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29. November 2018 – Ausgabe 49

 

Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Soso, Gerechtigkeit ist für den Allianz-Chef „ein marxistischer Begriff“ – da hat der Zahlenmensch Bäte aber mehr als zweitausend Jahre Geistesgeschichte mal ganz locker unter den Tisch fallen lassen. Er weiß wohl auch nicht, was die alten Griechen unter der Tugend διϰαιοσύνη verstanden, nämlich Gleiches gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln – wäre das nicht auch eine Maxime für den CEO eines Weltkonzerns? Auch sonst vermittelt das Gespräch mit Herrn Bäte einen eher blutleeren Eindruck – als sage er nicht das oder zumindest nicht alles, was er wirklich denkt. Was einerseits verständlich ist, denn auch und gerade ein Mensch in seiner Position muss unendlich viele Rücksichten nehmen. Aber warum gibt er dann überhaupt dieses Interview? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Black Friday“ von Josef Joffe

Eine kleine korrektur kann ich mir nicht verkneifen- Die als Kind in Canada aufgewachsen Halloween liebte wie kaum ein anderes Fest: Halloween ist vorchristlichen ursprungs und bedeutet soviel wie „all Hollows eve“ („aller Heiligen abend“): es war vom datum her zuvor im keltischen Kalender nach der Übergang vom alten zum neuen jahr („samhain“am 1.11.) an dem sich dem Glauben nach die Verstorbenen Seelen mit den der lebenden mischten und diese sich durch Verkleidung unkenntlich machen wollten. Erst mit der Übersiedlung der irischen bevölkerung nach Amerika ist dieser Brauch dort hin gelangt und mutierte innerhalb weniger jahrzehnte zu einem Konsumorientierten fasching. Es ist also irisch/englischen Ursprungs. Der katholische feiertag ist -wie die meisten feiertage (Ostern /Weihnachten )- Dem alten heidnischen feiertag zugeordnet, bzw aufgesetzt worden, um es so der Bevölkerung einfacher zu machen den neuen Glauben des christentums anzunehmen. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Die Notwendigkeit der Digitalisierung steht sicher außer Frage, aber es scheint mir als würde mal wieder das Pferd vom Schwanz aufgezäumt. Wie so oft ist es einfacher und effektvoller neue Maßnahmen zu beschließen, anstatt bestehende überhaupt erstmal zu verbessern oder gar anzugehen. Wie ist den Schulkindern denn geholfen, wenn sie dann mit 5G im Livestream posten können, wie verdreckt und eklig die Schultoiletten sind und sie es sich verkneifen, oder daß der Unterricht wieder mal ausfällt, weil nicht genügend Lehrer ausgebildet wurden, bzw. die vorhandenen schlecht bezahlt, überarbeitet und vielleicht im burn-out sind. Da können die kids dann live posten, wie sie mal wieder bei der Benotung benachteiligt wurden, weil ihr Name ausländisch klingt oder Vati auf Stütze ist. Sie können sich gegenseitig hochauflösende Videos zustreamen mit den Anpöbelungen oder dem Mobbing durch Schulkameraden. Oder echt krasse videos machen vom Lehrerbashing. Sich für gerechte Bildungschancen einzusetzen, die Schulen zu sanieren oder für die Inklusion zu kämpfen ist halt mühsam und füllt keine Talkshow. Alles schreit nach Digitalisierung, da schreien wir halt mit. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Lang lebe der FCB!“ von Stefan Willeke

Die Bayern werden gerade mit Hohn und Spott bedacht – zur Wahrung des von Rummenigge zu Recht reklamierten Anspruchs auf Menschen- würde gehört aber auch ein Quantum Trost: Hätten sie letztens nicht gegen den Aufsteiger Düsseldorf, sondern gegen den Absteiger HSV gespielt, hätte das Endergebnis nicht 3:3, sondern traditionsgemäß ca. 10:0 gelautet. Dann wäre der FC Bayern nicht Fünfter, sondern immerhin schon mal Dritter. – – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Die üblichen Bezeichnungen für die Tätigkeiten des Herrn Merz in der Wirtschaft, von Berater bis Führungskraft, verkennen die Rolle, die die meisten Mitglieder von Aufsichts- und Beiräten spielen, erheblich. (Nur nebenbei – es gibt Personen, die in mehreren DAX-Aufsichtsräten sitzen, ohne sich auch nur in einer der betroffenen Branchen auszukennen!) Wie sollte er denn auch in so unterschiedlichen Wirtschaftszweigen wie Banken, Versicherungen, Papierherstellung und Fußball-Bundesliga so versiert sein, dass er einem hoffentlich sachkundigen Vorstand einen essentiellen Rat geben könnte? Glaubt man wirklich, dass eine Firma, die überwiegend Toilettenpapier herstellt, zur Bewältigung ihrer Aufgaben den Rat des Herrn Merz benötigt? Nein – man muss es ganz nüchtern sehen: Herr Merz bekam so viele Mandate in so vielen unterschiedlichen Branchen ganz allein wegen seiner politischen Erfahrungen, Beziehungen und Einflussmöglichkeiten. Und hier liegt sein wahres Problem: nicht in der Frage, ob er dem Mittelstand oder der Oberschicht angehört, nicht in dem Umstand, dass ein zukünftiger Kanzlerkandidat mit Privatflugzeugen fliegt (das tat z. B. Franz Josef Strauss auch und wurde dafür sogar bewundert), sondern dass er als professioneller „Strippenzieher“ wahrgenommen wird. Einen solchen wollen viele nicht unbedingt im Kanzleramt sehen. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Super Beitrag! Auch wenn er an entscheidenden Stellen zu kurz greift. Aber das können Sie ja in den nächsten Ausgaben ergänzen. Drei Punkte:
Einer der größten Feinde für die Bereitschaft des Menschen, die Umwelt konsequent zu schonen, ist es erstens, wenn offenbar wird, dass manche mit missionarischem Eifer verfochtene Schutzmaßnahme unbegründet und sinnlos ist. Eine solche „Entmythologisierung“ widerfährt zurzeit berechtigterweise dem Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft: Er ist buchstäblich „aus der Luft gegriffen“. Sie haben das neulich in Ihrer Zeitung selbst aufgedeckt – erstaunlicherweise ohne die einzig sinnvolle Konsequenz einzufordern, nämlich dass dieser Grenzwert aufgehoben wird. Wir werden, wenn Ihr Szenario stimmt, der Natur zuliebe reichlich Einschränkungen am Gewohnten hinnehmen müssen; für deren Akzeptanz ist es unabdingbar, Einschränkungen, die sich als sinnlos erweisen, abzuschaffen!

Zweitens erscheint es mir merkwürdig, dass Sie eins der Credos, die für die Umweltzerstörung hauptverantwortlich sind, nicht thematisieren: das Paradigma vom ewigen Wirtschaftswachstum. Diesem zuliebe, so hört man es in sämtlichen Talkshows stets unwidersprochen, dürfe beispielsweise die Einwohnerzahl Deutschlands nicht sinken. Wer hat den Mut, zu sagen, dass es keine Katastrophe wäre, wenn in absehbarer Zeit nur noch 60 Millionen Menschen in Deutschland leben würden und die Wirtschaftsleistung dementsprechend auf 75 oder 80 Prozent des jetzigen Wertes sänke? Dass der Umwelt geholfen wäre, wenn weniger Menschen auf dem Planeten ihr Auskommen finden müssten, ist unbestritten. Deutschland könnte hierin Vorbild für die ganze Welt werden. Bitte entwickeln Sie den Mut, das anzusprechen, auch wenn sogenannte Wirtschaftsfachleute darüber erst mal den Kopf schütteln! Das tun die doch nur, weil sie noch einem falschen, fatalen Traum folgen.

Drittens erwarte ich von Ihnen die Darstellung innovativer Lösungsansätze – gern mit einer Würdigung, ob sie schon weit gediehen sind oder noch vollkommen fantastisch anmuten. Warum bremsen wir die Erderwärmung zum Beispiel nicht dadurch ab, dass wir 200 Millionen nicht mehr benutzte CDs in den Orbit schießen, die einen Teil des Sonnenlichts reflektieren und somit die Erde kühlen? Dämlich? Mag sein. Aber so klangen am Anfang viele bahnbrechende Innovationen. In entsprechenden Think Tanks gibt es, wie man weiß, zumindest ähnliche Ideen. (Es wäre natürlich hilfreich, wenn man gleich auch ein Konzept hätte, wie man die Scheiben bei Bedarf wieder einfängt). Viel weiter sind wir ja bereits auf dem Weg zur Erzeugung nicht-(säuge)tierischen Fleisches – danke, dass Sie vor einiger Zeit darüber berichtet haben! Bringen Sie hierzu bitte bald ein Update? – Hanno Herzler


Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Die ganz normale (weibliche) Gewalt
Zurzeit sind wieder einmal die Themen „häusliche Gewalt“ bzw. „Gewalt gegen Frauen“ stark in den Medien präsent. Als Mann muss ich den Eindruck gewinnen, dass Deutschland ein Land der Schläger, Vergewaltiger und Frauenmörder ist. Schon bei der MeToo-Debatte entstand bei mir dieses ungute Gefühl der pauschalen Bezichtigung. Obwohl ich selber nicht direkt betroffen bin, macht es mich betroffen, dass ich unter Berufung auf die Statistik in eine Art moralischen Schwitzkasten genommen werden soll, weil ich ein Mann bin. Im letzten Jahr sind laut Statistik 147 Frauen Opfer ihrer Partner geworden, etwa 20 Männer sind ihren Partnerinnen zum Opfer gefallen. Das ist eine schreckliche Bilanz, aber nur die Spitze des Eisbergs häuslicher Gewalt. Statistisch belegte männliche Gewalt gegen Frauen wird von bestimmten Frauen dankbar aufgegriffen als Munition im Kampf gegen „das Patriarchat“ oder gar gegen „toxische Männlichkeit“. Frauen würden gemordet, „weil sie Frauen sind“. Die Täter werden pathologisiert, Männer pauschal in Haftung genommen. Fragen nach den tiefer liegenden Ursachen für diese Gewalt werden ausgeblendet. In meinen Augen ist das eine falsche und einseitige Sichtweise.

Zweifellos gibt es unter Männern Sadisten und Brutalos, die ihre Partnerinnen grundlos verprügeln. Es mag auch sein, dass es einige mehr oder weniger pathologische Sado-Maso-Beziehungen gibt, bei denen Gewalt entgleist, oder dass Paare trotz Gewalt zusammenbleiben, weil es offensichtliche emotionale oder finanzielle Abhängigkeitsverhältnisse gibt. Ich stelle aber die These auf, dass es sich dabei um Minderheiten handelt. Die meisten Fälle von „ganz normaler Gewalt“ in Beziehungen sind bei näherem Hinsehen wesentlich komplexer. Ausgeblendet bleibt nämlich weibliche Gewalt gegen Männer. Das ist nach wie vor ein Tabuthema. Es gibt inzwischen einige Studien und auch Artikel dazu, die aber in der Öffentlichkeit nicht oder nur am Rande wahrgenommen werden. Weibliche Gewalt – Frauen als Täterinnen – ist immer noch ein großes Dunkelfeld.

Ich stelle in der Folge einige Thesen zum Thema häusliche Gewalt auf. Dabei nehme ich bewusst die männliche Perspektive ein und richte den Fokus auf das Vorfeld von Gewalthandlungen. Ich stelle mir folgende Fragen:
Was sind die Besonderheiten weiblicher Gewalt?
Was geht in den Köpfen der Männer vor, bevor sie zuschlagen?
Welchen Anteil haben die Frauen an der Gewalt, die gegen sie ausgeübt wird?

  1. Weibliche Gewalt ist meist psychische Gewalt und hinterlässt in den meisten Fällen keine körperlichen Spuren. Kommt es zu Auseinandersetzungen, werden Männer mit Worten infantilisiert, gedemütigt, gequält, zermürbt und abgewertet. Ständiges Entwerten („Arschloch“, „Schlappschwanz“, „Weichei“, „Versager“ usw.), Nörgeln und Bohren können Männer in den Wahnsinn treiben, vor allem solche Männer, die verbal unterlegen sind und sich nicht angemessen verbal wehren können. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Ton. Männer ertragen den weiblichen Nörgel- und Vorwurfston sehr schlecht. Es ist für eine Frau ziemlich leicht, einem Mann mit Worten das Leben zur Hölle zu machen. Sie kann sich dabei meist auf ihre verbale Überlegenheit verlassen oder auf ihre Fähigkeit, sich problemlos außerhalb der Logik zu bewegen. Loriot hat solche Dialoge in satirischer Absicht aufgezeichnet. Was bei ihm komisch wirkt, ist im Beziehungsalltag eine Quälerei.
  2. Wenn weibliche Gewalt handgreiflich wird, ist sie meist nicht so folgenreich wie die Gewalt von Männern. Frauenschläge sind in der Regel nicht so heftig, auch wenn sie in zerstörerischer Absicht geführt werden. Viele betroffene Männer verschweigen diese weibliche Gewalt aus Scham, es passt nicht zum traditionellen Männerbild, von seiner Frau geschlagen zu werden. Bei vielen Männern greift auch eine Beißhemmung gegen Frauen, sie lassen sich schlagen, schlagen aber nicht zurück.
  3. Vor einem Kapitalverbrechen (Mord, Totschlag), aber auch in weniger dramatischen Fällen (Körperverletzung) gibt es (fast) immer eine Vorgeschichte, die aber in der Statistik nicht auftaucht. Vorausgegangen ist oft eine Aushöhlung und Verschlechterung der Beziehung, an der nicht immer die Männer schuld sind. Wenn dann Frauen ihre Männer im offenen Konflikt verbal unter Dauerbeschuss setzen, wird es gefährlich. Männer schlagen oft aus purer Hilflosigkeit zu, weil sie nicht wissen, wie sie absurdes, übergriffiges oder demütigendes Verhalten von Frauen beenden können.
  4. Ein zentrales Motiv für Männer, ihre Partnerinnen zu misshandeln, ist die Drohung verlassen zu werden bei gleichzeitiger Unfähigkeit, in der Partnerschaft über Probleme zu reden. Diese ausgesprochene oder unausgesprochene Drohung ist für manche Männer eine derart schwere narzisstische Kränkung, dass sie sich nicht anders zu helfen wissen, als um sich zu schlagen. Das ist keine Entschuldigung, sondern eine Feststellung. Ähnliches gilt für das Gefühl vieler Männer, in der Beziehung überfordert zu sein, den Erwartungen und Ansprüchen ihrer Frauen nicht zu genügen. Das höhlt auf Dauer das männliche Selbstbewusstsein aus, vor allem dann, wenn die Frauen diese Botschaft ständig aussenden. Männer ohne Selbstbewusstsein schlagen eher zu, wenn sie in Bedrängnis geraten.
  5. Ein klassisches Motiv für Beziehungsstaten ist die Eifersucht. Wenn die Partner sich gegenseitig als ihren Besitz betrachten, ist die Lunte schon gelegt. Dann kann bei tatsächlichem oder auch nur vermutetem Fremdgehen die Bombe platzen. Auch hier ist wieder Verlustangst im Spiel, die narzisstische Kränkung, die bei Männern Auslöser von Aggressionen und Rachegefühlen ist. Ich vermute, dass eifersüchtige Frauen ebenfalls wilde Rachefantasien haben, sie aber anders ausleben als Männer.
  6. Viele Frauen sind Meisterinnen der emotionalen Erpressung. Das Grundmuster ist der gute alte Liebesentzug: „Wenn du nicht tust, was ich will, liebe ich dich nicht mehr.“ In die gleiche Kategorie gehört das habituelle Jammern, das demonstrative Leiden, die chronische Unzufriedenheit: „Du bist schuld, dass ich so unglücklich bin“ bis hin zur Drohung mit Selbstmord. Aber auch die Selbstbezichtigung und Selbstabwertung ist eine Art von emotionaler Erpressung: „Ja ja, ich bin immer an allem schuld“. Mit den verschiedenen Varianten emotionaler Erpressung können Frauen Männer auf die Dauer bis zur Weißglut treiben.
  7. Frauen können ihre schärfste Waffe, die sexuelle Kälte, in Auseinandersetzungen einsetzen (bis hin zur Totalverweigerung) und damit bei Männern ein existenzielles Gefühl von Abhängigkeit und eine hilflose Wut auslösen. Manche Männer gehen dann nicht einfach in den Puff, sondern reagieren mit Gewalt. Vergewaltigung in der Ehe ist inzwischen (zu Recht!) ein Straftatbestand, Verweigerung in der Ehe ist keiner, im Gegenteil, Verweigerung ist das „gute Recht“ der Frauen gegenüber ihren triebgesteuerten Männern. Für mich ist das angesichts der unterschiedlich gelagerten Sexualität von Männern und Frauen eine psychische und rechtliche Schieflage.

Ich habe diese Thesen bewusst kurz gehalten. Zu jedem Punkt könnte man ein Buch schreiben. Die Punkte erheben weder Anspruch auf Wissenschaftlichkeit noch auf Vollständigkeit. Sie basieren auf Beziehungserfahrungen, meinen eigenen und denen anderer Männer. Ich will keineswegs darauf hinaus, dass Frauen selber schuld sind, wenn ihnen Gewalt von Männern widerfährt. Das wäre genau so falsch wie die einseitige Schuldzuweisung an die Männer. Ich will auch nicht männliche Gewalt gegen weibliche aufrechnen. Das wäre Unsinn. Meine Meinung ist aber, dass das zurzeit in den Medien verbreitete „Narrativ“ unvollständig ist und dass die Situation wesentlich komplexer ist, als die nackten statistischen Zahlen zu zeigen scheinen. Unterhalb der Strafbarkeitsschwelle und auf spezifische Art wird sehr viel mehr Gewalt von Frauen gegen Männer ausgeübt, als in der Öffentlichkeit bekannt wird. Ein Problem ist, dass diese Art von Gewalt schwer nachweisbar und juristisch kaum greifbar ist. Jeder Mensch mit Beziehungserfahrung kennt aber solche Situationen. Gewalt, so das Fazit, ist weder männlich noch weiblich, sondern menschlich.

Es ärgert mich dann umso mehr, wenn bestimmte Frauen sich unter Hinweis auf die Statistik aufs hohe moralische Ross setzen, auf uns Männer herabschauen, uns pauschal herabwürdigen und die Frauen ebenso pauschal als reine und unschuldige Opfer darstellen. Ich verstehe diese Thesen über ganz normale weibliche Gewalt als Denkanstoß und Gesprächsangebot. Das Ziel ist, dass Männer und Frauen miteinander reden, nicht bloß übereinander. – Paul Pfeffer


Leserbrief zu „Brauchen wir die SPD noch?“ von Navid Kermani

Seit dem Jahr 2000 hatte die SPD zehn Parteivorsitzende. Ihr sind ganz offensichtlich die überzeugenden Persönlichkeiten weitgehend abhanden gekommen. Die SPD war im Bund nur dann stark, wenn ihre Spitzenpolitiker und Kanzlerkandidaten zumindest einige der Schlüsseleigenschaften hatten oder zu haben schienen – Kompetenz, Autorität, Charisma, Souveränität, Erfahrung. Herr Gabriel wurde als wankelmütig und unstet wahrgenommen, Frau Nahles empfinden viele überwiegend als Nervensäge, der omnipräsente Herr Stegner erscheint nicht nur politischen Gegnern als, pardon, veritabler K…brocken, und Herr Schulz ist an dem Stoizismus der Frau Merkel abgeprallt und wurde schon deshalb als zu leicht befunden. Die Frage, ob wir die SPD noch brauchen, kann man sehr unterschiedlich beantworten, aber mehrheitsfähig wird sie frühestens dann wieder, wenn sie den Wählern ein attraktives personelles Angebot macht. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Das ruft mich auf den Plan. Ihr Autor hat das erkannt. Mir fehlt allerdings eine wichtige Eigenschaft, die bis heute noch nicht in den Lehranstalten Fuß gefasst hat. Ohne Autorität kann eine Bildungsstätte nicht vernünftig geführt werden. Wenn ich ihnen das alles erzählen würde, was wir mit unseren Kindern und selbst im Elternbeirat einer Realschule in NRW erlebt haben, dann reicht eine Seite ihrer Zeitung nicht aus. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über Väter und Söhne“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Die Parallelität ist verblüffend: Wie bei einem Kollegen von Ihnen, der ebenfalls wöchentlich Glossen für eine Qualitätszeitung schreibt, hat man auch bei Ihnen den Eindruck, dass Sie das beachtliche hohe Niveau früherer Jahre einfach nicht mehr erreichen, dass Ihnen – was absolut kein Wunder ist – die originellen Ideen, die kraft- vollen Formulierungen, die überraschenden Clous allmählich ausgehen. Sie beide versuchen das zu kompensieren, indem Ihre Texte immer ichbezogener, selbstreferentieller werden. Bei Ihnen kommt noch eine – wie ich es empfinde – verbiesterte, verbissene Fixierung auf das Thema Political Correctness, ganz besonders in punkto Gender- Fragen, hinzu. (Was dann leider auch zu bösen Missgriffen führt wie der Behauptung, Elvis würde im Jailhouse Rock etwas Frauenfeindliches von einer „Schnitte“ singen, wo es doch um einen mitgefangenen männlichen „jailbird“ geht.) Und leider scheuen Sie beide auch nicht davor zurück, in Ihren Texten kräftig Werbung für Ihre Bücher und Lesungen zu machen. Und dabei überziehen Sie diesmal m. E. doch ein wenig: „… hatte ich eine gemeinsame Lesung…“, „… einen meiner Romane schickte …“, „… habe ich einen Roman geschrieben.“ Reiner Zufall? Oder schielen Sie dabei nicht in etwas zu aufdringlicher (man kann auch sagen: peinlicher) Weise auf das gerade anlaufende Weihnachtsgeschäft …? – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Brauchen wir die SPD noch?“ von Navid Kermani

