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21. Februar 2019 – Ausgabe 9

 

Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Mit Ihrem Artikel bedienen Sie eine Reihe von Klischees, die mich als Geisteswissenschaftler ärgern. Wissenschaftliche Sprache ist Fachsprache. Im zweiten Semester Physik oder Informatik würden Sie voraussichtlich genauso wenig verstehen wie in der Politikvorlesung am Anfang Ihres Studiums. Weder von Juristen noch von Maschinenbauern oder Medizinern verlangt man, dass ihre fachliche Diskussion in populärwissenschaftlichem Format präsentiert werden muss. Aber bei den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wird man nicht müde, diese Forderung zu stellen. Hier sollte man doch deutlich zwischen den zwei Bereichen der Fachdiskussion und der Vermittlung an ein Nicht-Fachpublikum unterscheiden. In der Fachsprache geht es um Genauigkeit und angemessene Beschreibung. Und dafür haben sich Fachbegriffe herausgebildet. Diskurs ist nicht Debatte. Und das muss man sich als Politikwissenschaftler*In (!) erarbeiten. Denn Studierende sollen sich eine Expertise erarbeiten, die Ihnen hilft Geschichte und Gesellschaft angemessen zu analysieren. Dass es ein geisteswissenschaftliches Gehabe gibt (in der Fachsprache wird dies übrigens als Habitus bezeichnet), steht außer Frage. Ob dies nun wirklich ausschließlich dem linken politischen Milieu zugerechnet werden kann, darüber ließe sich streiten. Hätten Sie Wirtschaftswissenschaften studiert und einen MBA-Abschluss angestrebt, wäre Ihr Urteil voraussichtlich anders ausgefallen. Drei Dinge stören mich in Ihrer Darstellung besonders:

1) Auch ich habe als Student im ersten Semester in Vorlesungen gesessen und nichts verstanden. Meine Reaktion bestand aber darin, dass ich mir dieses Wissen erarbeiten wollte, da ich dachte, dass es wichtig sei. Stellen Sie sich vor, Sie wären Medizinstudent und in Ihrer ersten Veranstaltung. Es würde lateinische Fachbegriffe hageln. Wie wäre Ihre Reaktion? Das Fachchinesisch ist nur ein Element der Macht, die sollten lieber so sprechen, dass meine Mutter sich nicht daran stört? Wohl kaum! Hier würde ich mir wünschen, dass Studierende sich nicht hinsetzen, und laut schreien, man solle ihnen Wissenschaft in angemessenen Häppchen servieren. Vielmehr hoffe ich darauf, dass Studierende ihren Hosenboden hoch bekommen und sich mit dem Fach auseinandersetzen. Das tun sie meines Erachtens mit großer Leidenschaft, wenn Ihnen das Wissen, das sie sich erarbeiten sollen, relevant erscheint!

2) Wissenschaftler*Innen werden seit einigen Jahren nicht mehr zur gesellschaftlichen Elite gezählt. Es gibt zu viele Professor*Inn*en und sie verdienen viel zu wenig, um zu der gesellschaftlichen Elite hinzugezählt zu werden. Hinzu kommt, dass mehr als 90 Prozent aller wissenschaftlichen Positionen befristet sind und fast alle Karrieren in der Wissenschaft vorzeitig enden. Die Universität ist nicht die Kaderschmiede deutscher Elite, die sich implizieren. Das wäre sie gerne, aber mittlerweile gibt es so viele Studierende. Eine Gegenüberstellung von „Studierten“ und „Nichtstudierten“ ist selbst für meine Generation allzu schwarz-weiß gezeichnet. Die Grenze, die sie ziehen, ist mindestens so weit von der Realität entfernt wie die Gender-Sternchen in den Berufsbezeichnungen!

3) An der Universität sind Studierende, die für eine kurze Zeit von drei oder vier Jahren Einblicke in die Wissenschaft erhalten. Die Debatten, die sie untereinander führen, sind oft nicht mit Inhalten gefüllt, weil sie (noch) viel zu wenig wissen und Begriffe verwenden, die sie eigentlich nicht verstehen. Das sollte man aber nicht als Kritik an der Wissenschaftssprache formulieren. Sprachregeln existieren nicht nur in der Wissenschaft. Was die Geisteswissenschaften auszeichnet, ist eine besondere Sensibilität für Sprache. Heimat ist eben gerade nicht ein „leerer“ Begriff, sondern ein aufgeladener Begriff mit einer langen Geschichte des Gebrauchs und des Missbrauchs. Ob Gender-Sternchen oder nicht: Gerade im Unterricht mit Studierenden mit unterschiedlicher Herkunft wird den Lehrenden in den Geisteswissenschaften deutlich, wie wichtig es ist, diese sprachliche Dimension aufzudecken. Würden Sie das Wort „Volksgemeinschaft“ als leer bezeichnen?

Was den Geisteswissenschaften fehlt ist meines Erachtens nicht die angemessene Sprache – das können wir, glaube ich, sehr gut – sondern ein Forum, in dem man auf Augenhöhe ernsthaft miteinander diskutieren kann. Vielleicht ist die Zeit ja ein solches. – Torsten Riotte


Leserbrief zu „Über sympathische Leaks“ von Heike Faller

Haben Sie die Medikamente nicht genommen, oder lustiges Zeug geraucht? Was ist daran „sympathisch“, wenn strafbarer(!) Geheimnisverat „symphatisch“ genannt wird? Nichts gelernt aus Relotius, Framing….? Soll das als Aufforderung verstanden werden, ebenfalls „aktiv“ zu werden? Geht´s noch? Das Niveau ihres „Produktes“ nähert sich mM langsam der früheren BILD, oder heute PI-News oä. an. – H. Milde


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Selten habe ich ein Interview gelesen, in dem sich die oder der Interviewte so entlarvte. Da war das Interview mit Erdogan nichts dagegen. Hat Frau Klöckner tatsächlich gemeint, mit ihren Worthülsen bestehen zu können? „Alle 48 Jahre (eine Stallkontrolle) ist schon relativ selten…. Aber man kann nicht hinter jeden Tierhalter einen Kontrolleur stellen.“ Danke Frau Klöckner, jetzt ist auch mir klar geworden warum die Politiker von vielen Menschen verachtet werden. – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Wenn Herr Musharbash eine moralische Pflicht Deutschlands sieht, kann man nur den Kopf schütteln. Auch wenn es leider nie Wirklichkeit wird, aber genau bei des IS-Deutschen sollte man über die Aberkennung der Staatsangehörigkeit nachdenken. Sie haben jegliche Menschenwürde buchstäblich mit Füßen getreten und möchten nun menschenwürdig in deutschen Gefängnissen inhaftiert werden??? Mögen diese Nicht-mehr-Menschen in die Wüste geschickt werden, und dies nicht nur buchstäblich – – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Ihren Leitartikel vom 21. Februar widmen Sie der Schuld der Römisch-Katholischen Kirche. Sie listen zudem unter den beiden lebenden Päpsten die Fakten auf, die Benedikt und Franziskus zuzuschreiben sind. Leider verschweigen Sie, was wir auf dem Weltjugendtag in Toronto am 28.7.2002 gemeinsam mit 800000 jungen Christen aus aller Welt live erlebt haben: Als Papst Johannes Paul II. zur Predigt während seines letzten Weltjugendtages anhob, las er – sichtlich von seiner Krankheit gezeichnet – nicht vom Manuskript ab, sondern predigte frei und bat alle jungen Christen um Vergebung für die Sünden der Kirchenvertreter – auch für sexualisierte Gewalt von Klerikern! Damit erneuerte er, was er als erster Papst der Geschichte überhaupt in den Karfreitagsfürbitten des Jahres 2000 formuliert hatte: Die sündige Kirche bittet um Vergebung. Zugleich bat er in Toronto den Nachwuchs der Kirche darum, es besser zu machen „als wir Alten: Lebt das Evangelium Christi!“ Vor uns liegen die Tageszeitungen vom 29.7.2002, die diesen inzwischen Heiligen Papst fehlerfrei zitiert haben: „Laßt euch nicht entmutigen durch die Sünden und Verfehlungen mancher Söhne unserer Kirche. Der von einigen Priestern und Ordensmännern angerichtete Schaden an jungen oder zerbrechlichen Menschen erfüllt uns alle mit einem Gefühl tiefer Traurigkeit und Scham.“ Wenn fast alle Medien beklagen, es mangle der Kirchenleitung an glaubwürdigem Eingeständnis ihrer Schuld (wie auf Ihrer Titelseite vom 21. Februar nachzulesen), sollte dieses Zitat von vor 17 Jahren, das vor 800000 Zeugen ausgesprochen wurde, bitte nicht unterschlagen werden. Wir vertrauen deswegen der katholischen Kirche bis heute. – Martin und Norbert Schrörs, Fabian und Kristina Hunke, Knud Schmidt und Felix Evers


Leserbrief zu „Ruhig gegenhalten!“ von Roman Pletter

Jubel in München als Frau Merkel erklärt, sie sei stolz auf deutsche Automobile und könne nicht erkennen warum diese eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen sollen? Möglicherweise ist Herr Trump jedoch darüber informiert dass diese ach so tollen Kraftfahrzeuge in Deutschland selbst eine veritable Gesundheitsgefährdung darstellen, mancherorts gar nicht mehr fahren dürfen! Da liegt der Schluss nahe, dass diese Schummelsoftware-verseuchten Dinger Sicherheit und Gesundheit auch der US-Bürger bedrohen! Irgendwann wird sich ohnehin die Frage stellen, wie man im eigenen Land verteufelte Produkte weiterhin massenhaft exportieren will? – Dieter Eidelpes


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Seit vielen Jahren bin ich regelmäßiger Leser Ihrer Zeitung. Auch den o.g. Artikel habe ich heute aufmerksam gelesen. Vielleicht deshalb ziemlich früh, weil ich den Bereich „Chancen“ fast immer zuerst lese. Die beiden Buchstaben „Dr.“ (mit Punkt) sind immer wieder besonders interessant und führen zu lebhaften Diskussionen. Die Ausführungen Ihres Autors finde ich gelungen. Verwundert hat mich jedoch seine Aussage (im letzten Absatz des Artikels), dass diese beiden Buchstaben Bestandteil des Namens sind. Diese Aussage ist falsch – auch wenn sich diese Aussage so immer wieder findet. Vielleicht auch deshalb, weil viele promovierte Mitbürgerinnen und Mitbürger damit so gut leben wollen. Die Bezeichnung „Dr.“ wird zwar in die Personenstandspapiere der betroffenen Personen eingetragen, wenn es eine Betroffene oder ein Betroffener beantragt. Es muss beantragt werden, eine automatische Beischreibung erfolgt nicht. Und mit dieser Beischreibung der Abkürzung „Dr.“ verändert sich dadurch keinesfalls der Name! Die Beischreibung erfolgt nach „passrechtlichen“ Vorschriften und greift nicht in das Namensrecht ein. Sicherlich ein wenig kompliziert – aber … .

Vielleicht kann ich noch darauf verweisen, dass bereits 1957 das Bundesverwaltungsgericht und 1962 der Bundesgerichtshof festgestellt haben, dass diese beiden Buchstaben nicht zum Namen gehören. In den zurückliegenden Jahren hat es auch mehrmals den Versuch gegeben die Beischreibung der Bezeichnung „Dr.“ abzuschaffen. Mehrere Kommissionen haben diesen Vorschlag in das Gesetzgebungsverfahren eingebracht – es hat aber immer eine andere Entscheidung gegeben. Dabei hat es ganz sicherlich keine Rolle gespielt, dass in den entscheidenden Positionen immer auch viele Personen zu finden gewesen sind, in deren Personenstandspapieren die beiden Buchstaben „Dr.“ stehen. Ich gehe ebenso davon aus, dass die Aussage „… der Doktor am Anfang steht und Bestandteil des Namens in Deutschland ist …“ Ihres Autors Josef Joffe nichts damit zu tun hat, dass auch bei Ihrer Zeitung viele Personen mit den beiden Buchstaben „Dr.“ in einflussreichen Positionen beschäftigt sind. Es wird wohl nur ein Recherche-Fehler sein. Vielleicht können Sie diesen Fehler aber doch richtig stellen. – Norbert Dodt


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Ob die Reue auf der Strecke bleibt, das könnte sich bald im Vatikan sich entscheiden! Ob es aber einen weiteren Eiertanz auf kaltem Steinboden geben wird, (wer weiß?)! Die Glaubwürdigkeit der Kirche hat jedenfalls sehr stark gelitten; und das „Glauben“, das ist das „Hauptgeschäft“ der katholischen Kirche. – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Julia Klöckner könnte ihren neuen Orden „Wider den tierischen Ernst“, als aller „x-tes“ Gütesiegel, aber doch mit dem nötigen Ernst, auch an ihren Nutztiere, im Stall und Käfig, weiterreichen! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Türkisch statt Englisch in der Grundschule?“ von Karin Prien et al.

Vor dem Hintergrund zunehmender Klagen über Defizite in der Beherrschung der elementaren Kulturtechniken bei Viertklässlern und Schulabsolventen ist es sicherlich dringend erforderlich, zunächst einmal grundlegende Kompetenzen in Deutsch zu vermitteln. Außerdem hört man nicht selten, dass „Englisch in der Grundschule“ nicht viel bringe. Für Schüler mit Migrationshintergrund, so auch für türkische Kinder, ist es erst recht wichtig, Deutsch zu lernen. Grundlegende Kenntnisse in dieser Sprache sind die Voraussetzung für ein erfolgreiches Lernen, nicht zuletzt eine gelingende Integration.

Hinzu kommt ein digitales Basiswissen, das schon den Grundschülern vermittelt werden sollte. Dies sollte Vorrang haben, machen ja bereits die Kleinen immer mehr Erfahrungen mit der Digitalisierung in der heutigen Zeit. Man könnte darüber nachdenken, ob Fremdsprachen in der Grundschule auf freiwilliger Basis in Zusatzkursen angeboten werden könnten. – Gabriele Gottbrath


Leserbrief zu „»Er wäre ziemlich geschockt«“ von Fritz Habekuß

Der große Alexander von Humboldt war, aus heutiger Sicht, so dumm, und hat seine Entdeckungen sorgfältig niedergeschrieben und katalogisiert, und somit für die Nachwelt festgeschrieben. Wir in unserem „jugendlichen“ Leichtsinn haben leider nichts Besseren zu tun, als sein „Lebenswerk“ gnadenlos und rasend schnell zu zerstören, und die Erde so unbrauchbar zu machen, damit nichts mehr von dem übrig bleibt, wie es da einst, der große Humboldt, vor ca. 200 Jahren festgehalten hatte. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Die Aussagen dieser Ministerin machen nur zornig: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine solche Ansammlung von nichtssagenden Phrasen auf präzise Fragen gelesen habe. Kompetenz und Sachverstand sehen anders aus. Der Höhepunkt ist die Art und Weise, wie sie ihre Verantwortung für die Verlängerung der Frist zur betäubungslosen Kastrierung der Ferkel abstreitet. Solche PolitikerInnen sind ein wesentlicher Grund für die Politikverdrossenheit. – Michael Luber


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

War schon die Büttenrede unserer neuen Aachener „Ordensritterin wider den tierischen Ernst“ keine Glanznummer, so zeigt doch das mit ihr geführte Interview, dass der Tiefpunkt ihrer Darbietungen noch lange nicht erreicht war. Chapeau Elisabeth Raether une Bernd Ulrich. – Herbert Hahn


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Der nun einmal ausgewiesene Historiker Heinrich August Winkler schreibt der SPD in das Buch ihrer – auch europäisch doch so bemerkenswerten langen – Parteigeschichte, daß die deutsche Sozialdemokratie ohne ANPASSUNG AN DEN jeweiligen Zeitgeist nicht hätte überleben können. In der nach Karl Popper“schen Welt ist allerdings eine traumatisch- idealisierende , rein utopistische , Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung reiner, selbst ernannter bürgerlicher Idealtypen von angeblicher Menschlichkeit , einfach nicht durchsetzbar. Solidarität ist ein hehres Ziel, läßt sich aber nur aus Freiwilligkeit erreichen. Utopien waren selten durchsetzbar, vielleicht nur der Totenkult im Alten Ägypten oder den südamerikanischen , frühen, Kulturen ??? Oder die Ehelosigkeit katholischer Priester, das Zölibat ?? Soll man jetzt grinsen ? ^^Man kann die deutsche und andere sozialdemokratisch/sozialistische Bewegungen in Europa dafür ernsthaft kritisieren, daß sie gegen die kapitalistische Geldwirtschaft keinen ökonomischen Gegenentwurf moderner Standfestigkeit ökonomischer Expertise ins Feld geführt haben. Es gibt aber sehr wohl einen Gegenentwurf: DIESER BESTÜNDE DARIN ; DIE Weltwirtschaft in einen Genossenschaftsgedanken einzubinden, in dem auf Gegenseitigkeit – bei Wahrung der eigenen Interessen- systematisch hin gearbeitet wird.^^ Man kann auch genossenschaftliche Großunternehmen börsenmäßig bewerten lassen. Aber der genossenschaftliche Gedanke ist nun einmal grundsätzlich ALGMEINWOHL ORIENTIERT: Man kann dies von der reinen Geldwirtschaft wohl nicht sagen, WEIL JETZT BERFEITS IN DER SCHWEIZ VOM REAl unterlegten Substanzgeld doch nunmehr die Rede ist. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Rauf mit dem Diesel-Grenzwert?“ von Lisa Nienhaus und von Claas Tatje

Um weiteres Öl ins Feuer zu giessen möchte ich den Protagonisten mitteilen, dass ich soeben einen Euro6 Diesel gegen einen Euro5 Benziner mit 4,2ltr. Hubraum getauscht habe. Muss ich jetzt befürchten , daß der NO2 Ausstoß im Ruhrgebiet meine Sinne verwirrt hat lieber Herr Resch und sonstige Ideologen, verehrter Herr Verkehrsminister und andere, an des Bürgers Wirklichkeit vorbei streitenden und kompromissunfähigen Verantwortungungsträgern. Konform gehe ich nur mit der Schuldzuweisung an die Automobilindustrie. Der kommen sie aber nicht bei. Folglich bemühen sie Gerichte die weiss Gott auf Ihr Gezänk gewartet haben. – Bernd Estermann


Leserbrief zu „Ruhig gegenhalten!“ von Roman Pletter

Ihr Autor sollte sachlich bleiben. Trump tut nur das was er für sein Land versprochen hat. Dafür ist er gewählt worden. Seine Art zu regieren ist durchaus gewohnheitsbedürftig. Aber kein Grund ihn ständig als Unhold hinzustellen. Trump ist ein integere Person. Ihr Autor sollte sich lieber mit der EU auseinandersetzen. So wie sie aufgestellt ist, wird sie Europa nicht zusammenführen – eher auseinandertreiben. Fehler über Fehler stelle ich fest. Auch mit dem Brexit wird unklug verhandelt. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Für Bruno“ von Wim Wenders und zu „Er hatte niemanden über sich“ von Peter Kümmel

Ich will mich bedanken für die zwei Nachrufe auf Bruno Ganz, die mir so aus der Seele gesprochen haben. Ganz besonders berührt haben mich diese Worte von Peter Kümmel: „So hat er selbst den beklemmensten Umständen Weite und Atem gegeben. Es war wohltuend, als Zuschauer mit Bruno Ganz allein zu sein. Man war mit ihm nie am falschen Ort.“ Ja, ganz genau so war es. (Und wenn jetzt noch – bald! – der TV-Film „Ein starker Abgang“ mit Ganz und Bleibtreu als Kauf-DVD verfügbar werden sollte, wäre ich noch getrösteter…) – Marion Rupp-Wagner


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Hakan Nesser, der Poet, soll bitte morden und aufklären, aber bitte keinen Blödsinn über Fußball schreiben. Dafür ist die Sache zu ernst. In dem von ihm beschriebenen WM-Qualifikationsspiel (1965, Schweden gegen Deutschland 1:2) unterstellt er dem von ihm als „klein gewachsen und etwas massig“ beschriebenen Uwe Seeler zwei Kopfballtore. Uwes Kopf hatte an dem Tag Pause!! Das Tor zum 2:1, das Deutschland die Teilnahme an der WM in England einbrachte, erzielte der Hamburger Junge per Ausfallschritt, bei dem die frisch geflickte Achillessehne einiges aushalten musste. Arnd Zeigler, Fußballsatiriker von Radio Bremen, hätte es Kacktor bezeichnet. Das 1:1 geht im Übrigen auf das Konto von Werner Krämer, wegen seines sanften Umgangs mit dem Spielgerät nur „Eia“ genannt. Das alles musste jetzt mal gesagt werden. – Klaus Schoor-Großheide


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Als begeisterter Leser Ihrer Zeitung muss ich leider der in o.a. Artikel geäußerten Meinung Ihres von mir hochgeschätzten Dr. Josef Joffe widersprechen, wenn er gegen Ende seiner ansonsten hochinteressanten Ausführungen meint, der „Doktor“ sei ein Bestandteil des Namens. Es ist tatsächlich ein weit verbreiteter Irrtum, dass der „DR.-Titel“ – anders als der „Professor“ – ein Namensbestandteil ist. So entschieden bereits das Bundesverwaltungsgericht (1957) und der Bundesgerichtshof (1962). Es handelt sich vielmehr um einen akademischen Grad, der – und ich glaube, das führt auch zu den Missverständnissen – in den Personalausweis gemäß § 5, Abs. 2, Nr. 3 des Personalausweisgesetzes oder im Reisepass eingetragen werden kann. Ergo haben die Promovierten keinen Anspruch darauf, mit Herr oder Frau „Dr.“ angesprochen zu werden, obwohl die Höflichkeit es schon gebietet und daran nichts auszusetzen ist. Übrigens scheiterte in der Vergangenheit ein Vorstoß von SPD, Linken und Grünen, den „Dr.“ aus Personalausweis und Reisepass zu streichen. – Hermann Josef Hiery


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Ganz klar wird nicht, in welchem Verhältnis der Verfasser Herr do Rock mit dem ominösen Herrn K. steht, aber so ganz weit voneinander entfernt sind die beiden wahrscheinlich nicht, zumal Herr do Rock auf seiner Web-Seite auch einiges über seinen eigenen Umgang mit Alkohol aussagt. Ein System zu kritisieren und empfundene Mängel aufzuzeigen ist richtig und nachvollziehbar. Aber allein die vollkommen aus der Luft gegriffene Zahl, es stürben in Deutschland pro Jahr nur 1,36 Menschen durch betrunkene Radfahrer, ist genauso abstrus wie der Vergleich von 3000 Verkehrstoten durch nüchterne Autofahrer zu nur 300 Verkehrstoten durch betrunkene Autofahrer. Oder ist das jetzt witzig? Der Vergleich unseres diesbezüglichen Rechtssystems mit der Hand-ab-Taktik in Saudi-Arabien oder das Beispiel eines angeblichen Fast-Mörders, welches der Verfasser von Herrn K. gehört hat, welchem dieses wiederum von irgendwem erzählt wurde, ließ mich doch tatsächlich überprüfen, welche Zeitung ich hier in den Händen hielt. Wer mit 1,6 Promille, und das ist kein Pappenstiel, ein Fahrzeug führt (oder einen kennt, der das macht), sollte mal lieber über sich selbst (oder seinen Bekannten) nachdenken, als eine hanebüchene Polemik gegen das böse System des Fahrerlaubnisentzuges zu schreiben. Ich bin froh, dass Leuten, die ein Alkoholproblem haben, das Fahren verboten werden kann. Dieser Artikel sagt einiges über den Verfasser aus, aber in diesem Fall leider auch, für mich eher ungewohnt, über die ZEIT, die so etwas einfach veröffentlicht. – Heri Gödde


Leserbrief zu „Mehr Gelassenheit!“ von Ulrike Gastmann

Es ist hinreichend bekannt, daß der Egoismus in unserem Land eine besondere Bedeutung hat. In der Schwangerschaftsfrage wird noch einer draufgesetzt. Ich kann mich noch gut erinnern als damals diese Debatte aufkam. Besonders die Schauspieler standen an der Spitze der Bewegung. Das ständige gefasele; mein Bauch gehört mir, war damals in aller Munde. Sie vergaßen nur zu sagen: der Körper eines Babys aber nicht. Die SPD hat sie dabei unterstützt. Die CDU/CSU lief damals Amok. Ihre Autorin verfügt über einen gesunden Menschenverstand. Es fehlt in Deutschland, wie sie richtig sagt; das die Kinder als Segen einer glücklichen Familien in erster Linie zu betrachten sind. Eine Gesellschaft ohne Familie, ist eine Gesellschaft ohne Zukunft. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Prozent-Politik“ von Josef Joffe

Sie schreiben über die Verteidigungskraft der Bundeswehr. Als ehemaliger Unteroffizier (zugegeben 1973) frage ich Sie: Was passiert denn, wenn „der Russe“ ohne Voranmeldung oder gar mit der Milchschnitte kommt? Welche Bedeutung haben prozentuale Vorgaben für den „Verteidigungs“haushalt ohne dass nachgefragt wird, wie sinnvoll die Steuermilliarden, die in der häuslichen Pflege fehlen, ausgegeben werden? – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

Gleich als Erstes habe ich mich bei der heutigen ZEIT auf Ihren Artikel über Alexander v. Humboldt gestürzt. Sehr gut formuliert, die richtige Schlüsse gezogen, wer uns Westlern die unbequeme Wahrheit sagen wird, bleibt spannend. Allerdings habe ich auch eine winzige unbequeme Wahrheit für Sie: der Wissenschaftler hat mit ziemlicher Sicherheit KEINE aztekischen Hieroglyphen in den Anden kopiert. Die Azteken lebten mehrere tausend km weiter nördlich in Tenochtitlan, der heutigen Ciudad de Mexico. Soweit ich weiß, gab es keinen kulturellen Austausch zwischen den Mexica und den Andenvölkern. Es wäre schön, wenn Sie in einer nächsten Ausgaben darauf hinweisen könnten. Vielen Dank. – Ruth E. Göttler


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Als jahrzehntelanger „Zeit“ Leser ( überwiegend im Abo ) dachte ich – so selten wie fast nie – beim Lesen dieses Titels einfach nur: : P A S S T ! Wir leben in einer Zeit, wo unsere Fragen nach Ethik immer wichtiger werden als nach Religion. Wenn unsere Kirchen sich weiter so verhalten wie in der angesprochenen Problematik, werden sich die „Gotteshäuser“ weiter leeren. Die Entfernung der Kirchen vom realen Leben wird zunehmen. Wenn nicht einmal eine Ökumene gelingt, Frauen als Kardinal oder als Papst oder als Bischof weiterhin nicht vorstellbar sind, wenn der Zölibat für die katholische Kirche bestehen bleibt, wenn die Vatikanbank Auskünfte über die Alimentation von Kindern verweigert…..usw. – ja, dann wird “ Der Schaden “ „unermesslich“ ( s. b. Seite 5o) bleiben. – U. C. Lehmann


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Peinlich, wie die Ministerin den Fragen ausweicht, ablenken will und die Schuld am Mangel an Tierschutz, Umweltschutz und Verbraucherschutz bei den Bundesländern, dem Bundestag, dem Bundesrat, dem spanischen Staat, den Verbrauchern, den Anwohnern und den Gartenbesitzern sucht, aber keinesfalls bei sich selbst oder der Agrarindustrie, die die immer wieder gerne vorgeschobenen Kleinbauern inzwischen weitgehend vom Markt verdrängt hat. Die Ministerin könnte sich dafür einsetzen, dass Nutztiere von Gesetzes wegen anständig behandelt und schmerzfrei getötet werden und dass die Einhaltung dieser Gesetze streng kontrolliert wird. Sie könnte sich dafür einsetzen, dass keine Futtermittel importiert werden dürfen, z. B. aus Südamerika, wo dafür der Regenwald abgeholzt wird. Sie könnte sich dafür einsetzen, dass kein Fleisch und keine Wurst aus Staaten importiert werden dürfen, in denen Nutztier nicht anständig behandelt und nicht schmerzfrei getötet werden. Sie könnte sich dafür einsetzen, dass in Deutschland keine Nutztiere für den Export produziert werden dürfen, wobei die Agrarindustrie die Gewinne einstreicht und die Bevölkerung ingesamt die Lasten von Boden-, Grundwasser- und Luftverseuchung durch die Massentierhaltung zu tragen hat. Aber die Ministerin setzt sich nicht dafür ein, weil ihr die Gewinne der Agrarindustrie offenbar wesentlich wichtiger sind als Verbraucherschutz, Umweltschutz oder gar Tierschutz. Wenn es so weitergeht, wird sogar Herr Söder Frau Klöckner beim Tier- und Umweltschutz überholen. Nebenbei: Die Überschrift ist meines Erachtens unglücklich gewählt, da es in dem Interview ja kaum um die grundsätzliche Frage geht, ob man Tiere töten darf, sondern großenteils um die Frage, ob man Tiere um der Profitmaximierung willen quälen darf. Zur ersten Frage: http://www.ulrich-willmes.de/tierschutz.htmlDr. Ulrich Willmes


Leserbrief zur Fotokolumne „WER BIST DU?“ von Florian Jaenicke im ZEIT Magazin

Die Bilder und Texte berühren mich tief, es ist unsere Geschichte und die unseres Sohnes. Heute ist er 38 Jahre alt und lebt in einer Wohngruppe. Jedes zweite Wochenende ist er bei uns. Bilder und Texte bringen seine Kindheit zurück! Trotz aller schweren Momente – und es gab viele – war und ist die Liebe zu ihm groß! Danke für diese Seite! – Angelika Allers


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Bei Lektüre nur der Überschrift war der Schreck groß. Eine ganze Seite für Frau Bundesministerin Julia Klöckner! Kann sich das mit dem Niveau der ZEIT überhaupt vereinbaren lassen? Von Frage zu Frage und besonders von Antwort zu Antwort hellte sich meine Stimmung aber auf und kann ich jetzt nicht umhin, den beiden Fragestellern meinen herzlichen Dank auszusprechen. Selten hat sich ein Mitglied der Bundesregierung so offenherzig selbst entblättert. Nur im Theater braucht man Windmaschinen, nicht aber doch auf der Regierungsbank in Berlin. Mein Wunsch wäre nun, dass dieses Interview zum Beginn einer kleinen Reihe würde: Wenn Sie Bundesminister Andreas Scheuer, Staatsministerin Dorothee Bär oder etwa Bundesministerin Anja Karliczek auf ähnliche Weise befragten, auch aus ihnen die heiße Luft entweichen ließen, dann wär’s wenigstens tröstlich für alle Freunde des Märchens von des Kaisers neuen Kleidern. – Dr. Götz Czymmek


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ich empfand es als bemühend, Herrn Starks noch etwas pubertären und verworrenen Artikel zu lesen. Ich finde nicht, dass den persönlichen Entwicklungskonflikten von Journalisten so viel Platz eingeräumt werden sollte. Als nahezu anmassend empfinde ich es, wenn er Anderen Abgrenzungsbestrebungen vorwirft, nur weil er sich rhetorisch unterlegen fühlt. Die angeführten Beispiele sind gewöhnliches, traditionelles akademisches Vokabular. Wenn er sich vom Gebrauch dessen überfordert fühlt oder keinen Ehrgeiz verspürt, die ihm in der Redaktion offenbarten Bildungslücken (solche sind es für einen Akademiker!) zu schliessen, anstatt selbstmitleidig Andere zur Restriktion anzuhalten, war er vielleicht auch an Gymnasium und Universität an der falschen Stelle. Seine geforderte Anpassung (nach unten) in einem falsch verstandenen Sinne der Chancengleichheit ist exemplarisch für die in Deutschland vorherrschende Tendenz der Niveausenkung an Gymnasien. Seine schriftstellerische Unreife spiegelt sich denn auch in seinem Text wieder, der in einem Hin- und Her verschiedener Aspekte ein Abarbeiten der persönlichen Minderwertigkeitsgefühle des Autors darstellt. Das braucht sicher jeder Mensch einmal im Laufe seiner Persönlichkeitsfindung, aber bitte nicht als Fronttext des Bildungsteils! – Sebastian Müller


Leserbrief zu „Konzern unter Verdacht“ von Holger Stark

Huawei bei der Datensicherheit zu vertrauen, ist so als ob man VW mit der Messung der Luftqualität in den Städten beauftragen würde. Die Aussage des BSI Chefs, sein Amt könnte die Sicherheit der Netze von Huawei garantieren, ruft bei Fachleuten im besten Fall Kopfschütteln, meistens aber Lachen hervor. – Peter Pielmeier


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Vielen Dank für das „Ein Interview mit der CDU-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner“. In Deutschland wird die Pressefreiheit gelobt, nutzen Sie sie. Viel zu oft habe ich den Eindruck von einem Gleichklang von Medien und Regierungspolitik. Mich grault es beim Lesen des Artikel über die Standards. Berichten sie doch bitte warum die Landwirte das den Tieren antun. Warum sind die Landwirte nicht die Initiatoren bei der Verbesserung der Tierhaltung?
P.S. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir so ein Interview mit der Frau von Leyen wünschen. Das Thema: Kriege können kein Frieden schaffen. Warum schickt sie deutsche Soldaten in den Krieg? Wie geht sie als Frau mit diesem Thema um, muss eine Frau grausamer sein als ein Mann um auf so einem Posten erfolgreich zu sein. Was verbindet sie mit dem Wunsch der Menschheit nach Frieden? – W. Krüger


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Ich bin ja nicht juristisch und politisch gebildet, ich bin nur Teil einer wahrnehmenden Öffentlichkeit. Als solcher frage ich, wie ein Rechtsstaat das Zeigen des Hitlergrußes und das Schwingen von Hakenkreuzfahnen völlig zu recht so abscheulich und gefährlich finden kann, dass er so etwas unter Strafe stellt, aber Probleme damit hat, den IS als solches so abscheulich und gefährlich zu finden, dass er Menschen, die ihm anhängen, vor Gericht stellt und erst mal inhaftiert. Ist es keine individuelle Schuld, sich einer Mörderbande angeschlossen zu haben, – egal ob man nun selbst gemordet hat oder nicht? Sind die Gräueltaten des IS der politischen Justiz tatsächlich so egal, dass sie in der reinen Anhängerschaft keine „Volksverhetzung“ oder Schlimmeres sehen kann so wie sie das bei Nazis tut? – Gabi Baderschneider


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Im Alter von 17 Jahren entschloss ich mich, katholischeTheologie zu studieren, um Priester zu werden. Nach Studium und fünfjähriger Tätigkeit als Diözesanpriester legte ich mein Amt nieder, da die inneren Konflikte, die ungelebte Sexualität und deren Folgen mit sich brachten für mich nicht mehr aushaltbar waren. Heute bin ich 61 Jahre alt und sehe in der Rückschau und mit der nötigen Distanz meine ‚Kirchen-Geschichte‘ vor allem als eine Geschichte permanenter Abspaltung meiner lustvollen und sexuellen Wesensmerkmale als Mensch von der Rolle des in der Öffentlichkeit stehenden Amtsträgers. Das prägt meine sexuelle Identität als inzwischen seit über 20 Jahren verheirateter Mann bis heute. Es ist eine Geschichte unglücklicher -weil verbotener-Beziehungen, eine Geschichte ungestillter Sehnsucht, permanenter Verdrängungsversuche, quälender Auseinandersetzung und bisweilen verzweifelter Bemühungen, die sexuelle Energie in ‚geordnete Bahnen‘ zu lenken. Und obwohl diese meine Geschichte so nachhaltig davon geprägt ist, war das Thema ‚Sexualität‘ während Studium und Priesterausbildung eben kein Thema, ganz zu schweigen von den psychischen Folgen und menschlichen Schicksalen, die diese nicht verarbeiteten inneren Konflikte mit sich brachten. Nun bricht sich das Verdrängte Bahn und äußert sich in einer existenziellen Krise der Kirche. Diese Krise halte ich für notwendig, eine Entschuldigung bei und eine Entschädigung der Opfer für unabdingbar. Die Täter müssen aus dem Kirchendienst entfernt und mit denen, die ihre Verantwortung im Bischofsamt nicht wahrgenommen haben, zur Verantwortung gezogen werden. Doch der Teufel steckt in dieser Situation eben nicht im Detail sondern in einer strukturell und systemisch angelegten Deformation der Kirche und vieler ihrer Amtsträger. Die ‚Strukturen des Bösen‘, von denen Eugen Drewermann spricht, gilt es offenzulegen, zu verstehen und grundlegend zu reformieren–und dazu gehört deutlich mehr als nur der Verzicht auf den Pflichtzölibat. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Vorab – ich teile Ihre Einschätzung der überzogenen Akademisierungsgier, als wäre man ansonsten kein ernstzunehmender Mensch. Allerdings hätten Sie – gerade als Ph.D. – etwas mehr Faktenstudium betreiben sollen: der Dr. ist in Deutschland zum Glück kein Titel, sondern ein akademischer Grad, ausserdem ist er eben kein Namensbestandteil – auch wenn das manche Personen schwer ankommt. Auch hat die Länge eines Studiums (hier z.B. die von Ihnen zitierten amerikanischen Ärzte) niemals Aussagekraft für die Qualität einer Promotionsarbeit. Leider, und damit sind wir wieder einer Meinung, sind Kontrolle und Bewertung der Arbeit durch das betreffende Doktorelternteil sehr von deren Selbstverständnis abhängig, von den verschiedenen Facheigenarten (Schreiben am heimischen Herd oder etwa tägliche Laborarbeit von morgens bis abends) ganz zu schweigen. Es ist ein weites Feld. – Ulrich Flörke (Dr., falls das von Interesse ist..)


