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10. Januar 2019 – Ausgabe 3

 

Leserbrief zu „Die Hunde bellen wieder“ von Peter Kümmel

Für das Lebensgefühl der Menschen nördlich und südlich der Grenze, die Irland seit 1920 trennt, ist noch Folgendes wichtig: Die Republik Irland ist längst nicht mehr das zurückgebliebene Armenhaus unter der Vormundschaft der katholischen Kirche, sondern der wirtschaftlich erfolgreichere Teil der Insel und die offenere der beiden Gesellschaften. Im Süden wurden 2015 die gleichgeschlechtliche Ehe und 2018 das Recht auf Abtreibung eingeführt, im Norden wird beides blockiert von den protestantischen Extremisten der DUP; die Republik Irland hat mit Leo Varadkar einen Regierungschef gewählt, der einen indischen Vater hat und bekennender Homosexueller ist (das ist so, als ob in Bayern ein grüner Schwuler mit türkischem Migrationshintergrund Ministerpräsident würde). Leider macht Peter Kümmel nicht klar, worin der historische Fortschritt besteht, den das Karfreitagsabkommen gebracht hat, dass nämlich seit 20 Jahren kein Nordire mehr gezwungen ist, sich als britisch oder irisch zu definieren, sich also zwischen zwei exklusiven Identitäten zu entscheiden, sondern beide Nationalitäten in einer Person verbinden kann. Dass diese Überwindung des Nationalismus durch den Brexit in Frage gestellt wird, ist die größte Tragik. – Jürgen Thiede


Leserbrief zu „Es liegt an den Anderen“ von Elisabeth Raether

Vorweg möchte ich für den spannenden und diskursiven Artikel danken. Die Autorin meistert die Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz, welche unermesslich schwierig ist bei Feldbeobachtungen, mit Bravour. Folgend meine Einschätzung und mein Kommentar:
Sawan Chebli ist ein Hoffnungsschimmer für die SPD und die Demokratie, denn die geistige Verwandtschaft zu Helmut Schmidt ist unverkennbar. Sie wird ebenfalls in die Ecke der Realisten gedrängt, was aber genauso trügerisch ist wie im Falle von Schmidt. Für beide sind der einzelne Mensch, die demokratische Grundordnung und die Objektivität des Staates Ultima Ratio und daran hat sich jede Entscheidung zu messen. Das wäre mehr Leuten bewusst, hätte Frau Chebli sie sich in stoischer Bescheidenheit geübt wie sie Schmidt und Marc Aurel vorgemacht haben. – Henrik-Alexander Schubert


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich muss mal eine‘ Lanze für Sie brechen‘ , falls es überhaupt erforderlich und nicht schon von anderen getan wurde. Ich freue mich jeden Donnerstag beim Griff in den Innenteil der ‚Zeit‘ und fische mir als erstes das Zeitmagazin heraus um zu sehen/lesen was Sie wieder zum Bsten gegeben haben. Ihr großes Vorbild ist Harry Rowolth, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Für mich haben Sie mittlerweile die gleiche Stufe erreicht. Herzerfrischend Ihre Kommentare und Einlassungen, souverän der Umgang mit den Anfeindungen aus der linken und rechten ‚Ecke‘,witzig und manschmal schelmig. Dafür gebührt Ihnen Lob und Anerkennung. P.S. sollte der Verlag Ihnen einmal kündigen, kündige ich mein Abo(das sollte für event. Verhandlungen helfen, oder ? :-) – Jürgen Laux


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Es ist wie bei der Altersversorgung, wo staatliches Versagen (gesetzliche Rente) und Leichtfertigkeit der Bürger (private Vorsorge) zusammentreffen: Die Versäumnisse unserer Regierungen bei der Herstellung von und der Aufklärung über Datensicherheit korrespondieren mit der Sorglosigkeit der Nutzer des World Wide Web und insbesondere der sogenannten sozialen Netzwerke. Es ist längst überfällig, dass unsere „Internet ist Neuland“-Kanzlerin die Zuständigkeit für alles Digitale von der Laienspielschar Braun (Mediziner), Bär (Politologin) und Karliczek (Kauffrau) auf kompetente Fachleute überträgt und Show-Veranstaltungen wie den Digital-Gipfel durch harte Sacharbeit ersetzt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Ein Mann, ein Land, 2500 Melodien“ von Stefan Schirmer

Während andere deutsche Bands und Sänger, die sich in den sechziger Jahren an den Siegeszug des Rock’n’Roll in der Popmusik anhängen wollten, im wesentlichen nachsangen, imitierten und plagiierten, schufen Christian Bruhn und Drafi Deutscher mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ den einzigen originären deutschen Rock’n’Roll-Titel, der es in die Hitparaden schaffte und zugleich ein Evergreen ist. Keine geringe Leistung! – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Nie und gegen niemand“ von Mariam Lau

Selbstverständlich kann ein gewalttätiger Angriff niemals ein zivilisiertes, geschweige denn politisches Mittel sein. An diesem rechtstaatlichen Konsens darf nicht der Hauch eines Zweifels bestehen. Als existenzielle Basis dafür dient freilich die Einsicht eines jeden, Verantwortung und Verpflichtung zu einem demokratischen Umgang und Diskurs in unserer Gesellschaft beitragen zu müssen. Denn, nach Spaemann und Hesiod ist längst bekannt: „Die Wahrheit spricht mit leiser Stimme; wer aber anderen schadet, schadet sich selbst.“ – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Nie und gegen niemand“ von Mariam Lau

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal. (Talmud)
Diese Sätze sollten allen Menschen als Leitgedanken für ein gutes, anständiges Miteinander auf den Weg gegeben werden. Das Leben könnte so einfach sein! – Helga Tillmann


Leserbrief zu „Heute“ von MTH

Schade, dass das Kamel oder Dromedar? auf der Meinungsseite als Vehikel tituliert wurde. – Renate Schultz


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Wissen sie denn eigentlich warum sie eine Ausnahmeerscheinung und so gern gelesen werden: weil sie nicht nur intelligent sondern auch weise sind. Das findet man bei ihren Kollegen nur sehr selten. Zu 99,9 Prozent haben sie auch recht. Das zu beurteilen können auch nur wenige Menschen, besonders in der heutigen Zeit. Ein persönliches Ereignis in den USA will ich ihnen nicht vorenthalten. Ich war in den 80er Jahren ein gutes halbes Jahr dort und in meiner Zeit fand in Chicago ein internationales Pferdeturnier statt. Als Schockmühle vorgestellt wurde, versäumte der Sprecher nicht nur zu sagen, daß er u.a.Europameister ist, sondern auch mehrfacher Millionär mit einem internationalen Fuhrgeschäft. Der Beifall brandete auf. Bei uns wäre das alles undenkbar. Hier sind die Reichen nur Ausbeuter. Das liegt an der falschen Lehre unserer Wissenschaftler. Dafür mache ich heute auch den desolaten Zustand unserer Hochschulen mit wenigen Ausnahmen und natürlich Politik verantwortlich. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „200.000.000 € – wofür?“ von Peter Dausend

Es ist absurd, dass Frau von der Leyen die Bundeswehr mit einem DAX-Unternehmen mit 250.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von gut 42 Milliarden Euro vergleicht. Das Militärbudget in Höhe von 38,5 Milliarden Euro im Jahre 2018 wurde von den 181.000 Soldatinnen und Soldaten sowie den 97.000 zivilen Fachkräften der Bundeswehr nicht erwirtschaftet, sondern aus Steuergeldern bereitgestellt. Die Berater wurden zur Unterstützung der ca. 4.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bundesministeriums der Verteidigung und der diesem unmittelbar nachgeordneten Dienststellen angefordert, und man fragt sich, über welchen Sachverstand diese Personen verfügen und welchen Arbeitseinsatz sie aufbringen, wenn sie zur Erledigung ihrer Aufgaben in den Jahren 2015 und 2016 Beratungsleistungen im Wert und Umfang von 200 Millionen Euro benötigten. Man kann nur hoffen, dass der Verteidigungsausschuss sich von den schiefen Vergleichen und der routinierten Schönfärberei der Ministerin nicht einwickeln lässt. – Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann


Leserbrief zu „Tarte Orte“ von Alard von Kittlitz

„Der Rat, stattdessen Kuchen zu essen, wie ihn Marie-Antoinette einst den Parisern erteilte…“ – Wirklich? Tat sie das? Haben Sie das in einem Geschichtsbuch gefunden? Oder einfach nur gehört? Könnten Sie eine Quelle angeben? Hat Ihnen die Dokumentationsabteilung (sagt man so?) der ZEIT das durchgehen lassen? Wie kommt es, dass sich viele Journalisten in gerade diesem Fall von jeder Pflicht zur Sorgfalt dispensieren? Mir scheint, auch historische Persönlichkeiten haben ein Recht auf Wahrheit und wahre Nachrede. Sie (und damit Ihre Zeitung) halten einen verheerenden Mythos am Leben, – in Zeiten, wo man in Paris zum „Sturm auf den Elysée-Palast“ aufruft. Vielleicht haben Sie einen Moment und wollen sich über den Sturm auf die Tuilerien am 10. August 1792 informieren, der ja offenkundig Referenzpunkt des aktuellen Aufrufs ist. Sie werden vielleicht beginnen zu ahnen, wie geschichtliche Ereignisse verknüpft sind und was Gerede zeitigen kann. Oder kurz: Seien Sie einfach gerecht und wahr auch mit den Toten. Ich darf Ihnen das sagen, bitte, da Sie in Ihren Artikeln immer wieder eine moralische und nicht nur beschreibende Position einnehmen. – Christoph Martin


Leserbrief zu „Hundert Jahre Spaltung“ von Christoph Dieckmann

In Spalte 2 unten schreiben sie: “ Nach dem Zusammenbruch der deutschen Westfront sind 600.000 Mann Reichswehr eiligst hinter die künftigen Reichsgrenzen zurückzuführen.“ Gestatten Sie mir bitte nachstehende Anmerkungen:
a) Die deutsche Westfront war bei Abschluss des Waffenstillstands Anfang November 1918 nicht zusammengebrochen; vielmehr war eine zusammenhängende Verteidigung, wenn auch unter schwierigsten Bedingungen, noch gewährleistet.
b) Eine „Reichswehr“ bestand zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Deren Gründung sollte erst später erfolgen.
c) Die künftigen Reichsgrenzen waren ebenfalls weder bekannt noch festgelegt. Dies erfolgte erst mit der Annahme des Versailler Vertrags.
Zu c) In den Waffenstillstandsvereinbarungen war ein zeitlich äußerst knapper Zeitrahmen für die Räumung der noch von deutschen Truppen besetzten Gebiete sowie deren Rückführung auf die rechte Rheinseite vereinbart. Dieser Zeitrahmen wurde eingehalten; angesichts des Zustands, in dem sich die Truppen nach einem mehr als vierjährigen Krieg an der Front im Westen befanden, eine organisatorische und logistische Meisterleistung. – Dr. Thomas Sarholz


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Das ist ein kluger Aufsatz. Schade nur, dass Golfspieler diffamiert werden. – Gudrun Junkers


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Jetzt auch schon die ZEIT. Zur Frage der Titelgeschichte: Wie geht es dir? die Verheissung: Was wir wirklich über das Artensterben wissen. Wissen allein reicht nicht. Wirklich Wissen gehört dahin, wo man auch Glauben verkündet. – Wolfgang Burkhardt


Leserbrief zu „Ja, nein, vielleicht – Noch mal abstimmen?“ von Jochen Bittner

Eine erneute Abstimmung über den Brexit ist die bessere Demokratie weil jetzt für jedermann die möglichen Konsequenzen sichtbar sind. – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Das Schweigen der Tat“ von Caterina Lobenstein

Sprache ist ein bescheidener Versuch, um in der den Menschen überfordernden Wirklichkeit die Vorstellung und Gewissheit einer Ordnung zu etablieren. Mit den Begriffen, die wir hierbei verwenden, verknüpfen wir sinnlich erfassbare Phänomene. Wer aber verbindet mit dem Begriff des Terroristen ernsthaft (noch) die Vorstellung von einem IRA-Kämpfer, wer denkt an ETA, wer hat die Gesichter von Baader und Meinhof, von Mundlos und Böhnhardt, von Anders Breivik vor Augen? Wir sollten uns eingestehen, dass mit dem Begriff des Terroristen in den Köpfen unserer Gesellschaft das Bild eines gewalttätigen Mannes mittleren Alters mit schwarzen Bart und muslimischen Glauben hervorgerufen wird. Wem – wie dem Verfasser dieser Zeilen – diese Einsicht höchst zuwider ist, der möge sich im Versuch, Gewalt als solche zu benennen, für eine Wiederbelebung der strafrechtlichen Begriff starkmachen. Jegliche Relativierung oder Steigerung gegenüber dem „Mörder“ ist unnötig und bloß politisch motivierte Augenwischerei. – Maurice Heine


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich bin ein großer Fan Ihrer Kolumne. Aber das Leben besteht nur zum Teil aus dem Ergebnis unserer Entscheidungen. Wir alle bekommen bei unserer Geburt so viel mit auf den Weg, und mitnichten jeder gleich in der Summe. Gerade Gesundheit ist zu so einem großen Prozentsatz nicht allein das Ergebnis unserer Entscheidungen. Ich habe selbst so viel Glück gehabt in meinem Leben, ich konnte daher Medizin studieren, darf meinen Lebenstraum leben und bin sehr zufrieden mit meinem Leben. Aber genau aus meiner Funktion als Hausärztin weiß ich eben auch, dass nicht alle meine weniger glücklichen Patienten die gleichen Chancen hatten. Sicher kann jeder das Beste aus seinem Leben machen, aber das Beste ist noch nicht einmal immer gut… Daher wirkt Ihre Kolumne auf mich sehr selbstzufrieden, es fehlt mir ein Quentchen Demut. Ich glaube, dass auch Sie mehr Glück in Ihrem Leben hatten, als Sie das (zumindest in dieser Kolumne) realisieren. Und einem offenbar schwerer Erkrankten Leser solch eine Antwort zu geben, wirkt auf mich ziemlich hochmütig. Ich glaube, dass jeder das Ergebnis aus Glück und Pech und Fähigkeiten und Konstitution und eigenen Entscheidungen lebt. Da ist sehr viel mehr drin als eigenes Zutun. Meiner Erfahrung nach. –Stefanie Renz


Leserbrief zu „»Welches Geld ist nicht schmutzig?«“ von Stefan Willeke

Ich bin seit Jahren Abonnent Ihrer Wochenzeitung und seit 1991 Mitglied beim FC Schalke 04. Unter Brücken oder in einer Bahnhofsmission habe ich allerdings noch nie geschlafen. Der Artikel über das Gespräch Ihres Herrn Stefan Willeke mit Michael Zylka enthält so viele Halbwahrheiten, unkorrekte Angaben und provozierende Aussagen, dass ich mich hiermit aufraffe, um Ihnen meinen Kommentar zu übermitteln. Ich erwarte von einem Journalisten ja keine Jubelarien, aber der gute Willeke zügelt kaum seine Antipathie für den S 04.Der Reihe nach: Clemens Tönnies spielt nicht den “ Boss“ auf Schalke, sondern übt sein Amt als Aufsichtsrat mit Engagement aus. Wohltuend die ruhige Gangart im Zusammenspiel mit dem Vorstand, war nicht immer so. Zylka soll seine Funktion nicht überbewerten, eine Kandidatur von Tönnies für die nächste Amtsperiode kann er gewiss nicht verhindern.

Zu Gazprom: in meinem Umfeld wird kaum Kritik am Hauptsponsor Gazprom geübt. Die Russen sind ein verlässlicher Partner seit Jahren. Deren Engagement sehen die Schalker rein kommerziell und nicht politisch. Viel delikater ist doch die Relation von Bayern München mit dem Staat Katar, oder? S 04 und Zuschauerzahlen: ich empfehle den beiden Herren, die Statistikzahlen des “ KICKER“ zur Kenntnis zu nehmen. Die Zuschauerzahl von S 04 ist in der Hinrunde der laufenden Saison gegenüber der Vorsaison leicht gestiegen trotz der schwachen sportlichen Performance, bei einem Fassungsvermögen von etwa 62.300 Plätzen lag der Schnitt bei über 61.800. Seit vielen Jahren sind die Zahlen etwa gleich. Die Lücken zum“ Ausverkauf“, dies sind nur einige hundert Plätze, sind erklärlich durch die “ tollen“ Gästezahlen aus Wolfsburg, Hoffenheim etc. sowie durch die Anstoßzeiten an Freitagen und Sonntagen .Seit Jahren ist der S 04 die klare Nummer 3 in der Zuschauergunst der BL, Luft nach oben ist nicht, bedingt durch das Fassungsvermögen der Stadien in Dortmund, München und Schalke. “ Die Lücken werden größer“, sagt Herr Zylka. Unsinn , sage ich. Die Zahlen sagen was anderes. S04 – Tradition , Spielertunnel: “ kaum ein Spieler weiß, wofür diese Attrappe steht „. ??? Hat Herr Willeke mal die Spieler gefragt?? Unseriöse Aussagen, sage ich. XXL-Trikots und Schweinefleisch von Tönnies : hier wird es humoristisch oder elendig primitiv. Und zum Schluss die Aussage von Herrn Zylka: “ Abstiegskampf und Chaos“. Er sollte sich mal hinterfragen, ob er ein richtiger Schalker ist. Oder hat der Herr Willeke seine Aussagen nicht korrekt wieder gegeben? – Siegmund Lipiak


Leserbrief zu „Neue Nahrung für den Hass“ von Eckart Conze

Prof. Conze schließt seine Betrachtung mit der Feststellung, dass Nationalismus, Unilateralismus und Autoritarismus der Weimarer Demokratie den Garaus gemacht hätten. Das sei unbestritten. Aber vielleicht sollte der Autor sich einmal dem Gedanken nähern, dass es gerade der Vertrag und die Art seines Zustandekommens waren, der den interessierten Kreisen jede Menge zusätzliche Munition geliefert haben, um die Möglichkeiten, die er wohl geboten haben mag, zu zerschiessen. – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein und zu „Kunst als PC“ von Josef Joffe

Ein Gespenst geht in der aktuellen Ausgabe der ZEIT umher, das der „Political Correctness“. Das mag manchen schon zu tendentiös klingen, und ja, es ist im Sinne der Ghostbusters gemeint. Durs Grünbein schreibt davon in seinem Gastbeitrag, es sei „ein Wort, das über Nacht auftauchte“. Damit irrt er sich gewaltig. Die Parole „PC“ entstammt der in den späten 1980ern in den USA vornehmlich von Konservativen und Rechten geführten Diffamierungskampagne gegen die dortige Kunstszene und gegen emanzipatorisch motiviertes dekonstruktives und dekolonialisierendes Denken überhaupt. Alles im Namen einer (weißen, heterosexuellen usw.) Mainstreamkultur, die durch diese Strategie überhaupt erst konstruiert werden sollte. In den denkwürdigen 1990ern suchte das Gespenst auch Deutschland heim. Damals wie heute fällt auf, dass „PC“ vornehmlich im Wortschatz von dessen Kritikern vorkommt. Verdächtig ist, dass durchweg ausbleibt Personen oder Gruppen zu benennen, die sich jenem Konzept verschreiben würden. Auch eine Agenda, dergemäß man sich „korrekt“ verhalten könnte, wird nie ausbuchstabiert und scheint unauffindbar. Auch Josef Joffe fallen nur die „Linken“ oder „Progressiven“ ein, als ob klar wäre, wer und was darunter heute zu verstehen sei – ober weiß wessen Geist er beschwört? Das Gespenst entpuppt sich vielmehr als diskursive Strategie der Rechten, die sich so von sachhaltiger Argumentation entbunden glauben, indem jeglicher Widerspruch mundtod, wenn nicht verächtlich gemacht wird. Nicht Orwells „1984“ ist daher mein Buch der Stunde, es ist Diedrich Diederichsens „Politische Korrekturen“ in dem dies alles detailliert beschrieben wird. Erstaunt stellte ich fest: Das Buch ist von 1996 und dabei der Debatte unserer Tage um Längen voraus. – Julian Riegel


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Sie haben recht mit Ihrem Argument gegen die – wie Sie es nennen – Alle-Argumente. Natürlich können Sie jedem Bettler etwas geben. Nur das, was Sie ihm geben, zeitigt vermutlich nicht die Wirkung, die Sie beabsichtigen. Ihre Gabe macht Sie nicht arm, auch da haben Sie recht. Aber Ihre – zweifelsfrei gut gemeinte – Gabe trägt dazu bei, dass der Bettler das bleibt, was er im Moment ist: ein Bettler. (Zum Richter des armen Mannes werden Sie im Übrigen in dem Moment, wo Sie auf ihn reagieren, wie auch immer Ihre Reaktion ausfällt.) Sie manifestieren mit Ihrer Gabe Ihre eigene Position als die Besitzende, die es sich leisten kann, etwas zu verschenken, weil sie ihr Leben im Griff hat, weil sie in die Gesellschaft integriert ist, weil sie über ausreichende Mittel verfügt.

Und Sie manifestieren die Position des Bettlers, der eben nicht integriert ist, nicht über eigene Mittel verfügt, der wie ein kleines Kind von anderen abhängig ist, der niemals erwachsen wird und niemals lernt, wie er es aus eigener Kraft schaffen kann, wie er auf eigenen Beinen stehen kann – vielleicht indem er vorübergehend die Hilfe einschlägiger Institutionen in Anspruch nimmt. Sie manifestieren seine Position, Sie halten ihn klein, Sie enthalten ihm seine Würde vor. Ihrem Mitleid – so aufrichtig es sein mag – fehlt der Respekt vor dem Bettler. – Matthias Erich


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Schöner Einstieg in eine weitere, vermutlich paternalistisch, fatalistische Serie für Wohlstandsbürger. Wie heuchlerisch, ständig solche Berichte zu verfassen und den Untergang der Arten und der Umwelt zu reklamieren, aber gleichzeitig in einer Redaktion zu arbeiten, die der Dekadenz und der Ressourcenverschwendung die Steigbügel hält.