Navid Kermani trauert Sigmar Gabriel als SPD-Vorsitzendem und Außenminister nach. Ich hätte nicht gedacht, dass Kermanis Gedächtnis so kurz sein kann. Es ist noch kein Jahr her, dass Gabriel im SPIEGEL den Erhalt von Industriearbeitsplätzen gegen den Schutz von Umwelt und Klima ausgespielt, Diversität, Inklusion und Gleichstellung zu zeitgeistigen Randthemen erklärt und dazu aufgerufen hat, die vertraute Nation gegen das Globale und das Fremde zu verteidigen. Eine SPD, die AfD-Politik propagiert, ist das Letzte, was wir brauchen. Die von Kermani hochgehaltene internationale Solidarität wurde mit Füßen getreten durch Rüstungslieferungen an menschenrechtsverletzende Regierungen, die Gabriel als Wirtschaftsminister genehmigte. Die Aufhebung der Russland-Sanktionen machte er schon seit zwei Jahren nicht mehr von der Erfüllung des Minsker Friedensabkommens abhängig, Flüchtlinge machte er zum Sündenbock dafür, dass Deutsche sozial benachteiligt seien – nicht Alexander Gauland, sondern Sigmar Gabriel. Dass Kermani Angela Merkels Flüchtlingspolitik für den Erfolg der Populisten in Europa „mitverantwortlich“ macht, zeugt zudem von erschreckender Blindheit: Was haben die PiS, die 2005 stärkste Partei im polnischen Parlament wurde, oder Viktor Orbán, der 2010 die Macht in Ungarn ergriff, mit Merkel zu tun? In einer Studie der TU Dresden wurde erst kürzlich nachgewiesen, dass der Flüchtlingszuzug nicht die Ursache für den wachsenden Erfolg der Rechtspopulisten in Europa ist. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Ihr Beitrag hat mir wieder einmal gezeigt, wie dieJournalisten heute denken. Ich kann nur hoffen, Merz lässt sich davon nicht beeindrucken. Völlig lebensfremd ist das Verhalten ihrer Journalisten, daß der Bewerber ständig zu taktieren hat und 3mal überlegen sollte, ehe er etwas sagt. Das ist mir alles zu heuchlerisch gedacht. Ich habe in meinem langen Leben andere Erfahrungen gemacht, die dem widersprechen. Klartext und nichts verschweigen. Auch wenn es weh tut. Das muß in der Politik auch gelten. Die aus der Kontrolle geratene Zuwanderungswelle darf uns nie wieder passieren. Ähnlich hat es Merz gesagt, und das werden die meisten Bürger auch honorieren. Taktieren kann man auf dem Viehmarkt oder bei einer Versteigerung. Wie sie auch ansprechen: Merz hat bei seinem Einkommen genau das gemacht, was man nicht machen sollte. Klare Ansage, auch wenn es hohe Summen sind. Ich weiß natürlich auch, das Deutschland als einziges Land ist, indem man sich zu entschuldigen hat, wenn der Betreffende aus dem üblichen Rahmen fällt. In Amerika ist es genau umgekehrt, dort wird er mit Beifall Willkommen geheißen. Die allermeisten Bürger wissen das wir ein kapitalistisches Land. Der hat uns nämlich zum Wohlstand geführt. Das sind alles linke Manieren, die keinen Sinn machen. Daran mache ich auch den Untergang der SPD fest. Die sollen in der Mitte bleiben und ihr soziales Engagement wieder stärken und die wirklich Armen und alten Menschen unterstützen. Und von den Ausländern gegenüber klare Regeln und Verhaltensweisen abverlangen, nur dann hat sie eine Chance der CDU auf den Pelz zu rücken. Die Personenfrage, auch wenn sie schon mehrmals geändert worden ist, muß darüber hinaus auch wieder her. Ich fürchte nur, die dafür infrage kämen gibt es in der SPD nicht mehr. Die sind alle zu alt oder entsorgt worden. Einen Schröder werden die so schnell nicht finden. Wegen Putin stehen die ohnehin mit ihm auf Kriegsfuß. Vorerst wird es nichts mehr mit der SPD. Dafür haben sie zu viel falsch gemacht. Die Rivalen sind für März keine echte Gefahr. Frau Kammhauser? war und ist zu nahe bei Frau Merkel, die sie gern als Nachfolgerin sehen würde. Allein schon deswegen hat sie keine Chance. Herr Spahn ist schwul, auch das geht nicht. Ja, sie lesen richtig. Und der Journalismus ist genauso schlecht wie die Politik. Der eigene Stall soll natürlich sauber bleiben. Es nützt nichts mehr. Dafür haben auch sie zu vieles falsch gemacht. Auch das Verhalten gegenüber der AfD war und ist ein dummes Verhalten. Sie legen doch immer soviel Wert auf unsere Demokratie, dann verhalten sie sich auch wie Demokraten. Österreich macht uns das gerade vor. Nur März und oder Spahn werden unser Land wieder aus der Jauchengrube holen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Ich mache Herrn von Kittlitz keinen Vorwurf aus seinem Unverständnis für John Chaus Versuch, den unerreichten Inselbewohnern von North Sentinel das Evangelium zu bringen. „Gerettetsein schafft Rettersinn“ ist ein geflügeltes Wort unter Christen. Das heißt, nur wer selbst die befreiende und glücklich machende Kraft des Evangeliums erfahren hat, kann verstehen, dass Menschen gedrängt sind, diese Botschaft weiterzusagen – an die Neuheiden im eigenen Land oder die Unerreichten im Indischen Ozean. Was, wenn sich Paulus von Kittlitz‘ Bedenken hätte abhalten lassen, mit dem E v a n g e l i u m im Gepäck den Hellespont zu überqueren, um die umwerfende Freudenbotschaft vom Orient in den Okzident zu überbringen (vgl. Apg 16)? Gott sei Dank, dass er gegen alle inneren und äußeren Widerstände dem Ruf „Komm herüber … und hilf uns“ gefolgt ist! Nur so konnte auch ich 2000 Jahre später die rettende Botschaft vernehmen und Heil für Zeit und Ewigkeit finden!

Rein innerweltlich lässt sich die Tollkühnheit John Chaus ebensowenig wie die Widerständigkeit einer Marie Durand erklären. Marion von Klot sang noch am Tag vor ihrer Hinrichtung im Alter von nur 22 Jahren (!) getrost das Lied „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl!“ Die ägyptischen Kopten blieben ebenfalls standhaft und ließen sich im Februar 2015 lieber enthaupten als ihren Heiland zu verleugnen. Sie alle wussten, wem Sie geglaubt hatten (vgl. 2. Tim 1,12) und wer ihr einziger Trost im Leben wie im Sterben ist. Mit Paulus können sie sagen: „… wir sind der Welt ein Schauspiel geworden“ (1. Kor 4,9); sie wurden „durch Schmähungen als auch Drangsale zur Schau gestellt“ (Hebr 10,33). Kittlitz sitzt noch gefahrlos hoch oben auf den bequemen Rängen der Arena und hält mit seinem Unverständnis über John Chau nicht hinter dem Berg. Ich bete, dass die rettende Botschaft auch zu ihm durchdringt und er dann zu uns Christen in die Arena herabsteigt, um – auf die eine oder andere Weise – mitzukämpfen am Evangelium! – Marcel Haldenwang


Leserbrief zu „Weniger saufen, mehr schnaufen“ von Harro Albrecht

Der Artikel von Harro Albrecht setzt stillschweigend voraus, dass eine hohe Anzahl an gelebten Jahren ein erstrebenswertes Ziel ist. Das ist aber überhaupt nicht klar. Die Anzahl der beschwerde- oder behandlungsfreien Lebensjahre oder das Verhältnis dieser Zahl zur Gesamtzahl der Jahre zu erhöhen könnte genau so gut ein Ziel sein. Auf den Gesundheitszustand geht der Artikel aber gar nicht ein, denn es werden nur Zahlen zu Übergewichtigen, Alkoholkonsum und Sport angedeutet. Vielleicht doch also lieber schlemmen und saufen und dann fix mit 62 einen tödlichen Herzinfarkt bekommen als schnaufen und von 90 bis 95 bettlägerig sein? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Black Friday“ von Josef Joffe

Ich lese Ihre Kolumne immer als (fast) Erstes und oft mit viel Vergnügen. Umso mehr haben Sie mich verunsichert, als ich selbst in Ihrem Beitrag zum Schwarzen Freitag / Black Friday nicht den geringsten Hinweis darauf fand, wofür der Begriff Black Friday / Schwarzer Freitag eigentlich steht, nämlich für Tage, an denen Teile der Menschheit an den Rand des Abgrunds oder darüber hinaus gedrängt wurden. Ob englische, amerikanische oder Weltgeschichte, hatte es nirgends etwas mit shoppen, viel aber mit Not und Verelendung und Angst zu tun.

Ist das alles keine Erwähnung mehr wert, oder möchte man dem Kaufrausch nicht dazwischenfunken, der doch so viel bedeutender ist als Geschichtsbewusstsein? Ich bin ehrlich und gebe zu, dass ich mich, bevor ich diese Mail schrieb, bei Google und im guten alten Brockhaus vergewissert habe, dass der Schwarze Freitag wirklich das ist, was mir dazu eingefallen ist. Wir beschwören (sonntags) gern der Wert umfassender Bildung, warum unterstützt ein Medium wie die ZEIT dieses heere Ziel nicht? Selbst die ehrenwerte ZEIT-Akademie nutz den Black Friday, um ihre Restposten an den Mann und die Frau zu bringen – und antwortet nicht auf meine Nachfrage, warum ein so trauriges Gedenken so böse vermarktet wird. Haben Sie eine Antwort? Ich werde weiterhin Ihre Kolumne lesen, hoffentlich mit ungetrübterem Vergnügen und Interesse. – Michael Dericks


Leserbrief zu „Brauchen wir die SPD noch?“ von Navid Kermani

Der Artikel ist eine Zumutung für einen Leser, der sich beim Schreiben und Reden um die logische Aufeinanderfolge der Sätze und um ihre grammatische Richtigkeit bemüht. Zum Inhalt: ‚Anständige Parteien‘ – es gibt also auch unanständige Parteien: Was versteht der Autor unter ‚anständig‘. Ob er mit dem Leser übereinstimmt, für den es nicht anständig ist, jemanden Scheißnazi, Kanake zu nennen, von den aufgeblasenen Backen von Frau Nahles zu schreiben? – ‚Die SPD — die einzige Partei‘: wirklich? Belege? – Eine Antwort auf die Frage: Brauchen wir die SPD noch? habe ich im Text nicht gefunden. – Helmut Wiench


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Immer wieder wird geschrieben, dass die Klimaerwärmung 1,5 °C nicht übersteigen soll. Worüber denn? Fast nie werden der Bezugswert oder die Bezugszeit angegeben. Sind die 1990er Jahre oder das vorindustrielle Zeitalter (18./19. Jh.?) gemeint? Welche Durchschnittstemperaturen herrschten damals wo? Diese Angaben sind wicchtig, wenn nicht jeder nicht so sachkundige Leser sich seinen eigenen Reim drauf machen soll. – Wolfgang Schäfer


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

Nur eine kurze Anmerkung zu diesem Artikel. Für meine 3 Schwangerschaften habe ich mir lediglich 2 Hosen gekauft, der Rest war die Nutzung vorhandener Kleidung. Ich kaufte eine Schwangerschaftshose (ich glaube H&M) auf unserem lokalen Second-Hand-Markt und eine Latzhose in großer Größe vom Baumarkt. Die Kosten kann sich jeder vorstellen. Nach dem Ende der Schwangerschaften habe ich die Schwangerschaftshose wieder auf dem Second-Hand-Markt verkauft, die Latzhose hängt bei uns in der Werkstatt und wird für handwerkliche Arbeiten genutzt (entsprechend sieht sie jetzt auch aus). Ich muß sagen, dass ich mich immer wieder über die weltfremden Beiträge der „Zeit“ zum Thema „Mode“ ärgere. Der jetzige Artikel hat meine Meinung hierzu nur bestätigt. Noch ein Tipp für ökologisches Einkaufen wäre „ebay“. Vielleicht nicht sonderlich hipp aber günstig und ökologisch wenn man als Kriterium „gebraucht“ angibt. – Judith Eiwan


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Nichts gegen eine digitale Aufrüstung der Schule – unsere Bildungsinfrastruktur ist über Jahrzehnte vernachlässigt worden und dass Schulen W-LAN bekommen (wie Privathäuser und Firmen es längst haben) sollte selbstverständlich sein. Aber mit den Begründungen muss man aufpassen. Wenn der Autor von der „rasenden Geschwindigkeit“ der sich verändernden Welt schreibt, während die Schulen sich immer noch in der „Kreidezeit“ befänden, wird suggeriert, dass darauf ankommt, dass das schulische Lernen sich gefälligst dem Tempo anzupassen habe, in welchem die Hypermoderne sich befindet. Dies ist falsch, und zwar grundsätzlich. Es ist genau umgekehrt: Politikwissenschaftlicher erinnern uns daran, dass der Vorzug der Demokratie in der Langsamkeit und der Entschleunigung besteht. Warum? Widerstreitende Interessen berücksichtigen, sorgfältige Abwägungsprozesse, um so weitreichende Entscheidungen treffen zu können – das alles benötigt Zeit. Ähnliches gilt für die Schule. Hier geht es um Reflexion, Urteilskompetenz und Gespräche, die zur Mündigkeit führen; dazu braucht es: Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen, den eigenen Kopf, Austausch mit anderen und … Zeit. Effektivität und Beschleunigung sind Kategorien der Wirtschaft, nicht der Bildung. Und ja: Tablets sind ganz nett, aber nicht das Entscheidende. – Dr. Olaf Hähner


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Selten habe ich eine so verdichtete und treffsichere Schilderung des anstehenden gesellschaftlichen Umbruchs gelesen. Danke für die klaren Worte auf Seite 3. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „ZÜNDSTOFF“ von Annabel Wahba

Hier ein Beispiel von Antisemitismus, der ohne Schläge und Tritte daherkommt: An einem Freitagabend spricht meine Frau mit einer Bekannten, als ein älterer Herr, auf dem Weg zur Synagoge an uns vorbeigeht und freundlich grüsst. Wir grüssen zurück. Die Bekannte: „Kennt ihr den? Er ist doch Jude.“ „Ja, und in erster Linie ist er mein Nachbar.“ entgegnet meine Frau. Ich bin stolz auf sie. – Peter Steiner


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Erlauben Sie mir folgende Richtigstellung: Sie schreiben über die Heimat von Herrn Merz u. a.: „Die Region zählt zum Erzbistum Köln,“. Diese Ausage ist falsch. Vielmehr gehört die vormals kurkölnische Region seit rund 200 Jahren zum Bistum (seit 1930 Erzbistum) Paderborn (Zirkumskriptionsbulle v. 16. Juli 1821, sanktioniert durch Kabinetts-Ordre des preuß. Königs Friedrich-Wilhelm III. v. 23. August 1821, Preuß. Gesetzessammlung 1821, S. 113 ff.). – Dr. Michael Werneke


Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Vor egal welcher Gewalttat steht ja wohl die persönliche Entscheidung dazu, gewalttätig zu werden oder eben nicht. Ich denke, man sollte sich schwer davor hüten Frauen zu Opfern von Männern zu machen, Kinder und Alte zu Opfern von Frauen und alle zusammen zu Opfern der Evolution und Biologie. Die Antwort auf die Frage nach einem Warum? bekommt dann nämlich schnell den Geschmack von “das ist halt so” oder “ich kann ja nicht anders”. Viel interessanter scheint mir die Frage, warum der Mensch sich oft gegen die eigenen Wahlmöglichkeiten entscheidet und sein Verhalten lieber als biologisches, soziologisches oder evolutionäres Diktat annimmt. – Anke Fige-Meyer


Leserbrief zu „Über Väter und Söhne“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wo er recht hat, hat er recht. Das erinnert mich an Kurt Lenk. Der Soziologe und Philosoph hält nichts von unserer Politik. Er nennt das Ausdrucksideologie. Es wird ein Freund-Feind-Bild inszeniert und Behauptungen aufgestellt, an die die Massen glauben sollen. So ähnlich geht es auch in den politischen Beiträgen in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zu. Denn das wird immer wieder zu Kriegen führen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Da kommt er also im eigenen Flugzeug vom Himmel hoch hereingeschwebt, der Retter der CDU. Und die politische Auferstehung des Merzias sorgt für Aufsehen. Mit Freude habe ich den großartigen Artikel über Friedrich Merz gelesen. Der wichtigste Satz für mich war die Aussage des Herrn Müntefering, ebenfalls Sauerländer. Er sagt, das Problem des Friedrich Merz sei eines, an dem Merz nichts ändern könne – seine Überzeugung. Vielleicht ist das ein Wesensmerkmal des Sauerländers. Annette von Droste- Hülshoff hat in ihrem Werk „Bilder aus Westfalen“ den Sauerländer charakterisiert und anscheinend hellseherische Fähigkeiten besessen. So schreibt sie über den Sauerländer: „Seine Physiognomie ist kühn und offen, sein Anstand ungezwungen, so daß man geneigt ist, ihn für ein argloseres Naturkind zu halten als irgend einen seiner Mitwestfalen; dennoch ist nicht leicht ein Sauerländer ohne einen starken Zusatz von Schlauheit, Verschlossenheit und praktischer Verstandesschärfe, und selbst der sonst Beschränkteste unter ihnen wird gegen den gescheitesten Münsterländer (!) fast immer praktisch im Vorteil stehen. Er ist sehr entschlossen, stößt sich nicht an Kleinigkeiten und scheint eher zum Handel und gutem Fortkommen geboren als dadurch und dazu herangebildet. Seine Neigungen sind heftig, aber wechselnd, und so wenig er sie jemands Wunsch zuliebe aufgibt, so leicht entschließt er sich aus eigener Einsicht oder Grille hierzu. Er ist ein rastloser und zumeist glücklicher Spekulant … Übrigens besitzt der Sauerländer manche anziehende Seite; er ist mutig, besonnen, von scharfem, aber kühlen Verstand; obwohl im Allgemeinen berechnend, doch aus Ehrgefühl bedeutender Aufopferung fähig…“ Wie schade, dass Annegret Kamp-Karrenbauer als Saarländerin in der Beurteilung der Droste nicht vorkommt. Ich wünsche ihr jedenfalls, dass sie die Wahl gewinnt. Steht doch schon in der Bibel, dass viele falsche Messiasse erscheinen werden. – Ludwig Leßmann


Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Die Annäherung an eine, meines Erachtens falsche, Frage egal mit, welcher auch wissenschaftlichen, Methode kommt selten in ihrer Antwort dem Leben selbst nahe. Zumal Sie in der Überschrift Ihres Artikels von männlich auf Männer unzulässiger übergehen. Das sogenannte goldene Dreieck Mutter, Vater, Kind bezieht sich auf das Weibliche, das Männliche und das Göttliche und diese Dreiheit bildet eine Einheit. Wenn Sie nun daraus in die Dualität gehen wird es schwierig, den Konflikt jemals zufriedenstellend zu lösen. Nun wissen wir aus Erfahrung, dass die kirchlich christliche Religion noch stärker „der Islam“ eine besondere Betonung auf dem männlichen Aspekt haben. Sie haben, um die Diskussion im Vorfeld etwas zu entschärfen, den Artikel über die steigende Gewaltbereitschaft bei Frauen nachgelegt. Jeder, der sich selbst einen anderen Menschen oder eben auch ein Kind geliebt hat oder liebt spürt, da handelt es sich doch um sehr starke außergewöhnliche Aspekte. Dass umgekehrt jemand, der Hass oder Verachtung für jemand empfindet ist ebenfalls einem ungewöhnlich starken Kräftegemenge ausgesetzt. Die Liebe als höchste Erkenntniskraft wird in der heutigen Zeit nur von sehr wenigen außergewöhnlichen Menschen gelebt und verstanden, sie kann aber als einzige nur Grundlage von Frieden und Freude sein. Gerne bin ich zu einem tieferen Gespräch mit Ihnen bereit. – Hans Joachim Hühner


Leserbrief zu „Mehr Bit für Bauern!“ von Ingo Malcher

Der Technologiechef der Firma Claas redet einer „digitalen Präzisionslandwirtschaft“ das Wort und nährt so den Mythos einer klimasmarten Agrarwirtschaft, bei der mit Technik alle Probleme gelöst sind. Er irrt. So soll etwa mit Hilfe von Drohnen und Sensoren weniger Dünger und Pestizide eingesetzt werden. Die Technik sollen melden, was der Acker braucht. Das würde voraussetzen, dass die „Präzisionslandwirtschaft“ wirklich genaue Informationen darüber hätte, welche Stoffe die Böden brauchen, und so jeweils passende Düngermengen verteilen könnte. Aber das kann sie noch nicht. Für die Messung des Phosphorgehalts im Boden zum Beispiel gibt es europaweit 16 verschiedene Methoden. Beim Humus sind die Messungen noch komplizierter. Wenn aber die Daten unzulänglich sind, dann kann sich die Software der Präzisionstechnik gar nicht genau auf die Bodenbedürfnisse einstellen.