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Glückwunsch an Herrn Stark. Trotz diverser Dummschwätzer hat er seinen kritischen Verstand behalten – vielleicht auch dank seiner Bodenständigkeit. Aus teil leidvoller eigener Erfahrung mit solchen „Wissenschaftlern“ (nicht in Münster!) kann ich nur staunen, dass es immer wieder solche Phänomene an Universitäten gibt. Kann man einen komplexen Sachverhalt nicht in deutscher Sprache ausdrücken oder erklären, so hat man ihn im Kern nicht begriffen: Der Gebrauch vieler Fremdwörter exkulpiert dann explizit die eigene jämmerliche Mediokrität.

Bei allem Druck der Laberer und „Pseudo-Wissenschaftler“, welche eine Analyse weniger schät­zen als die „stramme Haltung“ schafft es Herr Stark, seinen kritischen Geist zu bewahren: Nur DAS ist eine wissenschaftliche Ein­stellung. Sehr schade, dass es die von ihm beschriebenen Phänomene an deutschen Universitäten gibt! Ich selbst habe in den Anfängervorlesungen immer mit

–    deutschsprachiger Bezeichnung und Darstellung des Problems,

–    einem Beispiel (wie „Bier und Käsebrote“ in der Mikroökonomik) und

–    dann erst anschließend die dazu gehörenden Fachausdrücke (was man auf Dauer in der Fachsprache ja auch irgendwann braucht!) erläutert.

Evaluationen der Vorlesungen vor hunderten von Studenten waren durchgehend gut bis sehr gut. Falls Herr Stark an einer (verständlichen) Einführung in Grundfragen und –methoden der Ökonomie für Nicht-Spezialisten interessiert ist: W. Ströbele: Wirtschaftswissen für Jedermann – möglichst einfach erklärt, BoD-Verlag, Norderstedt, 2016, 9.- €.Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Dieser Leitartikel zum schweren Erbe des „Islamischen Staates“ von Yassin Musharbash spaltet mich in der Mitte, und zwar radikal, bis in den tiefsten Grund meiner Seele. Denn einerseits kann ich jedem der Argumente von Yassin Musharbash sehr viel abgewinnen. Und auch seine Einschätzung, dass die von ihm vorgeschlagene Lösung unmöglich schönzureden ist, teile ich natürlich. Im Übrigen finde ich auch den Mut, die vielen unerfreulichen Konsequenzen dieser Lösung zu benennen, sehr erfreulich.
Andererseits halte ich die von der ZEIT über diesen Leitartikel gesetzte Überschrift „Was tun mit deutschen IS-Anhängern in kurdischer Haft? Die Antwort ist eindeutig – auch wenn sie schmerzt“ für sachlich völlig falsch. Und gerade über diesem Leitartikel schlicht für fatal. Für sachlich völlig falsch (und daher in dem vorliegenden Kontext für fatal) halte ich insbesonders die in dieser Überschrift enthaltene Aussage „Die Antwort ist eindeutig“. Pardon, sehr geehrter Herr die Lorenzo, aber glauben Sie wirklich, die Frage, mit der sich Herr Musharbash in seinem Leitartikel befasst hat, ist „eindeutig“ beantwortbar? Wenn ja, dann haben Sie eine grundsätzliche andere Auffassung darüber, welch entscheidende und fundamentale Rolle der Zweifel für den Aufbau und den Erhalt jener Form von Gesellschaft gespielt hat und spielt, in der wir – Sie, Herr die Lorenzo, Ihr Leitartikler Herr Musharbash und darüber hinaus auch alle Deutschen, Österreicher, Europäer, Amerikaner (…also alle Zeitgenossinnen und Zeitgenossen im sogenannten „Westen“…) – heute leben.

Meiner Überzeugung nach ist die von Herrn Musharbash vorgeschlagene Lösung des Problems der Inhaftierten IS-Kämpfer nur eine von mehreren möglichen Lösungen. Die Einschätzung von Herrn Musharbash mag nun zwar, aus seiner und auch aus Ihrer Sicht, nach bestem Wissen und Gewissen zustande gekommen sein. Sie überzeugt mich, gerade weil ich die im Satz „Die Antwort ist eindeutig“ gipfelnde Schlußfolgerung für völlig überzogen halte, aber leider nicht. Und ich nehme an, dass es im Interesse aller Deutschen und aller Europäer wäre, den Denkprozess über die behandelte Problematik in Schwung zu halten, statt ihn, mit überwiegend unschönen Resultaten, an dieser Stelle abzubrechen.

Im (sehr erweiterten) Gefolge von Denkern wie Heinz von Förster, Ernst von Glasersfeld und Paul Watzlawick erlaube ich mir in diesem Sinne den Hinweis, dass die Einschätzung von Herrn Musharbash zwar sehr viel über seine Sicht auf die Welt aussagt – und wohl auch einiges über Ihre Sicht auf die Welt, sehr geehrter Herr di Lorenzo – aber ganz genau genommen sehr wenig, und vielleicht sogar gar nichts, über die Welt an sich. – Peter Jungwirth


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Die geschilderten Vorfälle scheinen leider keine Einmaligkeit darzustellen. Gegen Gewerkschaften und Betriebsräte wird von interessierter Seite nicht selten ähnlich vorgegangen (Nachweise s. Rügemer/Wiegand: Die Fertigmacher, Arbeitsunrecht und Union Busting). Als ich mich einmal in einer Mieterinitiative engagiert hatte, konnte ich gleichfalls derartige Methoden beobachten. Es würde mich freuen, wenn die als sehr seriös geltende ZEIT hierüber weiterhin berichtete. – Prof. Dr. Thomas Cirsovius


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ich hätte nicht gehofft, so einen Beitrag in der ZEIT zu lesen!!! Danke dafür!!! Ich betreibe seit über 18 Jahren Kommunikation im akademischen Umfeld, und versuche – mit mehr oder weniger großem Erfolg – die oft verschwurbelte Sprache zu entschlacken. Ja, jedes Fach pflegt seine Fachsprache, um sich abzugrenzen und – ja! – um den Eindruck von Wissenschaftlichkeit zu erwecken. Vielfach glaubt man mit sprachlichem „Voodoo“ im Grunde simplen Sachverhalten den Anschein von Wissenschaftlichkeit geben zu müssen. Häufig ist das aber auch dem Standing in der Fachcommunity geschuldet, in der man sich keine (sprachliche) Blöße geben will. In einer Zeit, in der Sprache auch durch die intensive Nutzung sozialer Medien immer „einfacher“ wird, werden sich Hochschulen und Wissenschaftler überlegen müssen, ob sie es sich weiterhin leisten wollen, im sprachlichen „Elfenbeinturm“ zu verharren. Ansonsten kann die Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse allenfalls bedingt erfolgreich sein, und alle Appelle

Auch die Beobachtungen zur Diskussionskultur sind absolut zutreffend. Im Bestreben einer mittlerweile grotesk übersteigerten political correctness gerecht zu werden, bekommen manche Themen („Genderstern“) ein unverhältnismäßiges Gewicht, das in keinem Verhältnis zu ihrem realen Nutzen steht. Von den aufgewendeten zeitlichen, gelegentlich auch finanziellen Ressourcen ganz zu schweigen. Nein, ich kann nicht jeden bei jedem Thema mitnehmen und ich kann es auch nicht jedem Recht machen, wenn ich eine Entscheidung treffe. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum Entscheider so ungern Entscheidungen treffen und an der Hochschule viele Entscheidungen „vergesellschaftet“, mit anderen Worten: auf mehrere Schultern verteilt, werden. Was in der Regel in der Sache nicht gut tut. Da tut sich dann interessanterweise viel Grau auf….. Bei anderen Themen hingegen gibt es nur ein klares „Richtig“ oder „Falsch“: wer nicht die (politisch korrekte bzw. angesagte) Meinung vertritt, ist automatisch auf der falschen Seite („wer nicht für uns ist, ist gegen uns“). Dieses undifferenzierte Beziehen von Positionen macht die Sicht auf die Welt gewiss leichter (mit meiner wohlfeilen Meinung muss ich mich dann auch nicht damit auseinander setzen, dass der Andere vielleicht auch das eine oder andere gute Argument hat), es ist aber für eine lebendige Debattenkultur und wirkliche Erkenntnisgewinne Gift. Vor allem aber darf ich dann nicht den fortschreitenden Verfall der gesellschaftlichen Diskussionskultur beweinen, wenn ich es – als (vermeintliche) Bildungselite – nicht anders halte. Ich wünsche diesem Beitrag viele, viele Leser/ -inn en (m/w/d)!!! – Dr. Ralf Breyer


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Auch ich bin, nahe an den „60“, Arbeiterkind mit Abitur, Hochschullaufbahn und in keiner Welt (mehr) zu Hause. Bildung und Ausbildung hat mich meiner Herkunft entfremdet. Die Herumtreiberei im Dunstkreis der Elfenbeintürme und Kapitals sind nicht neue Heimat, neue Vertrautheit geworden. Hier sich verwurzeln stößt mich ab.Die Atmosphäre der immer wieder durchschimmernden Herrenmenschen Allüren zeigt mir, daß Bildung überwiegend als Mittel der Standessicherung/Herrschaftsinstrument genutzt wird und nicht etwa für Aufklärung, zur Überwindung von Schranken, die zu einer offenen, gelassenen, diskursfähigen (im Sinne eines Meinungsaustausch, mit der Bereitschaft eigene Positionen gegebenenfalls zu korrigieren) Gesellschaft führen.Es fehlt ein mentales, verinnerlichtes Scharnier (in allen Milieus), dass Unterschiede, auch die in Herkunft, sei sie sozialer oder geografischer Natur, grundsätzlich als Chance zur Erweiterung begreift sowie fühlt und nicht als Bedrohung. Zu dergestalter Toleranz braucht es Souveränität. Auch hieran besteht gewaltiger Nachholbedarf.Den Vorwurf Ihrer Eltern und Ihre Schlussfolgerung dies ernster zu nehmen kann ich gut verstehen. Andererseits dürfen auch Ihre Eltern sich gefordert fühlen.P.S.: An Ihrem ansprechendem Artikel stört mich die Beschränkung, dass Normsetzung für Toleranz und Zugehörigkeit unter der Definitionshoheit linker Geisteswissenschaftler liegt. Die Rechten können und machen das auch. – Peter Holst


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Ich habe noch nie über ein Politikerinterview während dem Lesen lachen müssen. Seit heute ist das anders. Ich habe gelacht und zwar laut. Die unfreiwillige Komik… vor meinem inneren Auge sah ich die beiden Autoren, wie sie die – sehr konkreten – Fragen, nochmal konkretisierten, in dem Glauben, dass Frau Klöckner dann auch darauf antworten wird bzw. muss. Es gab eigentlich keinerlei Interpretationsspielraum, was den Inhalt der Fragenstellungen anging. Aber sie hat es immer wieder hinbekommen, selbst beim wiederholten nachhaken – auf die abenteuerlichsten Weisen – auszuweichen. Schade, dass sie das Interview nicht mit der Frage enden ließen:

Zeit: Können sie die Leute verstehen, die sagen, Politik könne nichts mehr gestalten? Klöckner: Wenn das ihre Schlussfolgerung als Journalist ist, dann verstehe ich, dass die Leute das dann glauben. Liebe Frau Klöckner, ja, Journalisten sorgen mit für die Meinungsbildung im Lande. Aber bei diesem Interview, das ihre Worte wiedergibt, traue ich mir durchaus zu, auch ohne die Hilfe der Journalisten, auf diese Schlussfolgerung zu kommen. Sie können viel auf andere schieben, aber nicht, dass man bei diesem Interview, mit einem halbwegs gesegneten Menschenverstand, schon nach der 1. Spalte sehen kann, dass sie den Fragen nur ausgewichen sind, aber keine konkret beantwortet haben. Wollen sie uns Wähler beleidigen? … ich legte das Interview auf die Seite, mein Lachen war weg und ich schüttelte nur den Kopf. – Petra Theisen


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Wieder geht es um Verantwortung: die der Dschihadisten für ihre Entscheidung, dem verhaßten Rechtsstaat den Rücken zu kehren und sich einem Terrorregime anzuschließen; die unseres Staates, seine Bürger wirksam vor ihnen zu schützen! Bei immer mehr Gefährdern wird ihm das immer weniger gelingen! Schon jetzt stößt unser Überwachungssystem an seine (finanziellen und) personellen Grenzen! Daher ist es dringend geboten, alle Gefährder und potentiellen Terroristen, die noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben, sofort auszuweisen und keine Dschihadisten zurückzunehmen! Durch ihre Teilnahme am Terror und Eroberungskrieg des IS haben sie bewußt, neben ihrem Tod, auch ihre Gefangennahme riskiert dort, wo ihre Gegner sie gestellt haben. Ihnen gegenüber müssen sie sich jetzt auch dort verantworten! Der Schutz der deutschen Bevölkerung ist ein höheres Rechtsgut als der vermeintliche Rechtsanspruch von (potentiellen) Terroristen auf Rückübernahme in ein Land, das sie hassen! – Dr. med. Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Nach dem Lesen ihres Beitrages und gründlichem Nachdenken musste ich leider feststellen, dass ich mit Ihnen nicht übereinstimme. Nachstehend werde ich Ihnen erklären, warum das so ist. Sie sprechen von IS-Anhängern. In meinen Augen handelt es sich jedoch nicht um Anhänger des IS, sondern um Mitglieder des IS. Sie haben sich bedingungslos dem religiös-fanatischen Terror vor Ort unterworfen und daran beteiligt. Wenn sie von Anhängern sprechen, die sich dem IS anschlossen, dann betrachte ich das als Verharmlosung der Tatsachen. Diese Menschen wollen ihre Weltanschauung anderen Menschen mit Gewalt aufzwingen. Deshalb haben sie alles hinter sich gelassen, eine andere Identität angenommen, sind freiwillig in das Kampfgebiet des IS gereist, haben dort Greueltaten begangen oder diese Taten jahrelang unterstützt. Sie haben strategisch überlegt und bewusst gehandelt. Greueltaten gegen die Menschlichkeit, Vergewaltigung und Versklavung von Frauen und Kindern gehörten zu ihrem Handwerk bzw. wurden unterstützt. Diese Menschen wussten von vornherein, dass Ihr Unternehmen auch schiefgehen könnte. Das war es ihnen wert. Sie wollten im Kalifat leben oder sterben und als Märtyrer ins Paradies kommen. Da ihr Streben gescheitert ist, suchen sie im Diesseits die für sie „am wenigsten schlechteste Lösung“. Die Staatsbürgerschaft schafft nicht nur Rechte für den Inhaber, sondern auch Pflichten gegenüber der Gesellschaft, die durch den Staat vertreten wird. Die Menschen, um die es hier geht, haben sich von ihrer Staatsbürgerschaft de facto losgesagt und die Staatsbürgerschaft des IS angenommen, mit Pass, Eid und allem , was dazugehört. Haben Sie das vergessen oder nicht gewusst? Woher nehmen Sie die Behauptung, das die syrische Regierung unter Assad über keine Staatsgewalt verfügt. Die Tatsachen kennen Sie ebenso wie jeder aufmerksame Beobachter des Geschehens. Die Aktivisten des IS können problemlos der syrischen Regierung, die sie bekämpften, übergeben werden. Dort können sie für die Morde an den Männer der „ungläubigen“ Jesiden, für die Versklavung derer Frauen und Kinder bestraft werden. Sie wissen wohl ebenso wie ich, dass diese Verbrechen vom IS begangen wurden, jedoch von Deutschland aus kaum die Beweisführung möglich ist. Befürworten Sie deshalb die „Rückführung“? In diesem Fall verstehe ich sogar, dass die Rückführung der Verbrecher nach Deutschland die für diese „am wenigsten schlechteste Lösung“ ist. „Deutschland war in den vergangenen Jahren ein Exporteur des Terrors“, sagen Sie. Damit unterstellen Sie, dass Deutschland den Islamismus gefördert habe. Das halte ich für ein Gerücht. Es dient dem einzigen Zweck Stimmungen zu erzeugen. Warum benennen Sie nicht die Ursachen des „Heiligen Krieges“? Warum fordern Sie nicht non den Ländern die Aufnahme der Glaubenskämpfer, die den Dschihadismus zur Staatsdoktrin erhoben haben? Weil auch deutsche Dschihadisten hunderte Iraker und Syrer töteten, war Deutschland ein Exporteur des Terrors. Darauf muss man erst einmal kommen. Diese Behauptung betrachte ich geradezu als Vergewaltigung meiner menschlichen Vernunft und eine Beleidigung jedes logischen Denkens. Die IS-Aktivisten den Syrern und Irakern zu hinterlassen sei unfair und verantwortungslos, sagen Sie. Hierzu frage ich Sie, unfair gegen wen, gegen die Feinde der Menschlichkeit, gegen die Verfechter des totalen, rücksichtslosen Krieges? Jede Gesellschaft muss sich gegen ihre Feinde schützen, insbesondere gegen die Feinde, die diese Gesellschaft, diese Solidargemeinschaft zerstören wollen. Wenn Sie für diese Aktivisten Fairnis einfordern, dann liegt Ihnen mehr am Individuellen Wohl der Dschihadisten als am Schutz unserer Gemeinschaft.

Sie befürworten die Aufnahme dieser Dschihadisten und hoffen oder beten, dass diese sich an ihre staatsbürgerlichen Pflichten erinnern und sich denen verpflichtet fühlen. Oder geht es hier nur um die soziale Hängematte, die ihnen der IS nicht mehr bieten kann? – Schmolling


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Frau Klöckner flutschen die Begriffe Tierwohl (rund ein dutzend Mal), Tierethik und Respekt so locker heraus, dass ich tatsächlich beeindruckt bin. Sie pervertiert sie jedes Mal. Wo jemand behauptet, profitable Nutzung und Schlachthof könnten mit Tierwohl vereinbar und irgendwie tiergerecht (denn auch dieser Begriff fällt dauernd in solchen Diskussionen) durchführbar sein, ist das nicht die Wahrheit. In einem der besten und klarsten Bücher über Gerechtigkeit schreibt der renommierte Professor für Politische Philosophie Will Kymlicka, der seit Jahrzehnten vegan lebt: “Unverletzliche Rechte sind kein Preis, der dem Individuum oder der Spezies verliehen wird, die auf einer Skala kognitiver Fähigkeiten am besten abschneidet, sondern eine Anerkennung des Faktums, dass wir Subjektivität haben, das wiederum die Anerkennung nach sich ziehen sollte, dass wir unser eigenes Leben zu führen haben.“ (Zoopolis, S. 69) Eine eigene Sicht auf das Leben, eigenes Wohl und Wehe, das meint Subjektivität. Wie andere Experten auch (Neuropsychologin Lori Marino, Jura-Professor Gary Francione, Evolutionsbiologe Marc Bekoff, die Philosophen Mark Rowlands und Gary Steiner) spricht er von Tieren als Personen. Wir sollten einen Teil der jährlich zig Milliarden EU-Agrarsubventionen nutzen, um solche Bauern zu entlasten, die aus der wahnwitzigen Massenvernichtung von Tierpersonen aussteigen wollen. Im übrigen ist jeder Einkaufszettel ein Stimmzettel für oder gegen die Belange der Opfer. Allein die Plattform chefkoch.de kennt über 17.000 vegane Rezepte. Wir beschreiben uns selbst so gern als human, vernünftig, tierliebend und moralfähig. Also was hält uns auf? – Ute Esselmann


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Dass Frau Klöckner nichts verstanden hat, belegt auch ihre letzte Antwort, als Elisabeth Raether und Bernd Ulrich die Volkslieder erwähnen, die wegen des Artensterbens quasi ins Leere gehen, weil die Tiere, von denen sie handeln, immer weniger werden. Als diese Lieder entstanden, waren Amsel, Drossel, Fink und Star, Bienen, Schmetterlinge und alles was da sonst noch kreucht und fleucht tief im Bewusstsein der Menschen verankert, weil sie einfach da waren und die Menschen mit ihrem Ge-sang erfreuten. Darauf wollten die beiden Fragesteller wohl hinweisen. Mit dieser Landwirtschaftsministerin wird es nie wieder so weit kommen. Eine ihrer ersten öffentlichen Äußerungen war, dass sie Glyphosat per se nicht verbieten will und kann. Dann nützen auch die den Bauern mit Prämien vergüteten Blühstreifen nichts, die so nah an den Äckern liegen und weiterhin mit Pestiziden gespritzt wer-den. Mir fällt auf, dass Frau Klöckner außer einem arroganten Auftreten nichts vorweisen kann, was auch nur annähernd darauf hinweist, den Bauern und der Landwirtschaft als Ganzes einen Weg in eine nachhaltige Wirtschaftsweise zu ebnen. Das wäre aber dringend nötig. – Dieter Enß


Leserbrief zu „Wohlstand für alle, bitte“ von Clemens Fuest

Herr Fuerst hat eigentlich alles gesagt was zu einem Wohlstand gehören sollte. Dabei sollte man allerdings nicht vergessen; der Gaul der den Wagen voller Menschen zieht, ist der Vater des Wohlstandes. Das muß belohnt werden, sonst erreichen wir das Ziel; „Wohlstand für alle“ nicht. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Schuld und Sühne“ von Evelyn Finger, Sebastian Kempkens und Daniel Müller

Über die Eunuchen im Byzanz des vierten Jahrhunderts nach Christus lese ich, dass der Kirchenvater Origenes sich im Zeichen seines Glaubens selbst entmannt hatte, unterstützt durch die damals populäre Aussage*: Entferne jeden Körperteil, der dich nicht zur Selbstkontrolle führt, denn es ist besser, enthaltsam zu leben ohne bestimmte Körperteile als zerstörerisch mit ihnen. Eine radikale Lösung für Fanatiker. Heute bleibt der katholischen Kirche nur noch die Abschaffung des Zölibats.
*zitiert aus Istanbul von Bettany Hughes, 2017. – Eduard Widmer


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Wir lesen hier die Selbststilisierung eines betrunkenen Radfahrers, der sich und andere gefährdet hat und nun, statt einen Fehler einzugestehen, sein Tun verharmlost, ja sich gar zum Opfer einer ach so unmenschlichen Bürokratie uminterpretiert. Mit welchen Gefühlen liest das jemand, der einen nahen Angehörigen durch die Schuld eines betrunkenen Rad-, Motorrad- oder Autofahrers verloren hat? Geradezu zynisch ist der am Schluss angedeutete Vergleich mit den Stasi-Opfern, die nach der Wende die Behörden stürmten, sowie mit den Opfern islamistischer Terrorjustiz. – Dr. Klaus-Dieter Beims


Leserbrief zu „Wirr, ungerecht und leistungsfeindlich“ von Kolja Rudzio und Mark Schieritz

Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre übersichtlich, gerecht und leistungsfördernd. Was man dazu verdient bliebe komplett. Mindestlohn überflüssig. Förderung von Unternehmensgründung überflüssig. Kaum noch Verhandlungen vor den Sozialgerichten. Keine Verwaltung von Arbeitslosigkeit mehr. Nur noch Bildungsförderung für die, die das wollen. Dafür müssten alle anderen Sozialleistungen gestrichen werden. Renten sollten davon ausgenommen sein, aber verrechnet werden. Erst recht Pensionen. Finanzieren ließe sich die schrittweise Einführung mit Erbschaftssteuern und einer schrittweisen Erhöhung der Umsatzsteuer. Differenzierte U-Steuersätze auf Luxusgüter und täglichen Bedarf wären sinnvoll. Einkommensteuer könnte nach und nach gestrichen werden. Von unten nach oben. Energiearmut wäre dann auch Geschichte. Ach ja – man kann das gerne beschränken auf deutsche Staatsbürger. Das erhöhte (Konjunktiv ;-) ) die Motivation, sich zu integrieren. – Fritjof Möckel


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

In dem Beitrag behauptet der Autor, er habe das WM-Qualifikationsspiel Schweden gegen Deutschland im September 1965 im Rasundastadion live erlebt, und er behauptet, der Deutsche Uwe Seeler habe zwei Kopfballtore erzielt und hat das auch noch kommentiert.. Das ist falsch: das 1:1 für Deutschland schoss Werner Krämer, das 2:1 in der Tat Uwe Seeler, aber nicht per Kopf , sondern mit dem Fuß. Entweder war der Autor nicht dabei und er hat sich die zwei Seeler-Tore aus den Fingern gesogen oder sein Erinnerungsvermögen ist lückenhaft. In beiden Fällen schlecht für DIe Zeit. – Reinhard Kroll


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Luxemburg hat es vorgemacht und die Trennung von Staat und Kirche vollzogen. Auch in Deutschland ist dieser Schritt überfällig. Es ärgert mich, dass in der Berichterstattung der Fokus stark auf das Verhalten einzelner „Würden“träger gerichtet ist und strukturelle Änderungen vorrangig von der Kirche selbst erwartet werden. Auch der Staat ist handlungsfähig. Möge er endlich handeln und die Deals des Naziregimes mit der katholischen Kirche, mit der die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz durch das Zentrum erkauft wurde, ein für allemal kündigen. Die katholische Kirche verstößt in institutionalisierter Form permanent gegen Artikel 3 Absatz 2 Satz 1 des Grundgesetzes, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Eine Überwachung durch den Verfassungsschutz und der Entzug des Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts wären daher angebrachter als großzügige Subventionen und Vergünstigungen. Als Frau möchte ich nicht weiter durch die Gesetzgebung gezwungen sein, für diese Vertreter männlicher Vorherrschaft mit Gott als himmlischem Kronzeugen zu zahlen. Hoffentlich treten noch mehr Menschen aus den Kirchen aus, dann wird es allein wegen geringer Mitgliederzahlen für den Staat schwieriger, weiterhin den Unterhalt der Kirchenapparate zu legitimieren. – Claudia Herbst


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

In den sonst doch sehr seriösen Beiträge zum 250. Geburtstag von A. v. Humboldt habe ich mich sehr über den Beitrag von Fritz Habekuss, insbesondere in Spalte 2 Absatz 2 ärgern müssen. Es gibt keine Hieroglyphen der Azteken und die Anden sind vom mexikanischen Hochland doch etwas weit entfernt, oder? Ich kann mir nicht vorstellen, das er das ironisch gemeint hat, sondern in seiner bodenlosen Unwissenheit diesen Blödsinn hingeschrieben hat. Es gibt halt auch bei Ihnen keine universell interessierten Lektoren mehr….. – Hermann J. Hendrich


Leserbrief zu „Rauf mit dem Diesel-Grenzwert?“ von Lisa Nienhaus und von Claas Tatje

Grundsätzlich bin ich keine Person, der man einseitige Ansichten oder eine Schwäche für einfache Antworten vorwerfen kann. Aber was die Dieselfahrverbote angeht, habe ich eine sehr klare Haltung: Ja, die Grenzwerte müssen rauf. Keine Diskussion vonnöten, in meinen Augen. Ich bin 19 und habe damit ein anderer Kernanliegen, wenn es um Schadstoffemissionen im Straßenverkehr geht: Mir geht es um drastische, ernst gemeinte Maßnahmen gegen die Klimakrise. Nicht nur die Stickoxide sind gesundheitsgefährdend, sondern indirekt auch der CO2-Ausstoß. Ich begreife nicht, warum das nicht der zentrale Punkt in der Debatte um Verbrennungsmotoren ist, wir alle haben doch den heißen, stickigen Sommer 2018 erlebt. Wir alle wissen doch, dass wir eine Verkehrswende brauchen. Warum also halten wir uns mit Kleinigkeiten wie Fahrverboten auf?

Die Frage nach der Gerechtigkeit, die Frau Nienhaus anspricht, finde ich in diesem Zusammenhang ein in etwa so blödes Totschlagargument wie „Aber die Arbeitsplätze“ in der zähen Diskussion über den Kohleausstieg. Und nein, ich habe nicht gut reden, weil ich als Studentin vergünstigt den ÖPNV benutzen kann beziehungsweise nicht um meinen Arbeitsplatz beim Tagebau bangen muss. Ich mache mir aus Gründen des Klimawandels große Sorgen um meine Zukunft. Wenn es dann heißt: Dieselfahrverbote kommen einer Enteignung gleich, dann bleibt mir die Spucke weg. Wer wird hier enteignet? In Zukunft werden meine Altergenoss*innen und ich auf vieles verzichten müssen, weil unsere Gesellschaft so fleißig Kohlenstoff von zukünftigen Generationen borgt (oder sollte ich sagen: klaut? Zurückgegeben werden kann er ja nicht.) Und mit dafür Ursache ist, dass wir mit vorsintflutlichen Motoren herumfahren.

Das ist eine weit verbreitete Haltung bei vielen Jugendlichen, die so wie ich jeden Freitag für eine vernunftbasierte Klimapolitik streiken. Wir für unseren Teil sind bereit, zu verzichten, weil wir verstanden haben, was auf dem Spiel steht. Das ist etwas, das wir von allen Erwachsenen genauso einfordern. Wir müssen uns als Gesellschaft zusammenreißen und dann können wir gute Lösungen finden, die heute und morgen möglichst wenig existenzbedrohend sind. Ich denke, dass es journalistisch viel Spielraum gibt, eine solche Debatte anzustoßen. Aber sicherlich nicht, wenn die Klimakrise ausgeklammert wird. – Lucia Parbel


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Für Ihren Artikel möchte ich Ihnen danken. Aus meiner Sicht ist es eine große Stärke der ZEIT, dass sie immer wieder zeigt, wie es sich anfühlt, als „Bildungsaufsteiger“ in eine Welt zu kommen, in der man sich erst zurechtfinden muss – was für mich, die ich selber aus einem bildungsbürgerlichen Haushalt komme, lehrreich und erhellend ist. Ich finde es sehr wichtig, dass der akademische Bereich sich nicht abschottet und niemanden ausgrenzt. (Und mit Ihrem Willen zum differenzierten Denken, den Sie anhand mehrerer Beispiele schildern, sind Sie im Übrigen ja der Kollegin mit dem Spruch „Man ist entweder dafür oder ein Arschloch“ intellektuell um viele Längen voraus, egal, wie bildungsbürgerlich sie sich geben mag.) Spontan widersprechen wollte ich aber, als ich las, dass Sprache zum Zweck der Ausgrenzung oder der eigenen Überhöhung benutzt wird. Ich bin in den Siebzigerjahren als Einzelkind in einem Lehrerhaushalt aufgewachsen. Dort gab es einfach Wörter, die dort beim Abendessen völlig selbstverständlich benutzt wurden, weil sie zur eigenen Fachsprache gehörten. Also habe ich sie übernommen. Später habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit diesen Wörtern bei anderen aneckte, weil sie „hochgestochen“ wirkten – aber mir war das zuvor nicht bewusst. Dass ich als Kind von Norddeutschen im Kindergarten in der Pfalz hochdeutsch sprach (was anderes konnte ich damals nicht), wurde manchmal mit der Frage quittiert: „Waarum reddschn du so komisch?“ Und im Urlaub in Bayern, wo ich mit ein paar Dorfkindern mit einem Hund spielte, der einen geworfenen Stock holen sollte, rief ich: „Apport!“, denn so stand es in meinem Lieblings-Hundebuch „Finn der Wolfshund“. Die Kinder sahen mich mitleidig an und sagten: „Das heißt ‚Aus‘!“

Ich hoffe, dass ich heute, je nachdem, mit wem ich spreche, mein Vokabular anpassen kann. (Isch hann sogar Pälzisch gelernnd!) In einer Gruppe könnte es natürlich passieren, dass ich dann nicht allen gerecht werde, und Sie zum Beispiel etwas nicht verstehen. Da würde ich mir immer wünschen, dass Sie sich trauen nachzufragen! Und dass dann keiner blöd reagiert. P.S.: Den Satz mit der Relevanz der weiblichen Subjektivität habe ich fünfmal gelesen und dann beschlossen, dass ich eine Idee habe, wie man ihn verstehen könnte. „Verstehen“ ist etwas anderes… – Corinna Friesen


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Die Union sollte sich einmal fragen, ob nicht eine Grenze für wirtschaftsfreundliches Handeln gezogen werden muss. Es ist moralisch falsch Waffen zu exportieren, egal an wenn. Meiner Meinung nach ist es dringend erforderlich, eine EU – weite Debatte über den Verbot von Waffenexporten zu starten. Es kann nicht sein, das irgendwo auf der Welt sich Menschen mit deutschen/europäischen Waffen bekriegen und wir dabei nur den Aspekt des Geldverdienens sehen. – Christoph Harwalik


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Das Interview mit Frau Klöckner enthält überhaupt keine Substanz. Es ist vielleicht ihre einzige Begabung, auf einer halben Seite nur Phrasen zu dreschen und keine konkreten Aussagen zu machen. Sie will für alles zuständig sein, aber für nichts Verantwortung übernehmen. Beim nächsten Interview reicht auch das Foto. – Wolfgang Scheer


Leserbrief zur Grafik „Tierische Hilfe“ von Haika Hinze und Ragnhild Schweitzer

Die „künstlichen Intellegenzen“, die für (oder mehr gegen) den Menschen arbeiten sollen, die machen dem Menschen mittlerweile, mehr Angst und noch mehr Bange. Die tierischen Helfer dagegen, die helfen dem Menschen, unter Einsatz ihres tierischen Lebens. Haben sie dann auch noch die große „Arschkarte“ gezogen, dann isst sie der gleiche Mensch, eiskalt und ratzekahl, mit Haut und Haaren (bzw. Borsten) auf; und sinniert sinnfrei weiter nach, was an der „menschengerechten“ Tierhaltung, eigentlich „artgerecht“ sein soll! – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Bagatellisierung sexueller Gewalt durch verharmlosenden Sprachgebrauch unter den Klerikern, jahrzehntelang Täter schützen und weiter ihr Unwesen treiben lassen, Opfer diskreditieren und abwimmeln, ein quasi mafiöses Netzwerk im Vatikan aufrechterhalten, das Geheimhaltung (z.b. von Homosexualität in den eigenen Reihen) Vertuschung von Übergriffen auf allen Ebenen begünstigt und praktiziert…. Im zivilen Rechtsstaat ginge ein Aufschrei durch die Lande bei solchen nicht aufgeklärten Skandalen! Aber unsere jahrtausendealte höchste Instanz für Glaubens-und Gewissensfragen mit eigenem fragwürdigen Kirchenrecht hat bisher so selbstherrlich und autoritär regiert. Die Kirche muss jetzt auf die Couch!