Reiseempfehlungen in die entlegensten Winkel der Erde, Kreuzfahrten am laufenden Band propagieren, Seitenfüllende Werbung Spritschluckender SUVs veröffentlichen, Ausgabe um Ausgabe ein ganzes Magazin mit Luxuschronometern rausballern aber dem einfachen Volk u. A. sein Ernährungsverhalten als Ursache vorhalten. Man sollte sich nicht wundern, wenn die angebliche intellektuelle „Elite“ vom „einfachen“ Volk angegangen wird. Erkennt wirklich niemand in ihrer Redaktion diese krassen Widersprüche zwischen dem Wort und dem Handeln? Und ständig diese Selbstüberschätzung darin, dass wir irgendein Beispiel für eine bessere Welt zu sein hätten, was für ein Unsinn. Oder ist es die historische Dauerschuld, die es zu begleichen gilt? Rechnerisch sind 2,5 Milliarden Inder und Chinesen allein schon in der Lage, durch die Steigerung ihres Wohlstands um ein paar Prozentpunkte, die Arten und die Ressourcen zu schädigen. Wir können das Büßergewandt ausziehen und der Mehrheit der Menschheit endlich ihren Wohlstand gönnen. Hören wir aber endlich auf zu heucheln. – Reinhard Seevers


Leserbrief zu „Was wir wissen“ von Fritz Habekuss

Vielen Dank, der erste Teil Ihrer Serie „Der Zustand der Welt“ ist sehr aufschlussreich. Es wird immer wieder der Hinweis gegeben, dass wir uns nicht auf die Politiker verlassen dürfen, sondern selbst aktiv werden müssen. Andererseits ist es sehr mühsam, die Gewohnheiten und den Komfort der Menschen in eine sinnvollere Richtung zu lenken, selbst wenn das ohne Komforteinbußen möglich ist. Das lässt sich an einem kleinen Beispiel aus Ihrem Bereich sehr schön nachvollziehen. DIE ZEIT hat alle technischen Voraussetzungen geschaffen, um den erheblichen Ressourcenverbrauch an Papier, Druckerschwärze, Wasser, Energie und Logistik zu reduzieren, indem die wöchentliche Ausgabe nicht auf Papier sondern digital verteilt wird. Trotzdem wird DIE ZEIT ungebremst mehrheitlich auf Papier gelesen, die pdf Ausgabe wird lediglich als Ergänzung genutzt. Das liegt sehr wahrscheinlich an der Gewohnheit der Leser, die lieber große, knisternde Papierbögen in der Hand halten wollen, als die einzelnen Seiten im Computer durchzuscrollen. Dabei bietet die digitale Ausgabe eine Menge von Vorteile wie schnellere Lieferung, beliebige Vergrößerung der Schrift, Suchfunktion nach Stichwörtern oder den Zugriff auf ältere Artikel. Zusätzlich kann man sich die digitale Version unterwegs vorlesen lassen und dabei sogar Auto fahren. Die Papierversion hingegen nimmt eine Menge Platz in Anspruch, entweder im Wohnzimmer oder im Mülleimer und es ist praktisch unmöglich, das unhandliche Format im Zug oder Flieger zu lesen. Man muss seine Brille nutzen, denn die Schrift ist relativ klein und wenn sich der erste Leser durch die Seiten gewühlt hat, dann ist die Zeitung „zerlesen“, also für den nächsten Leser unattraktiv.

Wie kann nun der ZEIT Verlag seine in dieser Hinsicht konservativen Leser dazu bewegen, den wöchentlichen Papierverbrauch von x Tonnen zu reduzieren, denn fast jeder Leser wird einen Computer besitzen, mit dem er DIE ZEIT digital nutzen kann. Bei den Angeboten werden Print und Digital bisher gleichwertig angeboten, wer ein Digitalabo besitzt, bekommt für 60 ct Aufpreis pro Woche die Papierversion zusätzlich geliefert. Es gibt auch keinen Hinweis auf die ökologischen Unterschiede zwischen Print und Digital. Selbst wenn sich der Verlag zukünftig sehr viel Mühe geben würde, den Papierverbrauch zu drosseln, würde es bestimmt viele Jahre dauern, bis die Leserschaft umgestiegen sein wird. An diesem kleinen Beispiel lässt sich erkennen, wie beliebt es ist über die großen Themen wie Artensterben, Energiewende oder globale Gerechtigkeit zu diskutieren und wie unendlich schwer es fällt, das alles auf die persönliche Ebene herunter zu brechen, um im Hier und Jetzt damit zu beginnen den persönlichen ökologischen Fußabdruck zu erkennen und zu reduzieren. Es geht ja nicht nur um die Gewohnheit beim Zeitung lesen, sondern um unsere gesamte Lebensweise, von Montags bis Sonntags. Das ist wie ein Diätprogramm mit Ressourcen und Energie und zum Wohle der Gesundheit. – Stefan Oehler


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Warum lassen Sie – absichtlich? – weg, dass die explodierende Überbevölkerung der Erde besonders in Afrika und Asien von heute 7,5 auf bald unvorstellbare 9 Milliarden Menschen – neben der weltweiten menschenverachtenden Islamexpansion – die Hauptursache für Armut, soziale Unruhen, zig Bürgerkriege, Flucht und Gewalt und damit für Klimaveränderung, Umweltverschmutzung ist!!! Hunderte Milliarden Entwicklungshilfe und ununterbrochenen Spendenaktionen in der Vergangenheit meist nach Afrika sind ohne Ergebnis geblieben . Denn Afrika explodiert lt OECD in ca 10 Jahren trotz zig Bürgerkriegen, Aids und Armut auf ca 3, 5 2 Milliarden Menschen und wäre ohne die riesigen USA-Nahrungsmittelspenden schon längst im totalen Hungerchaos versunken ! Europa ist selbst so hoch (sozial) verschuldet (auch die BRD mit mehreren Billionen Euro!), dass wir beim besten Willen nicht halb Afrika und den Orient aufnehmen und finanzieren können! Warum helfen hier nicht die nur an Rohstoffen interessierten Chinesen, dauerkriegführenden Russen oder die reichen arabischen Ölstaaten – vor allem da letztere aus religiösen Gründen (Schiiten gegen Sunniten und beide gegen Christen) einen großen Teil der Bürgerkriege und Elend verursacht haben! Warum fahren unsere vielen populistischen Gutmenschpolitiker zu tollen Spesen-Umweltkongressen an schönen Plätzen in der Welt wie Rio, Bali, Marakesch u.a. und sind zu feige, sich endlich zwingend für stringende weltweite Geburtenkontrolle – evtl auch anstelle Entwicklungshilfe finanziert – einzusetzen? – Dr Joachim Schimmelpfennig


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Vielen Dank für Ihren Artikel. Gekonnt beschreiben Sie die sprachlich-inhaltlichen Veränderungen in unserer Gesellschaft, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Zurecht weisen Sie darauf hin, dass diese Entwicklung viele erschreckt, aber ich denke, dass mindestens ebenso viele sprachlos ( im direktesten Sinn dieses Wortes) und ratlos sind bei der Beantwortung der Frage, was dagegen zu tun sei. Und in der Tat sind die Elemente aus „1984“ präsent, die „Schöne neue Welt“ lässt grüßen und wir spazieren wohl einer deutlich veränderten Welt entgegen. Die Veränderung allein wäre nicht besorgniserregend – Veränderungen gibt es immer – aber die Art, wie sie zustande kommen und wie sie sich in Sprache des Alltags, der Mächtigen, der Enttäuschten wandeln, das lässt schaudern! – Christa Breidert


Leserbrief zu „Fördern UND Fordern“ von Kolja Rudzio

Da wir auch eine Diskussion über die Höhe der Regelsätze für Alle Hartz IV Bezieher haben, rege ich an, die Sanktionsanlässe auch zum Fördern zu nutzen, indem man das Sanktionssystemen durch ein Belohnungssystem ersetzt. Für jede Terminwahrnehmung, für den Antritt bei einer Fördermaßnahme und für den Abschluss einer Fördermaßnahme und bei allen bei allen anderen Verabredungen gibt es eine spürbare Belohnung. Dies eröffnet für jeden Hartz IV Empfänger die Möglichkeit, die bisherigen Bezüge je nach Gestaltung des Belohnungssystems zu erhöhen. Damit kann man auch die Diskussion um die Höhe der Regelsätze beenden. Die tatsächliche Höhe der Zuwendungen hat der Hartz IV Bezieher dann selbst in der Hand. – Ullrich Höft


Leserbrief zu „Ja, nein, vielleicht – Noch mal abstimmen?“ von Jochen Bittner

Es wäre so einfach:
Schritt 1: Bestandsaufnahme. Wenn ich ein großes Projekt – z.B. einen Hausbau (oder einen Brexit) – in Angriff nehme, dann beschreibe ich zuerst das Ziel, das erreicht werden soll. Dann zähle ich sorgfältig meine Rücklagen und prüfe meine laufende Zahlungskraft um das mögliche Budget zu klären. Dann prüfe ich ob Ziel und Budget grob zusammenpassen – die realistischen Chancen, das Ziel grundsätzlich erreichen zu können.
Schritt 2: Dann erst treffe ich die Entscheidung, in eine verbindliche Planung (Brexit: Verhandlungen) einzusteigen.
Schritt 3: Die Planung klärt die Machbarkeit der Zielvorstellungen bzgl. Baurecht, Statik u.a.m und entwirft ein sehr konkretes Bild des Ziels. Sie berechnet die Kosten und bestimmt die Risiken und sie legt dabei offen, was in Schritt 1 falsche Vorstellungen und unrealistische Wünsche waren.
Schritt 4: Passen Kosten zum Budget, sind die Zielvorstellungen hinreichend dargestellt und die Risiken akzeptabel, dann erst treffe ich den Beschluss, das Projekt umzusetzen – oder eben es sein zu lassen.

Nicht so beim Brexit:
Schritt 1: Die Bestandsaufnahme war ungenügend und von Profilierungssucht und Eitelkeiten wie auch Lügen geprägt – mithin keine geeignete Grundlage für Schritt 2: Die Bürgerbefragung
Schritt 3 hat dementsprechend die formulierten Ziele nicht erreicht und nicht erreichen können.
Schritt 4 wird nun diskutiert – war aber nie als Bürgerbefragung geplant. Wie aber sollten die Bürger eine qualifizierte Meinung nach Schritt 1 abgeben, wenn die Grundlagen falsch waren. Und warum soll nicht die wirkliche Bürgermeinung den Schritt 4 prägen, wo dies doch der selbstverständlich notwendige und der entscheidende Schritt ist. Schritt 2 kann ja nur ein Auftrag zu entspr Verhandlungen gewesen sein – oder haben Theresa Mary May und Co noch nie ein Projekt durchgeführt? – Tilmann Wolf


Leserbrief zu „200.000.000 € – wofür?“ von Peter Dausend

Immer öfter wird einem der Lesegenuss bei den völlig ohne Not verwendeten Anglizismen ihrer Journalisten verdorben. Warum muss Peter Dausend in seinem Artikel mehrmals diesen seltsamen Ausdruck „Buddy“ verwenden, gar von einem Buddy-System schwadronieren? Was ein Kumpel ist, wird der gebürtige Saarländer Dausend ja wohl noch wissen, oder? Wenn er Spezlwirtschaft (zu bayrisch?) nicht verwenden will, es geht auch Vetternwirtschaft. – Hans-Günter Meyer


Leserbrief zu „Übler Geruch“ von Ulrike Gastmann

An wen soll sich denn ein deutscher (Wahl)Bürger wenden, welcher Partei seine Stimme geben,
-wenn er schon über Jahre erlebt, daß seine (Zukunfts)sorgen kaum wahr-, geschweige denn ernstgenommen werden?
-wenn seine politische Meinung, kaum liegt sie knapp rechts vom medialen Mainstream, sofort mit dem Unwort „rechtspopulistisch“ stigmatisiert wird?
-wenn er die grenzenlose Willkommens- und Wir-schaffen-das-„Kultur“ nicht länger mittragen will?
-wenn er sich in immer mehr deutschen Städten wie ein Fremdling vorkommt?
-wenn er sieht, daß unsere Regeln und Gesetze nicht für alle gelten; daß vor dem Gesetz nicht alle gleich sind, jeder noch so kleine Fehltritt, den er begeht, mit der ganzen Härte des Gesetzes geahndet wird, Schwerkriminelle jedoch, mit oder ohne weiße Kragen, mit juristischen Samthandschuhen angefaßt werden?
-wenn ihm, statt den Weg freizumachen, immer neue bürokratische Stolpersteine vor die Füße gelegt werden?
Eigentlich erwartet er doch nur, daß politisch durch- und praktisch umgesetzt wird, was im Amtseid des Bundeskanzlers steht! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Die Scheißangst der Macht“ von Christoph Dieckmann

Es ist zwar heute allgemein üblich, das Wort Sch .. zu benutzen. In jedem Spiel – oder Kriminalfilm kommt das Wort dutzendweise vor. Es gibt junge Leute, die können sich offenbar ohne dieses Wort nicht mehr verständigen. Wissen die eigentlich (und wissen Sie) was Sch.. ist? Im Zeitalter des Spülklos hat wohl die Masse der Menschen nur eine bescheidene Ahnung. Als Arzt 40 Jahre lang tätig war, bin ich etwas näher informiert. Es mag ja genügend Dinge auf dieser Welt geben, die mit einem Fluchwort belegt werden müssen, zum Beispiel die sowjetischen Lager. Aber gibt es kein anderes Wort als dieses dafür? Ich nehme einmal an, dass Sie, der Journalist, irgendetwas mit Sprache studiert haben. Vielleicht sind Sie Germanist und könnten in das Lehramt. Wünschen Sie sich Leser oder Schüler, die, wenn sie etwas falsch finden, nur dieses eine Schimpfwort benutzen können? Unheilvollen

Ich will Ihnen mein schlimmstes Schimpfwort verraten: Ideologe. Ich war im Jungvolk, und mit zunehmendem Abstand von dieser unheilvollen Einrichtung entwickelte sich meine Vorstellung, dass Ideologie etwas ganz Entsetzliches ist. Es ist ja Wjssen vor dem Wissen. Es ist also eine Geisteshaltung, die vor der Aufklärung herrschte. Ein Ideologe braucht die Aufklärung nicht, er braucht keinen Kant, keinen Lessing, keinen Diderot. Er weiß eben, wie diese Welt ist. Dies ist der Grund, weshalb ich nicht in der Lage wäre, mir Ideologen als Politiker zu wünschen. Ich brauche nur Claudia Roth zu nennen. Ich könnte aber 100 andere Ideologen als Politiker aufzählen. Könnten Sie nicht als Autor und Sprachwissenschaftler oder jedenfalls Mann, der mit von der Sprache lebt, dafür sorgen, dass anders als mit der menschlichen Ausscheidung geflucht wird? Ich weiß zwar, dass es alle tun, aber Sie, Herr Diekmann, könnten ja damit anfangen, es besser zu machen. – Prof. Dr. med. D. Höffler


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Wenn ich in die Stadt gehe, stecke ich immer einige Euromünzen in meine Mantel- oder Hosentasche. Ich gebe jeden Bettler etwas, und ich bin jedesmal froh, dass ich nicht dort sitze.Denn keiner ist gefeit gegen dieses Los. So Sprüche wie: “ der sollte mal arbeiten“, machen mich wütend. Es gibt in einigen Lebensläufen Unabwägbarkeiten, die einen aus der Bahn werfen können. Ich kenne eine Familie, die auf tragische Weise ein Kind verlor. Der Mann hat das nicht verkraftet, er kündigte seinen gutbezahlten Job und lebt heute auf der Straße Ich unterhalte mich auch öfters mit den Bettlern. Sie freuen sich meist darüber, dass sie Beachtung finden und keine Verachtung. Das, was sie erzählen, ist meist sehr interessant, man weiß natürlich nicht, wieviel davon wahr ist. Es gibt relativ viele, die sagen, dass sie gerne auf der Straße leben, und selbst im Winter geschlossene Räume meiden. Einer sagte mir mal: “ Ich lebe gerne auf der Straße. Das Geld reicht fürs Essen, Duschen und Wäsche waschen kann ich in den Obdachlosenunterkünften, ich habe keine Verpflichtungen, und wenn ich krank bin, komme ich ins Krankenhaus“ Natürlich gibt es auch viele, die mit ihrem Schicksal hadern, aber nicht rauskommen. Da sind aber meist auch Drogen oder Alkohol mit im Spiel. Einige Bettler haben auch seßhafte Freunde, bei denen sie auch mal unterschlüpfen können. Was aber keiner der Bettler, mit denen ich sprach, will, ist Mitleid. Sie haben diesen Weg, aus was für Gründen auch immer, gewählt, und wollen, dass man das akzeptiert. Unter keinen Umständen wollen sie beschimpft werden. Interessanterweise werden sie bei Beschimpfungen fast nie aggressiv. Sie lassen es über sich ergehen. Ich habe mit keinem gesprochen, der sein Leben ändern wollte. Einer sagte: „Wenn man eine gewisse Zeit auf der Straße gelebt hat, kann man nicht mehr zurück, und meistens will man es auch nicht mehr. Akzeptiert das!“ – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Das Problem haben Sie treffend auf den Punkt gebracht und, wie ich finde, überaus nett dargestellt. Mich verwundert aber, dass auch Sie ganz selbstverständlich von „googeln“ sprechen, wenn Sie die Informationssuche im WWW mit Hilfe einer Suchmaschine meinen. So als würden wir nicht mehr vom Einkaufen sprechen, sondern z.B. „lideln“ sagen. Ich z.B. suche im Netz mit der Suchmaschine „METAGER“ (www.metager.de) die u.a. auch eine anonymisierte Suche (keine Datenübertragung an den Zielserver) anbietet. – Jürgen Pilz


Leserbrief zu „Ja, nein, vielleicht – Noch mal abstimmen?“ von Jochen Bittner

End(losab)stimmung, bis das Abstimmmungsergebnis endlich allen in den Kram paßt, ohne dass am Ende die Stimmung endgültig kippt! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Dieser Text ist einfach nur peinlich! Durchschnittlich 42 Cent für jeden Bettler in einer Woche und damit eine ganze ZEIT Seite füllen. Wie hoch war denn das Honorar? – Ursula Möhler


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Rot – so müsste man unseren Planeten sehen, die Artenvielfalt neigt sich dem Ende zu und es ist gut möglich, dass wir Arten nie entdecken werden, weil sie schon ausgestorben sind. Die Klimaforscher flehen schon um unsere Vernunft, stattdessen werden Präsidenten gewählt, die genau das Gegenteil tun von dem, was sie tun sollen und die Gesellschaft lebt es ihnen vor, denn den Klimawandel bekommt man nicht dadurch in den Griff, dass man eine Solaranlage auf die Dächer bangladescher Textilfabriken pflanzt – auch wenn sich das viele wünschen werden. Sondern nur durch die Änderung unseres Konsums, was bringt es deutsche Steinkohle einzustellen, (sie wird ja weiterhin importiert), wenngleich die Grenzwerte für CO2 in den Städten angehoben werden (sollen)? Oder Windkraftanlagen – die, zwar die meisten grundsätzlich wollen, doch bitte nicht vor der eigenen Haustür.

Die Wahrheit ist doch, dass wir garnichts ändern wollen, denn wir profitieren am stärksten von den jetzigen Verhältnissen, sei es – die Kinderarbeit im angesprochen Bangladesch (Textilproduktion), im Kongo ((Edel)Metalle für unsere Elektrogeräte), oder in Kasachstan (zur Pflückung von Baumwolle) ecetera pp., die Ausbeutung der Menschen zur Herstellung unserer Konsumgüter oder deren Rohstoffe und die Umweltverstörung, die sie schon ansprachen, dass durch diesen Postkolonialismus und den daraus entstehenden Folgen vom Klimawandel bis zu Wucherpreise bei Mietshäusern Menschen sterben, sollte sternenklar sein (wobei diese durch die Lichtverschmutzung auch nicht mehr so klar sind – schöne Anekdote). Wir haben die Wahl, was wie produziert wird, da wir uns aussuchen können was wir konsumieren wollen, doch unser streben nach Profit, lässt verbrannte Erde hinter sich, auch wenn wir es nicht müssten, so tun wir es dennoch aus Vergnügen, dieses Phänomen habe ich Postsadismus getauft, denn der Mensch ist nur fähig zu lernen, aus dem, was ihn selbst betrifft. – Gregori Six


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Physiker haben sich zuletzt gefragt, warum Begabung, Talent, Fleiß, sowie Glück oder Unglück in der Regel normal verteilt sind, also einer Gaußschen Normalverteilung entsprechen, nicht aber der Reichtum. Sie haben dazu eine Simulation über 40 Jahre gestartet und heraus kam, dass tatsächlich das Glück den Unterschied macht und nicht die Begabung, oder der Fleiß. Die Erfolgreichen möchten es aber gerne ihren persönlichen Fähigkeiten, oder ihrem Einsatz zuschreiben und nicht so gerne zugeben, dass der wesentliche Anteil ihres Reichtums einfach Glück war. Natürlich will ich Ihnen nicht absprechen, dass der Einzelne sich entwickeln und etwas für sich tun kann, aber doch in viel engeren Grenzen als Ihre Kolumne es nahelegt. Möglicherweise hilft Ihre Einstellung mit einem schlechten Gewissen zurecht zu kommen, dass wir doch wegen des eigentlich unverdienten Wohlstandes haben. – Dorothee Lansch


Leserbrief zu „Seid wieder Spielverderber!“ von Armin Nassehi

Eloquent, wie man es von Armin Nassehi, gewohnt ist, beschreibt er die Angepasstheit der professoralen Soziologenszene: man forscht so vor sich hin, korreliert fragwürdige Statistiken und bleibt unter sich; am Prenzlauer Berg und im Hamburgischen Blankenese ist es doch sicher und gut zu leben. Die unüberschaubare Welt soll gefälliigst sich in Zahlenreihen selbst überschaubar und berechenpar plausibel darbieten. Tut sie aber nicht. Untnter deutschen Dächern brodelt es; die endlosenen Reihenhaussiedlungen in den Vorstädten sehen nur auf den ersten Blick geordnet und brav aus und in machen Hochhausiediungen im Osten wie auch im Westen herrschen Angst und Unsicherheit und auf den Straßen die blanke Wut. Fast alle Miileus sind ins Wanken geraten, nur die Soziologen rührt`s nicht. Vielleiht wehren sie sich instinktiv gegen die aufkommende Erkenntnis, dass wir alle auf einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch sitzen. Darf man sagen, dass die wissenschaftliche Soziologie etwas faul geworden ist? Ich tue es. Es ist angenehm, sich auf Augenhöhe mit seinesgelichen zu unterhalten und zu fachsimpeln, da ist es einfach unfein, „Spielverderber“ zu sein.. Alles hat seine Zeit, nur ist die Soziologie sich dessen nicht bewusst, das ihre fast abgelaufen ist. – Karl Pögel


Leserbrief zu „Sterbende Natur“ von Anne Gerdes und Fritz Habekus

Ich mag ja Deine Infografiken. Nummer 500 zum Beispiel war Klasse. Bei der Ausgabe „Sterbende Natur“ starb allerdings nicht nur die Natur. Da ist zum einen die etwas seltsame Linie „Bevölkerungswachstum“ in der Grafik. Bildet diese nun die Bevölkerungszahl ab oder die Wachstumsrate der Bevölkerungszahl? Naja, geschenkt. Kann ja mal passieren. Aber dass du mir das Diagramm ohne Achsen anbietest ist schon etwas unverschämt. Das ist dann zwar Grafik, aber keine Info mehr. Du weißt doch – durch entsprechendes Zoomen und Achsenbeschneiden bekommt man fast jede Linie in eine halbwegs passable Form. Der nette Hinweis, dass aus Platzgründen darauf verzichtet usw… ein Schenkelklopfer. Dicke Schweine in der Mitte, fette Schrift hier und da, aber die Achsen mussten weg.

