der Zwischenzeit Bildungsreisen unternommen und konnte uns 12jährige für Griechenland und Ägypten interessieren. Sie hielt sich nur marginal an den Lehrplan und wir lernten mit Begeisterung Mittelhochdeutsch (einige der damals durchgenommenen Gedichte kann ich heute noch). Unser Direktor – eigentlich hat er Französisch und Geschichte studiert – unterrichtete ganz selbstverständlich Latein und Erdkunde bei uns. Er war einer der besten Pädagogen, die ich hatte. Und das war noch vor der Zeit, als Schule Spaß machen mußte. In den Ferien gaben Lehrer kostenlos Nachhilfe, weil es ihnen ein Anliegen war, daß alle mitkamen. – Brigitte Sokop


Leserbrief zu „Manager des Himmels“ von Christina Rietz

Ich bitte Sie mir auf meine Frage zu antworten, ob tatsächlich der Beruf des Fluglotsen nur für Männer zugänglich ist. – Karin Recker


Leserbrief zu „Ein Wagnis namens Nähe“ von Hanno Rauterberg

Das Ephrahim Palais in Berlin findet zwar nicht so viel Aufmerksamkeit wie das Städel, hat aber das Verdienst, dass Lotte Laserstein dort schon 2003 in einer Respektive der Ausstellungsreihe DAS VERBORGENE MUSEUM gewürdigt wurde:
https://www.dasverborgenemuseum.de/ausstellungen/ausstellung/lotte-laserstein
Offenbar ist sie dennoch verborgen geblieben und es ist zu wünschen, dass sich das nun ändert. – Dr. Heinz Burger


Leserbrief zu „Gestrandet in Unna“ von Anna Mayr

Ich weiß nicht, ob Sie die anderen „Gestrandet in…“ Artikel auch verbrochen haben, kann in dem Fall nur hoffen, dass Sie vielleicht auch mal mit einem Anwohner der betreffenden Städte gesprochen haben. Ich bin keine Anwohnerin mehr, bin in Unna aufgewachsen, aber lebe seit Jahrzehnten aus guten Gründen in Berlin. Wer sind denn „Unneraner“? Totaler Stuss! So ein Wort habe ich noch nie gehört. „Unnaer“ heißt es, was ja sicher nicht schwer herauszufinden war. Der Marktplatz ist im Übrigen auch nicht der höchste Punkt der Stadt. Wären Sie mal die Hertinger Straße zum Neumarkt hinauf gegangen, hätten Sie’s selber gemerkt.

Der echte Fauxpas ist, dass Sie nicht in die Stadtkirche hineingegangen sind. Manches sieht von außen „unspektakulär“ aus, ist aber innen ein Kleinod. Werfen Sie mal einen Blick in Wikipedia, und Sie werden einiges über diese wunderschöne Hallenkirche aus dem 14. Jh. erfahren, die u.a. über die dicksten Säulen aller Kirchen Westfalens verfügt. Die Knofi-Fahne als Beleg für Königsborn? Da hätte ein interessierter Mensch durchaus etwas anderes schreiben können. Aber Polemik musste wohl sein. Sollten Sie die anderen Artikel über Orte, in denen man gestrandet ist, schreiben, so kann ich mir wohl in Zukunft ersparen, diese zu lesen. – Dr. Almut Mey


Leserbrief zu „»Ich wollte nicht ›die Kranke‹ sein«“ von Peter Dausend und Britta Stuff

Das Interview mit Frau Dreyer habe ich sehr gerne gelesen und freue mich, dass Sie das Thema in Ihrer Zeitung aufgenommen haben. Über die letzte Frage des Interviews bin ich allerdings entsetzt und kann sie nicht verstehen: Was wollten Sie mit der Frage bezwecken: „Würden Sie folgenden Handel annehmen: Sie sind wieder vollkommen gesund, aber nicht mehr Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz?“ Was kann Frau Dreyer auf diese Frage antworten? Gibt es Ihrer Meinung nach Menschen, die krank sein möchten? Seriöser Journalismus stellt nach meinem Verständnis Fragen, die aufklären, dieses trifft in diesem Fall nicht zu. – Ingrid Hussels