Die smarte Technik bringt zwar etwas mehr Effizienz. Es wird zum Beispiel etwas weniger Stickstoff verteilt, der derzeit im Übermaß auf den Boden geworfen wird. Wenn man aber die Verschwendung nur verringert, dann ist die Düngung noch lange nicht ausgewogen. Weniger vom Schlechten ist noch nicht gut. Was ist zu tun? Wir müssen die Landwirtschaft grundlegend umbauen. Es braucht mehr Vielfalt auf dem Feld, also Mischkulturen oder Agroforstsysteme, bei denen Bäume neben Nahrungspflanzen wachsen. Ja, digitale Technik kann nützen, etwa wenn autonom gesteuerte Roboter chemiefrei Unkraut jäten. Aber derzeit wird die „Präzisionslandwirtschaft“ als allein selig machende Antwort auf die ökologischen Herausforderungen dargestellt. Das ist eine Überschätzung. Und leider wird der Wandel zu einer widerstandsfähigeren Produktion vernachlässigt. Dabei wäre der billiger, und das Klima würde besser geschont. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al. und zu „Armut ist Programm“ von Jana Gioia Baurmann

Endlich differenzieren Sie mal (stellvertretend für die Medien und öffentliche – auch politische – Meinungen), dass es mit pauschalem Denken, “arm und reich”, nicht getan ist, weil die Ursachen zu vielschichtig sind, allein bezogen auf “jüngere Menschen im arbeitsfähigen Alter” und auf “ältere Menschen im Rentenalter”, – geschweige denn Migranten oder Menschen, die durch Unfälle oder gar Kriminalität in die Armut “verfallen” sind etc. Ihr Artikel “Wie fies ist Hartz?” ist der beste Artikel, der mir seit langem – `zeit´angemessen – erscheint, weil Ihre Autoren journalistisch sauber recherchiert, objektiv mit Fakten belegt berichtet und mich – als Leser – damit in die Lage versetzt haben, mir ein eigenes Meinungsbild verschaffen zu können, ohne dass sie mich mit Ihren Vorstellungen zu beeinflussen versucht haben. Wo gibt es das heute noch – nicht mal bei Ihren – den meisten – “Bevormundern”, vor allem im “oberen Segment”. – Nikolaus Krost


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Da war wieder einmal ein sehr lesenswerter Artikel von Alard v. Kittlitz. Endlich mal kein albernes Bemitleiden von narzistischen Egomanen und religiösen Fanatikern. Amerika und Australien sollten als abschreckende Beispiele eigentlich hinreichend genügen. Toleranz und Achtung der Menschenwürde würden vielen „Weltverbesserern“ gut zu Gesichte stehen. Chapeau dem Verfasser. – Thomas Voigtländer


Leserbrief zu „Baby nach Wunsch„ von Gero von Randow

CRISPR-Cas9 ermöglicht im Prinzip haargenaue Schnitte ins Erbgut jedes Lebewesens, auch des Menschen. Wir hoffen, damit Ursachen von Behinderungen und Anfälligkeiten für Krankheiten ausschalten zu können. Was aber, wenn dabei zufällig Nebeneffekte auftreten, weil wir noch nicht alle Wechselwirkungen um die DNS herum verstanden haben oder unbeabsichtigte Mutationen an anderen Stellen des Genoms auftreten? Dürfen Träger solcher neu erzeugten vererbbaren Krankheiten sich überhaupt fortpflanzen? – Raimund Poppinga


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Sie schildern sehr ausführlich und anschaulich die Bedrohung unserer (Über-)Lebensbedingungen und fordern „eine ganz neue Politik“. Sie werfen dem hergebrachten Regierungshandeln zurecht vor, es werde prinzipiell „zu spät und zu wenig“ getan. Ob Ihr Befund „Der Mensch trotzt nicht der Natur, er schändet sie“ als „metaphysische Zumutung“ bezeichnet werden kann, mag dahingestellt sein. Viel wichtiger ist die Beantwortung der Frage, durch welche Strukturen die Menschheit sich selbst gefährdet. Es griffe zu kurz und wäre unpolitisch, die Zerstörung der Natur auf Gottlosigkeit oder moralische Abgründe im Wesen des Menschen zurückzuführen. Ihre Frage, wie „marktwirtschaftliche Gesellschaften“ mit ökologischen Grenzziehungen umgehen sollen, richtet den Blick auf eine systemische Kritik der herrschenden Verhältnisse. Dass die unsichtbare Hand des Marktes letztlich zum Erfolg des Vernünftigen führte, haben Sie in Ihrem Artikel schonungslos widerlegt. Sie fragen, ob „nur was sicher keinen Schaden anrichtet, … auch gemacht werden (darf)“, ob also die „Umkehr der Beweislast“ durchgesetzt werden müsse, die der Philosoph Hans Jonas in seinem „Prinzip Verantwortung“ fordert. Es ist meiner Ansicht nach überhaupt nicht „egal, wie diese Fragen beantwortet werden“ (Ihre Formulierung!) Solange die Entscheidungsträger in der global vernetzten Ökonomie zur Profitmaximierung verurteilt sind – und zwar bei Strafe des Gefeuertwerdens, ist an eine Umkehr nicht zu denken. Das System des Naturverbrauchs und Menschenverschleißes bedarf einer grundlegenden Umwälzung. Ein Anfang wäre es, in unserem Gemeinwesen der Lobbykratie das Handwerk zu legen. – Viktor Rintelen


Leserbrief zu „Armut ist Programm“ von Jana Gioia Baurmann

Ich habe das schon immer beklagt. Ich wiederhole mich also. Aber, man kann es nicht oft genug sagen. Ich kenne zwar die Beiträge im Fernsehen nicht aber das ist auch unwichtig. Zum Kern: Wenn sich unsere Schulkultur nicht ändert, dann wird sich auch sonst nichts ändern. Das ist des Pudels Kern. Sie können predigen was sie wollen, die Armen werden deswegen nicht geringer. Das Gegenteil wird der Fall sein. Unser Staat hat nach dem Kriege eine unsinnige Politik betrieben. Jetzt endlich schreien alle auf. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Es ist ja nicht nur die Bildung. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

So abgehoben biblisch Ihr Bericht über Friedrich Merz auch rüber kommt, so sehr muss man hier doch mal wieder zurück auf den harten Boden irdischer Tatsachen kommen:
Das Sauerland ist Teil von Südwestfalen. Und somit nicht nur ein kleines Baden-Württemberg von welchem man außerhalb der Region kaum spreche, wie Sie es in Ihrem Bericht darstellen. Richtig ist vielmehr: Südwestfalen ist die Region der Weltmarktführer. Südwestfälische Unternehmen besetzten Marktnischen, in denen sie oftmals weltweit führend sind. Weil es hier, wunderbar eingebunden in die schöne Naturlandschaft, so viele Industrieunternehmen gibt, ist Südwestfalen mit einem Beschäftigtenanteil von 47,3 % im produzierenden Gewerbe Deutschlands Industrieregion Nr. 3. Nur in Villingen-Schwenningen (52%) bzw. Heidenheim-Aalen (50%) sind die Anteile höher. In Nordrhein-Westfalen ist Südwestfalen sogar die unbestrittene Nummer 1. graviter magnis würde wohl dazu in der Bibel stehen 😊 – Martin Achatzi


Leserbrief zu „Alles nur Quacksalberei?“ von Kolja Rudzio

Ihr Autor Kolja Rudzio besucht keine anderen Wissenschaftler zu rate ziehen, weil Bofinger recht hat. Um Bildung gilt es sich zu kümmern. Da liegt nämlich der Hund begraben. Die stinkt zum Himmel. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Selbst wenn Böhmermann während der Erdogan-Affäre im Kanzleramt angerufen haben sollte, so würde es keinesfalls seine Leistung schmälern, als Showmaster eine internationale Staatsaffäre angezettelt zu haben. Das ist grandios und, soweit ich weiß, einzigartig. Schmidt dagegen ist selten über den Applaus älterer Männer hinaus gekommen. Was auch daran liegt, dass er sich nie mit den Mächtigen angelegt hat, sondern nur gegen Leute ausgeteilt hat, die bereits strauchelten oder schon am Boden lagen. Das war sein Geschäftsmodell , das eines Kleingeistes eben. – Winfried Ludowig


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

Oh doch. Sauberer geht es. Kleiderkreisel, Mamikreisel, Ebay Kleinanzeigen, Flohmärkte, Vererben… Im Moment trage ich eine Jeans, EBay KA (8 Euro), Socken (gestopft), ein Langarmshirt (Ebay KA, kleiner Fleck am Ärmel, ansonsten total cooles Teil, 5 €). Wir flicken, stopfen, färben nach und haben einen guten Draht zu Änderungsschneiderin und Flickschuster. Ich gebe im Jahr 450 € für Kleidung aus- für meine drei Kinder und mich zusammen. Um sich ökologisch korrekt zu kleiden, braucht man nicht viel Geld. Im Gegenteil. Um sich ökologisch korrekt von Kopf bis Fuß neu einzukleiden- vielleicht schon. Aber niemand, der sich ernsthaft mit Kleidung und Umweltschutz auseinandergesetzt hat, kann das wollen. Auch das ökologisch perfekt produzierte Baumwollshirt, sozialverträglich hergestellt und kompostierbar, hat einen absurd hohen Wasserverbrauch und CO2- Fußabdruck. Auch und gerade Umstands- und Babkleidung gibt es secondhand zuhauf in hervorragender Qualität. Die Idee, dass alles neu sein muss, ist das Problem. Immer. – Irmgard Pollmann


Leserbrief zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

Den Autoren dieses Artikel sei gesagt, dass eine chronologische Aufzählung der Entstehung keine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Brüchen, Widersprüchen und Gefahren des Migrationspaktes ( nachfolgend MP genannt ) ersetzt. Auch ist der MP kein „grandioses Missverständnis“. Er ist der bewusste Versuch von ca. 150 UNO-Mitgliedsländern der 2. und 3. Welt – mir fällt kein anderer Sammelbegriff ein – , alles ausnahmslos Autokratien, Diktaturen oder mit fragwürdigen Systemfehlern „gewählte“ Regierungen, den ca. 25 – 30 Staaten der sogenannten 1. Welt, gemeinhin auch Industriestaaten genannt, Maßstäbe und Richtlinien im Umgang mit Personen aufzuoktroyieren, die sie bisher selbst nicht anzuwenden bereit sind. Es glaubt doch sicher kein rational denkender Mensch, dass Regierungen in Katar, Nigeria, Libyen, El Salvador, Honduras, Saudi-Arabien, etc. jetzt. nach Abschluss eines völkerrechtlich unverbindlichen Vertrags plötzlich ethnische oder religiöse Minderheiten, Gastarbeiter, Oppositionelle und andere Bevölkerungsgruppen solidarisch und fair behandeln werden. Dafür gibt es bereits eine „UNO-Menschenrechts-Charta“ seit 1948. Dort sind alle Themen wie Asylrecht ( Art. 14 ), Recht auf Auswanderung ( Art. 13 ), Meinungsfreiheit ( Art. 19 ), etc. geregelt. Auch dieser UNO-Vertrag ist rechtlich unverbindlich und eine allgemeine Erklärung, die seit 1948 keinen Diktator oder autoritären Staat davon abgehalten hat, Unterdrückung, Folter und menschenverachtende Behandlung von ethnischen und religiösen Minderheiten anzuwenden. Und da stellt sich die Frage nach dem Mehrwert dieses Vertrages, denn gut gemeinte aber wirkungslose Absichtserklärungen im Völkerrecht gibt es seit 1948 viele. – Hans Georg Binder


Leserbrief zu “ Sind Studiengänge nur für Frauen sinnvoll?“ von Julia Bernewasser – „»Ich war fast die Einzige«“ Brigitte Schulz

Es ist interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Meinungen unter den Frau zu diesem Thema sind, aber den genannten Teilbeitrag kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht verstehe ich auch Etwas falsch. Wenn ich den Subtext richtig interpretiere, dann sind Sie Frau Schulz Teamleiterin bei Siemens, beschweren sich in Ihrer Aussage über die mangelnde Förderung bzw. sogar über die aktive Verhinderung (!?) dieser Förderung (anscheinend bei Siemens) von Frauen, haben aber gleichzeitig keine Frau in Ihrem Team. Sind Sie nicht in der Lage zu fördern, selbst tätig zu werden? Oder haben Teamleiterinnen bei Siemens keinen Einfluss auf die Teamzusammensetzung? Und dies unter einer Personalvorständin (wird in Microsoft noch als fehlerhaft unterkringelt!) Janina Kugel? Oder habe ich den Subtext doch nur falsch verstanden und Sie sind nicht die Teamleiterin. Oder liegt es doch daran, dass Frauen gewisse Themenfelder, Fächer, Studiengänge nach wie vor meiden und die Auswahl daher nicht besonders groß ist, sofern dies für die Arbeit aber notwendig ist? Anscheinend reicht es auch nicht mehr Frauen in den Aufsichtsrat oder den Vorstand (bei Siemens doch schon zwei, wenn auch wieder einer davon für Personal) zu holen. Wichtiger wäre von unten und damit organisch den Frauenanteil zu erhöhen. Dies wäre seit Jahren meine Quote gewesen: in jeder höheren Stufe muss mindestens die Hälfte des Frauenanteils direkt darunter erreicht werden und dieser Vorgabe über die Jahre zu erhöhen bis zu 100%. Und dies natürlich bis zum Vorstand. Beim Aufsichtsrat sehe ich dies zumindest auf Arbeitsgeberseite als Vertretung etwas anders. Ob reine Frauen-Studiengänge dafür die Lösung sind? Es führt in Bereichen mit sehr wenigen Bewerberinnen/Studentinnen zumindest zu einem angenehmen Studienklima für Frauen und für die Männer, da bestimmt nicht mehr Personal eingestellt wird, zu noch schlechteren Studienbedingungen. – Jens Kruse


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Das Interview, was ihr Chefredakteur mit dem Allianzchef geführt hat, hat mich furchtbar aufgeregt. Was soll das soziale Gehabe. Zum Kapitalismus und das damit verbundene Leistungdenken gibt es keine Alternative. Punkt! Was sollen solche dummen Fragen, wie die Wohnungsfrage oder die Gehälter der Leistungsträger. Das können sie lieber die Fußballer fragen. Aber da kommt nix. Die von ihnen reklamierten Unterschiede sind was für den Stammtisch aber bestimmt nicht für einen Chefredakteur einer angesehenen Wochenzeitung. Was verdient ein Chefredakteur bei einer Auflage von circa 500.000 Exemplaren: 300.000 oder 400.000 € im Jahr. Gewaltiger Unterschied zwischen ihnen und einem Sozialhilfeempfänger. Und was spenden sie für die armen Menschen. Das alles will ich gar nicht wissen, weil es kontraproduktiv ist. Abgesehen von dem Neid, der in Deutschland besonders stark vertreten ist, der zusätzlich durch solche blödsinnigen Interviews noch untermauert wird. Sie werden wahrscheinlich von den falschen Leuten dafür bejubelt. Unser Wohlstand ist nur deswegen möglich, weil es wenige Menschen gibt, die andere Prioritäten setzen als ihr Chefredakteur. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Manches ist nicht diesen Behörden geschuldet, auch nicht den Ausführungen des SGB, wohl aber deren Anwendung. Die Abschaffung des Meisterschutzes im Galabau führte zu starken Konkurrenzdruck, sodass auch Personen mit Fachhochschulabschluss im März eingestellt und im Dezember entlassen wurden und dass immer wieder. Maschinen können nicht gewartet werden, Löhne werden gedrückt oder nicht ausgezahlt. Wenn dann aufgrund der Auseinandersetzungen der AG die Arbeitspapiere nicht aushändigt, bekommt der Arbeiter weder Geld vom der AA noch von dem JC. Das hat Folgen: Es kommt zu Pfändungen: Einfordern von Unterhaltszahlungen, Pfändung der Rückzahlung von Bafög, Miete kann nicht gezahlt werden , es kommt zu Schufaeinträgen,man wird zum Bittsteller bei der Verwandtschaft. Der Strom wird abgestellt – Forderung von Sperr- und Entsperrung kosten 160€. Trotz Vollmacht, deren Erhalt erst nach 3 ½ Jahren nach langem ‚verleugnen eingestanden, dann aber wegen angeblicher Mängel nicht akzeptiert wird. Der Bevollmächtigte bekommt keinen Termin. Entgegen dem Gesetz wird eine Bedarfsgemeinschaft schon vom ersten ‚Tag an vermutet und der Bedarf gekürzt, wenn er denn gezahlt wird. Mietschulden von 6.500€ müssen nach dem Gesetzgeber mit einer Räumungsklage beantwortet werden. Dann wird nach Durchsetzung der Räumungsklage zwar gezahlt, aber im folgendem Jahr wurden dann 6.200€ wieder einbehalten,. Bei hohem Schufa – Eintrag ist dieses Geld verloren. Vor allen dann, wenn nicht erkannt wurde, dass von einer Messie , die jeden Schriftverkehr in den Karton packt , kein Zwang etwas bewirkt.. die Kinder leiden dann am meisten. Da bei Gericht von diese Messie die benötigten Unterlagen nicht beigebracht werden konnten, wurde das Verfahren eingestellt, was als Sieg des JC ausgelegt wurde. Sperrungen: eine eklatantes Beispiel : Der AlgII Empfänger hat Brechdurchfall, schreibt eine Mail, das er den Termin nicht einhalten könne und dieses Alg II wurde gekürzt.Der Patient konnte nicht zum Arzt , weil nicht aus zuschließen war, dass sich um Paratyphus oder um den Nerovirus handelte. Ob wohl erbrochenes oder eine volle Windel den Sachbearbeiter hätte überzeugen können? Bei einer Nachfrage und der Verweigerung einer Antwort, ob de nicht auffindbare Sachbearbeiter, im Hause sei, fühlte sich eine Mitarbeiterring so gestört, dass sie einen Security-Mann beauftargte, ein Hausverbot auszusprechen und den Bittsteller zu entfernen, wobei dieser sofort handgreiflich wurde. Beschwerden beim OB der Stadt , beim Mais in D’dorf , beim Petitionsausschuss waren nicht erfolgreich. Günter Wallraff Köln hat ja auch wie andere recherchiert, aber Politiker schwätzen irgend etwas daher. – Ralf Quitmann


Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Dass sofort Testosteron, Rollenerziehung und Konkurrenzkämpfe als Ursachen hervorgehoben wurden, hatte ich erwartet. Ist ja auch viel dran. Auch dass es Aggression von Mann gegen Mann gibt, wurde dankenswerter Weise kurz bemerkt. Aber was ist mit der sog. „Stutenbissigkeit“. Der größte Fehler für einen Mann ist, den Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten. Da kann er von Aggression nur lernen. Das bereut er. Nie wieder! Mir wurde auch nicht genug differenziert zwischen körperlicher oder verbaler Gewalt einerseits und psychischer Gewalt andererseits Vergleiche und Gewichtung herzustellen. Ich halte Frauen im Schnitt für intelligender, cleverer und auch taktisch geschickter. Fragen Sie Grundschullehrer. Bei psychischer Aggression und Provokation sind viele Männer daher klar unterlegen und packen – primitiv strukturiert – gerne schnell die Faust aus. – Wolfgang Frings


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Das Interview ist göttlich. Im Gegensatz zu dem Interview von ihrem Chefredakteur. Wenn ich das heute alles sehe was da für brotlose Möchtegerne auftreten, die sich jeden Tag überlegen welchen Politiker ich heute wieder durch den Kokao ziehen kann. Dieses primitive Gequatsche kann kein vernünftiger Mensch ertragen. Welten liegen zwischen Schmidt und den heutigen einfältigen Dummköpfen. Die Stars von heute sind die Köche, das zeigt das Niveau der Fernsehmacher. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Ja, Friedrich Merz ist das, was von ihm erwartet wird. Er ist die idealtypische Antwort auf eine Sehnsucht in der CDU, wie auch Annegret Kamp-Karrenbauer die kontrastierende idealtypische Antwort auf eine andere Sehnsucht in der Partei ist. In diesem Kontrastprogramm bedarf es „übrigens“ eines dritten Kandidaten nicht. Merz, eine Art patrizischer Homo novus aus der Provinz – einer kleinen Region, die sich der langjährigen Merkel-Hegemonie erfolgreich widersetzt hat – soll die Partei von Angela Merkel und vom Mantra des unbedingten Gegenwartsbezugs befreien. Er soll im Überspringen der Gegenwart die heilende Verbindung aus einer inzwischen fernen Vergangenheit in eine heile Zukunft schaffen. Merz, ein geradlinig führender Mann, der uns alle mitreißen kann. Kramp-Karrenbauer soll für die Partei eine bessere Merkel sein, als wir sie je hatten: Eine erfolgreiche machtbewusste Frau, plebejisch nah an den Menschen, praktisch-vernünftig nah an den Themen, nah an der Gegenwart, die vielen Menschen inzwischen weit entrückt ist. Eine moderierende Frau, die uns auf den kleinen möglichen Schritten alle gut mitnehmen kann. Aber: Ein Merz, der nicht in der Gegenwart landet, macht noch keinen Frühling für die CDU. Eine Kramp-Karrenbauer, die nicht abhebt und so den Karren aus den Diskontinuitäten der Gegenwart in die Sphäre der Kontinuität zieht – wo Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sich sinnstiftend auf geraden Linien abbilden – lässt die CDU weiter vertrocknen und an den Rändern bröckeln. Zwischen Schulz-Effekt und der Verschleißtheorie von Armin Laschet lauern „übrigens“ Dritte auf ihre Chance.

Mit Blick auf den Parteitag in Hamburg kommt es jetzt auf die Strippenzieher im Hintergrund an. Und auf die taktische Disposition der Kandidaten für den Parteitag. Wohin gehen die Anhänger von Jens Spahn, wenn er im Zuge des Wahlverfahrens unterliegt. Vielleicht zieht er im letzten Moment seine Kandidatur zurück und spricht sich für den Kandidaten aus, der für seine weitere Karriere die bessere Perspektive beinhaltet. Das Zünglein an der Waage? Und es kommt auf die Magic Moments im Saal an, darauf, wie es den Kandidaten mit ihren Auftritten gelingt, die Sehnsüchte der Delegierten zu treffen und ihre Herzen zu entfachen. Mag sein, dass in den Delegierten mehrere Herzen schlagen. Friedrich Merz hat u.a. in Seebach bewiesen, dass er den Nerv gut treffen kann. Vielleicht gelingt es ihm auf dem Parteitag in Hamburg, zu seiner mobilisierenden und selbstinszenierenden rhetorischen Verpackung auch den passenden Inhalt zu finden, der im Nachgang einmal nicht zu Irritationen führt. „Make Germany proud again!“ zeichnet sich als zündende Botschaft ab, die bereits in seinem Asylrecht-Statement in Seebach zwischen den Zeilen anklingt:

„Ich bin schon lange Zeit der Meinung, …“ bedeutet: Die Zeit ist reif! Ich habe mich lange genug zurückgehalten. Die endende Merkelphase ist lediglich eine unselige Unterbrechung in einer Kontinuität, die mit mir neu aufleben wird. Ich jedenfalls bin mir und der CDU treu geblieben. Ich kenne den Weg, der aus dem Irrgarten der Gegenwart in eine gute Zukunft für die CDU, für unser Land und für Europa führt.
„…dass wir bereit sein müssten …, offen zu reden, …wenn wir ernsthaft…wollen“: Traut euch, offen zu sagen, was ihr denkt. Ich spreche es für euch aus. Read my lips. Bei mir braucht ihr euch nicht mehr zu verstecken. Wir müssen von den Irr-, Um- und Abwegen wieder in die Spur kommen, wenn wir es ernst meinen mit dem wofür wir stehen.
„Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, …“ Stupid: Es geht um Deutschland. Unser Land, das wir aus falsch verstandenen Verpflichtungen den vermeintlichen Notwendigkeiten der Gegenwart opfern.
„Wir müssen irgendwann einmal…“ Es reicht. Wir haben lange genug Toleranz und Zurückhaltung bewiesen. Lange genug unsere Überzeugungen zurückgestellt. Das muss jetzt aber auch mal reichen. Ernsthaft! Wir wollen unser Land wiederhaben.

Der Ausgang des Parteitags ist völlig ungewiss. Fest steht aber schon: Angela Merkel ist befreit. Die Partei noch nicht. – Reinhard Koine


Leserbrief zu „Brauchen wir die SPD noch?“ von Navid Kermani

Ihre Frage beantworte ich mit Nein. Genauer gesagt, die SPD der Deutschen. Die müssen aufpassen, daß sie nicht unter die 5% Klausel rutschen. Die Sozialdemokraten haben international einen ähnlichen Niedergang zu verzeichnen. Für mich völlig verständlich. Ihr Autor Navid Kermani spricht meine Sprache, er hat eine gute Grabesrede zu Papier gebracht. Ich frage mich aber: Würde es Schumacher heute besser machen? Die Arbeiterklasse, ihr klassisches Klientel, ist weggebrochen. Seitdem wissen sie nicht mehr; wer ist eigentlich noch unser Klientel. Oder liegt es an dem heutigen Personal, daß sie nicht mehr vorwärts kommen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Black Friday“ von Josef Joffe

Ihr Autor Josef Joffe (JoJo) kommt auch aus Amerika. Das, was ihr Autor beschreibt, erzähle ich auch all meinen Freunden. Der Amerikanismus hat Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg in seinen Bann gezogen. Heute muss man raten, wenn man die Firmenschilder über den Geschäften sieht, was verkaufen die eigentlich. Die Beschriftung aller öffentlichen Einrichtungen sind ausgetauscht worden. Feiertage, wie Herr Joffe schreibt, werden übernommen. Diese Affinität hat sich in Deutschland eingebrannt. Unsere Kultur ist kurz vor dem Ausverkauf. Was sagt uns das: Einer meiner Freunde meint: Deutschland hat keine großen Persönlichkeiten mehr, die das hätten aufhalten können. Und ich sage: Englisch ist zur Weltsprache erklärt worden. In vielen Universitäten ist die Schulsprache englisch. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Mit wachsendem Unverständnis habe ich den Text von Alard von Kittlitz gelesen. Niemand ist verpflichtet, das Verhalten des Missionars Johan Allen Chau beim Kontaktversuch mit einem abgeschotteten Inselvolk zu verstehen – zumal wenn man dessen Innensicht, nämlich einen engagiert missionarischen christlichen Glauben, nicht teilt. Dann sollte man sich aber auch genau darüber im Klaren sein – dass man eben aus der Außensicht auf etwas schaut, was man persönlich nicht erlebt hat. Und man sollte nicht sekundäre Motive unterstellen („banaler Traum vom Ruhm“), oder gar pathologisieren („fiebrig religiöser Traum“), nur weil man die primären, religiösen Motive nicht nachvollziehen kann. Dass man etwas nicht „von innen“ kennt, heißt bekanntlich noch nicht, dass es nicht existiert. Und wenn schon Chau selbst zitiert wird – warum dann ein aus dem Zusammenhang gerissenes Tagebuchzitat („letzte Festung Satans“)? Warum nicht die ersten Worte, die er den Inselbewohnern zurief: „Mein Name ist John. Ich liebe euch, und Jesus liebt euch“?Das werden manche abseitig finden oder naiv. Sicher gibt es auch unter Missionaren vorsichtigere, organischere Wege der Kontaktaufnahme. Mich selbst beeindruckt es trotzdem. Denn es ist himmelweit entfernt von unserem abgeklärten Sofachristentum. Und es ist vor allem: völlig gewaltlos, schutzlos, und mutig. Und dennoch schreibt von Kittlitz: „Nichts an seinem Tod war tragisch“; meint er damit etwa: „Selbst schuld“? Mich fröstelt.