Ich glaube #Platzgründe hat das Zeug zum viralen gehenden Hashtag. Hier ein paar Ideen: „As Pltzgrndn hbn wr b dsm Txt f d Vkle vrzchtt.“ #Platzgründe. In der Rubrik Sie sucht Ihn: „Aus Platzgründen veröffentlichen wir nur die Kontaktmailadressen, da es sich bei allen Personen um junggebliebene, eloquente, sportlich-elegante Kultur-Wander-Reise-Musik-Liebhaberinnen handelt, die einen passend gebildeten, kosmopolitischen, liebevollen Partner suchen, BmB.“ #Platzgründe. Einer geht noch: Aus Platzgründen erscheint DIE ZEIT ab jetzt komplett im handlichen Magazinformat. #Platzgründe – Thomas Spiegler


Leserbrief zu „»Twitter hilft nicht, ehrlich zu sprechen«“ von Bernd Ulrich

Die Robert Habeck von Herrn Ulrich gestellten Fragen sind ebenso rücksichtsvoll wie nachdrücklich und führen zu aufschlussreichen Antworten. In aller Öffentlichkeit zelebriert die grüne Führungsfigur einen Bußfertigen, dem „Fehler passieren“, nicht weil er überheblich und arrogant wäre, sondern weil ein soziales Medium ihn verführt hat, d.h. nur einen Teil von ihm: Der gute Robert erschrickt über den bösen Habeck und entzieht diesem zur Strafe den Einfluss der teuflischen Medien Twitter und Facebook. Das ist so, als wenn der Zimmermann, der sich mit seinem Hammer „unbewusst“ auf den Daumen gehauen hat, sein Werkzeug auf den Schrotthaufen wirft. Warum kann der Schriftsteller Habeck, der mit Sprache umzugehen gelernt hat, sich nicht in aller Form für seine übergriffige Heilsbotschaft bei den Menschen in Thüringen und Bayern entschuldigen, seine selbstentlastende Analyse den Psychotherapeuten überlassen und seine guten Vorsätze zur Besserung im stillen Kämmerlein fassen? So bleibt der Eindruck, man habe es bei Robert Habeck mit einem Messias zu tun, der in zwei Welten lebt, einer guten und authentischen, für die er die Verantwortung gern übernimmt, und – vorübergehend- in einer schlechten, fremdbestimmten, mit der er eigentlich nichts zu tun hat. Was ist das, wenn nicht eine subtile Form von berechnender Selbstgerechtigkeit? Der hl. Robert zeigt der Menschheit, wie man dem Teufel widersteht. – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Mehrmals bin ich Ihren Neid-Artikel durchgegangen und komme zu dem Schluss, dass wir unter Neid Unterschiedliches zu verstehen scheinen. Sie nennen es schon Neid, wenn man etwas nicht haben kann, was andere haben, es aber haben möchte – sei es Materielles oder Ideelles. Für mich kommt hinzu, dass man es den anderen nicht gönnt. Und ich glaube, dass der Begriff vom niederträchtigen Neid der gebräuchliche ist. Obwohl Sie nun die von Ihnen dargestellte Einstellung nachsichtig für menschlich verständlich und entschuldbar halten, erklären Sie sie dennoch für objektiv unstatthaft. Nun vermengt sich aber in den Gehirnen das Unstatthafte und Niederträchtige , und schon reihen Sie sich mit Ihren scheinbar differenzierenden Beispielen ein in den Chor derer, die eine Neidkampagne beschwören (z.B. FDP), wenn ernsthaft über die unzumutbare Schere zwischen Arm und Reich nachgedacht wird. – Clever! Nun kommt natürlich das Hammerargument, ein Besserwisser zweifle an der Mündigkeit der Massen. Damit muss man dann eben leben. – Carsten Lorenzen


Leserbrief zu „Amazon ist die neue Nummer eins“ von Marcus Rohwetter

Als ich den Titel las “ Amazon ist die Nummer eins “ habe ich nur gedacht: Ja, Jeff Bezos ist der aktuell wertvolste weil größte Unterdrücker und Ausbeuter, der im Taktschlag „Time is (my) money “ weltweit seine abhängigen Sklaven antreiben läßt. Die Politik ist fest und sicher in der Hand weniger Oligarchen… – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Frag mich mal“ von Ella

Es tut gut zu wissen, dass es noch solche Menschen gibt. Es macht macht Mut. – K.L. Scharnweber


Leserbrief zu „Sei vielgestaltig!“ von Peter Hamm

Was hier von Ihrem Autor als ins Bild passend dargestellt wird, beruht auf einem Missverständnis, das durch Heranziehen eines gängigen Wörterbuches leicht hätte vermieden werden können. Das portugiesische „pessoa“ bedeutet exakt dasselbe wie das entsprechende deutsche Wort “ Person“. Die über die lateinisch-griechisch-etruskisch etymologisch erschließbare Bedeutung „Maske“ spielt dabei ebensowenig eine Rolle wie im Deutschen. Die Behauptung, „pessoa“ bedeute auch „niemand“, ist vollkommen abwegig. Das kommt nur im Zusammenhang mit einem verneinenden „não“ infrage, so wie das deutsche Wort “ Mensch“ nur dann „niemand“ bedeuten kann, wenn man ein „kein“ vorschaltet. Allerdings passt diese Fehl- und Überinterpretation ins Bild als ein weiteres Beispiel jener ebenso unsäglichen wie vielfältigen Versuche, diesen schwer zugänglichen Dichter zu mystifizieren, nun als einen geheimnisvoll raunenden Niemand, der sich hinter einer Maske verbirgt. So kann man sich nämlich den Versuch sparen, ihn zu verstehen, also: zu lesen. – Jürgen Wißner


Leserbrief zu „Fördern UND Fordern“ von Kolja Rudzio

Zu den jetzigen Sanktionen gehört auch, dass Hartz IV Empfänger, welche ein Kind im eigenen Haushalt aufziehen, das Kindergeld zwar erstattet erhalten, dies aber umgehend vom Regelsatz abgezogen wird. Unsere Volksvertreter verkünden zwar lauthals, dass Kinder gefördert werden sollen, nach den gegenwärtigen Regelungen für Kindergeld und Kinderfreibetrag bedeutet das wie eh und je: Wer hat, dem soll gegeben werden, wer viel hat, dem soll mehr gegeben werden, wer wenig hat, dem soll nichts gegeben werden. Es ist eine Schande. Pikant: Das CSU-geführte Land Bayern hält sich nicht an diese Regelung, sondern hat sich auf das C und S in ihrem Parteinamen besonnen und wendet diese Regelung nicht an. Das erbost wiederum Bundessozialminister Heil (SPD!), welcher dringend die ihm entgehenden Rückerstattungsbeträge von der Bayrischen Staatsregierung anfordert. Innerhalb der Regierungskoalition hält sich die CSU zu diesem Thema allerdings vornehm zurück und die SPD fühlt sich als Partei der Arbeitnehmer und so wenig der Gesamtgesellschaft verpflichtet, wie ihr Koalitionspartner.

Überhaupt zeigen die Durchführungsbestimmungen der Sanktionen und ergänzenden Sozialleistungen (Sachzuwendungen statt Bargeld), wie tief das Misstrauen der Volksvertreter in den Regierungsparteien gegenüber den meist unverschuldet in Not befindlichen Hilfe-Empfängern durchdrungen ist, was in der Praxis zur Folge hat, dass diese permanent zu den Jobämtern pilgern müssen – oder es unterlassen, weil passende öffentliche Verkehrsmittel fehlen oder weil sie es als würdelos empfinden. In Art. 1 des Grundgesetzes steht, dass die Würde des Menschen unantastbar sei und in Art. 3-3, dass niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Sprache und so weiter benachteiligt werden darf. Leider haben die Verfasser vergessen, reinzuschreiben, dass auch niemand wegen seines sozialen Status benachteiligt werden darf. Und das Bundesverfassungsgericht, auf das Ihr Verfasser hofft, hat bisher auch nicht genügend Phantasie entwickelt, um den Sinn dieser Artikel zu verstehen. – Werner Mohrlok


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Mich überrascht ihre marktliberale Einstellung in ihrer jüngsten Kolumne. So so , jeder ist also seines Glückes Schmied. Oder: Blöd dass man nicht frühzeitig seine Weichen Richtung Immobilienmakler oder Börsenspekulant gestellt hat. Bei Ihnen gibts den bösen Reichen, den schrecklichen Diktator ( Nordkorea) , aber auch den guten Reichen (Apple), der zwar kreativ und einfallsreich ist, seine guten Milliarden aber mit blanker Abzocke und prekären, menschenverachtenden Produktionsverhältnissen in Billiglohnländern verdient. Bravo! Ist das ihre Form von Altersmilde ? Jede einigermaßene Reflektion über Besitzverhältnisse und Reichtum muss nicht unbedingt im verspießerten deutschen Neid oder im naiven amerikanischen Beifall enden. Einfach mal sein Hirn einschalten und schon weiß man, dass die jugendliche Karriereplanung oder die falsche Studienfachwahl nicht zwingend was mit unermesslichen Reichtum oder Besitzverhältnissen zu tun hat. – Roland Peter


Leserbrief zu „Der Islam und das Geld“ von Evelyn Finger

Den Beitrag habe ich mit großem Interesse gelesen. Selten wird über Tatsachen so sachlich berichtet. Wenn es um Glauben & Zweifeln geht wird mehrheitlich der Eindruck erweckt, als ob die deutsche Gesellschaft der Gegenwart durch den Glauben geprägt wird. Dabei wird unterschlagen, dass die konfessionslosen Nichtgläubigen noch die Freiheit haben, sich anonym in der Öffentlichkeit aufzuhalten, ohne durch äußere Symbole wie Kippe, Kopftuch oder andere Zeichen ihre Weltanschauung vor sich her zu tragen. – R. Schmollen


Leserbrief zu „Der Anfang vom Ende“ von Matthias Kalle im ZEIT Magazin

Mit großer Anteilnahme habe ich Ihr Tagebuch gelesen. Tapfer, Tapfer! Die traurigste Stelle für mich war: als Nichtraucher „noch nie geküsst“ Das müssen Sie ganz schnell ändern und das dürfte auch machbar sein, da bin ich überzeugt, vor allem, nachdem ich Sie im Interview mit Christoph Amend gesehen habe… – Margrit Richter


Leserbrief zu „Die geteilte Stadt“ von Heike Buchter

Mit großem Interesse habe ich Ihre ausgezeichnete Reportage zur Segregation im New Yorker Schulbetrieb gelesen. Vielleicht hätten Sie bei der Benennung der Vorbehalte der Asiaten gegenüber „affirmative action“ auch die Erkenntnisse von Robert Plomin zu den Ursachen der Varianz der Noten in Schulleistungstests erwähnen können. Was solche Unterschiede für „bunte“ Gesellschaften auf lange Sicht bedeuten, dazu hat Prof. Heiner Rindermann in seiner Monographie „Cognitive Capitalism“ alle verfügbaren Studien zusammengetragen. Das Fazit der beiden Autoren: Mit „affirmative action“ kommt man nicht weit, weil gegen die erwünschte Gleichheit die ungerechte Genlotterie der Biologie steht. Mit anderen Worten, je egalitärer ein Schulsystem sein will, umso stärker treten die genetisch bedingten Unterschiede zwischen den Schülern verschiedener Ethnie hervor. Starker Tobak, aber leider traurige Wahrheit. – Hubert Paluch


Leserbrief zu „Was wir wissen“ von Fritz Habekuss

Solches Palavern über Artenschutz, betrieben seit Jahrzehnten, führt doch zu nichts. Die Prämisse ist falsch. Wenn Ihr Autor Habekuß schreibt: “Am Ende geht es nicht um den einzelnen Tiger oder Orang Utan.”, dann hat er mit Volldampf die Lösung verpasst. Denn genau darum sollte es gehen: um Persönlichkeitsrechte auch für Tiere, für tierliche Individuen. Der Hambacher Forst ist nicht ´unser Hambi´. Der Hambacher Forst gehört den Bewohnern des Hambacher Forstes. Die Tiefsee gehört den Bewohnern der Tiefsee. Wieso denn nicht? Weil der Mensch die Stellung des Usurpators freiwillig nie, nie hergeben mag? Weil Horden halbherziger Experten von Fischbrötchen und Currywurst selbst nicht lassen wollen – und deshalb auch nicht davon reden? Nichtmenschliche Spezies haben neben Persönlichkeitsrechten politische Rechte, wie wir. Tierrechtler wie die US-Neuropsychologin Lori Marino bezeichnen nicht nur Schweine und Wale als Personen. Wer hinreichend Mumm und – ups, da ist es, das böse Wort! – Moral in den Knochen hat, so reflektierte echte Gerechtigkeit zu wollen und zu leben, rettet fast schon nebenbei auch den Planeten. Wie unfassbar schön sie wäre, diese neue Erde friedlicher Teilhabe, das vermitteln uns klar und weise Sue Donaldson und ihr Mann, der renommierte Politikwissenschaftler Will Kymlicka, in “Zoopolis.”, Suhrkamp 2013. (Befragen Sie die Beiden doch bitte mal zu Ihrem Weltrettungsthema!) – Ute Esselmann


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Ich meine, es wäre wichtig, all den „Bettlern“ wie Apple, Amazon, die Automobiler, Samsung, den Supermarktketten, all denen, die wenig Sinnvolles und Nachhaltiges ständig anbieten, einfach nichts bzw. deutlich weniger zu geben. Sollen diese „Bettler“ unser sauer verdientes Geld bekommen? Nein wirklich nicht! Leichter die „Bettler“, die von denen an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden. Es ist wirklich wichtig auch über diese Seite mal zu reden. – Gottfried Wenger


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Sie haben recht: Der Erde geht es schlecht. Aber wir können sie nicht retten. Was notwendig wäre, ist nicht realisierbar. Was wir realisieren, kommt alles zu „klein“ und zu spät. Eine Menschheit mit 7,5 Milliarden Menschen verändert den Planeten zwangläufig. So einfach ist der Befund. Es ginge uns besser, wenn wir nur die eine Milliarde des Jahres 1900 wären. Ich möchte Ihnen eine kleine Episode schildern, vielleicht haben Sie Zeit, sie zu lesen. Um 1990 herum habe ich als Prof. für Staatsrecht, Europa- und Bilanzrecht Ökobilanzen zu meinem Forschungsschwerpunkt gemacht. Ökobilanzen waren einer der wenigen Beiträge der Volkswirtschaftslehre zur Umweltkrise (Ökosteuern und Belastungszertifikate waren weitere Beiträge). Ökobilanzen waren keine dumme Sache; in den Bilanzen der Unternehmen sollten nicht nur die wirtschaftlichen Aktivitäten ausgewiesen werden, sondern auch die Umweltbelastungen dieser Aktivitäten. Als Staats- und Europarechtler kam ich schnell zum Ergebnis: Nicht realisierbar, nicht in Deutschland, nicht in Europa, nirgends auf der Welt. Ich habe das Projekt abgebrochen; sehr realistisch, denn heute spricht niemand mehr über Ökobilanzen. Das Forschungsprojekt hatte es mit sich gebracht, dass ich mich insgesamt mit Umweltrecht und Umweltpolitik befasste. Dabei entstanden mehrere Bücher, zum Beispiel: Ein hoch gelobtes Buch über Ökosteuern (bei C.H.Beck 1990) und über Umweltpolitik. Bilanz, Probleme, Zukunft (abgeschlossen Ostern 1993). Ihr Kollege Fritz Vorholz, der damals in der Wirtschaftsredaktion der ZEIT mit seinen Umweltartikeln einen Don-Quichotte-Status hatte, zitierte mich mehrfach.

Ein Beispiel für das Verzweifeln zwischen Wirtschaft und Umwelt: Ostern 1993 schrieb ich, wir bräuchten dringend das schadstoffarme Auto, das 3 Liter verbraucht (das Auto gab es bei VW, niemand kaufte es), die Lösung könne kein „Auto 12 Zylinder schadstoffarm“ sein (S. 24). Was haben wir heute? SUVs schadstoffreich. Wahnsinn. (Und was fahre ich selber ohne schlechtes Gewissen? Mercedes Cabrio SL 500, weil er so schön ist; dafür mache ich aber auch keine Fernreisen.) – Und machen Sie sich nichts vor: wenn eine Milliarde Menschen eines Tages Elektroautos fahren, werden die Probleme nicht kleiner, nur anders. Ich kam damals um 1990 für mich persönlich zu dem Urteil, dass Umweltpolitik, abgesehen vom einen oder anderen Miniaspekt, rundum scheitern wird. Gegen die Wohlstandsinteressen aller Menschen und die schiere Zahl von demnächst 10 Milliarden Menschen kann keine Politik den Planeten stabilisieren. Die Welt wird nicht untergehen, die Menschheit wird nicht untergehen, wie dies vor und um 1990 Wissenschaftsjournalisten wie Hoimar von Ditfurth vorhersagten. Aber wenn ich SF-Romane schreiben würde, dann sähe ich in der Zukunft eine Menschheit, die mehrmals halbiert worden ist. Tut mir leid, dass ich Ihnen zum Start Ihrer Serie nicht einen positiven Gedanken anbieten konnte. – Sighard Wilhelm


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Die Frage muss gestellt werden dürfen: welchen Nutzen bringen wir Menschen der Erde in seiner evolutionsgeschichtlichen Gesamtentwicklung? Die nächste Frage mag man gar nicht stellen: welchen Nutzen/Vorteil bringen wir Menschen durch unser Dasein und unser Verhalten dem Universum? Hören wir auf, uns so wichtig zu nehmen. Unsere Erkenntnise und Fähigkeiten sind durch unsere Gehirnkapazitäten begrenzt. Und wenn wir Menschen es schaffen sollten, uns und vieles andere auf der Erde zu zerstören, wen im Universum stört das? Merkt das im Universum überhaupt jemand? Aber was kann das Zerstörerische in uns Menschen stoppen? Der Gedanke und die Verantwortung für unsere Kinder, unsere Enkelkinder? Hoffen wir es. Hoffen wir es uns so sehr, dass wir bereit sind, unter Verzicht um des Gemeinwohlswillen unsere Zukunft zu gestalten. Im Sinne eines Verhaltens, das nicht nur menschliche Interessen durchsetzen will, sondern auch das Gemeinwohl (Tiere, Pflanzen, Umwelt etc.) einbezieht. Schaffen wir Menschen das? Oder setzen sich Singularinteressen und Machtverhalten durch? Es liegt an uns, in uns. Wir müssen Wege finden und durchsetzen, die natugegebene Entwicklung zu respektieren und zu fördern. Im Universum braucht es uns Menschen nicht und auch nicht eine durch Menschen zerstörte Erde. Das Universum bleibt für uns Menschen letztlich nicht begreifbar. Aber erhalten wir uns doch das, was wir als einzige Lebensmöglichkeit haben. – Udo Bauer


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Ihr Autor spricht genau die Sprache, die dazu geführt hat, warum das alles so kommen mußte. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Ich lese Ihre Kolumne seit Jahrzehnten als erstes, und meist als einziges im ZeitMagazin – Danke, wirklich sehr, für das feine intellektuelle Wortspiel zumeist! Aber nun zu Nr. 3.2019 Nein lieber Herr Martenstein, Sie sollten den neoliberalen Lügen wirklich nicht so das Wort reden! Das können Sie bitte Ihren Kollegen überlassen, die das zur genüge tun. Nein, es hat nicht jeder die gleiche Chance, egal in welchem Gesellschaftssystem. Uns wird seid genau 30 Jahren eingebläut, daß das so sei, und wer bei der Tafel landet (über dieses Thema hätten Sie gut Stoff zu schreiben, zu polemisieren, über die Aussage der Existenz einer solchen Einrichtung wie der Tafel alleine schon, und im speziellen in einer so reichen Gesellschaft … !) hat seine Chancen nicht richtig ergriffen usw. Also wer es schlecht hat, ist immer selbst schuld. Nun zum Thema Neid erkläre ich Ihnen hier gerne mal die ostdeutsche Sicht. (Bitte jetzt nicht die Freiheits-Keule raus holen, denn reisen dürfen und nicht können ist ähnlich blöd wie reisen können und nicht dürfen): Wenn ein Luxusauto, wir sagen hier Zuhälterauto dazu, vorfährt, kommt im Westen zuerst Staunen oder Anerkennung zu Wort, hier im Osten zuerst Mißtrauen und Verachtung. Und das (meist) zu recht, früher wie heute. Denn wer schmückt sich mit so was wohl? Man wird normalerweise nicht mit seiner Hände Arbeit reich, da steht immer auch was anderes dahinter – Glück, Erbe, Betrug, Ausbeutung, Zufall … – auch bei dem von Ihnen genannten Apple-Erfinder, auch wenn der wohl eher ein positives Beispiel ohne Protz ist. Der im Text zitierte Herr S. hat recht! (Ich bin ja auch ein Herr S.). Sie zitierten ihn bzgl. unserer sympathischen Seite. Soziales Unterstatement, Herr Martenstein, bspw. in Skandinavien besonders zu studieren, ist die hohe Schule. Und wenn dann noch was Gutes bewegt wird, ohne damit zu prahlen, noch mehr. Nur dann ist Reichtum akzeptabel. Nur dann, sonst ist extremer Reichtum asozial. Ja asozial, das ist nicht so dahingeschrieben und hat nichts mit Neid zu tun – bei Reichtum gibt es immer die Frage wo er weggenommen wurde, auch wenn es „nur“ Ressourcennutzung (Verschwendung) o.ä. war, die ihn gebracht hat. Natürlich weiß ich, daß es daneben ist Ihren Text so bitter ernst zu nehmen. Nur habe ich mich so aufgeregt, weil ja gerade bei dem Thema die Nerven so blank liegen hier im Land – und in der Politik und in Ihrer Zeitung dauernd so getan wird, als ob es um alles mögliche ginge, nur nicht um die Schere zwischen arm und reich. Und da wäre ich wieder bei den „liberalen“ Beglückungen, die genau zu dem derzeitigen Dilemma im Land geführt haben. – Peter Stephan


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Das Thema „Verzicht“ ist zugegebenermaßen ein schwieriges. Viele assoziieren mit „Verzicht“ den Verzicht auf bereits erworbene Güter und Privilegien. Besitzstandwahrung ist in der Tat ein starkes Motiv und dieses Motiv erstickt viele Diskussionen im Keim. Diesbezüglich haben Sie recht. Es gibt aber noch eine andere Form von „Verzicht“: Den Verzicht auf den Versuch, eine unendliche Mehrung unseres Wohlstandes und unserer Möglichkeiten mit der Brechstange erzwingen zu wollen. Diese Art von Verzicht betrifft nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft. Wenn Steven Pinker in seinem vielbeachteten Buch „Aufklärung jetzt“ mittels Kernkraft eine Art tausendjähriges Energiereich in Aussicht stellt („unbegrenzte Energie für Tausende von Jahren, quasi ein Perpetuum mobile“), dann folgt er damit in Scheuklappenmanier dem zentralen Versprechen der Aufklärung auf unendliche Machbarkeit. Das Versprechen eines unendlichen Wachstums in allen Bereichen hat einen äußerst angenehmen Effekt: Es erspart seinen Protagonisten die lästige und zähe Diskussion der Verteilungsfrage. Denn die Unendlichkeit impliziert selbst bei Teilung immer auch Unendlichkeit für den Einzelnen.