Leserbrief zu „Stanfordle im Schwabenland“ von Anja Reiter

Was München und Bayern seiner Zeit für Mikroelektronik Silicon Valley war, ist jetzt Stuttgart-Tübingen in Baden-Württemberg für die Künstliche Intelligenz. Außerdem wurde In Heidelberg der Bau des European Institutes for Neuromorphic Computing angefangen. Wie das Webzine „Golem“ schrieb am 23.10.17, die KI-Initiative „Cyber Valley“ hat auch das Land Baden-Württemberg im De- zember 2016 gegründet. Amazon erklärte, dass das Amazon Research Center ein Teil der „größten Forschungspartnerschaft in Europa im Bereich der künstlichen Intelligenz“ werde. Alex Smola z.B. „der Pate“ von „deep learning“, studierte in München, ging in die USA, wurde Professor an der Carnegie-Mellon Uni. und arbeitet jetzt bei Amazon. Aber nicht so weit von Stuttgart und Tübingen ist es den Schweizern gelungen, einen Experten aus den USA zurückzuholen: An- dreas Krause ist jetzt Professor an der ETH-Zürich, wo er die Learning & Adaptive Systems Group leitet. Vorher war er Assistant Prof. am California Institute of Technology. Google eröffnet ein dediziertes Machine-Learning-Center in Zürich. Die Schweizer scheinen lockerer die KI-Forschung und kommerzielle Firmen zusammen zu bringen. So ist Jürgen Schmidhuber Kodirektor des Schweizer Forschungsinstituts für KI und gleichzeitig der Gründer der Roboter-Firma Nnaisense, Interessanterweise berät Jaan Tallinn die Fa. Nnaisense, der sich mit den Auswirkungen der künstlichen Intelligenz in dem an der Uni. Cambridge kreierten Center for the Study of Existential Risk beschäftigt. An der Uni. Genf wird in Virtual Humans and Social Robots geforscht. Die Schweiz hat auch die führende Roboter-Fa. ABB Group.

Die Firmen Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft kaufen in Europa die Startups und Experten. Was Europa betrifft, schrieb das Fachmagazin „Wired“ vom 30.11.16: „Manche der wichtigsten Produkte und Services für diese Firmen (d.h. Google, Facebook, Amazon und Microsoft) werden in Europa gebaut, ob es Amazons Alexa von Cambridge, Facebook at Work von Lon- don, Google Assistent in Zürich ist. Die Zukunft dieser Tech-Firmen wird in Europa erfunden.“ Es gibt schon Roboter, die autonom alten und behinderten Menschen helfen. Die französische Fa. Robosoft in Aquitaine, die die Kompaï-Roboter herstellt, plant, die Kompaï Roboter dieses Jahr in kommerzieller Produktion zu produzieren, 10,000 Stück jährlich bis 2020, Die EU unterstützt ein Flagship-Projekt „RoboCom“ d.h. Robot Companion for Citizens. Das „Cyber Valley“ ist nicht das erste und nicht das einzige KI-Forschungszentrum, die Konkurrenz in der KI-Forschung ist groß. In Kanada gab es am Anfang kein staatliches Forschungsinstitut. Erst später wurde das Vector Institute zur Förderung der KI-Inno- vation in Ontario gegründet. Facebook will ein KI-Labor in Montreal, geleitet von Joelle Pineau, Professor an der McGill Uni., er- öffnen. Microsoft hat auch ein KI-Forschungslabor in Montreal etabliert. Googles DeepMind eröffnet auch ein KI-Forschungsbüro in Edmonton.
Im neuen Blackberry-Forschungszentrum in Ottawa werden 650 Ingenieure das selbstfahrende Auto für Ford entwickeln, wie „The Register“ vom 03.04.2017 schrieb. Nebenbei bemerkt, kaufte Ford die Fa. Argo-AI und plant die Produktion des selbstfahrenden Autos in 2021. Auch Apple entwickelt mit dem Team aus Blackberrys Betriebssystem QNX in Kanada das selbstfahrende Auto. Und die Chinesen schlafen auch nicht. Erst haben sie die Augsburger Roboter-Firma KUKA gekauft und jetzt gibt es auch das wertvollste chinesische KI-Startup SenseTime. Diese Firma bekam $1 Mrd. Finanzierung. Auch Alibaba ist einer der Investoren. Bis 2017 hat China über 400.000 industrielle Roboter gehabt und damit Nord-Amerika und die Europäische Union in der Anzahl der Roboter, die in Fabriken operieren, überholt. – Igor Fodor