Abgesehen davon: Woher wissen wir denn, dass es den Inselbewohnern in ihrer selbstgewählten Abschottung wirklich besser geht? Und das nicht nur aus religiösen, sondern zB auch gesellschaftlichen Gründen? Ein Kontakt mit der umgebenden Welt wird früher oder später sowieso eintreten. Warum soll der Erstkontakt dann nicht mit dem Christentum sein? Ein Blick in unsere eigene Vergangenheit: Auch die iroschottischen Missionare unter den Germanen waren dort anfangs nicht willkommen. Trotzdem wünscht sich wohl niemand von uns antikes Stammesdenken zurück. Das sollen höchstens ferne Insulaner leben, je weiter weg, desto leichter kann man sie romantisieren. Aber die gleiche Würde aller Menschen, mit ihren ideengeschichtlichen Wurzeln im Gedanken der Gottebenbildlichkeit und Gleichheit aller vor Gott – diese christliche Einsicht möchten wir schon gern behalten (allenfalls ohne den „lästigen“ dogmatischen Überbau). Oder nicht? – Prof. Dr. Matthias Clausen


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Warum überhaupt „Fehlerfreiheit“? Warum gar „Perfektion“? „Disruption“! „Scheitern zulassen“! „Algorithmen, die den Schwachen Aufgaben vorschlagen, die sie besonders fördern“! Und wenn diese Schwachen und wenig Leistungsbereiten einfach NICHT WOLLEN, NULLBOCK haben und sich lieber in die hierzulande allzu breit gespannte soziale Hängematte legen wollen? Wieviel Naivität in der Schulpolitik ist überhaupt noch denkbar und zumutbar? – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Kleingedrucktes mit großer Sprengkraft“ von Christiane Grefe und Petra Pinzler und zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

1) „…im polnischen Katowice“: Gibt es ein russisches, französisches …? Warum verwenden die Schreiberinnen in einer deutschen Zeitung für den Ort in Polen nicht die Bezeichnung der deutschen Sprache: Kattowitz? Sie schreiben sicher nicht: Warszawa, Kraków, sondern Warschau, Krakau. Ihre polnischen Kolleginnen schreiben in polnischen Zeitungen nicht Vilnius für Wilna, sondern Wilno, nicht Lwiw, sondern Lwów für Lemberg.

2) Fünf Köpfe und Kennzeichnungen. Drei sind Funktionsbezeichnungen, die vierte und fünfte sind negative Wertungen, da wird wieder einmal gerichtet. Wieso ist jemand, dem der Pakt Angst macht, ein Agitator? Haben die SPD, die Grünen auf anderen Feldern nicht auch Angst und sagen es. Sind sie auch Agitatoren? Wer fragt, auf Implikationen hinweist, ist jemand, der genau liest und das Gelesene überdenkt. Solches Verhalten ist für gewisse Zeitredakteure Agitation. Damit bin ich nicht einverstanden.

Zu Sebastian Kurz möchte ich den Autoren H.M. Enzensberger entgegenhalten: Im Gegensatz zu den Bäumen haben es Montaigne und Diderot vermieden, einen festen Standpunkt einzunehmen.‘ Haben die Autoren die Argumente von Kurz geprüft, gar widerlegt? Kann man durch Nachdenken nicht zu anderen Urteilen kommen als am Vortag? Darf man aus Vermutungen [soll] apodiktische Schlüsse ziehen? Fragwürdigkeiten über Fragwürdigkeiten! – Helmut Wiench


Leserbrief zu „Darf er, was er kann?“ von Ulrich Bahnsen

Im Grunde offenbart jeder Buchstabe Ihres Artikels den Wahnsinn, der unter dem Deckmantel eines heilbringenden medizinischen oder wissenschaftlichen Fortschritts betrieben wird. Mir wird schlecht und ich bekomme Angst bei dem Gedanken daran, mit welchen Perversionen Forscher die Welt demnächst noch überraschen werden. Dolly, Lulu, Lana… Wer oder was folgt als nächstes… ? – Stephan Schulz


Leserbrief zu „Despoten überall“ von Can Dündar

Das ist das typische Geschwafel eines Postdemokraten. Was heißt hier Freiheit.? Die Politik hat zu allererst für die Sicherheit zu sorgen. Die Freiheit kommt ganz am Ende. Dazwischen liegen noch ganze andere Ziele, zum Beispiel keine Armut zuzulassen. Für die Freiheit muß ein Staat auch Voraussetzungen schaffen, damit der Bürger auch frei leben kann. Das wird nämlich sträflich vernachlässigt. China macht es dem Westen vor. Ich selbst lebe auch in Singapur. Dort wurden die Voraussetzungen geschaffen um frei leben zu können. Warum?: Weil sie nicht so blauäugig sind wie die Politiker sind wie in Deutschland. In Singapur wird ein Einwanderer der um Asyl bittet auf Herz und Nieren überprüft, ehe er Singapurer Land betreten darf. Wer kriminell wird, wird wieder rausgeschmissen, auch wenn er sich unbotmäßig verhält. Nach zwei Verwarnungen fliegt er aus dem Land raus. Wer Papier auf die Straße wirft muß umgerechnet 400,-€ Strafe bezahlen. Was hat das gebracht: Ich fühle mich dort freier als in Deutschland. Und außerdem ist der Wohlstand gegenüber Westeuropa höher. Ihre Märchen, die sie ständig verbreiten, sollten sie nicht für die Zeit schreiben. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Vielen Dank für die interessanten und irgendwo auch amüsanten Beobachtungen und Einordnungen. Eine Frage, die ich mir oft gestellt habe, haben Sie indirekt auch beantwortet und klugerweise nicht zu sehr betont (Vorsicht Neiddebatte). Die Frage lautet: Worauf gründet die Einordnung dieses überdurchschnittlich heilsbringenden Erfolgs? Der Heilsbringer sitzt in vielen Aufsichtsräten, in die er offenbar von Glaubensbrüdern hineingelobt wurde. Ein Unternehmen geführt und dafür die Verantwortung übernommen hat er offenbar nicht. Da habe ich mehr Respekt vor einem Malermeister, der sich mit einem Kredit der Volksbank oder der Sparkasse selbständig macht und einen Betrieb am Markt platziert, egal ob mit 5, mit 50 oder mit 500 Mitarbeitern. – Karlheinz Martin


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

Vielen Dank für Ihren interessanten Artikel, der mich an folgender Stelle zum Nachdenken bringt: „…der Anbau von Baumwolle braucht pro Kilo über 10.000 Liter Wasser, so viel, dass ganze Seen zu Wüsten werden.“ Solche Zahlen werden immer wieder genannt, wenn auf Umweltsünden hingewiesen wird. Warum sollte es denn eine Umweltsünde sein, für den Anbau von Baumwolle Wasser zu verbrauchen? Das Wasser geht ja nicht verloren, sondern befindet sich in einem natürlichen Kreislauf. Das von der Baumwollpflanze „verbrauchte“ Wasser verdunstet und kommt als Regen zurück. Ich bin sehr daran interessiert, zu erfahren, welchen Denkfehler ich Ihrer Ansicht nach mache. – Dr. Uwe Roske


Leserbrief zu „Säger in der Nacht“ von Burkhard Strassmann

Ihr Leidensdruck scheint ja ziemlich hoch zu sein, deswegen ein kleiner ungewöhnlicher Tipp: Kucken Sie mal unter „Schnarchen“ bei hypnoseintensiv.de nach. Ich habs auch nicht geglaubt, aber das ist jetzt schon vier Jahre her und meine Partnerin ist jetzt akustisch sehr ruhig des Nachts. Kostet nix für Sie, Jornalistenrabatt. – Wolfgang H. Mühl


Leserbrief zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

Mit Bedauern habe ich zur Kenntnis zu nehmen, dass immer mehr Völker sich sträuben, eine empathische Geisteshaltung auch sprachlich verankern zu wollen. Ich darf sie deshalb bitten, das „Heitere Bezirksgericht“ der Kronen Zeitung vom 29.11.2018 für Transleithanien (ÖWB 43. Auflage) zu übersetzen, um diese Botschaft auch bis über Östreichs Grenzen hinaus einer wesentlich weiteren Bildungsschicht zukommen zu lassen. Fehlende Empathie während eines Fußballspiels in Ungarn an einem Spätsommerabend im Jahre 2015 half vielleicht, Österreich ungefähr 100000 Migranten wie politische Eigentore zu bescheren und Deutschland etwa 1000000. Nur der innere Friede kann die Wunden dieses Krieges heilen um die Wunden ihrer Völker langsam eitern zu lassen. – Michael Reisner


Leserbrief zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

Ich habe mich bemüht, die Absicht zu verstehen. Zunächst erschrak ich darüber, dass ein Pakt unverbindlich sei. Gleichzeitig fand ich 87 mal die Wörter verpflichten oder Verpflichtung. Das ist alles sehr verwirrend und auch redaktionell miserabel gemacht! Ausserdem verschweigt der „Pakt“ die viel sinnvollere Migration in die Armutsländer. Mir scheint, dass diese Migration zur progressiven Entwicklung dort besser beitragen könnte als Geldtransfer der Migranten aus ihren Zielländern. Und: Da der Pakt auch von Migrationsvermeidung handelt, kann die umgekehrte Migration eine Armutsflucht auch beschränken. Wollen die Vereinten Nationen das Problem der Unterentwicklung und sozialer Armut beseitigen, indem sie die Leute zum Verlassen ihrer Heimat, zum Weglaufen ermutigen?

Vermeidung von Migration sollte ein Pakt genannt werden, der die Ursachen beim Namen nennt und alle Nationen auffordert, mit einem Jahrhundertprogramm überall gleiche Lebensverhältnisse zu schaffen. Jeder Geberstaat sollte sich auf ein Entwicklungsland konzentrieren und verbindliche Verpflichtungen eingehen! Ein solches Aufbauprogramm muss mehr sein als Geldgeben, es muss administrativ aktiv sein, um teilweise unhaltbare Regierungs-und Veraltungsmängel zu beheben. (Die Armut in Afrika auf unsere Exporte von billigen Hähnchenrücken, gebrauchten Haushaltsgeräten und das Fischen in Hoheitsgewässern (!) zu reduzieren, ist nicht nur dumm, sondern unverantwortlich! ) Und falls wir der überheblichen Ansicht sein sollten, deren Entwicklung könne auf der Basis von Solar-und Windstrom realisiert werden, so ist das eine Energieverweigerungshaltung, die zur Abwanderung regelrecht einlädt.
Fazit: Die Reichen könnten viel mehr tun als diesen unsäglichen “ Migrationspakt“ zu unterschreiben. – Wolfgang Eckardt


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Es ist doch erfrischend dass nun einer mitmischt, der kein Berufspolitiker ist wie die meisten anderen, die noch nie was anderes gemacht haben. Schade dass auch Sie sich der einfältigen Neiddebatte nicht entziehen können. – Christian Voss


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Die Ökodiktatur wird auch DIE ZEIT ruinieren, weil es kein Zeitungspapier und keine Leser, die DIE ZEIT-online bezahlen können, mehr geben wird. Ohne Industrie gehen uns alle mühsam erarbeiteten Freuden verloren, zum Beispiel Sozialstaat, moderne Medizin, Freizeit, Ferienreisen. Ich lebe glücklicherweise von der Gnade der frühen Geburt und bedaure nur, Kinder in die Welt gesetzt zu haben. – Peter E Mueller


Leserbrief zu „Stadt der Träumer“ von Johannes Dudziak im ZEIT Magazin

Donnerstag ist eigentlich immer ein guter Tag, nicht zuletzt wegen der Vorfreude die Zeit am Kiosk zu holen und schon im Treppenhaus im Zeitmagazin zu blättern. Diese Woche gab es Versuch Offenbach in Wort und Bild darzustellen. Für mich also ganz besonders, da ich in dieser Stadt lebe und das auch sehr gerne. Was soll ich sagen…die Serie von Daniel Stier durchgeschaut, war ich selten so enttäuscht und auch verärgert über dessen Darstellung der Stadt. Hatte der Fotograf an diesem Tag keine Lust oder eine persönliche Rechnung mit ihr offen?

Das schöne an Offenbach ist doch, dass sich fast an jeder Ecke skurrile Szenen finden lassen, die sich als Motiv hervorragend eignen würden. Stattdessen schaue ich auf Bilder von Baustellen, Häuserfassaden… und Weißkohl?! Keine einzige Person ist zu sehen bis auf zwei Frauen in der Ferne auf einem Häuserdach.. Keine Dynamik, Interkation oder „Gemeinschaft“, von welcher der Autor später schreibt, ist zu erkennen. Es ist einfach nur schade… Im Sommer diesen Jahres gab es im Offenbacher Stadtteilbüro eine Fotoausstellung zu der Stadt. Gegenüber Herrn Stier ist es Benjamin Kilb gelungen, die Stadt auf eine ehrliche und respektvolle Art in seinen Bildern festzuhalten. Da hätte Herr Stier aus GB also gar nicht einreisen müssen. Ökologisch auch verträglicher. Schade, dass die Zeitleser jetzt einen falschen Eindruck von der Stadt haben und sie sich so wieder erklären muss… – Maike Kühnl


Leserbrief zu „Mehr Bit für Bauern!“ von Ingo Malcher

Ich muss hier Herrn Böck widersprechen, der ländliche Raum wird ohne flächendeckende 5G-Versorgung keineswegs „abgehängt“. Sicher wäre eine möglichst umfassende Nutzbarkeit mobiler Daten wünschenswert. Diese lässt sich aber viel kostengünstiger mit den bestehenden Mobilfunkstandards erreichen, denn grundsätzlich gilt: Je höher die Mobilfunkfrequenz, desto geringer die Reichweite, desto aufwändiger ist ein flächendeckender Ausbau. Eine 5G-Versorgung in der Fläche wäre nur dann erforderlich, wenn man es zum Ziel erklärt, dass der Fahrer des Mähdreschers auch noch in den abgelegensten Gegenden während der Fahrt Netflix in HD schauen kann. Für die Übertragung der paar Kilobyte Information, die der Mähdrescher, die Kuh – oder die „letzte Milchkanne“, um mit Frau Karliczek zu sprechen – liefert, reicht aber noch der älteste Mobilfunkstandard aus. Ich weiß nicht, wie Herr Böck zu der Aussage kommt, dass dies nur mit 5G möglich wäre. Wirtschaftlich sinnvoll wäre es also, die aktuellen Standards in der Fläche weiter auszubauen und sich mit 5G auf die Ballungsgebiete und Hauptverkehrswege zu konzentrieren – auch wenn sich das nicht so fortschrittlich wie „flächendeckender 5G-Ausbau“ anhört. – Reinhard Kraasch


Leserbrief zu „»Gleichwertige Wege«“ von Anna-Lena Scholz

Ihre Autorin Anna-Lena Scholz möchte bitte der Bildungsministerin mitteilen, daß ich ein solcher Populist bin, der die Schotten dicht machen möchte. Was nutzt mir ein ansehnliches Einkommen, wenn ich kein vernünftiges Leben mehr in Deutschland führen kann. Weil es Menschen gibt, wie die Bildungsministerin, die das noch gut heißen. Wenn in den Schulen die Verblödung gelehrt wird, anstatt brauchbares beigebracht zu bekommen, was sie später im Berufsleben auch weiter bringt. In meinem Bundesland NRW wurde von den Grünen die Lehranstalten an die Wand gefahren, dafür wurden sie auch abgewählt. Darum sollten sie sich auch als Bundesministerin kümmern. Unser Land ist in einem völlig desolaten Zustand. Und das nur, weil es solche Personen gibt, wie sie es sind. Auch der Zustand der Fachhochschulen ist ein Beweis dafür wie man es nicht machen sollten. Denen gehört genauso die Zukunft wie den Universitäten. Das muß laut gesagt werden. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Genuss – und Erleichtung – Ihren Kommentar zu lesen und zu 100 % „unterschreiben“ zu können (drittletzter Absatz)! – Monika Bangerr


Leserbrief zu „Gewalt für Genießer“ Jens Jessen

Was Ihrer scharfsinningen Analyse des (reichlich widerlichen) Lars-von-Trier-Films noch hinzuzufügen wäre, ist der Verweis auf das historische Vorbild der Figur des Jack: Zweifellos bildet der Londoner Serienkiller Jack the Ripper von Triers Inspirationsquelle. Seine ebenso bestialischen wie für die Zeitgenossen rätselhaften fünf (!) Morde an Londoner Prostituierten im Herbst 1888 üben bis heute eine schwer zu erklärende Faszination aus. Dass sich der historische Jack per Brief „From Hell“ unmittelbar ans schaudernde Publikum wandte, findet im höllischen Epilog des Films seine Entsprechung. Die Story von Jack the Ripper wurde bekanntermaßen immer wieder aufs Neue in der Kunst (bzw. in der Pop-Art) verarbeitet; besonders interessant scheint mir in diesem Zusammenhang die berühmte Graphik-Novel des Autoren-Duos Alan Moore – Eddie Campbell mit dem Titel „From Hell“, in welcher der alt gewordene Ermittler des Ripper-Falls, Inspektor Abberline, über sein Zuhause klagt: „This is the house, that Jack built!“ – Andreas Kostolnik


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Ich hoffe doch, dass die Diskussionen in den Parteien etwas tiefergründiger geführt werden als die Frage, ob Sanktionen beim Hartz IV Bezug sinnvoll sind oder nicht. Klassische Interviewten-Auswahl und was hat der Leser gelernt? Bayern kann mit Strenge mehr als NRW, na das haben die ja auch schon bei der Schulbildung und den Flüchtlingen gezeigt, alles klar. Wenn Sie einfach 1000,00 Euro im Monat bekämen und nicht nur von schnell geschriebenen Artikeln leben müssten, hätten Sie vielleicht die Muße gehabt, sich zu fragen, ob die protestantisch geprägte und von Max Weber wissenschaftlich aufgemöbelte Einstellung „Nur wer arbeitet darf essen“ noch zeitgemäß ist. Oder ob vielleicht alle von wachsendem Wohlstand und technischem Fortschritt profitieren sollten. Ob denn überhaupt noch Lohnarbeit im heutigen Sinne zeitgemäß und für alle verfügbar ist. Welches Potential freigesetzt werden würde, wenn Menschen durch die Grundsicherung einfacher unliebsame Jobs aufgeben könnten, in denen sie nicht nur schlechte Arbeit leisten, weil sie längst innerlich gekündigt haben, sondern den Posten auch noch besetzt halten und so die Chance verwehren, diese Stelle zu füllen. Sicherlich kennen Sie solche Beispiele aus Ihrem Berufsalltag oder von Bekannten und Freunden. Welche Veränderungen möglich wäre, würde man Ehremamt quasi mit Lohnarbeit gleichsetzen, wenn man sich ausscuhen könnte, was man tun möchte. Ja ja, und niemand würde den Müll wegräumen. Glauben Sie wirklich? Wenn es gut bezahlt wäre?