Die Verteilungsfrage steht aber im Zentrum des aktuellen Geschehens. An ihr scheitert beispielsweise die globale CO2-Bepreisung, welche an sich eine recht einfache Methode wäre, um zumindest die CO2-Emissionen bis 2050 auf Null zu fahren. Nicht ganz zufällig sind die USA zuerst aus Paris ausgestiegen. Der amerikanische Traum verträgt nicht ansatzweise die Vorstellung, dass Unendlichkeit nicht erzwungen werden kann. Und so steht eine Tabuisierung des Verzichts letztlich einer ernsthaften Diskussion der Verteilungsfrage und somit einer Lösung der durchaus bedrohlichen ökologischen Herausforderungen entgegen. – Dr. Christian Voll


Leserbrief zu „Ein Kinderspiel“ von Martin Klingst et al.

Unsere Naivität ist grenzenlos! Zumindest im Rahmen einer wie auch immer gearteten Berufsausübung dürften niemals privatwirtschaftliche Netzwerke benutzt werden, da Daten als Gegenleistung automatisch preisgegeben werden und der Partner darauf keinen Einfluss hat. Das muss besonders für Politiker, öffentliche Einrichtungen mit ihren Datenunmengen und öffentlich-rechtliche Medien gelten, auch um Menschen nicht in die Fangarme von Facebook & Co zu treiben. Datenhandel ist ihr Geschäftsmodell und Schule und Gesetzgebung sind mit einer Schadensbegrenzung heillos überfordert. Wir brauchen für diesen sensiblen Bereich einen gebührenpflichtigen – am besten aber steuerfinanzierten – abgesicherten öffentlich rechtlichen Kommunikationsweg. Ich befürchte aber, bis zu dieser Einsicht führt uns nur noch mehr Ungemach, das uns wach rüttelt. – Uwe-Carsten Edeler


Leserbrief zu „Neue Nahrung für den Hass“ von Eckart Conze

Es macht sich immer gut, einen Text mit einem Max-Weber-Zitat zu beginnen und gleich festzustellen, dass dieser recht behalten sollte. Doch ist dieses Zitat aus einem Kontext gerissen, in dem Max Weber ganz und gar nicht auf Argumentationslinie von Eckart Conze zu liegen scheint. Weber wendet sich hier in „Politik als Beruf“ gegen die „absolute Ethik“ (auch: Gesinnungsethik) der Pazifisten. Nur wenige Zeilen später argumentiert Weber gegen eine „Publikation aller, vor allem der das eigne Land belastenden Dokumente […] ohne Rücksicht auf die Folgen.“ 100 Jahre Vertrag von Versailles bedeutet auch 100 Jahre „Politik als Beruf“ – ein Text, der immer noch fasziniert und verstört. Vielleicht ist auch dieses Jubiläum der ZEIT einmal einen Artikel wert, aber bitte nicht mit dem Tenor, dass Max Weber recht behielt, denn das wollte er vermutlich gar nicht. – Peter Häußermann


Leserbrief zu „200.000.000 € – wofür?“ von Peter Dausend

Da haben wa es wieder. Politiker dürfen mit Steuergeldern machen sie dürfen, ohne jegliche Kontrollinstanz. Und ob die eigene installierte Kontrollinstanz den nötigen Erfolg hat, mag ich zu bezweifeln. Hauptsache im Haushalt fehlen an etlichen anderen Stellen Geld z. B. für Kitas, Schulen, Oberschulen, Fachhochschulen, Universitäten etc. Da wird sich wohl nie was dran ändern. – David Höffler


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Herzlichen Dank für dieses wunderschöne Plädoyer zur Mitmenschlichkeit. Ich lasse mich anstecken und stelle mir das jetzt schon „wunderbar selbstverständlich“ vor. Endlich nicht mehr grübeln müssen, ob das jetzt in Ordnung war oder nicht, einem Bettler Etwas oder Nichts gegeben zu haben, der auf die eine oder andere Weise darum gebeten hat. (Übrigens nehme ich mir vor, der Praktikabilität und Nebensächlichkeit halber jederzeit Kleingeld in der Hosen- oder Jackentasche zu haben.) Und ich freue mich darüber, es jetzt zu können. Denn als alleinerziehende Mutter zweier Söhne musste ich viele Jahre jeden Euro zweimal rumdrehen, bevor ich ihn ausgab – oder lieber doch nicht. Aber das ist zum Glück vorbei, jetzt, da die Jungs aus dem Haus sind und ich ausreichend arbeiten kann, ist genug da, um bei genügsamem Leben dem studierenden Kind Unterhalt zu zahlen, ohne Bauchschmerzen in Erdbebengebiete zu spenden und Bettlern ein wenig abzugeben. – Sibylle Riffel


Leserbrief zu „Umso schlimmer für die Tatsachen“ von Iris Radisch

Wer ist nur auf die abstruse Idee gekommen, einem Romanautor vorzuwerfen, er halte sich nicht an Tatsachen? Hören wir auf einen weisen Alten:
„Wenn ich alles recht bedenke, so scheint es mir, als wenn ein Geschichtsschreiber nothwendig auch ein Dichter seyn müßte, denn nur die Dichter mögen sich auf jene Kunst, Begebenheiten schicklich zu verknüpfen, verstehn. In ihren Erzählungen und Fabeln habe ich mit stillem Vergnügen ihr zartes Gefühl für den geheimnißvollen Geist des Lebens bemerkt. Es ist mehr Wahrheit in ihren Mährchen, als in gelehrten Chroniken. Sind auch ihre Personen und deren Schicksale erfunden: so ist doch der Sinn, in dem sie erfunden sind, wahrhaft und natürlich.“ Sagt der Alte, natürlich eine Romanfigur, in Novalis‘ „Heinrich von Ofterdingen“. – Ralph Müller


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Ein Neugeborenes zerdrückt einen Schmetterling und eine Orchidee – in einer Ecke eines apokalyptischen Bildes: vielleicht gelänge es einem Hieronymus Bosch des 21. Jh., den Menschen in Asien, Afrika, Lateinamerika die Augen zu öffnen, sie zum Umdenken zu bewegen und unseren blauen Planeten vorm Umkippen zu bewahren? Möge sein letztes Bild nicht „Hölle“, sondern „Hoffnung“ heißen! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Ja, nein, vielleicht – Noch mal abstimmen?“ von Jochen Bittner

Dumme Fragen sind ja nur die, die man nicht stellt. Irgendwie hat sich mir noch nicht erschlossen – und ich frage mich, ob sich das schon mal irgendwer gefragt hat, und mit welchem Ergebnis – was eigentlich daran so schlimm wäre, wenn auf der irischen Insel ein EU-Außengrenze OHNE Grenzkontrollen sich befände? Dann befindet sich dort eine Grenze. Auf dem Papier. Na und? Was soll denn wem schlimmes passieren, wenn dem so wäre? Ausnahmeregelungen gibt’s stets und ständig, aus besserem und oft schlechterem Grunde, für irgendwas. Wenn DAS der maßgebliche Knackpunkt ist: warum denn nicht hier? Eine einvernehmliche Fußnote zu den Römischen, oder Lissaboner, oder …, Verträgen, und gut ist. Wird die Grenze zur Schweiz „überwacht“? Hindert irgendwer jemanden daran, durch den Prut oder den Nistru von Moldova nach Rumänien zu waten? Sind Grüne Grenzen irgendwas ungewöhnliches? Warum denn nicht auf der Grünen Insel?

Hey, es ist eine INSEL. D. h. dass die Weltwarenströme jetzt „umgelenkt“ werden, um sich zunutz zu machen, dass nun gerade dort kontrollfreier Warenverkehr ins und aus dem EU-Gebiet (theoretisch!!) möglich ist, ist doch EXTREM unwahrscheinlich – wenn Sie sich mal die Lage der Häfen, die Größe der Häfen, etc. pp. anschauen. Das ganze Zeug nach Belfast verschiffen, dann über Land nach Dublin oder Cork oder Kilraenny, und dann zurück auf einen Festland-EU-Hafen … oder umgekehrt … ist doch VIEL zuviel Aufwand; weit oberhalb jeder Zollersparnis. Von wieviel Zehntelpromille des Außenhandels reden wir denn, der über die binnen-irische Grenze läuft? Und die Migrationsströme? Na weder die Balkan- noch die Mittelmeer- noch sonst irgendeine sich abzeichnende Route legt nahe, dass die Scharen nach Irland gelangen und von dort „unkontrolliert“ ins Vereinigte Königreich gelangen. Also DAVOR muss doch auch keiner Angst haben, bzw. es lässt sich durch Binnen-EU-Vereinbarungen über den Transit NACH Irland (Republik) regeln. Fragen Sie doch mal beim AA nach (die Website gibt nur die „Bürgerservice“-Mail, für Leute in Nöten, das bin ich aber nicht, her). Oder haben Sie off the cuff die Antwort darauf? Würde mich sehr interessieren. – Dr. Christian Naundorf


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Durs Grünbeins Beitrag fand ich wirklich wenig hilfreich. Dafür ziemlich lang. Ich habe mir erlaubt, ihn etwas einzukürzen:
Trump und Putin, Trollfabriken,
Berlusconi, Erdogan:
Bots und Blasen, neue Rechte,
der krit’sche Geist: ist ausgehöhlt!
Computer, Tablets: Vollidiot
Versumpft die Sprache – radikal.

P.C. – Schmähform!
Gutmensch – Hass!
Hartherz,
Engstirn,
Ewiggestrig.

Aufgestachelt Hassparole:
Demagoge und SA,
Rotfront, Faust und Pegida.
Bürgerwut, und ganz viel Zorn:
wie es schon einmal einst geschah
in Deutschland, damals, immerdar. – Dr. Jörg Rieling


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Danke für Ihren Artikel! Ich gehöre auch zur Gruppe derer, die sich seit geraumer Zeit als digitale Hinterwäldler belächeln lassen müssen, weil sie sich hartnäckig weigern, das gesamte Leben auf Onlinebetrieb umzustellen. Die Herablassung der vermeintlich digital Fortschrittlicheren habe ich bisher schulterzuckend in Kauf genommen. Derzeit nimmt der Kampf gegen Menschen wie mich und Ihre Mutter aber Formen an, die mich wütend machen und die ich darüber hinaus für höchst bedenklich halte: Meine Bank teilt mir auf dem Kontoauszug mit, dass Online-Banking nachhaltiger sei als Papierauszüge und -überweisungen, mein Stromversorger schickt mir statt einer Ablesekarte nur noch einen QR-Code mit dem Hinweis: Schonen Sie das Klima! Das Finanzamt weist mich darauf hin, dass ich zu den wenigen gehöre, die sich noch nicht umweltfreundlich verhalten und ihre Steuererklärung hartnäckig auf Papier einreichen. Hier wird ein wichtiges Thema, der Umwelt- und Klimaschutz, schamlos instrumentalisiert, indem suggeriert wird, der aufgeklärte, mündige Bürger habe eigentlich gar keine andere Wahl als den umfassenden Online-Betrieb aller Lebensbereiche. Verweigert er sich diesem, wird er als Klimasünder gebrandmarkt. Ich finde: Das darf nicht sein! Bitte bleiben Sie an dem Thema dran! Ich schätze die ZEIT gerade deshalb, weil sie sich anbahnende Enwicklungen oft frühzeitig erkennt und in gut recherchierten Artikeln auf Gefahren hinweist, angebliche Wahrheiten hinterfragt und so gesellschaftliche Impulse setzt. Deshalb ist mein Wunsch zum Thema Instrumentalisierung des Klimaschutzarguments im Interesse der Datensammler: Schreiben Sie darüber! – Dr. Katrin Köhl


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Der inzwischen aufgedeckte, leider recht erfolgreiche Hackerangriff respektive Leak beweist einmal mehr, dass Deutschland noch immer ein digitales Entwicklungsland ist; und das gilt erschreckenderweise nicht nur für die Durchschnitts-Userschaft. Wer hierzulande überwiegend auf die cyberhafte Entität setzen muss, könnte also schnell auf verlorenem Posten stehen. Ein in jeder Hinsicht reales Trauerspiel für eine der größten Volkswirtschaften der Welt. Die zugesagte „Inernstnahme“ dieses Vorfalles durch die Bundesregierung ist hoffentlich mehr als nur ein erneutes analoges Lippenbekenntnis. Eines steht freilich fest: Online sein, heißt angreifbar sein; diese allgemeine „Betriebsgefahr“ sollte nun jeder Netzwerker zur Kenntnis genommen haben. – Matthias Bartsch


Leserbrief zu „Neue Nahrung für den Hass“ von Eckart Conze

Versailles war ein Sargnagel
Eckart Conze hat in seinem lesenswerten Beitrag über die Propaganda gegen den Versailler Vertrag von 1919 Recht, wenn er schreibt, dass der Versailler Vertrag nicht die Ursache für den Hass auf die Weimarer Republik war. Wohl aber waren die harten Bedingungen des Friedensvertrages, über den nicht mit Deutschland verhandelt wurde, einer der Sargnägel für das Scheitern der ersten deutschen Repubik. Das lässt sich indirekt belegen durch die Wahlergebnisse der NSDAP im Norden Schleswig-Holsteins, wo 1920 nach den Bestimmungen des Versailler Vertrags eine Volksabstimmung durchgeführt wurde, die zur jetzigen deutsch-dänischen Grenze führte. In den Kreisen, die nach der Volksabstimmung bei Deutschland blieben, erzielte die Hitler-Partei bei der Reichstagswahl im März 1933 Ergebnisse, die wesentlich „besser“ als die im gesamten Reich oder in Schleswig-Holstein waren (Süd-Tondern: 62,9%, Flensburg-Land: 63,3%, Husum: 61,8%, Schleswig: 62,3%, Schleswig-Holstein: 47,1%, Deutsches Reich: 38,7%). Die Geschichte ist immer „offen“. Doch die Mentalitäten der Menschen sind es häufig weniger. Auch deshalb haben die „alten Dämonen“ noch nicht ausgespielt. – Dr. Hans-Werner Johannsen


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Dem Fazit Ihres Artikels stimme ich zu. Ergänzend (Datensparsamkeit): – zu den Daten, die wir selbst generieren, treten noch logged about us Daten. (Videoüberwachung, Gesichtserkennung, Bewegungs-, Konsumentenprofile, …) – Neben Daten, die es gar nicht gibt, treten gerne und bisweilen erfundene Daten. Vom Ende her Denkend – „Jede Information , die mit heute gängigen Methoden übertragen wird, ist einsehbar.” Diesen Satz würde ich an die Spitze jeder Debatte über Kommunikation stellen. Auch Brieftauben, Kuriere des Königs mussten fürchten, abgefangen zu werden. – Dr. Klaus Miltenberger


Leserbrief zu „… Anita Engels?“ von Anita Engels

Mir fällt der Satz auf: „Gesellschaftliche Entwicklungen aber richten sich nicht nach Naturgesetzen.“ Weil durch Fettdruck hervorgehoben, hat er eine (vielleicht nicht beabsichtigte) Absolutheit, die nach einem Einspruch geradezu schreit. Naturgesetze gelten generell, also überall und immer, sie wirken sich auf uns Menschen als Individuen und als Gesellschaften aus, ob wir es wollen oder nicht. Wir unterliegen ihren vielfältigen Wirkungen, die wir erkennen oder nicht, die wir ausnützen oder ignorieren. In den 1950ger Jahren nahm die Festkörperforschung ihren Aufschwung und man erkannte die Gesetze, nach denen sich Elektronen in Kristallgittern bewegen. Das wurde ausgenützt (Transistor) und führte zu einer breiten Entwicklung der Elektronik. Heute sehen wir in der gesamten Gesellschaft die „Digitalisierung“, in der Finanzwirtschaft den „Hochfrequenzhandel“ und in der Wissenschaft die Möglichkeit, auch sehr komplexe Zusammenhänge in entsprechenden Modellen auszudrücken und Wirkungen, Wechselwirkungen und Rückkopplungseffekte zu berechnen.

Also hängt die Möglichkeit dafür, dass jemand einen Shitstorm erhält, in letzter Konsequenz auch von einem Naturgesetz ab, die Möglichkeit, Aktienkurse zu manipulieren ebenso und auch die Möglichkeit, Klimaveränderungen vorherzusagen. Das alles hat eine gesellschaftliche Auswirkung: den zivilisatorischen Fortschritt. Aber nicht alle seiner Folgen sind für die Gesellschaft von Vorteil. Gesellschaftliche Entwicklungen beruhen eben doch auf Naturgesetzen, ob man diese nutzt oder nicht. Wichtig ist das Erkennen oder Nicht-Erkennen ihrer Haupt- und Nebenwirkungen. Die Klimaveränderung beruht auf dem Nicht-Erkennen der Auswirkungen des Ausstoßes schädlicher Gase während des „Maschinenzeitalters“. Man erkannte noch nicht, in welchem Maße sie sich ansammeln können und in der Atmosphäre verharren werden. Modellrechnungen zeigen nun, dass das bald zu einer katastrophalen Situation für die Erde führen wird und dass Menschen aus vielen Regionen flüchten müssen. Sie kommen dann in anderen Regionen als ungebetene Gäste an. Das hat wiederum gesellschaftliche Auswirkungen. Und auch die Tatsache, dass die vereinbarten Klimaziele nur erreicht werden können, wenn wir Menschen uns in unseren Ansprüchen deutlich einschränken. – Gisela Härtler


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Die Berichterstattung zum Thema Nachhaltige Entwicklung nimmt in den Medien Fahrt auf. So auch in der ZEIT, aktuell mit der Serie „Der Zustand der Welt“. Das ist zu begrüßen. Doch – weshalb erst jetzt? Wo doch der Ressourcenverbrauch in Deutschland seit den 1960er Jahren dessen Biokapazität übersteigt und es seit Jahrzehnten umfassende Hinweise auf ökologische Risiken und globale Ungerechtigkeiten gibt, deren kontinuierliche Realisierung gegenwärtig nicht mehr zu ignorieren ist. Die themenbezogene mediale Berichterstattung hat im Hinblick auf die Konsequenzen unseres Konsumverhaltens bisher nicht der Relevanz der Risiken entsprochen. Auch die ZEIT muss sich angesichts des „Zustandes der Welt“ nach ihrem Versagen als „vierte Gewalt“ fragen lassen.

