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27. Dezember 2018 – Ausgabe 1

 

Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark und zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer und zu „Vom Leben als Reporter“ von Malte Henk

Herrn Starks Beitrag zum Fall Relotius nennt die Faktenpruefung des Spiegel und The New Yorker als herausragend und wirft damit die (im Artikel leider nicht beantwortete) Frage auf, wie denn die Zeit diese Pruefungen handhabt. Ich bin etwas verwundert, dass es der Zeit  Redaktion nicht angemessen erscheint ihre LeserInnen darueber zu informieren. Der  lobende Verweis auf die Faktenpruefung bei Spiegel und The New Yorker wirft auch die Frage auf, wie die „renommierteste“ Zeitung New York Times (wer vergibt eigentlich diese Auszeichnung und welche Zeitung sitzt auf Platz 2?) ihre Fakten prueft. Oder bezog sich der Vergleich nur auf woechentlich erscheinenden Zeitungen? Herr Stark schreibt „Journalisten koennen nicht alles wissen, alles vorhersagen, ueberall dabei gewesen sein. Aber sie koennen das, was war, chirurgisch praezise und unbestechlich beschreiben und das Geschehen mit Kontext versehen und einordnen.“ Ich wuerde mir mehr Raum fuer die Beschreibung und eine klarere Trennung zwischen Beschreibung und Einordnung wuenschen. Die Unbestechlichkeit halte ich in den allermeisten Faellen fuer gegeben, die Unparteilichkeit leider nicht – aber die scheint aus Ihrer Sicht auch nicht noetig zu sein? Wenn aber Parteilichkeit mit unklarer Trennung zwischen Fakten und Einordnung zusammentrifft, kommt man in eine bedenkliche Naehe zur Propaganda.

Herr Assheuer schreibt, dass in der Spiegel Redaktion die Stimmigkeit und Lesbarkeit eines Beitrags wichtiger waren (sind?) als sein Wahrheitsgehalt. Leider wird nicht erwaehnt, wie dies in der Zeit Redaktion gehandhabt wird. Der spaetere Verweis, dass JournalistInnen zunehmend die Realitaet „atmosphaerisch“ statt nuechtern beschreiben wollen, laesst allerdings vermuten, dass auch in der Zeit Redaktion die Massstaebe verrutscht sein koennten. Ich empfinde diese „atmosphaerischen“ Erzaehlungen zumeist als ausgeprochen nervtoetend, weil sie aus meiner Sicht Text auf Einzelfaelle (ohne Einordnung der Relevanz) und unwichtige Details (z.B. Aussehen der Personen) vergeuden, der fuer Informationen genutzt werden koennte. Ich fuehle mich dabei als Leserin auch nicht ernst genommen, da ich den Eindruck habe, mir wird unterstellt ohne solche „menschelnden“ Details koennte oder wollte ich dem Artikel nicht folgen – das Gegenteil ist der Fall! Und diese gilt auch fuer den Beitrag von Herrn Henk, der sein Recherchewissen in den Hintergrund schiebt und statt dessen Einzelschicksale beschreibt und davon ausgeht, dass die LeserInnen ihm schon glauben werden, dass er eine ordentliche Recherche betrieben hat. Wieso? Wenn davon nichts oder nur wenig  im Artikel auftaucht, woher soll ich wissen, dass sie stattfand? Wieso glauben Sie Ihren LeserInnen die „struppige und stoerrische“ Realitaet nicht zumuten zu koennen? Die Haltung, dass nur erzaehlerische Texte erfolgreich sein koennen, erscheint mir ziemlich herablassend und sie aergert mich. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Seit etwas über einem halben Jahr bin ich jetzt Abonnent der Zeit und das Dossier zählt zu meinen persönlichen Lieblings Ressorts. Auch das das aktuelle Dossier zu dem Thema „Die Welt in fünfzig Jahren“ hat mich sehr angesprochen. Die Idee Politiker nach ihrer persönlichen Utopie/Dystopie zu befragen fand ich äußerst interessant, es gäbe eine reihe von spitzen Politikern die ich zu diesem Thema gerne befragen würde. Zum Beispiel fand ich den Ausschnitt über/mit Beatrix von Storch sehr interessant auch wenn ich ihr in jedem einzelnen Punkt absolut widerspreche. Natürlich habe ich auch dafür Verständnis das nicht jeder Politiker befragt werden konnte oder an der Befragung nicht teilnehmen wollte. Was mich allerdings trotzdem sehr geärgert hat bei der Auswahl der befragten Personen sind folgende dinge:
1.FDP, AfD, SPD, Die Linke und die Grünen werden jemals von einem Politiker/Politikerin vertreten. Die Union wird von FÜNF Politikern vertreten.
2.Die FDP, AfD, Die Linke und die Grünen werden entweder durch Fraktions- oder Parteivorsitzende vertreten. Die Union durch einen ehemaligen Minister, einen Ministerpräsidenten und einen Generalsekretär.
Die SPD hingegen durch Doris Schröder-Köpf! Die niedersächsische Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe!
Frau Schröder-Köpf bezieht sich in ihrem text ausschließlich auf das Thema Migration und Integration was natürlich Sinn macht wenn man bedenkt das sie die Landesbeauftragte für Migration ist. Allerdings stellt sich mir die frage ob die dieses wirklich das einzige Thema ist welches die SPD als wichtig für die Zukunft betrachtet? Mich hätte wirklich interessiert was die Zukunftsvisionen von zB. Kevin Kühnert, Andrea Nahles oder Katarina Barley gewesen wären. Ich bin mir sicher das sie aus Themen wie Soziale Gerechtigkeit und den Klimawandel eingegangen wären und damit wären sie deutlich besser geeignet gewesen um die SPD zu repräsentieren, denn die SPD ist im Gegensatz zur AfD eine Partei die sich nicht auf das Thema Migration beschränkt! Deswegen würde mich sehr interessieren wieso es zu dieser in meinen Augen unfairen wähl an Repräsentanten für die Verschiedenen Parteien gekommen ist? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. (Ich möchte noch klarstellen das ich nicht Frau Schröder-Köpf persönlich kritisieren möchte, ich kritisiere die Arbeit des Recherche Teams) – Nicolas Liebmann


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Sorgen macht mir nicht Präsident Trump. Der ist von begrenzter Haltbarkeit. Angst machen mir die 50% der Amerikaner, die ihn gewählt haben und die auch nach peinlichen Chaosmonaten noch zu ihm halten. Angst machen mir die beschämenden Politiker, die Trump aus durchsichtigen Motiven die Stange halten. Wähler und sicher auch viele der Gewählten bleiben uns lange erhalten. Damit müssen wir selbstbewusst umgehen lernen.  – Uwe-Carsten Edeler


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Der beste ZEIT-Kommentar des Jahres 2018!
P.S. Eine ganz kleine Anmerkung: Ich kann mich nicht erinnern, dass der Iran während meines 71jährigen Lebens ein Nachbarland angegriffen hätte …… im Gegenteil (Irak den Iran)! Außerdem: Die Persische Bevölkerung in ihrer Mehrheit steht gegen ihre theokratische Regierung! Das ist meine Erfahrung als Schatzmeister des Freundeskreises Freiburg – Isfahan e.V. – Hans Hardenberg


Leserbrief zu „Der Vatikan liest mit“ von Sarah Schaschek

Zum zweiten Absatz. Dazu sei ein Blick ins Alte Testament emphohlen. Wenn man in Wikipedia den Suchbegriff „Jonatan“ eingibt, wird deutlich, dass König David, der mit Jonatan, dem Sohn des Königs Saul, wohl ein Liebesverhältnis hatte, das stärker „als Frauenliebe“ geschätzt wurde. Also: Alles schon einmal dagewesen, weshalb die Aufregung? Lesen die Theologen die Bibel nur selektiv? – Hans Gliss


Leserbrief zu „Klimawende leicht gemacht“ von Dietmar H. Lamparter

Hatte mich so gefreut besser zu verstehen wie denn CO2 eingespart werden kann. Aber schlauer macht mich dieser Artikel leider wirklich nicht. Was zum Beispiel ist denn eine reflux-batterie und wie ist es möglich dass es weltweit nur in Bottrop gasbetriebene Kernkraftwerke (KKW) gibt. Liest eigentlich jemand quer bevor ein Artikel Druck geht? – Ralf Mägerle


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Ich werde den Spiegel, die Zeit und andere seriöse Quellen auch in Zukunft weiter nutzen und abonnieren. Mir reicht eine wöchentliche Wahrheitsquote von ca. 95 % dicke aus. Wo sonst gibt es die schon? Mehr habe ich auch nicht im Traum erwartet. Denn in einem Land, in dem Wachstumglaube, Karrieredruck und Konkurrenzangst fast jeden erfasst hat, kann auch die Fixierung auf Auflage oder Einschaltquote den nettesten Charakter versauen. Dabei versieht ein Autor nicht immer das Hörensagen mit Frageform oder Konjunktiv. Was mich erheblich mehr stört als eine Geschichte, die so zwar nicht stattfand aber in etwa so stattgefunden haben darf oder kann, das ist die permanente manipulative Beeinflussung durch Meinungsbegriffe. „Was dem einen sein Terrorist ist, ist dem anderen sein Freiheitskämpfer“. Putin und Trump? Immer ganz, ganz böse. Obama und Macron? Tolle Typen. Die Ukraine und Schokomilliardär Poroschenko? Opfer! Die Russen sind traditionell Täter. Was stört da die Geschichte der Krim. Brexit-Abstimmung? Demokratischer Entscheid. Die 95%-Mehrheit der Krimbewohner? Klar, vom Kreml gesteuert. Katalonien? Separatismus! Wie Frei(?!) sind denn die Söldner der „Freien syrischen Armee“? Welcher Art „Freiheitskämpfer“ auf dem Maidan sind denn die mit den SS-Runen am Helm. Da wird eines verkleinert und düster dargestellt, anderes glorifiziert. Kommen wir zurück zu Spiegelautor Relotius: Mich interessiert nur, ob er ungerechtfertigt Geld in die eigene Tasche schleuste, ob durch seine Erfindungen andere Menschen zu Schaden kamen, und ob diese „Romane“ nur schlecht waren. Er wollte berühmt werden? Ja, wollen Merz, Spahn, Nahles, Jauch, Gottschalk, Ronaldo, Lüpertz oder Kerber auch. Kommt mir blos nicht mit dem heiligen Altruismus der Guten, Schönen oder oder Klugen. Relotius ist eine saftige Frucht unserer durch Kischpreise oder Bambis besonders hell bestahlten Gesellschaft des ewigen Wettbewerbs und der Beweihräucherum der selbsternannten Prominenz. – Wolfgang Frings


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Unzufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie ist weit verbreitet – auch bei überzeugten Demokraten. Es hilft nichts, nur immer wieder vor der drohenden Aushöhlung des demokratischen Rechtsstaats, wie wir ihn kennen, zu warnen. Wir brauchen dringend auch neue Vorschläge, wie wir dafür sorgen können, dass mehr Menschen sich in angemessener Weise durch unser politische System vertreten fühlen. Die Devise muss mehr denn je „Bürgernähe“ lauten. Zunächst  einmal bedeutet das die Stärkung der unteren demokratischen Instanzen und die Verringerung des Umfangs rein bürokratischer Herrschaft. Außerdem aber sollte man auch ernsthaft über neue Partizipationsformen nachdenken. „Plebiszitäre Elemente“, von denen immer mal wieder die Rede war,  taugen zwar nicht als Allheilmittel, aber sie könnten in einem intelligenten Verbund mit den repräsentativen Formen der demokratischen Willensbildung zu einer deutlich breiteren öffentlichen Beteiligung und damit zu einer Belebung des politischen Lebens führen. Dass Plebiszite „falsche“ Ergebnisse produzieren können, ist kein hinreichender Gegengrund. Auch das parlamentarische Verfahren verspricht ja bestenfalls eine graduelle Problemlösung, mit gelegentlichen Rückschritten und manchen Lernschleifen. Wenn die Mehrheit der Wahlbürger eine Frage so oder so entschieden hat, muss das nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Es verleiht der Entscheidung aber immerhin die größte in einer Demokratie denkbare Legitimität.  – Axel Lehmann


Leserbrief zu „Die verrissene Uni“ von Anna-Lena Scholz

Gregor Schöllgen hat ein kritisches Buch zum Jubiläum der Universität Erlangen-Nürnberg verfasst. War es Nestbeschmutzung oder der Mut, eine Institutionengeschichte nicht nur „geschönt“ aufzuarbeiten? Leider hat Schöllgen durchaus Recht, trotz der herausragenden Lehr- und Wissenschaftsgeschichte an der FAU. Auch hatte der Autor gerne und erfolgreich an der FAU studiert. Die Frage, die sich stellt, lautet, wie wurde mit kritischen Ereignissen verfahren. Der Autor war Doktorand der FAU. Im letzten Drittel des Dissertationsprojektes verstarb der Doktorvater, der ihn persönlich aufforderte, bei ihm zu promovieren, unerwartet. Die Folgen: Der Doktorand und sein Kollege stürzten gnadenlos ab, obwohl zwischen dem verstorbenen Doktorvater und seinen Doktoranden ungetrübte Einigkeit bestand. Der „Dammbruch“, von dem Schöllgen spricht, hatte die beiden kalt erwischt: Stipendien mussten zurückbezahlt werden, die Gesundheit wurde rücksichtslos angegriffen, mit Killerargumenten wie „unbrauchbar“, „Bauchladen“ und „kann nichts damit anfangen“ wurde die wissenschaftliche Arbeit von Jahren zerstört, für beide Doktoranden durchaus traumatisch. Als einer der beiden Doktoranden den neuen Korreferenten bat, ihm zu erklären, was ihm an der Arbeit missfallen würde, war er erbost, daß er es wagte ihn anzurufen. Eine Erklärung wurde bis heute verweigert. Zwischenzeitlich ist der Ordinarius verstorben. Zurück bleiben „Leichen im Keller“ mit anschließender Psychotherapie und Umschulungen. Der Sozialstaat kompensiert das „Staatsversagen“ (H.C. Recktenwald), den „institutionellen Wildwuchs“. Hier bat der Doktorand um ein Gutachten bei externer Professoren/Innen; sie empfahlen den Wechsel zu neuen Ufern, der natürlich finanziert werden musste und nur dank eines großzügigen Arbeitgebers möglich war. Der Doktorand kehrte der FAU den Rücken, ein weiterer Kollege folgte. Der Universitätswechsel führte bei beiden zum erwünschten Erfolg; sie wurden nicht nur promoviert, sondern sind auch noch Hochschullehrer geworden. Der „Wildwuchs“ an der FAU hätte sie böse zugerichtet. – Prof. i.R. Dr. Bernhard Mann


Leserbrief zum ZEIT Magazin

Vielen Dank für das tolle Zeitmagazin, für mich das beste der letzten Jahre! – Manfred Harbusch


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Anderen etwas geben damit Lebenssinn erfahren kann man auch durch eine ehrenamtliche Tätigkeit. Organisiert werden Ehrenämter meist durch Vereine oder karitative Organisationen, wobei letztere oft zum kirchlichen Umfeld gehören. Sie betätigen sich sozusagen als Makler im Marktsegment Ehrenamt. Über Kirchen wird in letzter Zeit viel im Zusammenhang mit Missbrauch von Kindern berichtet. Das halte ich für gut und richtig. Andererseits: wenn ich mich ehrenamtlich bei einer Organisation aus dem kirchlichen Umfeld betätigen wollte, bin ich nie nach meinem Glauben gefragt worden. Ich glaube deshalb, diese Organisationen bieten allen Menschen die Möglichkeit, sich zu engagieren und damit Lebenssinn zu erfahren: Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern, Gläubigen, Atheisten, Agnostikern, und sonstigen. In einer Zeitung, der eine Berichterstattung aus vielen Blickwinkeln wichtig ist, würde ich eine Beitrag begrüßen, der über kirchliches Umfeld auch einmal aus dem von mir skizzierten Blickwinkel berichtet. – Wolfgang Kleinen


Leserbrief zu „Gesellschaftskritik – Über die Couchgarnitur“ von Matthias Stolz

Was für ein überheblicher Typ sind Sie? Normalerweise schreibe ich keine Leserbriefe- aber diesem Artikel kann man nur wünschen, daß er nicht ernst gemeint ist oder zumindest nichts dafür bezahlt wurde! Schrecklich! – Dr. F. Hofmann


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark und zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer und zu „Vom Leben als Reporter“ von Malte Henk

Vielen Dank für Ihre Berichterstattung über den „Fall Relotius“. Zusammendfassend kann ich mich, im Hinblick auf die drei von Ihnen veröffentlichten Artikel, nur der Meinung von Thomas Assheuer anschließen, dass widerspruchsfreie „Traum-Reportagen“, bei denen die Welt auf ein paar Seiten erklärt werden soll, der Vergangenheit angehören sollten, da sie sich zwangsläufig eher von der Wirklichkeit entfernen müssen, als sich dieser anzunähern. Die Aufdeckung des Falls beim Spiegel kann nur ein dringender Appell an alle Qualitätsmedien sein, nicht dem üblichen Turbo-Medienkapitalismus hinterherzujagen. Das Schockierende an der Betrügerei beim Spiegel ist nämlich gerade, dass sie nicht bei Käseblatt XY stattfand, sondern bei einem Magazin, das durch seine verzögerte und gehoberene Berichterstattung gerade der Twitter-Live-Stream-Nachrichten-Maschinerie entgegen steht, die Nachrichten gerne spektakulär inszeniert.

Deswegen kann ich nur hoffen, dass sich die ZEIT davor hütet, auf vermeintlicher Leser*innen-Jagd und aufgrund der allgemein sinkenden Auflagenzahlen von Print-Medien, auf den Zug der Sensationsberichterstattung aufzuspringen. Natürlich stehen Verzögerungsmedien im Zwiespalt, da sie notwendigerweise den Kampf um Aufmerksamkeit gegenüber Internet-Echtzeit-Medien verlieren. Doch wer Wochenzeitungen abonniert, der sollte wissen, dass es gerade nicht um „perfekte“, widerspruchsfreie Nachrichten im Binge-Watching-Modus geht, sondern darum, Hintergründe zu erfahren, Reflektionen angestoßen zu bekommen, Teilproblematiken im Licht des Ganzen zu sehen und sich auch mal über so manchen Artikel zu empören –kurzum, sich wirklich eine Meinung bilden zu können, was bei der bekannten Kladde, die eigentlich mit diesem Slogan wirbt, wohl kaum der Fall ist. Wie jetzt schon Millionen Mal geschrieben wurde, kann wohl nicht aller Betrug verhindert werden. Aber mehr Mut in den Redaktionen zu weniger „Dramaturgie“-Gelechtze tut Not – sonst höhlt man ja das aus, wofür man eigentlich steht und begibt sich auf das gleiche Niveau wie andere Medien, die wenigstens erst gar nicht so tun, als hätten sie einen Anspruch. Bisher war ich aber immer sehr zufrieden mit der ZEIT, also weiter so! – Julia Molina