Zuviel Elend und Schmerz hat sie über Gläubige, Andersdenkende in aller Welt gebracht und existentiell beschädigt . Mit ihrer Doppelmoral, Verlogenheit, Heuchelei hat sie Vertrauen zerstört. Glauben kann man dieser real existierenden Kirche in der jetzigen Verfasstheit (Kirchenstaat)nicht mehr. Sie schafft sich selber ab! Wir brauchen keine Dogmen, keine starren Hierarchien, keine Machtmenschen, sondern begabte SeelsorgerInnen und spirituelle WegbegleiterInnen, die Jesus‘ frohe Botschaft glaubwürdig leben und vermitteln. Und: viel mehr Frauen in die Kirche!! – M. Riegger


Leserbrief zu „Behaarung? schwierig“ von Susanne Mayer

Danke, liebe Susanne Meyer, danke, danke. – Barbara Freier


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Der Artikel macht Ihrem Namen alle Ehre, einfach saustark! Wenn man keine Fakten mehr braucht, bin ich sehr gern ein Arschloch! Hören Sie bitte wieder mehr auf Ihre Eltern Herr Stark, die sind nämlich geerdet und mit Sicherheit nicht „durchgeknallt“. – Axel Jeske


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Ich sitze entspannt auf der Couch und lese wie immer mit grosser Neugier, was sie mir an Themen diese Woche offerieren. Danke erst mal für die riesige Bandbreite an gut recherchierten Artikeln. Mit Kopfschütteln las ich das Interview mit Frau Klöckner. Ihre Antworten sind so banal und nichtssagend, das mir der Kopf vom vielen schütteln desselben weh tut. Diese Dame ist eine eklatante Fehlbesetzung. Ihre Antwort auf die Frage:“ tun Ihnen die Ferkel eigentlich leid?“ finde ich dermassen unpersönlich und kaltherzig, eiskalter Politikersprech eben. Ich finde es deshalb so wichtig, das es starke Tierschutzorganisationen gibt, die dieser Dame und ihrem Ministerium „ Feuer untern Hintern“ machen. Danke an Frau Raether und Herrn Ulrich. Gut gemacht! – Kirsten Lindner


Leserbrief zu „Mit 36“ von Paul Bokowski

Berlin ist für seine karnevalistischen Aktivitäten nicht über – mässig bekannt, daher gebührt Ihnen mein Dank für Ihren witzigen Büttenbeitrag aus der Deutschen Hauptstadt. Sollten – und nun wird es ernst – diese Notizen aber einem real erlebtem Geschehen entsprungen sein, so haben Sie mich mit diesen Zeilen doch tief erschüttert! Wie gut, dass ich stramm auf die siebzig zugehe, denn in einer Welt der progressiven Verblödung möchte ich nicht noch länger als zehn bis fünfzehn Jahre leben. (Jetzt weiss ich auch, warum so viele Leute mit Kopfhörern umherlaufen: wie mein seliger Vater schon immer zu sagen pflegte: Wenn Dummheit weh täte, würde der oder die den ganzen Tag schreien). Ich danke Ihnen für Ihren tragisch-herrlichen Beitrag, nehme ab heute abend eine doppelte Dosierung meine Blutdrucktabletten. – Uwe Büssing


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Ihr Interview war überfällig und es ist Ihnen gelungen, die Ineffizienz von Frau Klöckners Amtsführung offenzulegen: Als aufmerksamer Verbraucher weiß man, welche Probleme unsere Landwirtschaft plagen: knallharter Wettbewerb unter Agrarfabriken, Gefügel-, Schweine- und Rinderzüchtern, daraus resultierende Missstände in den Ställen, auch Gülleüberschuss, Unkraut- und Ungezieferbekämpfung auf übergroßen Feldern, Verbraucher, die nur Dicountpreise zahlen wollen, Überproduktion, die in Entwicklungsländer exportiert wird. Keine dieser Aufgaben geht die Bundeslandwirtschaftsministerin engagiert und wirungsvoll an. Wenn man sie im Fernsehen sieht oder Ihr Interview liest, hat man den Eindruck, sie wolle die Probleme weglachen. Dem Bürger aber vergeht das Lachen. Er wünscht sich Beschränkung auf die DeckUng unseres abnehmenden Bedarfs und wäre damit einverstanden, auch mehr zu zahlen. Das hat er bei den Milchpreisen bereits bewiesen. – Jürgen Kirschning


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Danke für Ihre offenen Worte und den Mut, eigene Zweifel zu benennen! Sie sind beide nicht alleine. Mir ging es im Studium ähnlich und das trotz akademisch geprägter Familie (beide Eltern haben studiert). Die verquaste Sprache vieler Mitstudierender hat mich auch oft irritiert. Auf meine Rückfragen in Seminaren, ob sie ihre These nicht auch in anderen Worten erklären könnten, war meist Schweigen die Antwort. Sie hatten offensichtlich selbst nicht verstanden, was sie sagen wollten. Leider sind auch viele wissenschaftliche Autoren in Deutschland der Meinung, ihre Erkenntnisse wären dann besonders wertvoll, wenn sie möglichst komplex vermittelt werden. Wie es anders geht, zeigen amerikanische Wissenschaftler, die deutlich besser lesbare Lehrbücher schreiben als ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen. Einfach zu formulieren ist schwer, sich unverständlich auszudrücken dagegen leicht (und gleichzeitig nur schwer zu überprüfen, da ja keiner zugeben möchte, er habe es nicht verstanden). – Johannes Beck


Leserbrief zu „Der falsche Engländer“ von Konrad Adam

Hoffentlich bleibt das freundliche Feuilleton des Ehrenvorsitzenden der AfD-Erasmus-Stiftung über Gauland bloß ein Vogelschiss in der erfolgreichen Geschichte der ZEIT. – Arnd Schirmer


Leserbrief zu „Wirr, ungerecht und leistungsfeindlich“ von Kolja Rudzio und Mark Schieritz

Verdammt nochmal. Der Bürger muß von der Politik erwarten können, daß sie das macht was ihre Autoren beschrieben haben. Vorausgesetzt es stimmt alles was geschrieben wurde. Ich vertraue aber den Autoren – ich lese schließlich die „Zeit“. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Er hatte niemanden über sich“ von Peter Kümmel

Sie haben einen ganz Großen großartig verabschiedet – würdig und mit Wortkunst. Besten Dank! – Dr. Thomas Flügel


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Mir ist ein inhaltlicher Fehler in dem Artikel „Meine Nacht im Chlorbad“ in der Rubrik Recht & Unrecht (aktuelle Ausgabe der Zeit) aufgefallen: Der Autor schreibt an zwei Stellen, dass er, nachdem ihm die Fahrerlaubnis entzogen worden sei, nicht mehr Auto oder Fahrrad fahren dürfe. Das stimmt so nicht. Zwar darf man nicht alkoholisiert Auto oder Fahrrad fahren (absolute Fahruntüchtigkeit wird von der Rechtsprechung bei 1,1 Promille bzw. 1,6 Promille angenommen). Wenn man dies doch tut, riskiert man den Entzug der Fahrerlaubnis. So weit, so richtig. Es ist nun aber so, dass man auch ohne Fahrerlaubnis weiterhin Fahrrad fahren darf. Denn für das Fahrradfahren bedarf es keiner Fahrerlaubnis (müsste einleuchtend sein, sonst bräuchte auch jedes Kind einen Führerschein).

Dem hat der Gesetzgeber Rechnung getragen, dass lediglich das erneute Führen eines Pkw im alkoholisierten oder nüchternen Zustand nach Entzug der Fahrerlaubnis strafbar ist (Trunkenheit im Verkehr – § 316 StGB; § 24a StVG – Führen eines Kraftfahrzeugs mit über 0,5 Promille; Fahren ohne Fahrerlaubnis – § 21 StVG), da für das Führen eines Pkw eine Fahrerlaubnis erforderlich ist. All diesen Straftatbeständen ist gemein, dass sie an das Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr anknüpfen. Ein Fahrrad ist jedoch kein Kraftfahrzeug (§ 1 Abs. 3 StVG). Dementsprechend macht man sich nicht mal erneut strafbar wenn man ein Fahrrad führt nachdem die Fahrerlaubnis entzogen wurde. Zusammenfassend stimmt es also nicht, dass man nach dem Entzug der Fahrerlaubnis mit einem Fahrrad nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen darf. Ich bin großer Fan dieser Rubrik, lese sie immer als erstes und höre auch den Podcast „Zeit Verbrechen“, deswegen hat es mich ein bisschen gefuchst, dass sich so ein Fehler eingeschlichen hat der dazu geeignet ist, andere Leser zu verwirren. – Nina Lenz


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Vielen Dank für das erhellende Interview. Etwas polemisch würde ich vorschlagen, dass in Zukunft der Bauernverbandspräsident automatisch zum Landwirtschaftsminister ernannt wird und vielleicht auch noch der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie zum Verkehrsminister. Dann steht wenigstens drauf was drin ist. – Manfred Hieber


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Es fällt mir nicht leicht bei dieser schönen Geschichte „Spielverderber“ im wahrsten Sinne des Wortes zu sein. Nicht zwei Kopfballtore von Uwe Seeler führten zum Sieg der deutschen Mannschaft sondern ein Tor von Werner Krämer und ein mit dem Fuß erzieltes von eben jenem „uns Uwe“ (der gerade wie durch Wunderheilung von einem Achillessehnenriss genesen war). – Sven Herfurth


Leserbrief zu „Oh Gott, ein Sozialist“ von Mark Schieritz

Die Umfrage in den USA ergab, das 59 % der Amerikaner den Vorschlag von Ocasio -Cortez gut finden, die von Ihnen genannten 45 % bezogen sich nur auf die Anhänger der Republikaner. Wenn allen Befragten der Unterschied zwischen Spitzen- und Durchschnittssteuersatz klar gewesen wäre, wären die Zustimmungsraten wohl noch höher ausgefallen. https://thehill.com/hilltv/what-americas-thinking/425422-a-majority-of-americans-support-raising-the-top-tax-rate-to-70

Das Traurige: die SPD gibt sich noch nicht einmal erkennbar die Mühe ein größeres Problembewusstsein bei ihren Wählern zu wecken. Denn wer sonst als die SPD wäre zur Umsetzung eines Steuerkonzeptes in der Lage, dass die ungerechten Einkommens- und Vermögensverhältnisse ansatzweise korrigiert? – Rüdiger Weigel


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Es ist gut herausgearbeitet wie durch veränderte US-Politik und Veränderungen in Nahost unsere politischen Grundsätze nicht mehr aktuell sind. Die SPD blockiert erforderliche politische Anpassungen, die im Interesse der EU und der BRD sind. Sie hat deutsche Leo 2 in den Nahostbürgerkrieg eingebracht – so hat sie friedensichernde Kräftegleichgewichte zerstört und sie zeigt nun, dass sie sich um Leben und Menschenrechte davon Betroffener nicht schert. Fazit, die Rüstungsexportbeschränkungen mit gewissen Ausnahmen sind ungeeignet. Wenn die SPD Wähler gewinnen will, sollte sie diese mal befragen. Dann könnte sie evtl. erfahren, was die wirklich wollen. Lockerungsübungen ihres Gewissens täten der kaum-noch-Volkspartei sicher gut. – Hans-J. Giller


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Chapeau dafür, dass dieses beschämende Thema auf der ersten Seite Platz bekommen hat. Meiner Meinung nach wäre es aber zielführender gewesen zu schreiben: Wann kommt der Staatsanwalt? Diesen scheinheiligen Kirchenvertretern muss klar gemacht werden, dass das Kirchenrecht nicht über dem Staatsgesetz steht. Es darf hier keine Sonderrechte geben. – Reinhard Waage


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Der Beitrag ist ein interessanter und aufschlussreicher Vergleich der Funktion des Doktortitels in den USA und Deutschland. Doch er enthält einen Fehler. Es ist ein verbreitetes Missverständnis, dass der „Dr.“ – anders als der „Professor“ – ein Namensbestandteil ist. Das ist er nicht, wie Bundesgerichtshof und Bundesverwaltungsgericht schon vor mehr als 50 Jahren entschieden haben. Vielmehr handelt es sich nur um einen akademischen Grad wie Diplom-Ingenieur oder Magister. Der Doktorgrad ist zwar „anredefähig“ – aber der Promovierte hat keinen Anspruch auf Anrede damit.
PS: Aus dem titelverliebten Österreich gibt es folgende kleine Begebenheit : In einem Wiener Cafehaus hört der deutsche Besucher, wie der Kellner seine Gäste mit Titeln anredet: Herr Hofrat, Herr Kommerzienrat, Frau Magister, Herr Professor. Da fragt er den Kellner: „Sagen Sie, verkehren hier denn wirklich so viele wichtige Personen ?“ „Ja gewiss“, sagt der Kellner, “ wir sind ein bekanntes renommiertes Cafehaus. Und wenn die Leut‘ goar nix sind, dann sag‘ i holt: Herr Doktor. Auf wiederschaun Herr Doktor.“ – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Vorab; ich bin ein im Ausland lebender deutscher Staatsbürger. Frage: Möchten Sie von einem Mann die Haare geschnitten bekommen, der in Syrien beteiligt war, wie intensiv oder verhalten auch immer, um Menschen zu töten? Möchten Sie von einer Fußpflegerin die Zehennägel beschnitten bekommen, die gesehen hat, wie Menschen die Füße abgehackt wurden , die dann in Abfallkübel geschmissen wurden? Sich beteiligen am Töten von Menschen, ohne Notwehr, ohne, dass die eigenen Heimat zu verteidigen wäre, ist strafbar! Diese deutschen Staatsbürger müssen vor ein deutsches Gericht gestellt werden, nach deutschem Gesetz verurteilt werden und die Strafen absitzen! Was sonst? Natürlich muss das untersucht werden, aber es gibt genug belastbare Aussagen! So einfach wäre das! Ich sage: WÄRE! Danke für den Artikel. – Horst Köppl


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Der Artikel von Yassin Musharbash zeigt warum es aus verschiedenen Perspektiven unumgänglich ist, deutschstämmige IS-Anhänger zurückzuholen. Ich stimme zu und würde noch kürzer formulieren: Wenn wir hier straffällig gewordene Personen mit nicht deutschem Pass in ihr Land zurückschicken, müssen die anderen Länder das auch tun können. Sich um diese Menschen dann hier zu kümmern nennt man Verantwortung übernehmen. Ich verstehe die Diskussion nicht und bin empört über das offenkundige Drücken vor ebendieser Verantwortung. – Katharina Odebrecht


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Im letzten Absatz des oben genannten Artikels steht: „, derweil der „Doktor“ am Anfang steht und Bestandteil des Namens in Deutschland ist“. Diese Aussage ist falsch, der Doktor-Titel ist ein Namenszusatz und kann, muß aber nicht im Personalausweis, Pass oder anderen Dokumenten eingetragen werden. Es besteht auch kein Anspruch auf die Anrede mit Frau Doktor bzw. Herr Doktor. Siehe auch www.drtitel.deDr. med. Enno Risius


Leserbrief zu „Das unsichtbare Netz“ von Julia Friedrichs, Christian Fuchs, Astrid Geisler und Andreas Spinrath

Im Vertrauen auf Fairness und historische Verantwortung unserer Presse war ich überzeugt, dass die unselige Aufforderung „Kauft nicht bei …“ noch für lange Zeit geächtet sein würde. Nun jedoch erscheint sie in der ZEIT als stille Unterzeile, gerichtet gegen „rechtsradikale“ Geschäftsleute in der Stadt Anklam. Besucht ihre Restaurants nicht, gebt ihren Handwerkern keine Aufträge, treibt ihre Geschäfte in den Ruin, legen die ZEIT-Enthüllungen nahe. Ist wirklich alles erlaubt, wenn man sich auf der Seite des Fortschritts wähnt? – Werner Singer


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Die Art der Fragestellung ist sehr provozierend. Hier ging es wohl nicht um die Sache. Sondern darum, dass ein öffentlich bekennender Veganer, Bernd Ulrich, seine vermeintliche moralische Überlegenheit demonstrieren wollte. Sein beruflichen Möglichkeiten zu nutzen, um eine persönliche, private Lebensentscheidung moralisierend zu verbreiten, fand ich von Anfang an befremdlich. Interview mit Herrn Rau von der Umwelthilfe. Das die Umwelthilfe ideologisch auf dem Kurs der Zeit liegt, waren die Fragen natürlich sehr höflich, sehr bequem. Antworten von Herrn Rau, wie diese: „…. wir quälen niemanden, sondern setzen uns für die unter Dieselabgasen leidenden Menschen ein …“), wurden nicht weiter hinterfragt. Der Individualverkehr trägt weniger als die Hälfte zu den NOx Emissionen bei. Und davon stammt nur ein Teil von Dieselfahrzeugen. Und sich als Kämpfer für die Interessen der Dieselfahrer gegen die Automobilkonzerne zu positionieren, ist dreist. Übrigens, eine signifikante NOx Quelle stellen Gebäudeheizungen dar. Warum dann keine Forderung der Umwelthilfe nach staatlich kontrollierten Maximaltemperaturen? Einfach ein paar zusätzliche Grenzwerte: 20C in Wohnräumen, 15C in Schlafzimmern und 18C in Büros. Ich war einige Zeit Abonnent der ZEIT. Ich wurde heute in meiner Entscheidung bestätigt, sie nicht mehr regelmäßig zu lesen. Für mich eindeutig zu viel links-grüne Ideologie wohlhabender Bevölkerungsgruppen. – Dietmar Baier


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Man kann nur hoffen, dass die Führungsspitze der deutschen Sozialdemokratie diesen Beitrag zur Kenntnis nimmt. Auch hundert Jahre nach der deutschen Revolution weigern sich „progressive“ Kreise die Umstände des damaligen Handelns der SPD-Führung, bei berechtigter Kritik an einzelnen Verhaltensweisen, zur Kenntnis zu nehmen. Die Hagiographie über Rosa Luxemburg ist immer noch verbreitet. Winkler betont zu Recht das Ziel der Sozialdemokratie, nämlich die Herstellung einer parlamentarischen Demokratie, das zwangsläufig im Gegensatz zur bolschewistischen Sowjetrepublik geraten musste. Aktuell verdienen die Hinweise Winklers Beachtung, demzufolge die Stimmenverluste der SPD nicht ausschließlich auf eine mangelnde Sozialpolitik zurückgeführt werden können. Dass die Agenda 2010 keinesfalls alleine für den Rückgang der Sozialdemokratie verantwortlich gemacht werden kann, zeigt der Blick auf andere Staaten in Europa. Ein realistischer Umgang mit der Migration täte der SPD gerade im Hinblick auf die eigene „klassische“ Stammwählerschaft gut. Ebenfalls zu unterstreichen ist, dass sich für die SPD nur als eine Volkspartei der linken Mitte eine Machtoption eröffnet. Insofern genügt es nicht, eine „Klientelpartei der sozial Schwachen“ zu sein wie auch ein Überholen der „postmaterialistischen“ Grünen kaum das Ziel sozialdemokratischer Politik sein kann. Differenzen in der Außen- und Sicherheitspolitik mit einem möglichen Bündnispartner der Linken gefährden darüber hinaus die große Leistung der deutschen Politik der Westintegration nach 1945 auch und gerade in Zeiten eines irrlichternden amerikanischen Präsidenten. – Manfred Krapf


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Herrn Resch die Gemeinnützigkeit seine Vereins abzusprechen, weil er „das ganze Land quälen“ würde, ist nicht nur unsachlich und polemisch, das ist einfach nur talentfrei. Mich quält Herr Resch und sein Verein nicht, und damit ist diese Aussage bereits faktisch begraben, das sollte jedem klar sein, der einen gesunden Menschenverstand mitbringt. Industrie und Politik sind Verursacher der leidigen Dieselgeschichte und belügen seit Jahren Bürger und Käufer, da wäre etwas mehr Augenmass angebracht. – Andi Pfaff


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Systemen, wie der akademischen Titelvergabe, ist immer richtig und wichtig. Hierzulande wird der Dr.-Titel wie ein Adelstitel wahrgenommen, wenige Wissen, was geleistet oder eben nicht geleistet werden muss um in die Welt des Bildungsadels „aufzusteigen“. Beim Lesen des Artikels von Herrn Joffe kann man allerdings leicht den Eindruck bekommen, dass hier jemand aus Neid und fehlender Anerkennung für die eigenen akademischen Leistungen (PhD aus den USA) das System der Doktowürden in Deutschland herabwürdigt. Der Autor scheint unzureichende Kennisse der Vergabesysteme des Doktortitels und des PhDs, die sich in der internationalen Forschungsgemeinschaft gleichwertig gegenüber stehen, zu besitzen. Eine Ausnahme in diesem Vergabesystem bildet der Dr. Med, wo sich der Autor vollends entblößt und seine Unwissenheit überdeutlich wird. Doktorarbeiten im medizinischen Breich werden häufig in den letzten Studiensemestern (10. Semester) geschrieben und die Zeit, die für den Dr. Med aufgewendet wird, beträgt wenige Wochen oder Monate. Im Vergleich dazu forscht ein Naturwissenschaftlicher bzw. Naturwissenschaftlicherin etwa drei bis vier Jahre in einem Thema um am Ende den Dr. zu erhalten. Es wäre gut gewesen, wenn jemand, der das hiesige System kennt, diesen Artikel geprüft hätte, um inhaltliche Mengel zu vermeiden. – Sara Knigge


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Hervorragend! So etwas lese ich gerne. Ein sachlich fundierter Artikel mit für die Zeit ungewohntem Biss. Sie legen damit dar, wie unwillig bis zur Grenze der Unfähigkeit unsere aktuelle BLWM mit dem höchst aktuellen Thema Tierwohl und zeitgemäße Landwirtschaft umgeht. Antworten wie: „ich habe nicht mit den Schweinen gesprochen“ belegen dieses „Leck-mich-am-Arsch“-Gefühl. Unterkomplex, wie selbst sagt. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Meinen ersten und letzten Leserbrief habe ich im Ressort Zeitlupe(oder so ähnlich) im Jahr 1976 veröffentlicht gesehen. Das zeigt, dass ich mich nicht schnell hinsetze und auf Veröffentlichungen in Medien in dieser Form reagiere. Der Text von Manuel Stark hat aber so viele irritierende Aussagen, dass ich mich hier zumindest auf einen Aspekt –den der Sprache – beziehen möchte. Meine Studiensituation in den 70er Jahren fand unter ähnlichen Voraussetzungen mit ähnlichen Eindrücken statt. Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie, in der Vater und Mutter noch nicht einmal irgendeinen Abschluss hatten. Dank der bildungspolitischen Stimmung durch Willy Brandt und die SPD konnte ich in dem damals noch nicht so durchlässigen Bildungssystem Abitur machen und auch ein geisteswissenschaftliches Studium absolvieren. Mir sind also die Probleme im Umgang mit wissenschaftlicher Fachsprache und auch die Möglichkeiten der daraus oftmals resultierenden Abgrenzung von AkademikerInnen gegenüber den ‚Normalsterblichen‘ bekannt. Andererseits habe ich jedoch auch durch die Beschäftigung mit Sprache in Verbindung mit einem Geschichtsstudium erkannt, dass Sprache und deren Anwendung in engem Zusammenhang steht mit der Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, zu verstehen und zu vermitteln.

In meiner jetzigen Tätigkeit als Deutsch- und Politiklehrerin (Berufskolleg) bin ich ständig damit beschäftigt, SchülerInnen die Macht der Sprache und die Bedeutung von sprachlicher Vielfalt und Ausdrucksfähigkeit zu vermitteln, mit dem Ziel Ausgrenzung und Abgrenzung zu vermeiden und Zukunftsfähigkeit zu erreichen. Das Schöne an einem bewussten und reflektierten Umgang mit Sprache ist doch die Vielfalt. Ich kann mit Sprache gesellschaftliche Verhältnisse verdeutlichen und vielleicht verändern (*-Debatte und ‚Negerkönig‘), kann mich bestimmten Gruppen zugehörig fühlen und verständlich machen (akademischer Diskurs und Dialekt), kann gesellschaftspolitische Debatten führen, in denen ich durch Argumentationen meine Ansichten und Meinungen vertrete (z.B. Flüchtlingspolitik und soziale Gerechtigkeit). Ich empfehle dem Autor, sich dieser Möglichkeiten bewusst zu werden, dann klappt auch die Verständigung daheim. – Annegret Farber


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Nein, liebe Zeit Redaktion, mit Recht und Unrecht hat der Artikel gar nichts zu tun. In flapsiger Sprache („Lenkischein“ )versucht hier der Brasilianer do Rock einem Landsmann zu helfen. Legitim. Jedoch wenn ein solcher Beitrag darin gipfelt, dass der Autor empfiehlt betrunken lieber eine Frau zu würgen als Fahrrad zu fahren, so überschreitet Herr do Rock deutlich die Grenzen der Ironie. Und mal davon abgesehen: Unter dem Titel „Recht & Unrecht“ erwarten die Leser der Zeit keine Ironie, vielmehr klare Fakten und deutliche Analysen. Eben einen nüchternen ( sic!) Blick auf unser Recht. – Martin Achatzi


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Schade. Schade, dass Ihren beiden Journalisten für den Artikel kein anderer Gesprächspartner zur Verfügung stand. Ein weniger gut Gelaunter zum Beispiel, oder einer, der nicht jede Frage so konziliant wegbügelt, oder einer, der sich traut, auf den maximal groben Klotz der moralisierenden Eingangsfrage „Darf man Tiere töten nur für den Geschmack?“ einen ebenso groben Keil als Replik zu platzieren.Schade auch, dass Ihr stellvertretender Chefredakteur offenbar seine vegane Monstranz durch Dreiviertel dieses Artikels vorantragen durfte, so dass das ja nun wahrlich nicht weniger wichtige Thema des Artensterbens mal gerade noch eine kleine Spalte einnehmen konnte. Schade, denn so stellte sich der Eindruck ein, dass die persönliche Betroffenheit hinsichtlich eines Themas ein wenig der gebotenen Neutralität des Fragenden im Wege stand. „Schade“ war der beherrschende Gedanke nach der letzten Zeile, denn mit anderen Fragen und anderen Antworten hätte es ein interessanter Artikel werden können. – Jörg Schimmel


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Die Versäumnisse deutscher Professoren und Fakultäten bei der Identifikation von minderwertigen Dissertationen sind beklagenswert. Der dreiste Fall des Herrn von Guttenberg muss jedem Akademiker dauerhaft Schmerzen bereiten. Allerdings ist es schade, wenn selbst zu Recht berühmte Journalisten ihre persönliche Geschichte in einen scheinbar objektiven Artikel fassen, der dann nicht wirklich gut recherchiert ist. Sie kennen sich ja aus Betroffenheit bestens aus. Wikipedia weist Josef Joffe als Ph.D. aus. Obwohl er diesen an der weltweit vermeintlich besten Universität erworben hat, nennt er sich nicht Dr. Soweit, so interessant. Nun singt er (zum Ausgleich?) das hohe Lied auf den angloamerikanischen Ph.D.. Nur hat das mit dem Doktor-Problem in Deutschland herzlich wenig zu tun. Dieses ist nämlich viel komplexer als das von Josef Joffe, Franziska Giffey und Annette Schavan. Der deutsche Dr. rer. nat. hat international einen exzellenten Ruf, er wird von vielen Kennern amerikanischer Universitäten gegenüber dem dortigen Ph.D. als mindestens gleichwertig angesehen. Die Würdigung des deutschen Dr. rer. nat müsste angesichts einer Bundeskanzlerin mit eben diesem in jahrelanger experimenteller Arbeit erworbenen Titel eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein! Darüber hinaus benötigt der deutsche Dr. med. eine unabhängig begutachtete Dissertation, den medizinischen Dr. in den USA und dem Vereinigten Königreich gibt es gratis, ohne dass dafür „10, 12 Jahre lang studiert und famuliert“ wird. Das US-Medizinstudium dauert 8 Jahre (inklusive Bachelor). So gibt es Ungerechtigkeiten auf beiden Seiten des Atlantiks. Und CBS, The Guardian etc. berichten regelmäßig über Titelschwindel. Weil sich eben auch ein Ph.D. „auszahlt“. Leider sind Titelsucht und Selbstbetrug kein Privileg deutscher Akademiker. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Gehirnwäsche in der Anstalt“ von Ijoma Mangold

Ihr Autor hat einen Beitrag verfasst, der der ARD gar nicht gefallen wird. Die Umerziehung des deutschen Volkes ist tief in den Redaktionen verankert. Selbstkritik scheint ausgestorben zu sein. Elisabeth Wehling wäre klüger beraten gewesen, wenn sie ihren Auftraggeber die mafiösen Strukturen aufgezeigt hätte. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Konzern unter Verdacht“ von Holger Stark

Ja, wenn es so ist, dass bei Herrn Trump schon deutsche Autos ein Risiko für die nationale Sicherheit darstellen, wieviel mehr muss das dann für chinesische Elektronik gelten? Freie Märkte und Wettbewerb sind in dieser absurden Logik schnell eine Art Terrorismus dann, wenn die „Anderen“ erfolgreicher sind – so wie bei Herrn Erdogan jeder politische Wettbewerber schnell unter Terrorismusverdacht steht. Die tatsächlichen und gravierenden Risiken für eine zivilisierte Gesellschaft sind jedoch nicht Wettbewerb und innovative Produkte, sondern die Trumps, Erdogans und ihre Mitläufer – lässt man sie gewähren, so zerstören sie die rechtsstaatlichen Kulturen und die Grundlagen der offenen Gesellschaften des Westens von innen heraus. – Ralph Bürk


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Eine EU-Rüstungspolitik oder Europäisierung der Sicherheitspolitik, so schön das klingen mag, darf die deutsche Regierung nicht durch eine Lockerung der Richtlinien für Rüstungsexporte erreichen. Schon jetzt, mit strikten Richtlinien wissen sich die deutschen Waffenschmieden zu helfen, um weiterhin an „Schurkenstaaten“ zu liefern. Eine Lockerung würde dies lediglich legalisieren beziehungsweise vereinfachen. Deutschland liefert Waffen an 13 von 28 Staaten in denen es aktuell Bewaffnete Konflikte gibt, bei vielen sterben Menschen die mit deutschen Waffen ausgerüstet sind durch deutsche Waffen auf der Gegenseite (hierzu auch Die ZEIT 08/2019 Seite 6). Und das ganz abgesehen von Waffen die durch die Empfänger deutscher Rüstungsexporte weiterverkauft wurden. Wenn Deutschland diese Lieferungen nicht macht dann ein Anderer, deswegen sollte Deutschland weiter mit strikten Richtlinien liefern können, sie jedoch lockern darf die Regierung nicht. – Konrad Feldwisch


Leserbrief zu „Über das Alter“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

„Ich war bei der Rentenversicherung und habe meinen Rentenantrag eingereicht.“ – Wahrlich der beste Satz aus einer Martenstein-Kolumne seit langer Zeit. – Bilal Alkatout


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Das Langzeitgedächtnis lässt Hakan Nesser (Jg. 1950) offenbar im Stich, seine Erinnerung an das WM-Qualifikationsspiel zwischen Schweden und Deutschland in Stockholm 1965, das er als 15-Jähriger im Stadion gesehen haben will, ist – womöglich durch die für ihn bittere 1:2 Niederlage der Schweden – doch sehr getrübt. Denn der „eher klein gewachsene und etwas massige deutsche Stürmer, Uwe Seeler“ machte nicht – wie er zu erinnern glaubt, „zwei Kopfballtore“. „Uns Uwe“ schoss nur ein Tor (das entscheidende zweite für Deutschland), und dieses – das ist mir (Jg. 1952) noch in allerbester Erinnerung – mit dem linken Fuß. Den Ausgleich zum 1:1 hatte Werner Krämer erzielt. – Ulrich Kuske

Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Als Leser der Print Ausgabe der “Zeit” möchte ich mich bei Ihnen bedanken für das journalistisch zielstrebige Interview mit Bundeslandwirtschaftsministerin Glöckner. Das finde ich einen Journalismus, der die Probleme und Missstände klar formuliert und kritisch und hartnäckig hinterfragt und sich nicht von Floskeln oder Ablenkungsmanövern abspeisen lässt. Bitte machen Sie weiter so. – Jens Hoffmann


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Den Artikel fand ich mehr als ärgerlich, denn er empfahl der SPD quasi einen Politikschwenk hin zur Linken bzw. der DKP, der von vernünftig Denkenden wohl ernstlich kaum erwartet werden kann. Wie erfrischend dagegen die Erwiderung durch Heinrich August Winkler, der gerade hinsichtlich der Rolle der SPD Ende 2018 / Anfang 1919 darauf hinweist, das die damalige Alternative eine parlamentarische Republik oder der Weg Deutschlands in den Bolschewismus bedeutet hätte. Wer heute letzteres als die damals bessere Alternative ansieht, sollte sich lieber den Resten der orthodoxen Kommunisten in DKP und Der Linken anschliessen, aber nicht glauben, damit in Deutschland nach 40 Jahren SED-Diktatur noch je einen Blumentopf gewinnen zu können. – Björn Luley


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Danke für die kritischen und stichhaltigen Fragen von Herrn Ulrich und Frau Raether, die sich von dem abweichenden, nichtssagenden Geplapper der Ministerin nicht ablenken lassen. Ansonsten beweist Frau Klöckner auch in diesem Interview, dass man sich mit Fragen zu Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz oder Tierrechte nicht am sie wenden braucht. (Tierwohl wird hier als perfekt geframter Begriff verwendet, der suggeriert, dass sich die Situation der Tiere in der Massenhaltung tatsächlich verbessern könnte. Tatsächlich handelt es sich allerhöchstens um eine minimale Verminderung des Tierleids) – Anna Krämer


Leserbrief zu „»Der Nationalismus war nie weg«“ von Christian Staas

Verärgert las ich, ein konservativer, den Multikulturalismus nicht für einen Segen haltend und zu allem Überfluss auch noch AFD wählender Mensch, also kurz gesagt ein Rechter, trotz dieses Widerspruchs die Zeit schätzender Leser, ihre Ausführungen. Munter werfen Sie hier Begriffe durcheinander, die nichts miteinander zu tun haben. Nationalismus ist nicht automatisch rechts angeordnet auch wenn dies hier immer wieder suggeriert wird, sowie Rechtsextremismus erstmal nicht automatisch etwas mit einer Rechten Überzeugung zu tun hat. Sie indes subsumieren all diese Begriffe unter einem Dach und setzen meinesgleichen mit NPD’lern, völkischen Vertretern wie Höcke und ähnlichen Antidemokraten gleich. Zu keinem Zeitpunkt scheinen Sie auch nur einmal in Betracht zu ziehen, dass Rechts genau wie links eine akzeptable Einstellung darstellen könnte. Dem ewigen Links Gut und Rechts gleich Böse Schema folgend, erweisen sich einen Bärendienst, zeigen Sie doch ihre offensichtliche Unwissenheit über die genau Bedeutung dieser Begriffe. Historikern sagt man ja für gewöhnlich eine gewisse Genauigkeit nach, Sie verallgemeinern hier aber derart, dass ich nur hoffen kann dies war fahrlässig, die Alternative wäre nämlich noch unschöner. – Marc Hindel


Leserbrief zu „Mehr Gelassenheit!“ von Ulrike Gastmann

Zwei Vorbemerkungen: Frauen werden ungewollt schwanger, sagt Frau Gastmann. Aber Fahrlässigkeit entbindet nicht von Verantwortung. Und: Eine Frau gehe nicht leichtfertig mit der Entscheidung um, ein Kind abzutreiben. Da hört sich manche politische Äußerung ganz anders an! Ich gehöre wie Frau Gastmann zu denen, die sich nicht in der Lage sehen, eindeutig Stellung zu beziehen. Die persönlichen Verhältnisse und Motive der Frauen sind zu unterschiedlich. Gegen die Fristenregelung – Schwangerschaftsabbruch bis zum dritten Monat – ist grundsätzlich wenig einzuwenden. Anders verhält es sich bei Abbrüchen bis kurz vor der Geburt. Sie erinnern in ihrer Unmenschlichkeit an eine Zeit, die sich doch nicht wiederholen darf. Frau Gastmann fordert, Kinder, die die Quelle emotionalen Reichtums sind, dürften nicht zu Verarmung führen. Leider ist diese Schlussfolgerung nicht neu. Aber weil unsere Gesellschaft überwiegend zu Individualismus und Konsum gedrängt wird, ist an eine grundlegende positivere Einstellung zu Kindern ohne politische Reformen nicht zu denken.