Im den Ausführungen heißt es an einer Stelle: „…wir wissen genug, um ihn (den Planeten) zu schützen“ (F.Habekus). Hinweise auf eine Lösung findet man jedoch genauso wenig wie eine Analyse der Ursachen der Bedrohung der planetarischen Grenzen (hier bspw. der Artenvielfalt). Die Forderung (A.Boetius) nach Umstellung auf regenerative Energiesysteme folgt einer gewissen Logik. Die erhoffte Wirksamkeit ist nicht garantiert. Angesichts der jahrzehntelangen Verdrängung des Problems hilft nur eine radikale Selbstkritik: Die Ansprüche des Menschen widersprechen den Gesetzmäßigkeiten ökologischer Systeme. Grundlage des Lebens auf dem Planeten war/ist die Anpassungsfähigkeit der Spezies an die jeweiligen ökologischen Verhältnisse. Der Mensch versucht dieses Prinzip zu durchbrechen – er passt sich nicht an, sondern er gestaltet den Planeten nach seinen Vorstellungen (Ansprüchen) um und zerstört, so sieht es aus, seine Lebensgrundlagen. Die Korrektur besteht in „Nachhaltigkeitsszenarien“ u.a. basierend auf der Hoffnung auf zukünftige technische Innovationen. Handelt es sich dabei um einen erforderlichen Anpassungsprozess an die über Abermillionen Jahre entwickelten Ökosysteme – oder lediglich um die Fortsetzung der in Frage stehenden Ansprüche des Menschen? – Peter Vollmer


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Mit großem Interesse habe ich den Artikel von Frau Valerie Schönian gelesen. Mich haben ihre Ausführungen an eine wunderschöne Geschichte, die Rilke zugeschrieben wird, erinnert. Sinngemäß die Geschichte: Rilke geht mit einer Begleiterin in Paris einige Tage an einer Bettlerin vorbei, die immer nur ihre Hand ausstreckt, nichts spricht. Rilke gibt nichts. Seine Begleiterin fragt, warum er nichts gebe. Rilke antwortet: „Man müsste ihrem Herzen geben, nicht ihrer Hand.“ Am anderen Tag gibt Rilke der Bettlerin eine weiße Rose. Die Bettlerin steht auf und küsst Rilke die Hand. Zwei Wochen sitzt die Bettlerin nicht mehr an ihrem Platz. Rilke’s Begleiterin fragt: „Wovon hat sie gelebt?“ Rilke antwortet: „Von der Rose!“ Ja, man müsste den Bettlern etwas für das Herz geben. Es muss keine weiße Rose sein, ein freundliches Lächeln, das nichts kostet, würde vielleicht genügen. Möglicherweise mehr wert als 50 Cents in den Hut zu werfen. – Ruth Dittus


Leserbrief zu „Nie und gegen niemand“ von Mariam Lau

Es ist mir unbegreiflich, dass eine politische Redakteurin und eine Qualitätszeitung einen solchen Artikel schreiben und veröffentlichen. Das möchte ich begründen:

  1. Unmittelbar nach Veröffentlichung des Angriffs gab es nichts Substantielles zum Tathergang und zum Tatmotiv; es stand die Kopfverletzung von Frank Magnitz fest. Gerade weil Frau Lau ihr Gespür für die Brisanz vermittelt, ist es inakzeptabel, die Tat durch Wiederholung der AFD-Stellungnahme zu skandalisieren. Inzwischen wissen wir alle deutlich mehr und auch, wie gezielt die AFD gelogen hat (incl. des „Bauarbeiters“, lächerlicher geht’s nicht mehr: hat der sich vorgestellt als hilfsbereiter Bauarbeiter?)
  2. Es trifft nicht zu, dass die recht besonnene Staatsanwaltschaft (was selten genug vorkommt) eine Vermutung in Richtung politischer Gewalttat geäußert hat ; die Staatsanwaltschaft hat angesichts des politischen Status von Frank Maglitz einen politischen Hintergrund der Tat nicht ausgeschlossen und explizit auf Ermittlungen in alle Richtungen verwiesen. Warum schreibt Frau Lau dies anders?
  3. Krönender Abschluss ist die Spekulation über die erste Misshandlung eines Bundestags- abgeordneten wegen seiner Parteizugehörigkeit. Stimmungsmache ganz im Sinn der AFD in den Sprachkonjunktiv gepackt.
  4. Aber der Bundespräsident kann es noch „besser“: Nichts ist klar, aber klar ist, es sei ein Angriff auf den Rechtsstaat.
  5. Diese blamable Äußerung ist nicht zu toppen, Frau Lau , obwohl Sie dem sehr nahe kommen mit Ihrem Artikel. Deshalb frage ich: wieso Halbwahrheiten, wieso servile Hinweise zur Gewalt durch politische Gegner der AFD, wieso aus der Hüfte schießen, statt die Ermittlungen abzuwarten ? – Peter-Paul Prietzel-Düwel

Leserbrief zu „Es liegt an den Anderen“ von Elisabeth Raether

Gerne hätte man direkt von Frau Chebli gehört. – Salvatore Algieri


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Danke für diesen Artikel. Dieser hat das Potential Sichtweisen und Gedanken ändern sowie Geldbörsen zu öffnen. Es würde unserer Gesellschaft gut tun, im Kleinen Geben großzügiger zu sein. Geben erfreut das Herz. Ein erfreutes Herz ist gut für den Menschen. Über die letzten Jahre betrachtet, zücke ich öfter die Geldbörse. Auf einen Urlaub oder Espresso musste ich diesbezüglich nicht verzichten. – Hans-Joachim Schröder


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Vielen Dank für Ihre sehr erhellenden Artikel zum Status der Erde. Mich wundert schon, wie Wissenschaftler trotz ihrer Erkenntnisse immer wieder fast tröstende, verharmlosende Formulierungen finden. So meint Herr Wilson, wir sollten die Umwelt schützen, weil sie unser „Erbe“ sei. Sie ist aber vielmehr auch unsere Zukunft! Anders, als Frau Boetius zu glauben scheint, wüsste die Crew der „Enterprise“ wohl sehr genau, dass sie dem Tode geweiht ist, wenn sie die Regeneration der lebenserhaltenden Systeme vergisst.

Die Erde ist ein Raumschiff, groß zwar, aber nicht unendlich groß. Wenn die Umwelt einmal kollabiert, gibt es keine Rettung von innen oder außen. Herr Habekuss sagt es glasklar: „Ohne funktionierende Umwelt wird dieser Planet für Menschen unbewohnbar sein.“ Die unter der Überschrift „Sterbende Natur“ zitierten Graphiken könnten suggerieren, es gäbe noch „heile“ Orte, ungefährdete Bereiche, die es nur zu erhalten gilt und alles wäre gut. Tatsächlich zeigen sie aber, dass in entscheidenden Bereichen der Bogen bereits weit überspannt ist. Das scheint noch nicht im allgemeinen Bewusstsein angekommen. Es ist hohe Zeit, dass Sie diesem Thema Raum geben. Zusätzlich wünsche ich mir eine globale Lobby der Wissenschaftler für Umweltfragen, die den Politikern in aller Welt Tag und Nacht auf den Füßen stehen, damit die tun, was immer zur Sicherung unseres Lebenserhaltungssystems noch getan werden kann. Weniger wäre wohl nicht bloß „furchtbar unfair“ für künftige Generationen, sondern fatal. – Dr. Marlene Breuer


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Habe andere – als google – Suchmaschinen angeschrieben mit folgendem Hinweis:
Guten Tag Suchmaschinen-Team,
wo immer möglich, weisen wir darauf hin, dass es nicht nur Google als Suchmaschine gibt. Wie können wir zusammen eine Info – Drehscheibe betreiben, wo u.a. Medien, Radiostationen, Zeitungen aufmerksam gemacht werden, die Schleichwerbung für GOOGLE zu unterlassen? Liest man z.B. diese Woche „Die Zeit“, Jochen Wegner mit dem Leitartikel: „Ich glaub, es hackt“ wird der Leser mehrmals aufgefordert, die GOOGLE Suchmaschine zu nutzen für Suchanfragen. Es gibt ja mehrere Suchmaschinen. Durch das Eindeutschen der Suchtätigkeit mit dem Begriff – googeln u.ä. – wird allerdings dem Leser suggeriert, dass diese Suchmaschine öffentlichen u.a. Glauben geniest.

Der gleiche Journalist – der Google auslobt – würde sich allerdings hüten, zu schreiben: „…. der so und so nieste in ein TEMPO Taschentuch“, als Beispiel. Ich habe auf einer Party mehrmals gehört, O- tun (zwei Auszüge):
– mir ist keine andere Suchmaschine bekannt ( ist höchst bedenklich)
– nur mit Google findet man alles ( stimmt nicht )
Das ist u.a Ergebnis der permanenten Bewerbung von Rundfunksendern und Zeitungen für Google aber auch Visagenbuch und WASLOS. Wenn man Google und YouTube nutzt, merkt man allerdings, wie die Suche gesteuert wird. bitte um Rücksprache, danke. – Holger A Siegmund


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Das überrascht mich wirklich sehr, diese Resonanz auf meinen Leserbrief (im „Schwabacher Tagblatt“), über die „Sternsingerei“ und die hohe Kunst, dafür auch noch Geld abzukassieren (angeblich für bedürftige Kinder in Peru bestimmt); dazu noch diese „frommen“ Wünsche, die mir da nur so wiederfahren sind. Die Sternsinger haben wieder fertig, die Welt dreht noch immer, und ich gebe weiterhin einige meiner „Kröten“ lieber denen, die in Nürnberg eher ganz (un)freiwillig „auf der Straße gelandet sind“, um etwas zu ihrem Lebensunterhalt zu erbetteln. – Riggi Schwarz


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Der Mensch hat nicht nur mit der Natur ein sehr großes Problem, denn er will diese natürliche Natürlichkeit der Natur in sein menschliches Menschenbild pressen! Die Natur ist nicht erpressbar, die Natur stirbt eher leise vor sich hin, kapituliert aber irgendwie trotzdem nicht. Sie lässt den Menschen im Hochmut, den Hochmut kommt immer vor dem Fall. – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Hauptsache: Schmeckt“ von Hanns-Bruno Kammertöns

Gibt´s denn eigentlich hier nichts anderes mehr zu essen, als dieses großkotzige „Goldsteak vom Riberyrind(skopf)? Ich will meine 6 auf Kraut auf Zinnteller, und einen trockenen Silvaner im Goldrandglas! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Mach den Habeck“ von Peter Dausend

Wie konnten wir nur das Blattgold so lange außen vor lassen. Wir sollten uns eigentlich „was schämen“; Schande über uns! Bei uns in der Nähe liegt die Stadt Schwabach, und Schwabach ist die „Goldschlägerstadt“ schlechthin. Vielleicht „noch“ ein Geheimtipp für Franck Ribery und seiner Anhängerschaft. In Schwabach, da geht absolut nichts ohne Blattgold, keine Blattmacherei, wirklich nicht! „Dausend“ Dank! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Hauptsache, blau“ von Karoline Kuhla-Freitag

Ich kenn´mich in den Städten
und Häfen ziemlich aus.
Wo du bist, will auch ich sein,
denn ich bin überall zu Haus´.
das Glück im stillen Winkel,
so stell´ich mir das vor,
als Trinklied für uns beide,
singt alles mit im Chor:

Heute blau und morgen blau
und übermorgen wieder,
ich bin dein und du bist mein,
und froh sind uns´re Lieder.
Ich gebe heut´mächtig, ne Welle an,
weil ich das zu Haus nicht so machen kann.
Heute blau und morgen blau
und übermorgen wieder,
und wenn wir dann mal nüchtern sind,
besaufen wir uns wieder!

Komm´ sei kein Spielverderber,
das Leben ist nicht lang,
was nützt der schönste Ärger,
es geht nichts über den Gesang.
Verscheuche deine Sorgen
und lass´uns fröhlich sein,
was kümmert uns das Morgen,
d´rum stimmt mit mir jetzt ein:

Heute blau und morgen blau,…

(Text: Maria Kloth/Franz Wendhof – Musik: Franz Wendhof)
Dieser „Schlager“, der hätte dem Maler, Bildhauer, Performancekünstler und dem Erfinder von IKB 191 (International Klein Blue) Yves Klein (1928 bis 1962) sicherlich auch sehr gefallen. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Umso schlimmer für die Tatsachen“ von Iris Radisch

Die Kritik an Robert Menasse ist, abstrakt und linear betrachtet, durchaus nachvollziehbar. Bei verstehenderem und weniger (kontemporär) aufgeregtem Hinsehen, nicht zuletzt nach Menasses Replik auf das vermeintliche Zitate-Skandalon und seiner hiernach glaubhaften öffentlichen Entschuldigung, sollte allerdings der wirklich wichtigen Intention des österreichischen Schriftstellers – die nachdrückliche, geradezu leidenschaftliche Hervorhebung der europäischen Idee und der unabdingbaren Notwendigkeit einer integrativen Fortführung – wieder mehr Raum gegeben werden. Die Nichtvergabe der Carl-Zuckmayer-Medaille an Robert Menasse wäre daher ein Fehler und falscher Fingerzeig gewesen.

Darüber hinaus hat die (bislang unausgewogene) Diskussion um historische Fakten und literarische Adaptionen freilich auch definitiv etwas Gutes, trägt sie doch zur geschichtlichen Aufklärung und Einordnung über den Wert einer gemeinsamen Zukunft Europas sowie der Literatur im Besonderen und Allgemeinen bei. – Matthias Bartsch


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Wirklich toll, dass die ZEIT diese Serie „Status Erde“ bringt, denn es ist so notwendig, dass wir immer wieder darüber lesen und uns damit auseinandersetzen – es handelt sich schließlich um die größte Herausforderung der Menschheit. Andreas Sentker betont in seinem Artikel dass es nicht um Verzicht-oder Moralpredigten ginge, sondern um die positive Besetzung von Umweltthemen, um Innovation und Alternativen. Dem stimme ich nur halb zu. Es ist klasse, dass er nicht die Verurteilungskeule schwingt und er hat Recht, Umweltschutz muss attraktiv werden, auch Spaß machen, um die Leute zu bewegen. Bei vielem könnten wir ökologische Alternativen entwickeln. Doch bei einigen Dinge geht es ganz klar um Verzicht, auch wenn das unpopulär ist und am Ego der Industrienationen kratzt. Keine Pestizide mehr, keine Unmengen von Plastik mehr, keine fossilen Rohstoffe mehr verbrennen. Punkt. Solch eine Selbstlimitierung verlangt natürlich Disziplin und Willen, die viele nicht haben oder nicht haben wollen. Aber gerade unsere faule, konsumverwöhnte Haltung im „Westen“ muss einfach der Vergangenheit angehören. Dass es aber für die Menschenmassen aber mehr bringt, positive Alternativen zu bewerben, anstatt Umweltdrill zu verlangen, das ist einleuchtend. Wie bereits schon zuvor in der ZEIT zum Thema „Gelbwesten“ geschrieben, wäre ein gradueller (aber schneller) Rückbau von Umweltzerstörung aller Art besser, als einfach plumb von jetzt auf gleich Verbote einzuführen. Aber: Manchmal macht auch ein Verbot erst den Weg frei für Entwicklung der Alternativen. Das ist eigentlich wie bei der Evolution: Meist gibt es längst Leute, die Alternativen entwickeln, aber ihre Stunde kommt erst, wenn die anderen Konzepte „aussterben“.

Gut finde ich die von Frau Boetius im Interview (Wissensteil S. 33) erwähnte CO2-Steuer, denn sie würde ökonomischen Druck ausüben, damit die größten Umweltsünder für ihre Taten endlich die Zeche zahlen. Das Argument von Herr Sentker hinkt in diesem Zusammenhang: Es könnte Gegenwehr geben? Tja, wo wird es keine Gegenwehr geben, wenn man etwas Unpopuläres tut? Das kann kein wirklich schlüssiger Einwand sein, denn wenn man nur darauf achtet, dass einem jeder applaudiert, wäre die Menschheit wohl nicht wirklich weiter gekommen. Was stimmt ist aber, dass es besser ist, verträgliche Kompromisse zu finden, anstatt den sozialen Frieden zu zerstören. Aber irgendetwas muss passieren. Eine Mischung aus Verbot und Innovation, die den Menschen begeistert, sollte drin sein. – Julia Moina


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Ihre positive und mutmachende Herangehensweise an das wichtige Thema, das Sie hier in der geplanten Serie aufgreifen, finde ich sehr gut, weil es eben Mut macht zur Veränderung! „Die gute Nachricht lautet: Der Spezies Homo sapiens geht es besser denn je…“ trifft leider nicht zu:

  1. erhebliche und nicht geklärte Zunahme sehr vieler Krebserkrankungen, besonders bei den hormonabhängigen Krebsarten (Brust-, Prostata-, Hodenkrebs usw.) Brustkrebs: + ca 70-75% (altersadjustierte Neuerkrankungen) seit 1945 + 1.3% / Jahr zwischen 2002 u 2012 (altersstandardisierte Angaben/Krebsregister). Unbestritten sind Hormone (Östrogene) die Hauptursache von Brustkrebs bei Frauen. Medizinisch nicht allgemein bekannt, aber wissenschaftlich und evidenzbasiert allgemein belegt spielen hormonaktive Chemikalien in unserer Umwelt (=endocrine disrupting chemicals = EDCs) eine bedeutende Rolle (Summarys der Endocrine Society 2009,2015).
  2. erhebliche Zunahme von Unfruchtbarkeit (bei Tieren und beim Menschen: männlich u. weiblich), ebenfalls durch EDCs wesentlich verursacht ( Endocrine Society). Als Kinderarzt bin ich besonders besorgt darüber, dass diese Fremdhormone (Weichmacher, Flammschutzmittel, Pestizide) bereits in der sensibelsten Phase des menschlichen (tierischen) Lebens auf unsere ungeborenen Kinder einwirken. Dazu gehören Substanzen, die es früher nicht gab; ein Teil gehört zu den nicht oder schwer abbaubaren Stoffen, weshalb diese „persistierend“ sind (PCBs, DDT…). Diese frühen Einwirkungen können nach Auffassung der maßgeblichen Toxikologen, Endokrino-logen und Epidemiologen
    a) zu einer Fehlanlage von Organen (Beispiel Fehlmündung der männlichen Harnröhrenöffnung durch zu hohe Östrogeneinwirkung während der Schwangerschaft führen,
    b) aber auch im späteren Leben die Entwicklung von Krebs fördern: Historisch erstes gut belegtes Beispiel ist das gehäufte Auftreten von Scheidenkrebs bei jungen Mädchen kurz vor oder nach der Pubertät (sonst nur im Erwachsenenalter) nach der großzügigen Anwendung von künstlichen Östrogenen (Diethylstibestrol = DES) wegen Blutungen in der Frühschwangerschaft, drohender Fehlgeburt.
    c) krebserzeugendes PCB, brustkrebsförderndes DDT und das von der WHO als krebsverdächtigte Glyphosat im Nabelschnurblut sind ja nur 3 Beispiele. Glyphosat kommt in der Muttermilch in einer Größenordnung vor, die in Zellversuchen das Wachstum hormonabhängiger Brustkrebszellen fördert.

Die positive Nachricht zum Schluss: bei Bio-Nahrung (kein Interessenkonflikt meinerseits!) in der Schwangerschaft treten z.B. weniger der o.g. Harnröhren-Fehlbildungen auf. Wie Sie möchte ich durch einen positiven Denkanreiz die Situation für Eltern und Kinder verbessern. Falls Sie sich für diesen Themenkomplex interessieren, würde mich das sehr freuen. Falls Sie es wünschen, kann ich gerne Literaturhinweise geben oder zu dem Gesagten auch nachreichen. Für Journalisten ist das Thema auch deshalb interessant, weil ein Teil dieser Stoffe epigenetische Effekte hat und negative Folgen auch mindestens 2 Generationen (wie auch im Fall DES) ins Erbgut übertragen werden können. – Dr. Gottfried Arnold


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der die billige, allgegenwärtige Verfügbarkeit von fossilen Brennstoffen den Bezug zu allgemeinen Regeln des Zusammenlebens verschüttet hat. Ein Beispiel ist, dass wir es für selbstverständlich halten, dass wir es in unseren Wohnungen immer! kuschelig warm haben, egal wie kalt es draußen ist. Ich kann mich noch erinnern, dass ich abends noch die Kohlen aus dem Keller holen musste, damit meine Mutter morgens, wenn die Wohnung gänzlich ausgekühlt war, die Öfen anfeuern konnte. Da war aufstehen und sich in der Kälte fertig zu machen, schon mit Überwindung verbunden. Aber auch, wenn überall heute das Erdölprodukt Kunststoff verteufelt wird, es sorgt schon auch für unsere Bequemlichkeit. Kleidung muss häufig nicht mehr gebügelt werden, weil große Anteile Kunstfasern sind. Viele Alltagsgegenstände sind aus Kunststoff, die dadurch oft bílliger und leichter sind, als wenn sie aus Holz oder Metall wären.

Und deshalb vielleicht, sind wir es auch gewohnt, dass alles machbar und im Sinne unserer Spielart von Kapitalismus uns nutzen muss. Anders kann man zum Beispiel die Äußerung der Telekom „sie sei gegen die Nutzung ihrer Mobilfunkantennen durch andere Telekomunikationsunternehmen zum Nutzen der Allgemeinheit, weil sie dann nicht mehr den Marketingvorteil des „besten“ Netzes hätte.“ Vor diesem Hintergrund scheint es kaum möglich, dass die Gesellschaft als Gesamtheit – aber auch jeder einzelne – überhaupt realisiert, wie zerstörerisch unser aller ganz normaler Alltag schon ist. Dabei geht es im Moment noch nicht einmal um Umkehr, sondern einfach nur um das Beenden der Zerstörung unserer Lebenswelt. – Ulrike Sammet-Graff


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Zu dem aktuellen Thema der ZEIT ergab sich neulich ein sehr seltenes Gespräch zwischen der Venus und unserer Erde:
Venus: „Na, wie geht’s?“
Erde: „Och, nicht so gut, ich hab Mensch.“
Venus: „Ach, das ist nicht so schlimm, das geht vorüber!“ – Dr. Uwe Roske


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Mich überrascht ihre marktliberale Einstellung in ihrer jüngsten Kolumne. So so , jeder ist also seines Glückes Schmied. Oder:Blöd dass man nicht frühzeitig seine Weichen Richtung Immobilienmakler oder Börsenspekulant gestellt hat. Bei Ihnen gibts den bösen Reichen, den schrecklichen Diktator ( Nordkorea) , aber auch den guten Reichen (Apple), der zwar kreativ und einfallsreich ist, seine guten Milliarden aber mit blanker abzocke und prekären menschenverachtenden Produktionsverhältnissen in billiglohnländern verdient. Bravo! Ist das ihre Form von altersmilde? Jede einigermaßene reflektion über Besitzverhältnisse und Reichtum muss nicht unbedingt im verspießerten deutschen Neid oder im naiven amerikanischen Beifall enden. Einfach mal sein Hirn einschalten und schon weiß man, dass die jugendliche karriereplanung oder die falsche studienfachwahl nicht zwingend was mit unermesslichen Reichtum oder Besitzverhältnissen zu tun hat. – Roland Peter


Leserbrief zu „Es liegt an den Anderen“ von Elisabeth Raether

Wie oft muss ich noch schreiben, dass die Bezeichnung „Parteigenosse“ die selbstgewählte Bezeichnung der NSDAP für ihre Mitglieder war und deshalb nicht für Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten verwendet werden sollte. Mitglieder der SPD nennen sich gegenseitig „Genosse“ oder „Genossin“, das gilt auch für andere Parteien des linken Spektrums. Sozialdemokratinnnen und Sozialdemokraten, Kommunisten und viele, viele andere wurden von den Nationalsozialisten verfolgt, eingesperrt, ermordet. Wer die Bezeichnung „Parteigenosse“ für solche Menschen heute verwendet, ist entweder bösartig, dumm oder geschichtslos. All dies sollte aber in der Redaktion einer Zeitung wie der von mir sehr geschätzten „Zeit“ nicht vorkommen. – Gerhard Boehmler


Leserbrief zu „Der Islam und das Geld“ von Evelyn Finger

Die Aussagen von Frau Schröter über die Folgen der Auslandsfinanzierung von islamischen Organisationen lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Die Ditib Moschee in Köln sowie ihre Eröffnung durch Erdogan sollten dem letzten Gutmenschen die Augen geöffnet haben. Als Vorlage gibt es ein Gesetz in Österreich, das dem Transfer von Geldern aus dem Ausland an islamische Organisationen unter Strafe stellt. Was hindert den deutschen Bundestag daran, dies auch zu tun? Die AfD wird so weiter Zustimmung finden. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Der Anfang vom Ende“ von Matthias Kalle im ZEIT Magazin

Sie haben wirklich Mut bewiesen damit, sich hier in aller Öffentlichkeit jemand zu outen, der sich wie ein Arschloch benommen hat. Sie qualmten die Kollegen voll (und überlegen noch „Da gibt es eventuell ein Gesetz… Egal.“, bezeichnen sie dann auch noch als Feiglinge, weil diese Ihnen nicht direkt sagen, wie sehr Ihre Rücksichtslosigkeit und Ihre offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber der Gesundheit und dem Befinden Ihrer Kollegen sie stört. Ich kann jetzt nach der Lektüre sehr gut verstehen, warum Ihnen niemand direkt entgegentreten wollte. Und Ihr Rauchen bezeichnen Sie gleichzeitig als Ihre Privatsache, die niemanden etwas angeht. Da steckt schon eine unglaublich große Verdrängungsleistung dahinter, damit man so etwas denken kann. Man möchte Sie schütteln.