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Ohne den Begriff „Generativität“ zu kennen waren Bauern jahrhundertelang bestrebt, „den Hof zu erhalten“, ihn unbeschädigt, womöglich gar gestärkt an die nächste Generation weiterzugeben (Ähnliches galt auch für das Handwerk und andere Branchen). Nicht immer war dies für den Hof und den Hoferben positiv, da Letzterer wegen seiner körperlichen und geistigen Fähigkeiten und seinen Neigungen als Bauer wenig geeignet war, lieber etwas anderes getan hätte. Nicht selten wurde der Plan des Bauern wegen Kinderlosigkeit (zum Teil weil alle Kinder früh starben), Tod des vorgesehenen Erben (wegen Krankheit, Unfall oder als Soldat) durchkreuzt. In den Seuchenzügen (zum Beispiel die Schwarze Pest 1348-50) und Kriegswirren (insbesondere im 30-jährigen Krieg) ging so mancher Hof unter. In „Ostelbien“ gaben im Spätmittelalter/ früher Neuzeit viele „freie Bauern“ wegen hoher Schuldenlast den Hof auf und wurden Knechte auf dem Gut. Wie all diese Menschen über den Sinn des Lebens dachten, wissen wir nicht. Er wurde von der Kirche vorgegeben. Seit 1950 haben auf Grund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gut 90% der landwirtschaftlichen Betriebe aufgegeben, bei weiteren Höfen ist dies absehbar. Viele Landwirte haben sehr mit sich gerungen, gehadert, wollten es nicht wahrhaben, haben darunter gelitten, dass sie womöglich der letzte Bauer einer langen Generationenkette sind. Die Nachfolgegeneration tat es sich da im allgmeinen leichter -unterstützt von den Lehrern und Beratern: Was will ich, wo habe ich eine Chance, kann der Hof unter den erwarteten Rahmenbedingungen in den nächsten 5 Jahrzehnten eine Existenz bieten? Die Entwicklung der Kinder, der Verschuldung, der Preise etc. bedeutete dann auch, dass das Ziel „Erhaltung des Hofes“ keinen Sinn mehr gab. Meine Berufskollegen und ich nannten dann als Ziel: Erhaltung des Vermögens. Was leichter gesagt als getan ist. Ist ein Hochwasser-/ Dürrejahr, der Preisverfall beim Hauptprodukt und dadurch bedingter Eigenkapitalverlust ein „Ausrutscher“, der in den Folgejahren mindestens kompensiert wird oder verliere ich mittelfristig immer mehr Eigenkapital? Wenn dann – nach nicht selten schlaflosen Nächten – die Weichen auf „Auslaufen des Hofes“ gestellt werden, so gibt es nicht selten Momente der Wehmut, manchmal gar Tränen, wenn die letzte Kuh, das letzte Schwein, die letzte Rübe … vom Hof geht. Ich persönlich war als Erbe eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebes vorgesehen, verzichtete aber im Alter von 14 Jahren – zunächst mündlich – auf den Hof, als ich nach Abschluß der Volksschule eine weiterführende allgemeinbildende Schule besuchen wollte. Später übernahmen meine Frau und ich ein Haus und reparierten, sanierten, modernisierten es, getreu dem Motto von Friedrich Schiller: „Was du ererbst von deinen Müttern („Vätern“), erwirb es, um es zu besitzen“. Nun hoffen wir (wir sind beide über 70J.), dass eines der Kinder das Grundstück tatsächlich übernehmen kann. – Adolf Ronnenberg


Leserbrief zu „»Es ist zu schaffen«“ von Bernd Ulrich

Zu Ihrem grandiosen Interview mit der neuen Chefin der Christdemokraten anbei eine Kollage rund um das wunderbare AKK-Porträt Ihres Fotografen. Als Abonnenten der ZEIT danken wir für die hervorragend ausgewogenen Lektüre, mit der Sie und Ihre Redaktionskollegen uns über das ganze Jahr erfreut haben. Wir wünschen Ihnen, Chefredakteur di Lorenzo und dem gesamten Team der ZEIT für 2019 persönliches Wohlergehen, viel Spaß an „Recherche & Schreibe“, einen allweil „schaumlosen“ Mund sowie den Erhalt der genialen Feder, die Sie und die gesamte Redaktion auszeichnet. – Elke & Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

Die Betroffenheit der ZEIT über den bislang größten Betrugsfall in der Pressegeschichte der Bundesrepublik seit der Fälschung der Hitler-Tagebücher durch Konrad Kujau 1983 und insbesondere die Empörung über dessen Urheber hält sich durchaus in engen Grenzen.Statt dessen nutzt Thomas Assheuer – wie schon vorher Ihr Chefredakteur, der sich im SPIEGEL-Interview (SPIEGEL 52/2018,p. 50) zu der Behauptung verstiegen hat, hier werde „ein Mensch gehängt, noch dazu ein relativ junger“ – die Gelegenheit, unter der Überschrift „Die Welt als Reportage“ kräftig gegen den SPIEGEL und dessen angeblich blendend laufende „Textmanufaktur“ auszuteilen, so als sei er der eigentliche Täter hinter dem Täter, der als Teil eines trostspendenden, gegenaufklärerischen Narrativs, das die Wirklichkeit in „schönen Geschichten“ auflöst, begriffen und damit implizit zum Opfer einer Leserschaft und einer dessen Erwartungen bedienenden Redaktion stilisiert wird. Die atemberaubende Skrupellosigkeit des Urhebers, der nicht nur seine Redaktion, vielmehr Millionen Leser betrogen und die Glaubwürdigkeit der Presse insgesamt nachhaltig beschädigt hat, verblasst damit bis zur Unkenntlichkeit. – Rüdiger D. Barnbeck


Leserbrief zu „»Es ist zu schaffen«“ von Bernd Ulrich

Lernt die CDU nichts dazu? Da mußte sie erleben, dass der Streit zwischen CSU und CDU erschreckende Einbrüche bei Wahlen und Umfragen gezeitigt haben. Und weiter gehen die Streitereien innerhalb der CDU, die zu Flügelkämpfen auszuarten drohen. Auf der einen Seite die Merz-Anhänger, die die nur knappe Niederlage bei der Wahl zum Parteivorsitz belohnt sehen wollen und darauf drängen, dass ihre Vorstellungen von konservativer Politik angemessen vertreten wird, und das dadurch, dass man Merz mit einem Ministerposten und/oder als Kanzlerkandidaten seine Fähigkeiten zur Geltung bringen lässt. Aber da blockieren die neue Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer und Kanzlerin Merkel (noch). Es droht eine medial ergiebige, heftige Auseinandersetzung. Aber die Wähler wollen klar erkennbare, einmütig vertretene Richtungen einer Partei. Streitereien, die offen und auf unwürdige Art ausgetragen werden (s.auch SPD) werden bei Wahlen spürbar abgestraft. Droht die Spaltung der CDU? Warum nicht? Was spricht dagegen, wenn der Merz-Flügel sich vor der nächsten Bundestagswahl (wann immer sie sein wird) zu einer Wahlgemeinschaft mit der CSU (in Form einer „Bewegung“, „Wählergemeinschaft“, „Partei“ o.ä.) zusammentut und damit eine konservative Mitte/Rechts-Einstellung abdeckt. Damit könnten wohl auch bisherige AFD-Wähler wieder zurückgewonnen werden ( Merz:“ ich halbiere die AFD“). Und mit der FDP ließen sich sicherlich in einer Koalition auch Gemeinsamkeiten finden.

Auf der anderen CDU-Seite (AKK; Merkel) könnte bei den Wählern der SPD und den Grünen gewildert werden (und vielleicht auch bei der CSU in Bayern?) und gegebenenfalls Koalitionen realisiert werden und damit der Mitte-Links-Bereich abgedeckt werden. Die Wähler hätten wieder klarer erkennbare Richtungen in den Parteien, und Auseinandersetzngen grundsätzlicher Richtungsbestimmungen würden reduziert. Kein leichter Weg. Aber Klarheit täte gut und würde Deutschland nach innen und aussen wieder verläßlich erscheinen lassen. – Udo Bauer


Leserbrief zu „Gesundheit macht klug“ von Manuel J. Hartung

Wenn sich jetzt auch noch eine „Schulkrankenschwester“ um das körperliche (Schürfwunden, Ernährung)wie seelische (Sexualität,Mobbing) Wohlergehen unserer Kinder kümmern soll, was bleibt dann eigentlich noch für uns Eltern zu tun? Anstatt sich als Gesellschaft Gedanken zu machen, wie man die Gleichstellung von Männern und Frauen so organisieren kann,dass trotzdem noch ausreichend Zeit bleibt, um seine Kinder in der Hauptsache selber zu erziehen stellen wir lt. dem Autor einfach noch 7(!) Berufsgruppen ein, um uns ganz auf unsere eigenes Karriereziel bzw. unsere Neurosen kaprizieren zu können. Und die LehrerIn möchte ich kennen, die wegen einer Schürfwunde die Eltern anruft. Zumindest bei uns im Landkreis Garmisch-Partenkirchen greifen die Pädagogen in so einem Fall zum Äußersten: trösten und kleben der kleinen PatientIn ein Pflaster aufs Knie! – Dr.med.Agnes Maria Bitterlich


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

„Im Journalismus gibt es das fatale Bedürfnis,die Wirklichkeit erzählerisch passend zu machen!“ Solche Texte wollen nicht aufklären ,sondern (nur)Trost spenden.??? Lieber Freund der Semantik,dass trifft für die gesammte schreibenden Zunft in Gegenwart und Vergangenheit ausdrücklich zu! Damit beweisen Sie mir nur,dass der Apfel niemals weit vom Stamm fallen kann.! Mit Ihrer heutigen Rechtfertigung im Fall Relotius als Romantiker und postmodernem Narrativ schließen Sie selbst nur am selbsternannten „Dichtergott Relotius “ mit seinen Klischees /Fiktionen nahtlos an. „Der Goldjunge des Spiegels hoch dekoriert und gepriesen ,brachte bloß Ordnung und Übersichtlichkeit ins Medien-Chaos ;er machte wie jeder Literat das Komplizierte für uns einfach und lesbar.Er schaffte Vertrautheit und Idylle in einer skandalös unverständlichen Realität.“ Also ist bloß Protagonist des postmodernen Medien-Kapitalismus in einer Meinungs-Deutungs -Autokratie ,der die Welt allein in einer Nussschale als Fakt-Fiktion-Synthese ansieht. Das ist gleichsam allein bloß Literatur und Poesie für mich.Warum soll es als Qualitätsmerkmal dabei „Risse ,Grenzen ,Brüchigkeiten „nur geben können?

Diese entstehen zwangsläufig daraus,wenn man die Welt und Wirklichkeiten dramatisiert und theatralisiert als Geschäftsmodell für eigene Interessen allein.(Folge sind Überspitzungen und Überhöhung der eigenen Moralvorstellungen) Richtige Erkenntnis:In der Gesellschaft des Spektakels sind primär die Medien die Agenten der Polarisierung und Klassifizierung aber nicht der Entpolitisierung.Das ist Ihr großer Irrtum in ihrem Rechtfertigungsversuch.(Schutzbehauptung zur Wahrung ihres Geschäftsmodells) Das Gegenteil ist stichhaltiger:Der postmoderne Journalismus als Ganzes betrachtet erlebt jetzt erst sein größtes Debakel ,weil er nicht mehr über die Wirklichkeiten allein mehr aufklärt,sondern sie in schöne Geschichten (vom Weihnachtsmann,Osterhasen,Friedensengel… )verklärt und in einen suggestiven Glanz/Zauber taucht.(nicht erst mit Relotius seit Jahrhunderten wir der Weihnachtmann zelebriert) Relotius ist bloß Opfer seines eignen Ehrgeizes und seiner Jornalismus-Ausbildung für eine Mediengesellschaft,die sich keine andere Gesellschaft vorstellen kann,als die,die sie schon immer selbst propagiert und perfektioniert haben.(Himmel/Hölle,Untergang /Katastrophe und Skandale.) Dichtung/Journalismus bleibt für mich stets Distanzierung vom Thema selbst.Jemehr es sich um Erlebtes,Gefühltes und Erdachtes handelt. Also damit bloß jeweils herrschende literarische/journalistische Konvention. Nur Distanzierung (Widerspruch und Zweifel)ermöglicht das Schreiben überhaupt;dazu gehört dann auch das richtige Einschätzen der Wirkungen im Hinblick zugleich mit Bewährtem und noch nicht Erprobtes. Die Absicht für alle Schreibenden gegenüber dem Leser bleibt bestehen:das Erreichen einer Anziehungskraft ,die Ihn fesselt zu lesen und weiterzulesen.Du kannst diesem Zauber bzw Bestimmung nicht entrinnen.Daher auch ihre heutige Rechtfertigung im Fall Relotius. Rousseau hatte doch recht,als er in seinem Luftschloss den Satz niederschreib:“Der Mensch wird frei geboren und liegt überall in Ketten“.

Weil der Mensch erstmals aus dem Mutterleib zu atmen beginnt.Er kann später sagen: Mach mich frei ,Herr! Ich möchte gerne frei sein von meiner Angst,gegen den Strom zu schwimmen,damit ich tun kann,was recht und sinnvoll ist. Ich möchte gerne frei sein vom Zwang,immer nur an mich zu denken,damit ich auch den anderen Fremden sehen kann. Ich möchte gerne frei sein von meiner Art,den bequemsten Weg zu gehen,damit ich mich mit guten Gewissen auch freuen kann über das Erreichte und Gesagte. Ich möchte gern frei sein von meiner Schuld,andere mit meinen Worten hintergangen zu haben,die mich immer wieder bedrückt und zu Rechtfertigungen nötigt,damit ich neu anfangen kann. Herr,wenn du mich frei machst,dann bin ich erst wirklich frei.(Ich brauche keine Befreiung mit Parolen des Satans). – Lothar Hantel


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Alles wird schlecht
Alle drastischen Prognosen zu den Folgen des Klimawandels sind bisher eingetreten, wohl auch weil die globale Energiewende nicht mit einem Bewusstseinswandel hin zu nicht-materiellen Lebensstilen verbunden wurde – jetzt steht der Markusplatz in Vendig aber auch Mumbai auf Dauer unter Wasser. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche musste gestoppt werden – die weltweite Zunahme von digitaler Demenz und Augenschwäche förderten den politischen Protest zur Beendigung dieses Volksexperimentes. Der Regenwald ist weitgehend abgeholzt. Das Millionenheer der Überflüssigen wird durch einen weltweit vernetzten Algorithmen-Faschismus kontrolliert. Die Erosion des Mutterbodens hat zu neuartigen Nahrungskrisen geführt. Rohstoffkartelle behindern die Schürfung „seltener Erden“ – der hochtechnologische Fortschritt ist zum erliegen gekommen. Noch immer ist es nicht gelungen das schulische Curruículum umzustellen, also anstatt Abrichtung des jungen Menschen auf die kapitalistischen Produktionserfordernisse eine Ausrichtung der Erziehung an der Entwicklung des Kindes – bleibt weiterhin der hochbürgerlichen Intelligenz vorbehalten.

Alles wird gut
Entschleunigung, Humusbildung und Kreislaufwirtschaft haben Verfassungsrang, harte Landesgesetze kontrollieren die Umsetzung – die deshalb notwendige Neuordnung des Verhältnisses von Staat, Wirtschaft und Kultur ist noch nicht abgeschlossen. Die Produktion des SUV ist verboten, auch weil die notwendigen Brennstoffzellen nicht mit 100 Prozent grüner Energie betrieben werden können. Die Natur, besonders die Bäume, sind als Lehrmeister (wieder) entdeckt worden. Die Heileurythmie ist von allen gesetzlichen Krankenkassen voll anerkannt. Die Bewegung zur Offenlegung der unentdeckten „menschlichen Potentiale“ schafft es als politisches Förderziel anerkannt zu werden. Damit bricht der Mythos zusammen, der Mensch sei der „intelligenten“ Maschine unterlegen. Der Trend, zu glauben, nur Ingenieure können die Zukunft gestalten ist gebrochen, soziale Technologien sind ein Förderziel staatlicher Forschungspolitik geworden. – Dr. Otto Ulrich


Leserbrief zu „Der Terror des Notwendigen“ von Michael Hampe

Wie war es doch vordem…
Erstaunliche Neuigkeiten aus Deutschland: Die Heinzelmännchen sind wieder da! Wie aus der ZEIT, Nummer 1/2019, hervorgeht, haben sie – fleißig wie vordem – einen dicken Band mit ungedruckten Fragmenten aus Hannah Arendts Nachlass herausgegeben. Mit Kommentar und allem drum und dran. Damit die armen Wesen nicht für die Unzulänglichkeiten dieses Werkes verantwortlich gemacht werden, müssen wir wohl oder übel zugeben: Wir waren’s! Haben’s im Buch auch durchaus nicht verheimlicht. Hätten wir gewusst, welche wundersamen Helfer einem zur Seite stehen können…. Zu spät, zumindest für diesen Auftaktband einer Kritischen Hannah-Arendt-Ausgabe. Für die nächsten wüssten wir aber gerne, wie man die Hilfe dieser flinken Geister in Anspruch nimmt… “denn war man faul, man legte sich / hin auf die Bank und pflegte sich.” Wenn die zuständige Redaktion uns das mitteilen könnte. Ach, wäre das schön! – Barbara Hahn & James McFarland


Leserbrief zu „Was die Leser von uns wissen wollen“ von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

Ich habe mit Interesse und Freude ihren Artikel in der Ausgabe 1 des neuen Jahres gelesen. Ich habe die Galerie studiert. Toll. Und trotzdem: ich vermisse den Maurer aus Frankfurt/Oder und den Hartz IV Empfänger aus Freital. Einen quer eingestiegenen Lehrer aus Meißen könnte ich bieten ;-) Im Ernst: Frau Wagner stellt womöglich nicht die Fragen, die die „neuen“ Bundesländer bewegen. Potsdam ist anders als der Rest . Glaube zumindest ich. Und sie ist die einzige territoriale Ostquotenvertretung im Zeit-Wirtschaftsrat. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören. Und wünsche eine vielfältiges und themenreiches 2019! – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

“Die Welt als Reportage” hätte in Bezug auf Claas Relotius kurz mit 2 Wörtern erledigt werden können: KARL MAY. – Klaus Haack


Leserbrief zu „»Es ist zu schaffen«“ von Bernd Ulrich

Besser als das Interview auf Seite 3 illustriert das Bild auf Seite 74 die Strategie von Annegret Kamp-Karrenbauer: sie trägt offensichtlich schon den Kanzlerinnen Blazer, allerdings etwas moderner, offen, mit einer Bluse, die sie über der Hose trägt und mit offenen Umschlag-Manschetten. Als Kanzlerin wäre AKK modisch ein Fortschritt für Deutschland. – Peter Pielmeier


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Großartige Frage nach der Zukunft – gestellt den Menschen, die vom Volk gewählt für uns Politik machen. Wagenknecht denkt an nur an die Armen, de Maizière an Roboter, Graf Lambsdorff zeichnet immerhin ein globales Bild der Weltpolitik, von Storch sagt ihr auswendig gelerntes kleinkariertes Gedicht auf. Aber alle haben etwas gemeinsam- sie denken nicht ganzheitlich, systemisch, sehen keine Interdependenzen und sehen zu wenig das Schöne, den Fortschritt und die Optionen, die wir in Zukunft gestalten können. Die Denke ist zu wenig multi-perspektivisch, lösungsorientiert und einfach viel zu simple. Wenn das die Antworten auf diese einfache Frage sind, dann habt ihr, liebe Zeit-Redaktion, die Politiker herrlich entlarvt! Chapeaux! Ich geh wählen, ist ein Grundrecht für mich als Frau, welches ich nie ungenutzt lassen würde, aber WTF!! Solche Denkweisen kann ich mit meinem Kreuz nicht unterstützen! War bei der letzten Wahl schön schwer, die Koalition hat dies noch verschlimmert, der Rechtsruck zeigte auch schon die politische Inkompetenz im Bundestag! Solche individuellen, einfältigen Denkweisen, die hier bei allen Politikern zu lesen waren- blockieren! Es zeigt, dass es kein Bedürfnis nach übergeordneten Zusammenhalt, Menschenrechten und demokratischen Grundwerten gibt- jeder nur für sich und oder seine Partei- traurig, schade, langweilig und gefährlich- mir ist schlecht, ganz schlecht… – Alexandra Schneider


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Es hat mich geradezu deprimiert, in diesem Dossier 5 Beiträge der CDU/CSU und abgesehen von anderen Beiträgen, nur einen Beitrag aus der SPD zu lesen. Hat die Zeit nicht angefragt ? Hat die SPD nicht geantwortet? Fragen über Fragen und das traurige Gefühl über die Symbolik dieses Dossiers. – Alfred Preuß


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Normalerweise schätze ich Sahra Wagenknecht als kluge Frau sehr. Für ihr Szenario, in dem alles schlecht wird, hat sie allerdings nicht viele Gedanken verschwendet und großteils nur aus dem Alltag ihrer Jugend in der DDR berichtet. – Peter Riegger


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Mehrere hunderttausend Flüchtlinge pro Jahr strömten jahrelang über die dubiosesten Wege nach Europa. Viele verloren ihr Leben oder wurden durch Schleuserbanden ruiniert. Migration wurde zum Hauptthema in Europa. In Syrien tobt seit 2011 ein Bürgerkrieg unter Einbeziehung ausländischer Mächte. Davor 2001-2003 der Irakkrieg mit anschliessender 8 jährige Besatzungszeit, die Eroberung Kuwaits durch den Irak 1990 und der Irak- Irankrieg 1980 -1988. Die Bundeskanzlerin Merkel hat vor der Knesset betont, dass Israels Sicherheit Teil deutscher Staatsräson sei. Die Staatenfrage zum Heimatrecht der Palästinenser und der Status von Ostjerusalem ist umstritten. Damaskus ist 320 km von der EU entfernt. Es gibt also keinen Zweifel daran, dass Europa durch diese Region betroffen ist und sich um die arabischen Staaten kümmern muß. Jahrzehnte fungierten die USA als Ordnungsmacht in der arabischen Region. Das Hauptinteresse war, die Erdölimporte zu sichern und militärische Basen zu haben. Der Irakkrieg wurde vom Großteil der deutschen politischen Führung abgelehnt. Es sei ein fataler Fehler (s. Aussenminister Fischer) in der Terrorismus Bekämpfung und mit weitreichenden negativen Folgen für ein Friedensprozess auf Jahrzehnte hinaus. Das Aufkommen des terroristische agierenden Islamischen Staats wird zum Teil als Folge des Irakkriegs beurteilt. Die europäischen Kernmächte der Nato: England, Frankreich, Spanien, Italien und Deutschland waren bisher nicht in der Lage eine gemeinsame politische Position zur arabischen Welt zu entwickeln. In Folge (oder Ursache?) dieser Vakanz wurde auch keine gemeinsame militärische Basis für die Durchsetzung der Interessen aufgebaut. Welche ‚letzten‘ Mittel hat man denn bei gescheiterter Diplomatie?