Die Verfasserin scheint zu glauben, in der DDR habe man ein natürlicheres Verhältnis zum Kinderkriegen gehabt. Stimmt das? Es gab in den neuen Bundesländern nach 1972 zwischen 46 und 33 Prozent Schwangerschaftsabbrüche. Darin unterscheiden sich DDR und BRD also nicht. Die unterschiedlichen Einstellungen zu Kindern sind woanders zu suchen: im Gegensatz von früher und heute, von Alt-Deutschen und Neu-Deutschen oder von traditionell und modern. Wenn heute die Menschen überwiegend das sein oder haben wollen, was gesellschaftlich wertgeschätzt wird, nämlich Reichtum und Lustgewinn, muss man Kinder zu bekommen entsprechend attraktiv machen. In den westlichen Demokratien entscheiden Mehrheiten. In den Parlamenten in Deutschland gibt es für eine kinderfreundlichere Politik aber noch keine. Es wird nicht reichen, wenn demnächst auch die 86 000 behinderte Menschen wählen dürfen und die Hälfte der Mandatsträger Frauen sein werden. Man muss man einen Schritt weitergehen und den Kindern selbst das Stimmrecht einräumen. Es würde im Regelfall von den Müttern wahrgenommen: Frau Müller mit zwei Kindern hätte dann drei Stimmen. Frau Erdokan vielleicht fünf. Mit den neuen Mehrheiten würden der Einfluss der Parlamente größer, der des Kapitals gemindert und die elementaren Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Ein Paradies für Kinder und Mütter, in dem sich auch wir Männer wohlfühlen würden! – Johannes Kettlack


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ich habe ende der 70er in Mainz Germanistik und Philosophie studiert. Da war es genau so wie Herr Stark es beschreibt. Man musste eine neue Sprache erlernen – in Wort und Schrift. Der Unsinn dieser Abgrenzung durch Sprache wurde mir erst in Grossbritannien klar. Hier zeichnet sich guter Stil im wissenschaftlichen Schreiben durch Einfachheit und Klarheit aus. Den Beweis, dass dadurch nichts verloren geht, liefern deutsche Philosophen schon seit Jahren selbst, indem sie sich, wie Besessen, auf die anglo-amerikanische Literatur konzentrieren. – Dr. Miroslav Imbrisevic


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Würde sich eine gläubiger Christ die Frage stellen, was Gott und Jesus Christus zur Römisch-katholischen Kirche sagen würden bzw was sie tun würden, wenn sie auf Erden wären – was wäre wohl die Antwort ? – Alfred Preuß


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ich möchte mit diesem Schreiben mein Lob äußern, der oben genannte Artikel ist so viel mehr als nur ein Artikel über das Unheil der Fremdwörter. Der Autor, oder die Autorin schreibt: „Für echten Dialog muss man bereit sein, die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen. Sobald Ideologie mehr wiegt als Fakten, wird Verständnis für Gegenseite unmöglich.“ Diesen Satz sollte man als Banner an all den großen Bahnhöfen aushängen und dann noch doppelt und dreifach in Striesen, Dresden, Prenzlauer Berg, Berlin und allen weiteren herrlichen gutbürgerlichen Gegenden, die so schön fernab der Realität so vieler Menschen sind (ich wohne selbst in Striesen, ich weiß wirklich wovon ich schreibe). Ich könnte weitere Duzend Sätze hier zitieren, um Folgendes zu untermauern: der Autor/die Autorin trifft den Kern des Problems der heutigen Zeit: Intoleranz, unerwarteterweise auch auf der Seite derer die sich für die Tolerantesten halten, und außerdem fehlende Bereitschaft auch als feiner Intelektueller /Linker in die Gosse der echten Probleme zu greifen. Dorthin wo es profan wird, nicht aufregend, mühsam und anstrengend, und so gar nicht edel. Diese fehlende Bereitschaft wiegt noch schwerer als Intoleranz.

Wir müssen und schleunigst den Problemen stellen, in die oben genannte Gosse greifen, ansonsten greifen AfD/ die neuen Rechten da rein. Und wohin das führt lasst sich den 30eren und 40eren Jahren des 20. Jahrhunderts entnehmen. Exzellenter Artikel. Weiter so. Mit oder ohne Fremdwörter. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Was für ein armseliger Titel: Wo beilbt die Reue? Wo bleibt Ihre ZIVILGOURAGE!! mit Verlaub und mithilfe I. KANTS: „SAPERE AUDE, MONSIGNORE PAPA, Wann schaffen Sie endlich diesen unseligen Zölibat ab? Er ist unmenschlich, nicht mehr zeitgemäß und Ursache dieser schweren Krise in der kath. Kirsche. – German Lorenz


Leserbrief zu „Wohlstand für alle, bitte“ von Clemens Fuest

Wohlstand für alle, das klingt eigentlich nur soooo allgemein, und sooo allgemein hat das ganze, vielleicht auch Ludwig Erhard gemeint, so als eine Art „durchschnittlicher-Allgemein-Wohlstand„, dem Grunde nach; sozusagen ein „Wohlfühl-Wohlstand“ für alle, aus dem „utopischen Wellness-Wohlstands-Land“! Wann fühlt es sich der Wohlstand eigentlich selbst so richtig wohl, so zu sagen, richtig sauwohl? – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Die Feinde der Kirche kommen hauptsächlich aus dem Innern der Kirche Christi selbst. Was ist dagegen zu tun, wenn schon der „oberste“ Hirte sich als solcher zu entpuppen scheint. Ist er der angekündigte Antichrist (Apk 17, 5), der angekündigt wurde? Viele der Gläubigen sind dieser Ansicht ob der Anzeichen die Pope Francis aufzeigt; und dies tut weh. „Bist Du bereit, das Evangelium Christi treu und unermüdlich zu verkünden? Bist Du bereit, das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut, das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben?“ Das sind die zentralen Fragen an die Kandidaten der Nachfolger Apostel. Was ist aus dieser Zusage vieler der sog. Hirten geworden? Viele haben sich zu Verfügungsberechtigte erklärt und machen sich eine eigene Glaubenslehre; sie negieren die Gottes Gebote. „Wächter, wie lange noch dauert die Nacht?“ Jes 21, 11 Das Bild der festen Burg kommt einem in solcher Situation in den Sinn vgl. Ps 18 – wo Gott selbst so bezeichnet wird. Was ist daraus geworden? Schon Karl Barth schreibt zu seiner Zeit von einer „Kirche im Defekt“ einer Kirche des Boulevards, die sich, stotternd und schielend, an die Zeitläufe verkauft. Man denkt hier schon die bissige Bemerkung von Kurt Tucholsky, die er schon 1930 in seinem berühmten Braut- und Sportunterricht machte: „Was an der Haltung … (der Kirche) auffällt, ist ihre heraushängende Zunge. Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf daß ihnen niemand entwische. ‚Wir auch, wir auch‘, nicht mehr. …. (Diese Kirche schafft) nichts, sie wandel(t) das von anderen Geschaffene, das bei anderen Entwickelte in Elemente um, die ihnen nutzbar sein können. … Kirche hat nachgegeben; sie hat sich nicht gewandelt, sie ist gewandelt worden.“ Ziemlich zerfeddert und zerrupft bietet sie sich im Augenblick dar; durch eigene Schuld und Verursache – sie wollte die Lehre ihres Stifters „weiterentwickeln“, dabei nahm der Schmutz in ihr immer mehr zu – säkular, flach, banal und ordinär. Die Kirche Christi lässt sich nicht von ihrem Ursprung lösen. Es ist wahr: „Nicht ihr (sog. Hirten) habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15, 16), sagt der Herr im Abendmahlssaal zu seinen Jüngern, und darum gilt auch: „nicht ihr habt euch erfunden, sondern ich habe euch erfunden.“ Nein, die Kirche Jesu Christi muss sich nicht neu erfinden, die Kirche kann sich gar nicht neu erfinden, weil sie auch schon „alt“ nicht selbst erfunden hat. Die Kirche (Christi) ist keine Erfindung der Menschen, sondern das Projekt Gottes, das er – auch wegen unserer Sündhaftigkeit – das neue Israel, das sich immer wieder neu von Christus selbst in der Feier der Eucharistie als Leib Christi empfängt. (R. Voderholzer)

Ein weitgehend verkommener Klerus im Zusammenspiel von korrupten Laien haben die Kirche Christi durch ihr schändliches Tun in den Sumpf gezerrt – Sie haben durch ihre eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft gesetzt! Vgl. Mk 7, 1- 13 Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Übnerlieferung der Menschen. Und weiter sagt Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft, um eure eigene Überlieferung aufzurichten. Denn Mose hat gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter! und : Wer Vater oder Mutter schmäht, soll mit dem Tod bestraft werden. Iher aber lehrt: Wenn einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Korban – das heißt: Weihgeschenk sei, was du von mir als Unterstützung erhalten solltest -, dann lasst ihr ihn nicht mehr für Vater und Mutter tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen“ Mk 7, 1-13; ihr nennt „das Böse als Gut, und das Gute als Böse..“ Is 5, 20

Aber es gilt: „Ich habe meine Freude an deinen Gesetzen, dein Wort will ich nicht vergessen. … Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote! Ich habe an ihm Gefallen“ Ps 119, 16.35. Die Welt plärrt: „Herr, deine Lehre ist hart, wer kann sie hören?“ Joh 6,60; Jesus fragt sie: „Wollt auch ihre gehen?“ Joh 6,67 – wir wissen, was der Charakter schwache Petrus antwortet; dieses Bekenntnis fehlt heute! Die Menschen „… werden auf Lügen hören und Lehren folgen, die von Dämonen stammen“ 1 Tim 4, 1. Seit Jahrzehnten machen sie sich – die Feinde in der Kirche Gottes – ihre eigene Lehre – sie wollen die Lehre „weiterentwickeln“ und setzen so „Gottes Wort außer Kraft“ und spinnen ein Netz von Lügen. Sie sind zu Lügenapostel (Offb 2,2) und Betrügern ( 2 Kor 11, 13) geworden; „Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen“ Mk 7, 8 „Es ist sinnlos, wie sie mich verehrten; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen“ vgl. Jes 29, 13; Mk 7, 6-7.

Unser Maßstab ist Christus! Wir „… schämen (uns) nicht des Evangeliums: es ist die Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der glaubt.“ Röm 1, 16. Und nur so konnten solche scheußliche Verbrechen in der Kirche Gottes an Kindern, Teenagern, Heranwachsenden (80% wären männlich), jungen Männern, Frauen – über Jahrzehnte hinweg – durch weitgehend schwule Kleriker geschehen, weil sie sich nicht an Gebote Gottes hielten! Sie folgten ihren eigenen „Lehren“! „Auch die Vertuscher – nicht nur die Täter – kann man genau und zwar namentlich identifizieren, es sind die Erz-Bischöfe und ihr diözesanes Leitungspersonal. Sie haben versagt und das ist nicht die Kirche“! Die Opfer bleiben weitgehend außen vor – sie werden oft verschwiegen. Klar und deutlich gilt: Entlassung aller Täter und Vertuscher aus dem Klerikerstand! Keine schwule Kandidaten zu Priester weihen! Damit keine Pauschalverurteilung vorkommt, nicht alle Homosexuellen missbrauchen, wie z.B. wie nicht alle Väter missbrauchen. Jeder Fall muss sofort den staatlichen StrafVerfolgensbehörden gemeldet werden. – Dr.Dr. Michael Joseph Schaaf


Leserbrief zu „Gehirnwäsche in der Anstalt“ von Ijoma Mangold

Ich finde es bedauerlich, dass Sie in „die Zeit“ nur den negativ manipulativen Aspekt des Framings (Rahmung) beschreiben. Gesellschaftlich allgemein sinnvoll wäre es sicherlich, dem positiven Aspekt des Framings mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Es macht im Umgang mit Menschen und im Gespräch über gesellschaftliche Anliegen und Probleme einen großen Unterschied, ob ich einen Menschen z. Bsp. als „empfindlich“ oder als „empfindsam“ beschreibe – das Adjektiv „empfindsam“ drückt in jedem Fall eine größere Wertschätzung aus und daran mangelt es in unserer Gesellschaft leider häufig. Ich kann also Diskussionen und Meinungen über bestimmte Personen oder Personengruppen auch wertschätzend beschreiben und dadurch eine deutlich respektvollere und achtsamere Haltung anderen gegenüber zum Ausdruck bringen und so positiven Einfluss nehmen. Aus diesem Grunde wäre eine deutliche Darstellung der wertschätzenden Möglichkeiten einer positiven „Rahmung“ schon aus sich heraus ein die Gesellschaft bereichernder Beitrag zum Thema „Framing“. Jutta Rönker


Leserbrief zu „»Ich weiß, woher ich komme«“ von Mark Schieritz und Michael Thumann

Die geschäftsführende Direktorin des IWF, Christine Lagarde gefällt sich gerne darin, der deutschen Volkswirtschaft irgendwelche Empfehlungen zu geben. Madame Lagarde rüffelt bei jeder Gelegenheit die deutschen Leistungsbilanz-Überschüsse, ohne darauf einzugehen, daß deutsche Waren und Dienstleistungen nun einmal aufgrund der Qualität und Verläßlichkeit weltweit besonders nachgefragt werden. Jetzt meint Madame Lagarde, Deutschland könnte vielmehr investieren, sollte mehr Mittel für die Modernisierung der Infrastruktur ausgeben und sollte die Kinderbetreuung ausbauen. Der geschäftsführenden IWF-Direktorin sei angeraten, sich mit unerbetenen Empfehlungen besser zurück zu halten. – Sigurd Schmidt


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

In dem Aufsatz kommen viele Wörter vor, die für mich zu schwer sind: „Dynastie“, „Reflexion“, „Pauschalisierung“. Können Sie diesen Aufsatz umschreiben, so dass ihn auch – wie ich – der Sohn eines Vaters versteht, der als Koch in Hitze und Küchendunst schuftete (oder „schuften“ nur Arbeiter?)? Im Übrigen habe ich DIE ZEIT gerne: die bringen so riesige Bilder, da muss man nicht so viel lesen, wie in anderen Zeitungen. – Norbert Kriebitzsch


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ich habe Ihren Artikel gelesen und möchte Ihnen wirklich für Ihre Worte danken. Ich komme selbst aus einem anderen Umfeld als Sie. Bei Gesprächen über den von Ihnen erwähnen kulturellen Kanon konnte ich prinzipiell mithalten. Komplexe, theoretisierende Wissenschaftssprache hätte ich notfalls auch beherrscht, wenn ich das Gefühl hatte, dass sie von mir erwartet wird. Und dennoch empfand ich von Anfang an eine ähnliche Distanz zu alldem, wie Sie sie selbst erlebt haben. Ich habe bald aufgehört, in Studentendiskussionen auf die Situation von Menschen aus einfacheren Verhältnissen aufmerksam zu machen, weil es für mich ebenso den sozialen Selbstmord in der Gruppe bedeutet hätte. Als ich nach Jahren der Reifung – am Ende meines Studiums – immer öfter den Mut fand, darauf hinzuweisen, dass Grundschullehrerinnen, die in ihren Klassen nicht mehr verstanden werden, manche Dinge anders sehen und ihre Bedenken äußern dürfen oder dass es Menschen gibt, die darunter leiden, wenn sich junge Asylbewerber bei Tafeln vordrängen, waren die Reaktionen durchaus hässlich. Ich wurde regelrecht niedergeschrien.

Meine Nachbarin geht jeden Tag in ein Heim für minderjährige Flüchtlinge und gibt dort stundenlang gratis Nachhilfeunterricht. Wenn sie die Meinung vertritt, straffällig gewordene Asylsuchende sollten zurückgeschickt werden, steht ihr das, meiner Meinung nach, zu. Jedenfalls haben Sie „Arbeiterkind“, Herr Stark, diese Problematik sehr viel schöner und prägnanter zu Papier gebracht, als ich „Akademikerkind“ es je gekonnt hätte. Und dafür noch einmal herzlichen Dank. Zu ergänzen wäre allenfalls noch etwas, was Sie vermutlich absichtlich aus Ihrem Artikel weggelassen haben: Ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass die Handlungsweise der von Ihnen beschriebenen akademischen Eliten Menschen dem anderen politischen Flügel in die Arme treibt. Sätze wie „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen“ werden in Studentenstammtischen, Redaktionen und Kabaretts verspottet. Ich sehe solche Aussagen als Hilferuf einer Bevölkerungsgruppe, die sich eben einfacher ausdrückt und in der sich schnell verändernden, politisch korrekten akademischen Theoriesprache nicht mehr mitkommt. Was mich, ehrlich gesagt, in Staunen versetzt, ist die Unfähigkeit so vieler Hochgebildeter, sich in ihre „einfacheren“ Mitmenschen hineinversetzen zu können. Ein um Verständnis werbendes Gespräch in angepasster Wortwahl wäre produktiv. Ein herablassend an den Kopf geworfenes „Nazis/Arschlöcher/Wutmänner…“ vertieft die Kluft nur noch weiter. – Philipp Sutner


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

Johannes Vogel stellt die Gretchenfrage nach dem Politiker von Format, der es endlich wagt, auszusprechen, dass sich der Lebensstil der westlichen Welt nicht halten lassen wird…..Jetzt frage ich mich, weshalb zum Teufel mir als erster Name Donald Trump in den Sinn kam. – Kurt Züllig


Leserbrief zu „Hohes Gericht“ von Francesco Giammarco

Danke für den köstlichen Artikel von Francesco Giammarco über Nudelgerichte. Dem kann ich nur anfügen : “ Ein Leben ohne pasta ist möglich aber sinnlos ! “ – Dr. Gerhard Handl


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Es ist erfreulich, wie die ZEIT im Interview mit Frau Klöckner die Ministerin beständig dazu bringt, nicht den gestellten Fragen auszuweichen, sondern sie zu beantworten. Auf Fragen mit Gegenvorwürfen zu reagieren, da ist sie Meisterin. Frau Klöckner redet viel, sagt aber zu wenig. Sie hat keine konkrete Vorstellung vom Tierwohl, will alle Regelungen bei der Freiwilligkeit belassen, hat ein großes Vertrauen in die Landwirte, die aber Teil des Problems sind, weil sie unter einem ruinösen Wettbewerbsdruck stehen, in den sie die Politik treibt. Es ist schon jetzt absehbar, dass Frau Klöckner wie ihre Vorgänger Schmidt, Friedrich, Aigner und Seehofer nicht erfolgreich sein wird, weil sie sich alle auf rein kosmetische Änderungen beschränkten, anstatt mutig und konsequent das Agrarsystem so umzugestalten, dass es im Einklang mit der Umwelt und dem Wohl der Nutztiere steht. Massenproduktion und billig, billig ist der falsche Weg, er führt nur noch tiefer in die Krise. – Stefan Kaisers


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Im Artikel von Josef Joffe ließ sich manch eine Ungenauigkeit entdecken.
1. Gibt es im US-amerikanischen sogar Berufsdoktorate. Das sind jene Ausbildungen, die man gleich mit einem Doktortitel abschließt. Hierunter fallen der M.D. (Medical Doctor) und der J.D. (Juris Doctor). Hier ist die korrekte Anrede Doctor, obwohl es sich eigentlich um einen Mastergrad handelt und die Führung hinter dem Namen erfolgt. Am besten ist dieser Grad mit dem österreichischen „Dr.med.univ.“ zu vergleichen. Ein Diplomgrad, der den Absolventen des Medizinstudiums verliehen wird. Auch hier ist die korrekte Anrede Doktor. Das hindert die Master- oder Diplomabsolventen nicht daran im Anschluss einen Ph.D. zu erlangen.
2. Der Ph.D. stellt sowohl im angelsächsischen wie auch im Bologna-Raum die dritte Stufe und somit den höchsten akademischen Grad dar und dauert mindestens sechs Semester im Vollzeitstudium. Außerhalb der Dreigliederung ergeben sich noch die deutschen Doktorgrade für Medizin, Theologie und Jura, die unterhalb des Ph.D.s anzusiedeln sind und aufgrund der mangelnden Forschungsleistung eine historische und deutsche Besonderheit darstellen. In den USA ist der Bachelor auf 8 Semester ausgelegt. In den ersten beiden Semestern wird quasi die gymnasiale Oberstufe durchlaufen. Der Master umfasst meist ein 90-Punkte-Programm und kann in einem Jahr absolviert werden oder kann bereits Teil des Ph.D.-Programms sein. Der US-amerikanische Ph.D. ist aufgrund der Publikationspflicht ein im Durchschnitt fünfjähriges Unterfangen und damit etwas länger als in Deutschland. An Elite-Universitäten sogar deutlich länger.
3. Der Ph.D. kann in Deutschland als „DR“ in den Personalausweis eingetragen werden. Das Führen vor dem Namen als Dr. oder dahinter als Ph.D. ist gestattet. Der einfache Doktor darf hingegen nicht als Ph.D. geführt werden.
4. In der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich gibt es kaum noch Doktoratsprogramme, die man mit dem Grad „Dr.rer…“ abschließt. Die Studienzeitverlängerung von zwölf auf mindestens 16 Semester – im Schnitt benötigt ein Student knapp acht Vollzeit-Semester für das Doktorat – sind für externe Doktoranden, auch aufgrund der hohen Semesterstundenbelastungen, kaum noch zu bewerkstelligen. Auch gibt es mittlerweile hohe Hürden bei der Betreuung. Manche Studienpläne sehen bereits drei gleichberechtigte Betreuer vor, von denen mindestens einer von einer unterschiedlichen Bildungseinrichtung kommen muss.
5. Der Doktor ist kein Titel. Titel können nur auf Bundesebene verliehen werden. Bildung ist hingegen Ländersache. Des Weiteren ist der Doktor kein Bestandteil des Namens. Nur der Arbeitgeber hat ein Anrecht darauf, mit der korrekten Anrede angesprochen zu werden. Als Angestellter kann man nur darauf hoffen, dass einem eine höfliche und im Umgang mit Menschen geübte Person gegenübersitzt.
6. Die deutsche Habilitation ist bereits reformiert und findet sich nun in Post-doc-Programmen wieder.
7. Die Anrede eines MdB lautet Abgeordneter. Davon in man in der Bundesrepublik auch nur einer von Tausenden.
8. Man Sollte laut Knigge niemals sich selbst mit Doktorgrad nennen. Dass Frau Giffey ihn sogar als Teil der Unterschrift verwendet, lässt gerade bei einer Bundesministerin für Bildung tief blicken oder um es norddeutsch zu sagen: „Wenn iut’n Pißpott en Brotpott wert, …“

Man kann also abschließend festhalten, dass die Studienreform das Promotionsunterfangen deutlich verkompliziert hat. Der Artikel ist somit überholt, da er die Welt vor dem Bologna-Prozess beschreibt, was allerdings nicht ausreichend kenntlich gemacht wird. In den USA und in Großbritannien ist die „Anredengeilheit“ ebenso ausgeprägt wie im deutschsprachigen Raum. Es wirkt nur ein bisschen entspannter. Die Frage, warum Politiker darauf schielen oder geschielt haben, ist leicht zu beantworten. Sie verfügen schlichtweg über das entscheidende Netzwerk und über einen steuerfinanzierten Mitarbeiterstamm. In Zukunft werden uns aber die Doktorgrade der Parlamentarier seltener Begegnen. Der Reform, die vor 20 Jahren beschlossen wurde, sei Dank. Der Doktor ist tot, es lebe der Ph.D. – Julian Lohf


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Manuel Stark kritisiert zu Recht die Angewohnheit, sich in akademischen Diskursen unnötig kompliziert auszudrücken. Der Beispielsatz: ‚Die Autorität, über Relevanz und Richtigkeit einer weiblichen Subjektivität ist niemals feministisch‘ ist zudem völlig unsinnig. Und das trifft auf die meisten solcher ‚intellektuellen‘ Blendraketen zu. Dass die Seminarteilnehmer auf diese Aussage hin zustimmend klopften, zeigt, niemand wollte sich eine Böße geben. Der Effekt ist derselbe wie in Andersens Märchen ‚Des Kaisers neue Kleider‘: Der Kaiser hat gar keine an = Es gibt gar nichts zu verstehen. So nötig es ist, sich das entsprechende Vokabular anzueignen, so zahlreich sind diejenigen, die es missbrauchen, um damit zu bluffen. Die Dozentin, die Sie ermahnte, sich auf das entsprechende sprachliche Niveau zu bringen, hätte hinzufügen sollen ‚Damit Sie gerüstet sind, den Bullshit zu entlarven und die Spreu vom Weizen zu trennen. Nur konnte sie das vielleicht selbst nicht: Eine Studie fand heraus, dass deutsche Hochschullehrer die Qualität theoretischer Abhandlungen identischen Inhalts als umso höher einstuften, je komplizierter der Text formuliert war. Da kann man sich nur noch selbst wehren. Zum Beispiel, indem man die Blender im Seminar zunächst für alle ‚übersetzt‘ ( du meinst also … ) und damit einer kritischen Diskussion aussetzt. Der obige Satz sagt übrigens (wohlwollend übersetzt, denn der Sprecher hätte sein Verständnis von ‚feministisch‘ und ‚Subjektivität‘ erläutern müssen): Die Überzeugung, dass beide Geschlechter gleiche Chancen haben sollten (= feministisch), schließt aus, etwas Bedeutsames oder Zutreffendes über die persönliche Situation von Frauen sagen zu können. Vermutlich wäre dazu nicht nur Zustimmung laut geworden. – Dr. Marlene Müller


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Wie wohltuend zu lesen für eine alte“ Akademikerin“ , dass ein ganz junger Mensch kräftig an dem wichtigtuerischen Sprachgebaren der sogenannten Eliten kratzt,das sie wie eine Mauer zwischen sich und den sogenannten Bildungsfernen aufrichten. Da wird partizipiert, differenziert, inkludiert, generiert, kuratiert Resilienz gefordert, ,da werden viele Mäntelchen vor die eigene Unfähigkeit, sich einfach und eigenständig auszudrücken, gehängt. Und wie bequem ist es auch, sogenannte Rechte und Linke, Rassisten und Konservative, Weltoffene und Nationalisten mit einem Stempel zu versehen, anstatt in (eher anstrengenden) Dialogen herauszufinden, wie Fakten und Meinungen sich zueinander verhalten.Die Vokabeln, die den jungen Studenten verunsicherten, haben auch mich einmal als junge Studentin sehr gestört. Ich war jedem Professor dankbar, der sich einfach und intelligent (das geht!) ausdrückte, und ich kam zu dem Schluss, dass das akademische Gehabe eine Mischung aus Arroganz und Denkfaulheit ist-. und damit muss man sich ja nicht gemein machen.Nun wird unsere Sprache durch die m.E.überflüssige Genderforschung angegriffen- warum? Nie fühlte ich mich ausgeschlossen, wenn ich zum Studentenwerk ging, einen Dolmetscher.Kongress besuchte- selbstverständlich gab es dort Studentinnen und Dolmetscherinnen, ganz ohne Sternchen. Das“männliche“ Präfix reichte und sparte viel Papier und Redezeit. -mit der man heute großzügig und zum Gähnen auffordernd umgeht. Zum Reizthema Bildung möchte ich noch eine rein sprachliche Bemerkung machen. Man bildet sich , und man wird ausgebildet. Ständig werden die Begriffe „Bildung“ und „Ausbildung“ vermischt. Nie war es so leicht, sich zu bilden, d.h. durch öffentliche Bibliotheken, Fernsehsendungen in mehreren Sprachen, Reise-Stipendien etc.-und wenn ich junge Leute mit Transparenten Bildung einfordern sehe, dann möchte ich ihnen zurufen, „geht doch und bildet Euch endlich.Es ist Eure ganz persönliche Anstrengung gefordert, nicht nur die Institutionen. – Almuth Koll


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

In Ihrem Artikel beschäftigen Sie sich kritisch mit der Reise des Bundespräsidenten mit seinem riesigen Tross auf Galapagos und resümieren zum Schluss, dass Reisen eine besondere Kraft haben, die Wissen in Überzeugungen und sogar Glauben verwandeln können : “ Nur wenn das ein Teil des Denkens ist, wird daraus Handeln folgen.“ Was für ein Handeln erwarten Sie denn von den touristischen Unternehmungen unserer Bundespräsidenten? Sind sie etwas Anderes als touristisches Vergnügen? Meines Erachtens wäre die Abschaffung dieses nutzlosen Amtes ein segensreiches Handeln, um mit den freiwerdenden Millionen den Archipel ständig zu unterstützen mit der strikten Auflage, dass dieser “ Garten Eden“ von Touristen verschont bleiben muss. Dadurch könnte man den Verlust der biologischen Vielfalt wenigstens dort aufhalten . Und Herr Steinmeier könnte die Patenschaft des ganzen Archipels übernehmen, anstatt sich mit dem Schildkrötenbaby Alejandra fotografieren zu lassen. Glauben Sie mir, dieser Artikel hat mir nicht weniger Magenschmerzen bereitet als die Beiträge zu Verfehlungen der Kirche. – K. Göggel


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Ihr Artikel hat mich sehr berührt. Auch ich habe solche Erfahrungen gemacht, und zwar bereits in der Schule. Meinte doch da ein Mitschüler – Goethes Faust stand gerade auf dem Programm – zwischen Gott und Mephisto bestände (bestünde?) ein dialektisches Verhältnis. Was soll man dazu sagen? Alle nickten betroffen, und der Unterricht ging weiter. Das war damals. Und wie ist es heute? Im Internet fand ich im Zusammenhang mit einer Diskussion zur Sokal-Affäre folgenden Beitrag: „Etwas Ähnliches – im kleinen Rahmen – habe ich mir auch erlaubt. In meiner Schulzeit waren die Deutschklausuren meistens eine schwache Vier. Als nüchterner Rationalist habe ich meine Aussagen zack, zack, zack zu Papier gebracht, was bei den Deutschlehrern gar nicht geschätzt war. Also musste ich meinen Sprachstil verändern. Das war mühsam, denn der Stil sollte so aussehen: 40% Adorno, 30% Reich-Ranicki, 20% Bloch und 10% Freud. Als ich den Jargon endlich hatte, wurden die Klausuren meistens mit Eins bewertet. Und dann wurde ich dreist. Ich habe danach nur noch Unsinn geschrieben. Aber der Stil hat das alles überdeckt, und es wurde nie bemängelt.“ — Dieser Eintrag ist von 2012, also noch relativ aktuell.

Nun zu dem von Ihnen zitierten Diskussionsbeitrag: „Die Autorität über Relevanz und Richtigkeit einer weiblichen Subjektivität ist niemals feministisch.“
Machen wir doch einfach eine sachliche Stilanalyse: das Verb dieses dollen Satzes ist das arme Wörtchen „ist“, das die vielen Fremdwörter tragen (und ertragen) muss. Dadurch, dass das Verb nur eine grammatikalische, aber kaum inhaltliche Bedeutung hat, sind solche Sätze schnell formuliert, Hauptsache, das Verb lässt alle möglichen und unmöglichen Substantive mit möglichst abstrakter Bedeutung zu. Man kann diesen Stil trainieren, es gehört nicht viel dazu. Die einzige Gefahr besteht darin, dass man beginnt, an sein eigenes Geschwätz zu glauben. Da diese Gefahr nicht zu unterschätzen ist (siehe die von Ihnen erwähnte Dozentin!), meine dringende Bitte: behalten Sie Ihre intellektuelle Redlichkeit bei, und versuchen Sie, sich weiterhin kurz, knapp und verständlich auszudrücken. Alles andere ist Schaumschlägerei. (Für diese Sorte von Redefluss gibt es auch die treffende Bezeichnung „linguistische Diarrhoe“; ich will ihnen diese Bezeichnung übersetzen, damit auch Sie Ihren Spaß an dieser Formulierung haben: „lingua“ ist lateinisch und bedeutet „die Zunge“; daraus abgeleitet auch „die Sprache“, lingua Latina ist dann die lateinische Sprache. Diarrhoe ist ein aus dem griechischen gebildetes medizinisches Fremdwort, die Vorsilbe „dia“ bedeutet „durch“, und die zweite Silbe leitet sich von dem griechischen Verb „rheo“ für fließen ab; Diarrhoe bedeutet also Durchfall. Jetzt kann man sich selber zusammenbasteln, was mit linguistischer Diarrhoe gemeint ist. Aus appetitlichen Gründen will ich es nicht weiter ausmalen . . .)