Und sagen Sie jetzt nicht, das dies nicht gänge, als ob die heutige Gehälterverteilung irgendeine reale meßbare vergleichbare Grundlage hätte! Offensichtlich ist es durch Sanktionen und Hartz IV nicht gelungen zu verhindern, dass es ganze Stadtgebiete gibt, in denen Kinder nahezu die einzigen sind, die früh aufstehen müssen. Das ist auch weniger ein Problem der finanziellen Armut, viel mehr der sozialen Armut und das ist ein großer Unterschied. In Ihrem Artikel scheinen die Menschen nur wegen finanzieller Gründe arbeiten zu gehen. Wenn dem so ist, dürfte es manche Beruf gar nicht mehr geben. Es ist auch jetzt schon sinnlos, im Niedriglohnsektor zu arbeiten statt Hartz IV zu beziehen, besonders für Familien mit vielen Kindern. Wenn Geld die einzige Motivation ist, wieso gibt es dann Altenpfleger? Das System Hart IV hat nicht das Problem der Sanktionen, es hat das Problem der mangelnden Motivation. Kennen Sie jemanden, der schon mal Hartz IV bezogen hat? Wenn ja, müsste Ihnen aufgefallen sein, dass dieser jemand, wenn er regelmäßig zu den einberaumten Treffen geht, den wenigsten Streß hat. Richtg kompliziert wir es, wenn er raus will aus dem System und mal einige Wochen arbeitet und dann wieder nicht. Der Papierkrieg ist atemberaubend und selten trifft man auf einen Vermittler, der auf den Papierkram auf seiner Seite Lust hat. Je mehr von dieser unsteten Sorte, desto mehr Arbeit. Die Vermittler haben Zahl x an Hartz IV Beziehern. Je weniger die sich bewegen, desto weniger Arbeit hat man mit ihnen. Praktika sind im Hartz IV Bezug natürlich verboten. Jedes Eigenengagement ist am besten zu verschweigen. Ich hoffe tatsächlich sehr, das SPD und Grüne sich ein paar mehr Fragen zur Zukunft der Grundsicherung stellen! – Christine Hille


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Süffig-süffisant, Harald Schmidt auch nach längerer TV-Abstinenz unschlagbar. Ich konnte das Intervieuw 2x lesen und habe immer wieder an den gleichen Stellen laut gelacht. – Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

Unabhängig, wie man zum dem Migrationspakt oder dem Artikel steht – folgendes ist falsch: Die Übersetzung von englisch: regular ist nicht, wie die Autoren behaupten „geregelt“, sondern tatsächlich „regulär“ oder „regelmäßig“. „Geregelt“ würde auf englisch „regulated“ heißen. Ob man nun auch die Übersetzung „planmäßig“ anwenden darf, muss aus den Definitionen zur Terminologie der UN hervorgehen. – Dr. Martin Grau


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Haben Sie ganz herzlichen Dank für dieses großartige Interview; selten so gelacht, auch nach mehrmaliger Lektüre! Vor allem die Aussagen zu Politikern haben es in sich. Gut gefallen hat mir auch die Passage zur Zahl der Kinder, dem VW-Multivan und dem Hund: „Wir vermehren uns, weil wir uns das leisten können.“ Colorandi causa: Meine familiäre Situation, die Zahl der Kinder, der Hund sowie das Fahrzeug lassen Überschneidungen mit denen der Familie Schmidt geradezu ins Auge springen, was der Lektüre noch eine sehr persönliche Note verleiht. Nochmals herzlichen Dank für das Interview. – Dr. Thomas Sarholz


Leserbrief zu „Die Aggression der Frauen“ von Stefanie Kara

Fr. Kara fragt Herrn Rettenberger:“ Sind Frauen auf andere Art und Weise gewalttätig als Männer?“ was Herr Rettenberger bejaht. Aufgrund des kriminologische Hintergrundes werden m.E. die Aspekte der Gewalt verkürzt auf die Gewalttat.Leider werden dann die „andere Art und Weise“ nicht ausgeführt, so dass ich mir erlaube, biographische Erfahrungen einzubringen. Frauen sind überwiegend verbal aggressiv – offen oder subtil, manchmal aber auch körperlich durch Herabsetzung schuldig Sprechen, verweigerte Sexualität oder anonym ausgestreute Verleumdungen. (Beispiele: Herabsetzungen: Eine Mutter zu ihrem Kind. „ Durch deine Geburt hast du mich um mein Leben gebracht – Wiederholung in der Pubertät.Eine Frau setzt ihren Mann so lange herab, bis er ihr gemeinsames Kind körperlich sanktioniert. Verweigerte Sexualität: „Du hast irgend etwas verkehrt gemacht, wenn ich keine Lust mehr habe auf Sex.“ Verleumdung , die immer wieder über eine weibliche Vermittlerin ausgestreut wird über mehr als ein Jahrzehnt, die aber nicht bereit ist , vor Gericht auszusagen: Er ist pädophil, fasst Mädchen an , bedrängt sie, ist ein Vergewaltiger, will ein kleines Mädchen umbringen – Zivil und Strafanzeige!, die eingestellt wurden , aber mit der Auflage eines Bußgeldes von 24.000,00 € bei Kontaktaufnahme. – Ralf Quitmann


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Sanktionsähnliche Effekte
Schwieriger als die Sanktionen selbst finde ich Regelungen, die den ALG2-Bezug unnötig kompliziert machen und sich wie Sanktionen auswirken. So besagt das Prinzip der Nachrangigkeit, dass jede andere Leistung wie Kindergeld etc. zuvor beantragt werden muss. Gerade bei Familien wechselt die Zuständigkeit aber ständig! Kinder beginnen eine Ausbildung: Bafög statt Kindergeld. Wird vergessen, das zu beantragen, behält das Jobcenter den Betrag trotzdem ein. Bei mehreren Kindern verliert man da schnell den Überblick. Ist das wirklich nötig, wenn doch alles der Staat bezahlt? Wie sollen Eltern mit wenig Bildung das schaffen? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Der Artikel ergeht sich in Allgemeinplätzen und Klischees!
1) Was soll die Aussage:“99% der Jugendlichen besitzen ein Smartphone, 99% der Schulen besitzen Kreide“? . Wie wärs mit: 65% der Jugendlichen trinken mindestens am Wochenende zuviel Alkohol, 56 % erreichen das Abitur ? Die vielen deutschstämmigen Nobelpreisträger des 20.Jahrhunderts sind in Schulen und Universitäten mit Kreide großgeworden.
2) Denken und Be-greifen findet im Gehirn der Heranwachsenden statt. Videofilmchen oder Texte im Tablet angucken erzeugt den Denkprozess und die Auseinandersetzung im Gehirn noch nicht. Außerdem benötigt der Prozess Zeit , Innehalten, Nachdenken und Langsamkeit, wozu Tafel und Kreide oder Whiteboard und Stift prima passen.
3) Mindestens seit Hattie wissen wir , dass es auf „den Lehrer“ ankommt. Die Milliarden des Bundes müssen in bessere Lehrkräfte investiert werden. Gute Lehrkräfte wissen besser als Algorithmen , wo die Defizite des Einzelnen sind und können die Fortschritte kontrollieren und begleiten, und sie reagieren auf die Heterogenität. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, dass er eher träge ist, als dass er sich von Computerprogrammen herausfordern und leiten lässt.
4) Eine Bildungsgerechtigkeit wird Schule ohne Mitwirkung von Elternhaus und Gesellschaft nicht erreichen. Lernen und Erkenntnisgewinn bedeutet Arbeit und Anstrengung. Wo dieses Denken beheimatet ist oder vorgelebt wird (auch manchmal mit sanftem Druck) , geschieht „Lernen lohnt sich“. Wenn aber Schule einzig nur „Spaß“ machen soll, und Anstrengung verpönt ist, wenn Elternhäuser nicht unterstützt werden , wenn es „chic“ ist, in der Schule zu schwänzen oder sich nicht zu mühen, wird sich an der Gerechtigkeitslücke nichts ändern. – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Unter keinem guten Stern“ von Mariam Lau et al.

ich finde der Artikel ordnet die Debatte um den UN-Migrationspakt noch einmal gut ein. Was allerdings zu kurz kommt ist die Einordnung einer Annahme des „versteckten Umsiedlungsprogramms“ bzw. der zitieren „Vernichtung der Völker“ als eine rassistische Argumentation, die von einem homogenen Volk ausgeht, das durch Abstammung bestimmt sei, dem ein Territorium zustünde und das sich unter einer nationalen Identität fassen ließe. Vor dieser Annahmen macht die AfD eine Konfrontationslinie zwischen einem angeblich existierenden ‚Wir‘ und ‚den Migrant*innen‘ auf und wiederholt damit nur nationalistische Ideologien. Deshalb geht der Hinweis auf offenen Rassismus durch Abgeordnete der Linken und Grünen auch keineswegs am Thema vorbei. Sie benennen präzise was hier eigentlich der Punkt ist. – Katharina D.


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Außer seiner kompromisslosen Schlagfertigkeit hat Harald Schmidt den meisten Promis den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören voraus. Wobei der (relativ) konsequente Rückzug ins Privatleben in eben jener genuinen Bräsigkeit begründet sein dürfte, die zuvor einen Großteil des beruflichen Erfolgs ausgemacht hat; nebst zunehmender intellektueller Lustlosigkeit freilich. Nichtsdestotrotz, das Leben des Donald Trump etwa, wäre ein würdiges Thema für einen revitalisierten Dirty Harry – am besten natürlich öffentlich ausgestrahlt. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Black Friday“ von Josef Joffe

In Ihrer (sehr guten ) Kolumne zum Thema Übernahme uramerikanischer Gebräuche erwähnen Sie, dass Abraham Lincoln den letzten Donnerstag im November zum gesetzlichen Feiertag (Thanksgiving) gemacht habe. Dieses ist nicht ganz richtig: es ist immer der vierte Donnerstag im November. Diese Jahr hatten wir wieder einmal den Sonderfall von fünf Donnerstagen in dem besagten Monat und es wurde der vierte als Feiertag genommen. In den meisten Fällen ist allerdings der vierte Donnerstag auch der letzte im Monat November. Selbst viele Amerikaner sind der Meinung, dass Thanksgiving immer der letzte Donnerstag im November sei. – Peter Semrau


Leserbrief zu „Säger in der Nacht“ von Burkhard Strassmann

Die „Zeit“ lese ich schon lange;heute am 29.November 2018 lese ich „Säger in der Nacht“ von Burkhard Straßmann, weil ich jahrelang ordentlich geschnarcht habe. Nach einer von diesen lautstarken Nächten fiel mir beim Frühstück zweimal die Tasse aus der Hand und der eine Mundwinkel war schief; kurzum ein Schlafapnoe-indizierter Schlaganfall, der die Stroke-Unit veranlasste, mich in ein Schlaflabor weiterzureichen. Hier war die Standardmethode CPAP(=Continuous positive air pressure), also eine Nasen- maske, die durch leichte Erhöhung des Atemluftdruckes das Schnarchen verhindert. Diese Methode fehlt völlig in dem Artikel„Säger der Nacht“, obwohl die Seite überschrieben ist mit „ZEIT DOCTOR ALLES, WAS DERGESUNDHEIT HILFT“. Im Gegensatz zu Bissschienen,Kanonenkugeln im Rücken, Tennisbällen und Operationen bin ich seit 7 Jahren eine neuer Mensch, der nicht mehr schnarcht und seine CPAP-Maske täglich verwendet. Nun meine Frage: Warum hat der Autor diese Methode nicht einmal erwähnt ? – Hans-Jürgen Krambeck


Leserbrief zu „Was Männer aggressiv macht“ von Harro Albrecht und Stefanie Kara

Die Analyse über Aggression zeigt wieder einmal, wie unerbittlich Gleichstellung wirkt. Auf die Frage, ob Aggresssion männlich ist, lautet die erwartbare Antwort: ja. Doch zum Glück wird diese deprimierende Erkenntnis aufgehellt durch das zweite Forschungsergebnis, nämlich: Frauen holen auf. Sollten Männer also glauben, sie hätten etwas exklusiv für sich, eine Nische, in die ihnen die Fauen nicht folgen wollen oder können, und sei es im Bösen, dann haben sie sich getäuscht. Die Frauen sind ihnen auf den Fersen. Und es kommt noch besser – oder schlechter: Weibliche Agression wirkt am Ende positiv, sie wendet das Böse zum Besseren, weil sie die männlich Aggression in die Schranken weist. Selten habe ich einen Artikel gelesen, der so unverblümt dem feministischen Grundmuster „gute Frau – böser Mann“ folgt. Ist das noch glaubwürdig? – Dr. Hans-Peter Basler


Leserbrief zu „ZÜNDSTOFF“ von Annabel Wahba

Sehr lesenswert, Ihr Beitrag. Eine Frage allerdings: Sie schreiben „Fast genauso schockiert wie der Angriff hat Armoush, dass in Deutschland kaum jemand eingreift, wenn ein Kippa-Träger verprügelt wird.“ Das klingt, als ob solche Attacken in Deutschland regelmäßig stattfinden und niemand hilft. Haben Sie dazu eventuell valide Statistiken? Fakten? Ich meine, wenn Sie zu Recht Alice Weidel kritisieren… – Kurt Eimers


Leserbrief zu „Lang lebe der FCB!“ von Stefan Willeke

In seinem Bericht schreibt Stefan Willeke über die kurze Präsidentschaft von Michael Zylka bei Schalke 04 in 1988. Michael Zylka hat die Präsidentschaft nach drei Tagen nicht durch einen „Strudel von Intrigen“ aufgegeben, sondern weil er als damaliger Berufsoffizier beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr von seinem Dienstherren vor die Wahl gestellt wurde den Posten hinzuschmeißen oder aus der Bundeswehr entlassen zu werden. – Ulrich Stukenbröker


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Zunächst vielen Dank für den interessanten Artikel über Herrn Merz. Zwar teile ich Ihr durchscheinendes Fazit zu seiner Person nicht, aber Sie bringen verschiedene Hintergrundinformationen auf, die zum Nachdenken anregen. Das gefällt mir sehr gut. Als gebürtigem Sauerländer und heutigem Wahl-Stuttgarter sind mir jedoch ein paar sachliche Fehler in Ihrem Artikel aufgefallen, die auf eine unsorgfältige Recherche hinweisen:

So schreiben Sie, „die Region gehört zum Erzbistum Köln“. Diese Aussage ist leider sachlich falsch. Nahezu das gesamte Sauerland gehört seit 1821 zum Erzbistum Paderborn. Besonders getroffen hat mich jedoch Ihre Aufzählung der bekannten Sauerländer. Dass Sie den 2ten Bundespräsidenten Heinrich Lübke unterschlagen und Frau Schrowange als wichtiger einstufen, ist entweder extrem nachlässig oder gewollt manipulierend. Zwar kann ich Ihre Intention, das Sauerland als sehr ländliche, erzkatholische und -konservative Region ohne bemerkenswerte weltbedeutende Persönlichkeiten darzustellen nachvollziehen. Vermutlich stimmt das auch. Allerdings erwarte ich von einer Zeitung mit dem Anspruch der Zeit dann wenigstens korrekte Argumente. Ich hoffe, Sie werden beim nächsten Artikel über Ihnen fremde Regionen intensiver recherchieren und freue mich auf weitere Artikel. – Christopher Dröge


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Merz verdient Respekt wenn er der CDU und Merkel vorwirft, den Aufstieg der AfD nur mit einem Achselzucken quittiert zu haben. Eine ähnlich lockere Reaktion auf diese Partei mit ihren skandalösen und provozierenden Aussagen zur Hitler Diktatur und den Ausländern bei uns kam auch von den Zeitschriften Zeit und Spiegel. Nachteilig für den Kandidaten Merz seine Wirkung, die mit einem Glas abgestandenen Wassers zu vergleichen ist. Jeder hätte lieber ein Glas frisches Wasser was hier heissen soll, dass der Kandidat jünger sein müsste und zwar nicht unbedingt an Jahren sondern im Kopf, wo bei Merz ein leicht verstaubtes Weltbild mit katholischer Einfärbung zu Hause ist. Damit kann man die moderne Welt und damit Politik nicht managen da Flexibilität und die rasche Anpassung an immer schneller werdende globale Änderungen den in sich selbst ruhenden Konservativen vermutlich überfordern würde. Mit dem Geldverdienen in einem globalen Konzern geht nicht unbedingt ein Gewinn an Verständnis von Zusammenhängen der globalen Politik einher. Der Hinweis auf die geschliffenen Manieren des Kandidaten zeigt nur wie gestrig seine Welt ist -gute Manieren reichen auch. Noch besser und viel wichtiger sind Eigenschaften wie humanitäre Überzeugung und Sensibilität für die ewig drängenden sozialen Fragen der rasant sich verändernden Gesellschaften in einer globalisierten Welt. Damit wäre man wieder bei der amtierenden Bundeskanzlerin Merkel, die in der Summe ihrer Eigenschaften -zum Verdruss ihrer Nachfolgekandidaten -als ungeschlagen zu bewerten ist. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Einerseits haben Sie Verständnis, wenn sich die Bewohner von North Sentinel mit der Ermordung von „Besuchern“ der Eindringlinge erwehren, andererseits gibt es (von Ihnen?) kein Verständnis, wenn sich zB das Land Polen gegen Migranten oder Flüchtlinge wehren, die dorthin wollen/sollen. Auch kein Verständnis gab es für die Aussage, dass Deutschland seine Grenzen notfalls mit der Waffe gegen unerwünschte Eindringlinge verteidigen solle, aber die Bewohner von North Sentinel dürfen das, sogar wenn dort Schiffbrüchige anlanden . Das scheint mir sehr doppel-moralig zu sein ! – Alois Lienhard


Leserbrief zu „Was Männer aggressiv macht“ von Harro Albrecht und Stefanie Kara

Ich habe versucht, das Einstiegsexperiment („Ultimatum-Spiel“) in den Artikel für mich zu konkretisieren:
20 Männer haben Testosteron bekommen; einem Drittel müssten vom Experimentator 2 € angeboten worden sein („unfaires Angebot“), einem Drittel 6 € (entspricht der Erwartung an Verteilungsgerechtigkeit), einem Drittel 10 € („gutes Angebot“). Erste Frage: Warum wurde eine nicht durch drei teilbare Zahl an Probanden gewählt? Das erste Drittel strafte „häufiger“, d.h. von anteilig 6-7 Probanden hätten dann etwa 4-5 („öfter“) gestraft. Das Gleiche gilt für das letzte Drittel: etwa 4-5 hätten „öfter und großzügigere Belohnungen“ gegeben. D.h. bei etwa 8-10 Probanden von insgesamt 20 könnte die Testosteron-Gabe ihr Verhalten beeinflusst haben; sicher ist das nicht, denn der eine oder andere könnte genauso von seiner Einstellung dem Experimentator gegenüber oder von seiner Tagesform beeinflusst gewesen sein. Bezieht man dann noch die Placebogruppe (ebenfalls 20 Probanden) mit ein, wird sich der prozentuale Anteil von möglicherweise testosterongesteuertem Verhaltens nochmals reduzieren. Signifikant ist so ein Ergebnis für mich nicht, für die beiden Forscher und die Verfasser des Artikels offenbar auch nicht, was Verben wie „deutet darauf hin“, „scheint daher“ sowie der bei solchen Studien obligatorische Hinweis auf das Tierreich zeigen. Auch erschließt sich mir der letzte Satz der Versuchbeschreibung nicht: „Für beide Maßnahmen (also den Experimentator belohnen oder dessen Anteil kürzen) muss der Proband allerdings mit einem Teil des eigenen Geldes aufkommen.“ Problematisch finde ich ein solches Vorgehen, weil durch die Wortwahl („Neurowissenschaftler“, „Labor“, „Experimentatoren“, „Forscher“) sowie das Anführen scheinbar exakter Zahlen eine scheinbar unwiderlegbare Wissenschaftlichkeit vorgetäuscht wird. – Ralph Müller


Leserbrief zu „Weniger saufen, mehr schnaufen“ von Harro Albrecht

Ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Oberflächlichkeit Statistiken kommentiert werden, wie im vorliegenden Artikel jene zur Lebenserwartung in 22 westeuropäischen Staaten. Glauben Sie wirklich daran, dass das positive Abschneiden der Spanier und Schweizer an deren geringerem Alkoholkonsum und gesünderem Lebensstil liegt? Gibt es allein nicht schon viel zu große Unterschiede innerhalb von Deutschland, als dass man ohne nähere Begründung derartige Schlussfolgerungen ziehen kann? – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Es braucht viel mehr, um die Schüler auf die Zukunft vorzubereiten, nämlich das Wissen, dass die Digitalisierung viel Strom braucht und dadurch das Klima gefährdet. Schüler müssen einsehen, dass sie nicht ständig das Smartphone wischen, Belanglosigkeiten mit aller Welt austauschen und sich mit Spielchen beschäftigen sollten. Lehrern sollte bewusst sein, dass Tafel und Kreide vermutlich ökologisch harmloser als die digitale Formen sind. Dass die Forderung der ZEIT auf der Titelseite überhaupt nicht auf die Bedeutung für das Klima eingeht, ist für mich ein Beleg für das mangelnde Denken in Zusammenhängen der Politik und der Medien. Bei 2 Grad Erhöhung droht schon ein Kipppunkt des Klimas, weswegen es gefährlich ist zu schweigen. – Erika Reiber


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Die Antworten des Herrn Bäte gehen größtenteils an den Fragestellungen vorbei, von daher: Thema verfehlt, ungenügend = 6, bestenfalls mangelhaft = 5. Seine menschenverachtenden Äußerungen kann man m.E.nur mit der abgewandelten einschlägigen Redensart kommentieren: Die Quintessenz der Ignoranz ist Arroganz. Auch andersherum wird ein Schuh draus: Die Quintessenz der Arroganz ist Ignoranz. Bleibt als Konsequenz: Hoffentlich nicht Allianz-versichert?! – Dr.Geert Engelken


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Es ist nur zu hoffen, dass in diesen 5 Milliarden, die investiert werden sollen, auch Gehälter für professionelle EDV-Kräfte an den Schulen eingepreist sind, also Leute, die sich ausschließlich um die Beschaffung von Hardware, Aktualisierung der Software, Wieder- hochfahren der Syteme usw. kümmern. Es sollte dabei an eine Fachkraft pro Schule gedacht werden. Sollten diese Aufgaben, wie bisher wohl meistens geschehen, den Lehrkräften in ihrer Freizeit bzw. während des Unterrichts aufgebürdet werden, ist das ganze Projekt zum Scheitern verurteilt. – Jörg Weddigen


Leserbrief zu „Baby nach Wunsch„ von Gero von Randow

Die Natur „muss“ sich dem Menschen unnatürlich beugen. Die Natur schlägt jedoch irgendwann ganz natürlich zurück, dann muss sich der Mensch natürlich der Natur beugen, und er muss sich mit diesem natürlichen Denkzettel der Natur, mehr oder weniger ein ganzes natürliches Menschleben lang (un)natürlich damit herumschlagen. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Wenn für einen CEO die Gerechtigkeit eine marxistische Erfindung ist, so gibt es nur eine Schlußfolgerung: Der Marxismus hat mehr Gutes für die Menschheit getan, als alle CEOs der Welt je erreichen werden. Herr Bäte ist nicht der einzige Vorstandschef, der aus Unkenntnis, was Gerechtigkeit ist, sie mit den Füßen tritt. – Adolf Schröder


Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Ein hervorragender Beitrag. Konsequent hinterfragen die Autoren das scheinbar Offensichtliche. Dadurch wird erkennbar, dass weder im männlichen Geschlechtshormon Testosteron, noch in einer bestimmten Hirnregion die Lösung für das Problem destruktiver Gewalt gefunden werden kann. Auch mit nur 1/100 der männlichen Menge an Testosteron im Blut können Frauen ihre Partner beschämen, verletzen oder gar töten. Und zwei völlig verschiedene Erlebnisqualitäten, wie z.B. eine Kränkung oder körperlicher Schmerz, werden begleitet von einer Aktivitätssteigerung in ein und derselben Hirnregion. Wo also hinschauen? Auf den Menschen als fühlende, denkende und handelnde Person. Auf seine (Vor)-Urteile, seine Erwartungen und Hoffnungen, sowie seine Vorstellungen und Überzeugungen über die Welt und sich selbst.