Die USA wollte die alleinige Führungsrolle und die Europäer haben dies auch gerne abgetreten. Die Existenzgarantie von Israel wurde durch die USA vergeben. Die USA war militärisch für die Rolle prädestiniert und hätte dies auch vollzogen ohne Zustimmung der Verbündeten. Dieses Kräfteverhältnis innerhalb der Nato ist von einem ungeheuren Ausmaß an Naivität (das wird immer so sein) und politischer Dummheit der Europäer geprägt (keine gemeinsame Linie) und nur zu dem geringeren Teil vom Machthunger der USA. Bereits unter Obama gab es genügend Anzeichen dafür, dass die USA nicht wie früher den Weltpolizisten spielen wird. Europa hatte 8 Jahre Obama-Regierungszeit verschlafen, in der man zu sich selbst hätte finden könnte und auf eine mögliche Trump-Ära vorbereitet wäre. Eigentlich braucht man keinen Trump, sondern nur den gesunden Menschenverstand für die zwei Punkte: gemeinsame Europäische Außenpolitik und gemeinsame, eigenständige Militärmacht. Vor diesem Hintergrund wäre das außenpolitische Chaos vom Präsidenten Trump ein Glücksfall für Europa, wenn Europa denn seit 2016 alle verfügbaren Mittel in die Entwicklung als ‚Ordnungsmacht‘ gesteckt hätte. Nun allerdings hinterlassen die USA in der Golfregion mit ihrem Rückzug Lücken, die von anderen Mächten aufgesucht werden, sei es Russland, Iran, Türkei oder andere arabische Staaten.

Vermutlich ist es die Sorge, um die möglicherweise verheerenden Folgen der Trumppolitik, die den Herausgeber der Zeit J.Joffe antrieb, zwischen den Jahren in einem Leitartikel über D. Trump herzuziehen: über den Truppenabzug in Syrien (und die Verprellung von Verbündeten). Joffe beschreibt Trump als ‚boshaftes Rumpelstilzchen‘, der für Europa ein ‚Albtraum‘ ist, weil ‚Trumps Geschäft ist der Verrat: von Prinzipien und Partnern…‘.(Zeit 27.12.2018) Die Kritik an der Führung der Weltmacht USA mag berechtigt sein oder nicht. Aber die Kritik darf nicht den Blick vernebeln, wer hauptsächlich in der Pflicht wäre, das Krisengebiet ‚Arabische Region‘ zu entschärfen. Und genau diese Nebelbomben muss man Joffe vorwerfen, wenn er Europa lediglich einen ‚Schwächeanfall‘ attestiert. Bei einem Schwächeanfall war man vorher stark und wird nach möglicher Genesung wieder zur Stärke zurückfinden. Aber von Stärke ist Europa – und das weiß auch Joffe – noch Jahre entfernt. Auch daran trägt Trump keine Schuld, ausnahmsweise.

  1. s. Epilog
    Ein großer Publizist wie Joffe schreibt nicht nur für die ’normalen‘ ZEIT-Leser, sondern auch für die Herrschenden. Insofern enthält seine Polemik gegen Trump durchaus den Hinweis an die politische Elite: wenn ihr euch auf die USA verlasst seid ihr verlassen , von den USA und von allen guten Geistern. Diese Leere impliziert Angst und die Angst ist manchmal ein besserer Lehrmeister, als der Appell an die Vernunft und an die Verantwortung. Die Moral von der Geschichte zum Schluß: Hast du Einfluß auf die Fehler deiner Freunde, ändere sie, ansonsten ändere dich. – Lothar Witte

Leserbrief zu „Der Vogel, der in der Früh singt, den holt am Abend die Katz“ von Stephan Lebert

Die bei der Lektüre doch bald zunehmend mühsame, nur teilweise und anfangs humorvolle Wahrspruchsammlung des letzten Jahresheftes 2018 stellt eine wahre Einübung in die diversen ‚Prokrastinationsleistungen‘ ihres gesamten Redaktionsteams dar. Ich würde der Redaktion daher also ernstlich empfehlen, einen Termin bei einem möglichst psychoanalytisch geschulten Therapeuten für eine Großgruppe für Zwangsneurotiker in Hamburg zwecks Humoraufbesserung zu vereinbaren. – Dr. med. Heinz Hundsdorfer


Leserbrief zu „»Wir wollen keine Almosen«“ von Werner Bloch

In diesem Bericht wird das Thema koloniale Raubkunst in Bezug auf Tansania ( früher Deutsch – Ostafrika ) problematisiert und eher beiläufig anläßlich eines Besuchs des dortigen Nationalmuseums auf die Geschichte des 1. Weltkriegs eingegangen. Letzteres ist mißlungen. Die deutsche Kriegsmarine war vor Ostafrika nicht, wie zitiert, bis 1916 aktiv, verfügte vielmehr dort 1914 nur über eine leichten Kreuzer SMS Königsberg, der am 20. September 1914 den britischen Kreuzer Pegasus versenkte und sich dann nach Maschinenschaden in das Rufijidelta zurückzog. Eingekreist von einer britischen Übermacht entschloß sich der Kapitän der Königsberg am 17. Juli 1915 zur Selbstversenkung. Die Schiffskanonen konnten geborgen werden und kamen bei der deutschen Schutztruppe als Feldartillerie zum Einsatz. Die deutsche Herrschaft ging nicht „ im selben Jahr “ ( d.h. 1916 ) mit einer militärischen Niederlage zu Ende. In der Folge erwehrte sich die Schutztruppe mit einer Mischung von Bewegungs- und Partisanenkrieg ( Hit and Run ) gegen eine haushohe alliierte Überlegenheit bis zum Kriegsende ( wegen Kommunikationsmängeln erfolgte die Kapitulation erst nach dem Waffenstillstand in Europa, nämlich am 25. Nov. 1918 ). Außerdem erfüllt mich die Darstellung des Autors, wonach die deutschen Kolonialherren weibliche Masken generell verbrannt hätten, weil sie sich Darstellungen eines Matriarchats nicht vorstellen und sie, dies wird suggeriert, wohl nicht ertragen konnten, mit größten Zweifeln ( Ein Fall der journalistischen Versuchung, sich die Welt mit erzählerischen Mitteln „ passend“ zu machen ? S. hierzu Assheuer im selben Feuilleton ). – Ulf Doepner


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Claas Relotius ist eine Blüte, der Sumpf ist der deutsche Journalismus. Gegen den Vorwurf der „Lügenpresse“ haben die sich „bürgerlich“ gebenden Medien Deutschlands kein glaubwürtiges Argument mehr. Das ist das Desaster. – Hans-Peter Heekerens


Leserbrief zu „Wie bei der Mafia“ von Stefan Willeke

Wölfe, ja oder nein: der Streit um die Rückkehr der Wölfe hat die Fronten verhärtet. Wenn aber selbst in „DIE ZEIT“ die Aufnahme der Wölfe auf eine Stufe mit der Ankunft von Flüchtlingen gestellt wird, finde ich das deplatziert, um nicht zu sagen widerlich. Wir brauchen die Wölfe nicht – die Flüchtlinge brauchen wir dringend! Treffender formuliert: Flüchtlinge wollen wir aufnehmen, Wölfe wollen wir nicht ! Die Demokratie muss aushalten, dass fast alle Bundesbürger ohne den Wolf leben möchten, auch wenn eine sehr kleine Minderheit nach Gesetzeslücken sucht, um den Wolf wieder anzusiedeln. – Prof. Rüdiger Bartels


Leserbrief zu „Gefahr im Wald“ von Thomas Fischermann

Die neue Regierung Brasiliens lässt in der Tat bzgl. des Schutzes der indigenen Völker und des tropischen Regenwaldes Schlimmes befürchten. Das macht der Text sehr deutlich. In der Überschrift und in der Bildunterschrift stecken aber zwei Aussagen, die so sachlich mindestens missverständlich sind: „Was wird aus der grünen Lunge des Planeten?“ Diese Aussage suggeriert eine lange Zeit vertretene Behauptung, der Regenwald produziere den Sauerstoff, den wir atmen. Das ist sachlich falsch, denn die Nettoproduktion an Sauerstoff eines intakten Regenwaldes ist wegen des fast geschlossenen Stoffkreislaufes sehr gering, für den Sauerstoffgehalt der Athmosphäre unbedeutend. „Klimaschützer Nummer 1: Regenwald am Amazonas“ Die Biomasse des Regenwaldes ist zwar ein Kohlenstoffspeicher, aus dem nur bei Verbrennung der Kohlenstoff direkt freigesetzt würde, bei einer sinnvollen Holznutzung bliebe die Speicherung aber langfristig erhalten, nicht anders als bei einer entsprechenden Holznutzung aus heimischen Wäldern. Der Regenwald könnte allenfalls als Stabilisator des Klimas bezeichnet werden. Für den Schutz der Wälder auf der Erde, insbesondere auch der tropischen Wälder, kann aus ökologischer und ethischer Sicht nicht genug geworben und argumentiert werden. Missverständliche Argumente sind dabei aber eher kontraproduktiv. – Dr. Artur Behr


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Chapeau, Frau von Storch: Sie schafft es, gleich zwei Worst-Case-Szenarien zu beschreiben. Im Übrigen hätte man aus den Beiträgen auch ein Ratespiel machen, wobei: schwer wäre das bestimmt nicht geworden. – Mario Römer


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Ich bin selbst seit 30 Jahren Journalist und Verfasser mancher Reportage. Mag sein, dass ich als Anhänger der „cineastischen Kunstform“ befangen bin. Sie schreiben, die Reportage, die dem Publikum vorgaukelt, die Welt im Schicksal einer Person erzählen zu können, sei am Ende. Und was tun Sie? Sie nehmen selbst das Schicksal einer einzigen (tragischen) Person, um daraus allgemeingültige Schlüsse für eine gesamte Branche zu ziehen. Warum ist die cineastische Kunstform der Reportage am Ende? Weil das Schöne nicht wahrhaftig sein kann? Was für ein Unsinn! Auf einer ganzen Zeitungsseite macht Ihr Autor Holger Stark seine Bedenken und seinen eigenen Generalverdacht zum Maßstab eines Textes, der sich selbst und der Linie Ihres Blattes widerspricht. Jahrzehntelang kultivierte auch die ZEIT das Narrativ einer – nennen Sie es meinetwegen: „makellosen, überparfümierten Reportage“. Ja, das war und ist großes Kino, was die dafür zurecht preisgekrönten Kollegen Willeke oder Sußebach zu Papier brachten. Sagen Sie denen ruhig bei Gelegenheit mal, dass diese Texte mit der Suche nach der Wahrheit „wenig bis nichts zu tun hatten“, sondern nichts weiter als das Leben ästhetisierten. Woher nehmen Sie eigentlich die Gewissheit, dass diese Kunstform am Ende sei und nur die „Sehnsucht der Branche nach der ultimativen Geschichte“ bedient. Vielleicht sollten Sie sich auf der Suche nach Antworten mal dorthin begeben, wo das wahre Leben spielt. Dann würden Sie feststellen, dass diese Sehnsucht auch unter Ihrem Publikum wohnt. – Eike Lenz


Leserbrief zu „Wie entwickelt sich die Erwerbsarmut in unserem reichen Land?“ von Mark Schieritz

Haben Sie die Zahlen mal durchgerechnet? 60% des mittleren Bruttoeinkommens sind etwa 1900 €. Abzüglich Sozialversicherung (35%) bleiben etwa 1235. Abzüglich Lohnsteuer (ca. 85 €) bleiben etwa 1150 €. Hartz IV beträgt 1065 € incl. einer durchschnittlichen Miete von 700 €. Aber bei Sonderbedarf gibt es auch mal eine Waschmaschine dazu oder so. Wer von 60% des Durchschnittseinkommens leben muss, ist also nicht nur relativ sondern tatsächlich absolut arm, denn das ist unterm Strich nicht nennenswert mehr als Hartz IV. Und dass der Hartz-IV-Satz nicht für eine wirkliche Teilhabe reicht, sollte auch Ihnen klar sein. Man kann damit überleben. Wieviele Vollzeitbeschäftigte darunter fallen, wäre die spannende Frage. (Und die nächste, wieviele davon im Osten Deutschlands leben. Ich vermute, überproportional viele.) Dazu kommt, dass viele, die so wenig verdienen, nicht aufstocken, obwohl sie Anspruch darauf hätten, weil ihnen ihre Würde wichtiger ist als vielleicht 150 €, die sie vom Amt kriegen könnten. Insofern bezweifle ich, dass nur 137.000 auf die Unterstützung angewiesen sind. Das sind nur die, die sich die Unterstützung holen, oder sollte ich mich täuschen? Es wäre schön. Das spricht übrigens auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Finden Sie nicht auch? Aber das ist schon das nächste Thema, das die Wirtschaftsredaktion einmal wirklich gründlich angehen sollte. Finde ich. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „»Es ist zu schaffen«“ von Bernd Ulrich

Glückwunsch an Frau Kramp –Karrenbauer! Mit dem Durchzählen der Kabinettsmitglieder und der Feststellung, da fehle ja keiner, hat sie dem Messias Merz und seinen konservativ- wirtschaftsliberalen Jüngern auf einfache Weise deutlich gemacht, dass sie schlechte Verlierer sind. Möglicherweise ist sie dabei, quasi als Nebeneffekt, auf eine ganze Reihe auch ihr, wie vielen von uns, unbekannter Minister gestoßen. Man muß hier direkt einmal auf das vergessene Wort Anstand zurückgreifen, denn die Art und Weise wie der demokratisch gewählten (in der CDU!) neuen Vorsitzenden von den Verfechtern des freien Marktes das Leben schwergemacht wird und über den amtierenden Wirtschaftsminister verfügt wird, der ja seinen Platz für Herrn Merz räumen müßte, ist einfach unanständig. Das zentrale Anliegen der CDU ist, konservativ zu sein, also Besitzstandswahrung- und Vermehrung zu gewährleisten. Vielleicht geht bei den Merz – Gefallenden die Angst um, dass Frau AKK sich an die soziale Marktwirtschaft erinnern könnte und womöglich sogar mit Blick auf das C im Parteinamen Umverteilungsgedanken (gerechte Löhne und ähnlicher Unsinn ) liebäugeln könnte. – Dr. Henning Schmidt


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Die treffliche Beschreibung von Donald Trump als „Ein Präsident der Leere“ mag lehren „wir wissen jetzt, wer dieser Mann ist“, vielleicht auch nicht (?!). Einst galt der Erste Mann der UDSSR, Nikita Chruschtschow, als unergründlich. Denjenigen, die glaubten, seine Denke ausmachen zu können, konzedierte man damals nur: „So wie er sich räuspert und wie er spuckt, das habt Ihr ihm glücklich abgeguckt.“ Anbei eine Kollage mit hiesigen Versuchen, den US-Präsidenten seit Januar 2017 zu ergründen. Die jüngsten Verse, von denen Sie gern Gebrauch machen mögen, lauten: Trump zieht verlässlich eine Schnute, der Rest ist unberechenbar, war seine Kindheit keine gute, fehlte es ihm an Liebe gar, dass er danach selbstverliebt giert und so viel Sympathie verliert (?!) Meine Frau und ich danken bei dieser Gelegenheit für all die genüssliche Lektüre, die Sie/das Team der Redakteure uns Abonnenten über das ganze Jahr bereitet haben. – Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Mit dem Dossier haben Sie fast eine Idee dargelegt, die ich Ihnen auch schon vorgeschlagen hatte: Einen virtuellen Zukunftstresor, in den alle Gedanken hineinkommen, die sich menschliche Individuen für die Zukunft vorstellen. In diesen Tresor wäre frühestens nach 30 Jahren hineinzuschauen, um zu prüfen, welche Voraussagen zutrafen und welche nicht. Und dieser Tresor wäre beständig von ausgewählten Personen zu befüllen mit Namen, Ort und Datum (!!) Im Dossier las ich von Szenarien, wie ich sie mir ebenfalls vorgestellt habe; einige noch wesentlich schlimmer. Was mir auffiel: Keiner der Befragten erwähnte etwas vom Plastikproblem und niemand im Dossier erwähnte das Atomüllproblem. Nur Herr Habeck äußerte sich zu Atmosphäre und Klima. Wenn jetzt,wie in den DLF Nachrichten gehört, die Menschen überlegen sollten, ob sie überhaupt Silvesterraketen abschießen sollten wegen des Feinstaubs, dann bestätigt sich für mich daraus auch die Forderung nach Verbot von Osterfeuern und Autorennen und sportlichen Großveranstaltungen, die durch konzentrierten Verkehr ebenfalls die Atemluft erheblich verschmutzen.

Ich fürchte, die Menschheit wird sich mit dem schlichten Überleben befassen müssen angesichts der „Atembarkeit“ der umgebenden Luft. In konzertierter Aktion vieler Staaten wird es nötig sein, alle Personen festzusetzen, die irgendwelche Bäume fällen wollen, insbesondere im tropischen Regenwald. Die internationale Raumstation wird keine relevanten Erkenntnisse mehr liefern können, bekommt daher ein Ionentriebwerk angedockt, das von den vorhandenen und neu hinzugefügten Sonnensegeln betrieben wird und so allmählich auf immer höher gelegene Bahnen gerät und irgendwann im Nirvana veschwindet. Es wird niemand mehr an Bord sein. Die Vielfältigkeit der durch Menschen erzeugten Umstände müßte eigentlich ebensoviele mögliche Voraussagen erzeugen. Insofern wäre besagtes Zukunftsprojekt fast grenzenlos. Das Bestehen der ZEIT wäre dazu erforderlich. Anderenfalls müßte man versuchen, das Bundesarchiv dafür heranzuziehen. Es würde mich freuen, wenn ich Ihre Meinung dazu bekommen könnte. – Michael Horstmann


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Gleich auf Seite 1 der 1. Ausgabe der ZEIT für 2019 zeichnet „Zeitgeist“ Josef Joffe ein nicht gerade Optimismus weckendes Bild der USA-Weltpolitik. Es geht um Kritik der Isolationismusbestrebungen von US-Präsident Trump und Prognosen zu deren Wirkung auf die Länder Vorderasiens. Letztlich fordert er indirekt, dass die USA die Rolle des selbsternannten Weltpolizisten beibehalten sollten. Hätten sie diese Rolle schon nach dem 1. Weltkrieg eingenommen, hätte sich der Faschismus in Europa nicht ausgebreitet und selbst Hitler wäre gestoppt worden, spekuliert er. Leider erklärt er nicht, was er mit „militärische Pflöcke einschlagen“ seitens der USA konkret meinte. Im Irak haben die USA gemeinsam mit Großbritannien 2003 solche Pflöcke eingeschlagen. Das Chaos, in das damit und in der Folge die gesamte Nahostregion gestürzt wurde, besteht bis heute, strahlt in seinen Wirkungen sogar bis nach Europa aus und belastet deren Völker. Nun solle Europa als Gegenmacht fungieren – Weltpolizist sein? – und den auf der Lauer liegenden Putin abschrecken. Auch hier erklärt er nicht, welches die schrecklichen Absichten Rußlands gegen Europa sind. Herr Joffe hätte gerade in der 1. Ausgabe für 2019 besser ein flammendes Plädoyer für absolute Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten jeglicher Staaten und die Respektierung aller Ländergrenzen in der Welt schreiben sollen. Derart enttäuscht frage ich: „Gott im Himmel, wann endlich greifst Du ein und drehst die lockeren Schrauben in den Köpfen der Krone Deiner Schöpfung ordentlich fest?!“ Keine Antwort! Na dann: „Prosit Neujahr!“ – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Ich habe es noch nicht geschafft mich richtig in Prognosen der Politiker für eine Welt in 50 Jahren einzulesen. Aber meine bisherige Erfahrung zeigt mir, daß es der Politik und dabei besonders der deutschen Politik, kaum gelingt von heute auf morgen zu denken. Ich wäre schon froh, wenn es gelänge wenigstens einen Plan für die nächsten 10 Jahre zu haben. Wie sagte Schäuble doch vor einigen Jahren: „Wir fahren auf Sicht!“ Aber wenn man das schon macht darf nicht während der Fahrt noch ständig auf seinem Smartphon herumtippern und nach der aktuellen Meinung der Wähler fragen. Dann fährt man nämlich den Karren vor die Wand. DAS Rote Tuch ist für mich immer die Hitparade der Politik, der Deutschlandtrend im ZDF und die Frage „Wenn morgen Bundestagswahlen wären!“ Das ist fast so ätzend wie seinerzeit die Praktiker Baumarkt Werbung „20 % auf alles, außer Tiernahrung“. Praktiker ist längst pleite. – Siegfried Wache