Nun zu den Substantiven des Zitates: wichtig ist, das diese Wörter (man kann sie kaum Worte nennen!) keine konkrete Bedeutung haben, denn man will sie ja universell einsetzen und beliebig kombinieren können. Und je doller die Substantive, desto weniger wagt man zu widersprechen, unter anderem auch deshalb, weil man nichts verstanden hat. Das ist aber die Absicht des Redners: es geht nicht um Verständigung, sondern um eitles Imponiergehabe. Anscheinend sind die Wissenschaften, wie Sie sie erlebt haben, voll von solchen durchfallgeplagten Leuten. Dann steckt in diesem Satz noch eine Behauptung, dass nämlich eine gewisse Autorität niemals feministisch sein kann. Natürlich fehlt eine saubere Begründung, die verkneift sich der Sprecher, statt dessen hat er seinen Satz mit den vielen Substantiven vollgestopft, damit sie ihm die Begründung ersparen. Wie soll man mit solchen Beiträgen umgehen. Entweder übergehen, oder aber man versucht, um den Diskussionsverfall aufzuhalten, dem Redner liebevoll beizubringen, dass er nur Unsinn gesagt hat. Das verlangt aber ein hohes Maß an Geschicklichkeit. Sie könnten zum Beispiel sagen, dieser Satz scheine Ihnen sehr wichtig zu sein, Sie befürchteten aber, ihn in seiner Tiefe nicht voll erfasst zu haben; ob er ihn noch einmal für Sie wiederholen, vielleicht sogar an einem Beispiel erläutern könne. Meistens sind solche Schwätzer auch sehr eitel und gehen auf diese Bitte ein. Dann könnten Sie nachfragen, wer entscheidet, ob etwas relevant und richtig ist, ob es dafür Autoritäten gibt oder ob man das selber muss einsehen können. Bleiben Sie aber bei diesen Nachfragen immer höflich und bescheiden, denn Sie möchten ja erreichen, dass der andere in seiner dummen Geschwätzigkeit als arrogant und elitär durchschaut wird. Zum Schluss könnten Sie ihn noch auf das Wörtchen „niemals“ festnageln, denn dadurch behauptet er, das es zu seiner Feststellung niemals eine Ausnahme gebe. Bestehen Sie darauf, dass er dazu den Beweis antritt, denn er stellt ja die Behauptung auf. Falls man Sie zum Schluss etwa noch fragen sollte, ob Sie jetzt zufrieden sind, sagen Sie einfach, soweit sie es verstanden haben, komme es ihnen irrelevant/unsinnig/albern/lächerlich usw. vor. Sie können aber auch ausweichen und sagen, Sie seien mit Ihrer Meinungsbildung noch nicht fertig, die Ausführungen hätten noch eine sorgfältige Analyse verdient.

In einem Punkte möchte ich Ihnen widersprechen. Ich habe damals an der Uni die Wissenschaften anders erlebt, allerdings habe ich auch Naturwissenschaften studiert, und dort war es zu meine Zeit üblich, dass man sich mit solcher Dummschwätzerei nur lächerlich machte. Ob das heute immer noch so ist? Wenn Sie also von Wissenschaften reden, beachten Sie, dass es außer den Geisteswissenschaften auch noch andere Formen von Wissenschaften gibt, die aus gutem Grund nicht mit Ihren Geisteswissenschaften verwechselt werden möchten. Behalten Sie Ihre intellektuelle Redlichkeit bei, denn sie wird auch bei Ihnen auf dem Dorf hoch geachtet. Man hat dort ein sehr feines Gespür dafür! Ob das auch für die Redaktionskonferenzen gilt, müssen Sie beantworten. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viele nette Mitstreiter, denen jegliches Imponiergehabe fremd ist! Die Sprache dient der Verständigung und ist nicht zum Imponieren da! – Felix Schumacher


Leserbrief zu „»Ich bin kein Opfer«“ von Georg Blume

Solange Israels Politik nicht hinterfragt werden darf, wird es keine Schritte der Annäherung geben. Wir in Deutschland haben durch den Holocaust das Recht zu einer konstruktiven Kritik verloren. Menschen wie Finkielkraut oder Wolffsohn müssten die Initiative ergreifen. Falls es nicht schon zu spät ist. – Martina Winter


Leserbrief zu „Verführung und Vernichtung“ von Wolfgang Joop

Bei dem Nachruf respektive Erinnerungen an Karl Lagerfeld spiegelt sich eher die Verfassung von W. Joop als das Leben des Stardesigners und Multitalents wider. Es scheint sich eher um einen kleinmütigen, taktlosen Abrechnungsversuch eines Designer-Kollegen zu handeln, als an das Erinnern an den verstorbenen Karl Lagerfeld als kongenialen Designer, Künstler, Zeichner, Fotograf, Buchverleger… und vieles mehr. Was ich als angemessenen Nachruf für Karl Lagerfeld als jahrzehntelange Leserin von DIE ZEIT an dieser Stelle erwartet hätte! Mut, Können, Fleiß, Inspiration, Eloquenz und ein extraordinäres Talent sind gewiss Tugenden für die sich keiner schämen braucht. Nur starke Charaktere polarisieren, keine Durchschnittstypen. Ich verneige mich vor Karl Lagerfeld und bin traurig über den Verlust dieses wunderbaren Designers und Ausnahmetalents. – Dr. G. E. Honnef


Leserbrief zu „»Sie haben extreme Angst, verraten und erpresst zu werden«“ von Wolfgang Thielmann und Marc Widmann

Die Fragensteller scheinen nicht verstanden zu haben, dass sie hier einem Autor aufgesessen sind, der ganz im Sinne der erzkonservativen Geistlichkeit im Vatikan alles Übel den homosexuellen Priestern in die Schuhe schiebt. Der Autor zitiert einen Priester, der die Zahl der Homosexuellen im Vatikan auf 80 Prozent schätzt, eine absolut unglaubwürdige Zahl! Spätestens hier hätte den beiden Fragestellern DER ZEIT dämmern müssen, dass der Autor lediglich die alten Vorurteile über Homosexuelle weiter pflegt, indem er Pädophilie und Homosexualität gleichsetzt. Wer missbraucht eigentlich die Nonnen in der Kirche? – Dolf Trautwein


Leserbrief zu „Die Stunden der Erdlinge“ von Sonja Hartwig

Ich bin in den 60ern in Hamburg geboren und aufgewachsen; die schrecklichen Mordtaten des Fritz Honka traumatisierten damals uns Kinder weil wir uns den Schlagzeilen der Zeitungen, den Radioberichten und den Gesprächen der Erwachsenen hierüber kaum entziehen konnten. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass wir die Ungeheuerlichkeiten damals sogar spielerisch verarbeitet haben („Wer kommt mit in den Honka-Keller?“ etc.). Das Buch von Heinz Strunk las ich deshalb erst mit Skepsis, war dann aber von seiner empathischen und milieubeschreibenden Analyse der einzelnen Schicksale (auch der der Opfer!) angetan. Fatih Akins Film, den ich nicht nur nicht sehen, sondern boykottieren möchte, bedient voyeuristische Sensationslust auf Kosten einer Szene, in der Gewalt, Drogen, Alkohol, Obdachlosigkeit und Einsamkeit viele Menschen schlicht leiden lässt. Den Zuschauer gruselt´s , man freut sich heimlich, nicht dazu zu gehören! Von der ZEIT hätte ich mir eine differenziertere Behandlung dieser Thematik gewünscht. Aber die Autorin, die sich einen Nacht (uii!) hinter ihrem Colaglas mit Stift und Papier auf die Jagd nach witzigen Aussprüchen macht, setzt auch auf diesen, Voyeurismus mit Geisterbahneffekt. Die Personen, die beschrieben und fotografiert werden, erscheinen mir schutzlos. Irgendwie wird man auch an Zurschaustellungen früher auf dem Hamburger Dom (Jahrmarkt) erinnert: Da gab es „die Dame ohne Unterleib“, „den kleinsten Mann der Welt“ etc. zu besichtigen. Mir jedenfalls gefällt diese Honka-St-Pauli-Goldener Handschuhe-Mode nicht! – Kirsten Alander


Leserbrief zu „Wie kommt er da raus?“ von Matthias Krupa

Es ist noch nicht lange her, da gab es nach dem Fall Claas Relotiusviel Aufregung und man sah von maßgeblicher Seite das Heil in einer klaren Trennung von Fakten und Meinungen(Quellen).Das kam mir zu kurz gesprungen vor. Ist es nicht so, dass der Journalismus auf Geschichten angewiesen ist,in denen sich natürlich dereigeneWissenshorizont, die Herkunft und die Abhängigkeiten widerspiegeln?Matthias Krupka versucht seine These Jeremy Corbyn seiein Gefangener seines EU-Ressentiments wortreich zu belegen. Dazu liefert Krupka Fakten und seine Meinung wird auch deutlich.Wer erwartet hatte, dass sich Krupkadie Mühemachtdie EinwändeCorbyns gegen die EU in ihrer derzeitigen Form konkret zu benennenund zu bewertenwird aber enttäuscht.Dabei wäre dasdoch ein Ausgangspunkt für eine fundierte Diskussionder Frage:Was ist den die EU heute und wo will sie hin? Was oder werwird denn von Krupka so leichthinmitdie EUumschrieben;istdie Administrationgemeint, sind es die nationalen Regierungen, die Parteien, die Bürger? Das scheint aber zu aufwändig zu sein.Da bleibt der Autor doch lieber bei einerFloskel „Die Union ist heute kein ausgreifendes, liberales Hegemonieprojekt mehr, sondern gefährdet wie nie –eine Gemeinschaft zur Verteidigung der liberalen Demokratie.“Dieser alberne Satz ließe sich trefflich auseinandernehmen: Warum „nicht mehr“, war das mal so? Auchob und in welchem Maße dieAussage „Union -Gemeinschaft zur Verteidigung der Demokratie“aus Sicht der Administration, der einzelnen nationalen Regierungen, der Parteien und Bürgerzutreffend ist,wäre eine Analyse wert gewesen.Stattdessen diskreditiertKrupkaCorbyn als Person:„Man sieht einen älteren Herrn auf einer großen Bühne, …da röhrt der ältere Herr…Jeremy Corbyn, ein wunderlicherlinker Zausel, …Ein stoischer Linksaußen, …ein notorischer Rebell, der es sich auf den hinteren Bänken des Parlaments eingerichtet hatte, …“usw.Mit der persönlichen Diskreditierung werdendie im Vorbeigehen angerisseneninhaltlichen PositionenCorbyns gleich mit diskreditiert: Gegen den Krieg in Afghanistan sein, gegen den Krieg im Irak sein, gegen die Kopplung der EU an die NATO sein.Der Titel der Geschichte „Wie kommt er da raus?“ist verfehlt. Könnte es nicht sein, das Corbyn da garnicht raus will, aus der Skepsis gegenüber der EU in ihrer heutigen Gestalt?Müsste es nicht heißen:Wie kommen wir (Bürger der EU) da raus-nicht aus der EU, sondern aus dem Dilemma der widerstreitenden Interessen in der EU?Es reichteben nicht, Fakten und Meinungen säuberlich zu trennen. Zumindestgenau so wichtig istdie Auswahl der Fakten. Darauf stößt aber nur der, der die „richtigen“Fragen stellt. Diesen Kriterien genügt der Beitrag von Krupka leider nicht. – Bernd Devantier


Leserbrief zu „Auf eigene Gefahr“ von Yassin Musharbash

Es steht völlig außer Frage, dass Deutschland die Islamisten mit deutschem Pass in Gewahrsam nehmen und in ordentlichen Gerichtsverfahren aburteilen muss. Deutschland ist als Rechtsstaat in der Pflicht, die rechtlichen und tatsächlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen; die Ausnutzung amorpher (Kriegs)Zustände wäre weder legal noch legitim. Im Übrigen würde der Staat bei Nichtrücknahme deutscher Delinquenten oder etwa der Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit höchst durchschaubar seiner eigenen Rechtsauffassung zuwiderhandeln und (insbesondere bei nicht mehrfacher Staatsbürgerschaft) regelmäßig unzulässig in die Grundrechte der Betroffenen eingreifen. Eine europäische Gerichtsbarkeit ist indes nicht gegeben, für die Zukunft gleichwohl überaus bedenkenswert. – Ira Bartsch


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Es tut gut zu lesen, dass es unter der deutschen Elite noch Menschen gibt, die nach ihrer Überzeugung handeln. Sie hätten sich sicher schon in wiesmännischer Manier einen gut dotierten Job in der Automobilindustrie erarbeitet. Ich bin selbst Dieselfahrer, aber mehr noch bin ich Mensch und will, dass meine Umwelt nicht von macht- und geldgierigen Mafiosi ruiniert wird. Machen Sie weiter so, nicht Sie bewirken Dieselfahrverbote, sondern Gerichte sprechen diese aus, ersatzweise für unsere untätige Politik, bzw. Regierung. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

der artikel der autorin hat mir richtig gut gefallen. diese aufrichtigkeit wie mir erscheint, ist wundervoll. mein vorschlag zum thema geschlechtergerechte sprache, ne zeit lang die weibliche form zu benutzen und dann neu entscheiden, wie wir uns ausdrücken wollen. das sprache viel einfluss hat, ist wohl bekannt, jedenfalls sicherlich der artikelschreiberin, der sich bestimmt ausführlich damit auseinander gesetzt hat. – claudia albersmann


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Die Kirchenmitglieder sind eine Minderheit in der Geselllschaft. Weder glaubt die Mehrheit, noch zweifelt sie. Ihr sind vermutlich wie mir die Kirchen eigentlich egal. Mit jetzt schon drei Seiten in einer Ausgabe zu den Krämpfen der Kirchen gebärdet sich „Die Zeit“ wie ein internes Forum der Kirchen. Ein solches möchte ich nicht abonnieren und hoffe, das sich dieser Missbrauch der Leserschaft nicht wiederholt. Mich interessiert schlicht nicht, ob da jemand Reue heuchelt, um seine Organisation und Macht zu retten und die Schäfchen bei der Stange zu halten. Mich interessiert einzig, wenn die Missbrauchtäter und Pädophilen endlich da sind, wo sie hingehören – ins Gefängnis. Ich befürchte nur, nach ein bißchen „Reue und Buße“ und einer schamhaften Übergangszeit geht alles weiter wie gehabt. Wieso greift hier eigentlich nicht der Straftratbestand der „Kriminellen Vereinigung“. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Bitter ist das neue Süß“ von Burkhard Strassmann

Vielen Dank für Ihren Artikel, der sich einem interessanten und wichtigen Thema widmet. 2 Dinge möchte ich anmerken:
1. Leider kommt der gesamte Artikel ohne den Begriff „Sekundäre Pflanzenstoffe“ aus. Das ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht bemerkenswert, denn eigentlich handelt der Bericht genau davon. Viele der von Ihnen beschriebenen Lebensmittel bzw. Bitterstoffe haben einen – bewiesenen! – gesundheitlichen Nutzen (etwa Vorbeugung gegen Krebs).
2. Bitter ist bitter, und süß ist süß, daher finde ich den Titel einerseits irreführend und andererseits dem sonstigen Niveau der ZEIT nicht angemessen. Die Bewegung hin zu mehr Bitterstoffen in der Nahrung ist ja nicht nur irgendein seltsamer Trend, sondern will bewußt weg vom süßen Einheitsgeschmack! Der Grund: Durch das Wegzüchten von Bitterstoffen verlieren Obst und Gemüse zum großen Teil die oben erwähnten GESUNDEN Bestandteile. Diese Information fehlt völlig. Hilfreich fände ich es, wenn Sie in einem weiteren Bericht den gesundheitlichen Nutzen der sekundären Pflanzenstoffe vorstellen würden. – Ruth E. Göttler


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Wenn man die starrsinnig-taktischen Antworten von Frau Klöckner liest, sträuben sich die Nackenhaare. Wie derartige rhetorischen Winkelzüge einstudiert werden, erfährt man auf Seite 37, allerdings am Beispiel der ARD (‚Gehirnwäsche in der Anstalt‘). Da ist von Sophismus, vom ‚institutionellen Selbsterhalt‘ und vom ‚Framing‘ die Rede. Auch im politischen Interview geht es nicht mehr um offene und sachliche Stellungnahme, sondern um das schiere Gegenhalten. Es fehlt an realistischer Einsicht, an Verantwortungsbewusstsein im Handeln gegenüber dem Wähler und an der Erkenntnis, wie man sich mangels persönlicher Positionierung – siehe Klöckner – selbst bloßstellt. Das Ziel aber wird erreicht: Gehirnwäsche in der Gesellschaft. Das gleiche Prozedere haben wir in ‚Berlin direkt‘ am 28. Januar 2019 erlebt, als die Umweltministerin bei Thomas Walde die gleiche Schulung verrät, wie man viel redet, aber die Antwort schuldig bleibt. Arme Volksparteien! – Walter Stupp


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Nur weil Frankreich in Punkto Moral bei Rüstungsexporten deutlich entspannter ist als Deutschland, ist die deutsche Gesetzeslage dahingehend doch nicht weniger richtig! Wenn jemand Waffen an Staaten liefern will, in denen damit die eigenen Zivilisten erschossen werden, dann kann das deutsche Gesetz da wohl wenig dagegen tun. Sobald deutsche Teile verbaut sind, kann und muss es das, und zwar zurecht. Es muss keinen Kompromiss geben zwischen Zusammenarbeit in der EU und Waffenexporte in allerlei Länder mit fragwürdigen Regierungen. Dieser Kompromiss sollte nicht für eine deutsche Firma eingegangen werden, und auch nicht für eine Französische. Gesetz ist Gesetz. Wenn dadurch Rüstungsprojekte nicht durchgeboxt werden können – geschenkt. Wenn die Beziehungen zu Frankreich dadurch enorm belastet werden, dass Saudi-Arabien keine Kriegswaffen bekommt, dann haben wir einige Probleme. Kriegswaffenexportrichtlinien gehören nicht dazu. – René Lange


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

„Wahlerfolge errang die SPD immer in der politischen Mitte“, so der Historiker Heinrich August Winkler. In der Tat. Insofern ist die Abkehr von der Agenda 2010 zwar Balsam für die sozialdemokratische Seele und eine Fokussierung auf die Kernkompetenz der SPD, sie wird aber die Dauerkrise der Partei allein nicht lösen. Will die SPD bei Wahlen wieder Marken jenseits von 20 Prozent erreichen, muss sie ein Politikangebot machen, dass schichtenübergreifend attraktiv ist, sowohl Arbeiter als auch Akademiker anspricht, die Probleme des ländlichen Raums als auch die der urbanen Milieus aufgreift. Problemlösung ist gefragt: Wie lassen sich z. B. Ökonomie und Ökologie vereinbaren, wie lässt sich unsere Demokratie gegen rechtspopulistische und autoritäre Tendenzen verteidigen und wie stellen wir uns eine humane digitalisierte Gesellschaft vor? Eine programmatische Neuausrichtung mit Leidenschaft und ein pragmatisches Regieren mit Augenmaß sollten sich dabei dialektisch ergänzen – denn eine Partei der staatspolitischen Verantwortung sollte die SPD bleiben, sie muss es dem Wähler nur plausibel erklären. – Matthias Bauer


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Wenn das, was Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe berichtet, stimmt – und daran besteht allem Anschein nach kein Zweifel – muß man das Verhalten der deutschen Automobilindustrie und das deren Interessen bedingungslos vertretenden Bundesverkehrsministerium als hochkriminell und gemeingefährlich bezeichnen. Wie gut, daß unsere Justiz – noch? – so unabhängig ist, daß sie die unglaublich dreisten Machenschaften und Einschüchterungsversuche von Daimler-Benz, Volkswagen u.a. gegenüber der Deutschen Umwelthilfe halbwegs abwehren konnte. Der kritiklosen Lobbypolitik des Bundesverkehrsministerium muß dringend und umgehend Einhalt geboten werden, wenn wir nicht zu einer Bananenrepublik verkommen wollen. – Björn Luley


Leserbrief zu „Die Stunden der Erdlinge“ von Sonja Hartwig

Ich möchte an dieser Stelle am Beispiel des aktuellen Dossiers mal lobend erwähnen wie gut Ihnen die Umsetzung hierzu in den digitalen Ausgaben (in meinem Fall auf dem Tablet) gelingt. Die Verknüpfung aus Text und digitalen Zusätzen wie in diesem Fall Videos zu Musikclips finde ich Mittlerweile so gut das ich fast nur noch digital lese obwohl ich auch Print Abonnent bin. Bitte setzen Sie diesen Weg konsequent fort, denn so macht auch das digitale Lesen immer mehr Spaß. Viele Zeitungen und Magazine gestalten ihr digitales Angebot leider sehr lieblos, aber bei Ihnen bin ich begeistert. Der einzige kleine Wermutstropfen bei diesem Dossier war lediglich dass nicht alle erwähnten Lieder aus der Musikbox mit einem Video verknüpft waren. Und falls möglich wäre es zum Beispiel auch toll gewesen wenn kurze Auschnitte aus den mitgeschnittenen Gesprächen mit Gästen verknüpft wären. Ich bin mir aber nicht sicher ob das aus Datenschutzgründen zulässig wäre. Es würde aber den Leser noch tiefer in die Geschichte eintauchen lassen. – Timo


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Beim Lesen dieses Artikels fiel mir wieder folgendes Erlebnis während meines 1-semestrigen Studiums in Heidelberg im Jahr 1971 ein: In einem Gespräch mit einer Studentenberaterin an der Uni HD wurde ich von ihr an eine Stelle mit einem lateinischen (?) Namen verwiesen. Auf meine Frage, was denn das sei, wurde mir geantwortet: „Wenn Sie das nicht wissen, haben Sie an der Uni nichts verloren.“ Nachdem ich mehrere Studenten auf dem Campus gefragt hatte, erfuhr ich endlich, daß damit die Universitätskasse gemeint war. Noch heute überkommen mich Mordgelüste, wenn ich an die „Beraterin“ denke. – Renate Salm


Leserbrief zu „Im Wald der Löwen“ von Stefan Willeke

Ein Macho war er, der Rudi Assauer, für die Öffentlichkeit; nun ist er gestorben. Die „Schalke-Fans“, die haben ihn wahrscheinlich auch dafür geliebt und bewundert; seine Frauen, die hat er geliebt, der olle Macho, und vermutlich haben seine Frauen, den Menschen Rudi Assauer auch zurückgeliebt! – Riggi Schwarz


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Ziemlich gruselig! Wollen wir hoffen, dass Herrn Resch und Herrn Klinger nicht noch Schlimmeres zustößt. Wer ein Motiv hat und mutmaßlich der Täter ist, dürfte wohl offensichtlich sein: die deutsche Automobilindustrie und ihr politischer Arm, insbesondere also der Bundesverkehrsminister. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „»Ich weiß, woher ich komme«“ von Mark Schieritz und Michael Thumann

Frau Lagarde ist offensichtlich ein kluger und besonnener Mensch, aber das Wichtigste hat sie leider offenbar noch nicht erkannt, dass nämlich Wirtschaftswachstum nicht Teil der Lösung, sondern – zusammen mit dem rasanten Wachstum der Weltbevölkerung – Teil des Problems ist. Schließlich sind die Ressourcen der Erde nicht unendlich und das bisherige Wirtschaftswachstum hat zwar den Wohlstand der Menschen gemehrt, aber zugleich auch zur Übernutzung, Verschmutzung und Verseuchung von Böden, Wasser und Luft geführt, außerdem zum globalen Artensterben sowie zur drohenden Klimakatastrophe. Es wird Zeit, mit weniger auszukommen und doch gut zu leben. Das ist nicht unmöglich, denn ein Großteil des derzeitigen Konsums zumindest in Europa ist meines Erachtens völlig überflüssig und erhöht nicht die Zufriedenheit der Menschen. Vgl. Sie dazu ruhig auch den Artikel „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss in der gleichen ZEIT-Ausgabe. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Mit dem Diesel Abgas-Skandal ist ein gesundes Misstrauen gegenüber den Angaben der Automobilhersteller angemessen und die Problematik der Verbrauchswerte sollten wir gleich mit aufarbeiteten. Seit vielen Jahren schlucken wir es demütig, dass unsere Fahrzeuge viel mehr schlucken, als in der Betriebsanleitung angegeben ist. Denn heute erkennen die Gerichte Nutzerbelege oder die bloße Darstellung von Werten für die Behauptung, es bestünde ein zu hoher Benzinverbrauch, nicht an. Auch die Werte des Bordcomputers gelten als nicht gerichtsrelevant. Nur eine Messung unter Laborbedingungen wird als geeignete Beweisführung für den Mehrverbrauch anerkannt. Auch dieses Problem verdanken wir dem Verkehrsminister, weil dieser nur die unter Laborbedingungen gemessene Werte als maßgeblich gelten lässt, und deshalbin der Betriebsanleitung landen. Im Realbetrieb bemerken wir den tatsächlichen Mehrverbrauch als geduldete Schummelei, die ähnlich den falschen CO2- Angaben bei den Abgasmanipulationen. Also ist es an Andreas Scheuer, die politisch festgelegten Verfügungen zu den Verbrauchsangaben endlich aus dem realen Fahrbetrieb abzuleiten. – Walter Steinhauer


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Ich bin empört! Das die ZEIT eine wirtschafts- und kapitalfreundliche Zeitung ist, war mir bekannt. Es hat mich micht sonderlich gestört. Die Vielzahl der obrigkeitskritischen Beiträge hat diese teilweise neoliberale Ökonomielastigkeit mehr als wettgemacht. Die Art und Weise der Fragestellung und Kommentierung von Marc Brost und Petra Pinzler im Interview mit Jürgen Resch geht mir aber deutlich zu weit. Nicht die Automobilindustrie und die Bundesregierung sitzen hier auf der Sünderbank sondern die Umwelthilfe vertreten durch Jürgen Resch. Nicht VW und Mercedes haben die Dieselfahrer geschädigt sondern der Verein, der sich für bessere Atemluft und korrekte Messungen einsetzt. In den Nachfragen zu den Angriffen auf Resch liegt immer wieder der Unterton des Zweifels und die Frage: „Wie gemeinnützig ist ein Verein, der das ganze Land quält“? ist in seiner Verdrehung der Tatsachen nicht mehr provokant sondern unverschämt. Auch die nachfolgenden Vorwürfe in Frageform sind in ihrer offensichtlichen Parteilichkeit nicht ZEIT-gemäß! Ich bin nicht nur empört sondern auch enttäuscht. – Sven Herfurth


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Ich arbeitete in den 80.Jahre des 20.Jahrhunderts als Religionspsychologe, verantwortlich für Erwachsenenbildung in der katholischen Kirche in den Niederlande. Schon damals erlebte ich – als einer der ganz wenigen verheirate Laien unter Kleriker- meinen klerikalen Kollegenkreis als einen ziemlich desolaten Männerbund, geprägt von affektiver Armut. Natürlich versuchte man dagegen an zu arbeiten. Der Elan von Vatikan II war noch nicht ganz verpufft. Klinisch-pastorale Trainings lagen hoch in Kurs. Die kirchliche Führung schaute kritisch auf Priesterkandidaten. Aber es gab viel Beziehungschaos. Ich vermute, ein Großteil der damaligen Kollegen lebte in homo- oder heterosexuelle Beziehungen, die dann natürlich krampfhaft verborgen gehalten werden mussten. Man sollte nicht vergessen: schon nach Vatikanum II waren die Erwartungen, das Pflichtzölibat würde aufgehoben werden hoch gewesen. Die Gegenkräfte waren auch damals schon immens stark. Starb ein Bischof, konnte man sicher sein von einem kirchentreuen ernstirrigen Nachfolger!

Ist die Kirche zu reformieren? Schon damals war klar, dass sie feststeckte in einer fatalen Dreiecksbeziehung zwischen Pflichtzölibat, hierarchischer Struktur und verkorkter Spiritualität. Die katholische Hierarchie ist nicht einfach ein etwas autoritären Organisationsmodell: Ihre Mitglieder werden als direkte Vertreter Christi auf Erde betrachtet. Die katholische Christologie ist grundsätzlich institutionell gedacht. Das heisst: Kleriker- übrigens auch viele Gläubigen- haben verinnerlicht, die eigene Gedanken Gefühle, Intuitionen der kirchlichen – auf Christus gebaute- Autorität letztendlich unterzuordnen. Es ist sehr schwer gleichzeitig in sich selber und in dem Mutterschoß der Kirche zu ruhen! Und der Pflichtzölibat war und ist ein wichtiges Machtsmittel das so zu halten. Er ist dazu ein Symptom von einer tief gewurzelten affektiv-sexuelle Verkrampfung, die dogmatische Züge angenommen hat.

Solange man es nicht schafft Christologie und moderne Individualisierung in einem positiven Verhältnis zu einander zu bringen, wird man seine Probleme nicht lösen können. (Auch hier hat Ratzinger mit seiner ständigen Verteuflung des Individualismus eine sehr schlechte Rolle gespielt). Es kommt allerdings noch etwas dazu: Die Zölibats/Sexualitätsproblematik ist letztendlich nur ein Symptom einer viel tiefer liegenden spirituellen Krise. da haben die Traditionalisten nicht ganz unrecht. Aber natürlich kann die Lösung des Problems nicht in einer Restaurierung liegen. Ich habe die Kirche in meiner Zeit als spirituell leer empfunden. Es gab immer noch traditionelle Frömmigkeit das schon. Aber die von Karl Rahner formulierte Zukunftsaufgabe, dass der „Christ der Zukunft“ bzw. „der Fromme von morgen“ ein „ Mystiker sei oder nicht mehr sei“, wurde nicht aufgegriffen. Dieser Prozess beginnt bei der Entwicklung des eigenen Denken, Fühlen und Handeln. Beim ernst Nehmen von sich selber. Dies verlangt ein grundsätzliches Umdenken: Nicht nur der Papst und der Priester sind die Nachfolger Petri; jeder Gläubige ist Petrus, de Fels , auf welchem Christus seine Kirche baut. So hat es noch origenes gesehen. – Hans van Zijderveld


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

BINGO. Volltreffer. Bravo dem 26 jährigen Autor aus der Provinz. Für den Inhalt wie die Form. Und es, die gewollte, gesuchte Abgehobenheit, Ferne betrifft sowohl schon die Themenauswahl als dann vor allem die gewählte, benutzte Sprache. Und es betrifft Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und die Medien. Und dann wundert man sich über die Resonanzen oder mangelndes Interesse. Aber wie man in den Wald hineinruft…. – Theo Pitzer


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Auch ich habe mich schon manches Mal gefragt, wieso manche Menschen so versessen auf einen Titel sind. Allerdings wuerde ich Ihre Aussage nicht unterschreiben, dass StudentInnen bei einer deutschen Doktorarbeit nicht ein originelles [muesste das nicht eher „originaeres‘ heissen?] Thema aufgegriffen und mit rigoroser Recherche bewaeltigt haben – jedenfalls nicht fuer die Physik. Vielleicht ist es in den Geisteswissenschaften anders. Bisher sind mir jedenfalls keine Plagiatsfaelle prominenter NaturwissenschaftlerInnen bekannt – hier werden eher Daten erfunden/verfaelscht als abgeschrieben. Es waere schoen, wenn bei solchen scheinbar allgemeinen (oder eher verallgemeinernden?) Betrachtungen der Blickwinkel ueber den Tellerrand des klassischen Bildungsideals hinausginge. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Ich hätte den Artikel für eine herrliche literarische Verbeugung vor Kafka gehalten, wenn ich nicht durch einen sehr ähnlichen Fall aus meinem familiären Umfeld wüsste, so etwas kann tatsächlich im Deutschland des 21ten Jahrhunderts passieren. Kürzlich las ich in der Lokalzeitung (HNA, 29.01.2019), dass von 1200 in Hessen kontrollierten LKW-Fahrern 190 alkoholisiert waren, knapp 16% also. Da wüsste man gerne, ob uns der Staat vor denen mit der gleichen Intensität schützt wie vor trunkenen Fahrradfahrern. Ich jedenfalls fühle mich von einem beschwipsten Radler nur vergleichsweise mäßig gefährdet. – Wolfgang Auth


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Zu Ihrem Bericht über die von der CDU/CSU gewünschten laxeren Regeln für Rüstungsexport: Die Autoren gehen von Prämissen aus, die überhaupt nicht hinterfragt werden. Warum müssen wir denn unbedingt eine bessere und effizientere Ausstattung der europäischen Armeen haben? Die Wehretats der Armeen in der EU übertreffen den Etat Russlands um ein Vielfaches (von den USA nicht zu sprechen). Warum ist die französische Position unhinterfragt die richtige? Sie könnten doch nachgeben in der nicht so wichtigen Frage der Rüstungsexporte, wenn ihnen eine effizientere Ausstattung der europäischen Armeen wichtiger wäre. Zwar befinden sich Frankreich und Deutschland 2013 – 2017 auf Platz 3 und 4 der größten Rüstungsexporteure weltweit, dennoch sind das relativ geringe Anteile am Gesamtexport dieser Länder. Und wenn dadurch die Kosten für neue Tötungsmittel etwas höher wären, was soll’s? Wenn man unbedingt meint (ich nicht), man bräuchte das, dann sollen sie es bezahlen. Aber nicht durch ungehemmte Verkäufe schwerer Waffen an alle möglichen Diktaturen (u.a. Saudi-Arabien-Jemen-Krieg) und auf Kosten vieler Unschuldiger finanzieren.