Lebendigkeit, Mut und der Wille zur Selbstbehauptung gründen auf Aggression. Sie ist menschlich. Männlich geprägt hingegen scheint die Grenzüberschreitung hin zu destruktiver Gewalt. Weiter hinterfragt werden könnte zum Beispiel die verbreitete Überzeugung, der beste Schutz vor Gewalt bestünde in einer Verurteilung (Tabuisierung) von Aggression und in einer ausreichenden (Selbst)-Beherrschung. Mahnt nicht dass kaum für möglich gehaltene Ausmaß an sexuellem Missbrauch zum Nachdenken darüber, ob Verdrängung und „Selbsthärte“ überhaupt hilfreich sind, oder nicht vielmehr selbst Teil des Problems sein könnten? – Jürgen Pilz


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Das Motto „Fördern und Fordern“ war von Anfang an verlogen. Die einzige Maßnahme zur Arbeitsmarktintegration ohne in Hartz IV gestoßen zu werden, die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, wurde beseitigt. Ein Anspruch auf entgeltliche Beschäftigung als Schutz vor Hartz IV wurde nicht gewährt. Erst nach Aufbrauch allen Vermögens durften die so ins Unterproletariat Gestoßenen und Zwangsverarmten dann für einen Euro die Stunde, praktisch unentgeltlich Dienste verrichten, als hätte es diese Stellen für ABM nicht gegeben. Welch historischer Verrat! Zur Wehrpflicht und Landesverteidigung hatte man sie sehr wohl benötigt, für den entgeltlichen Arbeitsmarkt nicht! – Anton Distler


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Bäte befragt nach Gerechtigkeit bei der Wohnungssuche für seine Angestellten: “ Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff.“ Bäte befragt zu der Höhe seines Gehalts: „…Es gibt Gutachter, die beurteilen, ob das, was Bäte verdient, eigentlich gerecht ist,…“ Schön, wenn man sich den Begriff der Gerechtigkeit so aalglatt nach Belieben zurecht legen kann. Das hat sich der Mann doch redlich verdient. – Wolfgang Michel


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Ich finde es gut, dass Sie das Thema Umwelt weiter am Kochen halten. Es gibt kaum eine Ausgabe Ihrer Wochenzeitung, in der nicht darüber berichtet wird. Andere Zeitungen berichten über Öko-Narren und Plastikhasser. Julia und David (meine Tochter und deren Partner) sind gerade auf einer Asien- und Australien-Tour und gehören, wie auch ich, zu dieser Spezies. Wir alle fasten Plastik! Und die beiden nun auch auf Ihrer Weltreise! Sie wollen auf ihrem Trip auf die Vermüllung von Landschaften und Meeren aufmerksam machen. Nebenbei lernen sie Land und Leute kennen. Die beiden sind leidenschaftliche Surfer und leben normalerweise in Kiel. Da dort die Wellen vergleichsweise klein sind, probieren sie auf ihrer Weltreise natürlich auch die verschiedenen Surf-Spots aus. Ich bekomme das Ganze über einen Blog mit, in dem sie über ihre Reise, ihre Erfahrungen und Erlebnisse berichten. Durch ihr Tun, erreichen die beiden ein nicht nicht erwartetes Feedback. Es ergeben sich viele Diskussionen mit Einheimischen und viel Verständnis! Wenn die beiden etwas Muße haben legen Sie am Strand z.B. Bilder und erregen dadurch weitere Aufmerksamkeit. Früher wurden für derartige, kleine, vergängliche Kunstwerke Muscheln und vielleicht etwas Treibholz genutzt. Wir alle kennen das von den Stränden der Nordsee. Heute gibt es für diesen Zweck haufenweise buntes Plastik… Was meinen Sie, ist das nun traurig oder schön?? – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Kleingedrucktes mit großer Sprengkraft“ von Christiane Grefe und Petra Pinzler

Bitte tragen Sie als Journalisten dazu bei, dass die Dieseldebatte beendet wird, was Umwelt- und Gesundheitsschutz angeht. Die Grenzwerte haben erwiesenermassen nichts mit der Gesundheit zu tun. Das ist lediglich Lobbyarbeit von Linksideologen und Vertretern von ausländischer Industrie. Das schadet nicht nur der heimischen Industrie sondern auch dem Klimaschutz. Ausserdem möchte ich nicht wissen wieviele Falschinformierte sich nun Krankheiten einreden, weil sie ständig fälschlicherweise berichtet bekommen, dass die Luft ihrer Umgebung gesundheitsschädlich sei. Ein Wahnsinn! Qualitätsjornalismus muss doch soetwas enttarnen. Dann können wir uns wieder intensiver dem CO2 Thema zuwenden, was Sie ja in Ihrem Artikel auch einfordern. – Chrisitan Voss


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Wie schön wäre es, wenn die Botschaft „Anders regieren!“ bei der Nachfolge von Angela Merkel in der Parteivorsitzendenrolle richtig verstanden ankommt: Eine Chance, Führungsstärke zu zeigen. Die Chance für einen Kontrast zur Politik der kleinen Schritte. Aufnehmen, was liegen geblieben ist. Eine Chance, rasch Erfolge zu erziehen: durch Entscheidungen und Weichenstellungen. Die Chance, das große C zu im Markenkern der CDU zu entdecken: Bewahrung der Schöpfung. Und vielleicht eine letzte Chance, Demokratie als ein Modell zu präsentieren, das ernsthaft an die Probleme unserer Welt und unserer Zeit herangeht und wahrhaftig Lösungen herbeiführt. Die Welt wartet auf Deutschland. Auch eine Chance: Deutschland als Modell. Wie der protokollartig aufgemachte Artikel zeigt: der Klimawandel wartet nicht. Wir sind live dabei beim täglichen Artensterben. Gut, wenn weitere Artikel zu diesem brennenden Thema das Klima schaffen für einen längst überfälligen Wandel in der Politik. – Reinhard Koine


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

In dem Artikel fehlt ein wesentlicher Baustein, dem der Gedanke der fairen Modebranche zugrunde legt – das Ende von Fast Fashion. Faire Mode – dabei sind sich sicher alle einig – ist nich teuer, sondern verlangt lediglich den wahren Preis. Dass dieses Prinzip mit dem gleichen Konsumverhalten zusammenpasst wie in der „konventionellen“ Modebranche, ist natürlich ein Fehlschluss. Insgesamt muss einfach weniger konsumiert werden. Und hier fehlt in dem Artikel die nachhaltigste Bekleidungsweise überhaupt – Second Hand. Auch wenn die Kleidungsstücke nicht ursprünglich fair produziert wurden, ist dennoch gerade was natürliche Ressourcen und Umweltverschmutzung angeht die Second Hand Mode die ressourcenschonenste Möglichkeit, neue Kleidung zu kaufen. Und noch dazu unschlagbar günstig. Gerne weise ich auch auf das Konzept von „Kleidertauschparties“ hin, die in immer mehr Städten angeboten werden. Außerdem sind viele Unternehmen, die faire und ökologische Mode anbieten, noch sehr jung und neu auf dem Markt. Natürlich findet man wenige Läden in den Innenstädten, die ihre Mode anbieten. Man kann einem jungen Modeunternehmen kaum vorwerfen, dass es sich in Zeiten der Digialisierung und dem Umschwung zu eCommerce auf den Online-Handel fokussiert. Schaut man auf Plattformen wie AvocadoStore, findet man für das Budget eine sehr große Auswahl an fair und ökologischen Produkten. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „ZÜNDSTOFF“ von Annabel Wahba

Zunächst danke ich Ihnen für Ihren Artikel,- der die Zusammenhänge dieses antsemitischen Vorfalls erklärt, – und die daraus resultierenden Folgen im heutigen Zusammenleben der Menschen in unseren Land aus dem nahen Osten. Es ist sicher nicht nur für mich, – ich lebe in der Hauptstadt – und begleitete kulturell, – mit dem Wissen unserer Geschichte viele Gäste unserer Stadt, eine fürchterliche Entwicklung! Besonders erschreckend ist, – wie vielen Menschen jegliche Bereitschaft zu fehlen scheint,- in ihrer Sorglosigkeit, – oder sollte ich besser sagen,- dass auch sehr viel Böswilligkeit – andere Religionen nicht respektieren zu wollen, eine Rolle spielen! Unverständlich ist daher auch,- dass das WORT „Jude“ auf den Schulhöfen in Deutschland, – sich derart verfestigen konnte, – ohne Folgen,- d.h.eine detaillierte Aufklärung, viefach hingenommen wurde. Ist das Versagen,- der Behörden und der politisch Verantwortlichen die heutige Ursache? Lange bevor die AfD in unserer Stadt,- und in Deutschland derartige Erfolge erzielen konnte,- gab es ja bereits erste Anzeichen der Diskriminierung! Ich frage mich auch,- ob man nicht die Religionen völlig aussen vor hätte lassen müssen, – und statt dessen dem Fach “ Ethik“ in den Schulen den Vorzug hätte geben sollen?

Jüdische Einrichtungen, – z.B.Synagogen, Schulen, die in unserem Land schon sehr lange Polizeischutz benötigten, – darüber hat sich sicher nur eine Minderheit Gedanken gemacht! Ich sehe mit Sorge, – auf diese vielen Vorfälle,- und teilte u.a. auch dem heutigen Berliner Innnensenator meine Bedenken mit. Das der Restaurantbesitzer in Schöneberg, – um nur einen Vorfall zu nennen, auch unter antisemitischen Beschimpfungen zu leiden hatte, – eine weitere beschämende Tatsache für Deutschland! Ich hoffe sehr, – dass die Politik,- aber auch die Zivilgesellschaft sich in Zukunft deutlicher positioniert,- und gegen jegliche Diskriminierung einschreitet. Allerdings stellt sich mir die Frage, ob ein „Besuch“ in der Villa der „Wannseekonferenz“ ausreichte,- den „Täter“,- um den es in Ihrem Artikel ging, – zu sensibilisieren! – Marion Detzler


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Vermutlich bin ich nicht der Einzige, der auf einen kleinen Fehler im Dossier „Vom Himmel hoch“ hinweist. Dort heißt es, dass das Sauerland zum Erzbistum Köln gehört. Das ist falsch. Der größere Teil, die Kreise HSK und OE gehören, ebenso wie weite Teile von MK zum Erzbistum Paderborn, während ein kleinerer Teil von MK zum Bistum Essen gehört. – Wolfgang Severin


Leserbrief zu „… einem Wolf gegenüberzustehen“ von Timo Schneider

Ihr Artikel über den Wolf in der Zeit ist bei weitem der schönste Artikel den wir in den letzten Wochen gelesen haben. Danke dafür! Ihnen noch viele solche zauberhafte Momente! – Barbara & Günther Thomas


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Herr Bäte versteckt sich immer wenn es konkret wird, hinter allgemeinsten Allgemeinplätzen. Um sich dann, wenn die Allgemeinplätze doch konkrete Nachfragen nach sich ziehen, darauf zurückzuziehen, dass er ja eigentlich eh nur über die Allianz sprechen könne. Das knirscht argumentativ z.T. gewaltig. Besonders bezeichnend ist, wie sehr er sich beim Thema Gehalt windet, inklusive Ausflug auf das glatte Eis des Philosophierens darüber, was Gerechtigkeit eigentlich ist. Bäte einigt sich darauf, denen zu glauben, die sagen, dass es „gerecht“ sei, sein Gehalt mit dem Gehalt anderer DAX-Vorstände zu vergleichen. Womit er in seiner eigenen bequemen Blase bleibt. Eine Blase, in der die Vergütungen seit Jahren überproportional zum Rest der Gesellschaft steigen. DAX-Vorstände verdienen inzwischen im Schnitt das 71-Fache ihrer Mitarbeiter; 2005 war es noch das 42-Fache. Genau das blendet Bäte aus, wenn er sagt, dass in Deutschland eine wirtschaftliche Polarisierung zwischen der Spitze um dem Rest der Gesellschaft nicht zugelassen worden sei, und dass sein Gehalt irgendwie „gerecht“ sei. – André Fromme


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Ich möchte Ihnen zu ihrem Artikel gratulieren. Die Ansiedlung im Resort „Politik“ – ein Novum, aber richtig und notwendig. Die Idee, mit brandaktuellen Pressemeldungen einleitend die einzelnen, brennendsten Themen aufzugreifen, fesselt. Satzbau, Formulierung, Wortwahl, Aufbau – meisterlich. Auch ob des sehr ernsten Themas ein Vorzeigeartikel und ein LeseGenuss. Respekt. – Ing. Heinz König


Leserbrief zu „Gewalt für Genießer“ von Jens Jessen

Ich bin äußerst verärgert über die Besprechung des neuen Lars von Trier Films. Ein weiterer Film, der nur Gewalt zeigt, scheint mir nur einem Zweck zu dienen, nämlich die niedersten Instinke zu befriedigen und v.a. Geld einzuspielen. Leider findet sich in der Zeit- Feuilleton Redaktion immer wieder jemand, der diese Filme intellektuell überhöht und aufwertet. Meiner Ansicht nach, würde es genügen, die aktuellen Tageszeitungen zu lesen, damit ist jegliches Bedürfnis nach Gewalt befriedigt. Das weckt bei mir eigentlich nur zwei Fragen, wie verroht kann man eigentlich sein, und wie konventionell denkt der Artikelschreiber? Ich finde dieses „Aufpolieren“ von Gewaltdarstellungen widerwärtig und ja, eigentlich auch richtig erbärmlich. – Sybil Frercks-Rehahn


Leserbrief zu „Was Männer aggressiv macht“ von Harro Albrecht und Stefanie Kara

Schön, dass Sie dieses Thema aufgreifen, und sowohl die hormonellen Grundlagen darstellen, aber auch auf die soziale Bedingtheit der Steuerung der Wirkung der Hormone hinweisen – vor allem die Erfahrung von Ausgrenzung. Anschließend an die Bedeutung der Rollenbilder als steuerndes Element für das Verhalten der Männer, das in dem Artikel dargestellt wird, möchte ich darauf hinweisen, dass Männer, die gewalttätig werden, in ihrer eigenen Lebensgeschichte häufig selbst Gewalt erfahren haben. Gelingt es, den emotionalen Zugang zu dieser demütigendenden, entwertenden Erfahrung zu eröffnen, ist dies häufig der Beginn eines Änderungsprozesses in Richtung gewaltfreie Kommunikation mit ihren Partnerinnen und Kindern. Die Tendenz in der öffentlichen Diskussion, auf gewalttätiges Verhalten ausschließlich mit Bestrafung zu reagieren, verstärkt Gefühle des Ausgeschlossenseins und führt häufig zur „Spirale der Gewalt“, von denen Frauen in Frauenhäusern und auch im Alltag außerhalb immer wieder berichten. Männer dabei zu unterstützen, ihr gewalttätiges Handeln besser zu verstehen und dann konkrete Handlungsmöglichkeiten mit ihnen zu erarbeiten, wie sie gewaltfrei kommunizieren können, ist die bessere Alternative. Dabei gilt: Verstehen heißt nicht, gewalttätiges Verhalten zu billigen oder zu relativieren. Die Formen weiblicher Aggressivität differenzierter in den Blick zu nehmen kann ebenfalls dazu beitragen, das Miteinander von Frauen und Männern in der Partnerschaft kreativ und konstruktiv weiter zu entwickeln. – Erhard Scholl


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Frau Pinzler hat mal wieder ihre landwirtschaftliche bashing-Tour fortgesetzt. Eine ganze Fotoseite mit Agrarbezug. 80% menschlichen Handelns und Ressourcenverbrauches bestehen aus Luxuskonsum, aber es sind weder Urlaubsflieger noch Smartphon, weder Rasentraktor noch Swimmingpool abgebildet, Hauptsache ihr Feindbild wird weiter aufrecht erhalten. Ernst Ulrich von Weizsäcker hat mal in einem Interview von „genügsamkeitsorientierte Kultur“ gesprochen, die aus seiner Sicht als einzige Möglichkeit zur Versöhnung von Ökologie und Ökonomie, die Welt retten könnte….aber das Gegenteil ist der Fall. Und die Ernährung ist bei weitem nicht der Schlüssel, es sei denn man ist so zynisch anzunehmen, dass weniger Menschen besser für die Welt sind. Wann kommt von Ihnen mal ein Beitrag darüber, welche unsinnigen Dinge die Menschen dieser Gesellschaft konsumieren? – Reinhard Seevers


Leserbrief zu „Weniger saufen, mehr schnaufen“ von Harro Albrecht

Ihr Artikel hat mich sehr erfreut, besonders Ihre Frage „Wo bleiben staatliche Interventionen zur Verhütung von Krankheiten durch ungesunden Lebensstil?“ Genau das wäre beispielsweise eine Maßnahme, die Diskrepanz zwischen potentiellen Empfängern und Spendern von Ersatzorganen zu verringern, indem man z.B. durch Erhöhung der Preise für Zigarettenpackungen die Konsumenten dazu veranlasst, weniger zu rauchen. Dadurch würde nicht nur die Anzahl der Lungenerkrankungen gemindert, sondern auch die Kosten für die Krankenkassen geringer, was wiederum der Allgemeinheit der Versicherten gut tun würde. Es ist schade, dass diese Umstände bei der Debatte um eine Änderung der Organspende-Regelung keine Rolle spielt. – Edgar Kuse


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Glaubt wirklich jemand man bekommt die Leute in Arbeit durch Sanktionen? Hartz IV ist die Grundsicherung und keine soziale Hängematte. Ist es wirklich zuviel verlangt wenn in Deutschland niemand verhungern oder erfrieren muß? Oder ist Sozialhilfe nur ein Gnadenakt der Begüterten? Fragt sich mal einer wie sich die Betroffenen fühlen wenn sie Leistungen nur nach Wohlverhalten bekommen und grundsätzlich unter dem Verdacht stehen die Gemeinschaft nur auszunutzen? Falls es noch keiner gemerkt hat wir reden hier von Menschen! – Olaf Goldschmidt


Leserbrief zu „»Gerechtigkeit ist für mich ein marxistischer Begriff«“ von Giovanni Di Lorenzo

Mit der Einordnung der Gerechtigkeit als (Kampf-) Begriff der marxistischen Ideologie hat Oliver Bäte offenbar subjektiv die Schublade gefunden, derer er sich bedient, um sich der Auseinandersetzung mit der Frage zu entziehen, was gerecht ist oder doch gerecht sein könnte. Dessen hätte es nicht bedurft, um festzustellen, es sei schwer, ja nahezu unmöglich, objektiv festzustellen, was gerecht ist. Eine These im Übrigen, der wohl kaum jemand widersprechen würde. Es scheint so, als würde die Ideologisierung als Killerargument eingesetzt, um eine offene, voraussetzungsfreie Bewertung der Bemühungen um eine Definition dessen, was als gerecht angesehen werden könnte, zu verhindern, mindestens zu erschweren. Diese Bemühungen und die kritische Auseinandersetzung mit ihren Erkenntnissen dienen aber letztlich dazu, den auseinanderstrebenden Tendenzen in der Gesellschaft argumentativ entgegenzuwirken und einen wesentlichen Beitrag zur Befriedung zu schaffen. Ihr besonderer Wert besteht nicht zuletzt darin, dass sie darauf abzielen, eine Grundlage für das Zusammenleben zu schaffen, die auf Überzeugung beruht. Vorfestlegungen sind da alles andere als hilfreich. – Dr. Peter Jens Hauer


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Was Sie schreiben ist richtig und vor allem bedrückend. Wir alle ahnen zumindest, worum es geht. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Über Jahre antrainierte Verhaltensweisen ändern sich nicht einfach. Stattdessen wird verharmlost und bagatellisiert. Es wird auf Ecken dieses Planeten verwiesen, wo die Lage viel schlimmer ist, als bei uns. Menschen, die sich ernsthaft Gedanken machen, werden von Wirtschaftsredakteuren großer Zeitungen* zudem als Öko-Narren und Plastikhasser diffamiert. Vielen Dank dafür! Das Bewusstsein, aktiv etwas ändern zu können, fehlt bei vielen Mitmenschen. Dabei kann z.B. jeder auf Plastik verzichten, öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Fahrad fahren oder – ökologisch neutral – heimische Leinsamen statt teure Goji-Beeren verzehren. Fangt also endlich an! Ändert Euer Verhalten! Warten bringt nix!
* Bericht in der FAZ vom 27.10.2018, Verfasser: Patrick Bernau
Vermutlich wurde Herr Bernau von der Kunststoff- oder Verpackungsindustrie zu seinem Artikel gedrängt. Anders kann ich mir nicht vorstellen, wie jemand darauf kommt, so etwas zu verfassen… – Achim Bothmann


Leserbrief zu „Der verdrängte Krieg ist zurück“ von Alice Bota

Angela Merkel ist eine Frau auf die „man(n)“ weltweit hört. Und Norbert Blüm hat jetzt schon recht, wenn er sagt: „Wir werden uns nach Merkel zurücksehnen. – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Friedrich Merz, der Multi-Millionär und Besserwisser, will auf jeden Fall die CDU retten, bevor dieses Wunder andere vollbringen werden! Seine Wunderwaffe dafür heißt „BlackRock“, und mit diesem (hohen) Ross will er gegen keine Windmühlen reiten, wie einst Miguel de Cervantes Saavedra´s „Don Quijote“ mit seinem Gaul „Rossinante“. Friedrich Merz dürfte eher das Gegenteil davon anstreben wollen, wo immer dieses Gegenteil auch liegen könnte! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Wer stoppt Merz & Co? Wer aus dem „Möchte-gern-Trio“ könnte der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, schon das Wasser ganz zitterfrei darreichen! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

Oh doch, es geht sauberer und viel preiswerter, und eigentlich weiß das jeder: nämlich secondhand. Nichts zu kaufen, was neu hergestellt wurde, und dadurch den Produktions- und Konsumkreislauf durchbrechen ist einfach am Ökologischsten: kein Verbrauch von Ressourcen schlägt jeglichen Verbrauch einer noch so nachhaltigen Ressource! Auf dem Flohmarkt, im Secondhandladen oder evtl. auch auf ebay kann man sich mit gebrauchter Kleidung für ungefähr 50 € schick und stilvoll einkleiden, auch dort findet man übrigens Mode von Hess & Co. – und man könnte dann da auch fünf seiner sechs Paar weißen Sneakers weiterverkaufen. Im Übrigen ist secondhand kaufen auch das nachhaltigste Kaufverhalten, wenn es um Kinderkleidung geht… – Ellen Lindek


Leserbrief zu „Auschwitzkeule zum Zweiten“ von Iris Radisch

In ihrem Kommentar „Auschwitzkeule zum Zweiten“ vom 29. November 2018 wirft Iris Radisch dem FAZ-Autor Christian Metz vor, er habe ein Gedicht von Martin Walser „leider wörtlich –und deswegen komplett falsch verstanden“. Abgesehen davon, dass Metzausführlich den literarischen Charakter der Zeilen reflektiert, und selbst wenn man Radisch darin folgt, dass Walser das Stilmittel der „ironischen Mimesis“ einsetzt, räumt sie damit angesichts der Schwerpunktsetzung des Gedichts nicht Metz‘ Vorwurf der Bagatellisierung von Auschwitz aus. Im Gegenteil: Wenn Radisch in ihren eigenen Worten Kreuzigung und Holocaust unter dieselbe Kategorie („Menschheitsverbrechen“) einordnet, dann ist sie den „Walserweg“ selbst schon bemerkenswert weit gegangen. In seinem antisemitischen Roman „Tod eines Kritikers“ hat Walser besonders weitgehende Provokationen (z.B.: „Den Unterschied, den Moral und Gesetz zwischen Tätern und Opfern machen müssen, begreife ich, je schlimmer die Tat ist, um so weniger.“) auch innerhalb der fiktionalen Welt noch einmal abgesichert: als Gerücht, als Aussage einer jüdischen Figur oder als Aufzeichnung eines Psychiatriepatienten. Wer noch 16 Jahre später Walser mit dem Argument der Literarizität verteidigt, der ist entweder naiv oder er macht sich zum Komplizen. Literatur spricht nicht frei von Verantwortung. – Christoph Huber


Leserbrief zu „Black Friday“ von Josef Joffe

Ich trinke meinen schwarzen Kaffee gar zu gerne in meinem Stamm-Cafe, in der „Schwarzen Bohne“, auch heute an diesem „Black Friday“ (fast schon ein arbeitsfreier neudeutscher Feiertag). Ich muss doch nicht gleich alles mitmachen, nur weil es aus den Staaten kommt; aber meinen schwarzen Kaffee will ich trotzdem sehr genüsslich trinken, Black Friday hin, Black Friday her. Ich laß mir doch nicht vorschreiben, wie ich meine allerliebsten Gewohnheiten einzunehmen bzw. einzuschlürfen habe. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Der Markt unserer Wünsche“ von Andreas Reckwitz

Fröhliche Prügelei?
Zum Photo mit der Bildunterschrift „Ist das die Konsumentenrevolution? Schnäppchenjäger prügeln sich in Sao Paolo…..“. Die Leute stürzen sich ins Gewühl, sie schnappen nach den großen Samsung-Fernsehern, mehrer Personen zerren an denselben Kisten – ein Bild wie aus jedem anderen Schlussverkauf – könnte man meinen. Aber es gibt eine gewaltigen Unterschied: alle sind bester Laune, die „Schnäppchenjäger“ haben offensichtlich einen riesen Spaß, greifen lachend nach den Kisten, manche filmen das fröhliche Chaos. Wie wäre es wohl, in einem Land zu leben, wo die Bewohner ein Ereignis, wie „sich an der Wühlkiste drängeln“, mit Humor nehmen können? – Wolfgang Huber


Leserbrief zu „Marokko ist ein sicheres Land, außer du bist schwul, weiblich, ungläubig …“von Mohamed Amjahid und Paul Middelhoff

„Schwule, unterdrückte Frauen, Ungläubige aller Länder – Deutschland bietet euch eine Heimstadt und ein gutes Leben nach euren Vorstellungen!“ – diesen Eindruck vermittelt mir der o. b. Beitrag. Eine andere Sicht auf die Länder Nordafrikas ist möglich. Sie ist jedoch uninteressant, weil sie nichts Reißerisches an sich hat. Deshalb ist die andere Sicht nicht gerade förderlich für den Verkauf der Zeitung. Hamed Abdel-Samad, Muslim u. Kritiker des konservativen Islam des siebten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, lebt in Deutschland unter Polizeischutz. Er hält im „unsicheren“ Marokko Vorträge über seine Kritik. Er wird in aller Öffentlichkeit auf der Straße von einer Passantin erkannt, begrüßt und umarmt mit den Worten: „Mach weiter so, Bruder“. Das ist eine Tatsache. Kamel Daoud, Algerier, ebenfalls Muslim u. Kritiker des reaktionären Islam, hat sich von den verstockten, nicht mehr lernfähigen europäischen Intellektuellen abgewandt und hat sich in sein „unsicheres“ Heimatland Algerien zurück gezogen.