Leserbrief zu Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

Die Idee ist schön – die Wirklichkeit erträglich machen zu wollen, indem ich sie schönschreibe. Ein Text als Trostspender in einer Welt, mit der der arme Reporter ebenso wie der Leser eigentlich überfordert ist. Natürlich ist alles erstmal Spekulation über die Motive von Claas Relotius, solange er sich selbst nicht dazu äußert. Ich kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, dass er sich seine Leser als Trostbedürftige vorgestellt hat, oder aber so verzweifelt gerungen hat mit der Wirklichkeit, dass er sich selbst ein Märchen erzählen wollte. Eher vermute ich, dass er sehr genau wusste, dass seine Konstrukte funktionieren. Dass er gezielt gespielt hat mit Klischees und Erwartungen, mit niedrigen Instinkten und Sensationslust. Das öffentliche Lob muss ihn darin nur immer weiter bestärkt haben. Ihn zu einem Journalisten in einem permanenten Schockzustand zu stilisieren, finde ich tendenziell verharmlosend und doch ein bisschen weit hergeholt. Trotzdem ist der Fall ein Segen für die gesamte journalistische Branche: Selbstreflexion ist immer hilfreich und bringt einen weiter, auch oder grade wenn es weh tut. – Dana Marietta Schuster


Leserbrief zu „Behaltet euren DVD-Player!“ von Tilman Baumgärtel

Vermutlich ähnlich wie Sie gehöre ich zu jener Gruppe von Menschen, die einen Film nicht nur deshalb ablehnen, weil er stumm oder gar schwarz-weiß ist. Zudem bin ich als 1966 Geborener Ihr Jahrgang (lt. Wikipedia), demnach geprägt vom öffentlich-rechtlichen Filmkatalog, der nach meiner Erinnerung immerhin von Buster Keaton bis Fassbinder reichte. Viele Ihrer Argumente teile ich, erlebe als Lehrer selbst, dass junge Menschen den Verlust, dem sie ausgesetzt sind, gar nicht als solchen empfinden („es gibt da so irre viel“). Ich ergänze Ihre Aufzählung der Nachteile des Streamings sogar um einen kleinen Aspekt: Bereits mit der massenhaften Verbreitung von Videocassetten und erst recht seit der Einführung der DVDs finden sich (zumindest auf dem Land, ich lebe inzwischen in Höhr-Grenzhausen im Westerwald) im Kino keine Wiederaufführungen mehr. In meiner Jugend obligatorisch: Ein neuer James Bond, drei alte hinterher. Nun kommt mein Aber: Film ist an sich ein vergängliches Medium. Grandios, dass wir seit einigen Jahrzehnten die Möglichkeit haben, ihn privat zu konservieren, und ich bin dankbar, dass ich inzwischen eine Fülle von Filmen besitze, in denen Louis de Funès mitwirkte (und es wären weiß Gott einige davon besser im Archiv geblieben). Ich erinnere mich jedoch, dass ich für meine Facharbeit vor dem Abitur zum Thema „Laurel & Hardy“ ausschließlich Textrecherche betreiben konnte. Videorekorder waren damals noch keine Selbstverständlichkeit und das zugehörige Angebot an Filmen äußerst dürftig. Etwa 35 Jahre her.

Dass ein Film, nachdem das Licht wieder angeht, nicht für immer verschwunden ist, stellt in seiner über 100-jährigen Geschichte eben keine Selbstverständlichkeit dar. Vielleicht trauern wir einer Zeit nach, die uns geprägt hat, möglicherweise aber nur eine Ausnahmesituation war. Wir sind offenbar zu wenige. Für uns rentieren sich die Mühen wirtschaftlich leider nicht. Ich danke Ihnen für Ihren anregenden Text und hoffe, dass er dazu beiträgt, dass sich trotzdem jemand die Mühe macht. – Bernhard Karl


Leserbrief zu „»Führen heißt: Andere aufrichten«“ von Evelyn Finger

Ich danke für das Interview mit Pater Anselm Grün zum „Führen“ und den Umgang mit Macht in unsicheren Zeiten. Die Antwort von Pater Anselm auf die Frage nach Führungsproblemen in der Kirche verwundert mich, weil er davon ausgeht, dass in der Kirche „Macht oft unbewusst ausgeübt wird“. Das empfinde ich als Verharmlosung von kirchlichem Macht-Handeln, weil ich davon ausgehe, dass Bischöfe, Verantwortliche im Vatikan und in den Ortskirchen nicht so naiv sind, dass sie nicht wüssten, welche Entscheidungen weniger mit Theologie und mehr mit Machtausübung (über Menschen) zu tun haben; Beispiele dafür gibt es genügend. Wenn von Bischöfen mittlerweile der „Missbrauch von Macht“ als Gefahr für die Zukunft der Kirche thematisiert wird, sollte es sich Pater Anselm nicht so leicht machen und von „unbewusster“ Machtausübung als Entschuldigung für kirchliches Handeln reden. Eine „Theologie der Macht“ zu entwickeln, mag ein Ansatz sein, aber zentral wichtig ist, dass Verantwortliche in der Kirche ihr Handeln kritisch reflektieren, nach den Anteilen von Macht und Theologie bei pastoralen und strukturellen Zukunftsentscheidungen, die in den nächsten Jahrzehnten anstehen. Denn beides wird immer eine Rolle spielen – die entscheidungsleitende Rolle sollte man allerdings der Theologie geben, nicht der Macht. Dann haben die Kirchen vielleicht auch weniger „Führungsprobleme“ und mehr Akzeptanz bei den Gläubigen. – Dr. Anneliese Mayer


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Herrn Münklers interessante Bedrohungsanalyse der Demokratie ist gekennzeichnet von einer in intellektuellen Kreisen verbreiteten Populismusphobie. Man kann gegen etliche seiner Thesen Widerspruch anbringen, ich beschränke mich auf seine Ablehnung von mehr plebiszitären Elementen in der Demokratie, die „die institutionelle Ordnung in der Demokratie stören“ würden. Volksabstimmungen sind kein Gegensatz von Demokratie, sondern sollten Teil des demokratischen Entscheidungsprozesses sein, wie das Modell der Schweiz erfolgreich beweist. Der Vorwurf, Populisten würden mit ihrer Forderung nach Volksbefragungen das Engagement der Bürger überfordern, ist nicht haltbar. Ein Rückgang der Beteiligung an Volksabstimmungen ist nicht zu belegen. Herr Münkler erweist sich hier als konservativer Verfechter des Modells einer repräsentativen Demokratie, die den Bürgern wenig zutraut. Die repräsentative Demokratie ist selber auch ein Grund, warum der Populismus Zuwachs erhält. Demokratie heißt Herrschaft des Volkes und nicht Herrschaft von gewählten Eliten. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Holger Stark meint, die „überparfümierte Reportage, die den Leserinnen und Lesern vorgaukelt, die ganze Welt im Schicksal einer Person erfühlen und erzählen zu können…muss [nach dem Relotius-Skandal] am Ende sein“. Diese Art Reportage ist aber genau die, die Woche für Woche (häufig mehrfach) in Die Zeit vorkommt. Kann man jetzt auf sachlichere, bündigere, kürzere Beiträge auch in Ihrem Blatt endlich hoffen? – Gerard C. Rowe


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

In der ZEIT Nr. 1 befindet sich das Dossier, in dem sich Politiker an Prognosen wagen. Diese Prognosen sind jeweils nicht so ganz überraschend, da sie bekannte Positionen wiederspiegeln. Das Dossier hat mich aber daran erinnert, die ZEIT vor (fast) 50 Jahren, im Oktober bis Dezember 1969, eine Sonderserie „Das 198. Jahrzehnt“ veröffentlicht hat. Angefangen bei Hermann Kahn über Helmut Schmidt und Ralf Dahrendorf etc. pp äußerten sich Wissenschaftler, Politiker und andere darüber, wie die Jahre zwischen 1970 und 1980 aussehen werden. Der Betrachtungshorizont war damals nicht ganz so anfordernd wie heute (nur 10 und nicht 50 Jahre), dafür versuchte man, mehr in die Tiefe zu gehen. Das ist m.E. nicht nur spannend in Bezug darauf, wie richtig man jeweils lag (im Nachhinein), sondern auch darauf, aus welcher Position und mit welchem Ansatz man an die Prognosen ging. Vielleicht wäre ein Thema für ein zukünftiges ZEIT Dossier eine Darstellung der 1969er Prognosen und was dann daraus geworden ist. – Axel Netzband


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Özdemir schreibt von der schwarz-weiß-roten Flagge Preußens. Falsch! Das war die Flagge des Kaiserreiches, und dann später des Nazi-„Reiches“. Die preußische Flagge war schwarz-weiß bzw. der schwarze Adler, wie man leicht in Wikipedia nachprüfen kann.—Gilt der Faktencheck nicht für Artikel von Außenstehenden? Das stößt einem doch irgendwie unangenehm auf, gerade wenn man im selben Blatt und anderswo mit dem Rotelius-Schlamassel konfrontiert worden war. – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Diesen Beitrag fand ich sehr interessant. Allerdings fand ich es auffällig, dass fünf Vertreter der CDU/CSU zu Wort kommen, aber nur eine Vertreterin der SPD. Was ist der Grund dafür? – Milena Grünewald


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Was unsere Demokratie stärken kann, ist unter anderem das Recht auf Selbst-Demontage, das die ZEIT auch Frau von Storch einräumt. Wo sich die abgedruckten Dystopien der anderen Politiker oft eins zu eins mit dem „Alles wird GUT“ der AfD-Vorsitzenden decken, ist Beatrix von Storchs eigener „Alles wird SCHLECHT“-Beitrag doch zu lächerlich, um noch als Dystopie gelesen zu werden. – Jens Klaper


Leserbrief zu „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke

Du siehst so fröhlich aus, ein toller Junge. Deine Eltern und Deine Familie können stolz auf dich sein! Wir haben noch nie einen öffentlichen Brief verfasst – aber für Dich möchten wir das gerne versuchen. Dazu eine erlebte Geschichte von uns, im Sommer 2018. Noch ganz frisch im Gedächtnis. Wir wohnen in Nordfriesland an der Küste, neben uns ist ein Ferienhaus, die unterschiedlichsten Menschen verbringen hier Ihren Urlaub. Eines Tages kam eine sehr nette Familie, mit einer jungen Frau im Rollstuhl, das Jahr zuvor waren Sie auch schon da, aber angesprochen haben wir die Eltern damals nicht.Warum nicht? Lieber Friedrich – wir hatten einfach Angst. Doch dieses Mal luden wir die Eltern zum Kaffee ein und lernten in wunderbaren Zaubermomenten Svenja kennen. Sie ist genauso wie Du. Ein einziger Blick von Ihr zu mir, löste diesen Moment bei mir aus.Ich was verzaubert und das hält immer noch an. Mit den Eltern hatten wir Gespräche über Sorgen und Probleme die man verkraften muss, wenn man ein schwerstbehindertes Kind hat. Lieber Friedrich, es war erschütternd das zu hören. Aber diese Eltern konnten auch mit uns lachen und sich freuen.Wir verbrachten viele Stunden zusammen. Vielleicht kommen sie im nächsten Jahr wieder und mein Mann und ich lernen noch viel über Menschen mit Behinderung. Liebe Familie Jaenicke, es sollte uns allen mehr als Recht sein,Bilder von Ihrem Sohn zu sehen, uns ist es dass auf jeden Fall. Liebe Mitmenschen – trauen sie sich solche Momente zu erleben – sie werden sie nirgendwo anders finden. – Manuela & Dirk von Beichmann


Leserbrief zu „Gefahr im Wald“ von Thomas Fischermann

Der designierte Vizepraesident Mourao hat ja Recht: Wenn die Welt den Regenwald am Amazonas zwar nicht als ihren “zoologischen Garten”, wohl aber als ihre Klima-Wiederaufbereitungsanlage betrachtet, dann muesste sie Brasilien angemessen dafuer bezahlen, wenn es den Amazonaswald unangetastet lassen soll. – Hermann Weigmann


Leserbrief zu „Gold aus dem gelben Sack“ von Burkhard Strassmann

Die Fa. Hahn erklärt, sie hat einen Trost, 2019 springt die Recyclingquote von 36 auf 58,5%. Das klingt als gäbe es kaum einen Markt, aber der Umsatz ist gesichert. Im Internet bewirbt die Firma das Material als UV-beständig, das gibt es nicht, die steigende Zahl der Nanopartikel in der Umwelt belegt das Gegenteil, und als ökologisch, sie erklärt aber nicht was daran ökologisch ist. Da könnte z.B. eine Energiebilanz oder eine volkswirtschaftliche Kosten -/Nutzenanalyse stehen. Ich denke das findet man aus gutem Grund nicht, die wären beide sicher fatal. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „»Wir wollen keine Almosen«“ von Werner Bloch

Der im Artikel zitierten afrikanischen Museumsexpertin FLOWER MANASE aus Tansania kann ich nur zustimmen.“ Die ganze Debatte, die jetzt über die Rückgabe der afrikanischen Kunstwerke aus Europa tobt, geht doch völlig an uns vorbei. Der Fokus sollte nicht auf den europäischen Museen liegen, sondern auf uns„. Die Diskussion über koloniale Erinnerungskultur blieb in Deutschland doch deshalb so lange unter dem Teppich, weil die deutsche Kolonialgeschichte bereits 1914 mit dem I. Weltkrieg endete und nicht erst mit den afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen in den 1960er Jahren. Impulse für künftigen Dialog über koloniale Raubkunst könnten z. B. auch aus der Diskussion über Eigentums- und Nutzungsrechte an Grund und Boden und dem Umgang mit ‚Land Grabbing‘ in Afrika einfließen. So wurde in den ‚Bodenpolitischen Rahmen Kenias 2009‘, (Land Policy Kenya) ein Artikel über ‚Resolution of Historical Land Injustices‘ also Auflösung historischer Ungerechtigkeit in Landangelegenheiten aufgenommen. Die Eigentumsfrage an afrikanischer Kunst sollte deshalb aus meiner Sicht unabhängig davon gestellt werden wie formal, informell oder illegal die Kunstwerke in deutsche Museen gelangten. Nur Länder und Kulturräume die bereits im 19. Jahrhundert den Übergang von lokalen Gemeinschaften zu starken Gesellschaften erreicht hatten konnten der kulturellen Zersetzungskraft des Kolonialismus trotzen und ihre kulturelle Identität zum großen Teil bewahren. Zu diesen Ländern zählen sicherlich Äthiopien, Thailand und China.

Kernstücke kultureller Identität müssten meiner Meinung nach per Konvention im Eigentum des jeweiligen originären Kulturraumes verbleiben. Die Frage nach dem Eigentum kann aber von der Frage der Nutzung (Lokalität) getrennt diskutiert werden. Gute Beispiele aus dem Kunstbereich sind ja Leihgaben. Also z. B. ‚permanente Leihgabe‘ eines Kunstwerkes an ein Deutsches Museum, oder ‚zeitlich begrenzte Leihgabe‘ mit der Möglichkeit der Überprüfung und Verlängerung alle zehn Jahre und verbunden mit Museumspartnerschaften zum Aufbau der kulturellen Infrastruktur im Partnerland. Eine Rückgabe in Krisenregionen wie Syrien oder Irak steht deshalb auch nicht im Vordergrund der Diskussion. Es kommt zunächst nicht so sehr auf Rückgabe an, sondern um Respekt vor kultureller Identität sowie damit verbundenen grundsätzlichen Anspruchsrechten und auf interkulturellen Dialog auf Augenhöhe. – Willi Zimmermann


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Bravo, Cem Özdemir! Endlich legt mal ein Politiker der linken Mitte ein Bekenntnis zu unseren Nationalfarben ab. Endlich überlässst ein altgedienter Politiker aus dem Zentrum unseres Parteienspektrums das Feld nicht mehr den Rechtspopulisten und Nationalisten, wenn es um unsere Flagge geht. Dabei müssste man es viel öfter und deutlich vernehmbar hinausposaunen: Wir können stolz sein auf unsere demokratische Tradition, auf das schwarz-rot-goldene Band, das unserem Gemeinwesen Identität stiftet, republikanische Werte vermittelt und nicht zuletzt den Glanz der Historie überstülpt. Ja wir solllten mehr Flagge zeigen, nicht nur wenn König Fußball das Zepter schwingt. Ich erinnere mich noch gut an eine Talk-Show bei Günter Jauch als Talk-Gast Björn Höcke aus heiterem Himmel ein Deutschland-Fähnchen aus dem Jackett zog und damit angab, dass er die Nationalflagge immer dabei hätte. Betretenes Schweigen machte sich in der Runde breit. Niemand, auch nicht SPD-Politikerr Heiko Maas, hatte auf das kindische Verhalten des AfD-Rechtsaußen eine Antwort parat. Niemand wagte es zu sagen, dass unsere Demokraten keine Nachhilfe in Sachen demokratisch-republikanischer Traditonspflege oder Erziehung benötigen und dass wir erst recht nicht die AfD dafür brauchen. – Wolfgang Wendlng


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Überfrachtet Özdemir unsere Flagge nicht ein bißchen zuviel mit allgemeiner Zeitgeistmoral, mit Rechten und Werten, die nicht nur hier, sondern in (fast) allen demokratischen Ländern anerkannt sind? Stolz aufs und Liebe zum Land hätten ja schon genügt! Ö. blickt auf seine Heimat Deutschland mit anderen Augen als ich: Glanz und Grauen unserer Geschichte kleben zeitlebens wie eine zweite Haut an mir! Sollte nicht überhaupt jeder, der die deutsche Staatsbürgerschaft erwirbt, sich zu allen Epochen unserer Geschichte bekennen, nicht nur zum Hambacher Fest – ein fröhlicher Finkenfurz ( um nicht das Wort zu gebrauchen von der Substanz, die bei unseren gefiederten Freunden hinten rauskommt!) Die Feinde von Schwarz-Rot-Gold verortet Ö. allein unter den (Rechts)“Populisten“; das sind alle politischen Gruppierungen rechts von der Mitte, deren Koordinaten er selbst festlegt! Was ist mit den Linksextremisten, was mit den Islamisten und Salafisten, die auf unserer Fahne herumtrampeln, wie sie das am liebsten auf all ihren Gegnern täten? Die einen wollen die globale Diktatur des Proletariats, die anderen den globalen Gottesstaat! Gegen ihr Erstarken zeigen Bürger unseres Landes zunehmend Flagge, man könnte sie Patrioten nennen ( nicht Rechtsextremisten, die schmücken sich mit ganz anderen Symbolen!) Mit ihren Farben bekennen sie sich zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“, zu Deutschland mit seiner Geschichte und Kultur, seiner Lebensart und seinem unverwechselbaren Gesicht- so, wie das eigentlich bei allen Nationen selbstverständlich ist! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

So ein Schitt…Nach der Hitler-Biografie habe ich keinen Stern mehr gelesen, jetzt nach dem Spiegel-Skandal wird dem das gleiche Schicksal drohen. Baut IHR jetzt bitte keinen Mist! – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Gold aus dem gelben Sack“ von Burkhard Strassmann