Leserbrief zu „Kriegsverweigerung“ von Jörg Lau

Jörg Lau gelingt es in seinem kurzen aber prägnanten Beitrag zur jüngsten Frage der Intervention „des Westens“ in Syrien, das juristische Dilemma des gegenwärtigen völkerrechtlichen Friedenssicherungsrechts aufzuzeigen: die Verteidigung des Völkerrechts erscheint nur durch dessen Bruch möglich. Die eigentlich innerhalb des Systems der UN-Charta rechtmäßig handelnden Staaten mit ständigem Sitz im UN-Sicherheitsrat kann leicht Rechtsmissbrauch vorgeworfen werden, indem sie das Gremium durch ihre fehlende Zustimmung am Erlass einer Resolution hindern. Den verschiedensten „Koalitionen der Willigen“ kann vermutlich noch leichter vorgeworfen werden, das Völkerrecht zu einem außenpolitischen Abwägungskriterium degradiert zu haben, indem sie auf einer regelmäßig zumindest fragwürdigen Ermächtigungsgrundlage bewegen.

Dennoch reicht es nicht, pauschal von „dem Völkerrecht“ zu sprechen. Das Völkerrecht ist kein der Realität entrücktes Rechtsgebiet, sondern von tagespolitischer Relevanz. Damit ist aber auch gerade von der medialen Berichterstattung eine stärkere Differenzierung zu verlangen.

Genauso wenig wie es „den“ nationalen Rechtsbruch gibt, gibt es keinen Bruch „des“ Völkerrechts schlechthin. Das Völkerrecht verfügt genauso wie das nationale Recht über spezielle Normen, seien sie in einem bi- oder multilateralen Vertrag niedergelegt oder in der von einer Rechtsüberzeugung getragenen Staatenpraxis enthalten. Welche völkerrechtliche Norm wird also gebrochen, welche verteidigt? Die Beantwortung dieser Frage kann in einem Zeitungsartikel durchaus verlangt werden – so komplex ist sie nicht. In Situationen dieser Art stehen sich regelmäßig grundlegende Prinzipien der Völkerrechtsordnung gegenüber: die souveräne Gleichheit der Staaten und das allgemeine Gewaltverbot, festgelegt in Art. 2(1) bzw. Art. 2(4) der UN-Charta auf der einen Seite sowie der Verstoß gegen spezielles Völkervertragsrecht wie der Chemiewaffenkonvention oder der Verstoß gegen bestimmte Normen des zwingenden Völkerrechts (ius cogens) wie er insbesondere in der systematischen Verletzung fundamentaler Menschenrechte gesehen wird. Dass Art. 2(4) UN-Charta nun aber selbst Teil des ius cogens ist, macht das Dilemma perfekt. Die zentrale Frage, ob und wie in diesen Situationen „verteidigungswertere“ Normen auszumachen sind – Menschenrechtsverletzungen durch primitive Fassbomben werden geduldet, dieselben Verletzungen begangen durch die perfide Terrorwaffe Giftgas aber nicht – kann kaum durch einen Pauschalverweis auf „die Verteidigung des Völkerrechts“ begründet werden.

So ist es bspw. wichtig zu betonen, dass auch die immer wieder diskutierte Rechtsfigur der „humanitären Intervention“ zunächst eine nach der UN-Charta unzulässige Intervention bleibt. Gerechtfertigt werden kann sie nur innerhalb der engen Grenzen des Selbstverteidigungsrechtes oder durch ein Mandat des Sicherheitsrats nach Kapitel VII der UN-Charta. Sind diese Ausnahmetatbestände nicht erfüllt, hilft auch der euphemistische „legitime Völkerrechtsbruch“ nicht moralisch darüber hinweg, dass die Handlung juristisch verboten ist. Die „humanitäre Intervention“ der NATO 1999 im Kosovo war daher auch nicht das einzige Mal, dass diese Doktrin völkerrechtlichen Schiffbruch erlitten hat. Die verschiedensten „Koalitionen der Willigen“ haben das Völkerrecht zu einem außenpolitischen Abwägungskriterium degradiert. Der durch Luftschläge leidlich erreichte Schutz vor Menschenrechtsverletzung wurde um den Preis anderer Menschenrechtsverletzungen erkauft. Genauso „erkaufen“ sich Unrechtsregime den Einsatz von Chemiewaffen durch die Hinnahme einer begrenzten Anzahl von Luftschlägen.