Da war allerdings ein ziemlich guter Satz, und zwar der von der Erkenntnis, warum Sie überhaupt angefangen haben zu qualmen. Sie wollten sich als das Leben unter Kontrolle habend erleben, etwas entscheiden, sich spüren als Mensch, der etwas tut, allein. Hoffentlich schaffen Sie es, das jetzt einfach in Liebenswürdigkeit, Rücksichtnahme und Freundlichkeit umzumünzen und daraus einen Sinn für Ihr Leben zu ziehen. – Barbara Meier


Leserbrief zu „Die Hunde bellen wieder“ von Peter Kümmel

Mit dem Beitrag hat Autor Peter Kümmel ein Problem ins Bewusstsein der Leser gerückt, das schon etliche Jahre nicht mehr wahrgenommen wurde, nämlich die Gegensätze zwischen Iren und Briten. Geradezu beängstigend ist seine Prognose, dass mit dem Brexit auch die kriegerischen Auseinandersetzungen beider Volksgruppen in Nordirland wieder beginnen werden. Dabei sollten doch derartige religiös bedingten Konflikte in der aufgeklärten westlichen Welt ein für alle Mal nur noch der Geschichte angehören und zwar in klarem Gegensatz zur Welt des Islams. Warum beweist Großbritannien denn nicht seine ständig herausgestellte Größe damit, dass es seinen Anspruch auf Nordirland generell aufgibt, sich von der Insel zurückzieht und damit die Untat der gewaltsamen Eroberung fremden Territoriums aus alten Zeiten wiedergutmacht? Die EU sollte solchen Schritt sogar mit einem Bonus bei dem Brexitvertrag belohnen. – Hans Anhoeck


Leserbrief zu „Der Islam und das Geld“ von Evelyn Finger

In dem Interview erwähnt Frau Schröter, dass außerhalb Europas sehr konservative, ja fundamentalistische Formen des Islams, die u.a. Frauen diskriminieren und Minderheiten verfolgen, auf dem Vormarsch sind und andere Auffassungen auch in Deutschland verdrängen. Das rührt an ein grundsätzliches Problem: Warum werden diese Gruppen eigentlich noch dem Islam bzw. dem Religiösen zugerechnet? Ich empfehle das Ausschlussverfahren: Wer Gewalt zur Durchsetzung seiner Vorstellungen anwendet, widerspricht dem Geist, dem Sinn und den Botschaften der Religionen, und das sollte auch so kommuniziert werden. – Christoph Müller-Luckwald


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Sie gehen da an ein Thema heran, was für uns Menschen auf diesem unseren Planeten Erde zur größten Herausforderung geworden ist, und von uns Menschen weltweit mit zum größten Teil selbst verursacht wurde und noch immer anhält, diese Umweltverschmutzung mit allen seinen schon jetzt erkennbaren Anzeichen (Abschmelzen der beiden Polarkappen – Abholzungen der Wälder – Hochwasser – orkanartige Stürme ). Wenn diese Phänomene nicht mehr rechtzeiztig gestoppt werden können, habe ich keine Hoffnung mehr das wir diese Welt noch retten können. Der schöne Ausblick des Astronauten Gerst aus der ISS auf die Erde mag uns darüber hinweg trösten, wie es auf unserem Planeten aussieht. Wenn Sie schreiben das es uns gut geht, mag das für uns in den reichen Industriestaaten gelten, jedoch für die meisten Menschen weltweit gilt das leider nicht. Die Ausbeutung der Ressourcen um immer wieder neue Produkkte mit Hilfe von sehr viel Energie herzustellen und auf den Markt anbieten, und uns alle dazu verleiten, diese Produkte zu kaufen, ist eine Manipulation, die es in dieser Art noch nie gegeben hat, und immer größere Ausmaße annimmt. Für die großen Unternehmen zählt nur noch der Umsatz und das die Börsennotierungen- ,sowie das die Gehälter der Bosse in den Chefetagen stimmen. An dieser Klimakathastrophe tragen auch die Konzeren weltweit eine ganz erhebliche Mitverantwortung und sollten an einer Klimakonferenz mitbeteiligt werden.

Die Hauptursache für die dramatische Klimaveränderung liegt also in unserem Verhalten ganz allgemein (steigender Energieverbrauch – infolge steigender Bevölkerung weltweit und damit auch steigender Konsum. Die Verschmutzung der Weltmeere, durch den Plastikmüll ist nicht mehr länger zu verantworten, man hat sich nun durchgerungen, wenigstens Plastikdrinkhalme und Wegwerbesteck aus dem Handel zu verbannen. Wie treffend hatte es bereits Marion Gräfin Dönhoff zum Ausdruck gebracht und angeprangert diesen Turbokapitalismus = Raubtierkapitalismus, den wir leider alle unterlegen sind, der auch mit verantwortlich ist für diesen Zustand aus unserm Planeten ! Ich bin schon gespannt auf die folgenden Beiträge (Artensterben;Klima;Wasser ;Luft und Boden) – Klaus-Dieter Michel


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Wut und Zorn sind Drohungen. Hass ist destruktiv. Wer hasst will Verletzen, zerstören. Das ist in der Tat bedrohlich, auch wenn die Faust nicht zwangsläufig folgen muss. Aber es sind Emotionen. Sie können wieder verfliegen. Von dauerhafter Natur sind Annahmen und Überzeugungen. Sie sind es, welche durch die Brandreden von Populisten in den Vordergrund gehoben werden. Zum Beispiel: Daumen rauf, Daumen runter als finales Urteil. Undifferenziert und absolut. Vom Alten Rom bis zu den neuen Medien. Top oder Flop. Gut oder Böse. Freund oder Feind. Ist es nicht eine bedrohliche Selbstverständlichkeit, alles und jeden abzuurteilen? Eine Selbstverständlichkeit herrschaftlichen Denkens, welches sich anmaßt, nicht nur über das zu richten, was Menschen tun, sondern auch darüber, was sie fühlen? „Warum dürfen sich heute so viele auf Ihre Ängste berufen?“ fragt Durs Grünbein. „Dürfen“? Wer sollte es ihnen denn erlauben? Wenn die Würde des Menschen unantastbar sein soll, dann auch die Gefühle.

Aber Zweifel sind möglich. Menschen können hervorragend täuschen. Auch das kann verunsichern und ängstigen. Wenn Herr Grünbein sagen wollte, die Ängste bestimmter Menschen seien nur vorgespielt, dann sollte er das auch so schreiben. Was davon stimmt, kann aber nicht von oben herab (auch nicht von Experten) entschieden, sondern muss auf Augenhöhe geklärt werden. Und aus seiner Angst heraus kommt ein Mensch nicht nur mit Zorn und Wut, sondern auch über die Zugewandheit, das ernsthafte Interesse und ggf. die Unterstützung seiner Mitmenschen. – Jürgen Pilz


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Vielen Dank für den Artikel. Er entspricht bis auf eine Kleinigkeit meinen Ansichten. Können Sie mir erklären, was Herr Grünbein mit dem Satz „Warum die Golfspieler, selbstsüchtige Unternehmer, politische Abenteurer vom Schlage eines Berlusconi, Trump oder Erdogan, die Massen für ihre Zwecke mobilisierern können in ihrem eigensten, profitgesteuerten Interesse.“ sagen möchte? Sind Golfspieler nach seinem Verständnis pauschal Menschen, die mit Trump und ähnlichen Hetzern sympathisieren oder gleichzusetzen sind? Für mich besteht kein Zusammenhang zwischen Golf und der im Artikel beklagten Verrohung der Sprache und den daraus entstehenden Folgen. – Jochen Bröcker


Leserbrief zu „Hans Balthes, Arzt im Rheinland“ von Hans Balthes

Der Freund der Zeit, Hans Balthes, spricht mir aus dem Herzen: Woher die Lust der Mitmenschen am Dauerangebot von Krimis, an Mord und Totschlag? Ankündigung von Krimis im Fernsehen: „Kurzweiliger Krimispaß: Tod im Supermarkt.“ Tja, Spaß muß sein, es wird ja nur der Filialleiter erschlagen. Eine Krimibesprechnung: „Ein angenehmer, freundlicher Entspannungskrimi.“ Es liegt ja nur ein Gartenfreund erschlagen in seinem Maischefaß. Auch zum Weihnachtsprogramm wird Mordsspaß versprochen. Geschieht irgendwo ein wirklicher Mord, steht in der Zeitung: „Das Dorf ist in Aufruhr.“ Oder auch: “ Die Ortschaft zeigt sich fassungslos und tief betroffen.“ Wie kann es sein, daß Mord und Totschlag einen so bedeutenden Anteil an unserer Unterhaltung ausmachen? Vielleicht sollten wir auch darüber fassungslos und tief betroffen sein. – Dr. Helmut Hi


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Es ist schon verblüffend und entlarvend, welchen Aufruhr dieser schlichte Datenklau erzeugt hat. Entlarvend, weil es diesmal die „Eliten“ traf, Politiker und Prominente, die sonst geschützt von Leibwächtern, Sicherheitsdiensten und Alarmanlagen in ihren Luxus-Enklaven von der Welt der Normalos hermetisch abgeschottet leben können. Diese „Eliten“ belächeln regelmäßig die Sorgen und Ängste der Normalos, die sich tagtäglich ungeschützt mit den Auswirkungen des zumindest punktuellen Kontrollverlust des Staates auseinandersetzen müssen. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Wir sehen Dich!“ von Xifan Yang

Als Bürger, der brav seine Steuern zahlt und sich bemüht, Geschwindigkeitsbegrenzungen und sonstige Regelungen so gut wie möglich einzuhalten, kann ich die Chinesen verstehen, die sich nach dem perfekten digitalen Überwachungsstaat sehnen. Tagtäglich ärgere ich mich über Regelverstöße anderer, die zu Lasten der Allgemeinheit gehen und viel zu selten geahndet werden. Allerdings befürchte ich, dass am Ende auch im „perfekten“ digitalen Überwachungsstaat die Regeln nur für vielleicht 90% der Bevölkerung gelten werden. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Das Schweigen der Tat“ von Caterina Lobenstein

Sind vor dem Gesetz nicht alle gleich?
Die AfD und rechte Gruppierungen nutzen Straftaten, welche von Migranten begangen werden, ausschließlich zur Wahlwerbung. Kaum ein Fall der nicht in diesem Sinne missbraucht wird. Auch die CSU und die CDU, welche ja hinter der AfD hinterherdackeln, stürzen sich auf dieses verlockende populistische Thema. Leider auch die Medien, welche solche Klamauk-Themen gerne aufnehmen. Nicht so die Zeit, welche sich hier ja gerade kritisch mit dem weniger populären Fall beschäftigt. Die jüngsten Vorfälle in Amberg oder Bottrop – hier fuhr ein Deutscher in Tötungsabsicht mit seinem Auto in eine Gruppe von Ausländern – führten zu völlig unterschiedlicher Bewertung in der Öffentlichkeit, der Politik und in den Medien. Schlagzeilen machten vor allem die Straftaten in Amberg wo Migranten Deutsche angriffen. Prompt geht die CSU mit dem Slogan „härtere Gangart für kriminelle Flüchtlinge“ auf Stimmenfang. Dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird, sieht unsere Verfassung nicht vor.

Zum Thema einige Daten aus der Statistik. Insgesamt gab es im Jahr 2017 in Deutschland genau 5 761 984 registrierte Straftaten. Darunter sind 39 505 politisch oder religiös motiviert – die rechtsradikalen Straftaten rangieren mit 20 520 weitaus an höchster Stelle. Männliche Jugendliche und junge Erwachsene machen rund 30 Prozent der Bevölkerung aus. Sie sind aber in der Kriminalstatistik für 75 Prozent der Gewalttaten verantwortlich. Das ist bei den Zuwanderern nicht anders als bei der deutschen Bevölkerung. Sind Flüchtlinge erst einmal als solche anerkannt, geht die Kriminalitätsrate unter ihnen deutlich zurück. Asyl- und Schutzberechtigte machen nur 0,5 Prozent aller Tatverdächtigen aus. Sie sind damit weitaus gesetzestreuer als Deutsche. Unser Rechtsstaat geht davon aus, dass jeder vor dem Gesetz gleich ist und nicht nach Herkunft Religion etc. unterschieden wird. Danach müsste jeder, der in Deutschland straffällig geworden ist, auch nach deutschem Recht abgeurteilt und nicht ausgewiesen werden, was einem Freispruch gleichkommt. Eine Ungleichbehandlung sieht unser Rechtssystem nicht vor. – Conrad Fink


Leserbrief zu „Der Anfang vom Ende“ von Matthias Kalle im ZEIT Magazin

Für ihren Autor hätte ich einen Ratschlag, der vielleicht zu spät kommt. Aber für den Fall daß er wieder schwach wird: Wenn sie weiter rauchen sollten sie akzeptieren, daß das Leben das Ende bestimmt. Ob es zu früh war oder auch nicht weiß kein Mensch. Ein Nichtraucher kann es auch nicht wissen. Vielleicht stirbt er auch früher als ein Raucher – wer weiß. Wenn sie Glück haben, erreichen sie das Alter von Helmut Schmidt, der Kettenraucher war. Oder werden noch älter. Oder auch nicht. Oder sie steigen auf Tabakspfeife um. Mein Großvater war einer, hin und wieder auch mal eine Zigarre. Der wurde in den vierziger Jahren 91 Jahre alt. Warum lassen sie sich so sehr von der Wissenschaft und der Gesellschaft beeinflussen? Ihr Kampf, das Rauchen abzugewöhnen, hat sie Lebensqualität gekostet, was zum frühen Tod führen kann oder auch nicht. Es schreibt ihnen ein Raucher…… – Gunter Knauer


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Die von Ihnen genannten Zahlen sprechen für sich. Selbst wenn die US-Bürger ihren Ressourcen-Verbrauch um 80% und wir unseren um 66% reduzieren würden und die übrigen Menschen sich ebenfalls auf dieses Niveau beschränken würden, dürfte die Weltbevölkerung ab sofort nicht mehr wachsen! Da alle Erdenbürger das gleiche Recht auf Nahrung, Rohstoffe und Energie haben und damit der durchschnittliche Ressourcen-Verbrauch pro Mensch weiter zunehmen wird, ist der einzig realistische Weg, das weltweite Bevölkerungswachstum umzukehren und die Zahl der Menschen innerhalb von 100 Jahren auf der Erde auf unter 2 Milliarden zu begrenzen. (also die Bevölkerungsentwicklung um 100 Jahre zurückstellen). Ansonsten endet die Entwicklung innerhalb dieses Jahrhunderts für die Ökosysteme und für einen Großteil der Weltbevölkerung in einem riesigen Desaster! Nur die Reichsten der Reichen werden sich Reservate leisten können, in denen das Leben noch lebenswert ist. Sie mögen meine Meinung für pessimistisch halten, aber es ist in Wahrheit ein einfacher Dreisatz: Durchschnittlicher Ressourcen-Verbrauch multipliziert mit der Anzahl der Menschen. – Rainer Funke


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Löblich, diese Frage aufzuwerfen, allein ob der Befund so zutrifft? Der Anfang des Artikels lässt ohnehin noch nicht auf die eindeutige und letztlich erwartbare Adressierung schließen, der Übeltäter ist aber dann doch wieder der verachtenswerte Rechtspopulist. Dabei ist die Brutalisierung der Sprache doch längst in der Mitte unserer Gesellschaft, also auch bei den Politik- und Medieneliten, angekommen. Sonst würden doch nicht SPD-Bätschi-Frauen ankündigen, dass es ab nächster Woche beim politischen Gegner „auf die Fresse gibt“. Auch BR-Politikjournalistinnen würden sich nicht die Frage stellen, „wie lange der Mann (Seehofer) wohl seinen Job noch hat“. Scheinbar läuft der Verlust jeglichen Respekts einer Sprachverrohung immer unmittelbar voraus? Denn: „Der Mann“ ist ein Herr Bundesinnenminister Seehofer, ein Politiker mit veritabler Lebensleistung, dem man dafür danken sollte, dass er sich mit Rückgrat mancher Wolkenkuckucksentscheidung entgegengestellt und nicht mit geballter Faust in der Hosentasche den Schwanz eingezogen hat. Auch ist fraglich, ob wir ein wichtiges Ministeramt als „Job“ bezeichnen sollten.

Aber egal, sie schlägt ja ohnehin nur auf einen ein, auf den alle anderen ebenfalls reflexartig eindreschen, unwichtig was er gerade macht. Verdrängt hat der Verfasser Grünbeinoffensichtlich, dass nicht allein der Begriff „Gutmensch“ einen Bedeutungswandel durchgemacht hat, sondern auch die „Ängste“. Schmerz und Angst waren früher einmal wichtige Signalgeber für kritische Situationen. Ihre Aufgabe bestand darin, Schäden abzuwenden und Überlebensstrategien anzustoßen. Wer heute „Ängste“ hat, auf die zu berufen er sich die Freiheit nimmt, der ist bestenfalls „engstirnig, hartherzig und ewiggestrig“! Dabei könnten es die Ängstlichen doch so einfach haben. Sie müssten doch nur zu denen mit dem höheren humanitären Bewusstsein gehen, sich die Welt erklären lassen und schon wären sie verflogen, die „unbegründeten“ Ängste vor Überfremdung, vor Parallelgesellschaften, vor kriminellen Familienclans, die bestimmen, was auf unseren Straßen geschieht, davor, dass der Islam zu Deutschland gehört und weiter einen militanten Gegenpart zu unserer Lebensweisebildet, vor einem hilflosen Staat, der Recht nicht mehr durchsetzen kann oder will, vor dem Schröpfen des Steuerbürgers, um Dinge zu schaffen, die viele gar nichtschaffen wollen. Aber halt, wer da irgendwelche Zusammenhänge herleiten wollte, dem sei hiermit seine „schiefe Rhetorik“ gleich mal ausgetrieben! Irgendwann scheint einem Großteil auch noch so friedlicher deutscher Mitbürger diese simple Logik auf den Magengeschlagen zu sein, denn reihenweise rissen die Geduldsfäden und die Sprachevergröbertesich. Allein, richtig hingehört hat niemand und gehandelt schon gar nicht. Neben dem Bedauern darüber, dass etwas so geworden ist, wäre die Frage zu klären, wie es denn dazu gekommen ist. Da sei auf ein ehernes Gesetz nach Newton verwiesen, das speziell Physiker-Innen wohlbekannt sein sollte, nämlich: Actio est Reactio. – Konrad Gold


Leserbrief zu „Die Hunde bellen wieder“ von Peter Kümmel

Interessant wäre die Antwort der so genannten Katholiken und Protestanten auf die Frage gewesen, ob sie schon mal die Bibel gelesen haben beziehungsweise ob sie sich auch als Christen fühlen. – Angelika Adler


Leserbrief zu „Seid wieder Spielverderber!“ von Armin Nassehi

Soziologie als Leitwissenschaft und Stichwortgeber für Politik und Medien
Der Einfluss der Soziologie zeigt sich nicht nur in den Kontroversen über den Zeitgeist und seine Krisen. Natürlich kann man wie Armin Nassehi den prominenten Soziologen und Stichwortgebern der Bonner Republik nachtrauern – Helmut Schelsky, Ralf Dahrendorf, Erwin K. Scheuch, Ludwig von Friedeburg und anderen, die mit ihren Themen von der Technokratie bis zum Bildungsnotstand Agendasetter der Politik waren. Vor allem aber haben sie in der Politik Verantwortung übernommen und dadurch Einfluss auf die Politik gehabt. Oft waren sie auch Spielverderber, aber in einem anderen Sinne, als es Nassehi fordert. Mit dem Ausbau soziologischer Studienplätze in den 1970er Jahren haben Soziologen immer mehr Berufsfelder erobert. Der Ruf der Soziologie und ihrer Absolventen war damals alles andere als positiv. Hinzu kommt, dass es für Soziologen kein exklusives Berufsfeld gibt wie bei anderen Professionen. Als Generalisten gelten immer noch Juristen und Ökonomen, während man bei Soziologen eher vermutete, dass sie zwar zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen sind. Dieses Klischee gilt längst nicht mehr. Soziologen haben sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Berufsfelder auch außerhalb der Wissenschaft erobert. Das hat nachhaltige Folgen für die öffentliche Wirksamkeit der Soziologie und relativiert den Befund Nassehis, dass das Fach heute keine Leitwissenschaft mehr sei.