Hahn Kunststoffe profitiert – so wie derzeit alle Recyclingbetriebe in Deutschland – von der Tatsache, dass Plastikmüll nicht mehr nach China entsorgt werden kann. Die Preise für Kunststoffmüll sind nicht gesunken – heute bekommt man bei Abnahme derselben dafür sogar Geld. Eine Haltbarkeit von 50 Jahren ist völliger Unsinn. Nicht mal hochwertiges PVC ist im Außenbereich so lange haltbar. Selbst die kolportierten 20 Jahre sind kritisch zu betrachten, da alle Rezyklate durch die Wiederaufbereitung thermisch belastet wurden, die Polymerketten verkürzt, was sich negativ auf die Haltbarkeit auswirkt. Hanit beinhaltet nicht nur einen erheblichen Anteil an Holz, es sind darin auch jede Menge an Additiven zur Thermo- und UV-Stabilisation enthalten. Für die Anwendung als Kanal für Hochspannungskabel kommt noch ein beträchtlicher Anteil an – vermutlich halogenhältigen – Flammschutzmittel dazu. Über Ökologie und Sinnhaftigkeit dieser Produkte lässt sich trefflich diskutieren. Bestimmte Holzarten (z.B. Lärche) besitzen bei Anwendung von konstruktivem Holzschutz Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten, oft über 100 Jahre – angesichts der vielen Holzhütten und -Scheunen im alpinen Bereich – und sind jedwedem Rezyklat aus ökologischer und ökonomischer Sicht vorzuziehen. Der Energieaufwand Holz bearbeiten ist wesentlich geringer. Um das Problem Kunststoffmüll einzudämmen ist neben der simplem Vermeidung von – meist entbehrlichen – Verpackungen ein rascher Umstieg auf biobasierte und kompostierbare Biokunststoffe anzuraten. – Helmut Hassek


Leserbrief zu „Einmal zur Sonne und zurück“ von Claas Tatje

Ich lebe und arbeite seit 50 Jahren in oder im Umfeld von Frankfurt/Main. Das Pendeln Ist mir also nicht unbekannt. Der tägliche Zeitaufwand pro Tag lag in einigen Jahren eher bei zwei als bei einer Stunde. Allein in meinem engsten Verwandten- und Bekanntenkreis haben 3 Herren eine tägliche Strecke für Hin- und Rückfahrt zwischen 120 und 200 km zu bewältigen; andernfalls hätte man auf die qualifizierten und gut bezahlten Jobs verzichten müssen. Diese drei Herren stehen auch noch heute zu ihrer Entscheidung, weil sich ein Umzug nach Frankfurt wegen der dortigen Immobilienpreise nicht rechnen würde. Übrigens: nach einer Studie der IHK aus dem Jahr 2018 beträgt die tägliche Zahl der Einpendler nach Frankfurt 362450 – Tendenz steigend. Frankfurt ist die Pendler- Hauptstadt. Zwei Drittel aller in Frankfurt Beschäftigten wohnen nicht in der Stadt – so IHK-Präsident Müller. Die Metropolstädte stehen bald vor einem Verkehrs-Kollaps. Radwege werden daran wenig ändern. Ich vermisse in Ihrem Artikel den Hinweis auf die in den nächsten Jahrzehnten millionenfach entstehenden digitalen Arbeitsplätze; dafür wird es manche lieb gewonnenen Arbeitsplätze nicht mehr geben. Wegen der hohen Vernetzung muss ein Großteil der entstehenden digitalen Arbeitsplätze nicht mehr bei den Firmen in Frankfurt angesiedelt werden, sondern kann durchaus und preiswerter den Standort in der Region haben. Dadurch können die Pendlerströme zum Teil umgelenkt werden – das ist gut für die Verkehrsbelastung um die Großstädte. Der Zeitaufwand für die Fahrt zur Arbeit und zurück kann reduziert werden – das ist gut für die Menschen. Die ungünstige Struktur-Entwicklung von Großstädten und Region könnte sich entspannen. Die hessische Landesregierung verfolgt neuerdings die Devise „Land hat Zukunft“, dahinter steckt ein ähnlicher Gedanke. – Andreas Tiefensee


Leserbrief zu „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen „ von Ilka Piepgras

Mit Vergnügen habe ich die Ausführungen über die verschiedenen Sprichwörter gelesen. Zu ihrem habe ich noch eine Anmerkung: Mit einer kleinen Abwandlung könnte man schon einverstanden sein: Was du heute kannst entkorken, das verschiebe nicht auf morgen ! Natürlich auch im übertragenen Sinne anwendbar. – Roland Fischer


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Ganz im Sinne von Cem Özdemir weht jeden Sonntag vor meinem Haus die deutsche Flagge. Und an allen Feiertagen kommt sogar das große Banner in Schwarz-Rot-Gold zum Einsatz. Danke für Ihr tolles Bekenntnis Herr Özdemir! – Werner Kerschgens


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Donald Trump mag ein Populist sein, doch treffen Populisten immer nur falsche Entscheidungen? Ein erster grosser wichtiger Schritt ist getan um die bisherige amerikanische Gefängnispolitik zu modernisieren und nun werden die Soldaten aus Syrien abgezogen. Eine Erfolgsgeschichte war es bisher nicht wenn Soldaten geblieben sind. Es hat in keiner Weise zu irgendeiner langfristigen Stabilität beigetragen. Vielleicht sollten wir auch daraus lernen. Man kann Putin mögen oder nicht, doch hat er entscheidend zur Vernichtung des IS in Syrien beigetragen. Ich teile nicht die Auffassung das die Russen für neue Flüchtlingswellen sorgen werden. Was die Kurden betrifft kann man von Seiten der Türkei jedoch nur Schlimmes befürchten. – Miriam Lenz


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel! Er hat mich in meiner Vermutung bestätigt, dass der Kapitalismus zumindest in seiner jetzigen Form für die meisten Menschen ein unpassendes und unzufrieden machendes Wirtschaftssystem ist: Die meisten Menschen sind keine krassen Egoisten und möchten nicht maximal reich werden, sondern „nur“ in Sicherheit und Gemeinschaft und Wohlstand leben und für sich und andere Menschen nützliche und/oder erfreuliche Arbeit verrichten – nicht aber durch ihre Arbeit bloß den Reichtum von Unternehmern, Managern und Aktionären mehren. Leider sind aber viele Menschen in Deutschland und weltweit gezwungen, um des Lebensunterhalts willen Überflüssiges oder sogar Schädliches zu produzieren oder zu tun, und diejenigen, die eindeutig anderen Menschen helfen – z. B. Pflegekräfte, Erzieher(innen), Logopäd(inn)en, Physiotherapeut(inn)en, Hebammen, Sozialarbeiter(innen) – werden dafür meistens ziemlich schlecht bezahlt. Es wäre schön, wenn unsere regierenden Politiker(innen) sich zur Lösung der Probleme endlich etwas einfallen ließen, anstatt durch Wort und Tat die Unzufriedenheit auch noch ständig zu schüren. – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Außer Thesen nichts gewesen“ von Moritz von Uslar et al.

Ich hätte da einen Vorschlag für die nächste Silvesterausgabe des Zeitmagazins: Vielleicht können Sie andere Autoren gewinnen, die die Richtigkeit der Sprichwörter beweisen wollen. Ich könnte mir vorstellen, dass es da ähnlich gute Argumente „pro“ wie für „kontra“ gibt! – Dr. Volker Jahn


Leserbrief zu „Die wahren Helden des Alls“ von Stefan Schmitt

Danke fuer diesen Artikel, der mir aus dem Herzen spricht – wie schade, dass er eine solche Ausnahme ist! Allerdings glaube ich nicht, dass Menschen, die eng mit Satelliten- oder bodengebundenen Wissenschaftsprojekten verbunden sind, Pietaet vortaeuschen muessen, wenn „ihr“ Instrument ausser Betrieb geht. Als z.B. der International Ultraviolet Explorer nach langen Jahren abgeschaltet wurde, gab es durchaus Trauer bei den WissenschaftlerInnen, die mit ihm gearbeitet hatten – als ob ein geschaetzter Kollge in den Zwangs-Ruhestand versetzt wuerde. Bei Ihrem Artikel fiel mir wieder auf, dass in der Zeit NASA und ESA neuerdings als Nasa und Esa geschrieben werden, USA aber weiterhin als USA. Habe ich da eine Rechtschreibaenderung verpasst? – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Einmal zur Sonne und zurück“ von Claas Tatje

Die Schlussfolgerung aus der Untersuchung erscheint mir nicht fundiert: Befragt wurden nur FuehrerscheinbesitzerInnen. Dass 53% von jenen, die juenger als 30 Jahre sind, ein eigenes Auto fuer erstrebenswert halten, heisst mitnichten, dass 53% der unter 30-Jaehrigen gerne ein eigenes Auto haetten. Dieser Schluss gilt nur, wenn alle unter 30-Jaehrigen einen Fuehrerschein haetten. Haben z.B. nur 50% einen Fuehrerschein, so faenden nur 26.5% ein eigenes Auto erstrebenswert. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Bravo, Herr Özdemir. Ihr Artikel könnte eine Bewerbung für die Wahl des nächsten Bundespräsidenten sein. – Klaus Haack


Leserbrief zu „Wer wagt, gewinnt“ von Michael Allmaier

Hier ist das nur in der Negativ-Diktion „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ bekannt und wurde von uns früher, d.h. nach dem Krieg, verlängert mit „und wer nicht heiratet, kriegt kein Kind! (bzw. keine Wohnung!)“ – Ernst Hankammer


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff zu Carsten Linnemann

Ist es Ihnen aufgefallen, dass GLÜCK nur in 2 Antworten überhaupt erwähnt wird. Herr Linnemann, in Ihrem ‚Alles wird gut‘ möchte ich leben. Sie haben Glück und Lachen herausgestellt. Alle beschriebenen übrigen Lebensbedingungen mögen – je nach persönlichem und politischem Gusto – erstrebenswert sein; Glück ist die einzig wirklich lebenswerte Perspektive, letztendlich für alle Menschen. Am besten jeder nach seiner Vorstellung ohne die anderen zu behindern, ebenfalls glücklich zu sein: UTOPIA, lasst es uns versuchen, jeden Tag mit jeder Handlung und Entscheidung. Ihnen allen wünsche ich ein glückliches Neues Jahr. – Eberhard Goette


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Herfried Münkler hat völlig Recht mit seiner Feststellung, dass die Bedrohung unserer Demokratie zu einem wesentlichen Teil darin besteht, dass in weitern Teilen unserer Bevölkerung die Bereitschaft fehlt, einen Teil ihrer Zeit und ihrer Lebenskraft für die Aufrechterhaltung dieser Demokratie zur Verfügung zu stellen. Ich möchte hier konkreter werden: Demokratie kann in unserem Lande mit seinen mehr als 80 Millionen Bürgern nur über Parteien funktionieren. In den Parteien werden die grundlegenden politischen Richtungsentscheidungen vorbereitet und getroffen und die Kandidaten für die politischen Ämter ausgewählt. Hier geschieht das, was im Grundgesetz etwas nebulös beschrieben wird, wenn es dort heißt, dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgehe. Deshalb müsste ein Demokrat heute in den politischen Parteien mitarbeiten. Das geschieht jedoch immer weniger. Die Mitgliederzahlen der Parteien sinken kontinuierlich. Nur etwa 2% der Wahlberechtigten sind überhaupt noch Mitglieder in den im Bundestag vertretenen Parteien. Wer also über „die Politik“ und das politische Personal schimpft, sollte, sofern er sich für einen Demokraten hält, ganz schnell den Fernseher ausmachen und sich der Partei anschließen, die personell und inhaltlich am ehesten den eigenen Vorstellungen entspricht. – Dr. Wolf-Dieter Hauenschild


Leserbrief zu „»Es ist zu schaffen«“ von Bernd Ulrich

Entsprechend der Linie der Union und der SPD spricht sich Kramp-Karrenbauer dafür aus, den Ausstieg aus der Kohleverstromung sozialverträglich zu gestalten. Da die letzte Steinkohlenzeche geschlossen wurde, kann es nur um die Sozialverträglichkeit des Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung gehen, bei der wegen des geringen Wirkungsgrades besonders viel CO2 in die Atmosphäre entweicht (von der Landschaftszerstörung abgesehen). Hier stehen ca. 8.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dies ist abzuwägen gegen den Verlust von Millionen Arbeitsplätzen, z. B. in der Landwirtschaft, bei Fortschreiten der Erwärmung der Luft, der Böden und Meere. Hieran hätte die Fortsetzung der Braunkohleverstromung in Deutschland einen auch unter globalen Aspekten nicht unerheblichen Anteil. Diesen Anteil auszuschalten, wäre u. a. notwendig, um die Klimakatastrophe noch zu stoppen. Das heißt durchaus nicht, dass die im Braunkohlenabbau Beschäftigten für den Verlust ihrer Arbeitsplätze nicht angemessen zu entschädigen wären. Ein reiches Land wie Deutschland könnte sich das leisten! – Dr. Hans-Peter Rosenberger


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Ich habe die Beiträge der Parteipolitiker zum Thema „Die Welt in fünfzig Jahren“ gelesen und bin etwas erschrocken, wie eng doch der Blickwinkel unserer Vorangeher ist. Worst of all finde ich das Fehlen des eigentlichen Treibers gesellschaftlicher Veränderung: dem technischen Fortschritt. Es reizt mich daher, Ihre Frage selber zu beantworten, hier das spontane Ergebnis.

Alles wird schlecht
Kein Mensch hat einen Sinn für exponentielles Wachstums. Leider ist daher die Welternährung im Jahre 2035 gefühlt plötzlich zusammengebrochen, auf einem Stand der Einwohnerzahl von knapp 11 Milliarden. Nach einer apokalyptischen Zeit ähnlich den mittelalterlichen Pestjahren waren 8 Milliarden Menschen tot. Die restlichen 3 Milliarden Menschen haben sich auf niedrigem Niveau neu organisiert. Nach dem Breakdown setzte die übliche Babyboomer-Phase ein, die allerdings aufgrund des Mangels an Nahrungsmitteln zu einer extremen Kindersterblichkeit führte. Einzig die Chinesen zogen die richtigen Schlüsse und konnten ihren Staat stabilisieren, auf einem Level von 0,5 Milliarden Einwohnern. Damit ist China wieder die unangefochtene Hegemonialmacht auf dem Planeten. Sie übt nun weltweite Geburtenkontrolle aus. An die EU erinnern sich selbst die Älteren nicht mehr, die USA sind mit dem Ende der großen amerikanischen Erzählung inzwischen mehr Staatenbund als Bundesstaat. Chinas Verzicht auf das Konzept des Individuums erlaubt die effektive Überwachung der Welt: Jeder Mensch hat einen von Peking definierten und kontrollierten SocialCreditAccount. Da inzwischen jedem Erdenbürger mit der Geburt kostenlos ein nützlicher Smartphone-Chip hinter dem Auge eingepflanzt wird, ist die Kontrolle des Einzelnen vollständig und vollständig akzeptiert. Der Chip ist sogar in der Lage, kleine, aber schmerzhafte Stromschläge zu verteilen, wenn die KI sozial unerwünschte Äußerungen im WeChat-Strom des Chipträgers findet.

Die unipolare Welt kennt wenig Hoffnung. Sie dient hauptsächlich als Rohstofflieferant für die Hegemonialmacht, außerhalb Chinas sind störende Umweltstandards beseitigt, die Lebenserwartung ist gesunken, Hunger und Krankheit weit verbreitet. Interessante Entwicklungen, Innovationen, Fortschritt gibt es nicht mehr, weil der Antrieb fehlt. Es gibt noch Nationen, jedoch mehr als Folklore, ihre Regierungsstrukturen sind autoritär. Die lokalen Diktatoren unterliegen natürlich ebenfalls dem chinesischen SocialCreditAccount System und leben daher in einem Zustand zwischen Gehorsam und einem kompensatorischen Sadismus gegenüber der „eigenen“ Bevölkerung. Sehr unangenehm sieht es im arabischen Raum aus. Die seit dem ersten Weltkrieg dysfunktionale Staatenwelt hat in den 2020er Jahren zu einem lokalen Atomkrieg geführt. Insgesamt sind sieben Atombomben explodiert, ehe der Krieg von amerikanischen Hackern gestoppt werden konnte. Fünf Bomben explodierten als Drohgeste in der Wüste, jeweils eine hat Jerusalem und Teheran ausgelöscht. Der arabische Raum ist als Übungsgebiet für Kriege damit besser geeignet als zuvor. Deutschland ist überaltert und arm, Reste von Wohlstand werden durch Umverteilung auf Null verdünnt. Neue Technologien sind hier seit Jahrzehnten nicht erfunden worden, die Bedeutung in der Welt beschränkt sich auf die Geschichtsbücher. Andernorts erfundene Technologien werden als Bedrohung erfunden und schon im Ansatz zu Tode reguliert. Ein Lichtblick ist, dass Deutschland zu einem Museum namens „Europa“ gehört: da Deutschland vom Klimawandel sehr profitiert hat, macht die chinesische Nomenklatura hier gerne ihren Sommerurlaub, fährt Ski auf den Permaschnee-Pisten in den Alpen und besichtigt mit einem leisen Gruseln uralte industrielle Artefakte in Ludwigshafen und Wolfsburg.

Alles wird gut
Zwei Erfindungen sind es, der die Welt eine ausnehmend glückliche Phase ihrer Existenz zu verdanken hat. Mitte der 2030er Jahre wurde endlich und im buchstäblich letzten Augenblick die Kernfusion serienreif. Nun stand praktisch unbegrenzt Energie zur Verfügung, natürlich am Wichtigsten für die Nahrungsmittel-Erzeugung, so dass die inzwischen 11 Milliarden hungrigen Mäuler leicht gestopft werden konnten. Die andere Erfindung ist die synthetische Biologie, die ihren Ausgang vor 50 Jahren bei einer Erfindung namens CRISPR genommen hat. Damit war es möglich, beliebige Nahrungsmittel wie zum Beispiel Hähnchenfleisch an Büschen wachsen zu lassen, so wie früher Tomaten. Zusammen mit der Kernfusion wurde es möglich, Nahrung in Hochhäusern und in Bergwerken zu züchten und endlich von Ackerbau und Äckern unabhängig zu werden. Ehemalige Äcker, Wälder und Meere erholten sich, die Erde wurde wieder ein angenehm wilder Ort. Die synthetische Biologie löste auch das Problem der Artenvielfalt: die Komposition einer neuen Art wurde zur Abituraufgabe erhoben, so dass jährlich hunderte neue, lebensfähige Arten in Umlauf kamen.

Die fortgeschrittene Gentechnik erlaubte gewisse genetische Optimierungen am Menschen, die viele Leute an ihren Kindern durchführen ließen. Unter anderem wurde es dadurch möglich ihr Leben glücklich in Hochhäusern zu verbringen, ohne diese jemals zu verlassen. Die Hochhäuser hatten oft eine Höhe von 1.200 Metern und gaben jeweils 10.000 Menschen Heimat, Nahrung, Arbeit und Lebenssinn. Die Welt wurde ein riesiger Termitenbau. Das Klimaproblem erfuhr übrigens eine elegante Wendung. Dank der Kernfusion wurde Weltraumfahrt und Arbeiten im Weltraum eine alltägliche Angelegenheit. Die Uno ließ einfach große Sonnensegel in der Umlaufbahn der Erde aufspannen. Auf diese Weise konnte der Einfluss der Klimagase CO2 und Methan einfach und elegant kompensiert und gesteuert werden, so dass das Klima der Erde letztlich zu einer Geschmacksfrage wurde.