Ohne Zweifel hat das Völkerrecht auf systematische Menschenrechtsverletzungen zu reagieren. Ohne Zweifel sind die völkerrechtlichen Sicherungsmechanismen für die Konflikte der Gegenwart unzureichend gewappnet. Die Aufgabe liegt jedoch in der Fortentwicklung des Friedenssicherungsrechts und nicht in einem Rückfall in die Zeiten der „power politics“. Reine Strafaktionen ohne anschließendes Sicherungskonzept bergen ein inhärentes Eskalationspotential, welches sich üblicherweise in weiteren Völkerrechtsverletzungen realisiert. Der Millennium Report des UN Generalsekretärs (UN Doc. A/54/2000) war ein erster Versuch, mit der „Responsibility to Protect“ die sekundäre Schutzverantwortung der Staatengemeinschaft normativ zu etablieren. Allein: auch die R2P ermöglicht eine humanitäre Intervention nur im bestehenden System der UN-Charta, nur mit Ermächtigung des Sicherheitsrats. Seitdem ist normativ nicht mehr viel geschehen und die völkerrechtliche Katze beißt sich nach wie vor in den sprichwörtlichen Schwanz. – Raphael Schäfer


Leserbrief zu „Die Deutungsschlacht“ von Moritz Aisslinger et al.

Es mag in Chemnitz Hetze und Hetzjagden gegeben haben, das umstrittene Video ist jedenfalls kein Beleg. Ein mutiger Afghane filmt eine fremdenfeindliche Demo. Ein Demonstrant fühlt sich provoziert und wird tätlich. Eine Auseinandersetzung und die zu erwartenden Reaktionen. Das ist zu verurteilen, aber weder ein Beleg für Hetze noch Hetzjagden. Vorschnelle Interpretationen und überzogene Begrifflichkeiten, wie die von Regierungssprecher Seibert, stärken nur die Basis von AfD und Konsorten. Die anstehende Versetzung von Verfassungsschutzpräsident Maaßen für seine besonnene Mahnung setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. – Dr. Hans-Günther Vieweg


Leserbrief zu „Die Mutmacher“ von Stefan Schmitt

Die gute Nachricht, dass die vielen Initiativen zum Klimaschutz gemeinsam Einiges bewirken, verbinde ich mit der Befürchtung, dass viele Staaten ihre eigenen Bemühungen vernachlässigen und sich auf den Beitrag dieser Initiativen verlassen oder deren Ergebnisse in ihre eigenen „Erfolge“ einbeziehen könnten. – Friedrich Gebhardt


Leserbrief zu „Seehofers 69“ von Wolfgang Bauer

Ich bin weder rechtsradikal noch ausländerfeindlich. Aber für diese aufwändigen Recherchen, die erkennbar allein dem Zweck der Diskriminierung von Innenminister Seehofer dienen, habe ich kein Verständnis. Die hierfür angefallenen Kosten sind insoweit m.E. absolut unverhältnismäßig und inakzeptabel. Dieses Geld hätten Sie besser für eine sinnvollere „Flüchtlingshilfe“ verwendet. “ – Dieter Kempf


Leserbrief zu „Das Ausmaß der Verbrechen“ von Evelyn Finger und Veronika Völlinger

Die „heilige katholische Kirche“ ist wohl die einzige Institution weltweit, die über zwei Jahrtausende Verbrechen in vielfältiger Form begangen hat. Die Vernichtung von Akten und der erwähnte Widerstand gegen eine unabhängige Aktenanalyse zeigen heute den Willen der Kirche gegen vorbehaltlose Aufklärung. Die genannten 3677 Opfer und 1670 Täter sind wohl nur ein geringer Anteil an den realen Zahlen. Aber wer an Gott glaubt, sich durch den Psychoterror der katholischen Kirche gefügig machen lässt, und sich Geld aus der Tasche ziehen lässt, das u.a. für Paläste [Tebartz van Elst u.a.] verbraucht wird, ist ja selber schuld. Um es etwas unkultiviert auszudrücken: Dieser ganzen bigotten, scheinheiligen, verlogenen, pädophilen Drecksbrut in ihren Karnevalskostümen sollte der ******* abgehackt werden und sie in ein dunkles Loch gestossen werden, aus dem sie nie wieder herauskommen. – Manfred Hoenen