Selbst führende Vertreter der Soziologie stoßen heute eher Kontroversen an, die nur Teilöffentlichkeiten erreichen. Die Debatte zum Beispiel über die Rolle des Nationalstaats in der EU zwischen Wolfgang Streeck und Jürgen Habermas erzielte nicht annähernd die öffentliche Resonanz wie seinerzeit die Studien von Scheuch über Parteienfilz und die über den Bildungsnotstand von Dahrendorf. Soziologische Debatten, die es heute wenigstens ins Feuilleton schaffen, finden eher an den Rändern der Soziologie statt: Hier eine Studie zur Chancengleichheit, dort eine zur Männerdominanz bei Feuerwehren als Kurzmeldung bei Twitter. Nachhaltige Debatten sehen anders aus. Zudem stehen sich Soziologen oft selbst im Weg: Wer wie Nassehi vom „Eigensinn sozialer Strukturen“ spricht, pflegt jenen Jargon, den Kritiker der Soziologie schon immer ankreideten. Abgesehen davon scheitern Reformen nicht an einem abstrakten „Eigensinn sozialer Strukturen“, sondern an konkreten Interessen, fehlenden politischen Mehrheiten und Ressourcen. Es ist ein Genuss zu lesen, wie Chantal Mouffe die kosmopolitischen Illusionen etwa eines Ulrich Beck, einer der bekanntesten Soziologen, auseinandernimmt. Die Politikwissenschaft ist überhaupt konkreter als eine Soziologie, die zum Teil immer noch darüber debattiert, ob es überhaupt Akteure gibt, die andere Systeme steuern können und wenn ja, wie viele und mit welchen „generalisierten Medien“. Einige konstruktivistische Varianten der Soziologie haben sich längst von der Realpolitik abgemeldet und gefallen sich lieber in Krisendiagnosen der „Überwachungsgesellschaft“ oder des „akademischen Kapitalismus“, gegen den – wer eigentlich? – irgendwie Widerstand leisten sollte. Nassehi trifft den Kern, wenn er darin „Chiffren der wohligen Selbstbestätigung“ erkennt. Der spanische Soziologe César Rendueles spricht gar vom Scheitern der Sozialwissenschaften: „Niemand kennt heute Modesoziologen, -ökonomen oder -pädagogen. Skinner, Galbraith, Dahrendorf …? Nie gehört. Trotzdem verhalten wir uns, als würde unser Leben vom Dekan einer sozialwissenschaftlichen Fakultät dirigiert. Würde man einer Runde von Rational-Choice-Theoretikern, Psychoanalytikern und Pädagogen den Auftrag geben, sich auf Mindestanforderungen zu einigen, die gegeben sein müssen, damit soziale Beziehungen entstehen können, käme dabei vermutlich so etwas wie Facebook heraus.“

Es gibt heute keinen Politikbereich, in dem sozialwissenschaftliche Expertisen keine Rolle spielen. Ob Bedarfe an Pflegekräften, an Facharbeitern in einer bestimmten Branche oder an IT-Kompetenzen für die Digitalisierung – alles dies wird regelmäßig von Verbänden, Gewerkschaften und Behörden erhoben und ausgewertet. Parteien, Parlamente und Ministerien greifen derartige Expertisen auf und reagieren darauf mit Gegenexpertisen oder mit Maßnahmen. An allen diesen Phasen der Politikberatung sind Soziologen beteiligt. Genau dies führte zu einer diskursiven Hegemonie der Soziologie zumindest in den Medien und in der Politik, wo sozialwissenschaftliche Begriffe wie selbstverständlich verwendet werden. Diese Soziologisierung von Politik und Medien ist zwar kein Ersatz für die von Armin Nassehi beklagte Bedeutungslosigkeit der Soziologie. Aber sie relativiert den Befund, dass Soziologie nur dann bedeutsam ist, wenn sich ihre Fachvertreter einmischen. Die fast inflationäre Benutzung von Begriffen wie „Ausgrenzung“, „Spätkapitalismus“, „Geschlechterordnung“ oder „Risikogesellschaft“ in den Medien ist ein Indikator für die Hegemonie der Soziologie. Journalistinnen verwenden diese Begriffe ebenso selbstverständlich wie Politiker und Verbandsfunktionäre. Ganze Politikbereiche wie Arbeit, Familie, Jugend, Kultur und Soziales sind zu Domänen der Soziologie geworden, weil in ihren Institutionen von den Ministerien und Kulturämtern bis zu Gewerkschaften, NGOs und Sozialverbänden das soziologische Denken präsent ist. Zu beklagen ist allerdings, dass sich die Träger dieser Expertise von der akademisch institutionalisierten Soziologie weitgehend abgekoppelt haben. Gerade in den Medien ist heute soziologisches Wissen weit verbreitet. Wer „irgendwas mit Medien“ studiert, kommt an soziologischen Theorien nicht vorbei. Das ist angesichts der fehlenden Sichtbarkeit führender Fachvertreter für die Soziologie ein tröstlicher Befund. – Prof. Dr. Manfred Mai


Leserbrief zu „Ja, nein, vielleicht – Noch mal abstimmen?“ von Jochen Bittner

„ wäre es da nicht doch einfacher,die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes ? “ Berthold Brecht, Buckower Elegien 1953 – Gerd Prinz


Leserbrief zu „Der Anfang vom Ende“ von Matthias Kalle im ZEIT Magazin

Ihr Tagebuch zum Einstieg in einen „trockenen“ Raucher habe ich gerne gelesen. Es gibt aber einige ehemalige Raucher, die mit einfacheren Mittel zum Aufhören des Paffens kamen. Vielleicht nehmen Sie sich als Aussteigers selbst zu wichtig. Ich stieg selber aus und habe das anderen so empfohlen: 3 – 4 Tage mittels Autosuggestion sich im stillen immer wieder sagen „ich will nicht mehr rauchen“. Das festigt sich im „Gehirn“ an. Am Tag X geht es leicht von der Hand, nur niemanden in das Tun einweihen, nichts seiner Umwelt sagen. Darüber sprechen kann man ja nach Wochen, es hat bestimmt keiner richtig gemerkt. Versuch macht klug. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Valerie Schönian spricht mir aus dem Herzen. Auch ich habe mir eines Tages vorgenommen, den bettelnden Menschen ins Gesicht zu schauen und ihnen nach Möglichkeit zu geben. Auch wenn es lästig ist, stehen zu bleiben und das Portemonnaie hervorzukramen. Es sind Wenige, die nie etwas übrig haben, um anderen davon abzugeben. Mit Gutmenschtum hat das nichts zu tun. Es ist eher Ausdruck von Achtsamkeit und Interesse am Mitmenschen. Mehr davon würde dem sozialen Klima im Land nur gut tun. Und Hand auf's Herz: Wer hätte wirklich Interesse daran, mit diesen armen Teufeln zu tauschen? Ich habe mir jetzt vorgenommen, immer ein paar Münzen in meiner Hosentasche bereitzuhalten. Und zu geben. – Josef Welle


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Sie haben sicher recht und ich schäme mich auch, aber trotzdem fehlt mir in dem Artikel die mittel- und langfristige Perspektive. Den Bettler(inne)n ist mit Almosen schließlich nicht auf Dauer geholfen. Wo bleibt der Sozialstaat? Meines Erachtens dürfte es in einem funktionierendem Sozialstaat Obdachlose, Bettler(innen) oder Menschen, die auf „Tafeln“, Suppenküchen, Kleiderkammern, Schulmaterialienkammern etc. angewiesen sind, oder auch überforderte Partner(innen)/Angehörige Pflegebedürftiger gar nicht geben, weil sich ein funktionierender Sozialstaat erfolgreich um sie kümmern würde. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Ziemlich leichte Beute“ von Tobias Timm

In der ZEIT Nr. 3 berichten Sie ausführlich über den Diebstahl dieser Münze aus dem Bode-Museum, die Sicherheitsmängel dort und die Probleme mit dem kommenden Prozess am Landgericht Berlin. Im zweiten Absatz, etwa in der Mitte, schreiben Sie: „Es waren von der Münzprägeanstalt Royal Canadian Mint 2007 nur insgesamt sechs Exemplare der Münze hergestellt worden, […]“ Wenn Sie in Wikipedia nachsehen, erfahren Sie, dass nur fünf dieser Münzen produziert worden sind, und auch wer sie in Besitz hat bzw. hatte. Die im Bode-Museum war bis 2017 in Privatbesitz und wurde von 2010 an als Leihgabe dort ausgestellt. Vielleicht können Sie den Fehler ja berichtigen. – Hans-Georg Imhof


Leserbrief zu „Kunst als PC“ von Josef Joffe

Vielen Dank dem Autor, eine sehr treffende und überfällige Breitseite gegen die Fraktion der Empörungsbeauftragten die bei ihrer verkrampften Suche nach Political Correctness weder Kunst noch Kultur verschonen. Es ist erschreckend zu sehen, wie weit hierzu Repressalien in kulturelle wie Alltagsbereiche vordringen konnten und es wird höchste Zeit, diesem geheuchelten Treiben eine Gegenbewegung entgegenzusetzen. „Nigger Jim“ oder „Negerkönig“ aus den zitierten Literaturbeispielen zu streichen oder zu ersetzen grenzt an positiven Rassismus und wird den „Betroffenen“ ebenso wenig nützen wie den Sinti und Roma, wenn man demnächst das Zigeunerschnitzel aus der Speisekarte streicht. – Michael Deil


Leserbrief zu „Hundert Jahre Spaltung“ von Christoph Dieckmann

Christoph Dieckmann zitiert den wohltuenden Satz der Rosa Luxemburg: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“. Also: Eine vorbildliche Demokratin mit politischer und geistiger Größe! Umso ungeheuerlicher erscheint der Mord durch rechtsextremen Terror an der Verfolgten. Der stets gern zitierte Satz jedoch täuscht, er galt nur für Gesinnungsgenossen, nicht für Nicht-Kommunisten wie Demokraten, Liberale, Kleriker, Patrioten, Konservative. Der wirkliche, auf das Wesentliche reduzierte, Text lautet nämlich: „Der Sozialismus … hat … zur Voraussetzung eine Reihe von Gewaltmaßnahmen – gegen Eigentum usw.“, und: „Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegenbleiben.“ Rosa Luxemburg hat mit radikalen Äußerungen am politischen Klima der Weimarer Republik ebenso gezündelt wie ihre rechtsextremen politischen Gegner. Als Chefredakteurin der Roten Fahne“, Programm-Autorin des Spartakus-Bundes verlangte sie eine Räterepublik, sie war 1919 Mitbegründerin der KPD. Dieckmanns letzter Satz seines Artikels kann deshalb nicht unwidersprochen bleiben; Rosa Luxemburg war war keine Sozialdemokratin, sie war Kommunistin bis zum letzten Tag ihres Lebens. (Zitat nach F. Weil: Rosa Luxemburg über die russische Revolution, in: Archiv für Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, Band XIII, 1928.) – Dr. med. Hans-Hartwig Thienemann


Leserbrief zu „»Menschen, kümmert euch darum!«“ von Fritz Habekuss

Die „klugen Kontrahenten“ Wilson und Boetius verstehen sicher sehr viel von ihren Fächern. Trotzdem drei Fragen dazu:

  • In welcher Währung soll die CO2-Steuer erhoben werden? Nimmt man dazu 50 % US-$ und 50 % € als MIX, dann müsste eine wirkungsvolle Steuer in den Industrieländern mindestens bei 40 MIX liegen. Das könnte mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung kaum tragen. Deshalb wäre ein regionales Mengenziel wie im EU-CO2-Emissionshandel auch zu bedenken.
  • Ganz am Ende des Gesprächs wurde die wachsende Weltbevölkerung angesprochen: Deren Wachstumsraten über jeweils 100 Jahre gemittelt haben sich nach 1800 bis 2000 erhöht, und zwar von durchschnittlich 0,5 % p.a. im 19. Jahrhundert auf 1,3 % von 1900 – 2000 jährlich und seither etwa 1,2 % p.a. Dieser Motor treibt fast alles an: Von der Rodung riesiger Waldgebiete und Umwandlung in Landwirtschaftsflächen, Trockenlegung ehemaliger Feuchtgebiete, großer Flächen­verbrauch für Siedlungen und Produktionsstätten, enorm wachsender Energieverbrauch und Düngerbedarf etc. Der größte Teil dieser Aktivitäten – und nicht allein das eine Gas CO2 – verändert auch die Klimabedingungen auf der Erdoberfläche (6 – 8 Treibhausgase, veränderte Albedo oder Wasserkreisläufe, …). Solange ein Häuptling in Afrika zehn Kinder braucht, um sich gut zu fühlen, hat die Welt ein Problem.
  • Und der Kolonialismus ist seit mehr als 50 Jahren beendet: Geht es den betroffenen Staaten seitdem überall besser? Einige Fehlentwicklungen haben auch dortige Diktatoren verzapft. – emer. Dr. Wolfgang Ströbele

Leserbrief zu „Was wir wissen“ von Fritz Habekuss

Vielen Dank für den interessanten Artikel. Eine der mit Abstand wichtigsten Gründe für das Artensterben in Deutschland und vielen anderen Ländern ist die industrielle Landwirtschaft. Durch die frühen und häufigen Wiesenschnitte, die Artenarmut der GRünlandflächen durch Einsaatwiesen ohne Blütenpflanzen sowie völlig unkrautfrei Ackerflächen ohne blühende Ackerwildkräuter. – Ulrike Schnitzler


Leserbrief zu „Über Reichtum und Neid“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Immer mal wieder ist offensichtlich „Neid“ Thema in den Medien; festgemacht etwa an hohen Einkommen von Vorstandsvorsitzenden oder an Gagen von Popstars oder Gehältern von Spitzenfußballern und deren Auftreten in der Öffentlichkeit, im Augenblick gerade mal wieder befeuert durch Ribérys „Goldsteak“. Wenn Spitzenmanager nach finanziellen Pleiten oder kriminellen Machenschaften – wie z. B. in der Dieselaffäre – ohne Übernahme von Verantwortung sich Boni erhöhen oder mit dem goldenen Handschlag verabschiedet werden, kann man ärgerliche Reaktionen nicht schlicht mit Neid abtun, weil es hier um etwas ganz anderes geht, nämlich um ein verletztes Gerechtigkeitsempfinden in weiten Teilen der Bevölkerung. Und wenn Ribéry öffentlich ein € 12oo-teures mit Blattgold beschichtetes Steak verspeist, macht sich die Kritik, so wie ich es wahrnehme, an der Dekadenz seines Verhaltens fest ebenso wie an der Verachtung, die er für seine „hater und Neider“, wie er sie nennt, zeigt, die sein Verhalten nicht o.k. finden und deren Existenz er einem Unfall zuschreibt.

Im „Zeitmagazin“ Nr.3 setzt sich Harald Martenstein in seiner ebenso genannten Kolumne mit „Reichtum und Neid“ auseinander. Auch wenn er den Fall Ribéry nicht erwähnt, kann er m.E. nicht verhindern und wird das als Journalist auch wissen, dass der Vorfall nach einem ca. 2-Wochenabstand noch in den Köpfen seiner Leser virulent ist. Er beginnt die Kolumne mit dem Hinweis, dass er einmal gesagt habe, „Neid auf Reiche sei in Amerika weniger ausgeprägt, als bei uns.“ Was besagt das denn, in diesem Zusammenhang? Dass wir Deutsche halt schnell auf alles und jeden neidisch sind und einfach mal ein wenig toleranter sein sollten? Aussagen über den Nationalcharakter eines Volkes halte ich für problematisch, weil sie schwer verifizierbar sind; Martenstein unternimmt auch keinen Versuch seine These zu erhärten, etwa indem er nach ernstzunehmenden Belegen sucht.

Falls die Aussage zutrifft, ist sie m.E. in der amerikanischen Siedlungsgeschichte begründet. Die Puritaner standen für die calvinistische Arbeitsethik ein, die Fleiß, Arbeit und Askese als Ideale proklamiert, während Luxus und Zeitverschwendung als schwere Sünden angesehen werden. Zur calvinistischen Überzeugung gehört auch die Prädestinationslehre, die davon ausgeht, dass die Erlösung des Menschen nicht aufgrund seiner Taten erfolgt, sondern quasi a priori durch göttlichen Gnadenakt. Das hielt die Gläubigen jedoch nicht davon ab, wirtschaftlichen Erfolg aufgrund von Fleiß und persönlichem Einsatz als göttliches Zeichen für den Gnadenstand, also die Erwähltheit des einzelnen anzusehen. Dieses protestantische Arbeitsethos hat nach sozialwissenschaftlicher Ansicht ganz entschieden zum Aufschwung und wirtschaftlichen Erfolg der USA und nach Max Webers Ansicht auch zur Entwicklung des Kapitalismus beigetragen und ist im nationalen Selbstverständnis der Amerikaner fest verankert.

Folgt man dieser Auffassung, so wird m.E. deutlich, dass Neid in der vorgegebenen Situation gegenüber einem erfolgreichen Menschen überhaupt nicht in Betracht kommen kann, weil es sich bei dem erkennbaren (wirtschaftlichen) Erfolg eines Mitbürgers um ein göttliches Zeichen handelt, das der Betreffende nach allgemeingültiger Auffassung (i.e. der Puritaner) erkennbar erhalten hat, ein Zeichen, das alle anderen in dieser Glaubensgemeinschaft bzw. in diesem Umfeld selbst auch anstreben. Neid würde sich demnach gegen eine göttliche Fügung richten und wäre damit geradezu Blasphemie. – Volker Kullmann


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Andreas Sentker schreibt als Ressortleiter zur Einführung für seine Serie über den „Zustand der Welt“ zusammenfassend : „Es gibt Hoffnung. Der Egoismus des Menschen ist kein Naturgesetz“. Dem ist leider entschieden zu widersprechen! Die Evolution hat seit Millionen Jahren das Hirn aller Lebewesen, einer Kugel vergleichbar, in wachsenden Schichten geprägt auf Arterhaltung und Selbsterhaltung , nicht erst die der Menschen , aber die auch schon seit rd. 300.000 Jahren. Über diese Grundstruktur hat sich in den letzten rd. 12.000 Jahren eine dünne, sehr empfindliche Schicht menschlicher Kultur gelegt. ( Sprache, Schrift, Malerei, Dichtung, Religion …) Nur nicht daran kratzen, sonst erscheint darunter der nackte Herdenmensch der tumb falschen Vorbildern triebhaft und zum eigenen Vorteil folgt. Erst in dieser dünnen Schicht sind kleine Einsprengsel von Altruismus gegenüber fremden Anderen gewachsen, wie Zuwendung, Hilfeleistung, Mitverantwortung, Verzicht .

Mutter/Kind- Liebe, Mann/Frau-Liebe, Familien Zusammengehörigkeit, Orts- oder Heimatverbundenheit sind abgestufte Teilaspekte der Arterhaltung. Aus dieser persönlichen Überzeugung halte ich die Meinung, daß Egoismus kein Naturgesetz sei, für wohlmeinende Traumtänzerei . Das wird so nix ! Im Umkehrschluss auch nix mit der Hoffnung . Wenn man zusätzlich bedenkt, daß Verzicht und Fremdhilfe nur leicht wächst auf sattem, etablierten eigenen Wohlstand weltweit, dann bleibt uns vielleicht nur die resignierende Rolle eines desillusionierten Zuschauers bei einem schon verlorengegebenen Spiels als Einzelkämpfers in einer völlig ungeeigneten Mannschaft. Das geht wohl den Berg runter. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Richtig ist, dass Bolschewismus und Faschismus kinder des Kapitalismus und der Moderne sind; und es sieht nicht so aus als würde sich die Politik (die Gesellschaft) mit aller Kraft einer Wiederholung dieser Geschichte entgegenstemmen.So gesehen erscheint mir das Gejammer über die Symptome ein bischen oberflächlich. Vielleicht ist ja nicht nur die Sprache „gewaltig“, sonder die Wirklichkeit? Vielleicht folgen die ewig gestrigen ja nur den ewig vorgestrigen Ronald Reagen, Maggie Thatcher, Tony Blair und Gerhard Schröder? Nach dem Krieg war ja sogar die CDU schon mal etwas weiter siehe Aalener Programm. – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „Man kann nicht allen Bettlern etwas geben. Doch!“ von Valerie Schönian

Das ist ein sehr streitbares Thema. Wenn Sie jetzt eine ablehnende Haltung wittern, dann nicht zu Unrecht. Diese wendet sich bei mir gegen jene, die körperlich durchaus in der Lage wären sich zu betätigen. Ein konkretes Beispiel: Ich meide gern jene Orte mit Geldautomaten, bei denen irgendwelche beflissenen Typen den Kunden die Tür aufreißen. Das sind meist Männer, die sich doch nützlich betätigen könnten. Zum anderen gibt es durchaus auch noch solche, zum Teil recht junge Menschen, die irgendwelchen Süchten verfallen sind, und lieber diese Pflegen, als ihre körperliche Unversehrtheit. Ansonsten gibt es im Sinne des Wortes wahrhaftig Bedürftige, denen man gern etwas in die Mütze oder Becher wirft. Mitunter fällt die Einschätzung jedoch schwer. – Gerhard Morgenroth


Leserbrief zu „Wie herrscht Angst?“ von Elisabeth von Thadden

die einzige Angst, die vermutlich wirklich begründbar und begründet ist, ist die Angst vor dem Menschen. Der Mensch ist des Menschen Wolf, im Original kurz „homo homini lupus“, meinte einst sehr treffend der römischen Dichter Plautus. Kriege, Verelendung, Radikalisierung, an Invasion grenzende Massenmigration, Verfolgungen, Völkermorde, Umweltzerstörung etc. sind gleichzeitig Folge und Ursache dieses Grundsatzes. Systematische Angstparolen sind zwar entbehrlich, aber Ängste in diesem Zusammenhang als Schutzmechanismus nachvollziehbar und politischer Folgeschaden ist nicht erkennbar, wenn man die richtigen Konsequenzen daraus zieht. – Mag. Martin Behrens


Leserbrief zu „Der Islam und das Geld“ von Evelyn Finger

Ein demokratisch verfasster Staat mit einem Grundgesetz wie Deutschland kann keine Religion dulden, deren radikale Befürworter ihr eine führende Rolle in der politischen Machtausübung zuordnet. Das ist gegen unsere Verfassung die lediglich Religionsfreiheit garantiert. Wenn in Deutschland Religionsvertreter aus islamischen Länder tätig sind können sie nicht im Auftrag ihrer Heimatländer, wie z.B. der Türkei oder Saudi Arabien, eine für islamische Länder verbindliche Religionspolitik mit all ihren im Westen nicht akzeptierten Einschränkungen von demokratischen Grundrechten und frauenfeindlicher Politik praktizieren. Vermutlich ist das in unserem Nachbarland Frankreich wegen der laizistischen Verfassung undenkbar. In Deutschland ist man sehr schnell besorgt, dass eine kritische Sicht auf die Arbeit der Islam-Verbände schnell zum Vorwurf der Islamphobie führt. Typisch deutsch muss man hier feststellen und deswegen träfe hier der französische Schriftsteller Houellebecq mit seinem Roman Unterwerfung eher die Deutschen als die Franzosen, die sich nicht so schnell einem absoluten Diktat unterwerfen würden wie der immer noch nicht obrigkeitsentwöhnte Nachbar. In Kraft ist bei uns auch noch das Reichskonkordat mit der katholischen Kirche, obwohl die moralisch längst aus dem Ruder gelaufen ist. In Lyon steht zur Zeit ein französischer Kardinal vor Gericht der beschuldigt wird, einen pädophilen Priester gedeckt zu haben -warum passiert so etwas nicht auch vor deutschen Gerichten wo genug hohe katholische Geistliche angeklagt werden müssten ? Hier muss der Staat bzw. das Parlament schellsten dafür sorgen, dass außerhalb der Verfassung agierende Religionen der strikte Auftrag erteilt wird, sich den ausnahmslos für alle Personen geltenden Gesetzen zu unterwerfen. Geistliche Würdenträger stehen nämlich keinesfalls Gottes Gerichtsbarkeit näher oder geniessen gar einen Bonus der ihre Sünden verkleinert. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zum Titelthema „Status Erde“ von Andreas Sentker