China wurde zur neuen Hegemonialmacht der Erde und bestimmte die Regeln auf dem Planeten. Es blieben aber Nebenzentren und gewisse Orte der Freiheit bestehen, auch wenn sie wenig Einfluss auf das Weltgeschehen hatten. Europa war natürlich nicht zu retten, es wurde zu einem Museum mit einer Bevölkerung aus besserwisserischen Rentnern. Die Menschen der Welt respektierte den Kontinent gleichwohl, weil dort in alter Zeit die moderne Welt erfunden wurde. Aus diesem Grund garantierte der neue Hegemon die Grenzen Europas, so dass die gerontologische Soziostruktur erhalten blieb. Deutschland wurde zu einer Mischung aus Museum und Schweiz der Moderne. Das Land war alt und wohlhabend, der Klimawandel sorgte für mildes Wetter, statt einer Regierung hatte man – wie allgemein üblich geworden – nur noch eine geschäftsführende Verwaltung. Innovation kam zwar nicht mehr vor, dafür spielte der Unterschied zwischen arm und reich keine große Rolle mehr, denn die überwiegend digitalen Güter konnten zu einem Grenzkostenpreis von Null hergestellt werden. Da es den Deutschen nun möglich, aber natürlich totlangweilig ist, sich ohne Unterlass um seinen Nächsten zu kümmern und Malunterricht zu nehmen, haben die Deutschen sich als Hobby die Weltraumfahrt erkoren. Die Deutschen bereiten in Ludwigshafen und Wolfsburg eine eigene Marsmission vor. Sie arbeiten bereits enthusiastisch an Regeln zur Trennung von Marsmüll, sandsturmfähigen Radarblitzern und den Details eines marsianischen Fußballcups. So far meine 50 Cent zum Thema ^_^ – Gerd Dreske


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Wenn sogar ein so kluger Kopf wie Herfried Münkler meint, dass „die Bezeichnung eines politischen Systems als Demokratie und gelegentliche Wahlen als Legitimationsmodus politischer Eliten tatsächlich alternativlos“ seien, dann muss offenbar noch einiges geschehen, bis sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht vom politischen System abgehängt empfindet. Dringende Leseempfehlung: David Van Reybrouck, Gegen Wahlen. Es gibt nämlich mehr, und Sinnvolleres, und weitaus mehr Identitätsstiftendes, als „gelegentliche Wahlen“. – Thomas Höhne


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Die Beiträge der Politikerinnen und Politiker (Warum keine anderen, die etwas zu sagen haben?) sind so klischeehaft, dass sie mir wie Satire vorkommen. – Philippe Jaeck


Leserbrief zu „Für sie ist kein Platz“ von Laura Cwiertnia

Es ist bezeichnend, dass die Zeit einen Wirtschaftsrat benötigt, um auf Alltagsprobleme normaler Menschen aufmerksam zu werden. Aber die Richtung ist gut. Nicht wie anfangs der naiven Polemik der AfD Raum geben, sondern hinterfragen: wie kann in einem Land, nach zehn Jahren wirtschaftlichen Aufschwunges, mit dem stabilsten Haushalt seit Jahrzehnten und mit einem der weltweit besten Sozialsystemen, wie kann in einem solchen Land so viel Wut bei so vielen Menschen entstehen? – Hartmut Börger


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Nachträglich alles Gute zu Ihrem 53-ten Geburtstag. Und zeigen Sie bitte weiterhin Flagge für unsere demokratische Grundordnung. Ich danke Ihnen für Ihre sehr guten und sachlichen Berichten in der Zeit. Bitte weiter so, auch wenn Sie für mich in der falschen Partei sind. 😀 – Georges Wilkerling


Leserbrief zu „Warum trauen so viele der Demokratie nicht, obwohl wir einen Aufschwung erleben?“ von Martin Klingst

Selbst die hartnäckigsten Globalisierungsgegner und Klimawandelleugner ahnen, daß es so wie heute nicht weitergehen wird und kann. Das Versprechen der Moderne lautet: Deinen Kindern wird es einmal besser gehen als Dir! Dieses Versprechen ist zukünftig nicht einlösbar, zum einen, weil eine Welt, in der bald neun Milliarden Menschen leben werden, nicht neun Milliarden auf unserem Wohlstandsniveau ernähren kann, zum anderen, weil die Milliarden Menschen, auf deren Kosten und Knochen dieser unser Wohlstand in den letzten fünfhundert Jahren aufgebaut wurde, mittlerweile sich auch ein Stück vom Kuchen abschneiden, und das von Jahr zu Jahr erfolgreicher. Kapitalismus, Demokratie und allgemein steigender Wohlstand sind unsere heilige Dreieinigkeit (genannt Soziale Marktwirtschaft) seit wir denken können. Aus Angst, ein Stein des Gebäudes könnte bröckeln, geben immer mehr auch den zweiten Stein verloren. Nur der Urgrund unserer westlichen Gesellschaft, der Kapitalismus, wird nie ernsthaft in Frage gestellt (außer von denen, die das schon immer taten). Margaret Thatchers ,,There is no alternative‘‘ hat sich in unsere Seelen eingebrannt. – Raimund Poppinga


Leserbrief zu „Menschen, die um Fassung ringen“ von Jörg Kramer et al.

Unser Glubb*), bleibt immer unser Glubb, und unser Glubb verbiegt sich nicht, weil er sich nicht verbiegen kann, und weil ein Verbiegen auch nichts bringt. Unsere Glubb ist immer das „Du + Ich“, und auf unserer Glubb ist immer Verlass; und so ein bisschen „Debb“ sind wir doch alle, nicht nur unser Glubb!
*) Glubb = 1. FC Nürnberg – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Mach’s besser 2019!“ von Jörg Lau et al.

Ich möchte gerne weiter machen wie bisher, und dabei so zu tun, als habe ich gerade das Rad ganz neu erfunden, jedoch wesentlich runder. Ich würde das alte Jahr gerne weiter behalten wollen, aber das neue Jahr 2019, das drängt das alte Jahr 2018, voll und ganz gegen die Wand! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Einmal zur Sonne und zurück“ von Claas Tatje

In dem Artikel steht, dass der Fahrer eines 60.000 € teuren E-Autos ab dem 01.01.2019 nur noch 300 € Steuern auf die private Nutzung zahlen muss. Bei den genannten 300 € handelt es sich aber nicht um die zu zahlenden Steuern pro Monat, sondern um die Bemessungsgrundlage der privaten KFZ-Nutzung (0,5% des Bruttolistenpreises für E-Autos bei Anschaffung ab dem 01.01.2019). Die tatsächliche Steuerbelastung hängt allerdings von dem persönlichen Steuersatz ab. – Ingo Schulze-Bergkamen


Leserbrief zu „Aller Anfang ist schwer“ von Moritz von Uslar

Es gibt fürwahr manche sogenannte Weisheit, die denkbar wie ausgesprochen von einer großen Einfalt und Inkonsistenz zeugt und die es dennoch seit Menschengedächtnis mehr oder minder ruhmreich in alle(r) Munde geschafft hat. Alles im Leben hat eben zwei Seiten, selbst wenn sie zwielichtig sind. Auch konnten die Kundigen und Theoretiker ihrer Zeit nicht unbedingt davon ausgehen, unter den gestrengen Blicken unserer ZEIT (nach einem sehr erhellenden Prolog von Adam Soboczynski und einer höchst beispielweisen Kolumne von Harald Martenstein übrigens) bestehen zu müssen.nDarum gab bereits Marie Freifrau Ebner von Eschenbach (österr. Schriftstellerin, 1830-1916) überaus zutreffend zu bedenken: „Der Maßstab, den wir an die Dinge legen, ist das Maß unseres eigenen Geistes.“ – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer und zu „Vom Leben als Reporter“ von Malte Henk

Ihren Lesern und den Journalisten Assheuer und Henk empfehle ich zur Entspannung „Wippchens charmante Scharmützel“ von Julius Stettenheim. Nicht, dass ich den Ernst dieser Angelegenheit verkenne, aber es ist genau diese Situation konstruiert: Der Reporter sitzt in Bernau und liefert imaginierte Kriegsberichte von erfundenen Kriegsschauplätzen an die Berliner Redaktion, und das im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das ist umwerfend komisch mit wunderbar falschen Zitaten („als die rosenfingrige Eos fünf schlug“)ein Text, witzig und skurril, doch hat er das, was Sie atmosphärisch nennen. Also eine Lesefreude zum Jahresanfang zu einem schlimmen Thema! – Ursula Hegasy


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Hört auf, so einen Aufschrei über die schändlichen Taten eines Journalisten zu inszenieren. Klar, dass DER SPIEGEL und andere Medien, die die Texte von Relotius gerne abgedruckt haben, und Preisverleiher, die ihn und seine Ergüsse für wert hielten, Preise zuzugestehen, betroffen sein müssen. Aber steht nicht auch bei den Entscheidern über den zu druckenden Text immer im Vordergrund das Wort von Axel Springer an seine Mitarbeiter: „Schreibt das, was die Leser lesen wollen“ !? Welcher Journalist kann sich dieser Forderung entziehen, auch schon, um die Auflagenhöhe und seinen Job zu sichern. Klar, recherchefest sollten die veröffentlichen Texte schon sein. Da ist Kontrolle gefragt und Vorsicht bei Vertrauen angesagt. Aber die Weltordnung bricht durch das Verhalten von Herrn Relotius nicht zusammen. Allerdings muss das verlorene Vertrauen wieder neu aufgebaut werden. Wir brauchen das Vertrauen in „die Vierte Gewalt“. Das ist unverzichtbar und auch wieder herstellbar. Es ist davon auszugehen, dass die Medien das auch wieder schaffen. Um das Schicksal von Herrn Relotius müssen wir uns keine Sorgen machen. Er wird als Romanautor seinen Weg finden. – Udo Bauer


Leserbrief zu „Einmal zur Sonne und zurück“ von Claas Tatje

Radschnellweg Zeichen der Verkehrswende
Claas Tatje hat Recht, wenn er am Ende seines Artikels die Schaffung von Fahrrad-Highways als echte Revolution in Deutschland bezeichnet. Seit einem Jahr setze ich mich als Vertreter des BUND zusammen mit engagierten MitstreiterInnen für die Einrichtung eines Radschnellweges auf einer der Hauptpendlerrouten nach Köln ein. Zwischen Bergisch Gladbach mit seinen über 113.000 Einwohnern und der Großstadt Köln, deren Einwohner durch 500.000 Autos und zugleich dem höchsten SUV-Anteil in Deutschland geplagt sind, sollen zukünftig vor allem aus Klimaschutzgründen mehr und mehr AutofahrerInnen die 15 km Distanz bis in die Kölner Innenstadt mit dem Fahrrad zurücklegen. Während unser in der Praxis erprobter Streckenvorschlag auf vorhandenen Straßen und meistens in Form von vorfahrtsberechtigten Fahrradstraßen realisiert werden soll und damit ein zügiges und sicheres Fahren zu ermöglichen, sieht eine von den beiden Städten und des Rheinisch-Bergischen Kreises in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie eine Route im Zickzackkurs abseits der Wohnbebauung und durch ein Waldstück im Landschaftsschutzgebiet vor, was sich aus Naturschutz- und Sicherheitsgründen verbietet. In zwei gut besuchten Bürgerinformationsveranstaltungen in verschiedenen Stadtteilen haben wir inzwischen unsere Pläne vorgestellt, mit kontroversen Diskussionen, aber auch viel Zustimmung. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, abschnittsweise unter Veränderung und Reduzierung von Parkmöglichkeiten auf vorhandenen und bisher vorwiegend durch den Autoverkehr genutzten Straßen dem Fahrradverkehr Vorrang einzuräumen und damit ein deutliches Zeichen für die längst überfällige Verkehrswende zu setzen. – Dr. Helmut Röscheisen


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

Es wird Zeit, den Journalistenpreis-Jurys die Grenzen des Genres und Regeln der Textsorte in Erinnerung zu rufen: Reporter sollen berichten, nicht erzählen, sie sollen Beobachtungen beschreiben, nicht Stories kreïeren oder, neuerdings, „Stücke“. Für Erzählungen haben wir Literaten, darunter sogar einige gute. – Ernest Hess-Lüttich


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler und zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Es sind der ZEIT zwei Artikel, die zusammengehören: „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ und „Die Kraft der großen Sache“. Wie schaffen wir die bessere Integration von Gemeinschaften in die Gesellschaft, ohne den Zusammenhalt des Gemeinschaftslebens zu zerstören? Was sagt uns der faszinierende Zusammenhalt der Indianer, der tauende weiße Siedler dazu bewegte, zu den Indianern überzulaufen!? Und was sagt uns die Armseligkeit unserer überreichen Gesellschaft, daß es kein einziges Beispiel für Indianer gibt, die freiwillig Europäer geworden sind?! – Walter Moritz


Leserbrief zu „Der Vatikan liest mit“ von Sarah Schaschek

Theologie und die Freiheit der Wissenschaft
Was für eine Frage: „Passen kirchliche Dogmen und staatlich garantierte Wissenschaftsfreiheit überhaupt zusammen?“ Natürlich nicht! Der Theologie geht es um Glauben, der Wissenschaft um Wissen und Wahrheit. Theologische Fakultäten und das Vetorecht der Kirchen bei Berufungen sind ein Anachronismus. Stattdessen sollten an den Philosophischen Fakultäten Lehrstühle für Religionswissenschaft eingerichtet werden, die Religionslehrer für staatliche Schulen ausbilden, an denen Religion überkonfessionell auf kritisch-historisch-vergleichender Grundlage als für alle Schüler gleich welchen Glaubens oder Unglaubens verbindliches Pflichtfach angeboten wird. Die Kirchen können ergänzend ihre Nachwuchs-Theologen an Priesterseminaren oder Akademien ausbilden und das selbst finanzieren. An staatlichen Schulen und Hochschulen eines säkularen Landes mit grundgesetzlich garantierter Wissenschaftsfreiheit haben sie nichts verloren, weil ihre Forschung weder frei noch ergebnisoffen ist. Das gilt für islamische Theologen entsprechend. – Ernest Hess-Lüttich


Leserbrief zu „Außer Thesen nichts gewesen“ von Moritz von Uslar et al.

„Da scheißt der Hund ins Feuerzeug“ Vielen Dank für die vielen wunderschönen, schrägen, erhellenden Artikel. Und über die Großmutter von Moritz von Uslar und ihre Sprichwörter würde man ja zu und zu gerne mehr lesen. – Beate Halbach


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Sie schreiben als Beispiel für das gelungene Flagge-Zeigen die WM in Brasilien. Dazu fällt mir die WM 2006 in Deutschland ein. Aus meiner Sicht das erste Mal, dass eine Vielzahl von Deutschen zwanglos die deutsche Fahne geschwenkt haben, nicht politisch-national, sondern freundschaftlich-patriotisch. Das fand ich damals ein grossartiges Erlebnis und erstaunlich, dass wir Deutschen dazu erst den Fussball brauchten. Dies als kleine Anmerkung zu Ihrem gelungenen Artikel. – Christian Voss


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Warum sind wir hier auf Erden? Wie sollen wir leben? Wofür sollen wir leben? Wozu das alles? Alles nur sinnlose Sinnfragen, auf der Sinnsuche!? Sinn = Fähigkeit der Wahrnehmung und Empfindung (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
seine fünf Sinne zusammennehmen: (das Hören, das Sehen, das Riechen, das Schmecken, das Tasten): aufpassen, sich konzentrieren,
sechster Sinn: besonderer Instinkt, richtig einschätzen, vorausahnen,
(wie) von Sinnen sein: überaus erregt sein, außer sich sein,
jemand steht der Sinn (nicht) nach etwas: jemand hat (keine) Lust zu etwas,
jemand nicht aus dem Sinn gehen
etwas im Sinn haben: etwas Bestimmtes vorhaben,
jemanden in den Sinn kommen: jemanden einfallen,
(nicht) im Sinne des Erfinders: (nicht) in jedermanns ursprünglicher Absicht liegen,
ohne Sinn und Verstand: ohne jede Überlegung; unsinnig, sinnlos,
weder Sinn noch Verstand haben: völlig unsinnig sein (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
Sinnenmensch: ein Mensch dessen Erleben ganz durch die Sinneserfahrung bestimmt ist, für den sinnliche Eindrücke, Erfahrungen, Sinnenfreude wichtig sind. (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
Sinnspruch: Spruch oder Satz, der eine Lebensregel enthält; Sentenz (= Meinung, Urteil, Gedanke) (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nd.2014),
Lebensregel: Grundsatz, den jemand für seine Lebensführung hat, Richtschnur: sich etwas zur Lebensregel machen (vgl. Duden 7. Auflage 2011, Nachdruck 2014)
Alles klaro, oder… – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Gestern: sofortiger Truppenabzug aus Syrien,
heute: nein, lieber doch kein sofortiger Truppenabzug aus Syrien,
morgen: Was interessiert mich mein „Twitter-Geschwätz“ von gestern, vorgestern, vorvorgestern….! Donald Trump, der „Zwitscher-Präsident“, der uns mit seinen „Twitter-Leerformeln“ (treffsicher) zu treffen glaubt; aber glauben heißt doch eigentlich, auch nichts zu wissen; oder!?! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Leider hat die subjektive Sinnstiftung durch Zugehörigkeit und Engagement auch eine dunkle Seite: die „große Sache“ muss keine gute Sache sein. Die Attraktivität von Sekten und radikalen Organisationen bis hin zum IS besteht für unter Entwurzelung und Unsicherheit leidende Menschen im Versprechen der Teilhabe an einem großen Ganzen und der umfassenden Antwort auf alle Sinnfragen. – Bettina Ziegler


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Von den Politikerinnen und Politikern, die für die ZEIT in die Zukunft geschaut haben, scheinen 80% das Thema Klimaschutz glatt für irrelevant zu halten. Mir wird langsam klar, warum auf diesem Gebiet so sträflich wenig passiert. Es graust einen. – Stephan Krauss


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Mich würde interessieren, welche Prognosen es vor 50 Jahren gab. Welche Vorstellungen hatten Politiker in den 60er Jahren von Deutschland / Europa / (ggf. auch der Welt) zu Beginn des 21. Jhds.? Wie war es unter Politikern mit realistischem Weitblick bestellt? Wer war damals in der Lage, nicht nur aktuelle Parteipolitik in die Zukunft zu projizieren, sondern tatsächlich langfristig zu denken? Haben sich Prognosen erfüllt? Ist alles anders geworden? oder nur manches? Gab es damals realistische Vorstellungen, d.h. mit guter oder wenigstens teilweiser Übereinstimmung mit der Realität Anfang des 21. Jahrhunderts? Oder waren die Vorstellungen damals einfach nur stark „gefärbt“ von der Zeit (kalter Krieg, Fortschrittsglaube, Wohlstand, Bildung für alle…)? Auch in manchen der Beiträge Ihres Artikels werden lediglich einzelne aktuelle Themen fortgesponnen. – Guido Reetz


Leserbrief zu „Klimawende leicht gemacht“ von Dietmar H. Lamparter

Abkürzungen sind schon tückisch… Laut Ihrer Darstellung stehen in Bottrop in 100 Privathäusern und Gewerbebetrieben Kernkraftwerke (KKW). Wie verträgt sich das denn mit dem Ausstiegsbeschluß der Bundesregierung? Die nachfolgende Beschreibung läßt mich allerdings vermuten, daß Sie eigentlich Anlagen nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung meinen, das wären allerdings KWK-Anlagen. Was meinen Sie? – Thomas Weiße


Leserbrief zu „Vertraue auf Gott, aber binde dein Kamel an“ von Yassin Musharbash

In Al-Tirmidhis Version „… und binde dein Kamel an“ ist dies ein großartiger Sinnspruch über die unbedingte Freiheit des Menschen bei gleichzeitiger Einbindung in den kosmischen Plan. Ich versuche diesen scheinbaren Widerspruch verständnisresistenten Gesprächspartnern am Beispiel des Würfels zu erklären: Bei jedem Wurf hat der Würfel die „Freiheit“, mit jeder beliebigen Augenzahl nach oben zu liegen zu kommen, die eine so wahrscheinlich wie die anderen. Das ist genauso wahr für den zweiten, dritten, den zehnten, den hundertsten, den tausendsten und jeden weiteren Wurf. Und doch liegt hinter dem Horizont der Unendlichkeit eine verblüffende Überraschung, denn nach einer unendlichen Anzahl von Würfen werden alle sechs Augenzahlen gleich häufig gefallen sein! Wäre der Würfel mit Vernunft begabt, wäre er sich seiner Entscheidungsfreiheit völlig sicher – doch aufs Ganze – auf die Unendlichkeit hin – gesehen, kann er dem Plan nicht entgehen. So kann auch dem Menschen die Freiheit der Entscheidung (und die damit verbundene Verantwortung) nicht erspart werden, auch wenn er ahnt, dass dies sein Schicksal nicht verändern wird. Wir erfüllen mit jeder unserer freien Entscheidungen einen verborgenen Plan, der uns erst aus der Sicht der Unendlichkeit vollständig offenbart werden kann. Gerade in der Unausweichlichkeit des eigenen Schicksals ist die Freiheit der Entscheidung begründet und die Verantwortung erträglich. Der Kirchenlehrer Augustinus hat diese Erkenntnis in den Satz gepackt: Bete, als ob es nur auf Gott ankommt, und handle, als ob es nur auf dich ankommt. – Stefan G. Wolf


Leserbrief zu „Wie bei der Mafia“ von Stefan Willeke

Tiere, eben auch Wölfe, tun nur das, was die Natur ihnen vorgibt – im Gegensatz zu so vielen Menschen. Es sind Menschen, die 123 Millionen Tiere, darunter auch hunderttausende Schafe, täglich ermorden und auffressen. Das tun Wildtiere – auch alle zusammen – in diesem Maße und Massen nicht. Fleischfressende Wildtiere töten nur, was sie tatsächlich zum Überleben brauchen – im Gegensatz zur Gattung Mensch, der von Natur aus eigentlich Pflanzenfresser ist. Bekannte Tatsache ist, dass 99,3 Prozent aller Beutetiere von Wölfen wild sind, nicht einmal jedes Hundertste Beutetier eines Wolfes stammt von einer Weide. (Förster Wohlleben) Nicht die Wölfe sind eine Gefahr, sondern Menschen, und zwar für Tiere aller Gattungen, für Menschen selbst, denn wegen dem genüsslichen Tierleichenfraß der Menschen verhungern andernorts andere Menschen, auch Kinder. Menschen sind Gefahr für Natur, Gewässer/Umwelt und Klima. Wölfe erfüllen eine wichtige Aufgabe in der Natur, sind Teil der ökologischen Zusammenhänge. Wölfe sind sehr sozial und verantwortungsvoll. Das kann man von keinem Jäger und kaum einem amtierenden oder etablierten oder mandatierten Politiker behaupten. Wölfe und andere Wildtiere sind wichtig. Die Gattung Mensch wird eigentlich auf diesem Planeten nicht gebraucht. Sie ist das Überflüssigste und das Schädlichste. – Martina Gerlach