Ist es verwunderlich, wenn sich ein Teil der Deutschen von der Politik der Regierung und der öffentlichen Meinungsmacher abwendet? in dem Fall Abdeslam Lachhab frage ich mich, wie weit kann Selbstverleugnung noch gehen. Offensichtlich hat Herr Lachhab hier nicht Schutz gesucht, sondern das „bessere“ Leben, das ihm seine Gesellschaft im Heimatland vorgegaukelt hat. Die soziale Sicherung durch das Jobcenter genügte ihm nicht. Seinen eigenen Beitrag könnte oder wollte er nicht leisten. So nahm er harte Drogen, handelte mit Ihnen, stahl was ihm gefiel, wurde gewalttätig gegenüber Personen und leistete Widerstand gegen die Polizei. Wie weit soll in einem solchen Fall das Gut-sein-wollen noch gehen? Die gewählte Regierung jeden Landes soll das Wohl, die Sicherheit und die Unversehrtheit seiner Bürger gewährleisten. Sie soll weiterhin den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Funktionieren des jeweiligen Gesellschaftsmodells sichern. Welcher gesellschaftliche Aufwand soll bzw. kann betrieben werden, um Menschen wie Herrn Lachhab auf den rechten Weg zu führen und in unsere Gesellschaft zu integrieren. Wer sich dieser Aufgabe stellen will, sollte sich vorher mit der Weltanschauung und den Vorstellungen vom Leben des Betroffenen, mit seinen Gewohnheiten befassen, mit denen er aufgewachsen ist. Diese Aufgabe ist bereits bei vielen hier aufgewachsenen Langzeitarbeitslosen nicht gelöst. Das ist für die Medien scheinbar interessant. Mit den Problemen der Migranten erweckt man offensichtlich mehr Aufmerksamkeit und erkennt leichter das Gut-sein-wollen. – R. Schmolling


Leserbrief zu „Lieber Papa,“ von Marie Sußebach

Ich kann Ihre Beklommenheit verstehen, denn auch ich habe schon nach 8 Gymnasialjahren mein Abi in der Tasche gehabt. 1969; und 1966 gab es zwei Kurzschuljahre, in die Lernstoff hinein gepresst wurde. Bestohlen habe ich mich nicht gefühlt. Wäre meine Beklommenheit nach 9 Jahren geringer gewesen? Ich stelle mir vor, dass mir meine Zukunft dann ebenso ungewiß erschienen wäre: Wie stelle ich es nur an, eine befriedigende Aufgabe zu finden und diese so zu erfüllen, dass ich mich nicht schämen muss für das Gehalt, das ich bekomme? Ihre Lebensfrage ist wohl auch so ein Langzeitprojekt, bei dem es viel zu Lernen und zu Organisieren gilt. Das können Sie doch jetzt schon, oder? Aber mir hat zur Zuversicht Erfahrung mit selbstverantwortetem Handeln gefehlt. Meine Kinder haben diese während eines Auslandsschuljahrs sammeln können. Wie habe ich meine Kinder nach ihrer Rückkehr bewundert. – Almut


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

„Was soll Moral sein?“, fragt Harald Schmidt im Gespräch mit der ZEIT. Meines Wissens ist er bekennender Katholik. Hat für ihn Religion nichts mit Moral zu tun? – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Was kostet eine Partitur?“ von Stefan Koldehoff

Die Frage ist falsch gestellt. Die Goldberg-Variationen sind NOTEN(!), sie bleiben auch Noten, wenn sie von Glenn Gould mit Kommentaren versehen sind. Eine PARTITUR, z..B. einer klassischen Sinfonie, enthält bis zu acht Notensysteme auf einer Seite, von Flöten bis Kontrabass, Bei Richard Strauss (Partitur von Elektra) sind es bis zu 30 Notensysteme auf einer Seite, einschliesslich Singstimme(n), dann oft nur 3-5 Takte pro Seite. – Wolfgang Ritter


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Zur Vervollkommnung dieses aufschlußreichen Artikels hätte ich gerne noch gewußt, wie das 2. Flugzeug heißt, welche Wagenflotte der Familie gehört, ob das Stofftaschentuch gebügelt war, in das sich der Herr schnäuzte, und wie oft Herr Merz die Unterwäsche wechselt. Es würde zu viel Platz beanspruchen, um die diversen Passagen aufzulisten, die allerunterstes Niveau befriedigen. So etwas ist mir in v i e l e n Jahrzehnten Zeitlesen noch nicht vor die Augen gekommen. Der hervorragende Beitrag von Herrn Reckwitz hat mich wieder etwas versöhnt. – Heinz-Dieter Busch


Leserbrief zu „Säger in der Nacht“ von Burkhard Strassmann

Wie so oft, schreibt Burkhard Strassmann flott und oberflächlich über Dinge, von denen er nicht viel versteht. Ein Besuch in einem kompetenten Schlaflabor und ein (teures, aber von der Kasse finanziertes), CPAP-Gerät helfen bei einer Schlaf-Apnoe weiter. Ich schlafe damit seit 9 Jahren problemlos auf dem Rücken, meine Frau braucht seitdem weder Schlaftabletten noch Ohrstöpsel. Ein wahrer Segen. – Michael Rux


Leserbrief zu „Marokko ist ein sicheres Land, außer du bist schwul, weiblich, ungläubig …“von Mohamed Amjahid und Paul Middelhoff

Dieser Beitrag hat mich in mehrfacher Hinsicht zum Nachdenken angeregt. Deshalb teile ich Ihnen ein weiteres Mal meine Gedanken dazu mit. Denken beginnt bekanntlich mit Zweifeln und mit dem Stellen von Fragen¡. Dabei sollte es erlaubt sein, nicht von einer vorgefassten Meinung auszugehen, sondern auch einmal einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Nasser Zefzafi schimpft öffentlich im Stadtzentrum auf die Regierung, muss dafür ins Gefängnis. Wenn das Streben nach Migration so einfach von öffentlicher Empörung durch einen Spurwechsel in einen Asylgrund umgewandelt werden kann, stützen die Aufnahmeländer die gesellschaftlichen Verhältnisse in den Herkunftsländern. Statt eine Veränderung der Verhältnisse unterstützen wir deren Restaurierung. Die Ursachen der gesellschaftlichen Probleme und des Migrationsdrucks in einigen Ländern dieser Erde werden nicht beim Namen genannt. Im Senegal drängen jährlich rund 300.000 junge Menschen auf den Arbeitsmarkt. Ähnlich sind die Verhältnisse in anderen arabischen Ländern. Das erzeugt selbstverständlich gesellschaftliche Konflikte und Armut.

Die Menschen schimpfen auf die Regierung. Niemand erklärt Ihnen, wie sie in einem längeren gesellschaftlichen Prozess Mehrheiten organisieren können, um die Verhältnisse zu ändern. Könnte es sein, dass für einen gesellschaftlichen Fortschritt eine Änderung der Mentalität, der Einstellung zum Lernen, zur Bildung notwendig ist? Ich arbeite seit nunmehr vier Jahren mit einigen integrationswilligen und lernwilligen arabischen Migranten in Deutschland. Die Mehrheit lehnt leider die Angebote der freiwilligen Helfer ab. Sie akzeptiert nicht, dass eine qualifizierte Arbeit einen entsprechenden Spracherwerb und eine erfolgreiche Berufsausbildung voraussetzt. Eltern wollen entscheiden, was ihre Kinder in der Schule lernen dürfen und was nicht. Wenn wir eine weitere Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken wollen, sollten wir ohne Vorgaben seitens unterschiedlicher Gesinnungs- und Moralvorstellungen einen Konsens über einige grundsätzliche Tatsachen und damit Wahrheiten herstellen. Diese Debatte sollten wir anschließend unbedingt auch direkt mit den Migranten unter Einbeziehung zertifizierter und öffentlich bestellter Dolmetscher führen. Die selbsternannten Konservativen „Verbandsvertreter“ sollten dabei außen vor bleiben. Sie repräsentieren nicht meine Freunde und die anderen integrationswilligen unter den Migranten. Kein Land kann gemäß „nicht rechtsverbindlichen“ Vertrag der UN über eine sichere und geordnete Migration beliebig viele Menschen aufnehmen und versorgen. – R. Schmolling


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

In der Debatte, finde ich, wird zu viel über die Sanktionen und zu wenig über das Fördern gesprochen. Ich habe selber schon die Leistungen bezogen und blieb, weil ich wegen Schwerbehinderung eine privilegierte Behandlung erfahre und auch weil ich einen guten Draht zu meiner Vermittlerin hatte, von allen sinnlosen Fördermaßnahmen verschont. (zuvorderst: das Bewerbungstraining) Eine echte Vermittlung/Förderung hat aber gar nicht stattgefunden. Mir wurden zwar etliche Stellenausschreibungen zugeschickt, die zu meist nicht von meiner Vermittlerin sondern von anderen Mitarbeitern, die mich persönlich gar nicht kannten, herausgesucht waren, und auf alle habe ich mich pflichtschuldig beworben, auch wenn ich die Angebote zum guten Teil als Zumutung, wenn nicht gar als moralisch indiskutabel empfunden habe, aber auf keine einzige dieser Bewerbungen habe ich je auch nur eine Eingangsbestätigung erhalten. Ganz anders bei dem für Arbeitssuchende heute übliche Portal StepStone, wodurch ich letztlich auch wieder in Arbeit kam. Ich habe also wieder Arbeit trotz und nicht wegen der Förderung des Jobcenters. Noch heute trudeln übrigens immer wieder Bewerbungsaufforderungen ein, die ich gelassen ignoriere, mich aber frage, was die da eigentlich machen. Fakt ist auch: Harz IV zu beziehen ist sehr ungemütlich, man muss sich regelmäßig schon sehr nackt machen, dem möchte man, ich jedenfalls, gerne entgehen. Aber unter Fördern würde ich verstehen, wenn Nachfrage und Angebot wirklich beim Vermittler zusammenliefen und die Angebote passend und nicht an eine beliebige Zahl von potentiellen Bewerbern geschickt würden, Arbeitssuchende dann ggf. spezifisch ertüchtigt würden. Aber vielleicht ist das nur möglich in Gegenden, in den Vollbeschäftigung herrscht und Anzeigen bei StepStone daher sinnlos sind. So jedenfalls bleibt es derzeit alleine bei dem Druck der aufgebaut wird. – Rüdiger Zittel


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Ganz bestimmt wäre es interessant, mehr Menschen auf der anderen Seite des Schreibtisches zu befragen. Beispielhaft nenne ich „Tacheles e.V.“ und deren Publikation „Leitfaden Alg II / Sozialhilfe von A-Z“, die in der Eigenbeschreibung z.B. diesen Satz beinhaltet: „… er soll zur rechtlichen Gegenwehr befähigen und ermutigen.“ Und das ist ziemlich nötig. Wer harte Maßnahmen und rigoroses Durchgreifen fordert, sollte mal obiges Werk durchblättern und staunen, was (manche) Jobcenter so gar nicht regelkonform treiben (dürfen). Hier lässt sich im Praktischen erfahren, was „quod licet Iovi, non licet bovi“ bedeutet. Plötzlich geht es nämlich um viel mehr Angelegenheiten, als Fehlverhalten von sog. „Kunden“ (was für ein Euphemismus), die nicht zum Termin erscheinen. Weshalb, frage ich mich zudem, sind die Sozialgerichte mit Klagen gegen Jobcenter dermaßen überlastet? Hier dürfte recherchieren ebenfalls lohnend sein. – Gerald Baader


Leserbrief zu „Sauberer geht’s noch nicht“ von Nina Piatscheck

Ihren Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen – „Einkaufen ist deutlich anstrengender, wenn man auf so viele Dinge achten muss“ schreiben Sie. Das kenne ich, und geht mir genauso. Ich finde es schade, dass die Verbraucherin/ der Verbraucher die Last der „Überprüfung“ tragen muss, und ich fürchte, dass die meisten Menschen das nicht leisten können und/oder wollen. Viele Dinge – wie gerechte Löhne, ordentliche Arbeitsbedingungen, nachhaltige Produktion sollte aus meiner Sicht vom Gesetzgeber geregelt werden – das kann der/die Einzelne nicht überprüfen.

Und bis dahin empfehle ich Ihnen, sich im Second Hand Bereich umzuschauen. Ich kaufe seit vielen Jahren – online (da gibt es gute Börsen) oder vor Ort im Second Hand Laden oder auf Kleiderbörsen. Da werden gute Kleidungsstücke, die sonst im Altkleidersack landen würden, angeboten – sogar Teile von Armedangels oder Hess Natur (die „Guten“), gibt es gebraucht – und bei einem solchen Kauf sind wir wirklich auf der sicheren Seite, oder? Und preiswert ist es auch noch – Ihr Budget von 450 Euro für ein einziges Outfit – das kann sich eh nicht jede/r leisten ….. – Iris Sperling


Leserbrief zu „Besser, nicht gut“ von Dirk Asendorpf

Mir ist als Kachelofen und Luftheizungsbauermeister, beim Lesen ihres Artikels „Besser, aber nicht gut“, aus dem Resort „Wissen“ eine kleine Unstimmigkeit aufgefallen. Das Bild, das sie dem Artikel voran stellen zeigt ein Abgasrohr einer Gastherme, die hauptsächlich CO2 und Wasserdampf ausstößt. Der Bilduntertitel steht dazu im Gegensatz. Den Artikel finde ich dagegen sehr interessant, da ich bisher in meinem Arbeitsalltag eher mit nationalen Reglungen und Gesetzen zu tun habe (leider nicht wenige) und die Vorgehensweise der Kalifornier ganz gut finde. – Kai Müller


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Der Satz fiel auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen einer der letzten Kirchentage. Es ging um die Frage, weshalb so wenig in Richtung Nachhaltigkeit passiert. Ich meine, es war der ehemalige Bundespräsident Köhler, der den Satz aussprach (sinngemäß):“Man muss anfangen, die Ursachen und Verantwortlichen beim Namen zu nennen“. Der Aufsatz „Anders leben? Anders Regieren!“ beschreibt eine Reihe jüngst feststellbarer Erscheinungen, die als Symptome eines bereits stattfindenden Klimawandels eingestuft werden. Während man in der alltäglichen Diskussion des Klimawandels vornehmlich die „globale Erwärmung“ ins Visier nimmt, tauchen hier steigende Chips- und Bierpreise und fallende Aktienkurse als Folge eines warmen Sommers auf, der mit hoher Wahrscheinlichkeit auf menschliches Produzieren und Konsumieren zurück zuführen ist. Es deutet sich hier das Überraschungspotential zu erwartender ökologischer Systemveränderungen an.

„Anders leben? Anders Regieren!“ – Absolut , aber wie? Der Kultursoziologe Andreas Reckwitz ist der Ansicht (ZEIT 49, S.47), dass die in den letzten Jahrzehnten im Westen stattfindende Transformation von der industriellen zur postindustriellen Ökonomie einen Prozess darstellt, der von keiner politischen Kommandozentrale geplant wurde. Die Formulierung mag so stimmen, dennoch ist der Prozess nicht vom Himmel gefallen. Auslöser und Treiber dieses Prozesses sind die auf „freien Märkten“ basierende wachstums- und wohlstandsfördernden Theorien Adam Smith (Eigennutz erhöht Gemeinwohl) David Ricardo (Außenhandel lohnt sich immer). Die Theorien gehen von den seinerzeit in England herrschenden Bedingungen aus. Diese haben sich global signifikant verändert. Es darf bezweifelt werden, dass eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche den Vorstellungen der „alten“ Wirtschaftstheoretiker entsprechen würde. Und dennoch werden beide immer wieder zitiert, wenn es um die Verteidigung des freien Marktes geht. Es darf dagegen davon ausgegangen werden, dass Smith und Zeitgenossen die Aufgabe der Wirtschaft als eine dienende gesehen haben. Vor der Dominanz einer Wirtschaft, der umgekehrt die Gesellschaft dient, hatte der Wirtschaftshistoriker Karl Polanyi bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewarnt. Er hatte Recht – wir reagieren (theoretisch) auf die durch das Wirtschaftssystem verursachten ökologischen Schäden. Erfolglos – weil mit dem Denken und der Methodik, die uns die Problematik der Gegenwart beschert haben. Trotz eines Überflusswohlstandes in westlichen Gesellschaften verkünden Wirtschaft und Politik immer wieder neue Wohlstandszwänge, wie zum Beispiel die Alternativlosigkeit der Verbreitung künstlicher Intelligenz. [Exkurs: Entspricht es dem Bedürfnis alter Menschen, von einem Roboter gepflegt zu werden. Nein, es entspricht vielmehr den Forderungen eines sich entmenschlichenden Systems – sie sind nicht alternativlos].

Mit dem Glauben an kaum verifizierbare, alle Zeit gültige, wirtschafttheoretische Thesen und deren Umsetzung in wirtschaftliches Handeln wurden die Naturgesetzte schrittweise ihrer ökologischen Zusammenhänge beraubt und ein technokratisches Paradigma inszeniert. Mit Teillösungen, wie z.B. dem Kohleausstieg oder Fahrverbote werden wir die vielzitierte große Transformation nicht erreichen. Das folgende Zitat aus der vielbeachteten Enzyklika Laudato Si von Papst Franzikus kommt einer Lösung vermutlich näher:

Die ökologische Kultur kann nicht reduziert werden auf eine Serie von dringenden Teilantworten auf die Probleme, die bezüglich der Umweltschäden, der Erschöpfung der natürlichen Ressourcen und der Verschmutzung auftreten. Es müsste einen anderen Blick geben, ein Denken, eine Politik, ein Erziehungsprogramm, einen Lebensstil und eine Spiritualität, die einen Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen Paradigmas bilden“. Im Maßstab heutiger materieller Wertvorstellungen wird es, bei einer Transformation im Sinne von Laudato Si, Verlierer geben. Sind das die Gründe dafür, dass in Richtung Nachhaltigkeit zu wenig passiert? – nicht anders gelebt, nicht anders regiert wird?“ – Peter Vollmer


Leserbrief zu „»Viele Titanen bröseln weg«“ von Peter Kümmel und Lars Weisbrod

Manuel Andrack war von 2000 bis 2007 Sidekick von Harald Schmidt in dessen „Late night show“! Die Nürnberger Nachrichten (Birgit Ruf) führte ein Gespräch mit Manuel Andrack, das am 1.12.2018 erschienen ist. Frau Ruf fragte Herrn Andrack (über Harald Schmidt): „Haben Sie noch Kontakt zu Harald Schmidt?“ Andrack: „Nein, ich sage immer, wir hatten auch nie Kontakt. Ich glaube, deswegen war die Zusammenarbeit so viele Jahre lang so gut. Wir haben uns wirklich gut verstanden, das war vor der Kamera nicht gespielt. Aber wir waren Kollegen, mehr nicht. Er hat immer Wert darauf gelegt, das Berufliches und das Private auseinanderzuhalten. Harald Schmidt sagt immer, er habe keinen Freund. Wo nie etwas Privates war, kann auch nichts Privates bleiben.“ – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Lang lebe der FCB!“ von Stefan Willeke

Mit dem FC Bayern auf Kurs bleiben, das heißt mit Uli Hoeneß immer „schön Kind zu bleiben“. Ärgere nie einen Uli Hoeneß zum Scherz, denn er fühlt mehr als, du den bayerischen „Bayern-Schmerz“. In diesem Sinne, lieber Paul Breitner, liebe „Glubb-Fans“: „Long live Rock´n Roll, long live FCN“!.“ – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Baby nach Wunsch„ von Gero von Randow und zu „Darf er, was er kann?“ von Ulrich Bahnsen

Eine Zäsur in der Menschheitsgeschichte hat stattgefunden – die ersten genmanipulierten Menschen wurden geboren. Was nicht stattgefunden hat, ist ein öffentlicher Diskurs, ob Genmanipulation beim Menschen überhaupt durchgeführt werden sollte. Die Möglichkeit einer solchen Debatte ziehen Sie gar nicht (mehr) in Betracht – schließlich sind bereits Fakten geschaffen worden. Auch ist das politische Klima für weltweite Absprachen gerade schlecht, und die „Großmächte der Wissenschaft“ würden sich ohnehin nicht an ein generelles Verbot halten. Es geht also jetzt nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Was beziehungsweise Wieviel. Wer generell gegen Genmanipulation am Menschen ist, beschwört wohlfeil die Unantastbarkeit der menschlichen Keimbahn. Ich bin der Meinung, dass das alles vollkommener Unsinn ist. Wenn der politische Wille da ist, lässt sich ein Moratorium natürlich sehr wohl durchsetzen. Und der politische Wille sollte dringend gebildet werden. Um es mit aller Deutlichkeit zu sagen: Ich bin der Überzeugung, dass die gentechnische Veränderung der Keimbahn eine große Gefahr für die gesamte Menschheit darstellt. Warum? Ganz einfach: Wenn wir diesen Irrsinn nicht sofort stoppen, werden wir irgendwann keine Wahl mehr haben.