Hilflos und klein fühlte ich mich zunächst nach dem Studium der Artikel in der aktuellen ZEIT, Ressort WISSEN. ….und warte gespannt und um Hoffnung und konkrete Vorschläge bittend auf die nächsten 4 Teile. Für mich – der Forschung nicht ganz abhold, aber dem einfachen eigenen Leben und Erleben und Beobachten und Daraus Schlüsse ziehen mehr zugetan, – darf sich die Wissenschaft nicht mehr zurückziehen auf weiteres Forschen. Wem nützt es, wenn der letzte Mensch eine kluge, wissenschaftlich fundierte dicke Abhandlung schreibt darüber, woran dieser Planet zugrunde gegangen ist. Zsammkriegen tut er ihn damit nimmer. Ich habe, z.B., Umgang mit Katzen und mit Kindern durch zugewandtes Hinschauen erst einmal und dann erst Handeln Gelernt, nicht durch wissenschaftliche Abhandlungen. Es gibt so viele Menschen, die, ganz bescheiden und genügsam, Freude haben am Erleben der Natur, ganz einfach, und die sich darin auskennen und wissen, was sie besser nicht tun Sollen, wenn die Freude – und die Natur – erhalten bleiben sollen. Fragt doch auch die! Ich weiß nur, daß ich niemals, nicht für Europa im Mai, nicht bei Landtags,- Bundestags-, Gemeindewahlen, einer Partei meine Stimme schenken würde, die sich in internen Grabenkämpfen ergeht, ihre Profilneurosen pflegt, schaut, wie sie einen Keil in die Gesellschaft treibt, während andernorts (in Katowice, z.B.) das Wohl a l l e r zur Debatte steht. – Beate Schwärzler


Leserbrief zu „Es liegt an den Anderen“ von Elisabeth Raether

Ich wundere mich, daß die Zeit eine ganze Seite für Frau Chebli reserviert. Frau Chebli stammt aus einer Migrantenfamilie, hat die Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten offensichtlich erfolgreich wahrgenommen. Das ist ein Beispiel, über das sich alle Seiten freuen können. Die Beschreibung Ihres privaten Lebensstils, die mich wenig oder nicht interessiert, läßt dagegen bei weniger wohlmeinender Betrachtung eine Haltung erkennen, die man als neureich und angeberisch ansehen kann. Daß sie dann noch ihre arme Herkunft erwähnt, macht ihr Verhalten nicht verständlicher. Amüsiert hat mich der Vergleich mit Gerhard Schröder. Dessen Angeberei steht aber z.B. das Gesetz für erneuerbare Energien gegenüber, wofür man seinen Lebensstil etwas milder beurteilt. Aber vielleicht kommt ja noch etwas in der Art von Frau Chebli. – Dr. Walter Engel


Leserbrief zu „Wie aus Sprache Gewalt wird“ von Durs Grünbein

Glückwunsch zur Veröffentlichung des grossartigen Artikels von Durs Grünbein. Endlich beschäftigt sich ein renommierter Autor mit der Brutalisierung und Verrohung der Sprache und benennt die Verantwortlichen. Einen Teil der Verantwortung tragen die Boulevard Medien, die mittlerweile eine Art weltweite Verdummungsindustrie bilden und völlig ungestört agieren können. Niemand wagt es sich Ihnen entgegen zu stellen aus Angst an den Pranger zu kommen. Auch die von mir hoch geschätzte “ Zeit “ hat sich bisher nicht ausreichend mit dem Phänomen “ Boulevard “ befasst. Der peruanische Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa hat dazu ein exzellentes Buch geschrieben mit dem Titel “ Alles Boulevard „. Grünbein schreibt “ Die Aushöhlung des kritischen Geistes betreibt man am besten indem man soviel Technik wie möglich unters Volk bringt. “ Zweimal verwendet er das Wort „man“. Die Frage ist nur : Wer ist „man“? Ist das eine unheimliche Macht, die die Menschen zu reinen Konsumenten degradieren will oder zu Stimmautomaten bei Wahlen? Oder ist „man “ ein Medienkonzern wie der von Rupert Murdoch, der beispielsweise die britische Qualitätspresse hinweggefegt hat und den UK Medienmarkt mit marktschreierischen Blättern dominiert und ruiniert hat. Ohne die verleumderischen Kampagnen der Murdoch Medien wäre es nicht zum Brexit gekommen. Das zeigt, dass die Brutalisierung der Sprache der Erlangung politischer Macht dient und das macht die Gesamtentwicklung so gefährlich. – Günter Ihlau


Leserbrief zu „200.000.000 € – wofür?“ von Peter Dausend

Sie arbeiten fleißig daran, Ihren guten Ruf als sowohl informative als auch faktenbasierte Zeitung zu ruinieren. Ein jüngstes Beispiel hierfür neben einigen anderen, mir nicht mehr ganz gegenwärtigen, kann man im genannten Beitrag finden, wo über Frau Suder u.a. zu erfahren ist, sie sei Hobbyschauspielerin und lesbische Frau mit 3 Kindern. Mal ganz abgesehen davon, dass dies alles höchste Privatsache ist, trägt die Erwähnung solche Charakteristika gerade im Zusammenhang mit einem doch hochsensiblen Sachthema nichts zur Erhellung der Gesamtumstände bei und hat einen üblen Beigeschmack von Voyerismus und Sensationsmache. Seriosität sieht anders aus. – Herbert Beschmann


Leserbrief zu „Wie herrscht Angst?“ von Elisabeth von Thadden

„Angst ist das Leid, das einen angesichts eines anscheinend bevorstehenden Übels packt, verbunden mit einem Gefühl der Machtlosigkeit, das Übel nicht aus eigener Kraft überwinden zu können.“ In einem Satz zusammengefasst, meine Gefühle beim Lesen Ihrer Artikel zum Thema Umwelt und Klimawandel. – Maik Niederstein


Leserbrief zu „Wer bist du?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Endlich eine Fotokolumne, die mich direkt ins Herz trifft. Tatsächlich kenne ich Friedrich schon seit seiner Geburt. Hatte mit seinen Eltern gehofft, er würde vielleicht laufen lernen, alleine den Löffel zum Mund führen, eine unterstütze Kommunikation erlernen. All das blieb ihm verwehrt. Im Gegenteil, mit jedem Zentimeter den er wächst, mit jedem Entwicklungsschub wird sein Leben komplizierter, die Schwere und Tragweite seiner Behinderung offensichtlicher. Trotzdem ist er einer der glücklichsten und ausgeglichensten Menschen die ich kenne. Trotzdem ist er ein sehr eigenständiger Mensch. Trotzdem kommuniziert er mit uns, hauptsächlich durch Juchzen, heute schon eine Oktave tiefer. Trotzdem strahlt er eine Reife und Gelassenheit aus, von der wir nur träumen können. Großartig, dass das Zeit-Magazin seinen Lesern die Möglichkeit gibt, Friedrich im Laufe dieses Jahres kennenzulernen. Auch in Zeiten von Inklusion und Teilhabe kommt man im Alltag doch selten mit Menschen in Berührung, die schwerst behindert sind. Wir freuen uns jedenfalls jetzt jeden Donnerstag auf Fritzi, der auch fester Bestandteil des Lebens meiner 3 Kinder ist! – Christina Dörge


Leserbrief zu „Ein Mann, ein Land, 2500 Melodien“ von Stefan Schirmer

Nett, dass Sie an den mir bis dahin namentlich unbekannten Komponisten erinnern, dessen Melodien natürlich auch mir vertraut sind. Aber wie kann man post Relotius weiterhin so einfach Märchen erzählen!. Ein fünftel des Artikels schwadroniert der Autor über seine Erinnerungen und will uns glaubend machen, er wäre dank eines Interviews mit Gerst selbst auf die Recherche-Idee gekommen. Aber dann sagt er endlich die Wahrheit: Es erscheint demnächst ein Film über Bruhn. Und die Pressemitteilung dazu ist doch sicherlich der eigentliche, wirkliche Anlass. – Jürgen Zinck


Leserbrief zu „Hundert Jahre Spaltung“ von Christoph Dieckmann

In dem Artikel von Christoph Dieckmann ist wohl ein kleiner Fehler enthalten: die erwähnte Referentin Rhonda Koch ist nicht Bundesgeschäftsführerin der LINKEN, sondern vom Studierendenverband „SDS.Die LINKE“. – Jakob Wirth


Leserbrief zu „Frisch gewaschen“ von R. Althammer, A. Kartschall und I . Malcher

In dem Artikel vermisse ich eine Antwort auf die Frage, was den involvierten Banken eigentlich hätte auffallen müssen, wo sie nicht genau genug hingeschaut haben.
Sie schreiben: „Was hätte [den Banken] auffallen müssen? Auf Kundenkonten der Commerzbank und der ehemaligen Dresdner Bank gingen zwischen 2007 und 2011 mindestens 236 Überweisungen von Briefkastenfirmen bei der Danske Bank in Höhe von insgesamt 14,2 Millionen Euro ein. Bei der Deutschen Bank waren es 237 Überweisungen auf 84 Kundenkonten mit insgesamt knapp 8,5 Millionen Euro. An die Unicredit/HypoVereinsbank flossen mindestens noch 3,6 Millionen Euro. Diese Zahlungen stellen jedoch nur einen Bruchteil der Überweisungen von verdächtigen Firmen dar. Es hätte den Banken eigentlich auffallen müssen, dass hier offenbar die Unterwelt Geschäfte macht.“

Soll bereits die Vielzahl oder das Volumen der internationalen Überweisungen verdächtig sein? Ich stelle mir allerdings als Laie vor, dass die o.g. Zahlen im Geschäftsverkehr üblich sind. Hätte den Banken auffallen müssen, dass hier Briefkastenfirmen bzw. in anderer Hinsicht „verdächtige Firmen“ die Überweisungen tätigten? Warum? Und was hat denn letztlich dazu geführt, dass die Deutsche Bank ja tatsächlich Verdacht geschöpft und die Beziehung mit der Danske Bank beendet hat? Muss/soll/darf/kann eine Bank überprüfen, ob und welche Gegenleistung für eine angewiesene Zahlung fließt? Howard Wilkinson ist aufgefallen, dass die veröffentlichten Geschäftszahlen mit den bei der eigenen Bank getätigten Überweisungen nicht übereinstimmen können und sicherlich hätte eine Bank nach einer solchen Feststellung eine Geldwäschverdachtsmeldung zu erstatten. Doch muss sie aktiv solche Überprüfungen anstellen? Und wie ist Herr Wilkinson eigentlich auf diesen Abgleich gestoßen? Diese Fragen haben sich mir beim Lesen gestellt und hätten mich besonders interessiert. – Benedikt Straubinger


Leserbrief zu „Die geteilte Stadt“ von Heike Buchter

Man muß nicht nach New York gehen und man muß das Thema auch nicht an der Hautfarbe oder Migrationshintergrund festmachen, wir haben auch innerhalb einer Stadt diese Probleme. Versuchen Sie einmal als Bürgermeister ein Baugebiet für Mehrfamilienhäuser neben einem Gebiet mit Einfamilienhäusern neu einzurichten. Es entstehen Ängste wegen der Kindergärtenplatze und wegen der Grundschule, also einfach, weil eventuell nicht ihresgleichen dazukommt! – Dipl. Kfm. Johannes Barth


Leserbrief zu „Der Preis des Schweigens“ von Sven Krüger

Die mich immer wieder beschäftigende Frage „Was ist „der Politiker“?“ ist mir bei der Lektüre des Artikels „Der Preis des Schweigens“ auf S. 12 der aktuellen ZEIT erneut in den Sinn gekommen. Meine Gedanken und ein Anliegen dazu: Den „Politiker“ gibt es in verschiedenen Varianten: Jene, die einfach in unterschiedlichen Funktionen Politik betreiben. Einige, die als Mitglied von Bundes- und Landtag Teil der Judikative sind. Deren Aufgabe als Teil des Gesetzgebers ist im Grundgesetz klar definiert. Diese Aufgaben unterscheiden sich von denen der anderen Politiker. Letztlich Landräte (Wahlbeamte), deren Stellvertreter (politische Stellvertreter), (Ober-)Bürgermeister, Minister als Leiter von Exekutivbehörden. Auch deren Funktion als Teil der Exekutive ist im Grundgesetz definiert und unterscheidet sich wiederum von den Aufgaben der anderen Politiker. Bei Letzteren vermisse ich oft deren Verständnis für ihre Rolle. Erst kürzlich habe ich bei einem Runden Tisch mit Vertretern einer bestimmten Berufsgruppe, dem Landrat und Vertretern seiner Behörde Äußerungen vom Landrat gehört, die vermuten lassen, dass er sich seiner Rolle als Leiter der Behörde nicht bewusst war. Anstatt den Vertretern seiner Behörde, die eine rechtlich einwandfreie Auffassung vertraten, den Rücken zu stärken, hielt er zu den Vertretern der Berufsgruppe und begründete dies mit seinem Verständnis der Sache als Politiker. Wegen solcher Begebenheiten wünsche ich mir, dass diese Politiker vor Amtsantritt einer Fortbildung über ihre Aufgaben unterzogen werden.

Im Artikel „Der Preis des Schweigens“ äußert der Autor, dass „kein Politiker, der halbwegs bei Sinnen ist, sich die Finger verbrennen“ werde. Hinterfragt wird dies nicht. Es ist zwar m. E. durchaus menschlich, dass der Politiker sich die Finger in dem Sinne nicht verbrennen will, dass er im Amt bleibt, wiedergewählt wird usw. Aber das bedeutet, dass er persönliche Interessen über die der Gesellschaft stellt. Genau das will ich als Bürger und Wähler allerdings nicht. Ich will, dass die Politiker sich eben doch die Finger verbrennen, wenn es für eine für uns Bürger (Polis …) vernünftige Entscheidung erforderlich ist. Auch um den Preis persönlicher Konsequenzen. Diese Aspekte kommen mir in Ihrer Berichterstattung zu kurz, so dass ich anrege, sie zukünftig zu thematisieren. Was sich sicher nicht in einem einzigen Artikel bewältigen lässt, sondern eine größere Baustelle darstellen dürfte. – Dr. Peter Scheibl


Leserbrief zu „Ich glaub, es hackt“ von Jochen Wegner

Wie Sie schon sagten Ihre Mutter, hatte recht. Ich werde dieses Jahr auch siebzig und ich würde als „Passwortmanager“ mein gutes altes Notizbuch benutzen, um meinen Kindern in einem Notfall, Zugang zu meinen Daten zu ermöglichen. NIE werde ich einen digitalen Passwortmanager benutzen! Was glauben Sie, was wohl als nächstes gehackt wird? Richtig, Ihr Passwortmanager. – Ute-Charlot Bergmann


Leserbrief zu „Wochenmarkt – Ein gut gebettetes Huhn“ von Elisabeth Raether im ZEIT Magazin

Ich habe noch nie einen Leserbrief geschrieben. Aber das Rezept „Hühnersalat“ finde ich einfach nur ärgerlich. Wir haben uns in den reichen Ländern angewöhnt, nur noch die besten Teile einen geschlachteten Tieres zu essen. Hühnerbrust ist mittlerweile auf fast jeder Speisekarte zu finden. Es sollte bekannt sein, dass ein Huhn nicht nur Brustfleisch hat, sondern auch Beine und Flügel. Diese exportieren wir in arme Länder in Westafrika. Dort zerstören wir mit diesen Billigexporten die Existenz der Geflügelbauern. Dann wundern wir uns, dass diese Menschen, deren Lebensgrundlage zerstört wird, sich zu uns auf den Weg nach Europa machen. Von einer kritischen Zeitung wie der ZEIT erwarte ich bei der Veröffentlichung einen Rezeptes etwas mehr Umsicht. Ein solches Rezept wirbt letzten Endes für den Verzehr von Hühnerbrüsten. Auch wenn ich mich dieses Mal über das Rezept von Elisabeth Raether geärgert habe, möchte ich betonen, dass ich sonst ihre Rezepte anregend finde. – Brigitte Scheu


Leserbrief zu „Sterbende Natur“ von Anne Gerdes und Fritz Habekus

Dieses Thema ist angesagt und vielbeschrieben, es ist zu hoffen, dass es in der ZEIT vorurteilslos behandelt wird. Die erste Folge ist ein guter Anfang. Der allerwichtigste Beitrag ist die Graphik auf Seite 34, oben rechts “Große Beschleunigung”. Sie zeigt, dass die 6 Folgeerscheinungen, die das “Sterben der Natur” bewirken, einer Leitkurve sehr eng folgen: Dem Bevölkerungswachstum. Also nur das Wachstum der Bevölkerung treibt die Veränderung der Welt, vor allem die Erwärmung und die Zerstörung der terrestrischen Biosphäre voran. Das ist eine erschreckende Erkenntnis. denn sie widerlegt die trügerische Sicht, dass vor allem die Industrieländer allein durch Änderung ihres Konsumverhaltens und ihres Reichtumstrebens die Erwärmung der Erde mit all den Folgen, die zwar nicht den Planeten, aber Vieles von dem Leben auf ihm zerstören wird, verhindern könnten. Es ist ganz deutlich, dass nur die Übervölkerung das Grundproblem der Menschheit ist, und je schlimmer sie wird desto größer die Unmöglichkeit naturnäher, d.h. ohne wachsende Technikabhängigkeit zu leben.

Eine der entscheidenden Kurven, die der CO2-Emissionen, steigt sogar überproportional an. Sie kann also nicht hauptsächlich oder fast nur von den Industrieländern verursacht sein, denn deren Bevölkerung hat zu dem starken Anstieg des Bevölkerungswachstums seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast keinen Beitrag mehr geleistet. Der CO2- Anstieg muss also auch oder sogar hauptsächlich den nicht industrialisierten Ländern zugerechnet werden. Das ist folgerichtig, weil die in diesen Ländern benötigten technischen Rohstoffe und fast die gesamten Zivilisationseinrichtungen die CO2-Fahnen ihrer Produktion eben nur in den Industrieländern erzeugen. Bei einer ehrlichen Anwendung des Verursacherprinzips muss man sie aber dem Endverbraucher zurechnen. Die realistische – und pessimistische – Erkenntnis ist, dass die weitere Erderwärmung infolge CO2-Anreicherung mit dem weiteren Bevölkerungswachstum unvermeidlich sein wird. Die Verantwortung dafür trägt die Gesamtheit der Menschen! Das alles zeigt uns diese Graphik in aller Deutlichkeit. – Ludwig Fensch


Leserbrief zu „Frisch gewaschen“ von R. Althammer, A. Kartschall und I . Malcher

Aus Sicht eines Wirtschaftsprüfers, der jahrelang insbesondere bei Kreditinstituten geprüft hat, u.a. auch die Einhaltung der Anti-Geldwäsche-Regelungen, habe ich ihren Artikel mit sehr großen Interesse gelesen und finde ihn auch sehr verständlich und für die Allgemeinheit erhellend. Nur an einer Stelle muss ich ihnen widersprechen. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, dass eine Bank – hier die von ihnen angeführte Commerzbank bzw. die von ihr übernommene Dresdner Bank – aus täglich tausenden Überweisungen gerade eine der 236 Überweisungen (durchschnittlicher Betrag ca. T€ 60) in einem Zeitraum von vier Jahren herauszieht. Aufgrund welches Risikofaktors sollte dies erfolgen? Leider ist nicht angegeben, auf wie viele Kundenkonten die Zahlungen erfolgten. Wenn es ähnlich viele sind wie bei den anderen Beispielen (z.B. Deutsche Bank: 237 Überweisungen auf 84 Kundenkonten mit Mio€ 8,5), dann ist dies in keinster Weise auffällig. 237 Überweisungen auf 84 Kundenkonten mit einem Gesamtbetrag von Mio€ 8,5 in vier Jahren sind selbst für eine Niederlassung einer dänischen Bank in Estland nicht auffällig. Dies bedeutet ca. drei Überweisungen pro Kundenkonto mit einem durchschnittlichen Betrag über T€ 37! Und die Banken können ja nicht die Kontoverbindungen der zahlenden Kunden – wenn sie keine Kunden sind – speichern (dies wäre schon datenschutzrechtlich nicht erlaubt, da zu diesen keine Kundenbeziehung besteht mit den entsprechenden DSGVO-Informationspflichten. Wie sollte dies auch ablaufen. Andererseits waren ihre Kunden ja seriöse, einwandfreie Unternehmen. Sie brauchen aber IT-technisch voreingestellte Risikofaktoren, um Verdachtsfälle aus der Vielzahl von Überweisungen herausgreifen zu können. Den Geld empfangenden Banken lassen sich kaum Vorwürfe machen. Dies ist auch das Grundproblem: Wenn Geld erst einmal im Bankenkreislauf eingebracht ist, dann wird es schwierig für die Geldwäschekontrolle, noch dazu wenn die einbringende Bank nicht aus einem Hoch-Risiko-Land ist. Dazu zählen aber EU-Banken (Dänemark/Lettland) nun einmal nicht. Hier wird unterstellt und darf auch aufsichtsrechtlich vermutet werden, dass bereits auf Geldwäsche geprüft wurde (EU-Geldwäsche-Richtlinie). Und dann werden diese Banken von Wirtschaftsprüfern sowie der jeweiligen Aufsicht (hier Dänische Aufsicht, da Dänemark nicht unter die EZB fällt) nochmals auf Einhaltung der Regelungen geprüft. Interessanter Weise wurde die Den Danske Bank in den letzten vier Jahren von vier verschiedenen Wirtschaftsprüfer geprüft (alle Großen der Branche) und keiner hat was gesehen. Hier kann ich bei den Kreditinstituten der Lieferanten der Waren – wenn nicht weitere Hinweise vorliegen – keinen Fehler erkennen. Daher kann ich ihren Satz: „Es hätte den Banken eigentlich auffallen müssen, dass hier offenbar die Unterwelt Geschäfte macht.“ nicht nachvollziehen und halte diese Aussage auch für falsch.

Aber bei der Deutschen Bank als der wesentlichen Korrespondenzbanken liegt der Fall anders. Hier haben sich die Zahlungen konzentriert, es müssen bei den genannten Größen der Überweisungen ja mehr als eine Millionen Zahlungen gewesen sein. Warum sollen so viele Zahlungen über eine lettische Niederlassung einer dänischen Bank erfolgen? Dies Bank ist ja nicht weltweit als besonderer Zahlungsabwickler bekannt oder angetreten. Hier glaube ich auch, dass es noch zu Problemen für die Deutsche Bank kommen wird. Bei den kontoführenden Banken der seriösen Lieferanten kann ich mir nicht vorstellen, dass es zu einem aufsichtsrechtlichen Problem kommen wird.Trotz dieser einzelnen Anmerkung vielen Dank für den Artikel und ich wünschen ihnen noch viel Erfolg bei der weiteren Recherche. – Jens Kruse