Vielleicht werden solche Waffen (Panzer, modernste Kampfflugzeuge, Drohnen) auch einmal gegen uns eingesetzt?! Frankreich (etwas geringer: Deutschland) haben schon viel Schlimmes mit Waffenexporten (und mit Militäreinsätzen) angerichtet, das muss gestoppt werden! Für die Zeit-Autoren scheint das kein Problem zu sein, sie kritisieren nicht einmal die perverse Wortwahl der Kanzlerin, die in dem Zusammenhang von „Kultur (!) der Rüstung exporte“ spricht! Kultur! Hoffentlich bleibt die SPD bei ihrer Haltung! (und nicht bloß aus taktischen Gründen, wie es Ihre Autoren andeuten). Sicherlich gibt es wichtigere Themen für europäische Zusammenarbeit als Aufrüstung und dieser widerliche Rüstungsexport, z.B. Zusammenarbeit beim mobilen 5G-Netz oder noch viel wichtiger: bei dem Überlebensthema Klimawandel – Günter Winkler


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Herzlichen Dank fuer diesen Beitrag, der mir in manchen Teilen aus der Seele sprach. Auch ich komme aus einem sog. Arbeiterhaushalt (erst nach einigen Jahren wurde mir klar, dass damit Nicht-Akademikerhaushalte gemeint sind, unabhaengig davon, ob die Eltern Arbeiter odert Angestellte sind) in eher laendlicher Umgebung (Pfalz). Die Probleme mit der Sprache hatte ich waehrend meines Studiums weniger erlebt – vermutlich, weil die sog. klassische Bildung in der Physik eher unwichtig ist (ebenso wie die Physik nicht Teil der klassischen Bildung ist). Auch in der Physik entwickeln sich eigene Sprachbilder, aber sie sind allen PhysikerInnen verstaendlich, wenn auch nicht nicht-PhysikerInnen. Insofern ist die folgende Anekdote besonders beliebt unter Physikern: In einer Kabinettsrunde zu Beginn ihrer Kanzlerschaft soll Frau Merkel einmal gesagt haben: „Dieses Problem ist ueberbestimmt“ und damit ziemliche Ratlosigkeit bei den Anwesenden ausgeloest haben, waehrend diese Aussage fuer Leute mit Mathematikausbildung voellig klar ist. Doch die Vorurteile gegenueber Nicht-Akademikern sind unter Naturwissenschaftlern genauso praesent wie in anderen Faechern – es ist nur nicht so leicht festzustellen, wer aus sog. Arbeiterhaushalten kommt. Von der wechselseitigen Arroganz und Herablassung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften will ich garnicht erst anfangen. Besonders aergerlich finde ich in diesem Zusammenhang, dass bei scheinbar allgemeinen ZEIT Beitraegen zur Situation an deutschen Unversitaeten sich haefig beim Lesen herausstellt, dass es nur um Geisteswissenschaften geht. Eine solche Betribsblindheit sollte vermeidbar sein. Eine Aussage wie „Dafuer braucht man keine Fakten…“ ist allerdings schon mehr als bedenklich, egal aus welcher Richtung und in welchem Beruf, aber fuer JournalistInnen ein Armutszeugnis erster Klasse. Die Fakten moegen uns nicht gefallen und es kann manchmal schwierig sein festzustellen, was Fakten sind und was Meinung und bei welchen Untersuchungen der Ausgang bzw. die Interpretation durch die Auswahl bzw. die Haltung der Untersuchenden stark beeinflusst ist. Aber einfach nur noch nach Gesinnung zu entscheiden ist doch ein wenig sehr simpel – Pegida, Trump & Co. lassen gruessen (dort spielen. Fakten m. W. auch keine grosse Rollen) Bitte behalten Sie Ihre Unabhaengigkeit, auch wenn es manchmal schwierig und/oder peinlich ist, nicht mit der Herde zu laufen. Gerade solche Leute braucht die Gesellschaft, wenn sie frei und demokratisch bleiben will. – Sabine Moehler


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Weil auch ich mich, aus ganz anderen Gründen immer wieder gerne an das besagte Qualifikations-Spiel erinnere, es war dies der erste Auftritt eines gewissen Herrn Beckenbauers in der A-Nationalmannschaft, eine kleine nicht ganz unwichtige,statistische Korrektur. Wie Sie in der beiliegenden Attachments sehen können, irrt Herr Nesser, zollt uns(erem) Uwe Seeler zuviel Respekt. Denn der schoss nur eins der beiden Tore, die Meidericher Fans von „Eia“ Krämer können dies sicherlich bezeugen. Anbei auch der Transfermarkt-Beweis. Dennoch ein spannend zu lesender Artikel Ihrerseits. – Bernd Vögelein


Leserbrief zu „Schuld und Sühne“ von Evelyn Finger, Sebastian Kempkens und Daniel Müller

Jüngst hat eine Studie belegt, dass sexueller Missbrauch vor allem Missbrauch von Macht ist. Die Studienautoren nennen den „Klerikalismus als eine wichtige Ursache und ein spezifisches Strukturmerkmal“ für sexuelle Gewalt innerhalb der Kirche. „Ach was“ kann man da nur sagen. Dass diese Strukturen, Täter geradezu anlocken, ist ja nun wirklich schon lange ein offenes Geheimnis. Das Zölibat und eine Homosexualität, die nicht gelebt werden darf, tun ihr Übriges. Wenn etwas aufgedeckt wird (siehe Ettal im Ammergebirge), wird es vor Ort totgeschwiegen oder als Verfehlung einzelner „Seelsorger“ von bildungfernen/unreflektierten Landpfarrern willfährig postuliert. Hier war ich schon Ohrenzeuge. Von Selbstkritik keine Spur. Da muss man doch angewidert sein. Darf man da noch Katholik sein? Ja, man darf, als Kulturkatholik und mit äußerster Distanz zur Amtskirche. – Chris Dasch


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Meine Bewunderung für die Arbeit der beiden Journalisten/innen! Das ist kritischer, aufdeckender Journalismus, wie ich ihn noch selten erlebe! Das Interview selbst hat mich sehr wütend und gleichzeitig traurig gemacht und mir wieder einmal gezeigt, wie brüchig unsere Demokratie eigentlich ist.- Herr Resch beweist außerordentlichen Mut, dass er sich trotz der Bespitzelungen und Einschüchterungsversuchen nicht in seiner Arbeit beirren lässt. Dabei geht er täglich ein hohes Risiko ein, wenn er es mit solch mafiösen Strukturen zu tun hat; für mich ist er ein moderner Held unserer Zeit! Mein muss kein Christ sein, um zu erkennen, wie inhuman unsere Wirtschaft, die sich mittlerweile zu einer Diktatur entwickelt hat, geworden ist. Der technische Fortschritt, der unbestritten nötig und wichtig ist, hat sich jedoch auf Kosten unseres geistigen Fortschritts entwickelt. Spätestens seit Goethe´s „Faust“ müssten wir doch wissen, wie weit es mit der Menschheit kommt, wenn Freiheit nicht in Ver- antwortung gelebt wird. Dieses – neben der Bibel eines der elementarsten Werke über die Entwicklung des Menschen – ist eine wunderbare Metapher für das Streben des Menschen nach Ruhm, Macht, Perfektion und Glückseligkeit. Dabei wird das Scheitern an unsrer Hybris gerne übersehen oder umgedeutet (siehe Trump). In Goethe´s dramatischer Dichtung endet der Mensch in der „Hölle“, d.h. er verliert den Kontakt zu Gott und vereinsamt. Faust sind wir alle, denn die Neigung zu Überheblichkeit, zu Machtmissbrauch, zu Übervorteilen und zu Hintergehen sind all- gemein menschliche Schwächen. Doch es ist unsere Pflicht und Verantwortung, diese Schwächen zu reflektieren und in der Ausübung unserer Freiheit keinem anderen Schaden zuzufügen. Wenn unsere Wirtschaft weiterhin unkontrolliert auf diese Art und Weise agieren darf (rechtlich gesehen sind das strafbare Handlungen) und dafür nicht belangt wird, wenn Konzerne sich weiterhin auf Kosten anderer unkontrolliert bereichern dürfen, dann wird unsere Demokratie großen Schaden nehmen, weil die Politiker aufgrund ihrer Unterlassungshaltung nicht mehr glaubwürdig sind. – Mareike Taubmann


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Danke für diesen ausgezeichneten Artikel. Danke für Ihren Mut, Herr Stark, sich in solch jungen Jahren als Fremdkörper in der Bildungselite zu outen. Danke auch der Redaktion für den Mut, diesen ungewöhnlichen Artikel zu veröffentlichen. Dabei fühlen sich hoffentlich manche Menschen in Ihrem Kreis zumindest ein wenig von der hier geäußerten Kritik mitbetroffen. Vor etwa 6o Jahren habe ich bei meinem Studium praktisch genau die gleiche Erfahrung gemacht, wie Sie, Herr Stark. Von der Hoffnung, dass sich mit den „68ern“ etwas in dieser Beziehung ändert, ist nicht viel geblieben. Dennoch: Behalten Sie Ihren Mut! Bleiben Sie „Fremdkörper“ inmitten der Bildungselite! Die Eingebildet-Hochgebildeten haben es nötig. Und die Anderen erst recht. Auch bleibt Hoffnung, denn immer mehr Bildungseinrichtungen bieten Kurse für „Einfache Sprache “ an. Sicher nicht von heute auf morgen, aber auf längere Sicht könnte das ja Erfolg bringen. – Helmut Steiner


Leserbrief zu „Wirr, ungerecht und leistungsfeindlich“ von Kolja Rudzio und Mark Schieritz

Ich erlaube mir, Ihre Ausführungen über den ifo-Vorschlag zur Einkommensanrechnung (vorletzter Absatz) zu korrigieren. Die behauptete Verbesserung bei einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 10 auf 20 Stunden besteht nicht. Und der pauschale Freibetrag von 100 Euro, der beim ifo-Vorschlag entfallen soll, ist nicht „klein“ – weder im Verhältnis zur gegenwärtigen Anrechnung noch im Verhältnis zur vorgeschlagenen Anrechnung. Für Singles würde im ifo-Szenario die Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 10 auf 20 Stunden zu einer geringeren Einkommenssteigerung führen, als sie sich bei der gegenwärtigen Anrechnung ergeben würde. Die Anreizwirkung wäre in diesem Bereich der Teilzeitarbeit also geringer als gegenwärtig. Dies liegt zum einen an dem entfallenen Sockelfreibetrag. Gegenwärtig werden die ersten verdienten 100 Euro überhaupt nicht angerechnet. Ob dies sinnvoll ist, ist eine andere Frage, jedenfalls ist es nicht wenig. Zum anderen möchte das ifo Einkommen von Singles bis zu 630 Euro zu 100 % anrechnen (Bloemer/Fuest/Peichl im ifo Schnelldienst 4/2019, S. 37). Erst oberhalb dieses Betrags käme für Singles die verringerte Anrechnung zum Tragen. Um den entfallenen, in Ihren Augen „kleinen“ Freibetrag von 100 Euro auszugleichen, müsste im ifo-Szenario ein Single 880 Euro verdienen.

Allerdings wäre die Person sowohl mit 10 als auch mit 20 Wochenstunden schlechter gestellt als sie es gegenwärtig ist. Beides zeigt das Schaubild Abb. 2 (ebd., S. 38). Insofern entsteht ein „Anreiz“ durch Leistungsreduzierung im Vergleich zum Status quo. Ob dies als gerecht und leistungsfreundlich zu bewerten wäre, liegt sicherlich im Auge und auch in der sozio-ökonomischen Position des Betrachters. Für Alleinerziehende wäre die Erhöhung der Wochenarbeitszeit von 10 auf 20 Stunden im ifo-Vorschlag genauso vorteilhaft wie gegenwärtig (ebd., Abb. 4, S. 39). Auch absolut ergäbe sich keine Verbesserung. Mit Blick auf Ihre Berichterstattung sowie diejenige zahlreicher anderer Qualitätsmedien freue ich mich über die gestiegene Quantität an sozial- und arbeitsmarktpolitischen Beiträgen. Ich hoffe, dass sich die Qualität zukünftig ebenso entwickelt. – Ulrike Müller


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Glückwunsch für den Artikel .Obwohl selbst Akademiker und aus einer Akademikerfamilie stammend, stimme ich Ihnen in allen Punkten zu. Bleiben Sie Ihrem Familiennamen entsprechend. Daumen hoch! – Jürgen Krauss


Leserbrief zu „Rauf mit dem Diesel-Grenzwert? – Nein“ von Claas Tatje

Die gesamte den Diesel-Grenzwert betreffende Thematik wurde in letzter Zeit in Medien und Öffentlichkeit bis zur Sättigungsgrenze diskutiert. Deswegen möchte ich beileibe nicht weitere Argumente ins Feld führen, sondern vielmehr den Schlusssatz, dessen sich Class Tatje bedient hat, kritisch beäugen:
Tatje meint, überzogener Widerstand koste nur Zeit, die wir nicht haben. Diese Aussage scheint zunächst harmlos zu sein, doch vergegenwärtigt mann sich die dahinterliegende Logik, so ist sie umso irrtierender, gar erschreckend. Widerstand im politischen Diskurs, der gewaltlos und verbal erfolgt, ist integraler Bestandteil unserer rechtsstaatlichen und demokratischen Grundordnung und belebt eine Demokratie, die auf einer gesunden Streitkultur beruht, ungemein. Infolgedessen ist es nicht haltbar, wenn ein Journalist gleich welcher Zeitung diese Werte, für die er einstehen sollte, ob unbewusst oder bewusst bezweifelt. Eine Phrase wie diejenige von Tatje, der ich keinerlei Absicht unterstelle, ist in letzter Konsequenz Ausdruck eines Meinungstotalitarismus, den ich allzu oft im linken Bereich des politischen Spektrums gewahr werde. Man möge sich beispielsweise vorstellen, man hätte die Inhalte der ’79er-Bewegung in Deutschland mit der gleichen Argumentationsweise, also dass Widerstand gegen andere Meinungen nutzlos sei, abgetan; was wäre der Aufschrei unter Berufung auf demokratische Werte groß gewesen… Mithin Vorsicht mit leichtfertig formulierten Aussagen, insbesondere in Zeiten, in denen die Demokratie weltweit unter Druck gerät! Worte sind letztlich auch immer Macht. – Moritz Stahlberger


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Hinter geöffneten Türen
Mittwochabend, die Luft ist noch warm und riecht nach Sommer in der Stadt. Eine Gruppe junger Leute sitzt auf dem Boden, auf einem Platz, in einer mittelgroßen Stadt in Norddeutschland. Bei näherem Blick stellt sich heraus, Sportstudenten. Noch schlimmer, Lehramtsstudenten. Zukünftige Besserwisser. Geht man noch näher dran, dann wird klar, der Alkohol zeigt bereits seine Wirkung. Er macht die Zunge locker, lässt aber noch keinen Unsinn reden. Der Blick fällt auf zwei Studierende, die über ein ernstes Thema zu debattieren scheinen. Er, fundamentalistischer Christ. Sie evangelischer Freigeist. Thema: gleichgeschlechtliche Ehe. Es ist ein gutes Gespräch, unterschiedliche Meinungen, respektvolles Zuhören, Eingehen und Gegenhalten. Schön, wenn mal jemand widerspricht. Liegt es daran, dass die beiden Sportler sind und Fairness und Respekt für sie zu den unanfechtbaren Regeln zählen oder einfach nur daran, dass er sich traut seine Meinung zu sagen und sie ihn, trotz ihres schwulen Onkels, nicht verurteilt. Einig werden sich die beiden an diesem Abend nicht mehr und auch später nicht. Dennoch sind hier aus zwei Kommilitonen Freunde geworden. Freunde, die einander schätzen ohne, dass einer von ihnen dem gesellschaftlichen Selbstmord zum Opfer gefallen wäre. Dieses Gespräch findet im Laufe einer Erlebnispädagogik-Exkursion statt. Das Ganze steht unter dem Motto »Verlasen der Komfortzone«. »Wagen und Verantworten« ist eine der zu vermittelten Kompetenzen. Es ist leicht, zuzustimmen. Leicht mit dem Strom zu schwimmen und seine Meinung anzupassen. Aber dagegen zu sein, zu widersprechen, das verlangt Rückgrat und Mut. Kann ich es wagen, anderer Meinung, zu sein und die möglichen Folgen verantworten?

Manuel Stark schien dieses Wagnis nicht eingehen zu können, sonst hätte er seine ‚Lebensabschnittsmeinung‘ an geschildertem Abend nicht verschwiegen. Oft ringen wir nach Worten, suchen nach einem Bonmot, weil Worte den Unterschied zu Wörtern markieren. Weil der Fahnenträger eben keine Flagge trägt und weil das Gleiche nicht automatisch das Selbe ist. Der Unterschied steckt im Detail. Ist es nicht bereichernd, dass man die Tür auch öffnen kann statt sie aufzumachen. Dass man statt Redegewandtheit auch Eloquenz sagen kann. Machen nicht gerade diese Kleinigkeiten den Unterschied und verleihen dem Gesagten die gewollte Nuance. So wie die Prise Salz in der Süßspeise und die Kritik eines Journalisten an der Sprache. Herr Stark ist einer dieser Journalisten. Ein Mann, der ohne Worte einen anderen Beruf ausüben würde. Ein Künstler der Sprache, dessen Kritik an eben dieser sie noch wirkungsvoller erscheinen lässt. Die Sprache wie auch die Kritik. Er beklagt in besagtem Text, die Bildung der Anderen bewirke eine »hochgestochene« Ausdrucksweise und sei, einfach gesagt, mehr Schein als Sein. Seinen Argwohn an Fremdwörtern, die in die Kategorie Bildungssprache fallen, kann die junge Studentin vom Anfang jedoch nur bedingt nachvollziehen. Sie stolpert, wie er, immer wieder über Worte wie »falsifizieren« und »mäandrieren«. Und es ärgert sie, was ihr beim Nachschlagen des Wortes »Anachronie« auffällt. Im Gegensatz zu ihr kann Google sich nämlich erinnern, dass sie es schon zum zweiten Mal nachschaut.

Sie kommt, wie Herr Stark, aus einem kleinen Kaff, in dem jeder jeden kennt und die Dorfpost darüber entscheidet, wer gesellschaftlich gestorben ist und wer nicht. Trotzdem, oder eben gerade deshalb wird manchmal nicht gegessen, sondern gespiesen und man geht auf die Toilette und nicht aufs Klo. Auch sie verspürt den Wunsch, mitzuhalten. Will dazugehören und hat sofort nach dem Abitur ihr Studium begonnen. Doch anders als der Autor, sieht sie es nicht als bloßen Kampf an. Es treibt sie an, dieses Streben Bildung. Von hochgestochenem Politikgefasel hält sie jedoch auch nicht viel. Wichtiges sollte verständlich sein. Schließlich geht es alle etwas an und nicht nur die Eliten. Sprache sollte nicht missbraucht werden, um andere aus einem Dialog auszuschließen. Sie sollte das Mittel zum Zweck sein, Inneres nach außen zu bringen, grenzenlos. Chancenlos ist der, der trotz verschachtelter Sätze und Fremdwörter nicht versucht zu verstehen. Sich gegen Fremde (Wörter) verschließt und Unbekanntes als »Schmarrn« abtut.

Die Studentin hat, wenn sie von Heimat redet, ein funkeln in den Augen und das Bild von weiten Feldern und grauem Nordseewasser vorm inneren Auge. Sie ist stolz, in einem Land zu leben, in dem jeder die Chance hat Abitur zu machen und zu studieren, bis man fertig ist. Sei es in sechs oder sechzehn Semestern. Sie ist in ihrem Auslandssemester zur Deutschen geworden und hat sich noch keine endgültige Meinung gebildet. Darüber, wie sie es findet, dass sie sich über ihren neu entdeckten Nationalstolz vorsichtig äußern muss. Ihre Worte abwägen muss, um nicht missverstanden zu werden. Um sich von jenem Nationalismus abzugrenzen, der keine Toleranz kennt. Denn dazu fehlen ihr noch die – Lena Brack


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Stark, Herr Stark! Bravo! Saugut! – Volker Homann


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Dieser von Hakan Nesser als „eher klein gewachsener und etwas massige deutsche Stürmer“, Uwe Seeler, erzielte im WM – Qualifikationsspiel gegen Schweden (1965) in Stockholm das 1:2 Siegtor für Deutschland. Die zwei von Hakan Nesser beschriebenen Kopfballtore, die ihn schockten und deprimierten, gelangen Uwe Seeler in diesem Spiel allerdings nicht. Die Niederlage Schwedens scheint für Hakan Nesser möglicherweise doch traumatisch gewesen zu sein. – Hans Rahn


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Die beiden ZEIT-Journalisten geben sich alle Mühe, einen Pudding an die Wand zu nageln. Anders kann man es nicht sagen, wenn man die Fragen liest und die ausweichenden Antworten der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Eines aber wird für jeden Leser sichtbar, sie hat kein politisches Konzept für die vielen Probleme der Landwirtschaft. Für sie lautet die Devise : Weiter so wie bisher. Aber mit dem ihr eigenen Winzerköniginnen-Lächeln wird sie keine Lösungen erreichen, die Bauern und Verbraucher gleichermaßen zufriedenstellen. – Frank Berger


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

In dem Artikel heißt es, Alexander von Humboldt habe in Ecuador unter anderem „Hieroglyphen der Azteken“ kopiert. Wenn es sich um Ecuador handelt, war die große präkolumbianische Kultur aber nicht durch die Azteken, sondern die Inkas geprägt. Und die haben, soviel ich weiß, keine Hieroglyphen produziert, sondern eine komplizierte Knotenschrift verwendet, die heute niemand mehr entziffern kann. – Dirk Kerber


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Die Bildung der anderen, ist die Bildung der anderen. Ich bin eben so (ein)gebildet, wie ich eben (ein)gebildet bin! Was sich mein Leben weiter „einbildet“, das wird sich zeigen und herausstellen! Wer irgendwie, mit offenen Augen, mit all seinen Sinnen halt, und mit einem offenen Herzen durch das Leben geht, der wird, ob er nun will oder auch nicht, von Tag zu Tag, immer (ein)gebildeter werden. Übrigens mein Nürnberg, das liegt in Franken, und ich komme aus Franken, und Franken, das liegt in Bayern! In Nürnberg, da spricht man/frau den fränkischen bzw. den nürnbergerischen Dialekt, mit all seinen abertausenden Varianten: „Almächd naa, suu a Gschmarri, suu a saubläids“.*)
*) eine nicht so astreine Aussage – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Rauf mit dem Diesel-Grenzwert? – Nein“ von Claas Tatje

Das „Nein“ des ansonsten geschätzten Autors Claas Tatje hätte als Schulaufsatz das Urteil „Thema verfehlt“ bekommen. Die Frage lautete doch: „Rauf mit dem Diesel- Grenzwert?“, also geht es doch um die Höhe des (NOx)- Grenzwertes, oder? Statt Argumente für die WHO- Empfehlung von 40 Mikrogramm NOx je Kubikmeter Atemluft zu präsentieren wird nach dem Motto „Strafe muss sein“ weiter auf den Diesel- PKW und der Betrugssoftware herumgeprügelt ohne einen einzigen Grund für eine Beibehaltung der Grenzwerthöhe zu nennen. Also: Ja, der Grenzwert muss nach oben korrigiert werden, weil dieselbe WHO für den menschlichen Arbeitsplatz einen Maximalwert von 950 Mikrogramm NOx je Kubikmeter Atemluft für ausreichend hält, und der somit abstruse Wert von 40 mangels besseren Wissens aus der Luft gegriffen wurde und keiner medizinisch- wissenschaftlichen Prüfung standhält. Leider wird nicht das erste Mal der Eindruck erweckt, dass nur Diesel- PKW die Verursacher für Schadstoffe in der Luft sind. Die Belastung der Atemluft durch NOx ist übrigens im Zeitraum von 1990 bis 2015 um 60% (!) zurückgegangen. Natürlich soll die Atemluft noch sauberer werden, aber nicht über unsinnig niedrige, aus der Hüfte geschossene Grenzwerte. Also: Rauf mit dem Grenzwert! – Dipl. Ing. Michael Deil


Leserbrief zu „»Der Holocaust ist bestimmt keine Kulisse fürs Amüsierfernsehen«“ von Anna-Lena Scholz und Jan Schweitzer

1944 porträtiert die Bildhauerin Yrsa von Leistner Professor Sauerbruch in den Räumen der Charité. Sie ist wird wie eineKrankenschwester an seiner Seite, sogar auch im OP. Die Baronin von Leistner schreibt in ihrem Buch „Große Begegnungen“ über ihren Einsatz mit dem „Stab“ (Sauerbruch, dem von Sauerbruch titulierten „Chef“, nämlich seiner Sekretärin Fräulein Schulz und dem „ersten Assistenten“ Professor Jung. Yrsa von Leistner schreibt, wie Sauerbruch sie zur Krankenschwester macht und mit ihr und Jung durch die Gänge der Charité rast: „Wir waren ein Team. Von einem Krankenzimmer ins andere, von Bett zu Bett…“ Sie zitiert Sauerbruch im Hörsaal: „Wisst Ihr, warum unsere Zeit so furchtbar ist? – Weil die Menschen ihren Glauben verleugnet haben!“ Sie gibt ihr Gespräch mit Sauerbruch wieder, als seine Büste fertig ist: „Herr Geheimrat, ich möchte niemals mehr von hier weg!“ „Du gehörst hier her, zu mir, zu meinen Kranken…Deine Heimat ist hier bei uns!“ „Die Büste ist fertig, Herr Geheimrat.“ „Was hat es damit zu tun? Du schaffst für meine Kranken! Und würden wir einmal evakuiert, so kommst Du jedenfalls mit!“ „Aber es kommen doch nur die wenigen, unentbehrlichen Mitglieder der Klinik dann mit?“ „Seit wann —ja seit wann ist die Kunst entbehrlich ?! Nicht wahr, du gehst nicht fort?“ Es klang bittend. „Nie, Herr Geheimrat.“ Eine der „ungewöhnlichen“ Behandlungsmethoden Sauerbruchs ging laut Yrsa von Leistner durch die Kunst: „So regte er z.B. nach lebensgefährlichen Operationen zuerst den Lebenswillen durch unbewusstes Schauen auf einen riesigen Farbdruck an, angebracht gegenüber dem Bett. Einer davon zeigte die Berührung Adams durch den Finger Gottes von Michelangelo. Am Ende bemerkt Sauerbruch: ‘Schrei nicht, weil jetzt ein anderer das Bild kriegt! Du bist schon über den Berg‘ und er rollte das Bild zusammen.“ Schließlich ein Gespräch mit Fräulein Schulz über den wahren Chef: „Neulich hat der Chef einen baumlangen SS-Mann aus seinem Zimmer geworfen, der ruderte den ganzen Gang entlang. Ich wollte dem Geheimrat Vorhaltungen machen. Aber da packte er mich, schmiss mich ebenfalls auf den Gang, dass ich gegen den Gefeuerten prallte.Die Schreibtischgarnitur aus Marmor folgte ihm durch die Luft nach. Der schrie mit hochrotem Kopf ‘Das steht morgen in allen Zeitungen, wie Sauerbruch eine Dame behandelt!‘ Ihre Augen glühen, wie sie fortfährt: ‘Ich rief zurück, die ganze Klinik wird meine Worte unterschreiben, dass Sie, Herr Obersturmbannführer, ein elender Lügner sind, denn alle Mann stehen hinter ihrem Chef!“Frank Müller-Thoma


Leserbrief zu „Hohes Gericht“ von Francesco Giammarco

Wie wäre es mit einer Einladung zum Essen? Es gäbe Spaghetti: Einfach, selbst kreiert mit Frühlingszwiebeln, Peperoncini und Speck und auch noch ziemlich lecker. Das gibt es bei uns oft. Ich habe Ihren Artikel über den zurzeit wohl schweren Stand der Nudel gelesen. Mit viel Vergnügen, einem Schmunzeln im Gesicht, aber auch mit einer gewissen Bewunderung, wie sehr Sie sich für die Nudel und ihre Kohlenhydrate eingesetzt haben. Das fand ich Klasse. Ja, was essen wir in Zukunft? Kein Brot, keine Kartoffeln, keine Nudeln…das klingt tatsächlich nach Leid. Deshalb gehören Brot, Kartoffel und vor allem die Nudel (trotz ihrer Kohlenhydrate) weiterhin unersetzlich auf unseren Tisch. – Sylvia Türk


Leserbrief zu „Wer sind Sie?“ von Henning Kretschmer und Sara Tomšić

Auch als normaler Modemuffel (nicht Jeder darf ein Lagerfeld sein) kann man beim Betrachten des Bildes,ohne den Text zu kennen, feststellen:“Die Dame hat Stil“.Der in Braun (uni farblich) gehaltene Pullover oder Sweater ist genial abgetimmt mit dem Mantel.Natürlich, die Dame ist Stylistin von Beruf.Na also .geht doch.auch ohne Karl den Grossen. Aber der Mantel,oder Mantilla ,wie die Werbefuzzies diese erlesenen Umhänge nennen.Wir hoffen inständig, das Ding ist ein Kunstprodukt. Geschickt so getönt und betupft, dass man es für das Fell einer Grosskatze halten muss .War der Vorbesitzer aber eine echte Grosskatze, dann gibt es Ärger. Immigration Officers und der Zoll aller zivilisierten Herren und Länder (und wer möchte nicht dazu gezählt werden, zivilisiert) werden den Mantel sehr scharf beäugen,nervtötende Fragen stellen und sich weitere Maßnahmen vorbehalten.Wie, „der Mantel bleibt hier (um in einer muffigen Reservatenkammer zu verrotten) ,Sie werden von uns hören (ein saftiges Strafmandat,vielleicht ein dicker Scheck an einen Tierschutzverein). Fazit, die Dame muss den Flughafen ohne Mantel verlassen. Und das vielleicht jetzt an der Ostküste der USA.Die Rache der gefledderten Grosskatze,wenn es denn eine war.Aber eben als Kunstprodukt,mit dem Ding nicht auf Reisen gehen,so stylish es auch ist. – Hans-Emil Schuster


 Leserbrief zu „Schuld und Sühne“ von Evelyn Finger, Sebastian Kempkens und Daniel Müller

Unter Matthäus 16,18 steht „Ich aber sage dir : Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“. Letzteres ist zur Zeit leider nicht zutreffend da das skandalöse Fehlverhalten der katholischen Geistlichkeit eher als unterweltartig zu bezeichnen ist. Was Jesus sagte steht im krassen Gegensatz zu den menschlichen Fehlern in der Geschichte der Kirche die immer wieder dem göttlichen Anspruch widersprachen. Papst und Klerus verhalten sich deswegen anmassend wenn sie ihren Gläubigen den Eindruck eines göttlichen Bezugs vermitteln der gar nicht existieren kann, da Gott von menschlichem Fehlverhalten frei ist. Der Klerus muss lernen, dass die Kirche kein in sich geschlossenes System sein darf dem der Laie strikt ausgeliefert ist und das seinen Glauben reglementiert. – Klaus Reisdorf


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

Ich bin ein begeisterter Fan von Hakan Nesser‘s Krimis, aber auch ein Fußballfan. Ich leider immer, wenn sachliche Fehler in Fußballberichten auftauchen, wie In diesem Artikel. Und dann noch ganz besonders wenn Hakan Nesser ihm passsieren. Vielleicht hat ja auch der Redakteur den Fehler übersehen. Im entscheidenden Qualifikationspiel Schweden gegen Deutschland am 26.09.1965 in Stockholm zur WM 1966 in England hat Uwe Seeler nur ein Tor geschossen und zwar mit dem Fuß in der54 Minute und keine 2 Kopfballtore. Es war das Siegtor und Deutschland fuhr zur WM und wurde Vizemeister. – Jürgen Schwebach


Leserbrief zu „Mehr Gelassenheit!“ von Ulrike Gastmann

Vielen Dank für Ihre Kolumne! Ich bin nicht immer Ihrer Meinung, aber die Art wie Sie schreiben, sich Gedanken machen, Themen setzen und vor allem fragen, finde ich sehr bereichernd, pragmatisch, unprätentiös. Sie regen mich zum Nachdenken an und lösen auch bei Meinungsverschiedenheit bei mir keine Abwehrreflexe aus. Sie stechen stilistisch und inhaltlich sehr positiv aus meiner Zeitungslektüre heraus. Vielen Dank! – Theodor Möller


Leserbrief zu „Wie von Geisterhand“ von Marc Brost und Petra Pinzler

Was Herrn Resch widerfährt ist symptomatisch für die Situation, in der wir uns bezüglich des Themas „Auto“ hierzulande befinden, und sollte niemanden über- raschen. In diesem Land gibt es genügend Leute, die bereit sind, die in dem Interview beschriebenen Dinge zu tun, dazu braucht man gar nicht nur die hiesige Autoindustrie in Verdacht zu nehmen. Es ist leider so, dass bei diesem Thema eine erhebliche Zahl von Leuten ihren Verstand abschaltet und nur auf irrationale Weise zu denken und zu handeln imstande ist. Ihr Verhältnis zum Automobil gleicht dem der U.S.-Amerikaner zu ihren Schiessprügeln. Es ist doch geradezu absurd, dass die gegenwärtige Diskussion so gut wie ausschliesslich um Fahr- verbote kreist und wie diese möglichst verhindert werden können. Wie gesundheits- schädlich Autoabgase, insbesonders von Dieselmotoren, für kleine Kinder, alte Leute, Asthmatiker oder andere durch Krankheit geschwächte Personen sind, scheint in dieser Diskussion überhaupt keine Rolle zu spielen. Auffallend ist, wie lautstark dabei Leute auftreten (bis hinauf zum Verkehrsminister), die keine Ahnung von Toxikologie haben, und anscheinend noch nie etwas davon gehört haben, dass der Staat bei Angelegenheiten, die Leben und Gesundheit der Bürger betreffen, bei seiner Gesetzgebung aus gutem Grund das Vorsorgeprinzip walten lässt. Obendrein wird bei der NOx-Problematik regelmässig ein wichtiger Punkt unter- schlagen, dass nämlich NO2 bei feuchtem Wetter zu Salpetersäure hydrolysiert wird, die dann auf Landschaft und Menschen herabregnet oder mit dem in der Luft vorhandenen Ammoniak (aus Überdüngung) zu Ammoniumnitrat-Feinstaub reagiert, einem der gefährlichsten Feinstäube überhaupt. Fahrverbote in Grossstädten sind daher unvermeidlich, in anderen Ländern bestehen längst Einschränkungen und Fahrverbote in Grossstädten, ohne dass dies dort als der Beginn des Weltuntergangs gesehen wird. – Dr. Eberhard Leppin


Leserbrief zu „Das unsichtbare Netz“ von Julia Friedrichs, Christian Fuchs, Astrid Geisler und Andreas Spinrath

Vielen Dank an die Autoren für diesen Artikel. Ich kann in meiner Stadt gleiches beobachten. Es ist definitiv kein rein Anklamer Problem. Das Bild des bunten Hauses auf Seite 26 könnte in so vielen anderen Städten aufgenommen worden sein. Überall strahlen sie in auffälligen Farben, von orange bis weinrot….. Wenn man genauer hinsieht residiert ein Bauunternehmer dort, der mit Frakturschrift wirbt, ein Yakuza Store dort, ein fragwürdiger Reifendienst, ein Nagelstudio und vieles mehr hier. Es macht mir Angst, dieses offensichtliche Unterlaufen dieser Gesellschaft, dieses findige Abgreifen von Fördermitteln, dieses Sanieren von Altbauten in förderfähigen Sanierungsgebieten, dieser spätere Verfall und Leerstand selbiger Gebäude usw. Diese Mail kommt aus Gera, leider kann ich es aus privaten Gründen nicht riskieren Ort und Name offen zu benennen. Aber ich bin dankbar für jeden Menschen der diese Möglichkeit ergreift – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Konzern unter Verdacht“ von Holger Stark

Die Diskussion um mögliche Netzmanipulationen seitens Huawei ist schon erstaunlich. Es ist noch nicht so lange her, als herauskam, dass die deutsche Regierung, dabei auch das Handy der Kanzlerin, von den Five Eyes ausspioniert worden war. Vor dem Hintergrund dieses Skandals fragt man sich, ob Einschätzungen der NSA tatsächlich als valide Indizien zu gelten haben oder ob es hier vor allem um amerikanische Wirtschaftsinteressen geht. In diesem Zusammenhang ist die Behauptung des iranischen Außenministers M. Sarif bei der Sicherheitskonferenz nicht von der Hand zu weisen, wonach sich die EU bei Aufkündigung des Atomdeals erpressbar mache, wenn sie angesichts der amerikanischen Drohungen gegen europäische Unternehmen einknicke, weil die USA dann im Handelsstreit mit China ähnlich gegenüber Europa auftreten könnten. Überhaupt die Sicherheitskonferenz: Da hält die Kanzlerin eine viel beachtete, tatsächlich herausragende außenpolitische Rede und was macht die ZEIT, obwohl mindestens ihr Herausgeber anwesend war? Sie berichtet nicht darüber! Warum?