Leserbrief zu „Die Kraft der großen Sache“ von Ulrich Schnabel

Mit den Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens lassen sich trefflich unendlich viele Seiten mit wohlüberlegten Gedanken und gut recherchierten Erfahrungen füllen. Es geht auch einfacher: aus biologisch-evolutionsgeschichtlicher Sicht ist der einzige Sinn des Lebens: Erhaltung der Art. Aber das reicht dem Lebewesen Mensch nicht. Sein Denkvermögen und seine Verunsicherung, was ist nach dem Tod, sagt ihm: das allein kann es ja nicht sein. Und da ist jetzt jeder einzelne gefragt ( wenn es ihm denn wichtig ist), herauszufinden, was für ihn in diesem Leben sinnvoll sein kann. Dazu gehört die Erkenntnis des für ihn Sinnvollen und die Möglichkeit, das auch zu erreichen. Zufriedenheit wird erreicht, wenn seine Ansprüche erfüllt werden können. Die allerdings gilt es an die Möglichkeiten anzupassen. Wem das nicht gelingt, wird leiden müssen. Es bleibt die Erkenntnis: wenn du etwas nicht erreichen kannst, dann finde dich mit den Möglichkeiten ab. Nur das kann eine (relative) Zufriedenheit schaffen. – Udo Bauer


Leserbrief zu „Mach’s besser 2019!“ zu Özlem Topçu

Ich möchte der von Ihnen favorisierten Organspende-Widerspruchslösung widersprechen. Sie unterstellt die Einwilligung als Norm (Wollenmüssen), während doch wohl nur Ewiggestrige etwas dagegen haben können. Nun, es mag viele geben, für die mit dem Tod alles vorbei ist und es dann schade um ihre wertvollen Organe wäre, würde man sie mitsterben lassen. Doch es gibt nicht wenige Menschen, für die ihr Leben sich über den Körper hinaus erstreckt: die um ihre Seele wissen, die im Unterschied zur Psyche nicht stirbt, sondern „nach drüben“ geht. Ich kann Ihnen versichern: niemand will seine Organe dorthin mitnehmen, das Problem ist ein ganz anderes. Die Seele hat sich in den derzeitigen Körper inkarniert und wird ihn wieder verlassen, wenn er stirbt – wenn er denn stirbt: was aber geschieht, wenn Teile des Körpers weiter leben? Wird dann die Seele aufgespalten, solange bis der Organspender stirbt? Es ist doch auffallend, dass in der Natur (anders als bei Pflanzen) der Körper immer nur ganz stirbt; können Sie uns sagen, was geschieht, wenn wir dieses Prinzip durchbrechen? Die Mehrheit findet angeblich Organspende gut, doch nur ein Bruchteil hat sich selbst dazu bereit erklärt. Will Spahn all die Ausweislosen zu ihrem Spender-Glück zwingen? Oder sollte auch ein ungreifbares Unbehagen ernst genommen werden? Ich hoffe, Sie erkennen, dass es hier um eine Grenzfrage geht, die genauso vielschichtig und ohne Parteizwang diskutiert werden muss wie z.B. die Sterbehilfe. DIE ZEIT würde uns einen großen Dienst erweisen, im Dossier o.ä. nicht nur die guten Gründe für eine Organspende aufzuzeigen, sondern auch ernsthaft das Unbehagen auszuloten, es könnten noch einige andere Einwände dabei zutage treten. Dieser Leserbrief dürfte gerne hinzugezogen werden. – Horst Igel


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

„Die politische Freiheit – Freiheit von Despotie – ist der wichtigste aller politischen Werte. Und wir müssen immer bereit sein, für die politische Freiheit zu kämpfen. Die Freiheit kann immer verloren werden. Wir dürfen nie die Hände in den Schoß legen im Bewußtsein, daß sie gesichert ist.“ Dieser Gedanke, der von Karl. R. Popper im Rahmen eines Vortrages im Jahre 1991 geäußert wurde, kommt dem gelungenen Plädoyer für eine offene Gesellschaft von Herrn Münkler sehr nahe. Dank dafür an die ZEIT verbunden mit dem Wunsch, diese notwendige Debatte im neuen Jahr stärker in den Fokus zu stellen. – Jürgen Rohlfshagen


Leserbrief zu „Wie entwickelt sich die Erwerbsarmut in unserem reichen Land?“ von Mark Schieritz

Der erste Teil der Aussage im Artikel ist noch richtig: „Wenn beispielsweise die Einkommen steigen – wie es derzeit der Fall ist -, steigt automatisch auch die Schwelle, ab der ein Arbeitnehmer als arm anzusehen ist.“ So stieg laut Statistischem Bundesamt (siehe Fachserie 15 Reihe 1, LWR 2017, Seite 13) das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen von 3.069 Euro im Jahre 2012 auf 3.399 Euro in 2017, eine Steigerung um 10,75 %. Folglich war die Schwelle für die relative Armut 2012 bei 1.841,40 Euro, fünf Jahre später bei 2039,40 Euro. Nimmt man nun einen Haushalt, dessen Nettoeinkommen 2012 knapp über der Schwelle lag, beispielsweise bei 1.842,00 Euro, und nimmt dann dieselbe Steigerung des Einkommens wie beim Durchschnitt an, so betrüge es im Jahre 2017 immerhin 2.040,06 Euro, wäre also noch immer über der Schwelle. Dies steht aber im Gegensatz zu der Aussage des nächsten Satzes in Ihrem Artikel, der behauptet: „Die Erwerbsarmut nimmt also zu, obwohl sich die materielle Situation der Geringverdiener verbessert.“

Nun sehe ich schon das Argument, das Nettoeinkommen würde ja nicht in diesem Maße steigen, weil ja eine höhere Steuer zuschlägt. Stimmt, aber das gilt für die höheren Einkommen auch, teils sogar noch stärker, sodass deren Nettoeinkommen eigentlich noch schwächer wächst, also das der Geringverdiener eigentlich bei gleichen Bruttozuwachs höher ausfallen müsste. Dass es das aber nicht tut, liegt wohl eher daran, dass in den Jobs mit geringem Einkommen kein solcher Bruttozuwachs erreicht wird. Das heißt doch, dass die Schere zwischen Geringverdienern und bessergestellten Einkommensbeziehern weiter auseinanderklafft. Wie kommt es, dass bei ökonomischen Berechnungen über Armut immer wieder mit solchen Taschenspielertricks tendenziös Meinung gemacht wird? Ich denke doch, dass man in Ihrer Redaktion rechnen kann. – H. Peter Stock


Leserbrief zu „Die wahren Helden des Alls“ von Stefan Schmitt

Der Erde das Primat! Solange nationale, kommerzielle und persönliche Egoismen auf der Erde regieren, solange die Erde nicht durch internationale, global-kooperative Zusammenarbeit geschützt und saniert wird, sind wir ethisch nicht berechtigt und moralisch nicht befähigt, ins ferne All vorzudringen – oder gar Mond und Mars zu besiedeln. Die Mittel für die Weltraumforschung sollten drastisch reduziert werden. Die damit frei werdenden Milliardenbeträge sollten dafür eingesetzt werden, das diffizil abgestimmte System von Bio-, Geo- und Atmosphäre zurückzugewinnen und dauerhaft zu erhalten, aber auch um kollaterale Auswirkungen – insbesondere soziale – auszugleichen. Earth First! – Hjalmar Thiel


Leserbrief zu „Wie bei der Mafia“ von Stefan Willeke

Weil der Wolf nach menschlichen Maßstäben zu nichts taugt (kein Kuscheltier und kein Nutztier) soll er also zum Abschuß frei gegeben werden. Aber nur so ein bißchen, anfangs auf jeden Fall. Später kann man dann immer noch sehen was geht. Warum soll eigentlich alles, was manche Kreise wirtschaftlich stört und dessen wahrer Nutzen in Konkurrenz zur Totschießleidenschaft der Jäger steht, zum Abschuß frei gegeben werden? Die Motivation der Jägerschaft ist klar, hier gibt es ein prestigeträchtiges Jagdziel, das noch dazu ein starke Konkurrenz bei anderen Jagdzielen, z. b. Rotwild darstellt. Die Argumentation der Bauern und vor allem der Schafshalter gegen den Wolf ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Die veröffentlichten Bilder von durch Wölfe gerissenen Tieren und vor allem Schafen sind entsetzlich. Die getöteten Tiere haben gelitten, haben einen chancenlosen Todeskampf gekämpft. Aber wer von diesen Schafshaltern hat denn jemals Bilder von seinen Tieren im Schlachthof oder noch schlimmer auf dem Weg dorthin veröffentlicht? Das was Wölfe in einer Schafskoppel veranstalten ist grausam. Der Transport zu Lande oder zur See von lebenden Schafen oder Kühen z. B. aus Brandenburg oder Niedersachsen in arabische oder orientalische Länder und die Schlachtungen (Schächtungen) dort sind um ein vielfaches grausamer und leidensintensiver als alles, was ein Wolf seiner Beute in zwanzig Minuten antun kann. Wenn ein Viehhalter einen Angriff auf seine Tiere durch einen Wolf beklagt und öffentlich in Szene setzt ohne vorher geeignete Schutzmaßnahmen für die Tiere getroffen zu haben, ist das nicht nur scheinheilig sondern auch heuchlerisch. Das die Landwirtschaftsministerien Julia Klöckner in dieses Lied mit einstimmt ist keine Überraschung. Bei der Diskussion und Beschlussfassung über die betäubungslose Ferkelkastration hat sie schon gezeigt, dass Empathie nicht zu Ihren Grundwerten gehört. Während sie Bilder aus grausamer Nutztierhaltung und Schlachthöfen nicht an die Öffentlichkeit lassen will, arbeitet und argumentiert sie aber mit den Bildern der gerissenen Tiere. Unsere Nutztiere und damit wir Verbraucher haben eine andere Landwirtschaftsministerin verdient – Peter Foß


Leserbrief zu „Samstagnachtfieber“ von Dirk Gieselmann

Ja, auch schon in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts trug Leifi den Ehrennamen „Boxpalast“. Dennoch, oder gerade deswegen war er für mich und einigermaßen ‚mutige‘ gleichaltrige Jungs (Abitur an der GfS in the summer of 69; zufällig gerade das 50jährige Jubiläum) selbstverständlich oder Pflichtübung, dort mal reingeschaut zu haben. Wenn man kein allzu großer Angsthase war, oder aber einen „Rindfleisch“, in diesem Fall den Sohn des Barnstorfer Lieblingsschlachters meiner Mutter, Heinz Hoge, selbst kannte (wir wohnten 17 Jahre in Walsen bei Barnstorf) war es einfach nur ratsam, kein – wie Sie schreiben – falschen Blickkontakt zu pflegen – und war dann aber dabei. Wir kamen von Barnstorf aus mit dem Auto, aber auch für fünf Mark per Taxi nach Cornau mit dem bekennenden und (zum Teil!) anerkannten schwulen Taxifahrer, langjährigen SPD-Mitglied im Gemeinderat, stellvertretenden Bürgermeister, Manni Bode. Darüber hinaus war Leifi ein Kulturzentrum der besonderen Art. Es integrierte (nicht nur) die stürmische männliche Jugend. Wer dort boxte, tat es nicht unkontrolliert auf der Straße. Sie haben ja auch keine Strafanzeige erstattet (Heinrich Popitz, Über die Präventivwirkung des Nichtwissens).

Leifi integrierte auch dadurch, dass er äußerst preiswertige Familienfeiern ermöglichte, bei denen wirklich alle satt und schmöll (nach Robert Gernhardt) wurden – also, so schlimm geht es bei Leifi gar nicht zu. Und es gab einen Familien-Bonus. Mein Vater war bei der Wintershall in Barnstorf für Grundstücksangelegenheitn zuständig. Die Verhandlungen wurden mit den störrischen Grundstückeigentümern auch in Kneipen, wie Leifi, nach ländlich-kommunikativer Art geregelt. Wegen meines Nachnamens hatte ich deswegen einen Bonus: Wenn wir zwischen dem Studienort Münster und Walsen/Barnstorf wöchentlich pendelten, gab es in Leifis Küche – nur für besondere Gäste – ein frisch zubereitetes Schaschlik mit ganz viel Zwiebeln! Cornau ist deswegen trotz spießender B 51 ein nordischer Lichtblick – for ever. – Carsten Klingemann


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Ihr sehr interessanter Beitrag ist wahrlich keine leichte Leserkost, versucht er doch, vielerlei Krisensymptome in Politik und Gesellschaft über den gemeinsamen Bezug von „Demokratie aus Rechtsstaatlichkeit, Parteienpluralität und Liberalität“ zu beschreiben. Insgesamt wäre gegen den Artikel wenig einzuwenden, würde er nicht unterstellen, wir hätten in westlicher Staatenhemisphäre bereits voll funktionierende Demokratiemodelle, die es ohne Wenn und Aber (allein schon begrifflich) zu verteidigen gälte. Denn die Bezeichnung unseres politischen Systems als „Demokratie mithilfe gelegentlicher Wahlen als Legitimationsmodus politischer Eliten“ trägt bereits jenen illegitimen Kern in sich, der staatliche Gemeinschaft behauptet, aber nur eine Gesellschaft gewährleistet, die überwiegend den Kräften und Unwägbarkeiten internationaler Märkte ausgesetzt ist. Unbestreitbar ist dieses (in Deutschland) nach schrecklichen Geburtswehen entstandene und gegen vielerlei Bedrohungen und Anfechtungen gewachsene System derzeit (noch) konkurrenzlos. Das heißt aber nicht, dass es nicht an entscheidenden Schwachstellen krankt. Ich weise darauf hin, dass es genau die im Beitrag erwähnte „Parteienpluralität“ ist, die momentan (und mit ihr die Demokratie) zu scheitern droht, weil ihre politisch und auch bevölkerungspyramidisch falsch gestaffelte Legitimierung durch Wahlen in viel zu ausgedehnten Wahlperioden und falsch gestaffelten Wahlbezirken, den eben viel zu unterschiedlichen regionalen Bedürfnissen von Mensch und Natur keine Rechnung mehr trägt. Damit – neben all den Anfechtungen von Innen und Außen, droht unserer Demokratie, ihre Legitimität abhanden zu kommen. Mit den von Ihnen durchaus angedeuteten Folgen. – Günther Pohlus


Leserbrief zu „Flagge zeigen“ von Cem Özdemir

Ihren glänzenden Artikel habe ich mit viel Interesse gelesen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn ich etwas ergänzen möchte aus meinem geschichtlichen Verständnis. Das Hambacher Fest, dessen Bedeutung ich keinesfalls mindern möchte, war nicht der Ursprung unserer heutigen Nationalfarben sondern vielmehr eine Erinnerung daran und an die Versprechungen, die mit den Stein-Hardenbergschen Reformen dem Volke gegeben wurden, wenn mit ihrer Hilfe die Zwangsherrschaft Napoleons beseitigt wird. Im Wienerkongress wurde dieses Versprechen gebrochen. Die Nationalfarben aber stammen von den Uniformen, die das deutsch-belgische Heer in der Schlacht bei Waterloo trug, nämlich die schwarzen Uniformen mit den roten Biesen an den Hosen und den goldenen Knöpfen am Jackett. – Edgar Kuse


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Bei der Negativprognose von Sahra Wagenknecht hatte ich den Eindruck, dass sie die aktuelle Situation in Russland beschreibt. Haben Sie bei ihr evtl. die beiden Varianten vertauscht? – Bernhard Bohne


Leserbrief zu „Die Welt als Reportage“ von Thomas Assheuer

Von den Beiträgen in der ZEiT, die sich mit dem Reportagenfälscher Relotius befassen, erscheint mir die Analyse von Thomas Assheuer als die tiefgründigste. Dennoch möchte ich in einigen Punkten widersprechen. Mit Recht kritisiert er zwar die Aussage des designierten SPIEGEL -Vizechefredakteurs Fichtner, es gehe bei der Beurteilung einer Reportage durch die die journalistischen Kontrollorgane zunächst um das handwerkliche Können und um die Stimmigkeit, aber nicht vorrangig um den Wahrheitsgehalt. Doch er begründet diese Kritik mit dem Einwand, Stimmigkeit sei eine bloß ästhetische Kategorie. Es bleibt unerwähnt, dass Harmonie gerade auch ein Merkmal des Kitsches sein kann. Kitsch ist jedoch unwahr und deshalb auch nicht wirklich harmonisch und schön. Der Begriff „Welt“ setzt voraus, dass die Gesamtheit der Fakten wiedergegeben wird, die ein großer Künstler trotz alles Negativen durch seine Darstellungskunst in Schönheit verwandeln kann. Nur dann gilt, was Goethe von der Schönheit sagt, nämlich dass man durch sie zur Übereinstimmung mit sich selbst und mit der Welt gelange. Man könnte zudem mit Recht die Urteilskraft der beim SPIEGEL tätigen Kontrollinstanzen bezweifeln, wo ein Satz durchgeht, die syrischen Kindersoldaten hätten nachts von Angela Merkel geträumt.
Thomas Assheuer erwähnt zwar die Schwarz-weiß-Darstellung der Realität bei Relotius, aber nur in dem Sinn, dass dadurch eine autonome Schöpfung entsteht, die das das Herz berührt. Leider geht es aber auch und vorrangig um Manipulation mit dem Ziel, bestimmte politische Auffassungen durchzusetzen. In welch hohem Maße selbst bei Qualitätsmedien eine bewusste Irreführung des Lesers geleistet wird, kann man in Büchern und auch in seriösen Internetbeiträgen (die gibt es!) nachprüfen. Die breite Akzeptanz, die ein solcher Journalismus auch bei gebildeten Lesern genießt, lässt daran zweifeln, dass sich an dieser Form des Kampfjournalismus jemals etwas ändern wird. – Karl Seegerer


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Danke für den Artikel von Holger Stark zum Fall Claas Relotius, den ich aufmerksam verfolge und der mich sehr beschäftigt. Blender gab es schon immer. Davor ist auch der Journalismus nicht gefeit. Und ganz sicher wird es auch in Zukunft vereinzelt Autoren und Reporter geben, die sich, aus welchem Grund auch immer, der Wahrheit nicht verpflichtet fühlen. Die Frage ist eher: warum war das interne System des Spiegels so störanfällig? Und das obwohl eingereichte Artikel und Reportagen durch so viele offizielle Kontrollorgane laufen mussten? Und: war es letztlich nur Zufall, daß es den Spiegel traf? Hätte es nicht auch die ZEIT oder jede andere Redaktion treffen können? Vermutlich. Das Wesen des Blenders ist es, sich durch, wie auch immer geartete, Schmeicheleien Vorteile zu verschaffen. Meist sind diese Menschen ( Hochstapler, Trickbetrüger, Fälscher, Heiratsschwindler, etc. ) in einer Sache besonders gut: sie sind in der Lage, ihrem Gegenüber genau das zu erzählen, was er/sie gerne hören möchte. Zu liefern, was bestellt wurde und zwar genau so wie gewünscht. Im Fall Relotius waren das packend geschriebene Reportagen, die sich wie ein Hollywood Drehbuch lasen. Das wollte die Chefredaktion und das bekam sie auch geliefert. Inflationär vergebene Branchenpreise bestätigten das Tun von Relotius noch zusätzlich. Mich erinnert dieser Fall an den des Fälschers Beltracchi, der das selbstverliebte System des internationalen Kunsthandels bediente und damit letztlich aufdeckte, daß in der Lieferkette keine Instanz wirklich ein Interesse daran hatte, Fälschungen aufzudecken. Weder das Auktionshaus, noch der Käufer oder die Galeristen. Die Einbußen wären zu groß. Auch beim Spiegel durfte nach heutigen Erkenntnissen nicht sein, was unter der Hand schon länger vermutet wurde: das beste Pferd im Stall war eigentlich ein Esel.