Dazu ein Gedankenexperiment: Für Lebensmittel gibt es das Siegel „Ohne Gentechnik“. Hier haben wir also die Wahl und können uns bewusst gegen Gentechnik entscheiden. Wie will man sicherstellen, dass auch künftige Generationen die Wahl haben, Kinder zu bekommen, die nicht genmanipuliert sind? Konsequenterweise muss dann das Siegel „Ohne Gentechnik“ für Menschen her. Dann kann man schon beim Kennenlernen abklopfen, ob der potenzielle Partner künstlich veränderte Gene trägt, und sich gegebenenfalls schnell wieder verabschieden. Doch wer soll ein solches Siegel vergeben? Ob jemand im Labor gezeugt und dabei gentechnisch verändert wurde, wird sich im Nachhinein vermutlich nicht mit Sicherheit feststellen lassen. Also müsste man theoretisch jeden Zeugungsvorgang im Labor lückenlos überwachen. Das ist natürlich unpraktikabel. Wird die Technik massenhaft angewendet, schafft es immer jemand zu betrügen. Also wird es kein verlässliches Siegel geben und damit keine Wahlfreiheit mehr für unsere Enkel und Urenkel. Ein weiteres Szenario: Eine Nation schert im Geheimen aus den internationalen Absprachen aus, die festlegen, welche Genmanipulationen erlaubt sind und welche nicht. Die eigene Bevölkerung wird resistent gemacht gegen bestimmte Krankheitserreger oder Umwelteinflüsse. Der Rest der Welt wird dem gezielt ausgesetzt – gentechnische Kriegsführung. Alle anderen Nationen haben dann (falls sie den Angriff überleben oder rechtzeitig von den Vorbereitungen Wind bekommen) keine Wahl mehr, als die Gene der eigenen Bevölkerung ebenfalls zu manipulieren.

Und das Argument, dass auch die Natur ständig Genveränderungen schafft? Ist meiner Meinung nach keines. Die komplexen Vorgänge der Vererbung und der Veränderungen, die dabei zufällig entstehen – und dazu gehören auch die Veränderungen, die nicht durch Zufall entstehen können – haben wir nämlich überhaupt noch nicht vollständig verstanden. Auch können wir nicht wissen, wie sich künstliche Genveränderungen langfristig auswirken. Mag sein, dass zunächst alles gut aussieht. Es könnte aber „Seiteneffekte“ geben, die sich erst in einigen hundert Jahren zeigen – Krankheiten, Missbildungen, Unverträglichkeiten, ausgelöst etwa durch bestimmte Umwelteinflüsse. Dann ist es aber zu spät; die künstlichen Veränderungen werden sich dann unumkehrbar in den Genpool der Menschheit eingeschrieben haben. Solche Risiken sollte die Menschheit um keinen Preis eingehen. Auch nicht, um Krankheiten zu heilen oder zu verhindern. Wir sind offenbar schlau genug uns selbst gentechnisch zu verändern. Ich hoffe sehr, dass wir auch schlau genug sind es nicht zu tun. – Christiane Plociennik


Leserbrief zu „Lang lebe der FCB!“ von Stefan Willeke

Das Grundgesetz hat keine „Paragrafen“, sondern Artikel. – Wolfram Beier


Leserbrief zu „Die neue Schule“ von Manuel J. Hartung

Lehrermangel, wochenlanger Unterrichtsausfall, marode Gebäude, mancherorts gibt es nicht mal mehr Toilettenpapier. Ganze Klassen sind durch gut gemeinte, aber schlecht umgesetzte Inklusion unbeschulbar geworden. Teilweise bekommen die Kinder, die noch lernen wollen und können, Kopfhörer. Realität an deutschen Schulen im Jahr 2018. Ob mehr Tablets da helfen, wie von der „ganz großen Koalition“ geplant? Vielleicht. Immerhin könnte man sie als Dachschindeln benutzen. Dann würde es nicht mehr in die Turnhalle regnen. Aber Spaß beiseite: Zu wenig Digitalisierung ist sicher nicht das drängendste Problem unserer Schulen. Zumal der Nachweis, ob digitale Bildung unterm Strich wirklich mehr taugt als analoge, noch aussteht.

Sie haben in Ihrem Artikel ja einige wichtige Punkte angesprochen – nur stimmt aus meiner Sicht Ihre Priorisierung nicht. Ihrem Vorschlag „Warum soll auf den Digitalpakt nicht ein Gerechtigkeitspakt folgen?“ möchte ich gern die Frage entgegensetzen: „Warum gehen wir nicht das Gerechtigkeitsproblem zuerst an?“ Ich ahne aber auch die Antwort schon: Will man in Menschen statt in Technik investieren, wie es dringend notwendig wäre, käme man mit fünf Milliarden nicht weit. Dann lieber den Tropfen auf den heißen Stein schütten, zumal das Argument, dass uns andere Länder beim Thema Digitalisierung der Schulen abhängen, ja auch ganz plausibel klingt. Wenn es uns aber vor allem darum geht, bei jedem Bildungstrend vorn mit dabei zu sein, dann können wir uns sogar die fünf Milliarden noch sparen. Immerhin schickt die Tech-Elite im Silicon Valley mittlerweile ihre Kinder schon wieder auf komplett analoge Schulen. So gesehen sind wir mit unserem Status quo quasi schon wieder Avantgarde. – Christiane Plociennik


Leserbrief zu „Der Markt unserer Wünsche“ von Andreas Reckwitz

Zuerst ein Danke für ihren in vielerlei Hinsicht aufschlussreichen Artikel „der Markt unserer Wünsche“, (in meinen Augen ein nicht mit dem Text korrelierender Titel). Sie beklagen darin eine, von ihnen als zu kurz gesprungene, inflationäre Verwendung des Begriffs „Neoliberalismus“ empfundene, gängige Praxis. Der Paradigmenwechsel staatlicher Politik á la Friedman in den 1970ern zielte und zielt natürlich auf die „umfassende Vermarktlichung der gesamten Gesellschaft“ ab. Richtig. Genau dieser politische Paradigmenwechsel hat jedoch gesamtgesellschaftlich gewirkt wie ein Kristallisationskeim in einer gesättigten Salzlösung. In aberwitziger Geschwindigkeit hat sich der Aggregatzustand der meisten Gesellschaften weltweit beinahe zeitgleich verändert. Sie schreiben „neutral“ von „intensivierter globaler Arbeitsteilung“, polarisierender könnte man von outgesourcter Sklaverei sprechen, da der Fokus bis heute keinesfalls auf Hilfe zur Selbsthilfe liegt, sondern auf erhöhtem Profit für Wenige. Die sogenannten Freihandelsverträge sind beredte Beispiele. Und natürlich entwickelt eine „wirtschaftliche und technologische Entwicklung“ eigene Dynamik: wenn sich das Geländeprofil verändert, sucht sich der Fluss ein neues Bett. Die These vom Aufstieg der Wissensökonomie, die -sie schreiben es ja selbst- ebenso schon neoliberal auskristallisiert hat, ist bereits obsolet: ihr postuliertes 2-Klassen-System, hie die Wissenden, da die Niedrigqualifizierten als sevice class, ist überholt, ich kenne jedenfalls reichlich in ihrem Sinne qualifiziertes Service-Personal.

Um ihre Geduld beim Lesen nicht übermäßig zu strapazieren kürze ich ab: selbstverständlich ist neoliberale Politik schon längst nicht mehr der wichtigste Faktor im Spiel der Kräfte. Ebensowenig wie das spätmoderne Individuum nicht nach der „Verwirklichung seiner inneren Wünsche strebt“ denn es ist ein Getriebener des gnadenlosen Konkurrenzkampfs der „winner takes it all“-Philosophie. Das 08/15-Individuum hat auch keine Optionen aus „Möglichkeiten zu wählen, die passen“, das ist neoliberaler Werbesprech, sondern passt sich zwangsläufig den gesamtgesellschaftlich wirkenden Kräften an, die es zu zerreißen drohen. Die Asozialen haben die größten Chancen zu reüssieren und können sich aus allen sozialen Bindungen kaufen. Ansonsten: Scheitern auf der ganzen Linie, ökonomisch, kulturell, sozial…Der Druck wirkt, aber zum Trost gibt es ja nun den digitalen Kapitalismus. Der Algorithmus liefert nette Surrogate für’s reale Leben, nicht umsonst natürlich. Ganz im Sinne der Steigerungsform: Kapitalismus, Raubtierkapitalismus, digitaler Kapitalismus.

Die große kristalline Struktur des Neoliberalismus wird sich auflösen. Sei es durch Klimawandel, Kriege, Katastrophen natürlicher oder menscheninduzierter Art. Dann werden die Überlebenden (?) des polarisierten Postindustrialismus in einer glänzenden posthumanen Gesellschaft…. Oder können sie sich wirklich vorstellen, dass den Menschen, die selbstbeschränkt leben wollen, Reservate zugestanden werden? Mal schauen wie lange die Fassade noch hält. Bröckeln tut sie schon bedenklich. – Monika Fath-Kelling


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Ohje, gleich 3 Autoren sind angetreten und verwirren uns hier: In der drittletzten Spalte schreiben Sie, „weniger Geld für die Wohnung kann zu Obdachlosigkeit führen“, in der letzten Spalte beteuert ein Jobcenter-Chef als Fachmann „Miete werde in jedem Fall gezahlt“. Weiter unten wiederum lehnt die Caritas „Kürzungen bei Unterkunftskosten ab“. Was ist denn nun Tatsache? Bitte klären Sie uns auf. Oder wurde hier nur nachlässig recherchiert? – Barbara Merckel


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Die Geschichte vom unberührten Wilden in seinem scheinbaren Paradies den mein gleichsam wie in einer Schneekugel konservieren kann ist für mich nur eine oft rezipierte Anthropologen-Mär. Die letzten Jahrzehnte haben in Südamerika und anderswo gezeigt, dass wenn es nicht die Missionare sind die als Erstes kommen, dann sind es die Baumfäller, die Goldgräber oder andere Gruppierungen die in den Lebensraum dieser Menschen eindringen und dabei mit deutlich weniger Feingefühl als die Christen vorgehen. Im Falle einer Insel demnächst vielleicht auch die Klimaerwärmung. Man kann den Verlust dieser Kulturen bedauern, man kann auch prinzipiell jede Form der Missionstätigkeit oder auch die Herangehensweise dieses jungen Amerikaners kritisieren. So oder so werden diese Menschen irgendwann auf die modernen Zivilisation treffen und Gruppen die zuvor von Missionaren besucht wurden waren in vielen Fällen deutlich besser darauf vorbereitet. – Markus Becker


Leserbrief zu „Wie fies ist Hartz“ von Marcel Laskus et al.

Werfen Sie einmal einen genaueren Blick auf die Beträge (Wohngeldzuschüsse bitte einrechnen). Bereits ein Single bekommt in Summe so viel wie ein Mindestlohner. Bei mehreren Personen führt Arbeit schnell zu Mindereinnahmen. Speziell Flüchtlingsfamilien oder Ausländerfamilien mit vielen Kindern dürften wohl kaum eine Chance haben, auch nur die Hälfte dessen mit Arbeit zu verdienen, was sie an Sozialhilfe bekommen. Anders gesagt: bevor man sich über Sanktionen streitet, sollte man besser erst einmal dafür sorgen, dass diejenigen, die arbeiten, auch einen deutlichen Vorteil davon haben. – Gilbert Brands


Leserbrief zu „Das Verderben im Gepäck“ von Alard von Kittlitz

Das ist der beste Artikel in dieser Abteilung der Zeit, den ich seit langem gelesen habe. Zu diesem selbsternannten Beglücker der Menschheit (John Allen Chau) mit seiner religiösen (und sonstigen) Hybris ist damit alles gesagt. Neben meiner inhaltlichen Zustimmung verdient der Artikel auch sprachlich aus meiner Sicht die Würdigung „journalistisches Kleinod“. Nur nebenbei: In den ellenlangen Artikeln auf der Seite vor Ihrer Rubrik ist schon so manches attraktive Pferd völlig unnötig zu Tode geritten worden. Mit meinen Grüßen aus dem Niederbergischen verbinde ich den dringenden Wunsch, dass Ihnen und dem Leser auch in 2019 Ihre journalistische Arbeit weiterhin viel Freude macht. – Henrik Wischnewski


Leserbrief zu „In seiner Welt“ von Karin Finkenzeller und Elisabeth Raether

Ihre Artikel gefallen mir in letzter ZEIT besonders gut, aber wirklich herausragend finde ich die Darstellung der Arroganz der Macht der Technokraten in Ihrem Artikel über Macron in der Ausgabe vom 29.11.18. Angetreten war Macron damit, dass er eine Bewegung gründete, die sich ausserhalb des normalen Parteienspektrums stellte. Er wollte damit Marine Le Pen den Wind aus den Segeln nehmen, die immer vertritt, sie gehöre nicht zum Pariser Establishment (was eine Lüge ist). Wenn man wie ich in der Provinz lebt und durch die Lande fährt, sieht man, wie abgehängt die Provinz mit wenigen Ausnahmen ist. Das reiche Burgund mit seinen wohlhabenden Schlössern an der Loire ist nur noch ein Schatten seiner selbst: einstürzende Altbauten, Dörfer, in denen nur noch alte Frauern vegetieren…

Macron ist nicht nur ein kalter Intellektueller, sondern ein Emporkömmling, der die Macht geniesst, das einfache Volk verachtet und seine Privilegien ausnutzt. Das Sommerschloss an der Côte war von Hollande vergesellschaftet worden, Macron verbringt dort seine Ferien. Er lehnt die Auseinandersetzung mit dem Peuple ab. Die Verachtung ist jedoch eine Erbschaft De Gaulles, der Feind der Demokratie war und eine Verfassung geschaffen hat, die dem Präsidenten königliche Privilegien verschafft und nur begrenzt als repräsentative Demokratie firmieren kann. Die Aufregung ist deshalb gross, weil die Gilets Jaunes sich weigern, Vertreter zu wählen, mit denen man verhandeln könnte. Macron hat alle anderen Parteien und die Gewerkschaften bekämpft und zum Teil zerschlagen. Es bleibt abzuwarten, ob es ihm gelingt, auch die Gilets Jaunes zu spalten. Emporkömmlinge gibt es unter denen auch, aber bislang holt die Protestbewegung sie immer noch zurück an die Basis. – Gerd Stange


Leserbrief zu „Der Markt unserer Wünsche“ von Andreas Reckwitz

Die Erklärungsversuche zum Zustand unserer Gesellschaft sind mit einer Vielzahl von Begriffen und Worthülsen gespickt. Räumt man dieses Tarnnetz beiseite, so schaut uns das Muster des Frühkapitalismus entgegen. Nur, daß das Lumpenproletariat heute nach Asien, Südamerika und etwas abgemildert nach Osteuropa ausgelagert ist. Global gesehen ist das sicher keine Errungenschaft, die dem (Neo) Kapitalismus zu Ehren gereicht. Der Autor sollte bei „dem guten alten Marx“ nachlesen, um seine Sicht auf die heutige Welt zu erweitern. – Werner Lupke


Leserbrief zu „Was Männer aggressiv macht“ von Harro Albrecht und Stefanie Kara

Zwei bedeutende Zweige menschlicher Existenzsicherung sind die territoriale Verfügbarkeit und die Fortpflanzung. Da die Zeit der Frauen mit letzgenannter Aufgabe weitgehend ausgefüllt ist bzw. war, bleibt für Männer die Verantwortung für die Nutzung der Lebensräume einschließlich der Sicherung von Ressourcen. Kulturgeschichtlich bildet sich das in dem an Frauen gewandten Vers 1. Mose 3,16 ab: „Du hast Verlangen nach deinem Mann, er aber wird über dich herrschen.“ Die damit verbundene Dualität irdischen Seins ging als allgemeingültiges philosophisches Prinzip von Zarathustra aus und kam während der Babylonischen Gefangenschaft bei den Juden an.

Der erwähnte Vers impliziert, dass Männer sich berechtigt fühlen konnten, ihre Ansprüche gegenüber Frauen eventuell auch aggressiv durchsetzen zu dürfen. Jedenfalls beruht das auf der traditionellen Lesart der Thora, obwohl die Zusammenhänge in deren Urtext anders dargestellt werden. Bleibt man bei der landläufigen Darstellung, dann fiel Männern mit ihren Aufgaben der physichen Existenzsicherung jeweiliger Stämme eine existenziell dominante Aufgabe menschlichen Seins zu. Die männliche Welt spiegelt sich gerade wegen des nach außen gerichteten Aktionismus in der Innenwelt der zugehörigen Ethnie, man könnte auch sagen: in deren Herz, und Frauen beschützen dieses Innenleben durch ihre Talente der Fortpflanzung und Kindererziehung. Aktuell mögen sich diese Rollen angleichen oder aufheben, geschichtlich haben sie jedenfalls zu unseren Prägungen beigetragen.

Ein anderer Aspekt dieses Themas stellt sich in unserer Entscheidungsfähigkeit für ein mehr aktives oder passives Leben dar – auch das beeinflusst von traditionellen Prägungen. Gibt man sich einer eher passiven Grundhaltung hin, möchte aber im sozialen Kontext nicht als Schwächling dastehen, gibt es die Möglichkeit, diese Haltung nach außen hin durch demonstrativen Aktionismus zu kompensieren. Und zu diesem Konzept neigen im Bedarfsfall eher Männen, weil sie als Einzelne oder in der Gruppe nach statistischen Maßstäben körperlich meistens robuster sind. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Anders leben? Anders regieren!“ von Petra Pinzler Und Bernd Ulrich

Zu wenig konkret ist der Inhalt des Beitrages! Schade um das bedruckte Papier, weil der Artikel von Frau Pinzler und Herrn Ulrich der permanent und weltweit aufgeführten Tragikomödie: „DER AST AUF DEM WIR SITZEN“, nicht angemessen begegnet. Der Beitrag enthält nichts Neues! Er müsste den bitter notwendig gewordenen Diskurs zum Drama: Zerstörung der Lebensgrundlagen der Gattung Mensch, mit nackten Wahrheiten befeuern. Noch besteht die Möglichkeit für die Menschheit das 21. Jahrhundert human zu überleben, wenn sie mindestens zwei Bedingungen sofort erfüllt:

  1. Absage an den ungeheuren Hedonismus der modernen Genusskultur und
  2. Stopp der Vermehrung der Weltbevölkerung mit allmählicher Rückläufigkeit auf ein mit den Ressourcen der Welt verträgliches Maß. – Wolf Lübcke

Leserbrief zum Titelthema „Ist Aggression männlich?“

Frauen sind nicht weniger aggressiv, nicht weniger gewalttätig als Männer. Auch hier herrscht volle Gleichberechtigung. Nur erscheint die weibliche Aggression anders: sie ist verborgen, bleibt im Dunkeln, geht Umwege, erstreckt sich über lange Zeiträume, tarnt sich als das Gegenteil, ist raffinierter, aber nicht weniger grausam. Es ist leise psychische Folter (die dann oft die männliche Gewalt abrupt heraufbeschwört). Die Psychologie nennt das „gaslighting“ – ein Angriff auf die Wahrnehmung und die Gefühle. Es ist höchste Zeit, die dunkle Seite der Weiblichkeit aufzuhellen. Es ist Zeit für #menToo. – Prof. Dr. Uwe Hinrichs


Leserbrief zu „Lieber Papa,“ von Marie Sußebach

Auch ich habe, genau wie du, dieses Jahr mein G8-Abi gemacht. Als ich gesehen hab, da schreibt eine aus meiner Generation über meine Generation, war ich sehr aufgeregt. Zuviel wird in der Zeit von oben herab geschrieben, von Experten und Professoren, die unsere Generation besser kennen wollen, als wir selbst. Erst letzte Woche erlaubte sich ein 74-jähriger „Sozial- und Bildungswissenschaftler“ unsere Generation so zusammenzufassen: „Weil sie […] unsicher und verunsichert ist, braucht sie geregelte Räume und eine ausgestreckte Hand, um Selbstständigkeit, Ausdauer und Durchhaltevermögen zu entwickeln.“ Dein wunderschöner Brief zeigt: Wir brauchen nicht noch mehr geregelte Räume! Acht Jahre lang wurde uns die Hand ausgestreckt, die Hand schützend über uns gehalten, wurden wir von der Hand zurückgehalten. Auch uns wurde schon eingeschärft, wer was aus sich machen will, brauch gute Noten. Wer gute Noten will, muss lernen – auch nach 16 Uhr noch, oder in der Oberstufe auch mal 18 Uhr, wenn man endlich zuhause ist.

Für viele Erwachsene mag das unverständlich klingen. 16 Uhr, bist du ja immer noch früher als ich zuhause, hast doch genug Zeit. Ja? Aber für was? G8 hat uns gezwungen zu entscheiden. Natürlich können wie uns mit Freunden treffen. Aber das Referat erstellt sich auch nicht von alleine. Und die Analyse schreibt niemand anderes für mich. Und die Vokabeln… Das hat genau zu dem geführt, was du beschrieben hast: Viele von uns wissen nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen sollen und wollen. Dafür war keine Zeit. Dazu reicht auch nicht das eine Praktikum in der zehnten. Ich weiß es auch nicht. – Maik Niederstein


Leserbrief zu „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ von Tina Hildebrandt und Stefan Willeke

Nicht jede Abgehobenheit ist himmlisch, auch ist noch kein CDU-Vorsitzender vom Himmel gefallen. Und darum bedarf der als Heilsbringer gestartete Friedrich Merz nach Meinung seines Freundes und Förderers Wolfgang Schäuble vermeintlich einer finalen Offensivunterstützung mittels eines gut getimten Interviews in der FAZ. Darin lässt Schäuble nicht nur seine Präferenz für den konservativen, wirtschaftsliberalen Merz offen erkennen, er deklariert seinen Protegé zudem als Mann der politischen Mitte Deutschlands, der ebendiese zu stärken und mithin die Ränder wieder zu schwächen vermag. Infolgedessen stellen sich mir zwei Fragen: Ist mit dieser eindeutigen Intervention Lunte gelegt für eine weitere Zerreißprobe innerhalb der CDU? und: Wo denn – um Himmels Willen – der werte Herr Bundestagspräsident die politische Mitte dieses Landes inzwischen verortet? – Matthias Bartsch