Stattdessen wieder seitenweise die moribunde SPD. Ich ertrage es nicht mehr. Die SPD besinnt sich wieder auf ihre Kernkompetenz: Das Geld anderer Leute zum Fenster rauswerfen, um noch ein oder zwei Wählerstimmen zu bekommen. Was hat denn die Rente mit 63 gekostet und wem hat sie geholfen? Nicht der armen Altenpflegehelferin, sondern dem gut verdienenden Facharbeiter, der sich schön mit Rente und Betriebsrente in den Ruhestand verabschiedet, dazu nichts mehr in die Sozialkassen einzahlt. Die Folge: Ca. 12,5 Mrd. Mehrausgaben und weniger Einnahmen jährlich. Und diese Partei unterstützen Sie mit Ihren zahllosen Artikeln, natürlich vom SPD-Mitglied Dausend, den die Partei in die Propaganda befohlen hat. Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten! Bitte, lassen Sie die Partei doch in Ruhe sterben. Sie ist so ausgeblutet wie die Armee des Deutschen Reichs 1918. An der Spitze eine Gewerkschaftssekretärin, die nur noch ihre neue Klientel (Rentner, Arbeitslose) bedienen will, weil sie tatsächlich glaubt, die würden sie wählen! Ein Vizekanzler und Finanzminister, der zwar nicht in Infrastruktur und Bildung investieren will, aber für die von der Parteivorsitzenden dekretierte Wählerschaft natürlich viele Milliarden über hat. Eine Justizministerin, die sich im Urheberrecht verheddert. Ein Außenminister, der die Hände vor den Medien und ihren Kameras in die Hosentaschen steckt, um deren Leere zu verbergen und der tatsächlich glaubt, dass sich irgendwer in der Welt für einen deutschen Außenminister interessiert. Eine Familienministerin, die ihre Doktorarbeit bei Wikipedia abschreibt. Eine Umweltministerin, die Mitglied bei der IG BCE ist! Ein Arbeitsminister, der nichts außer Parteisoldat war und ist. Und dann noch St. Martin mit seinem super Wahlspruch „Europa ist die Antwort“. Zu mir hat ja mal ein Theologe gesagt: „Der Unterschied zwischen Theologie und Philosophie ist: Der Philosoph stellt Fragen, der Theologe hat Antworten.“

Bitte, liebe ZEIT, lassen Sie die SPD doch weg. Personell und intellektuell ist das wirklich der Bodensatz, das braucht kein Mensch. Dann lieber süße Tierbilder oder mehr Kochrezepte (nicht von Frau Raether, die sind irgendwie immer gleich). Oder was über Wein. Oder Politik Down Under. Ich verstehe jetzt auch langsam, warum Sie kritische Interviews mit CDU-Ministerinnen bringen und unkritische mit SPD-Kollegen. Mit den einen kann man reden, die anderen lassen alles die Pressestelle schreiben, weil es weder fachlich noch rhetorisch reicht. – Dr. David Wolff


Leserbrief zu „Wirr, ungerecht und leistungsfeindlich“ von Kolja Rudzio und Mark Schieritz

Das war ein sehr gelungener Artikel zu den Absurditäten unseres Sozialsystems. Nur bei den aufgezeigten Alternativen wurde zu kurz gesprungen. Die beste Lösung wurde übergangen, das bedarfsunabhängige Grundeinkommen (gefällt mir besser als „bedingungsloses Grundeinkommen“). Es ist einfach, denn durch die Bedarfsunabhängigkeit ist es mit geringem Verwaltungsaufwand realisierbar und fast alle der bestehenden 150 Leistungsgesetze können ersatzlos gestrichen werden. Es ist gerecht, denn jeder bekommt gleich viel, unabhängig von den persönlichen Verhältnissen. Nicht eine gute Kenntnis der Sozialansprüche bringt mich in Vorteil sondern zusätzlicher Verdienst. Und es ist leistungsfördernd. Jedenfalls wenn man ein unbequemes Grundeinkommen einführt, das sich auf die Deckung der Grundbedürfnisse beschränkt (was sich vermutlich schon aus Gründen der Finanzierbarkeit ergeben wird). Hartz-IV für alle. Dann bleiben etliche Wünsche offen, die zum Arbeiten anreizen. Und man kommt mit einem Eingangssteuersatz um 30% aus, vom ersten verdienten Euro bleiben also etwa 70 Cent. Das ist weit leistungsfördernder als im vorgestellten Ifo-Modell, in dem 40 Cent bleiben. Und natürlich erst recht viel besser als im Moment, wo vielleicht 20 Cent bleiben. Und manchmal sogar gar nichts, wie sehr schön dargelegt wurde. – Hans-Dirk Kämpfer


Leserbrief zu „»Sie haben extreme Angst, verraten und erpresst zu werden«“ von Wolfgang Thielmann und Marc Widmann

Ich habe die allergrößte Hochachtung vor dem was Sie da äußern. Die homosexuelle Struktur des Vatikan kann nur ein Insider erkennen und beschreiben. Ihre Darstellung Ihrer Arbeit bestätigt auch meine Auffassung, dass Soziologie der Philosophie schon lange weit voraus ist gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen und zu bewerten. Dies ist der nächste „Mißbrauchsskandal“ der Kirche und könnte geeignet sein ihre Glaubwürdigkeit endgültig zu ruinieren. Ich hoffe, dass es Ihr neues Buch schon auf deutsch gibt, das ist schon gekauft. – Hans-J. Giller


Leserbrief zu „»Jetzt ist alles völlig außer Kontrolle«“ von Peter Kümmel

Wenn für die “Zeit” Dimitri Schostakowitsch, der Nacht für Nacht die Verhaftung fürchtete, ein “systemkonformer Sowjetkomponist” ist, frage ich, hat sie den Verstand verloren … (Wie konnte Peter Kümmel das passieren?!) – Dr. Wolfgang Gersch


Leserbrief zu „In den Wogen des Kinos“ von Katja Nicodemus

Manche Berichte von der Berlinale habe ich verfolgt. Nicht alle. Auch den letzten nicht, die Preisverleihung. Zu wichtig war das Kontrastprogramm für mich im Radio. Musik. Meine ganz persönliche große „Kino-Zeit“ ist wohl vorbei. Die Augen haben beim Anschauen der Fernsehnachrichten Angst bekommen vor grellen schnellen Überraschungen. So hat mich in Ihrem Artikel besonders berührt, was Sie schreiben zu dem chinesischen Film „So Long My Son“: (Ich zitiere: ) „Kino ist auch jener Moment, in dem ein chinesisches Ehepaar das Grab seines Sohnes von Gras und Staub Befreit und davor ein Picknick abhält.“ (Ich zitiere:) „Wie sich China verändert, Gebäude verschwinden, Städte entstehen.“ „„Sie haben unsere Spuren ausgelöscht“, sagt die Heldin, als sie nach Jahrzehnten in ihren Heimatort Zurückkehrt. Man sieht Menschen, die einfach leben, essen, lieben, Kinder erziehen wollen – Und zur Verschiebemasse ideologischer Räderwerke werden.“ Anmerkung: Ich habe Bilder gesehen von futuristisch anmutenden videoüberwachten chinesischen Großstädten. Und ich habe die Berichte gesehen im Zweiten Deutschen Fernsehen Anfang Januar darüber, wie Unter chinesischem Kommando und unter chinesischer Führung die alte Seidenstraße mit einem weder Mensch noch Natur schonenden schier gewaltsamen Kraftakt ins 21. Jahrhundert hinein durch den Fels geschlagen und für rasenden Fernverkehr fit gemacht wird. Mit Arbeitskräften, die in den Ländern entlang der Route rekrutiert werden. Die, weil arm, sich fügen müssen. Die Szene mit dem Töpfer in seinem alten Haus, in dem er bleiben und weiterarbeiten wollte, in Kirgisistan (?), hat mich besonders angesprochen. Er war doch ganz zufrieden so wie es war ! … Aber das ist eine andere Geschichte und muß erst noch verfilmt werden. – Beate Schwärzler


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Da saßen sie alle eng beisammen, die heiligen Männer mit ihren fromm gefalteten Händen vor ihrem heiligen Vater und wurden brüderlich ermahnt, ihre eigene Schuld aufzuarbeiten. Glaubt denn ein vernünftiger Mensch, dass auch nur einer dieser heiligen Vertuscher, wenn nicht sogar Täter, auch nur einen Finger rühren wird? Was erwartete man von diesen Menschen! Die katholische Kirche ist seit Jahrhunderten ein sicherer Hort für Kinderschänder, sexuell Verklemmte und Pädophile gewesen, sie wird auch diesen Sturm überstehen. – Gerhard Bätz


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Haben Sie vielen Dank für Ihren Abruck in der aktuellen Zeit-Ausgabe. Ich fertige derzeit selbst meine medizinische Promotion an und befinde mich hierfür u.a. im selbstgewählten Exil in Übersee und frage mich so oft, woher kommt dieser spöttische Narzissmus, welcher mich zu meinen Bemühungen führt. Das Thema selbst sollte die bestimmende Maxime sein, nicht der Wunsch der akademischen Beweihräucherung, doch bei wem ist die Sachlichkeit schon der Außenwirkung überlegen. – Henry Kochanowski


Leserbrief zu „Schuld und Sühne“ von Evelyn Finger, Sebastian Kempkens und Daniel Müller

Es ist sicherlich richtig, Aufklärung der Missbrauchsfälle und ihrer Vertuschung durch Bischöfe durch unabhängige, externe Untersucher sowie eine großzügige finanzielle Entschädigung der noch lebenden Opfer zu verlangen. Meines Erachtens kommt durch die Konzentration der Berichterstattung auf die Missbrauchsfälle und deren Vertuschung durch Bischöfe die Berichterstattung über die übrigen Probleme der katholischen Kirche aber etwas zu kurz: die generelle lehramtliche Lustfeindlichkeit und wirklichkeitsfremde Reduzierung von Sexualität auf die Fortpflanzungsfunktion, die Herabsetzung der Frauen, die Dikriminierung von Lesben und Schwulen, die Ignoranz gegenüber Erkenntnissen der Naturwissenschaften, die Fragwürdigkeit des Konzeptes von „Sünde“ und „Schuld“, die autoritären, undemokratischen Strukturen, die unrühmliche Rolle als Arbeitgeberin, die das Privatleben ihrer Beschäftigten kontrollieren möchte und Arbeitnehmerrechte beschneidet, sowie die generelle Unwilligkeit, offensichtlich notwendige Korrekturen vorzunehmen. Allerdings ist durchaus fraglich, ob die Gottesdienste in Deutschland besser und von jüngeren Menschen als derzeit besucht würden, wenn der notwendige Wandel wirklich vollzogen würde, denn die evangelischen Kirchen sind nicht voller: In wohlhabenden Gesellschaften ist das Bedürfnis nach Religion offenbar nicht so stark, weil es weniger Mühselige und Beladene gibt, die die Kirche erquicken könnte. – Dr. Ulrich Willmes


Leserbrief zu „Jeder für sich allein. Ist halt so“ von Xaver Von Cranach

Die Überschrift zum Beitrag ließ vermuten,schon wieder Lagerfeld. Aber nein, es geht um die Seelenqualen eines einsamen Wanderers im Bergschnee. Dem ist nicht zu helfen.Dem unschuldigen Schnee nicht,welche der Wanderer lostritt,um ein Erfolgserlebnis zu haben. Vermutlch das letzte dann.Bergwacht und Lawinenhund lassen grüssen. – Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Die schönste Form von Treue“ von Håkan Nesser

So sehr ich (Jahrgang 1952 und damit zu jung, um die WM von 1952 zu verfolgen) mich als (inzwischen) Hamburger freue über die Anerkennung, die Uwe Seeler zuteil wird, so sehr muss ich Hakan Nessers Erinnerungsvermögen „tadeln“: im entscheidenden Qualifikationsspiel in Schweden am 26.9.1965 erzielte Uwe Seeler „nur“ ein Tor, nämlich den Siegtreffer zum 2:1 (das 1:1 hatte zuvor Werner „Eia“ Krämer erzielt) und diesen keineswegs per Kopf, sondern per Fuß – er grätschte erfolgreich in eine Flanke seines Mitspielers Peter Grosser. Dem liebenswerten Artikel Hakan Nessers tut dieser Erinnerungsfehler natürlich nicht einmal ansatzweise einen Abbruch. – Heinrich Lüker


Leserbrief zu „Das war meine Rettung“ von Herlinde Koelbl

Was mich alles interessieren würde an Gedanken, Ideen dieses Mannes (!), hätte ich die Chance, ihn zu befragen. Frau Koelb hat diese Chance komplett vergeben und nur banalste und dümmliche Fragen gestellt. Alles, was man über und von diesem Wissenschaftler nicht wissen muss und absolut bedeutungslos ist. – Brigitte Groihofer


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Direkt zu Anfang des gedruckten Interviews geben Sie das wohl falscheste Statement des gesamten Interviews ab: „Fleisch gehört zu einer ausgewogenen Ernährung dazu.“ Es ist schon lange bekannt und wird zum Glück auch mehr und mehr Mainstream-Wissen, dass der Konsum von tierischen Produkten die Entstehung von Herzerkrankungen, Krebs, Diabetes uvm. drastisch verschärft. Es ist also nicht nur ethisch und moralisch unverantwortlich, was in deutschen (genauso wie weltweit) Ställen Tieren angetan wird. Es ist auch noch schlecht für die menschliche Gesundheit, von den Folgen für die Umwelt ganz zu schweigen. Natürlich passieren drastische Veränderungen nicht von jetzt auf gleich, aber wie Sie selbst gesagt haben, die richtige Richtung ist entscheidend. Sie, in Ihrem Amt als Bundeslandwirtschaftsministerin könnten in meinen Augen keinen falscheren Weg gehen, das haben Sie in diesem Interview bewiesen. Die Informationen über gesunde Ernährung und das entsetzliche Leid der Tiere sind alle da, Sie müssen sie nur sehen wollen. – Pauline Bobbert


Leserbrief zu „Schön hier. Und jetzt?“ von Fritz Habekuss

Bezugnehmend auf den Artikel von Hrn. Habekuss betreffend der Reise IHBP Dr. Steinmeier auf Alexander Humboldts Spuren darf ich höflich darauf hinweisen, daß im 3. Absatz bemerkt wird, Humboldt hätte beim Überqueren der Anden aztekische Hieroglyphen kopiert. Herr Humboldt war gewißlich ein Kapazunder sondersgleichen allerdings konnte selbst er diese Kopiertätigkeit schon aus rein geographischen Voraussetzungen so nicht durchgeführt haben, da die Azteken bekanntlich in Mittelamerika ansässig waren (da gibt es aber leider nicht einmal Ausläufer der Anden) bzw. die Anden in Süamerika zu verorten sind, wo aber ebenso bekanntlich keine Azteken sondern Inkas (wobei die Frage, ob dieses Volk überhaupt Schriftzeichen kannte noch immer als strittig zu erachten ist) und vor / neben diesen auch andere große, staatsbildenden indigene Völker gelebt haben. Eine genauere inhaltliche Kontrolle (durch den Autor oder wem auch immer) wäre in diesem Sinne durchaus wünschenswert gewesen und wird hoffentlich zukünftig erfolgen. – Michael D. Steinerberger


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Der Autor Manuel Stark spricht in seinem Artikel einige Punkte an, die mir aufstoßen. Ich stimme ihm zu, dass an es deutschen Hochschulen einen gewssen Anteil an Studierenden gibt, die, wie Herr Stark es nennt, zu stark versuchen, anderen ihre „linke“ Perspektive aufzudrücken und sich einer angemessenen Diskussionskultur zu entziehen versuchen. Dies jedoch an eine „abgehobene“ Sprache zu knüpfen, finde ich falsch. Ich bin selbst Kind von Arbeitern und studiere im fünften Semester. Mein Vater ist sein Berufsleben lang Taxi gefahren, meine Mutter in unregelmäßigen prekären Anstellungen verhaftet gewesen. Auch ich tat mich zu Beginn meines Studiums mit der Sprache in einigen, besonders den lektürereichen Seminaren schwer und war über die genutzten Worte verwundert. Allerdings ist es durchaus möglich, sich diesen sprachlichen Bias anzueignen; die Erfahrung macht´s!

Herrn Stark sollte des weiteren bekannt sein, dass es zu den grundlegen Tatsachen verschiedener Milieus gehört, dass diese eine „eigene Sprache“ verwenden; in dem Sinne, dass es bestimmte sprachliche Codes auf dem jeweiligen sprachlichen Niveau gibt. Es ist völlig normal, dass ein Individuum beim Wechsel von einem Milieu in ein anderes somit einem Wechsel der Sprache ausgesetzt ist. Herr Stark impliziert in seinem Artikel, dass eine gemeinsame und somit, wie ich vermute, „einfache“ Sprache für alle Milieus den gesellschaftlichen Zusammenhalt stäken würde. Dem möchte ich hiermit widersprechen und darauf hinweisen, dass komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge, beispielsweise Formen von Herrschaft und Machtausübung, ohne genau definierte (Fremd-)Worte nicht verstanden werden können. Wie negativ sich gewisse Lücken in der Bildung und ein Mangel an Sprachverständnis, besonders im Sinne einer „Vereinfachung“, auf eine Gesellschaft auswirken können ist deutlich, und hier meine Literaturempfehlung an den Autor, in Heinz-Joachim Heydorns Werk „Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft“ nachzuvollziehen. Es tut mir in diesem Sinne sehr leid, dass auch dieses gespickt ist mit Fremdworten und ausufernden Formulierungen, jedoch sind meine oben genannten Argumente kaum besser zu belegen. – Daniel Lieb


Leserbrief zu „Der falsche Engländer“ von Konrad Adam

„Ich will gewählt werden – egal von wem“. Das ist die entlarvendste Bemerkung, die ein politisch engagierter Mensch aus psychotherapeutischer Sicht machen kann. Stilvolles Auftreten ist die Maske des enttäuschten Egomanen. „Ich will oben stehen, ich will gesehen werden, egal was ihr von mir denkt.“ Eine schillernde Moral, die sich jeder Veränderung anpasst. Ein feiner Lump. – Wilfried Vendel


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

  1. Es war und ist eine schlimme Sache, was da jungen Menschen angetan wurde. Auch in dem PallotineriInternat in Freising wurde ein Pallotinerpater abberufen (wohin, weiß ich nicht) – es war ca 1952 oder 53 — Mir geschah nichts als Körperstrafen, was damals jedoch allgemein üblich war. Ich wurde sogar vom Hausmeister des staatlichen Domgymnasiums Freising mit einer festen Ohrfeige bestraft (mein „Verbrechen“ habe ich vergessen – schmerzliche Erinnerungen habe ich nicht, eher gute sowohl vom Internat wie von der Schule, wo ich z.B. 50 x schreiben mußte: „Ich darf nicht über den Rand schreiben und nur einmal streichen“ – Der beinamputierte Mathematiklehrer sagte zu mir sinngemäß: „ Das ist zwar eine 1, aber eine unmögliche Schrift“ – Meine Antwort (sinngemäß): Ja, Herr Professor, da haben Sie recht“ – Diese sinnlose Arbeit habe ich tränenreich erledigt; die Lehre für meine 40 Jahre dauernde Lehrerzeit am Gymnasium war: „Strafaufgaben ja, aber nie sinnlos“; meine Schüler mußten oft wegen nicht/schlecht erledigter Aufgaben nachsitzen, was eigentlich verboten war, aber alle Eltern – 1 Ausnahme in 40 Jahren – waren dankbar und das Direktorat tat so, als wisse es das nicht oder. ——
  2. Was den unentschuldbaren Mißbrauch im Sexbereich anlangt, wird derzeit nur die Kirche angeprangert; sie hat freilich eine höhere Verpflichtung als „normale“ Lehrer/Heimbetreuer. Wenn man die Prozentzahlen von kirchl. und anderen staatlich oder privat – Fällen ansieht, dürfte der Prozentsatz der unverzeihbaren Vergehen ähnlich sein, sogar eine Eliteschule – Name fällt mir derzeit nicht ein – war da beteiligt. … Was im Großfamilienkreis geschieht…
  3. Das für mich wichtige Ergebnis war, dass ich am Schluß nie allein mit einem/er Schüler/in im Klassenzimmer war. Das war aber für eine Lösung des Problems oft weniger hilfreich. Ich hatte das Glück, von fast allen Eltern und Schülern trotz Strenge/Strafen/gelegentlich auch schlechten Noten akzeptiert zu werden. Im letzten Dienstjahr 2002 bemerkte ich, dass ein mich sehr nervender Schüler – rotzfrech, ich hätte ihn am liebsten geohrfeigt – dankbar war, dass er dableiben mußte. Er hatte es zuhause schlechter als bei mir – die Mutter kam einmal mit einem kleinen Kind aus ZWEITER Ehe in die Sprechstunde… – Hubertus Plenk

Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Ich stimme mit der Meinung von Josef Joffe über die Sinnlosigkeit des Erwerbens mancher Doktortitel vollkommen überein. Die damit verbundene Verschwendung an Zeit, Energie und Geld findet aber nicht nur bei Politikern statt. Am Anfang meiner Forschungskarriere in Deutschland hat mich die große Zahl von Doktoranden überrascht, die keine Absicht hatten, in der Forschung zu bleiben. Sie haben mir erklärt, dass sie ohne Doktortitel im Berufsleben benachteiligt wären. Die Behauptung von Herrn Joffe, dass jemanden mit einem Ph.D. in USA nicht als „Dr.“ adressiert wird ist allerdings nicht richtig. Die Höflichkeit verlangt, dass Ph.D.s in formalen Situationen mit ihren Doktortiteln angeredet werden. Im UK wird jemand nach dem Erwerb eines Ph.D., anders als in Deutschland, nicht mit „Mr.“ oder „Ms.“ angeredet, sondern mit „Dr.“ oder nur mit Namen. – Melvyn Little bzw. Prof.Dr. Melvyn Little


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Manuel Stark hat mir aus der Seele gesprochen. Ich bekenne: Ich (73) habe nicht studiert, doch ich interessiere mich für viele Themen und finde dankenswerterweise in der ZEIT viele anregende Artikel. In Diskussionen erlebe ich aber gelegentlich, dass ich „studierten“ Gesprächsteilnehmern unterlegen bin. Nicht etwa, weil ich ihre Beiträge nicht verstehen würde, sondern einfach deshalb, weil ich manchmal etwas länger brauche, um eine Antwort so zu formulieren, dass sie als adäquat akzeptiert wird. Kann es sein, dass nicht gehört wird, wer nicht „die Sprache der Akademiker spricht“? Ich verstehe, dass Manuel Stark dazugehören will, was für sein berufliches Fortkommen ja unabdingbar ist. Gleichzeitig wünsche ich ihm, dass er sich seine Sozialkompetenz bewahren kann und dass diese nicht weniger geschätzt wird als die bisweilen abgehobene und wirklichkeitsfremde Formulierkunst mancher seiner Kollegen. Ich würde allerdings die ZEIT nicht seit rund 50 Jahren lesen, wenn ich nicht aus vielen Beiträgen Gewinn ziehen könnte. Dafür vielen Dank! – Renate Steinhorst


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Zu Ihrem Artikel kann man Sie nur beglückwünschen. Die Eliten dieses Landes, insbesondere die aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, haben sich von der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung in der Bewältigung des Alltages weit entfernt. Nun haben Sie auch noch das Privileg, an einem Printmedium, das von den Mitgliedern dieser Eliten gemacht wird, mitzuarbeiten. Hoch anzurechnen, dass Ihr Artikel überhaupt erschienen ist. Vielleicht ist es für Sie ein Trost: Sie sind sind in bester Gesellschaft. Einen Rat: Die von Ihnen zitierten Äußerungen Ihrer Eltern im letzten Absatz des Artikels treffen in Anbetracht der Lebensleistung dieser Menschen bei der Bewältigung des Alltages genau den Punkt. – W. Sötemann


Leserbrief zu „Bitter ist das neue Süß“ von Burkhard Strassmann

„Süß, sauer, salzig und bitter“; das sind die Top 4 des guten „Geschmäckles“. Dicht dahinter, auf Platz 5, da liegt der „Fleischgeschmack“ gefolgt von, auf Platz 6, dem profanen „fett“! Was könnte nach „fett“, total aus der Reihe tanzen, vielleicht: „dünn, schlank, mager, dürr, ausgemerkelt, verhungert, usw.“! Geht da nicht jeder Geschmack vor die Hunde? Geradeaus in Richtung der totalen Geschmacksverirrung! Über Geschmack, da lässt es sich doch auch trefflich und geschmackvoll streiten! – Riggi Schwarz


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

Im Mißbrauchsdrama gibt es, meiner Meinung nach, nur einen Angeklagten und das ist die katholische Kirche, vertreten durch Papst und Bischofskonferenzen. Keine Strafprozessordnung der Welt wird jemals erlauben, dass der Angeklagte sich seine eigenen Untersuchungsrichte aussuchen darf. Gerade das will aber der Papst organisieren zu wollen und die zahlreichen Vorschläge und Initiativen der Kirche, ihre eigene Verteidigung und auch die Stellung nach dem Urteilsspruch jetzt schon festzusetzen, ist strikte abzulehnen. Die endgültige Zusammenstellung der Untersuchungskommission und die Nennung der Richter sollte einer internationalen Organisation, sei es der UNO oder dem Europarat in Straßburg, überlassen bleiben. Auch der Internationale Gerichtshof in Haag wäre ein Ansprechpartner. In dieser zukünftigen Kommission sollte wenn möglich keine Katholiken aufgenommen werden oder wenn, nur als Minorität! Auf diese Weise würde der Richtspruch und auch die darauffolgenden Vorschläge zur Besserung der Situation an Glaubwürdigkeit gewinnen. – Wolfgang Georg Fischer


Leserbrief zu „»Aber da sehe ich, dass Angela Merkel zu meiner Mutter geworden ist«“ von Matthias Matschke

Professor T im ZDF, das ist die einzige Fernsehserie, bei der ich vollkommen konzentriert zusehen kann, ohne dabei einschlafen zu müssen. Das liegt zu einem, an der hervorragenden Schauspielerriege, mit Matthias Matschke (Professor T), einer Lucie Heinz und einer Julia Bremermann, sowie einem toll aufgelegten Paul Faßnacht, und einer Marie Rönnebeck. Professor T ist die Ausnahmeserie, bei der das „Anderssein“ im Mittelpunkt der Handlung steht. – Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Ich dachte, um die Einstellung von Julia Klöckner zum Thema Fleischkonsum, Tierhaltung und Ökologie zu erfahren, bräuchte ich kein langes Interview zu lesen. Aber Chapeau! Ich habe mich getäuscht. Diese Politikerin ist anscheinend doch so gutgläubig und technokratisch, dass sie darauf vertraut, ein Tierwohl-Label und das „Analysieren von Bewegungsprofilen von Schweinen“ führt zu besseren Verhältnissen im Stall. Was ich allerdings vermisste, waren Nachfragen zu Klöckners Plan, dem Konsumenten die Entscheidung zum Fleisch bewusster zu machen. Denn letztendlich kann man über Landwirte schimpfen, die Gesetzeslage ändern oder eben solch ein Label einführen. Solange der Verbraucher sich nicht damit beschäftigt, dass dem Discounter Schwein der Schwanz und die Hoden ohne Betäubung abgeschnitten werden und dass das Rinderfilet die Polkappen schmelzen lässt, wird sich der unbewusste Laie gegen das vegetarische Gericht in der Kantine entscheiden. Und der Landwirt wird es ihm produzieren (müssen). – Leonhard Heuking


Leserbrief zu „Lockerungsübungen“ von Peter Dausend und Michael Thumann

Ich bin entsetzt über die Oberflächlichkeit, mit der zwei von mir sonst sehr geschätzte Autoren der ZEIT mit dem Thema „Waffenexporte“ umgehen. Schon die saloppe Überschrift wirkt verharmlosend, ja verniedlichend. Indirekt steht da eine Aufforderung an die SPD, doch mal endlich etwas lockerer zu werden. Dabei geht es mir nicht um Moral. Nicht als ob ich moralische Argumente für unbedeutend hielte. Aber mir ist seit langem klar, dass moralische Argumente in einer von knallharten Interessen geleiteten Politik chancenlos sind. Reden wir also von Interessen. Kann es im wohlverstandenen Interesse Deutschlands oder Frankreichs sein, ein Raketensystem an Saudi-Arabien zu verkaufen? Warum dann nicht gleich auch an den Iran? Dann könnte sich ein Krieg zwischen den beiden „Erzfeinden“ zum Segen der deutsch-französischen Waffenlobby wunderschön in die Länge ziehen. Ist es nicht viel eher so, dass Europa ein unmittelbares Interesse daran haben muss, dass die Konflikte im Nahen Osten nach und nach abgebaut werden? Eins ist jedenfalls klar: Frieden schaffen mit immer mehr Waffen hat es noch nie gegeben und wird es auch nie geben. – Paul Humann


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Chapeau zu Starks Glosse in Zeit No. 9/19, die mir (24, Masterstudent) aus der Seele spricht. Dieses hochaktuelle Sammelsurium an Gesellschaftskritik (Armut, Gender, Flüchtlinge, Homo- und Linken-Bashing) erquickt durch seine provinzielle Borniertheit, indem sie krampfhaft versucht, konträre Narrative gegeneinander auszuspielen. Es ist eine verbittert zynische Selbstfindung (who the fuck is Salinger), die zeigt, dass nicht nur das Gymnasium (Zeit No. 5/19), sondern auch die Universität zum intellektuellen Durchlauferhitzer verkommt. Herrlich naiv beginnt der Verfasser, sich sinnlos selbst zu stigmatisieren. Hemingway im Politikseminar, wieso auch. Als der akademische Underdog (dass Stark offensichtlich kein Latein hatte, na, dafür kann er ja nix) schreibt er bewaffnet mit suggerierenden Fragen und manifestartigen Sätzen all jenes an die Wand, was sich ihm in den Weg stellt. Mit geballter vis des Bayern-Abiturs und der Sprunghaftigkeit des jungen Zizek warnt er Generation Z, die z.Zt. eh lieber an der frischen Luft ist, vorm Muff der Unis, vor Diskussionen mit Geisteswissenschaftlern und den Nachwehen Adornos. „Arbeit an der Sprache ist Arbeit am Gedanken“ hat Dürrenmatt (liest man in NRW) gesagt, doch Starks Ode an den fränkischen Tann zeigt, dass man es auch auf linguistischer Sparflamme bis zum Zeit-Autoren schafft. Gerne mehr davon und Glück auf, wie wir uns unter Arbeiterkindern vor der Vorlesung wünschen! – Julian P. Marquardt


Leserbrief zum Titelthema „Wo bleibt die Reue?“ Evelyn Finger et al.

In der Genesis steht der Satz: Gott schuf den Menschen IHM zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf ER ihn. Kann man den Satz nicht so verstehen, dass wer sich in Gott „spiegelt“, schöpferische Kraft hat, die sich im erschaffen, und nicht im zerstören zeigt? Der Einzige, den ich kenne ist Jesus, der nicht nur geredet, sondern im Sinne seiner Rede auch gehandelt hat. Und das ist auch derjenige, der gesagt hat: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein“ (in diesem Fall auf die „Sünderin“). Sollte das nicht zu denken geben? Und zwar Jedem! Natürlich und vor Allem, denen die meinen im „Auftrag Gottes“ reden zu müssen. Aber auch jeden anderen Menschen. Unser Handeln und Reden trägt tausendfach Früchte, je nach Beruf und Stellung mehr oder weniger. Ein Satz, wie „Jetzt zieht der Papst seine Schwanz ein“ ist einfach verantwortungslos, er verbietet sich im Bewusstsein seiner Wirkung Die Verrohung schreitet voran,was muss geschehen um eine Wende herbei zu führen?. – Ein/e Leser/in


Leserbrief zu „Das Wunschabzeichen“ von Josef Joffe

Sie schreiben ganz am Schluss des oben genannten Artikels der Doktortitel sei in Deutschland Bestandteil des Namens. Ertappt! Das ist ein weit verbreiteter Irrtum, der von Ihrem Kollegen Christoph Dröser in Stimmt’s (https://www.zeit.de/2009/01/Stimmts) bereits 2009 ausgeräumt wurde. – Irmgard Becker


Leserbrief zu „Konzern unter Verdacht“ von Holger Stark

Obiger Artikel schließt an den „Internationalen Frühschoppen“ vom vergangenen Sonntag an, der sich mit den komplizierten Beziehungen zu China befasste. Auch das Problem Huawei wurde dabei angerissen. Unter anderem war in dieser Sendung auch von der Drogeriekette von Dirk Rossmann („Dann bin ich auf den Baum geklettert“) die Rede, an der, wie die ZEIT zuvor berichtet hatte, seit kurzem China beteiligt sein soll. Es hieß etwa, dass jeder Einkauf bei Rossmann durch die Kommunistische Partei Chinas registriert werde. Nun kann es mir egal sein, ob dort gewusst wird, dass ich bei Rossmann Interdentalbürstchen kaufe, wenn auch ich erfahren kann, womit sich z.B. Xi Ping drogeriemäßig eindeckt. Störend ist, dass der Rossmann-Kunde unbewusst und ungewusst zum Objekt degradiert wird. Ich kann mir vorstellen, dass nicht ich allein es bin, die als (noch) Rossmann-Kundin mehr über die Verbandelung mit China wissen möchte und wäre begeistert, wenn sie diesbezüglich recherchieren würden. Nicht nur bei KUKA wurden führende Funktionen nach der Übernahme durch China ausgetauscht, auch im Bekanntenkreis erleben wir diese Problematik derzeit recht hautnah. An der Rigorosität Chinas ist gar nicht zu zweifeln, weswegen ich für jeden diesbezüglichen Beitrag dankbar bin. – Jutta Tempel


Leserbrief zu „Der Schaden ist unermesslich“ von Walter Robinson

Ich kann mich nur wiederholen, hätte die Kirche die Thesen von Martin Luther übernommen, hätte sie heute dieses abscheuliche Machtproblem nicht. Aber auch heute spielt die katholische Kirche auf Zeit. Wer ist der Martin Luther von heute? Denn vom alten will die katholische Kirche auch heute nichts lernen, das würde ja bedeuten Macht abzugeben. – Gloria Ziller


Leserbrief zu „Der falsche Engländer“ von Konrad Adam

Obwohl ich eigentlich nicht der Meinung bin, dass sich Geschichte wiederholt, fiel mir beim Lesen dieses Artikels folgende Stelle bei Karl Marx‘ „Der 18te Brumaire des Louis Bonaparte“ ein: „Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ (Obwohl ich Alexander Gauland eher nicht zu den Großen der Geschichte zählen würde.) Gauland, der sich als ‚Anti-Friedrich‘ positioniert und in seinem Buch mit der symbolischen Moralkeule nach Friedrich zielt, manövriert sich ideologisch – welch eine Farce! – genau in die gleiche Falle wie einst der Alte Fritz: mit jungen Jahren in seinem „Anti-Machiavell“ mit flammenden Worten „den Teufel persönlich“ verdammt, verhält sich Friedrich dann später als König von Preußen selbst wie ein Vorzeigemachiavellist. Friedrich II. und Gauland, Tragödie und Farce. Was bleibt? Leider nichts als die Genialität und Brillanz Machiavellis. Gauland badet schon lange selbst in seinem pathetischen „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte. Lasst uns bitte nach vorne schauen! – Cornel Dick


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Vielen Dank für diese Stellungnahme zum Bericht der Vorwoche über den Zustand der SPD von Matthias Geis und Bernd Ulrich. Die über 150jährige Geschichte der SPD ist so vielfältig und von Zerrissenheit geprägt, dass es wohl eine einheitliche Bewertung nicht gibt. Nicht selten Glaubensfrage, häufig Prinzipienreiterei, übersteigerte Eitelkeit und Liebe zum Sektierertum begleiten den langen Weg der Sozialdemokratie. Dabei kommen die sozialen Errungenschaften, die die SPD im wahrsten Sinne des Wortes bis heute auch erkämpft und erzielt hat, leider unter die Räder. Matthias Geis und Bernd Ulrich haben ihr „Bauch“Gefühl sprechen lassen, Heinrich August Winkler die historischen Fakten. Und diese helfen, Vorurteile abzubauen und einen unvoreingenommenen Blick auf die Sozialdemokratie von gestern und heute zu richten. Heinrich August Winkler sei Dank. – Dirk Hartwich


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Der Beitrag ist eine einzige Apologie der MehrheitsSPD bezüglich Bewilligung von Kriegskrediten 1914 ff und insbesondere ihrer Rolle in der Entstehungsphase der Weimarer Republik. Ihr Handeln wird als alternativlos dargestellt, um eine parlamentarische Demokratie zu begründen. Echte Belege werden dafür nicht angeführt, nur altbekannte Behauptungen und Klischees. Er erwähnt noch nicht einmal, dass der Rat der Volksbeauftragten anfänglich paritätisch besetzt war aus SPD und USPD. Und er vergisst ebenso, dass die Regierungsmacht der SPD nicht durch einen parlamentarischen Akt in den Schoß gelegt wurde, sondern durch revolutionäre Aktionen von Arbeiter- und Soldatenräten. Leider haben Ebert und Noske von Anfang an versucht, diese revolutionäre Energie zu kanalisieren um die bestehenden Verhältnisse möglichst weitgehend zu erhalten. Statt unverzüglich eine Republikanische Armee aufzubauen begab sich Ebert in die Abhängigkeit der republikfeindlichen OHL, die von Anfang an auf einen Sturz der Republik hinarbeitete. Selbst nach diversen rechten Putschversuchen hielt er an dieser verhängnisvollen Allianz fest. Der Hauptfeind waren die revolutionären Kräfte, die ihn an die Macht gebracht hatten.