Letztlich fehlte es wohl auch an gesundem Menschenverstand, sowohl in der Chefredaktion als auch in der Dokumentation. Wer tatsächlich glaubt, daß elfjährige traumatisierte Syrer nachts von Angela Merkel träumen ( so eine der märchenhaften Formulierungen von Relotius ), der hat sich leider schon seit längerem einer gesunden Bodenständigkeit und notwendigem Realismus verabschiedet. Vermutlich ohne es selbst zu merken. Es drängt sich das Bild eines journalistischen Elfenbeinturmes auf. Entscheider, die sich in einer abgehobenen Parallelwelt bewegen, die mit der Lebenswirklichkeit nicht mehr viel zu hat. Trotzdem jedoch Wahrheiten präsentieren möchten. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Ich bin jedoch optimistisch, daß die Erschütterung, die der deutsche Journalismus gerade erlebt, hilfreich und gesund ist. – Tanja Bischof


Leserbrief zu „Der Vatikan liest mit“ von Sarah Schaschek

Der Artikel legt erfreulich klar dar, dass katholische Theolog(inn)en an staatlichen deutschen Universitäten faktisch nicht frei forschen können, da sie befürchten müssen, bei dem Vatikan suspekten Äußerungen oder auch nur einer missliebigen Themenwahl gemaßregelt zu werden bzw. erst gar keine Stelle zu erhalten. Das ist meines Erachtens ein Unding: Bei vom Steuerzahler – und damit auch von Atheisten und Agnostikern – finanzierten Theolog(inn)en muss die Freiheit der Forschung gewährleistet sein. Um die Ungeheuerlichkeit des „nihil obstat“ zu begreifen, stelle man sich nur einmal vor, vom deutschen Staat finanzierte muslimische Theolog(inn)en müssten behaupten, dass gottgewollt ein Mann gleichzeitig mehrere Ehefrauen haben darf und Frauen gottgewollt weniger Rechte als Männer haben, dass die Scharia über den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland steht und dass der Erzengel Gabriel dem Religionsgründer Mohammed über 23 Jahre hinweg wortwörtlich den Koran geoffenbart hat. Unvorstellbar! Im Bereich der katholischen Theologie aber werden ähnlich fragwürdige bis abstruse Bekenntnisse z. B. bezüglich des Verbots des Frauenpriestertums, des Verbots der Verwendung von Kondom und Antibabypille, des Verbots von lesbischem und schwulem Sex, des Gebotes des Glaubens an das Sühnopfer Jesu oder des Gebotes des Glaubens an die Unfehlbarkeit des Papstes und der Dogmen von staatlich finanzierten Forscher(inne)n seitens des Vatikans verlangt. Absolut absurd! – Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Was die Leser von uns wissen wollen“ von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

Ich habe mich sehr gefreut, als ich eure Initiative „Wirtschaftsrat“ gesehen habe, in der ihr Fragen und die Perspektiven unterschiedlicher Menschen (nicht nur „Leser“) beleuchtet. Wenn man sich nun aber die Liste der Personen anschaut, die ihr ausgewählt habt, dann frage ich mich: Wo sind die Kindergärtner, Physiotherapeuten, Busfahrer, Polizisten und Industriearbeiter? Warum nutzt ihr die Chance nicht, ein etwas breiteres Spektrum der Menschen in Deutschland einzubeziehen? Sind alleinerziehende Mütter, Online-Unternehmer und Medien-Profis wirklich die wirtschaftliche Mitte unserer Gesellschaft? Medien, und sicher auch die ZEIT müssen sich zur Zeit viel Kritik gefallen lassen. Das finde ich meistens ungerecht. Aber manchmal beschleicht auch mich das Gefühl, ihr lebt in einer innerstädtischen „Wohlfühlblase“. Trotzdem: Danke für diese gute Idee! Macht was draus. – Stefan Wittmiß


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Was sollen diese 2 Seiten bedrucktes Papier. Sie sind nur ärgerlich. Keiner weiß, wie unserer Welt in 50 Jahren aussehen wird. Was wir aber genau erkennen, sind die anstehenden Probleme: Klima, Migration, Vertrauensverlust in die Demokratie, Nationalismus, Überalterung, Bedrohung der Demokratie durch Großkonzerne etc. Und wir sehen, daß der ernsthafte Wille oder die Fähigkeit, diese Probleme mit der nötigen Effizienz anzugehen, bei den regierenden Parteien fehlt. Ein nun schon Jahre währender Skandal. Doch wo bleibt bei solch eminenten Problemen die breite bürgerlich- demokratische Empörung? Wo ist unsere politische Jugend? Nur anhaltender, öffentlicher, massiver Druck der Bürger im Rahmen ihrer Rechte bringt Regierungen erfahrungsgemäß zum Handeln. Schade, daß Klimawandel keine Pickel im Gesicht macht. Oder warten wir , darauf, wie von Herrn Habeck antizipiert, daß sich der Himmel gelb färbt?

An Stelle des Science Fiction-Spielchens wäre eine herausfordernde Fragestellung an Ihre Kandidaten gewesen, wie man seitens der demokratischen Parteien , Verbände etc. ausserhalb von den Wahlen eine stärkeres politisches Problembewusstsein und eine Mobilisierung der Bevölkerung erreichen könnte, um wirksamen Druck auf Regierende und Entscheidungsträger zur Wahrung unserer elementaren Interessen zu erreichen. Unabhängig davon, wieso gibt eine Zeitung, wie die ZEIT, die sicherlich einen politischeren Anspruch haben sollte, als journalistisch ästhetische Artikel zu veröffentlichen, dem Protest gegen die Vernachlässigung und letztendlich Schädigung des Bürgerinteresses und auch der internationalen Aufgabe Deutschlands durch das Regierungsestablishment, keine lautere Stimme. – Dr. Frank Wegner


Leserbrief zu „Ein Präsident der Leere“ von Josef Joffe

Ohne zu meinen, ich könnte amerikanische Weltpolitik umfassend beurteilen, ist mir an diesem Kommentar einiges übel aufgestoßen. „Syrien gehört jetzt dir“ soll Trump am Telefon Erdogan gesagt haben. Macht Joffe hier den „Relotius“? Soll ich jetzt glauben, Joffe ist dabei, wenn Trump mit Erdogan telefoniert? Joffe weiß natürlich auch, dass die Abzugsentscheidung bzgl. Syrien und Afghanistan „einsam“ und „impulsiv“ gefallen sind. Sitzt Joffe im Kopf von Trump? Joffe versucht das mit dem suggestiven Hinweis zu untermauern, die Entscheidung müsse zwischen zwei Twitter-Meldungen gefallen seien. Trump twittert bekanntlich immer wieder. Wann soll also die Entscheidung gefallen sein, wenn nicht zwischen zwei Twitter-Meldungen? Außerhalb der Zeit? Was bitte soll diese suggestive Sprache? Assad will also „ganz Syrien unterwerfen“. Hat Joffe vergessen, dass Assad die legitime Regierung von Syrien darstellt? Obama hat also die „rote Linie“ in Syrien aufgegeben und Assad ist ein „Chemiewaffenkiller“? Auch wenn die Aussage, Assad habe damals Chemiewaffen eingesetzt, immer wieder und auf allen Kanälen wiederholt wurde und wird, ist sie nach wie vor unbewiesen. Vielleicht wollte Obama einfach nicht wie Bush jun. und Colin Powell mit einer Lüge in einen Krieg schlittern. Nach der Logik „cui bono“ war es jedenfalls nicht Assad, der Chemiewaffen eingesetzt hat.

Noch eine Formulierung aus dem Arsenal der psychologischen Kriegsführung, bezogen auf Syrien: „Ausbruch des Binnenkrieges“. Natürlich, dieser Krieg ist ganz ohne Einflussnahme von außen einfach mal so ausgebrochen. Die Menschen, die eben noch mit Plakaten und Sprechchören demonstriert haben, bringen in kürzester Zeit einen autoritär geführten Staat massiv im militärische Schwierigkeiten. Joffe hat offenbar keine hohe Meinung von der Intelligenz der ZEIT-Leser. Dann der uralte miese Trick, ad personam zu argumentieren und die Person so herabzusetzen, dass sich die Auseinandersetzung mit ihrer inhaltlichen Positionen erübrigt. Trump wird mit folgenden Attributen bedacht: für das Präsidentenamt fehle „jegliche Eignung“, „Chaos“, „Willkür“, das „boshafte Rumpelstilzchen“, „Albtraum“ und als krönendes Finale: „Trumps Geschäft ist der Verrat: von Prinzipien und Partnern, von Anstand und wohlbedachten nationalen Interessen“. Damit komme ich zum Kern. Trump bedient nicht Joffes Prinzipien bzgl. einer „Ordnungsmacht Amerika“ und nicht die durch Joffe „wohlbedachten nationalen Interessen“. Für Joffe ist offenbar nicht akzeptabel, dass Trump die Welt anders sieht als er, sonst würde er für seine Sicht argumentieren statt den politischen Gegner als Person zu diskreditieren.

Offenbar ist Joffe ein großer Freund der Rolle der USA, Weltpolizist zu sein. Am amerikanischen Wesen soll die Welt genesen. Deshalb bedauert er, dass die USA nach dem Ersten Weltkrieg nicht ihre Hegemonie in Europa etabliert haben, wie sie es dann nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht haben. Darüber kann man diskutieren. Mir persönlich ist es unter der amerikanischen Hegemonie recht gut ergangen. Aber dann muss man auch über die gelinde gesagt weniger gelungenen Aktionen dieser Politik reden wie Irak, Libyen und m.E. auch Syrien, um nur Beispiele aus jüngster Zeit zu nennen. Lateinamerika wäre in einer solchen Diskussion auch ein großes Thema. Fazit: Dieser Kommentar gereicht weder Josef Joffe noch der ZEIT zur Ehre. – Reiner Felkel


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Es ist wohl der Relotius in uns allen, der diesen Fall, zuerst mit seinen Höhen (Preise u. Auszeichnungen), zuletzt mit seinen Tiefen (Aufdeckung, Skandal-Feststellung), durchaus strukturell gefördert und möglich gemacht hat. Neben dem persönlichen Ehrgeiz, auf einem Wirkungsfeld, das uns etwas bis vieles bedeutet, die Guten oder gar die Besten sein zu wollen, kommt zunehmend der Faktor und Konkurrent Zeit. Um Qualität und Quantität in einem eigentlich unmöglichen Maße möglich zu machen, gehen wir schließlich vielleicht sogar „borderline“, überschreiten möglicherweise nicht nur die Grenzen des (guten) Geschmacks.Beantworten also nicht nur etwa die Frage im journalistischen Bereich, ob eine Reportage hauptsächlich sachlich und faktenbasiert, oder zuvorderst illustrierend und sinnstiftend sein soll. Kurzum, die Art und Weise, wie Claas Relotius als Journalist gearbeitet hat, war falsch; in welchem Umfang allerdings, vermag ich nicht einzuordnen. Und ja, Relotius‘ Fallhöhe und die des „Spiegel“ waren sicher nicht die geringsten; aber dafür kann sich außer Populisten und Polemikern keiner etwas kaufen. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Weltrettung, leicht gemacht“ von Bettina Schulz

Die Liste der Artikel, die man hätte schreiben können, um die Welt zu retten, führt dieser über den effektiven Altruismus leider nicht an. Im Gegensatz zu der suggerierten ökonomischen Oberflächlichkeit ist es der Kern dieser Philosophie, das Wohl und die Folgen für alle zu berücksichtigen – z.B. einschliesslich sowohl unserer privilegierten Gesellschaft also auch der Flüchtlinge. Wieso sollte es besser sein, sich an dieser schwierigen Abwägung erst gar nicht zu versuchen? Inwiefern der Rat, politisch aktiv zu werden um etwas zu bewegen, abstrus ist, weil Politiker auch schlechte Entscheidungen treffen, erschließt sich nicht – das gilt schliesslich für jede Profession, auch Ärzte machen Kunstfehler. Angesichts dieses Unverstaendnisses liest sich der Artikel wie ein trauriges Plädoyer zur Resignation. – Florian Sandhäger


Leserbrief zu „Aller Anfang ist schwer“ von Moritz von Uslar

Ja was nun? „Weisheiten, die das Leben nur belasten“ gibt es wohl nicht, jedenfalls keine aktuellen. Und auch, wenn sich mit gültigen Weisheiten sowieso keine Totalitätsansprüche einfordern lassen, haben doch einige der Autoren durch ihre abweichende und relativierende Wortwahl zur Ehrenrettung der Untertitels auf Seite 1 beigetragen. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zu „Demokratie gibt es nur ganz – oder gar nicht“ von Herfried Münkler

Der Einschätzung von Herrn Münkler, dass „Klugheit und Weitsicht, sowie Lernfähigkeit“ des politischen Systems für den Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig seien, kann voll zugestimmt werden. Denkt man etwa an die klug und weitsichtig entwickelten sowie umfangreich und offen diskutierten Pläne zur Euro-Krise bzw. Energiewendepolitik oder die zügig vorgelegten konkreten Migrationsstrategien mit den jeweiligen Milliarden-Aufgaben auf den einzelnen Ebenen, dann ist der Artikel wohl doch als eine sehr feinsinnige Art der Kritik am tatsächlich praktizierten Stil der Regierungs- und Parlamentsarbeit der letzten zehn Jahre zu lesen. – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Die Welt in fünfzig Jahren“ von Marc Brost und Britta Stuff

Offensichtlich besteht in der Vorstellung der befragten Politiker die Welt nur aus Deutschland und allenfalls noch Europa, obwohl in der Fragestellung von der Welt in 50 Jahren die Rede war – die Herren Graf Lambsdorff und Habeck ausdrücklich ausgenommen. Frau Storch schießt hier – wie nicht anders zu erwarten – den Vogel ab. Zustand der Erde und Lebensbedingungen? Fehlanzeige. Wenn das die ganze die Vorstellungskraft deutscher Politiker widerspiegelt, die künftige Weichen Stellen wollen/sollen, dann Gute Nacht. Beim Deutschaufsatz würde man sagen: Thema verfehlt, sechs. Den Herrschaften ist anscheinend vollkommen unklar, welche untergeordnete Rolle Europa in fünfzig Jahren möglicherweise spielen wird. Umso brillanter die Visionen von Herrn Lambsdorf. – Klaus-Peter Müller


Leserbrief zu „»Asoziale sind am produktivsten«“ von Kerstin Bund

Gut, dass mal jemand das Sanktuarium „Team“ gerade rückt. Doch wie fast immer im Leben befindet sich die Wahrheit (das Optimum) irgendwo zwischen seinen Grenzwerten. Obwohl vom Typ her auch der Einzelgänger-Arbeitsweise zugeneigt, gibt es eineTeam- Technik, von der ich viel halte und die ich im Ansatz auch privat anwende: Brainstorming. Als technisch gut Ausgebildeter fällt mir eigentlich immer eine Lösung für Reparatur- oder Bastelarbeiten ein, doch manchmal sagt mir das Unterbewusste, dass es noch etwas Besseres geben müsste. Und dann bitte ich meine technisch „untrainierte“ Frau um einen Vorschlag. Abgesehen davon, dass schon rein stochastisch ab und zu die bessere Idee von ihr kommen kann, verhilft sie mir in den anderen Fällen zu einem Assoziationssprung. Durch die unvoreingenommene Sichtweise ergeben sich manchmal abwegig erscheinende Blickwinkel, deren skeptische Durchleuchtung unerwartet zu einem „Heureka“ führen. – Ernst Kaffanke


Leserbrief zu „Samstagnachtfieber“ von Dirk Gieselmann

„Alter“ sag ich mal ( ich bin 68) , besser hättest du es nicht sagen können! Das Herabrieseln des eigenen Selbstunverständnis über dem Mariacron Cola….brilliant. In echt ( um es mal so knapp zusammen zu fassen) , wie unglaublich treffend die präzise Beschreibung der ganzen verzweifelt bemühten Tournee des Vergessens in der Dorfdisco von den Jugendlichen Protagonisten praktiziert wird… Klasse Dirk! Echt KLASSE! Wow, schüttel, rubbel, Wisch……wenn ich nur an das Zeug denke … und die Rindfleische, die ja überall warteten, auch bei uns im Pott…. – Tom


Leserbrief zu „Was die Leser von uns wissen wollen“ von Laura Cwiertnia und Uwe Jean Heuser

Frau Cwiertnia und Herr Heuser freuen sich, dass CDU und SPD eine Frauenquote von 50% in unserem Parlament fordern (wobei sie noch die „Diversen“ vergessen haben!). Gleichzeitig bedauern sie, dass nicht noch weitere Quotierungen vorgenommen werden, nämlich für „Städter und Landleute“, „Selbstständige und Angestelte“, „Wohlhabende und Ärmere“ sowie für „Jung und Alt“. Ganz abgesehen davon, dass eine absolute Ausgewogenheit zwischen allen Unterschiedlichkeiten nie und nimmer erreicht werden könnte, fällt mir eines auf: eine stärkere Vertretung von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern scheint kein Thema für sie zu sein. Dabei ist es in meinen Augen ein Unding, dass im riesigen Parlament einer Industrienation wie der unsrigen nur 8 Ingenieure und 18 Naturwissenschaftler (m/w) sitzen. (Quelle: „Statista“, Das Statistik Portal, 2013-17) Selbst wenn sich noch ein paar unter anderen Berufsangaben verbergen sollten, ist DIESE Quote auf jeden Fall beschämend. Bereits Minister Riesenhuber hat bei seinem Abschied diesen Missstand beklagt. Und dann geht es auf der selben Seite gleich noch weiter: im 12köpfigen Wirtschaftsrat der ZEIT finden sich von der Psychologin über die Hausfrau und den Steuerberater bis zur Finanzanalystin viele ehrenwerte Berufe, nur kein Ingenieur oder Naturwissenschaftler. Ja, glaubt man wirklich von diesen Leuten, deren Ausbildung auf kreative, konstruktive und zielgerichtete Arbeit ausgerichtet war, kaum jemanden im Parlament und niemanden im Wirtschaftsrat der ZEIT zu benötigen? Es mag ja sein, dass solche Leute sich nicht gerade in die genannten Betätigungsfelder drängen, aber ein stärkeres Werben DAFÜR fände ich angemessen. – Dipl.Ing. Peter Kania


Leserbrief zu „Jeder ist ersetzbar“ von Giovanni di Lorenzo

Vielen Dank für Ihren wertvollen Beitrag „Jeder ist ersetzbar“ im letzten Zeitmagazin. Mit nunmehr reichlich Lebenserfahrung „ausgestattet“ bin ich selbst hier und da mit Überzeugung – aber eben doch wohl unreflektiert – mit besagter These auch in meinem Lebenskontext „unterwegs“ gewesen. Ihre Auslegung der besagten „Weisheit“ hat mich sehr nachdenklich gemacht, zutiefst berührt und lässt mich deutlich an meiner bisherigen Sicht zweifeln. Dafür danke ich Ihnen sehr. – Gerd Henrichs


Leserbrief zu „Klick durch Deutschland“ von Ulrike Gastmann

Danke für Ihre klaren Worte für den Digitalpakt. Auch ich (Nichtlehrer) dachte, dass es unseren Schülern und Schulen guttun würde, wenn Berlin Geld an die Länder verteilt, damit das digitale Zeitalter – mit Vor- und Nachteilen- endlich in die Klassenzimmer einziehen kann. Die Länder halten am Föderalismus fest, wollen nichts von ihren Kompetenzen abgeben — dabei vergessen wir, dass die Bundesländer und ihre Grenzen nach dem Krieg von den Alliierten bewusst eingebaut wurden, um die „Zentrale“ Berlin klein und schwach zu halten. Gebt der gewählten Bundespolitik wieder einige Teile vom Föderalismus zurück – zum Vorteil aller. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Alles steht Kopf“ von Holger Stark

Relotius als Person betrachtet ist ja irgendwie ein tragischer Fall.Hätte er keine Reportagen geschrieben, sondern Romane oder Erzählungen (durchaus mit realem Hintergrund und mit politischer Ausrichtung), denn schreiben und ausdenken, das kann er ja, dann wäre er jetzt vielleicht ein anerkannter Schriftsteller und kein verachteter Fake-Journalist. – Jürgen Elsner


Leserbrief zu „Die wahren Helden des Alls“ von Stefan Schmitt

Der Verfasser zitiert NASAVoyager:
“Space is lovely, vast and deep
But I have promises to keep” – Yo!
Weiß er, dass die Zeilen nicht etwa aus einem Song von ABBA oder Boney M. stammen, sondern auf das Gedicht “Stopping by Woods on a Snowy Evening” von Robert Frost zurückgehen? Dort sagt sich ein vom verschneiten Wald faszinierter, einsamer Reiter:

“The woods are lovely, dark and deep,
But I have promises to keep,
And miles to go before I sleep.”
Todessehnsucht versus Pflichtbewusstsein – wahrlich eine Vermenschlichung des im All schwebenden Geräts! – Karin und Gerhard Vogt