Auch auf dem Gebiet der Wirtschaft, des staatlichen Verwaltungsapparats und der Rechtsprechung blieben die alten Strukturen erhalten. Statt auf die Einheit der Arbeiterparteien zu setzen und den Schwung der Revolution für echte Veränderungen zu nutzen, tat Ebert alles, um die Spaltung endgültig zu machen. Damit hat die MSPD ihren eigenen Untergang und den der Republik besiegelt. Insofern haben die ZEIT Autoren Geis und Ulrich recht mit ihrer Feststellung, es war ihre Anpassung wider besseres Wissen, die das Ur-Trauma der SPD darstellt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass etwas mehr revolutionäre Tatkraft, welche die Verantwortlichen für das Kriegsdesaster zur Rechenschaft gezogen und entmachtet hätte, zu einer stabileren Republik geführt hätte. Es war noch nie eine Revolution erfolgreich, welche die alte Herrschaft nicht strukturell beseitigt hat. – Hans-Martin Fink


Leserbrief zu „Der falsche Engländer“ von Konrad Adam

Wenn Alexander Gaulands Bücher etwas über „Geist und Stimmung des Verfassers“ aussagen und wenn Edmund Burke zu seinen Favoriten gehört, dann hat Alexander Gauland Burke grundsätzlich falsch verstanden. Burke war ein Anglo-Ire, der einer Minderheit angehörte und sich für Minderheiten einsetzte, z. B. die Bewohner der amerikanischen Kolonien, für die er ein Mitspracherecht in London oder ein eigenes Parlament forderte. Oder auch für die Iren, für deren Rechte er sich in vielen seiner Reden – er sprach mit einem starken irischen Akzent – und seiner Schriften einsetzte. Er strengte einen Prozess gegen die Verantwortlichen der East India Company an, weil er sie für eine Hungersnot in Indien verantwortlich machte. Politisch war Burke ein liberaler Konservativer oder ein konservativer Liberaler. Er hat in seinen „Reflections“/“Betrachtungen“ die Französische Revolution kritisiert, er sah auch das kommende Chaos voraus, aber er trat nicht für eine absolute Monarchie und korrupte Aristokratie ein, sondern für den Parlamentarismus nach englischem Vorbild. Von den traditionellen Tories wurde Burke immer wieder als Liberaler kritisiert und wegen seines irischen Hintergrunds als eine katholische Gefahr angesehen, obwohl er Anglikaner war. Burke trennen Welten von den Anschauungen eines Alexander Gauland, und wenn Konrad Adam seinen Artikel mit „Der falsche Engländer“ überschreibt, dann muss Gauland in die Kategorie der Engländer wie Boris Johnson und Jacob Rees-Mogg eingeordnet werden. Der Begriff „Engländer“ ist angesichts der gegenwärtigen Situation viel zu vage und für Burke nicht zutreffend. Wenn es einen vergleichbaren Charakter wie Edmund Burke in der jüngeren deutschen Geschichte gibt, dann ist es Lord Dahrendorf (1929-2009). – Prof. Dr. (em.) Joachim Schwend


Leserbrief zu „Meine Nacht im Chlorbad“ von Zé do Rock

Ihr Bericht spricht mir aus vollem Herzen. Die Hürden der MPU und der Alkohol bzw. auch Tablettentest ist so hoch angesetzt, daß es, wenn man ehrlichen geringen Alkoholgenuß angibt, nie mehr seinen Führerschein bekommen kann. Oder man muß ein Jahr abstinent leben und die Prüfer dazu noch anlügen,daß man nie mehr Alkohol trinken wird. Das ist unglaublich. ! Die arroganten und selbstherrlichen MPU- Prüfer, gehören mal selbst auf den Prüfstand. Es scheinen schon mafiose Strukturen dahinter zu stecken, an denen die Berater und auch Rechtsanwälte usw. durch mehrmalige Tests super dran verdienen. Der Bürger wird schamlos ausgenützt. Dies habe ich bei meinem eigenen Sohn, der bei einer Verkehrskontrolle, weil er leicht gekifft hatte, selbst erlebt. Der FS wurde eingezogen und nach 2 abgelehnten Test unternimmt er nun einen neuen Anlauf. Was sind das für fragwürdige Leute im deutschen Verkehrssicherheitsrat ? Leider habe ich keine Ahnung wie es mit dieser Sache im europäischen Ausland gehandhabt wird ? Hier muß der Gesetztgeber unbedingt was ändern. – Peter Pfanner


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Schwankend zwischen Wut, Ärger und Verzweiflung -über das Fortschreiten der Zerstörung unserer Umwelt- nehme ich dieses Interview zur Kenntnis. Es ist mir unerklärlich wie ignorant oder unwissend, faul oder uninformiert, dumm oder ätzend überheblich, naiv oder denkfrei eine Politikerin ihre Meinungsflachheit zum Besten gibt. Nur Ausreden, keine Ziele und kein Funken an Reflexion darüber, was unser Konsumenten- und Produzentenverhalten anrichtet. Mit dieser Frau werden wir nichts, aber auch gar nichts bewegen, was unsere Umwelt schützt. – Ulrike Weber


Leserbrief zu „»Der Nationalismus war nie weg«“ von Christian Staas

Ich denke, Ihr Gespräch greift zu kurz! Es geht nicht um simplen Nationalismus. Es geht beim „Populismus“ letztlich um das „Wir“ gegen „Die“! Seien es Hexen, Juden oder heutzutage „Schalke“ gegen „Dortmund“. Es geht leider um unsere menschliche Natur, mit der sich die Zivilisation, letztlich wir Menschen uns möglichst kraftvoll und verständnisvoll auseinandersetzen müssen! – Reinhard Kniepkamp


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Danke Frau Raether und Herr Ulrich für das gelungene Interview mit Frau Klöckner und das konsequente Nachfragen. Nur die Antworten waren weder vollständig noch ergiebig. Schließlich wurde ja die Ministerin befragt und nicht irgend eine Weinkönigin. – Dr. Gustav Offenbächer


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. Da ich nicht nur Alter, Familienhintergrund, ländliche Herkunft und ähnliche Empfindungen/Erfahrungen in den Veranstaltungen an der Universität mit Ihnen teile, kann ich mich mit vielem, was Sie in Ihrem Artikel beschreiben, identifizieren. Dennoch bleibe ich ein wenig ratlos zurück. Sie werfen den „Eliten“ vor, unnötig mit Fremdworten um sich zu werfen und dabei den Blick für das Wesentliche – wenn ich Sie richtig verstanden habe, die Probleme des „kleinen Mannes/der kleinen Frau“ – zu verlieren. Diese Ansicht teile ich nicht. Besonders nicht hinsichtlich des Gendersternchens. Meine Eltern reagierten ähnlich wie die Ihren auf dieses Thema – aber dadurch wird die Tatsache und die Verwendung des Sternchens nicht weniger wichtig. Sprache schafft Realität und Akzeptanz. Nur, weil viele Menschen der Meinung sind, dass dieses Thema in ihrer eigenen Lebenswelt keine besonders wichtige Rolle spielt, darf es nicht einfach unter den Teppich gekehrt werden. Und es sind eben gerade solche Themen, die die Lebenswelten von vielen Akademiker*innen prägen und beschäftigen – mich eingeschlossen.

Menschen sind verschieden. Und Allgemeinbildung, Wissen etc. schafft oftmals ein bestimmtes Milieu, in dem sich die Menschen dann bewegen – und dadurch verlieren sie den Blick für die Lebenswelten der anderen, für die Probleme von anderen. Ich stimme Ihnen zu, dass wir vielleicht eine Sprache brauchen, die eine Brücke zwischen den verschiedenen Lebenswelten schlägt, aber ich kann Ihrem pauschalen Urteil über die „abgehobenen Eliten“ nicht folgen. Einem Juristen werfen Sie ja auch nicht vor, dass er sich (für alle Nichtjuristen) unverständlich ausdrückt. Ebenso wenig können Sie eine Arzt kritisieren, dass er einen Bypass an den Koronararterien legt, anstatt einfach pauschal zu sagen „er operiert am Herzen“. Sprache schafft Effizienz und Genauigkeit. Und darum brauchen bestimmte Berufs-/Lebenswelten eine gewisse Eloquenz der Sprache. Dass Sie diesen Graben erkannt und am eigenen Leib spüren ist lobenswert – aber ich habe nicht den Eindruck, dass Sie besonders viel tun, um diesen zu überbrücken. Weder behaupten Sie sich gegenüber Kolleg*innen/Freund*innen mit Ihrer Meinung, aus Angst, dafür abgekanzelt zu werden, noch versuchen Sie Ihren Eltern zu vermitteln, dass o.g. Themen nicht gleich unwichtig sind, nur weil sie nicht unmittelbar davon betroffen sind. Meinem Eindruck nach machen Sie es sich ein bisschen zu einfach. Sie prangern an, aber sind selbst nicht gewillt, etwas zur Lösung bzw. zu dessen Anstoß beizutragen. Dabei brauchen wir wieder einen echten Dialog. Raum für Diskussionen und Dispute. Mit mehr Verständnis und weniger Voruteilen, mit weniger Scham und mehr Sachlichkeit. Das fordern Sie ja auch. Aber dann tun Sie auch bitte was dafür -aktiv, nicht nur passiv indem Sie die Missstände ansprechen. Melden Sie sich in der Konferenz und fragen, wenn Sie ein Wort nicht verstanden haben oder nicht kennen – ich wette, es gibt mindestens drei Menschen im Raum, die ebenfalls keine Ahnung haben, was das besagte Wort bedeutet aber zu feige sind, selbst zu fragen; die werden Ihnen dankbar sein, dass Sie gefragt haben! ;) Indem Sie schweigen und heimlich googeln wird an der Ausgangssituation ja nichts verändert…

Ihre Eltern befinden sich am sonntäglichen Kaffeetisch Ihnen gegenüber nämlich in genau derselben Situation: Sie verstehen Sie und Ihre Worte, Ihre Lebenswelt und Ihren Alltag nicht mehr. Und deswegen wird Ihnen an den Kopf geworfen, Sie reden so „hochgestochen“ daher (ein Ausspruch übrigens, der mir selbst nur zu gut bekannt ist). Aber ist dieses Abtun die Lösung? Wohl kaum. Sie werden zwar daran erinnert, einfachere Worte zu benutzen (und sind dankbar für den Hinweis) – im Gegenzug könnten Sie Ihren Eltern aber auch erklären, was Sie meinen und erweitern dadurch deren Horizont. Indem Sie in Ihrem Artikel einfach nur die Eloquenz der „Elite“ beklagen, tun Sie nichts anderes als das, was Ihre Eltern mit Ihnen machen: Sie als einen „Schmarrer“ und „Dampfplauderer“ zu bezeichnen. Ist damit das Problem behoben? Ein kategorisches Ablehnen was das Entgegenkommen hinsichtlich Sprache und Interesse angeht, nutzt weder der „bürgerlichen“ noch der der „elitären“ Seite. Es wäre schön, wenn Sie Ihr Bewusstsein für diesen Graben künftig dazu nutzen könnten, zur Lösung beizutragen – und ihn nicht noch zu vertiefen. – Jasmin Mannschatz


Leserbrief zu „Schuld und Sühne“ von Evelyn Finger, Sebastian Kempkens und Daniel Müller

Sie schreiben in der 4. Sp., unten: „… im Dekret De delictis gravioribus … schwerwiegendsten Delikte“. Unser Lateinlehrer hätte vor 65 Jahren diese Übersetzung als falsch markiert: Denn „gravior“ ist der Komparativ von gravis, „schwerwiegendst“ will jedoch der Superlativ von schwerwiegend sein, in korrektem Deutsch müsste es aber schwerstwiegend heißen. – Volker Morstadt


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Ja, sie haben dies und das ausgelassen die Herren Ulrich und Geis, aber Sie haben auch etwas ausgelassen, was merkwürdige Geschichtsinterpreten neuerdings als Vogelschiß bezeichnen. Und wenn man meint, dass dieser Vogelschiß kein gottgegebenes Schicksal sprich Zufall war sondern, dass sowas von sowas kommt. wird’s vielleicht doch ziehmlich ernst, auch wenn die Sozialdemokratie dann (als es zu spät war) versucht hat den Vogelschiss unter Lebensgefahr zu verhindern. Und wer sagt ihnen, dass eine Revolution oder Bürgerkrieg in einer Diktatur der Partei a la Russland geendet hätte wenn all die SozialDEMOKRATEN mitgemacht hätten? Und was überhaupt halten Sie von der französischen Revolution und vom amerikanischen Bürgerkrieg. Sieht ja fast so aus als fänden sie Krieg ganz okay aber Bürgerkrieg… – Dieter Herrmann


Leserbrief zu „»Der Nationalismus war nie weg«“ von Christian Staas

Das Gespräch, wie halt immer wird mit den falschen Leuten geführt. Alle zusammen scheinen die alten Ideologien wieder aus der Schublade hohlen zu wollen. Der heutige Zustand hat eine ganz andere Dimension als vor 50 Jahren. Die AfD wurde ständig diskriminiert, was anderes viel den Medien und Politikern nicht ein. Oder es fehlte ihnen an sachlichen Argumente. Das ging sogar so weit, daß man die AfD ständig von den Sicherheitsbehörden überprüfen lassen wollte. Erst das Verwaltungsgericht hat dem ein Ende gemacht. Ihre Autorin sollte das Buch von Rainer Mausfeld: „Warum schweigen die Lämmer“, lesen. Solche Intellektuellen werden schlicht und einfach nicht gehört. Weil es nicht in ihre Ideologie passt. Obwohl sich die Grenze zwischen Ordnung und Chaos längst verwischt haben. Und in den Unis wurde eine radikal linke Politik installiert. Das ist die Wahrheit, die gern verschwiegen wird. Ihre Autor Christian Staas scheint von einer solchen Hochschule zu kommen. Wenn ich mich irre dann entschuldige ich mich dafür. – Gunter Knauer


Leserbrief zu „Mehr Revolution wagen?“ von Heinrich August Winkler

Der Titel dieses Artikels von SPD-Genosse Winkler kann nur polemisch gemeint sein. Die SPD hat sich schon lange gegen Revolution festgelegt. Nicht mehr oder weniger, sondern gar keine Revolution. So schreibt Winkler selbst vom „Klassenkompromiss mit dem Bürgertum“. Allerdings war der Kompromiss sehr viel weitgehender als nur mit dem Bürgertum, denn im deutschen Kaiserreich waren vor allem die Blöcke von Adel, Kirche und Militär an der Macht und die SPD lange Zeit verboten. Die Aufhebung des SPD-Verbots änderte nichts an den realen Machtverhältnissen. So war denn auch lange Zeit die Mehrheit der SPD-Vertreter antikapitalistisch. Allerdings gab sie sich der Illusion hin, durch Reformen den Kapitalismus zu überwinden. Das Kaisertum wurde zwar nach dem 1.Weltkrieg abgeschafft, aber die alten Blöcke blieben nicht nur an der Macht, sondern verstanden es auch, die SPD 1914 durch den Nationalismus zu spalten, indem sie die Mehrheit der Parlamentarier für den Krieg überredete, und 1918/9 in den Kampf gegen die November-Revolution einzuspannen, indem sie ihr die Regierungsgewalt überließen.

Die Weimarer Republik sei „Zusammenarbeit der gemäßigten Kräfte in Arbeiterschaft und Bürgertum“ gewesen. Das kann Winkler nur glauben, weil er die „Koalitionspolitik“ der „parlamentarischen Demokratie“ für das Erstrebenswerte hält und mit wirklicher Demokratie verwechselt. August Bebel hatte noch die Pariser Kommune begrüßt, weil sie sich demokratisch von unten organisierte und antikapitalistisch war. So waren auch die rätedemokratischen Ansätze in der Novemberrevolution in vielen Städten Deutschlands zukunftsweisend und eben kein Kompromiss mit dem Kapitalismus, den Winkler schönfärberisch das Bürgertum nennt. Und ihre Niederlage verdankte sich nicht der Besonnenheit Friedrich Eberts, sondern dem Bündnis mit dem Militär, das die Aufständischen liquidierte und den Aufstieg des Faschismus vorbereitete. Bezeichnend ist, dass Winkler diese mörderischen Aktionen verschweigt und behauptet, die Deutschen wären sonst „um die Ausübung ihres Selbstbestimmungsrechts gebracht worden“. Das Ergebnis der Revolution „wären gesellschaftliches Chaos, ein landesweiter Bürgerkrieg“ gewesen. Den Sozialdemokraten ist nicht im November 1918 „unverhofft die Macht zugefallen“, sondern sie haben sich vor den Karren der Reaktion spannen lassen und geholfen, dass der deutsche Kapitalismus und Militarismus sich entfalten konnte – bei gleichzeitigem Elend des Volkes.
Winkler plädiert für eine „Volkspartei der linken Mitte“, die „anpassungsfähig“, „kompromiss- und bündnisfähig“ bleiben müsse. Von einer antikapitalistischen Programmatik, die am Anfang aller sozialistischen Parteien im 19. Jahrhundert stand, ist nur noch der Wunsch geblieben mitzubestimmen, um Exzesse abzufedern („Überwindung ungleicher Lebenschancen“). Die „Herausforderungen der Gegenwart“ und „drängenden Fragen der Zukunft“ wird diese SPD nie beantworten, weil sie die Machtverhältnisse nicht antasten will, weil sie die Ursachen ökologischer und ökonomischer Krisen in dem Wachstumswahnsinn leugnet und weil sie unterstützt, dass der Kapitalismus weiterbesteht auf Kosten der Gerechtigkeit. Die SPD ist Teil des herrschenden Systems geworden, das nicht nur zwei Weltkriege verursacht hat, sondern auch ungeheure Flüchtlingsbewegungen vor Armut und Elend, die nur noch mit Waffengewalt und Mauerbau gebremst werden können, sowie eine Ausplünderung des Planeten, die von den Grünen nur ansatzweise bekämpft wird, während die SPD sie unterstützt, weil daran Arbeitsplätze hängen. Die Arbeitsplätze gehören den Kapitalisten. Sie sind die Gegner. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen müssten das Hauptinteresse der SPD sein, wenn sie eine Volkspartei sein wollte: also keine Braunkohlegräber, kein Diesel-Abgasbetrug…

Die SPD verstand sich anfänglich nicht nur als Partei des Proletariats oder der Arbeiterklasse, sondern auch anderer Schichten aus dem Volk, Handwerkern, Intellektuellen. Nur in dieser Richtung hätte der Begriff „Volkspartei“ einen Sinn, weil er den Widerspruch zum Kapitalismus benennt, statt ihn bewusst zu verwischen. Was dem Professor Winkler völlig entgeht ist eine Analyse der historischen Situationen, in denen die SPD an der Regierungsmacht beteiligt wurde: Es waren immer Legitimationskrisen der parlamentarischen Republik, wo die Stimmung im Volk umzukippen drohte. Dann wurde die SPD gebraucht, um die Unzufriedenheit einzudämmen und einen Teil des Volkes zu befrie-dig-en. So ist es auch nach der letzten großen Krise gelungen, die Arbeitslosenzahlen zu verringern, indem mehr prekäre Arbeitsverhältnisse bei gleichbleibendem Arbeitsvolumen geschaffen wurden. Deutschland konnte so die attraktive Insel der Seligen bleiben, in die alle Flüchtlinge streben, weil es anderswo weniger rosig aussieht. Aber der Aufstieg der AFD zeigt deutlich, dass die Stimmung umschlägt, auch wenn die Verhältnisse nicht so extrem wie in Frankreich sind. – Gerd Stange


Leserbrief zu „Das unsichtbare Netz“ von Julia Friedrichs, Christian Fuchs, Astrid Geisler und Andreas Spinrath

Wir leben in einem freien Land mit Rede- und Versammlungsfreiheit. Dazu gehört, dass Menschen sich unter Reichsflaggen versammeln und reden, während nebenan ihre politischen Gegner das Gleiche unter der Flagge des Regenbogens tun. Dieser Freiheit dient es nicht, wenn Tattoos unterhalb des Knies und persönliche Freundschaften zum Gegenstand „investigativer“ Recherche werden. Gesinnungsschnüffelei ist auch dann totalitär, wenn sie meiner Gesinnung entspricht. – Ingo Klamann


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Wirklich stark, Ihr Artikel! Anschaulich haben Sie beschrieben, dass selbst Ihnen, als Zeit-Journalisten, das abgehobenen Elitenvokabular schon lange über die „Hutschnur“ geht.. Ich finde es einfach nur zum Schütteln, was aus unserer lebendigen Sprache gemacht wird. Und auch, dass wir das zulassen. Gegen etablierte Fremdworte, dort wo sie ihre Berechtignung haben, ist nichts einwenden – wohl aber gegen jede Menge dieser Anglizismen und dem gestelztem Neudeutsch. Denjenigen, die zur ausgebildeten Schreiberzunft gehören, dürften sehr genau wissen, was sie damit erzeugen. Als ehemaliges „Schreiberlein“ aus der Provinz finde ich mich in Ihrem Artikel sehr gut wieder. Ja, um neben den „großen Kollegen“ als Seiteneinsteigerin bestehen zu können, habe ich mich bald selbst dieser sprachlichen Kunstwelt bedient, anstatt mich zu meiner normalen, lebensnahnen Ausdrucksweise zu bekennen. Mir war kein Aufwand zu viel für eine aus meiner Sicht, sauberen Recherche und erst recht für’s anschließende Vertexten. Statt mir selbst treuzubleiben habe ich mich wohl derart verbogen, nur um Anerkennung zu bekommen, und irgendwann war die Luft raus, um engagiert über Land und Leute zu berichten. Letztendlich bieb meine Begeisterung und Neugier auf der Strecke – Kein Wunder- koste es was es wolle, ich wollte dazugehören! – und das ist mir überhaupt nicht gutbekommen. Hätte, wenn und wäre nützt nix – sollte wohl nicht sein – aber für Sie freue ich mich, dass Sie ein so grundgesund denkendes Umfeld haben… – Susanne Steyer-Werner


Leserbrief zu „Wie komme ich da hin? So komme ich da hin!“ von Margit Stoffels

Ich freue mich schon seit 20 jahren jeden donnerstag auf die zeit, aber eins finde ich ein unding: Wieso schreiben Sie in zeiten des klimawandels verlockende artikel über fernreisen? Der im betreff genannte ist ja nur ein beispiel. Da finde ich Sie nicht konsequent. Auch in europa gibt es tolle unbekannte ziele. – Bärbel Knauß-Fourchault


Leserbrief zu „Die Bildung der Anderen“ von Manuel Stark

Glückwunsch! Ihr kluger und weitsichtiger Artikel sollte aus meiner Sicht ein ernsthaft großes Gehör finden! Unsere Gesellschaft ist zunehmend gespalten in arm/reich, gebildet/ungebildet, bewusst handelnd/gleichgültig, höflich/ungehobelt und weitere Gegensätze die gut gepflegt werden um ja keine Ähnlichkeiten aufkommen zu lassen. Unsere Sprache drückt unser Denken aus ist vielleicht DAS Verbindungselement überhaupt. Wenn schon die Sprache spaltet, und zwar nicht um des Inhalts, sondern um des Spaltens willen, dann sollten wir alle ein Beispiel setzen, wie es besser und vor allem toleranter geht. Damit muss man den hübschen, elaborierten Code nicht abschaffen, aber es genügt, ihn unter ähnlich Gebildeten auszutauschen. Gebildet ist, wer es versteht, komplizierte Sachverhalte allgemeinverständlich zu erklären und zeigt damit, dass nicht nur die Worte sondern auch der Inhalt wirklich verstanden wurde. Meinungsvielfalt außerhalb des linksliberalen Bildungsbürgertums muss gestattet sein und ernst genommen werden! Machen sie weiter so und kämpfen sie in der Zeit Konferenz für die Titelseite :-)! – Katrin Hering


Leserbrief zu „Rauf mit dem Diesel-Grenzwert?“ von Lisa Nienhaus und von Claas Tatje

Ihre Redakteurin Lisa Nienhaus hat wieder einmal die praktischen Auswirkungen der geplanten Diesel-Fahrverbote aufgezeigt, eben eine millionenfache Enteignung von PKW-Eigentümern. Sie ist einer dieser betroffenen Eigentümer im Gegensatz zu Claas Tatje, der sich einreiht in die Gilde der Dauerkritiker, welche ihre Prinzipien jenseits aller Verhältnismäßigkeit durchziehen. Bei Claas Tatje ist keine Rede davon, auf welch fragwürdiger Datenbasis z B die Meßwerte in München erzeugt wurden. Es findet sich auch kein Hinweis darauf, daß innerhalb einer Wohnung durch eine Gastherme, einen Gasherd oder durch Kerzenflammen der Grenzwert von 40 µg NO2/m**3 Luft problemlos um den Faktor 5 überschritten wird. Der Autor sollte außerdem zwischen diesem Imissionsgrenzwert und dem für PKW geltenden Emissionsgrenzwert von 80 mg/km NOx (= NO und NO2) unterscheiden. – Stephan Rubbert


Leserbrief zu „»Ich weiß, woher ich komme«“ von Mark Schieritz und Michael Thumann

Praesident Pavlopoulos laedt nach Griechenland ein, aber IWF Chefin Lagarde sollte nicht kommen solange Ex-Statistik Chef Andreas Georgiou verfolgt wird
Eine vermeidbare griechische Tragoedie
Seit sieben Jahren wird der Mann, der Griechenlands Schwindel mit Wirschaftsdaten vor der grossen Krise aufgedeckt hat grund- und gnadenlos verfolgt. Einige derjenigen, die an diesem Schwindel mitgewirkt haben, versuchen sich reinzuwaschen, indem sie den, der den Betrug feststellte ihrerseits des Schwindels bezichtigen. Wahrhaft eine griechische Tragoedie. Aber eine, die diesmal nicht tragisch enden darf und muss, wie in diesem Brief ausgefuehrt. In ihrem Interview mit DIE ZEIT vom 20.2.2019 unterstrich Madame Lagarde die Aufgabe des Internationalen Waehrungsfonds (IWF), an der Loesung globaler Probleme mitzuwirken. Ich moechte auf eine oft uebersehene aber wichtige Arbeit des IWF hinweisen : der Definition und Ueberwachung weltweiter Standards fuer korrekte Wirtschaftsstatistik. Nach Dutzenden von Faellen in IWF Mitgliedslaendern in vergangenen Jahren in denen fehlende oder verfaelschte Wirtschaftsdaten die rechtzeitige Berichtigung von wirtschaftlichen Fehlentwicklungen verhinderten, werden diese Standards inzwischen von vielen Laendern respektiert. Auch Griechenland hat traurige Erfahrungen gemacht: vor 2010 wurden die Zahlen zur Entwicklung des Defizits des Staatshaushaltes bewusst gefaelscht, was dazu beitrug, eine falsche Wirtschaftspolitik zu verlaengern, private Kreditgeber zur bereitwilligen Kreditvergabe zu ermuntern, und damit aus einem normalen Haushaltsproblem eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Katastrophe zu machen.

Herr Andreas Georgiou, ein ehemaliger Mitarbeiter des IWF, wurde von der griechischen Regierung im August 2010 fuer fuenf Jahre ins Amt als Chef der griechischen Statistik (ELSTAT) berufen. Seitdem erstellt ELSTAT korrekte Daten. Aber Georgiou wurde von einigen prominenten Politikern als Suendenbock fuer die griechische Katastrophe auserkoren und wird seit sieben Jahren juristisch verfolgt, in dem Versuch, von den wirklich schuldigen Politikern abzulenken. Mit der absurden Beschuldigung, Georgiou habe Daten gefaelscht, taten sich besonders zwei Personen hervor: Frau Xeni Dimitriou, Griechenlands oberste Staatsanwaeltin seit 2016 und Staatspraesident Prokopis Pavlopoulos, im Amt seit 2015. Saemtliche europaeischen Regierungen und Institutionen, und der IWF, die Griechenland von 2010-18 Euro 302 Milliarden an Krediten gewaehrten, anerkennen als korrekt die von ELSTAT unter Fuehrung Georgious veroeffentlichten Fiskaldaten, einschliesslich der Zahlen zum Staatshaushaltsdefizit in 2009 von sage und schreibe 15.4 % des BIP. Keine der vier griechischen Regierungen seit 2010 ( ob mitte links, technokratisch, mitte rechts, oder weit links ) hat je an den ELSTAT Zahlen Zweifel geaeussert. Im Gegenteil, der jetzige Ministerpraesident Alexis Tsipras hat erklaert, seine Regierung sei bereit, vor Gericht zu Gunsten von Georgiou auszusagen ( www.welt.de, 17. Juni 2018 ).

All dies hat Frau Dimitriou nicht daran gehindert, die rein politisch motivierte Beschuldigung gegen Georgiou am Leben zu halten, er habe die Zahlen fuer das Haushaltsdefizit des Jahres 2009 kuenstlich erhoeht, um Griechenland grossen Schaden zuzufuegen; das Risiko fuer Georgiou ist eine lebenslange Haftstrafe! Als Berufungsgerichte Georgiou in 2015 und wieder in 2017 fuer unschuldig befanden, veranlasste Frau Dimitriou das oberste Gericht durch rechtswidrige Weglassung entlastender Beweise dazu, diese Urteile aufzuheben; jeweils eine neue Anklage wurde eingereicht. Wie von mir in einem Leserbrief an die englische Ausgabe der griechischen Zeitung Kathimerini erlaeutert, unterschlug sie ueberwaeltigende Unschuldsbeweise ( www.kathimerini.gr, 25. Oktober 2018 ). Sie beging damit klaren Amtsmissbrauch, aber der jetzige Justizminister hat kein Disziplinarverfahren gegen sie eingeleitet. Herr Pavlopoulos profilierte sich 2014 als Aufpeitscher der oeffentlichen Meinung gegen Suendenbock Georgiou. Pavlopoulos war Innenminister der Regierung die in 2009 das Fiskaldefizit auf 15.4 % des BIP aufblaehte und damit die Wirschaftskrise ausloeste. In 2014 beriet ein Berufungsgericht ueber den Antrag eines Staatsanwaltes und eines Untersuchungsrichters, die Anklage gegen Georgiou als unbegruendet abzuweisen. Um das zu verhindern, schrieb Pavlopoulos am 26. Juni 2014 in politiki@realnews.gr :‘ Im Fall [Andreas Georgiou ] und wegen der willkuerlichen und unrechtmaessigen Erhoehung des Defizits in 2009 das dem griechischen Volk ein immenses Opfer von Milliarden von Euros aufbuerdete, muss das Recht seinen Lauf bis zum Ende nehmen‘. Diese unverschaemte Ausuebung politischen Drucks auf das Gericht von Pavlopoulos und von anderen Politikern war – leider – erfolgreich und dazu veruebt von einem Mann, der es als ehemaliger Juraprofessor besser wusste und der auch wusste, dass die von seiner Partei in 2014 gestellte Regierung die ELSTAT Zahlen nie anzweifelte.

Herr Gerry Rice, Sprecher des IWF, bestaetigte am 1.11.2018, dass Griechenlands Staatspraesident Pavlopoulos Madame Lagarde eingeladen habe und sie gern annehme, ein Termin aber noch nicht vereinbart worden sei. Die Hetzjagd auf Andreas Georgiou darf vom IWF nicht toleriert werden; rechtschaffenden Statistikern ueberall muss der IWF demonstrativ die notwendige Unterstuetzung gewaehren. Herr Pavlopoulos hat sich als prominenter Politiker an dieser Hetzjagd beteiligt und sollte nicht von Madame Lagarde mit einem Besuch geehrt werden, solange die Griechenlands unwuerdige Verfolgung Georgious nicht endgueltig eingestellt ist. – Dr. Eduard Brau


Leserbrief zu „Frau Klöckner, darf man Tiere töten? »Ich werde nicht das Schlachten verbieten«“ von Elisabeth Raether und Bernd Ulrich

Durch Ihre Fragen lassen Sie erkennen, dass Sie aus der einzig vertretbaren Position Ihre Fragen stellen und Ihren Lesern nur vermitteln wollen, dass die neue Ministerin genauso verstockt, parteiisch und schlimm denkt und handelt wie Ihr Vorgänger. Bei Ihren Fragen verfälschen Sie virtuos die Tatsachen durch grobe Vereinfachung der sehr vielschichtigen und komplizierten Materie. Alle 48 Jahre eine Kontrolle. In der Wirklichkeit wird jeder professionelle Betrieb mindestens einmal im Jahr vom Kreisveterinär überprüft, dazu kommen QS und andere Programme und Label, die Kontrollen der Landesverwaltungsämter in Betrieben nach BImSchG, Vorlage von Gutachten für das Salmonellenmonitoring und in kurzfristigen Abständen die Besuche des Betriebstierarztes. Ein Vorwurf in Ihren Fragen betrifft die Kastration der Ferkel. Die Grünen haben es geschafft, im deutschen Grundgesetz die Schmerzfreiheit bei Kastration festzuschreiben. Bei den Dänen steht Schmerzlinderung im Gesetz. Ohne eine Änderung gibt es keine brauchbare Methode der Kastration von Ferkeln, das ist mit den grünen Landesministern im Bundesrat nicht durchsetzbar. Deshalb der Aufschub. usw.usw.

Sie haben nicht ein einziges positives Wort für die Landwirtschaft und die Landwirtschaftspolitik gefunden. Kein einziges Wort zu den großen Fortschritten die nicht zuletzt auch durch den Druck von den Medien und der Politik erreicht wurden. Ihnen geht es nicht um die Durchsetzung der besten mach baren Lösung. Sie sind nicht kompromißwillig und spalten die Gesellschaft. Frau Klöckner hat mir leid getan von Ihnen befragt zu werden. Der Beitrag von Dr. Ulrich zur grünen Woche ist aus der gleichen Überzeugung geschrieben. – Rainer Heukamp